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Akzente
Februar 2005
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Neues aus dem Unternehmen
Aktuell
Rübe
Markt & Kunde
„Wem nützt Europa ohne Rüben, Frau Künast?“
Hajduság und Clauen – starke Regionen und was sie auszeichnet 20
Ab sofort auch koscher – Tagatose mit vier neuen Zulassungen 22
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NordzuckerKampagne 2004 Australiens Zuckerwirtschaft in der Krise Kapitalerhöhung
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I Inhalt I Akzente Februar 2005
Auf ein Wort
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Neue Felder
Aktuell „Entweder wir machen das Geschäft oder die anderen“ – Ein Interview mit Dr. Ulrich Nöhle
Ehemaligentreffen in Schladen
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Strom und Wärme aus Biogas – Teil 3 Entscheidungskriterien für Investitionen
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Special
Eigenkapital stärken und erfolgreich weiter wachsen – Nordzucker beschließt Kapitalerhöhung im Frühjahr 2005
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Albrecht Hertz-Eichenrode wird neues Mitglied im Aufsichtsrat
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„Wem nützt Europa ohne Rüben, Frau Künast?“ – Forum Existenzfrage Zucker
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Von Kosten und Nutzen – Wirtschaftsfaktor Zuckerfabrik: Das kommt an in der Region
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Neuorganisation der Beiratsarbeit
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Aufregung um positive Pellet-Proben in deutschen Zuckerfabriken
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Kein Zuckerschlecken Down Under – Hilfsprogramm für australische Zuckerwirtschaft
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Australien: Melonen, Saat und Rohr – Verkaufen geht vor Anbauen
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Nachgefragt – Das Akzente Interview: Wo der Wechselkurs wichtiger als das Wetter ist
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Rübe Nordzucker-Kampagne 2004: Große Ernte in allen Ländern
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Hajduság und Clauen – Starke Regionen und was sie auszeichnet
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Markt und Kunde Ab sofort auch koscher – Tagatose 2004 mit vier neuen Zulassungen
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Kurz vorgestellt: Glukosesirup – Nordzucker Süßungsmittel im Portrait
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Insgesamt günstiger – Die Lage am Weltzuckermarkt
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127 Jahre Zuckerfabrik Harsum
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Das süße Rezept Orangenkaffee
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Entenjagd … … heißt eine Sendung im Regionalprogramm des NDR. Unfreiwilliger Entenjäger war Ende November die NordzuckerUnternehmenskommunikation. Eins dieser possierlichen Tierchen war auf verschlungenen Wegen in den Regional-Nachrichten des NDR-Funkhauses Hannover gestrandet. Zur besten Frühstückszeit mitten in der Kampagne bekamen unsere Mitarbeiter und Landwirte aus dem Radio zu hören: „Nordzucker schließt ihre Zuckerfabriken in Groß Munzel und Nordstemmen. Der Betriebsrat ist unterwegs zu den Mitarbeitern“. Die Nachrichtenredakteure hatten die Pressenotiz zu Werksbesuchen des Gesamtbetriebsrats kreativ kombiniert mit dem Inhalt eines Interviews, in dem der Groß Munzeler Werkleiter Rudolf Henze wenige Tage vorher zu Konsequenzen aus der Reform der Zuckermarktordnung befragt worden war. 16 Prozent Quotenkürzung bedeuten 200.000 t weniger Nordzucker oder rechnerisch zwei Werke zu viel. So hatte Henze dem NDR-Redakteur vorgerechnet. Mit aufgeregten Anrufern gingen in Werken und Zentrale viele Stunden verloren. Am Ende gab es eine formvollendete Entschuldigung vom NDR und die Nordzucker Unternehmenskommunikation blies Halali oder Ente tot. Positive Nebenwirkung dieser ärgerlichen Recherchepanne: Das Tierchen brachte der Deutschen Telekom ein echtes Umsatzplus. sdp
Treffpunkt Nordzucker
Impressum
Rückblick auf das politische Jahr 2004 – Hochrangige Politiker sprachen mit Nordzucker
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Ohne Quote bleibt EBA eine Farce – Rohranbauer aus Malawi und Zuckerarbeiter aus Mosambik im Werk Klein Wanzleben
Herausgeber: Nordzucker AG Küchenstrasse 9 · 38100 Braunschweig Telefon 0531 / 24 11 - 0 Telefax 0531 / 24 11 - 106 E-Mail akzente@nordzucker.de
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Wir haben eine gute Position – Godelieve Quisthoudt-Rowohl zu Gast im Werk Clauen
Redaktion: Gerald Dohme, Christian Kionka, Susanne Dismer-Puls (sdp) verantwortlich
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Layout und Satz: adconcept. werbeagentur gmbh, Hannover
CDU-MdB von Klaeden besuchte Nordzucker
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Druck: CW Niemeyer Druck GmbH, Hameln, Aufl.: 19.000 Fotos: S. 4 - Detlef Riemarzik; S. 8, 9 - Martin Graber
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Akzente Februar 2005 I Auf ein Wort I
Sehr geehrte Rübenanbauer und Aktionäre, das Jahr 2004 brachte eine sehr gute Zuckerrübenernte und eine reibungslose, sehr gute Kampagne. Beendet haben wir die Kampagne 2004 am 8. Januar 2005 im ungarischen Nordzucker Werk Szolnok - dort nach einer stattlichen 124-Tage-Kampagne. Weiter deutlich gestiegen ist die Effizienz unserer acht norddeutschen Werke. Mit durchschnittlich 97 Kampagnetagen (Vorjahr 88) erreichen wir eine Auslastung, mit der wir im europäischen Vergleich ganz vorn liegen. Der Zuckerertrag von durchschnittlich 10,3 Tonnen je Hektar bei 58 Tonnen Rüben und 17,7 Prozent Zuckergehalt zeigt einmal mehr, dass wir in starken Regionen aktiv sind. Der Norden – und auch das hat 2004 gezeigt – ist fähig, weiteres Potential im Rübenanbau zu mobilisieren. Die politische Entwicklung lässt uns keine Zeit, auf diesen Lorbeeren auszuruhen. Wir dürfen aber auch nicht zulassen, dass politische Unsicherheiten unsere guten Erfolge völlig überdecken. Ein gesundes Selbstbewusstsein, konstruktives nach-vorn-Denken und Handeln bringen uns weiter. Abwarten wirft uns zurück. 17 Monate vor dem Auslaufen der laufenden EU-Marktordnung für Zucker gilt diese Weisheit mehr denn je. Die „Karten“ für die Zeit ab 1. Juli 2006 „werden jetzt gemischt“: Nicht erst, wenn die Politik beim Versuch, die Quadratur des Kreises neu zu gestalten, für die ZMO vielleicht Ende 2005 einen Kompromiss ausgehandelt hat. Einen neuen, sehr wichtigen Verbündeten unserer politischen Anstrengungen haben wir im Europäischen Wirtschaftsund Sozialausschuss (EWS) gefunden. In einer kurz vor Weihnachten veröffentlichten, wegweisenden und sehr detaillierten Stellungnahme zu den
Juli-Vorschlägen der EU-Kommission zur Reform der ZMO bescheinigt der EWS der EU-Kommission unzureichende Vorarbeiten. Die Auswirkung der 2001 an die am wenigsten entwickelten Länder gerichteten Initiative „Alles außer Waffen“ habe die Kommission „nicht angemessen eingeschätzt“. Der EWS kritisiert, dass die Forderungen der LDCs nach Quoten weiter ignoriert werden. Nach seiner Einschätzung stehen die Reform-Vorschläge auch im Widerspruch zur so genannten Lissabon-Strategie, die unter anderem ausdrücklich auf die Schaffung von Arbeitsplätzen abzielt. Scharf kritisiert wird unter anderem die von der Kommission vorgelegte Folgenabschätzung, die „nicht die erforderlichen Informationen“ liefere. Der EWS, aber auch der Landwirtschaftsausschuss des Europäischen Parlamentes, der sich in ähnlicher Weise zum Kommissionsvorschlag äußert, haben unsere berechtigten Argumente, Bedenken und Verbesserungsvorschläge also aufgenommen – ein hoffnungsvolles Zeichen! Ziemlich enttäuschend fällt dagegen die ebenfalls kurz vor Weihnachten publizierte „Position der Bundesregierung“ zur ZMO Reform aus. Das Papier, das zwischen s i e b e n verschiedenen Ämtern und Ministerien abgestimmt wurde, trägt sehr deutlich die Handschrift von Hans Eichel. Bundeskanzleramt, Auswärtiges Amt, das Finanz-, Verbraucherund Umweltministerium sowie das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit und das Entwicklungshilfeministerium errechnen darin zum Beispiel noch immer „Wohlfahrtsgewinne“ in Höhe von 148 Millionen Euro, die Verbraucher beim Kauf von Haushaltszucker einsparen würden. Aufgeführt werden „positive Umwelteffekte durch eine Reduzierung des Rübenanbaus“. Mit Nachdruck fordert die Bundesre-
gierung, die Reform dürfe nicht teurer werden als die geltende Zuckermarktordnung. Auch Umstrukturierungshilfen und Hilfen für die AKP-Länder sollten komplett aus dem EU-Agrarbudget finanziert werden können. In den Winterversammlungen haben Sie Gelegenheit, sich auch zum Stand der ZMO-Diskussion ausführlich zu informieren. Nutzen Sie diese Veranstaltungen für den Austausch mit Kollegen und Nordzuckermitarbeitern. Unsere Positionen werden wir auch 2005 mit äußerstem Einsatz auf allen politischen Ebenen nachvollziehbar mit klaren Fakten darlegen und gegen unangemessene Ansprüche Dritter mit allem Nachdruck verteidigen. Wir wünschen Ihnen ein erfolgreiches Jahr 2005. Nordzucker AG Dr. Ulrich Nöhle Jens Fokuhl Günter Jakobiak
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I Aktuell I Akzente Februar 2005
„Entweder wir machen das Geschäft oder die anderen“ Ein Interview mit Dr. Ulrich Nöhle wir suchen aktiv unsere Chancen und begeben uns auf den Weltmarkt. Denn wo Gefahr droht, gibt es auch immer Chancen. Wir diskutieren also auch mögliche Engagements in der Rübe außerhalb der EU oder mögliche Beteiligungen in der Zuckerwirtschaft in Brasilien, suchen auch Alternativen im Bereich anderer Süßungsmittel. Alles dient der Absicherung unseres Kerngeschäfts. Im Übrigen gilt wie immer: Wo Geschäfte locken, ist die Konkurrenz nicht weit – entweder wir machen das Geschäft oder die anderen. Süßungsmittel zur Abrundung des Portfolios – verlagert sich unser Geschäft zunehmend in Billiglohnländer zu Ungunsten der deutschen und europäischen Arbeitsplätze? Dr. Ulrich Nöhle
Herr Dr. Nöhle, Sie haben Rübenanbauern und Aktionären in mehreren Veranstaltungen den Kurs des Unternehmens erläutert. Warum reicht es nicht mehr aus, im europäischen Raum erfolgreich in Rübe „zu machen”? Zucker aus der Rübe ist und bleibt unsere Kernkompetenz – damit sind wir groß geworden, und damit werden wir auch weiterhin unseren Landwirten und unseren Mitarbeitern eine auskömmliche Existenzgrundlage bieten. Aber die Welt ändert sich. Unsere Kunden stehen in einem zunehmenden Wettbewerb. Die zunehmende Globalisierung führt nicht nur in Deutschland und der EU zu aggressiverem Verhalten der Geschäftspartner, sondern auf der ganzen Welt. Etwaige Abschottungstendenzen werden durch die WTO ausgehebelt – die Zölle werden sinken. Wir können uns unter diesen Umständen als Opfer sehen und in ein Mauseloch zurückziehen – oder
Diese Süßungsmittel sind in vielen Fällen keine aus Agrarrohstoffen abgeleiteten Produkte, sondern entspringen chemischen Prozessen. Ein Großteil der chemischen Grundstoffindustrie verlagert sich gerade nach China, weil dort wesentlich preisgünstiger produziert werden kann. Somit werden auch zahlreiche Süßungsmittel in naher Zukunft dort günstiger zu erhalten sein. Auch hier stellt sich wieder die gleiche Frage: Gehen wir mit, oder überlassen wir anderen das Geschäft? In der Tat verlagert sich derzeit ein Teil der Arbeitsplätze von Europa und von den USA und anderen „alten“ Industrieländern nach China – dort boomt die Wirtschaft. Wir merken das an unseren Kohle- und Stahlpreisen, die sich gerade vervielfacht haben. Wir merken das an den Frachtkosten, insbesondere bei Seefrachten, die sich mehr als verdoppelt haben. Und wir merken es auch bei Konsumgütern, die in Europa trotz bei uns steigender Gesamtkosten immer billiger werden:
Digitalkameras, Kaffeemaschinen und Mobiltelefone. Was können wir dagegen tun? Wir haben alle einmal gelernt: „Das Kapital wandert immer zum Ort der größten Wertschöpfung.“ Aber unter welchen Bedingungen? Bekanntlich gehören in Deutschland unsere Umwelt- und Sozialstandards zu den höchsten der Welt. Wir alle haben eine Kranken-, Renten- und Arbeitslosenversicherung, wir leben in einer „geschützten“ Umwelt mit sauberer
InnoSweet steigt in Süßungsmittel ein Vorstand und Aufsichtsrat haben den Einstieg in die Welt der Süßungsmittel beschlossen. Dazu wurde die neue NordzuckerGesellschaft InnoSweet GmbH mit Sitz in Braunschweig gegründet. Dr. Ulrich Nöhle betonte, dass ein erster, eigener Schritt („haben wir selbst entwickelt“) zur Diversifizierung mit dieser Entscheidung getan sei. Nordzucker reagiere damit rechtzeitig auf Ernährungstrends wie Functional Food und Wellness. Süßungsmittel passen dabei laut Nöhle sehr gut zum Portfolio der Nordzucker und ergänzen die Kernkompetenz Zucker ideal („Alles Süße aus einer Hand“). InnoSweet und Nordzucker werden zukünftig jede Süßungsmittelsparte für jede Lebensmittelgruppe mit Süßungsmitteln besetzen. Mit dieser Palette habe Nordzucker ein innovatives Portfolio, das eine einmalige Stellung als Anbieter von Süße sichere. Tanja Schneider-Diehl
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Luft, sauberem Wasser und wir haben ein Dach über dem Kopf. In den Niedriglohnländern ist das nicht unbedingt der Fall. Hier ist die WTO gefragt, nicht nur freien Welthandel an sich zu fordern, sondern diesen bitte unter vergleichbaren Bedingungen. Wir als Nordzucker fordern das in unseren zahlreichen Gesprächen von unseren Politikern, aber das ist ein langer Weg.
Wie ist Ihre Vision einer erfolgreichen Nordzucker nach 2006 und 2012? Welche Rolle spielen in dem Zusammenhang Zucker aus Rübe und Rohr, Süßungsmittel und Bioethanol? Hier ist ein ausgewogenes Engagement aus Kernkompetenz „Rübe“ verbunden mit einer sinnvollen Betätigung in möglicherweise wachsenden Randfeldern wie „Nachwachsende Rohstoffe“,
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Rohrzucker und Süßungsmitteln gefordert. Markt- und Kundenorientierung sind dabei der Maßstab. Die sich verändernde Umwelt an sich ist also keine Bedrohung. Gefährlich ist es, wenn wir Veränderungen nicht folgen. Besser ist es sogar noch, Veränderungen als erste zu begleiten. Mit Dr. Ulrich Nöhle sprach Tanja Schneider-Diehl
Eigenkapital stärken und erfolgreich weiter wachsen Nordzucker beschließt Kapitalerhöhung im Frühjahr 2005 Die zielgerechte, strategische Entwicklung der Kapitalstruktur gehört seit 1999 zu den zentralen Arbeitsthemen in den Gremien der Nordzucker AG und ihrer Holdings. Seitdem haben die Eigenkapitalquote Nordzucker Konzern 40 % 35 % 30 % 25 % 20 % 15 % 97/98
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Ursache für die Verringerung der Eigenkapitalquote sind zwei Effekte. Zum einen verlängert sich durch den Erwerb einer Beteiligung die Bilanz auf der Aktivseite sowie bei Kreditfinanzie-
Aktionäre 2002 mit der Schaffung eines genehmigten Kapitals, der 2003 durchgeführten Kapitalerhöhung und der Bildung einer großen Holding 2004 wichtige Weichen gestellt. Alle Schritte dienen dem Ziel, Möglichkeiten zur Finanzierung der strategischen Entwicklung zu schaffen. 2005 steht nun die zweite Kapitalerhöhung aus dem vorhandenen genehmigten Kapital an. Vorstand und Aufsichtsrat haben am 10. Januar 2005 beschlossen, den Anteilseignern neue Aktien an der Nordzucker AG im Wert von rund 26 Millionen Euro anzubieten. Nordzucker will damit ihr Eigenkapital stärken und den seit der Gründung des Unternehmens 1997/98 erfolgreich eingeschlagenen Wachstumskurs fortsetzen.
rung auf der Passivseite, so dass das Eigenkapital relativ gesehen abnimmt. Hinzu kommt die Abschreibung von zum Teil mit den Beteiligungen
Nachhaltige Steigerung von Umsatz und Erträgen
verbundenen Goodwill (Differenz zwischen Kaufpreis und den übernommenen anteiligen Buchwerten der jeweiligen Beteiligung). Nordzucker hat bisher den entstandenen Goodwill jeweils direkt mit dem Eigenkapital verrechnet.
Seit Gründung vor acht Jahren hat die Nordzucker eine nachhaltige strategische Entwicklung zur Sicherung des
Jens Fokuhl
Unternehmens und seiner Ertragskraft eingeleitet. Insgesamt ist es gelungen, den Umsatz von unter einer Milliarde Euro auf über 1,3 Milliarden Euro zu steigern. Die Umsatzsteigerungen sind das Ergebnis der in diesen Jahren durchgeführten Akquisitionen, insbesondere des Erwerbs von Zuckerfabriken in den Mittel- und Ost-Europäischen Ländern (MOEL). Im selben Zeitraum wurde die Ertragskraft des Unternehmens nachhaltig gesteigert. Im laufenden Geschäftsjahr erwarten wir auch in den neuen Beteiligungen positive Ergebnisse. Die Beteiligungsunternehmen leisten damit ihren Beitrag zum Umsatzwachstum und zur Ertragssteigerung des Unternehmens. Finanziert wurde das Wachstum aus dem laufenden Cash-flow sowie durch Kreditaufnahmen und die Kapitalerhöhung 2003. Dabei sank die Eigenkapitalquote von nahezu 35 Prozent auf unter 30 Prozent.
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Cashflow Nordzucker Konzern (in Mio. Euro)
sowie im Bereich von Süßungsmitteln und Süßstoffen außer Zucker – auseinandersetzen. Notwendiges Wachstum erfordert Eigenkapital.
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Ausgabekurs 8,50 Euro pro Aktie
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Umsatz Nordzucker Konzern (inkl. Marktordnungsabgaben in Mio. Euro) 1400
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Kosten sparen, Eigenkapital stärken und weiter wachsen Mit Blick auf die anstehenden Änderungen der ZMO sehen wir neben weiteren Anstrengungen zur Kosteneinsparung in allen Bereichen insbesondere die Aufgabe, die Nordzucker strategisch weiterzuentwickeln, das heißt weiter zu wachsen. Nordzucker ist mittlerweile die Nummer zwei im europäischen Zuckermarkt. Diese Position wollen wir halten und ausbauen. Darüber hinaus müssen wir uns in Anbetracht der vorgelegten Reformpläne intensiv mit Möglichkeiten ergänzender Engagements außerhalb der EU – auch im Bereich Rohrzucker
Nordzucker bietet ihren Aktionären im Frühjahr 2005 rund drei Millionen Aktien im Nominalwert von 7,8 Millionen Euro an. Die neuen Aktien sind erstmalig für das Geschäftsjahr 2005/ 2006 dividendenberechtigt. Bei dem Ausgabekurs von 8,50 Euro pro Aktie bedeutet das eine Erhöhung des Eigenkapitals um rund 26 Millionen Euro. Das entspricht einem Bezugsrecht von eins zu 15. Das heißt, 15 „alte“ Aktien berechtigen den Aktionär zum Bezug einer „jungen“ Aktie. Das Bezugsrecht steht den jetzigen Aktionären der Nordzucker zu. Das sind anteilig die drei Holdinggesellschaften sowie die Direktaktionäre. Die Entscheidung, inwieweit die Holdings ihr Bezugsrecht selbst wahrnehmen oder an ihre Aktionäre weitergeben, muss jede der drei Holdings für sich treffen. Die Höhe der Kapitalerhöhung hat Nordzucker bewusst so gewählt, dass die Nordzucker Holding AG durch Zeichnung von neuen Aktien weiter 75 Prozent des Kapitals an der Nordzucker AG halten kann. Niedrigerer Kurs bringt höhere Rendite Bei der Festlegung des Ausgabekurses war die einhellige Meinung, dass der Ausgabekurs der ersten Kapitalerhöhung 2003 von 10 Euro pro Aktie aus Sicht der Aktionäre eher die „Obergrenze“ darstellte. Diskutiert wurde außerdem, inwieweit unterschiedliche Kurse für die Nordzucker-Aktie und die Holding-Aktie gerechtfertigt sein kön-
nen, wenn sie durch die für beide Aktien gegebene Vinkulierung nahezu gleichen Einschränkungen bei der Handelbarkeit unterliegen. Zu berücksichtigen war darüber hinaus die Unsicherheit über die Reformpläne der EU-Kommission zur ZMO. Insgesamt halten wir den beschlossenen Ausgabepreis von 8,50 Euro je Aktie und die damit verbundene Erhöhung der Dividendenrendite zum jetzigen Zeitpunkt für sinnvoll und attraktiv. Vinkulierung der Nordzucker AGAnteile auf dem Prüfstand Im Zuge der Vorbereitungen für die Kapitalerhöhung haben wir in den Gremien die Diskussion um die Vinkulierungsbestimmungen der Nordzucker AG begonnen. Diese Bestimmungen stammen aus der Zeit, als die Nordzucker GmbH & Co. KG als gemeinsame Vertriebsgesellschaft der norddeutschen Zuckerunternehmen als landwirtschaftliche Erzeugergemeinschaft unter das Privileg des § 28 des deutschen Kartellgesetzes fiel. Eine Fremdbeteiligung, das heißt eine Beteiligung von nicht landwirtschaftlichen Organisationen musste ausgeschlossen werden, um den Schutz dieses Privileges sicherzustellen. Nach dem Zusammenschluss von ZVN, ZAG und schließlich UnionZucker zur Nordzucker AG entfällt diese Notwendigkeit. AG-Anteilen fehlt Verbindung zum Rübenanbau Anders als in den Holding-Gesellschaften hat die Vinkulierung der Nordzucker AG keinerlei Verbindung zum Rübenanbau und enthält keinerlei Regelungsmechanismus, wie viele Aktien gehalten, beziehungsweise gekauft werden dürfen. Geregelt ist nur der Kreis der Aktionäre. Nach dem Zusammen-
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schluss der Nordzucker Holding AG und der Zucker-AG Uelzen-Braunschweig steht nun die Aufhebung der Vinkulierung für die Nordzucker AG zur Diskussion. Für die Aufhebung erforderlich ist ein Beschluss der Hauptversammlung, der die Zustimmung aus den Holdings voraussetzt. Die Aufhebung der Vinkulierung ist ein wichtiger Schritt auf unserem Weg der Öffnung gegenüber dem Kapitalmarkt sowohl auf der Fremdkapital- als auch
auf der Eigenkapitalseite. Er wird ergänzt durch neue Finanzierungsinstrumente wie unseren im Sommer 2004 platzierten syndizierten Kredit, durch die Überarbeitung unserer Berichterstattung, durch den durchgeführten Wechsel des Abschlussprüfers, durch unsere Vorbereitungen für ein Rating einer externen Ratingagentur sowie die geplante Umstellung unserer Rechnungslegung auf IFRS (International Financial Reporting Standards). π
Albrecht Hertz-Eichenrode wird neues Mitglied im Aufsichtsrat
Nordzucker AG - Satzungsbestimmungen zur Vinkulierung § 4 Absatz 2 Die Übertragung und Verpfändung von Aktien ist nur mit Zustimmung der Gesellschaft möglich. Die Zustimmung ist zu versagen, wenn die Übertragung mit dem Wesen der Gesellschaft als Vereinigung von Erzeugerbetrieben oder Vereinigung von Erzeugervereinigungen nicht vereinbar ist, insbesondere wenn die Gesellschaft zur Einziehung gemäß § 5 Abs. 1 berechtigt ist oder die Übertragung an eine Person erfolgt, die nicht Aktionär der Gesellschaft oder Mitglied eines Aktionärs ist.
Neues Aufsichtsratsmitglied ab März 2005: Albrecht Hertz-Eichenrode
Der Aufsichtsrat hat sich in seiner Sitzung am 10. Januar einstimmig für Albrecht Hertz-Eichenrode als neues Mitglied ausgesprochen. Zum 1. März 2005 hat der Vorstand der Nordzucker AG beim Amtsgericht die Bestellung von Hertz-Eichenrode beantragt. Der 1944 in Kaiserdorf (Westpreußen) geborene Finanzmanager hat nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre in Bonn, den USA und der Schweiz berufliche Erfahrung in der Managementberatung und im Controlling gesammelt. 1979 wurde er Mitglied des Vorstands der Hannover Finanz GmbH, Hannover, dem er seit 1987 vorsteht. Seit 1993 ist er darüber hinaus Gesellschafter des Unternehmens. Albrecht Hertz-Eichenrode nimmt zahlreiche Ämter in Gremien mittel-
ständischer Unternehmen wahr. Er ist Autor diverser Fachartikel in Managementhandbüchern. Die Hannover Finanz Gruppe wurde 1979 gegründet und gehört zu den größten Eigenkapitalgebern in Deutschland. Das Unternehmen konzentriert sich seit Gründung branchenunabhängig auf den Mittelstand und begleitet u.a. Rossmann, Fielmann und Aixtron. Wie bereits angekündigt wird Lothar Wrede von seinem Aufsichtsratsmandat zum 28. Februar zurücktreten. Damit endet die Arbeit der vom Aufsichtsrat eingesetzten Kommission zur externen Besetzung des Gremiums. Gerald Dohme, Unternehmenskommunikation
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„Wem nützt Europa ohne Rüben, Frau Künast?“ Forum Existenzfrage Zucker in Berlin: Mitarbeiter und Bauern nahmen Gesprächsangebot mit nach Haus Wer auf ein klares Bekenntnis der Ministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft für eine nachhaltige Zuckerproduktion in Europa gehofft hatte, wartete auch am 10. November beim Forum Existenzfrage Zucker in Berlin vergebens. Im Ton deutlich aufgeschlossener als noch in Burg Warberg, signalisierte die Ministerin Gesprächsbereitschaft für die bevorstehenden Monate. „Wir stehen erst am Beginn der Diskussion, die uns gemeinsam bis Ende Juni 2005 beschäftigen wird.“ Künast betonte, ihr Ziel sei es, zwei Dinge zu verbinden: „Eine nachhaltige Zuckerwirtschaft und internationale Gerechtigkeit auf dem Weltzuckermarkt.“ Künast: „Wir machen nicht die Tür zu“ Eines laufe jedoch nicht: „Wir machen nicht die Tür zu“. Allerdings gelte es, soziale Kriterien in die WTO-Verhandlungen aufzunehmen. Für den Fall, dass die EU das WTO-Verfahren auch in zweiter Instanz verliere, müsse drinGroßen Beifall erntete ein Sketch der Landjugendgruppe Königslutter, der die Situation der EU-Landwirte und die der Rohr-Plantagenarbeiter in Übersee aufs Korn nahm.
gend etwas geschehen. Insgesamt gebe es bei der Zuckermarktordnung riesigen Reformdruck. „Wenn wir heute nicht handeln, wird die Zuckermarktordnung in wenigen Jahren wie ein Kartenhaus zusammenbrechen“, sagte Künast. Zweifel äußerte die Ministerin an den Forderungen der Entwicklungsländer (LDC’s) nach Einfuhrquoten. „Das LDC-Argument ist kein belastbares Gerücht.“ Die LDC’s ließen sich ihrer Meinung nach nicht auf ein System ein, das für sie eine Mengenbegrenzung vorsehe. Auf die an sie gerichtete Frage, „Wem nützt die Reform?“ blieb Künast die Antwort schuldig. Sie erinnerte daran, dass vor allem die Grünen die WTO und die Globalisierung schon früh sehr kritisch gesehen hätten.
„Wem soll diese Reform eigentlich nützen?„ Beim Verbraucher kämen die Preissenkungen nicht an; die öffentlichen Haushalte würden belastet; Arbeitsplätze gingen verloren, die Umwelt verliert und die AKP- und LDC-Staaten verlören Millionenerträge. Die EU-Zuckerwirtschaft zöge mit den LDC’s an einem Strang. Weder die EUKommission noch die Bundesregierung hätten sich bisher zu diesem Thema geäußert. Allein das Verständnis der Politik reiche nun nicht mehr aus, meinte Gebhard. Man müsse endlich
Nordzucker-Rübenanbauer und Mitarbeiter fuhren nach Berlin 300 Mitarbeiter aller deutschen Zuckerfabriken, darunter etwa 100 Mitarbeiter aus allen Nordzucker-Werken und der Braunschweiger Nordzucker-Zentrale sowie 800 Landwirte aus allen Anbauregionen waren am 10. November 2004 nach Berlin gefahren, um auf die Existenz gefährdenden Folgen der geplanten Reform aufmerksam zu machen. Jan Kirsch, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Rübenanbauerverbände e.V., forderte die zahlreich vertretenen Bundestagspolitiker und Mitglieder der Landtage in seiner Begrüßungsrede auf, „die Kirche im Dorf zu lassen und die Rüben in der Region“. Ohne eine verantwortungsvolle Politik werde man beim Zucker nicht weiterkommen.
… Ich verstehe und teile Ihre Sorgen und Ängste. Sie sind berechtigt, und ich werde mich auf EU-Ebene und in den WTOVerhandlungen dafür einsetzen, dass Deutschland und die EU auch in Zukunft über eine nachhaltige Zuckerproduktion verfügen, die zumindest den Eigenbedarf seiner Bürger decken kann…
Wem soll diese Reform nützen? Der Vorsitzende der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker, Dr. Jörg Gebhard, konzentrierte seine Rede auf die Frage,
Zu dieser Aussage war Renate Künast, auch während ihres zweiten Gastauftritts bei der Aktion Existenzfrage Zucker in Berlin nicht bereit.
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Unweit des Reichstags trafen sich am 10. November 2004 mehr als 1.000 Rübenanbauer und Mitarbeiter aller deutschen Zuckerfabriken zum Forum Existenzfrage Zucker.
wissen, wo die Reise hingeht und brauche ein klares Bekenntnis der Bundesregierung zu einer nachhaltigen Sicherung der europäischen Zuckerwirtschaft. Sonnleitner: In die ZMO sind 55 Länder eingebunden Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Gert Sonnleitner, wies darauf hin, dass nicht nur die EU-Staaten, sondern mit den AKP-Staaten insgesamt 55 Länder in das jetzige System der EU-Zuckermarktordnung eingebunden sind. Den Erhalt der ZMO bezeichnete er als „real praktizierte Entwicklungspolitik“. Sonnleitner lobte das Aktionsbündnis als einen vorbildlichen Schulterschluss zwischen Bauernverband, Gewerkschaft NGG und Rübenanbauern. Stehenden Applaus bekam der Vorsitzende der NGG, FranzJosef Möllenberg, auf die eher rheto-
rische Frage: „Kann man sich ein Land vorstellen, wo es keine Arbeit, keine Arbeiter, keine Bauern mehr gibt?“ Die Neuordnung der Zuckermarktordnung nannte Möllenberg verfrüht und einen unnötigen Eingriff auf internationaler Ebene. Der niedrige Weltmarktpreis sei durch die enorm gesteigerte Produktion außerhalb Europas verschuldet. Auf dem Podium blieben die Meinungen kontrovers Kontrovers verlief die abschließende Podiumsdiskussion mit den agrarpolitischen Sprechern der Bundestagsfraktionen. Hans-Michael Goldmann (FDP) bezeichnete die Reformvorlage von EU-Kommissar Fischler als brauchbare Arbeitsgrundlage. Die Zuckerquote müsse langfristig auslaufen. Allerdings müssten Rübenbauern und AKP-Staaten die finanziellen Verluste voll ausge-
glichen werden. Der stellvertretende agrarpolitische Sprecher der SPDBundestagsfraktion, Dr. Wilhelm Priesmeyer, forderte eine Reform mit „Augenmaß„ bei möglichst hohen EU-Preisen. Keine Chance mehr für C-Zucker sah Friedrich Ostendorff, der Obmann der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Ernährungsausschuss des Deutschen Bundestages. Ostendorf forderte die Öffnung der BQuote für die Herstellung von Bioethanol und versprach, sich für einen qualifizierten Außenschutz einzusetzen, der Umwelt- und Sozialstandards ausweite. Für den Erhalt der Zuckermarktordnung und gegen die Zerschlagung eines funktionierenden Marktsystems sprach sich der CDU-Politiker Norbert Schindler (CDU) aus. Wichtig sei es, die bisherigen Reformvorschläge gemeinsam mit Frankreich weiterzuentwickeln. sdp
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Von Kosten und Nutzen Michael Sprengel,
Wirtschaftsfaktor Zuckerfabrik: Das kommt an in der Region Kosten- und Nutzenerwägungen regieren die globale Wirtschaftswelt. Was Land- und Zuckerwirtschaft die Gesellschaft kosten, wird hierzulande gerne öffentlich vorgerechnet. Zur Bezifferung des Nutzens will Akzente mit dieser Rechnung beitragen. Was kommt an in den norddeutschen Regionen, wo Nordzucker-Rüben und NordzuckerFabriken seit eineinhalb Jahrhunderten zu Hause sind? Welchen Wert hat unsere Branche vor Ort? Wie fällt die gesellschaftliche Wertschätzung und Bewertung unseres Tuns aus? Seit Beginn der Debatte um die Zukunft des EU-Zuckers Ende 2003 beschäftigen diese Fragen Fachleute und Politiker vor Ort, auf Kreis-, Landes- und Bundesebene, in 25 EU-Mitgliedsstaaten, in
Eine Nordzucker-Fabrik mit einer Verarbeitungsleistung von 10.000 Tonnen Rüben pro Kampagnetag (Dreijahresdurchschnitt bis 03/04) steht für jährlich:
den LDC- und AKP-Staaten, natürlich und vor allem in der Brüsseler EUVerwaltung und bei der WTO in Genf. Bis Ende 2005 wollen sie alle eine gemeinsame Antwort gefunden haben. Für die Nordzucker–Fabriken hat Michael Sprengel, Manager Finanzen, den Rechner rauchen lassen und den durchschnittlichen direkten „Geldfluss“ aus der Arbeit einer Nordzucker-Fabrik, die 10.000 Tonnen Rüben pro Kampagnetag verarbeitet, in die Region ermittelt: Herausgekommen sind dabei 87 Millionen Euro pro Jahr. Viel Geld und am Ende doch nur eine nackte Zahl. Eine Zahl aber, die man leicht merken und weitersagen
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Millionen Euro
Finanzen
kann: 87 Millionen Euro stehen für das direkte Einkommen von rund 1.400 Landwirte- und Mitarbeiter-Familien in der Region. 1.200 Landwirte, denen die Rübe in siebter Generation bis zu 50 Prozent des Einkommens sichert, 120 moderne Stammarbeitsplätze, zehn Kampagne-Arbeitsplätze und zwölf Ausbildungsplätze. Mit dem Geld aus der Fabrik erhalten Gemeinden eine lebendige Infrastruktur, Schulen, Kindergärten und mehr. Direkte und indirekte Einkommens- und Arbeitsplatzsicherung leisten Fabrik, Mitarbeiter und Landwirte als Auftraggeber für örtliche Handwerksbetriebe, Dienstleister und Einzelhandel sowie als Einkäufer von Produktionsmitteln für den Rübenanbau. sdp
Investitionen Materialaufwand Personalaufwand Sonstige Aufwendungen Gewerbesteuer
5 Mio. Euro 65 Mio. Euro 10 Mio. Euro 6 Mio. Euro 1 Mio. Euro
Gesamt
87 Mio. Euro
Jürgen Winter vertritt Anbauerinteressen auf internationalem Parkett Anlässlich der diesjährigen Sitzung am 22. November in London wurde Jürgen Winter zum neuen Mitglied in den Verwaltungsrat des Weltverbandes der Rüben- und Rohrzuckeranbauer (WABCG) gewählt. Der 52-jährige Landwirt vertritt zukünftig die Interessen der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Rübenbauerverbän-
de (ADR), in der für die Zuckeranbauer zuständigen Unterorganisation der Internationalen Vereinigung der Bauernverbände (IFAP). Die in Paris ansässige Organisation repräsentiert etwa 750.000 landwirtschaftliche Produzenten von Zuckerrüben und Zuckerrohr aus 32 Ländern der Welt. Winter folgt damit dem aus Altersgründen ausgeschiedenen HansGeorg Andreä, der als Vorsitzender des Verbandes Süddeutscher Zuckerrübenanbauer lange Jahre die ADR auf
dem internationalen Parkett vertreten hatte. Der engagierte Unternehmer und Vater von zwei Töchtern bewirtschaftet einen 300 ha Ackerbaubetrieb in Bohlsen bei Uelzen mit den Schwerpunkten Zuckerrüben, Kartoffeln und Zwiebeln. Ehrenamtlich ist er als Vorsitzender des Rübenanbauer- und Aktionärsverbandes Uelzen im Gesamtvorstand des Dachverbandes Norddeutscher Zuckerrübenanbauer und im Aufsichtsrat der Nordzucker Holding AG tätig. DNZ
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Neuorganisation der Beiratsarbeit Mit dem Entstehen einer Mehrheitsholding, der Nordzucker Holding AG, wird auch die Beiratsarbeit der Nordzucker AG weiterentwickelt. Eine neue Satzung gilt ab 2005. Mit Gründung der Zuckerverbund Nord AG (ZVN) wurde erstmals ein Landwirtschaftlicher Beirat eingerichtet, um den Informationsfluss zwischen dem bis dahin aktiven Ehrenamt und dem Vorstand fortzusetzen. Standen bei ZVN und Zucker-AG Uelzen-Braunschweig anfangs Themen um den Zuckerrübenanbau im Fokus der Informationen, rückten bei der Nordzucker AG zunehmend unternehmensstrategische Themen in den Vordergrund. So stellen neben Berichten zum laufenden Geschäftsjahr wie Jahresabschluss und Investitionen auch die Entwicklungen der Unternehmensbeteiligungen und zukünftige Herausforderungen einen festen Bestandteil der Beiratsarbeit dar. Mit der Übernah-
Gerald Dohme, Unternehmenskommunikation
me der Union-Zucker Südhannover GmbH wurden zum März 2003 auch sämtliche Mitglieder der Geschäftsführung der Union-Zucker Mitglieder des Beirates.
an die Beteiligung an der Nordzucker für den Beirat benennen. Im Einzelnen: • Nordzucker Holding AG: 27 • Nordharzer Zucker AG: 4 • Union-Zucker Südhannover GmbH: 4
Zukünftig wird der Beirat dreimal jährlich zum aktuellen Geschäftsverlauf informiert. Der Informationsaustausch zwischen Nordzucker und den drei Holdinggesellschaften hat weiterhin eine hohe Bedeutung. Der Beirat soll in bewährter, aber verschlankter Form fortgesetzt werden. Deshalb wurde eine neue Satzung für den Beirat durch den Vorstand festgelegt. Demnach kann jede Holdinggesellschaft eine bestimmte Anzahl von Personen in Anlehnung
Damit ist eine deutliche Reduzierung von den ehemals gut 60 Mitgliedern verbunden. Eine Einbindung von weiteren wichtigen Multiplikatoren in die Beiratssitzung wird durch eine entsprechend pragmatische Handhabung der Gästeliste für die jeweiligen Sitzungen berücksichtigt. Unverändert bleibt auch die Berichterstattung durch Akzente über Themen der Beiratssitzungen. π
Aufregung um positive Pellet-Proben in deutschen Zuckerfabriken Nordzucker-Trockenschnitzelpellets blieben bisher ohne Nachweis Anfang November wurde bekannt, dass in Trockenschnitzelpellets der Südzucker AG tierische Bestandteile gefunden wurden. Nach dieser Meldung häuften sich derartige Befunde sowohl bei der Südzucker AG als auch bei Pfeifer & Langen und Danisco und erste Medienberichte ließen nicht auf sich warten. Gemäß deutschem und europäischen Recht ist es seit dem Jahr 2000 als Folge von BSE verboten, Futtermittel mit tierischen Bestandteilen an Tiere, die zur Gewinnung von Lebensmitteln dienen, zu verfüttern; selbst das Inverkehrbringen ist verboten.
Länderbehörden einbezogen Vorbeugend hat Nordzucker die zuständigen Länderbehörden für die Futtermittelüberwachung eingeschaltet. Es wurde vereinbart, dass Nordzucker die Pellets mindestens einmal pro Woche untersuchen lässt. Sowohl die ab diesem Zeitpunkt regelmäßigen Untersuchungen der amtlichen Überwachung als auch die von Nordzucker in Auftrag gegebenen Untersuchungen ergaben in keinem Fall einen Befund von tierischen Bestandteilen. Ursache unbekannt
Nach Bekanntwerden des ersten Falls veranlasste Nordzucker Untersuchungen der Trockenschnitzelpellets in allen Werken. Dabei wurden keine tierischen Bestandteile festgestellt.
Trotz der zahlreichen Untersuchungen ist es bisher nicht gelungen, die Ursache für die Verunreinigung der Trockenschnitzelpellets festzustellen. Möglicher-
Günter Jakobiak
weise kommen die tierischen Bestandteile aus der den Rüben anhaftenden Erde, die bei der Aufbereitung im Werk nicht vollständig abgewaschen wird. Tierische Bestandteile können auch über die Düngung mit Tiermehl (in Deutschland zugelassen) in die Erde gelangen. Deshalb hat Nordzucker vorsorglich alle ihre Rübenlieferanten informiert. Bis auf Weiteres lautet unsere Empfehlung an die Landwirte Hühnertrockenkot, (Fleisch-), Knochenmehl und sonstige NP-Dünger tierischer Herkunft nicht mehr in der Rübenfruchtfolge einzusetzen. π
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Kein Zuckerschlecken Down Under Thomas Graf,
Hilfsprogramm soll Australiens Zuckerwirtschaft aus der Krise helfen Brasilien, Thailand und Australien werfen der EU subventionierte Zuckerexporte vor. Wie sehen die Rahmenbedingungen für die Zuckerproduktion in diesen Ländern aus? Wirtschaften Rohrund Zuckererzeuger in den Klägerländern gänzlich ohne staatliche Hilfen? Thomas Graf hat für Akzente Hintergründe zu Australien recherchiert. Australien ist nach Brasilien, Indien, der EU, China, den USA und Thailand der siebtgrößte Zuckerproduzent der Erde. Zur Zeit werden hier etwa fünf Millionen Tonnen Zucker pro Jahr erzeugt. Dabei waren in der Vergangenheit sowohl Gesamtmenge als auch die Zuckererträge je Hektar immer wieder erheblichen Schwankungen ausgesetzt. Spitzenjahre für die Branche waren 1994 und 1998, wo der Wert der australischen Zuckererzeugung auf rund 1,9 Millionen Australische Dollar (AUD) kletterte. Für 2003 (2004) wird der Produktionswert auf 1,2 (1,4) Milliarden AUD geschätzt. (Referenzkurs der Europäischen Zentralbank im Dezember 2004: 1,70 AUD/1 Euro) Der großen Erzeugung steht ein Verbrauch im Inland von nur 1,1 Millionen Tonnen Zucker gegenüber. Vier Fünftel der Produktion werden exportiert. Dafür gibt es keine Exportlizenzen oder Ex-
porterstattungen. Die Kundenstruktur für die Rohzuckerexporte wechselt stark von Jahr zu Jahr. Wichtigste Exportländer waren bisher Japan, Kanada, Malaysia, Singapur, Südkorea und Taiwan. Beim Export sieht sich Australien mit schwankenden Wechselkursen konfrontiert: Die langfristige Abwertung des US-$ begünstigte den Außenhandel. Zwischen 1990 und 1999 schwankte der Wechselkurs von 0,8 und später 0,6 US-$/ AUD. Zwischen 2000 und 2003 bewegte sich die Relation im Korridor zwischen 0,6 und später 0,5 US-$/ AUD. Platz zwei im Weltwettbewerb der Zuckerwirtschaften aber Probleme mit der Profitabilität Die Lage der australischen Zuckerwirtschaft ist über seit mehreren Jahren unbefriedigend. Als Hauptgründe für mangelnde Profitabilität gelten fehlende regionale Zusammenschlüsse, ungenutzte Synergien aber auch Probleme des kaufmännischen Managements. Die Vermarktung des Zuckers erfolgt weitgehend zentral über ein Marketingboard bzw. das Monopol-Unternehmen Queensland Sugar Ltd. (QSL). Trotz der unbefriedigenden wirtschaftlichen Lage rangiert Australien mit einer mittleren Kapazitätsauslastung seiner 29 Fabriken, niedrigen Verarbeitungskosten
Marktordnungsfragen, Neue Felder
und einer mittleren Kampagnedauer (nach Brasilien und vor Thailand) auf Rang zwei der international wettbewerbsfähigsten Zuckerwirtschaften. Größter Zuckerproduzent des Landes ist (Stand 2002) die Zuckersparte des Baukonzerns CSR (Colonial Refining Company). CSR verfügt mit sieben Fabriken über 40 Prozent der gesamten australischen Zuckererzeugung. Zweitgrößter Anbieter ist Bundaberg Sugar - eine Tochter der belgischen Societé Financière des Sucres SA (Finasucre). Daneben gibt es weitere Gesellschaften in Form von Genossenschaften oder Privatfirmen. Einige Unternehmen produzieren auch Ethanol. Zuckererträge im Rohranbau in ausgewählten Ländern, (in t Rohwert/ha) Australien (Rohr) USA (Rohr) Brasilien (Rohr)
USA (Rübe) Indien (Rohr)
14 13 12 11 10 9 8 7 6 1980
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Hohe Produktivität im Zuckerrohranbau Rohstoffbasis ist Zuckerrohr, das überwiegend in landwirtschaftlichen Familienbetrieben angebaut wird. Die weitere Ausdehnung des Rohranbaus ist – verglichen mit Brasilien – nur sehr begrenzt möglich. Neben einem kleinen Anbaugebiet in Westaustralien im Gebiet des Ord River konzentriert sich die Zuckerrohrproduktion auf drei Regionen im Osten des Landes, und zwar • Atherton Tablelands und North Queensland (zentrale Stadt: Cairns), • Central Queensland (zentrale Stadt: Mackay) und schließlich • South Queensland (zentrale Stadt: Brisbane); zu dieser Region gehören auch nördliche Teile von New South Wales. In den Hauptanbauregionen variieren die Zuckererträge pro Hektar zwischen 11 und 17 Tonnen. Zu dieser großen Spannbreite der Werte trägt vermutlich bei, dass etwa die Hälfte der Betriebe ihre Felder bewässern kann. Durchschnittlich werden etwa 70 Hektar Zuckerrohr je Farm angebaut. Die Anbauer erzielen mit der mehrjährigen Zuckerrohr-Kultur etwa vier Ernten in vier Jahren. Geerntet wird das Zuckerrohr von Juli bis Dezember. Die landwirtschaftliche Produktionsweise wird pauschal relativ gut bewertet, da nicht nur ein gutes Management sondern auch hohe Produktivität und eine hohe Mechanisierung vorzufinden sind. Auch im Inland zählt der WeltmarktPoolpreis für Zucker fiel 2003/04 auf 20-Jahrestief Australien hat im Gegensatz zu Brasilien und Thailand keine Maßnahmen ergriffen, um Inlandspreise von Zucker
durch Einfuhrzölle hoch zu halten, und auf diese Weise noch nicht einmal die von der WTO gesetzten Zoll-Obergrenzen ausgenutzt. Australien hat derzeit kein Marktordnungssystem im Sinne von Quoten für den Zuckerabsatz im Inland. Auch der Preis für den im Inland abgesetzten Zucker orientiert sich am Niveau der Weltmarktnotierungen. Deutliche Preisstützungen gibt es nur für den allerdings vergleichsweise geringen Teil der Exporte unter Präferenzabkommen. Seit dem Rekordjahr 1997/98, als beinahe 6 Millionen Tonnen Zucker (Rohwert), erzeugt wurden, befindet sich die Zuckerindustrie Australiens in einer Krise. Im Vergleich betrug die Erzeugung im Jahr 2003/04 (Juni/Mai) lediglich 5,3 Millionen Tonnen. Doch selbst diese Menge erwies sich als zu hoch und die Poolpreise fielen auf ein 20-Jahrestief von 231,88 AUD/t. Dies waren beinahe 40,00 AUD/t weniger als im Vorjahr. Doch mittlerweile haben sich die Aussichten verbessert. Für das Jahr 2004/05 erwartet die Industrie einen leichten Anstieg des Poolpreises von 240 bis 260 AUD/t. In beinahe 10 Jahren der Krise sind die Ursachen für schlechte Zuckergeschäfte vielfältig: So stagnierte das Wachstum in den asiatischen Ländern nach der Asienkrise des Jahres 1998 und der Wettbewerber Brasilien konnte vor allem nach der drastischen Abwertung des Real trotz erheblicher Frachtkostennachteile, einen wachsenden Anteil an den Märkten der Region gewinnen. Zusätzlich machten der Industrie das verstärkte Auftreten von Zuckerrohrkrankheiten, Überflutungen und Trockenheitsperioden sowie der starke australische Dollar zu schaffen.
Australien in Zahlen Einwohnerzahl
19,663 Mio.
Bruttosozialpr. / Kopf 2002 19.530 US-$ Arbeitslosigkeit 2003
6,1 %
Inflation (Ø 1990-2001)
2,3 %
Gesamtexport 2003 davon Nahrungsmittel
83,02 Mrd. US-$ 18,3 %
Zuckererzeugung 2002/03 5,614 Mio. t Rohwert davon Inlandsverbrauch 1,1 Mio. t Rohwert 3,894 Mio. t Rohwert davon Export Zuckerrohrfläche
550.000 ha
Zuckerrohrbetriebe
7.500
Landwirtschaftl. Struktur
73 ha / Betrieb
Ertragsniveau Vorteile (+) Nachteile (-)
hoch + gutes Management + Bewässerung 50 % + hohe Produktivität + hohe Mechanisierung
Nutzungsdauer
4-5 Ernten (4-5 Jahre)
Ernte
Juli - Dezember
Erntedauer
6 Monate
Fabriken
29
Verarbeitungskapazität je Fabrik gesamt
8.600 t Rohr/Tag 249.400 t Rohr/Tag
Zuckerproduktion
4,847 Mio t Rohwert
Umweltauflagen
niedrig
Kampagnedauer
160 - 180 Tage
Lohnniveau
mittel
Verarbeitungskosten
niedrig
Int. Wettbewerbsfähigkeit
Platz 2 nach Brasilien
Finanzhilfen an Fabriken
80 Mio US-$ Programm beschlossen - Nachhaltigkeitshilfe - Regionale Projekte - Einkommensstützung
Finnanzhilfe an Landwirte
- Nachhaltigkeitshilfe - Umbau Agrarsektor - Steuervorteile Pension Geplant ist ein Biokraftstoffprogramm, Wert: 200 Mio US-$ bis 2010
Indirekte Hilfen
- Steuerermäßigung - E-10 für Regierungs-Kfz
Quellen: Fischer Weltallmanach 2005, Zuckerrübe 5/2003, Vlg. Bartens Zuckerwirtschaft 2004, CMA, Illovo, F.O.Licht World Sugar Statistics 2004
Ω
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Nachhaltigkeitshilfe Kern des Zuckerhilfspakets Im Jahr 2004 sah sich die australische Regierung schließlich veranlasst, die heimische Zuckerindustrie durch öffentlich finanzierte Programme zu unterstützen und auf eine stabilere Basis zu stellen. Kurz nach Bekanntgabe eines für die australische Zuckerwirtschaft wenig befriedigenden Freihandelsabkommens zwischen den USA und Australien, stellte die australische Regierung ein Zuckerhilfspaket über 444 Millionen AUD vor. Die Mittel sollen die Industrie in die Lage versetzen, eine Phase des Übergangs, der Rationalisierung und Diversifizierung zu überstehen. Im Zentrum des Plans steht eine Nachhaltigkeitshilfe in Höhe von 146 Millionen AUD. Diese besteht in erster Linie
aus einer Barhilfe von 30,00 AUD je Tonne Zuckererzeugung, die zwischen den Rohrlandwirten und den Mühlenbetrieben aufgeteilt wird, wobei die Erzeugung des letzten Jahres als Grundlage dient. Rund ein Drittel dieser Hilfe erhalten die Mühlenbetriebe. Voraussetzung für die Auszahlung der Nachhaltigkeitshilfe war die Unterzeichnung einer Absichtserklärung durch die Industrievereinigungen, die sie zur Durchführung von Reformen verpflichtet. Weitere Hilfen an die Industrie finden in Form einer Subventionierung von Lohn- und Sozialkosten statt. So werden Unternehmen bis zu gut einem Drittel des Basislohns von Kosten entlastet, die sich eigentlich in den Löhnen niederschlagen müssten. Ferner gewährt Australien Subventionen auch für landwirtschaftliche Produktionsmittel wie
zum Beispiel Dünger, Pflanzenschutzmittel und Bewässerung. Hilfen an die Ethanolindustrie Von der oben erwähnten Nachhaltigkeitshilfe von 146 Millionen AUD fließen 75 Millionen AUD In ein Projekt „Alternative Verwendung von Zuckerrohr“. Darunter fallen die Förderung von Ethanol und anderen Biotreibstoffen, sowie Subventionen bei Kraft-Wärme-Kopplung und die Herstellung von Kunstπ stoffen aus Zuckerrohr. Quellen: eigene Recherchen Nordzucker; Dow Jones/vwd 11.11.2004: „Zuckerproduktion in Queensland unter den Erwartungen“; Zimmermann/Zeddies (2001); zitiert nach Riedel, J., FAL Braunschweig; CSR 2000; F. O. Lichts Europäisches Zuckerjournal 05.03.2001; Sweetener Analysis, March 2002; Zuckerindustrie 126 (2001) Nr. 3; Zuckerrübe 5/2003; Europäisches Zuckerjournal: „Kann die australische Zuckerindustrie sich aus eigener Kraft retten?“; 24. September 2004, S. 500; ABARE
Melonen, Rohr und Saat – Verkaufen geht vor Anbauen Nach 13 Jahren Landwirtschaft in Schleswig-Holstein fand Wilhelm Bloecker Anfang der 80er Jahre seine Herausforderung im tropischen Norden West-Australiens. Im Ord-RiverBewässerungsgebiet nahe dem 6.000Seelen-Städtchen Kununurra bewirtschaften er und seine Frau Gabi heute vier Farmen mit zusammen 1.100 Hektar. Drei weitere Farmen werden von Partnern bewirtschaftet, die auf den Anbau von Melonen und Kürbis spezialisiert sind. Unter Regie der Colonial Refining Company (CSR) wurde hier 1996 mit 50 Prozent staatlichen Zuschüssen eine Zuckerrohrmühle als Pilotanlage nach einem technisch neuartigem (zwischenzeitlich erfolglosen) Konzept gebaut. Seitdem gehören neben Wasser-, Netz- und Honig-Melonen, Kürbis, Kichererbsen, Saatmais, Saathirse, Sonnenblumensaat, Süßmais,
Bohnen und Coreander auch 500 Hektar Zuckerrohr zum Anbau- und Vermarktungsprogramm der Bloeckers. Mit allen Früchten operiert der Holsteiner bei mehr als 3.500 Kilometer Entfernung zu den wichtigen Großmärkten in Perth, Brisbane, Sydney, Melbourne und Adelaide in völlig offenen Märkten. Für ihn und seine Farmerkollegen heißt das vor allem eins: Ihre Früchte müssen sie verkaufen, bevor sie sie anbauen. Lebensnerv der Region mit Schwarzerde-Flussschwemmland und Mutterbodenmächtigkeiten von bis zu zehn Metern und mehr, ist der Fluss Ord und der zu Beginn der 60er Jahre gebaute Ord-River-Stausee. In ganz Australien dürfen nur die 60 Farmer, die hier 90 Kilometer vom Seehafen Wyndham rund 13.000 Hektar urbar gemacht und in Bewirtschaftung
genommen haben, ihre Felder während der Trockenzeit von März bis Dezember unlimitiert bewässern. Ein Privileg, das sie über Wassermänner in der landwirtschaftlichen Wassercooperative sorgsam hegen und das Umweltgruppen samt Stausee längst ein Dorn im Auge ist. Die Felder werden pfluglos in Beetkultur (permanent beds) mit 1,80 Meter Fahrspuren-, beziehungsweise Furchenabstand bewirtschaftet. Bodendruck und Verdichtungsprobleme bleiben so gering. Bewässert werden die Beetkulturen über 270 bis 950 Meter lange Furchen ohne Pumpen via Schwerkraft. Damit die 20 bis 85 Hektar großen Schläge gleichmäßig Wasser bekommen, richten die Farmer die Bodenoberfläche alle fünf bis sechs Jahre über GPS mit sogenannten Laserbuckets auf ein einheitliches Gefälle ein.
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Wo der Wechselkurs wichtiger als das Wetter ist Australien: Kaputte Weltmarktpreise treiben viele Farmer raus aus dem Rohr. Nachgefragt - Das Akzente-Interview Wie war die Zuckerrohrernte 2004 auf Ihrem Betrieb, Herr Bloecker? Wir sind mit 151 Tonnen Rohr pro Hektar bei einem Zuckergehalt von 13,5 Prozent sehr zufrieden. Durchschnittlich werden im Gebiet etwa 125 Tonnen geerntet. Mit über 20 Tonnen Zuckerertrag je Hektar liegen wir deutlich in der australischen Spitze. Trotz sehr stark eingeschränktem Sortenspektrum: Strenge Quarantänebestimmungen erlauben uns zur Zeit nur, 20 Jahre alte Zuckerrohrsorten wie Q99, Q96 und Q101 einzusetzen. Aber wir sind kurz davor, neue Sorten speziell für unser Gebiet zu bekommen. Probleme macht uns noch immer das technische Konzept der Rohrmühle, die Stück für Stück wieder auf bewährte Techniken umgestellt wird. Von rund 30 Wochen Kampagne von Ende April bis Ende Oktober, stand die Rohrmühle wegen technischer Probleme insgesamt 14 Tage still.
In Australien ist die Stimmung sehr ähnlich. Auch hier fallen die unteren 30 Prozent der Betriebe schon bald ganz weg. Die Angst vor Brasilien und davor, dass die Weltmarktpreise zu sehr runtergehen ist groß. Die Strukturkrise in der Zuckerindustrie wurde ausgelöst durch kaputte Weltmarktpreise. Auftakt dazu war die drastische Abwertung des brasilianischen Real Ende der 90er. Australische Durchschnittsbetriebe mit 50 Hektar Rohr im Anbau steigen derzeit reihenweise aus; verkaufen wo sie können, oder setzen auf alternative Früchte mit dem Risiko zum Überangebot. In den vergangenen zwei Jahren hat sich der Gewinn beim Rohr allein durch Währungsveränderungen um 20 Prozent verringert. Der Wechselkurs zwischen USDollar und australischem Dollar bestimmt ganz entscheidend, ob am Rohr verdient wird oder nicht. Wichtig für den Markt ist auch das Währungsverhältnis zwischen Real und USDollar.
Northern Western Australia Wenn Sie dieTerritory Agrarsysteme EU und Herr Bloecker, Sie sind jetzt vier Wochen in Deutschland. Wenn Sie die Stimmung vergleichen zwischen Landwirten in Norddeutschland und Ihren Berufskollegen in Australien, was fällt Ihnen auf? Mittlere deutsche Betriebe kommen zurecht; tätigen aber keine Nettoinvestitionen mehr und fangen an, mehr Steuern zu bezahlen. Die Schlepper werden älter. An den Gebäuden wird nichts gemacht. Die Angst vor Kürzungen ist groß. Jeder ist vorsichtig. Nirgendwo ist Optimismus. Die Weichenstellungen in Deutschland heißen „Produktivität steigern“ oder „ökologisch“ produzieren. Probleme sehe ich bei der Hälfte der Betriebe, die „in der Mitte liegen“ und weder den einen noch den anderen Weg gehen können.
Australien vergleichen - wo liegen die gravierenden Unterschiede? Bis auf eine leichte Dieselverbilligung bekommen Farmer in Australien keine Unterstützung. Wir kommen zurecht, weil wir uns mit Melonen, Gemüse und Saat in Nischen einen Namen gemacht und einen Markt gefunden haben. Der größte Unterschied zur EU ist sicher, dass der Farmer in Australien die Vermarktung komplett vor der Bestellung regeln muss.
South Australia
Ein Unterschied wie Tag und Nacht ist das gesellschaftliche Ansehen, die Anerkennung, die Landwirtschaft und Landwirte in Australien genießen. Das hört man sogar in den Nachrichten: „Oh, wir haben Regen gehabt - Das ist für unsere Farmer gut.“ Das ist wirklich
Wilhelm Bloecker und sein 19-jähriger Sohn Christian zu Besuch bei Nordzucker in Braunschweig. Christian hat nach dem Abitur eineinhalb Jahre Landwirtschaft in Deutschland „gelernt“. Auf dem Weg zurück nach Australien, wo er sein Studium an der Landwirtschaftlichen Fakultät in Perth beginnt, nahmen sein Vater und er sich Zeit für ein Gespräch mit Akzente.
eine sehr andere, viel positivere Einstellung gegenüber Farmern als in Deutschland. Wie denken Ihre Kollegen auf den australischen Zuckerrohrfarmen über die Rolle der EU als Zuckerexporteur auf dem Weltmarkt? Die EU ist da eher zweitrangig. Für uns ist wichtig, was in Brasilien und Thailand passiert.
Queensland
Welchen Stellenwert hat das im September von der EU verlorene WTO-Zucker-Panel. Wie sprechen Ihre Kollegen darüber? Ein Tropfen auf den heißen Stein, der vielleicht hilft, die verfahrene Weltmarktsituation etwas auszugleichen. Herr Bloecker, mit welchen praktischen Fragen müssen Sie sich bezogen auf Zuckerrohr derzeit besonders auseinandersetzen?
New South Wales
Wichtigste Aufgabe ist für uns derzeit die Verdopplung der Kapazität der Rohrmühle um die Effizienz zu verbessern (Economy of Scale). Derzeit werden rund 18.000 Tonnen Rohr pro Kampagnewoche vermahlen. Damit kann die Mühle unter den derzeitigen Marktbedingungen nicht dauerhaft profitabel arbeiten. Eine Verdopplung würde 20 Prozent mehr Gewinn bringen. Ω
Victoria
Tasmania
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Wechselkurse (zwischen US-Dollar, AUD, DM, BR$, 1990 -2003 (US$/ 1WE)) US-$ / 1 Aus-$ US-$ / 1 DM US-$ / 1 Brasil Real
0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 1990
1992
1994
1996
1998
2000
2002
Der Baukonzern CSR hat seine Zuckersparte nach dem Einbruch der Weltmarktpreise umstrukturiert und die Rohrmühle in Kununurra vor zwei Jahren an einen koreanischen Konzern (Cheil Jedang) verkauft. Seitdem wird der Rohzucker über ein Lager im 90 Kilometer entfernten Seehafen Wyndham nach Indonesien verschifft. Cheil Jedang arbeitet ihn dort in einer eigenen Raffinerie für den asiatischen Markt auf. Die Entscheidung über den Ausbau der Mühle soll in einem halben Jahr fallen. Bis dahin bemühen wir uns, ungeregelte Landbesitzrechte (Landrights) für die nötige Ausdehnung des Rohranbaus zu klären. Derzeit sind insgesamt rund 13.000 Hektar im OrdGebiet in Bewirtschaftung, davon 4.000 Hektar Zuckerrohr. Möglich ist eine Ausdehnung auf insgesamt 60.000 Hektar Farmland, die in zehn Jahren erreicht sein soll. Außerdem soll künftig die in der Mühle anfallende Bagasse komplett verstromt werden. Bisher deckt die Bagasseverbrennung nur den Energiebedarf der Mühle und der Rest muss entsorgt werden. Potentieller Energieabnehmer ist die nah gelegene größte Diamantmiene der Welt, mit der wir derzeit verhandeln. Was die Ernte- und Transportlogistik
angeht, haben wir jetzt schon die effizienteste Fabrik in ganz Australien. Die Erntekosten liegen bei rund 6 AD pro Tonne Rohr; der Transport zur Mühle kostet uns etwa 3 AD. Bei Erträgen von durchschnittlich 125 Tonnen Rohr liegen Ernte- und Transportkosten bei gut 275 AD pro Hektar (0,61 Euro = 1 AD). Geerntet wird die Tagesmenge – 22 Hektar – nach Abbrennen. Ohne Abbrennen würden sich die Erntearbeiten deutlich verzögern und natürlich verteuern. 30 Kilometer ist die weiteste Entfernung für den Rohrtransport zur Fabrik. Der LKW ersetzt teuren Lagerraum für das Rohr und entlädt im Schnitt vier Stunden nach der Ernte. Die Rohrernte übernimmt ein Lohnunternehmer, der für 4.000 Hektar drei 1-reihige Toft-Rohrernter einsetzt; zwei Ernter, die jeweils etwa 65 Tonnen Rohr pro Stunde schaffen und eine Maschine als Reserve für Ausfälle. Toft – einziger und alteingesessener australischer Hersteller von Rohrerntern – wurde vor wenigen Monaten von Brasilianern übernommen, die jetzt auch die Fertigung der Maschinen nach Brasilien verlegen. Wie müssen wir uns Ihre Lieferbeziehung zu Cheil Jedang, dem koreanischen Konzern und Mühlenbetreiber vorstellen? 19 Farmer bauen das Zuckerrohr mit einem 5-jährigen Vertrag an. Das heißt, es besteht lediglich ein Lieferabnahmevertrag, der keine Preise enthält. Festgelegt ist nur der Anteil der Farmer am Zuckerertrag. Dieser Zuckeranteil ist quasi unser Anbaulohn. Wir vermarkten ihn selbst über das zentrale Marketingboard. Die Geschäfte der Mühle regelt ein sieben-köpfiger, paritätisch besetzter Vorstand, in dem Farmer und Fabrikvertreter je drei Stimmen haben. Den Vorsitz hat ein von beiden Parteien unabhängiger Chairman.
Zum Schluss, Herr Bloecker: Würden Sie gern tauschen mit einem unserer Landwirte in Norddeutschland und lieber Rüben anbauen? Nein. Ich komme gut zurecht mit Weltmarktbedingungen. Das ist nicht einfacher, aber deutlich befriedigender als sich mit einer immer künstlicheren, aufgezwungenen Bürokratie in Deutschland herumzuschlagen. Ich bin überzeugt, langfristig ist dieser Weg auch der eindeutig sicherere. Wir haben jetzt schon die Bedingungen, die in der EU auch zu einem großen Teil kommen werden. Herzlichen Dank für Ihre Zeit, Herr Bloecker! Das Gespräch führte Susanne Dismer-Puls
Kapitalstruktur – Holdingfusion eingetragen Die von den Hauptversammlungen der Zucker AG Uelzen-Braunschweig und der Nordzucker Holding AG im September 2004 beschlossene Fusion zu einer Holdinggesellschaft ist jetzt auch juristisch perfekt. Die Verschmelzung zu einer Holdinggesellschaft, die die Mehrheit der bäuerlichen Kapitalanteile an der Nordzucker AG hält, wurde am 22. Dezember 2004 beim Amtsgericht Braunschweig eingetragen. Die neue Nordzucker Holding AG vertritt die Interessen ihrer nunmehr 16.878 Aktionäre und hält 77,9 Prozent (91,5 Millionen Euro) am Grundkapital der Nordzucker AG in Höhe von 117,5 Millionen Euro. sdp
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Kampagne 2004 im Nordzucker Konzern Große Ernte in allen Ländern Das Jahr 2004 stand unter einem besonderen politischen Vorzeichen. Zum Mai 2004 vollzog sich der Beitritt von 10 mittel- und osteuropäischen Ländern zu Europäischen Gemeinschaft. Mit dem EU-Beitritt produzierten die Rübenanbauer für Nordzucker-Tochterfirmen in Polen, der Slowakei und Ungarn unter gleichen politischen Rahmenbedingungen wie ihre Kollegen in Norddeutschland. Nur Ergebnisse zählen Nach einer günstigen Entwicklung während der Sommermonate, verursachte die warme und strahlungsintensive Witterung im Oktober deutliche Zuwächse während der Kampagne. So wurde in Deutschland das schon gute Vorjahresergebnis 2004 noch verbessert. Die Polarisation übertraf mit 17,7 Prozent im Kampagnedurchschnitt das Vorjahr um ein Zehntel. In Kombination mit 58,2 Tonnen pro Hektar Rübenertrag, wurde ein überzeugender Zuckerertrag von 10,3 Tonnen pro Hektar erreicht. In Polen verringerte sich das Niederschlagsdefizit in der laufenden Kampagne leider nicht. Trotz des auch hier sehr sonnigen Oktobers erzeugten die Rübenanbauer einen Zuckerertrag auf Vorjahresniveau von 7,4 Tonnen pro Hektar. Dabei ernteten sie einen Rübenertrag von 43,5 Tonnen pro Hektar bei 17,1 Prozent Zucker. Die Rübenanbauer der Slowakei verwiesen ihre Kollegen in Polen und Ungarn in Bezug auf den Zuckergehalt auf die Plätze. Hier wurde eine Polarisation von 17,6 Prozent bei einem Rübenertrag von 46,6 Tonnen pro Hektar erreicht. Ein im Resultat geernteter Zuckerertrag von 8,2 Tonen pro Hektar, stellt für die slowakischen Rübenanbauer ein beachtliches Ergebnis dar.
Dr. Ulf Wegener, Rübenmanagement international (li.), Christian Kionka, Rübenmanagement Süd
Unübertroffen im osteuropäischen Vergleich ist jedoch der Zuckerertrag von 9,2 Tonnen pro Hektar in Ungarn. Durch eine enorme Ertragsentwicklung bis in die laufende Kampagne hinein wurde mit 58,4 Tonnen pro Hektar der Nordzuckerschnitt Deutschland leicht übertroffen. Der Zuckergehalt stellte sich allerdings mit 15,7 Prozent auf niedrigerem Niveau ein. Günstige Kampagnewitterung – gut für Ernte und Transport Die günstige Witterung in der Verarbeitungszeit prägte die Abläufe der Kampagne positiv. Leichte Niederschläge in der ersten Novemberhälfte und leichte Fröste im Dezember beeinträchtigten den Abschluss der Ernte und die gut organisierte Rübenanfuhr nicht. In Norddeutschland endete die Rübenanfuhr vor dem 24. Dezember. Die Werke Nordstemmen, Uelzen, Wierthe und Klein Wanzleben beendeten die Rübenverarbeitung erst am 25. Dezember. An den anderen Standorten (Clauen, Güstrow, Groß Munzel und Schladen) haben die Nachkampagnetätigkeiten bis in die Feiertage angedauert. Insgesamt 8,7 Millionen Tonnen Rüben wurden in den deutschen Nordzuckerwerken in 97 Tagen verarbeitet. Im Einzugsgebiet des Werkes Opalenica endete die Rübenanfuhr am 15. Dezember. Die Rübenanbauer in der Region um Chelmza lieferten die letzten Rüben am 20. Dezember. In beiden polnischen Werken wurden 1,05 Millionen Tonnen Rüben in 93 Tagen verarbeitet. Die beiden slowakischen Werke Trencianska Tepla und Trnava wurden vom 8.September bis zum 23. Dezember mit Rüben beliefert. In 107 Kampagnetagen wurden insgesamt 533.000 Tonnen Rüben geschnitten. Die längste
Nordzucker-Kampagne wurde 2004 in Ungarn gefahren. Nach rund 122 Tagen endete in beiden Werken kurz nach dem Jahreswechsel die Rübenverarbeitung. Von Anfang September bis Anfang Januar wurden in beiden Werken 1,44 Millionen Tonnen Rüben verarbeitet. Aktiver Schutz der Rüben im letzten Kampagnedrittel Die Verantwortung für ihr Produkt veranlasste die überwiegende Anzahl der Rübenanbauer die Rübenmieten mit Rübenschutzvlies abzudecken. Die Mietenpflege bietet einen vergleichsweise guten Schutz vor Nässe, Frost und Fäulnis. So bleiben die Rüben verarbeitungsfähig und der Erdabreinigungseffekt bei Vorreinigung der Rüben wird erhöht. Ab Anfang November waren in Norddeutschland 62 Prozent der Rüben mit Vlies abgedeckt. Etwa die Hälfte davon wurde durch Dienstleister abgedeckt. In Polen und der Slowakei waren ab der zweiten Novemberdekade nahezu 100 Prozent der Rüben auf diese Art vor Frost und Nässe geschützt. Ungarn befindet sich 2004 in einer erweiterten Pilotphase. Daher waren dort nur etwa sechs Prozent der Rüben abgedeckt. Die Ausdehnung der Vorreinigung der Rüben am Feldrand hat bei Nordzucker ein hohes Niveau erreicht. So wurden 2004 in Norddeutschland über 90 Prozent, in Polen, der Slowakei sowie in Ungarn zu jeweils 100 Prozent der Rüben vorgereinigt. Dies ist ein effizienter Beitrag zum Umweltschutz und zur Verringerung von unnötigen Erdetransporten. Die in den Werken angelieferten Rüben wiesen sowohl bei der äußeren als auch bei der inneren Qualität ein Ω
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18 I Rübe I Akzente Februar 2005
Schleswig-Holstein Fläche (ha) Rübenertrag (t/ha) Zuckergehalt (%) Zuckerertrag (t/ha) SMV (%)
2004
2003
12.290 58,1 17,1 9,9 1,22
12.590 53,4 18,6 9,9 1,23
Mecklenburg Vorpommern Fläche (ha) Rübenertrag (t/ha) Zuckergehalt (%) Zuckerertrag (t/ha) SMV (%)
Kiel
2004
2003
11.670 53,6 17,3 9,3 1,28
12.230 50,5 18,0 9,1 1,35
Niedersachsen-Nordwest Fläche (ha) Rübenertrag (t/ha) Zuckergehalt (%) Zuckerertrag (t/ha) SMV (%)
2004
2003
12.350 58,0 17,5 10,1 1,26
12.850 49,5 17,5 8,6 1,39
Niedersachsen-Nordost Fläche (ha) Rübenertrag (t/ha) Zuckergehalt (%) Zuckerertrag (t/ha) SMV (%)
2004
2003
18.960 57,4 17,5 10,0 1,27
20.000 58,1 17,4 10,1 1,36
Rostock
Niedersachsen-Mitte Bremen Fläche (ha) Rübenertrag (t/ha) Zuckergehalt (%) Zuckerertrag (t/ha) SMV (%)
2004
2003
22.160 61,0 17,5 10,7 1,22
22.930 59,6 17,3 10,3 1,28
Niedersachsen Südwest Fläche (ha) Rübenertrag (t/ha) Zuckergehalt (%) Zuckerertrag (t/ha) SMV (%)
2004
2003
25.050 61,8 17,7 10,9 1,26
26.110 62,3 17,6 11,0 1,29
Hannover
Braunschweig
Magdeburg
Niedersachsen-Südost Fläche (ha) Rübenertrag (t/ha) Zuckergehalt (%) Zuckerertrag (t/ha) SMV (%)
2004
2003
27.390 58,4 18,1 10,6 1,24
28.130 55,3 17,3 9,6 1,29
Sachsen-Anhalt Fläche (ha) Rübenertrag (t/ha) Zuckergehalt (%) Zuckerertrag (t/ha) SMV (%)
2004
2003
19.940 54,3 18,5 10,0 1,36
19.890 48,1 17,4 8,4 1,41
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Akzente Februar 2005 I Rübe I 19
erfreulich hohes Niveau über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre auf.
gen, die das Gesamtgewicht eines Fahrzeugs von 42 Tonnen übersteigen, keine Anfuhrvergütung ausgezahlt. Diese Maßnahme hat sich umgehend in einem deutlichen Rückgang der Überladungsgewichte bemerkbar gemacht.
Rübentransporte sicherer gemacht Sicherheit im Straßenverkehr ist bei den Rübentransporten Ziel von Nordzucker und Transporteuren. Im Vorjahr wurde durch retroreflektierende Leuchtstreifen die passive Sicherheit erhöht. In dieser Kampagne wurde in Deutschland ab 22. November für Rübenmen-
Der Blick nach vorn
Fläche (ha) Rübenertrag (t/ha) Zuckergehalt (%) Zuckerertrag (t/ha) Kampagnedauer (d)
2004
2003
24.057 43,5 17,1 7,4 93
23.681 42,9 17,4 7,5 80
Termine Hauptversammlungen 2005 Im Zuge der zeitnahen Berichterstattung werden die Haupt- und Gesellschafterversammlungen der Nordzucker AG und ihrer Holdinggesellschaften 2005 im Juli stattfinden. In Abstimmung mit den Holdings sind folgende Termine vorgesehen:
Berlin Posen
Warschau
Deutschland Fläche (ha) Rübenertrag (t/ha) Zuckergehalt (%) Zuckerertrag (t/ha) Kampagnedauer (d)
2004
2003
149.800 58,2 17,7 10,3 97
154.720 55,5 17,6 9,7 88
Slowakei 2004 Fläche (ha) Rübenertrag (t/ha) Zuckergehalt (%) Zuckerertrag (t/ha) Kampagnedauer (d)
11.451 46,6 17,6 8,2 107
2003 11.477 40,0 16,8 6,6 93
07. Juli - Union-Zucker Südhannover GmbH 12. Juli - Nordharzer Zucker AG 13. Juli - Nordzucker Holding AG 14. Juli - Nordzucker AG
Prag
Ungarn Fläche (ha) Rübenertrag (t/ha) Zuckergehalt (%) Zuckerertrag (t/ha) Kampagnedauer (d)
π
Vor dem Hintergrund der Veränderung der Rahmenbedingungen muss der Blick noch intensiver auf Kostensen-
Polen
Hannover
kung und Ertragssteigerung gerichtet werden. Alle Beteiligten von der Bestellung der Rüben bis zum Zucker beim Kunden, müssen sich als Beteiligte einer Wertschöpfungskette verstehen, die wettbewerbsfähig auf die Anforderungen des Marktes, auch unter veränderten Rahmenbedingungen agieren müssen.
2004
2003
24.609 58,4 15,7 9,2 122
19.004 38,7 15,7 6,1 47
Budapest
Außer der Versammlung der UnionZucker (Berghölzchen, Hildesheim), werden alle Versammlungen wie gewohnt in der Stadthalle Braunschweig stattfinden. Versammlungsbeginn ist 10.00 Uhr. sdp
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20 I Rübe I Akzente Februar 2005
Timo Müller, Rübenmanagement (li.),
Hajduság und Clauen
Frank Knälmann, Rübenmanagement
Starke Regionen und was sie auszeichnet Nach den Reform-Vorstellungen der EU-Kommission, soll die Zuckererzeugung aus Rüben in den wettbewerbsfähigsten Anbauregionen Europas gestärkt werden. Ein klares Konzept darüber, wie mögliche Produktionsverlagerungen durchgeführt werden sollen fehlt bisher ebenso wie Entschädigungsregeln für ausscheidende Anbauer und Unternehmen. Wo liegen die Spitzenanbaustandorte der Nordzucker, welche Besonderheiten zeichnen sie aus und wie mobilisieren sie ihr Potenzial? In Akzente stellen wir „starke“ Nordzucker-Regionen vor. Ausgewählt haben wir für diese Ausgabe die Hajduság in Ost-Ungarn und Clauen in der Hildesheimer Börde. Zuckerrübenanbau in der Hajduság in Ost-Ungarn In der Anbauregion Hajdusag werden etwa 5500 Hektar Zuckerrüben von 31 Landwirten und Agrar-Aktiengesellschaften im Vertragsanbau für das Nordzucker Werk Szerencs angebaut. Die durchschnittliche Schlaggröße beträgt 30 Hektar. Der Durchschnittsbetrieb verfügt über 1500 Hektar Ackerfläche, auf denen er 180 Hektar Zuckerrüben anbaut.
Werk Clauen
Die Region zeichnet sich durch kontinentales Klima aus, so dass die Vegetationszeit durch einen längeren Winter begrenzt ist. Die Hauptaussaatzeit liegt zwischen den 10. und 20. April und der Kampagnestart in der Regel um den 10. bis 15. September. Die Jahresniederschläge liegen bei etwa 500 Millimeter. Da in der Hajduság jedoch sehr gute Schwarzerdeböden (Auflage 0,5-1m) mit tonigem Lößuntergrund zu finden sind, lassen sich über die Jahre sehr gute Zuckererträge erzielen. Der langjährige Durchschnittsertrag liegt bei 52 bis 54 Tonnen mit 15,5 Prozent Zuckergehalt. Durch eine Vielzahl von Verbesserungen in der Produktionstechnik (siehe Tabelle) konnte der Ertrag in 2004 auf etwa 62 Tonnen mit 16,2 Prozent Zucker gesteigert werden. Auf zehn Schlägen
konnte sogar die Schallmauer von über 100 Tonnen Zuckerrüben je Hektar durchbrochen werden. Durch die geschilderten Maßnahmen konnte der Ertrag deutlich gesteigert werden. Durch intensive Anbauberatung und die Nutzung des biologisch-technischen Fortschritts, soll in den nächsten Jahren das vorhandene Potenzial noch stärker genutzt werden. Um die Erträge auch in Trockenjahren zu stabilisieren, testet Nordzucker seit 2003 die Wasser sparende Mulchsaat-Technologie in Bodenbearbeitungsversuchen. Im Bereich Pflanzenschutz wird der routinemäßige Vorauflauf durch den pflanzenverträglichen gezielten Nachauflauf ersetzt werden. Und auch bei der Sortenwahl wird ab 2005 auf mehr zuckerbetonte und cercosporatolerante Typen zurückgegriffen werden.
Produktionstechnische Verbesserungen Jahr Verbesserung 2003 2004 2004 2004 2004 2004
Wirkung
Einführung Blattkrankheiten Monitoring Einführung von Gaucho-Beize Fortlaufend verbesserte Bodenbearbeitung Erhöhung sechsreihige Rodung (Holmer) auf 80 Prozent Einführung der Vorreinigung von Null auf 100 Prozent Bahnanfuhr komplett auf LKW Anfuhr umgestellt Einführung Mietenpflege (Dienstleister-Modell mit Abdeckgerät)
Zuckergehalts-Steigerung Höhere Bestandesdichten Höhere Bestandesdichten Geringere Ernteverluste Gesamtabzüge von 25 auf 14 Prozent gesenkt Verbesserte Logistik (weniger Verluste) Weniger Lagerungsverluste
Entwicklung von Rübenertrag und Zuckergehalt in der Region Hajdusag
Salgótarján
Rübenertrag [t/ha];
Zuckergehalt [%] 66
Eger
60
58
56
Szerencs 50 40
46 37
30
Region Hajduság
Budapest
Debrecen
20
16,4
15,8
15,1
16,0
16,2
10 0 2000
Szolnok
2001
2002
2003
2004* *geschätzt
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Akzente Februar 2005 I Rübe I 21
Gekappt
Zuckerrübenanbau in der Region Clauen In der Region Clauen werden in unmittelbarer Nähe der Zuckerfabrik Clauen (Durchschnittsentfernung rund fünf Kilometer) von etwa 250 Betrieben auf einer Fläche von ca. 3.500 Hektar Zuckerrüben angebaut. Dies entspricht einer durchschnittlichen Anbaufläche von etwa 14 Hektar pro Betrieb. Die Böden in der Region Clauen zeichnen sich durch ein hohes Wasserhaltevermögen mit einer ausgeglichenen Nährstoffversorgung aus. Es handelt es sich überwiegend um Schwarzerden aus Löß und degradierten ParabraunEntwicklung von Rübenertrag und Zuckergehalt in der Region Clauen RE [t/ha]; 60
ZG [%] 65
64
61
60
59
50
erden mit einer Bonität von 85-100 Bodenpunkten. Aufgrund einer schnellen Erwärmung der humusreichen Böden erfolgt die Aussaat ab Ende März. Neben den guten Klimabedingungen mit einem Jahresniederschlag von durchschnittlich 645 Millimeter pro Jahr tragen eine ausgefeilte Produktionstechnik mit Zwischenfruchtanbau zur Nematodenreduzierung zu den hohen Rübenerträgen von 61,5 Tonnen pro Hektar im 5jährigen Mittel bei. In der Region Clauen werden zu etwa 90 Prozent rizomaniatolerante Sorten angebaut. Dem jahresspezifischen Auftreten von Cercospora Blattflecken wird durch ein intensives Blattkrankheitenmonitoring durch Nordzucker, in Verbindung mit dem Landwirtschaftlichen Informationsdienst Zuckerrübe (LIZ), Rechnung getragen. Auf Grundlage der Monitoringergebnisse erfolgen regionalisierte Behandlungsempfehlungen.
40 30 20
18,2
16,6
16,1
17,3
17,3
10 0 2000
2001
2002
2003
2004* *geschätzt
Um die erzeugte Qualität in der Miete zu erhalten und vor Frost zu schützen, werden ab dem 15. November derzeit über 70 Prozent der Rübenmieten mit π Rübenschutzvlies abgedeckt.
Wolfsburg Hannover Munzel Braunschweig Clauen Hameln
Wierthe
Nord-
Die Transporttechnik für Zuckerrüben hat sich in den letzten zehn Jahren spürbar verändert. „Zuckelnde“ Schlepperzüge mit 16 Tonnen Nutzlast werden kaum noch eingesetzt. Fast alle Rüben werden mit Fahrzeugen in die Fabriken gebracht, die ein Gesamtgewicht von 40 Tonnen erlauben. Durch diese hohen Ladungsgewichte wird der Verkehr schon spürbar entlastet. Allerdings haben bislang zu viele Transporte mehr als die erlaubten 40 Tonnen gewogen.
Um das inzwischen deutlich besser gewordene Image der Rübentransporte nicht zu strapazieren, hat Nordzucker in Übereinstimmung mit dem DNZ in der zweiten Kampagne-Hälfte die Anfuhrvergütung für Rübenmengen oberhalb 42 Tonnen „gekappt“. Die Zwei-Tonnen-Toleranz oberhalb von 40 Tonnen ist notwendig, weil es bei der Feldrandverladung ohne Wiegemöglichkeit zur Fehleinschätzung des Transportgewichtes kommen kann. Eine "Erlaubnis" zur Überladung ist das jedoch nicht, die 40-TonnenGrenze (bzw. das individuelle zulässige Gesamtgewicht) ist einzuhalten. Eventuell nicht ausgezahlte Frachtgelder werden sinnvoll eingesetzt. Zunächst können Aktionen unterstützt werden, die dem Erhalt der Zuckermarktordnung dienen. Zusätzlich sollen weitere Maßnahmen finanziert werden, die der Verbesserung der Sicherheit im Rübentransport dienen.
stemmen Schladen
Holm Kemmer, Rübenlogistik
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22 I Markt und Kunde I Akzente Februar 2005
Ab sofort auch koscher Tagatose 2004 mit vier neuen Zulassungen
Übrig geblieben? Hat man etwa die Rüben direkt neben der Zuckerfabrik in Groß Munzel vergessen? Noch immer liegen zwei große Rübenmieten „gut verpackt“ vor dem Fenster des Rübenbüros. Hierbei handelt es sich um einen Langzeitlagerungsversuch. Es soll geprüft werden, ob diese Zuckerrüben im Lauf des Winters noch ausreichend Zucker haben, um sie verarbeiten zu können. Dabei werden neben dem herkömmlichen Rübenschutzvlies auch zwei weitere Material-Varianten getestet. Diese sollen einen wirksamen Schutz vor Frost bieten, damit die Rüben auch in strengen Wintern „überleben“ können.
Bevor ein neues Lebensmittel oder Lebensmittelzusatzstoffe für den Markt zugelassen werden, sind die staatlichen Lebensmittelzulassungs-Behörden gefragt. Jedes Land verfügt dabei über eigene Einrichtungen, Gesetze, Vorschriften, Anforderungen und Prüfbestimmungen, die sehr verschieden und sehr umfangreich sein können. Vor dem Markt stehen die Zulassungsbehörden Sie bestimmen Analysen, Untersuchungen und Ergebnisse, die der Antragsteller beibringen muss, um mit seinem Neuprodukt erfolgreich zu sein. OttoNormalverbraucher kennt weniger die Behörden. Bekannter sind einzelne der begehrten Zertifikate, die besonders neue Stoffe haben müssen, um als Lebensmittelzusatz zugelassen zu werden. Die Food and Drug Administration (FDA) in den USA vergibt zum Beispiel den sogenannten GRAS-Status (generally recognized as save). Zucker bekam den GRAS-Status erst 1988; zum Abschluss der davor über zehn Jahre währenden Gesundheits-Debatte.
not specified) zugelassen werden kann. Im April 2004 folgte koscher Dairy, so dass Tagatose als Lebensmittelzusatzstoff in den USA vertrieben werden kann. In Europa sind Koscher Zertifikate für die Vermarktung von Lebensmitteln weniger bedeutend. Für viele Lebensmittelhersteller in den USA sind sie jedoch eine notwendige Vorraussetzung für die Vermarktungsfähigkeit ihrer Produkte. Nach der Zulassung in Korea 2003 wurde Tagatose 2004 in Australien und Neuseeland zugelassen. 2005 erwartet SweetGredients FOSHU (food of specific health care), die offizielle Freigabe zum Vertrieb in Japan 2005. Im November 2004 folgte das Koscher Parwe Zertifikat. Damit ist die uneingeschränkte Verwendung von Tagatose in allen Lebensmitteln aus „Koscher-Sicht“ zugelassen. Vor allem in den USA ist das ein großes Vermarktungs-Plus für das in der Nordstemmer Pilotanlage hergestellte Gemeinschaftsprodukt von ARLA-Foods und Nordzucker. Die EU-Zulassung wird erfahrungsgemäß mindestens zwei Jahre auf sich warten lassen. sdp
Warten auf FOSHU Begehrte Zertifikate Hintergrund für diese Aktion ist die Frage, ob durch ein Ausdehnen der Kampagne bis in den Januar oder Februar die Wirtschaftlichkeit der Zuckerrübenverarbeitung in Norddeutschland unter den Bedingungen einer neuen ZMO gesichert werden kann.
Holm Kemmer, Rübenlogistik
Angesichts der wachsenden Globalisierung des Handels benötigen innovative Lebensmittelzusätze oft einen ganzen Strauß solcher Zulassungen, um den Bestimmungen potentieller Zielmärkte Rechnung zu tragen. Die NordzuckerTochter SweetGredients GmbH & Co. KG hat 2004 vier neue Zulassungen für Tagatose erreicht. Bereits seit 2001 hat Tagatose den GRAS-Status. Ein wichtiger Meilenstein war 2004 das Urteil der WHO-JECFA: Die zuständige Fachabteilung bei der Weltgesundheitsorganisation befand 2004, dass Tagatose ohne Begrenzung der Tagesdosis (ADI = acceptable daily intake:
JECFA
WHO „Joint expert commitee on food additives“ bei der Welt-GesundheitsOrganisation FOSHU (Japan) „Food of specific health care“, wird von der japanischen Lebensmittelbehörde vergeben GRAS „Generally recognized as FDA safe“ wird von der „Food and Drug Administration“, der Lebensmittel- und Pharmazulassungsbehörde in der USA vergeben
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Akzente Februar 2005 I Markt und Kunde I 23
Kurz vorgestellt: Glukosesirup Nordzucker Süßungsmittel im Portrait Dr. Volker Diehl,
Nicht nur Zuckerersatz - Gefragt ist die Varianz funktioneller Eigenschaften Mit der Entdeckung der Stärkeverzuckerung durch Kirchhoff und dem Beginn der industriellen Herstellung 1812 in Deutschland konnte nicht nur der durch die Kontinentalsperre Napoleons knapp gewordene Zucker ersetzt werden. Früh wurden Stärkeverzuckerungsprodukte auch bei der Wein- und Essiggärung vorteilhaft eingesetzt. Heute finden wir sie als „Klassiker“ unter den Süßungsmitteln in nahezu allen gesüßten Lebensmitteln. Außerdem werden sie zur Herstellung von pharmazeutischen und chemischen Rohstoffen gebraucht. Glukosesirup ist das mengenmäßig bedeutendste Stärkeverzuckerungsprodukt. Die Nordzucker-Tochter Syral AS bietet Glukosesirupe seit 1996 an. Als Rohstoffe werden am Produktionsstandort Marckolsheim im Elsass Mais und Weizen eingesetzt. Herstellung von Glukosesirup Stärke (Mais, Weizen, Kartoffel)
New Product Development
sind hier die Dextrose Äquivalente (DE-Werte), die in der Regel zwischen 20 (niedrig) und größer 68 (extra hoch) liegen. Zur weiteren Klassifizierung ist noch die Benennung des Trockensubstanzgehaltes als auch wertgebender Bestandteile (Fruktose-, Maltosegehalt) üblich. Neben den standardmäßigen Sirupen ist auch eine Anzahl von getrockneten Produkten im Handel. Zehn Prozent am GesamtSüßungsmittelmarkt Der heutige Anteil an Stärkeverzuckerungsprodukten am Gesamt-Süßungsmittelmarkt beträgt etwa zehn Prozent. Europaweit werden über drei Millionen Tonnen Glukosesirupe vermarktet. Führende Anbieter sind hier Cargill, Minneapolis (USA) und Roquette, Lestrem (F), die etwa zwei Drittel des Marktes abdecken gefolgt von Amylum – einer Tate & Lyle Tochter, London (UK) und Syral. Gefragte Eigenschaften
Verflüssigung Maltodextrin
Sprühtrocknung
Verzuckerung
Maltodextrin Pulver
Glukosesirup
Sprühtrocknung Glukosesirup Pulver
Kristallisation
Isomerisierung
Dextrose
Fruktosehaltige Glukosesirupe
Ihr Haupteinsatzgebiet haben Glukosesirupe in der Nahrungsmittelindustrie. Sie sind gut wasserlöslich, kristallisationshemmend, gefrierpunkterniedrigend, verleihen dem Produkt „Körper“, haben eine verminderte, aber noch
unten: Glukose wird hauptsächlich als Sirup eingesetzt. rechts: Süßwaren – ein wichtiger Einsatzbereich für Glukose
Große Produktvielfalt Glukosesirupe werden durch kontrollierte Enzym-Hydrolyse aus Stärken unterschiedlicher Rohstoffe (z.B. Weizen, Mais) hergestellt. Je nach Zuckerspektrum werden unterschiedliche Produkte angeboten, die nach ihrem Verzuckerungsgrad klassifiziert werden. Maß
angenehme Süße und können Geschmäcker maskieren oder als dosierter Energiespender verwendet werden. Dabei variieren die funktionellen Eigenschaften der Glukosesirupe stark in Abhängigkeit des DE Wertes sowie des Anteils anderer Bestandteile und können somit maßgeschneidert auf das jeweilige Kundenprodukt eingestellt werden. Verwendung von Glukosesirup in Europa (in Prozent)
andere Food 23 % Konfitüren 8%
Getränke 21 %
Fermentationsindustrie 23 % andere NonFood 2 %
Süßwaren 23 %
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24 I Markt und Kunde I Akzente Februar 2005
Insgesamt günstiger – Die Lage am Weltzuckermarkt Nach der Phase niedriger Preise in 2002 und 2003 zeigt sich die Lage am Weltzuckermarkt derzeit insgesamt günstiger. Nach der Rekordernte 2002/03 zeichnen sich seit Anfang 2004 ein Produktionsdefizit und eine Verringerung der Weltzuckervorräte ab. Seitdem beobachten wir eine insgesamt freundlichere Preisentwicklung an den Zuckerbörsen in London und New York. Produzenten und Exporteure hoffen auf weiter steigende Preise, nachdem Indien durch eine wiederum geringere Produktion ein erhebliches Defizit zur Deckung der einheimischen Nachfrage aufweist. Steigende Weltmarktnotierungen werden zudem von der Erwartung rückläufiger EU-Exporte nach dem WTO-Schiedsspruch genährt. Brasilien. Mehr Rohr für Bioethanol Im September 2004 erreichte der Weltmarktpreis mit 267 US Dollar sei-
Manfred Steffen, Sales & Marketing Industriekunden
nen höchsten Stand. Seitdem notieren die Preise bedingt durch Meldungen über eine Rekordzuckerproduktion in Brasilien wieder schwächer. Vor dem Hintergrund hoher Energiepreise, leicht fallender Zuckerpreise und staatlicher Intervention zur Vermeidung von Versorgungsengpässen mit Ethanol, wird aus Brasilien jedoch eine verstärkte Verwendung des Zuckerrohrs für die Bioethanolerzeugung berichtet. Wechselkurs. Dämpfer für EU-Erlöse Derzeit scheint sich die Börse zwischen 255 und 260 US Dollar je Tonne Weißzucker zu stabilisieren. Da die Weltzuckermärkte auf der Basis von USD gehandelt werden, kommt der Währungsrelation zwischen EURO und USD für die europäischen Zuckerproduzenten große Bedeutung zu. Ein großer Teil der positiven Preisentwicklung auf den Weltzuckermärkten kommt jedoch in der EU nicht an. Ursache dafür ist die
Weltmarktpreise Zucker (Stand: 06.01.05) $/t EUR/t
Weltzuckerpreise in $/t
momentane Stärke des EURO gegenüber dem US Dollar (1 Euro = 1,31 US-$). Insgesamt sind die Vermarktungsaussichten für die große C-Zuckermenge der EU-Kampagne 2004 jedoch positiver zu beurteilen als im Vorjahr. π
Neue IndustriekundenBroschüre Dass Nordzucker alles tut, um beste Zuckerqualitäten zu bieten, spüren unsere Kunden täglich. Aber wissen sie auch, dass wir den kompletten Auftrags- und Rechnungsstellungsprozess über ein gemeinsames Datenaustauschsystem (EDI) mit den Kunden abwickeln können? Und dass sie in unseren Branchenduos einen kompetenten Partner für alle Fragen in Sachen Süße haben? Dies und mehr zeigen wir unseren Kunden in der neuen Broschüre zum „Leistungsangebot für Industriekunden“.
D un d
Weltzuckerpreise in EUR/t
350 300 250 200 150 100 50
D (V M
0 2000
2001
2002
2003
2004
2005
Die Broschüre finden Sie auch als Download auf unserer Internetseite unter www.nordzucker.de. Christina Onken, Sales & Marketing Industriekunden
C in
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Akzente Februar 2005 I Treffpunkt Nordzucker I 25
Rückblick auf das politische Jahr 2004 Hochrangige Politiker sprachen mit Nordzucker In schöner Regelmäßigkeit, liebe Leserinnen und Leser, haben wir Sie über die Bemühungen der Unternehmensleitung in Sachen ZMO ausführlich informiert. 2004 war für Nordzucker ein äußerst politisches Jahr, in dem die scheidende EU-Kommission viele Ideen präsentiert hat, aber nur selten Antworten geben konnte auf die Frage: Wie geht es perspektivisch für Landwirtschaft und Zuckerunternehmen weiter? Eine Quotenkürzung bei den Landwirten mit Ausgleichszahlungen in Höhe von 60 Prozent zu kompensieren, klingt wenig überzeugend. Die Frage steht weiterhin im Raum: Welche
Zukunft haben europäische, deutsche und norddeutsche Landwirte, wenn die Kommission Ernst macht mit ihren Liberalisierungsbemühungen? Und welche Perspektive hat in diesem Kontext Nordzucker? Gern diskutierten die Interessensvertreter auch die Frage, warum eine europäische Agrarpolitik die hiesige Landwirtschaft dermaßen stutzt. Wem fühlen sich Politiker verpflichtet und wie fallen Entscheidungen? Dass Landwirtschaft und Industrie in Sachen Zuckermarktordnung gemeinsam agieren müssen, macht deutlich, wie stark beide Seiten vernetzt sind. Also bleibt uns als Unternehmen Dis-
kussion, Überzeugung, hin und wieder Demonstration und „Kampf mit friedlichen Mitteln“. Wir hatten zahlreiche Politiker bei uns zu Gast, sowohl in Braunschweig als auch in unseren deutschen Werken. Sie kamen oftmals mit großer oder kleiner Begleitung, aber immer neugierig auf die komplexen Zusammenhänge der ZMO, vor deren Hintergrund sie in der Verpflichtung stehen, auf regionaler, nationaler oder europäischer Ebene zu entscheiden. Dr. Ulrich Nöhle
Im Laufe des Jahres haben uns besucht:
Dr. Carola Reimann (MdB-SPD) und der SPD-Unterbezirk in der Unternehmenszentrale
Karin Stief-Kreye (MdL-SPD) und der Arbeitskreis Landwirtschaft
Dr. Peter Struck (Verteidigungsminister und MdB-SPD) in Uelzen
Prof. Hans-Gert Pöttering (Vorsitzender der EVP/EP) in Uelzen
Carsten Lehmann (MdL-FDP) in der Unternehmenszentrale
Jan-Christof Oetjen (MdLFDP) in der Unternehmenszentrale
im niedersächsischen Landtag in Uelzen
Heinrich-Wilhelm (MdB-CDU) Ronsöhr mit Delegation in der Unternehmenszentrale
Dr. Godelieve QuisthoudRowohl (MdEP-CDU) in der Unternehmenszentrale
Wilhelm Schmidt (MdB-SPD) in der Unternehmenszentrale
Hubertus Heil (MdB-SPD) in der Unternehmenszentrale
Dr. Wilhelm Priesmeyer (MdB-SPD) in Clauen
Heiner Ehlen (Niedersächsischer Landwirtschaftsminister, CDU) in Schladen
Maren Kruse (MdL-SPD) in Uelzen
Cornelia Pieper (Generalsekretärin der FDP) in Klein Wanzleben
Ewa Klamt (MdEP-CDU) in Uelzen
Dr. Margot Kässmann, Landesbischöfin von Hannover, in Uelzen
Dr. Angela Merkel (Bundesvorsitzende der CDU) in der Unternehmenszentrale
Dr. Maria Flachsbarth (MdB-CDU) mit Delegation in Groß Munzel
Hans-Jürgen Uhl (MdB-SPD) in der Unternehmenszentrale
Eckart von Klaeden (MdB-CDU) mit Delegation in Nordstemmen
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26 I Treffpunkt Nordzucker I Akzente Februar 2005
Ohne Quote bleibt EBA eine Farce Rohranbauer aus Malawi und Zuckerarbeiter aus Mosambik forderten in Klein Wanzleben quotierten Präferenzzugang der LDC-Länder in die EU Am 24. November 2004 hatte Nordzucker Besuch aus Übersee. Im Werk Klein Wanzleben trafen sich Vertreter von Oxfam (einer unabhängigen Hilfsorganisation, die sich international für die Bekämpfung von Armut, Leid und sozialer Ungerechtigkeit einsetzt) mit Sprechern einer Zuckerrohranbauergemeinschaft aus Malawi sowie einer Zuckergewerkschaft aus Mosambik mit Vertretern des DNZ, der NGG und Nordzucker. Die Vertreter aus Mosambik und Malawi traten uneingeschränkt für die Schaffung einer EU-Quotenregelung für die LDCs ein und baten um Unterstützung ihrer Forderung. Die Erläuterungen der EU-Reformideen und der damit verbundenen erheblichen Preisreduktion, waren für die Repräsentanten in der Schärfe
neu und ausgesprochen erschreckend. Zurzeit werden von der jeweils rund 250.000 Tonnen umfassenden Zuckerproduktion in Malawi und Mosambik etwa 20 Prozent als LDC-Zucker in die EU exportiert. Dieser Zucker sei bei weitem der Zucker mit den besten Erlösen. Den übrigen Zucker verkauften Mosambik und Malawi in angrenzenden Ländern ebenfalls deutlich über dem Weltmarktpreis. Einfuhr-Präferenzen allein reichen nicht Die Arbeitnehmervertreter aus Mosambik wiesen besonders darauf hin, dass es nicht nur darauf ankomme, Präferenzen und Quoten einzuräumen. Es müsse vor allem darauf geachtet werden, dass diese Präferenzen den Armen zugute kommen. Insofern müssten und sollten Präferenzen mit der Forderung nach entsprechenden Sozialstandards verbunden werden. In beiden Ländern bestimmen die südafrikanischen Unternehmen – inbeson-
Jens Fokuhl
dere Illovo, aber auch Tongat Hewlett – die Zuckerindustrie. So werde in Malawi nur ein sehr kleiner Teil der Zuckerrohrfläche von Anbauern eigenverantwortlich bebaut. Der größte Teil werde von der Fabrik selbst bewirtschaftet. Im Durchschnitt bewirtschafteten selbstständige Anbauer in Malawi 3 ha Zuckerrohr, die derzeit ein jährliches Einkommen von 990 Euro sicherten. Zuckermarktreform vor allem ein WTO-Thema In der Diskussion bestand insbesondere mit den Vertretern von OXFAM Einigkeit darüber, dass • die Reform der Zuckermarktordnung primär ein WTO-Thema ist • WTO-Themen grundsätzlich in einem Konflikt mit Entwicklungsthemen stehen • insofern der allgemeine Vorschlag für ein Mengenregime die WTO-Anforderungen und die Entwicklungshilfe miteinander zu verbinden gleichermaßen positiv gesehen werden. π
Links: Vorstandsmitglied Jens Fokuhl erläuterte die Position der Nordzucker zur Zuckermarktordnung.
Unten: Besuch einer Abordnung von OXFAM mit
Im Anschluss an eine interessante Diskussion nutz-
Vertretern einer Zuckerrohranbauergemeinschaft
ten die Besucher die Gelegenheit zu einer
aus Malawi sowie einer Zuckerarbeitergewerk-
Besichtigung des Werks Klein Wanzleben.
schaft aus Mosambik.
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„Wir haben eine gute Position“ Godelieve Quisthoudt-Rowohl zu Gast im Werk Clauen „Es hat sich etwas bewegt“ - zeigte sich die Europaabgeordnete für die CDU, Dr. Godelieve Quisthoudt-Rowohl sicher. Gemeinsam mit zahlreichen Politikern des CDU-Kreisverbands Peine besuchte sie das Werk Clauen während der Kampagne, um über aktuelle Entwicklungen wie die deutsch-französische Position und Diskussionen zur Reform der Zuckermarktordnung zu berichten. Zuvor erläuterte Rübenmanager Christian Kionka den Stand der ZMODiskussionen. Die Quintessenz: Die von der EU-Kommission vorgeschlagenen Senkungen der Zuckerquote um 16 Prozent, des Rübenpreises um 37 Prozent sowie des Zuckerpreises um 33 Prozent sind nicht akzeptabel. „Alle waren gegen die von der EUKommission im Herbst 2003 vorgeschlagenen Optionen. Zum ersten Mal ist es in der Zwischenzeit gelungen, die Akteure an einen Tisch zu bringen, um über die Zukunft des Zuckermarkts zu beraten“, freute sich die Politikerin. Selbst die WTO sei bereit, über ein Minimum an Sozialstandards zu verhandeln. „Dies ist ein Fortschritt“, sagte Quisthoudt-Rowohl. Mit Blick auf die
Situation der LDC erklärte die Politikerin: „Die LDC sind mit einer Quote einverstanden. Es ist eine Pflicht, für Alternativen dort zu sorgen, damit diese Länder auch vor Ort Entwicklung generieren können. Ein solches Beispiel könnte Bioethanol sein“. Zuvor hatte Werkleiter Hans-Joachim Dell das Werk vorgestellt und auf die hervorragende Leistung während der Kampagne verwiesen. Clauen habe seit 1995 zahlreiche Modernisierungen erfahren. „Nordzucker hat hier in zehn Jahren 94 Millionen Euro investiert. Diese Aufträge gingen zu 100 Prozent an deutsche Unternehmen.“ Zudem bilde das Werk 10 Prozent Auszubildende aus: „Wir nehmen unsere gesellschaftliche Verantwortung als Unternehmen ernst“, sagte Dell.
Godelieve Quisthoudt-Rowohl im Gespräch mit Frank Knälmann und Christian Kionka
Quisthoudt-Rowohl zeigte sich optimistisch, dass auch in Zukunft in Niedersachsen und der Börde noch Rüben wachsen werden: „Wir haben eine gute Position in einem Anbaugebiet mit Potenzial“. Werkleiter Hans-Joachim Dell hört gerne von
Tanja Schneider-Diehl
Fortschritten in der ZMO-Debatte
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„Wir arbeiten hier zu völlig anderen Bedingungen” CDU-MdB von Klaeden besuchte Nordzucker Zur Rübenkampagne besuchte das CDU-Bundestagsmitglied Eckart von Klaeden zusammen mit zahlreichen Hildesheimer Kreistagsabgeordneten der CDU-Fraktion das Werk Nordstemmen. Dort trafen sie mit dem Vorstandsvorsitzenden Dr. Ulrich Nöhle und weiteren Vertretern aus Zuckerindustrie und Politik zusammen, um sich über die möglichen Änderungen der Zuckermarktordnung auszutauschen. Eckart von Klaeden, Dr. Ulrich Nöhle und der Arbeitskreis Wirtschaft nach einer lebendigen
„Wenn Reformen des Zuckermarkts, dann ganzheitlich im Rahmen der WTO-Verhandlungen und mit festen Vereinbarungen bis 2012/2013“, forderte der Vorstandsvorsitzende. Im Mittelpunkt der Diskussion standen die Vorschläge der EU-Kommission zur ZMO und ihre Auswirkungen auf das Braunschweiger Unternehmen. Nöhle unterstrich: „Nordzucker steht für Zuckerproduktion unter höchsten Sozialund Umweltstandards. Vor Reformen, die die Zukunftsfähigkeit der europäischen Zuckerwirtschaft stärken,
verschließen wir uns nicht, aber es muss ausgewogen und mit Bedacht geschehen.“ Von Klaeden stimmte zu: „Wir arbeiten hier zu völlig anderen Bedingungen. In den WTO-Verhandlungen muss dies berücksichtigt werden.“ Nöhle erklärte: „Dem Verbraucher werden dramatische Reformen nichts nützen. Weder Schokolade, noch Konfitüre, auch nicht Backwaren oder Softgetränke werden günstiger, wozu also einen funktionierenden Wirtschaftszweig aufgeben?“
ZMO-Diskussion.
Eckart von Klaeden bekräftigte, dass es sich hierbei um eine Existenzfrage für viele Rübenanbauer handele. „Wir müssen zu echtem, vergleichbarem Wettbewerb kommen. Allerdings nicht über Nacht, sondern in verträglichen Schritten. Dazu will ich meinen Beitrag leisten.“ Tanja Schneider-Diehl
Ehemaligentreffen in Schladen Das diesjährige Kampagnetreffen fand am 25. November in der Zuckerfabrik Schladen statt. Erstmalig wurde das Treffen für ehemalige Gremienmitglieder und gleichzeitig ehemalige Führungskräfte durchgeführt. So folgten die rund 35 Teilnehmer nach den ersten Wiedersehensfreuden den Ausführungen Jens Fokuhls über den aktuellen Geschäftsverlauf und die Unternehmensstrategie „Alles Süße aus
einer Hand“. Anschließend berichtete Axel Aumueller über die laufende Kampagne in den acht norddeutschen Werken, bevor Burkhard Jahn im Rahmen eines Rundgangs die Investitionsschwerpunkte der letzten Jahre vorstellte. Mit einem kleinen Imbiss endete das Treffen in sonniger Atmosphäre und die Anwesenden wünschten eine Fortsetzung in der Kampagne 2005.
Unten links: Im schönsten Sonnenschein nahm die Gruppe die Neuerungen unter die Lupe. Unten Mitte: Jost von Löbbecke, langjähriger Beiratsvorsitzender der Nordzucker KG, Mitglied im Aufsichtsrat der Zuckerverbund Nord AG und ehemaliger WVZ-Vorsitzender, dankte Jens Fokuhl als Mitglied des Vorstands für die gelungene Veranstaltung. Die Entwicklung der Nordzucker mache den „Altvorderen“ große Freude. Unten rechts: Henning Hansen-Hogrefe (Aufsichtsratsvorsitzender, rechts) im Gespräch mit
Gerald Dohme
Dr. Gerhard Barner (ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender ZVN).
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Strom und Wärme aus Biogas - Teil 3 Entscheidungskriterien für Investitionen Der dritte Teil der Dokumentation „Strom und Wärme aus Biogas“, herausgegeben von „Neue Felder für innovative Pflanzennutzung“ bereitet Bauherren auf Planung, Bau und Inbetriebnahme einer Biogasanlage vor und gibt Hinweise auf Verwertungsmöglichkeiten von Biogas. Als Orientierungshilfe für Investoren werden Informationen über die aktuelle Struktur der Biogaswirtschaft gegeben. Im Rahmen des Biogasmessprogramms von der FAL gewonnene Daten, belegen einen erhöhten Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen.
Planungsdaten Ein ausführliches Kapitel zur Planung von Biomasseanlagen informiert den Investor über den Umfang an Daten, den er in die Planungsarbeiten mit seinem professionellen Berater und in die Bankengespräche zur Darstellung der Finanzierung einbringen muss. Je nach Kapitalausstattung, Risikoneigung und persönlicher Bereitschaft zu überbetrieblicher Zusammenarbeit, kann der Investor die für Ihn optimale eigentumsrechtliche Konstellation für seine Biogasanlage aus verschiedenen Bei-
Thomas Graf, Marktordnungsfragen, Neue Felder
Der Abschnitt über technische Anlagenplanung gibt Hilfsmittel zur Berechnung der Größe erforderlicher Anlagenteile an die Hand. Für den (angehenden) Betreiber einer Biogasanlage werden dringend entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen und die Führung eines Betriebstagebuchs empfohlen. Weitere Möglichkeiten durch Aufbereitung von Biogas Die Trocknung und Entschwefelung von Biogas ist grundsätzlich erforderlich, um Korrosionsprobleme bei den BHKW zu vermeiden und die Emission von Schadgasen zu vermindern. Folgende weitere Optionen kommen theoretisch für die anschließende Nutzung des gereinigten Gases in Frage: • Der Ersatz von Erdgas durch Biogas für die Wärmegewinnung könnte theoretisch nach Erlass einer Einspeisevergütung relativ kurzfristig realisiert werden.
Biogasanlage
Der Bericht befasst sich mit dem Zusammenhang zwischen der Kosubstratwahl und der Produktivität einer Anlage. Für Bauherren von Biogasanlagen nützlich, sind die Berichte über häufig gefundene Problembereiche, die bei Neukonzeption von Biogasanlagen berücksichtigt werden sollten. Festzuhalten ist, dass die verwendete Technik an die jeweilige Substratsituation angepasst sein muss. Anderenfalls kann es beim Übergang von der reinen Gülleanlage zur Biogasgewinnung aus pflanzlicher Biomasse zu massiven Problemen bei den Rührwerken kommen. Nicht selten stellt auch die zu geringe Reinigungsleistung der internen und externen Entschwefelung ein Problem dar.
spielen auswählen: vom Betrieb in eigener Regie über ein zeitlich begrenztes Contracting bis zur Fonds-Finanzierung - letztere wird am Beispiel eines norddeutschen Biogasparks dargestellt.
Blick in einen Biogas-Fermenter
• Die Versorgung von Gastankstellen ist eine weitere Option zur Verwendung von Grünem Gas. Auf diese Weise könnte man Grünes Gas als Treibstoff für Kraftfahrzeuge nutzbar machen. Diese und auch die weiteren genannten Maßnahmen sind eher mittel- und langfristig vorstellbar. Ω
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• Die Einleitung von Biogas in Produktionsstätten für SunFuel kann sinnvoll sein, um dort mit dem Fischer-Tropsch Verfahren Gas in flüssigen Kraftstoff umzuwandeln.
Dokumentation zu Kleinfeuerungsanlagen
• Der Betrieb einer Brennstoffzelle mit feinstgereinigtem Biogas, die wiederum Strom und Wärme abgibt; ist eine Option, deren Realisierung wohl noch der meisten Forschungsund Entwicklungsarbeit bedarf. Maisernte in Deutschland. Mais wird an guten
Datenpool zu Biogas
Standorten „Hauptfutter“ für Biogasanlagen
Den vorläufigen Abschluss der Dokumentationen zu Biogas bildet ein umfangreicher Anhang. Hier findet der Leser neben Faustzahlen zur Dimensionierung von Anlagen auch Adressenlisten
über Planungsbüros, Betreiber von Biogasanlagen sowie Lieferanten von kompletten Anlagen oder von Komponenten. Ferner werden Anbieter von Finanzierungskonzepten benannt. Nicht zuletzt sind Organisationen, Verbände, Forschungseinrichtungen und Literaturquellen aufgeführt.
Vereinfachte Darstellung des Abbaus organischer Substanz bei der Biogasgewinnung Wirtschaftsdünger, Kosubstrate fermentative Bakterien Zucker, organische Säuren, Alkohole essigsäurebildende Bakterien Essigsäure, Wasserstoff methanbildende Bakterien Biogas v.a. Methan und Kohlendioxid
Die Langfassung der vorliegenden Dokumentation „Biogas Teil 3“ ist für Nordzucker Landwirte unter Angabe der Geschäftspartner-Nummer (8-stellige GP-Nummer) abrufbar unter E-Mail: thomas.graf@nordzucker.de oder unter Fax: 0531 2411-101. Die Langfassung ist auch im Landwirte Portal verfügbar. π
Fragen der Beheizung von Haus und Hof sind vielfach geäußerte Informationswünsche seitens der Rübenlieferanten und Aktionäre der Nordzucker. Dies ist eines der Ergebnisse von Umfragen, die die Abteilung "Neue Felder für innovative Pflanzennutzung" des Nordzucker InnoCenters durchgeführt hat. Im Vordergrund steht dabei häufig der Wunsch, im Hofbereich anfallendes Brennmaterial selbst zu nutzen, um auf diese Weise der Kostensteigerung bei fremdbezogenen Energien zu begegnen. Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe hat vor kurzem eine Dokumentation zu diesem Thema vorgelegt, die alle Fragen kompetent beantwortet. Auf ca. 150 Seiten geht das „Handbuch Bioenergie Kleinanlagen“ auf folgende Themen ein: • Biogene Brennstoffe im Energiesystem • Bereitstellung von Festbrennstoffen • Brennstoffeigenschaften und Mengenplanung • Grundlegendes zur Feststoff-Verbrennung • Feuerungen und Anlagentechnik • Wirkungsgrad, Emissionen und Aschequalität • Rechtliche Anforderungen und Vorschriften • Kosten der Festbrennstoffnutzung • Stationäre Nutzung von Pflanzenölen.
Das „Handbuch Bioenergie Kleinanlagen“ kann kostenlos schriftlich bestellt werden: Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. Hofplatz 1, 18276 Gülzow, Fax 03843 69 30-102 E-Mail: info@fnr.de, internet: www.fnr.de Blockheizkraftwerk
Winterwicken als nachwachsender Rohstoff
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Zuerst allein, lange fein und schließlich zu klein 127 Jahre Zuckerfabrik Harsum In der Niemannschen Gastwirtschaft in Harsum trafen sich am 27. November 1872 170 Landwirte aus Harsum, Asel, Drispenstedt, Bavenstedt, Hönnersum, Borsum, Machtsum und Einum, um die Zuckerfabrik Harsum A.G. zu gründen. Mit Einverständnis des Gründungskommitees, zu denen auch die späteren Aufsichtsräte Christof Aue, Theodor Heinicke und Engelbert Aue zählten, wurden 800 Namensaktien zu 125 Taler und 50.000 Taler Prioritätsobligationen ausgegeben. Den Fabriksgründern standen damit 150.000 Taler für den Erwerb des Geländes und zur Errichtung der Gebäude in der Nähe des Unsinnbachs und des geplanten Bahnhofs zur Verfügung. Der Preis für einen Zentner Zucker mit 37,50 Mark erreichte 1872 eine historische Höchstmarke, und der Verbrauch pro Kopf lag bei 4,3 Kilogramm jährlich mit steigender Tendenz. Auch in der Nachbarschaft nutzte man die günstigen Bedingungen. Bis 1884 siedelten sich im Umkreis von etwa zehn Kilometern sieben Zuckerfabriken um Harsum an.
Rekord - 154 Tage Kampagne 1884 Trotz der üblichen Anlaufschwierigkeiten konnten in der ersten Kampagne 1873 rund 5.000 Tonnen Zuckerrüben verarbeitet werden. Elf Jahre später erzielte Harsum eine Rekordverarbeitung von 26.430 Tonnen in 154 Tagen. 1950 lag die Verarbeitung bei 55.767 Tonnen und 1971, ein Jahr vor dem 100-jährigen Jubiläum, bei 104.593 Tonnen. In den 1990er Jahren bis zur Schließung 1999 erreichte die Rübenverarbeitung 120.000 bis 140.000 Tonnen bei einer Verarbeitungszeit von etwa 80 Tagen und etwa 90 Mitarbeitern während der Kampagne. Harsum war wie alle Zuckerfabriken im 19. Jahrhundert als Rohzuckerfabrik konzipiert. Die Weiterverarbeitung zu Raffinade erfolgte von 1925 bis zu ihrer Zerstörung 1944 in der Hildesheimer Zuckerraffinerie. Bis zur Umstellung auf Weißzucker 1949 übernahm die Zuckerfabrik Rethen die Weiterverarbeitung des Harsumer Rohzuckers. Während der Wirtschaftskrise 1932 kam es zu einer bedrohlichen Krise für die Fabrik, die durch eine schwierige Kampagne zu-
Manuela Obermeier, freie Autorin
sätzlich belastet war. Die Fabrikleitung ließ sich nicht entmutigen und beschloss noch im gleichen Jahr die Elektrifizierung des Vorderbetriebs. Ein neues Statut sollte helfen, künftig auf Krisensituationen besser reagieren zu können. 1960 - Lagern lohnt In den 50er Jahren folgte der Bau einer Leitung zum nahe liegenden Kanal, die eine ausreichende Wasserversorgung während der Kampagne sichern sollte. Kontinuierliche Verbesserungen und technische Neuerungen erhielten über einen langen Zeitraum die Konkurrenzfähigkeit Harsums. Dazu zählte der Bau eines 9.000-Tonnen-Silos 1960 für losen Zucker, um den das bis dahin 4.500 Tonnen fassende Zuckerlager ergänzt wurde. In den 80er Jahren gab es Bestrebungen der Zuckerfabriken Dinklar und Sehnde, mit Harsum ein Konsortium zu bilden. Die Gespräche kamen jedoch nicht zum Abschluss, da sich Dinklar und Sehnde der Lehrter Zucker AG anschlossen. 1997 entschieden die Harsumer Aktionäre gegen den Beitritt zur Nordzucker AG. Nach zwei Jahren Tauziehen um die Zukunft der mittlererweile kleinsten Zuckerfabrik Europas, stimmten die Harsumer für eine Fusion mit der Union Zucker, die allerdings 25 Prozent der Harsumer Zuckerquote an Pfeifer & Langen abgeben musste. Mit der Kampagne 1999 endete die Ära Harsums als Zuckerstandort. Heute entsteht auf dem ehemaligen Gelände der Fabrik ein Neubaugebiet. π
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Nordzucker AG, Küchenstraße 9, 38100 Braunschweig Pressesendung, H61179, Deutsche Post AG, Entgelt bezahlt