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Adam Cruise
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ES GEHT NICHT UM DIE FLEDERMAUS
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ES GEHT NICHT UM DIE FLEDERMAUS Adam Cruise
Pandemien, Umweltzerstörung und warum wir den Umgang mit der Natur neu bestimmen müssen
NZZ Libro
Adam Cruise
Es geht nicht um die Fledermaus Pandemien, Umweltzerstörung und warum wir den Umgang mit der Natur neu bestimmen müssen Aus dem Englischen übersetzt von Edith Melzer, Ariane Böckler und Julia Fischer
NZZ Libro
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2022 NZZ Libro, Schwabe Verlagsgruppe AG, Basel Lektorat: Ulrike Ebenritter, Gießen Umschlaggestaltung: icona basel Umschlagabbildung: Shutterstock Gestaltung, Satz: 3w+p, Rimpar Druck, Einband: Beltz Grafische Betriebe GmbH, Bad Langensalza Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werks oder von Teilen dieses Werks ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. ISBN 978-3-907291-74-0 ISBN E-Book 978-3-907291-80-1 www.nzz-libro.ch NZZ Libro ist ein Imprint der Schwabe Verlagsgruppe AG.
Inhalt
Vorwort
Wollen wir die nächsten Dinosaurier sein?
Einführung
7
9
1.
Schwacher (im Gegensatz zu starkem) Anthropozentrismus 21
2.
Schwacher (im Sinn von unwirksamem) Anthropozentrismus 41
3.
Die stille, unsichtbare, unbekannte Mehrheit
55
4.
Die Notlage der wertgeschätzten Megafauna
67
5.
Karnophallogozentrismus
6.
Der exklusive Consideranda-Klub
7.
Das Primat, wild zu sein
8.
Wie ein Berg denken
9.
Der Ruf der Wildnis
79 93
107
121 135
10. Renaturierung und menschliche Natur 11.
Die Hälfte der Erde
12.
Wandel und Anpassung – sonst …
149
161 173
Anmerkungen 187 Dank 197 Über den Autor 199 5
Vorwort
Wollen wir die nächsten Dinosaurier sein?
Die Welt steckt seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie in einer nie dagewesenen Krise, die rund um den Erdball praktisch alle Menschen und Lebensbereiche erfasst hat. Und noch immer ist unklar, woher das Virus kam und wie es auf den Menschen überspringen konnte. Ungeachtet dessen, ob der Erreger aus einem Labor stammt oder von Fledermäusen auf einen Zwischenwirt übertragen wurde und auf einem Markt in China die Artengrenze überschritt – eines steht fest: Schuld am Ausbruch von Corona ist nicht die Fledermaus. Die Ursache der Pandemie ist vielmehr im Umgang der Menschen mit der Natur zu suchen. In seinem Buch It’s Not About the Bats, das nun auf Deutsch vorgelegt wird, leitet der südafrikanische Umweltjournalist Adam Cruise her, wie der Expansionsdrang des Menschen dazu führt, dass immer neue zoonotische Krankheiten entstehen. Covid-19 ist nur die vorläufig letzte in einer Reihe von Krankheiten, die die Menschen seit einigen Jahrzehnten heimsuchen: AIDS, Rinderwahnsinn, Schweinegrippe, Vogelgrippe, Ebola, Zika. Schuld daran ist laut Cruise letztlich das Verhalten des Menschen, der Naturräume, Nutztiere, Wildtiere und Pflanzen komplett seinen Interessen unterwirft. Die Zerstörung der Natur, der Lebensräume und der Artenvielfalt, Umweltverschmutzung, überbordende Zucht von Nutztieren, übermässiger Fleischkonsum, ungesunde Ernährung und ein nicht zuletzt dadurch geschwächtes Immunsystem sind jedoch nach wie vor keine Themen im Kampf gegen Seuchen. Oder konnte man in den letzten Jahren feststellen, wie die Regierungen dieser Erde umweltzerstörende Aktivitäten wie den Handel mit Wildtieren, die Massentierhaltung, den Bergbau, die Abholzung der Regenwälder, die Gewinnung fossiler Brennstoffe oder die Nutzung von Pestiziden entscheidend eingedämmt hätten? Haben sie die Antibiotika in der Fleischproduktion verboten? Haben sie die oft hohen Zuckerzusätze in verarbeiteten Produkten untersagt? Haben sie die Viehzucht begrenzt oder den Einsatz von Agrochemikalien gestoppt? Adam Cruise fordert ein grundsätzliches Umdenken: Der Mensch muss sich zurückziehen, Nutzflächen renaturieren, eine nachhaltige Landwirtschaft betreiben, auf den Verzehr von Wildtieren und Fleisch verzichten. Denn was die Men7
schen vor absehbaren Epidemien schützen wird, sind eine starke Natur und eine gesunde Umwelt. Cruise konfrontiert die Politik und jeden Einzelnen mit seinen Handlungsmöglichkeiten: «Wir Menschen müssen unser Verhalten ändern, andernfalls könnte das Schicksal der Dinosaurier auch uns ereilen. Wir haben es in der Hand.» Vera Weber, Fondation Franz Weber
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Einführung
Nur innerhalb des kurzen Augenblicks, den das jetzige Jahrhundert darstellt, hat eine Spezies – der Mensch – erhebliche Macht erlangt, die Natur ihrer Welt zu verändern. Rachel Carson, Der stumme Frühling Im Dorf Meliandou in Guinea spielte eine Schar Kinder in der Nähe eines hohlen Baums und schreckte dabei eine kleine Fledermauskolonie auf, die sich darin versteckt hielt. Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese scheinbar harmlose Begebenheit der Auslöser der verheerenden westafrikanischen Ebola-Epidemie im Jahr 2013 war, einer tödlichen Krankheit mit einer Mortalität von bis zu 90 Prozent.1 Fünfzehn Jahre zuvor wütete ein Virus namens Nipah, das von Schweinen und Kühen auf den Menschen übertragen worden war, in Malaysia, Bangladesch und Indien. Diese Krankheit mit einer beachtlichen Mortalität von 60 Prozent hatte ihren Ursprung in Flughunden, deren Sekrete von Nutztieren gefressen worden waren.2 Wenige Jahre später wurde die Ausbreitung eines SARS-CoV genannten Coronavirus, das von einem Lebendtiermarkt in Hongkong stammte, von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Pandemie erklärt, nachdem sich 8000 Menschen damit infiziert hatten.3 10 Prozent der Erkrankten starben.4 Diesmal war eine Zibetkatze der Wirt des Virus. Doch wie beim Ebola-Ausbruch in Guinea stammte das Virus auch hier ursprünglich von einer Fledermaus.5 Möglicherweise hatte die Zibetkatze eine Fledermaus gefressen oder etwas Essbares in einer Fledermaushöhle, das mit Fledermaussekreten kontaminiert war. Wie wir heute wissen, war dies ein frühes Warnzeichen der Dinge, die auf uns zukommen sollten. Nach dem Ausbruch von SARS warnte im Jahr 2007 eine Studie davor, dass ein «großen Reservoir an Viren vom Typ SARS-CoV» in Fledermäusen vorhanden und dies eine tickende Zeitbombe für eine weltweite Pandemie sei.6 Gehen wir weiter zum Jahr 2019: Ein Einwohner Südwestchinas betrat wahrscheinlich eine Fledermaushöhle in der Nähe seines Heimatdorfs, um Wildtiere 9
zu jagen und sie anschließend auf einem Lebendtiermarkt in Wuhan zu verkaufen. Es könnte jedes Tier gewesen sein – vom Nager bis zum Schuppentier –, das sich bei einer Fledermaus in der Höhle infiziert hatte. Sobald das Tier auf dem überfüllten Markt angekommen und in einen Käfig gesperrt worden war, sprang die Krankheit vermutlich von ihm auf mehrere andere Tierarten über, bevor sie rein zufällig ihren Weg auf den Teller eines ahnungslosen Menschen fand. Sie verursachte bei ihm höchstwahrscheinlich einen quälenden Husten, wobei er die Erreger an einen Freund oder ein Familienmitglied weitergab – und ehe wir uns versahen, hatte sich die Krankheit, die wir heute Covid-19 nennen, wie ein Buschfeuer über die ganze Welt verbreitet. Volkswirtschaften brachen zusammen, Arbeitsplätze wurden vernichtet und Hunderttausende Menschen verloren ihr Leben. Doch auch wenn diese Pandemie – wie andere vor ihr – von Fledermäusen stammt, liegt die Schuld nicht bei ihnen. Zahlreiche andere Wildtierarten, ebenso wie die meisten Haus- und Nutztiere, können Krankheiten auf den Menschen übertragen. HIV/Aids wurde wahrscheinlich durch den Verzehr eines Schimpansen ausgelöst, MERS durch ein Kamel, ganz zu schweigen von den unzähligen Ausbrüchen der Schweine- und Vogelgrippe, die von Schweinen beziehungsweise Hühnern ausgingen, oder vom Rinderwahnsinn und anderen Krankheiten in der Geflügel- und Viehwirtschaft, die im Lauf der Jahre verheerende Auswirkungen auf die Wirtschaft und die menschliche Gesundheit hatten. Covid-19 ist nur die jüngste und verheerendste Pandemie auf einer in den letzten Jahren immer länger werdenden Liste. Weltweit sterben etwa ein Viertel aller Menschen an Infektionskrankheiten. Man geht davon aus, dass 60 Prozent davon sogenannte Zoonosen sind, also von Tieren verursacht werden, und zwar in der Mehrzahl – zu etwa 70 Prozent – von Wildtieren. Die schlimmsten globalen Pandemien der letzten 40 Jahre waren ausnahmslos alle zoonotischen Ursprungs,7 und diese Zoonosen zählen zu den tödlichsten Infektionskrankheiten überhaupt: HIV/Aids, SARS, MERS, Nipah, Vogelgrippe, Schweinegrippe, Ebola und Zika – und nun Covid-19. Doch um das noch einmal zu betonen: Auch wenn sie von Tieren stammen, kann man die Tiere kaum dafür verantwortlich machen. Die wahre Ursache dieser immer häufiger auftretenden, katastrophalen Pandemien ist allein das Verhalten eines Tiers, das um ein Vielfaches schrecklicher ist als eine Fledermaus, ein
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Schuppentier, ein Schwein, eine Zibetkatze oder ein Kamel. Es sind der Mensch und seine unersättliche Gier nach Fleisch. Tatsächlich gehen all diese Pandemien direkt auf den menschlichen Verzehr anderer Arten zurück. Andere Tiere werden gefangen, gehandelt, geschlachtet und verzehrt, während ihre natürliche Umwelt immer rascher schwindet. Zahlreiche Zoonosen werden an den Rändern dieser schwindenden Lebensräume übertragen, die sowohl eine reiche Vielfalt an Wildtieren als auch Hunderttausende versteckte Viren beherbergen, über die wir bisher nur wenig wissen. Wie eine Studie ergeben hat, leben geschätzt 1,7 Millionen Viren in Säugetieren und Vögeln. Doch weniger als 0,1 Prozent von ihnen sind bisher erfasst.8 Nach neueren Untersuchungen, die 7000 Tiergemeinschaften auf sechs Kontinenten beobachteten, war die Zahl zoonotischer Krankheiten an Orten, die vor Kurzem erst von einem natürlichen Ökosystem in Ackerland oder Siedlungen umgewandelt worden waren, um das bis zu Zweieinhalbfache höher. Zudem stieg, bei gleichzeitigem Rückgang der Zahl größerer Säugetiere und Vögel, der Anteil kleinerer Arten wie Ratten und Fledermäuse, die diese Krankheitserreger in sich tragen, um bis zu 70 Prozent im Vergleich zu intakten Ökosystemen.9 Unser Bedürfnis nach Fleisch lässt uns immer mehr landwirtschaftliche Flächen schaffen, um Nutztiere zu füttern und zu verzehren, ebenso wie Wildtiere. So dringen wir Menschen immer tiefer in bislang unberührte Naturgebiete vor – und öffnen damit effektiv die Büchse der Pandora für zukünftige tödliche Pandemien. Von der menschlichen Katastrophe einmal abgesehen führt genau diese Einstellung zur Natur zu einem massiven Rückgang anderer Arten. Unser Appetit auf Fleisch gepaart mit dem explosionsartigen Bevölkerungswachstum und dem rapiden Rückgang natürlicher Lebensräume sind dafür verantwortlich, dass über eine Million anderer Arten unmittelbar vom Aussterben bedroht sind.10 Viele dieser Arten werden in wenigen Jahren ausgerottet sein, andere in wenigen Monaten und wieder andere bereits während Sie diese Zeilen lesen. Es ist allgemein bekannt, dass das menschliche Verhalten gegenüber der Natur für das verantwortlich ist, was Wissenschaftler und Kommentatoren inzwischen das sechste Massenaussterben in der Geschichte der Erde nennen. Es ist gleichzeitig das einzige Massensterben, das im Alleingang von einer erdbewohnenden Spezies ausgelöst wurde – von uns. Dieses Zeitalter wird auch Anthropo-
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zän genannt,* ein Begriff, der das jüngste geologische Zeitalter der Erde als vom Menschen beeinflusst oder anthropogen definiert. Grundlage für die Definition des Anthropozän sind überwältigende, weltweit vorliegende Beweise, dass die atmosphärischen, geologischen, hydrologischen, biosphärischen und weitere Erdsystemprozesse nun vom Menschen verändert werden.11 Das Wort setzt sich aus dem Wortstamm «anthropos» (Mensch) und dem Wortstamm «‐zän» (das Suffix für «Epoche in geologischer Zeit») zusammen. Das Anthropozän ist größtenteils das Ergebnis ungeregelter und nicht nachhaltiger anthropogener Aktivitäten wie die Übernutzung natürlicher Ressourcen, der Verzehr und die Nutzung von Wildtieren, der Klimawandel, der Verlust natürlicher Lebensräume und die großflächige Umweltverschmutzung.12 «Anthropo» lässt sich auch mit einem anderen Suffix, «-zentrismus», verbinden, woraus sich «Anthropozentrismus» (den Menschen in den Mittelpunkt stellend) ergibt. Dieser Begriff trifft den eigentlichen Kern des Problems. Denn eben diese egoistische menschliche Haltung ist die wesentliche Ursache für die weiträumige Zerstörung von Ökosystemen, das Aussterben von Arten und globale Pandemien. Der Anthropozentrismus stellt ausschließlich die menschlichen Bedürfnisse und Wünsche in den Mittelpunkt. Alle anderen Lebewesen werden als Mittel zu menschlichen Zwecken betrachtet. Ökosysteme, Pflanzen, Bäume und andere Tiere werden verzehrt und genutzt, um dem Menschen und nur dem Menschen wirtschaftlichen und persönlichen Nutzen zu bringen. Doch nun haben sich, wie Covid-19 überdeutlich gezeigt hat, unsere egozentrischen Wünsche gegen uns gewandt – mit einer Grausamkeit epischen Ausmaßes. Mit dem Beginn dieses Jahrzehnts könnte der Mensch zur einzigen Spezies werden, die ihr eigenes Aussterben dokumentieren wird. Natürlich kennt der menschliche Egoismus unterschiedliche Abstufungen. Anthropozentrismus in seiner Reinform ist bei vielen von uns Menschen nicht so stark ausgeprägt. Einige Menschen sehen in Tieren nicht ausschließlich eine Ware. Tatsächlich achten viele von uns andere Tiere insofern für ihren intrinsischen Wert, als wir sie um ihrer selbst willen wertschätzen – vor allem wenn es um unsere Haustiere geht. Wir betrachten sie als Mitgeschöpfe, die ihre eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Ängste haben. Im Grund genommen zollen wir ihnen
Im Januar 2015 veröffentlichten 26 der 38 Mitglieder der Internationalen Arbeitsgruppe zum Anthropozän (Anthropocene Working Group) einen Aufsatz, in dem sie anregten, 1945 als Beginn des vorgeschlagenen neuen Zeitalters festzulegen – das Jahr, in dem am 16. Juli der erste Atomwaffentest durchgeführt wurde. *
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ein gewisses Maß an moralischer Berücksichtigung, und mitunter schätzen wir sie mehr als manch anderen Menschen. Einige von uns lassen diese moralische Berücksichtigung auch wilden Tieren zuteilwerden, etwa Elefanten, Löwen, Delfinen und Pandas. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob sie auch Schlangen, Spinnen und Mücken auf die gleiche Weise betrachten (dazu später mehr). Aber auch wenn viele von uns anderen Tieren einen intrinsischen Wert beimessen, geschieht dies nach wie vor auf anthropozentrische Weise, vor allem weil wir immer noch dazu neigen, Freud und Leid anderer Tiere aus einer menschenzentrierten Perspektive zu betrachten. Wie ich im sechsten Kapitel zeigen werde, kann auch dies mörderische Folgen haben – für andere Tiere ebenso wie für die natürliche Umwelt. Kurz gesagt ist der Anthropozentrismus in der kollektiven Psyche des Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt. Anthropozentrismus im starken Sinn räumt der Existenz und dem Wohlergehen des Menschen Vorrang ein auf Kosten des Überlebens und des Wohlergehens anderer Tiere. Starker Anthropozentrismus lässt keine Rücksicht auf den zukünftigen Nutzen einer Art zu, sondern funktioniert nach dem Motto: Nimm so viel du kannst, bevor sie ein für alle Mal verschwindet. Diesen starken Anthropozentrismus konnten wir in der gesamten Geschichte der Menschheit immer wieder beobachten. Das bekannteste Beispiel hierfür ist das Schicksal des unglückseligen Dodos. Er war ein flugunfähiger Vogel, der zufrieden auf einem kleinen abgeschiedenen Fleckchen inmitten des Indischen Ozeans lebte. Mit seinem gedrungenen Körper und einem Gewicht von 23 Kilogramm ähnelte er einer zu groß geratenen Taube und musste weder Fressfeinde noch menschliche Aktivitäten fürchten. Diese Vögel hatten Äonen in ihrem glücklichen kleinen Inselparadies gelebt, bis ein paar portugiesische Weltumsegler 1507 irrtümlich die Insel anliefen. Ohne Fluchtinstinkt und flugunfähig war der Dodo für die von Skorbut geplagten Seefahrer leichte Beute. Unzählige Dodos wurden getötet, um an frisches Fleisch zu gelangen. Später beschleunigten eingeschleppte Arten wie Ratten, Schweine und Affen den Untergang der Dodos, weil sie deren Eier und geschlüpften Jungen in den ungeschützten Bodennestern fraßen. Die toxische Mischung aus Ausbeutung durch den Menschen und eingeschleppten Arten machte der Dodo-Population auf Mauritius in kurzer Zeit den Garaus. Nur 180 Jahre nach Ankunft des Menschen war der bedauernswerte Vogel ausgestorben. Der letzte seiner Art wurde 1681 gefangen, gerupft und gekocht.13 13
Während der gesamten Kolonialzeit in Afrika war starker Anthropozentrismus die vorherrschende Geisteshaltung. Europäische Siedler, die ins Landesinnere vordrangen, schossen auf so ziemlich alles, was sich bewegte, und das nicht nur für den Kochtopf, sondern häufiger noch als «Sport». Es war nichts weiter als Blutdurst, der sie Trophäen sammeln ließ auf der Suche nach den schwersten Stoßzähnen, den längsten Hörnern und den größten Köpfen. Dies war insofern starker Anthropozentrismus, als sich die Kolonialherren wenig bis gar nicht darum kümmerten, die Tiere zu schützen, um sie auch in Zukunft weiterhin jagen zu können. In Südafrika starben zahlreiche Arten aus, insbesondere die Tiere, die in nächster Nähe zur ersten europäischen Siedlung im Schatten des Tafelbergs lebten, wie der Blaubock und das Quagga, während die meisten Großwildarten lokal und regional ausgerottet wurden. Als die Siedler weiter ins Landesinnere vordrangen, wurden auch die großen Wanderherden von Weißschwanzgnus, Springböcken und anderen Antilopen ausgelöscht, zumindest bis zu dem Punkt, an dem die Wanderungen der Herden komplett aufhörten. Diese Arten wurden schließlich in letzter Minute gerettet, als einige vorausschauende Jäger erkannten, dass sie ihren geliebten Sport nicht länger würden ausüben können, wenn sie nicht sofort etwas unternahmen. In einem schwächeren anthropozentrischen Sinn zäunten sie daher einige Gebiete ein, um die letzten umherstreifenden Tiere zu schützen. Geplant war, ihre Population wieder aufzubauen, um die Tiere weiterhin jagen zu können. Auf diese Weise entstanden die meisten südafrikanischen Nationalparks, darunter auch der Kruger-Nationalpark, und zahlreiche Privatparks. Auch in jüngerer Zeit treffen wir nach wie vor überall auf der Welt auf starken Anthropozentrismus. In Südafrika kündet die Notlage der Nashörner davon. Im Jahr 2007 wurde in Südafrika ein alarmierender Anstieg der Nashornwilderei beobachtet, der hauptsächlich auf die Nachfrage nach Nashorn-Horn in Südostasien zurückzuführen war. Die Hörner dieser Tiere werden in Ländern wie Vietnam zu medizinischen Zwecken und in anderen Ländern, wie etwa China, für geschnitzte Ornamente verwendet. Da jedoch ein stark anthropozentrischer Ansatz verfolgt wurde, um die Nachfrage zu befriedigen – das Horn wurde ohne Rücksicht auf einen etwaigen zukünftigen Bedarf aufgebraucht –, starben die Nashörner in Asien beinahe aus. Dies zwang die Händler dazu, nach Afrika auszuweichen, wo die ohnehin bereits schwindenden Populationen plötzlich einem noch stärkeren Druck durch Wilderei ausgesetzt wurden. Doch nicht nur Nashörner leiden unter unserem stark anthropozentrischen 14
Verhalten. In ganz Afrika werden Elefanten ihres Elfenbeins wegen gejagt, und zwar so unerbittlich, dass in den letzten zehn Jahren ein Drittel der gesamten Population des Kontinents abgeschlachtet wurde. Auf ähnliche Weise werden Schuppentiere, die meistgeschmuggelten Tiere der Welt, gnadenlos dezimiert, denn die Nachfrage nach ihren Schuppen ist unbegrenzt. Das Verlangen des Menschen, bestimmte Tiere und tierische Erzeugnisse zu verzehren, gefährdet darüber hinaus Millionen von Wildtierarten, die zwar selbst nicht gejagt werden, aber wortwörtlich ins Kreuzfeuer geraten. Unser weltweiter Appetit auf Rindfleisch und die Notwendigkeit, die Milliarden von Rindern zu ernähren, die uns Nahrung liefern, haben zur massenhaften Zerstörung natürlicher Lebensräume geführt. Besonders stark betroffen ist das Amazonasgebiet, wo bereits mehrere Hunderttausend Quadratkilometer Regenwald vernichtet und zu Sojaplantagen umgewandelt wurden. Sage und schreibe 98 Prozent der Sojaproduktion dienen der Ernährung von Viehbeständen.14 Während die Regenwälder schrumpfen und zahlreiche darin lebende Arten aussterben, lassen sich die Menschen in diesen Gegenden nieder – direkt in einem Wespennest auf sie lauernder Zoonoseerreger. Doch nicht nur die Regenwälder verschwinden. Die meisten natürlichen Lebensräume, von der Tundra bis hin zur afrikanischen Savanne, werden in Agrarland umgewandelt oder besiedelt. Ein anderes Szenario spielt sich in den Meeren ab: Dort werden Tonnen von Fischen und anderen Meeresarten so massiv überfischt, dass ganze Ökosysteme zusammenbrechen und zahlreiche Meeresarten aussterben. Ein besonders extremes Beispiel für starken Anthropozentrismus ist die tragische Geschichte des winzigen Vaquita-Schweinswals, des weltweit am stärksten bedrohten Meeressäugers. Der Vaquita kommt ausschließlich in den flachen Gewässern des nördlichen Golfs von Kalifornien in Mexiko vor. 2012 lebten nur noch geschätzt 200 Vaquitas. 2014 war mehr als die Hälfte von ihnen in Stellnetzen verendet, sodass weniger als 100 Individuen übrig waren, davon wahrscheinlich weniger als 25 fortpflanzungsfähige Weibchen. Im März 2019 waren nur noch 22 Vaquitas übrig – ein dramatischer Rückgang der Population um über 95 Prozent seit 1997. Die Tage der Vaquitas auf dem Planeten Erde sind gezählt – buchstäblich. Der rapide Zusammenbruch der Population ist die direkte Folge des ungebremsten illegalen Handels mit einer anderen gefährdeten Fischart: dem Totoaba, der in Stellnetzen gefangen wird, in denen sich die Vaquitas verheddern. Der Totoaba ist wegen seiner Schwimmblase, einem Organ, das den Auf15
trieb des Fischs reguliert, überaus begehrt. Verantwortlich für die ausufernde Nachfrage ist China, wo das Organ als traditionelle Heilkost angesehen wird. Die Blasen werden getrocknet und von Mexiko – häufig über die USA – nach China geschmuggelt. Dies ist der jüngste und erschreckendste Fall von starkem Anthropozentrismus. Doch leider ist er nur einer von Millionen Fällen, die auf der Welt täglich auftreten. Bereits in den 1960er-Jahren wurde starker Anthropozentrismus als Hauptursache für die Zerstörung der natürlichen Umwelt und das Artensterben identifiziert.15 Gelehrte aus dem akademischen Umfeld, insbesondere der Philosophie, begannen am vorherrschenden anthropozentrischen Paradigma zu rütteln, indem sie die vermeintliche Überlegenheit des Menschen gegenüber Angehörigen sämtlicher anderer Arten auf der Erde infrage stellten.16 Doch ungeachtet jahrzehntelanger Kritik ist starker Anthropozentrismus, wie die oben genannten Beispiele zeigen, nach wie vor ein Problem. Aber auch Anthropozentrismus in einem schwächeren Sinn zieht gravierende Probleme nach sich. «Schwacher Anthropozentrismus» bedeutet, dass Wildtiere und natürliche Ressourcen weiterhin ausschließlich aus zweckgerichteter oder kommerzieller Sicht betrachtet werden (also ausschließlich im Hinblick darauf, ob sie menschlichen Interessen dienen). Doch anstelle einer Übernutzung, wie im Fall von Nashorn, Elefant, Schuppentier und Vaquita, werden hier die Arten und die Natur als nachhaltige Ressourcen behandelt: Wildtiere werden geschützt, um für den Menschen auch noch in absehbarer Zukunft kontinuierlich von Nutzen zu sein. Mit anderen Worten: Die Nutzung der Natur aus rein menschlicher Perspektive bleibt, während der Anthropozentrismus zugunsten eines längerfristigen Nutzens für den Menschen geringfügig eingeschränkt wird. Die Ausrufung von Nationalparks in Südafrika ist ein Beispiel für schwachen Anthropozentrismus. Wie bereits erwähnt wollten die Jäger ihren Sport weiterhin betreiben und mussten zu diesem Zweck die Arten, die sie schießen wollten, erhalten. Mittlerweile ist die Trophäenjagd in den Nationalparks verboten. In zahlreichen privaten Parks wie denen, die entlang der nicht eingezäunten Grenzen des Kruger- und anderer Nationalparks entstanden sind, ist sie dagegen erlaubt. Die heutige Trophäenjagd ist insofern schwach anthropozentrisch, als das eingenommene Geld angeblich wieder in die Erhaltung der bejagten Arten fließt. Tatsächlich geht der Prozess sogar noch weiter: Tiere werden nicht nur erhalten, sondern ihre Zahl wird bewusst erhöht. Die Bestände pflanzenfressender Wildtiere in Südafrika haben sich seit den 1960ern allein deshalb verzehnfacht, 16
weil sie dem Menschen wirtschaftlichen Nutzen bringen. Mehr noch, einige Wildtiere werden mit größeren Hörnern, üppigeren Mähnen und in allen erdenklichen außergewöhnlichen Farben gezüchtet (man denke an weiße Löwen und schwarze Impalas). Für sie zahlen Jäger, die eine einzigartige Trophäe mit nach Hause nehmen wollen, um vor ihren Freunden anzugeben, höhere Preise. Vor allem in Südafrika werden Wildtiere als eine Ware betrachtet, die gehandelt, gezüchtet, gejagt und geschlachtet wird, um Profit mit ihr zu machen. Hier besteht kein großer Unterschied zur Nutztierhaltung, da die Tiere für die Befriedigung der kontinuierlichen und zunehmenden Wünsche und Bedürfnisse der Menschen nicht nur erhalten, sondern in ihrem Bestand sogar erhöht werden. Nicht nur die Trophäenjagd ist geprägt von dieser schwach anthropozentrischen Einstellung gegenüber Wildtieren in Südafrika. Tiere wie Kudus, Elenantilopen, Springböcke und andere Antilopen werden ihres Fleischs und ihrer Felle wegen gezüchtet, während Strauße ihres Fleischs und ihrer Federn und Krokodile ihres Fleischs und ihrer Haut wegen gezüchtet werden. Sie alle werden aufgezogen wie Nutztiere, sodass daraus eine langfristige, wirtschaftlich tragfähige Industrie entsteht. Doch selbst wenn die Tiere nicht «bewirtschaftet» werden, dürfen sie zum Nutzen des Menschen in freier Wildbahn «geerntet» werden, solange dies «nachhaltig» geschieht, sodass sie nicht auszusterben drohen. Heutzutage nennen Regierungen sowie Nichtregierungs- und zwischenstaatliche Organisationen die schwach anthropozentrische Nutzung von Natur und freilebenden Arten euphemistisch «nachhaltige Nutzung» (die dauerhafte Nutzung von Wildtieren zur Aufrechterhaltung des wirtschaftlichen Wohlergehens des Menschen) oder, weiter gefasst, «nachhaltige Entwicklung» (die dauerhafte Nutzung von Wildtieren zur Verbesserung des wirtschaftlichen Wohlergehens des Menschen). Im sogenannten Brundtland-Bericht der Vereinten Nationen, den eine von der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (WCED) eingesetzte Kommission im Jahr 1987 verfasst hat, wird dieser schwächere anthropozentrische Ansatz als das beste Instrument angesehen, um freilebende Arten vor Übernutzung und Vernichtung zu schützen. «Dauerhafte Entwicklung» wird in diesem Bericht als Maßnahme definiert, um: «[…] lokale und globale Anstrengungen in Einklang zu bringen, um durch die Nutzung von Wildtieren und natürlichen Ressourcen menschliche [Hervorh. d. Verf.] Grundbedürfnisse zu befriedigen, ohne die natürliche Umwelt zu zerstören oder zu
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beeinträchtigen, so dass künftige Generationen [von Menschen] ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen können».17
Das Konzept der nachhaltigen Entwicklung fungiert inzwischen als anerkanntes System für politische Entscheidungsträger auf internationaler wie auch nationaler Ebene. Es ist von zentraler Bedeutung für alle Umweltorganisationen der Vereinten Nationen wie das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und das Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen (CITES) sowie für andere zwischenstaatliche Umweltorganisationen wie die Internationale Union zur Bewahrung der Natur (IUCN), die größte Naturschutzorganisation der Welt, ebenso wie auch für globale nicht staatliche Umweltorganisationen wie den World Wildlife Fund (WWF). Nahezu alle nationalen Regierungen sind dem internationalen Trend gefolgt und haben diesen schwach anthropozentrischen Ansatz übernommen. Das zeigt sich darin, dass 183 von 193 Staaten als Vertragspartner das CITESÜbereinkommen unterstützen, dessen Sekretariat unter der Federführung des UNEP agiert. Einer dieser Mitgliedsstaaten ist Südafrika. Das Land ist ein Beispiel für eine Nation, die einen schwachen Anthropozentrismus befürwortet. Da die nachhaltige Entwicklung offiziell in der Bill of Rights der südafrikanischen Verfassung (1996) verankert ist, dient das Land als eine nützliche Fallstudie für dieses Buch, wenn es darum geht, Kritik an den aktuellen Praktiken im Wildtierund Naturschutz zu üben. Das Grundproblem des schwachen Anthropozentrismus besteht darin, dass den Wildtieren, abgesehen von ihrer Verwendung zum Nutzen des Menschen, wenig Beachtung geschenkt wird. So fehlt ein Bekenntnis zur Erhaltung von Wildtieren als ganzheitliche und miteinander in Wechselbeziehung stehende Kombination lebenswichtiger Organismen in einem breiteren ökologischen System, das für die Gesundheit des Planeten essenziell ist und dem auch die Menschen angehören. Mit anderen Worten: Die Erhaltung von Wildtieren gemäß dem Konzept der nachhaltigen Entwicklung erfolgt in Südafrika in der Regel auf Kosten der breiteren natürlichen Umwelt, denn Wildtiere werden eingesperrt, gezüchtet und auf Farmen gehalten, die mehr mit Viehbetrieben gemein haben als mit Wildnisgebieten.** Wie ich zeigen werde, ist dies nicht nur dem Überleben Im Mai 2019, als die südafrikanische Regierung eine kurze Änderung des Animal Improvement Act (AIA), der die Viehzucht regelt, annahm, wurden insgesamt 33 Wildtierarten, darunter Löwen, Geparden, Nashörner, Giraffen und Zebras, neu als Nutztiere eingestuft. **
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und dauerhaften Gedeihen der gejagten Arten abträglich, sondern schadet allen Arten, uns eingeschlossen. Schlimmer noch: Selbst dort, wo ein schwach anthropozentrischer Ansatz verfolgt wird, sterben die Arten weiterhin aus, und zwar mit alarmierender, alles andere als nachhaltiger Geschwindigkeit. Unter den Augen der CITES-Organisation, die in den 1970er-Jahren gegründet wurde und derzeit den Handel mit über 36 000 Arten regelt, findet eines des verheerendsten Massenaussterben freilebender Tier- und Pflanzenarten statt, seit ein Asteroid am Ende der Kreidezeit vor 66 Millionen Jahren die Dinosaurier auslöschte. Es ist daher offensichtlich, dass wir unsere Haltung und unser Verhalten grundlegend und unverzüglich ändern müssen – andernfalls könnte das Schicksal der Dinosaurier auch uns ereilen.
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1. Schwacher (im Gegensatz zu starkem) Anthropozentrismus
Welch ein Meisterwerk ist der Mensch! Wie edel durch Vernunft! Wie unbegrenzt an Fähigkeiten! In Gestalt und Bewegung wie bedeutend und wunderwürdig! Im Handeln wie ähnlich einem Engel! Im Begreifen wie ähnlich einem Gott! Die Zierde der Welt! Das Vorbild der Lebendigen! William Shakespeare, Hamlet, 2. Akt, 2. Szene Bevor ich auf die grundlegenden Mängel des herrschenden Paradigmas des schwachen Anthropozentrismus eingehen werde – der Hauptursache für tödliche zoonotische Pandemien und die Vernichtung freilebender Arten –, möchte ich zunächst aufzeigen, wieso dieses Paradigma für viele Umweltschützer, Wildtierfarmer, die meisten Regierungen und internationale zwischenstaatliche und nicht staatliche Organisationen wie die Vereinten Nationen, IUCN, CITES und WWF so attraktiv ist. Wie in der Einführung bereits erwähnt, beruht die Definition des schwach anthropozentrischen Konzepts der «nachhaltigen Entwicklung» auf den Erkenntnissen der Brundtland-Kommission der Vereinten Nationen von 1987. Diese definiert «dauerhafte Entwicklung» in ihrem Bericht als das Bestreben, «menschliche Grundbedürfnisse zu befriedigen, ohne die natürliche Umwelt zu zerstören oder zu beeinträchtigen, so dass künftige Generationen von Menschen ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen können».1 Unter «natürlicher Umwelt» versteht der Bericht die freilebenden Tier- und Pflanzenarten. Dieses Leitprinzip ist explizit anthropozentrisch, da es die gegenwärtigen und zukünftigen Bedürfnisse der Menschheit in den Mittelpunkt stellt. Die natürliche Umgebung und die freilebenden Arten werden nur deshalb vor der Vernichtung bewahrt, weil sie Nahrung, Wasser, Befriedigung und Kapital zum Wohl des Menschen liefern. In Anlehnung an dieses anthropozentrische Leitprinzip vertritt die IUCN na21
hezu dieselbe offizielle Position.2 Die IUCN ist eine Organisation, die sich mit der Sammlung und Analyse globaler Umweltdaten sowie mit Forschung, Feldprojekten, Interessenvertretung und Bildung befasst. Ihre Aufgabe besteht darin, «die Gesellschaften auf der ganzen Welt zu beeinflussen, dazu anzuhalten und dabei zu unterstützen, die Natur zu erhalten und die gerechte und ökologisch nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen sicherzustellen».3 Bezüglich der freilebenden Arten wird im Artenschutzprogramm der IUCN gemeinsam mit der Species Survival Commission (Kommission zum Überleben der Arten, SSC) erklärt, dass die IUCN «den Kampf zur Rettung der Arten für die Menschen und die Natur» führt.4 Man beachte, dass zuerst die «Menschen» und dann die «Natur» genannt werden und dass die Rettung der Arten gemäss diesem Wortlaut nicht den Arten selbst dienen soll, sondern dem Menschen. Dass die Interessen der freilebenden Arten ignoriert werden, ist ein gravierendes Versäumnis, wie im nächsten Kapitel zu sehen sein wird. Mit der folgenden Aussage untermauert die IUCN ein anthropozentrisches Modell: «Arten sind die Bausteine des Lebens, die natürlichen Ressourcen, auf die sich der Mensch jeden Tag verlässt. Sie versorgen uns mit Nahrung, Treibstoff, Kleidung und Medizin. Sie reinigen Wasser und Luft, verhindern Bodenerosion, regulieren das Klima und bestäuben Nutzpflanzen. Sie sind auch eine wichtige Ressource für wirtschaftliche Aktivitäten – wie Tourismus, Fischerei und Forstwirtschaft.»5
Auch hier weist alles auf das zentrale Thema hin: Eine durch die nachhaltige Nutzung der Wildtiere intakte Umwelt bringt einen greifbaren Nutzen für die menschliche Gesundheit und das wirtschaftliche Wohlergehen des Menschen. Bleiben wir bei den internationalen Organisationen. Das UNEP, bei dem das CITES-Sekretariat angesiedelt ist, folgt ähnlichen anthropozentrischen Richtlinien. Im CITES-Mandat liegt der Fokus auf freilebenden Tier- und Pflanzenarten und nicht auf der Umwelt im Allgemeinen. Gefährdete freilebende Arten sind im CITES-Abkommen entweder als «vom Aussterben bedrohte» Arten definiert oder als Arten, die «zur Zeit noch nicht unbedingt vom Aussterben bedroht sind, die aber aussterben könnten, wenn der Handel nicht streng geregelt wird».6 In Form und Aufbau agiert die CITES-Organisation innerhalb des Vertragssystems der Vereinten Nationen, einem nicht bindenden Übereinkommen zwischen Nationen. Dank ihrer übergreifenden internationalen Stellung fungiert die CITESOrganisation als maßgebliche Fürsprecherin einer global verstandenen Arten-
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schutzpolitik – da sie jedoch den Handel mit gefährdeten Arten regelt, verfolgt sie genauso ein anthropozentrisches Verständnis der nachhaltigen Entwicklung. Übereinstimmend mit der Auffassung dieser globalen Institutionen wurde das Konzept der nachhaltigen Entwicklung von der südafrikanischen Politik übernommen und in der Bill of Rights der südafrikanischen Verfassung (1996) verankert, die Folgendes besagt: «Jeder hat das Recht – (a) auf eine Umwelt, die weder für seine Gesundheit noch für sein Wohlbefinden schädlich ist; und (b) auf den Schutz der Umwelt zum Nutzen heutiger und künftiger Generationen durch angemessene gesetzgeberische und andere Massnahmen zur – (i) Verhinderung von Umweltverschmutzung und ökologischer Verschlechterung; (ii) Förderung des Artenschutzes und (iii) Sicherstellung einer ökologisch nachhaltigen Entwicklung und Nutzung der natürlichen Ressourcen bei gleichzeitiger Förderung einer vertretbaren wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung.»7
Auch hier handelt es sich um einen anthropozentrischen Text, demzufolge die Umwelt für die menschliche Gesundheit und das menschliche Wohlbefinden nicht schädlich sein darf; die Umwelt für gegenwärtige und zukünftige menschliche Generationen geschützt wird und angestrebt wird, eine ökologisch nachhaltige Entwicklung und Nutzung der natürlichen Ressourcen für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Menschen sicherzustellen. Es ist ohne jeglichen Zweifel ersichtlich, dass die internationale und nationale Gesetzgebung einen anthropozentrischen Ansatz zur nachhaltigen Entwicklung begünstigt. Der Schutz freilebender Arten ist lediglich ein Mittel zur Erhaltung und Sicherung menschlichen Nutzens und daher ein rein instrumentell (im Gegensatz zu intrinsisch) bewertetes Konstrukt. Der Anthropozentrismus interessiert sich nicht für das Überleben freilebender Arten um ihrer selbst willen, sondern er will die Arten erhalten, um menschliche Bedürfnisse unter Verwendung einfacher ökonomischer Modelle zu befriedigen, die auf einem Nutzwert oder kommerziellen Wert beruhen. Das einfachste Modell in der Ökonomie ist die Kosten-Nutzen-Analyse. Sie wird auf der Grundlage von Kosten- und Nutzenberechnungen durchgeführt, die ausschließlich den Nutzen für den Menschen berücksichtigen. Bei einer Kosten-NutzenAnalyse wird davon ausgegangen, dass Wildtiere einen Wert besitzen – allerdings speziell einen kommerziellen Wert, wenn sie gehandelt oder genutzt werden, um die menschliche Existenz materiell angenehmer zu gestalten. Eine Kosten-Nutzen-Analyse gibt sich nicht mit nebulösen und komplexen 23
Konzepten wie intrinsischem Wert, Tierrechten oder moralischer Berücksichtigung von Wildtieren ab. Sie ist so schlicht, dass jede ethische Betrachtung des Schutzes von Wildtieren außen vor bleibt. Gleichwohl gesteht man ihr bis heute zu, durch eine grundlegende wirtschaftliche Bewertung von Wildtieren den Artenschutz sicherstellen zu können. Sie ist ein zugängliches und verständliches Konstrukt, das sich zudem leicht in die Praxis umsetzen lässt, insbesondere für Regierungen. Im Wesentlichen muss eine Regierung nur die wirtschaftlichen Kosten gegen den Nutzen des Schutzes von Wildtieren abwägen und die entsprechenden Maßnahmen daraus ableiten. Ein konkretes Beispiel ist die Kosten-Nutzen-Abwägung bei der Erhaltung der Afrikanischen Elefanten. Das Beispiel ist auf zahlreiche Regionen Afrikas anwendbar, in denen die Elefanten frei umherstreifen. Der Bestand der afrikanischen Elefantenpopulationen ist in den letzten zehn Jahren um etwa ein Drittel gesunken.8 Es ist dringend nötig, sie vor dem Aussterben zu bewahren. Doch Elefanten vertragen sich nicht gut mit Menschen. Sie benötigen viel Platz und reichlich Nahrung. Da die menschliche Bevölkerung immer tiefer in die noch verbliebenen afrikanischen Wildnisregionen vordringt und sich dort ausbreitet, gerät sie unweigerlich in Konflikt mit den Elefanten. In diesen Gebieten zerstören Elefanten die Ernte und die Wasserreservoire, zertrümmern Hütten und Häuser und töten in einigen Fällen sogar Menschen, die es den Elefanten in gleicher Weise heimzahlen. Die Rote Liste gefährdeter Arten der IUCN hält fest: Während «die Elfenbein- und Fleischwilderei traditionell die Hauptursache für den Rückgang der Art war, stellt gegenwärtig der Verlust und die Zerstückelung von Lebensräumen durch die fortschreitende Expansion des Menschen und die schnelle Umwandlung von Land die grösste Bedrohung dar. Dieser Trend zeigt sich insbesondere darin, dass immer mehr Konflikte zwischen Menschen und Elefanten gemeldet werden, wodurch die Elefantenpopulationen noch stärker bedroht sind.»9 Wird also zur Befriedigung menschlicher Interessen mehr Land zur Bebauung und landwirtschaftlichen Nutzung benötigt, verliert die Erhaltung von Elefanten und ihres natürlichen Lebensraums an Bedeutung. In der Kosten-NutzenAnalyse ist der Schutz der Elefanten, wie auch jeder anderen gefährdeten Art, ein Balanceakt – zwischen den Kosten für den Menschen (begrenzter Raum für Landwirtschaft und Entwicklung, Verlust von Einkommen und Nahrung und das Hinnehmen des Todes eines Familienmitglieds durch einen Elefanten) und dem greifbaren Nutzen für den Menschen (die Erhaltung von Elefanten, um aus einem 24
geregelten Elfenbeinhandel ein Einkommen zu beziehen, Einnahmen aus nachhaltiger Trophäenjagd oder Einnahmen aus Wildtier-Beobachtungstourismus). Wendet man eine reine Kosten-Nutzen-Analyse an, werden die Elefanten aller Wahrscheinlichkeit nach nur dann als Art erhalten, wenn ihr Nutzen für den Menschen (höhere finanzielle Einnahmen) kontinuierlich die Kosten (niedergetrampelte Felder) überwiegt. Solche Abwägungen werden in ganz Afrika immer wieder getroffen. Elefanten werden geschützt, wenn und nur wenn ihr langfristiger Nutzen für den Menschen die potenziellen Kosten übersteigt. Das Problem dabei ist, dass mit dem zunehmenden Verlust von Lebensräumen und der fortschreitenden menschlichen Besiedlung der Wildnis scheinbar immer häufiger Konflikte zwischen Menschen und Elefanten auftreten. Bei den Regierungen, für die nun die Kosten den Nutzen übersteigen, ziehen die Elefanten den Kürzeren. Ein Beispiel dafür ist die Regierung von Botswana. Letztes Jahr kündigte sie an, das Jagdverbot für Elefanten aufzuheben und drohte sogar damit, sie vorsätzlich zu keulen. Es war Wahlkampf und die Regierung und ihr neuer Präsident wollten sich so die Stimmen der Landbevölkerung sichern, die ständig mit den Elefanten in Konflikt geriet. Der Trick war erfolgreich: Die Regierung wurde gewählt und der Präsident gewann mit diesem Teil der Wählerschaft ein Vertrauensvotum. Die einzigen echten Verlierer waren die Elefanten, die nun mal nicht wählen können. Während eine Kosten-Nutzen-Analyse offensichtlich ein einfach zu handhabendes Instrument für den Schutz von Wildtieren ist, weist die Methode jedoch eine gravierende Schwachstelle auf: Die Kosten der Elefanten, insbesondere wie es heute in Botswana wahrgenommen wird, überwiegen inzwischen deren Nutzen. Und so sind die Elefanten potenziell dem Untergang geweiht. Es muss also noch eine andere Größe in dieses Grundmodell integriert werden, um sowohl die Existenz der Elefanten als auch das Wohlergehen der Menschen sicherzustellen. Der schwache Anthropozentrismus bietet hier eine weitere mögliche Lösung. Starker Anthropozentrismus bedeutet, dass «gefühlte Präferenzen» menschlicher Individuen maßgeblich sind, im Gegensatz zu «überlegten Präferenzen», die den schwachen Anthropozentrismus kennzeichnen. Eine gefühlte Präferenz ist jedes Verlangen oder jedes Bedürfnis eines menschlichen Individuums, das mindestens vorübergehend befriedigt werden kann. In seiner grundlegenden Form beruht das, was einen Menschen zum Handeln veranlasst, auf einem von Sinnesreizen ausgelösten oder gefühlten Verlangen nach etwas. Entscheidungsprozesse, die zu Handlungen führen, sind schlicht die Reaktion auf solche Verlangen. Sie sind 25
in der Regel subjektiv und werden vom Ausmaß bestimmt, mit dem sie die meisten – oder die dringendsten – Präferenzen befriedigen. Ein Beispiel für eine gefühlte Präferenz ist die aktuelle Nachfrage nach Nashorn-Horn in Asien. Sie entspringt dem Wunsch nach einem tierischen Produkt, dem ästhetische und kulturelle Eigenschaften sowie eine starke Heilkraft zugeschrieben werden. Letzteres gilt insbesondere für Verbraucher in Vietnam. In China ist die gefühlte Präferenz eine andere. Dort wird Nashorn-Horn – ebenso wie Elfenbein – als Material für geschnitzte Gegenstände, häufig Schmuck oder Figuren, geschätzt. Im Jemen ist es für die Griffe traditioneller Dolche, «Jambias» genannt, begehrt, die von jemenitischen Männern als Kleidungsaccessoire getragen werden. Ob für medizinische oder andere Zwecke, das weitverbreitete Verlangen nach Nashorn-Horn beruht auf gefühlten Präferenzen. Dabei wird weder berücksichtigt, dass die Ressource womöglich übernutzt und gänzlich erschöpft wird, noch ein Gedanke an ihren Nutzen in der Zukunft verschwendet. Diese gefühlte Präferenz wird so ausgiebig befriedigt, dass die Nachfrage eine Gefahr sowohl für das zukünftige Überleben der Nashörner als auch für ihren Wert als zukünftige Ressource für spätere menschliche Generationen darstellt. Bereits heute sind alle drei asiatischen Nashornarten – Panzer-, Sumatra- und Java-Nashorn – in freier Wildbahn vom Aussterben bedroht.10 Begleitet von einem gewaltigen Medienrummel, starb im März 2018 das letzte männliche nördliche Breitmaulnashorn Afrikas, sodass die Art nun funktionell ausgestorben ist. Seit 2008 haben die Händler von Nashorn-Horn als direkte Folge des Zusammenbruchs der Nashornpopulationen in Asien die zwei heute noch lebenden afrikanischen Nashornarten stark im Visier. Raubbau als Resultat kollektiver, ungezügelter gefühlter Präferenzen ist ein hervorragendes Beispiel für starken Anthropozentrismus. Dieser Ansatz – einem kollektiven elementaren Verlangen nachzugehen – hat verheerende Auswirkungen auf das zukünftige Überleben der meisten Wildtierarten, angefangen beim Fisch bis hin zum Elefanten. Regierungspolitiker in Verbraucherländern, insbesondere in demokratischen Staaten, tendierten früher dazu, diesem auf einer gefühlten Präferenz beruhenden kollektiven Wunsch zu entsprechen, vor allem deshalb, weil es politisch vorteilhaft war und die Gunst der Wählerschaft versprach. Da jedoch die Zukunft der Ressource auf dem Spiel steht, haben diese Regierungen mit Verspätung begonnen, einem überlegteren Ansatz den Vorzug vor reinen gefühlten Präferenzen zu geben. 26
Eine überlegte Präferenz ist jedes Verlangen oder jedes Bedürfnis, das ein menschliches Individuum nach sorgfältigem Nachdenken über die Zukunft der Ressource äußern würde. Anstatt lediglich auf ein subjektiv empfundenes Verlangen zu reagieren, ermöglicht die sorgfältige Untersuchung der eigenen gefühlten Präferenzen eine überlegtere Herangehensweise. Sind Ressourcen, wie beispielsweise der Vorrat an Nashorn-Horn, erschöpft, bringen sie keinen Nutzen mehr. Eine überlegte Präferenz ließe uns nach einer Möglichkeit suchen, maximalen Nutzen für möglichst viele Menschen bei maximaler Dauer dieses Nutzens zu erzielen. Im Fall von Nashorn-Horn ergeben sich daraus im schwach anthropozentrischen Modell zwei mögliche Szenarien. Erstes Szenario: Die Tatsache, dass die meisten Nashornarten vom Aussterben bedroht sind, führt zu der Einsicht, dass sich das Überleben der Tiere für die zukünftige Nutzung durch den Menschen nur mithilfe drastischer Maßnahmen – nämlich einen überlegteren Handel – sicherstellen lässt. Das ist die Herangehensweise der CITES-Organisation. Im Jahr 1977 stimmten die Mitgliedsländer für ein Verbot des internationalen Handels mit Nashorn-Horn.11 Auf der Grundlage von Empfehlungen einer Reihe von wissenschaftlichen Naturschutzgremien, wie der Kommission zum Überleben der Arten (SSC) der IUCN, kam das CITES-Sekretariat 2016 zum Schluss, dass sich die Nashornbestände erst wieder so weit erholen müssten, dass internationaler Handel erneut erlaubt werden könne. Dies bedeutet allerdings in keiner Weise, dass der Handel mit Nashorn-Horn für alle Zeiten verboten ist. Wenn sich die Nashorn-Populationen infolge eines Handelsverbots wieder ausreichend erholt haben, so die Argumentation des CITES-Sekretariats, kann der Handel wieder gestattet werden.12 Die moralischen Bedenken gelten also weniger dem Wohlergehen der Nashörner selbst als vielmehr dem der Menschen in der Zukunft, die sonst auf Nashorn-Horn verzichten müssten. Eine solche Aufhebung des Handelsverbots geschah den Afrikanischen Elefanten. Als Folge der nicht länger hinnehmbaren Wilderei untersagte die CITESOrganisation 1989 den internationalen Handel mit Elfenbein. Dieses Verbot wurde 1997 teilweise aufgehoben, als die Elefantenbestände in einigen Ländern als ausreichend für einen geregelten Handel angesehen wurden. Es wurde drei afrikanischen Ländern – Botswana, Namibia und Simbabwe – gestattet, den internationalen Elfenbeinhandel wieder aufzunehmen. Bezeichnet wurde dies damals als «einmaliger Verkauf».13 Das Elfenbein – mit einem Gewicht von fast 50 Tonnen und 5446 Stoßzähnen – wurde 1999 nach Japan verkauft und 27