René Donzé, Franziska Pfister (Hrsg.): Die Kraft der Sinne.

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Sie bestimmen unser Leben, ohne sie könnten wir nicht leben: die fünf Sinne Hören, Schmecken, Riechen, Sehen, Tasten. Unsere Wahrnehmung schenkt uns sinnliche Augen­blicke und schützt uns vor Gefahr. So lassen wir uns verführen von Düften, Klängen, Formen und Geschmäckern. Wir s­chrecken zurück vor Giften, Lärm und Abgründen. Woher kommen diese Wahr­ nehmungen? Wann täuschen sie, und wie sieht ein Leben ohne sie aus? In eindrücklichen Reportagen und Fach­artikeln gehen zwölf Autoren diesen Fragen nach. Sie erzählen von der Evolu­ tion der Sinne, der Revolution der Sinneserweiterung, einer Reise in die Stille, dem Leben mit beeinträchtigten Sinnen, von kulturellen Unterschieden bei der Wahrnehmung und der Jagd nach dem Übersinnlichen. Journalistisch recherchierte Texte – wissenschaftlich fundiert und packend geschrieben – ver­ sprechen eine kurzweilige Lektüre und viel Erkenntnisgewinn für alle, die einen Sinn für die Wunder der Natur haben.

Die Kraft der Sinne

René Donzé, Franziska Pfister (Hrsg.)

René Donzé, Franziska Pfister (Hrsg.)

Die Kraft der Sinne

Wie wir sehen, hören, tasten, riechen, schmecken

Mit Fotoessays von Simon Tanner und Streichel-Labyrinthen von Junko Murayama.

ISBN 978-3-03810-198-7 ISBN 978-3-03810-198-7

9 783038 101987

www.nzz-libro.ch

Verlag Neue Zürcher Zeitung


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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2016 Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich Lektorat: Ulrike Ebenritter, Giessen Umschlag, Gestaltung, Satz: GYSIN [Konzept+Gestaltung], Chur Druck, Einband: Kösel GmbH, Altusried-Krugzell Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werks oder von Teilen dieses Werks ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. ISBN 978-3-03810-198-7 www.nzz-libro.ch NZZ Libro ist ein Imprint der Neuen Zürcher Zeitung

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Vorwort  7 Einleitung  9

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Ich fühle, also bin ich Wie sich die menschlichen Sinne entwickeln  11 Von Nicole Althaus

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Am Anfang war das Pantoffeltierchen Die Evolution der Sinne  27 Von Martin Amrein Fotoessay: «Hören Sie das Gras rascheln?»   35

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Stecker raus! Eine Reise in die Stille  43 Von Gordona Mijuk

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Leben heisst spüren Wie Menschen mit Sinnes­beeinträchtigungen leben  55 Von René Donzé und Franziska Pfister

5

Unsere fünf Sinne Wie sie funktionieren  69 Von Patrick Imhasly und Marina Bräm Fotoessay: «Schmecken Sie die Bitterkeit?»  77

6

Die Welt existiert nicht Eine philosophische Annäherung an die Sinne  85 Von Markus Gabriel

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Die perfekte Verführung Wie der Geruchssinn unsere Gefühle beeinflusst  93 Von Michael Furger und Christof Gertsch

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Fotoessay: «Riechen Sie den Unterschied?»  111

8

Der Mensch ist nicht genug Wie die Technik die menschliche Wahrnehmung erweitert  119 Von Vanessa Sadecky

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Da! Da ist es wieder! Auf der Jagd nach Übersinnlichem  133 Von Carole Koch Fotoessay: «Sehen Sie Gespenster?»  143

10

Scharfe Augen haben nur Hexen Die Wahrnehmung in anderen Kulturen  151 Von Claudia Schumacher

11

Alles nur geträumt? Wie unsere Sinne uns in den Schlaf verfolgen  159 Interview mit der Psychologin Vera Kast Von René Donzé und Franziska Pfister Streichel-Labyrinthe: «Spüren Sie den Weg?»  171 Herausgeber und Autoren  179

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Vorwort Mit Journalismus wird eine Profession bezeichnet, die mit der Berichterstattung über das tägliche Geschehen in der weiten Welt oder im kleinen Winkel befasst ist. Im eigentlichen Wortsinn trifft diese Charakterisierung zu auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Tageszeitungen oder Online-Portalen. ­Diese sind oft im atemlosen Rhythmus der digitalen Welt der schnellen Aktualität auf den Fersen. Eine gute Wochenzeitung dagegen gibt da Gegensteuer. Sie will die Informationen vermitteln, die uns helfen, die aktuellen Ereignisse besser zu verstehen und einzuordnen. Und sie sucht die Hintergründe zu den wichtigen Themen von morgen zu ergründen. Damit sie das kann, damit sie auf die relevanten Themen setzt, sind die Journalistinnen und Journalisten von Wochenzeitungen auf einen sechsten Sinn angewiesen. Eine interessante Redewendung! Sie meint, dass dabei Gespür, Ahnung, Instinkt im Spiel sind – eine aussersinnliche Erfahrung folglich. Die Redewendung vom sechsten Sinn verweist darauf, dass es fünf eigentliche Sinne geben muss. Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten sind die Formen der menschlichen Wahrnehmung der Realität. Sie prägen unser Dasein und unsere Weltsicht. Deshalb versteht, wer diese unsere Sinne versteht, auch die Welt besser, vermag das, was uns am Tag beschäftigt, besser einzuordnen. Eine Serie über unsere fünf Sinne (und den sechsten!) ist folglich ein ideales Thema für eine Wochenzeitung, welche die Zusammen­hänge unseres Lebens beleuchtet. Kolleginnen und Kollegen der NZZ am Sonntag ­haben sich in einer Artikelserie dieser spannenden Aufgabe gestellt. Das Resultat liegt nun auch in Buchform vor, was eine Auszeichnung für die Qualität ihrer Arbeit darstellt. Dr. Felix E. Müller Chefredaktor der NZZ am Sonntag

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Einleitung Die Flut der Reize Stellen Sie sich vor, Sie würden nichts sehen, nichts hören, nichts schmecken, nichts riechen und spüren. Was wäre das für eine Welt, in der Sie lebten? ­Lebten Sie überhaupt? Und würde die Welt um Sie herum noch existieren? Die Sinne sind unsere Türen zur Welt. Im Laufe der Evolution hat sich aus dem ersten rudimentären Tastsinn des Pantoffeltierchens ein fein verästeltes System gebildet, das die Eindrücke der Sinneszellen in Augen und Ohren, in Mund und Nase sowie überall auf der Haut aufnimmt, verarbeitet und uns ein mehrdimensionales Bild unserer Umgebung vermittelt. Ein Bild, notabene, von dem wir nicht sicher sein können, ob es objektiv gesehen das richtige ist. Jedenfalls erfährt der Vogel, die Fledermaus und der Maulwurf seine Umgebung anders als wir. Und selbst die Menschen nehmen Gleiches unterschiedlich wahr. Neben objektiven Differenzen, etwa im Seh- und Hörvermögen, spielen auch subjektive Momente mit. Der eine nimmt am Strand das Rauschen der Wellen wahr, während sich der andere am Geschrei tobender Kinder stört und dem Dritten statt des milden Meeresdufts das Frittieröl der Imbissbude in die Nase sticht. Es sind riesige Mengen an Informationen, die unser Hirn verarbeiten muss. Forscher gehen davon aus, dass unsere Rezeptoren stündlich 4,6 Gigabyte an Daten aufnehmen – das würde die Festplatte eines Computers innert weniger Tage komplett auffüllen. Verarbeiten können wir indes bloss einen Zweihunderttausendstel dieser Daten. Es braucht also die geschickte Selektion des Wahr­ genommenen. Eine Gewaltsleistung. Diese Herausforderung ist in den letzten Jahrzehnten stark gewachsen. Beinahe rund um die Uhr versucht die Wirtschaft, unseren Filter zu durchbrechen, uns zu überführen: optisch, akustisch, olfaktorisch. Der Laugenduft beim Bahnhof lockt an den Brezelstand. Der Musikteppich im Einkaufszentrum steigert die Ausgabefreudigkeit. Das schicke Design verleitet zum Kauf des Neuwagens. Die Wirtschaft spielt bewusst auf der Klaviatur der Sinneseindrücke, sekundiert von Medien, die uns von frühmorgens bis spätnachts mit Informationen fluten. Und wir machen da noch freiwillig mit – indem wir das Handy ständig vor der Nase halten. Der Mensch droht zum Sklaven der Reize zu werden, denen er sich tagtäglich aussetzt.

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In einer Welt der Impulsüberflutung ist es wichtig, dass wir uns unserer Sinne besinnen. Indem wir verstehen, wie sie funktionieren, wie sie u­ nser Leben beeinflussen und wie sie sich verändern, lernen wir achtsamer mit ihnen umzugehen. Und damit mit uns selber. Eine Reise in die Stille, wie in diesem Buch beschrieben, eröffnet neue Perspektiven auf die eigenen Wahrnehmungen. Eine Auseinandersetzung mit Menschen, die nicht hören, sehen oder ­schmecken, macht uns bewusst, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, die Welt wahrzunehmen. Das Verständnis der Evolution der Sinne und ihrer Entwicklung beim Kind gibt uns Hinweise auf die Zusammenhänge von Leben und Fühlen. Denn, die Berührung steht am Anfang des Menschseins und an dessen Ende. Das Berühren steht im Zentrum jeder Beziehung. Und es ist die letzte Form der Kommunikation, wenn Augen und Ohren versagen. Darum will auch dieses Buch berühren. Die Journalistinnen und Journalisten der NZZ am Sonntag haben nicht nur alles Wissenswerte zu unseren Sinnen recherchiert und in fundierten Artikeln aufgearbeitet – sie haben die Informationen verknüpft mit eigenen Erfahrungen, Geschichten und Begegnungen. In Ergänzung zu den journalistischen Artikeln befasst sich der deutsche Philosoph Markus Gabriel in seinem Essay mit der Frage, inwiefern unsere Wahrnehmungen Realität oder Illusion sind. Und die Schweizer Psychologin Verena Kast erklärt im Interview, warum auch Träume eine Form der Sinneswahrnehmung sind. Abgerundet wird das Werk durch eigens aufgenommene Bildserien des Fotografen Simon Tanner und durch drei Streichel-Labyrinthe der japanischen Grafikerin Junko Murayama. Sie sind in der Fülle der Informationen kleine O ­ asen für Auge und Geist. In diesem Sinne: viel Freude und Anregung beim Lesen. René Donzé, Franziska Pfister

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Ich fĂźhle, also bin ich

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Der Tastsinn ist der erste Sinn, der sich im Mutterleib entwickelt, und der letzte, der vor dem Tod erlischt. Er ist das Fundament jeder Beziehung, der intimste aller Sinne und der einzige, ohne den der Mensch nicht leben kann. Trotzdem wurde der Tastsinn in der Wissenschaft lange vernachlässigt und wird bis heute unterschätzt. Warum bloss?

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Von Nicole Althaus Am Ende, wenn im Hirn schon fast alles gelöscht worden ist, was es im Verlauf des Lebens gespeichert hatte, muss der Mensch sich wieder an die Welt herantasten. Wortwörtlich. Er muss einen Ball in die Hände gedrückt bekommen, so wie der alte Mann im Rollstuhl, um zu begreifen, dass man mit ihnen etwas halten, sie nicht nur zu Fäusten ballen kann. Er muss die raue Haut einer Erdbeere auf den Lippen spüren, ihre Süsse riechen, um sich zu erinnern, dass man gegen das unangenehme Knurren im Magen etwas unternehmen kann. Und er muss fühlen, dass er nicht alleingelassen wird. So wie die Frau im geblümten Kleid, die selig an der Hand eines Herrn durch die verschlungenen Wege des Gartens der Sonnweid schlurft. Morgen wird sie sich nicht mehr erinnern, mit wem sie lustwandeln war, aber das wohlige Gefühl, sich jemandem verbunden zu fühlen, das wird sie wieder suchen, so wie jeden Tag. Über die Sinne, sagt Michael Schmieder, erreicht man demente Menschen am besten. Der Gründer und Leiter des Pflegeheims am Stadtrand von Wetzikon gilt europaweit als Pionier in der Demenzpflege und die Sonnweid als Vorzeige-­ Institution. Gerade weil sie nicht die Defizite der Bewohner therapiert, sondern konsequent deren Ressourcen mobilisiert. Dazu gehört, dass die primären Wahrnehmungs- und Körpererfahrungen wo immer möglich aktiviert werden. So sind auch die Bewohner in der Oase, der Station für die Kranken im letzten Stadium, tagsüber sorgfältig gekleidet und sitzen nicht in weiten Spitalhemden im Bett. Das Ankleiden dient wie das Schaukeln oder Einwickeln in grosse Tücher der Stimulation der Sinne: Der Patient soll seinen Körper und damit sich selbst spüren. Über den Körperkontakt erlebt er Wirklichkeit und Eingebundensein in dieser Welt. Ganz zum Schluss nämlich, bevor der Mensch stirbt und sein Gehirn herunterfährt, weiss er nicht mehr, dass es ihn gibt. Er fühlt es. So wie ein Neugeborenes ganz am Anfang des Lebens sich über den Hautkontakt zur Mutter wahrnimmt, ein Baby sich nur trösten lässt, wenn es in den Arm genommen wird.

Spüren tut der Mensch immer Der Tastsinn hat eine Sonderrolle im Leben des Menschen. Er ist der erste Sinn, der sich im Mutterleib entwickelt, und vermutlich der letzte, der vor dem Tod verloren geht. Der Mensch kann seine Augen schliessen, um nicht sehen zu müssen, er kann seine Ohren verstopfen und sich die Nase zuhalten. Sein grösstes Sinnesorgan aber, die Haut, kann er nicht ausschalten. Spüren tut der Mensch

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Sinnesorgan Haut

0,001 mm 2 m2

2 mm

messen die kleinsten

beträgt die ­Fläche der

lang sind die grössten

Erhebungen, die ein

Haut bei ­einem erwach-

Tastsensoren in der

Mensch noch ertasten

senen ­Menschen. Sie

Haut. Sie gehören zu den

kann. Dafür sind die

ist damit unser grösstes

Pacini-Körperchen, die

Meissner-Körperchen

Sinnesorgan.

vorab Vibra­tionen wahr-

verantwortlich.

nehmen.

Dank ihnen können Blinde die Brailleschrift lernen.

Tag und Nacht, spüren darf er bis zuletzt. Spüren muss er immer. Der Tastsinn ist für die menschliche Entwicklung nicht optional, sondern existenziell. Es ist überlebensnotwendig, dass der Körper jeden Kontakt mit der Aussenwelt sofort registriert, dass Millionen von Sensoren Informationen darüber sammeln und dem Gehirn weiterleiten, damit wir richtig reagieren, wenn das Badewasser zu heiss ist oder die Glace zu kalt. Die Haut mit ihrem Flaum aus rund fünf Millionen Härchen ist der Grenzposten zur Aussenwelt und spielt im menschlichen Mit­einander eine vitale Rolle. Ein Baby kann taub oder blind zur Welt kommen und bestens gedeihen. Ohne Berührung aber bleibt es körperlich und geistig zurück. Das ist nicht nur eine Vermutung, sondern wissenschaftlich bewiesen. An Tausenden von Kleinkindern, die zu unfreiwilligen Probanden geworden sind, für eines der traurigsten Sozialexperimente der modernen Geschichte. Als Nicolae Ceauşescu Mitte der 1960er-Jahre in Rumänien die Macht übernahm, verbot er allen Frauen, die nicht mindestens vier Kinder geboren ­hatten, zu verhüten oder abzutreiben. Keine Massnahme war ihm zu extrem, um das menschliche Kapital seines Staats zu vergrössern: Ein illegaler Schwangerschaftsabbruch wurde mit bis zu 25 Jahren Gefängnis bestraft, kinderlose Paare mit einer Einkommenssteuer von 30 Prozent. Das Resultat dieser grausamen Bevölkerungspolitik war nichts weniger als Misshandlung durch Vernachlässigung: Hunderte von Kindern wurden von ihren hungernden Eltern verstossen und starben in überfüllten Heimen. Die Bilder der Überlebenden, die 1990 nach dem Tod des Diktators veröffentlicht wurden, erschütterten die ganze Welt. Sie zeigten halb nackte Kleinkinder, die nicht sprechen konnten, weil nie jemand mit ihnen redete, die nicht laufen konnten, weil sie tagelang in ihren Gitterbetten eingesperrt waren. Manche hatten sogar das Weinen verlernt. Und alle zeigten Auffälligkeiten, welche die amerikanische Neurobiologin Mary Carlson an das Verhalten von Menschenaffen erinnerte, die man von ihren Müttern getrennt hatte: Sie waren im Wachstum zurückgeblieben, hatten kleine Köpfe,

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Anatomie des Streichelns Sie sind das Geheimnis jener Berührungen, die dem Menschen im wahrsten Sinn des Wortes unter die Haut gehen: die C-taktilen Fasern. Umgangssprachlich nennt man sie auch Kuschelsensoren, denn sie sorgen dafür, dass wir von einer Berührung erregt, getröstet oder beruhigt werden. Streicht uns der oder die Liebste sanft über den Arm, reagieren Millionen hochempfindlicher Sensoren, die sich in unserer Körperhülle verstecken, und melden dem Gehirn, was auf der Haut geschieht: Die schnellleitenden «Was passiert da?»-Rezeptoren (A-alpha-Fasern) informieren es in einem Sekundenbruchteil über Ort, Stärke und Richtung der Berührung. Diese Informationen werden im sensorischen Kortex, dem Speicher für physische Sinneseindrücke, geprüft und als ungefährliche, druckarme Streichbewegung erkannt. Wir werden sofort entwarnt. Rund zwei Sekunden später trudeln die Informationen der langsamen «Wie fühlt sich das an?»-Rezeptoren ein. Sie stammen aus der Inselrinde, einem eingesenkten Teil der Grosshirnrinde, in dem Geschmackseindrücke, Schmerz und Emotionen verarbeitet werden, und melden uns ein angenehmes oder gar erotisches Kribbeln. Der Körper schüttet das Hormon Oxytocin aus, Blutdruck und Herzfrequenz sinken, ebenso die Konzentration des Stresshormons Cortisol.

Ohne Tastsinn kein Sex Die Kuschelsensoren sorgen auch für das Hochgefühl, das für viele Spezies dieser Welt die Grundlage ihres Bestehens darstellt: den Orgasmus. Beim Sex reduziert sich fast alles Sinnliche auf den Körperkontakt. Tasten und Fühlen wird zum Selbstzweck. Die C-taktilen Fasern sind aber nicht nur für die Fortpflanzung zentral, sie ermöglichen dem Menschen auch eine grosse Kulturleistung: Er kann via Körperkontakt kommunizieren und die Botschaft einer Berührung lesen, selbst wenn sie zwischen zwei Arbeitskollegen geschieht und er bloss zuschaut. Studien zeigen, dass der Mensch die Emotionen Ärger, Angst, Liebe, Dankbarkeit oder Trauer zu beinahe 80 Prozent richtig erkennen kann. Und das mit verbundenen Augen, nur durch eine Berührung am Arm. Kein Wunder wird eine Umarmung oder ein Streicheln immer dann eingesetzt, wenn es uns die Sprache verschlägt. Eine Berührung sagt mehr als tausend Worte,

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weil sie die erste Sprache ist, die der Mensch lernt. Und die einzige, die er nie vergisst. Während die schnellleitenden Nervenfasern als Warnzentrale also sein unmittelbares Überleben garantieren, weil sie die Fakten einer Berührung liefern, etwa den Kontakt mit einer heissen Herdplatte, sind die Gefühlsinformationen der langsamen Fasern die Basis zwischenmenschlicher Interaktion. Umso erstaunlicher ist es, wie lange die Forschung diese Sensoren ignoriert hat. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg entdeckte man, dass es neben den schnellen Tastrezeptoren noch andere Nervenabschnitte gibt. Doch mehr als ein funktionsloses Überbleibsel der Evolution wollte lange niemand darin sehen. Erst 2002 konnte der schwedische Forscher Håkan Olausson erstmals beweisen, dass es sich dabei um Gefühlsrezeptoren handelt. Eine Patientin mit einer seltenen Störung brachte ihn auf die Spur.

Hochsensible Sensoren Die 54-jährige Kanadierin hatte nach einer Penicillin-Therapie das Gefühl in Händen, Füssen und anderen Hautpartien verloren. Wie sich herausstellte, waren die schnellen A-Fasern zerstört worden, die C-taktilen Kuschelfasern blieben jedoch intakt. Wenn der Neuropsychologe nämlich mit einem Pinsel über ihren Arm strich, konnte sie die Berührung zwar nicht lokalisieren, meldete aber ein angenehmes Gefühl. Im Kernspintomografen zeigte sich, dass bei der Frau ausschliesslich die Nervenareale im Gehirn arbeiteten, die für eine unbewusste emotionale Bewertung von Sinneseindrücken verantwortlich sind. Dass die Kuschelsensoren selbst qualitative Unterschiede einer Berührung genau registrieren, bewies Olaussons Team kürzlich mit einem Experiment: Sie drückten einem Roboter einen Pinsel in die Hand und liessen ihn mit genau vorgegebenem Druck, aber unterschiedlichen Geschwindigkeiten und wärmeren oder kälteren Pinselhaaren den Unterarm mehrerer Probanden streicheln. Diese wurden verkabelt, sodass die Reaktionen einer C-taktilen Faser gemessen werden konnten. Am heftigsten schlugen diese aus, wenn sie mit einer Streichelgeschwindigkeit von etwa 5 Zentimetern pro Sekunde berührt wurden – das entspricht der Geschwindigkeit, mit der eine Mutter ihrem weinenden Kind über den Rücken streichelt. Auch das Temperatur­ optimum passte ins Bild: Am besten reagierten sie bei einer Temperatur, die der menschlichen Haut entsprach.

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ihre Augen waren ausdruckslos ins Leere gerichtet, die Gesichter zeigten keine Mimik, die Bewegungen waren monoton. Stundenlang schaukelten sie einfach hin und her.

Wasser, Brot und Streicheleinheiten Die Wissenschaftlerin, die an der Harvard Medical School in Boston lehrt, war 1994 nach Rumänien gereist, um den Mangel an mütterlicher Zuwendung genauer zu untersuchen. Carlson wusste aus ihren Experimenten mit Ratten, dass ein Mangel an Körperkontakt zu einer Steigerung des Stresshormonspiegels führt. Streichelt man die Ratten regelmässig mit einem Pinsel, reguliert sich das Cortisol wieder. Anhand von Speicheltests der rumänischen Heimkinder konnte sie zeigen, dass das auch für Menschen gilt. Die Cortisolprofile der getesteten Heimkinder unterschieden sich deutlich von denen behüteter Kinder. Sie zeigten ihre Spitze nicht am Morgen nach dem Aufwachen, sondern am Nachmittag und flachten danach kaum mehr ab. Ein solch konstant hoher Cortisolpegel aber hemmt das Wachstum sowie die mentale und motorische Entwicklung. In der Vergangenheit ging die Wissenschaft selbstverständlich davon aus, dass das Stillen von Hunger und Durst allein das Überleben garantiert, schliesst die Neurobiologin Carlson aus den Resultaten ihrer Studien. Nun weiss man, dass Körperkontakt für die Entwicklung eines Kleinkindes so wichtig ist wie Wasser und Brot. Tatsächlich hatte sich die Entwicklung der 30 Heimkinder, die versuchsweise in kleinen Gruppen betreut wurden, nach einem Jahr verbessert, allein dadurch, dass die Betreuerinnen Zeit hatten, ihr Haar zu kämmen, sie beim Füttern in den Arm zu nehmen sowie die Kinder zu waschen und zu baden, statt einfach in der Dusche abzuspritzen. Leider waren die Forschungsgelder nach 13 Monaten aufgebraucht, die unfreiwilligen Probanden kamen in die normalen Heimstrukturen zurück, in denen sechs Betreuerinnen über 100 Kinder versorgen mussten. Von den physischen und psychischen Fortschritten war bald schon nichts mehr zu spüren. Vielleicht haben sich Ihre Nackenhaare beim Lesen gesträubt, vielleicht hat Sie das Experiment mit den Heimkindern berührt, sicher aber hat Sie das Schicksal einer ganzen rumänischen Generation nicht kaltgelassen. Welche Macht die Berührung in unserem Dasein hat, beweist allein schon, wie oft wir beim Sprechen den Tastsinn bemühen. Ein Film ergreift uns, ein Roman packt uns, und ein Krimi lässt uns nicht mehr los. Die emotionale und taktile Welt sind in unserer Sprache so selbstverständlich miteinander verschränkt, dass

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Streicheln auf Rezept

1.

2.

3.

Eine Berührung oder

Gleichzeitig wird

Zusätzlich wird das

Massage führt zur Aus-

die Produktion des

Hormon Prolaktin

schüttung von Oxytocin.

Stresshormons Cortisol

ausgeschüttet, was für

Das Hormon hilft uns,

gehemmt. Blutdruck und

Entspannung und innere

Vertrauen und Bindungen

Herzfrequenz sinken.

Ruhe sorgt.

aufzubauen. Bei Klein-

Das Immunsystem wird

kindern sorgt es für Ent-

gestärkt.

wicklung und Wachstum.

wir das Wort fühlen synonym für innere und äussere Eindrücke gebrauchen. Dass sich taktile Metaphern in allen Sprachen finden, vom Baskischen bis zum Chinesischen, ist kein Zufall: Der Tastsinn ist die Grundlage für die emotionale, motorische, kognitive und sprachliche Entwicklung. «Ich fühle, also bin ich», sagt Martin Grunwald und stopft schweigend seine Pfeife, als wolle er seinen Worten Nachdruck verleihen. Der Mann, der mit diesem Satz Descartes berühmtes Diktum «Cogito, ergo sum» herausfordert und damit die jahrhundertealte Idee von der Trennung von Körper und Geist, sitzt an seinem Computer und mitten im Chaos. Papiere und Bücher stapeln sich auf dem Schreibtisch, Zeitungen liegen am Boden, und an der Wand hängen Informationsblätter neben Kinderzeichnungen und Datensätzen. Nur die grosse Werkbank in der Mitte ist aufgeräumt, das Werkzeug, Nägel und Schrauben akribisch geordnet. Der Leiter des Haptik-Forschungslabors an der Universität Leipzig ist ein Do-it-yourself-Wissenschaftler. Er hat nicht nur das Labor initiiert, sondern auch die meisten Experimente selbst entworfen und gebaut. Jetzt steckt er sich die Pfeife in den Mund, zündet sie an und sucht auf seinem Computer das Experiment, das den Satz beweisen soll: Auf dem Bildschirm ist eine Amöbe zu sehen, die an einen 1 Mikrometer grossen Glassplitter stösst. Sofort reagiert sie, versucht erst dem Reiz zu entkommen, um danach den Glassplitter genauer zu untersuchen. Einzeller haben weder Nervenzellen noch ein Nervensystem, doch mittels Sensoren an ihrer Grenzfläche registrieren sie, dass es ein Innen und ein Aussen gibt, sagt Grunwald, legt seine Pfeife weg, stützt sich auf seine Oberschenkel und schaut auf den Boden, als könne er dort die Worte finden, um die Elementarleistung unseres Tastsinnessystems auf den Punkt zu bringen: Am Anfang des Bewusstseins steht das existenzielle Gefühl, einen Körper zu haben. Nur wer spürt, wo er anfängt und wo er aufhört, kann sich als physische Einheit, als zur Umwelt abgrenzbarer Organismus erleben. Der Wissenschaftler schaut kurz auf, um sicherzugehen, dass man folgen konnte, senkt den Kopf wieder und fasst zusammen: Die Evolution hat keine Wahl! Physisches

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Unsere fĂźnf Sinne Wie sie funktionieren

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Unsere Sinnes- und Nervenzellen lügen uns ständig an – sie liefern uns nur jene Informationen, die wir in einer bestimmten Situation brauchen, und erschaffen in unserem Kopf auf faszinierende Weise ein Konstrukt der Welt. Von Patrick Imhasly (Recherche) und Marina Bräm (Infografik)

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Sehen Der Sehsinn ist der wichtigste Sinn des Menschen. Er liefert uns rund 70 Prozent aller Informationen, die wir über unsere Umwelt erfahren. Das Sehen stellt aber auch die komplizier­ teste und am höchsten entwickelte Sinneswahrnehmung dar, denn unsere Augen sind empfindliche und zugleich extrem anpassungsfähige Fenster in die Welt. Helligkeit, Bewegungen, Farben und Formen: Solche Informationen vermitteln uns die Augen, indem sie jede Sekunde sechs Milliarden Lichtsignale aufnehmen und in einem raffinierten Zusammenspiel mit dem Gehirn verarbeiten. Sinneszellen

Aktivierte Sinneszellen der Netzhaut: Zapfen

Sehnerv Netzhaut

Lichtstrahl

Stäbchen

Lichtstrahl Pupille

Linse Durch die Pupille gelangen Lichtstrahlen auf die Netzhaut des Auges. Dort aktivieren sie zwei Typen von Sinneszellen: Zapfen für die Wahrnehmung von Blau, Grün und Rot in Millionen von Farbkombinatio­ nen sowie Stäbchen für die Unterscheidung von Hell und Dunkel. In der Netzhaut wird die Bildinformation erstmals bearbeitet.

Reizverarbeitung

Über den Sehnerv erreichen die visuellen Signale die Sehrinde des Gehirns. Spezialisierte Nerven­ zellen analysieren jeweils Kanten, Farben, Formen oder Bewegungen. Aus diesen Puzzleteilchen setzt das Gehirn schliesslich ein Bild zusammen, das der Mensch als eine Art Konstrukt seiner Umgebung wahrnimmt.

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Riechen Der Geruchssinn ist der wohl feinste und intimste Sinn, weil er einem Menschen mit einer geübten Nase erlaubt, Tausende von Düften zu unterscheiden. Der Mensch verfügt über 350 ver­ schiedene Rezeptoren, von denen jeder ein bestimmtes Duft­ molekül erkennt. Das Ganze funktioniert wie ein Duft­alphabet mit 350 Buchstaben, aus denen das Riechhirn beliebig lange Wörter, also Düfte, bilden kann. Düfte werden unbewusst wahr­ genommen, und sie wecken Emotionen. Duft­ erinnerungen werden nämlich im limbischen System gespeichert – in jenem ­Areal des Gehirns, das auch für die Gefühle zuständig ist. Sinneszellen Riechkolben im Gehirn

Siebbeinknochen

Riechzelle Stützzelle Duftmolekül Riechschleimhaut Wenn wir durch die Nase einatmen, strömt Luft an der Riechschleimhaut entlang. Die empfindli­ che Struktur ist auf beiden Nasenseiten je etwa so gross wie ein Einfränkler. Sie enthält die Fortsätze von rund 30 Millionen Riechzellen. Diese werden von den Duftmolekülen im Luftstrom angeregt und leiten ihre Eindrücke ­direkt ins Gehirn.

Reizverarbeitung

2

1

3

Die olfaktorischen Reize aus der Nase werden zu­ erst im Riechkolben (1) verarbeitet und gelangen dann ins limbische System (2). Dieser Bereich des Gehirns ist für das Gedächtnis verantwortlich, steu­ ert aber auch unsere Gefühle und Triebe. Bewusst werden dem Menschen Düfte erst, sobald sie in die Riechrinde (3) gelangen.

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SpĂźren Sie den Weg? Wie man mit viel FingerspitzengefĂźhl ans Ziel kommt: Labyrinthe zum Ertasten.

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© 2013 Junko MURAYAMA/SHOGAKUKAN Übernommen aus: «Streichel-Labyrinthe für Menschen mit Fingerspitzengefühl», Verlag Hermann Schmidt © 2015, ISBN 978-3-87439-880-0

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Herausgeber und Autoren Nicole Althaus, geboren 1968, studierte Germanistik und Kunstgeschichte in Zürich und Berlin. Als Kulturredaktorin bei der Frauenzeitschrift Annabelle begann sie ihre journalistische Laufbahn. Diese führte sie 2004 als Reporterin zum Nachrichtenmagazin Fact und 2007 zurück in die Anna­belle als stellvertretende Ressortleiterin. Anfang 2009 machte sie sich als Texterin und Konzep­ terin selbstständig. Sie lancierte und leitete für Newsnetz/tagesanzeiger.ch den Mama­blog. Im Herbst 2010 übernahm sie die Chefredaktion des Schweizer Familienmagazins Wir Eltern. Seit September 2014 ist sie Mitglied der Chef­ redaktion der NZZ am Sonntag. Sie leitet die Magazine und ist als Kolumnistin und Autorin tätig. Martin Amrein, geboren 1981, studierte Wissenschaftsgeschichte an den Universitäten Bern und Cambridge sowie Biologie an der Universität Zürich. Er war Volontär beim Bund und beim Tages-Anzeiger und Wissenschaftsredaktor bei der Aargauer Zeitung und der Neuen Zürcher Zeitung. Seit Januar 2014 ist er Redaktor im Ressort Wissen der NZZ am Sonntag. Marina Bräm, geboren 1980, absolvierte die Fachklasse für Grafik in Biel und studierte an der Zürcher Hochschule der Künste Scientific Visualization und Erkenntnis-Visualisierung. Als Grafikerin arbeitete sie in Werbeagenturen und wechselte 2011 als Infografikerin zum Beobachter. Von 2013 bis 2015 war sie zuständig für die Infografik bei der NZZ am Sonntag. René Donzé, geboren 1966, besuchte das evangelische Lehrerseminar in Zürich und stieg beim Winterthurer Lokalradio Eulach in den Journalismus ein. Danach war er Redaktionsleiter der Winterthurer Woche, des Zürcher Magazins, der Winterthurer Zeitung und der Andelfinger Zeitung. Von 2006 bis 2010 war er als Redaktor Kanton Zürich beim Tages-Anzeiger tätig, und seit 2012 arbeitet er als Inlandredaktor bei der NZZ am Sonntag. Michael Furger, geboren 1973, studierte Geschichte, Germanistik und Europäische Volksliteratur an den Universitäten Zürich und Salzburg. Daneben war er als Redaktor für Lokalzeitungen tätig. Er war Inlandredaktor bei der Schweizer Nachrichtenagentur SDA und Redaktor im Ressort Zürich der Neuen Zürcher Zeitung. Seit 2008 ist er Redaktor im Ressort Hintergrund der NZZ am Sonntag, das er seit 2016 leitet. Daneben ist er als Lehrbeauftragter für Publizistik an der Universität Zürich tätig.

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Markus Gabriel, geboren 1980, ist der jüngste Philosophieprofessor Deutschlands und lehrt Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn. Er studierte Philosophie, Klassische Philologie, Neuere Deutsche Literatur und Germanistik in Hagen, Bonn und Heidelberg und promovierte über die Spätphilosophie von Friedrich Wilhelm Joseph Schelling. Christof Gertsch, geboren 1982, studierte in Freiburg Geschichte, Medienwissen­ schaften und Volkswirtschaft. Beim Burgdorfer Tagblatt stieg er in den Journalismus ein. Nach einer Station bei der Berner Zeitung war er von 2007 bis 2016 als Redaktor im Ressort Sport und ab 2015 zusätzlich als Reporter für das Ressort Gesellschaft der NZZ am Sonntag tätig. Patrick Imhasly, geboren 1968, studierte Biologie an der Universität Bern. Nach einem längeren Arbeitsaufenthalt in Côte d’Ivoire, Westafrika, schloss er 1998 eine Dissertation in Termitenforschung ab. Anschliessend absolvierte er das Nachdiplomstudium am MAZ, an der Schweizer Journalistenschule in Luzern. Ab 2000 als Wissenschaftsredaktor angestellt: zuerst beim Tages-Anzeiger, dann acht Jahre beim Bund und seit Januar 2008 bei der NZZ am Sonntag. ­Daneben unterrichtet er an der Schweizer Journalistenschule MAZ als Dozent für Wissenschaftsjournalismus. Verena Kast, geboren 1943, studierte Psychologie, Philosophie und Literatur und promovierte in Jung’scher Psychologie. Sie war Professorin für Psychologie an der Universität Zürich, ist Dozentin und Lehranalytikerin am C.-G.-Jung-Institut in Küsnacht und Psychotherapeutin in eigener Praxis. Seit April 2014 ist sie Präsidentin des C.-G.-Jung-Instituts. Carole Koch, geboren 1976, studierte in Zürich und Amsterdam Publizistik und Deutsche Literatur. Während des Studiums schrieb sie unter anderem für die Berner Zeitung, Werbewoche und Annabelle. 2007 wurde sie Reporterin der Anna­belle und von 2009 bis 2014 war sie Redaktorin im Ressort Gesellschaft der NZZ am Sonntag. Sie arbeitet als freie Journalistin in Zürich. Gordana Mijuk, geboren 1973, studierte Germanistik, Philosophie und Geschichte an den Universitäten Zürich und Freiburg. Nach einem Aufenthalt in England und verschiedenen journalistischen Aktivitäten stieg sie ein bei der Nachrichten­ agentur AP in Bern, ging später als Wirtschaftsredaktorin zur Aargauer Zeitung und stiess 2006 zur Neuen Zürcher Zeitung. Berufsbegleitend absolvierte sie ein Executive MBA an der Fachhochschule Kalaidos in Zürich. Seit 2010 ist sie Redaktorin im Ressort Hintergrund der NZZ am Sonntag.

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Franziska Pfister, geboren 1974, absolvierte eine kaufmännische Lehre bei einer Bank und schloss die Fachhochschule Nordwestschweiz mit einem Bachelor of Arts ab. Sie stieg 2000 in den Journalismus ein als Redaktorin der Finanz-Nachrichtenagentur SDA/AFX. Danach war sie Wirtschaftsredaktorin bei der Basler Zeitung und der Finanz und Wirtschaft. Seit 2011 ist sie Redaktorin im Ressort Wirtschaft der NZZ am Sonntag. Vanessa Sadecky, geboren 1990, absolvierte eine kaufmännische Lehre und studierte anschliessend Kommunikation an der ZHAW in Winterthur. Davor und daneben machte sie erste journalistische Erfahrungen beim Schweizer Fern­ sehen, der Blick-Gruppe und der Huffington Post Deutschland in München. Nach einem Volontariat im Gesellschaftsressort der NZZ am Sonntag arbeitet sie seit Mitte 2015 als freie Mitarbeiterin für das Gesellschafts-Magazin und ist seit Ende 2015 Redaktorin bei NZZ Campus. Claudia Schumacher, geboren 1986, hat im süddeutschen Tübingen und in Berlin Literatur, Kunstgeschichte sowie Kultur und Geschichte Nordamerikas studiert und am Lehrstuhl des John-F.-Kennedy-Instituts als Hilfskraft gearbeitet. Sie hat mit Studienkollegen ein Campusmagazin gegründet und für deutsche Zeitungen geschrieben. Nach einem Sommer in einer Istanbuler Galerie kam sie 2012 zur NZZ am Sonntag als Redaktorin des Gesellschafts-Magazins. Simon Tanner, geboren 1983, studierte Neueste Geschichte und Politikwissenschaften an der Universität Bern und besuchte den Studiengang Redaktionelle Fotografie am Medienausbildungszentrum MAZ in Luzern. Begleitend dazu verfasste er freie Arbeiten und Auftragsarbeiten für verschiedene Print­medien. Nach einem Praktikum beim Tages-Anzeiger absolvierte er ein einjähriges ­Volontariat im Fotografenteam der NZZ. Seit 2013 ist er mit einem Pensum von 50 Prozent als Fotograf für die NZZ tätig und arbeitet daneben als selbst­ ständiger Fotograf.

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Sie bestimmen unser Leben, ohne sie könnten wir nicht leben: die fünf Sinne Hören, Schmecken, Riechen, Sehen, Tasten. Unsere Wahrnehmung schenkt uns sinnliche Augen­blicke und schützt uns vor Gefahr. So lassen wir uns verführen von Düften, Klängen, Formen und Geschmäckern. Wir s­chrecken zurück vor Giften, Lärm und Abgründen. Woher kommen diese Wahr­ nehmungen? Wann täuschen sie, und wie sieht ein Leben ohne sie aus? In eindrücklichen Reportagen und Fach­artikeln gehen zwölf Autoren diesen Fragen nach. Sie erzählen von der Evolu­ tion der Sinne, der Revolution der Sinneserweiterung, einer Reise in die Stille, dem Leben mit beeinträchtigten Sinnen, von kulturellen Unterschieden bei der Wahrnehmung und der Jagd nach dem Übersinnlichen. Journalistisch recherchierte Texte – wissenschaftlich fundiert und packend geschrieben – ver­ sprechen eine kurzweilige Lektüre und viel Erkenntnisgewinn für alle, die einen Sinn für die Wunder der Natur haben.

Die Kraft der Sinne

René Donzé, Franziska Pfister (Hrsg.)

René Donzé, Franziska Pfister (Hrsg.)

Die Kraft der Sinne

Wie wir sehen, hören, tasten, riechen, schmecken

Mit Fotoessays von Simon Tanner und Streichel-Labyrinthen von Junko Murayama.

ISBN 978-3-03810-198-7 ISBN 978-3-03810-198-7

9 783038 101987

www.nzz-libro.ch

Verlag Neue Zürcher Zeitung


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