Die Herausgeber
Die Schweiz im Wahlfieber
Markus Freitag, geboren 1968, Prof. Dr.,
Wer wählt in der Schweiz wen und warum ? Welche Schweizer
studierte Politikwissenschaft, Volkswirtschaft
wählen die SVP ? Sind die Wähler der GLP grün oder
und Germanistik. Nach Aufenthalten an der
liberal ? Sind die Linken auch die Netten ? Wählen Reiche
ETH Zürich und den Universitäten Bern, Basel,
heute links und Arbeiter rechts ? Welches Profil weisen
Berlin und Konstanz ist er Ordinarius und
die gewählten Volksvertreter auf ? Was haben BDP- und
der Universität Bern und Inhaber des dortigen Lehrstuhls für Politische Soziologie. Er ist Verfasser zahlreicher Beiträge zum sozialen und politischen Leben in der Schweiz und im internationalen Vergleich.
CVP-Wähler gemeinsam ? Beeinflussen Wahlsysteme das Wahlverhalten in der Schweiz ? Welche Effekte haben Wahlkampagnen ? Entscheiden Themen, Köpfe oder Zuneigung zur Partei die Wahl ? Wer geht nicht zur Wahl ? Diesen und anderen zentralen Fragestellungen gehen Berner Politikwissenschaftler in vertieften Beiträgen zur
licher Professor für Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Schweizer Politik und Direktor am Institut für Politikwissenschaft an der Universität Bern. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen das politische System
Wahlbeteiligung und zur Wahlentscheidung im Vorfeld der Nationalratswahlen 2015 nach. Untersucht werden sowohl die Rahmenbedingungen, Einstellungen, Verhaltens muster und Motive des einzelnen Wählers als auch die Voraussetzungen und Bedingungen seiner Wahlbeteiligung. Markus Freitag, Adrian Vatter ( Hrsg. )
Adrian Vatter, geboren 1965, Prof., Dr., ordent
der Schweiz, Wahlen und Abstimmungen, politische Institutionen der Machtteilung und die vergleichende Demokratieforschung.
Die Autoren Kathrin Ackermann, Maya Ackermann, Klaus Armingeon, Julian Bernauer, Marc Bühlmann, Sarah Engler, Matthias Fatke,
Wahlen und Wählerschaft in der Schweiz
Direktor am Institut für Politikwissenschaft
Politik und Gesellschaft in der Schweiz
Wahlen und Wählerschaft in der Schweiz
Markus Freitag Adrian Vatter ( Herausgeber )
In der Reihe «Politik und Gesellschaft in der Schweiz», herausgegeben von Markus Freitag und Adrian Vatter, analysieren namhafte Schweizer Politikwissenschaftler in mehreren Bänden die Entwicklungen der Schweizer Politik und Gesellschaft. Politisches Verhalten, Einstellungen gegenüber der Politik, Beschreibung politischer Zustände, Ver änderungsprozesse von Institutionen und Aspekte des sozialen Zusammenlebens der Schweizer geraten dabei ins Blickfeld.
Jan Fivaz, Marlène Gerber, Anja Heidelberger, Karin Ingold, Cloé Jans, Sara Kijewski, Claude Longchamp, Anita Manatschal, Thomas Milic, Sean Mueller, Carolin Rapp,
ISBN 978-3-03810-098-0
Daniel Schwarz, Isabelle StadelmannSteffen, Rolf Wirz
www.nzz-libro.ch
Verlag Neue Zürcher Zeitung
www.claudia-wild.de: [PuG_Schweiz_03]__Freitag_Vatter__Wahlen_und_Waehlerschaft__[AK2]/15.07.2015/Seite 4
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© 2015 Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich Umschlaggestaltung: icona basel Gestaltung, Satz: Claudia Wild, Konstanz Druck, Einband: CPI books GmbH, Leck Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werks oder von Teilen dieses Werks ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. ISBN 978-3-03810-098-0 www.nzz-libro.ch NZZ Libro ist ein Imprint der Neuen Zürcher Zeitung
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5
Inhalt Abkürzungen der Kantone Abkürzungen der Schweizer Parteien
13 15
Einleitung und Überblick
17
Adrian Vatter und Markus Freitag
1. Einleitung 2. Politische Koalitionen, Wahlergebnisse und P arteiensysteme im Wandel 3. Die Beiträge in der Übersicht: Kontinuität und Innovation in der Schweizer Wahlforschung 3.1 Kontinuität in der Schweizer Wahlforschung 3.2 Innovation in der Schweizer Wahlforschung 4. Schlussbetrachtungen
17
24 24 31 36
Wenn die Regeln die Resultate bestimmen: die Wirkungen des schweizerischen Wahlsystems auf die Wahl erfolge und Repräsentation der Parteien
19
41
Adrian Vatter
1. Einleitung 2. Die historische Entwicklung des schweizerischen Wahl systems 3. Die institutionellen Grundlagen des Wahlsystems für den Nationalrat
41 42 50
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6 Inhalt 3.1 3.2
Das Wahlsystem für den Nationalrat 50 Das Schweizer Wahlsystem im internationalen Vergleich 51 4. Wer profitiert, wer verliert? Die Wirkungen des schweizerischen Wahlsystems auf die Wahlerfolge und Repräsentation der Parteien 53 4.1 Forschungsfragen, Theorien und Hypothesen 53 4.2 Der föderale Effekt: die Wirkungen der kantonalen Wahlkreise auf den Wahlerfolg der einzelnen Parteien 56 4.3 Der Offenheitseffekt: die Wirkungen von Listenverbindungen auf den Wahlerfolg der einzelnen Parteien 60 4.4 Die Gesamtwirkungen des föderalen und offenen Proporzwahlsystems auf die Disproportionalität von Stimmen und Mandaten 64 5. Schlussbetrachtungen 68
Von der Unterschichtspartei zur Partei des gehobenen Mittel stands? Stabilität und Wandel der Wählerschaften der Sozialdemokraten und anderer grosser Schweizer Parteien zwischen 1971 und 2011
71
Marc Bühlmann und Marlène Gerber
1. Einleitung 2. Wählerverhalten im Wandel 2.1 Klassische Modelle des Wählerverhaltens 2.2 Stabilität vs. Wandel der Wählerschaft 3. Forschungsdesign 4. Analyse 4.1 Mikrosoziologische Determinanten 4.1.1 Sozioökonomische Faktoren 4.1.2 Soziodemografische Faktoren 4.1.3 Soziokulturelle Faktoren 4.2 Sozialpsychologische Determinanten 4.2.1 Links-rechts-Einschätzung 4.2.2 Einstellungen zu verschiedenen Sachfragen 5. Schlussbetrachtungen
71 73 73 74 76 79 79 79 82 84 86 86 89 92
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Inhalt
Wollen sie nicht, können sie nicht oder werden sie nicht gefragt? Nichtwählertypen in der Schweiz
95
Matthias Fatke und Markus Freitag
1. Einleitung 2. Theoretischer Hintergrund 3. Untersuchungsdesign 4. Die Typen der schweizerischen Nichtwähler 5. Die Nichtwählertypen im Kontext von Demokratie und Politik 6. Schlussbetrachtungen
Der extrovertierte Musterbürger: Persönlichkeit und Wahl teilnahme
95 98 100 102 114 118
121
Anja Heidelberger und Rolf Wirz
1. Einleitung 2. Determinanten der Wahlbeteiligung 2.1 Umweltfaktoren 2.2 Genetische Faktoren 2.3 Wirkungsmechanismen 3. Forschungsdesign, Methode und Daten 3.1 Das methodische Vorgehen 3.2 Der Datensatz 3.3 Operationalisierung 4. Analyse: Persönlichkeit, Drittvariablen und Wahlteilnahme 4.1 Regressionsmodelle 4.2 Strukturgleichungsmodell 4.3 Totale Effekte der einzelnen Mechanismen auf die Wahlteilnahme 5. Schlussbetrachtungen
121 122 122 125 129 133 133 134 134 135 135 137 139 141
7
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8 Inhalt Sag mir, wie du bist, ich sage, wer zu dir passt. Persönlichkeit und Parteibindung
145
Kathrin Ackermann und Markus Freitag
1. Einleitung 2. Die Big-Five-Persönlichkeitseigenschaften 3. Persönlichkeit und Parteibindung – theoretische Über legungen 4. Daten, Messung und Methode 5. Ergebnisse 6. Schlussbetrachtungen
145 147
Themen, Köpfe oder Zuneigung? Wer wählt was und warum?
148 153 155 161
163
Maya Ackermann und Sara Kijewski
1. Einleitung 2. Der sozialpsychologische Ansatz 3. Erwartungen für die Schweiz 4. Daten, Operationalisierung und Methode 5. Analysen 5.1 Beschreibende Analyse der Wählerschaft 2011 5.1.1 Soziostrukturelle Zusammensetzung der Partei wählerschaften 5.1.2 Parteiidentifikation 5.1.3 Kandidatenorientierung 5.1.4 Sachfragenorientierung 5.2 Empirische Resultate 6. Schlussbetrachtungen
163 165 168 170 173 173
Welche Schweizer wählen die SVP und warum?
173 174 175 176 178 184
187
Anita Manatschal und Carolin Rapp
1. Einleitung 187 2. Die SVP und ihre Wählerschaft 189 3. Wer wählt die SVP? Ein Vergleich der Wahlen 2003 und 2011 197
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Inhalt
4. Einstellungen gegenüber Immigranten und die Wahrscheinlichkeit, die SVP zu wählen – eine vertiefte Analyse der Wahlen von 2011 5. Schlussbetrachtungen
209 213
Ist der Name schon Programm? Die GLP-Wählerschaft und ihre grünen und freisinnigen Wurzeln
217
Isabelle Stadelmann-Steffen und Karin Ingold
1. Einleitung 217 2. Theorie: grün und liberal im politischen Raum 219 2.1 Der «alte» ökonomische Konflikt 221 2.2 «Neue» Einstellungskonflikte: Ökologie vs. Ökonomie 222 2.3 Einstellungen bezüglich Öffnung-Schliessung (Immigration, EU-Integration) 223 3. Die Wählerbetrachtung: die Merkmale und Einstellungen der GLP-Basis 224 3.1 Das sozioökonomische Profil der GLP-Wählerschaft 224 3.2 Das Einstellungsprofil der GLP-Wählerschaft 226 4. Die Elitenbetrachtung: parteiinterne Positionierung und inhaltliche Schwerpunkte der GLP 232 5. Die Parteielite und die Wählerschaft der GLP im Vergleich 239 6. Schlussbetrachtungen 241
Die Braut, die sich nicht traut. Chancen und Risiken der Kooperation von BDP und CVP auf der Basis ihrer Wählerschaften
245
Thomas Milic und Adrian Vatter
1. Einleitung 2. Theoretische Grundlagen und Hypothesen 3. Empirische Befunde 4. Schlussbetrachtungen
245 248 252 269
9
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10 Inhalt Wer zahlt, befiehlt? Über den Einfluss von Geld und Kommunika tion in Wahlkämpfen der Schweiz
273
Claude Longchamp und Cloé Jans
1. Einleitung 2. Theoretische Überlegungen zu Wahlkampfwirkungen 3. Geld in Schweizer Wahlkämpfen 4. Wirkungen von Schweizer Wahlkämpfen 4.1 Meinungsverstärkung 4.2 Meinungsaufbau 4.3 Meinungsänderung 4.4 Kampagneneffekte in der Schweiz – eine Übersicht 5. Schlussbetrachtungen
273 278 283 289 289 291 293 295 296
Die smarte Wahlspinne: politische Positionen von Wählern und Kandidaten im Vergleich
301
Jan Fivaz und Daniel Schwarz
1. Einleitung 2. Die Online-Wahlhilfe Smartvote 3. Theoretischer Hintergrund und Arbeitshypothesen 4. Datengrundlage und methodisches Vorgehen 4.1 Datengrundlage 4.2 Politischer Raum und Dimensionalität 4.3 Methoden 5. Resultate: gemässigte Wähler und extreme Kandidaten 5.1 Positionsvergleich im zweidimensionalen politischen Raum 5.2 Positionsvergleich im achtdimensionalen politischen Raum 6. Schlussbetrachtungen
301 304 307 310 310 315 316 317 317 320 323
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Inhalt
Einheit in der Vielfalt? Ausmass und Gründe der Nationalisierung von Schweizer Parteien
325
Julian Bernauer und Sean Mueller
1. Einleitung 2. Literatur, Theorie und Hypothesen 3. Daten und Methodik 4. Analyse 5. Diskussion 6. Schlussbetrachtungen
325 329 334 342 349 353
Polarisierung als Strategie. Die Polarisierung des Schweizer Parteiensystems im internationalen Vergleich
355
Klaus Armingeon und Sarah Engler
1. Einleitung 2. Dimensionen des politischen Konflikts und Sortierung der Wählerschaften 3. Methode, Daten und Operationalisierungen 4. Ergebnisse 5. Schlussbetrachtungen
355 358 364 368 378
Anhang Herausgeber und Autoren
381 473
11
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17
Einleitung und Überblick Adrian Vatter und Markus Freitag
1. Einleitung Vor 20 Jahren markierten die Analysen zu den eidgenössischen Wahlen von 1995 den eigentlichen Startschuss der schweizerischen Wahlforschung. Die erstmalige Befragung von mehreren Tausend Personen in der Schweiz im Rahmen des damals neu lancierten Projekts Selects (Swiss Electoral Studies) unter der Leitung der politikwissenschaftlichen Institute der Universitäten Bern, Genf und Zürich führte in den folgenden Wahljahren zu zahlreichen weiteren Bevölkerungsbefragungen und Studien. Auf dieser Grundlage hat die Schweiz den Anschluss an die international vergleichende Wahlforschung geschafft und mit teilweise ausgezeichneten Untersuchungen auf sich aufmerksam gemacht. Hinzu kommt, dass sich der analytische Ertrag der seit 20 Jahren systematisch durchgeführten Wahlbefragungen erst heute in Ansätzen erkennen lässt und weitere Studien in Zukunft folgen werden. Gleichzeitig hat die zunehmende Professionalisierung der schweizerischen Wahlforschung dazu geführt, dass ihre Beiträge methodisch anspruchsvoll sind und zu einem grossen Teil nur noch in englischer Sprache in wissenschaftlichen Zeitschriften erscheinen. Damit einhergehend erschliessen sich viele dieser Studien nur noch einer kleinen Gruppe von Fachexperten und die wichtigen – mitunter praxisrelevanten Erkenntnisse – bleiben einem breiteren Publikum verborgen. Vor diesem Hintergrund versucht der vorliegende Band eine Brücke zwischen wissenschaftlich fundierten und methodisch an spruchsvollen Analysen einerseits sowie allgemein verständlich und anschaulich verfassten Wahlstudien andererseits zu schlagen.
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18 Einleitung und Überblick In inhaltlicher Hinsicht treten wir als Herausgeber des vorliegenden Bandes mit einem doppelten Anspruch an die Analysen anlässlich der eidgenössischen Wahlen von 2015 heran. Einerseits möchten wir die langfristige Kontinuität der schweizerischen Wahlforschung sicherstellen und die Tradition von älteren Schweizer Wahlstudien in Buchform fortführen (Kriesi et al. 1998; Sciarini et al. 2003). Andererseits ist es das erklärte Ziel, die Wahlforschung in der Schweiz auch innovativ voranzutreiben und über die Selects-Studien der letzten Jahre hinauszugehen, die vornehmlich als Spezialausgaben der Swiss Political Science Review erschienen sind (Bühlmann et al. 2006; Lachat et al. 2014; Lutz et al. 2010). Mit der Beachtung neuerer interdisziplinärer Themenfelder wie der Persönlichkeitsforschung, der Berücksichtigung kaum bekannter Datensätze und der Analyse neuer Parteiwählerschaften sollen daher auch Fragestellungen untersucht werden, die in den vergangenen Jahrzehnten weitgehend ausgeblendet wurden. Verfasst wurden die 13 Beiträge von über 20 bisherigen oder ehemaligen Mitarbeitern des Berner Instituts für Politikwissenschaft (IPW). Damit handelt es sich um ein gemeinsames Publikations projekt des IPW, an dem sich alle fünf Professuren mit ihren Mitarbeitern beteiligt haben und mit dem das reichhaltige und detaillierte Fachwissen am Berner Institut im Bereich der Schweizer Wahlforschung wiedergegeben wird. Unsere einleitenden Bemerkungen sind wie folgt aufgebaut: Nach einer kurzen Übersicht über den Wandel der gesellschaftlichen Konfliktlinien im schweizerischen Parteiensystem, die als Basis für das Verständnis des gewandelten Wählerverhaltens in der Schweiz dient, folgt ein Überblick über die einzelnen Kapitel des Bandes. Zunächst werden dabei diejenigen Beiträge vorgestellt, die an bestehende Referenzstudien anschliessen und damit Ausdruck der langjährigen Kontinuität in der schweizerischen Wahlforschung sind. Daran schliessen diejenigen Beiträge an, die neue Themen aufgreifen und für die Behandlung innovativer Fragestellungen stehen. Abschliessend werden auf der Grundlage der verschiedenen Studien einige gemeinsame Befunde zum aktuellen Wählerverhalten in der Schweiz herausgearbeitet und zusammengefasst.
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2. Politische Koalitionen, Wahlergebnisse und Parteiensysteme im Wandel
2. Politische Koalitionen, Wahlergebnisse und Parteiensysteme im Wandel Obschon nicht vordringlich als Ansatz zur Erforschung des Wählerverhaltens begründet, wird in wissenschaftlichen wie alltäglichen Debatten häufig auf das makrosoziologische Modell historisch gewachsener gesellschaftlicher Konfliktlinien zur Erklärung von Parteiensystemen und Wahlergebnissen rekurriert.1 In der traditionellen Version dieser Sichtweise stellen vier klassische Spaltungslinien (cleavages) einen zweidimensionalen Raum dar, der einerseits durch den Zentrum-Peripherie- und den Staat-Kirche-Konflikt (kulturelle Dimension) und andererseits durch den Stadt-Land- und den Arbeit-Kapital-Konflikt (wirtschaftliche Dimension) strukturiert wird (Lipset und Rokkan 1967).2 Diese gesellschaftlichen Spaltungen basieren auf der nationalen Revolution, insbesondere der Reformation und Gegenreformation im 16. und 17. Jahrhundert und der Französischen Revolution am Ende des 18. Jahrhunderts sowie auf der industriellen und der Russischen Revolution im 19. und 20. Jahrhundert. Konfliktlinien geben den Takt der politischen Auseinandersetzungen vor und beeinflussen das Aufkommen und die Stärke politischer Parteien. Mit anderen Worten: Entlang dieser Spannungslinien entstehen Parteien, die sich der Anliegen der durch diese Konflikte definierten sozialen Gruppen annehmen. Es bilden sich daher mit der Zeit Koalitionen zwischen bestimmten Parteien und bestimmten sozialen Gruppen. Dreh- und Angelpunkt dieser Anschauung war die Annahme von der Langfristigkeit und Stabilität dieser Konfliktlinien und Koalitionen. Lange Zeit beanspruchte die Annahme historisch eingefrorener Koalitionen und Parteiensysteme auch für die Schweiz Gültigkeit. Diese makrosoziologischen Konstellationen wurden in der Schweiz zusätzlich 1
Die Ausführungen in diesem Abschnitt basieren auf Milic et. al (2014) und Vatter (2014: 107 ff.).
2
Aufgrund von bestimmten Mustern im Wahl- oder Stimmverhalten lässt sich nicht ohne Weiteres auf cleavages bzw. die Existenz von Wahlallianzen zwischen sozialen Gruppen und Parteien schliessen (Milic et al. 2014). Bartolini und Mair (1990) argumentieren, dass ein cleavage nur dann vorliegt, wenn der Konflikt erstens eine soziale Basis habe, zweitens gegensätzliche Wertevorstellungen damit verknüpft seien und, drittens, dieser auch politisch-organisationell erfasst werde.
19
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20 Einleitung und Überblick durch die Einführung des Proporzwahlsystems akzentuiert. Es führte zur ersten breiten Mobilisierung der verschiedenen Wählerschichten durch die erst einige Jahre zuvor auf nationaler Ebene gegründeten Parteien. Damit erhielten die vier klassischen Konfliktlinien ihre organisatorischen Träger: Die beiden älteren kulturellen Spaltungen prägten den Gegensatz zwischen der Freisinnig-Demokratischen Partei (FDP) und der Katholischen Volkspartei (später Christlich-demokratische Volkspartei CVP). Und der ökonomisch beschaffene Stadt-Land-Konflikt zwischen der agrarischen Bevölkerung und dem immer mächtiger werdenden städtischen Bürgertum kam in den protestantischen Kantonen der Deutschschweiz durch die Auseinandersetzungen zwischen der BGB (später Schweizerische Volkspartei SVP) und der FDP zum Ausdruck (Vatter 2002, 2003).3 Der konfessionelle Konflikt zwischen dem neu gegründeten Nationalstaat und der vor allem in Erziehungs- und Bildungsfragen auf ihre korporativen Vorrechte pochenden katholischen Kirche prägte wiederum noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein die Auseinandersetzungen zwischen den antiklerikalen Freisinnigen und den Katholisch-Konservativen (Altermatt 2012). Und die im Verlauf des 20. Jahrhunderts immer wichtiger werdende politische Spannungslinie zwischen Arbeit und Kapital manifestierte sich schliesslich in der Frontstellung der bürgerlichen Parteien gegen die Sozialdemokraten (Nicolet und Sciarini 2010). Allein dem Zentrum-Peripherie-Konflikt kam angesichts der ausgebauten föderalen Autonomie für Minderheiten und aufgrund der sich überschneidenden sprachlichen und konfessionellen Grenzen nicht dieselbe Bedeutung wie in anderen multi-ethnischen Ländern zu (Linder 2010).4 Dennoch 3
Die nationale BGB vertrat dabei nicht nur die eine Seite im wirtschaftlichen Stadt-Land-Konflikt zwischen Bauern und Industrie, sondern darüber hinaus auch die Position der ländlichen Randregionen im Zentrum-Peripherie-Konflikt. Die BGB setzte sich damit als «Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei» nicht nur für die Anliegen der Bauern, sondern allgemein für die Anliegen des (peripheren) Landes gegenüber den (zentralen) Städten ein.
4
«The multiple ethnic-religious cleavages of Switzerland have proved much more manageable than the recently aggravated conflicts in Belgium and Canada» (Lipset und Rokkan 1967: 14). Trotzdem galt lange Zeit: Vor allem in der protestantischen deutschsprachigen Schweiz stand die staatsbildende FDP traditionell für einen starken Zentralismus, während die CVP als Vertreterin der Katholiken die Interessen der Peripherie zu verteidigen suchte.
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2. Politische Koalitionen, Wahlergebnisse und Parteiensysteme im Wandel
blieben diese vier cleavages und die dadurch stimulierte unterschiedliche soziale Wählerbasis der vier grössten Parteien bis mindestens in die 1960er-Jahre sehr stabil und bestimmten die schweizerischen Wahlergebnisse und Parteiensysteme. Der tief greifende Wandel in der Sozialstruktur, insbesondere die Entstehung des Dienstleistungssektors und der damit verbundene Rückgang des Bauernstandes und der traditionellen Arbeiterschaft sowie die starke Urbanisierung und Säkularisierung der Gesellschaft führten im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts aber zu einer deutlichen Abschwächung der traditionellen Konfliktlinien und zur Entstehung neuer Wertekonflikte. Dabei stand bei Teilen der jüngeren Generation zunächst die Realisierung postmaterialistischer Ziele im Gegensatz zu den materialistischen Forderungen früherer Generationen im Mittelpunkt (Inglehart 1971). Dieser neue Konflikt trug die typischen Merkmale eines neuen cleavage (Caramani 2011; Hug und Sciarini 2002): Erstens verfügte er über eine eigene soziostrukturelle Grundlage, da die Postmaterialisten vorwiegend der neuen und gut ausgebildeten Mittelklasse angehören. Zweitens brachte der Konflikt spezifische Wertehaltungen zu Themen des Umweltschutzes, Feminismus und zur Ausweitung demokratischer und sozialer Rechte zum Ausdruck. Drittens wurde die Kontroverse durch neue soziale Bewegungen und vornehmlich grüne Parteien organisatorisch verarbeitet, die auch einen neuen Politikstil und unkonventionelle Beteiligungsformen wie Demonstrationen, öffentliche Diskurse und Petitionen pflegten. Während in den katholischen Kantonen noch lange Zeit vergleichsweise starke Bindungen an traditionelle Parteien vorherrschten, erzielten diese zum Zeitpunkt der Einführung des Frauenstimmrechts entstehenden grünen (und linken) Parteien (wie die als Reaktion darauf entstehende schweizerische Besonderheit der Auto-Partei) vor allem in den protestantischen deutsch- und französischsprachigen Kantonen rasche Erfolge. Im Zuge dieser Entwicklung gefielen sich die Sozialdemokraten immer mehr in der Annahme und Umsetzung von Forderungen der «68er-Generation» und der Umweltschutzbewegung und damit der Interessen des neuen Mittelstandes. Dadurch trat auch der traditionelle Klassenkonflikt zwischen Arbeit und Kapital in den Hintergrund (Kriesi und Trechsel 2008: 88). Der Zusammenbruch kommunistischer Regime ab 1989 und die nachfolgende ökonomische Liberalisierung, Globalisierung und Denationalisierung haben in der Schweiz, wie in anderen Ländern Westeuropas, darüber hinaus die Herausbildung des Öffnung-Schliessung-Konflikts
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22 Einleitung und Überblick stimuliert und damit eine weitere substanzielle Veränderung des Parteiensystems induziert (Bornschier 2010). Die ökonomischen und kulturellen Globalisierungsprozesse mit der Öffnung nationaler Arbeitsmärkte und Grenzen haben Gewinner wie die neuen urbanen und gut ausgebildeten Mittelschichten und Verlierer wie ältere Bürger ländlicher Gebiete, unqualifizierte Arbeiter sowie Angehörige der alten Mittelschicht hervorgebracht. Diese bilden die strukturelle Basis dieses neuen cleavage (Caramani 2011; Kriesi 2007; Lachat 2008; Mazzoleni und Meuwly 2013). Dabei entzündet sich der neue Konflikt weniger an ökonomischen Fragestellungen als vielmehr an der Rolle der Schweiz in einer international stark verflochtenen Welt, konkret am Grad der europäischen Einbindung und an der Art und Weise der Migrationspolitik. Angesichts der wachsenden Furcht vor dem Verlust schweizerischer Traditionen durch die Europäisierung und Globalisierung der Politik gelingt es vornehmlich der SVP, die national-konservative Wählerschaft in den bürgerlichen Parteien sowie rechte Protestwähler im Rahmen dieses Identitätskonflikts an sich zu binden, während die Globalisierungsgewinner hauptsächlich durch die Sozialdemokratische Partei der Schweiz (SP), die Grüne Partei der Schweiz (GP) und die Grünliberale Partei Schweiz (GLP) mobilisiert werden (Hug und Sciarini 2002: 302; Sciarini 2013). Heute lässt sich das schweizerische Parteiensystem in drei Lager gliedern, die sich in einem zweidimensionalen Raum verteilen. Dabei haben die beiden neuen Konfliktlinien zu einer Transformation der kulturellen Konfliktdimension geführt. Während somit auf der wirtschaftlichen Dimension weiterhin der (allerdings auf eine neue strukturelle Basis gestellte) Links-rechts-Konflikt zwischen dem linken Lager und den bürgerlichen Parteien dominiert, zeichnet sich die kulturelle Dimension heute weniger durch konfessionell bedingte Gegensätze aus, sondern vielmehr durch neue Wertekonflikte sowie vor allem durch die Spaltungslinie zwischen der Öffnung und Schliessung nationaler Grenzen (Kriesi 2007: 254). Diese Teilung der kulturellen Dimension entspricht parteipolitisch der Auffächerung des rechten Lagers in eher moderate Parteien mit wirtschaftlich und kulturell liberalen Positionen (FDP, CVP, BDP) und einer nationalistisch ausgerichteten Partei (SVP), die kulturell konservativ und wirtschaftlich ambivalent ist (Kriesi 2005; Kriesi und Trechsel 2008; Lachat 2008). Es bleibt mit Blick auf das Wählerverhalten aber festzustellen, dass mit dem makrosoziologischen Modell von Lipset und Rokkan (1967) Wahlergebnisse allein mit gesellschaftlichen Konflikt-
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2. Politische Koalitionen, Wahlergebnisse und Parteiensysteme im Wandel
linien erklärt werden können. Wahlen sind in dieser Sichtweise als «Zählappell der sozialen Grossgruppen» zu interpretieren (Schoen 2005: 147). Welche weiteren Rahmenbedingungen, individuellen Einstellungen und Verhaltensmuster oder persönlichen Motive als Voraussetzungen und Bedingungen von Wahlbeteiligung und Wahlentscheid auszumachen sind, davon handelt dieser Band. Tabelle 1: Phasen und Konfliktlinien des schweizerischen Parteiensystems im Überblick Phase
Bezeichnung
Ereignisse und Reformen
Konfliktlinien (cleavages)
1830–1873 Freisinnige Dominanz im neuen Bundesstaat
Regeneration Bundesstaat Kulturkampf BV-Revision
Zentrum-Peripherie Freisinn (TraditionKatholischModerne) Konservative Staat-Kirche
1874–1918 Integration der KK als Folge der Ein führung des Referendums
Einführung der Volksrechte Erster KK im Bundesrat
Staat-Kirche Stadt-Land Arbeit-Kapital
SP (1888) FDP (1894) DP (1905) KV (1912) LP (1913)
1919–1967 Integration von BGB und SP in die Regierung
Generalstreik 1918 Proporzwahl Regierungs zusammensetzung gemäss «Zauberformel»
Arbeit-Kapital (d. h. links-rechts) KommunismusRechtsstaat FaschismusRechtsstaat
EVP (1919) Nationale Front (1933) BGB (1936) LdU (1936) PdA (1944) Nationale Aktion (1961)
1968–1990 Entstehung neuer linker und grüner Parteien
Frauenwahlrecht 68er-Bewegung Ökologiebewegung
Links-rechts (zudem Alte vs. Neue Linke) MaterialismusPostmaterialismus
RML/SAP (1969) CVP (1970) SVP (1971) POCH (1971) GP (1983) AP (1985)
1991– heute
EWR-Abstimmung Bilaterale EU-Abkommen Ende der «Zauberformel»
Links-rechts MaterialismusPostmaterialismus ÖffnungSchiessung
Lega (1991) MCG (2005) GLP (2007) BDP (2008)
Aufstieg und Opposition der SVP
Neue Parteien
Anmerkungen: Abkürzungen der Parteinamen siehe Abkürzungsverzeichnis; BV = Bundesverfassung; EWR = Europäischer Wirtschaftsraum; EU = Europäische Union; KK = Katholisch-Konservative/r. Quelle: Vatter (2014: 110 f.).
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24 Einleitung und Überblick
3. Die Beiträge in der Übersicht : Kontinuität und Innovation in der Schweizer Wahlforschung Unter dem Stichwort «Kontinuität» werden im nächsten Abschnitt jene Beiträge zusammengefasst, die in ihrer Fragestellung unmittelbar an be stehende Referenzstudien der schweizerischen Wahlforschung anschliessen und ihre Analysen aus dieser Perspektive weiterentwickelt haben. Unter der Rubrik «Innovation» werden im darauffolgenden Abschnitt all jene Studien behandelt, die im Rahmen des vorliegenden Bandes Neuland betreten. Neue Erkenntnisse – so wird aus den nachfolgenden Ausführungen schnell ersichtlich – können sich allerdings aus beiden Perspektiven ergeben.
3.1 Kontinuität in der Schweizer Wahlforschung
Im Band zu den eidgenössischen Wahlen von 1995 (Kriesi et al. 1998) widmete sich Ruth Nabholz (1998) den längerfristigen Trends der Schweizer Wahllandschaft von 1971 bis 1995. Sie kam damals zum Schluss, dass sich die Bindungen der Wählerschaft – gemessen anhand der Parteiidentifikationen – in diesem Zeitraum gelockert hatten. Weiter zeigte sie auf, dass die historischen Konfliktlinien im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts an Bedeutung verloren hatten, ohne dass sie durch neue ersetzt wurden. Ebenso zeichnete sich ab, dass die Klassen- und Konfessionszugehörigkeit der Bürger für den Wahlentscheid an Bedeutung einbüsste, wodurch vor allem bei traditionsreichen Parteien wie der CVP, FDP und SP die strukturelle Wählerbasis langsam, aber sicher erodierte. Obwohl der Anteil von Wechselwählern deutlich zugenommen hatte, drückte sich dies damals noch nicht in einer sichtbaren Veränderung der Wählerstärken der Parteien im Zeitverlauf aus. Deshalb kam Nabholz (1998: 40) zum Schluss, «dass der Wandel unter der Oberfläche gleichzeitig mit Stabilität an der Oberfläche einhergeht». Marc Bühlmann und Marlène Gerber schreiben in ihrem Beitrag die Analyse der Veränderung der Wählerschaft bei den Schweizer Parteien seit 1971 fort. Gestützt auf klassische Ansätze zur Erklärung des Wählerverhaltens (Campbell et al. 1960; Lazarsfeld et al. 1969) behandeln sie die Frage, ob sich die Wählerschaften von CVP, FDP, GP, SP und SVP hinsichtlich ihrer Sozialstruktur und ihrer politischen Einstellungen gewandelt haben. Auf der Grundlage kumulierter Einzelerhebungen der Schweizer Wahlstudien stellen Bühlmann und Gerber wie
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3. Die Beiträge in der Übersicht
schon Nabholz (1998) Stabilität und Wandel im Schweizer Wahlverhalten fest: Die Wählerschaften verändern sich, jedoch vorwiegend parallel zur gesamtgesellschaftlichen Entwicklung. Nennenswert ist zunächst die nun vollständig vollzogene Transformation der SP-Wählerschaft von der ursprünglichen Arbeiter- zur neuen Mittelschichtspartei. Während die traditionell linke Arbeitnehmerschaft aufgrund der Abschwächung des ökonomischen Umverteilungskonflikts den Sozialdemokraten zunehmend den Rücken kehrte, mobilisierten die linken Parteien gleichzeitig im Rahmen des neuen kulturellen Öffnung-Schliessung-Konflikts die gut gebildete und einkommensstarke Mittelklasse aus dem urbanen Raum (Nicolet und Sciarini 2010). Bei den Katholiken wiederum setzte sich die Auflösung der Bindungen zur CVP weiter fort. So wählte 2011 eine deutliche Mehrheit dieser Konfessionsgruppe eine andere Partei als die Nachfolgepartei der Katholisch-Konservativen. Gleichzeitig bleibt die geschrumpfte CVP für Protestanten weiterhin kaum wählbar. Nicht nur, dass es der CVP schwerfällt, ausserhalb ihrer Hochburgen neue Wählerschichten anzusprechen. Zusätzlich schwinden die zunehmend älteren Katholiken in den Stammgebieten der ehemaligen Sonderbundskantone als traditionelle Wählerbasis der CVP fortlaufend (Altermatt 2012). Bei der SVP fallen schliesslich sowohl der deutliche Wandel ihrer soziostrukturellen Basis als auch die ideologische Neupositionierung ihrer Wählerschaft seit Mitte der 1990er-Jahre auf. Die etwas sprunghaften Änderungen in den politischen Einstellungen der Wählerschaften scheinen hingegen eher das Ergebnis kurzfristiger Ereignisse zu sein. In seiner Analyse zu den Nationalratswahlen von 1995 ist Wolf Linder (1998) zum ersten Mal systematisch der Frage nachgegangen, welche Bedeutung den verschiedenartigen Einflüssen wie der Haltung zu politischen Sachfragen, der Parteibindung und der Kandidatenorientierung beim Wahlentscheid zukommt. Sein Befund war eindeutig: Bei den eidgenössischen Wahlen 1995 stellte die Parteiidentifikation das wichtigste Motiv für den Wahlentscheid dar. Gleichzeitig wies Linder aber darauf hin, dass das sachthemenbezogene Wählen (Issue Voting) gerade auch in einer Referendumsdemokratie eine wichtige Rolle spielte. Die Nachfolgestudie von Holzer und Linder (2003) bestätigte im Wesentlichen die Befunde von Linders Pionierstudie. Während der Parteiidentifikation für den Wahlentscheid am Ende des 20. Jahrhunderts nach wie vor eine zentrale Bedeutung zukam, entpuppte sich die Kandidatenorientierung im Vergleich zu 1995 als etwas weniger wichtig. Vor allem aber gewannen
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26 Einleitung und Überblick politische Streitfragen zusätzlich an Relevanz und erwiesen sich von allen untersuchten Grössen als die stärksten Faktoren zur Erklärung des Wahlentscheids. Wie schon 1995 war auch im Wahljahr 1999 die Einstellung zum Verhältnis Schweiz – Europäische Union der wichtigste politische Konflikt, was die zunehmende Relevanz und Stabilität dieser neuen Konfliktlinie seit Anfang der 1990er-Jahre andeutete. Der Beitrag von Maya Ackermann und Sara Kijewski zu den Determinanten des individuellen Wahlentscheides knüpft an die Untersuchungen von Linder (1998) sowie Linder und Holzer (2003) an. Die beiden Autorinnen widmen sich der empirischen Überprüfung des sozialpsycholo gischen Modells zur Erklärung der individuellen Parteiwahl bei den Nationalratswahlen 2011. In der Tradition von Campbell et al. (1960) analysieren sie den Einfluss der Parteiidentifikation, der Einstellungen zu Sachfragen und der Kandidatenorientierung auf die Wahlentscheidung. Obwohl die Bedeutung der Parteiidentifikation in den meisten entwickelten Industrienationen gesunken ist (Lachat 2008), zeigen ihre Befunde eine anhaltend starke Relevanz dieser Einflussgrösse für die Parteiwahl in der Schweiz auf. Ebenso spielt – wie erwartet – bei den grösseren Parteien die Kandidatenorientierung eine nach wie vor wichtige Rolle, dies gilt insbesondere für die SVP. Im Weiteren finden sich starke Zusammenhänge zwischen der Sachfragenorientierung und der Parteiwahl, wobei im Vergleich zu den früheren Studien von Holzer und Linder (2003) und Linder (1998) einzelne Sachfragen an Bedeutung verloren haben (z. B. Besteuerung hoher Einkommen und Kernenergie), andere aber nach wie vor von wahlentscheidender Relevanz sind (z. B. europäische Integration und öffentliche Ausgaben für die Armee). Insbesondere für linke und rechte Parteien erweisen sich damit die Sachfragenorientierungen der Wählerschaft auch unter Kontrolle der Parteiidentifikation als bedeutsam. Während Ackermann und Kijewski die verschiedenartigen Einflüsse auf das schweizerische Wahlverhalten untersuchen, konzentrieren sich Matthias Fatke und Markus Freitag in ihrem Beitrag auf die Zusammensetzung der Nichtwählerschaft bei den Schweizer Wahlen 2011. Als Referenzstudie dient ihnen die Analyse von Marc Bühlmann, Markus Freitag und Adrian Vatter (2003), die erstmals die einzelnen Gruppen von Nichtwählern in der Schweiz am Beispiel der Nationalratswahlen von 1999 untersucht hatten. Gemeinsamen Eigenschaften der abstinenten Wählerschaft zum Trotz (geringer sozioökonomischer Status, geringes politisches
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3. Die Beiträge in der Übersicht
Interesse und ein schwach ausgebildetes politisches Grundwissen) zeigten die drei Autoren auf, dass die Nichtwählenden am Ende des 20. Jahrhunderts alles andere als eine homogene Einheit darstellen. Vielmehr liessen sich die Schweizer Wahlabstinenten in sechs Typen unterteilen: die politisch Desinteressierten, die Politikverdrossenen, die sozial Isolierten, die Inkompetenten, die Protestierenden und die alternativ Partizipierenden. Der letztgenannte Typ stellte dabei eine schweizerische Besonderheit dar. Obwohl die Merkmale dieses Nichtwählertyps eine hohe Wahlteilnahme vermuten liessen, blieb diese Gruppe den nationalen Wahlen fern. Allerdings partizipierte sie überdurchschnittlich bei kantonalen Wahlen und Sachabstimmungen, da diesen Mitwirkungsmöglichkeiten eine direktere politische Einflussnahme zugesprochen wurde. Die Analyse von Fatke und Freitag zu den Wahlen 2011 offenbart sowohl Übereinstimmungen als auch deutliche Abweichungen zur Studie von Bühlmann et al. (2003). Einerseits finden sie in Ansätzen vier der sechs Nichtwählertypen der Wahlen von 1999 wieder. Auch in ihrer Studie gibt es Hinweise auf politisch wenig interessierte, inkompetente, sozial isolierte und politikverdrossene Nichtwähler. Allerdings lassen sich hie und da doch gewichtige Unterschiede in den soziodemografischen Merkmalen, Einstellungen und Motiven der Gruppen im Vergleich der beiden Analysen erkennen. Zudem liefern die Informationen aus dem Jahre 2011 Hinweise auf unkonventionell Teilnehmende und die Gruppe der abstimmenden Nichtwähler. Insbesondere die abstimmende Gruppe erliegt eher dem Charme der Volksabstimmungen statt der Wahlen. Zudem vertraut sie den politischen Institutionen und zeigt sich auch zufriedener mit der Demokratie im Allgemeinen. Der Beitrag von Anita Manatschal und Carolin Rapp stellt in verschiedener Hinsicht einen direkten Bezug zu früheren Wahlstudien her. Vor dem Hintergrund des ideologischen Wandels und fulminanten Aufstiegs der SVP zur wählerstärksten Partei der Schweiz gehen sie den Fragen nach, wer heute die SVP wählt und welches die Gründe dafür sind. Mit ihrer Analyse der Wählerschaft der SVP knüpfen die Autorinnen zunächst an die vergleichende Studie von McGann und Kitschelt (2005) an. Diese wählten die Gemeinsamkeiten zwischen der Schweizerischen Volkspartei und der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) Ende der 1990er-Jahre als Ausgangspunkt für ihre Untersuchung. Beide Parteien hatten einen programmatischen Wandel durchlaufen, charismatische Führer an ihre Spitze gewählt und innerhalb kurzer Zeit grosse Wahler-
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28 Einleitung und Überblick folge errungen. Beeindruckend war für McGann und Kitschelt (2005) vor allem der Wandel des Berufsprofils der SVP-Wählerschaft innert kurzer Zeit. Während die «alte» SVP von 1991 noch vornehmlich eine Partei der Gewerbetreibenden, Landwirte und Rentner darstellte, war die «neue» SVP-Wählerschaft nun stark von einfachen Angestellten und Arbeitern geprägt. Ideologisch gingen zudem mit der Wahl der «neuen» SVP ein starker soziokultureller Konservatismus, ein ausgeprägter Marktliberalismus sowie vor allem eine unmissverständliche Opposition zu einem EU-Beitritt einher. Einen noch engeren Bezug hat das Kapitel von Manatschal und Rapp zu den Analysen von Kriesi und Sciarini (2003) und Kriesi et al. (2005). Vor allem Letztere betrachteten den Aufstieg der SVP primär als Reaktion auf den starken sozioökonomischen Wandel, der eine neue Konfliktlinie zwischen Gewinnern und Verlierern der Globalisierung hervorbrachte. Vor dem Hintergrund dieser Analysen legen Manatschal und Rapp den Schwerpunkt in ihrer SVP-Wahlanalyse auf die Einstellungen zu den vorherrschenden Sachfragen (vgl. hierzu auch Bornschier 2010; Hardmeier und Vatter 2003; Lachat 2008; Oesch und Rennwald 2010). Dabei können sie sich sowohl auf aktuelle Daten zu den eidgenössischen Wahlen von 2011 als auch auf einen neu zugänglichen Längsschnitt-Datensatz seit 1991 zu den Selects-Nachwahlbefragungen stützen. Ihre Ergebnisse bestätigen dabei in verschiedener Hinsicht die früheren Befunde. So sind die Einstellungen zur besseren Chancengleichheit von Schweizern gegenüber Ausländern sowie zur Ablehnung des EU-Beitritts der Schweiz nach wie vor sehr wichtige Faktoren für den SVP-Wahlentscheid. Neben dem sogenannten BlocherEffekt und der Parteiidentifikation erweisen sich die neuen kulturellen Streitfragen damit seit Jahren als äusserst bedeutsam für die SVP-Wahlwahrscheinlichkeit, was sowohl auf die Themenstärke der SVP als auch auf die mittlerweile starke Verankerung des Öffnung-Schliessung-Konflikts im schweizerischen Politiksystem hinweist. Damit gelingt es der SVP fortlaufend, ihr Profil als pointiert europakritische, nationalkonservative und rechtspopulistische Partei zu festigen. Der Vergleich über die letzten 25 Jahre macht deutlich, dass der polarisierende Stil und die europaskeptische und kulturprotektionistische Haltung der SVP mit einer weiteren Schärfung des Profils der SVP-Wählerschaft einhergegangen sind. So stimmten 2011 junge Männer mit einem geringen formalen Bildungsgrad aus ländlichen Regionen der Deutschschweiz deutlicher für die SVP als noch 2003 (vgl. auch Lutz 2012).
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3. Die Beiträge in der Übersicht
Schon die Studien zu den eidgenössischen Wahlen von 1999 (Sciarini et al. 2003) widmeten sich mit verschiedenen Beiträgen der zunehmenden Medialisierung, Professionalisierung und Amerikanisierung schweizerischer Wahlkämpfe. Allerdings wiesen die damaligen Studien auf eine nicht weit fortgeschrittene Modernisierung der schweizerischen Wahlkampfkommunikation hin. Zwar hinterliess der Übergang von der Parteien- zur Mediendemokratie zu Beginn des 21. Jahrhunderts auch bei helvetischen Wahlkämpfen seine Spuren. Jedoch kam Hardmeier (2003) zum Befund, dass in der Schweiz – von wenigen Ausnahmen abgesehen – keine amerikanischen Verhältnisse vorzufinden seien. Während Selb (2003) am Beispiel des Kantons Zürich untersuchte, ob und wie Wahlkampagnen einen Einfluss auf den Wahlerfolg ausüben, analysierte Lachat (2003) die persuasive Wirkung von Kampagnen. Beide Autoren wiesen darauf hin, dass die Wirkungen von Wahlkampagnen in der Schweiz nicht überschätzt werden sollten. Die Untersuchung von Selb belegt etwa, dass für den Wahlerfolg von Politikern der Amtsträgerbonus viel bedeutsamer ist als die Höhe der Werbeausgaben. Lachat wiederum zeigt eindrücklich auf, dass die Kampagneneffekte aufgrund von Prädispositionen stark begrenzt sind. Der Beitrag von Claude Longchamp und Cloé Jans knüpft an diese Studien an und setzt sich mit den Wirkungen von Geld und Kommunikation in Wahlkämpfen bei den Nationalratswahlen 2011 auseinander. Zum einen werden die Entwicklungen beleuchtet, die den aktuellen Rahmen für politische Kampagnen in der Schweiz bilden. Dazu zählen insbesondere die gestiegenen Werbeausgaben der Parteien für nationale Wahlen. Zusätzlich zeichnet sich aber auch ein Wandel in der Art und Weise ab, wie Wahlkampagnen geführt werden: Nicht nur wird im Kampf für einen Sitz im Nationalrat immer mehr Geld ausgegeben; Wahlkampagnen werden auch immer professioneller und strategischer geführt. Daraus leiten Longchamp und Jans aus der gängigen Wahlforschung eine Typologie der Kampagneneffekte ab, die dazu dient, die Daten zu den Wahlen 2011 zu untersuchen. In ihren empirischen Analysen kommen sie zum Schluss, dass zwischen der Höhe der finanziellen Ressourcen, welche die Parteien in Wahlkampagnen ausgeben und den Wahlresultaten sichtbare Zusammenhänge bestehen. Das zeigt sich am deutlichsten bei der Reaktivierung und Mobilisierung der eigenen Wählerpotenziale, aber ebenso bei der Verhinderung von Konversion, wobei bei allen drei Effekten die SVP am erfolgreichsten abschneidet. Der Aufbau und die Verstärkung von Meinungen sowie auch der unterbliebene
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30 Einleitung und Überblick Positionswechsel sind damit Folgen des finanziellen Mitteleinsatzes der Parteien in Wahlkampagnen, hängen aber zusätzlich auch von der Wählerstärke der Parteien ab, so das Fazit von Longchamp und Jans. Jan Fivaz und Daniel Schwarz gehen in ihrem Beitrag der grundlegenden Frage nach, inwieweit sich Wähler und Kandidierende bei politischen Positionen bei den Nationalratswahlen von 2011 unterscheiden. Als Ausgangspunkt dient ihnen die Arbeit von Leimgruber et al. (2010), die sich ebenfalls mit der Positionierung von Wählern und Kandidierenden im politischen Raum auseinandergesetzt hat (vgl. auch Lachat 2008; Lutz 2010). Im Gegensatz zu ihrer Referenzstudie stützen sich Fivaz und Schwarz in ihren Analysen auf die Daten der Online-Wahlhilfe Smartvote, was verschiedene Vorteile mit sich bringt. So ist die Datengrundlage viel breiter und die einzelnen Fragen zu den politischen Positionen von Wählern und Kandidierenden sind viel umfangreicher als bei standardisierten Befragungen. Damit lässt sich der politische Raum über die bekannte Links-rechts-Achse hinaus auch mehrdimensional ausmessen. Die Befunde von Fivaz und Schwarz bestätigen dabei in weiten Teilen diejenigen von Leimgruber et al. (2010): Die Kandidierenden – und in noch stärkerem Masse die Gewählten – übertrumpfen ihre Wähler hinsichtlich der Einnahme extremer politischer Positionen deutlich. Gleichzeitig macht der Beitrag den Nutzen von Online-Wahlhilfen wie Smartvote für die Erforschung politikwissenschaftlicher Fragestellungen deutlich, wenn verschiedene Annahmen zu Distanzmessungen (Directional Voting vs. Proximity Voting) geprüft werden sollen. Den Ausgangspunkt des Beitrags von Julian Bernauer und Sean Mueller bilden die Unterschiede der traditionell dezentral organisierten kantonalen Parteiensysteme. Mit ihrer Analyse zum Nationalisierungsgrad subnationaler Parteiensysteme greifen sie eine seit Jahren intensiv diskutierte Frage der schweizerischen Parteien- und Wahlforschung auf (Caramani 2004). Während Armingeon (1998) Ende des 20. Jahrhunderts mit Blick auf das kantonale Wählerverhalten und Ladner (2004) mit Fokus auf das regionale Parteiengefüge vor allem noch die Heterogenität des kantonalen Kontexts bei eidgenössischen Wahlen herausgestrichen haben, weisen die neueren Arbeiten von Bochsler und Wasserfallen (2013) sowie Hermann und Leuthold (2008) vor allem auf die fortschreitende Nationalisierung der schweizerischen Parteienlandschaft hin. Bernauer und Mueller knüpfen an diese Studien an, indem sie das Ausmass und die Gründe der Nationalisierungstendenzen der einzelnen Parteien in der Schweiz analysie-
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3. Die Beiträge in der Übersicht
ren, worunter sie die Gleichmässigkeit der territorialen Verbreitung von Parteien verstehen. Als Datengrundlagen dienen die Wahlergebnisse der Parteien bei den Nationalratswahlen von 1991 bis 2011. Die differenzierten Ergebnisse weisen auf eine generelle Zunahme der Nationalisierung bei den meisten Parteien im Verlaufe der Zeit hin, wobei die beiden grossen Polparteien SP und SVP sowie die Grünen die grössten Entwicklungsschübe zeigen. Mögliche Erklärungen für die teilweise noch unvollständige Nationalisierung schweizerischer Parteien finden sich, neben der sprachlichen und religiösen Heterogenität der Kantone als Ausdruck der verschiedenen soziokulturellen Einstellungen in der Wählerschaft, vor allem in den unterschiedlichen Wahlkreisgrössen und in der ungleichen kantonalen Wahlbeteiligung.
3.2 Innovation in der Schweizer Wahlforschung
Der vorliegende Band tritt auch mit dem Anspruch an, in der schweizerischen Wahlforschung bisher vernachlässigte sowie aufgrund aktueller Entwicklungen noch unbeantwortete Fragestellungen zu beleuchten. Dazu gehört zunächst die Frage nach den in der Öffentlichkeit lange Zeit kaum beachteten Wirkungen institutioneller Spielregeln. Ihnen kommt in der föderalen Schweiz mit den Kantonen als Wahlkreise eine besondere Bedeutung zu. In seinem Beitrag unterbreitet Adrian Vatter erstmalig eine Gesamtübersicht über die Wirkungen der einzelnen Elemente des schweizerischen Wahlsystems auf die Wahlerfolge und Repräsentation der einzelnen Parteien. Nach einem Überblick über die historische Entwicklung und das heutige Wahlverfahren für den Nationalrat wird die Frage behandelt, welche Parteien von den spezifischen Charakteristika des Wahlsystems profitieren und welche davon benachteiligt werden. Seine empirischen Analysen zu den Wirkungen des schweizerischen Wahlsystems zeigen, dass die Wahlkreisgrösse den markantesten Disproportionalitätseffekt auf die Umwandlung von Stimmen in Mandate ausübt. Besonders die mittleren und grösseren Volksparteien wie die CVP, FDP und SP profitieren bei den Nationalratswahlen von den kleinen kantonalen Wahlkreisen mit hohen Eintrittsschwellen, kleinere Parteien wie die Grünen und die Evangelische Volkspartei (EVP) gehören hingegen zu den Verlierern des föderalen Wahlsystems. Aus den Listenverbindungen – ursprünglich als Korrektiv für den föderalen Nationalratsproporz mit den kleinen kantonalen Wahlkreisen eingeführt – ziehen vor allem Mitteparteien wie
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32 Einleitung und Überblick die GLP und das rot-grüne Lager (GP, SP) den grössten Nutzen, während sich die grosse Offenheit des schweizerischen Wahlsystems für die (rechts-)bürgerlichen Parteien, insbesondere FDP und SVP, negativ auswirkt (vgl. hierzu auch Bochsler 2010). Gemäss Vatter zieht die Sozial demokratische Partei insgesamt die grössten Vorteile aus den Besonderheiten des schweizerischen Wahlsystems. Während sich die traditionellen schweizerischen Wahlstudien lange Zeit vornehmlich auf das «klassische» sozialpsychologische Modell von Campbell et al. (1960) stützten, bei dem der individuelle Wahlentscheid primär eine Konsequenz von Parteiidentifikation, Sachfragenorientierungen und Kandidateneinstellungen darstellt, haben in jüngster Zeit auch neue Konzepte und Modelle Eingang in die hiesige Wahlforschung gefunden. Eine besondere Aufmerksamkeit geniesst dabei die sogenannte Persönlichkeitspsychologie, die das individuell unterschiedliche Verhalten durch teilweise vererbte und zeitlich stabile Persönlichkeitseigenschaften zu erklären versucht. Eine zentrale Rolle nimmt das Fünf-FaktorenModell der Persönlichkeitspsychologie ein. Gemäss diesem Standardmodell lässt sich die Persönlichkeit jedes Individuums anhand der folgenden Eigenschaftsmerkmale (sogenannte Big Five) beschreiben: Emotionale Stabilität, Extraversion, Offenheit für Erfahrungen, Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit. Im vorliegenden Band beziehen sich gleich zwei Kapitel auf das Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeitsforschung. Der Beitrag von Anja Heidelberger und Rolf Wirz untersucht zunächst die Zusammenhänge zwischen den Persönlichkeitsmerkmalen und der Wahlbeteiligung in der Schweiz. Zwar machen ihre Auswertungen in einem ersten Schritt deutlich, dass keine Persönlichkeitseigenschaft (Big Five) in einem direkten Zusammenhang mit der Wahlteilnahme steht. Allerdings zeigen die in einem zweiten Schritt durchgeführten Strukturgleichungsmodelle auf, dass die Persönlichkeitsmerkmale durchaus indirekte, über Drittvariablen wirkende Effekte auf die Wahlteilnahme ausüben. Demnach haben vor allem extrovertierte Personen eine höhere Wahrscheinlichkeit, an Wahlen teilzunehmen. Schliesslich stellen Heidelberger und Wirz mit Bezug auf die Persönlichkeitseigenschaften und ihren möglichen Wurzeln erste Überlegungen zur möglichen Relevanz genetischer Grundkonstellationen auf die Wahlbeteiligung in der Schweiz an und weisen damit auf mögliche Herausforderungen für die Weiterentwicklung der Partizipationsforschung in der Schweiz hin. Kathrin Ackermann und Markus Freitag erörtern in ihrem Beitrag die persönlichkeits-
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3. Die Beiträge in der Übersicht
psychologischen Grundlagen der Parteibindung in der Schweiz und knüpfen damit vor allem an aktuelle internationale Studien zum Einfluss von Persönlichkeitseigenschaften auf politische Einstellungen und Verhaltensweisen an. Anhand empirischer Analysen untersuchen sie den Zusammenhang zwischen den Big-Five-Persönlichkeitseigenschaften und verschiedenen Facetten der Parteibindung. Ackermann und Freitag kommen zum Befund, dass sich insbesondere harmoniesuchende und verträgliche Menschen eher von Parteien abwenden. Letztere sind zudem vor allem der CVP und der GP zugeneigt und finden wenig Gefallen an der FDP. Sorgenvolle und verunsicherte Menschen fühlen sich zur SP hingezogen und strukturkonservative Personen finden sich am ehesten in den Ideen der SVP wieder. All diese Effekte übertrumpfen diejenigen der soziodemografischen Merkmale. Die Nationalratswahlen 2011 waren geprägt durch die eindrücklichen Erfolge der beiden neuen Gruppierungen der politischen Mitte, der Bürgerlich-Demokratischen Partei (BDP) und der Grünliberalen Partei (GLP). Erstmals seit der Einführung der Proporzwahlen im Jahr 1919 hatten gleich zwei neue Parteien derart starke Wählergewinne zu verzeichnen. Die überraschenden Erdrutschsiege der beiden Mitteparteien, die 2011 gemeinsam mehr als 10 Prozent Wählerstimmen auf sich vereinigen konnten, verlangt bis heute nach Erklärungen und vertieften Analysen. Besonders erstaunlich war dabei die Tatsache, dass die aus dem liberalen Flügel der Grünen hervorgegangene GLP dank dem geschickten Taktieren mit Listenverbindungen die höchsten Sitz-Zugewinne aller Parteien bei den letzten eidgenössischen Wahlen erzielte, obwohl ihr im Vorfeld programmatische Unschärfe vorgeworfen wurde. Diese oft geäusserte Kritik ist der Ausgangspunkt des Beitrags von Isabelle Stadelmann-Steffen und Karin Ingold, die den grün-ökologischen und liberal-freisinnigen Ur sprüngen der GLP und ihrer Wählerschaft nachgehen. Basierend auf der Analyse politischer Konfliktlinien stellen die beiden Autorinnen die These auf, dass die GLP in verschiedenen Politikfeldern eine spezifische Haltung besitzt, die ihren grünen und freisinnigen Wurzeln entspricht und der Partei gleichzeitig eine eigenständige Position im mehrdimensionalen politischen Raum verschafft. Ihre Analysen der Wählerschaft und Parteielite machen deutlich, dass die GLP tatsächlich für eine Kombination liberaler und ökologischer Wertehaltungen steht, die sie von den anderen Parteien eindeutig unterscheidet – und dies nicht nur im Um weltbereich. Daraus lassen sich zwei Einschätzungen ableiten: Negativ
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34 Einleitung und Überblick ausgedrückt ist die GLP weder richtig grün noch richtig liberal, positiv formuliert ist sie beides ein bisschen. Vor allem aber sind die Grünliberalen eine Partei der politischen Mitte mit einem attraktiven Alleinstellungsmerkmal, das Wähler aus den verschiedenen Lagern anzieht. Während die Grünliberalen in den Kantonen von Wahlerfolg zu Wahlerfolg eilten, erreichte die traditionsreiche CVP 2011 mit rund 12 Prozent Wählerstimmen einen historischen Tiefststand, der sich bei kantonalen Wahlen seither nahezu ungebremst fortsetzt. Die CVP-Parteileitung hält deshalb seit einiger Zeit Ausschau nach möglichen Kooperationspartnern. Als ideale Braut erwies sich aus Sicht der Parteiführung die von der SVP abgespaltene BDP, die in verschiedener Hinsicht die CVP optimal ergänzen würde: Mit sehr hohen Überschneidungen in den politischen Mitte-Einstellungen sowie in denselben Bildungs- und Einkommensschichten verankert, ist die BDP im Gegensatz zur CVP besonders stark im protestantischen Milieu der ruralen Deutschschweiz vertreten. Durch eine enge Kooperation mit der BDP hoffte die CVP-Führung, ihr katholisches Korsett zu lockern und in der «Diaspora» Fuss zu fassen. Die junge Braut verschmähte jedoch die Avancen. Sowohl eine gemeinsame Wahlplattform, eine Union nach Vorbild der deutschen CDU/CSU, als auch eine Fusion scheiterten am Widerstand kantonaler BDP-Sektionen. Allerdings wäre der Erfolg einer Zusammenarbeit bei den kommenden Wahlen nicht von den Entscheidungen der Parteistrategen, sondern massgeblich vom Wählerwillen abhängig gewesen. An diesem Punkt knüpft der Beitrag von Thomas Milic und Adrian Vatter an und fragt, wie die CVP- und BDP-Wählerschaft die Chancen und Risiken der verschiedenen Zusammenarbeitsformen beurteilen. Ihre Analysen zeigen zunächst deutlich, dass sich die Wählerschaften beider Parteien ideologisch ausserordentlich nahestehen, wobei den BDP-Wählern die CVP sogar noch näher steht als die eigene Partei. Gleichzeitig kann sich aber trotz der hohen Übereinstimmung bei den politischen Einstellungen ein beträchtlicher Teil beider Wählerschaften nicht vorstellen, der jeweils anderen Partei ihre Stimme zu geben. So kommen gemäss Milic und Vatter nur rund 45 Prozent beider Wählerschaften als potenzielle Wähler einer Fusionspartei in Betracht. Insofern lagen die Parteiführungen richtig, eine Fusion gar nicht in Erwägung zu ziehen, da diese Option offensichtlich das deutlich höchste Risiko aufweist und beträchtliche Verluste mit sich bringen würde. Im Weiteren macht dieses Ergebnis deutlich, dass für die BDPWahl im Jahr 2011 weniger sachpolitische Positionen oder die ideologi-
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3. Die Beiträge in der Übersicht
sche Nähe ausschlaggebend waren, sondern offenbar eher andere Faktoren wie das Image der Partei, die Ausstrahlungskraft ihrer Kandidierenden oder die Wiederwahl ihrer Bundesrätin. Die Bildung einer Union wäre demzufolge eine weniger riskante Option gewesen. Allerdings müsste dafür vor allem eine Bedingung erfüllt sein, nämlich eine regionale «Flurbereinigung» zwischen den beiden Parteien, damit in einem Kanton jeweils nur noch eine Partei antritt. Angesichts der starken Stellung der kantonalen Parteisektionen in der Schweiz sowie der Tatsache, dass in rund einem Drittel der Kantone eine offensichtliche Konkurrenzsituation zwischen beiden Parteien vorliegt, darunter gerade auch in einzelnen BDP-Gründerkantonen, erwies sich auch diese abgeschwächte Form der Kooperation als nicht umsetzbar. Die kantonalen Parteisektionen der BDP lehnten schliesslich auch eine gemeinsame Fraktionsgemeinschaft auf Bundesebene ab. Somit wurde jeglichen Formen einer institutionalisierten Zusammenarbeit zwischen den beiden politischen Mitteparteien eine Absage erteilt. Ohne Zweifel werden damit die Wiederwahlchancen der BDP-Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf weiter sinken, die nach den Nationalratswahlen 2015 auf die loyale Unterstützung anderer Parteien angewiesen sein wird. Im letzten Beitrag erweitern Klaus Armingeon und Sarah Engler die Perspektive und analysieren die Polarisierung des Schweizer Parteiensystems im internationalen Vergleich. Ausgangspunkt ihres Kapitels ist die Erkenntnis, dass in kaum einem anderen europäischen Land die programmatischen Positionen der grossen Parteien so weit voneinander entfernt sind wie in der Schweiz. Während schon andere Studien die Parteipolarisierung in der Schweiz untersucht haben (Brändle 1999; Hug und Schulz 2007; Ladner et al. 2010), nehmen Armingeon und Engler erstmalig einen direkten Vergleich der Parteipolarisierung und der Bevölkerungspolarisierung aus einer international komparativen Perspektive unter Einbezug der Schweiz vor. Konkret befassen sie sich mit der Frage, wie die programmatische Polarisierung der Schweizer Parteien mit der ideologischen Polarisierung der Gesamtwählerschaft und der Polarisierung der einzelnen Parteiwählerschaften in den drei zentralen Dimensionen des politischen Wettbewerbs zusammenhängt (d. h. wenn es um mehr oder weniger Staatseingriffe in die Wirtschaft, um libertäre oder konservativ-autoritäre Werte sowie um den Grad der internationalen Öffnung des Landes geht). Im Falle der Konfliktlinie «Öffnung vs. Schliessung» weisen Armingeon und Engler darauf hin, dass sich die Parteienpolarisie-
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36 Einleitung und Überblick rung in der Schweiz nicht etwa auf ein hohes Niveau der Fremdenfeindlichkeit oder eine starke Polarisierung der Gesamtwählerschaft zu rückführen lässt. Vielmehr zeigen sie, dass es den Parteien umso besser gelingt, ihre Zielwählerschaften in einer Dimension anzusprechen, je stärker sie sich programmatisch polarisieren. Diese Sortierungsleistung geht somit auf eine strategische Entscheidung der Parteien zurück, sich in einer Dimension des politischen Wettbewerbs zu profilieren und damit optimal ihr Wählerpotenzial auszuschöpfen. Dabei ist es der SVP am besten gelungen, den Konflikt zwischen Öffnung und Schliessung zielgruppengerecht zu thematisieren und zu ihrem Kernprogramm zu machen. Damit werden vor allem all jene Wähler von der Volkspartei angesprochen, die sich durch Globalisierung, Europäisierung und Migrationsströme besonders bedroht fühlen. In diesem Sinne ist die SVP gemäss Armingeon und Engler Schweizer Meisterin im Heraussortieren ihrer Wählerschaft aus einer insgesamt ziemlich homogenen Wählerschaft.
4. Schlussbetrachtungen Obwohl jeder Beitrag in diesem Band eine unterschiedliche Fragestellung behandelt, lassen sich aus einer synthetisierenden Betrachtung der einzelnen Kapitel verschiedene Gemeinsamkeiten zum Wandel des schweizerischen Wahlverhaltens herausarbeiten. Vor allem drei generalisierbare Befunde können abschliessend benannt werden: Erstens: Das wichtigste Kennzeichen der eidgenössischen Wahlen der letzten beiden Dekaden stellt ohne Zweifel der fulminante Aufstieg der SVP von der kleinsten zur wählerstärksten Regierungspartei dar. Mit ihrer konsequent europafeindlichen und ausländerkritischen Haltung befeuerte die SVP in den letzten Jahren geschickt diejenigen Sachthemen, die im Zuge der Europa- und Finanzkrise ihrer Wählerschaft besonders unter den Nägeln brannte. Dabei orchestrierte sie die mediale Aufmerksamkeit mit eigenen Initiativen. Verschiedene Beiträge in diesem Band zeigen auf, dass es der grossen Volkspartei in jüngster Zeit zusätzlich gelungen ist, ihr Profil als integrationsskeptische und rechtskonservative Partei weiter zu schärfen. Noch ausgeprägter als früher bilden heute diejenigen Bürger das Rückgrat der stärksten Schweizer Partei, die am offensichtlichsten von den negativen Auswirkungen der Globalisierung betroffen sind, nämlich Männer zu Beginn und am Ende des Erwerbsprozesses mit geringen
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4. Schlussbetrachtungen
Bildungs- und Berufsqualifikationen aus dem ländlichen Raum. Hingegen hat die Partei bei Wählern mit abgeschlossener Berufsbildung und mittlerem Einkommen an Unterstützung verloren. Das gewandelte Profil der SVP-Wählerschaft ist damit deutlicher Ausdruck des stattgefundenen Transformationsprozesses innerhalb des Schweizer Parteiensystems. Dabei haben sich neue Wählerschichten der einzig erfolgreichen «Globalisierungsverliererpartei» zugewandt. Mit der Fokussierung auf die Streitfragen «EU» und «Migration», kombiniert mit einem medial gewandten Auftritt, ist die SVP massgeblich dafür verantwortlich, dass sich die neue Öffnung-Schliessung-Konfliktlinie inzwischen als feste strukturgebende Grösse im schweizerischen Politiksystem etabliert hat. Die SVP hat zielgerichtet die Globalisierungsverlierer an sich gebunden und pflegt damit ihr erfolgreiches Alleinstellungsmerkmal innerhalb des Schweizer Parteiensystems weiter. Unterdessen erweist sich neben der SP, die sich von der klassischen Arbeiterpartei zur Partei der neuen städtischen Mittelschichten gewandelt hat, zunehmend auch eine andere Gruppierung, nämlich die GLP, als die «GLobalisierungsgewinnerPartei». Ihre jüngere, einkommensstarke und gut ausgebildete Wählerschaft aus urbanen Gebieten bringt offensichtlich all jene Voraussetzungen mit sich, um erfolgreich mit den Herausforderungen einer zunehmend vernetzten und sich rasch wandelnden Wirtschaft und Gesellschaft umzugehen. Auf einem anderen Blatt steht allerdings die prinzipielle Mobilisierbarkeit dieses noch jungen und wenig parteigebundenen Milieus, wenn man sich die Ergebnisse der kantonalen Wahlen im Frühjahr 2015 vor Augen hält. Zweitens: Die eidgenössischen Wahlen von 1991 bildeten den Ausgangspunkt einer neuen Etappe in der schweizerischen Parteienentwicklung, die im Zuge der ökonomischen Liberalisierung und Denationalisierung zu einer fortschreitenden Polarisierung der Schweizer Politik geführt hatte. In den 1990er- und 2000er-Jahren waren es mit der Herausbildung des Öffnung-Schliessung-Konflikts vor allem die beiden Polparteien links (SP) und rechts (SVP), die auf Kosten der traditionellen (bürgerlichen) Mitte zulegten. Sie sorgten so dafür, dass die Schweiz mittlerweile über eines der polarisiertesten Parteiensysteme in Europa verfügt (Ladner et al. 2010). Die Nationalratswahl von 2011 markiert ein vorläufiges Ende dieser steten Links-rechts-Polarisierung. Anstelle der SVP und SP legten neue kleine Mitteparteien, wie die BDP und GLP, zu. Dies hat eine zersplitterte, aber insgesamt gestärkte Mitte zur Folge. Hat damit die seit zwei Jahrzehnten fortschreitende Polarisierung mit den Wählerverlusten
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38 Einleitung und Überblick an den Rändern des politischen Spektrums und dem Aufstieg der neuen Mitteparteien ein Ende gefunden? Verschiedene Beiträge in diesem Band plädieren für eine differenzierte Sichtweise. Vor allem weisen sie auf die Notwendigkeit hin, zwischen den Positionen der politischen Elite und der Wählerschaft zu unterscheiden. Während die politische Polarisierung zwischen den Parteieliten nach wie vor sehr ausgeprägt ist, präsentiert sie sich unter den verschiedenen Parteiwählerschaften deutlich weniger ex trem. Die Wähler links-grüner Parteien positionieren sich eindeutig näher bei der politischen Mitte als ihre gewählten Abgeordneten. Dasselbe gilt für die Wähler rechts-bürgerlicher Parteien. Die Stimmbürger nehmen damit ideologisch gemässigtere Positionen ein, als man erwarten könnte. Dies vermag auch eventuelle Wählerwanderungen und Mobilisierungen parteilich wenig gebundener Bürger zu erklären, die von aktuellen Problemlagen getragen einerseits zur Wiederbelebung und andererseits zur Schwächung von Parteien beitragen. Am ehesten lässt sich dieses Phänomen mit den Eigenheiten der schweizerischen Konsensdemokratie erklären. Offensichtlich stören sich die Wähler in politischen Systemen mit Mehrparteienregierungen nicht nur weniger an Parteien und Politikern, die deutlich extremere Haltungen als sie selbst einnehmen. Mehr noch: Die Bürger antizipieren die später notwendige Kompromissbereitschaft der Parteien in der Gesetzgebungstätigkeit bereits bei ihrem Wahlentscheid (vgl. hierzu Lachat und Selb 2010). Drittens: Die fortschreitenden Globalisierungs- und Individualisierungsprozesse tragen seit geraumer Zeit zur Auflösung ursprünglicher sozialer und kultureller Milieus bei, wodurch die historischen Konflikt linien zwischen den Konfessionen, Klassen und Regionen an Bedeutung verloren haben. Dies wiederum war eine zentrale Voraussetzung für den Transformationsprozess, der zu einer Konzentration der nationalkonservativen Wählerschaft und damit zum Aufstieg der SVP führte. Zudem brachte diese Umwandlung gesellschaftlicher Spaltungslinien eine Erosion der CVP- und FDP-Basis, den Siegeszug neuer Mitteparteien und den Wandel der sozialdemokratischen Wählerschaft mit sich (Vatter 2014). Die Veränderungen haben zwischenzeitlich auch die Deutungshoheit der klassischen Ansätze der soziologischen und sozialpsychologischen Wahltheorien infrage gestellt, die den soziodemografischen Merkmalen und der Parteibindung eine besondere Rolle zuweisen. Damit sollte aber das langjährige Konzept der Parteiidentifikation keinesfalls abgeschrieben werden. Trotz einer insgesamt abnehmenden Bindungskraft der Parteien
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4. Schlussbetrachtungen
und eines steigenden Anteils an Wechselwählern kann von einem dealignment im Sinne einer generellen Auflösung der Parteineigungen in der Schweiz nicht gesprochen werden. Während bei den traditionellen bürgerlichen Mitteparteien CVP und FDP eine fortlaufende Erosion der Parteiidentifikation sichtbar wird, zeigt sich im rechten und linken Lager eine spezifische Umorientierung der Parteibindungen (realignment). Dies drückt vor allem den Wandel der Bindungen einzelner gesellschaftlicher Gruppen bei den Sozialdemokraten und der SVP aus. Im vorliegenden Band heben verschiedene Beiträge die psychologischen Grundlagen der Parteibindung und Wahlteilnahme hervor. In Zeiten der Individualisierung und Säkularisierung der Gesellschaft sowie der Medialisierung, Personalisierung und Emotionalisierung der Politik scheinen individuelle Persönlichkeitseigenschaften für das politische Verhalten immer wichtiger zu werden. Es kann nämlich vermutet werden, dass die nachlassende Prägekraft soziopolitischer Milieus vor allem diejenigen trifft, die für die Kanalisierung ihrer Einstellungen zum politischen Engagement in besonderem Masse sozialer Schubkräfte bedürfen. Fallen diese sozialen Katalysatoren der Umgebung weg, wenden sich manche Schweizer von der Politik und ihren vormaligen Parteien ab. Dies trifft freilich nicht alle Bürger gleichermassen, sondern hängt von ihrer Persönlichkeit ab.
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Wenn die Regeln die Resultate bestimmen : die Wirkungen des schweizerischen Wahlsystems auf die Wahlerfolge und Repräsentation der Parteien Adrian Vatter
1. Einleitung Wahlsysteme bilden die Spielregeln, nach denen die Wähler ihre politischen Präferenzen für Parteien und Kandidierende in Stimmen ausdrücken und diese in Mandate übertragen werden. Sie prägen den Charakter eines politischen Systems entscheidend mit und werden von führenden Politikwissenschaftlern als «the most fundamental element of representative democracy» betrachtet (Lijphart 1994: 1).1 Der Grund liegt darin, dass es sich bei der Gestaltung des Wahlsystems im Kern um eine zentrale Machtfrage handelt, die darüber entscheidet, welche politischen Gruppierungen die Parlamentsmehrheit stellen und welche in der Minderheit sind (Nohlen 2009: 68). Wahlsysteme stellen damit ein Spiegelbild der realen Machtverhältnisse dar und lassen entsprechend konkrete Rückschlüsse auf das Machtkalkül und die Strategien der politischen Akteure zu (Rokkan 1970: 156 ff.). Auch in der Schweiz hat der grundlegende Wechsel vom Majorz- zum Proporzwahlsystem zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einem Wandel der realen Stärkeverhältnisse geführt, der durch den fortlaufenden Bedeutungsverlust der freisinnigen Partei zum Ausdruck gebracht wird. Während das damals eingeführte Proporzwahlsystem bei den Nationalratswahlen lange Zeit unumstritten war, ist es in den letzten Jahren im Zuge 1 Die Grundlage dieses Beitrags bilden die Ausführungen in Vatter (2014: 65–92), die für die vorliegende Fassung stark überarbeitet, erweitert und aktualisiert wurden.
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42 Wenn die Regeln die Resultate bestimmen der Debatte über ein «möglichst gerechtes» Wahlsystem von kleineren Parteien zunehmend infrage gestellt worden (Bundeskanzlei 2013). Eine ähnliche Entwicklung findet sich auch in den Kantonen und Gemeinden: Insbesondere das Anliegen einer möglichst unverfälschten Wiedergabe des Wählerwillens war Gegenstand heftiger Auseinandersetzungen im Kontext von Verfassungsrevisionen, Volksentscheiden und Bundesgerichtsurteilen. Dies hat in rund einem halben Dutzend Kantone auch zur Einführung möglichst proportionaler Wahlsysteme («doppelter Pukelsheim») mit beträchtlichen Auswirkungen geführt (Vatter 2014). Der Beitrag geht den Konsequenzen der wichtigsten Ausprägungen des schweizerischen Wahlsystems nach. Nach einem Überblick über die historischen Entwicklungslinien und die aktuelle Ausgestaltung des Wahlverfahrens für den Nationalrat2 steht die Behandlung der Frage im Zentrum, wer von den spezifischen Charakteristika des schweizerischen Wahlsystems profitiert und wer davon benachteiligt wird. Darüber hi naus wird der Frage nachgegangen, wieweit das schweizerische Wahlverfahren die drei Kernfunktionen von Wahlsystemen, nämlich diejenigen der Repräsentation, Konzentration und Partizipation, zu erfüllen vermag, wobei der Schwerpunkt beim ersten Kriterium liegt. Das Kapitel schliesst mit einer zusammenfassenden Betrachtung.
2. Die historische Entwicklung des schweizerischen Wahlsystems Gemäss der Bundesverfassung von 1848 waren grundsätzlich alle männlichen Schweizer ab 20 Jahren zu den eidgenössischen Parlamentswahlen zugelassen, womit die Schweiz ursprünglich zu den Pionieren bei der Einführung des allgemeinen, gleichen und direkten männlichen Wahlrechts in Europa gehörte. Allerdings legten die Kantone ihre Ausschlussgründe so rigoros aus, dass sie bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts de facto ein Zensuswahlrecht praktizierten. So wurden in der Mehrzahl der Kantone vor allem Niedergelassene und Aufenthalter aus ande2
Vertiefte Abhandlungen über das schweizerische Wahlrecht finden sich bei Bochsler (2005, 2010), Garrone (1991), Gruner (1978), Hangartner und Kley (2000), Kölz (1987, 2004), Lutz (2004), Lutz und Strohmann (1998) und Vatter (2002, 2014).
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Sag mir, wie du bist, ich sage, wer zu dir passt. Persönlichkeit und Parteibindung Kathrin Ackermann und Markus Freitag
1. Einleitung Die Wahlentscheidung der Bürger wird sowohl durch die politische, kulturelle und sozioökonomische Umgebung als auch durch individuelle Motivationen, Einstellungen und Ressourcen beeinflusst.1 Das sozialpsychologische Modell der Michigan-Schule weist dabei der Parteibindung eine besondere Rolle zu (Campbell et al. 1960, 1966): Ausgehend von grundlegenden Faktoren, wie z. B. dem sozialen Status, der Soziodemografie, der Gruppenzugehörigkeit, Werten und Persönlichkeit, bildet sich einem kausalen Trichter folgend eine Parteibindung heraus.2 Diese Bindung prägt die Meinung zu Sachthemen und Kandidaten und führt so schliesslich zum Wahlentscheid. Folglich hat die Parteibindung, verstanden als gefühlsmässige, stabile und gleichzeitig nicht formalisierte Bindung eines Wählers an eine Partei, beachtliche Bedeutung für den Wahlentscheid (Schoen und Weins 2014). Angesichts dieser Relevanz drängt sich eine Erörterung der Grundlagen der Parteibindung auf. Mit der Untersuchung des psychologischen Fundaments möchten wir dabei das Augenmerk auf bislang stark vernachlässigte Bedingungen der Parteibindung lenken.3 1
Der vorliegende Beitrag basiert in Teilen auf Ackermann und Freitag (2015).
2
Die Begriffe «Parteibindung» und «Parteineigung» werden im vorliegenden Beitrag synonym verwendet.
3
Die Wahl- und Einstellungsforschung beschäftigte sich bis anhin stärker mit dem Einfluss soziodemografischer Merkmale, des sozialen Status oder politischer Faktoren auf die Parteibindung (Holmberg 2007; Johnston 2006).
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146 Sag mir, wie du bist, ich sage, wer zu dir passt. Unter den psychologischen Grundlagen verstehen wir stabile Per sönlichkeitseigenschaften, die durch das Standardmodell der Big Five erfasst werden und eine Person langfristig charakterisieren. Die politikwissenschaftliche Forschung beschäftigt sich seit einigen Jahren vermehrt mit dem Einfluss dieser Eigenschaften auf politische Einstellungen und Verhaltensweisen (für einen Überblick siehe Gerber et al. 2011). Einige Studien nehmen explizit deren Wirkung auf die Parteibindung oder die Parteiwahl in den Blick (Bakker et al. 2014; Caprara et al. 1999, 2006; Gerber et al. 2012; Mössner 2005; Mondak 2010; Mondak und Halperin 2008; Schoen und Schumann 2007; Schoen und Steinbrecher 2013; Schumann 2001, 2002; Vecchione et al. 2011). Für die Schweiz liegen bisher jedoch nur anekdotische Evidenzen auf diesem Gebiet vor. Wir möchten mit unserer Studie einen Beitrag zur Schliessung dieser Forschungslücke leisten. Aus den vorhandenen Befunden für andere Länder lassen sich theoretische Erwartungen ableiten, deren Gültigkeit wir für die Schweiz anhand quantitativer empirischer Analysen testen. Dazu nutzen wir die Informationen aus einer schweizweiten Bevölkerungsumfrage, die in telefonischen Interviews im Jahr 2012 erhoben wurden. Die Ergebnisse unserer statistischen Schätzungen zeigen, dass sich vor allem harmoniesuchende und verträgliche Menschen eher von Parteien abwenden. Falls sie dennoch eine Parteibindung aufweisen, sind sie vor allem der CVP (Christlichdemokratische Volkspartei) zugeneigt und lehnen insbesondere die FDP (Freisinnig-Demokratische Partei/FDP.Die Liberalen) ab. Sorgenvolle Menschen fühlen sich zur SP (Sozialdemokratische Partei der Schweiz) und zur CVP hingezogen und gewissenhafte wie vorsichtige Personen finden sich am ehesten in den Ideen der SVP (Schweizerische Volkspartei) wieder. Darüber hinaus sind auch die Ausprägungen von Offenheit und Extraversion relevant für die Richtung der Parteibindung. All diese Effekte übertrumpfen diejenigen der soziodemografischen Merkmale. Unsere Studie ist wie folgt aufgebaut: Wir erläutern zunächst das Konzept der Big-Five-Persönlichkeitseigenschaften sowie unsere theoretischen Überlegungen zum Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und Parteibindung. Im Anschluss werden neben den Daten auch die Messung und die Methode der empirischen Analyse vorgestellt. Darauf folgt die Präsentation der Ergebnisse. Schlussfolgerungen runden den Beitrag ab.
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Themen, Köpfe oder Zuneigung? Wer wählt was und warum? Maya Ackermann und Sara Kijewski
1. Einleitung Die Nationalratswahlen 2011 markierten ein Ende der langjährig zunehmenden Polarisierung des schweizerischen Parteiensystems (Lachat et al. 2014; Lutz 2012). Dieser Wendepunkt kommt insbesondere durch Wählerverschiebungen hin zur neuen politischen Mitte, repräsentiert durch die BDP (Bürgerlich-Demokratische Partei) und GLP (Grünliberale Partei), zum Ausdruck. Beiden Parteien gelang es, von unterschiedlichen traditionellen Parteiwählerschaften Stimmen für sich zu mobilisieren (Lachat et al. 2014: 2; Lutz 2012: i). Gleichzeitig wurde nach dem anhaltenden Erfolg in den letzten 20 Jahren das Wachstum der SVP (Schweizerische Volkspartei) gestoppt und die beiden traditionellen Mitteparteien, FDP (Freisinnig-Demokratische Partei/FDP.Die Liberalen) und CVP (Christlichdemokratische Volkspartei), verzeichnen historisch tiefe Wähleranteile. Diese Wahlergebnisse beschäftigen die Medien und Wissenschaft auch lange Zeit nach dem eidgenössischen Urnengang vom 23. Oktober 2011, nicht zuletzt aufgrund eines gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Interesses an der Erklärung individueller Wahlentscheide. In der internationalen Wahlforschung sind dabei die Parteiidentifikation, die Kandidatenorientierung und die Einstellung gegenüber Sachfragen häufig untersuchte Erklärungsgrössen. Alle drei potenziellen Einflussfaktoren werden in der Theorie vom sozialpsychologischen Modell erfasst. Dieses gehört damit zu den prominentesten Ansätzen zur Erklärung der individuellen Parteiwahl.
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164 Themen, Köpfe oder Zuneigung? Innerhalb des sozialpsychologischen Modells galt die Parteiidentifikation lange als wichtigster und stabilster Erklärungsfaktor der Wahl entscheidung. Neuere Entwicklungen, die unter dem Begriff des partisan dealignment zusammengefasst werden, deuten jedoch auf eine abnehmende Bedeutung der Parteiidentifikation hin (Dalton 1988: 188; Inglehart und Hochstein 1972; Lachat 2008: 68). So lässt sich in den meisten fortschrittlichen Industrienationen eine Tendenz der zunehmenden Wählervolatilität und nachlassenden Parteiidentifikation beobachten. Das partisan dealignment hat zur Folge, dass die Wählerschaft offener gegenüber neuen Parteien und Sachfragen ist und deshalb stärker auf kurzfristige Einflussfaktoren reagiert (Schloeth 1998: 54). Aus diesen Gründen wird von verschiedenen Seiten gefordert, dass die Kandidaten- und Sachfragenorientierung innerhalb des sozialpsychologischen Ansatzes verstärkt berücksichtigt werden sollten (Dalton 1988, 1996; Nie et al. 1976; Schloeth 1998; Schultze 1991; van der Eijk und Franklin 2009). In der Schweiz spielt in diesem Zusammenhang aufgrund der einzigartigen direktdemokratischen Struktur insbesondere das sachfragenorientierte Wählen eine entscheidende Rolle. Auf der einen Seite wird vermutet, dass die regelmässigen Abstimmungen zu spezifischen, politischen Streitfragen zu einer Entlastung der Wahlen von kontroversen Sachkonflikten führen (Gruner 1984: 238). Auf der anderen Seite wird erwartet, dass die Sachfragen auch bei Wahlen bedeutsam sind, weil sie von den Parteien gezielt zur Mobilisierung ihrer Wählerschaft eingesetzt werden (Holzer und Linder 2003). So wird drängenden und nicht mehr aktuellen Sachfragen gleichermassen gerade im Vorfeld der Wahlen 2015 eine gewisse Bedeutung attestiert1, z. B. der nachlassenden Prägekraft der Nuklearkatastrophe von Fukushima von 2011 oder der im Frühjahr 2015 die Agenda bestimmenden Diskussionen um die Aufhebung des Euro-Mindestkurses. Der Kandidatenorientierung kommt indessen vor allem im Zusammenhang mit nationalen Persönlichkeiten eine gewichtige Rolle zu (Holzer und Linder 2003: 97; Linder 1998: 138). Auf Kantonsebene ist eine Unterscheidung von kantonalen Kandidaten und Parteiprogramm aufgrund der Möglichkeit des Panaschierens weniger bedeutsam. 1
Schindler, Felix. 2015. «SVP und die FDP könnten auch national zulegen». In Berner Zeitung vom 30.3.2015 (http://www.bernerzeitung.ch/schweiz/standard/SVP-und-die-FDP-koennten-auch-national-zulegen/story/18540197, Zugriff 30.3.2015).
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2. Der sozialpsychologische Ansatz
Anknüpfend an die bereits bestehende Forschung zur Schweiz widmet sich dieses Kapitel der empirischen Überprüfung der Aussagekraft des sozialpsychologischen Ansatzes für die Nationalratswahlen 2011. Analog zu den empirischen Befunden der letzten Jahre wird trotz partisan dealignment-Tendenzen eine anhaltende Bedeutung der Parteiidentifikation, aber auch der Sachfragen- und Kandidatenorientierung erwartet. Neu soll ein besonderes Augenmerk auf die Frage gerichtet werden, welche Faktoren die Wahl derjenigen Parteien beeinflussten, die bei den Nationalratswahlen 2011 stark an Wähleranteilen zulegen konnten. In einem ersten Schritt werden dazu die grundlegenden theoretischen Annahmen des sozialpsychologischen Modells erläutert. Das daran anschliessende Unterkapitel zu den empirischen Analysen enthält eine Beschreibung der verwendeten Daten und die Operationalisierung der Variablen, eine deskriptive Analyse der Wählerschaft hinsichtlich der zentralen Variablen des sozialpsychologischen Ansatzes und die Ergebnisse der multivariaten, logistischen Regressionsanalysen. Die Implikationen der Befunde und Grenzen der Studie werden im Schlusskapitel eingehend diskutiert.
2. Der sozialpsychologische Ansatz Das sozialpsychologische Modell nach Campbell et al. (1960) ist eine der prominentesten Theorien zur Erklärung des Wahlverhaltens. Der Ansatz, auch bekannt unter der Bezeichnung «Michigan-Modell» oder «AnnArbor-Modell», geht von der Annahme aus, dass die Wählerschaft am Wahltag die bestehende Loyalität zu ihrer bevorzugten Partei zum Ausdruck bringt. Das zentrale Konzept des sozialpsychologischen Wahlmodells beruht auf der Hypothese von Campbell et al. (1960), wonach die Parteiidentifikation, Sachfragenorientierung und die Einstellung zu Kandidierenden einen direkten und starken Einfluss auf das individuelle politische Verhalten haben (Bornschier und Helbling 2005: 15 f.; Dalton 1988: 179; Schloeth 1998: 27 ff.). Schematisch wird der Wahlprozess als Kausalitätstrichter (funnel of causality) beschrieben, der die unterschiedlichen Einflussgrössen in Verbindung zueinander setzt (Campbell et al. 1960: 24 ff.)2 und die zeitliche Nähe der einzelnen Einflussfaktoren zum Wahl2
In der Veröffentlichung der Hauptstudie von Campbell et al. (1960) findet sich keine Abbildung des Kausaltrichters. Gemeinhin wird deshalb in die-
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166 Themen, Köpfe oder Zuneigung? Abbildung 1: Kausalitätstrichter Wirtschaftsstruktur
Soziale Konfliktlagen
Historische kulturelle Muster
Gruppenloyalitäten Wertorientierungen
Parteiidentifikation
Sachfragenorientierung Kandidatenorientierung
Wahl
Gruppenloyalitäten
Quelle: adaptierte Grafik nach Dalton (1988: 178) und Bornschier und Helbling (2005: 16).
entscheid illustriert (vgl. Abbildung 1). Am breiten Ende des Trichters setzt das Modell bei den sozioökonomischen Bedingungen, gesellschaft lichen Strukturen und historischen Konfliktlinien an. Diese Faktoren wirken sich auf Gruppenloyalitäten und grundsätzliche Wertorientierung der Individuen aus. Diese wiederum beeinflussen die Herausbildung einer Parteiidentifikation, welche die wichtigste, längerfristige Einflussgrösse ist und dem Wahlentscheid unmittelbar kausal vorgelagert ist. Ebenfalls am engen Ende des Trichters befinden sich die kurzfristigen Einflussfaktoren, die Sachfragen- und Kandidatenorientierung, die durch die Parteibindung beeinflusst werden (Campbell et al. 1960: 133). Das vorliegende Kapitel widmet sich insbesondere der Wirkung der Parteiidentifikation und der zwei kurzfristigen Faktoren. Die zentralste erklärende Variable des sozialpsychologischen Wahlmodells ist die Parteiidentifikation. Unter Parteiidentifikation wird die psychologische, affektive Bindung an eine Partei verstanden, die unabhängig von formalem Gruppenzwang und längerfristig stabil ist und meistens in einem langfristigen Sozialisierungsprozess erworben wird (Kunz und Thaidigsmann 2005: 54; Schultze 1991: 13). Sie umfasst damit alle Einstellungen und Meinungen eines Individuums gegenüber einer Partei sem Zusammenhang auf Daltons (1988: 178) grafische Darstellung verwiesen, die «nahe am American Voter als auch offen für neuere Erkenntnisse» ist (Schloeth 1998: 43).
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Herausgeber und Autoren Markus Freitag (1968), Prof. Dr., hat an der Universität Heidelberg Politikwissenschaft, Volkswirtschaftslehre und Germanistik studiert. Er promovierte und habilitierte an der Universität Bern. Forschungs- und Lehraufenthalte führten ihn an das Europainstitut in Basel, an die ETH Zürich und an die University of Essex (GB). Zwischen 2004 und 2005 war er Juniorprofessor für vergleichende Politikwissenschaft an der HumboldtUniversität zu Berlin. Zwischen 2005 und 2011 hatte er den Lehrstuhl für Vergleichende Politik an der Universität Konstanz inne. Seit August 2011 ist er Ordinarius und Direktor am Institut für Politikwissenschaft der Universität Bern und Inhaber der Professur für Politische Soziologie. Freitag leitet die wissenschaftliche Dauerbeobachtung des freiwilligen Engagements in der Schweiz (Freiwilligen-Monitor Schweiz) und betreibt Forschungen zur politischen Kultur, direkter Demokratie und politischer Psychologie. Adrian Vatter (1965), Prof. Dr., hat an der Universität Bern Politikwissenschaft und Volkswirtschaftslehre studiert, wo er auch promovierte und habilitierte. Forschungs- und Lehraufenthalte führten ihn an die Universität Basel, an die ETH Zürich und an die University of North Carolina at Chapel Hill. 1993/94 war er Visiting Scholar an der University of California at Los Angeles. Zwischen 2001 und 2002 war er Assistenzprofessor an der Universität Bern. Zwischen 2002 und 2004 hatte er eine Vertretungsprofessur und von 2004 bis 2008 die Professur für Policy-Analyse und Politische Theorie an der Universität Konstanz inne. Von 2008 bis 2009 war er Inhaber des Lehrstuhls für Schweizer Politik an der Universität Zürich. Seit 2009 ist er Ordinarius und Direktor am Institut für Politikwissenschaft der Universität Bern und Inhaber der Professur für Schwei-
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474 Herausgeber und Autoren zer Politik. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen das politische System der Schweiz, Wahlen und Abstimmungen, politische Institutionen der Machtteilung und die vergleichende Demokratieforschung. Kathrin Ackermann (1986) studierte Politik- und Verwaltungswissenschaft an den Universitäten Konstanz und Leiden (Niederlande). Ihr Masterstudium schloss sie mit den Schwerpunkten vergleichende Politikwissenschaft und Policy-Analyse sowie Methoden der Politik- und Verwaltungswissenschaft ab. Seit Oktober 2012 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Politische Soziologie der Universität Bern tätig. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit Themen der politischen Psychologie und Soziologie, unter anderem mit dem Zusammenhang zwischen Persönlichkeitseigenschaften und politischen Einstellungen und Partizipation. Maya Ackermann (1989) ist Doktorandin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Politikwissenschaft der Universität Bern. Zuvor ab solvierte sie ihr Studium in Politikwissenschaft an den Universitäten Zürich und Bern, das sie mit einem spezialisierten Master in Schweizer und Vergleichender Politik abschloss. Ihre wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen in den Gebieten der politischen Soziologie und Einstellungsforschung. Klaus Armingeon (1954) ist seit 1996 ordentlicher Professor für Vergleichende und Europäische Politik am Institut für Politikwissenschaft der Universität Bern. Sein Forschungsinteresse gilt der Wirtschafts- und So zialpolitik, den Interessenverbänden und Parteien sowie den damit einhergehenden Fragen zu den Strukturen und Politiken der Europäischen Union. Einen Schwerpunkt seiner jüngsten Arbeiten bildet die «grosse Rezession» seit 2007. Julian Bernauer (1981) ist Oberassistent am Lehrstuhl für Schweizer Politik (Prof. Adrian Vatter) an der Universität Bern. Seine Forschungsschwerpunkte bewegen sich in den Bereichen der vergleichenden Politikwissenschaft, politischen Repräsentation und empirischen Demokratietheorie. Jüngere Publikationen sind in Comparative Political Studies, im European Journal of Political Research und in Electoral Studies erschienen.
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Herausgeber und Autoren
Marc Bühlmann (1971), PD Dr., studierte Politikwissenschaft und Philosophie an den Universitäten Bern und Genf. An der Universität Zürich und am Zentrum für Demokratie in Aarau leitete er das Projekt Democracy Barometer. Seit 2011 ist er Direktor der Année Politique Suisse am Institut für Politikwissenschaft der Universität Bern. Seine Lehr- und Forschungsgebiete umfassen politische Partizipation, Demokratietheorie, Schweizer Politik, Direkte Demokratie und Vergleichende Politik. Er dissertierte zum Thema politische Partizipation auf lokaler Ebene und habilitierte mit einer Analyse zum Einfluss von Institutionen auf individuelles politisches Verhalten. Sarah Engler (1989) ist wissenschaftliche Assistentin und Doktorandin am Lehrstuhl für Vergleichende und Europäische Politik an der Universität Bern. Ihr Forschungsinteresse gilt den europäischen Parteiensystemen, mit einem besonderen Schwerpunkt auf der Thematisierung von Korruption im Parteienwettbewerb Osteuropas. Matthias Fatke (1983), Dr., ist akademischer Rat und als wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Vergleichende Politik am GeschwisterScholl-Institut für Politikwissenschaft der LMU München tätig. Zuvor arbeitete er an den Universitäten Bern und Konstanz als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Er hat an den Universitäten Konstanz, Ljubljana und Pompeu Fabra (Barcelona) Politikwissenschaften studiert und wurde an der Universität Bern mit einer Arbeit zu den gesellschaftlichen Auswirkungen direktdemokratischer Institutionen promoviert. Seine Forschung beschäftigt sich mit Themen der Politischen Soziologie und Vergleichenden Politik. Jan Fivaz (1974) ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Kompetenzzentrum für Public Management der Universität Bern. Er ist Mitbegründer der Online-Wahlhilfe Smartvote. Seine Forschungstätigkeiten beziehen sich auf Fragen der Wahl- und Repräsentationsforschung sowie der E-Democracy. Marlène Gerber (1985), Dr., studierte Politikwissenschaft, Geografie und Völkerrecht an den Universitäten Bern und Helsinki. Sie verfasste ihre Doktorarbeit zur Partizipation von EU-Bürgern in einem deliberativen Forum zum Thema Drittstaatenmigration. Seit 2010 schreibt sie für das
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476 Herausgeber und Autoren vom Année Politique Suisse herausgegebene Jahrbuch Schweizer Politik, namentlich zu den Themen Umwelt, Raumplanung, Kultur, Religion, Sprachen und Medien. Seit Oktober 2013 ist sie stellvertretende Leiterin der Année Politique Suisse. Zu ihren Forschungsinteressen zählen Deliberation, direkte Demokratie und politische Kommunikation. Anja Heidelberger (1986) ist Assistentin und Doktorandin am Institut für Politikwissenschaft der Universität Bern. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen die Abstimmungs- und Beteiligungsforschung sowie die Wertewandelforschung, zu denen sie am Lehrstuhl für Schweizer Politik forscht und lehrt. Karin Ingold (1978) ist seit 2014 Professorin für Policy-Analyse mit Schwerpunkt Umwelt am Institut für Politikwissenschaft und am Oeschger Center für Klimaforschung der Universität Bern sowie an der Eawag, dem Wasserforschungsinstitut der ETH-Domäne. Sie forscht zu Politikprozessen und -instrumenten fokussiert auf Fragen der Umwelt-, Klima- und Energiepolitik. Cloé Jans (1986) ist Politikwissenschaftlerin und Junior-Projektleiterin am Forschungsinstitut gfs.bern. Ihr Studium absolvierte sie an den Universitäten Zürich und Bern, wo sie einen Master in Schweizer und Vergleichender Politikwissenschaft erlangte. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Abstimmungs-, Kampagnen- und Kommunikationsforschung. Sara Kijewski (1987) ist wissenschaftliche Assistentin und doktoriert am Institut für Politikwissenschaft der Universität Bern. Ihr bisheriges Studium hat sie an den Universitäten Zürich, Bern und University of North Carolina at Chapel Hill absolviert. Ihre Forschungsgebiete sind die verschiedenen Themenbereiche der politischen Soziologie mit besonderem Fokus auf die Bürgerkriegsforschung. Claude Longchamp (1957) ist Historiker und Politikwissenschaftler. Er ist Gründer und Leiter des Forschungsinstituts gfs.bern und seit 2008 als Lehrbeauftragter an diversen Schweizer Hochschulen tätig, wo er in den Bereichen Wahl- und Abstimmungsforschung, Lobbying sowie politische Kommunikation unterrichtet. Seit 1992 analysiert er zudem im Auftrag der SRG-Medien Schweizer Wahlen und Abstimmungen.
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Herausgeber und Autoren
Anita Manatschal (1980) ist Postdoktorandin am Institut für Politikwissenschaft der Universität Bern. Sie forscht zu zivilgesellschaftlichem Engagement, Migrations- und Integrationspolitik, vergleichender PolicyForschung und Rechtspopulismus. Ihre Beiträge sind in diversen internationalen Fachzeitschriften, Buchkapiteln und Monografien erschienen. Thomas Milic (1971) studierte Politikwissenschaften, Allgemeine Ge schichte und Publizistik an der Universität Zürich. Er verfasste seine Dissertation zum Zusammenhang zwischen Links-rechts-Selbsteinschätzung und dem Stimmverhalten der Schweizer. Sean Mueller (1983) ist postdoktoraler Forscher am Lehrstuhl für Schweizer Politik (Prof. Adrian Vatter) an der Universität Bern. Seine Schwerpunkte sind Schweizer und vergleichende Föderalismusforschung, subnationale Politik und Gemeindeautonomie. Publikationen sind in Publius: The Journal of Federalism, Government & Opposition, Electoral Studies und Space & Polity erschienen. Carolin Rapp (1985) ist Postdoktorandin am Institut für Politikwissenschaft der Universität Bern. Ihre Themengebiete sind die allgemeine Einstellungsforschung sowie die spezifische Forschung zu Einstellungen gegenüber Immigranten im Schweizer sowie im europäischen Kontext. Ihre Beiträge hierzu sind in verschiedenen internationalen Fachjournalen, Buchkapiteln und einer Monografie erschienen. Daniel Schwarz (1975) ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Kompetenzzentrum für Public Management der Universität Bern sowie Mitbegründer der Online-Wahlhilfe Smartvote. Seine Forschungstätigkeiten beziehen sich auf die Parlamentsforschung, das politische System der Schweiz sowie E-Democracy. Isabelle Stadelmann-Steffen (1979) ist seit 2014 Professorin für Vergleichende Politik am Institut für Politikwissenschaft der Universität Bern. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen politisches Verhalten und Einstellungen, vergleichende Wohlfahrtsstaatsforschung und Ungleichheit.
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478 Herausgeber und Autoren Rolf Wirz (1984) ist Assistent und Doktorand am Institut für Politikwissenschaft der Universität Bern. Er forscht und lehrt am Lehrstuhl für Schweizer Politik, schwerpunktmässig im Bereich der kantonalen Parlamente und des eidgenössischen Parlaments. Er erwarb an der Universität Bern den Master in Schweizer und Vergleichender Politik.
Die Herausgeber
Die Schweiz im Wahlfieber
Markus Freitag, geboren 1968, Prof. Dr.,
Wer wählt in der Schweiz wen und warum ? Welche Schweizer
studierte Politikwissenschaft, Volkswirtschaft
wählen die SVP ? Sind die Wähler der GLP grün oder
und Germanistik. Nach Aufenthalten an der
liberal ? Sind die Linken auch die Netten ? Wählen Reiche
ETH Zürich und den Universitäten Bern, Basel,
heute links und Arbeiter rechts ? Welches Profil weisen
Berlin und Konstanz ist er Ordinarius und
die gewählten Volksvertreter auf ? Was haben BDP- und
der Universität Bern und Inhaber des dortigen Lehrstuhls für Politische Soziologie. Er ist Verfasser zahlreicher Beiträge zum sozialen und politischen Leben in der Schweiz und im internationalen Vergleich.
CVP-Wähler gemeinsam ? Beeinflussen Wahlsysteme das Wahlverhalten in der Schweiz ? Welche Effekte haben Wahlkampagnen ? Entscheiden Themen, Köpfe oder Zuneigung zur Partei die Wahl ? Wer geht nicht zur Wahl ? Diesen und anderen zentralen Fragestellungen gehen Berner Politikwissenschaftler in vertieften Beiträgen zur
licher Professor für Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Schweizer Politik und Direktor am Institut für Politikwissenschaft an der Universität Bern. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen das politische System
Wahlbeteiligung und zur Wahlentscheidung im Vorfeld der Nationalratswahlen 2015 nach. Untersucht werden sowohl die Rahmenbedingungen, Einstellungen, Verhaltens muster und Motive des einzelnen Wählers als auch die Voraussetzungen und Bedingungen seiner Wahlbeteiligung. Markus Freitag, Adrian Vatter ( Hrsg. )
Adrian Vatter, geboren 1965, Prof., Dr., ordent
der Schweiz, Wahlen und Abstimmungen, politische Institutionen der Machtteilung und die vergleichende Demokratieforschung.
Die Autoren Kathrin Ackermann, Maya Ackermann, Klaus Armingeon, Julian Bernauer, Marc Bühlmann, Sarah Engler, Matthias Fatke,
Wahlen und Wählerschaft in der Schweiz
Direktor am Institut für Politikwissenschaft
Politik und Gesellschaft in der Schweiz
Wahlen und Wählerschaft in der Schweiz
Markus Freitag Adrian Vatter ( Herausgeber )
In der Reihe «Politik und Gesellschaft in der Schweiz», herausgegeben von Markus Freitag und Adrian Vatter, analysieren namhafte Schweizer Politikwissenschaftler in mehreren Bänden die Entwicklungen der Schweizer Politik und Gesellschaft. Politisches Verhalten, Einstellungen gegenüber der Politik, Beschreibung politischer Zustände, Ver änderungsprozesse von Institutionen und Aspekte des sozialen Zusammenlebens der Schweizer geraten dabei ins Blickfeld.
Jan Fivaz, Marlène Gerber, Anja Heidelberger, Karin Ingold, Cloé Jans, Sara Kijewski, Claude Longchamp, Anita Manatschal, Thomas Milic, Sean Mueller, Carolin Rapp,
ISBN 978-3-03810-098-0
Daniel Schwarz, Isabelle StadelmannSteffen, Rolf Wirz
www.nzz-libro.ch
Verlag Neue Zürcher Zeitung