Mit freundlicher Unterstützung von Beat Weber
Cassinelli-Vogel-Stiftung Gottlieb und Anna Geilinger-Stiftung
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2016 Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich
Lektorat: Regula Walser, Zürich Umschlag: Katharina Lang, Zürich Gestaltung, Satz: Gaby Michel, Hamburg Druck: Memminger MedienCentrum, Memmingen Einband: Lachenmaier GmbH, Reutlingen Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werks oder von Teilen dieses Werks ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. ISBN 978-3-03810-146-8
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NZZ Libro ist ein Imprint der Neuen Zürcher Zeitung
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Inhaltsverzeichnis
Prolog
Eine unglaubliche Geschichte 7 Kapitel 1
Vom Sündenbock zum Millionär 13 Kapitel 2
Die Plattenbauten und Lotterbuden des Immobilienkönigs 35 Ortstermine: Pionierbauten (Wettingen und Winterthur) 40 Ortstermine: Historische Liegenschaften (Winterthur) 65 Kapitel 3
Ein Sammler mit patriotischer Mission 91 Ortstermine: Museumspläne und Schlösser (Salenstein TG, Egnach TG, Grandson VD und Seengen AG) 110 Kapitel 4
Schwieriges Erbe 135 Epilog
Ein Leben in Gegensätzen 153 Anhang
Verweise 158 Bildnachweis 159 Dank 160
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Prolog
Eine unglaubliche Geschichte
«Erfolg besteht darin, dass man genau die Fähigkeiten hat, die im Moment gefragt sind.» Henry Ford
Bruno Stefanini ist eine der faszinierendsten Figuren, welche die Schweiz im 20. Jahrhundert hervorbrachte. Seine Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG) zählt landesweit zu den bedeutends ten Privatstiftungen. Sie beinhaltet eine hochkarätige Sammlung von Schweizer Kunst sowie Tausende historische Gegenstände von antiken Möbeln über Gebrauchsgegenstände von Persönlichkeiten wie Napoleons Hut oder Sisis Reitkostüm bis zu einer Waffensammlung mit Armbrusten, Ritterrüstungen und Militärfahrzeugen. Bruno Stefanini ist ausserdem einer der grössten privaten Liegenschaftsbesitzer der Schweiz. Sein Immobilienportfolio umfasst mehrere Tausend Wohnungen und Gewerberäumlichkeiten von Chur bis Grenchen. Dazu gehören auch vier Schlösser und das Sulzer-Hochhaus in Winterthur. Der Wert des gesamten Imperiums wird auf bis zu 1 Milliarde Franken geschätzt. Trotz der Bedeutung von Stefaninis Stiftung und Firmenimperium war über die Person des 92-jährigen Winterthurers bisher so gut wie nichts bekannt. Selbst in seiner Heimatstadt galt er als ein Phantom – allgegenwärtig und doch unsichtbar. Seine Bauten prägten Ortsbilder, seine Kunstwerke hingen in Museen in der ganzen Schweiz. Jeder Winterthurer und jede Winterthurerin weiss eine Anekdote über ihn zu erzählen, Stefanini ist Teil des kollek tiven Gedächtnisses. Er selbst mied jedoch die Öffentlichkeit. Journalisten gab er grundsätzlich keine Auskunft. Seine Sekretärin, Dora Bösiger, schirmte ihn vor hartnäckigen Zeitungsredaktoren ab. Dem Landboten gelang es zwar vor ein paar Jahren einmal, Stefanini zu einem Interview zu überreden, doch die Begegnung verlief nicht wie erhofft. Die Journalisten schilderten das Treffen an7
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schliessend in einem Bericht: «Er ist nervös: Seine Hände bearbeiten ohne Unterbruch das Papier, das vor ihm auf dem Tisch liegt. Seine Augen fixieren die Tischplatte. Nur selten blickt er auf. Die Antworten sind akustisch schwer verständlich. Selbst harmlosen Fragen weicht er aus. Dann wird er wütend, beruhigt sich aber wieder. Stefanini sieht sich nicht als Interviewpartner, sondern als Angeklagter in einem Verhör.» Schliesslich verweigerte Stefanini die Publikation des Gesprächs. Dort, wo Stefaninis Häuser und Schlösser standen, kannte man seinen Namen – nicht zuletzt, weil viele seiner Liegenschaften jahrzehntelang eher schlecht als recht instand gehalten wurden. In Winterthur bürgerte sich für marode Wohngebäude das Prädikat «Stefanini-Haus» ein. Überall, wo der Immobilienkönig und Sammler Spuren hinterliess, kursierten Gerüchte und Anekdoten über ihn. In der öffentlichen Wahrnehmung galt er stets als der Millionär, der zu geizig war, um in den Unterhalt seiner Liegenschaften zu investieren; ein verschrobener Kunstliebhaber, der neben Christoph Blocher zu den wichtigsten Anker- und Hodler-Sammlern gehörte und gleichzeitig auf Schnäppchenjagd auf dem Flohmarkt anzutreffen war; ein kurioser alter Mann, der durch die Gassen der Winterthurer Altstadt schlich und in seinen Lotterbuden übernachtete. Doch hatte Stefanini auch andere Facetten, die weitgehend unbekannt waren: Er war ein Lebemann, der gerne feierte; ein pionierhafter Unternehmer, der mit einem guten geschäftlichen Riecher den Bauboom vorantrieb; ein Patriot, der bedeutendes Kulturgut retten wollte; ein humorvoller und charismatischer Patron, der die Menschen in seinen Bann zog. Dieses Buch hat zum Ziel, die verschiedenen Gesichter von Bruno Stefanini zusammenzuführen. Die ambivalenten Persönlich keitszüge sollen mit den vielfältigen Interessen und Betätigungsfeldern unter einen Hut gebracht werden. Manchmal scheint es kaum vorstellbar, dass ein einziger Mensch hinter all den Geschichten steckt, die in diesem Buch erzählt werden. Stefanini war ein Tausendsassa. Diese Vielfalt macht sein Leben zu einem einzigartigen Zeugnis der Schweizer Geschichte. Seine Biografie überschneidet sich mit vielen wichtigen Prozessen des 20. Jahrhunderts: Sein Va8
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ter gehörte zur ersten Generation italienischer Gastarbeiter; der junge Stefanini leistete Aktivdienst und wurde unter dem Einfluss der Geistigen Landesverteidigung zum glühenden Patrioten; in der Nachkriegszeit war er ein Zugpferd des Baubooms in der Schweiz und wurde zum Millionär; in der Zeit des Kalten Kriegs begann er, seine Sammlung mit historischen Objekten und Kunst aufzubauen, mit dem Ziel, Schweizer Kulturgut vor einem drohenden Atomkrieg zu bewahren, und löste mit einer Handvoll anderer Sammler einen Run auf die Schweizer Kunst aus. In den vergangenen zwei Jahren sorgte Stefaninis Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte schweizweit für Aufsehen. Der Name Stefanini kursierte durch sämtliche Zeitungen der Schweiz, zuerst wegen der hochgelobten Ausstellung Sesam, öffne dich im Kunstmuseum Bern und in der Fondation Pierre Gianadda in Martigny, danach mit dem öffentlich ausgetragenen Streit zwischen dem Stiftungsrat und den Kindern Stefaninis um die Zukunft der SKKG. Dabei wurde der Schleier der Verschwiegenheit, der Stefanini umgeben hatte, gelüftet, und es kamen Informationen aus dem engsten Kreis um den Stifter ans Licht. Er selbst stellte sich sogar für ein Porträt im Ausstellungskatalog zur Verfügung. Über die Vergangenheit Stefaninis ist jedoch nach wie vor wenig bekannt. Seine ersten Schritte im Immobiliengeschäft, das Geheimnis seines unternehmerischen Erfolgs und seines Reichtums oder seine Beweggründe und Ideale blieben im Dunkeln und sollen durch dieses Buch erhellt werden. Leider kam Bruno Stefanini aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr als Gesprächspartner infrage. Er ist seit Längerem schwer krank und leidet an Demenz. Weil Stefanini in der Firma und der Stiftung nicht mehr präsent ist und sich das Buch auf den Aufbau seines Lebenswerks konzentriert, ist es in der Vergangenheitsform geschrieben. Für die biografischen und persönlichen Aspekte wurden vor allem Personen aus Stefaninis privatem Umfeld befragt: Familienmitglieder und Kameraden aus der Schule oder der Mittelschulverbindung, die ihn zum Teil von Kindesbeinen an kannten. Ehemalige Angestellte und Kunstexperten liefer9
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ten wertvolle Informationen zu Stefaninis Geschäftsmodell, zu seiner Rolle als Firmenpatron und Stifter sowie zum Zustand seines Immobilienportfolios und seiner Sammlung. Die Repräsentanten der SKKG sowie der assoziierten Immobilienfirma standen für Auskünfte nicht zur Verfügung. Insgesamt fanden Gespräche mit rund 100 Personen statt. Alle Zitate aus den Interviews wurden von den befragten Personen autorisiert. Eine wichtige Quelle war der Briefwechsel aus dem Nachlass von Hans Robert Jenny, einem lang jährigen Freund und Geschäftspartner Stefaninis, im Archiv für Zeitgeschichte. Gemeinsam bauten die beiden ihre Immobilienund Verwaltungsfirmen – die Terresta AG und die Verit Immobilien AG – auf. Sie teilten auch dieselbe Weltanschauung, der sie mit der Gründung ihrer eigenen Stiftungen – Stefanini mit seiner SKKG, Jenny mit der Stiftung für abendländische Besinnung (STAB) – Ausdruck verliehen. Ausserdem wurden für dieses Buch weitere Archivalien herbeigezogen, die bis zur Schutzfrist von 30 Jahren zugänglich waren und als gedruckte Dokumente eine bedeutende Rolle in der Beurteilung der teilweise widersprüchlichen münd lichen Überlieferung spielten. Zeitungen waren eine nützliche Ergänzung, insbesondere die seltenen Artikel über Stefanini, die vor der Jahrtausendwende erschienen waren, aber auch die aktuelle Berichterstattung zu den Erbstreitigkeiten. Die Publikation legt grossen Wert auf Objektivität und Unabhängigkeit. So wurde sie weder von der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte noch von der Familie Stefanini formell autorisiert. Um dem Anspruch auf sachliche Korrektheit zu genügen, wurden unsichere Informationen durch eine zweite Quelle verzifiziert oder weggelassen. Das vorliegende Buch setzt viele kleine Mosaiksteine zu einem Gesamtbild zusammen. Dieses Unterfangen wurde vor allem dadurch erschwert, dass auch die Personen in Stefaninis Umfeld ein ambivalentes Bild von ihm zeichneten. Man sah ihn wahlweise als erfolgreichen Visionär und Unternehmer oder als gescheiterten Sonderling. Dieses Buch nähert sich von beiden Seiten der Figur Bruno Stefanini und macht damit den Schritt vom Entweder-oder zum Sowohl-als-auch. Es will die Gegensätze und Widersprüche 10
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vereinen und vorschnelle Urteile vermeiden. Es ist der Versuch einer kritischen Würdigung Bruno Stefaninis und seines Vermächtnisses – nicht schwarz und weiss, sondern in all seinen Facetten. Miguel Garcia, im November 2015
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Kapitel 1
Vom Sündenbock zum Millionär
Kindheit im Wirtshaus
Bruno Stefanini wuchs in einem Wirtshaus auf. Seine Eltern führten seit 1930 die Genossenschaftsbeiz Zum Salmen an der Marktgasse in der Winterthurer Altstadt. Der Vater stand von früh bis spät in der Küche, die Mutter servierte. «Bruno hatte einen grossen Dachstock und wollte immer, dass ich zum Spielen zu ihm komme, weil seine Eltern keine Zeit für ihn hatten», erinnert sich ein Primarschulfreund. Vielleicht formten die schwierigen sozialen Umstände seinen eigenwilligen Charakter, in dem sowohl seine geschäftlichen Erfolge als auch seine gesellschaftlichen Schwierigkei ten wurzelten. Stefaninis Vater, Giuseppe Antonio, stammte aus einer Bauernfamilie im piemontesischen Städtchen Trecate. Er folgte dem Vorbild vieler seiner Landsleute, als er mit 14 Jahren von zu Hause wegzog und sich im Ausland auf die Suche nach Arbeit begab. Zuerst verschlug es ihn nach Basel, wo er als Erdarbeiter seinen Lebensunterhalt verdiente, später ins Wallis nach Naters, wo er als Handlanger beim Bau der Lötschbergbahn half. 1911 kam er zum ersten Mal nach Winterthur. Giuseppe Stefanini gehörte zur ersten Welle von italienischen Gastarbeitern, die zwischen 1880 und dem Ersten Weltkrieg in die Schweiz einwanderten. Rund 260 000 Immigranten nutzten die Einreise- und Niederlassungsfreiheit, die um die Jahrhundertwende herrschte. Die Gastarbeiter kamen vorwiegend aus den Ländern südlich der Alpen, sodass die Italiener die Deutschen allmählich als grösste Ausländergruppe ablösten. Die meisten von ihnen arbeiteten an den grossen Infrastrukturprojekten oder im Häuserbau. Mit ihrer Hilfe konnte in dieser Zeit das Schweizer Eisenbahnnetz massiv ausgebaut werden. Als Stefaninis Vater nach Winterthur kam, lebten etwa 500 seiner Landsleute in der Stadt, die damals noch nicht mit den Aussen13
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gemeinden zusammengewachsen war. Sie machten rund 5 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Stefanini arbeitete in Winterthur zuerst als Rohrleger am Bau der Unterführung der Zürcherstrasse und an der Eindolung der Eulach mit, danach fand er, nach Jahren der Wanderarbeit, eine Festanstellung bei der Firma Albert Rohrer & Co., wo er seine zukünftige Frau kennenlernte: Elisabetha Katharina Hüppi, die aus dem Kanton Glarus kam, war bei Rohrers als Dienstmädchen angestellt. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs meldete sich Giuseppe Stefanini jedoch zum Militärdienst und kämpfte als Bersagliere – eine Spezialtruppe des italienischen Heers – an der Isonzofront gegen Österreich-Ungarn. 300 000 Italiener gerieten in den insgesamt zwölf Isonzoschlachten in Kriegsgefangenschaft, unter ihnen auch Stefanini. Er überstand die Gefangenschaft und kehrte 1920 nach Winterthur zurück, erhielt eine Stelle bei der städtischen Gas- und Wasserversorgung und heiratete Elisabetha Hüppi. Am Weihnachtsabend des folgenden Jahres kam ihr erstes Kind, Aldo, zur Welt. 1922 bezog die Familie eine Wohnung im Eichliacker in Winterthur-Töss. Das Quartier lag an der Bahnlinie zwischen den beiden grossen Fabrikbetrieben Sulzer und Rieter und wurde im Zuge der Industrialisierung zu einem dicht besiedelten Arbeiterviertel. Das Haus, in dem die Familie wohnte, wurde wie viele andere in dem Quartier von der Gesellschaft für Erstellung billiger Wohnbauten (GEbW) erstellt, die von den Industriellen ins Leben gerufen worden war, um für ihre Mitarbeiter günstigen Wohnraum zu schaffen. 1922 fand auch die Eingemeindung der heutigen Stadtviertel Töss, Wülflingen, Veltheim, Oberwinterthur und Seen statt. Winterthur hatte sich jahrelang dagegen gewehrt, weil es durch die Integration der ärmeren Dorfgemeinden und der sozialistisch gesinnten Arbeiterschaft mögliche Nachteile fürchtete. Am 5. August 1924 wurde Bruno, das zweite Kind von Giuseppe und Elisabetha Stefanini, geboren. Nun war die Wohnung in Töss zu klein, und die Familie zog in das Haus an der Steinberggasse 9 in der Winterthurer Altstadt. Zu diesem Zeitpunkt hätten die Eltern wohl kaum gedacht, dass ihr jüngerer Sohn die Liegenschaft 14
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1 Giuseppe Stefanini
kam Anfang des 20. Jahrhunderts als
Handlanger nach Winterthur und führte später die Genossenschaftsbeiz Zum Salmen. Er galt als fleissiger Arbeiter und war im genossenschaft lichen Umfeld gut vernetzt.
2 Elisabetha Hüppi stammte aus dem Kanton Glarus. Sie führte zusammen mit ihrem Mann das R estaurant und hatte nur wenig Zeit, sich um ihre beiden Kinder, Aldo und Bruno, zu kümmern.
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später einmal kaufen würde. 1928 beantragte Giuseppe Stefanini die Einbürgerung. Sein Leumund sei ungetrübt, schrieb sein Arbeitgeber: «Stefanini hat sich bis jetzt stets als solider, ausserordentlich fleissiger und tüchtiger Arbeiter von besten Charaktereigenschaften ausgewiesen.» Auch sein ehemaliger Vermieter in Töss stellte ihm ein gutes Zeugnis aus, und so wurde er in den Kreis der Winterthurer Bürger aufgenommen. 1930 übernahm Giuseppe Stefanini als Wirt das Restaurant Zum Salmen. Es gehörte der Società Cooperativa, einer Konsumgenossenschaft, die 1906 von italienischen Arbeitern als eine Art Selbsthilfeorganisation gegründet worden war. Die «Copi», wie sie im Volksmund genannt wurde, verkaufte direkt aus Italien importierte Produkte zu günstigen Preisen und war jahrzehntelang der einzige Ort in Winterthur, an dem man Salami oder Mortadella erhielt. Italienische Weine wurden waggonweise importiert und offen verkauft für 1 bis 2 Franken pro Liter. Das Kilogramm Teigwaren kostete weniger als 1 Franken. Auch die einheimische Bevölkerung begann, an den mediterranen Spezialitäten Gefallen zu finden, und das Geschäft florierte. So betrieb die Genossenschaft bis zum Ersten Weltkrieg mehrere Verkaufsstellen, zwei Restaurants und eine Arbeiterbibliothek mit Lesesaal. Mit dem Ausbruch des Weltkriegs wurden viele Italiener in die Armee eingezogen, und die Genossenschaft musste ihre Aktivitäten weitgehend einstellen. Nach dem Krieg nahm die Cooperativa die Geschäfte wieder auf und kaufte ein Haus an der Stadthausstrasse am Rande der Winterthurer Altstadt, wo das Ladenlokal bis zum endgültigen Ende der «Copi» blieb. Gleichzeitig siedelte die Genossenschaft ihre Beiz in den «Salmen» um, welcher der Brauerei Haldengut gehörte. Ende der 1920er-Jahre stellten die Genossenschafter ausserdem noch eine Fürsorgekasse und einen Unterstützungsfonds auf die Beine. 1935 wurde Giuseppe Stefanini zum Vorsteher der Società Cooperativa gewählt und lenkte dreissig Jahre lang deren Geschicke. Er bot vielen Familienangehörigen und Freunden Arbeit, und der «Salmen» war ein wichtiger sozialer Bezugspunkt. In der Nachkriegszeit erreichte die Cooperativa unter dem ehrgeizigen Präsidenten einen Jahresumsatz von bis zu 1,7 Millionen Franken. Nach 16
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3 Gemeinsame Freizeit war selten. Die beiden Söhne halfen schon früh im elterlichen Betrieb mit. Bei dem Spaziergang im Jahr 1933 war Bruno Stefanini
(ganz rechts) neun Jahre alt.
dem Rücktritt Stefaninis führten Misswirtschaft und das Aufkommen der Grossverteiler zum Niedergang der Konsumgenossenschaft. 1973 musste der Laden schliessen, drei Jahre später – am 70. Geburtstag der Cooperativa – auch das Restaurant im «Salmen». Die sozialdemokratische Zeitung DAZ bemerkte dazu wehmütig: «Der Geist von Solidarität und genossenschaftlicher Bruderhilfe ist im Rausch der Hochkonjunktur unbemerkt eingeschlafen.»
Starthilfe des Vaters
Giuseppe Stefanini spannte seine beiden Söhne schon als Jugendliche in den Betrieb der Società Cooperativa ein. Aldo arbeitete im Restaurant und übernahm in den 1950er-Jahren die Leitung der Kantine im neuen Wohlfahrtshaus der Firma Sulzer in Oberwinterthur, wo er über Jahrzehnte Industriearbeiter verköstigte. Bruno 17
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half bei der Verwaltung der Restaurants und Läden, die der Vater, der nur über zwei Jahre Schulbildung verfügte, als Vorsteher zu beaufsichtigen hatte. Daneben betreuten die Stefaninis auch Liegenschaften italienischer Bekannter in Winterthur. Erfolg und sozialer Aufstieg war ihr Ziel, das sie stets vor Augen hatten. Während des Zweiten Weltkriegs kam Giuseppe Stefanini zu etwas Geld und begann, selber Liegenschaften zu kaufen. Sein Einstieg ins Immobiliengeschäft erfolgte über Baugenossenschaften. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts hatten die Indus triebetriebe in Winterthur immer mehr Menschen angezogen. Die Provinzstadt an der Eulach wurde zum Brotkorb der Region. Die Gesellschaft für Erstellung billiger Wohnbauten konnte mit dem enormen Bevölkerungswachstum aber nicht Schritt halten, und die Wohnungsnot wurde zum politischen Dauerbrenner. Während des Zweiten Weltkriegs spitzte sich die Lage weiter zu. 1941 fiel der Leerwohnungsstand für Vierzimmerwohnungen auf 0,2 Prozent – heute gehen Experten für das reibungslose Funktionieren des Markts von Werten zwischen 1 und 3 Prozent aus. Deshalb begann die öffentliche Hand, genossenschaftliche Wohnbauten zu subventionieren. Zu dieser Zeit existierten in Winterthur 15 Baugenossenschaften. Drei von ihnen tauchen im Umfeld der Familie Stefanini immer wieder auf. Sie wurden um 1930 gegründet, und im Vorstand befanden sich teilweise dieselben Handwerker. Die Stefaninis kauften in den 1940er- und 1950er-Jahren von diesen Genossenschaften mindestens 13 Mehrfamilienhäuser, zuerst Vater Giuseppe, dann auch die beiden Söhne. Der Vater, der als Präsident der Società Cooperativa über gute Kontakte verfügte, war vermutlich Mitglied in den Baugenossenschaften und hatte damit ein Vorkaufsrecht, das er später an seine Kinder übertragen konnte. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Giuseppe Stefanini bereits ein ziemlich wohlhabender Mann. 1946 überschrieb er seinem Sohn Bruno als Lohn für dessen Verwaltungsarbeit zwei Liegenschaften. Mit den beiden dreistöckigen Neubauten an der Wart strasse im Winterthurer Neuwiesenquartier verdiente der damals 22-jährige Student sein erstes eigenes Geld. Damit stiftete Giuseppe 18
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4 Bereits als 22-Jähriger besass Bruno Stefanini seine ersten beiden Liegenschaften an der Wartstrasse in Winterthur. Er erhielt sie von seinem Vater, der über gute K ontakte zu Baugenossenschaften verfügte.
5 Giuseppe Stefanini begann während des Zweiten Weltkriegs, eigene Liegenschaften zu kaufen. Sein Sohn Bruno half ihm bei der Verwaltung und fand so den Einstieg ins Immobiliengeschäft.
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Stefanini das Startkapital für einen rasanten Aufstieg: Zehn Jahre später überholte Bruno seinen Vater mit einem Vermögen von 327 000 Franken, nochmals fünf Jahre später war er Millionär. Ohne die Starthilfe seines Vaters wäre ihm das wohl kaum gelungen. Denn vorerst hatte nichts auf eine steile Karriere hingedeutet. Im Gegenteil.
Sündenbock im Friedhofsskandal
Die Schulzeit von Bruno Stefanini wurde von einem folgenreichen Zwischenfall überschattet. Nach der Primar- und der Sekundarschule trat der intelligente Stefanini im Frühling 1939 in die Kantonsschule im Lee ein, wo er eine naturwissenschaftliche Matura machen sollte. Gleichzeitig wurde er Mitglied in der Mittelschulverbindung Fraternitas, wo er den Namen «Türgg» erhielt. Er spiele auf seine ausländische Herkunft an, vermuteten seine Klassenka meraden, die ihn noch heute so nennen. Seinen Kindern erzählte Stefanini, sein Übername sei ein mundartliches Wort für einen «Chrampfer» oder «Abenteurer». Damals war man entweder bei den Pfadfindern, bei den Kadetten oder in einer Verbindung. In Winterthur gab es drei Mittelschulverbindungen: Die Vitodurania war die älteste und traditionellste Verbindung. Sie wurde 1863 ins Leben gerufen und rühmte sich ihrer Mitglieder aus angesehenen Winterthurer Familien, die der Verbindung nach dem Motto «wie der Vater, so der Sohn» die Treue hielten. Die «Vito» war berüchtigt für den «Paragrafen 11» in ihren Statuten, der einen Trinkzwang für die Versammlungen vorsah. Die zweitälteste Verbindung, die Humanitas, wurde Ende des 19. Jahrhunderts als Kind der reformerischen Abstinenzlerbewegung gegründet und existiert heute nicht mehr. Die Fraternitas, der Stefanini angehörte, war mit Gründungsjahr 1918 die jüngste der drei Mittelschulverbindungen. Die heute noch geltenden Verbindungsfarben Gelb und Schwarz – in Analogie zum Kyburgerwap pen – sowie das Verbindungsmotto «Amicitia in libertate» (Freundschaft in der Freiheit) wurden zu Stefaninis Schulzeit festgelegt. Gemäss der Jubiläumsfestschrift von 1968 stammten überdurch20
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6 Bruno Stefanini war ein kluger Schüler, musste aber nach einem disziplina rischen Zwischenfall die Schule verlassen. Seither hatte er eine zwiespältige Beziehung zu seiner Heimatstadt Winterthur.
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an die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) – zur Prüfung konnte er gleichzeitig wie seine alten Schulkameraden antreten. «Darauf war er sehr stolz», sagt seine Tochter Bettina. Die Matura machte er nie. Zu seinen Klassenkameraden, die sich für ihn eingesetzt hatten, behielt Stefanini zeit seines Lebens einen freundschaftlichen Kontakt. Sein Verhältnis zu Winterthur war jedoch seit dem Abgang von der Schule getrübt.
Patriotismus und Militärdienst
Wer wie Stefanini in der Zeit des Zweiten Weltkriegs aufwuchs, dem wurde der Patriotismus geradezu eingeimpft. Nur mit vaterländischer Gesinnung und nationalem Zusammenhalt könne man der Gefahr durch die Achsenmächte trotzen, lautete der Tenor der Zeit. Die Landesausstellung von 1939 gab die ideologischen Leit linien der Geistigen Landesverteidigung vor. Die Landi verband Heimatidylle und Widerstandskraft zu einer wirkungsvollen Propaganda, die alle Bereiche der Gesellschaft durchdrang. «Der Patriotismus wurde in der Schule sehr gefördert», erinnert sich ein Klassenkamerad von Stefanini. Insbesondere der Geschichtslehrer Werner Ganz, Verfasser einer zweibändigen Winter thurer Stadtgeschichte, trimmte die Schüler auf den Kurs der Geistigen Landesverteidigung. Auch in der Mittelschulverbindung zeigten seine Vorträge Wirkung: Als sich die Mitglieder fragten, ob es sinnvoll sei, die Verbindung in Kriegszeiten aufrechtzuerhalten, schlug der Präsident patriotische Töne an: «Als echte Fraternitaner werden wir unserm Vaterlande zeigen, was es an seiner studierenden Jugend besitzt.» Und so sangen sie an ihren Versammlungen Studenten- und Heimatlieder mit Titeln wie Willst du dein Dienstbüchlein zerreissen? oder Du bist mein Kamerad. Bruno Stefanini fiel in dieser Zeit durch einen besonderen Eifer auf, wie sein ehemaliger Schulkamerad Max Steffen erzählt, der später selbst an der Kantonsschule Geografie unterrichtete. «Während des Kriegs gab es zwei Gruppen in der Klasse, die oft Krach hatten: diejenigen, die mit den Achsenmächten sympathisierten, und diejenigen, die auf einen Sieg der Alliierten hofften.» Die Anhänger 24
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Kapitel 2
Die Plattenbauten und Lotterbuden des Immobilienkönigs Pionier des Baubooms
Sein Vermögen verdiente Stefanini mit Neubauten im Bauboom der Nachkriegszeit. Treuer Wegbegleiter, Freund und Vorbild war ihm der Zürcher Hans Robert Jenny (1912–1996). Zusammen bauten sie ihre Immobilienfirmen und ihre Stiftungen auf. Jenny hatte nach dem Zweiten Weltkrieg ein Treuhandbüro eröffnet und war über private Kontakte an seinen ersten Bauauftrag gekommen. Der zwölf Jahre ältere Jenny lernte Stefanini 1950 im Büro eines Architekten in Zürich kennen. «Er fiel mir auf durch seinen markanten Gesichtsausdruck und seine klaren Formulierungen», schrieb Jenny in seinem Buch über seine Anfangszeit als Bauunternehmer. «Eigentlich trafen wir uns als Konkurrenten, aber wir erkannten, dass Zusammenarbeit mehr bringt als Neid.» So realisierten sie gemeinsam ihr erstes Projekt, den Verkauf der Überbauung im Bramen in Kloten. Dabei handelte es sich um das erste Hotel am Flughafen, der zu diesem Zeitpunkt erst aus einer Blindlandepiste bestand. Doch der Flughafenausbau in den folgenden Jahren brachte immer mehr Kundschaft in die Region. Damit bewies das Duo Jenny-Stefanini einen guten Riecher für die Entwicklung des Markts und einen Pioniergeist, der ihnen mehrmals zu Erfolgen verhalf. «Aber der Aufstieg war kein Spaziergang. Er führte uns ‹per aspera ad astra› [durch Mühsal zu den Sternen]», schrieb Jenny rückblickend. Es mangelte den Grünschnäbeln an Erfahrung und vor allem an flüssigen Mitteln. Denn nach dem Krieg herrschte eine gedämpfte Stimmung. Die Wirtschaft wuchs zwar, aber man traute der Ruhe nicht; zu präsent war die Erinnerung an die Weltwirtschaftskrise zehn Jahre nach dem Ersten Weltkrieg. Die Banken vergaben deshalb sehr zurückhaltend Kredite. Das niedrige Lohnniveau und die kriegsbedingte Verknappung der Materialien erschwerten das Bauen zusätzlich. Zu Beginn der 1950er-Jahre gab es 35
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in der Schweiz nur zwei Immobilienfonds. Jenny und Stefanini sahen darin eine Marktlücke. Gemeinsam mit der Handelsbank als Investorin gründeten sie 1955 den Immofonds. Neben der Handelsbank war auch die Bau AG von Albert Lück beteiligt, der drei Jahre zuvor in Zürich-Wiedikon das erste Hochhaus im Mittelland gebaut hatte und später eine Stiftung gründete, die noch heute Bau forschung an der ETH fördert. Die Bau AG, Jenny und Stefanini brachten zu Beginn insgesamt sechs eigene Häuser ein. Innerhalb von zehn Jahren konnten sie durch Neubauten den Bilanzwert von 4 auf 250 Millionen erhöhen. Die Projekte des Immofonds bildeten in der Anfangszeit das Rückgrat der Bau- und Verwaltungstätigkeit von Stefanini und Jenny, die in den folgenden 20 Jahren zu wich tigen Triebkräften des Baubooms im Kanton Zürich wurden. Auslöser des Booms war das rasante Bevölkerungswachstum in der Nachkriegszeit. Dieses heizte, zusammen mit dem steigenden Wohlstand und den erhöhten Ansprüchen an Wohnkomfort, die Nachfrage nach Wohnfläche enorm an. Der Anteil der Baubranche am Bruttoinlandsprodukt stieg zwischen 1945 und 1975 von 3 auf 11 Prozent. Gebaut wurde vor allem in den grösseren Städten und den Landgemeinden rundherum, die allmählich zu Agglomerationen heranwuchsen. Gewiefte Unternehmer erkannten das Potenzial der unbebauten Äcker und Wiesen an zentrumsnaher Lage und kauften günstig Land ausserhalb der Bauzonen. Sie rechneten damit, dass das Wachstum anhalten, ihre Grundstücke früher oder später in Bauland umgewandelt und damit massiv an Wert gewinnen würden. Die vorvertraglichen Kauf- und Tauschprozesse mit den Landwirten waren aufwendig in der föderalistisch aufgeteilten Schweiz. Oft wurden die Geschäfte über Mittelsmänner eingefädelt, die gegen Provision Informationen über zum Verkauf stehende Grundstücke an Baufirmen weiterleiteten. Kam ein Bauprojekt zustande, verdienten alle gut daran. Dabei konnten die Unternehmer auf die grosszügige Unterstützung der Behörden zählen, die angesichts der anhaltenden Wohnungsknappheit auf sie angewiesen waren. Diese Spekulationen liessen die Bodenpreise in die Höhe schnellen. So erwarben Jenny und Stefanini etwa Anfang der 1950er-Jahre ein Grundstück in Wallisellen, mussten aber wegen 36
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11 Der erste Neubau von Jenny und Stefanini in Opfikon-Glattbrugg ist typisch für die frühen 1950er-Jahre. Die gemeinsamen Bauprojekte in den «Flughafen gemeinden» im Glatttal, die zum Brennpunkt des Baubooms im Kanton Zürich wurden, bildeten das Fundament ihrer Bau- und Verwaltungstätigkeit.
Schwierigkeiten beim Landkauf drei Jahre warten bis zum Bau beginn. In dieser Zeit hatte sich der Grundstückspreis von 18 auf 40 Franken pro Quadratmeter mehr als verdoppelt. Mit dem Ankauf von potenziellem Bauland erwarb sich Stefanini schon früh den Ruf eines Spekulanten, der bis heute an ihm haften bleiben sollte. Noch 2012 verwarf das Stimmvolk in Elgg bei Winterthur den Vorschlag des Gemeinderats, ein Grundstück von Stefanini einzuzonen, mit dem Argument, man solle jemandem, der Land «horte», nicht noch einen Gefallen tun. Stefanini selber wies den Vorwurf der Spekulation stets von sich, mit der Begründung, er würde nur kaufen und nicht verkaufen. Mehrheitlich hielt er sich an seinen Grundsatz. Noch heute besitzt der umtriebige Unternehmer etliche Grundstücke ausserhalb der Siedlungsgebiete in Winterthur und anderen Gemeinden, die er für eine spätere Bebauung erworben hatte. Die hohen Profitraten in der Hochkonjunktur verdankten die 37
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Winterthurers. Heute schätzt man in Wettingen die grosszügigen Wohnungen in den Wohntürmen an guter Lage. Bezüglich der zukünftigen Instandhaltung der Gebäude und der Pflege der Aussenräume habe man ein gutes Einvernehmen mit dem Eigentümer, sagt Gemeindeammann Markus Dieth. Er hofft, dass der Aussenraum baldmöglichst im Sanierungsprogramm in Angriff genommen werden kann. Im Parterre befinden sich Praxisräume, ein italienisches Restaurant, ein Solarium, eine Spielgruppe und ein Discounter. Echte Kritik an den Stefanini-Hochhäusern hört man in Wettingen heute nicht mehr, aber ein bisschen Wehmut scheint immer noch mit ihnen verbunden zu sein.
14 Um dem rasanten Bevölkerungswachstum in der Hochkonjunktur Rechnung zu tragen, plante Wettingen in den 1950er-Jahren ein neues, modernes Stadt-
zentrum. Stefanini, dem ein Grossteil des Landes gehörte, erstellte dazu vier Hochhäuser mit mehreren Hundert Wohnungen im Plattenbau.
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15 Die Vision von der Wettinger City konnte schliesslich nicht verwirklicht
erden. Das geplante Einkaufszentrum und der Gemeindesaal scheiterten an w der mangelnden Kooperationsbereitschaft Stefaninis.
Das Parkhaus der Zukunft
Ein wahrer Geniestreich gelang Bruno Stefanini mit dem Parkhaus auf dem Archplatz neben dem Bahnhof Winter thur. Als in den 1960er-Jahren der Boom des individuellen Automobilverkehrs einsetzte, gelang es Stefanini als Vorstandsmitglied der City-Vereinigung Junge Altstadt, neben der Stadt Winterthur viele Gewerbetreibende für die Idee eines Parkhauses zu gewinnen. Mit der technischen Aus führung wurde das Ingenieurbüro Weder + Prim aus Zürich beauftragt, das zu dieser Zeit im Bereich der vorgefertigten Betonelemente schweizweit führend und bereits beim Bau der Hochhäuser in Wettingen involviert war. Der Parkhausbau mit vier Etagen à je 100 Parkplätze wurde 1968 in nur drei Monaten fertiggestellt und kostete 1,2 Millionen Franken. «Damit war ein Parkplatz nur halb so teuer wie in vergleichbaren Parkhäusern», schwärmt Ingenieur Hanspeter 45
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Kapitel 3
Ein Sammler mit patriotischer Mission
Panzer, Schreibtisch, Limousinen
Nachdem sich Bruno Stefanini ab Mitte der 1970er-Jahre sukzessive aus dem Baugeschäft zurückgezogen hatte, begann er, sein Vermögen und die Erträge aus seinen Immobilien in den Aufbau einer riesigen Sammlung von historischen Gegenständen und Kunstwerken zu investieren. 1980 folgte der damals 56-Jährige dem Vorbild seines Geschäftspartners und Freundes Hans Jenny, der bereits seit 1968 eine eigene Stiftung hatte, und gründete die Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG). Damit habe er von seinen kommerziellen Ambitionen Abschied genommen, lobte ihn Jenny: «Du hast Dich von den pekuniären Niederungen zum Olymp der aristokratischen Kreativität emporgeschwungen. Du hast damit auch Deinem Leben einen tieferen Sinn gegeben», schrieb er seinem Freund. Mit dem gleichen Eifer, mit dem er zuvor Häuser gebaut und gekauft hatte, baute der millionenschwere Stefanini seine Sammlung auf. Die Sammelleidenschaft nahm ihn so sehr in Beschlag, dass er Angebote für Neubauten aus Zeitgründen ablehnte. Stattdessen war er Dauergast in allen grossen Auktionshäusern der Schweiz. Stefaninis Interesse galt zuerst vor allem historischen Objekten. Den Ausgangspunkt bildeten Militaria. Stefanini, der selber über 1000 Tage Militärdienst leistete, konnte sich schon früh für historische Waffen begeistern. Für die Offiziere der Aktivdienstgeneration gehörte es damals zum guten Ton, ein paar alte Hellebarden oder Gewehre zu besitzen. Der Historiker und Experte für antike Waffen, Jürg A. Meier, erinnert sich, wie er Stefanini 1972 die erste Rüstung vermittelte. Stefanini begann, im grossen Stil militärische Gegenstände aller Art zu kaufen. Er nahm anfänglich persönlich und später per Telefon an allen Waffenauktionen in der Schweiz und teilweise auch im benachbarten Ausland teil. «Eine Zeit lang hat er in ganz Europa Waffen zusammengekauft», sagt Meier. Mittlerweile 91
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nini vom EMD einen ausrangierten Zenturion-Panzer. Das Raupenfahrzeug soll laut Augenzeugen mit wehender Schweizer Flagge über eine eigens dafür gebaute Rampe in die unterirdischen Räume des Brestenbergs gerollt sein, wo er heute noch steht.
Unerfüllte Museumsträume
Mit dem Ausbau seiner Sammlung entstand bei Stefanini die Idee für ein eigenes Museum. Prädestiniert dazu waren die vier Schlösser zwischen Boden- und Genfersee, die der Stifter zwischen 1979 und 1987 kaufte: Schloss Salenstein und Luxburg am Bodensee, Schloss Brestenberg am Hallwilersee und Grandson am Neuenburgersee. Die Ideen reichten vom Ortsmuseum über ein Napoleon- Museum bis zu einer grossen Dauerausstellung zur Geschichte des Abendlandes. In Brestenberg liess Stefanini sogar für 50 Millionen Franken eine mehrstöckige unterirdische Museums- und Kulturgüterschutzanlage bauen. Doch alle visionären Pläne blieben – mit Ausnahme von Schloss Grandson, wo schon vorher eine Ausstellung bestand – bloss Ideen oder existierten nur auf dem Papier. So sprach der Tages-Anzeiger bereits 1990 von Stefaninis «Museums- Alpträumen». Die Gründe für das Scheitern der Projekte sind in äusseren Widerständen wie auch im eigensinnigen Charakter des Sammlers zu suchen.
Ortstermine: Museumspläne und Schlösser Salenstein
Das erste Museumsprojekt fasste Stefanini auf Schloss Salenstein in der gleichnamigen Gemeinde des Kantons Thurgau ins Auge. Das Schloss thront auf einem Felsen über dem Untersee und ist das Wahrzeichen der Gemeinde. Mit dem Untergang der alten Eidgenossenschaft verlor es wie die meisten anderen Wehr- und Herrschaftsbauten seinen ursprünglichen Zweck. Das Schloss verlotterte zunehmend, so dass ein Teil abgebrochen werden musste. 1841 kaufte es ein 110
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28 Auf Schloss Salenstein plante Stefanini ein Museum mit Gegenständen von
Napoleon Bonaparte. Weil es jedoch auf dem benachbarten Schloss Arenenberg bereits ein Museum für Napoleon III. gab und sich Widerstand der Anwohner abzeichnete, lehnte die Gemeinde das Projekt ab. So steht das Schloss seit 35 Jahren leer.
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Kantonsrat, der das baufällige Gebäude gründlich renovieren liess. Danach wechselte es mehrmals den Eigentümer – von einer englischen Lady über einen Spekulanten aus Zürich bis zu einem sächsisch-weimarischen Kammerherrn –, was dem Zustand des Schlosses nicht zuträglich war. 1959 landete es im Besitz des englischen Schriftstellers und Millio närs Norman Budgeon, der es abermals aufwendig restau rieren und auch die baufälligen Häuser im Schlosshof auf Vordermann bringen liess. 1979 kaufte es schliesslich Bruno Stefanini für seine SKKG. «Es hiess, der neue Besitzer sei ein Neureicher und ihm gehöre halb Winterthur», sagte der damalige Vize-Gemeindeammann gegenüber der Thurgauer Zeitung rückblickend. Stefanini plante auf Schloss Salenstein ein Museum mit seinen Napoleon-Gegenständen. Dazu wäre er auch bereit gewesen, mit dem Schloss Arenenberg zusammenzuarbeiten, das in der gleichen Gemeinde liegt und ein Museum über Napoleon III. beherbergt, weil dieser eine Zeit lang dort gewohnt hatte. Doch der Gemeinderat Salenstein winkte ab: Man wollte neben dem kantonalen Schloss Arenenberg nicht noch ein zweites Museum mit einer Trägerschaft, die keine Steuern zahlte. Zudem wurde kritisiert, Napoleon I. hätte keinen Bezug zum Schloss Salen stein gehabt. Widerstand kam auch von den vermögenden Bewohnerinnen und Bewohnern der umliegenden Villen an der Bodenseeriviera, die den Besucherandrang und den Verkehr fürchteten. Stefanini verspielte sich aber auch Goodwill bei der Gemeindebehörde. Er sei wie ein «Kolonialherr» aufgetreten, sagte der ehemalige Gemeindeammann Peter Forster in der Presse. Stefanini habe Forderungen gestellt wie etwa die Errichtung einer mehrere Meter hohen goldenen Christusplastik von Hans Jörg Limbach oder den Bau eines Carparkplatzes, welche die Gemeinde nicht erfüllen konnte und wollte. Danach hätte Stefanini mit ihnen Katz-undMaus gespielt, sagte Forster vor ein paar Jahren. Nach dem ablehnenden Entscheid der Gemeinde schloss Stefanini die Läden und überliess das Gebäude sich selbst. 112
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30 Jahre lang machte er nichts mehr daran. Das Schloss wurde von Efeu überwachsen, Ziegel fielen vom Dach, der Verputz bröckelte ab und die Schlossuhr verrostete. Schloss Salenstein wurde zum Sorgenkind unter den knapp 60 Schlössern im Kanton Thurgau. Die Gemeinde musste zusehen, wie das einst glanzvolle Gebäude verkam. Stefanini lamentierte, er hätte das Schloss gar nie kaufen sollen. Bereits 1990 präsentierte ihm die Gemeinde einen Interessenten. Trotzdem war Stefanini, der sich kaum je in Salenstein blicken liess, nicht bereit, es zu veräussern. In der Gemeinde, in der sich noch vier andere Schlösser befinden – darunter auch das Schloss Eugensberg des Winterthurer Selfmademan Rolf Erb –, gab man die Hoffnung auf einen gütlichen Ausgang beinahe auf. Seit Markus Brunner in der Stiftung sei, habe man jedoch wieder einen besseren Kontakt, sagt Roland Streit, der bis 2015 Gemeindeammann war. Dächer und Fenster wurden geflickt, und der Efeu beseitigt. Auf die Frage, wie es mit dem Schloss weitergehe, hat Streit aber nach wie vor keine Antwort. Die Gemeinde sei natürlich interessiert am Erhalt des Schlosses. Sie könne es aber allein mit Steuergeldern nicht kaufen, sondern bräuchte eine breite Trägerschaft. «Immerhin sind wir wieder mit der Stiftung im Gespräch.» Luxburg
Die Luxburg im thurgauischen Egnach war das zweite Schloss, das Stefanini kaufte. Das Herrschaftsgebäude geht auf das Jahr 1498 zurück und hatte bis zu seinem Verkauf an den Winterthurer Immobilienkönig bereits 36 Mal den Besitzer gewechselt und dabei einige aussergewöhnliche Schlossherren erlebt. Im 18. Jahrhundert kaufte es ein reicher Färber, der einen Adelstitel anstrebte. Die Bedingung war aber, dass er Grundbesitz vorweisen konnte. Deshalb erwarb er das Schloss Luxburg und erstellte den heute gut sichtbaren, klassizistischen Neubau mit 22 Zimmern. Nachdem er per Dekret von Kaiser Josef II. zum «Grafen von Luxburg» 113
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29 Schloss Luxburg hat eine bewegte Geschichte hinter sich: vom Adelssitz über eine Filmkulisse bis zum Atombunker. Seit Stefanini es 1980 kaufte, steht es leer. Ein vermeintlicher Nachfahre der Grafen von Luxburg zeigte kürzlich Interesse, verschwand aber so plötzlich wieder, wie er aufgetaucht war.
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30 Nur in Grandson konnte Stefanini seine Museumsträume verwirklichen. Dank einer engagierten Stiftung, die das Museum betreut, können der Öffentlichkeit Waffen und Oldtimer gezeigt werden.
hindern. Nach langwierigen Verhandlungen erwarb die Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte des Winterthurer Sammlers das Schloss. Die SKKG steuerte 4 Millionen Franken bei, weitere 3 Millionen kamen vom Bund und vom Kanton Waadt in Form einer Hypothek, unter der Bedingung, dass das Schloss der Öffentlichkeit zugänglich gemacht würde. Die Schlossstiftung erwarb für 1,3 Millionen Franken die Automobilsammlung sowie Teile des Schlossinventars und übernahm gemäss einem Vertrag mit der SKKG die Betriebsführung. Zur Wiedereröffnung am 1. August 1983 empfing der Waadtländer Regierungsrat in einer symbolischen Zeremonie den Schlüssel, und der Bevölkerung wurde auf dem Schlossplatz Erbsensuppe serviert. Seither besuchen jährlich mehr als 50 000 Personen das Schlossmuseum. Gezeigt wird heute nach wie vor die Oldtimer-Ausstellung mit den Fahrzeugen von Winston Churchill und Greta Garbo. In den oberen Geschossen wird ein Teil der mithilfe des Historikers 119
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Brestenberg
Seinen grössten Coup plante Stefanini jedoch auf Schloss Brestenberg in der aargauischen Gemeinde Seengen: Nach Vorbild der königlichen Museen in Brüssel wollte er ein vierstöckiges unterirdisches Museum einrichten, das die Geschichte der Menschheit von den alten Ägyptern bis zu Napoleon erzählt. Das barocke Schloss liegt auf einer kleinen Anhöhe neben dem Hallwilersee. Im 19. Jahrhundert diente es als Kurund Kaltwasserheilanstalt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es als Hotel genutzt und erfreute sich in den gehobenen Kreisen des Kantons grosser Beliebtheit als Ausflugsziel und Veranstaltungsort. In den 1970er-Jahren begann der Stern des Brestenbergs jedoch zu sinken. Immer wieder kündigten die beiden Unternehmer, denen das Schloss seit 1962 gehörte, grosse Umbau- und Erneuerungsprojekte an, ohne sie jedoch umzusetzen. Schliesslich wurden im Winter 1981 die Pforten geschlossen. Stefanini erschien in dieser Situation als Retter in der Not, als er 1986 über seine SKKG das Schloss für 5,8 Millionen Franken übernahm. Man hoffte, dass das stolze Gebäude mithilfe des Winterthurer Unternehmers «nach mehrjährigem Zwischenspiel als trauriges Spekulationsprojekt seine traditionelle Rolle als Bezugspunkt in einer der schönsten Aargauer Gegenden» wieder über nehmen könnte, wie die Neue Zürcher Zeitung berichtete. «Sollte es zustande kommen, wäre dies ein weiteres mustergültiges Beispiel von in der Schweiz möglichem Mäzenatentum», schrieb der Tages-Anzeiger und verwies auf die geglückte Zusammenarbeit in Grandson. Im Hang neben dem Schloss, der zum See hinunterführt, sollte ein unterirdisches Museum gebaut werden, das mit 100 000 Quadratmetern Ausstellungsfläche grösser konzipiert war als das Schweizerische Landesmuseum. Im Schlossgebäude sollten Hotel- und Restaurantbetrieb wiederbelebt werden. In Anlehnung an das Landesmuseum wollte Stefanini die 50 Hotelzimmer mit historischen Interieurs ausstat122
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31 In Brestenberg baute Stefanini einen vierstöckigen Bunker. Dort sollte 1991
zum Jubiläumsfest der Eidgenossenschaft ein Museum eingeweiht werden. Für den Panzer, den er als Dank für sein Engagement bei den «Diamant»-Feiern von 1989 vom Bund erhalten hatte, baute er eigens eine Rampeneinfahrt.
ten, die er aus Herrschaftssitzen wie der Villa Schwarzenbach in Zürich gekauft hatte. Im Museumsbau würde er in mehreren Ausstellungsbereichen der Öffentlichkeit seine Sammlung präsentieren. Zudem sollte es ein Auditorium für Fachtagungen und Konferenzen geben. Und im Museumsshop würde man weniger wertvolle Gegenstände und Bilder aus seinem Fundus kaufen können. Die Einweihung der gesamten Anlage war auf den 1. August 1991 zur grossen 700-JahrFeier der Eidgenossenschaft geplant. Dabei sollte als Hommage an den Schweizer Nationalhelden Wilhelm Tell unter anderem Stefaninis Armbrustsammlung gezeigt werden. Der Brestenberg war immer wieder Bezugspunkt für Stefaninis Visionen. Als Hans Jörg Limbach 1990 starb, versprach er, dessen Skulpturen dort auszustellen. Und als er die Festkulisse der «Diamant»-Ausstellung kaufte, plante er, diese zum Kernstück einer Militaria-Ausstellung zu machen, 123
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Verweise
Onlinegalerie der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte mit 150 Kunstwerken aus der Sammlung: www.stiftung-kkg.ch/online- galerie Webseite einer Interessengemeinschaft von Bewohnerinnen und Bewohnern von Stefanini-Liegenschaften: igbbsl.wordpress.com Webseite des Autors: www.geschichte-winterthur.ch
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Bildnachweis
Archiv für Zeitgeschichte (NL Hans Jenny / 403): 9 Bildarchiv Winterthurer Bibliotheken/Studienbibliothek: 7, 21 Einwohnergemeinde Wettingen (Einladung zur Versammlung der Einwohnergemeinde Wettingen, 26. Juni 1959): 14 ETH-Bibliothek, Hochschularchiv (EZ_Rek_1_1_30721.1): 8
GeoBasis-DE/BKG Google/igbbsl.wordpress.com: 18 Hans Jenny: Umschlag Landbote/Marc Dahinden: 23, 24, 27 Markus Roost: 32 Miguel Garcia: 19, 28, 31 National Archives and Records Administration (NARA): 25 Privatarchiv Veronika Stefanini: 1, 2, 3, 6, 10, 17, 34 Privatarchiv Hanspeter Weder (Broschüre Webesta): 16 Pro Litteris/Urs Oskar Keller: 26 Schweizerischer Beobachter, Dezember 1977: 22 © Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Zürich, Lutz
Hartmann (Ernst Würtenberger, Bildnisgruppe des Kunstvereins-Vorstandes, 1915, Kunstmuseum Winterthur, Geschenk des Vorstandes, 1915): 33
Stadtarchiv Winterthur: 4 (STAW VEB 141-01) Tobias Garcia: 13 Tobias Rüeger: 5, 11, 12, 15, 20, 29, 30
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Miguel Garcia
Bruno Stefanini
Miguel Garcia (* 1984) hat an der Universität Zürich und an der Université de Poitiers Geschichte, Ethnologie und Sozialpsychologie studiert. Zurzeit unterrichtet er Geschichte an einem Winterthurer Gymnasium und in der Erwachsenenbildung in Zürich. Als freischaffender Historiker schreibt er zudem Artikel zu historischen Themen, macht Stadtführungen und beteiligt sich an Ausstellungen und anderen Ver anstaltungen rund um die Geschichte Winterthurs.
Bruno Stefanini brachte es im Bauboom der Nachkriegszeit zum Multimillionär. Er sammelte Kunst und Kuriositäten und schuf eine der grössten Privatstiftungen der Schweiz, angetrieben von einer Sammelleidenschaft, die ihresgleichen sucht. Zuletzt machte seine Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte Schlag zeilen mit einer hochgelobten Ausstellung in Bern und Martigny, aber auch mit Streitigkeiten um Stefaninis Erbe. Er selbst war stets umstritten: einer der wichtigsten Anker- und HodlerSammler, der auf dem Flohmarkt nach Schnäppchen stöberte, ein reicher Immobilienbaron und Schlossherr, der seine Lie genschaften verfallen liess. Gleichzeitig war er ein visionärer Unternehmer, ein charismatischer Patron und Lebemann – Facetten, die bisher unbekannt waren.
Miguel Garcia
Bruno Stefanini Ein Jäger und Sammler mit hohen Idealen
Bruno Stefanini gilt als Phantom. Viele kennen seinen Namen, aber kaum jemand weiss etwas über ihn. Das Buch zeigt erstmals das Lebenswerk von Bruno Stefanini in all seinen Facetten. Basierend auf aufwendigen Archiv recherchen und Gesprächen mit Zeit zeugen zeichnet der Winterthurer Historiker Miguel Garcia die Geschichte eines der grössten Immobilien- und Kunstimperien der Schweiz nach und sucht nach den Ursachen der Erfolge und Misserfolge einer der spannendsten Persönlichkeiten, welche die Schweiz im 20. Jahrhundert hervorbrachte.
ISBN 978-3-03810-146-8
www.nzz-libro.ch
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Verlag Neue Zürcher Zeitung
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