(Un-)heimliches Geld. Parteienfinanzierung in der Schweiz

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Hil mar G er n e t

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Ver l ag Neu e Z端r cher Zei t u n g


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Hilmar Gernet

(Un-)heimliches Geld Parteienfinanzierung in der Schweiz

Verlag Neue Z端rcher Zeitung


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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2011 Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich Lektorat: Ingrid Kunz Graf, Schaffhausen Gestaltung, Satz: Claudia Wild, Konstanz Druck, Einband: Kösel GmbH, Altusried-Krugzell Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf andern Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. ISBN 978-3-03823-672-6 www.nzz-libro.ch NZZ Libro ist ein Imprint der Neuen Zürcher Zeitung

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Inhalt

1 Vorwort

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2 Eine skandalfreie Zone unter Verdacht  Schweigen ist keine Strategie  Geld beeinflusst die politische Agenda  Legitimationsdruck für Unternehmer und Unterlasser

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3 Tabu gebrochen – Parteienfinanzierung in jüngster Zeit  3.1 Parteienfinanzierung im Jahr 2010  SP-Vorstösse zu Transparenz und weniger Chancenungleichheit  «Handlungsbedarf» in einem halben Jahr verflogen  Politik braucht mehr als «Plakatköpfe»  Scheindiskussion mutloser Parteien  Petition der Jugendsession ohne Wirkung  «Nothelfer» für die FDP  FDP: Vorkämpferin für Finanztransparenz?  SP droht mit Transparenz-Volksinitiative  Tabu im Gesellschafts-Magazin angekommen  «Kostspielige» Aktion der SVP  FDP verkauft Plätze auf Wahllisten  Interessiertes Geld und «angekratztes Image»  3.2 Parteienfinanzierung im Jahr 2009  Auf das Märchen folgt das Drama  Korruptionsverdacht zwingt CVP zu Kehrtwende  SP-Trio fordert Transparenz  Steuerabzüge für Parteispenden  Höhere Fraktionsbeiträge: Hochzeit des Populismus  Keine Lotterie, keine Gratis-TV-Spots  Parteien können Verfassungsauftrag nicht erfüllen  3.3 Parteienfinanzierung im Jahr 2008  Big Money von Schweizer Firmen im US-Wahlkampf  Linker Generalverdacht: Käuflichkeit und Korruption  Finanzkrise – Demokratiekrise

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Parteien machen mündige Bürger  OSZE-Bericht kritisiert Intransparenz

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4 Parteienfinanzierung – woher, warum, wie, wohin?  Beziehungsstörung zwischen Parteien und Gesellschaft  Zukunft der Parteien  Parteienfinanzierung: Wirkungen und Nebenwirkungen  Drei Gebote: Transparenz, Staatsfreiheit, Chancengleichheit  Risiken für Subventionsparteien  Verfassung holt Parteien aus dem Dunkeln  Pflicht zur Parteienfinanzierung  Stärke der Parteien ist ihre Schwäche  Funktionen versus Finanzen  Zentralbanken des politischen Vertrauens  Abhängigkeit der «Parteimaschine»  Rechenschaftspflicht «quasi-öffentlicher» Firmen  Starke Konkurrenz: NGO und Verbände  Das Unternehmerische von Parteien  Gesellschaftlicher oder staatlicher Verein  Partei-AG, Partei-Genossenschaft

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5 Geld regiert die Politik?  Gute Perspektiven für Politikmodell Schweiz  Kunde, Wähler, (Teilzeit-)Bürger  Politisierung der Wirtschaft  Schweizerische «Quasi-Politik»  Gekaufte Wahlen  Geld für Unterschriften  Journalismus (ent-)politisiert sich  Überlebenskampf der Parteien in der Kommunikationsgesellschaft  Unternehmen finanzieren Parteien  Öffentliches Sponsoring ist selten  Sponsor, Investor, Mäzen  Unternehmensethik und Parteienfinanzierung  Korruption und Bestechung  Fliessende Grenzen  Sind arme Parteien korruptionsanfälliger?  Neigt Kooperation zu Korruption?

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6 Parteienfinanzierung: Wer zahlt (wie viel)?  Parameter zur Parteienfinanzierung  Geld organisieren ist Parteipflicht  Grossspenden und politische Willensbildung  Politischer Dreisatz zur Transparenz  Spendenverbot  Ungezählte Kriterien zur Parteienfinanzierung  Chancengleichheit und Gleichbehandlung  Nebenwirkungen: Status quo, Verzerrungen im Politikmarkt

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7 Parteienfinanzierung in der Schweiz konkret  Die Ruhe täuscht  Volk will Offenlegung der Parteifinanzen  Swiss Code of Best Practice  Drei Trends: Etatisierung, Kapitalisierung, Kommerzialisierung.  Fördervereine finanzieren Parteien  Abhängigkeit von Grossspenden wächst  Wer zahlt die Wahlen wirklich?  Demokratie zum Dumpingpreis  Parteien subventionierten Fraktionen  Parteienförderung: Studie der Bundesratsparteien (1998)  «Vertrag» zwischen Staat und Partei  Schwache Parteien profitieren vom Tabu  Migros-Modell: untauglich  Stillschweigen ist keine Strategie (mehr)  Parteien an die Börse  Parteien-Protektionismus deregulieren  PPPP-Modelle: Stiftungen oder Fonds  Partei der Nichtwähler spart

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8 Politisches Perpetuum mobile – Parteienfinanzierung im Parlament (1964–2005)  8.1 Überblick: Parlamentarische Vorstösse zur Finanzierung von Parteien und Politik  8.2 1964–1978: Planungsoptimismus und Pression  Postulat Blatti – Subventionen für Fraktionssekretariate (1965)  Motion Schürmann – Richtlinien für die Regierungspolitik (1967) . Richtlinien der Regierungspolitik 1967–1971  Motion Schürmann – Partei- und Verbandswesen (1968)  Parlamentarische Initiative der Fraktionspräsidenten – Fraktionsbeiträge (1970)

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Rechenschaftsbericht: Vollzug der bundesrätlichen Regierungsrichtlinien 1967–1971 (1971)  Postulat Schalcher – Einfluss der Wirtschaftsverbände (1971)  Richtlinien der Regierungspolitik 1971–1975 (1972)  Rechenschaftsbericht: Vollzug der bundesrätlichen Regierungsrichtlinien 1971–1975 (1975)  Motion Kloter – Kontrolle der Wahlausgaben (1975)  Richtlinien der Regierungspolitik 1975–1979 (1976)  Bericht «Zukunft des Parlaments» (1978)  Einfache Anfrage Carobbio – Propaganda der Banken (1978)  Interpellation Hubacher – Abstimmungsfinanzierung (1978)  Motion Auer – Pression auf Parlamentarier (1978)  Fazit 1964–1978: Planungsoptimismus und Pression  8.3 1975/78–1990: Desinteresse und Provokation  Richtlinien der Regierungspolitik 1979–1983 (1980)  Parlamentarische Initiative Hubacher – Schutz der Demokratie (1981/83)  Fragestunde: Hubacher, Jaeger, Weder – Missbrauch öffentlicher Gelder (1984)  Einfache Anfragen Günter – Bundesmittel für Abstimmungen/ Wahlen (1984)  Motion Jaeger – Offenlegungspflicht für Parteifinanzen (1986)  Motion Günter – Staatliche Gelder für Parteien bei Wahlen (1986)  Legislaturplanung 1987–1991 (1988)  Einfache Anfrage Hubacher – Parteienunterstützung schubladisiert (1988)  Einfache Anfrage Longet – Chancengleichheit bei Abstimmungen (1988)  Einfache Anfrage Wyss – Finanzierung von Kampagnen (1989)  Fazit 1975/78–1990: Desinteresse und Provokation  8.4 1988–1992: Parteien-Frühling  Bundesrätlicher Bericht zur Unterstützung der Parteien (1990)  Bundesbeiträge an Parteien für Nationalratswahlen   Unterstützung der Parteien bei Volksabstimmungen  Zustellung des Propagandamaterials bei Nationalratswahlen   Unentgeltliche Abgabe amtlicher Wahlzettel  Administrative Erleichterungen für Partei- und Fraktionssekretariate  Posttarifarische Gleichbehandlung von Parteien und Presse  Abgelehnte Massnahmen zur Parteienförderung  Steuerbefreiung für Parteispenden

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Höhere Fraktionsbeiträge (parlamentarische Initiative NR-Kommission, 1990)  Fraktionsbeiträge: 50 000 oder 80 000 Franken  Beiträge an fraktionslose Parlamentsmitglieder  Beitrag pro Fraktionsmitglied: 7000 oder 9000 Franken  Interpellation Longet – Kompensatorische Abstimmungsfinanzierung (1990)  Motion Longet – Ausgabenkontrolle bei Abstimmungen und Wahlen (1990)  Einfache Anfrage Blocher – Staatliche Abstimmungspropaganda (1992)  Einfache Anfrage Moser – PR-Kampagne für EWR-Vertrag (1992)   Fazit 1988–1992: Parteien-Frühling  8.5 1992/95–2005: Tiefschlag, Verfassungsartikel, Transparenzforderung  Legislaturplanung 1991–1995 (1992)  Parlamentarische Initiative Zisyadis – Transparente Parteifinanzen (1995)  Postulat Gross – Käuflichkeit der direkten Demokratie (1995)  Interpellation Reimann – Politikwerbung elektronische Medien (1995)  Legislaturplanung 1995–1999 (1996)  Einfache Anfrage Bortoluzzi – Abstimmung «Jugend ohne Drogen» (1997)  Legislaturplanung 1999–2003 (2000)  Parlamentarische Initiative Gross – Offenlegung von Beiträgen für Abstimmungen (2000)  Parlamentarische Initiative der Büros (NR, SR) – Höhere Fraktionsbeiträge (2000)  Motion grüne Fraktion – Offenlegung der Parteifinanzen (2000)  Motion Brunner – Entschädigung der Jungparteien (2001)  Interpellation Maillard – Gefährliche Verstrickungen (2002)  Motion Maillard – Verbot der Finanzierung von Parteien (2004)  Interpellation Leutenegger Oberholzer – Einfluss der UBS auf den Bundesrat (2004)  Parlamentarische Initiative Gross – Faire Abstimmungskampagnen (2005)  Fazit 1992/95–2005: Vom Tiefschlag zur Forderung nach Transparenz in Polit-Kampagnen  8.6 Parteienartikel in der Bundesverfassung  Erste Entwürfe für einen Parteienartikel (1973, 1977)  Bundesverfassung 2000

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Verfassungskommission Nationalrat  Verfassungskommission Ständerat  Parteienregister – Erste Konsequenz aus dem Parteienartikel (2002)  Fazit – Parteien in der Verfassung: Nachführung, Finanzierung und Skelett einer Definition  8.7 Vom Geld der Parteien (1964–2005) – eine Würdigung

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9 Plan für eine schweizerische Parteienfinanzierung  Neun politische Hausaufgaben  Einstieg in den Ausstieg der heimlichen Parteienfinanzierung  Transparenz ist ohne Alternative  Ein- und Ausstieg: Projekt für vier Jahre  Runder Tisch  Die souveräne Entscheidung

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Anhang Literatur- und Quellenverzeichnis  Abkürzungsverzeichnis  Anmerkungen  Der Autor

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1 Vorwort

Geschichte wird im vorliegenden Buch als «Anwendungswissenschaft»1 verstanden. Sie richtet sich auf die Beurteilung und Gestaltung des gesellschaftlichen Systems. Es ist das Ziel, eine (zeitgeschichtliche) Auslegeordnung zur Parteienfinanzierung zu liefern und einen Beitrag zur staatspolitischen Debatte über das Geld der Parteien zu leisten. Die publizierten, anonymisierten, historischen (!) Daten illustrieren die realen Grössenordnungen der Parteienspenden für die bürgerlichen Parteien in der Schweiz. Dabei werden echte Zahlen, beispielhaft die Spenden an die CVP Schweiz für die Jahre 1998−2000, verwendet. Aufgrund des historischen Zahlenmaterials eine Extrapolation auf das heutige Spendenvolumen bzw. die heutigen Spender vorzunehmen, ist jedoch unzulässig. Der Grund dafür liegt vor allem in der zurückliegenden Finanzkrise. Sie hat das Verhältnis zwischen Parteien und ihren grossen Spendern wesentlich verändert. Die finanzielle Situation der Parteien ist heute wesentlich prekärer als vor zehn Jahren. In der medialen Öffentlichkeit erfährt das Thema Parteienfinanzierung heute eine grössere Präsenz und stärkere Sensibilität. Das wohl nicht zuletzt durch Transparency International Schweiz oder wegen der OECD, die in den letzten Jahren auf Unzulänglichkeiten (Korruption) im hierzulande praktizierten Modell der Parteienfinanzierung hinwiesen. In einem Wahljahr, wo durch die Bestellung des eidgenössischen Parlaments die grundlegende Legitimation für unser direktdemokratisches Modell und sein politisches Handeln erneuert wird, ist es sinnvoll und notwendig, die Frage des Geldes in der Politik zu thematisieren. Fragen der Transparenz und der Unabhängigkeit der Parteien sind dabei zentral. Nach fast fünfzig Jahren politischer Debatte gilt es, endlich tragfähige, nachhaltige Lösungen zu finden. Die Politik in der Schweiz hat neben dem unbestrittenen Wert auch einen Preis, der weitgehend heimlich bezahlt wurde und wird. Daran dürfte eigentlich niemand ein Interesse haben. Unsere weltweit angesehene direkte Demokratie, deren wichtigste Eigenheit die Offenheit, die «Unheimlichkeit», ist, verdient, dass sie mit «unheimlichem» Geld finanziert wird. Zwischen mir als Autor und dem Untersuchungsgegenstand besteht ein «Subjekt-Subjekt-Verhältnis», wie es Anthony Giddens für die Sozial- und Gesellschaftswissenschaften generell beschreibt. «Der soziologische Beobachter kann das soziale Leben als ‹Phänomen› nicht beobachten, ohne dass sein Wissen darüber seinen ‹Forschungsgegenstand› immer schon mitkonstru-

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iert.»2 Dies trifft auch für mich zu – zwar nicht Soziologe, sondern Historiker –, wie ein Blick auf Stationen meines Berufsweges zeigt: Journalismus, CVP-Generalsekretär, Politik- und Kommunikationsberater. Auch vertrete ich in dieser Publikation ausschliesslich meine persönliche Meinung, die weder mit der Haltung meines gegenwärtigen Arbeitgebers noch mit jener früherer Arbeitgeber übereinstimmen muss. Im deutschsprachigen und angelsächsischen Raum gehen Forscher davon aus, «dass von Parteien bei ihrer heutigen Verfassung zukünftig nicht mehr viel zu erwarten ist».3 Diese Einschätzung teile ich nicht. Meine Faszination für das Phänomen Parteien und seine Erfolgsperspektiven ist ungebrochen. In diesem Sinne ist der präsentierte Text Ausdruck der Zuversicht über das Gelingen einer lebendigen Parteienzukunft. (Un-)heimliches Geld. Parteienfinanzierung in der Schweiz basiert auf der Dissertation «Vom Geld der Parteien. Parteienfinanzierung im eidgenössischen Parlament 1964–2005». Sie wurde 2009 an der Philosophischen Fakultät der Universität Freiburg, Schweiz (Prof. Urs Altermatt) angenommen. Ein besonderer Dank gilt NZZ Libro − Buchverlag Neue Zürcher Zeitung und seinem Leiter Hans Peter Thür für die spontane Bereitschaft, die Debattenpublikation zu ermöglichen. Schenkon, im Januar 2011

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2 Eine skandalfreie Zone unter Verdacht

Die Schweiz kann in Sachen Parteienfinanzierung zur skandalfreien Zone erklärt werden. Ganz im Gegensatz zu andern Demokratien, wo Parteispenden-Affären regelmässig Politiker um Amt und Würden bringen. In jüngerer Vergangenheit beispielsweise in Deutschland. Der Ministerpräsident des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen, Jürgen Rüttgers, verlor 2010 die Landtagswahl nicht zuletzt wegen des Vorwurfs des «Politerkaufs» und wurde durch eine neue Koalition aus seinem Amt gedrängt. Seiner Partei war vorgeworfen worden, man könne den CDU-Ministerpräsidenten und Parteichef an Parteitagen für Gespräche «kaufen» (als Teil eines 16 000 Euro teuren Sponsoringpakets).4 Oder in Japan, wo die Staatsanwaltschaft gegen Ministerpräsident Yuiko Hatoyama ermittelte. Es bestand der Verdacht, er habe grosse Parteispenden gestückelt und unter den Namen von Toten verbuchen lassen.5 Oder in Frankreich, wo Präsident und UMP-Parteichef Nicolas Sarkozy durch die Gründung von Hunderten von Miniparteien in Bedrängnis kam. Die Einnahmen aus staatlichen Subventionen für die Satellitenparteien («Geldpumpen») dienten fast ausschliesslich der Finanzierung der Präsidenten-Wahlkampagne, was nicht dem Sinn der Parteienfinanzierung entspricht.6 Es ist erfreulich, wenn die Schweiz bei der Parteienfinanzierung nicht Anlass zu Skandalen gibt. Dass dies so bleibt, dazu möchte dieses Buch beitragen. Aber es muss etwas geschehen, damit nichts passiert. Denn unser heimliches Parteienfinanzierungssystem, auf nationaler Ebene im Wesentlichen getragen von rund einem Dutzend Unternehmen, wird im internationalen Kontext unter dem Stichwort Korruption diskutiert.7 Wenn das Thema Parteienfinanzierung in der Schweiz in der medialen Öffentlichkeit weitgehend durch Abwesenheit glänzt, ist dies eher ein Indiz für ein bescheidenes Problembewusstsein als für unproblematische Zustände. Schweigen ist keine Strategie Vom Geld der Parteien ist hierzulande kaum die Rede. Es herrscht eisernes Schweigen – auch wenn alle wissen, dass die vierteljährlich geführten politischen Kampagnen im Vorfeld der Abstimmungen irgendwie und von irgendwem bezahlt werden. Alle wissen, dass die Parteien nicht in der Lage sind, die entsprechenden Mittel in die politische Informationsarbeit, ins politische Campaining einzuschiessen. Parteien in der Schweiz sind Habenichtse. Über Geld redet man nicht. Auch nicht im «Standardwerk»8 über den «Aufstieg der SVP».

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Als Erfolgsfaktoren der SVP werden ihre «medienzentrierte, moderne Kampagnenführung» genannt, zu der «die Professionalisierung und Personalisierung der Kampagnen und die Entwicklung unabhängiger Kommunikationsstrukturen»9 zählen. Wenn die «Mobilisierung» das Erfolgsrezept der SVP darstellt, sowohl über die Besetzung politischer Themen als auch medial durch eine «permanente Kampagne»10, so ist nie von den immensen Kosten für die «medienzentrierte Kampagnenführung»11 die Rede. Geld aber spielt eine zentrale Rolle. Es gehört einfach zu den Parteien, obwohl sie scheinbar keines haben und die Akteure über Geld nicht reden wollen oder können. Das wird sich ändern müssen, wobei Finanzierer und Finanzierte «neue Wege des ‹going public› erkunden»12 müssen. Transparenz in der Parteienfinanzierung ist das letzte Tabu in der schweizerischen Politik. Die Parteien sind mausarm. Sie führen aber Wahlkämpfe, die Dutzende von Millionen kosten. Woher kommt das Geld? Wer zahlt? Vermutungen und Verdächtigungen in politischen Geldangelegenheiten schaden der Reputation aller am politischen Prozess Beteiligten. Ob dieser Situation kann es niemandem wirklich wohl sein: ●● Nicht den grossen Unternehmen, die heimlich Geld in die (bürgerlichen) Parteizentralen, auf Konten von Fördervereinen oder -klubs transferieren, ohne dass die Aktionäre informiert sind. ●● Nicht den bürgerlichen Parteien, die ohne das Geld aus der Wirtschaft ihre Funktion im Staat definitiv nicht mehr wahrnehmen könnten. ●● Nicht dem Staat, der sich ein politisches System leistet, für dessen viel gepriesenen Wert er aber nicht bereit ist, einen angemessenen Preis zu zahlen. ●● Nicht den Bürgerinnen und Bürgern (Öffentlichkeit), die nicht klar darüber orientiert sind, wie sich Parteien – als zentraler Teil der institutionellen Politik – finanzieren. Politische Entscheide, die informiert zu treffen wären, werden bei diesem Manko fragwürdig, was aus demokratietheoretischen und -politischen Überlegungen bedenklich ist. Wird die Legitimität von politischen Entscheiden angekratzt, wird das Vertrauen in unser politisches System geschwächt.13 Geld beeinflusst die politische Agenda Das System der heimlichen Parteienfinanzierung, wie es in der Schweiz praktiziert wird, schadet dem Ansehen des Landes in zweierlei Hinsicht. Im internationalen Vergleich rückt die Art und Weise hiesiger Parteienfinanzierung in den Dunstkreis von Korruption. Der Hinweis auf die erwünschten Verschränkungen der eidgenössischen Milizpolitik mit den verschiedenen zivilgesellschaftlichen Akteuren genügt kaum mehr, um die finanzielle Abhängigkeit der Parteien von der Wirtschaft zu rechtfertigen.

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Bedenkenswert ist zudem, dass knappes Geld oder interessiertes Geld zu einem beachtlichen Teil die politische Agenda bestimmt. Die Volksrechte Initiative und Referendum werden bedeutend häufiger von Interessengruppen oder speziellen Aktionskomitees als von Parteien wahrgenommen. Ein wesentlicher Grund sind einerseits die leeren Parteikassen bzw. das offensichtlich leichter organisierbare interessierte Geld. Für den Souverän entsteht eine Einschränkung der politischen Artikulationsmöglichkeiten zu sachpolitischen Vorlagen und Alternativen, wenn interessiertes Geld fehlt. Kann das Geld für ein Referendum oder eine Initiative nicht organisiert werden, findet keine entsprechende Volksabstimmung statt.14 Ein schönes Beispiel für eine Abstimmung ohne interessiertes Geld ist die Volksabstimmung zur totalrevidierten Bundesverfassung vom 18. April 1999. Die Federführung für die «Kampagne» zu dieser Abstimmung lag beim CVPGeneralsekretariat. Bei einer Stimmbeteiligung von gut einem Drittel (35,9 Prozent) wurde die neue Verfassung mit 59,2 gegen 40,8 Prozent angenommen. Für die «Kampagne» standen magere 70 000 Franken zur Verfügung. Keine Spur von interessiertem Geld, das sich hätte organisieren lassen. Dabei ging es immerhin um die neue Grundlage unseres Staates, die nach einem rund 40 Jahre dauernden politischen Prozess vorläufig abgeschlossen werden konnte. Legitimationsdruck für Unternehmer und Unterlasser Der Legitimationsdruck nimmt für alle Beteiligten in der Parteienfinanzierung zu. Ein Wahljahr bietet eine ideale Plattform, um sich auch mit den Fragen der Finanzierung unseres politischen Systems zu befassen. Dazu haben unternehmerische Parteien und politische Unternehmen eine gemeinsame Verpflichtung: Glaubwürdigkeit und Vertrauen können sie in der Bevölkerung und beim Stimmbürger nur sicherstellen, wenn sie als Unternehmer und nicht als Unterlasser – auch in dieser Frage – auftreten. Notwendig und realistisch sind transparente Finanzierungsmodelle, die nicht ausschliesslich nach Staatssubventionen rufen. Wir müssen in der Lage sein, transparente Finanzierungsmodelle für die Parteien zu schaffen, gerade in unserem vielfach bewährten Milizmodell. So können Parteien und Unternehmen ihre Rollen als Interessenvertreter, als Fürsprecher des Gemeinwohls oder als «Transmissionsriemen» vom und zum Souverän erfüllen. In der stark auf Freiwilligenarbeit und das Milizmodell bauenden schweizerischen Gesellschaft und Politik dürfte Private Public Partnership in der Parteienfinanzierung der realistische Weg sein. Dafür sind operable Kriterien zu definieren – von Politik und Unternehmen gemeinsam. Und es gilt, das Bewusstsein der Bevölkerung für den Preis der Politik zu schärfen. Der Wert der Politik wird (noch) nicht grundsätzlich infrage gestellt.

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3 Tabu gebrochen – Parteienfinanzierung in jüngster Zeit

3.1 Parteienfinanzierung im Jahr 2010 SP-Vorstösse zu Transparenz und weniger Chancenungleichheit Die Debatten zur Parteienfinanzierung in der Frühjahrssession des Nationalrates waren geprägt von politischen Erbschaften aus der Vorstoss-Hochzeit zur UBS- und Finanzkrise. Es bot sich eine ideale Möglichkeit zur Auslegeordnung des Möglichen und Machbaren, des Wünschbaren oder des Notwendigen. Einzig Visionen zur Thematik waren keine zu hören, was nach bald 50 Jahren Parteienfinanzierungsdebatte in der Schweiz nicht verwundert. Im Gegenteil, in der Schweiz ist in diesem Punkt das weltweit Übliche oder zumindest Verbreitete noch weit davon entfernt, eine staats- und demokratiepolitische Selbstverständlichkeit zu werden. Auf der politischen Bühne waren drei parlamentarische Initiativen: «Endlich Transparenz in der Schweizer Politik» der SP-Fraktion und «Weniger Chancenungleichheit bei den Nationalratswahlen 2011» von Andreas Gross (sp., Zürich), beide am 20. März 2009 eingereicht, sowie diejenige des Genfer Grünen Antonio Hodgers, «Transparenz in der Parteienfinanzierung», vom 5. Juni 2009. Die Sozialdemokraten verlangten ein «griffig formuliertes» Gesetz, das Transparenz schaffen soll über die «Finanzierungsquellen» von politischen Parteien, Kandidierenden, Unterstützungs- und Abstimmungskomitees und ähnlichen Organisationen, die auf einen «Wahl- oder Abstimmungskampf direkt Einfluss nehmen». Es werden Plattformen verlangt, auf denen zeitgerecht (während eines Wahl- oder Abstimmungskampfes) die Beträge von natürlichen und juristischen Personen (ab einer festzulegenden Höhe) publiziert werden. Werden die Vorschriften nicht eingehalten, sollen «griffige Sanktionsmassnahmen» (Bussen in der Höhe der nicht deklarierten Beträge) greifen. In der Begründung verwiesen sie in Sachen Transparenz in der Parteienfinanzierung auf den «Sonderfall» Schweiz. Es sei «wenig erstaunlich – und nicht weniger peinlich, dass die OSZE bei den Wahlen 2007 diesbezüglich starke Defizite festgestellt hat». Zudem kritisiert die SP die Abhängigkeit einzelner Parteien von der UBS. Dies habe «verheerenden Einfluss» auf das 6-Milliarden-Massnahmenpaket zugunsten der Bank gehabt, weil das Parlament keine «griffigen Bedingungen» an die Hilfeleistung geknüpft habe. Da Gross für den Herbst 2011 die absolut teuerste Wahl befürchtete und die zur Verfügung stehenden Gelder ein «entscheidender Erfolgsfaktor» sein werden, wollte er eine fairere Verteilung der Mittel erreichen. Er erachtet einen

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«fairen Wettbewerb» als entscheidende Voraussetzung für die «Legitimität des Ergebnisses», eingestehend, «absolut gleiche Wahlchancen» seien in der Schweiz «illusionär». Gross schlägt vor, alle im Wahljahr getätigten und offengelegten Parteispenden von 50 bis 1000 Franken zu verdoppeln. Als weitere Bedingung ist festgehalten, dass Zuwendungen von Schweizer Bürgerinnen und Bürgern (keine Firmen oder Organisationen) kommen müssen und nur Parteien berücksichtigt werden, die im Parteienregister der Bundeskanzlei eingetragen sind und sich mit eigenen Kandidierenden an den Nationalratswahlen beteiligen. Eine Offenlegungspflicht für die Parteifinanzen, wie sie bereits in den Kantonen Genf und Tessin praktiziert wird und sich bewährt habe, verlangt Antonio Hodgers. Die entsprechenden Angaben sollten gegenüber der Bundeskanzlei gemacht werden, die diese Daten veröffentlicht. Im Anhang der Parteibuchhaltung sind eine Liste mit Beträgen ab 1000 Franken und die Namen der Spender beizufügen. Reicht eine Partei die geforderten Dokumente nicht ein, würden die Leistungen des Kantons bei Wahlkampagnen der fehlbaren Partei in Rechnung gestellt. In der Wahlanleitung, so verlangt es Hodgers, würde «explizit vermerkt», wenn eine Partei die gesetzlichen Bestimmungen für die Transparenz der Parteifinanzen nicht eingehalten hat. «Handlungsbedarf» in einem halben Jahr verflogen Der Generaldebatte zur Transparenz in Sachen Parteifinanzen im Nationalrat (9. März 2010) war die Beratung in der Staatspolitischen Kommission vo­­ rangegangen. Keine der drei Initiativen fand nur annähernd eine Mehrheit (SP-Initiative: 16:9, Gross und Hodgers je 13:9, bei je drei Enthaltungen). Immerhin sah die Kommission «Handlungsbedarf». Sie wollte eine Subkommission mit dem Auftrag einsetzen, «alternative Lösungen» zu suchen und dabei die Frage der Transparenz zu vertiefen. Zudem sollten Möglichkeiten ausgelotet werden, «wie die Parteien vermehrt unterstützt werden können».15 In der Zwischenzeit ist die Sache im Sand verlaufen. Das Büro des Nationalrates lehnte das Gesuch für die Einsetzung einer Subkommission ab. Daraufhin nahm sich die Staatspolitische Kommission nochmals des Themas an und beauftragte das eigene Sekretariat damit, Lösungsvorschläge zusammenzustellen. Die Vorschläge wurden am 5. Februar 2010 in der Kommission diskutiert, ohne dass ein Vorschlag eine Mehrheit gefunden hätte. Versteckt im letzten Abschnitt einer Medienmitteilung zur Vertretung der Sprachregionen im Bundesrat vom 5. Februar 2010 hält die Staatspolitische Kommission fest, sie halte es «zum jetzigen Zeitpunkt nicht als opportun, Steuergelder für die Finanzierung politischer Parteien einzusetzen». Weder zur staatlichen Parteienfinanzierung noch zur Erhöhung der Transparenz bei den Parteifinanzen solle deshalb eine Kommissionsinitiative

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eingereicht werden. «Offenlegungspflichten», so heisst es im Namen der Mehrheit weiter, «laden zu Umgehungen ein und schaden somit der Glaubwürdigkeit der Politik mehr als sie nützen.»16 So war der im August 2009 von der Staatspolitischen Kommission konstatierte «Handlungsbedarf» bis im Februar 2010 – noch vor der Plenumsdebatte in der grossen Kammer – wieder verflogen. Politik braucht mehr als «Plakatköpfe» «Eklatanten Handlungsbedarf» ortete im Parlament selbstredend die Sprecherin für die SP-Initiative, Margret Kiener Nellen. «Die Verheimlichung der Geldflüsse zwischen Wirtschaft und politischen Parteien ist das zentrale Manko unserer Demokratie, hat ‹Das Magazin› kürzlich festgestellt.» Sie verwies weiter auf die Neue Zürcher Zeitung, die letztes Jahr geschrieben habe, «auf Dauer gehe dieses System nicht auf». Zudem sei die Schweiz im Korruptionsbericht von Transparency International von 2004 in der Rangliste «vereint mit Staaten wie Albanien, den Bahamas, El Salvador, Madagaskar, Sri Lanka, Tuvalu und Uruguay. Das kann nicht der Massstab sein.» Hodgers zog in seinem Eintretensvotum eine Parallele von der Politik zu den Transparenzanstrengungen in der Wirtschaft: «A l’heure où nous discutons du renforcement de la transparence des conseils d’administration, du renforcement du droit des actionnaires pour savoir ce qui se passe dans ces conseils d’administration, il es temps – vous me permettez le parallèle – que les citoyens comprennent aussi ce qui se passe au niveau du financement et du fonctionnement des partis politiques, vu que ce sont finalement ceux-ci qui les représentent au niveau de la scène fédérale.» Andreas Gross warb mit Blick auf die Wahlen 2011 für seine Initiative: «Was wir absolut verhindern müssen, dass nämlich ein Parlament gewählt wird, von dem man sagen kann: Die sind nur hier, weil sie viel Geld hatten!» In der Debatte meldete sich Christoph Mörgeli (svp., Zürich) und regte an, dass die Medienschaffenden – «namentlich jene unserer Monopolanstalten» – ihre politische Überzeugung transparent machen müssten. Chancengleichheit habe nicht nur mit dem Geldeinsatz zu tun, sondern auch mit der «politischen Überzeugung der Vertreter der veröffentlichten Meinung». Andy Tschümperlin (sp., Schwyz) warnte vor den Folgen eines grossen Geldeinsatzes bei Wahlen: «Die direkte Demokratie lebt aber nicht davon, dass nur Plakatköpfe gewählt werden.» Scheindiskussion mutloser Parteien Nach den Rednern in (mehr oder weniger) eigener Sache vertrat Roberto Schmidt (cvp., Wallis) in aller Klarheit die Position der Kommission und hielt dem Parlament den Spiegel vor. Die geforderte Offenlegung der Parteifinanzen

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sei eine «Scheindiskussion, solange nicht auch die Unterstützungen der Politiker hier im Saal über ihre Interessenvertretungen offengelegt werden. Es wäre wohl interessanter zu wissen, woher die Parlamentarier ihre Löhne beziehen, als woher die Finanzen der Parteien stammen.» Der Wunsch nach Abgeltung der politischen Arbeit sei mehrheitlich vorhanden, meinte Schmidt. «Aber keine Partei wagt so richtig, das auch öffentlich zu fordern, weil die Parteienfinanzierung in den letzten Monaten in den Medien immer wieder negativ debattiert, ja geradezu skandalisiert wurde; dies obwohl das Geld zur Finanzierung der Parteiarbeit nun einmal irgendwoher kommen muss. Wer sich in Zeiten des Vertrauensschwundes gegenüber den Banken darüber empörte, dass politische Parteien von den Banken noch Gelder entgegennehmen, der müsste sich jetzt konsequenterweise überlegen, ob es halt nicht doch der Staat sein müsste, der einen Beitrag leistet.» Nach diesen für parlamentarische Verhältnisse durchaus als Standpauke in eigener Sache zu qualifizierenden Bemerkungen wies er auf konkrete Bedenken der Staatspolitischen Kommission hin: Die einschränkende Offenlegungspflicht nur für Parteien (nicht aber für Wirtschaftsverbände oder Abstimmungskomitees) oder die Nennung der Namen von Spendern erachtete die Mehrheit als besonders problematisch. Die Finanz- und Wirtschaftskrise sei kein günstiger Zeitpunkt, um neue «kontrovers diskutierte Ausgaben für den Bund einzuführen». Eine «gewisse Zurückhaltung» sollten die Parteien bei der Verteilung von Steuergeldern auch deshalb üben, «zumal wir ja gerade erst letztes Jahr die Fraktionsbeiträge aufgestockt haben». Diese Überlegungen haben dazu geführt, dass die Kommission beschloss, «die Sache endgültig zu begraben». Wie ein Leichenzug folgte das Parlament dieser Vorgabe deutlich (im Verhältnis von 2:1): SP-Initiative 122 gegen 65, Hodgers 119 gegen 67, Gross 126 gegen 59.17 Petition der Jugendsession ohne Wirkung Eine Randnotiz blieb die Petition der Jugendsession 2008 zur Parteienfinanzierung. Gefordert wurden gesetzliche Bestimmungen, die Parteien und Komitees zur Offenlegung ihrer Finanzen verpflichten, wobei ein besonderes Augenmerk auf der Nennung der Spenden von juristischen Personen lag. In der Staatspolitischen Kommission des Ständerates (20. April 2010; 7 gegen 3 Stimmen) und im Plenum (17. Juni 2010; 18 gegen 11 Stimmen) wurde die Petition ohne Diskussion zwar zur Kenntnis genommen, ihrem Anliegen jedoch keine Folge geleistet. Maximilian Reimann (svp., Aargau) erläuterte für die Kommissionsmehrheit, weshalb das Anliegen der Jungen kein Gehör fand. In beiden Räten des Parlaments habe man das Thema wiederholt diskutiert, immer mit dem gleichen Ergebnis: «Erstens ist es nicht möglich, eine derartige Offenlegungspflicht effektiv durchzusetzen. Zweitens sind die politischen

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Parteien auf private Zuwendungen angewiesen. Sind diese mit einer Offenlegungspflicht verbunden, versiegt der Spendenfluss.»18 «Nothelfer» für die FDP «Alle Parteien befinden sich in Not.» Unter diesem Titel äusserte sich Peter Gomez als neuer Präsident des Fördervereins «Freunde der FDP» zur Situation der FDP und der andern Parteien. In der jetzigen Krise seien alle Parteien in Not – «einfach in unterschiedlicher Art und Weise». Auf die Frage, inwiefern die «Freunde der FDP» die FDP fördern müssten, meinte er: «Die FDP, verglichen mit den finanziell starken SVP und SP, braucht mehr Mittel, damit ihre Positionen klarer in die Öffentlichkeit gebracht werden.» Sie habe sich in der Krise zur Wirtschaft bekannt, «was nicht immer einfach war».19 Gomez, der ehemalige Rektor der Uni St. Gallen, folgt als eine Art FDPNothelfer an der Spitze der FDP-Freunde auf Andreas Schmid. Als Vizepräsident hatte Schmid die Vereinsführung im Februar 2010 interimistisch übernommen, nachdem Peter Wuffli, bis im Sommer 2007 UBS-Konzernchef, seinen Rücktritt erklärt hatte. Die Neue Zürcher Zeitung meldete den «Stabwechsel im Gönnerklub» am 12. Februar 2010 unter dem Titel «Wuffli will die FDP entlasten». In seinem Rücktrittsschreiben habe Wuffli diesen «notwendigen» Schritt «mit Blick auf die anhaltenden politischen Kontroversen um die UBS» erläutert. Laut der Neuen Zürcher Zeitung geht Wuffli in seinem Demissionsbrief davon aus, dass im «politischen Schlagabtausch eine negative Verknüpfung zwischen UBS und FDP hergestellt werde. Diese zusätzliche Belastung in der Vorwahlkampfphase möchte ich der Partei ersparen.»20 Wuffli hielt fest, weiterhin Mitglied des Vereins zu bleiben. Ganz im Gegensatz zum Gründungsmitglied (2004) der «Freunde der FDP», Novartis-Chef Daniel Vasella. Er ist zwischen «Ende 2008 und Anfang 2009» aus dem Verein ausgetreten, bestätigte der FDP-Generalsekretär. Es wurde spekuliert, sein Rückzug hänge mit der Kritik von FDP-Präsident Fulvio Pelli am «unanständig» hohen Lohn Vasellas zusammen: «Herrn Vasella fehlt die Tugend der Bescheidenheit; ich als Liberaler schätze Bescheidenheit.»21 FDP: Vorkämpferin für Finanztransparenz? Getrieben von der eigenen Jungpartei, beschloss die FDP der Stadt Bern am 17. Mai 2010, künftig die Jahresrechnung und die Wahlkampffinanzierung transparent zu machen. Zudem sollten Spender, die über 5000 Franken in die Kasse zahlen mit Namen genannt werden. Die Bürger hätten ein «legitimes Interesse zu wissen, wie sich die FDP finanziert». Es gehe um «die Glaubwürdigkeit und die Unabhängigkeit», denn «Transparenz sei ein Kernelement der Demokratie». Weil von der Stadtberner FDP ein Signal ausgehen sollte, beschloss sie in einer Resolution Transparenz auch von der kantonalen und

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der eidgenössischen Partei zu verlangen. Die FDP solle in der Schweiz «zur Vorkämpferin für mehr Transparenz in der Politik werden».22 Den Stein ins Rollen gebracht haben die kantonal- und die stadtbernischen Jungfreisinnigen. Während die kantonale Jungpartei ihre Spender zwar nicht namentlich, sondern nach Privatspendern und Unternehmungen und Branchen publik machte, ging die Stadtberner Sektion einen Schritt weiter. Spenden ab 1000 Franken sollen auf der Homepage aufgeführt werden. Der Berner Nationalrat Christian Wasserfallen, selbst Mitglied der Jungfreisinnigen, erachtet den symbolischen Schritt seiner Parteisektion als angebracht. Wichtiger als die Offenlegung der Parteifinanzen scheint ihm jedoch, dass «die einzelnen Politiker darlegen, wie viel sie an ihren jeweiligen Mandaten verdienen». In der Parteizentrale der FDP Schweiz sah man aufgrund der Berner Aktion keinen Grund, die eigene Praxis zu ändern. «Um eine absolut unabhängige Politik zu garantieren, wüssten nur der Präsident und der Generalsekretär über die Finanzierung Bescheid.» Ohne diese Vertraulichkeit und Diskretion würden gewisse Spenden ausbleiben.23 SP droht mit Transparenz-Volksinitiative Mit der Parlamentarischen Initiative zur Transparenz in der Politik und den Parteifinanzen scheiterte die SP im Frühjahr 2010 deutlich. Das Thema wollte sie aber nicht aus der Hand geben. Im Kontext der Abzocker-Diskussion (Initiative Minder), des Staatsvertrages Schweiz – USA zur UBS, der hohen Manager-Boni oder der Too-big-to-fail-Massnahmen orteten SP, Grüne und Gewerkschaften darin ein beachtliches Potenzial, gerade für ein Wahljahr. Mit einer Volksinitiative für die Offenlegung der Parteispenden könnte gegen die bürgerlichen Parteien, die «am Tropf der Hochfinanz» hingen, Stimmung gemacht und politisches Terrain gewonnen werden, äusserte SP-Präsident Levrat. «Wir spüren eine Riesenwut im Volk.» Vor diesem Hintergrund drohte er im Juni eine «Transparenz-Initiative» an, gemeinsam mit den Grünen, den jeweiligen Jungparteien sowie der Gewerkschaft Unia und dem Gewerkschaftsbund. Sie soll die Parteien dazu zwingen, ihre Geldquellen offenzulegen.24 Denn, so der SP-Präsident: «CVP und FDP sind von den Grossbanken gekauft. Und die SVP ist personell mit der UBS verbandelt.»25 Tabu im Gesellschafts-Magazin angekommen Wann ein politisches Thema bei den echten oder vermeintlichen gesellschaftlichen Opinionleaders angekommen ist, lässt sich kaum genau messen. Ein Indikator hierzulande scheint immerhin Das Magazin des Tages-Anzeigers zu sein. Anfang Februar 2010 war es so weit. Nach monatelangen Recherchen wurde auf dem Titelcover «Der heimliche Pakt von Politik und Geld» angekündigt. Im Innern ist auf zwölf Seiten «Die heimliche Macht des Geldes» seziert

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worden. Animiert wurde der Recherche-Erfahrungsbericht mit dem Untertitel «Firmen und Verbände bezahlen ausgewählte Politiker. Was tun diese Politiker dafür, und um welche Summen geht es? Das soll der Bürger nie erfahren.» Neues ist durch den ausführlichen Bericht kaum zu vernehmen. Es gelingt aber ein aussagekräftiges, stimmiges Bild zu unstimmigen Debatten und Befindlichkeiten. Auf jeden Fall diente die Geld-und-Politik-Geschichte im Magazin der SP-Sprecherin im Nationalrat als zentrales Legitimationsargument dafür, wie und warum dem Manko unserer Demokratie – Verheimlichung der Geldflüsse zwischen Wirtschaft und Politik – mit der sozialdemokratischen Parlamentarischen Initiative zur Transparenz in der Politik der Garaus zu machen ist. Auch wenn der journalistische Beitrag nur einseitig politisch-parlamentarisch geadelt wurde, ist der Schlusssatz bedenkenswert, obwohl er alles andere als exklusiv ist und beispielsweise in der Neuen Zürcher Zeitung schon lange vor dem Magazin eine entsprechende Haltung vertreten wurde: «Der Korruptionsverdacht zersetzt die Glaubwürdigkeit unseres Systems.»26 Und wie schreibt der Tages-Anzeiger-Kommentator, begleitend zum Politik-und-Geld-Beitrag im Magazin: «Weil was verborgen ist, zu Fantasien anregt, sind die Fantasien womöglich schlimmer als die Realität.» Bedenkenswert ist auch sein Schlusssatz: «Vieles, was heute über Politiker und Parteien öffentlich wird, geht uns nichts an. Ihre Finanzierung aber schon.»27 «Kostspielige» Aktion der SVP In der Schweiz kann keine Partei für Kampagnen kurzfristig mehr interessiertes Geld mobilisieren als die SVP. Jüngstes Beispiel ist die Aktion zum 1. August. Die rund 3,9 Millionen Haushaltungen erhielten, von der Post zugestellt, eine 24-seitige SVP-Zeitung zur Ausländerpolitik (inkl. «Volksbefragung»).28 SVP-Präsident Toni Brunner sprach von einer «aussergewöhnlichen» und «kostspieligen» Aktion, die von einer Inseratekampagne begleitet werde.29 Konkretere Angaben zu den Kosten oder zu den Sponsoren wollte er nicht machen. Bei einer vergleichbaren Aktion zur Ausschaffungsinitiative, allerdings mit einer wesentlich dünneren Zeitung, hatte die SVP die Kosten auf 500 000 Franken beziffert.30 In der Neuen Luzerner Zeitung gingen «Beobachter» davon aus, dass die Aktion «rund 1 Million Franken kostet». Die SVP könne mit der PR-Aktion «das mediale Sommerloch stopfen, ohne ein selbiges in ihre eigene Kasse zu reissen».31 Für den SP-Generalsekretär wäre es «im Sinn der Transparenz» zentral zu wissen, wer die Kosten übernimmt. Und er wundert sich, «dass die SVP noch vor gut einem Jahr aus Spargründen die Stelle des Pressesprechers ersatzlos strich, aber jetzt offenbar wieder Geld für teure Kampagnen hat».32

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FDP verkauft Plätze auf Wahllisten Ein Jahr vor den Nationalratswahlen 2011 zeichnete sich ein vermeintlicher Skandal zur Parteienfinanzierung ab: Wer auf der FDP-Liste des Kantons Zürich auf einem der vier Spitzenplätze antritt, muss dafür 40 000 Franken zahlen. Für 25 000 Franken sind die Plätze 5 und 6 zu haben, 7 und 8 kosten je 10 000 Franken, bis zum 12. Platz sind je 5000 Franken zu zahlen, während die übrigen 22 Plätze auf dem 34 Listenplätze umfassenden FDP-Wahlzettel für je 1000 Franken angeboten wurden. Diese bis dahin scheinbar unbekannte Art der Parteienfinanzierung war von der NZZ am Sonntag publik gemacht worden.33 An diesem Finanzierungsmodell entzündete sich eine kurze, rund zehntägige mediale Debatte, ohne nachhaltige Wirkung. Es zeigte sich, dass es auch bei andern Parteien (CVP, SVP) gängige und kaum bestrittene Praxis ist, von Kandidierenden – gewählten und nicht gewählten – Beiträge für die Finanzierung der Wahlkampagne einzufordern.34 Im Herbst vor dem Wahljahr sind erste Wahlbudgets der Bundesparteien für 2011 publik gemacht worden: CVP 3 Mio. Franken; SP 1,2 Mio. Franken; Grüne 0,12 Mio. Franken; FDP, SVP und BDP machten keine Angaben.35 Obwohl offiziell kaum Geld vorhanden zu sein scheint, steht der Schweiz der teuerste Wahlkampf aller Zeiten (das war bei den drei letzten Wahlen immer der Fall) bevor. Die Polarisierung und die Zersplitterung der politischen Mitte tragen dazu bei, dass die Kandidierenden und ihre Komitees Dutzende von Millionen für den Kampf um die Parlamentssitze aufwenden werden. Die offiziellen Wahlbudgets aber sind kaum mehr als eine Illustration des Allgemeinplatzes: In der Politik wird nie mehr gelogen als vor Wahlen. Interessiertes Geld und «angekratztes Image» Zum politischen Herbst gehört die Publikation des «Korruptionswahrnehmungsindexes» von Transparency International. Die Schweiz belegte 2010 den achten Rang von 178 gemessenen Ländern. «Zwar noch immer ein gutes Ergebnis», aber der schlechteste Wert der letzten sieben Jahre. Transparency kritisiert, die Schweiz sei «das einzige demokratische Land, das keine Regelung zur Parteienfinanzierung vorsieht». Als «krasses Beispiel» eines «intransparenten Zwischenfalls» wird die Spende der UBS an die CVP bezeichnet – «ein gutes halbes Jahr nachdem die Grossbank mit Bundeshilfe vor dem Kollaps bewahrt worden war».36 Derartige Vorkommnisse würden das Vertrauen der Bürger in den Staat nicht stärken, und das «unbestechliche Bild der Schweiz sei damit in den letzten eineinhalb Jahren zwar nicht zerstört, aber etwas angekratzt worden».37 Die Wirkung von interessiertem Geld war im Vorfeld der Volksabstimmung über die Ausschaffungs-Initiative der SVP und den Gegenvorschlag des Parlamentes vom 28. November 2010 ein öffentliches Thema. Den Mitte-Par-

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teien fehlte das Geld für eine wahrnehmbare Kampagne für ihren Gegenvorschlag. Sie gelangten an Economiesuisse und den Schweizerischen Gewerbeverband und verlangten Geld für den Abstimmungskampf. CVP-Präsident Christophe Darbellay meinte: «Weniger als eine Million für diesen wichtigen Abstimmungskampf ist eigentlich unanständig.» Die Betteltour blieb ohne Erfolg. Beide Wirtschaftsverbände stuften die Abstimmung als wirtschaftspolitisch nicht relevant ein.38 3.2 Parteienfinanzierung im Jahr 2009 Auf das Märchen folgt das Drama Das Jahr hatte für die FDP schlecht angefangen. Sie steckte in einer «finanziellen Klemme». Nur weil der Sparbatzen zur Hälfte aufgebraucht wurde, konnte das Defizit für 2008 mit 34 000 Franken einigermassen verträglich gestaltet werden (Budget 2008: 3,073 Mio. Franken). Generalsekretär Stefan Brupbacher zum schlechten finanziellen Zustand der FDP: «Es ist ein Märchen, dass die FDP reich ist.»39 Im April folgte für die bürgerlichen Parteien eine Hiobsbotschaft: Der ehemalige FDP-Bundesrat Kaspar Villiger verkündete als Verwaltungsratspräsident der UBS, man werde auf Parteispenden verzichten, solange die Grossbank auf Hilfe vom Staat angewiesen sei.40 Schmalhans richtete sich in den Sekretariaten der Parteien definitiv ein: Die SVP musste 20 Prozent sparen. Parteipräsident und die sechs Vizepräsidenten verzichteten auf ihre Entschädigungen (total 110 000 Franken, davon 50 000 des Präsidenten). Der Mediensprecher wurde entlassen und der neue Generalsekretär später eingestellt. Bei der CVP wurden vorübergehend Stellen nicht besetzt, sodass der Stellenplan von 16 auf 8 sank. Die FDP verzichtete auf die Zahlung der Mitgliederbeiträge an die Internationalen Liberalen und die Europäischen Liberalen. Die Mitgliederzeitschrift erscheint nur noch sechs- statt zehnmal, zwei Stellen wurden gestrichen, und offenbar haben zwei Nationalräte die Finanzierung von Mitarbeiterlöhnen auf dem Generalsekretariat übernommen.41 Korruptionsverdacht zwingt CVP zu Kehrtwende Im Sinne von Treu und Glauben halte die CVP an den 2008 gemachten Zusagen der UBS über Zahlungen für 2009 fest. Man habe den Betrag (150 000 Franken) budgetiert, sagte CVP-Präsident Christophe Darbellay gegenüber verschiedenen Medien am 2. Juni. Am 3. Juni erschienen die Artikel, u. a. ein Interview im Tages-Anzeiger. «Frage: Die anderen Parteien sagen klar, sie hätten kein Geld bekommen. Darbellay: Wir sagen die Wahrheit. Es kann nicht sein, dass wir die Einzigen sind. Frage: Ist es opportun, ausgerechnet jetzt, wo der Bund derart stark in die UBS involviert ist, eine Parteispende von der Grossbank zu nehmen? Darbellay: Ich sehe da kein Problem. Es ist wichtig und richtig, dass Grossunternehmen das Milizsystem unterstützen. Die ein-

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zige Alternative wäre die staatliche Parteifinanzierung, und die wollen wir nicht.» Die Neue Zürcher Zeitung sprach gleichentags in der gleichen Sache von einer «verständlichen Haltung» der CVP, die «politisch aber ungeschickt» sei. Der Tages-Anzeiger kommentierte am 5. Juni: «Darbellays Verhalten mag nicht besonders geschickt sein. Aber es ist immerhin offen und ehrlich. Der CVPChef gesteht ein, was andere lieber verschweigen: Seine Partei erhält Geld von der Wirtschaft und anderen Lobbys – und sie ist darauf angewiesen.» Diese medialen Streicheleinheiten reichten nicht, damit der CVP-Präsident seine Position hätte halten können. Zumal die FDP bereits früher auf die UBSUnterstützung verzichtet hatte (solange die Bank Staatshilfe erhalte) und die SVP durch geschickt kommunizierte Lohnverzichte ihrer Führungscrew das Terrain für die CVP abschüssig machte. Kam hinzu, dass die CVP wegen einer verschobenen Ständeratsdebatte über einen Lohndeckel für die staatliche gestützte UBS unter Korruptionsverdacht geriet. Die Sonntags-Zeitung vom 7. Juni titelt gross auf der Frontseite: «CVP verzichtet auf Spende der UBS.» Der Vorwurf der Käuflichkeit und da «die aktuelle Debatte rund um die Parteienfinanzierung von den Linken und einzelnen Journalisten heute instrumentalisiert wird, um bewusst der CVP und der UBS zu schaden», veranlassten Darbellay auf die UBS-Spende zu verzichten. Die Neue Zürcher Zeitung brachte neben dem Artikel «Skandalisierte Parteienfinanzierung» einen Kommentar zum Tabu der Parteienfinanzierung im «verwässerten Milizsystem». Darin werden «selektive Parteispenden einer Grossbank mit Staatsgarantie» als «suspekt» bezeichnet. Das Fazit des Kommentators: «Die verschämte Vernebelung der staatlichen Subventionierung des Politikbetriebs stützte den Mythos Miliz, und der unnötig klandestine Umgang mit Parteispenden fördert zusätzlich die verklärte Auffassung, Demokratie sei bei uns gratis zu haben.»42 Gleichzeitig mit der Kehrtwende in Sachen UBS-Spende erinnerte Christophe Darbellay an seine Idee einer «Spendenstiftung». Firmen und Gönner sollten unter Namensnennung in eine Stiftung einzahlen können. Das Geld würde anschliessend unter den Parteien nach einem zu bestimmenden Schlüssel verteilt. Die SP markierte sofort Ablehnung.43 Diese Haltung ist nicht ganz unverständlich, hatte Darbellay die Stiftungsidee doch knapp einen Monat früher und mit einschränkenden Vorzeichen bereits in der Neuen Zürcher Zeitung publik gemacht. Eine Stiftung oder ein Fonds sollten Gelder aus der Privatwirtschaft sammeln und «nach klaren Kriterien an die wirtschaftsfreundlichen Parteien – sprich bürgerlichen Parteien» – verteilen.44 Andere Modellvorschläge sind beispielsweise eine Abgabe von 2 Franken pro Einwohner für die staatsbürgerlichen Aufgaben der Parteien oder die Verdoppelung der von den Parteien gesammelten Spenden durch den Staat.45 Ein neues Parteienfinanzierungsmodell schlug die UBS im Herbst 2009 vor. Sie prüfte ein Modell, wonach sie Parteispenden der Bankmitarbeitenden

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sammle, verdopple und an die begünstigte Partei weiterleite. Dieses Modell wird in den USA unter dem Namen «Political Action Committees» (PAC) praktiziert. Für die UBS dürfte dabei ein Modell in der Art des «PaineWebber Fund for Better Government» (PWFBG) als Vorbild gedient haben, jenes US-Finanzdienstleisters, den die UBS im Oktober 2000 übernommen hatte. Dessen PAC war UBS-intern bereits Anfang der 2000er-Jahre als Modell für die eigene Parteienfinanzierung in der Schweiz studiert worden.46 SP-Trio fordert Transparenz Drei SP-Frauen – Susanne Leutenegger Oberholzer (sp., Baselland), Margret Kiener Nellen (sp., Bern) und Anita Fetz (sp., Basel-Stadt) – waren mit verschiedenen Vorstössen zur Transparenz bei der Parteienfinanzierung im Kontext der staatlichen UBS-Rettungsaktion die führenden Aktivistinnen. Keinem ihrer parlamentarischen Vorstösse war, was nicht erstaunt, eine Mehrheit beschieden. Oberholzer verlangte mit einer Motion die Änderung des Bankengesetzes (Rechnungslegung der Banken, Transparenz schaffen). So hätten Banken in ihrer Rechnungslegung die Aufwendungen für «Zahlungen an politische Kampagnen und/oder politische Parteien und Organisationen» transparent zu machen. Der Bundesrat verwies in seiner Antwort auf das Rundschreiben der Finanzmarktaufsicht (Finma), wonach Zahlungen an Parteien im Sammelposten «übriger Geschäftsaufwand» in der Rubrik «Sachaufwand» eingegliedert würden. Er sah keine Notwendigkeit, das Bankengesetz zu än­­ dern. Die Information würde über den vom Bankengesetz bezweckten Gläubigerschutz hinausgehen. Das Parlament folgte der Regierung am 9. März 2009 mit 124 gegen 64 Stimmen.47 In der parlamentarischen Fragestunde zielten Fragen auf die Transparenz der Parteispenden an die bürgerlichen Parteien durch die «staatlich mitfinanzierte Bank», was ein «grosses öffentliches Ärgernis» sei. Bezüglich der Parteispenden der UBS meinte der Bundesrat am 19. August 2009 auf die Anfrage Kiener Nellen: «Die Überprüfung der Spendentätigkeit der UBS liegt nicht innerhalb der mit der Unternehmung ausgehandelten Bedingungen» für die Gewährung des Massnahmenpakets zur Rettung der Bank.48 Eine Interpellation von Ständerätin Fetz (4. Juni 2009) hatte vom Bundesrat ebenfalls Antwort auf die Frage verlangt, ob er in seinen «Investorengesprächen» mit der UBS die Parteispenden thematisierte. Sowohl in der schriftlichen Antwort (19. August 2009) als auch in der mündlichen Beantwortung am 15. September 2009 erläuterte der Bundespräsident, Hans Rudolf Merz, dass das Thema «nicht Gegenstand der Investorengespräche» war. Der Bund habe seine Unterstützung für die UBS von andern Bedingungen abhängig gemacht: kein dauerhafter Schuldenanstieg, Auflagen für die Boni und Abgangsentschädigungen (Kompensationspolitik), Überprüfung des Risikomanagements und

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der -kontrolle. Anträge für weitere Auflagen seien zwar in den beiden Parlamentskammern gestellt, aber alle abgelehnt worden.49 Die mangelnde Transparenz bei der Parteienfinanzierung würde Ansehen und Glaubwürdigkeit der Schweiz im Ausland gefährden, ob die Regierung nicht Handlungsbedarf sehe, wollte Kiener Nellen am 19. Dezember 2008 vom Bundesrat wissen. In der Fragestunde im März 2009 doppelte sie nach und fragte, welche Strategie der Bundesrat in der Befolgung der Europaratskonvention gegen die Korruption verfolge. In der Konvention habe sich die Schweiz verpflichtet, die Transparenz-Empfehlungen des Europarates zur Parteienfinanzierung und zur Finanzierung von Wahlkampagnen zu befolgen. Der Bundesrat beantwortet beide Interventionen in ähnlicher Weise: Die Schweiz werde bei der europarätlichen Evaluation der Regelungen zur Umsetzung der Konvention in zwei bis drei Jahren darlegen, welche Besonderheiten das hiesige politische System aufweise (Milizsystem, Freiwilligenarbeit, Kollegialregierung, Föderalismus mit unterschiedlichen Organisations- und Finanzierungsstrukturen der Parteien, direkte Demokratie, Referenden, Volksinitiativen usw.). Die Europaratsregeln würden den «nationalen politischen Besonderheiten mit verschiedensten gesetzgeberischen Lösungen Rechnung tragen». In seinen Erläuterungen zur Korruptionskonvention werde der Bundesrat auch darauf hinweisen, dass bezüglich Transparenz in der Parteienfinanzierung «bis heute keine mehrheitsfähige Regelung in Sicht» sei.50 Steuerabzüge für Parteispenden Gegen den Willen des Bundesrates beschloss das Parlament, dass seit dem 1. Januar 2011 Privatpersonen Parteispenden bis zu 10 000 Franken bei der direkten Bundessteuer abgezogen werden können, ohne Offenlegungspflicht. Finanzminister Hans Rudolf Merz hatte sich bis zuletzt dagegen gewehrt, weil so das Steuersystem weiter verkompliziert werde. Weitere Gründe der bundesrätlichen Ablehnung waren die Ineffizienz von Steuerabzügen zur Verfolgung von nichtfiskalischen Zielen sowie das «Missbrauchspotenzial».51 Die «Steuerliche Abzugsfähigkeit von Zuwendungen an politische Parteien» geht auf eine parlamentarische Initiative von Ständerat Maximilian Reimann (svp., Aargau) im Jahr 2006 zurück. Er hatte verlangt, «nachgewiesene Zuwendungen von natürlichen und juristischen Personen an politische Parteien» bis zu einem festzulegenden Höchstbetrag sollten vom steuerbaren Einkommen bzw. Reingewinn abgezogen werden können. In der rund dreijährigen Parlamentsdebatte fanden die eidgenössischen Räte den Kompromiss in der Beschränkung der Abzugsfähigkeit für natürliche Personen und bei einer Summe von 10 000 Franken. Der Bundesrat hatte 2000 Franken vorgeschlagen, während linke Kreise (z. B. Andreas Gross, sp., Zürich) den abzugsfähigen

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Spendenbetrag auf 20 000 Franken erhöhen wollten – unter der Bedingung, die Zuwendung werde offengelegt. Grundsätzliche Kritik an den Steuerabzügen hatte es in der jahrelangen Debatte auch von rechts gegeben, so beispielsweise von der ehemaligen Nationalrätin Suzette Sandoz (lib., Waadt). Sie kritisierte die Steuerabzüge, weil die Politik dadurch käuflich werde und die Unabhängigkeit verliere, die Steuerbehörde den Bürger überwachen könne, die Parteivertreter im Parlament als «Mittel zur Beschaffung von Spenden betrachtet» würden und bei der Festlegung des abzugsfähigen Betrags Willkür im Spiel sei, da Kriterien definiert werden müssten, welche «politischen Parteien» von steuerlich abzugsfähigen Zuwendungen profitieren könnten. Schliesslich stellten sich ethische Fragen zur «Vermarktung der Ausübung der politischen Rechte» und zur «Unentgeltlichkeit des politischen Engagements».52 Höhere Fraktionsbeiträge: Hochzeit des Populismus Der Kampf gegen die Erhöhung der Fraktionsbeiträge war – wie immer in den letzten 40 Jahren – das Tummelfeld der politischen Populisten. Der Griff in die Staatskasse wird seit Jahrzehnten mit süffigen Schlagzeilen begleitet. Hier einige Beispiele des Jahrgangs 2009: «Spendabel in eigener Sache», «Geldsegen für die Fraktionen», «Die Parteien bedienen sich heute selbst», «Parteien holen sich 7,5 Millionen aus der Staatskasse», «Rat will sich besser ‹entlöhnen›», «Parteien sind grosszügig – mit sich selber».53 Die Erhöhung der Fraktionsbeiträge um 50 Prozent von 94 500 auf einen Grundbeitrag von 144 500 Franken und der Beiträge pro Fraktionsmitglied von 17 500 auf 26 800 Franken fand in beiden Kammern satte Mehrheiten von CVP-EVP-GLP, SP, Grünen, BDP. Mit dem Geld soll die Arbeit der Fraktionssekretariate gestärkt werden. Zum einen benötigen sie zusätzliche Stellen, um den zunehmenden Arbeitsaufwand zu bewältigen. Es soll sichergestellt werden, dass die Fraktionen mit den verschiedenen Lobbys und der Bundesverwaltung auf Augenhöhe reden können.54 Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Erhöhung des Beitrags pro Fraktionsmitglied auf 26 800 Franken vom Ständeratsbüro kam, einem Gremium, das nicht im Verdacht unnötiger «Übergriffe in die Bundeskasse» steht und schon gar nicht den Ruf hat, eine «Entwicklung Richtung Berufsparlament» zu befördern.55 Argumente, die SVP-Fraktionschef Caspar Baader im Nationalrat gegen die Vorgabe aus der Kleinen Kammer ins Feld führte. Gleichzeitig bekannte er, seine Fraktion werde das Geld einstecken und nicht an Vater Staat zurückschicken. Man werde jedoch eine Volksinitiative prüfen, «die Staatsgelder für Parteien verbietet».56 Kritik kam im Umfeld der staatlichen Finanzbeiträge an die Fraktionen auch von der SP. Zwar störte sie sich nicht an der Erhöhung der Fraktionsbei-

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träge, Parteipräsident Levrat nutzte die Gunst der etwas aufgeheizten Stunde, um die private Parteienfinanzierung der bürgerlichen Parteien als «Blackbox» zu kritisieren, und verlangte die Offenlegung der Parteispenden. Levrat wollte bei den Unternehmen Druck von unten machen: «Denn auch die Aktionäre wollen wissen, wem ihre Firma Geld gibt.»57 Im März 2009 hatte die SP-Fraktion die parlamentarische Initiative «Endlich Transparenz in der Schweizer Politik» eingereicht, um diesen politischen Dauerbrenner am Kochen zu halten. Der Verdacht, durch die geheimen Spenden würden «Abhängigkeit erzeugt und Willfährigkeit», wurde und wird von der SP kultiviert. Genau so wie der Vorwurf des ehemaligen SP-Parteipräsidenten, Nationalrat Hans-Jürg Fehr (Schaffhausen), die bürgerlichen Parteien würden nur den «autonomen Nachvollzug des Slogans ‹Wes Brot ich ess, des Lied ich sing›» praktizieren.58 So weit, so bekannt. Erfrischend kam 2009 eine Medienstimme hinzu, die in der Frage der Parteienfinanzierung einen Ton anschlug, der nicht ungehört bleiben kann – Martin Senti in der Neuen Zürcher Zeitung. Obwohl er die mehrheitliche Meinung teilt, eine staatliche Parteienfinanzierung passe nicht zur hiesigen politischen Kultur, stellte er die Gretchenfrage: «Trotzdem aber müssen sich Parteien und Politiker angesichts stetig erhöhter Subventionen und Abgeltungen langsam, aber sicher unbequeme Fragen gefallen lassen: Wenn man sich gegen die Offenlegung von Einkünften aus Interessenbindungen sträubt, darf man dann gleichzeitig ein sattes Staatsgehalt einstreichen? Und müssten die Parteien, die ihre Spendenkonti diskret unter Verschluss halten wollen, nicht konsequenterweise auf Bundessubventionen verzichten? Vielleicht würde die ermüdend unergiebige Transparenz-Debatte durch solche provokative Fragen etwas belebt.»59 Erfrischend. Nicht? Keine Lotterie, keine Gratis-TV-Spots Auf dem weiten Feld Geld und Parteien schafften es 2009 noch weitere Themen in die Schlagzeilen: Die Parteien werden künftig vor Abstimmungen keine Gratis-Werbespots in den gebührenfinanzierten Radio- und Fernsehstationen schalten können. Diesen Vorschlag von Andreas Gross (sp., Zürich) und der Staatspolitischen Kommission lehnte der Nationalrat mit 119 gegen 58 Stimmen ab. Gross hatte argumentiert, TV-Spots würden einen Beitrag an «fairere Abstimmungskampagnen» leisten, «da den politischen Inhalten zulasten der Finanzkraft zusätzliches Gewicht verliehen würde». Der Bundesrat wehrte sich aus praktischen Gründen dagegen, die Sendeminuten in einer vor Bundesgericht anfechtbaren Verordnung verteilen zu müssen. Befürchtet wurde von den Fraktionen eine «verkürzte Schlagwortpolitik» (CVP), «politische Zensur» (SVP), oder man sah die «Glaubwürdigkeit der Demokratie» (FDP) in Gefahr.60

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Zu einem vierspaltigen Artikel schaffte es die Idee des Verkehrsclubs der Schweiz (VCS), unter den ersten 3000 Unterschreibenden der «Volksinitiative für den öffentlichen Verkehr» eine Generalabonnement 1. Klasse und 100 Tageskarten zum Halbtax-Abo zu verlosen. Bekannte Staatsrechtsprofessoren kritisierten dieses Vorgehen als verbotene «Wahlbestechung» (Stefan Wehrle), als «Beeinträchtigung der Abstimmungs- und Wahlfreiheit» (Andreas Kley) oder als «bedenkliche Verfälschung der demokratischen Willensbildung» (Rainer Schweizer). Der VCS stellte den Wettbewerb aufgrund der Recherchen der NZZ am Sonntag ein.61 Der Verlust oder zumindest eine «fragwürdige Machtverschiebung» der politischen Definitionsmacht – weg von den Parteien hin zu PR-Agenturen – wird zunehmend bei Abstimmungskämpfen und Unterschriftensammlungen (Referenden, Initiativen) festgestellt. Diese Entwicklung wird als Folge der «fehlenden Mittel» (Geld, Kompetenz bei den neuen Medien) der Parteien gedeutet.62 Ein weiteres Finanzproblem der Parteien zeigte sich an den immer teurer werdenden Plakatierpreisen für politische Plakate. In der Stadt Luzern sprachen SP und SVP von einem Anstieg von über 70 Prozent gegenüber den Wahlen 2004. Solche Preise würden die SVP «an die Grenze des finanziell Machbaren» führen, meinte einer ihrer Vertreter. Die Allgemeine Plakatgesellschaft (APG) in Luzern war nicht verlegen und hatte eine einleuchtende Begründung für die Preiserhöhung. Sie spielte den Ball elegant an die Politik zurück: «In Luzern würden die Werbeflächen zu Gunsten eines schöneren Stadtbildes immer stärker reduziert.»63 Erfreulich für die Parteien war, dass die Mobiliar-Versicherung auch 2009 wieder allen Bundesratsparteien 10 000 Franken spendete. Als Gegenleistung erwarte man nichts, wie Mobiliar CEO Urs Berger sagte. Es sei einfach wichtig, dass in der Politik gute Arbeit geleistet werde.64 Dem ist nichts beizufügen. Als Parteienfinanzierungs-Fazit für das Jahr 2009 kann die zunehmende Sensibilisierung für dieses Thema gezogen werden. Das staatliche Massnahmenpaket zur Stabilisierung (Rettung?) der UBS hat eine breite öffentliche Diskussion zum Geld der Parteien ausgelöst – nicht nur in den grossen Zeitungen und Zentren des Landes, sondern auch im «Hinterland», nahe bei den Leuten, nahe bei der viel beschworenen «Basis» der Parteien. Das beweisen Gedanken aus einem Leitartikel des Chefredaktors des Willisauer Boten, Stefan Calivers: «Die UBS hat ihre Spenden bis auf weiteres gestoppt. Insbesondere bei der FDP und CVP ist die Situation kritisch, während die SVP momentan noch auf ihren bewährten ‹Hauptsponsor› zählen kann. Die Wählerinnen und Wähler haben ein Anrecht zu erfahren, wie viel Geld aus welchen Quellen den Parteien zufliesst. Letztlich aber geht es um die Frage, welche Bedeutung wir den Parteien noch zumessen, was sie uns noch ‹wert› sind. Gewiss: Geld allein

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stärkt die Position der Parteien nicht. Aber staatliche Zuschüsse dürfen im Interesse unserer Demokratie zumindest kein Tabuthema bleiben.»65 Parteien können Verfassungsauftrag nicht erfüllen Ein Rechtsstaat muss gewährleisten, dass die verfassungsmässig gesicherten Rechte auch tatsächlich und effektiv ausgeübt werden können. Was in Demokratien als Gemeinplatz erscheint, gewinnt mit Blick auf die seit Jahrzehnten laufende politische Debatte zur Finanzierung von politischen Kampagnen und Parteien sowie die Gewährleistung der politischen Rechte hierzulande neue verfassungsrechtliche und staats- und demokratiepolitische Dimensionen. Damit sichergestellt ist, dass die Bürgerinnen und Bürger «ihren politischen Willen frei und unverfälscht bilden können», weist Martina Caroni in ihrer 2009 erschienenen Habilitationsschrift Geld und Politik darauf hin, dass dazu sowohl im «Prozess der Willensbildung» als auch im «Akt der Willenskundgabe» gewisse qualitative Anforderungen zu erfüllen sind. Nur so sei Legitimität für einen politischen Entscheid erreichbar.66 Die heute notwendige Professionalisierung in der politischen Kampagnenführung und der damit verbundene «gesteigerte Finanzbedarf» erlauben es den Parteien nur noch eingeschränkt, die in Artikel 137 der Bundesverfassung ihnen zugedachten Mitwirkungsrechte (Meinungs- und Willensbildung) wahrzunehmen. Caroni geht gar einen Schritt weiter und sieht die schweizerischen Parteien «gegenwärtig gar nicht in der Lage, die ihnen sowohl von der Verfassung als auch von den gesellschaftlichen Erwartungen her zugeschriebenen Aufgaben auszufüllen». Darin äussere sich die eigentliche «Krise der Parteien».67 Der chronische Geldmangel der Parteien führte in unserem demokratischen System, wo Geld eine wesentliche Voraussetzung für eine wirkungsvolle politische Kampagne sei, «zu einem weiteren Bedeutungsverlust der politischen Parteien».68 Dass der Staat die Verpflichtung hat, «die Wahrnehmung grundrechtlicher Verbürgungen durch bestimmte Handlungen oder Leistungen zu ermöglichen, zu fördern und zu schützen», ist bezüglich der Partei bzw. der Parteienfinanzierung in der Schweiz noch wenig diskutiert. Der Staat muss gegenüber den Grundrechtsträgern, in der Frage der Mitwirkung in der Meinungs- und Willensbildung sind dies in verfassungsmässig herausragender Stellung die Parteien, durch positive Massnahmen dafür sorgen, «damit eine Grundrechtsverwirklichung überhaupt möglich ist».69 In der gegenwärtig realen Gesellschaft stellt Caroni fest, dass die ungleich verteilten bzw. eingesetzten Gelder in politischen Kampagnen dazu führen, dass die Stimmberechtigten «nicht mehr alle Ansichten gleichermassen zur Kenntnis nehmen können und folglich in ihrer freien und unverfälschten Meinungs- und Willensbildung beeinträchtigt werden». Dies sei problematisch, da

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die politische Entscheidfindung nicht durch «ökonomische Bedingungen beeinträchtigt werden» sollte.70 Aus Gründen der Legitimation von Wahl- oder Abstimmungsergebnissen müssten «bereits aufgrund des blossen Verdachtes» Massnahmen getroffen werden, Geld habe eine entscheidende Rolle für den Ausgang eines Urnengangs gespielt. So sei das Verstummen gewisser Stimmen (oder der Verdacht auf Korruption) der Legitimität des politischen Prozesses abträglich. Diese demokratietheoretischen Überlegungen sollen Regelungen über die Finanzierung politischer Kampagnen begründen und «einen fairen und transparenten Prozess der politischen Entscheidfindung» ermöglichen.71 Im Spannungsfeld von Geld und Politik ist für Caroni klar, dass die Kollision zwischen den Freiheitsrechten der politischen Akteure und dem verfassungsmässig geschützten Recht der freien sowie unverfälschten Meinungsbildung und Willenskundgabe dem gordischen Knoten gleichkommt. Fortschritte könnten nur erzielt werden, wenn die Politik in ihrem intransparenten Spannungsverhältnis zu Geld über den eigenen Schatten springe. Für einmal müssten sich die verschiedenen politischen Akteure «weniger auf ihre eigenen politischen Ziele und die ihrer Gruppierung, sondern mehr auf das übergeordnete Ziel – die Wiederherstellung und den Schutz des Vertrauens in den demokratischen Prozess – konzentrieren».72 Für eine Habilitationsschrift ist dies ein verständlicher und nachvollziehbarer Wunsch. Machtfragen und andere menschliche und allzu menschliche Ego-Dimensionen, die ebenso Teil der realen Politik sind, scheinen aber ausgeblendet. 3.3 Parteienfinanzierung im Jahr 2008 Big Money von Schweizer Firmen im US-Wahlkampf Im Sommer 2008 tobt in den USA der teuerste Präsidentschaftswahlkampf der Geschichte. Die Wahlkampfspenden «sprengen alle Massstäbe». Die Auseinandersetzung zwischen dem Demokraten Barak Obama und dem Republikaner John McCain kostet am Ende rund 2 Mrd. Dollar. Die UBS (1,99 Mio. Dollar) und die CS (1,53 Mio. Dollar) gehören hüben und drüben zu den besten Spendern. Die UBS belegte im Sommer in der Liste aller Spenderfirmen Rang 9, während CS auf Rang 20 lag. Unter den Auslandfirmen war UBS sogar auf Platz 2 klassiert (hinter der niederländischen KPMG), CS hielt sich auf Platz 6, dicht gefolgt von Zurich (8.), Novartis (9.) und Roche (10.). Aber auch Nestlé und Syngenta gehörten im Präsidentschaftswahlkampf zu den Spenderfirmen.73 Linker Generalverdacht: Käuflichkeit und Korruption Während in den USA mit Big Money ungeniert Politik gemacht wird, steht Bundesbern zur gleichen Zeit «im Ruch der Käuflichkeit». Weil Parteien «zunehmend auf Fremdkapital angewiesen» seien, stehe das heutige Politik-

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system unter dem Verdacht der «Korruptionsanfälligkeit». Die Grosskonzerne hätten «ein Herz für die Schweizer Demokratie» und «investieren» in die bürgerlichen Parteien. Diese aber haben kein Interesse daran, ihre Sponsoren offenzulegen. Mit dem Nein zur Transparenz würden «die Bürgerlichen ihre Käuflichkeit» demonstrieren.74 Was war passiert? Der SP-Parteipräsident empörte sich via Tages-Anzeiger über Parteispenden der Grossbank CS an die bürgerlichen Parteien. Diese würden für politisches Wohl- bzw. Abstimmungsverhalten bei CS-relevanten Geschäften Geld bekommen. Über den CS-Parteispendenmodus aufgeklärt worden war der SP-Präsident vom CS-Verantwortlichen für Public Affairs höchst persönlich. Er habe ihm erläutert, die Bank spende nicht willkürlich, «sondern für jedermann nachvollziehbar». Es würden mehrere Indikatoren (Parlamentsabstimmungen, Parolen usw.) über eine Legislaturperiode beobachtet. Beruhigen konnten diese Erläuterungen den SP-Chef Christoph Levrat nicht: «Diese Einflussnahme grenzt an Korruption.»75 Finanzkrise – Demokratiekrise Heftig diskutiert wurde die Parteienfinanzierung 2008 vor dem Hintergrund der Staatshilfe für die UBS (der Bund rekapitalisierte die UBS mit einem Kredit von 6 Mrd. Franken). Kritik kam in erster Linie von der SP und den Jungsozialisten. Medienwirksam protestierten sie mit einem Ultimatum und einer Sitzblockade vor dem UBS-Sitz an der Zürcher Bahnhofstrasse gegen Manager-Boni und Parteienfinanzierung.76 Bundesrat Moritz Leuenberger nutzte seine Rede am SP-Parteitag am 26. Oktober für deutliche Worte zur Finanzkrise und die Krise zwischen Demokratie und Wirtschaft. «Versteckte Zahlungen sind auch eine Krise der Demokratie. Wenn nämlich das Verhalten der Parteien und damit unsere Finanzpolitik nach dem Zuckerbrot der Grossbanken gesteuert würden, müssten wir uns nicht wundern, wenn andernorts nach der Peitsche gegen unsere Politik gerufen wird – so deplaziert der Ausdruck auch immer ist.»77 In ganzseitigen Interviews zum UBS-Hilfspaket wurden SVP-Präsident Toni Brunner und FDP-Präsident Fulvio Pelli gefragt, wie viel Geld ihre Parteien von der UBS bekämen. Praktisch identisch waren ihre Antworten. Pelli: «Das sage ich nicht. Aber ich kann Ihnen versichern: Kein Unternehmen bezahlt uns so viel, dass es eine Chance hat, uns zu beeinflussen.» Brunner: «Von mir hören sie keine Zahlen. Wegen Zuwendungen haben wir in der Politik noch nie Rücksicht nehmen müssen.»78 Eine Randnotiz blieb die Frage der Gratiszeitung 20 Minuten: «Dreht Blocher SVP den Geldhahn zu?» Die SVPNationalräte Toni Bortoluzzi und Theophil Pfister befürchteten, weil Christoph Blocher nicht als «Exklusiv-Bundesratskandidat» nominiert worden sei, «stünden für die SVP 10 bis 12 Millionen Franken auf dem Spiel».79

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Parteien machen mündige Bürger Das Parteienfinanzierungsjahr 2008 endete mit dem Titel der Neuen Zürcher Zeitung: «Parteispenden im Zwielicht. Anhaltende Polemik um das Sponsoring im politischen Milizsystem.»80 Es wurde darauf hingewiesen, wie «wenig Mittel den Parteien – die für das Funktionieren der Demokratie unabdingbar sind – eigentlich zur Verfügung stehen». Der Kritik an der fehlenden Offenlegung der Parteispenden wird entgegengehalten, dass dem hierzulande «hochgehaltenen Milizgedanken» die «Idee einer staatlich finanzierten Parteipolitik» widerspreche. Wäre diese Haltung die eine Brotscheibe des Sandwichs (die Parteien befinden sich in der brotlosen Zone), so bildete die kurze nationalrätliche Debatte zur Parlamentarischen Initiative «Abgeltung von unverzichtbaren Leistungen der politischen Parteien» (Hans-Jürg Fehr, sp., Schaffhausen) in der Frühjahressession die andere. Hans-Jürg Fehr (sp., Schaffhausen) blieb mit seinem Vorstoss erfolglos. Er hatte verlangt, die Parteien für ihre Bildungsarbeit, die Aufwendungen für Übersetzungen, interne und externe Kommunikation, die Nachwuchsförderung (Jungparteien), ihre Anstrengungen für die Gleichstellung von Frau und Mann finanziell abzugelten. Zudem sollten sie mit den staatlichen Geldern Studienaufträge erteilen oder Mitgliedschaften in internationalen Parteien finanzieren können. Heute würden die Aufwendungen der Parteien von weniger als 5 Prozent der Stimmberechtigten finanziert. Die «Unterfinanzierung» der Parteien wirke sich in entsprechenden «Qualitätsmängeln» aus. Seine Parteikollegin Bea Heim (sp., Solothurn) unterstützte das Anliegen mit dem Argument, mündige Bürger würden nicht einfach geboren, «sondern mündige Bürger sind das Resultat von politischer Bildung und Information». Andreas Gross (sp., Zürich) meinte: «Wenn die Gesellschaft bereit ist, ein Minimum zu bezahlen – das, was alle Parteien für die Gesellschaft tun –, dann können die Parteien unabhängiger die verschiedenen Interessen der Gesellschaft vertreten.» Zudem drohe ohne Abgeltung der unverzichtbaren staatspolitischen Leistungen der Parteien, dass die Demokratie käuflich werde. Der Rat hatte in der Mehrheit kein Gehör für diese Anliegen und lehnte den Vorstoss mit 111 zu 63 Stimmen ab. Die Unabhängigkeit der Parteien vom Staat und ihre Glaubwürdigkeit wurden von Kommissionssprecher Edi Engelberger (fdp., Nidwalden) als Gründe für die Ablehnung genannt. Zugleich betonte er die Bedeutung, welche man den Parteien und ihrer Arbeit für das Funktionieren der Demokratie zumesse. «Aber nicht alles Wichtige braucht auch staatliche Unterstützung.»81

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OSZE-Bericht kritisiert Intransparenz Bemerkenswertes zur Parteienfinanzierungsdebatte steuerten 2008 der OSZE-Wahlbeobachter-Bericht zu den Wahlen 2007 und eine Studie zur Entwicklung der Parteibudgets des Hochschulinstituts für öffentliche Verwaltung (IDHEAP) in Lausanne bei. Der OSZE-Bericht konstatiert, die Transparenz im gesamten Wahlprozess sei zu verbessern, indem von den Parteien und politischen Vereinigungen die Offenlegung der Einnahmen und Ausgaben sowie der Spender zwingend zu verlangen sei.82 Die Studie des IDHEAP führte in der Neuen Luzerner Zeitung zum Titel «Parteien haben Geld wie noch nie». Die Neue Zürcher Zeitung brachte den Studieninhalt auf einen etwas anderen Punkt: «Die nationalen Parteien leben mehr und mehr von Spenden.» Die Studie zeigt, dass die externe Finanzierung im Jahr 2006 durchschnittlich bei 70 Prozent lag (FDP 94 Prozent, CVP und SVP je 75, SP 62, Grüne 60). Im Vergleich zu 1996 blieb der Anteil bei der FDP stabil (minus 1 Prozentpunkt), bei der CVP stieg er um 5 Prozentpunkte, während er bei den Grünen (plus 14), der SP (plus 35) und der SVP (plus 45) massiv gestiegen ist. Die dazugehörigen Zahlen sind mit Vorsicht zu geniessen, da nicht alle Parteien die gleichen Buchhaltungsregeln anwenden und die publizierten, in der Studie verwendeten, Budgets selbstredend (besser schweigend) nur einem Teil der parteilichen Finanzrealität entsprechen.83 Dann gab es 2008 noch die Warnung des Aktionärsvereins Actares vor Parteispenden. Parteienspenden von börsenkotierten Unternehmen seien «fragwürdig», «der Nutzen von Geldgaben an Parteien oft unklar», und bei einem heterogenen Aktionariat gäbe es «kein eindeutiges Interesse der Firma».84 Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen sie …, ja wen?

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Der Autor

Hilmar Gernet, geboren 1961, hat seine beruflichen Sporen(nach Abschluss des kantonalen Lehrerseminars in Hitzkirch) in der Medienbranche abverdient; zuerst als Werkstudent und später als Redaktor beim Willisauer Boten, bei Schweizer Radio DRS, dann beim Vaterland und der Neuen Luzerner Zeitung. Während fünf Jahren war er in Brüssel als EU- und Nato-Korrespondent für Medien in der Schweiz und Deutschland tätig, bevor er als stellvertretender Chefredaktor zur Neuen Mittelland Zeitung nach Solothurn ging. Medien sind ein Teil seines Lebens, aber auch die Politik. Von 1997 bis 2001 war Hilmar Gernet Generalsekretär der CVP Schweiz. Unter seiner Kampagnenführung gelang der CVP bei den Nationalratswahlen 1999 erstmals nach Jahren der Stagnation ein Sitzgewinn, und er brachte die roten Zahlen der Parteikasse wieder ins Lot. Nach dem «Seitenwechsel» vom Journalismus ins nationale Politikmanagement wechselte er in die Privatwirtschaft. Seit 2008 ist Hilmar Gernet in der Direktion der Raiffeisen Schweiz Genossenschaft zuständig für das Ressort Politik und Gesellschaft. Er initiierte u. a. die IG Genossenschaftsunternehmen (2010) und vertritt die Genossenschaftsbank in internationalen Gremien (Präsidiumsmitglied European Association of Cooperative Banks; Vizepräsident Internationale Raiffeisen Union). Der promovierte Historiker (Dr. phil.) studierte schweizerische und europäische Zeitgeschichte sowie Germanistik und Linguistik in Freiburg/Schweiz und Wien. Er ist Verfasser und Herausgeber mehrerer Publikationen zu politischen und historischen Themen, u. a. Verbrechen und Leiden im InterniertenStraflager Wauwiler-Moos (1995); Josi J. Meier – Dank- und Denkschrift (1995); Luzerns heiliger Krieg – eine historische Reportage zum Sonderbundskrieg 1847 (1997); 1998. Das Ende von Religion, Politik und Gesellschaft? (1997), Von Mythen zu Taten – Damit die Schweiz bleibt, was sie ist: eine Erfolgsgeschichte (2000); Heiri. Heiri Estermann. Eine Würdigung (2008); Public Affairs und Verwaltungsrat. Lobbying ist ohne Alternative (2009). An der Hochschule Luzern doziert Hilmar Gernet zu Public Affairs und Unternehmenskommunikation. Seit 2007 ist er Kantonsrat (cvp., Luzern) und seit 2010 Verwaltungsratspräsident der Lokalzeitung Surseer Woche AG.

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