Rudolf, Tester: China. Der nächste Horizont.

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© 2016 Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich Lektorat: Rainer Vollath, München Umschlaggestaltung: icona basel, Basel Umschlagbild: © Christoph Gysin, Basel Gestaltung, Satz: Claudia Wild, Konstanz Druck, Einband: Kösel GmbH, Altusried-Krugzell Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werks oder von Teilen dieses Werks ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. ISBN 978-3-03810-186-5 www.nzz-libro.ch NZZ Libro ist ein Imprint der Neuen Zürcher Zeitung

Lizenzausgabe für Deutschland und Österreich:

Frankfurter Societäts-Medien GmbH Frankenallee 71–81 D-60327 Frankfurt am Main Geschäftsführung: Oliver Rohloff ISBN 978-3-95601-178-8 www.fazbuch.de


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Inhalt

Vorwort  Dank  Einleitung  Kompass für dieses Buch  Landkarte Chinas  Definitionen und Marktdaten

5 11 12 15 18 19

Teil 1 Chinas Volkswirtschaft

21

1

China heute

1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6

Wirtschaftssektoren und Rebalancing  Regionale Unterschiede  Arbeitsmarkt  Immobilienmarkt  Der Renminbi (人民币, renminbi)  Exkurs: Die Geschichte hilft, China zu verstehen

23 23 29 32 35 41 46

2

Weshalb ist China kein typisches Schwellenland?

2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6

Die Macht der Masse  Gelenkte Wirtschaft und Leistungsausweis der Regierung  Infrastruktur  Innovation  Konfuzianismus und Leistungsbereitschaft  Vergleich zu anderen Schwellenländern

3 Megatrends

3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6

13. Fünfjahresplan und Wirtschaftsreformen  Abnahme der arbeitstätigen Bevölkerung  Urbanisierung und Hukou (户口, hukou)  Konsumwachstum  Der Mittelstand explodiert  Exkurs: Die Maslow’sche Bedürfnispyramide in China

49 49 52 55 57 61 63 67 67 71 76 82 86 88


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Inhalt

4

Echte und vermeintliche Probleme

4.1 4.2 4.3 4.4

Rechtssystem  Ausbildungssystem  Die Aufwertung der Wirtschaft  Verschuldung

93 94 98 101 104

Teil 2 Die Finanz- und Wertschriftenmärkte

5

Finanzdienstleister in China: Staatsgarantie für fast alle

5.1 5.2 5.3

Einführung  Die Banken  Andere Finanzdienstleister

111 111 115 123

6

Die Wertschriftenmärkte

6.1 6.2 6.3 6.4 6.5 6.6 6.7

Der Renminbi-Geldmarkt  Der Renminbi-Anleihenmarkt  Chinas Aktienmärkte von A bis H  Auf dem Festland kotierte chinesische Unternehmen  Ausserhalb Chinas kotierte chinesische Unternehmen  Derivate auf Wertschriften  Die Aufsichtsbehörden

129 129 129 131 133 139 141 141

7

Die Investoren in China

7.1 7.2

Retailinvestoren dominieren den Aktienhandel  Institutionelle Investoren

143 144 146

8

Entwicklung der Finanzmärkte

8.1 8.2 8.3 8.4 8.5

Radikale Erneuerung nötig  Was wurde bislang erreicht?  Stärken der chinesischen Finanzmärkte  Schwächen der chinesischen Finanzmärkte  Die wichtigsten Trends

109

149 149 151 153 155 158


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9

Teil 3 Wie in Chinas Finanzmärkte investieren?

9

Das richtige Thema

9.1 9.2 9.3

Konsum- und einkommensgetriebene Sektoren  Digitale Lösungen  Staatliche Initiativen

163

165 166 176 179

10.1 10.2 10.3 10.4 10.5

Aktiv, nicht passiv investieren  Das Problem Benchmark  Diversifikation und Corporate Governance  Due Diligence auf Chinesisch  Leistungsausweis von Investoren mit Vorsicht geniessen

183 183 184 188 191 192

11

Die richtigen Anlageinstrumente

11.1 11.2 11.3 11.4

Viele Wege führen nach China  Chinaanteil in internationalen Aktienindizes  Chinesische oder nicht chinesische Unternehmen wählen?  Anlagefonds, ETF, VIE, Private-Equity-Fonds und Hedgefonds

195 195 197 198 200

12

Checkliste für Investoren

207

Teil 4 Wie geht es weiter?

211

13

Zehn Gründe für einen Bullenmarkt in A-Aktien

213

14

Folgt China dem Weg von Japan, Südkorea und Taiwan?

225

10 Investitionsprinzipien

15.1 15.2 15.3 15.4

Politische Risiken  Volkswirtschaftliche Risiken  Risiken für die Finanzmärkte  Kann China eine globale Finanzkrise auslösen?

227 227 228 229 231

16

Fazit und Ausblick

15 Risiken

235


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Inhalt

Anhang  Abkürzungsverzeichnis  Begriffsverzeichnis  Anmerkungen  Literaturverzeichnis  Abbildungsverzeichnis  Boxverzeichnis  Kurzbiografien der Autoren

237 239 241 247 255 260 262 263


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Dank

Dieses Buch entstand mit der tatkräftigen Unterstützung vieler Freunde, Kollegen, Geschäftspartner und Mitarbeiter. Unser besonderer Dank gilt Philippe ­Béguelin. Er hat das Manuskript geduldig redigiert und uns äusserst wertvollen Input gegeben. Auch Andries Diener sind wir zu grossem Dank verpflichtet. Seine Anregungen haben uns immer wieder gezwungen, Ansichten zu hinterfragen und unvoreingenommen zu bleiben. William Keller hat uns in den letzten zehn Jahren unermüdlich an seinen enormen Erfahrungen in China teilhaben lassen. Dr. Liu Xiucai hat uns den Kontakt zu vielen, schwer zugänglichen Persönlichkeiten in China ermöglicht. Ebenfalls herzlich danken wir Chen Xian, Zang Huiqing, Li Hong, Jiang Kathy, Li Kevin, Ludvig Nilsson und Christoph Moellers, die uns über den gesamten Entstehungsprozess hinweg intensiv unterstützten und uns in China Zugang zu Informationen und Daten ermöglichten, die wir ohne sie nicht erhalten hätten. Yang Leo hat uns an seinem fundierten Wissen über den Finanzmarkt Chinas teilhaben lassen. Charles Merkle und Robert Adler haben uns immer wieder die Augen für neue und überraschende Einsichten geöffnet. Oliver Adler und Peter Kuster danken wir für die kritische Durchsicht der Disposition. Lydia Issler hat das um­­ fangreiche Datenmaterial aufbereitet, und Florence Humbel hat wertvolle Recherchearbeit geleistet. Ebenso danken wir Hans-Peter Thür und seinem Team von NZZ Libro für die sehr konstruktive und effiziente Zusammenarbeit. Elisabeth Tester 29. Februar 2016

Joachim Rudolf


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Einleitung

Investitionschancen in China Ich weiss nicht mehr, was mich 1995 dazu bewog, nach China zu reisen. Wahrscheinlich war es der Drang, aus den bislang gemachten persönlichen und beruflichen Erfahrungen in Europa und den USA auszubrechen und neue Stärkepole in Asien zu ergründen. Seither hat mich China nicht mehr losgelassen. Als sich 2005 die Möglichkeit bot, beruflich in China aktiv zu werden, ergriff ich sie. Für die Möglichkeit, Investitionen in China zu betreuen und zu beurteilen und ein Team von chinesischen Investitionsberatern mitformen zu können, bin ich der HBM-Organisation dankbar. Vor allem Dr. Henri B. Meier und Dr. Andreas Wicki haben dies ermöglicht. Seit 2006 begleitet mich William Keller, Ehrenbürger von Schanghai. Er lebte dort mehr als 20 Jahre, baute von 1993 bis 2005 Roche China auf, leitete es und beriet danach die chinesische Regierung. Mit seiner konstruktiven Sicht der Dinge und auf Basis seiner Berufserfahrung in fast allen Kulturen der Welt hat er mich immer wieder dazu gebracht, China möglichst unvoreingenommen und von Schemata losgelöst zu betrachten. Dr. Liu Xiucai (刘博士, liu boshi) habe ich die Chance zu verdanken, dass ich ab 2011 mehrere Jahre lang in Schanghai als Finanzchef für sein chinesisches Unternehmen Cathay Industrial Biotech (凯赛生物产业有限公司, kaisai shengwu chanye youxian gongsi) arbeiten konnte. Es hat seine Basis in Schanghai und be­­ sitzt Fabriken in den Provinzen Schandong und Jilin. Cathay erzielte einen jährlichen Umsatz von über 100 Millionen US-Dollar mit weltmarktführenden Produkten der industriellen Biotechnologie, zum Beispiel mit Komponenten zur Herstellung von Nylon. Zu den Kunden gehören sowohl chinesische als auch namhafte globale Chemiekonzerne. Dieses von Hochtechnologie getriebene Unternehmen wird nun mit einem revolutionären Nylonprodukt im globalen Textilsektor ex­­pandieren. Als brillanter Wissenschaftler und leidenschaftlicher Unternehmer, der bereits 1997 nach zehn Studien- und Arbeitsjahren in den USA nach China zurückkehrte, hat mir Dr. Liu durch das Meistern vieler geschäftlicher Herausforderungen und in unzähligen persönlichen Diskussionen die Augen geöffnet, was Chinas Probleme, aber auch Chinas Chancen sind. Dr. Liu hat mir das seltene Privileg ermöglicht, die


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Investitionschancen in China

Geschäftswelt Chinas aus Sicht eines chinesischen Unternehmens persönlich er­­ fahren zu dürfen und zu erleben, wie die Finanz- und Kapitalmärkte in China für inländische Marktteilnehmer funktionieren. Diese Märkte werden sich in den nächsten Jahren stark verändern. Die grossen Umwälzungen im Finanzsektor werden erst noch stattfinden, Jahrzehnte nachdem die Agrar- und Industriemärkte von Grund auf verändert wurden. Nur durch die effizientere Allokation finanzieller Ressourcen kann China den Wohlstand der Bevölkerung weiter erhöhen. Mit diesem Buch wollen wir auf Basis persönlicher Erfahrungen in lebhafter Weise schildern, welche Veränderungen in Chinas Wirtschaft und Finanzmärkten zu erwarten sind, was ihre Auswirkungen sein werden und welche Investitionschancen sich daraus für Anleger und Unternehmer ergeben. Das Buch ist ein Kompass für den Weg Chinas zum nächsten Horizont. Joachim Rudolf

China: Die Reise geht weiter Im Jahr 1986 reiste ich das erste Mal nach China. Als Wirtschaftsstudentin an der Universität Zürich durfte ich mit dem Chinaexperten Professor Willy Linder, damals Leiter der Wirtschaftsredaktion der NZZ, fast einen Monat lang in China herumreisen und hochkarätige Vertreter der chinesischen Wirtschaft und Regierung treffen. Unsere Gruppe bestand aus 30 Studenten, Assistenten und Oberassistenten. Bezahlt wurde die Reise von privaten Sponsoren, darunter von der Firma Schindler, die schon damals in China geschäftlich tätig war. Als Gegenleistung mussten wir einen Reisebericht in der Form eines Buches schrei­ben, und die Frage, die es zu beantworten galt, lautete: «Kann China die unter Deng Xiaoping begonnene wirtschaftliche Öffnung vorantreiben und ein marktwirtschaftliches System einführen, ohne dass die kommunistische Partei einer demokratischen Regierungsform weichen muss?» Unsere Antwort war ein klares und definitives Nein. Es gibt keine wirtschaftliche Liberalisierung ohne politische Öffnung. Die wirtschaftliche, politische und soziale Entwicklung Chinas der letzten 30 Jahre hat unsere damaligen Analysen zu Makulatur gemacht. China hat die Fähigkeit, die Welt zu überraschen – im Negativen wie im Positiven. China ist oft widersprüchlich. Doch eines ist sicher: Die wirtschaftliche Entwicklung wird fortschreiten, und der Wohlstand der Bevölkerung wird weiterhin zunehmen. Diese

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Einleitung

Entwicklung wird nicht linear und nicht ohne Schwierigkeiten oder gar Rückschläge ablaufen, aber sie krempelt die Struktur der chinesischen Volkswirtschaft vollständig um. Der Konsum hat die Investitionen als Wachstumstreiber bereits abgelöst, und viele Hunderte von Millionen Chinesen suchen, nachdem sie eine Wohnung gekauft haben, nach weiteren Anlage- und Investitionsmöglichkeiten. Die globale Bedeutung der Volkswirtschaft Chinas spiegelt sich noch nicht in den Portfolios der internationalen Anleger. Die chinesischen Finanzmärkte sind erst wenig entwickelt, aber sie stehen an der Schwelle zu einem Paradigmenwechsel. Die bislang noch langsame und schrittweise Liberalisierung gewinnt an Boden und wird gezielt forciert. Nicht nur für Chinesen, auch für westliche Investoren hat das weitreichende Konsequenzen. Schon in wenigen Jahren werden sie China nicht mehr ignorieren können, und ein Chinamodul wird zum festen Bestandteil des Portfolios aller international orientierten und diversifizierten Investoren gehören. Mit dem vorliegenden Buch möchten wir diese Entwicklung interessierten Investoren und Unternehmern, aber auch einem breiten Publikum zugänglich machen. Einerseits werden die chinesischen Finanzmärkte erklärt und vorhersehbare Entwicklungen analysiert. Andererseits möchten wir das Bewusstsein für die Anlageklasse «China» steigern und vielversprechende Sektoren aufzeigen. Fundament dieses Buches ist eine umfassende Analyse von Chinas Volkswirtschaft, ihrer Stärken und Schwächen, so wie sie sich heute den in der chinesischen Wirtschaft tätigen Unternehmen präsentieren. Das Buch ist auch ein praktischer Leitfaden für Investoren in China. An dieser Stelle danke ich Mark Dittli, Chefredaktor von Finanz und Wirtschaft, und Verlagsleiter Martin Coninx für ihr Vertrauen. Sie haben mir ermöglicht, als Chinakorrespondentin für Finanz und Wirtschaft von 2012 bis 2015 in Schanghai zu leben und zu arbeiten. In dieser Funktion durfte ich dort Kontakte knüpfen und Persönlichkeiten kennenlernen, ohne die dieses Buch nicht entstanden wäre. Liebe Leserin, lieber Leser, ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre! Elisabeth Tester


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Kompass für dieses Buch

Dieses Buch will helfen, Chinas wirtschaftlichen Fortschritt besser zu verstehen, seine politischen Entscheidungen einordnen und den Um- und Ausbau seiner Finanzmärkte überblicken zu können. Es erleichtert damit den Zugang zu Investitionen in China. Das Buch soll helfen, Chancen zu erkennen und Fehler bei Investitionen zu vermeiden. Es möchte den Leser dazu motivieren, trotz häufiger und schlechter Schlagzeilen und Nachrichten aus China, das grosse Ganze nicht aus den Augen zu verlieren. Es möchte den Blick für die Stärken des Landes und das Potenzial seiner Unternehmen sowie für die wahren Risiken im Investitionsmarkt schärfen. Chinas Finanzmärkte entwickeln sich in einer wachsenden Volkswirtschaft, deren riesige Konsumentenbasis den vielen innovativen Unternehmen attraktive Geschäftsmöglichkeiten bietet. Wir sind überzeugt, dass in dieser Konstellation Investitionschancen liegen. Dieses Buch ist in vier Teile gegliedert: «Chinas Volkswirtschaft», «Die Finanzund Wertschriftenmärkte», «Wie in Chinas Finanzmärkte investieren?» und «Wie geht es weiter?»


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Kompass für dieses Buch

Seite 21

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Teil 1 «Chinas Volkswirtschaft» erklärt die Eigenheiten und den Zustand der chinesischen Volkswirtschaft. Er zeigt, wo sie sich in ihrem Umstrukturierungsprozess befindet, welche die grössten Chancen und Gefahren sind und welche Probleme gelöst werden müssen, damit China die nächste Entwicklungsstufe von einer kreditgetriebenen Industrie hin zu einem nachhaltigen, konsumgetriebenen Wirtschaftswachstum meistern kann. Fragen, die beantwortet werden, sind unter anderem:

Seite 109

Will und kann die Regierung die Umstrukturierung (Rebalancing) der Wirtschaft umsetzen? Was passiert, wenn dies nicht gelingt? Gibt es in China eine Immobilienblase? Ist Innovation ohne verbesserten Schutz geistigen Eigentums möglich? Inwiefern ist China mit anderen Schwellenländern vergleichbar? Welche Konsequenzen hat die Abnahme der arbeitstätigen Bevölkerung? Was treibt den Konsum? Und was wird konsumiert? Welche Rolle spielt die anhaltende Verstädterung? Was sind echte und was sind vermeintliche Probleme des Landes? Ist die Verschuldung zu bewältigen? Können das Rechtssystem und die Qualität der Ausbildung verbessert werden? Was geschieht mit Chinas internem Umstrukturierungsprozess, wenn die Weltwirtschaft in eine Rezession gerät?

Teil 2 «Die Finanz- und Wertschriftenmärkte» gibt einen umfassenden Überblick

über die Finanzdienstleister, den Wertschriftenhandel und die Börsen. Die Rolle des Staates und der Investoren wird ebenso beleuchtet wie die Entwicklungen, die noch nötig sind, damit sich in China ein besser funktionierender Finanzmarkt etablieren kann. Wichtige Fragen hierzu sind:

Was bedeutet die Dominanz der staatlichen Banken? Welche Rolle werden private Banken spielen? Welche Funktion üben in China die Aktien- und Anleihenmärkte aus? Weshalb gibt es unterschiedliche Aktientypen? Wie funktioniert ein Börsengang in China? Weshalb beherrschen Retailinvestoren die chinesischen Aktienmärkte? Wie offen sind die Finanzmärkte? Was bedeuten Börsencrashs in China für das Land und den Rest der Welt? Wie gefährlich sind Wealth-Management-Produkte und Trusts des informellen Finanzsektors? Wird die Regierung weiterhin kaum grosse Zahlungsausfälle zulassen, sondern rettend einspringen? Was bedeutet die Kapitalflucht für China? Welche Rolle spielen die Währungsreserven?


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Teil 3 «Wie in Chinas Finanzmärkte investieren?» hilft Investoren und Unter-

nehmern, Erfolg versprechende Sektoren auszuwählen und eine geeignete Anlagestrategie sowie passende Anlageinstrumente zu finden. Er zeigt auf, was bei Investitionen in China speziell zu berücksichtigen ist und welche Prinzipien der Investor befolgen muss. Dieser Teil fasst in einer Checkliste die wichtigsten Erkenntnisse für Investoren zusammen.

Seite 163

17

Zentrale Fragen, die sich Anleger stellen müssen, sind:

Teil 4 «Wie geht es weiter?» wirft einen detaillierten Blick auf die Zukunft der chinesischen Finanzmärkte. Es gibt zehn gute Gründe für einen nachhaltigen Bullenmarkt in A-Aktien und Argumente dafür, dass China der wirtschaftlichen Entwicklung seiner Nachbarländer Japan, Südkorea und Taiwan folgen wird. Aber es gibt auch politische und wirtschaftliche Risiken, die nicht unbeachtet bleiben dürfen. Und nicht zuletzt wird die Frage beantwortet, ob China eine globale Finanzkrise auslösen kann. In diesem Buch behandeln wir die längerfristigen Trends der chinesischen Wirtschaft und Finanzmärkte. Zur Erläuterung unserer Argumentation liefern wir viele Marktdaten. Diese sind, wo möglich, bis Ende 2015 aktualisiert. Ihre Aktualität ist aber für die Aussagekraft unserer Thesen nicht entscheidend, denn die grundlegenden Erkenntnisse dieses Buches sollten auch längerfristig gültig sein.

Seite 211

Wie kann ein Privatanleger in China überhaupt investieren? Welche spezifischen Herausforderungen stellen sich? Ist eine aktive oder eine passive Strategie besser? Muss man in China selbst investieren, um an den dortigen Chancen teilhaben zu können? Wieso ist China in den internationalen Aktienindizes so stark untergewichtet? Weshalb ist die Corporate Governance noch so schlecht? Welche Anlageinstrumente sind Erfolg versprechend?


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Landkarte Chinas

CHINA

N

Politische Karte

RUSSLAND

KASACHSTAN

HEILONGJIANG Harbin

JILIN

MONGOLEI

Changchun INNER MONGOLIA (NEI MONGOL) Shenyang

Urumqi

KIRGISTAN

LIAONING

XINJIANG

TADSCHIKISTAN

AFGHANISTAN

Xining

BHUTAN

LEGENDE Grenzfluss Provinzniveaugrenze Landeshauptstadt Hauptstadt der Provinzebene Provinzen (22) Autonome Regionen (5) Gemeinden (4) Sonderverwaltungsregionen (SAR) (2)

Chengdu

Landkarte nicht massstabsgetreu

VOLKSREPUBLIK LAOS THAILAND

Nanjing

Wuhan Nanchang

Changsha

HUNAN

GUANGXI

VIETNAM

MYANMAR

JIANGSU Hefei

ANHUI

CHONGQING

YUNNAN

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Zhengzhou

Guiyang

Kunming

Nanning Haikou

Gelbes Meer

SHANDONG

HUBEI

GUIZHOU

INDIEN

BANGLADESCH

Golf von Bengalen

Xi’an

SICHUAN Lhasa

PA L

Lanzhou

SHANXI

SÜDKOREA

Shijiazhuang Jinan

SHAANXI HENAN

TIBET (XIZANG) NE

Taiyuan

NINGXIA

NORDKOREA

TIANJIN HEBEI

Yinchuan

QINGHAI

INDIEN

BEIJING

Hohhot

GANSU

East Sea

JIANGXI

SHANGHAI Hangzhou

ZHEJIANG

FUJIAN

Ostchinesisches Meer

Fuzhou

GUANGDONG

TAIWAN

Guangzhou

HONG KONG (SAR) MACAU (SAR)

HAINAN

Südchinesisches Meer

REPUBLIK PHILIPPINEN


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Teil 1 Chinas Volkswirtschaft

1 China heute 2 Weshalb ist China kein typisches Schwellenland? 3 Megatrends 4 Echte und vermeintliche Probleme


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Definitionen und Marktdaten

«Kann China reich werden, bevor es alt wird?» Das ist eine plakative, aber zentrale Frage. China wäre das erste Schwellenland, in dem die Bevölkerung allzu schnell altert, bevor genug Reserven für die Renten angespart wurden. Die Frage kann heute weder mit Ja noch mit Nein beantwortet werden. Der Wettlauf zwischen der Wertschöpfungssteigerung der Volkswirtschaft einerseits und dem brisanten chinesischen Demografiecocktail andererseits wird darüber entscheiden. Will China nicht von seinen wachsenden Verpflichtungen gegenüber Pensionären und Sozialhilfeempfängern sowie von den Kosten des Staats-, Sicherheitsund Militärapparats erdrückt werden, muss die Produktivität der arbeitsfähigen Bevölkerung zunehmen. Im Jahr 1840 war China die grösste Volkswirtschaft der Welt, aber das Pro-Kopf-Einkommen lag weit unten. Dieses Ungleichgewicht soll nicht noch einmal entstehen. Das Aufwerten der Wirtschaft hat für die Regierung höchste Priorität. Ob dieses Upgrading gelingt, wird mittelund langfristig über die wirtschaftlichen Geschicke Chinas entscheiden – und die Anlagemöglichkeiten für Investoren definieren. Kapitel 1 dieses Buches gibt eine Bestandsaufnahme der heutigen Wirtschaft Chinas und zeigt, wo sie sich in ihrem Umstrukturierungs- und Aufwertungsprozess befindet. Kapitel 2 hebt die Eigenschaften heraus, die China einzigartig und nicht mit anderen Schwellenländern vergleichbar machen. Zu den wichtigsten Faktoren gehören die «Macht der Masse» der 1,38 Milliarden Chinesen und der Regierungsapparat. In Kapitel 3 werden die Megatrends erklärt, die in den kommenden Jahren sowohl die fundamentalen Wachstumstreiber als auch die systemischen Schwächen der chinesischen Wirtschaft sein werden. Die wichtigsten Herausforderungen und Probleme, die China meistern muss, um nachhaltig und langfristig zu wachsen, den Wohlstand der Bevölkerung zu mehren und ein für Unternehmen fruchtbares Umfeld hervorzubringen, sind in Kapitel 4 aufgeführt.


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1

China heute

China steht in vielerlei Hinsicht an der Spitze. Schriftzeichen, Smartphonebesitzer, Wohneigentümer, Auslandsreisen, Bevölkerung, Urbanisierung, E-Commerce, soziale Medien, Textilproduktion, Luftverschmutzung, internationaler Handel, Neuzulassungen von Automobilen, Sparquote – in all diesen und unzähligen weiteren denkbaren und auch undenkbaren Kategorien liegt China im weltweiten Vergleich auf Platz eins. Noch nie in der Geschichte der Menschheit hat eine Volkswirtschaft so schnell einen so tief greifenden Wandel durchgemacht wie China in den letzten 30 Jahren. Die chinesische Volkswirtschaft hebt sich von der anderer Schwellenländer durch wichtige und einzigartige Charakteristiken ab. Das Land ist der Kategorisierung unter dem Akronym BRIC1 (Brasilien, Russland, Indien, China) entwachsen, falls diese simple Weltsicht je sinnvoll war. Die Dynamik des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels ist atemberaubend. China wird in den kommenden Jahren grosse Herausforderungen zu bewältigen haben. Das Wirtschaftswachstum wird sich deutlich verlangsamen. Die Wirtschaft befindet sich in einem schwierigen Umstrukturierungsprozess, weg von einem export- und investitionsgetriebenen Wachstumsmodell hin zu einem nachhaltigeren, konsum- und dienstleistungsorientierten Modell. Dieses Rebalancing ist notwendig, weil das investitionslastige Wachstum der letzten Jahrzehnte zu einer hohen gesamtwirtschaftlichen Verschuldung geführt hat und die Wertschöpfung dieser Investitionen immer mehr abnimmt. In einigen Branchen dürfte sie inzwischen sogar negativ sein. Die Restrukturierung der Wirtschaft, die Reform und die weitere Öffnung der Märkte – insbesondere auch der Finanzmärkte – werden nicht ohne Schwierigkeiten und Enttäuschungen ablaufen. Aber China verfügt über viele Stärken, und Megatrends wie die Konsumstory werden die wirtschaftliche Entwicklung unterstützen und den Wandel der Wirtschaftsstruktur vorantreiben.

1.1

Wirtschaftssektoren und Rebalancing

Zurzeit gibt es zwei Chinas. Ein China, das sich in einer nachhaltigen, konsumgetriebenen Wachstumsphase befindet, und ein China, das eine schwere Rezession durchmacht. Doch der Reihe nach. Chinas Wirtschaftswachstum schwächt sich ab.


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China heute

Überraschte das Land vor zehn Jahren noch mit zweistelligen Zuwachsraten, ist das Wachstum 2015 unter 7 Prozent gerutscht. In wenigen Jahren dürfte es unter 5 Prozent liegen, je nach Berechnungsmethode. Oft wird dabei vergessen, dass die absolute Expansion der Wirtschaft und damit die Wertschöpfung heute ungleich viel höher ist als 2006, als das Wirtschaftswachstum und damit die relative Zunahme mehr als 12 Prozent betrug. Die Berechnungsbasis, das nominale Bruttoinlandsprodukt (BIP), ist heute vier Mal höher als damals.2 2015 entsprach das absolute Wachstum Chinas gemäss offiziellen Zahlen der Grösse der Schweizer Volkswirtschaft. Ob die Wirtschaft im kommenden Jahr 6 oder 6,5 Prozent wächst, ist nicht die Hauptschwierigkeit Chinas. Das grösste Problem ist die Zusammensetzung des Wachstums. Drei Fragen müssen gestellt werden: Wie entwickeln sich die Wirtschaftssektoren Agrarwirtschaft, Industrie und Dienstleistungen? Wie entwickeln sich die Investitionen und der Konsum? Und welchen Stellenwert nehmen die Exporte ein? Diese drei Fragen sind eng miteinander verbunden und bilden den Kern der Umstrukturierung, des Rebalancing der chinesischen Wirtschaft. China, ein ehemals typisches Agrarland, hat bereits mehrere Jahrzehnte der Industrialisierung durchlaufen. Die chinesische Landwirtschaft ist chronisch unproduktiv, was auch auf die sehr kleine durchschnittliche Landfläche der Betriebe zurückzuführen ist (vergleiche Kapitel 3.3 «Urbanisierung und Hukou»). Zudem arbeiten immer noch überproportional viele Menschen in der Landwirtschaft. Der Anteil des Agrarsektors (Primärsektor) an der gesamten Wirtschaftsleistung beträgt rund 9 Prozent, doch 30 Prozent der Chinesen sind in diesem Sektor beschäftigt, nämlich etwa genauso viele wie in Industrie und Bau (Sekundärsektor). In industrialisierten Ländern, zum Beispiel in Deutschland, sind heute weniger als 2 Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig. Ihr Beitrag zum BIP be­­trägt normalerweise lediglich etwa 1 Prozent. Auch der Industriesektor ist in China – in Bezug auf Beschäftigung und Leistungsbeitrag – wesentlich wichtiger als in voll entwickelten Ländern. Der Dienstleistungssektor (Tertiärsektor), der Hauptmotor jeder entwickelten Volkswirtschaft, ist hingegen immer noch vergleichsweise klein. Aber im Einklang mit der wirtschaftlichen Entwicklung der meisten hoch industrialisierten Länder entfaltet er sich schnell und steuert heute bereits 50 Prozent zur Wirtschaftsleistung des Landes bei. Während der Industriesektor in China in den letzten Jahrzehnten trotz massiver Investitionen nicht schneller gewachsen ist als die Gesamtwirtschaft, holt der Dienstleistungssektor rasant auf. Seit 2011 trägt der Tertiärsektor mehr zum Wirtschaftswachstum bei als die Industrie. 2015 war er erstmals für mehr als die Hälfte der gesamten Wirtschaftsleistung verantwortlich. Das zeigt, dass der notwendige Strukturwandel der chinesischen Wirtschaft im Gange ist. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass im Jahr 2015 der Finanzsektor wegen der hohen Börsenumsätze für


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3 Megatrends

Megatrend ist ein inflationär gebrauchter und oft arg strapazierter Begriff. Für China jedoch passt das Wort. «Mega», der griechische Vorsatz für Masseinheiten mit dem Faktor 1 Million, könnte sogar durch «giga» ersetzt werden, 1 Milliarde. Megatrends sind in China von mehr als einer Milliarde Menschen getragene Entwicklungen, die praktisch alles andere übersteuern können. Ein Megatrend kann ein massiver, fundamentaler Wachstumstreiber sein, wie die Urbanisierung, die Zu­nahme des privaten Konsums und das explosionsartige Wachstum der Mittelschicht. Ein solcher Trend kann aber auch eine Schwäche des chinesischen Systems offenlegen und die weitere Entwicklung vor schwerwiegende Herausforderungen stellen. Ein Beispiel dafür ist die Demografie und die Abnahme der werktätigen Bevölkerung. Megatrends haben wie alle Trends die Eigenschaft, sich selbstständig zu machen und einer eigenen Dynamik zu gehorchen. In China werden sie von der Regierung gefördert, in bestimmte Bahnen gelenkt oder – wie die Kommunikation zu heiklen Themen auf sozialen Medien – mit mehr oder weniger Erfolg unterdrückt.

3.1

13. Fünfjahresplan und Wirtschaftsreformen

13-5. In China weiss jedes Kind, was diese Zahlenkombination bedeutet: der 13. Fünfjahresplan (第十三个五年规划, di shi san ge wu nian guihua). Wirtschaftspläne und Marktwirtschaft beissen sich. Aber die letzten Fünfjahrespläne waren im Vergleich zu früheren eher eine Richtlinie und Strategieerklärung als eine streng dirigistische Vorgabe. Und China ist nicht in allen Branchen und Sektoren eine Marktwirtschaft – auch wenn es punktuell so viel Wettbewerb und Gewinnstreben gibt wie nirgendwo sonst auf der Welt. Wer denkt, langfristige Pläne seien in der dynamischen und rasantem Wandel unterworfenen Wirtschaft Chinas ein Anachronismus, sei eines Besseren belehrt. Die Partei verfolgt nicht nur Fünfjahrespläne, sondern auch zwei Hundertjahrespläne. Bis zum 100. Gründungstag der kommunistischen Partei im Jahr 2021 sollen alle chinesischen Staatsbürger einen moderaten Wohlstand geniessen; bis zum 100. Geburtstag der Volksrepublik im Jahr 2049 soll China eine in allen Belangen hoch industrialisierte Globalmacht sein. Im Vordergrund steht das erklärte Ziel von Präsident Xi, das Pro-Kopf-Einkommen von 2010 bis 2020 zu verdoppeln.


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Megatrends

Box 8: 13-5 Der 13. Fünfjahresplan, der für die Periode von 2016 bis 2020 Gültigkeit hat, führt alle wesentlichen Verbesserungen auf, die sich der durchschnittliche chinesische Bürger mit hoher Priorität wünscht. Der Fokus liegt auf folgenden Themen: ––

Wirtschaft und Finanzen (sieben der 32 Schwerpunkte befassen sich mit diesen ­Themen),

––

Umwelt (6),

––

Sozialwesen und Pensionssystem (5),

––

Ausbildung (4),

––

und Gesundheitswesen (4).

Je ein bis zwei Mal erwähnt werden das Rechtssystem, die Landwirtschaft, das Militär und die Onlinemedien. Der Fünfjahresplan gibt die Stossrichtung der jeweils zu erwartenden Regierungs­ initiativen verlässlich vor. Einige der erwähnten Initiativen werden bereits implementiert. Falls die chinesische Regierung diesen strategischen Fahrplan tatsächlich umsetzt, können sich viele Entwicklungen in eine für China gute Richtung bewegen.

«Don’t fight the Fed.» Oder: «Never bet against the Fed.» – «Stelle dich nicht gegen die US-Notenbank Federal Reserve und wette nicht gegen sie.» Dieser an den Finanzmärkten befolgte und bewährte Grundsatz kann auf China adaptiert werden: «Wette nicht gegen die Regierung.» Was die Regierung will, setzt sie durch. Die Erfüllungswahrscheinlichkeit der Pläne ist hoch. Dass bestimmte Massnahmen und Reformen eher langsam und schrittweise implementiert werden, sollte nicht als Schwäche oder Versagen verstanden werden, sondern als vorsichtige Umsetzungsstrategie. Abrupte und flächendeckende Neuerungen könnten das riesige Land in ein Chaos stürzen. 13-5 ist denn auch als Kursbuch für bereits laufende und geplante Reformen zu verstehen. Der neue Fünfjahresplan ist zwar ambitiös, steht aber im Einklang mit bereits Bekanntem. Erstens solle der Sozialismus chinesischer Prägung verfeinert und entwickelt werden, und zweitens müsse das Land eine neue Normalität leben, will heissen: langsameres Wirtschaftswachstum und Strukturoptimierung. Die lange auf der Entwicklung von Energieressourcen und tiefen Lohnkosten basierende Wirtschaft müsse andere Produktionsfaktoren wie Humankapital fördern und innovativ werden. Die Bekämpfung der Armut in ländlichen Ge­­bieten hat eine hohe Priorität, denn bislang ist die Entwicklung der neuen chinesischen Wohlstandsgesellschaft sehr ungleich verlaufen. Etwas vereinfacht geht es um drei Themen, die die Wirtschaft voranbringen sollen: Urbanisierung, Konsum und Internationalisierung des Renminbi. Diese


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Urbanisierung und Hukou (户口, hukou)

Box 10: Drei Mal mehr Einkommen in der Stadt Die Durchschnittslöhne in Chinas Städten sind laut Nationalem Statistikbüro drei Mal höher als auf dem Land.64 Ob das exakt der Realität entspricht oder nicht, ist nicht zentral. Die OECD geht zum Beispiel davon aus, dass der Einkommensmultiplikator zwischen Stadt und Land zwischen 2,2 und 3,1 liegt.65 Auf jeden Fall ist das Einkommensniveau in städtischen Gebieten wesentlich höher als auf dem Land. Ursache dafür ist die höhere Arbeitsproduktivität in städtischen Gebieten. Und diese ist höher, weil grundlegende ökonomische Prinzipien wie Arbeitsteilung und Skalenerträge zum Tragen kommen. Eine städtische Agglomeration, die mit einer geeigneten Infrastruktur ausgestattet und zweckmässig organisiert ist, bietet gegenüber ländlichen Gebieten grössere Märkte mit qualifizierteren Arbeitskräften, einen einfacheren Zugang zu Zulieferern und Kunden, mehr Handelsmöglichkeiten, eine effizientere Logistik und bessere Informationen. Das führt zu einer steileren Lern- und Innovationskurve.66 Im Vergleich dazu ist die Subsistenz­ wirtschaft auf den ineffizient kleinen Bauernhöfen, die mit ungenügendem Kapital- und Technologieeinsatz betrieben werden, höchst unproduktiv. Urbanisierung heisst in China meist, vom Land in eine einigermassen in der Nähe liegende, sich um eine Stadt konzentrisch ausbreitende Agglomeration umzuziehen. China hat 179 dieser Agglomerationen mit einer Million Einwohner und mehr. Der Einzelne baut dann nicht mehr Gemüse an, das selbst verzehrt oder auf dem Markt zu einem Spottpreis verkauft werden muss, sondern arbeitet auf dem Bau oder in einem Friseursalon, wo der Haarschnitt 1.50 US-Dollar (Stadt) statt 30 Cent (Land) kostet. Er verpflegt sich fortan nicht mehr zu Hause, sondern unterwegs, nimmt einen mehr oder minder langen Arbeitsweg auf sich; er verfügt erstmals über etwas Freizeit und geht ins Kino. So entsteht Wertschöpfung und Wirtschaftswachstum. Das Kapital, um einen Früchtestand oder ein Blumengeschäft in der Stadt zu betreiben, stammt von Familienmitgliedern oder einem Mikrofinanzgeldgeber. Zudem migrieren tendenziell eher Menschen mit Eigeninitiative von der Scholle in die unbekannten Städte; das war auch schon bei den ursprünglichen, in den Textilfabriken arbeitenden Wanderarbeiterinnen so.67 Und noch etwas: Die Urbanisierung Chinas darf nicht mit einem mitteleuropäischen, leicht verklärten Blick beurteilt werden. Das idyllische Landleben, dem sich in Europa auf ihrem Biobauernhof einige idealistische Städter freiwillig zuwenden, gibt es in China nicht. Für die meisten in der Landwirtschaft Chinas arbeitenden Menschen bedeutet ihre Existenz auf dem Land nur eines: tiefe Armut.

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Megatrends

80

Abbildung 23: Urbanisierung und Wohlstand Die Urbanisierung führt zu Wohlstand. 90 000 Schweiz

80 000

BIP pro Kopf (USD)

70 000

Schweden

60 000

USA

50 000

Deutschland

40 000

Kanada

Frankreich UK

Italien Spanien

30 000 20 000

Kasachstan

10 000

Indien

Thailand Philippinen

0 20

40

Polen

China Indonesien

Japan

Südkorea

Ungarn Russland Türkei

60

Malaysia 80

Brasilien

Argentinien

100

% städtische Bevölkerung Eigene Darstellung. Daten: Urbanisierung: Weltbank (2014); BIP: IWF (2014).

Im Jahr 2016 leben in den Städten rund 250 Millionen Menschen ohne städtischen Hukou. Die Legalisierung dieser Migranten ist eines der zentralen Anliegen der Regierung, nicht zuletzt weil das Thema Hukou immer wieder soziale Unruhen hervorruft. Der Hukou ist nämlich nicht nur ein administratives Papier, sondern die Basis, aufgrund derer die lokalen Regierungen und Städte ihren Einwohnern Berechtigungen gewähren, etwa den Zugang zu medizinischer Versorgung und zu Schulen. Zudem können ohne Hukou kaum Liegenschaften gekauft werden. Der Hukou ist vererbbar und diskriminiert vor allem die Kinder von Migrantenarbeitern, da diese den Wohnsitz des Vaters oder der Mutter auf dem Land erhalten, auch wenn sie in den grossen Städten geboren wurden. Eine riesige Zahl an Migranten geht also fern vom Ort ihres Hukous ihrer beruflichen Tätigkeit nach, verdient dort Geld und wohnt an ihrem Arbeitsort. Ohne diese Arbeitskräfte wären die meisten Bauprojekte in China schlicht nicht realisierbar, und viele Fabriken hätten zu wenige Arbeiter. Sobald es aber um Fragen wie die Schulausbildung für die Kinder, die Rentenansprüche oder die Spitalversorgung dieser Migranten geht, tritt das Hukou-System in Kraft. Die Kinder können am Arbeitsort keine oder nur schlechte Schulen besuchen, und staatliche Pensionsansprüche hat der Migrantenarbeiter ebenfalls nur an seinem Hukou-­


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Urbanisierung und Hukou (户口, hukou)

Wohnort. Lediglich Personen mit speziellen und von Peking definierten beruflichen Fähigkeiten erhalten die offizielle Erlaubnis, ihren und den Wohnsitz ihrer Familie zu verlegen. Im Zusammenhang mit der Urbanisierung ist die Wohnsitzreform besonders komplex. Unter Urbanisierung versteht Peking nicht nur den Bau von Städten und den Ausbau von Infrastruktur, sondern auch Investitionen in «Lebensräume» und die Einbindung der Migrantenarbeiter in das Sozialsystem. Die Anrechte auf staatliche Dienstleistungen müssen ebenfalls verschoben werden – und somit auch die Gelder, die diese Dienstleistungen finanzieren. Die städtische Infrastruktur muss ausgebaut und die öffentlichen Dienste müssen bereitgestellt werden. Um das zu bewerkstelligen, werden eine tief greifende Steuerreform sowie eine Reform der öffentlichen Ausgaben nötig sein. Die für die Wirtschaftsplanung verantwortliche Nationale Entwicklungs- und Reformkommission (National De­ velopment and Reform Commission, NDRC) hat im Dezember 2015 angekündigt, dass ab 2016 100 Millionen Migranten schrittweise der Hukou ihres Arbeitsortes gewährt würde.69 Die Reform des Hukou-Systems multipliziert die konsumtreibenden Effekte der Urbanisierung, denn wer einen Hukou in einer Stadt besitzt, ist in einem soziBox 11: Wo schreib ich meine Prüfungen? Eines der grössten Probleme für die in Städten lebende Bevölkerung ohne Hukou ist die Schulausbildung der Kinder. Denn die Migrantenkinder haben nur zu bestimmten öffentlichen Schulen Zugang und werden auch bei der Zulassung zu den Universitäten be­­ nachteiligt. Die Aufnahmeprüfungen an den Universitäten – die berühmten Gaokao (高考, gao kao) – führten in den vergangenen Jahren immer wieder zu heftigen Protesten. Schüler ohne Peking-Hukou beispielsweise müssen die Gaokao an ihrem registrierten Wohnort ablegen – auch wenn sie immer in Peking zur Schule gegangen sind. Das Curriculum kann dabei deutlich variieren, und die Prüfungen auf dem Lande gelten als schwieriger. Aber auch wenn die Studentenanwärter alle akademischen Hürden meistern, ist es ungewiss, ob sie einen Studienplatz erhalten, da Peking – wo sich die besten und beliebtesten Universitäten befinden – überproportional viele Studienplätze an die Halter von Peking-­ Hukous verteilt. In Schanghai ist die Situation ähnlich (vergleiche auch Abbildung 28). Der Versuch, auch Schüler ohne Peking-Hukou in der Hauptstadt die Prüfungen schrei­ben zu lassen, resultierte in weiteren heftigen Protesten, diesmal vonseiten der Einheimischen. Diese tendieren gerne dazu, die Migranten für alles, was in der Stadt schief­ läuft, verantwortlich zu machen, und sie wollen die Konkurrenz vom Lande natürlich nicht.

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Megatrends

alen Wohlfahrtsnetz erfasst. Er kann eine Wohnung kaufen, was für die meisten Chinesen ein sehr grosses Bedürfnis nach sozialer und finanzieller Sicherheit deckt. Und er kann und will mehr konsumieren, da er weniger für die Altersvorsorge, für medizinische Notfälle und für die Ausbildung der Kinder auf die Seite legen muss.

3.4 Konsumwachstum Es ist 6.20 Uhr, frühmorgens auf der grossen Sanddüne bei der Stadt Dunhuang im Westen Chinas. Dunhuang war die westlichste Station Chinas auf der Seidenstrasse vor der Wüste Taklamakan und somit sehr wichtig; heute ist es eine beliebte Touristendestination. Ein fantastischer Sonnenaufgang lockt; ihn in der Stille der Wüste geniessen zu können, wäre wunderbar. Doch von Ruhe ist keine Spur, denn es ist der 4. Oktober, mitten in der nationalen Ferienwoche anlässlich des Jahrestags der Revolution. Ein Phänomen der neuen chinesischen Konsumkultur wird deutlich sichtbar: Vieles wird in der Gruppe genossen, auch der Sonnenaufgang an einem kühlen Wüstenmorgen. Hunderte Schaulustige verteilen sich nicht in gebührendem Abstand auf der langen Sanddüne, um das Spektakel in Ruhe geniessen zu können. Nein, es scheint, die Sonne könne nur durch die lautstarke Interaktion der Zuschauer zum Aufgehen bewogen werden. Konsumiert werden gleichzeitig die Güter Freizeit, Reisen, exotische Destination und Abenteuer – in der Gruppe. Dieser Gruppenkonsum ist in China ein wesentliches Merkmal der Konsumkultur, sowohl in der realen als auch in der virtuellen Welt, also offline und online. Die «neo-tribes»70 sind für die Konsumenten wichtig; sie organisieren sich um Marken (Brands) und nehmen ein Rollendenken ein, basierend auf bestimmten Brandzugehörigkeiten. Ein Beispiel dafür ist eine Outdoorrolle für die Angehörigen einer Gemeinschaft, die sich um die Automarke Jeep organisieren, sowie für die Eigentümer von Jeeps und für solche, die davon träumen. In solchen Onlinegemeinschaften schliessen die Konsumenten soziale Kontakte, die häufig auch in der realen Welt zu Treffen führen. Die Gemeinschaften lassen die Konsumenten, für einen Moment wenigstens, in eine andere Existenz schlüpfen. Dieser Trend beschränkt sich natürlich nicht auf China, aber die Intensität und Zeit, die solchen Gemeinschaften und Foren in China zuteilwerden, ist bemerkenswert.71 Das bedeutet auch, dass Konsumneigungen stark von der Gemeinschaft ge­ prägt sind und somit einem schnellen Wandel unterliegen können. Grundsätzlich ist zu sagen, dass die chinesischen Konsumenten beim jetzigen Entwicklungsstand weniger individualistisch sind als im Westen. Jeder Anbieter eines Produkts


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Echte und vermeintliche Probleme

Ein Land, in dem 1,38 Milliarden Menschen leben und das sich so schnell entwickelt wie China, hat gezwungenermassen mit Problemen zu kämpfen. Einige davon spiegeln das Stadium der Volkswirtschaft und sind somit «normal» und auch bewältigbar. Andere basieren auf spezifischen Eigenheiten und dem chinesischen Wirtschaftsmodell der letzten 30 Jahre. Diese Probleme stellen grosse He­­rausforderungen für die weitere wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung Chinas dar, und es wird lange dauern, sie zu lösen. Es ist wichtig, zwischen den echten Problemen und den normalen Herausforderungen zu unterscheiden. Zu den bewältigbaren Verzerrungen und Ineffizienzen der chinesischen Volkswirtschaft gehören zum Beispiel die Staatsverschuldung, die faulen Kredite im Banken- und informellen Finanzsektor, die Überkapazitäten in der Schwerindustrie, die Schwäche des Immobilienmarktes, der Einbruch der Aktienmärkte ab dem Sommer 2015, die hohe Investitions- und vermeintlich niedrige Konsumquote und der Aussenwert des Renminbi. Zu den echten Problemen, die langfristige strukturelle Verzerrungen und Verhaltensweisen zementieren, das Potenzial für soziale Unruhen bergen und nur langsam behoben werden können, zählen das Rechtssystem, die Korruption, der ungenügende Schutz geistigen Eigentums, das Ausbildungssystem, die fehlende Transparenz auf allen Geschäftsebenen und die Schulden der lokalen Körperschaften. Diese Themen sind eng mit dem Produktivitätswachstum, der Aufwertung der Wirtschaft, dem Qualifikationsungleichgewicht am Arbeitsmarkt und der Abwanderung hoch qualifizierter Arbeitskräfte verbunden. Diese Einteilung in echte und vermeintliche Probleme ist nicht abschliessend und aufgrund der vielfältigen interagierenden Themenkomplexe auch nicht starr. In den folgenden Kapiteln werden das Rechts- und das Ausbildungssystem, die Aufwertung der Wirtschaft und die Schulden lokaler Körperschaften genauer betrachtet.


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Echte und vermeintliche Probleme

4.1 Rechtssystem «In China verhalten sich Richter wie normale Geschäftsleute. Sie betrachten ihr Rechtsprechungsgebiet als ihren Markt und versuchen, daraus so viel Profit wie möglich zu schlagen», erklärt Ma Hong. Er ist Unternehmer, seine wichtigste Fabrik steht in der hoch industrialisierten Provinz Schandong, und er ist in Rechtsstreitigkeiten erfahren. Dass viele Gerichtsurteile mit nicht juristischen Massnahmen beeinflussbar – um nicht zu sagen käuflich – sind, ist eines der zentralen Probleme Chinas. Dazu kommt der Umstand, dass die Gerichte auf allen Ebenen administrativ der jeweiligen Regierungsverwaltung unterstellt sind. Das hat wesentlich zur grassierenden Korruption im ganzen Land beigetragen. Die mangelnde Rechtssicherheit ist in China ein riesiges Problem. Sie ist Quelle sozialen Unmuts und bremst das Wirtschaftswachstum, weil die Transaktionskosten jeglicher Geschäfte enorm hoch sind und private Unternehmen bei RechtsstreiAbbildung 27: Korruption Die Korruption ist in China ein grosses Problem. Korruptionsskore (Skala von 0 [sehr korrupt] bis 100 [sauber])

Korruptions-Wahrnehmungs­ index betreffend Korruption im öffentlichen Sektor (Rang von 168 Ländern)

Schweiz

86

7

Deutschland

81

10

UK

81

10

USA

76

16

Japan

75

18

Frankreich

70

23

Taiwan

62

30

Südkorea

56

37

Brasilien

38

76

Indien

38

76

China

37

83

Indonesien

36

88

Russland

29

119 Eigene Darstellung. Daten: Transparency International (2015).


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Finanzdienstleister in China: Staatsgarantie für fast alle

5.1 Einführung «Der Prozentsatz Not leidender Kredite beläuft sich im chinesischen Bankenwesen auf 1,67 Prozent.»102 Das zumindest proklamieren das Nationale Statistikbüro in Peking, die chinesische Zentralbank PBoC (People’s Bank of China) und die chinesische Bankenaufsicht. Effektiv ist der Anteil fauler Kredite viel höher und könnte zwischen 4 und 8 Prozent liegen. Aber die Aussage ist insofern nicht ganz falsch, weil bis auf Weiteres weniger als 1 Prozent des gesamten ausstehenden Kreditvolumens ausfallen dürfte. Kredite, von denen niemand ernsthaft glaubt, dass sie je zurückbezahlt werden können, werden gerollt, das heisst, bei Verfall durch neue ersetzt oder in staatlich finanzierte Bad Banks ausgelagert. Dasselbe gilt für unzählige Anlageprodukte und Investitionsvehikel, die ihren Verbindlichkeiten nicht nachkommen können. Sie werden zuerst scheinbar fallen gelassen, was regelmässig zu einem hohen in- und ausländischem Medieninteresse führt. Doch bislang steht der erste grosse Konkurs immer noch aus, da die Behörden früher oder später eingreifen und die entsprechenden Finanzinstitute zur Zahlung und Restrukturierung der Produkte zwingen, nicht zuletzt um Proteste betroffener Gläubiger zu verhindern. Grund dafür ist die Tatsache, dass sich das chinesische Bankensystem inklusive des informellen Finanzsektors immer noch mehrheitlich in Staatsbesitz und unter staatlicher Kontrolle befindet. Die Höhe der Kreditausfallrate wird zentral von Peking gesteuert. Die Frage nach der Systemrelevanz grosser Banken und ob diese im Notfall vom Staat gerettet würden, stellt sich in China nicht: Die Banken sind der Staat. Das hat zweifelsohne Vorteile, garantiert es doch eine enge Kontrolle über das Bankensystem. Es verzögert jedoch auch die notwendige Bereinigung von Altlasten sowie den Strukturwandel und verstärkt die finanzielle Repression, denn schliesslich muss dieses System von den Banken finanziert werden, was bis Ende 2015 durch staatlich festgelegte Zinsen – und somit garantierte Margen – möglich war. Ein Wandel hin zu mehr Marktkräften und risikoadjustierten Preisen für Kredite ist im Gange. Doch dieser Wandel läuft langsam und schrittweise ab, was gut sein dürfte, da somit die Stabilität des Bankensystems gewährleistet werden sollte.


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Finanzdienstleister in China: Staatsgarantie für fast alle

Box 18: Misstrauen und Politik Die Regierung einer chinesischen Neunmillionenstadt in der Provinz Schandong gibt einem Privatunternehmen ein schriftliches Zahlungsversprechen für die Zahlung von 50 Millionen US-Dollar – als Entschädigung für die Rückgabe von bislang als Fabrikstandort benutztem Land. Das Geld ist über zwei Jahre gestaffelt fällig. Das Unternehmen braucht jedoch schon heute einen Kredit für den Bau einer neuen Fabrik und möchte das Zahlungsversprechen als Sicherheit (Pfand) nutzen. Frage: Zu wie viel Prozent belehnen die grossen Staatsbanken dieses Zahlungsversprechen der öffentlichen Hand? Antwort: zu 0 Prozent. Was im Westen ein relativ einfacher Prozess wäre – obschon über die prozentuale Höhe der möglichen Belehnung diskutiert würde –, stellt sich in China also deutlich schwieriger dar und hat weitreichende Folgen. Denn was sagt das über ein Land aus, wenn eine Staatsbank das Zahlungsversprechen einer grösseren Stadt als unglaubwürdig einstuft? Erstens dass der Regierung nicht vertraut wird, zweitens dass es nur beschränkt verbindliche juristische Rahmenbedingungen gibt, und drittens dass die enorme Verschuldung der lokalen Regierungen die Banken vorsichtig werden lässt. Das betroffene Privatunternehmen gerät wegen der fehlenden Mittel für den notabene von der Regierung aus Umweltgründen erzwungenen Bau der neuen Fabrik in Zahlungsschwierigkeiten und kann mangels genügender Sicherheiten keinen neuen Kredit aufnehmen. Da das Unternehmen in einer von Peking als strategisch relevant eingestuften Hightechbranche tätig ist, verdonnert der Bürgermeister der Stadt schliesslich einige der Grossbanken dazu, Kredite zu gewähren.

Die Finanz- und Wertschriftenmärkte gehören zu den am stärksten vom Staat regulierten und gesteuerten Märkten Chinas. Die ursprünglich bankenzentrierte, staatlich gelenkte Wirtschaft hat zwar mittlerweile einige Reformen erlebt, und die Arbeitsweise staatlicher Institute ist stark verbessert und effizienter geworden. Aber der Finanzsektor ist noch nicht grundlegend reformiert und für den Wettbewerb geöffnet worden, wie das in anderen Wirtschaftssektoren bereits ge­ schehen ist. Private Initiativen in den Bereichen Onlinezahlungen und Onlinebanken keimen zwar auf und sind kommerziell erfolgreich. Sie überzeugen unter anderem durch die hohe Glaubwürdigkeit der Anbieter. Sie sind aber immer noch verhältnismässig unbedeutend und können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Grossteil des Depositen-, Kredit- und Anlagegeschäfts von den fünf grossen Ge­­ schäftsbanken und vielen anderen Staatsbanken auf Provinz- und Stadtebene kontrolliert wird. Die Disintermediation – das Aufbrechen der Wertschöpfungskette – der Finanzmärkte ist noch nicht fortgeschritten. Das wichtigste Finanzierungsinstru-


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10 Investitionsprinzipien

Bei Investitionen in China kommt allen Stufen des Anlageprozesses eine spezielle Bedeutung zu, da die Gegebenheiten anders als in den meisten anderen Anlagemärkten sind. Die Risiken der Investitionen sind höher als anderswo, und sie rühren auch von anderen Umständen her. Deshalb ist es wichtig, die für China spezifischen Investitionsrisiken zu kennen und sich entsprechend zu verhalten. Die Kenntnis dieser Risiken schützt vor Überraschungen, kann sie aber nicht eliminieren. Unwägbarkeiten bleiben bestehen. Die erwartete Rendite muss die Risiken aufwiegen können. Am wichtigsten ist, Vorsicht walten zu lassen. Chinas Wertschriftenmärkte sind so neu und ändern sich so schnell, dass Überraschungen jederzeit und überall auftauchen können. Neue, talentierte Konkurrenten eines Unternehmens sind in der Lage, sich über Nacht Kapital zu verschaffen und zu einer Gefahr zu werden; politische Beziehungen können plötzlich wertlos werden, und regulatorische Änderungen können auf das Geschäftsumfeld jedes Unternehmens einen grossen Einfluss haben. Dieses Kapitel fokussiert sich auf für Investitionen in A-Aktien (vergleiche Kapitel 6.3 «Chinas Aktienmärkte von A bis H») relevante Themen. Einige der Ausführungen, wie Corporate Governance und Due Diligence, sind auch für Investitionen in chinesische Anleihen wichtig.

10.1 Aktiv, nicht passiv investieren In einem noch wenig effizienten Aktienmarkt wie dem chinesischen ist die Berechtigung aktiver Investitionsstrategien grundsätzlich gross. Das spricht im Prinzip gegen das sich an Benchmarks orientierte Investieren in China, das sich am jeweiligen Referenzindex anlehnt, obwohl sich dies in weiten Teilen der Aktieninvestitionsbranche entwickelter Länder durchgesetzt hat. Kotierte Fonds (Exchange Traded Funds, ETF) und nahe an der Benchmark investierte Anlagefonds sind wahrscheinlich nicht die idealen Investitionsvehikel, um an der Dynamik der chinesischen Wirtschaft langfristig teilzuhaben, da sie die zukunftsträchtigen Branchen zu wenig stark gewichten. Für das Wahrnehmen kurzfristiger Gewinnmöglichkeiten können sie jedoch geeignet sein. Chinas Wirtschaft entwickelt und verändert sich nach wie vor schnell. Aktienindizes hinken neuen Gegebenheiten hinterher und werden nur mit Verzögerung


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Investitionsprinzipien

angepasst, was indexnahe Investitionsstrategien ausbremst. Dass in China grosse wirtschaftliche Veränderungen in kurzer Zeit erfolgen können, liegt vor allem an der Kombination grosser, einheitlicher Märkte auf relativ kleinem Raum und einer ausgezeichneten Infrastruktur. Dadurch sind einzelne Unternehmen in der Lage, einen Markt sehr schnell zu besetzen, und einzelne Branchen können rasch wachsen. Das muss und kann ein aktiver Investor vorhersehen, um sich entsprechend zu positionieren. Eine zu starre Orientierung an eine Benchmark kann zu hohen Opportunitätskosten führen, da schnelle, neue Entwicklungen verpasst werden. Ebenfalls eine gute Ausgangslage haben Private-Equity-Investitionsstrategien, also ausserbörsliche Aktienbeteiligungen. Private Equity ist in China – wie die meisten Geschäfte und Transaktionen – schwierig. Die Due Diligence (Unternehmensprüfung) ist heikel. Viel Kapital ist in diesen Markt geflossen, der Wettbewerb für attraktive Transaktionen ist gross. Aber talentierte, diszipliniert arbeitende Private-Equity-Manager mit solidem Branchen-Know-how und einem guten Beziehungsnetz können in China attraktivere Renditen erzielen, als dies in anderen, effizienteren Märkten der Fall ist.

10.2 Das Problem Benchmark Die meisten Investoren orientieren sich an einer Benchmark. Die Definition der Benchmark, also des Referenzindex, ist für Investitionen in China aus zwei Gründen nicht einfach. Erstens gewichten die meisten internationalen, länderübergreifenden Indizes (Indizes von internationalen Indexanbietern, die mehrere Länder abdecken, z. B. Emerging-Market-Indizes) chinesische A-Aktien weit tiefer, als es aufgrund des wirtschaftlichen Gewichts Chinas und der Grösse der chinesischen Aktienmärkte passend wäre. Grund dafür sind die limitierte Investierbarkeit und die suboptimale Corporate Governance (Grundsätze für die geordnete Leitung und Überwachung von Unternehmen) der kotierten Unternehmen. Führende Indexanbieter haben bekannt gegeben, dass sie unter der Voraussetzung einer weiteren Öffnung der Finanzmärkte das Gewicht der chinesischen A-Aktien in ihren Indizes erhöhen werden. MSCI beispielsweise liess im Juni 2015 verlauten, A-Aktien würden erst nach weiteren Konsultationen mit der Wertschriftenmarktaufsicht CSRC (China Securities Regulatory Commission) voll in ihre Indizes aufgenommen. Ebenfalls im Juni 2015 sagte der Indexanbieter FTSE, dass weitere Fortschritte, die den internationalen Kapitalverkehr und die Verarbeitung von Wertschriftentransaktionen betreffen, nötig seien, bevor A-Aktien in die FTSE-Indizes aufgenommen würden. Beide Indexanbieter haben im Sinne von Übergangslösungen Indizes aufgesetzt, die A-Aktien teilweise einschliessen. Die Aufnahme von A-Aktien in die


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Due Diligence auf Chinesisch

10.4 Due Diligence auf Chinesisch Die kriminelle Energie ist in China nicht grösser als in anderen Ländern. Aber die Ressourcen der Behörden und die Wirksamkeit ihrer Massnahmen, kriminelle Machenschaften zu entlarven, sind kleiner. Wird dann ein Übeltäter ertappt, kann er den Justizapparat viel eher nach eigenem Wunsch beeinflussen als in hoch industrialisierten Ländern. Deshalb ist die Wahrscheinlichkeit, dass die ausgewiesenen Unternehmenszahlen die Wahrheit schönen, höher als in anderen Märkten. Das zwingt Investoren zu einer umfassenderen Prüfung der Unternehmen, für die sie sich interessieren. Für die kommerzielle Due Diligence (Unternehmensprüfung) verlangt China einen grundlegend anderen Ansatz als der Westen. Auch wenn erfahrene Berater engagiert werden, ist das keine Garantie für eine realistische Beurteilung des Ziel­ objekts. Eine indirekte Sorgfaltsprüfung ist oft erfolgreicher als die direkte. Auf den ersten Blick gesunde und rentable Unternehmen sehen plötzlich anders aus, wenn mit Zulieferern, Kunden, früheren Angestellten, Regierungsvertretern, Banken und Industrievertretern gesprochen wird. Oft gibt es eine grosse Differenz zwischen dem Bild, das ein Unternehmen von sich selbst zeichnet, und der Meinung anderer Marktteilnehmer. Solche Differenzen sind sehr aufschlussreich. Zudem sind Verträge in China bekanntlich lebendige Dokumente mit viel Spielraum. Papiere, Bescheinigungen und Referenzschreiben werden oftmals gefälscht, ohne grosse Folgen für die Verantwortlichen. Die Plausibilisierung von Angaben ist also unabdingbar. Wird einer Fabrik die Produktion einer bestimmten Menge an Gütern zugeschrieben, lohnt es sich, eine Woche lang die Lastwagen zu zählen, die das Fabrikareal mit fertigen Produkten verlassen respektive die Rohstoffe anliefern. Ebenfalls aufschlussreich sind inoffizielle Informationsquellen über Unternehmen inklusive der lokalen Presse und der Blogbeiträge von Mitarbeitern auf Onlineforen. Heikle Themen zum Geschäftsgang eines Unternehmens werden dort regelmässig aufgegriffen und diskutiert. Die Zensur der Medien konzentriert sich auf politische Themen, als Folge davon werden wirtschaftliche Themen umso offener und leidenschaftlicher diskutiert. Ob jeweils alle kritischen Darstellungen den Tatsachen entsprechen, ist dann im Rahmen der Due Diligence zu prüfen, aber immerhin kommen die Themen auf den Tisch. Die Präsenz vor Ort, die Nähe zu anderen Finanzakteuren und die häufige Interaktion mit Portfoliounternehmen an ihren Produktionsstandorten (nicht nur am Hauptsitz in den grossen Metropolen) sind für ein fundiertes Urteil zur Attraktivität eines Unternehmens unabdingbar. Viele Investitionsprodukte, die in die Aktienmärkte hoch industrialisierter Länder investieren, werden aus der Ferne

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Fazit und Ausblick


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Begriffsverzeichnis

A-Aktien

In China in Renminbi kotierte Aktien chinesischer Unternehmen. Alibaba (阿里巴巴, a li ba ba)

Das weltweit führende Unternehmen im Bereich des elektronischen Geschäfts. Betreiber der beiden führenden Onlinehandelsportale Chinas ▶ Taobao und ▶ T-Mall. Alipay (支付宝, zhifu bao)

Die Bezahlplattform von ▶ Alibaba. Amazon US-amerikanisches Onlinehandelsunternehmen. B-Aktien

In China in US- oder Hongkong-Dollar kotierte Aktien chinesischer Unternehmen. Bad Bank Finanzinstitut, in das Not leidende Kredite aus Geschäftsbanken übertragen werden, damit die Geschäftsbanken gesunden können; eine Bad Bank wird typischerweise vom Staat kapitalisiert. Big Five

Die fünf grössten Geschäftsbanken Chinas, die alle mehrheitlich in Staatsbesitz sind; sie sind an den Börsen in Hongkong und Schanghai kotiert. Corporate Governance

Grundsätze für die geordnete Leitung und Überwachung von Unternehmen. Circuit Breaker

Mechanismus, der dazu führt, dass bei bestimmten Bewegungen eines Aktienin­ dex der Handel an der entsprechenden Börse für eine bestimmte Zeit eingestellt wird (zu Deutsch: Schutzschalter).


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Begriffsverzeichnis

Disintermediation

Vergleiche ▶ Finanzdisintermediation. Due Diligence Unternehmensprüfung im Rahmen einer Investitionstransaktion. E-Bay

US-amerikanisches Onlinehandelsunternehmen. Einkommensfalle Middle Income Trap; Situation, wenn ein Land ökonomisch zwischen der Konkurrenz armer Tieflohnländer und reicher Hochtechnologieländer gefangen ist. Finanzdisintermediation

Der Zustand eines Finanzsystems, wenn zwischen den Anlegern von Kapital (z. B. Sparern) und den Nutzern von Kapital (z. B. Unternehmen) keine Institution (z. B. Bank) steht. Je höher der Grad der Finanzdisintermediation einer Volkswirtschaft, desto direkter erfolgt der Austausch von Kapital, zum Beispiel auf Anleihenmärkten. Free Float Vergleiche ▶ Streubesitz. Freihandelszone

Das definierte geografische Gebiet eines Landes, in das Güter importiert und exportiert werden können, ohne dass Einfuhr- oder Ausfuhrzölle erhoben werden. Gao Kao (高考, gao kao)

Aufnahmeprüfung an die Hochschulen Chinas. Going-private Transaktion, mittels derer Investoren ein kotiertes Unternehmen kaufen, um es anschliessend zu dekotieren und in privaten Besitz zu überführen. H-Aktien

In Hongkong kotierte Aktien chinesischer Unternehmen. Hong Bao (红包, hong bao)

Roter Briefumschlag, in dem die in China traditionellen Geldgeschenke überreicht werden, zum Beispiel zu Neujahr oder zur Hochzeit.


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Kurzbiografien der Autoren

Joachim Rudolf Joachim Rudolf (55) hatte das Privileg, als Finanzchef eines rein chinesischen Unternehmens die Industrie- und Finanzwelt Chinas aus nächster Nähe erleben zu können – und zu erfahren, mit welchen Chancen und Problemen ein chinesisches Unternehmen tagtäglich im Umgang mit Konkurrenten, Behörden, Regierung, Banken und Finanzmärkten konfrontiert ist. Das Hochtechnologieunternehmen Cathay Industrial Biotech Ltd., für das er von 2011 bis 2015 arbeitete, hat seinen Hauptsitz in Pudong in Schanghai und Fabriken in zwei Provinzen im Norden des Landes. Schon seit 2005 ist Joachim Rudolf eng mit China geschäftlich verbunden, zuerst in seiner Funktion als langjähriger Finanzchef der SIX-­kotierten Private-Equity-­ Gesellschaft HBM Healthcare. Nach einer internationalen Banklaufbahn war er für alle Investitionsprodukte und -dienstleistungen für das UBS Private Banking in Europa ausserhalb der Schweiz verantwortlich. Seit 2015 ist er Geschäftsführer von ChinaIntelligence, einem Beratungsunternehmen für Investitionen in China. Er hat in Betriebswirtschaft an der Universität St. Gallen doktoriert und spricht Mandarin. Joachim Rudolf ist gefragter Chinakommentator für zahlreiche Medien.

Elisabeth Tester Elisabeth Tester (52) bereiste China das erste Mal im Jahr 1986. Ihre Faszination für das Land und die Leute hat sich in den letzten 30 Jahren bei vielen Reisen weiter intensiviert. Von 2012 bis 2015 lebte sie als Chinakorrespondentin der Schweizer Finanzzeitung Finanz und Wirtschaft in Schanghai. Bevor sie 2009 als Redaktorin und Ressortleiterin Märkte zu Finanz und Wirtschaft wechselte, arbeitete sie als Kommunikationsverantwortliche für die diskretionären Investitionsprodukte im Bereich Wealth Management / Business Banking bei UBS Zürich. Seit Sommer 2015 ist sie selbstständige Autorin zu Wirtschaftsthemen mit Schwerpunkt China. Sie ist Mitgründerin von ChinaIntelligence, ein Beratungsunternehmen für Investitionen in China. Elisabeth Tester hat Volkswirtschaftslehre und Ökonometrie an der Universität Zürich studiert und spricht Mandarin.


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