H e i r i Sche re r ( H rsg . )
Die Maskenformen-Sammlung von Verena Steigerin Steinen umfasst je 430 Negativ- und Positivformen. Die Sammlung geht teilweise bis weit in die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück und ist eine der grössten Maskenformen-Sammlungen der Schweiz. Dominik Wunderlin stellt die Sammlung in den europäischen Kontext. Susan Steiger zeigt den langen Weg der Sammlung auf.
MASKEN
Hei ri S ch erer
MA S K E N Formen sam m lu n g
Fo r m e nsam m l ung
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Heir i Scherer (Hrs g . )
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Mit Beiträgen von Dominik Wunderlin und Susan Steiger Fotos Yves Scherer
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Inhalt Prolog 5 Ein Schatz von grossem kulturhistorischem Wert 8 Formen für Traditionsfiguren 22 Karneval der Tiere 42 Nachdenkliche und Betrübte 52 Typen, die man meint zu kennen 66 Die Fröhlichen und die Gemütlichen 76 Die vom Leben Gezeichneten 90 Die Andersfarbigen 100 Die von der Moderne Beeinflussten 112 Die mit den Nasen 120 Der lange Weg der Maskenformen-Sammlung 130 Die Maskenformen aus konservatorischer Sicht 140 Autorinnen und Autoren 142 Dank 143
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Alte Formen, feine Masken aus Gaze und Wachs, für traditionelle Anlässe, für hier und dort Heiri Scherer, Herausgeber
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Zu Gast bei Verena Steiger in ihrem Maskenatelier in Steinen, im Talkessel von Schwyz, bei einer freundlichen Frau, die weiss, was sie will, bei einer Frau, die stolz ist auf ihre Sammlung von Maskenformen, bei einer Frau, die ein seltenes Kunsthandwerk betreibt und davon lebt. Da kommt einiges zusammen. Zum einen die Sammlung von Gesichtern, von anonymen Künstlern ge staltet. Die älteste Sammlung von Maskenformen der Schweiz, nur wenigen Insidern bekannt. Witzige und fröhliche, hiesige und exotische, we nige politische und einige tierische Wesen schauen uns entgegen. Mit über 430 Formen ist diese Sammlung eine der grössten hierzulande. Diese Bildhauerarbeiten, die zum Teil bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückgehen, verstrahlen Charme und Lebenslust. Zum anderen findet sich hier ein Kunsthandwerk, das es in unserer Zeit eigentlich gar nicht mehr gibt. Verena Steiger ist die Letzte in Europa, die Wachsmasken so herstellt, dieses Handwerk kennt und professionell betreibt. Die Bemalung der Traditionsfiguren ist vorgegeben und wird auf hohem künstlerischem Niveau gepflegt. Rund 500 Wachsmasken «drückt» Verena Steiger Jahr für Jahr, allein für die «Schwyzer Nüssler». Dann die Ausbrüche von Kreativität: Fantasiemasken, von Individualisten gefragt. Und Masken als Rohlinge, für Theater und Pantomimen sowie Masken aus feinem Drahtgitter. Durch die handwerkliche Machart und die Bemalung ist jede Maske ein Unikat. Und nicht zuletzt das Tragen und Verbrennen der Wachsmasken an der Fasnacht. Das Beispiel Schwyz: Ein Anlass von seltener Ästhetik und Noblesse, ruhig, unterbrochen von Trommelschlägen und vom Gekreische der Kinder, die so die begehrten Orangen, Feuersteine, Würstchen und Brötchen von den Maskeraden erheischen. Die Maskeraden bleiben die ganzen Fasnachtstage anonym. Erst vor dem Restfeuer des verbrannten «Blätz» auf dem Hauptplatz wird um Mitternacht des Güdeldienstags die verlebte Maske vom Gesicht genommen und verbrannt – ein einmaliges Schauspiel. All das zusammen kreiert das Bild einer Kultur, die im Laufe der Zeit in der Region entstanden ist und erstaunlicherweise immer noch lebt. Heute, da wir uns bewusst werden, was da an kulturellen Werten vorhanden ist, haben wir auch einen Begriff dafür: kulturelles Erbe der Schweiz – kulturelles Erbe Europas.
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Ein Schatz von grossem kulturhistorischem Wert in Steinen – Versuch einer Verortung einer Sammlung von Maskenformen im europäischen Raum Dominik Wunderlin, Kulturhistoriker
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Spricht man von Masken, denken wohl die meisten an Fas(t)nacht. Dies ist auch keineswegs falsch. Sich zu verhüllen und zu verwandeln, mit einem zweiten Gesicht zu agieren, hat in vielen Schweizer Fasnachtsorten eine grosse Tradition. Die Ausprägung ist jedoch sehr vielfältig. Ähnliches gilt auch bei einem Blick über die Landesgrenzen. Denken wir nur an die reiche Maskenlandschaft im schwäbisch-alemannischen Süden von Deutschland, an Maskenauftritte im Tirol und in Norditalien (vom Aostatal bis ins Friaul). Und vergessen wir nicht die Maskentraditionen von Bulgarien und Slowenien bis nach Spanien und Portugal, von Belgien und Frankreich bis nach Sardinien und Griechenland. Bedenken wir auch, dass sich das Maskieren nicht auf fastnächtliches Brauchtum beschränkt und sich als kulturelle Praxis rund um den Globus findet. Masken – mehr als ein fastnächtliches Requisit So begegnen wir also der Gesichtsverhüllung nicht bloss im Brauch, bei Ritualen, sondern seit Jahrtausenden auch im Theater und bei vielen anderen, oft sehr profanen Gelegenheiten (Seim 2004). Denn Masken dienen auch zum Schutz vor allerlei Gefahren. So arbeitet der Schweisser mit einer Maske, der Soldat hat seine Gasmaske «auf Mann» und jeder Berufsmann, der bei seiner Arbeit Staub entwickelt, schützt Augen und Lungen mit einer Halb- oder Vollmaske. Auch der Imker verhüllt sein Gesicht und ebenso der Degenfechter. Bei der Nahrungsmittelproduktion, in Spitälern und in Labors ist mindestens Mundschutz Pflicht und ebenso bei ansteckenden Krankheiten. Gegen die Pest schützte sich schon vor Jahrhunderten der Arzt mit einer Maske, in deren Nase ein in wohlriechende Essenzen getauchter Lappen den übel riechenden Todeshauch überdecken sollte. Bei einem Raubüberfall verstecken die Täter ihr Gesicht in einem Damenstrumpf oder hinter einer «Roger-Staub-Mütze» und bei einer Demonstration stehen sich nicht selten Polizisten mit Schutzmasken und gewaltbereite Vermummte gegenüber. Unkenntlich machte sich einst auch der Scharfrichter, dessen Gesichtsverhüllung sich kaum unterschied von jener des amerikanischen Ku-Klux-Klans und der katholischen Bruderschaften. Letzteren begegnet man in südeuropäischen Ländern noch heute bei bestimmten Kirchenfesten. Von den Formen und der Funktion des Maskierens Masken im allgemeinsten, ethnologischen Sinn sind mehr als nur Ge sichts- und Kopfmasken. Der Begriff «Maske» gilt nämlich zunächst einEin Sch atz von grossem kulturh istorischem Wert
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Formen, die seit je und heute noch für Traditionsfiguren in der Innerschweiz, in Basel und Urnäsch verwendet werden – «Blätz» und «Tiroler», «Viehhändler» und «Metzger», «Ueli» und «Dame Rosa»
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V-St-Archiv Nr. 402 «Blätz», Schwyz, Steinen und Brunnen. «Tiroler», Rothenturm und Aegeri.
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V-St-Archiv Nr. 101 «Domino», Schwyz, Steinen und Brunnen. «Päijassemeitli», Schwyz «Dame Rosa», Urnäsch
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V-St-Archiv Nr. 771 «Päijassebueb», Schwyz
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V-St-Archiv Nr. 207 «Hudi», Schwyz, Steinen und Brunnen
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V-St-Archiv Nr. 6017 «Zigüüner» oder «Zigüüneri», Schwyz, Steinen und Brunnen
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Fotonachweis Thomas Steiger: S. 14 Yves Scherer: S. 23–129 Archiv Kulturverein Chärnehus, Einsiedeln: S. 134 oben Archiv Verena Steiger: S. 134 unten, S. 135, 136 Archiv Ruedi Oberholzer: S. 132, 133 Autorinnen und Autoren Dominik Wunderlin, 1953 geboren in Liestal, studierte Volkskunde/Europäische Ethnologie, Geschichte und Humangeografie an der Universität Basel und schloss mit dem Lizenziat ab. Bis April 2017 war er Kurator der Abteilung Europa sowie stellvertretender Direktor am Museum der Kulturen Basel und kuratierte u. a. auch verschiedene Ausstellungen zu Maskenbräuchen, so z. B. die Dauerausstellung zur Basler Fasnacht. Zahlreiche Publikationen mit den Schwerpunkten Fest und Brauch, Maskenwesen, populäre Frömmigkeit und regionale Kulturgeschichte stammen aus seiner Feder. Zudem ist er Redaktor der Baselbieter Heimatblätter, Redaktionsmitglied von Tracht und Brauch und Beirat in diversen wissenschaftlichen Gremien, Mitglied im Preiskuratorium der Kulturstiftung der schwäbisch-alemannischen Fastnacht, aktiver Fasnächtler (u. a. Zugchef) in einer 1923 gegründeten Basler Clique. Er war Mitglied der Fünferdelegation zur Erarbeitung des Dossiers, das der UNESCO zur im Dezember 2017 erfolgten Aufnahme der Basler Fasnacht in die repräsentative Liste des immateriellen Weltkulturerbes diente. Susan Steiger wurde 1982 in Gersau (SZ) geboren. Nach der Ausbildung als Primarlehrerin absolvierte sie an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) den Bachelor in Medialer Kunst. Aktuell absolviert sie dort den Master Fine Arts und wird ihr Studium 2019 abschliessen. Die
Recherche über die Steiger-Masken weckte ihr Interesse daran, selbst Teil dieser Geschichte zu werden. Sie wird das Atelier Steiger-Masken weiterführen und die Forschung über die Herkunft von Wachs- und Textilmasken vertiefen. Sven Düblin, geboren 1989, lebt in Basel. Er ist gelernter Maler und studiert seit 2013 an der Fachhochschule Bern Konservierung/Restaurierung von Architektur und Ausstattung. Er war in der Schweiz und im Ausland bei Restauratoren, Museen und im Bereich der Dekorationsmalerei tätig. Heiri Scherer, geboren 1943 und aufgewachsen in Meggen LU, ist Herausgeber dieser Publikation. Er arbeitet als freischaffender Buchgestalter und Ausstellungsmacher. Nach dem Besuch der Grafikfachklasse an der Kunstgewerbeschule Luzern folgten eine zehnjährige Tätigkeit bei Müller-Brockmann + Co., Zürich, und 17 Jahre als Creative Director der Globus Warenhäuser, Zürich. Bis 2011 war er Mitinhaber der Werbeagentur Scherer-Kleiber CD AG, Zürich. Yves Scherer, geboren 1969, besuchte die Grafikklasse an der Schule für Gestaltung Luzern (SfGL) und arbeitet heute in der eigenen Firma für visuelle Gestaltung in Luzern.
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Impressum Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Heiri Scherer (Hrsg.), MASKEN, Band 1 von 3 © 2019 NZZ Libro, Schwabe Verlagsgruppe AG Lektorat: Corinne Hügli, Zürich Konzept und Gestaltung: Heiri Scherer Satz: Claudia Wild, Konstanz Druck, Einband: Bildbearbeitung und Druck: Druckerei Odermatt, Dallenwil Einband: Bubu AG, Mönchaltorf Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werks oder von Teilen dieses Werks ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. ISBN 978-3-03810-375-2 www.nzz-libro.ch NZZ Libro ist ein Imprint der Schwabe Verlagsgruppe AG.
Vorderer Vorsatz: Regal mit den Masken-Negativformen im Kellerraum von Verena Steigers Maskenatelier in Steinen. Hinterer Vorsatz: Masken-Positivformen im Hausflur des Maskenateliers.
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Die Maskenformen-Sammlung von Verena Steigerin Steinen umfasst je 430 Negativ- und Positivformen. Die Sammlung geht teilweise bis weit in die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück und ist eine der grössten Maskenformen-Sammlungen der Schweiz. Dominik Wunderlin stellt die Sammlung in den europäischen Kontext. Susan Steiger zeigt den langen Weg der Sammlung auf.
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