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Paul Imhof, Kolumnist für Essen und Trinken (Tages-Anzeiger), Redaktor und Reporter (GEO «Schauplatz Schweiz»), Buchautor. Culinarium – Essen und Trinken in der Schweiz, Werd-Verlag, Zürich 2003 (Herausgeber und Co-Autor). Kochen mit Schweizer Obst und Beeren, Orell Füssli Verlag AG, Zürich 2011. Das kulinarische Erbe der Schweiz in 5 Bänden, Echtzeit Verlag, Basel: Band 1 mit den Kantonen Aargau, Luzern, Ob- und Nidwalden, Schwyz, Zug, Zürich (2012). Band 2 mit den Kantonen Bern, Jura, Solothurn, Basel-Landschaft und Basel-Stadt (2013). Band 3 mit den Kantonen Appenzell Ausserrhoden und Innerrhoden, St. Gallen, Schaffhausen, Thurgau (2014).
MUNI
Dr. Peter Moser, Archiv für Agrargeschicht Bern, studierte Geografie an der Universität Zürich, erstellte das Inventar und die Publikation Bauernhäuser des Kantons Uri (1985) in der Reihe Bauernhäuser der Schweiz, anschliessend den Band Schwyz–Zug der gleichen Reihe (1994). Seit 1989 wissenschaftlicher Leiter der Schweizerischen Bauernhausforschung mit Archiv in Zug. Daneben Promotion zum Thema Alpgebäude Uris im Wandel der Zeit (1989) und 1989–1992 Vorlesungstätigkeit an den Universitäten Basel und Zürich.
MUNI DER ZUGER STIERENMARKT Heiri Scherer
Heiri Scherer, freischaffender Buchgestalter und Ausstellungsmacher, aufgewachsen auf dem Hof Eiholz in Meggen, Besuch der Grafikfachklasse an der damaligen Kunstgewerbeschule Luzern. Zehn Jahre Müller-Brockmann + Co., Zürich. Siebzehn Jahre Art Director / Creative Director bei Globus Warenhäuser Zürich. Bis 2011 Mitinhaber der Werbeagentur Scherer-Kleiber CD AG, Zürich.
Ve rl ag N eu e Zü rc he r Ze i t u n g
Der Zuger Stierenmarkt. Seit 1897 Wo heute Häuser stehen, wurzelten früher Bäume. Mit der Verwandlung der Luzerner Gemeinde Meggen von einer Streusiedlung in ein Schlafdorf vollzog sich gleichzeitig der Untergang der alten Mostkultur. An südlicher Exposition am Vierwaldstättersee nutzten die Bauern die Einmaligkeit des Terrains und schufen ein Terroir für Birnen- und Apfelbäume. Sie lieferten Tafelfrüchte in die nahe Stadt, doch der Grossteil des Ertrags von 21 000 Obstbäumen wurde in den 18 Megger Trotten vermostet. Viele Mostereien stehen noch, umgenutzt zu Wohnung, Atelier, Werkstatt oder Verkaufsraum. Eine eigenständige Architektur wirkt als Zeugnis einer einst florierenden Geschäftsidee nach. In die Mostereigebäude wurde so viel investiert, wie nötig war. Die Funktionalität bestimmte die Formensprache. Ungenutzt, weil längst nicht mehr gemostet wurde, fristeten die Mostereien jahrzehntelang ein nutzloses Dasein. Bier, Wein und Coca-Cola hatten den Most verdrängt. Dank alter Aufzeichnungen lässt sich erfahren, wie vielseitig das Mostangebot einmal war – vom «Neuen» bis zum «Alten», vom «Süsslauteren» über «Trüben» und «Klaren» bis «Mostchampagner» und «Scheidmost». Zahlreiche Berichte und Auszeichnungen von Obst- und Mostausstellungen zwischen 1870 und 1920 zeugen von einer Erfolgsgeschichte, die weit ins 18. Jahrhundert zurückreicht. Authentische Rezepte runden das kulinarische Erbe dieser einzigartigen Region ab.
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Heiri Scherer
M U N I DER ZUGER STIERENMARKT mit Beiträgen von Dolfi Müller D r. Pe t e r M o s e r D r. M a r k u s Z e m p D r. L u c a s C a s a n o v a Oskar Grüter D r. C h r i s t i a n R a s c h l e Georg Frey Ignaz Staub Thomas Glauser Rémy Frick Christian Meier Pa u l I m h o f Max Huwyler D r. U r s p e t e r S c h e l b e r t A l e x a n d r a We y
Ve r l a g N e u e Z ü r c h e r Z e i t u n g
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© 2016 Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich Lektorat: Ingrid Kunz Graf, Schaffhausen Konzept und Gestaltung: Heiri Scherer, Creative Direction, Luzern Satz: Claudia Wild Bildbearbeitung und Druck: Druckerei Odermatt, Dallenwil Einband: Buchbinderei Burkhardt AG, Mönchaltorf Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werks oder von Teilen dieses Werks ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. ISBN 978-3-03810-203-8 www.nzz-libro.ch NZZ Libro ist ein Imprint der Neuen Zürcher Zeitung ((Logo FSC-Papier))
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«Was für Zürich das Sechseläuten und für Luzern die Fasnacht, ist für Zug der ‹Stieremärt›.» Dolfi Müller, Stadtpräsident Zug
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Inhalt Prolog – Zug und Stierenmarkt, das passt Markus Zemp 9 Mein Vater war Zuchtbuchführer Heiri Scherer 10 General Guisan, Bruder Klaus, Schweizer Braunvieh 10 Das Amt des Zuchtbuchführers 10 Ellin – Vaters Hoffnung und Enttäuschung 14 Der Zuger Stierenmarkt und der Katalog 16 Eine Welt bricht zusammen 16 Multifunktionale Spermaproduzenten Die Zuchtstiere als Sinnbild der Modernisierung der Landwirtschaft Peter Moser 18 Stiere im Zeitalter des Natursprungs 18 Haltung, Aufzucht und Erwerb 20 Stiere im Zeitalter der künstlichen Besamung 26 Rückkehr der Stiere auf die Höfe? 32 Koexistenz statt Aufstand 34 Der 125. Stierenmarkt in Zug Lucas Casanova 38 Fotoreportage von Alexandra Wey zum 125. Zuger Stierenmarkt 40 Versteigerung des Rinds 307 Ippo Alecia und ihres Blooming-Kuhkalbs 68 Die Stadt Zug und der Stierenmarkt Christian Raschle 78 Willkommener Aufschwung 78 Die Braunviehzucht 78 Franz Müller zieht die Fäden 79 Korrespondenz zwischen dem Braunviehzuchtverband und Zug 79 Die Vertragsbestimmungen 79 Finanzielle Unterstützung 80 Der erste Zuchtstiermarkt des Braunviehzuchtverbands in Zug 80 Der Zuchtstiermarkt 1908 84 Stallungen in der Stadt Georg Frey 90 Das Areal Schützenmatte 90 Der Stierenmarkt am See 90 Exerzierplatz wird zum Stierenmarkt 92
Der Transport Oskar Grüter 100 Gesicherte Abstammungen OG 106 Der Preisrichter OG 108 Die Viehhändler OG 114 Der Export OG 120
«Der Photograph verblüfft und überrascht» Ignaz Staub 124 Der Zuger Stierenmarkt in Fotografien 124 «Wir waren Handwerker, nicht Künstler» 125
Inhalt
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Fotoreportage vom Zuger Stierenmarkt 1949–1962 126 Das Rahmenprogramm OG 136 Die Festwirtschaft OG 138 Sicherheit am Stierenmarkt OG 142 Die Wärter OG 158 Schuheputzen Max Huwyler 162 Marktbesucher 166 Brautschau Urspeter Schelbert 166 Munis und Magistraten Christian Peter Meier 168 Die Rinderauktion OG 170 Der Markt Eliane Winiger 172 Edel, würzig, deftig – kulinarische Marktfreuden Paul Imhof 176 Fixpunkt in der Agenda des Taxifahrers 184 Heiris Tag Thomas Glauser 184 Warum Jakob nach Appenzell ging Rémy Frick 186 Nach dem Hegiwald rechts RF 187 Nur Bares ist Wahres RF 188 Daten und Fakten 190 Der zentrale Zuchtstiermarkt OG 190 Ausgewählte Marktstatistik vom ZM Zug 191 Original Braunvieh (OB) MZ 192 Brown Swiss (BS) MZ 194 Die Beurteilungskarte OG 196 Die künstliche Besamung OG 197 Die Maul- und Klauenseuche OG 198 Tuberkulose, Bang und IBR OG 199 Der Stierenmarkt hat als Arena eine vielfältige Zukunft GF 200 Zeittafel zum Zuchtstiermarkt Zug OG 202 Epilog Peter Hegglin 207 Anhang 208 Literaturnachweis 208 Bildnachweis 209 Herausgeber und Autoren
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Dank 212
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Prolog – Zug und Stierenmarkt, das passt Markus Zemp, Präsident Braunvieh Schweiz Ein Buch über den Zuchtstiermarkt in Zug, da muss wohl mehr dahinterstecken als eben nur eine Ausstellung von Braunviehstieren, und in der Tat, da ist mehr drin! Braunvieh Schweiz (bis 2011 Schweizerischer Braunviehzuchtverband) wurde im Jahr 1897 gegründet, und schon in diesem ersten Verbandsjahr fand der erste Zuchtstiermarkt in Zug statt. Dies, obwohl Zug erst ab 1938 Sitz des Verbands wurde. Hauptgründe für die Organisation eines Schweizer Zuchtstiermarkts für Braunvieh waren die einfachere Beschaffung für die Käufer und die einheitlichere Qualitätsbeurteilung von Braunviehstieren. Zug als Standort war ideal, weil es zwischen den Hauptverbreitungsgebieten der Ostschweiz und der Innerschweiz liegt, und zudem befand sich der Ausstellungsplatz schon damals in unmittelbarer Nähe zur Bahn – die Stiere wurden aus der ganzen Schweiz via Bahn angeliefert. Im ersten Jahr betrug die Auffuhr etwa gleich viel wie heute, nämlich 288 Stiere. Danach stieg die Zahl kontinuierlich an bis zum Höhepunkt 1956: 1343 Stiere. Zeitweise wurden sogar zwei Märkte im gleichen Jahr durchgeführt, weshalb es in der nun 118-jährigen Geschichte von Braunvieh Schweiz bereits 125 Zuchtstiermärkte gibt. Bis zur Einführung der künstlichen Besamung ab 1958 war Zug unbestritten der Platz, an dem die Viehzuchtgenossenschaften ihre Zuchtstiere ankaufen und verkaufen konnten. Da die künstliche Besamung nur zaghaft an Bedeutung gewonnen hat, blieb der Zuchtstiermarkt noch viele Jahre im Charakter unverändert – ein Treffpunkt der Züchter, der Verkäufer und Käufer. Völlig anders aber seit etwa 20 Jahren. Zunehmend interessiert sich die städtische Bevölkerung neben den vielen Bauernfamilien für diesen Anlass. Er hat sich vom Züchteranlass zum einzigartigen Event gewandelt. Der «Stieremärt» Zug ist wohl der einzige Anlass weltweit, wo man in mondäner Umgebung, mitten im Finanz- und Rohstoffhandelsplatz, urchige, tonnenschwere Zuchtstiere bewundern kann. Das Publikum setzt sich zusammen aus jungen Familien, bärtigen und braun gebrannten Älplern, Finanzmanagern in feinem Stoff, Viehhändlern, Züchtern und Regierungsräten. Und wenn noch Wahlen anstehen, ist für die vielen Kandidatinnen und Kandidaten ein Besuch des «Stieremärts» ein absolutes Muss: Es gibt dann nicht nur eine Parade der Zuchtstiere und Auktionsrinder, sondern auch der Politiker! Braunvieh Schweiz ist stolz, einen so tollen Anlass für unsere Züchter, aber auch für die nicht landwirtschaftliche Bevölkerung organisieren zu dürfen. Die Seele dieses Anlasses kommt von der Präsenz der Braunviehstiere: Solange unsere Züchter diese nach Zug bringen, ist der «Stieremärt» echt, lebendig und kein konservierter Anlass. Hoffen wir, dass dies noch lange so bleiben wird. Braunvieh Schweiz dankt den Stierenzüchtern für ihre Treue, dankt aber auch der Zuger Bevölkerung dafür, dass sie unseren Anlass zum einmaligen Event macht.
Prolog – Zug und Stierenmarkt, das passt
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Fotoreportage von Alexandra Wey zum 125. Zuger Stierenmarkt
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In der Woche vor dem Stierenmarkt wird das Areal vorbereitet, «hagen» sagt man dem, was Mitarbeiter des Verbands zusammen mit Helfern hier machen. Fotoreportage von Alexandra Wey zum 125. Zuger Stierenmarkt
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Nacht in der Stadt; die Stiere in den Stallungen ruhen, dÜsen und käuen wieder.
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Kommentierte VorfĂźhrung der erstrangierten Stiere aus den verschiedenen Abteilungen.
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Fotoreportage von Alexandra Wey zum 125. Zuger Stierenmarkt
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Versteigerung des Rinds 307 Ippo Alecia und ihres Blooming-Kuhkalbs «Mit Katalognummer 307 kommt ein Rind aus einer der bekanntesten Schweizer Kuhfamilien in den Ring. Die Ippo-Tochter Alecia hat mit 25 Monaten sehr jung abgekalbt. Mutterseits geht sie auf Denver Aspen zurück. Die Excellent-94 eingestufte Denver-Tochter kann mit über 9700 Kilogramm in vier Laktationen bei 3,5 Prozent Eiweiss starke Eigenleistungen vorweisen. Die Grossmutter des Auktionsrinds bedarf wohl keiner grossen Vorstellung mehr. Ace Arve hat im Schauring als Miss IGBS und Miss Swiss Expo mehrfach brilliert. Mit beinahe 13 000 Kilogramm aus fünf Laktationen hat sie aber auch im Melkstand überzeugt. Mit Picard Anthony, Zeus Antico und vor allem Tau Alino haben sich schon mehrere Stiere aus der Kuh familie erfolgreich im KB-Einsatz bewährt. Alecia wird mit ihrem Kuhkalb verkauft. Das Kuhkalb hat mit Blooming einen Vater, der momentan ganz hoch in der Züchtergunst liegt. Ein solches Angebot findet man wirklich nicht alle Tage im Auktionsring!» O-Ton Martin Rust, Vizedirektor Braunvieh Schweiz, Fachbereichsleiter Zucht
«Sie hend de Kommentar vom Martin Rust zu dem wonderbare Rend mit Chalb ghört … 3000 zom afo 3100 3100 3200 det 3200 3200 3300 3300 3300 wer säid grad 3500? 3500 danke ihr wössid, dass das Tier 4000 wärt wär 3400 3400 3500 det 3500 3500 3600 bim Iigang 3600 3600 3600 esch det de Katalog dobe, oder bländet di d Sonne? 3700 3700 3800 det
Weil die Kuh nach der Auffuhr am Markt gekalbt hat, werden Kuh und Kalb zusammen versteigert.
3800 3800 3800 ned vergässe, d Vehwäge z fölle, söscht gheiid euch no Tier um bim heifahre 3800 3800 3800 3900 danke 3900 3900 ned vergässe, s Chalb esch au debii, und das esch elei tuusig Franke wärt 4000 4000 4100 det 4100 4100 4200 lueg das schön Rend a, do gosch no i Stall use go schlofe 4200 4300 det 4300 4300 4400 danke 4400 4400 4400 4500 uf de Tribüne 4500 4500 4500 ned umeluege, mir chömmid uf d Zielgerade 4500 4500 4500 4500 4500 zum erschte 4500 zum zwöite zum, zum, zum dritte! Härzliche Dank im Chäufer und vel Glück zu Rind und Chalb!» O-Ton Bruno Furrer
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Der Gantrufer holt mit Sachkenntnis und Witz für den Züchter einen guten Preis heraus. Fotoreportage von Alexandra Wey zum 125. Zuger Stierenmarkt
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Der 125. Stierenmarkt, aufgeführt sind 280 Stiere. Das Marktareal war viele Jahre am Stadtrand von Zug, heute ist es mitten im Hertiquartier. Das Bild stammt ungefähr vom gleichen Standort, von wo die Flugaufnahme von 1943 gemacht wurde, S. 122/123.
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Die Stadt Zug und der Stierenmarkt Christian Raschle Die Stadt ist gewachsen, der Stierenmarkt ist geblieben. In einer für die Kleinstadt Zug schwierigen Zeit gehörte die Ansiedlung des Stierenmarkts 1897 zu jenen Impulsen, die für die Wirtschaft der Stadt, des Kantons und der Region förderlich waren. Die Standorttreue des Schweizerischen Braunviehzuchtverbands zu Zug ist auch Ausdruck des Vertrauens, das sich seit 1897 zwischen dem Verband und den Behörden der Stadt Zug entwickelt hat. Wenn Anfang September der alljährliche Stierenmarkt stattfindet, strömen die Mitwirkenden, Gäste, Besucherinnen und Besucher auf ein Areal, von dem die wenigsten wissen, dass weder der Braunviehzuchtverband noch die Stadt Zug Eigentümer ist. Die Ausstellungsfläche bildet einen kleinen Teil der Lorzenallmend, die sich im Westen der Stadt bis an die Grenzen der Nachbargemeinden Baar, Steinhausen und Cham erstreckt und ursprünglich kaum besiedelt war. Das feuchte, teilweise sumpfige Gebiet war dünn besiedelt und wies lediglich einige Bauernhöfe, darunter einzelne mit Hausgastronomie, auf. Seit der 1848 erfolgten Trennung zwischen der Stadt- beziehungsweise Bürgergemeinde und der Korporation Zug gehören die Allmenden im Tal und auf dem Berg zu den Dikasterien der Korporation Zug. 1869 fand das Eidgenössische Schützenfest in Zug auf Korporationsboden statt. Ab 1874 erhielt diese durch die Schaffung der Einwohnergemeinde Zug einen neuen Ansprechpartner. Unter den seither zwischen den beiden Parteien abgeschlossenen Verträgen gehören jene mit dem Schweizerischen Braunviehzuchtverband zu den wichtigsten Dokumenten. Allerdings fand der erste Zuger Stierenmarkt noch nicht auf dem beschriebenen Areal, sondern auf dem Schützenhausplatz, westlich des 1948 abgebrochenen Schützenhauses an der Chamerstrasse, statt.
Willkommener Aufschwung Die Niederlage im Sonderbundskrieg 1847 und der Einsturz der Vorstadt am 5. Juli 1887, der elf Todesopfer forderte und über 600 Menschen obdachlos werden liess, waren zwei für die Entwicklung der damals noch kleinen Stadt Zug prägende Ereignisse. Nach langen Auseinandersetzungen und der Verwicklung von Kanton und Stadt Zug in den Konkurs der Ost-West-Bahn hatte Zug 1864 durch die Nordostbahn von Zürich her Anschluss an das entstehende Schweizer Eisenbahnnetz gefunden. 1897 wurde Zug mit der Neuanlage des Bahnhofs und der Eröffnung der direkten Verbindung Thalwil–Zug–Arth-Goldau Destination an der Gotthardlinie. Im gleichen Jahr fand der erste Stierenmarkt statt, der bereits von der neuen Eisenbahninfrastruktur profitieren konnte.
Die Braunviehzucht Ein Blick auf das Verbandswesen bestätigt, dass sich seit der Bildung des eidgenössischen Bundesstaats im Jahr 1848 vermehrt auf allen Ebenen kantons- und regionsübergreifende Vereinigungen herauskristallisierten. Die Viehzucht besass in der Schweiz zwar eine weit in die Geschichte der Eidgenossenschaft zurückreichende Tradition, aber nun zeigte es sich, dass grössere Einheiten bessere Zukunftschancen versprachen, wie in einer Aussage von 1905 festgehalten ist: «Ein Viehbestand von 5, 10, 15 oder auch von 20 bis 30 Stück ist, auch wenn die ökonomische Lage nicht hindernd in den Weg tritt, viel zu klein, um in der Zucht selbständig nachhaltige Fortschritte zu erzielen. Solche Betriebe bilden aber die weitaus grosse Mehrzahl im Braunviehgebiet.» 1888 konstituierte sich in Dürnten im Zürcher Oberland die erste Zuchtgenossenschaft im Braunviehgebiet. Dieser Gründung folgten in den nächsten zehn Jahren weitere Schöpfungen, sodass 1897 die Zahl von 100 Viehzuchtgenossenschaften überschritten wurde. Auf Initiative des Schwyzer Vertreters Josef Bürgi-Gretener aus Arth trafen sich am 7. Februar 1897 von den 118 eingeladenen Genossenschaften deren 83 mit 170 Abgeordneten im Restaurant Du Nord in Zürich und beschlossen die Gründung der Dachorganisation Verband schweizerischer Braunviehzuchtgenossenschaften. Als Sitz der Geschäftsstelle wurde Bünzen im aargauischen Freiamt bestimmt. Erster Präsident war der Luzerner Kantonstierarzt Dr. Peter
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nüsel. Im ersten Jahr wurde dieser Verband von 82 Genossenschaften mit 3382 Mitgliedern und K 4605 Zuchtbuchtieren getragen.
Franz Müller zieht die Fäden Die Verbandsorgane arbeiteten zielstrebig, denn nur so ist es erklärbar, dass wenige Monate nach der Gründung bereits der erste Zuchtstiermarkt in Zug durchgeführt werden konnte. Im Zuger Bürger und eidgenössischen Landwirtschaftsexperten Franz Müller, ab Roost, hatte die Stadt Zug einen grossen Fürsprecher. Müller war zu dieser Zeit als Abteilungschef im Landwirtschaftsdepartement in Bern einer der ranghöchsten und einflussreichsten Beamten. In dieser Eigenschaft nahm er am 22. April 1897 an einer Vorstandssitzung des Schweizerischen Braunviehzuchtverbands im Gasthaus Löwen in Zug teil, an der konkret über die Abhaltung eines Viehmarkts diskutiert wurde. In der Wahl des Tagungsorts lassen sich bereits Müllers Einfluss und dessen feste Absicht, die Ausstellung für die Stadt Zug zu gewinnen, erkennen. Unmittelbar nach der Sitzung informierte er den Zuger Stadtrat und bereitete ihn auf die Anfrage des Verbands vor, die, unterzeichnet von Präsident Peter Knüsel und datiert am 5. Mai 1897, am 8. Mai bei den Stadtbehörden eintraf. Parallel schrieb Müller von Bern erneut an den Stadtrat von Zug, es sei sehr wichtig, dass die Stadt auf das Angebot des Verbands eintrete und gute Bedingungen biete, weil auch andere Orte angefragt worden seien. Namentlich wurden hier Arth, Einsiedeln, Wädenswil und Uznach genannt, wobei Uznach und Zug die besten Chancen zugebilligt wurden.
Korrespondenz zwischen dem Schweizerischen Braunviehzuchtverband und Zug Zwischen dem Verband und den Behörden der Stadt Zug entwickelte sich ein reger Schriftverkehr, der deutlich machte, dass beide Seiten an einer Durchführung des geplanten Anlasses in Zug interessiert waren. Am 21. Mai lud der Zuger Stadtrat den Präsidenten und ein Mitglied des Vorstands ein, nach Zug zu kommen, um an Ort und Stelle einen Augenschein des geplanten Baus einer Stallung für Zuchtstiere vorzunehmen. Am 29. Mai bestätigte Stadtschreiber Wilhelm Müller im Auftrag des Stadtrats, dass Zug bereit sei, die Viehausstellung zu beherbergen, sofern der Verband zusichere, dass der Anlass wenigstens 10 bis 15 Jahre in Zug stattfinden würde. In diesem Fall versprach die Stadt den Bau einer festen Stallung für 150 bis 200 Stück Vieh. Zwei Tage zuvor hatte die Stadt Zug an einer Steigerung zu diesem Zweck die Wagenremise der Nordostbahn erworben. Sollte aber der Verband nur eine einmalige Zusage geben, würde man sich mit einem Provisorium behelfen. Die definitive Zusage des Verbands an Zug, vom 9. bis zum 11. September 1897 den ersten Stierenmarkt des Braunviehzuchtverbands in Zug durchzuführen, erfolgte am 24. Juni 1897.
Die Vertragsbestimmungen Am 8. Juli 1897 fand in Zug die entscheidende Konferenz zwischen dem Vorstand des Schweizerischen Braunviehzuchtverbands und einer Abordnung des Zuger Stadtrats statt. Danach bestimmte Zug die 13 Mitglieder des Komitees, das auf Zuger Seite die Verantwortung für die Veranstaltung tragen sollte. An dessen Spitze standen die beiden Stadträte Polizeipräsident Josef Moos und Finanzchef Franz Keiser. Die beiden Parteien schlossen darauf einen neun Punkte umfassenden Vertrag zur Regelung der Durchführung des Zuchtstiermarkts ab. Insbesondere verpflichtete sich darin die Stadt Zug, die Stallungen für 400 Zuchtstiere 14 Tage vor Ausstellungsbeginn bereitzuhalten. Die Viehausstellung sollte jeweils am zweiten Donnerstag im September beginnen und drei Tage dauern. Als Gegenleistung wurde Zug zuge sichert, den Markt während der nächsten fünf Jahre veranstalten zu dürfen. Die Stadt Zug erhielt die Erlaubnis, neben dem Viehmarkt auch einen öffentlichen Markt durchzuführen. Das Eintrittsgeld durfte der Marktort im Einverständnis mit dem Verband erheben. Von den Einnahmen waren 50 Prozent dem Verband zu überweisen. Bei freiem Eintritt für die Bevölkerung würde die Stadt Zug dem Schweizerischen Braunviehzuchtverband den Betrag von 1500 Franken vergüten. Die Stadt hatte für die Einrichtung der Ringe zur Beurteilung der Tiere zu sorgen, wobei darauf zu achten war, dass die Einzäunungen stark genug waren. Bei regnerischem Wetter sollte das PreisDie Stadt Zug und der Stierenmarkt
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Der Export Für den Handel am ZM Zug spielte der Export immer eine ganz wichtige Rolle. Hauptabnehmer war dabei Italien. Die Exportankäufer sorgten für eine rege Nachfrage und ansprechende Preise. Fehlten die Italiener wegen geschlossener Grenzen, dann war die Stimmung gedrückt. Gründe dafür waren teils politische Wirren während der beiden Weltkriege, teils aber auch veterinär-sanitarische Handelshemmnisse wegen Viehseuchen. Neben Italien waren seit Beginn die Nachbarstaaten Deutschland, Österreich und Frankreich regelmässige Abnehmer von Schweizer Stieren. Später kamen Spanien sowie südamerikanische und osteuropäische Länder dazu. Die nachfolgende Tabelle zeigt für jedes Jahrzehnt das Jahr mit der höchsten Zahl direkt vom ZM Zug exportierter Stiere. Der starke Rückgang in den 1950er- und 1960er-Jahren fällt mit dem Aufkommen der künstlichen Besamung zusammen. Der Export von Stierensperma ist viel einfacher als jener von lebenden Stieren. In den Marktberichten fallen einzelne Jahre besonders auf.1 So wurden 1913 vom ZM Zug 122 Stiere nach Italien und 32 nach Russland verkauft. Das Jahr 1916 brachte neue Rekorde mit 224 Jahr verkaufte Stiere davon in Export Verkäufen nach Deutschland, 114 nach Italien und 26 nach Öster- 1908 435 90 364 reich. Im Folgejahr brach der Export auf nur 45 Stiere ein. Das Jahr 1916 860 1929 783 212 1918 war dank 90 Ankäufen aus Deutschland leicht besser. Erst ab 1937 1018 382 1923 lief der Export mit 182 verkauften Stieren nach Italien wieder 1946 1071 326 gut. In den späten 1920er-Jahren gingen einige Stiere nach Süd- 1953 970 177 amerika. Neben Peru und Mexiko finden wir 1927 Brasilien als 1960 1268 93 1970 417 26 Käufer von 24 Stieren. In den 1930er- und 1940er-Jahren kamen mit den osteuropä 1980 157 2 ischen Ländern Jugoslawien, Tschechien, Ungarn, Rumänien und Bulgarien neue Abnehmer dazu. 1937 war das absolute Rekordjahr mit 381 nach Italien verkauften Stieren. Aber schon drei Jahre später war wegen des Kriegs kein Export möglich, und er blieb bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs auf Sparflamme. 1946 hatte Italien Nachholbedarf und kaufte mit 318 Stieren nochmals gross am Zuger Stierenmarkt ein. 1949 war wieder ein Krisenjahr mit nur 30 Ankäufen aus Italien. Nach den guten 1950er-Jahren sank 1960 die Zahl der am ZM Zug nach Italien exportierten Stiere erstmals unter 100. Die Blütezeit im Export von Zuchtstieren war endgültig vorbei. In den 1960er-Jahren gingen jährlich noch 20 bis 30 Stiere nach Italien. Ein Jahrzehnt später waren es nur noch ein paar wenige. Seit 1980 sind es null bis zwei Stiere pro Jahr. Die nach Italien exportierten Stiere wurden in der Regel direkt ab Rampe Zug mit der Bahn über Chiasso nach Italien geliefert. OG 1
Archiv Braunvieh Schweiz: Jahresberichte des Schweizerischen Braunviehzuchtverbands 1897–2014.
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Braunvieh auf hoher See. Nordafrika und Südamerika waren wichtige Destinationen.
Stallungen in der Stadt
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Stierenmarkt 1943 mit 1066 aufgefĂźhrten Stieren. Das Areal lag bis in die 1960er-Jahre auf freiem Feld. Der Warenmarkt befand sich Âentlang der Chamerstrasse, da auf der heutigen Allmendstrasse eine Lorenbahnlinie eingerichtet war.
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Damit wurde der Lehm aus dem Gebiet des Ochsenhofs in die Ziegelei Brandenberg gebracht (am unteren Bildrand).
Stallungen in der Stadt
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«Der Photograph verblüfft und überrascht» Ignaz Staub
Der Zuger Stierenmarkt in Fotografien Der Zuger Stierenmarkt der 1950er-Jahre ruft vorerst keine Bilder, sondern Töne wach. Das Poltern schwerer Schuhe frühmorgens im Treppenhaus, wenn die Stierenmannen die Zimmer im oberen Stock unseres Hauses am Guggiweg verliessen, um Richtung Allmend aufzubrechen. Es waren Männer mit kantigen Gesichtern und kräftigen Händen, so wie Schwarz-Weiss-Fotografien jener Zeit sie zeigen, im Anzug, mit Hosenträgern und Hut, einige mit Stöcken. Die Aufnahmen zeigen Männer, die Tiere kritisch begutachten, Männer, die konzentriert um Kaufpreise feilschen, Männer, die entspannt Stumpen rauchen oder sich die Schuhe putzen lassen. Der Stierenmarkt war eine Männerwelt, in der für Frauen kein Platz war, es sei denn als Dekor, als Ehrendamen in Tracht. Es sind Fotografien, ähnlich wie sie der Zürcher Walter Läubli (1902–1991) Anfang der 1940er-Jahre gemacht hat, vom Viehmarkt in Altdorf, von der Landsgemeinde in Ibach oder von der Verteilung des Armenbrots in Spiringen, damals zur Zeit der geistigen Landesverteidigung. Der Titel seines 1939 erschienenen Buchs: Urschweiz. Heimat des Vaterlandes. Ein junger Luzerner, Fred Mayer, führte als Agenturfotograf in den 1950er-Jahren am Zuger Stierenmarkt Läublis Tradition fort. Viehmärkte waren für Fotoagenturen und ihre Mitarbeiter ein Must, genauso wie es die Fasnacht, die Schwing- und Älplerfeste, die Fête des Vignerons im Welschen oder die Risotto-Festivals im Tessin waren: Festhütte Schweiz. Wir wussten als Buben nicht viel über die bodenständigen Gäste, die in Ermangelung eines Hotelzimmers am Guggi übernachteten und die der Onkel im «Ochsen» uns zuhielt. Wir wussten nur, dass Stierenmannen dicke Portemonnaies bei sich trugen, mit viel Geld drin, um für riesige Summen auf der Allmend Tiere zu kaufen. Wir gingen nicht selbst an den Stierenmarkt; der Vater, obwohl ein Bauernsohn aus Steinhausen, zeigte wenig Interesse. Lieber ging er morgens zum Bahnhof, um uns zu erklären, wie der Zugverkehr und dessen Accessoires funktionierten: der Fahrplan, die Anzeigetafeln, die Weichen und die Signale. Am Bahnhof waren meine Objekte der Begierde, die neuen Ae 6/6 der SBB. Sie hiessen auch «Kantonslokomotiven», weil an ihren Flanken jeweils eines der 25 Kantonswappen prangte. Kein grösseres Glück, als auf dem Gotthard-Perron die Ae 6/6 «Zug» einfahren zu sehen – ein Stück Schweiz auch sie, im Original und «en miniature» zu Hause als Prunkstück unserer Hag-Modelleisenbahn. Die Bilder, die Fred Mayer am Zuger Stierenmarkt machte, sind nicht in die Fotogeschichte eingegangen. Dafür waren der Anlass und der Zeitpunkt, global gesehen, zu unbedeutend. Das Jahr 1952 jedoch war es nicht. Am 31. Oktober liessen die USA über dem Eniwetok-Atoll im Pazifik «Ivy Mike», die erste Wasserstoffbombe, detonieren – eine Machtdemonstration während des Koreakriegs. Und im September 1952 erschien Ernest Hemingways Der alte Mann und das Meer, ein Buch, das Fred Mayer noch gerne fotografieren würde, so wie er es vor seinem 80. mit Hermann Hesses Siddhartha getan tat, der ihn seit Jahrzehnten begleitet. Viele Leute würden verreisen, schreibt Fotohistoriker CharlesHenri Favrod, um ihre Erwartungen bestätigt zu finden, nicht, um auf eigene Faust zu entdecken. Sie wollten sich vergewissern, dass die Welt den Vorstellungen, die sie sich von ihr machen, entspricht. Gute Fotografie, argumentiert Favrod, will das Gegenteil: «Der Pho- So wurden die Bilder aus den Reportagen eingetograph ist der einzige, der überzeugend darlegen kann, dass Wirk- setzt: Bericht zum Zuger Stierenmarkt in Ringiers lichkeit und Idee nicht identisch sind, Realitäten nicht der Wider- Unterhaltungsblätter (Das gelbe Heft), Nr. 37, schein der eigenen Betrachtungsweise.» Und: «Der Photograph 15. September 1962. Quelle: Ringier Archiv, Zofingen. verblüfft und überrascht».1 Wie der Zuger Stierenmarkt selbst.
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«Wir waren Handwerker, nicht Künstler»
Der 83-jährige Luzerner Fred Mayer hat in den 1950er-Jahren am Zuger Stierenmarkt fotografiert – der Start einer grossen Karriere. Mit Fred Mayer sprach Ignaz Staub.
Sie haben 1952 für die Agentur ATP den Zuger Stierenmarkt fotografiert. Wo hat sich dieses Sujet seinerzeit unter den Themen eingereiht, die ein Agenturfotograf abdeckte? Unsere Agentur konkurrierte damals mit der Photopress. Es gab in der Schweiz eigentlich nur zwei Agenturen, sie und uns, mit je fünf oder sechs Fotografen, die im ganzen Land herumgeschickt wurden und jeden Tag Bildfolgen realisierten. Wir haben alles fotografiert. Darunter waren auch jene spezifisch schweizerischen Anlässe, grosse Volksfeste wie die Stierenmärkte, von denen es verschiedene gab. Zwar haben die meisten Zeitungen dann nur eine Aufnahme, das Siegerbild publiziert, aber wir haben jeweils ganze Reportagen gemacht. Wobei mit dem Fotografieren Ihre Arbeit noch nicht getan war. Die Filme mussten ja auch noch entwickelt werden. Wir haben damals mit der Rolleiflex gearbeitet, zwölf Bilder pro Film, da war man schnell durch, und die Agentur schätzte es nicht, wenn man zu viele Filme brauchte. Folglich haben wir Bild für Bild komponiert, stets etwas Brauchbares. Wir waren keine Künstler, sondern Handwerker und mussten im Gegensatz zu den Künstlern vom Fotografieren leben Obwohl unsere Namen unter den Bildern nie erschienen sind, sondern nur jener der Agentur. Erinnern Sie sich noch – es ist einige Zeit her! – an den Zuger Stierenmarkt der 1950er-Jahre? An Zug allein erinnere ich mich nicht mehr so genau, denn es gab, wie gesagt, verschiedene Viehmärkte. Und die Abfolge war überall dieselbe: die hübschen Ehrendamen etwa, die sehr schöne Bilder hergaben, die ans Herz gingen; der festliche Einzug der Stiere – alles prächtig herausgeputzt, wie es die Schweiz nun mal ist. Und nach dem Markt sind wir zu den Bauern nach Hause gegangen, um den Siegerstier in seiner gewohnten Umgebung abzubilden. So haben wir gelernt, Reportagen zu fotografieren, schnell zu arbeiten, allein, ohne Assistenten. Das läuft heute anders, viel aufwendiger ab.
(der Fotografin Ilse Mayer) habe ich mich besonders anstrengen müssen. So bin ich auch zum Fotografieren gekommen: Ich ging in Luzern zum Fotografen Otto Pfeifer und habe ihm gesagt, er brauche einen Lehrling. Er brauchte einen. Mein Vorbild war ein Fotograf, den ich in Luzern während der Fasnacht auf der Seebrücke gesehen hatte und der wie Humphrey Bogart aussah, mit grosser Speed Graphic, Zigarette im Mundwinkel, Regenmantel und Hut. Wie haben Sie es später geschafft, bei der be rühmten Fotoagentur Magnum Fuss zu fassen? Von Magnum hatten Ilse und ich erst keine grosse Ahnung. Dort gab es zwar die Schweizer Werner Bischof und René Burri. Aber die waren weit weg, in Paris, in einer anderen Welt. Doch eines Tages fragte Magnum-Direktor Marc Riboud an, ob ich was für sie machen könnte. Die schickten mich dann nach Indonesien. Nun war ich kein Superfotograf, aber ich habe gemerkt, dass die Grossen nicht gern farbig fotografierten, denn die Kunst war schwarz-weiss. Mich konnten sie irgendwohin schicken, und ich habe immer gute Reportagen zurückgebracht. Das hat denen bei Magnum gefallen. Sie haben mehrere Bücher realisiert, über den Vatikan, den Mississippi oder die 6. US-Flotte. Wie schwierig war es früher, Bücher zu machen? Es war einfach, kindereinfach, sofern man die richtigen Leute kannte und sie überzeugen konnte, sowas zu finanzieren. Das Mississippi- Buch zum Beispiel haben wir in erster Linie gemacht, weil Ilse so gern Auto fuhr, und so sind wir mit einem Mustang siebenmal dem Fluss entlang rauf und runter gefahren, mit New-Orleans-Musik im Radio. Wir kamen dabei in Dörfer, wo sie noch nie einen Weissen gesehen hatten. Weitsichtige Verlegerpersönlichkeiten wie seinerzeit aber gibt es keine mehr. Bücher müssen heute in erster Linie rentieren. 1
Favrod, Charles-Henri: «Reportage und Essay – Information und Interpretation», in: Stiftung für Photographie (Hg.): Photographie in der Schweiz: 1840 bis heute, Arthur Niggli AG, Teufen 1974.
Wie sind Sie seinerzeit zur Fotografie gekommen? Ich bin glücklich geboren und habe nie besondere Anstrengungen unternehmen müssen, um etwas zu erreichen. Meistens ergaben sich die Dinge von selbst. Lediglich bei meiner Frau «Der Photograph verblüfft und überrascht»
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Fotoreportage vom Zuger Stierenmarkt 1949–1962
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Zuchtstierreihen und Besucher am Zuchtstiermarkt 1962.
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Der Stier Optimist von Zßchter Paul Fischlin aus Ebikon wird am Zuchtstiermarkt 1962 vermessen und gewogen. Er bringt 970 kg auf die Waage.
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Das Geschäft ist gemacht, der Dreck eines ganzen Tags klebt an den Schuhen. Die Halskette über der Achsel zeigt, dass der Züchter seinen Stier verkaufen konnte.
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Schuheputzen Schuheputzen war Frauensache. Mutter machte das sorgfältig: Grobputz mit der groben Bürste, einwichsen mit dem Wichsebürstchen, die Wichse sorgfältig gleichmässig verstreichen, den ersten Schuh stehen lassen, bis die Wichse eingezogen war, dann der zweite Schuh mit demselben Prozedere, dann den ersten Schuh glänzen mit der Glanzbürste, dann den zweiten Schuh mit der Glanzbürste glänzen. Das dauerte. Aber doch nicht so lange wie beim Schuhputzer in Lissabon, dem ich einmal zugeschaut habe. Nach dem auch bei uns üblichen Ritual ergänzte er mit einem zweiten Aufstrich. Nach dem zweiten Glänzen kam zusätzlich die Sache mit dem langen Lappen. Er zog den Lappen mit schnellen Bewegungen über alle Seiten des Schuhs, des rechten, des linken, des rechten, des linken. Und er redete dazu, erzählte dem Kunden von weiss ich nicht was, redete im Rhythmus der Glänzerbewegung hin und her. Schuheputzen war ein Ritual. Schuheputzen war seine Freude. Kein Blickkontakt mit dem schweigend sitzenden Kunden. Ziel und Stolz des Lissaboner Schuhputzers ist der Glanz. Es kam tatsächlich ein schwarzer Schuhglanz zustande, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. Das war lange nach meinem Schuheputzen am Zuger Stierenmarkt. Am Stierenmarkt war das Schuheputzen Männersache. Nie sass ein Mädchen in der Reihe der Profis. Jeder Schuhputzerbub hatte einen Kessel fürs Wasser, eine Würzlibürste, einen Hocker zum Draufsitzen und einen Klotz oder sonst etwas, worauf der Stierenmann seinen Schuh hinstellen konnte. Das Putzen war einfach. Der Stierenmann zog die Hose etwas hoch. Er wusste, wie man sich hinstellte, den Schuh hinhielt, beidseitig kippte. Wir tauchten die Schruppbürste in den Kessel und fegten den Dreck weg, links, rechts, vorne, hinten. Und dann die Schuhsohle. Das war herausfordernde Handarbeit, besonders bei Nagelschuhen. Und doch war schlechtes Wetter für die Schuhputzer gutes Wetter. Bei schönem Wetter gingen die schweren Bauernschuhe einfach vorbei, ungeputzt und genug sauber für die Heimreise oder für den Weg zu irgendeinem Logis für die Nacht. Es gab keine Lehre für Schuhputzer. Wer da ein Schuhputzer war, der konnte das einfach. Die Stierenmarkttage griffen ein in den Familienalltag. Wir hatten jeweils einen Stierenmann über Nacht. Das war Mutters Ressort. Ich hörte fremde Sprachen, musste etwa Mutter fragen, was der Mann gesagt habe. Appenzellisch war für mich Stierenmarktdeutsch. Vater hatte eine Sonderfunktion. Er war als Präsident des Samaritervereins verantwortlich für den Samariterposten und also zuständig für die Dienstzeiten der Samariter. Und er war gerne unter den Leuten. Der Stierenmarkt gehörte zu seinem Jahresrhythmus. Zum Schuheputzen am Stierenmarkt kam ich wohl via Vater. Ich ging denn auch nicht an den Stierenmarkt, ich ging Schuhe putzen. Ich erinnere mich nicht an Stiere, ich erinnere mich nicht an Männer, die zum Schuheputzen kamen. Ich hatte deren Schuhe im Blick. Wir haben geputzt, nicht geschnorrt. Am Schluss noch einmal mit der im Kübelwasser geschwenkten Bürste über das Schuhwerk gestrichen. Nasse Schuhe glänzen ein bisschen. Die meisten Stierenmannen sagten nichts ausser «Sä do», wenn sie uns einen Batzen gaben. Wir sagten «Danke». Er sagte nichts oder «Scho guet». Wenn man Glück hatte, kam gleich ein Nächster dran. Eigentlich blieb mir wenig in Erinnerung an Schuhputzerszenen. Wir waren einfach da, putzten Schuhe, gehörten irgendwie dazu zum Stierenmarkt. Max Huwyler
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Die Zuger Buben, vereinzelt auch Mädchen, hofften auf schlechtes Marktwetter für gute Geschäfte.
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Flugaufnahme 1943 gegen Osten: in der Mitte der linken Seite oben die Verladerampe, wo die Stiere aus- und eingeladen wurden, darunter das Fussballfeld noch ohne HolztribĂźne. Ăœber dem Bahngleis das Gaswerk und das Absonderungshaus der Stadt Zug.
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Im Zentrum das Geviert des Stierenmarkts mit den Stallungen und über 1000 aufgeführten Stieren.
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Marktbesucher Brautschau «Er hatte sie während einem Stierenmarkt in Zug kennengelernt. Sie verkaufte dort Bier und Most, Rostbratwürste … Er hatte sie in einen Gasthof geschleppt, mit ihr geschlafen und ihr am Morgen beim Frühstück erklärt, sie wären jetzt verlobt, wie es sich gehöre, und ob sie seine Frau werden wolle.» So beginnt eine Episode im Roman Götti von Arthur Honegger. Zum Realitätsbezug seiner Geschichten schreibt er: «Jede Ähnlichkeit mit lebenden und verstorbenen Personen ist unbeabsichtigt, aber kein Zufall.» Dies ist ein selten deutliches Zeugnis dafür, dass der traditionelle Stierenmarkt in Zug nicht nur Händler und Bauern einander näherbringt. Der Stierenmarkt, zeitweise eine Heerschau von über 2000 Schönheiten, brachte für vier Tage auch viel auswärtiges Volk nach Zug. Schon in den ersten Jahren hatten die Verantwortlichen des Zuger Fremdenverkehrs und Tourismus erkannt, dass den fremden Marktfahrern, den Knechten und Stierenwärtern, den Bauern und Händlern, damals noch fast ausschliesslich eine reine Männerwelt, neben dem anstrengenden Tagwerk während der vier Markttage auch die Abende zur Verfügung standen. Die öffentlichen und privaten Rahmenprogramme rund um den Stierenmarkt erfüllten und erfüllen wohl auch heute noch eine kaum beachtete, wohl aber unterschätzte gesellschaftliche und völkerverbindende Funktion. Zu Hunderten mussten die auswärtigen Männer in der Stadt ein Logis suchen. Die Bauern und Händler belegten vornehmlich die Hotels und Gasthäuser. In einem Bericht von 1936 glaubt man sich fast vor einem Laufsteg, auf dem sich die bestandenen Mannsbilder flanierend präsentieren: «Die Stadt und besonders die Chamerstrasse war belebt von den charakteristischen ‹Stierenmannen› in ihren langen Blusen und dem derben Knotenstock in der Hand. Graubündner, St. Galler, Glarner, Schwyzer und dazwischen viele Italiener, etwas beweglicher und gestenreicher als unsere bedächtigen Bergbauern, aber auch nicht wenige Österreicher mit der malerischen Lodenjoppe und dem gamsfedergeschmückten Hüterl.» Ein Heer von Knechten und Stierenwärtern, meist jüngere Burschen, und von zahlreichen Diensten im Service und in den Küchen der Gaststätten – allein in der Festwirtschaft waren 1935 über 120 meist weibliche Angestellte tätig – logierte mehrheitlich in Privatzimmern. Eine alte Zugerin erinnert sich, dass Mitte der 1950er-Jahre jeweils fast jedes freie private Bett vermietet wurde. Für sie als junge, aber wohlbehütete Frau war der Stierenmarkt jedes Jahr ein Ereignis. Die Abende mit den stämmigen Männern wurden oftmals lang, und zu Hause musste man anderntags eine gute Ausrede zur Hand haben. Die Anforderungen an Stierenwärter in einem Inserat von 1912 lesen sich denn auch wie in einer Heiratsannonce: gesucht «kräftige, unerschrockene, solide und gut beleumdete Leute». Es lockten ein Lohn von 4 Franken pro Tag, Kost und Logis, Versicherung und Trinkgeld. In zahlreichen Zuger Gasthäusern spielten an allen vier Tagen Musikkapellen zum Tanz auf. 1936 konzertierte während der vier Abende von Dienstag bis Freitag das damals bekannte Streichund Jodelquartett «D’Appenzeller» im Hotel Löwen. 1907 wurde am Samstag zu «Ehren des Vorstandes, der Preisrichter, der Abgeordneten und übrigen Marktbesucher» ein Seenachtsfest mit Höhenfeuerkette durchgeführt: Die Stadtmusik spielte auf der Terrasse am See, der Seeclub veranstaltete einen Gondelkorso, der Turnverein zeigte auf einem beleuchteten Schiff eine Leiterpyramide, und schliesslich wurde noch ein Feuerwerk gezündet. Für manchen Bauern und Viehhändler war und ist der Zuger Stierenmarkt mehr als nur ein Stierenmarkt. Vor 40 Jahren witzelte man jedenfalls an Zuger Stammtischen, dass während des Stierenmarkts gewisse Strassen in Zürich fast ausgestorben seien. Urspeter Schelbert
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Mann und Frau zeigen sich im schönsten Kleid und machen eine gute Figur.
Marktbesucher
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Anhang Literaturverzeichnis
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Bildnachweis Die Ziffern beziehen sich auf die Seitenzahlen. Archiv für Agrargeschichte, Bern: 19, 23, 28 Archiv Braunvieh Schweiz: 17, 21, 22, 25, 27, 29, 37, 82, 84, 86, 88, 93, 94, 96, 98, 101, 102, 103, 104, 105, 107,108, 109, 110, 111, 112, 113, 115, 116, 117, 118, 119, 120, 121, 122, 164, 167, 171, 196, 202 (1, 2, 3, 4), 203 (1, 3, 4), 204 (1, 2, 3), 205 (1) Christoph Borner: 205 (2) Flying Camera, Beat Krähenbühl, Baar: 76 Fotostiftung Schweiz, © Monique Jacot: 33 Oskar Rickenbacher, Zug: 95 (Foto Grau, Zug), 99 (Foto Grau, Zug), 122 Ringier Bildarchiv (RBA), Staatsarchiv des Kantons Aargau, Aarau (Reportage 1949–1962): Jost Camenzind © StAAG/RBA1–1_Maerkte_Zuchtstiermarkt 1955: 141 (55–23_5), 143 (55–23_4), 144 (55–23_7) Feld © StAA /RBA1–1_Maerkte_Zuchtstiermarkt1950: 130 (50–30_4), Fred Mayer © StAAG/RBA1–1_Maerkte_Zuchtstiermarkt 1952: 131 (52–28_1), 137 (52–28_2), 139 (52–28_11), 145 (52–28_7), 161 (52–28_4), 163 (52–28_9) Fred Mayer © StAAG/RBA1–1_Maerkte_Zuchtstiermarkt 1954: 152 (54–25_1), 157 (54–25_2), 159 (54–25_3), 160 (54–25_4), 161 (54–25_4) Jack Metzger © StAAG/RBA1–1_Maerkte_Zuchtstiermarkt 1949: 130 (49–31_4), 132 (49–31_7), 133 (49–31_10), 134 (49–31_11), 135 (49–31_13) Pletscher © StAAG/RBA1–1_Maerkte_Zuchtstiermarkt 1962: 127 (62–35_9), 128 (62–35_4), 129 (62–35_1), 154 (62–35_8), 155 (62–35_5), 156 (62–35_10) unbekannt © StAAG/RBA1–1_Maerkte_Zuchtstiermarkt 1957: 140 (57–19_2), 146 (57–19_1), 147 (57–19_9), 148 (57–19_3), 149 (57–19_4), 150 (57–19_5), 151 (57–19_7), 153 (57–19_11) Stadtarchiv Zug: 81, 90 Lisbeth Schenker, Castino (Cn), Italien: 100 Fredi Scherer, Archiv Eiholz, Meggen: 10, 12, 14,15 Heiri Scherer, Zug: 11, 13, 30, 31, 68, 69, 70, 74, 124, 138, 172, 174, 177, 178, 179, 180, 181, 182, 190, 190, 203 (2, 5), 204 (4), 205 (3) Alexandra Wey, Zug: 35, 41, 42, 44, 46, 48, 50, 52, 54, 56, 58, 60, 62, 64, 66, 72, 74, 169, 173, 175, 193, 195, 201, 206
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Herausgeber und Autoren Heiri Scherer (*1943) ist auf dem Hof Eiholz in Meggen aufgewachsen. Der Vater war Obstbauer, Viehzüchter und Zuchtbuchführer der Viehzuchtgenossenschaft Meggen. Bücher: Konzept und Gestaltung: Hiltl. Vegetarisch nach Lust und Laune. Werd Verlag, Zürich 2013. Auf den Spuren des Guten: Regionen, Rezepte / Delicatessa Globus. Zürich 2003. Kochen mit Schweizer Obst und Beeren. Orell Füssli, Zürich 2011. Herausgeber: Most. Kultur, Architektur, Kulinarik – Das Erbe vom Vierwaldstättersee. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2015. Lucas Casanova (*1961), Dr. sc. tech., ist auf einem kleinen Braunviehzuchtbetrieb in Siat im Bündner Oberland aufgewachsen. Nach seinem Studium zum Ing. Agronom promovierte er an der ETH Zürich und arbeitete während zehn Jahren beim damaligen Schweizerischen Braunviehzuchtverband als Genetiker. Seit 2001 ist er Direktor von Braunvieh Schweiz. Er übt zudem verschiedene Mandate in nationalen und internationalen Organisationen aus. Georg Frey (*1949) ist in St. Gallen aufgewachsen und hat an der ETH Zürich Architektur studiert. Er war Denkmalpfleger der Kantone Appenzell Ausserrhoden und Zug und wohnt heute in der Stadt Zug. Rémy Frick (*1962) pflegt einen leidenschaftlichen Umgang mit Sprache und Theater und ist seit 1988 im Nebenamt Taxifahrer. Er lebt und arbeitet seit dem Kindesalter in Zug. Thomas Glauser (*1969), lic. phil., ist Historiker, geboren und aufgewachsen in Zug. Nach seinem Studium der Allgemeinen Geschichte und der Philosophie an der Universität Zürich verfasste er seine Lizentiatsarbeit über den Herr-
schaftswandel und die Gemeindebildung im spätmittelalterlichen Zug sowie weitere Publikationen zu diesen Themen. Seit 2013 ist er Stadtarchivar von Zug. Oskar Grüter (*1950) ist auf einem Bauernhof mit Braunvieh im Luzerner Seetal aufgewachsen. Nach seinem Studium zum Ing. Agronom an der ETH Zürich startete er 1975 seine Berufstätigkeit beim damaligen Schweizerischen Braunviehzuchtverband in Zug. Er betreute Aufgaben im Bereich Zucht, angefangen bei der Einführung des zentralen elektronischen Herdebuchs über die Leitung der Milchleistungsprüfungen, die Erfassung und Abklärung von Erbfehlermeldungen bis zur Leitung des Zuchtstiermarkts. Er war bis zu seiner Pensionierung 2015 Mitglied des Redaktionsteams und der Geschäftsleitung von Braunvieh Schweiz. Max Huwyler (*1931) ist in Zug aufgewachsen. Er war Sekundarlehrer im Kanton Zürich und wohnt nun wieder in Zug. Er schreibt Geschichten, Hörspiele, Bühnenstücke, Kinderbücher, Gedichte: «mitunter überleben», «öppis isch immer», «Föönfäischter», «De Wind hed gcheert» (Neuauflage 2015) und arbeitet an einer Sammlung von Zuger Geschichten und Idyllen. Paul Imhof (*1952) ist seit 1977 Jour nalist und Autor, unter anderem der SonntagsZeitung, des Tages-Anzeigers und des GEO Schweiz. Von 1988 bis 1994 war er Südostasienkorrespondent der Basler Zeitung. Er ist Verfasser von mehreren Büchern zu Essen und Trinken wie der Reihe Das kulinarische Erbe der Schweiz (2012–2016). Christian Peter Meier (*1963) lebt in Zug und ist Journalist und Kunstschaffender. Er studierte an der Universität Zürich Musikwissenschaft, Neuere Deutsche Literatur und Deutsche Sprachwissenschaft. Von 2007 bis 2015 war er Chefredaktor der Neuen Zuger Zeitung. Heute arbeitet er als Leiter Reporterpool und als regionaler Tagesleiter bei der
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Neuen Luzerner Zeitung und ist dort Mitglied der Redaktionsleitung. Nebenberuflich wirkt er als Sänger und Maler. Unter anderem ist er Mitglied der A-cappella- Comedy-Gruppe «Screaming Potatoes». Peter Moser (*1954) hat nach einer Berufslehre auf dem zweiten Bildungsweg in der Schweiz und in Irland Geschichte studiert. Er ist seit 2002 Leiter des Archivs für Agrargeschichte in Bern (www. agrararchiv.ch) und präsidiert die Schweizerische Gesellschaft für ländliche Geschichte. Christian Raschle (*1949), Dr. phil., ist Historiker, geboren in Cham und heute wohnhaft in Zug. Er ist Zugs ehemaliger Stadtarchivar, pensionierter Fachlehrer für Geschichte an der Kantonsschule Zug und Autor verschiedener Publikationen mit dem Schwerpunkt Zug. Ignaz Staub (*1949) ist seit sechs Jahren Ombudsmann der Tamedia AG und war von 2013 bis 2015 Jury-Präsident von swiss press photo. Zuvor war er während über 35 Jahren als Journalist tätig: bei der Weltwoche (1974–1982), der Schweizer Illustrierten (1987–2009) und beim Tages-Anzeiger (1987–2009). Beim Tages-Anzeiger arbeitete er in den Ressorts «Hintergrund» und «Ausland», unter anderem als Korrespondent im Nahen Osten und in den USA. Seine journalistische Laufbahn hatte er 1973 als freier Sportreporter für das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) begonnen. Heute schreibt er für die News-Website «Journal21» (www.journal.21.ch), deren Leitungsgremium er angehört.
Alexandra Wey (*1978) arbeitet als Fotografin bei der Bildagentur Keystone und lebt in Zug. Es inspiriert und fasziniert sie, Menschen aus den verschiedensten Kulturen dieser Welt mit der Kamera zu begleiten. Sie lebte schon in Varanasi, Indien, und Kairo, Ägypten. Eliane Winiger Eliane Winiger (* 1979), aufgewachsen in Hünenberg, Matura Kantonsschule Zug, Absolventin Schweizer Journalistenschule MAZ, Redaktorin Neue Zuger Zeitung, seit 2008 Redaktorin Schweizerische Depeschenagentur sda (Regionalbüro Zentralschweiz), wohnhaft in Zürich, verheiratet, Mutter von drei Kindern. Markus Zemp (*1954), Dr. Ing. Agronom ETH, ist auf einem Braunviehzuchtbetrieb im aargauischen Freiamt aufgewachsen und wohnt heute in Schafisheim. Nach zwölf Jahren als Tierzuchtlehrer in Muri AG leitete er fünf Jahre das Departement «Viehwirtschaft» des Schweizerischen Bauernverbands. Seit 1999 und noch bis Ende 2016 ist er Präsident von Braunvieh Schweiz, bis 2011 sass er für die CVP Aargau im Nationalrat. Weiter präsidiert er die Branchenorganisation Milch und die Tierverkehrsdatenbank Identitas AG.
Urspeter Schelbert (*1952), Dr. phil., ist Historiker, Archivar und Volkskundler. Er arbeitete während 30 Jahren im Staatsarchiv Zug und ist heute freiberuflich als Lektor und Begleiter von Buchproduktionen und als Archivar tätig. Er ist Autor historischer und volkskundlicher Bücher (z. B. Pfarreigeschichte Unterägeri oder Bräuche in Unterägeri) und Aufsätze.
Herausgeber und Autoren
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