Stadtzunft (Hrsg.): Zürich. Aufbruch einer Stadt

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qualität? Die Grundsteine dafür wurden bereits in den Jahren zwischen

dem Abbruch der Befestigungsmauern ab 1833 und der Eingemeindung

1893 gelegt. Fünf bebilderte Essays zeichnen nach, wie diese Pionier-

jahre zur politischen, wirtschaftlichen, städtebaulichen und kulturellen Öff­-

nung Zürichs beigetragen und den einmaligen Zürcher Geist geprägt haben. Den Band runden zwei Spaziergänge durch eine Stadt im Aufbruch ab: Der erste führt durch das Zürich der Türme und Schanzen im Jahr 1867, der zweite durch das heutige Zürich der Hochhäuser und Netzwerke.

Mit vielen erstmals veröffentlichten Fotos, Plänen, Stichen, Plakaten und Dokumenten. Umschlagbild vorne: Zürich, Paradeplatz um 1900. Baugeschichtliches Archiv Zürich. Umschlagbild hinten: Transport des Schraubenraddampfers «Speer» mit Pferden limmataufwärts in den Zürichsee. ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv.

ZÜRICH – AUFBRUCH EINER STADT

Wie wurde Zürich zu einer weltoffenen Metropole mit einzigartiger Lebens-

AUFBRUCH EINER STADT Stadtzunft (Hg.)

NZZ Libro ISBN 978-3-03810-292-2

www.nzz-libro.ch

Zürich ist eine Erfolgsgeschichte. Nach dem Abbruch der Befestigungsmauern ab 1833 bis zur Eingemeindung von 1893 wurden jene Grundsteine gelegt, die Zürich heute ausmachen. Die Stadt entwickelte sich zu einer weltoffenen, verkehrstechnisch gut erschlossenen Wirtschaftsmetropole mit einer einzigartigen Lebensqualität und renommierten Hochschulen. Das Buch befasst sich mit diesen Pionierjahren, die den einmaligen Zürcher Geist geprägt haben. In historischen Essays werden die Veränderungen der Stadt in Politik, Kultur, Wirtschaft, Wissenschaft und Stadtentwicklung betrachtet – zum einen anhand von bekannten und unerwarteten Persönlichkeiten, die der Stadt ihren Stempel aufgedrückt haben, zum anderen durch Anekdoten, Geschichten und Analysen, die den Wandel erzählerisch festhalten. Sie lassen das Zürich des 19. Jahrhunderts mit zum Teil erstmals veröffentlichten Fotos, Plänen, Stichen, Plakaten und Dokumenten lebendig werden. Mit Beiträgen von Marco Cereghetti, Andreas Honegger, Andreas Hugi, Pascal Ihle, Adi Kälin, Adrian Lemmenmeier, Helmut Meyer, Thomas Ribi, Daniel Speich Chassé und Tobias Straumann.

Stadtzunft (Hg.)

Die Stadtzunft Zürich wurde 1867 in der Zeit des Aufbruchs der Stadt Zürich als erste der Zünfte der «jüngeren Linie» gegründet. Den Gründern ging es darum, die zünftigen Traditionen hochzuhalten und insbesondere das Sechseläuten zu retten. Die Stadtzunft feiert 2017 ihr 150-Jahr-Jubiläum und schenkt der Stadt Zürich aus diesem Anlass diesen Bildband über die bewegte und wichtige Zeit um 1867.



Inhalt Marco Cereghetti Vorwort

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Andreas Hugi, Pascal Ihle Einleitung

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Andreas Honegger 1867: Das Zürich der Türme und Schanzen – 12 Ein Spaziergang durch eine Stadt im Aufbruch

Helmut Meyer Politik: Von der Kleinstadt zum liberalen Gross-Zürich 30

Thomas Ribi Kultur: Kunst ist mehr als ein blosses Vergnügen 80

Adrian Lemmenmeier, Tobias Straumann Wirtschaft: Mit Industrie, Geld und Schienen zum Motor der Schweiz 102

Daniel Speich Chassé Bildung: Eine Stadt der Wissenschaft 144

Adi Kälin Städtebau: Arnold Bürkli oder die Entdeckung des Mondänen 170 Pascal Ihle, Andreas Hugi 2017: Das Zürich der Hochhäuser und Netzwerke – 220 Ein Spaziergang durch eine Stadt im Aufbruch

Anhang Zeittafel 228 Autoren 232 Quellen und Literatur 232 Bildnachweis 237 Dank 239 Impressum 239


Vorwort Die Jahre um 1867 sind für Zürich aussergewöhnliche Jahre. Die Stadt befindet sich im Aufbruch und ist dabei, sich neu zu erfinden – städtebaulich, wirtschaftlich, kul­ turell und politisch. Es sind bedeutende Schritte in die Moderne, die von einem liberalen Elan geprägt sind und Zürich bis heute ausmachen. In diese Jahre fällt auch die Gründung der Stadtzunft. Mit der neuen Gemeindeordnung von 1866 verloren die historischen Zünfte ihre letzten politischen Rechte. Das allgemeine Stimm- und Wahlrecht wurde eingeführt. Damit war es für Stadtbürger und Niedergelassene mit Schweizer Bürgerrecht nicht mehr notwendig, einer Zunft anzuge­ hören, um wählen zu können. Die politischen Zünfter, die lediglich wegen des Wahlrechts eine Bindung zu den historischen Zünften hatten, verloren damit ihren Bezug zum Zunftwesen. Einige von ihnen waren froh, aus der Mitgliedschaft bei den historischen Zünften entlassen zu werden. Andere dagegen wären gerne «richtige» Zünfter geworden. Bei etlichen historischen Zünften war dies aber aus den verschiedensten Gründen nicht möglich. Auch stellte sich für die historischen Zünfte nach dem Verlust ihres hohen Ansehens die Sinnfrage. Hatten die Zünfte überhaupt noch eine Daseinsberechtigung? Dies alles gab 1867 den Anstoss zur Gründung der Stadtzunft Zürich als erster Zunft der neueren Linie. An der Gründungsversammlung am 30. März 1867 im dama­ ligen Gasthaus «Zum Schwanen» nahmen 34 zukünftige Zünfter teil. Ziel der Gründer war es, Zürichs Traditionen zu bewahren und insbesondere das Sechseläuten zu feiern und zu erhalten. 150 Jahre später, 2017, blicken wir mit Stolz auf unsere Zunftgeschichte zurück. Wir nehmen für uns in Anspruch, dass es unseren Gründern und Vorgängern nicht nur gelungen ist, das Sechseläuten als schönes Frühlingsfest zu erhalten, sondern auch die historischen Zünfte und das Zunftleben nach dem Verlust aller politischen Rechte wiederzubeleben.

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Wichtige Protagonisten aus der Zeit der Gründung der Stadtzunft wie Alfred Escher und Arnold Bürkli ste­hen heute sinnbildlich für eine Zeit des Aufbruchs und der Visionen. Der ehemalige Stadtpräsident und Historiker Sigmund Widmer hat Zürich um 1867 in der Festschrift 100 Jahre Stadtzunft als die mit Abstand lebendigste Schwei­ zer Stadt bezeichnet. Man habe an die eigene Kraft geglaubt und sei grosse Aufgaben mit Optimismus angegangen. Mit diesem Buch, das von der Stadtzunft aus Anlass ihres 150. Geburtstags herausgegeben wird, soll diese Zeit des Aufbruchs und des Wandels in Erinnerung gerufen werden. In sieben Beiträgen wird die Entwicklung der Stadt in Politik, Kultur, Bildung, Wissenschaft, Städtebau, Verkehr und Wirtschaft in den Jahren zwischen 1833 und 1893 aufgezeigt. Bei der Lektüre werden sich viele verwun­ dert die Augen reiben, was in der Zeit um 1867 in Zürich alles auf die Beine gestellt wurde. Die Zeit der Courage und des Aufbruchs, aber auch des Glaubens an eine erfolgreiche Zukunft beeindruckt. Sie zeigt uns, was mit Wille und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten möglich ist. Pioniere wie Alfred Escher und Arnold Bürkli sind auch heute noch inspirierend und sollten uns gerade in diesen Zeiten der Unsicherheit und mannigfachen Umbrüche Mut machen. Escher, Bürkli, die Gründer der Stadtzunft – sie alle haben in ihrem Bereich Aufbruchstimmung erzeugt und Visionen gehabt. Wir hoffen, dass dieses Buch über die Zeit der Gründung der Stadtzunft nicht nur interessiert, son­ dern auch Ansporn ist, selbst wieder einmal aufzubrechen und etwas zu bewegen. Es führt kein Weg daran vorbei, dass wir noch mutiger werden und – wie Sigmund Widmer gesagt hat – an die eigene Kraft glauben und grosse Auf­ gaben mit Optimismus angehen müssen. In diesem Sinn und Geist wünsche ich Ihnen eine interessante und inspirierende Lektüre. Marco Cereghetti, Zunftmeister Stadtzunft


Einleitung Es gibt Jahre, in denen derart viel passiert, dass man sich noch lange daran erinnert. 1867 ist ein solches Jahr. An der medizinischen Fakultät promoviert die Russin Nadeschda Suslowa als erste Frau an der Universität Zürich. Eine Männerbastion fällt. Im selben Jahr findet das Eidgenös­ sische Musikfest in Zürich statt. Das alte Kornhaus auf der

Radfahrertreffen, Foto vor der Villa Windegg, wo heute das Grieder-Haus am Paradeplatz steht, um 1890/1895. 1

Sechseläutenwiese am See wird zu einem Musiksaal umge­ baut, zur Tonhalle. 1867 wütet in Zürich und Umgebung die Cholera, an der 771 Personen erkranken und 499 ster­ ben. Im selben Jahr erhält die Stadt eine Kanalisation, das Abfuhrwesen wird gegründet, und der neue Bahnhof mit seiner imposanten Halle entsteht. Die Stadt gleicht einer riesigen Baustelle. So heisst es in einem Reiseführer zu Zürich, der 1867 erscheint: «Der innere Häuserkern trägt noch vielfach das Gepräge einer in ihren Erinnerungen aus früheren Jahrhunderten herüber­ ragenden Stadt.» Die Strassen seien «meist eng, oft finster, treppauf, treppab führend, unverkennbar ein ziemlich plan­loses Durcheinander von Ansiedlungen». Nun endlich rüttle «der Geist der Neuzeit mit mächtiger Hand» an den

überlieferten Formen, und «diesem reformierenden Be­ streben» hätten «schon viele antiquirte Einrichtungen weichen müssen». Diesem «Geist der Neuzeit» ist dieses Buch gewid­ met. 1867 steht für eine Zeit im Umbruch. Sinnigerweise wird in diesem Jahr die Stadtzunft gegründet, die sozusagen das Scharnier zwischen dem alten und dem neuen Zürich ist. Mit dem Entscheid von 1833, die Befestigungsanlagen endgültig abzutragen, hat sich die Stadt bis zur ersten Eingemeindung von 1893 weit geöffnet. Wir werden Zeu­ gen eines Aufbruchs in die Moderne, den Zürich anfänglich nur zögerlich erfasst – man muss sich erst an diese Offen­ heit ohne Mauern gewöhnen –, danach dafür umso ent­ schlossener. Es werden die Grundsteine für das heutige Zürich gelegt. Ihnen gehen die Autoren nach. Wir begeben uns zunächst auf einen Spaziergang durch das Zürich im Jahre 1867, kommen an zahlreichen Bauplätzen vorbei und hören von der Skepsis über die radikalen Einschnitte. In den folgenden fünf Kapiteln werden die Veränderungen der Stadt in Politik, Kultur, Wirtschaft, Wissenschaft und Stadtentwicklung betrachtet – einerseits anhand von bekannten und unerwarteten Per­ sönlichkeiten, die der Stadt ihren Stempel aufgedrückt haben, andererseits durch Anekdoten, Geschichten und Analysen, die den Wandel erzählerisch festhalten. Zentral sind die Bilder. Sie sollen das Zürich des 19. Jahrhunderts mit zum Teil erstmals veröffentlichten Fotos, Plänen, Sti­ chen, Plakaten und Dokumenten lebendig werden lassen. Den Abschluss des Bildbands mit seinen historischen Essays bildet ein zweiter Spaziergang, diesmal durch das Zürich von 2017. Wir fragen uns: Welches sind eigentlich die Erfolgsfaktoren von Zürich? Wurden sie tatsächlich vor 150 Jahren gelegt? Erleben wir heute wiederum einen «Aufbruch in die Moderne»? Und inwiefern ist er mit jenem von 1867 vergleichbar? Andreas Hugi Pascal Ihle

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Planvedute der Stadt Zürich von Johann Caspar Ulinger um 1738: Die schützenden Befestigungsmauern fallen rund hundert Jahre später, um Platz für Neues zu schaffen. Mit winzigen Alltags­szenen belebt der Zeichner das Stadtbild – er selber sitzt in der unteren rechten Ecke.



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Idyllisch liegt ZĂźrich dem Betrachter zu FĂźssen, an den See geschmiegt, dahinter das Bergpanorama. Heinrich Siegfried: Ausblick vom Waidberg, 1853/1855.


1867 4

Die Limmat trennt die «Kleine Stadt» und die «Grosse Stadt», der Fröschengraben, bereits bräunlich eingezeichnet, fliesst offen anstelle der heutigen Bahnhofstrasse, beim «Neuen Markt» quert ihn ein breiter Übergang direkt vor dem Hotel Baur. Handgezeichneter Plan von Heinrich Keller, 1864.


Andreas Honegger

Das Zürich der Türme und Schanzen – Ein Spaziergang durch eine Stadt im Aufbruch Das Gehen kann mühsam sein, besonders im fortgeschrittenen Alter und an einem warmen Frühsommertag. Was wir Menschen ständig auf unseren Beinen herum­ gehen! Wer sich Pferd und Kutsche nicht leisten kann, bewegt sich in der Welt auf Schusters Rappen. Zum Glück können wir jetzt ja immerhin grössere Strecken mit der Eisenbahn zurücklegen. Vor wenigen Jahren hat das noch als Utopie gegolten, aber nun sind überall die Dampfrösser aufgetaucht, und Zürich will nun einen grossen repräsentativen Bahnhof bauen. Schliesslich fährt die Eisenbahn ja nicht nur wie seit 20 Jahren nach Baden, sondern weit darüber hinaus nach Schaffhausen, an den Bodensee, nach Basel, ja, bis Genf. Und die sogenannte Hördöpfelbahn erschliesst auch Verbindungen innerhalb des Kantons von Oerlikon bis Bülach oder bis Dielsdorf. Ja, Zürich entwickelt sich schnell, und man nimmt den Fortschritt auf Schritt und Tritt wahr. In grösseren Städten soll es in den Strassen sogar Pferde-Omnibusse geben, die den Fussgängern die langen Strecken durch Matsch und «Rossbolle» ersparen. Seit die Cholera in diesem Jahr Zürich wieder mit Krankheit und Tod über­ zogen hat, sind allüberall Baustellen entstanden. Die Stadtväter wollen eine moder­ ne Kanalisation bauen. Stadtingenieur Bürkli hat ein in Paris erprobtes System eingeführt, bei dem der Unrat in Kübeln gesammelt werden soll und nur das Wasser durch die Kanalisation in die Limmat geführt wird. Die «Abtritt-Kübel» werden vom Abfuhrwesen abgeholt. Man kann sich kaum vorstellen, was für ein Komfort das bringen wird, stinkt doch die Stadt an warmen Tagen zum Himmel. Ja, all das geht einem durch den Kopf, wenn man gezwungen wird, von Baustelle zu Baustelle zu wandern. In Zürich ist wirklich die Bauwut ausgebrochen, und es fragt sich, ob die nicht fast mit gleichen Schrecknissen verbunden ist wie die Cholera. Bald wird die Stadt wohl gar nicht mehr wiederzuerkennen sein. Natürlich finden meine jüngeren Freunde, dass ich ein alter Jammeri sei, dem auch gar nichts passe an unserer mo­ dernen, schnelllebigen Zeit. Aber viele können es wie ich nicht verstehen, dass man nun das romantisch-idyllische Bild der Stadt aus Mittelalter und Barock zugunsten von grossen Strassen opfern will. Wo man hingeht, reden die Leute nur über ein Thema: Soll man wirklich alle Türme und Mauern schleifen und alle Bollwerke einebnen, wie sie das in Paris machen? Jeder ist jetzt ein Napoleon III., jeder will ein kleiner Haussmann sein! So viel haben wir schon verloren! Den Fröschengra­ ben haben sie schon zugeschüttet, um eine noble Bahnhofstrasse zu bauen. Aber das hat nicht viel gebracht, die neuen Häuser stehen verloren herum und die alten passen gar nicht mehr dazu. Dennoch plant man, die Strasse über den Söimärt, pardon den Neumarkt, … äh, ich meine den Paradeplatz, wie er nun neumodisch heisst, hinaus bis zum See zu verlängern und das Kratzquartier samt Turm einfach abzureissen. Vermutlich passt das Quartier halt nicht zur noblen Dépendance, die 13


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Der Zürcher Bahnhof voller Passagiere, Arbeiter, Lokomotiven, Handwagen: Der Rauch, Lärm und die Geschäftig­keit dringen über die Darstellung von Antonio Bonamore von 1883 ins Heute.

das Hotel Baur vom Paradeplatz dort zwischen See und Schan­ zengraben gebaut hat. Das martialische Rennwegbollwerk, das der Stadt und ihren Bewohnern über Jahrhunderte Schutz geboten hat, wurde vor zwei Jahren kurzerhand abgebrochen, und niemand konnte die wenigen historisch Interessierten verstehen, die solche Zeugen der Geschichte erhalten möchten. Das grosse alte Kornhaus, das vor dem Fraumünster in die Limmat hinausragt und die Stadt über Jahrhunderte vor schlimmen Hungersnöten bewahrt hat, ist längst zu einem Lager- und Warenhaus umgenutzt worden. Nun hat das glei­ che Schicksal schon das neue Kornhaus am See an der Grenze zu Riesbach ereilt. Es wird nun zu einem Konzerthaus, zu einer sogenannten Tonhalle umgestaltet. Auch hier wird emsig an den letzten Bauten für das grosse Fest gearbeitet, in wenigen Wochen soll hier mit grossem Brimborium das Eidgenössische Musikfest über die Bühne gehen. Endlich bin ich jetzt den Baustellen etwas entkommen und wandere am Park beim Stadelhofen vorbei zum träg da­ hinfliessenden Mühlebach. Nun geht es zwischen den Villen Rosenbühl, Kreuzbühl und Schönbühl hinauf zum Kreuz, wo einst das kleine alte Kirchlein stand und wo die Stadt die Grenze ihres wirtschaftlichen Einflusses setzte. Ja, hier gegen Riesbach, Hirslanden, Hottingen und Fluntern zu ist die Landschaft noch weitgehend von Ackerbau und vor allem von Reben geprägt. Hier ist die Luft im Sommer ein wahrer Genuss. Jetzt bekomme ich auch wieder etwas Schnauf, denn es geht nicht mehr berg­ auf, sondern ebenaus dem Zeltweg entlang. Hier stehen die Escher-Häuser, mo­ derne Mietshäuser mit schönen, hellen Wohnungen und Gärten davor. Ich biege nun in die Rämistrasse ein, vorbei am Wolfbach, hinauf zum Kantonsschulgebäude im gräzisierenden Stil. Ja, hier ist es wieder steil, und ich bin froh, beim Schanzen­ berg die flache Tannenstrasse bis zum breitausladenden Kantonal-Spital nehmen zu können. Hier steht das neue, prächtige Polytechnikumsgebäude von Architekt Semper, das vor drei Jahren feierlich eröffnet wurde. Darauf darf man in Zürich mit Recht stolz sein. Ja, ist es nicht seltsam? Nach seiner Gründung 1855 fand das eidgenössische Polytechnikum vorerst Gastrecht in der Universitas Turicensis an der Augustinergasse, und nun ist die Zürcher Hochschule im grossartigen neuen Polytechnikumsgebäude untergekommen. Dieses überragt die Stadt, und man blickt über den See bis zu den Bergen und weit hinab ins Limmattal. Allein für diesen Blick nehme ich gern einen längeren Spaziergang in Kauf. Man kann den Blick aber auch in die Nähe schweifen lassen, über die Kirchen und die Türme der Stadt, über den Lindenhof und die Limmat mit den vielen Gebäulichkeiten an Stegen, die auf dem Wasser zu schwimmen scheinen. Hier treibt das Wasser des Flusses die Mühlen und die Industriebetriebe an. Und neben der prächtigen Fassade des Waisenhauses ist die Strafanstalt im ehemaligen Oetenbach­ kloster das weitaus auffälligste Bauwerk auf der linken Stadtseite. 14 Stadtspaziergang 1867


Dieses dient der Stadt nun als Gefängnis. Hier war unter anderem der Kin­ dermörder Heinrich Götti untergebracht, der Protagonist eines der spektakulärsten Kriminalfälle in Zürich, an den ich mich erinnern kann. Sieben seiner Kinder starben kurz nach der Geburt, und erst beim siebten wurden Mitbewohner und dann die Obrigkeit auf diese – selbst in Zeiten hoher Kindersterblichkeit – unge­ wöhnliche Häufung aufmerksam. Die Obduktion der Leiche ergab, dass das 1865 gestorbene Kind wohl mit Salpetersäure umgebracht worden war. Nur Heinrich Götti hatte dazu die Möglichkeit, und zudem fand man im Plumpsklo des Hauses der Familie ein verstecktes Fläschchen mit genau dieser Flüssigkeit. Die Indizien waren erdrückend, und die Geschworenen verurteilten Götti zum Tode. In Todes­ angst legte der Verurteilte vor dem Direktor der Strafanstalt Oetenbach ein volles Geständnis ab. Er hatte alle seine Kinder getötet. Er habe gedacht, dass er im Leben einfach nicht vorwärtskomme, wenn er auch noch für Kinder sorgen müsse. Am 9. Mai 1865 lehnte der Kantonsrat ein Gnadengesuch des Mörders ab, und dieser wurde am Tag darauf auf der Markstallerwiese in Aussersihl vor 15 000 Zuschauern mit der Guillotine zu Tode gebracht. Es war wohl die letzte Hinrichtung im Kan­ ton Zürich, denn die Todesstrafe findet je länger je weniger Anhänger. Wenden wir uns wieder Erfreulicherem zu. Unterhalb des ehemaligen Oeten­ bachklosters, beim kleinen gedeckten Brücklein, mündet noch immer der Sihlkanal, der ebenfalls eine Reihe wichtiger Mühlen betreibt. Und gleich unterhalb des Schützenhauses mündete früher der Schanzengraben in die Limmat, nun aber ist er in die Sihl umgeleitet worden. Ja, einst ging die Stadt nur bis hierhin, aber nun hat sie begonnen, sich mehr und mehr in die Vororte auszudehnen. Und da mach­ ten, so denke ich, natürlich der Wassergraben und die Schanzen nicht mehr viel Sinn. Ich wende mich nicht nach rechts zum Pfrundhaus St. Leonhard, sondern zum Schienhut. Über viele Treppenstufen geht es hinunter zum Unter-Graben und zur Limmat hinab. Zur Rechten dröhnt das unüberhörbare Rattern der Maschinen der Neumühle, der Fabrik von Escher und Wyss. Sie steht auf dem Gelände des ehe­ maligen Paradies-Bollwerks, und Zürich war stolz auf das moderne mechanische System dieser grossen Spinnerei. Bald stellte man aber auch Spinnereimaschinen her, und vor einigen Jahren hat man nun den Spinnereibetrieb eingestellt und im grossen Fabrikkomplex, der hier nach und nach entstanden ist, sich ganz auf den Bau diverser Maschinen – darunter auch Lokomotiven und Dampfschiffe – fokus­ siert. – Damit ist offenbar mehr Geld zu verdienen. Über den Steg setze ich meine Stadtwanderung am linken Limmatufer fort und besuche die Platzpromenade im Spitz beim Zusammenfluss von Sihl und Limmat. Es ist einer meiner Lieblingsplätze. Früher war hier ein reger Betrieb, aber seit die Gleise des Bahnhofs sich zwischen die Stadt und den Platzspitz geschoben haben, ist es ruhiger geworden. Gern besuche ich die hier gepflanzten Platanen mit ihren scheckigen Stämmen und halte eine kleine Zwiesprache mit Salomon Gessner, dem seine Stadt hier ein Denkmal gesetzt hat. Hier bin ich schon ein paar Mal auf Staatsschreiber Keller gestossen, der sich daselbst gern allein erholt und sich wohl allerhand Formulierungen durch den Kopf gehen lässt – wohl weniger für seine Geschichten und Romane, sondern für die Erlasse der Regierung. 15


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Herrschaftliche Villen mit Gartenanlagen. Holzstich von Johannes Weber, 1887.

Aber selbst hier kann man heute nicht viel Ruhe und Besinnlichkeit finden: Rund um den Bahnhof ist immer viel Lärm; neben den Lokomotiven ist es auch das Bauen, das Unruhe schafft. Vor zwei Jahren hat Architekt Wanner, der Bahn­ hofbauer der Nordostbahn, den Auftrag erhalten, einen neuen Bahnhof zu bauen. Es wird allerdings noch lange dauern, bis dieses Paradestück fertig wird. Ob ich das noch erlebe? Wenn das nun hier so laut ist, kann ich genauso gut in der Stadt weiterwandern. Ein Stück weit folge ich der Sihl, dann dem Schanzengraben und wende mich dann stadteinwärts zum Sihlkanal. Dem schmalen Steg dem Kanal entlanggehend, denke ich, so ähnlich müsse es wohl in Venedig aussehen. Eines meiner liebsten Häuser steht hier: Der Alte Seidenhof mit seinen Treppengiebeln. Er beherbergt eines der schönsten Spätrenaissance- Zimmer von Zürich, das sich einst die Werdmüller hier eingerichtet hatten. Ein so stattliches Haus werden sie wohl nie abreissen! Da, wo früher die Sihlporte stand, da also, wo der Sihlkanal, der die inner­ städtischen Mühlen antreibt, den Schanzengraben auf einer Brücke überquert, gelange ich in den herrschaftlichen Teil der Stadt, zur früheren Vorstadt auf dem Thalacker mit seinen vornehmen Häusern in grosszügigen Gärten. Ja, so möchten wohl viele wohnen, statt in den engen, düsteren Gassen – hier draussen, wo die Häuser Platz bieten für Bungert und Gemüsegärten. Bei der Kreuzung von Thal­ acker und Pelican-Gasse steht das Haus «Zum vorderen Pelican». Ich folge der Pelican-Gasse bis zur Thalgasse und finde da eine weitere Oase der Ruhe, den Botanischen Garten auf der Katz-Schanze. Heute steige ich aber nicht bis zum höchsten Punkt der Anlage, ich bin viel zu müde. Ich folge bald wieder der Thalgasse bis zum Hotel Baur au Lac und wende mich dann dem Bauplatz zu. Hier auf dem Baugarten geniesse ich im Biergarten ein kühles Bier und ruhe mich aus. Ich lasse den lieben Gott einen guten Mann sein und bestelle ein zweites Bier und einen Cervelat-Salat mit einem Pürli. Zwischen dem Baugarten und dem See liegt der neu angelegte grosse Park, der mit dem Abbruchmaterial der Schanzen und Mauern dem See abgerungen wurde. Dieser ist eigentlich mehr eine für die Städter angenehme Notlösung, denn eigentlich wollten die Zürcher hier das Regierungsge­ bäude für den neuen Bundesstaat bauen. Daraus ist dann nichts geworden. Bern wurde Hauptstadt – wohl, weil es zentraler liegt. Heute, im Zeitalter der Eisenbahn, würde dieses Ar­ gument vielleicht weniger schwer wiegen. Sei’s drum, es ist vielleicht ja gut, dass wir etwas abseits der eidgenössischen Politik und ihren Querelen liegen! Und aus den zwei Stangen Bier sind nun auch drei oder vier geworden, und es wird höchste Zeit, nach Hause zu gehen. Ich schlendere der Limmat entlang, am Bauschänzli vorbei zum alten Kornhaus und zum Fraumünster. Hier im Herzen der Stadt stehen die ehrwür­ digen alten Zunfthäuser, die «Meise» von David Morf, die «Zimmerleuten» gegenüber und der «Rüden», der langjährige 16 Stadtspaziergang 1867


Sitz der Constaffel, der direkt am Wasser stand. Ich überquere die Münsterbrücke, die oberste gegen den See. Von hier aus kann man das Ein- und Ausladen der Schiffe am Hafen, der sogenannten Schifflände sehen. Hier ist aber nichts mehr gleich wie zuvor, da mit dem eleganten, breiten Limmatquai eine Flanier- und Verkehrsmeile in den Flussraum hinausgebaut wurde. Früher mündeten hier die Gassen und Gräben direkt in die Limmat, nur unter den Bögen, vom Gross­ münster bis zur Saffran-Zunft, gab es einen Fahr- und Fussweg, der der Limmat folgte. Nun muss ich wieder ans andere Ufer, in die mindere Stadt, wo wir seit Generationen zu Hause sind. Das Rathaus­steht ruhig da, einige Fenster stehen offen: Ob man es glaubt oder nicht, die Regierung und ihre Adlaten scheinen trotz der Hitze auf dem Posten zu sein. Rechterhand am Limmatquai steht das vor zwei Jahren fertig­gestellte Haus der Schildner zum Schneg­gen. Je mehr der Einfluss dieser Gesellschaft schwand, desto grösser und stattlicher wurden ihre Häuser! Ja, es ist schön geworden, das muss man zugeben! Auf der Gemüsebrücke sind die meisten Stände schon abgeräumt, nur eine alte Bauersfrau steht noch da mit einigen Beeren im Korb. Ich kaufe sie ihr ab, damit sie doch auch endlich nach Hause kommt. Über den Weinplatz erreiche ich die Schwanengasse. Endlich zu Hause! Vor Kurzem haben sie im «Schwanen» eine neue Zunft gegründet. Weiss der Teufel warum, wo wir doch schon genügend alte haben, die längst alle ihre Funktionen eingebüsst haben. Jetzt braucht man sie ja nicht einmal mehr zum Wählen der Behörden. Der Lärm, den diese «Stadtzünfter» in ihrer Stube machen, ist jetzt bei warmem Wetter und offenen Fenstern eine Plage. Ihr einziger Zweck scheint das Festen zu sein. Darum haben sie sich auch zwei Tage vor dem Sechseläuten zusammengefunden, gerade rechtzeitig, um gehörig mitfesten zu können. Das war ein Spektakel: In der Nacht zog die neue Zunft im Schein von zwei Dutzend Papierlaternen – sie wussten sich wenigstens zu helfen – zu einer in Riesbach entstandenen «Landzunft Neumünster», die auch in einem «Schwanen» residiert, aber am Mühlebach. Sie wollten mich unbedingt mitschleppen, aber ich war nicht in Stimmung für den weiten nächtlichen Weg ins Seefeld. Es hat mir bei Weitem schon gereicht, diesen Umzug dann spät in der Nacht heimkommen zu hören! Heute Abend ist es zum Glück ruhig. Wir wohnen ohnehin am anderen Ende der Gasse, gegen den Lindenhof zu. Ich bin jetzt wirklich froh, bin ich wieder daheim, die Beine tun mir weh vom ewigen Herumlaufen. Ja, das wär’s dänn gsi! Guet Nacht!

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Sechseläutenumzug 1867, inszeniert von Kindern mit Speeren, Harnischen, Roben, Trommeln und Fahnen vor dem alten Stadthaus (abgebrochen 1886).



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Der kleinere Hafen bei der Schifflände liegt innerhalb der alten Stadtbefestigung, der obere Hafen mit Salzund Kornhaus liegt beim Stadelhofen; im Hintergrund das intakte Kratzquartier und die Stadtkirchen, 1871.


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Die Rämistrasse wird gebaut: Der erste Bergdurchstich nach Beseitigung des Rämibollwerks führt zu einem schmalen Durchgang und wird im Sechseläutenumzug 1837 gefeiert. 50 Jahre später soll sie den Verkehr der neuen Quaibrücke zuführen und wird grossstädtisch erweitert. 21

Projektplan Rämistrasse mit skizzierter Quaibrücke, um 1880. 22

Rämistrasse mit der Kartoffelmarkthalle, vormals Viehmarkt, vor dem Umbau. 23

Verbreiterung und Umgestaltung während der Bauperiode 1885/1887. 24

Blick Richtung Pfauen mit Tram der «Zürichberg-Linie», um 1895.

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Helmut Meyer

Politik Von der Kleinstadt zum liberalen Gross-Zürich Das Vorspiel: Götterdämmerung der gnädigen Herren (1803 –1830)

Reisende im 19. Jahrhundert berichteten, sie hätten in Zürich den Üetliberg bestie­ gen. Unternehmer besuchten den Wirtschaftsführer Alfred Escher in seinem Zürcher Privathaus. Exilierte deutsche Sozialdemokraten zog es eher zum «Vater der zürcherischen Gewerkschaftsbewegung», zu Herman Greulich in seinem zürcherischen Heim. In kulturell interessierten Kreisen wusste man, dass Richard Wagner nach seiner Flucht aus Deutschland 1849 nun in den Escher-Häusern in Zürich lebte. Ärzte lobten das neue Kantonsspital in Zürich, später auch die dor­ tige Irrenanstalt. Streng genommen irrten sich alle. Die Nordseite des Üetlibergs befand sich auf dem Gebiet der Gemeinde Wiedikon, Alfred Escher lebte in der Gemeinde Enge, Herman Greulich in der Gemeinde Hirslanden. Die Escher-Häu­ ser lagen in der Gemeinde Hottingen, das Kantonsspital in der Gemeinde Fluntern und das Burghölzli in der Gemeinde Riesbach. Die Gemeinde Zürich umfasste nur die 1,7 Quadratkilometer des heutigen Stadtkreises 1. Offensichtlich entwickelte sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts eine Diskrepanz zwischen dem Wirtschaftsund Kulturraum Zürich einerseits, der je länger je mehr auch die sogenannten Ausgemeinden umfasste, und dem politischen Zürich andererseits, das bis 1893 in seinen engen Grenzen blieb. Zürich war im 18. Jahrhundert ein Stadtstaat mit einem ländlichen Unterta­ nengebiet. Die Einwohnerzahl der Stadt näherte sich den 10 000, jene der Landschaft den 200 000. Regiert wurde die Stadt von zwei Bürgermeistern, dem Kleinen und dem Grossen Rat. Eine Gewaltenteilung im modernen Sinn bestand nicht. Der Kleine Rat amtete als Gericht und besorgte das politische Tagesgeschäft, der Grosse Rat wurde für wichtige Entscheidungen beigezogen. Die Landbevölkerung war in den beiden Räten nicht vertreten. Dieses Ancien Régime endete 1798 mit dem französischen Einmarsch und der Errichtung der Helvetischen Republik anstelle der alten Eidgenossenschaft. In­ dessen scheiterte das helvetische Experiment. 1803 erhielt die Schweiz mit der «Me­ diationsakte» wieder eine föderalistische Struktur. Die einzelnen Kantone – diese Bezeichnung war 1798 eingeführt worden – waren verpflichtet, sich eine Verfassung zu geben. Diese Verfassung konnte – obwohl die Zeit nach 1803 deutlich von res­ taurativen Tendenzen gekennzeichnet war – nicht einfach identisch mit der frühe­ ren Herrschaftsordnung sein. Vielmehr musste man nun zwischen der Verfassung des Kantons und der Gemeindeordnung der Stadt Zürich sauber unterscheiden. Betrachtet man nun die Entwicklung der kantonalen Verfassung seit 1803, so fallen einem die nur langsam verschwindenden Verbindungen zur Zeit des Ancien Régime auf. Das gilt einmal für die Terminologie. Das nun geschaffene kantonale Parlament hiess Grosser Rat (bis 1869, seither Kantonsrat), die kantonale Exekutive Kleiner Rat (bis 1830, seither Regierungsrat). 30


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Griesel-Plan mit weitgehend geschleiften Schanzen, um 1860: Das Rot der Bauten zeigt, wo sich die rund 20 000 Stadtbewohner konzentrieren.

Vorsteher desselben war ein Bürgermeister (bis 1849, seither Regierungspräsident). Hatten sich im alten Zürich zwei Bürgermeister halbjährlich abgelöst, so lösten sich nun in der kantonalen Exekutive zwei Bürgermeister beziehungsweise Regierungs­ präsidenten jährlich ab (bis 1869). Kontinuität herrschte jedoch nicht nur in der Nomenklatur, sondern auch im System. War der Kleine Rat im Ancien Régime gleichzeitig Teil des Grossen Rats, d. h. inkorporiert gewesen, so galt dies bis 1830 ebenso auf kantonaler Ebene. Im alten Zürich waren die Mitglieder des Grossen und des Kleinen Rats in einem Mischsystem aus Wahl, Delegation – aus den Zünf­ ten – und Kooptation (Ergänzung durch die amtierenden Ratsherren) bestimmt worden. Den Verfassungen von 1803, 1814, 1831 und 1838 zufolge gab es im Grossen 31


Richard Wagner anerbietet sich als Direktor des Aktien­ theaters – ein Ansinnen, das die Zürcher dankend ablehnen, seine Konzerte im Jahr 1853 bejubeln sie aber.

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Gefeierter Musiker, Dirigent, Komponist und politischer Flüchtling in Zürich: Richard Wagner, 1853. 65

Erinnerungsblatt an die Wagner-Konzerte 1853: Der fliegende Holländer, Tannhäuser und Lohengrin. 66

Werbekarten «Liebig Fleischextrakt» um 1900: Abbildung 3, «Das Asyl», zeigt Wagner im Salon der Villa Wesendonck.

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Das Aktientheater wird in der ehemaligen Kirche des Bafüsserklosters am Neumarkt eingerichtet, als die Kommission die Stadt überzeugen kann, dass der Theaterbetrieb nicht zum Zerfall der Sitten führen wird. 67

Mit der «Zauberflöte» eröffnet das Aktientheater 1834 seine Bühne.

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Die Schauspielerin und Direktorin Charlotte Birch-Pfeiffer sorgt für Glanzlichter am Aktientheater, doch Subventionen bleiben tabu. 69

Das Aktientheater in der ehemaligen Kirche des Barfüsserklosters, 1839. 70

Brandruine des Aktientheaters, 1890.

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Thomas Ribi

Kultur Kunst ist mehr als ein blosses Vergnügen Ein schwieriges Erbe

Zürich um die Mitte des 19. Jahrhunderts: Das war eine Stadt mit grosser kulturel­ ler Vergangenheit. Einer Vergangenheit allerdings, mit der die Zürcher selber nicht mehr so recht froh wurden. Natürlich, die begeisterten Urteile hallten noch nach, mit denen Geistesgrössen aus Deutschland die kleine Stadt an der Limmat einst bedacht hatten: Während man in Berlin kaum drei bis vier Leute von Geist treffe, fänden sich im kleinen Zürich mehr als 20 bis 30, hatte der Dichter Ewald von Kleist (1715 – 1759) dekretiert, und mit dieser Einschätzung war er zu seiner Zeit bei Weitem nicht allein gewesen. Das Zürich des 18. Jahrhunderts war europaweit bekannt als Stadt der Gelehrten und Literaten. Es stand im Ruf, ein Ort zu sein, wo Kunst, Literatur und Wissenschaft in ganz besonderer Weise gepflegt werden, und es galt als Hort der Aufklärung. Christoph Martin Wieland (1733–1813) hatte hier einige unbeschwerte Jugendjahre verbracht, von denen er sein Leben lang schwärmte. Eine Reise nach Zürich – und das hiess selbstverständlich ein Besuch bei Johann Caspar Lavater (1741–1801), Salomon Gessner (1730–1788), Johann Jakob Bodmer (1698–1783) oder Johann Heinrich Füssli (1741–1825) –, das ge­ hörte bis zum Ende des Jahrhunderts zur «éducation intellectuelle» eines jungen Deutschen von Stand. Goethe besuchte die Stadt mehr als einmal, und der Glanz von Zürichs Kunst- und Literaturszene strahlte weit über die Landesgrenzen hin­ aus. Um 1867 lag das allerdings bereits einige Jahrzehnte zurück. Die Werke, welche vormals berühmte Namen geschaffen hatten, waren von einer dicken Staub­ schicht überzogen. Bodmers skurrile Dramen las niemand mehr, Gessners Idyllen galten als kraftlose Belanglosigkeiten und Lavaters schwärmerische Erbauungs­ schriften lösten nur noch betretenes Schulterzucken aus. Und vor allem hatte die Münze auch eine Rückseite: Natürlich war das alte Zürich eine einmalige Kul­ turstadt gewesen. Zugleich aber auch ein kleiner, enger Stadtstaat, geprägt von Regiment, Zunftverfassung, pingeligen Sittenmandaten und einer strengen Zensur. Er hatte den klaren Auftrag gehabt, alles zu unterbinden, was die allgemeine Ruhe stört und die Sicherheit und den Wohlstand der Republik gefährdet. Und er nahm ihn ernst. Das hiess in erster Linie, dass er alles von den Bürgern fernzuhalten versuchte, was sich gegen die Dogmen von Kirche und Staat richtete: naturwissen­ schaftliche Erkenntnisse, die den Lehren der Heiligen Schrift widersprachen zum Beispiel – und politisch unliebsame Ansichten sowieso. Im liberalen Zürich des 19. Jahrhunderts hatte man damit abgeschlossen, endgültig. Der Mief des Stadtstaats war vertrieben, die bürgerliche Revolution hatte die politischen Verhältnisse grundlegend und dauerhaft verändert. Man hatte eine neue demokratische Verfassung, die Herrschaft der Stadt über die Landschaft war gebrochen und innerhalb der Stadt selber waren die Macht des Patriziats und die 80


Privilegien der Zünfte beseitigt. Es galt Versammlungsfreiheit, Pressefreiheit, die Gerichte waren unabhängig, die Wirtschaft und das letztlich auf die Reformation zurückgehende Bildungswesen waren im Sinn des bürgerlichen Liberalismus neu organisiert worden. Und im Gegensatz zu Deutschland, wo die erhoffte liberale Erneuerung in blutigen Kämpfen niedergeschlagen worden war, war es in Zürich gelungen, die Revolution zu einem guten Ende zu führen. Darauf war man stolz, zu Recht. Aber das hiess auch, dass im Selbstverständ­ nis des neuen, liberalen Zürich all das keinen Platz mehr hatte, was man mit dem alten, kleinkarierten Stadtstaat in Verbindung bringen konnte. Die neue Zeit brauchte auch ein neues Kulturleben. Eines, das sich an den neuen bürgerlichen Lebensumständen orientierte. Kunst, Literatur und Musik sollten nicht mehr länger Privileg einer kleinen Gruppe von Aristokraten sein, sondern dem Bürger­ tum offenstehen – den Akademikern, den Beamten, den freiberuflich Tätigen und den Geschäftsleuten – der gebildeten Mittelschicht eben, die aus der Umwälzung der gesellschaftlichen Verhältnisse hervorgegangen war. Nur, ein öffentliches Kulturleben gab es zunächst noch nicht. Wenn man im 18. Jahrhundert in Zürich Kunst und Kultur gepflegt hatte, war es im privaten Rahmen der besseren Gesellschaft geschehen, im kleinen Kreis von Gleichgesinn­ ten. Seit dem 17. Jahrhundert waren zahlreiche Kollegien entstanden – Debattier­ klubs, Salons und Gesellschaften, in denen man aufklärerisches Bildungsgut debat­ tierte, literarische und philosophische Neuerscheinungen las, eigene Texte vortrug und besprach, gemeinsam Bilder betrach­ tete und Konzerte veranstaltete. Das war ein schwieriges Erbe. Ein Erbe, das man nicht weiterführen konnte. Man wollte neue Institutionen für das kulturelle Leben schaffen. Denn es war eine Grundüberzeu­ gung des bürgerlichen Liberalismus, dass Kultur im weitesten Sinn, also Schulen, Universitäten, Museen, Kunst, Literatur, Musik und Theater dazu beitragen, Menschen mündiger, unabhängiger und freier zu machen. Kunst war im Verständnis des bürgerlichen Liberalismus mehr als ein blosses Vergnügen. Sie sollte nicht nur Freude machen, war nicht nur Schmuck und Zierde, sondern erfüllte einen gesellschaftlichen Zweck. Sie formte die Men­ schen und half ihnen, ihre Persönlichkeit zu entwickeln – und sie trug damit letztlich auch dazu bei, sie zu Staatsbürgern zu machen, die sich der Verantwortung für sich selber und für die Gesellschaft bewusst sind. Dieses Kulturverständnis schloss nicht nur die im engeren Sinn kulturellen Disziplinen ein, sondern aus­ drücklich auch wissenschaftliche Tätigkeiten – in Zürich etwa im Rahmen der bereits 1746 gegründeten Naturforschenden Gesellschaft. Aber es umfasste auch und gerade das Singen im Chor, wie es von Hans Georg Nägeli (1773–1836) am Anfang des Jahrhunderts propagiert und mit Sängerfesten und Chorwettbewerben gefördert worden war. Singen wurde an den neu gegrün­ deten Volksschulen von Anfang an zum obligatorischen Unterrichtsfach erklärt. Im Zug der liberalen Schulreform nach 1830 erhielt der Singunterricht einen noch höheren Stellenwert. Dahinter stand die Überzeugung, über das Liedgut könne 81

Musik und Gesang als gesellige, Einheit stiftende Aktivität. 79

Mittagsangebot am Musikfest von «Bœuf à la mode» bis «Wirz mit kleinen Bratwürsten». 80

Fest-Karte für das Eidgenössische Sängerfest 1858 in Zürich. Motto über dem Wappen: «Freut Euch des Lebens, weil noch das Lämpchen glüht».


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Die Eisenbahn eröffnet Transport- und Wirtschaftswege für Personen, Güter und Ideen – sie ist prägend für Zürichs Aufbruch. 100

Die erfolgreiche Bahnanbindung als Herzstück der Stadtentwicklung verlangt nach mehr Platz und Investitionen: Erweiterungsprojekt 1894/1895.

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Einfahrt zweier Dampflokomotiven in den Bahnhof Zürich. 102

Rasant entwickelt sich das Schweizer Bahnnetz – jede Farbe steht für eine andere Bahngesellschaft (Tafeln 1855, 1860, 1881–1882).

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Die Aussersihler-Bahnviadukte werden zwischen 1891 und 1894 im weitgehend unverbauten Feld mit Durch­lässen für den Strassenverkehr gebaut. 103

Tausende von Arbeitern, die Mehrheit davon Italiener, bauen vor der Stadt an den Bögen der Bahnviadukte.

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Bauarbeit ist Schwerarbeit; im Hintergrund Fabrikareal Escher-Wyss. 105

Bau der Verzweigung in Letten- und Wipkinger-Viadukt, links Materialtransport via Bahnwagen. 106

Luftansicht auf das wachsende Industriequartier mit Bahngeleisen um 1898, vom Ballon aus fotografiert.

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Das Polytechnikum (ETH) gewährt der 1833 gegründeten Universität Zürich ab 1864 Gastrecht im Südflügel des Neubaus, bis sie 50 Jahre später ihr eige­nes Gebäude bezieht. 123

Das Hauptgebäude des Polytechnikums thront über der Bahnhofbrücke, Foto 1865/1889. 124

Das Physikgebäude umgeben von Rebhängen, Foto um 1890.

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Professoren wie Studenten werden in den Anfangszeiten von den Stadtzürchern kritisch beäugt. Chemieabteilung 1895/96.

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Das Rennwegbollwerk ist mit 22 m Höhe und 21 m Durchmesser seit 1521 der mächtigste Eckpfeiler der Stadtbefestigung. 1865 weicht es als letztes Stadttor der Bahnhofstrasse, Foto um 1865.



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Die neue Uferpromenade, die 1892 noch teilweise in den Aussengemeinden liegt: Platz zum Schwimmen, Segeln und Spazieren.


Autoren

Quellen und Literatur

Andreas Honegger war bis zu seiner Pensionierung Redaktor der Neuen Zürcher Zeitung. Als Journalist, Politiker und Zünfter ist er mit seiner Heimatstadt Zürich und deren Geschichte gut vertraut. Er wirkt heute als Kolumnist und verfasst, wenn ihm die Pflege seines Gartens Zeit lässt, Bücher zu Pflanzen und Gärten. Andreas Hugi ist als Kommunikationsberater tätig. Er studierte Germanistik, neuere Geschichte und Politikwissenschaften an der Universität Zürich. Als Zünfter der Stadtzunft initiierte und betreute er dieses Jubiläumsbuch. Regelmässig tritt er als Referent und Dozent an Hochschulen auf. Pascal Ihle arbeitet als Kommunikationsberater. Nach einem Studium der Geschichte, Publizistikwissenschaften und Kunst­geschichte an der Universität Zürich war er als Redaktor bei der Neuen Zürcher Zeitung und als stellvertretender Chef­redaktor bei der Handelszeitung tätig. Ihle publiziert regelmässig zu gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Themen. Adi Kälin ist Redaktor im Ressort Zürich und Region der Neuen Zürcher Zeitung. Er studierte Geschichte an der Univer­sität Zürich und schloss mit einer Arbeit über Tourismus in der Schweiz im 19. Jahrhundert ab. Buchpublikationen unter anderem: Rigi – mehr als ein Berg, 2012, Säntis – Berg mit bewegter Geschichte, 2015. Adrian Lemmenmeier arbeitet als Journalist in St. Gallen. Er hat Wirtschaftsgeschichte und Osteuropastudien an den Universitäten Zürich, Basel und Split studiert. Helmut Meyer war Geschichtslehrer am Literargymnasium Rämibühl und Lehrbeauftragter an der Universität Zürich. Er verfasste Lehrmittel sowie Schriften zur Reformationsge­ schichte und zur Didaktik des Geschichtsunterrichts. Neueste Veröffentlichungen: Zünftiges Zürich (2016), Hans Mühlestein, Leben und Werk eines Aussenseiters (2017). Thomas Ribi studierte in Zürich und München Klassische Philologie, Archäologie, Literaturwissenschaft und Philosophie und schloss mit einer Arbeit über Ovid ab. Als Redaktor im Feuilleton der Neuen Zürcher Zeitung und Publizist befasst er sich mit historischen Themen, Kunst, Literatur und Zeitfragen. Daniel Speich Chassé ist Professor für Geschichte an der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Luzern. Er beschäftigt sich unter anderem mit der Rolle des Wissens im Wandel von Gesellschaften. 2005 publizierte er gemeinsam mit David Gugerli und Patrick Kupper das Buch Die Zukunftsmaschine über die Geschichte der ETH Zürich seit 1855. Tobias Straumann ist Wirtschaftshistoriker und Titularprofessor an der Universität Zürich. Seine Forschungsgebiete sind die europäische Finanz- und Währungsgeschichte und die schwei­ zerische Unternehmensgeschichte.

232 Anhang

Zitathinweise Politik: Von der Kleinstadt zum liberalen Gross-Zürich ·· Der Ausspruch von Salomon Bleuler «Ihr kennt den Kanton Zürich so wenig wie das Innere Afrikas» wurde zitiert nach Garnaus, Adolf (1924): Die Familie Locher von Zürich. Berichthaus: Zürich, S. 71. ·· Das Zitat aus Lochers Schrift «Fort mit dem korrupten System! […] Demokratie der ehrlichen Leute folgen» stammt aus Locher, Friedrich (1867): Die Freiherren von Regensberg. 3. Teil. Haller: Zürich. ·· Der Auszug aus der Petition der Gemeinde Aussersihl «Überall zeigt die Erfahrung […] als Einwohner entwickelt haben» stammt aus Müller, Hans (1919): Geschichte der Zürcher Stadt­vereinigung von 1893: ein Rückblick anlässlich des 25. Jubiläums. Verlag der Stadt Zürich: Zürich, S. 88. ·· Die Aussage des Chronisten der Zürcher Stadtvereinigung «Dieser Benjamin […] viel erfreulichere Bilder» wurde zitiert nach Böschenstein, Eduard (1892): Alt- und Neu-Zürich, Gedenkschrift zur Vereinigung der Stadt Zürich mit den Ausgemeinden, 1. Januar 1893. Selbstverlag: Zürich, S. 47. ·· Das Zitat von Aloys von Orelli «Unsere ganze republikanische Entwicklung […] Vereinigung Zürichs mit den Ausgemeinden» stammt aus Orelli, Aloys von (1889): Brief an Herrn Stadtschreiber Dr. Usteri betreffend die Vereinigung Zürichs mit den Ausgemeinden. Zürich, S. 2 f. ·· Die Aussage des Regierungsrats «An den Vorteilen des grossen Bevölkerungszentrums […] Steuerlasten sich entziehen wollten» wurde zitiert nach Müller, Hans (1919): Geschichte der Zürcher Stadtvereinigung von 1893: ein Rückblick anlässlich des 25. Jubiläums. Verlag der Stadt Zürich: Zürich, S. 110. ·· Das Zitat von Eduard Böschenstein «Die untergehende Sonne […] Haupt wieder frei tragen darf» stammt aus Böschenstein, Eduard (1892): Alt- und Neu-Zürich, Gedenkschrift zur Vereinigung der Stadt Zürich mit den Ausgemeinden, 1. Januar 1893. Selbstverlag: Zürich, S. 99. ·· Das Zitat von Nadja Ornstein-Brodsky «Durch die Einführung des Gemeindereferendums […] Grossstadt der Welt» findet sich in Ornstein-Brodsky, Nadja (1920): Die Gemeindeabstimmungen in Zürich von 1893 bis 1917. Genossenschaftsverlag der Neuen Erde: Wien, S. 25. Kultur: Kunst ist mehr als ein blosses Vergnügen ·· Das Zitat von Charlotte Birch-Pfeiffer «Solange ich lebe, lebt auch meine Phantasie […] verdienen» stammt aus Pargner, Birgit; Deutsches Theatermuseum (Hg.): Charlotte Birch-Pfeiffer (1800 – 1868): Eine Frau beherrscht die Bühne. Eine Ausstellung im Deutschen Theatermuseum München vom 19. November 1999 bis zum 20. Februar 2000. Aisthesis-Verlag: Bielefeld 1999. ·· Die Aussage von Richard Wagner «Ja, Kinder! […] nach keinem Menschen mehr fragen» wurde zitiert nach Wagner, Richard; Dürrer, Martin (Hg.): Sämtliche Briefe, Band 11. Wiesbaden: Breitkopf & Härtel 2000, S. 319. ·· Richard Wagners Beschreibung von Gottfried Keller als «auffallend unbehülflichen und spröd erscheinenden Menschen» wurde zitiert nach Wagner, Richard; Gregor-Dellin, Martin (Hg.): Mein Leben. Band 2. Paul List: München 1963, S. 543. ·· Das Zitat von Gottfried Keller «Wenn ein Ausländer […] Väter


Bildnachweis Die Ziffern beziehen sich auf die Abbildungsnummern. ·· © 2017 Kunsthaus Zürich: 78, 86 ·· © StadtMuseum Bonn: 83 ·· Amt für Städtebau, Juliet Haller: 185 ·· Baugeschichtliches Archiv Zürich: 1, 8, 9, 10, 12, 17, 19, 22, 23, 24, 25, 51, 56, 61, 63, 71, 93, 97, 101, 114, 115, 127, 147, 148, 151, 154, 155, 157, 158, 162, 163, 164, 165, 168, 169, 173, 174, 176, 178, 180, 182, 183 ·· Beyer Uhren & Juwelen Zürich: 14, 15, 16 ·· Central Corporate Archives Credit Suisse AG: 92, 107 ·· Chocoladefabriken Lindt & Sprüngli AG: 116, 117, 166 ·· Confiserie Sprüngli: 18, 142 ·· Die Büchermacher: 28, 33, 35, 38, 128, 130, 134, 186 ·· ETH Bibliothek Zürich, Kartensammlung: 192 ·· ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv: 75, 76, 91, 103, 104, 105, 112, 122, 123, 124, 125, 129, 132, 138, 139, 144, 146, 203; S. 229, Ansicht Hauptbahnhof ·· ETH-Bibliothek Zürich, Hochschularchiv: 131, 133 ·· ETH-Bibliothek Zürich: 102, 110, 111, 140, 141, 194, 195, 196, 197, 202 ·· Foto: Museum für Gestaltung Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, ZHdK: 20 ·· Gottfried Keller Stiftung, Leihgabe im Kunsthaus Zürich: 88 ·· Graphische Sammlung der ETH Zürich: 87, 90 ·· Landolt-Arbenz AG, Firmenarchiv: 21, 167 ·· Neue Zürcher Zeitung / Zentralbibliothek Zürich: 120 ·· Schweizer Bundesarchiv Bern: 26 ·· Schweizerisches Sozialarchiv: 31, 54, 55 ·· Stadtarchiv Zürich: 36 ·· Stadtarchiv Zürich / Opernhaus Archiv: 67 ·· Stadtzunft: 199 ·· Swiss Re Company Archives: 108, 109 ·· Tamedia AG: 118, 119 ·· Universität Zürich, Archiv-DUG: 135, 136, 200 ·· Wikimedia Commons – Baugeschichtliches Archiv Zürich: 11, 72, 126, 153, 156, 160, 179, 181, 184 ·· Wikimedia Commons – Schweizer Nationalbibliothek, Graphische Sammlung: 3, 42 ·· Wikimedia Commons – Schweizer Nationalbibliothek: 49, 98, 99, 106, 177 ·· Wikimedia Commons – Zentralbibliothek Zürich: 40, 41, 43, 44, 45, 175 ·· Wikimedia Commons – Zentralbibliothek: 13 ·· Wikimedia Commons: 5, 27, 32, 46, 52, 53, 66, 68, 81, 82, 85, 96, 143, 145, 160 ·· Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung und Fotoarchiv: 29, 34, 58, 69, 84, 89, 113, 121, 137 ·· Zentralbibliothek Zürich, Kartensammlung: 4, 39 (angepasst), 50 ·· Zentralbibliothek Zürich: 2, 6, 7, 30, 37, 47, 48, 57, 59, 60, 62, 64, 65, 73, 74, 77, 79, 80, 95, 100, 149, 150, 152, 159, 170, 171, 172, 193, 201 ·· Sonja Lüthi: 188 ·· Andreas Hugi: 187, 189 ·· Pascal Ihle: 190, 191 Bildredaktorin, Autoren und Verlag haben sich bemüht, die Urheberrechte der Abbildungen ausfindig zu machen. In Fällen, in denen ein exakter Nachweis nicht möglich war, bitten Autoren und Verlag die Inhaber der Copyrights um Nachricht.

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Dank Dieses Buch erscheint im September 2017 im Rahmen des 150-Jahr-Jubiläums der Stadtzunft. Seine Herausgabe wurde ermöglicht durch einen grosszügigen Beitrag aus dem Legat Robert Wyler, eines früheren Stadtzünfters, und durch zahlreiche Spenden von aktiven Stadtzünftern. Die Herausgeber bedanken sich zudem für die Beiträge der Stadt Zürich, der Cassinelli-Vogel-Stiftung und der Otto Gamma-Stiftung.

Impressum Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: //dnb.d-nb.de abrufbar. © 2017 NZZ Libro, Neue Zürcher Zeitung AG, Zürich Konzept und Projektleitung: Andreas Hugi und Pascal Ihle, furrerhugi, Zürich Koordination: Kirianne Breitenstein und Laura Feuz, furrerhugi, Zürich Bildredaktion: Sonja Lüthi, Zürich Lektorat: Corinne Hügli, Richterswil Gestaltung: Urs Bernet, Die Büchermacher GmbH, Zürich Bildbearbeitung: Thomas Humm, Humm-dtp, Matzingen Karten: Claudia A. Trochsler, CAT Design, Baar Druck, Einband: Kösel GmbH, Altusried-Krugzell Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werks oder von Teilen dieses Werks ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. ISBN 978-3-03810-292-2 www.nzz-libro.ch NZZ Libro ist ein Imprint der Neuen Zürcher Zeitung.


qualität? Die Grundsteine dafür wurden bereits in den Jahren zwischen

dem Abbruch der Befestigungsmauern ab 1833 und der Eingemeindung

1893 gelegt. Fünf bebilderte Essays zeichnen nach, wie diese Pionier-

jahre zur politischen, wirtschaftlichen, städtebaulichen und kulturellen Öff­-

nung Zürichs beigetragen und den einmaligen Zürcher Geist geprägt haben. Den Band runden zwei Spaziergänge durch eine Stadt im Aufbruch ab: Der erste führt durch das Zürich der Türme und Schanzen im Jahr 1867, der zweite durch das heutige Zürich der Hochhäuser und Netzwerke.

Mit vielen erstmals veröffentlichten Fotos, Plänen, Stichen, Plakaten und Dokumenten. Umschlagbild vorne: Zürich, Paradeplatz um 1900. Baugeschichtliches Archiv Zürich. Umschlagbild hinten: Transport des Schraubenraddampfers «Speer» mit Pferden limmataufwärts in den Zürichsee. ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv.

ZÜRICH – AUFBRUCH EINER STADT

Wie wurde Zürich zu einer weltoffenen Metropole mit einzigartiger Lebens-

AUFBRUCH EINER STADT Stadtzunft (Hg.)

NZZ Libro ISBN 978-3-03810-292-2

www.nzz-libro.ch

Zürich ist eine Erfolgsgeschichte. Nach dem Abbruch der Befestigungsmauern ab 1833 bis zur Eingemeindung von 1893 wurden jene Grundsteine gelegt, die Zürich heute ausmachen. Die Stadt entwickelte sich zu einer weltoffenen, verkehrstechnisch gut erschlossenen Wirtschaftsmetropole mit einer einzigartigen Lebensqualität und renommierten Hochschulen. Das Buch befasst sich mit diesen Pionierjahren, die den einmaligen Zürcher Geist geprägt haben. In historischen Essays werden die Veränderungen der Stadt in Politik, Kultur, Wirtschaft, Wissenschaft und Stadtentwicklung betrachtet – zum einen anhand von bekannten und unerwarteten Persönlichkeiten, die der Stadt ihren Stempel aufgedrückt haben, zum anderen durch Anekdoten, Geschichten und Analysen, die den Wandel erzählerisch festhalten. Sie lassen das Zürich des 19. Jahrhunderts mit zum Teil erstmals veröffentlichten Fotos, Plänen, Stichen, Plakaten und Dokumenten lebendig werden. Mit Beiträgen von Marco Cereghetti, Andreas Honegger, Andreas Hugi, Pascal Ihle, Adi Kälin, Adrian Lemmenmeier, Helmut Meyer, Thomas Ribi, Daniel Speich Chassé und Tobias Straumann.

Stadtzunft (Hg.)

Die Stadtzunft Zürich wurde 1867 in der Zeit des Aufbruchs der Stadt Zürich als erste der Zünfte der «jüngeren Linie» gegründet. Den Gründern ging es darum, die zünftigen Traditionen hochzuhalten und insbesondere das Sechseläuten zu retten. Die Stadtzunft feiert 2017 ihr 150-Jahr-Jubiläum und schenkt der Stadt Zürich aus diesem Anlass diesen Bildband über die bewegte und wichtige Zeit um 1867.


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