Silvia Volkart (Hrsg.): Vom Bodensee nach Bischofszell.

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Der Thurgau im späten Mittelalter Herausgegeben vom Kanton Thurgau Vier Bände 2014 – 2018: Band 1: Rom am Bodensee Band 2: Vom Bodensee nach Bischofszell Doppelband 3/4: Vom Thurgaukrieg bis zum Ittinger Sturm

Verlag Neue Zürcher Zeitung

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SILVIA VOLKART HRSG.

Vom BODENSEE nach b ischofszell

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alltag und w irt schaf t im 15. Jahrhundert

verl ag neue zÜRCHEr zeitung

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Die Publikationsreihe «Der Thurgau im späten Mittelalter» wird ermöglicht durch Lotteriefonds des Kantons Thurgau Ulrico Hoepli-Stiftung, Zürich

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Projektleitung: Silvia Volkart, Winterthur Redaktion: Silvia Volkart, Winterthur und Ramona Früh, Frauenfeld Bildrecherchen: Nina Schläfli, Kreuzlingen Lektorat: Ingrid Kunz Graf, Schaffhausen Gestaltung: Urs Stuber, Frauenfeld Satz: Daniela Bieri-Mäder, Niederbüren Lithografie: Adrian Gabathuler, Züberwangen Druck, Einband: Kösel GmbH, Altusried-Krugzell © 2015 Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich und Kanton Thurgau © 2015 für die Texte Autorinnen und Autoren Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begrün­ deten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsan­lagen, bleiben, auch bei nur auszugs­­weiser ­Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werks oder von Teilen dieses Werks ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestim­ mungen des Urheber­rechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung ­zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. ISBN 978-3-03810-102-4 www.nzz-libro.ch NZZ Libro ist ein Imprint der Neuen Zürcher Zeitung

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Inhaltsübersicht

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Das spätmittelalterliche Leben im Thurgau

Monika Knill

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Zum Thurgau, ein Wegweiser

Silvia Volkart

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Kapitel I: Burgenland und Garten Eden – Lebensraum Thurgau

17

«Reicher Landstrich mit schönen Frauen» – Lebenswelt Thurgau

Dominik Gügel

29

Körner, Kot und Knochen – Was naturwissenschaftliche Untersuchungen

über Ernährung, Umwelt und Klima im Spätmittelalter verraten

Britta Pollmann

39

Berlimost aus Mostindien – Vom Alltagsgetränk zum Kulturerbe

Peter Bretscher

43

Kapitel II: Die Brysacher, Muntprat und Breitenlandenberg –

Herrschaftliches Leben

45

Was Appollonia Humpis zu erzählen hätte – Die Brysacher und

der Landsitz Narrenberg

Dominik Gügel

55

Altenklingen – Repräsentanz von Adligen, Rittern und Kaufleuten

Doris Bentele-Baumann

61

Lütfried Muntprat und sein Enkel Ulrich – Vom Wandel

einer Konstanzer Kaufmannsdynastie zum Thurgauer Landadel

Christina Egli

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Kapitel III: Brot, Fisch und Wein – Thurgauer Produkte und ihre Produzenten

69

Strenger Grundherr, abhängiger Bauer? – Landwirtschaft, Lehenswesen

und ländlicher Alltag

Stefan Sonderegger und Nicole Stadelmann

81

Ländliches Wohnen – Bauernhausbau

Daniel Steiner

89

«Den Weingarten in Ehren haben» – Ottenberger Weinbau

Stefan Sonderegger

95

Mehr als nur ein Weiher – Die vielseitige Nutzung der Hauptwiler Fischweiher

Frederik Furrer

101

Kapitel IV: Leinen und sein modischer Auftritt – Wirtschaftsfaktor Textilgewerbe

103

Bodenseeleinwand – Tuch mit jahrtausendealter Tradition

Christina Egli

111

Vom Samen zum Tuch – Wie Leinwand entsteht

Peter Bretscher

114

Figurbetont und bunt – Mode im Spätmittelalter

Gudrun Schnekenburger

123

Kapitel V: Cash, Tausch und Transport – Handelsregion Bodensee

125

Messen und Märkte – Handel nah und fern

Roman Sigg

134

Verkehr – Schifffahrt auf dem Bodensee

Roman Sigg

139

Heller, Pfennige und Gulden – Münzen und Geldumlauf

im spätmittelalterlichen Thurgau

Harald Derschka

144

Zum Thurgau – Die Zunft der Konstanzer Kaufleute

Dominik Gügel

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153

Kapitel VI: Kosmos Bischofszell – Alltag in der Stadt

156

Alltag in Phantasie und Wirklichkeit –

Der Bischofszeller Wandbehang als Bildquelle

Silvia Volkart

159

Ein Lob auf die Stadt – Zur Deutung des Bischofszeller Wandbehangs

Margret Ribbert

161

Bischofszell 1410 und 1510 – Rundgänge in der Stadt

Alexandra M. Rückert

169

Bischof, Vogt, Räte, Bürger – Wer regierte Bischofszell?

Alexandra M. Rückert

170

Chorherrenstift, Stadtkirche und Michaelskapelle – Glauben im Alltag

Regine Abegg

177

Heiliggeistspital, Herberge und Siechenhaus – Soziale Einrichtungen

Alexandra M. Rückert

183

Freihöfe – Adels- und Chorherrenhäuser mit Privilegien

Alexandra M. Rückert

187

Die neue Vorstadt – Quartier der Handwerker

Alexandra M. Rückert

191

Kapitel VII: Gesetzesbrecher – Schlaglichter auf die Strafjustiz

193

Wer fischt denn da? – Das Kloster Kreuzlingen klagt beim Thurgauer Landgericht

Doris Stöckly

205

Gefängnis, Gnade, Urfehde – Thurgauerinnen und Thurgauer

vor fremden Gerichten

Nicole Stadelmann

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211

Kapitel VIII: Fest und Geselligkeit – Glanzlichter im Alltag

213

Gesellige Treffen – Die Bischofszeller Herrentrinkstube

Alexandra M. Rückert

219

Ein Fest für Frau Welt – Heinrich Wittenwilers Versroman Der Ring

und seine Lehren für den Adel am Bodensee

Barbara Schmid

229

Anmerkungen

241

Anhang

242

Quellen, Chroniken

243

Literatur

255

Bildnachweis

257

Autorinnen und Autoren

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Monika Knill, Regierungsrätin

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Das spätmittelalterliche Leben im Thurgau

Das Jubiläum «600 Jahre Konstanzer Konzil» nahm der Kanton Thurgau zum Anlass, eine umfangreiche und fundierte Publikationsreihe zum Thurgau im späten Mittelalter herauszugeben. Das Gebiet des heutigen Thurgaus war während des religiösen Grossereignisses Durchgangs- und Gastland für Tausende von Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Den Folgen des Konstanzer Konzils für den heutigen Thurgau nachzugehen, ist das Ziel der Buchreihe «Der Thurgau im späten Mittelalter», die im Auftrag des Kantons entsteht. Während sich Band 1 der Reihe, Rom am Bodensee – Die Zeit des Konstanzer Konzils, auf die Jahre 1414 – 1 418 konzentriert und mit den Auswirkungen des Konzils auf das thurgauische Hinterland beschäftigt, wirft der zweite Band, wiederum herausgegeben von Dr. Silvia Volkart und dem ­Kanton Thurgau, einen vertieften Blick auf Alltag und Wirtschaft der Region. Der Lebensraum zwischen Thur und Bodensee war bereits im 15. Jahrhundert eine geordnete Städte- und Burgenlandschaft. Die Gegend war fruchtbar. Getreide, Fisch und Wein waren die Existenzgrundlagen vieler Bauern und ihrer Grundherrschaften. Hinzu kam der Anbau von Flachs und Hanf für die Leinenproduktion. Der streng organisierte Wirtschaftszweig mit den Marktzentren Konstanz, St. Gallen und Bischofszell bot Bauernfamilien und Handwerkern Arbeit. Für Kaufleute war das Exportprodukt Bodenseeleinwand ein lukratives, aber auch krisen­ anfälliges Geschäft. Die vierteilige Publikationsreihe bildet im Zusammenhang mit dem Konzilsjubiläum einen Hintergrund und schafft eine Verbindung für die verschiedenen Aktivitäten in Kultur, Tourismus und Wirtschaft im Kanton Thurgau. Die Reihe leistet einen wichtigen Beitrag zur Geschichtsver-

1  Begrüssungstrunk und Tischgesellschaft mit Söldnern an einem Sommertag bei Bischofszell. Im Hintergrund das bischöfliche Schloss. Ausschnitt aus dem Wandbehang mit der Ansicht von Bischofs­ zell (Bild 96). Stickerei. Vermutlich Konstanz, um 1510 –1525. Historisches Museum Basel, 1873.6.

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mittlung und soll über die Jubiläumsjahre hinaus Bestand haben. Dafür hatte sich der Regierungsrat bereits 2013 ausgesprochen und einen namhaften Beitrag aus dem Lotteriefonds bewilligt. Einen wichtigen Unterstützungsbeitrag leistet auch die Ulrico Hoepli-Stiftung, der ich an dieser Stelle herzlich danke. Mein Dank geht insbesondere an die Projektleiterin und Herausgeberin Dr. Silvia Volkart, die sich mit grossem und unermüdlichem Engagement für das Vorhaben einsetzt. Für Inhalte und Herausgabe der Publikation verantwortlich zeichnet zusätzlich die Redaktionskommission unter der Leitung von Martha Monstein, Leiterin Kulturamt, der ich ebenfalls meinen Dank aussprechen möchte. Ebenfalls danke ich Hansrudolf Frey bestens für seine jederzeit wichtige Unter­ stützung des Projekts. NZZ Libro – Buchverlag Neue Zürcher Zeitung und seinem Leiter Hans-Peter Thür gebührt mein besonderer Dank. Mit grosser Umsicht und Sorgfalt hat er sich der Herausgabe des Werks angenommen und die Gestaltung in die professionellen Hände von Urs Stuber gegeben, welcher der Publikation ein eigenes Gesicht verlieh. Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, wünsche ich eine spannende und lehrreiche Lektüre!

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Silvia Volkart

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Zum Thurgau, ein Wegweiser

Mitten in Konstanz, an der Hussenstrasse, steht das Haus zum Thurgau. Mit eleganter Schnörkelschrift bezeichnet und mit dem thurgauischen Wappen geschmückt, fällt das Gebäude ins Auge. Der Name irritiert. Ein Wegweiser? Der Thurgau ist nahe, mag man sich denken. Und Thurgaue­ rinnen und Thurgauer begegnen sich in der Einkaufsmeile der Bodenseestadt auf Schritt und Tritt. Das Tourismus-Büro des Kantons Thurgau ist hier aber wohl kaum untergebracht? Tatsächlich gehört das markante Gebäude der Stadt Konstanz, hier tagt der Rat. Dennoch hat es für die Buchreihe «Der Thurgau im späten Mittelalter» Symbolcharakter. An derselben Stelle stand schon 1401 ein Bau gleichen Namens, weit herum bekannt als Sitz der Kaufleute-Zunft. Das Haus zum Thurgau ist ein architektonischer Zeuge der wirtschaftlichen, politischen und familiären Verflechtungen der Bodenseestadt mit dem Thurgau. Es sind solche Verbindungen, die sich wie ein roter Faden durch die Publikationsreihe ziehen. Mit den Ereignissen rund um das Konstanzer Konzil (1414 – 1 418), die für den Thurgau im Band 1 Rom am Bodensee (2014) dargestellt wurden, führt der Band 2 vom Bodensee nach Bischofszell, hinein in die Lebenswelt zwischen Konstanz und der Stadt an der Sitter und Thur. Eine erzählerisch-historische Reise Das Lesebuch mit Beiträgen von 19 Autorinnen und Autoren zeichnet eine imaginäre Reise durch den Thurgau des 15. Jahrhunderts. Die Route ist nicht gradlinig, und der Band ist weder ein Geschichts- noch ein Lehrbuch, das die Themen und dargestellten Einzelereignisse umfassend, streng chronologisch oder sogar lexikalisch im Sinn des Historischen Lexikons der Schweiz für den Thurgau zur Darstellung bringt. Hinter der Konzeption des Buchs steht die Absicht, Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, einen Einblick ins Leben der Menschen verschiedener Stände zu vermitteln: unterhaltsam, berührend und im besten Fall bedenkenswert. Übersichtskapitel zu Themenkreisen wie Landwirtschaft, Textilgewerbe oder Handel und Verkehr wechseln sich ab mit Geschichten von Personen, in deren Leben und Erleben sich Zeitgeschichtliches widerspiegelt. Beispielhaft dafür sind die Erinnerungen der Kaufmannstochter Appollonia Humpis, die den politischen Umbruch im Bodenseeraum zur Zeit des Schweizer- oder Schwabenkriegs auf tragische Weise erfahren musste. Die Lesereise beginnt mit der Frage, wie wir uns den Lebensraum zwischen Bodensee und Thur im 15. Jahrhundert vorzustellen haben. Sie führt auf herrschaftliche Landsitze wie den Narrenberg (heute Arenenberg) und Altenklingen. Sie beleuchtet den ländlichen Thurgau mit seiner

2 Das Haus zum Thurgau, Hussenstrasse 13, Konstanz: ein architektonischer Zeuge der vielschichtigen Verbindungen des Thurgaus mit der Bodenseestadt. Foto 2013.

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schon im Mittelalter bedeutsamen Landwirtschaft. Schlaglichter auf Beziehungen und Konflikte zwischen Grundherren und Lehenbauern am Beispiel des Klosters St. Katharinental oder im Weinbaugebiet am Ottenberg vermitteln «Nahaufnahmen» von Alltagssituationen jener Epoche. Neben der Nahrungsmittelproduktion nahm das Leinengewerbe im Thurgau eine wichtige Rolle ein. Aus dem Hinterland, das für die Textilzentren Konstanz und St. Gallen Hanfanbau betrieb, entwickelte sich die Tuchherstellung im Thurgau in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zu ­einem wichtigen Wirtschaftsfaktor. So machten thurgauische Händler um 1500 Geschäfte im weitgespannten süddeutschen Wirtschaftsraum. Sichtbar wird dies im Prozess gegen den ­Bischofszeller Betrüger Andres Schallt, der die Leinenmärkte von Arbon, Nürnberg und St. Gallen unsicher gemacht hatte. In einem eigenen Kapitel kommt der Alltag in einer mittelalterlichen Stadt zur Darstellung. Beispielhaft dafür ist Bischofszell, das mit s­ einer städtebaulichen Entwicklung, der Organisation des Gemeinwesens und einer vielschich­tigen Bevölkerungsstruktur aufschlussreiche Einblicke ins Zusammenleben einer städtischen Gesellschaft ermöglicht. Nicht zuletzt ist Bischofszell für eine Darstellung des spätmittelalterlichen Thurgauer Alltags besonders attraktiv, weil sich mit dem Bischofszeller Wandbehang eine Bildquelle ersten Ranges erhalten hat. Sie ergänzt, erläutert und visualisiert – in vielen Motiven idealisiert, in anderen wirklichkeitsnah – die schriftlichen Quellen und chronikalischen Überlieferungen; szenenreich, farbig und mit vielen amüsanten ­Details. Dass Band 2 der Reihe nun vorliegt, ist vielen Personen und Institutionen zu verdanken. Mein erster Dank gilt den Autorinnen und Autoren, die mit ihren spannenden Beiträgen die Vielschichtigkeit der Publikation geschaffen haben. Ramona Früh (Kulturamt Thurgau) und Nina Schläfli danke ich sehr herzlich für das grosse und stets mitdenkende Engagement in der Text- und Bild­ redaktionsarbeit. Für anregende Gespräche, Hinweise und vielfältige Hilfestellungen bedanke ich mich besonders bei Dr. Martin Salzmann (Museumsgesellschaft Bischofszell) und Dominik Gügel (Napoleonmuseum Arenenberg). Für die Bebilderung der Beiträge durfte ich die ­wertvolle Unterstützung der Mitarbeitenden des Amts für Archäologie, Thurgau (AATG), unter Leitung von Dr. Hansjörg Brem in Anspruch nehmen. Dank dem hervorragenden Bildarchiv des AATG konnte fast jeder «Winkel» des Kantons ins Bild gesetzt werden. Ein herzliches Dankeschön gilt nicht zuletzt Martha Monstein (Leiterin Kulturamt Thurgau) für die motivierende Begleitung der Projektarbeit sowie den Mitgliedern der Redaktionskommission, die mit ihren Ideen und ihrem Wissen das Buch wesentlich mitgeprägt haben.

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Kapitel I

Burgenland und Garten Eden – Lebensraum Thurgau

«Reicher Landstrich mit schönen Frauen» – Lebenswelt Thurgau

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Körner, Kot und Knochen – Was naturwissenschaftliche Untersuchungen über Ernährung, Umwelt und Klima im Spätmittelalter verraten

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Berlimost aus Mostindien – Vom Alltagsgetränk zum Kulturerbe

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3 Die älteste Karte der Schweiz, 1496 gezeichnet vom Zürcher Stadtarzt Konrad Türst. Der Aus­ schnitt zeigt die dicht besiedelte Bodenseeregion mit Konstanz und zahlreichen thurgauischen Orten, Burgen und Klöstern. Die Karte ist nach Süden orientiert. Zeichnung koloriert. Zentral­ bibliothek Zürich, Ms Z XI 307a.

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I  •  Burgenland und Garten Eden – Lebensraum Thurgau

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4 Blick vom Bodensee auf die Stadt Konstanz und das thurgauische Hinterland. Das herrschaftliche Anwe­ sen auf dem Seerücken ist wohl eine Reminiszenz an spätmittelalterliche Landsitze wie die bischöfliche Burg Kastel oder den Narrenberg der thurgauisch-konstanzischen Patrizierfamilien Fry, von Tettikoven und Brysacher. Holzschnitt koloriert. Hartmann Schedels Weltchronik, Nürnberg 1493. Privatbesitz.

5 Lustgärten, wie sie der Hausbuchmeister im «obszönen Liebesgarten» beispielhaft ins Bild setzte, waren bei Stadtbewohnern beliebt. Mit seinen idyllisch gelegenen Landsitzen galt der Thurgau bei Konstanzern als ein solcher paradiesischer Erholungsraum. Die phantastische Darstellung zeigt einen umzäunten Bezirk mit Brunnen und einem Fluss; im Hintergrund eine ummauerte Stadt mit repräsentativer Burg auf der Anhöhe. Zeichnung koloriert, nach 1482. Das mittelalterliche Hausbuch aus der Sammlung der Fürsten zu Waldburg Wolfegg, hrsg. von Christoph Graf von Waldburg Wolfegg. München/New York 1997, Bl. 24v/25r (Faksimile).

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Dominik Gügel

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«Reicher Landstrich mit schönen Frauen» – Lebenswelt Thurgau

Burgenland, Mostindien, Untertanengebiet: Die Lebenswelt des spätmittelalterlichen Thurgaus wird mit ganz unterschiedlichen Vorstellungen verbunden. Was verstand man unter dem Begriff Thurgau? Wie sah dieser Lebensraum im 15. Jahrhundert aus? Und weshalb war das Gebiet des Thurgaus ein «Objekt der Begierde» für die Mächtigen der damaligen Zeit? Wie stellen Sie sich den Thurgau im 15. Jahrhundert vor? So könnte eine Umfrage lauten, die das historische Wissen der Thurgauerinnen und Thurgauer auf die Probe stellt. Keine einfache Frage, würden wohl viele sagen und auf das verbreitete Klischee eines landwirtschaftlich dominierten Gebiets mit eher armer Bevölkerung hinweisen. Mostindien! 1 Dieser Vorstellung gilt es im Folgenden nachzugehen. Stimmt sie? Ist sie mit Quellen belegbar? Oder war die spätmittelalterliche Lebenswelt des Thurgaus vielleicht etwas anders? Netz aus Ortschaften: Chronikberichte Die frühen Chroniken von Stadt und Bistum Konstanz behandeln nicht nur deren Gründung, sondern beinhalten auch ausführliche Beschreibungen des Thurgaus. Dies ist nicht verwunderlich, zählen doch Konstanz und die Konstanzer, zumindest was die linksrheinische Altstadt anbetrifft, geografisch zum Thurgau. So nennt die älteste bekannte Handschrift einer Konstanzer Chronik, verfasst von Johannes Stetter († um 1399), in einem Atemzug mit der legendenhaften Gründung der Stadt, den Thurgau und zwei seiner Orte: Bürglen und Pfyn. Weiter nennt sie die Ortschaften Müllheim, Wigoltingen, Märstetten, Bischofszell und Arbon.2 In der vom Konstanzer Gebhard Dacher (etwa 1425 – 1 471) um 1460 verfassten Chronik findet sich die wohl älteste Beschreibung des Thurgaus: «Die Stadt [Frauenfeld] war auch eine Festung, wohl und herrlich erbaut und Bürglen war auch ein schönes, herrliches Haus, wohl erbaut, das auch viel Wohlgefallen verdient. Zwischen den Häusern [im Thurgau] standen gar viele Festungen und Häuser, die alle und überall bewohnt waren. Sodass hier derart viele edle Menschen lebten, dass man ihre Zahl nicht berechnen konnte. Von Pfyn bis nach Müllheim, von Wigoltingen bis nach Wellhausen, von Frauenfeld nach Gachnang, von Stainhan [Stammheim] 3 unten am Rhein, bis nach Diessenhofen und wiederum von Bürglen nach Schönenberg [und weiter] nach Bischofszell und Weinfelden stand das Land voller Häuser. Da eines, dort drei oder vier, hier zehn. Alles war so dicht besiedelt und so bevölkert, dass man es nicht zählen konnte. Die Bevölkerung ernährte sich durch Handwerk und die Aufzucht von Kühen, Rindern, Schafen, Schweinen und ähnlichem. Die Menschen assen wenig Brot, denn sie lebten hauptsächlich vom Vieh [Fleisch]. Das Brot, das sie assen, bestand meist aus Hafer. Wenn jemand für sich, seine Kinder und sein Gesinde buk, dann so viel, dass er mindestens für ein halbes Jahr oder mehr Brot zur Genüge hatte.» 4

I  •  Burgenland und Garten Eden – Lebensraum Thurgau

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Laut Dacher zeichnete sich die Gegend südlich der Bischofsstadt Konstanz seit der Spätantike also nicht nur durch ihren bäuerlichen Charakter aus. Handwerk hatte eine ebensolche Bedeutung. In Anbetracht der grossen Zahl von wohlhabenden Siedlungen dürften die eher urbanen Berufe sogar wichtiger gewesen sein. Berücksichtigt man, dass es nur für wenige der genannten Städte und Gemeinden archäologische Belege aus der Zeit der Spätantike und des frühen Mittelalters gibt, 5 liegt der Schluss nahe, dass Dacher sich bei seiner Beschreibung auf die eigene Lebenserfahrung und damit auf die Zeit um 1450 stützte. So ist es nicht erstaunlich, dass er vom Thurgau ein ähnliches Bild zeichnet wie der Konstanzer Chronist Ulrich Richental (um 1360 – 1437). Dieser Autor berichtet zu Beginn seiner um 1420 verfassten Chronik des Konstanzer Konzils, er habe zusammen mit päpstlichen Kundschaftern zu überprüfen gehabt, ob im (südlichen) Umland von Konstanz genug Städte und Dörfer vorhanden gewesen wären, um die vielen Konzilsteilnehmenden aufzunehmen: «Also befahl mir, Ulrich Richental, der Rat zu Konstanz, mit ihnen [den Kundschaftern] zu den Dörfern und Städten zu reiten, die an der Thur liegen. Das tat ich und ritt mit ihnen ungefähr zwei Tage durch den Thurgau.» 6 Richentals Rekognoszierung verlief erfolgreich, Konstanz und der Thurgau beherbergten in der Folge für vier Jahre den grössten Kongress des mittelalterlichen Abendlandes. Kölsch: Grundlage des Wohlstands Die frühen Beschreibungen unterstützen also das Bild, dass es im Thurgau den Ansatz einer Städtelandschaft gibt. Vergleicht man die Anzahl der kleineren und grösseren Städte mit denjenigen in den beiden anderen «Gauen» des Bodenseegebiets, dem Hegau und dem Linzgau, fällt die hohe Besiedlungsdichte entlang des südlichen See- und Rheinufers sowie in dessen Hinterland auf. 7 Dacher schreibt, das Handwerk ernähre die Bevölkerung. Damit meint er den Verkauf von selbst hergestellten Produkten. Dieser bringt Geld und schafft Wohlstand. Es war die Leinwandherstellung, die dem Thurgau diesen Wohlstand brachte. Keine Region Oberdeutschlands weist bei gleicher Grösse eine vergleichbare Anzahl von Leinwandorten auf. 8 Der Basler Sebastian Münster (1488 – 1552) schreibt in seiner zwischen 1526 und 1544 entstandenen Cosmographia, «das gemeine Volk in Schwaben [dazu zählt für ihn auch der Thurgau] kümmert sich um keine Arbeit so intensiv wie um [die Herstellung von] Leinwand. [...] Sie [Männer, Frauen und Kinder] machen auch Barchent und ein ganzes Leintuch, das man Kölsch nennt. [...] Diese Tücher werden in ferne Länder exportiert.» 9 Da Konstanz kein bedeutender Produktionsstandort ist, greifen dessen Bewohnerinnen und Bewohner gerne auf die Angebote aus dem südlichen Vorland zurück. Die Bevölkerung dort wiederum profitiert von der Wirtschaftskraft von Konstanz und beliefert die Stadt mit Handwerkserzeugnissen, Grundnahrungsmitteln und Handelswaren. Dass die vornehmste Zunft der Stadt, die der Kaufleute, sich und ihrem Versammlungshaus den Namen «zum

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Peter Bretscher

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Vom Samen zum Tuch – WIE Leinwand entsteht

Viele Arbeitsgänge waren nötig, bis aus Flachs und Hanf ein Stück Stoff gewonnen werden ­konnte. Dass aus dem Rohmaterial feine und strahlend weisse Ware oder aber schwarze Leinwand entstand, hing mit den aufwendigen Produktionsverfahren zusammen. Flachs oder Lein gedeiht am besten in tiefgründigen, gut gedüngten und lockeren Böden. Er verlangt ein gründlich gepflügtes und geeggtes, fast gartenmässig zubereitetes Saatbett, im Volksmund Flachspünt oder Flachsblätz genannt. Nach der Aussaat Ende März bis Anfang Mai gilt es, das aufkeimende Unkraut zu jäten. 100 bis 120 Tage später erreichen die ausgewachsenen Stängel die Gelbreife, den besten Zeitpunkt zum «Lüüchen» (mittelhochdeutsch: lûchen, liechen = zupfen, ausrupfen). Beim kräftigeren, für gröbere Gewebe verwendeten Hanf war der «Lüüchet» nicht selten eine Gemeinschaftsarbeit der unverheirateten Burschen und Mädchen. Er zog sich oft bis tief in die Nacht hinein und bot Gelegenheit, sich kennenzulernen. Die ausgerauften Flachsstängel wurden in kleine Bündel gebunden und an geschützter Stelle, meist unter dem Vordach eines Hauses, zum Nachtrocknen aufgehängt. Es folgte das Ab­kämmen der Samenkapseln, wobei man die Pflanzen büschelweise in die nach oben gerichteten ­Zähne einer «Riffel» schlug und kräftig zurückzerrte. Zur Gewinnung des Leinsamens mussten die Fruchtkapseln (Bollen) anschliessend zerquetscht oder gedroschen und mittels einer Kornwanne gereinigt werden. Für die Qualität des späteren Gewebes war der nachfolgende Prozess des «Roossens», «Rötzens» oder «Röstens» entscheidend. Man versteht darunter einen bakteriellen Abbauprozess des Pflanzenleims, der die Bastfasern sowohl aneinander wie auch an die holzigen Teile der Pflanze bindet. Zu diesem Zweck wurden die Stängel bündelweise in eine etwa mannstiefe, mit Zufluss versehene Wassergrube (Roosse, Rose) eingelegt und mit Brettern und Steinen beschwert. Die Wasserröste dauerte beim Flachs rund vier bis acht Tage, beim Hanf etwa zwei bis drei Wochen, wobei ein penetranter Fäulnisgeruch entstand. Daneben gab es die sogenannte Rasen- oder Tauröste, die aber längere Zeit in Anspruch nahm. In dünner Schicht auf einer gemähten Wiese ausgebreitet, mussten die Stängel stets befeuchtet und regelmässig gewendet werden. Das vollständig geröstete, gut getrocknete Flachsstroh band man anschliessend zu dicken Bossen (Bündeln) und verwahrte diese an einem luftigen Ort. Fasergewinnung bei Flachs und Hanf Die Fasergewinnung erfolgte an sonnigen Tagen im Spätjahr und war eine typische Gemeinschaftsarbeit der Frauen. Eine altertümliche, aber schonende Technik bestand im sogenannten Schleizen oder Reiteln. Dabei wurden die Stängel einzeln geknickt und die Fasern mit den ­Fingern herausgezogen. Als Arbeitsgerät diente die bereits im Spätmittelalter bildlich belegte

IV  •  Leinen und sein modischer Auftritt – Wirtschaftsfaktor Textilgewerbe

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69 Hanfreibe der Eichmühle Hettlingen/ZH. Die konische Steinwalze (Rybistein) dreht sich um den vertikalen Wendelbaum und zerquetscht das in Form von lockeren Zöpfen auf das Steinbett gelegte Werg (Fasern). Nach jedem Überrollen wird dieses gewendet, bis es sich weich anfühlt. Federzeichnung von Paul von Moos, Winterthur, 1954.

«Breche» oder «Rätsche» – im Thurgau auch «Tolpe» genannt, ein scherenartig auf- und zuklappbarer, mit hölzernen Messern versehener Bock, der die Holzteile knickte und als «Aglen» oder «Schäben» zum Absplittern brachte. Zurück blieben die noch wirren Textilfasern. Damit dieser Vorgang einwandfrei funktionierte, mussten die Stängel durch und durch trocken (rösch) sein. Unmittelbar vor dem Rätschen wurden sie deshalb auf den Rost einer Darre oder Brechhütte gelegt, in der – abseits der Behausungen – ein schwaches Feuer brannte. Wie das Ernten war auch das Brechen von brauchmässigen Handlungen begleitet. Ging ein Passant an der Frauengruppe vorbei, wurde er etwa symbolisch gefangen genommen («i d’Agle g’noo») und hatte sich mit einer Münze oder einem Kuss freizukaufen. Die Flachsfasern wurden durch «Schwingen» von anhaftenden Holzresten und Unrat gesäubert. Dazu diente der Schwingstock, ein mit Standfuss versehenes aufrechtes Brett, über das die Fasern gelegt, gedreht und mit dem abgeflachten hölzernen Schwingmesser (mittelhochdeutsch: dëhs-schît) kräftig geschlagen wurden. Die harten Hanffasern benötigten vor der Weiterverarbeitung eine Sonderbehandlung, um sie geschmeidiger zu machen. Dies geschah durch Klopfen mit Schlägeln oder senkrechten Holzstösseln, die zur Verstärkung der Kraft an einer wippenden Stange oder einem Ast befestigt sein konnten. Im 16. Jahrhundert waren im Thurgau zum Quetschen von «Hanfwerg» (und zum Vorbrechen der Stängel) bereits elf wassergetriebene «Bleuel» (an Mühlen angegliederte Pochwerke) in Betrieb. Wenig später traten rationeller arbeitende «Hanfreiben», Kollergänge mit birnenförmigen Rollsteinen, an ihre Stelle. 204 Hecheln, spinnen und weben Die so behandelten Fasern wurden anschliessend durch Hecheln verschiedener Feinheit gezogen. Hecheln sind mit konzentrisch angeordneten, nach oben gerichteten spitzen Nagelreihen versehene Bretter. Die hochwertigen «Rysten» trennen sich dabei vom kurzfaserigen «Chuder» und «Abwerg» und werden in die gleiche Richtung gekämmt. Sie sind nun zum Verspinnen bereit; im bäuerlichen Kontext eine typische Winterarbeit.

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In der spätmittelalterlichen Ostschweiz wurde dazu wohl ausschliesslich die Handspindel verwendet. Ihr Gebrauch ist ein diskontinuierlicher Vorgang, wobei sich das Ausziehen und Verdrehen der Fasern stets mit dem Aufwickeln des Garns ablösen. Es folgt das Haspeln, einerseits um die gefüllten Spindeln zu leeren, andererseits um das Garn in Form von Strängen zu erhalten. Dies ermöglicht das «Sechten», eine Garnwäsche oder Garnbleiche mit heisser Aschenlauge. Die getrockneten Stränge wurden anschliessend auf eine Winde gespannt und – vor Einführung des Spulrads – zu Knäueln gewickelt. Diese dienten sowohl zur Herstellung des Zettels (Längs- oder Kettfäden eines Gewebes) als auch zum Füllen der Spülchen des Weberschiffchens (Schuss- oder Querfäden). Das Weben wurde teils auf dem Land, teils in der Stadt verrichtet. Alle Veredlungsprozesse ­sowie der Vertrieb lagen aber in städtischen Händen und waren zünftisch geregelt. Bis das gewobene Tuch als Qualitätsprodukt Bodenseeleinwand zum Verkauf auf die Märkte Europas gelangte, war aber noch ein langer Weg. Angefangen mit der Beschau der Rohleinwand auf der ­sogenannten Leinwandbank, auf der das Qualitätszeichen (die oder das Mal) verliehen wurde, musste die Ware gewalkt, gebleicht und gemangt werden. Nur so konnte ein geschmeidiges, reinweisses und geglättetes Tuch entstehen. Qualitativ mindere Stoffe durchliefen einen Färbungsprozess, wobei die Ware schliesslich als rote, grüne, blaue oder gelbe, die geringste als schwarze Leinwand zum Verkauf stand. 205

70 Szene aus den Weberfresken im Haus zur Kunkel, Konstanz. «DAS KINT SPULET ICH KA WEBE» (Das Kind spult, ich kann weben). Typische Arbeitsteilung zwischen qualifizier­ tem Weben und zudienendem Spulen. Das Mädchen am Trittwebstuhl wirft mit der Linken das Weberschiffchen durch das Fach und betätigt mit der Rechten die Weblade, die das eingebrachte Schussgarn am Gewebe anschlägt. Links ein Kind, das von einem Knäuel Garn abwickelt und damit ein Spülchen des Weberschiffchens füllt. Der gewellte Boden weist auf eine im Freien – unter einem Vor­ dach – ausgeübte Tätigkeit hin. Ausschnitt aus Bild 66.

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Gudrun Schnekenburger

Figurbetont und bunt – Mode im Spätmittelalter

Beinling und Schecke waren die Basics des modebewussten Mannes im 15. Jahrhundert. Er zeigte Bein, während die Dame die Reize ihres Busens betonte. Das Spiel mit der modischen Raffinesse war allerdings der Oberschicht vorbehalten. Weniger gut Situierte hatten strenge Kleiderordnungen zu befolgen. Im Mittelalter erfüllte Kleidung viele Funktionen. Sie schützte vor Witterung und fremden Blicken, und sie wirkte identitätsstiftend. Sie zeigte das Geschlecht, den sozialen Status und die Vermögensgruppe ihrer Träger. Wer sich über seinen Stand kleidete, machte sich lächerlich und musste mit Strafe rechnen. Wer sich unter seinem Stand kleidete, galt als Wichtigtuer und erregte Ärgernis. Er missachtete seinen Stand und schmälerte dessen Ansehen. In beiden Fällen sorgte das unangemessene Handeln für Verwirrung und gefährdete die göttliche Ordnung. 206 Oberkleider und Unterwäsche Die Oberbekleidung bestand aus Hemd, Kleid und Mantel. Darunter wurden Unterhosen, Busenbänder oder Tuttensäcke (Büstenhalter) getragen. Gefertigt wurden diese Kleidungsstücke meist aus Wolle und Leinen; also aus den Textilien, die im Bodenseeraum produziert wurden. Dank ihren schmutzabweisenden, wärmenden und auch formstabilen Eigenschaften eignete sich Wolle besonders für Oberkleider. Unterwäsche war leinen.

71 In der Darstellung der Geburt Christi, erzählt nach einer Vision der heiligen Birgitta von Schweden, trägt die Jungfrau Maria ein spätmittelalterliches, aus Leinen geschneidertes Hemd. Kleider und Schuhe liegen ­daneben. Rudolf Stahel, Tafel­ malerei, 1522. Rosgartenmuseum Konstanz, M 7.

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72 Leinener Büstenhalter (Tuttensäck) aus dem 15. Jahrhundert. Fund aus Schloss Lengberg, Osttirol. Institut für Archäologien, Universität Innsbruck.

Vornehmheit äusserte sich im Tragen von Kleidern aus edlen Stoffen. Seide und Goldbrokat waren Luxustextilien, die sich nur die Oberschicht leisten konnte. Zunächst nur in Form von Besätzen zur Veredelung von Gewändern eingesetzt, 207 erlebten diese Materialien und Samt in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts einen Durchbruch und avancierten bei Adligen und Gutbetuchten zu den Stoffen, aus denen «Modeträume» geschneidert wurden. Ein kostbarer Mantel war vorzugsweise pelzverbrämt oder mit Pelzen aus Feh (Eichhörnchen), Marder oder Zobel gefüttert. 208 Der Stoff sollte zudem rot oder grün sein. Aus Textilien, die mit Importprodukten wie Cochenillerot (Farbe der Kermeslaus) oder Krapp (Wurzelfarbe) gefärbt ­waren, machten die Schneider Kleider für die Oberschicht. Vornehm waren grüne Stoffe, weil sie

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Kapitel VI

Kosmos Bischofszell – Alltag in der Stadt

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Alltag in Phantasie und Wirklichkeit – Der Bischofszeller Wandbehang als Bildquelle

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Ein Lob auf die Stadt – Zur Deutung des Bischofszeller Wandbehangs

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Bischofszell 1410 und 1510 – Rundgänge in der Stadt

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Bischof, Vogt, Räte, Bürger – Wer regierte Bischofszell?

169

Chorherrenstift, Stadtkirche und Michaelskapelle – Glauben im Alltag

170

Heiliggeistspital, Herberge und Siechenhaus – Soziale Einrichtungen

177

Freihöfe – Adels- und Chorherrenhäuser mit Privilegien

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Die neue Vorstadt – Quartier der Handwerker

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Vom Bodensee nach Bischofszell  •  Alltag und Wirtschaft im 15. Jahrhundert

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96 Wandbehang mit der Ansicht von Bischofszell. Stickerei mit farbigen Wollfäden auf schwarzblauem und dunkelbraunem Wolltuch, 175 cm x 290 cm. Vermutlich Konstanz, um 1510 –1525. Historisches Museum Basel, 1873.6.

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Silvia Volkart

Alltag in Phantasie und Wirklichkeit – Der Bischofszeller Wandbehang als Bildquelle

Ein Sommertag, heiter und farbenfroh, breitet sich auf dem Wandbehang mit der Ansicht von ­Bischofszell aus. Die als «Bischofszeller Bildteppich» bekannte Genredarstellung erzählt vom ­Alltag in der Landschaft. Entstanden ist das textile Kunstwerk zwischen 1510 und 1525. Ein erfrischender Schluck Wein des Bauern auf dem Heuwagen und der mutige Sprung eines Mannes in knapper Badehose von der Brücke in die Sitter: Das sind nur zwei von vielen Episoden, die der vielfigurige Wandbehang dem Betrachter vor Augen führt. Was wird hier nicht alles erzählt? Und an welcher Stelle soll der Betrachter in die szenenreiche Bildwelt eintauchen? Die Darstellung ist zweigeteilt, im Bildaufbau wie auch thematisch. In der oberen Bildhälfte präsentiert sich Bischofszell als imposante, von einer trutzigen Mauer umgebene Stadt mit markanten Bauten. In der unteren Bildhälfte berichten locker angeordnete Figurengruppen vom ländlichen Alltag. Stadt und Land werden einander gegenübergestellt. Als unterschiedliche Welten, die aber durch wirtschaftliche Beziehungen im Alltag miteinander verbunden sind. Die ins Bildzentrum gesetzte Gruppe der zwei Händler mit ihrem Hund, die sich auf ihrem Weg nach Bischofszell dem Stadttor nähert, drückt dieses Verflochtensein motivisch aus. Der ländliche Alltag ist geprägt durch einen lebhaft gestalteten Wechsel von Ereignissen aus der Arbeitswelt und

Die Mühle an der Sitter mit Bauern und Badenden; Händler bringen ihre Waren zum Markt nach Bischofszell. Ausschnitte aus Bild 96.

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Alexandra M. Rückert

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Bischofszell 1410 und 1510 – Rundgänge in der Stadt

Um 1500 war Bischofszell eine lebhafte Stadt, in der Adlige, Geistliche, Bürger, Handwerker und Bauern wohnten und arbeiteten. Als führendes Zentrum des Leinengewerbes hatte sie überregionale Bedeutung. Als Sitz des bischöflichen Vogts und dank den Chorherren des St.-Pelagius-Stifts pflegte sie enge Kontakte zu Konstanz. Bemerkenswert ist überdies das Wachstum der Stadt im 15. Jahrhundert. 292 1410: Unterwegs mit einer Besucherin «Das wurde auch Zeit, ich höre den Torwächter hinter der Türe des Zwingers, bald öffnet er das Stadttor», sagt sich die junge Frau und rückt ihre Haube zurecht. «Nun kann ich meinen ­Botengang zu Ende bringen. Mein Onkel, der Turmwächter oben im Bogenturm, ist sicher schon hungrig und wird nichts gegen einen kleinen Imbiss haben. Ich komme vom Land, meine Eltern lebten früher in der Vorstadt. Als die Appenzeller aber gegen Bischofszell zogen und die Stadt bedrohten, wurden die ausserhalb der Stadtmauer stehenden und damit ungeschützten Vorstadthäuser abgebrochen. Da zogen die Eltern zu Verwandten der Mutter. Hoffentlich lässt mich der Onkel heute wieder bis ganz nach oben auf den Turm steigen. Doch, was habe ich eigentlich vor mir?» Zwei Tore bieten den Zugang in die Stadt Bischofszell. Das grössere befindet sich beim Bogenturm (1), der über 20 Meter hoch ist. Von hier oben kann der Turmwächter die Stadt und das Umland gut beobachten. Dem Tor vorgelagert ist ein Zwinger mit zinnengeschnittenen Mauern. Dieser befestigte Vorraum, 12 Meter lang und 8 Meter breit, ist nur durch ein weiteres Tor zugänglich und deckt eine Brücke, die über den Stadtgraben führt. 293 «So, die 20 Meter habe ich geschafft. Der Onkel hat sich gefreut, mich zu sehen, vor allem über den mitgebrachten Käse! Wie schön ist es doch, von hier oben auf die Stadt herabzuschauen. ­Besonders eindrücklich ist die Burg des Bischofs.» (2) Sie besteht aus dem Palas (Wohn- und Verwaltungshaus) und dem Bergfried. Eine Mauer umgibt sie, auch gegen den Stiftsbereich hin. 294 Der schmale Eingang zum Bergfried, dessen Seitenlänge rund 10 Meter beträgt,295 befindet sich auf einer Höhe von etwa 6 Metern. Rundbogen­ schlitze lassen etwas Licht ein. 296 «Das grösste Gebäude der Stadt ist die St.-Pelagius-Kirche. Sie liegt mitten in der Stadt. (3) Wenn ich mich auf die Zehenspitzen stelle, kann ich den Helmsdorfischen Freihof sehen. Dort hinter der Kirche, im Westen. (4) Der Freihof umfasst zwei frei stehende Häuser und ist sehr alt. Im Keller des hinteren Hauses sollen eichene Deckenbalken liegen, die im Jahr 1301 geschlagen wurden. Der Chorherrenhof, ein turmartiger Bau, liegt weiter nordwestlich.» (5) Mit den Begriffen «Hof» oder «Hofstatt» bezeichnete man im 15. Jahrhundert ein Haus. Im Städtchen Bischofszell sahen Häuser oft ähnlich aus wie in der Landschaft, das heisst zum Wohn-

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97 Blick auf Bischofszell: eingezeichnet die Route des Rundgangs durch die Stadt mit historischen Bauten. Umzeichnung einer Ansicht von Ferdinand Corradi, 1890. Historisches Museum Bischofszell, Inv. 14102. 98 Die Bischofszeller Vorstadt: eingezeichnet die Route des Rundgangs durch die Vorstadt. Umzeichnung einer Ansicht von Ferdinand Corradi, 1890. Historisches Museum Bischofszell, Inv. 14102.

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1 Bogenturm 3  Kirche St. Pelagius 5 Chorherrenhof (ehem. Blarerhof) 7 Tümpfel und Obertor

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2 Bischöfliches Schloss 4 Helmsdorfischer Freihof 6 Heiliggeistspital 8 Gerbergasse

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Kapitel VIII

Fest und Geselligkeit – Glanzlichter im Alltag

Gesellige Treffen – Die Bischofszeller Herrentrinkstube

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Ein Fest für Frau Welt – Heinrich Wittenwilers Versroman Der Ring und seine Lehren für den Adel am Bodensee

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Vom Bodensee nach Bischofszell  •  Alltag und Wirtschaft im 15. Jahrhundert

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Alexandra M. Rückert

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Gesellige Treffen – Die Bischofszeller Herrentrinkstube

Trinkstuben waren Treffpunkte für die einflussreiche Männerwelt. In Bischofszell stand die 1498 gegründete Vereinigung der geistlichen und weltlichen Oberschicht der Stadt offen. Oberstes Ziel war die Pflege der Freundschaft. Die Tradition der Trinkstuben ist im Thurgau da und dort noch heute lebendig: in einer Zunft, einer Gesellschaft oder in der neueren Form von Clubs wie jenen der Lions und Rotarier. «Früntschafft ist in disem leben groslich noth. Dan ohne fründt und gsellen wollte keiner leben, häte er sonsten auch alle güeter.» 413 Mit Wehmut dürfte der 70-jährige David Bridler diese Zeilen 1685 gelesen haben, weil von den «fründt und gsellen» kein einziger mehr lebte. Der frühere Ratsherr, Stifts- und amtierende Stadtamtmann Bridler war das letzte Mitglied einer Gesellschaft, die am 1. August 1498 von 21 Männern in Bischofszell gegründet worden war, um Freundschaft und geselliges Beisammensein zu pflegen. In ihrer Satzung mit 27 Artikeln regelten die Männer die rechtlichen und sozialen Beziehungen untereinander. Die Gesellschaft war gut organisiert. 1685 fertigte David Bridler eine Abschrift des Gründungsdokuments an und ergänzte es mit wertvollen Hinweisen. 414 Trinkstuben waren verbreitet Im Thurgau gab es auch andernorts Trinkstuben, so in Diessenhofen (1363), 415 Frauenfeld (1440), 416 St. Gallen (1437), 417 Winterthur (1405) 418 und in Konstanz (nach 1342) 419. Fast alle diese Treffpunkte dürften bestanden haben, bevor ihre Existenz in den genannten Jahren erstmals schriftlich festgehalten wurde. In der Konstanzer Gesellschaft zur Katz sollten sich gemäss Gesellenbuch Vertreter und Vertreterinnen der Oberschicht – der sogenannten Geschlechter – mit den Klerikern mischen. Den-

129 Bischofszeller Rathaus, um 1629/30. Ausschnitt aus einem Gassenprospekt, der die Häuserzeilen vor dem Brand von 1743 zeigt. 1685 befanden sich «bei der obern Stube» des Rathauses die Räume, wo sich die Gesellen versammel­ ten. Zeichnung koloriert. Historisches Museum Bischofszell, Inv. 14204. Ausschnitt aus Bild 100.

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130 Frauenfelder Herrentrinkstube im Haus zur Harffen (Nr. 6), heute etwa beim Haus Zürcherstrasse 173 gelegen. Gassenprospekt aus dem Jahr 1771. Zeichnung. Katholisches Pfarrarchiv Frauenfeld, 23a.

noch sind hier keine Kleriker nachzuweisen. Dies ist insofern erstaunlich, als Bischof und Domkapitel den Bau des Gesellschaftshauses mitfinanzierten. 420 Die Konstanzer Gesellschaft zum Stauf hingegen stand Klerikern wie etwa Domherren und Kaplänen offen. Der Versuch, die Chorherren von St. Stephan und St. Johann einzubeziehen, scheint mässig erfolgreich gewesen zu sein. Weil diese Mitglieder waren, wurden sie jedoch regelmässig zu bestimmten Terminen eingeladen. 421 1418 entstand in Diessenhofen eine Gesellschaft, die noch heute unter dem Namen Zunft zum Grimmen Löwen existiert. Ihre 28 Gründungsmitglieder waren Gesellen, die aus der Diessenhofer Herrenstube ausgetreten waren, um sich neu zu formieren. Auch in Frauenfeld lebt die Tradition der spätmittelalterlichen Trinkstuben weiter. Die heutige «Konstabler Gesellschaft Frauenfeld» geht auf die Vereinigung «Zur Herren-Trinkstube» zurück. Es war nicht ohne Weiteres möglich, in Frauenfeld Geselle zu werden. Man konnte sich die Mitgliedschaft erkaufen, wenn alle Gesellen mit einer Aufnahme einverstanden waren. Oder sie vererbte sich beim Tod eines Mitglieds auf den ältesten Sohn. Die Aufnahme von Klerikern unterlag einer gesonderten Regelung. So wurde der Pfarrer zu Oberkirch durch Einkauf Mitglied, während die drei Kapläne auch ohne Einkauf willkommen waren. 422 Die Gründungsmitglieder der Bischofszeller Stube Das Bischofszeller Dokument verliert über die Aufnahme neuer Mitglieder oder über die Vererbbarkeit der Mitgliedschaft kein Wort. Allerdings war die Zahl der Gründungsmitglieder, die überhaupt Kinder haben dürften, beschränkt. Zu ihnen zählten Fritz Jakob von Anwil, Erasmus Riff von Blidegg und Johannes Nägeli. Die Kleriker waren dem Zölibat verpflichtet. Die Gesellen stammten aus der geistlichen und weltlichen Oberschicht Bischofszells. Von den 21 Männern waren mindestens 16 Kleriker am Stift St. Pelagius (Chorherr, Kaplan, Leutpriester, Wartner). Die Reihenfolge der Namen in der Satzung weist wohl auf ihre hierarchische Stellung hin. Zuoberst stand der adlige Kustos Ludwig von Adlikon, der den meist abwesenden Stiftsvorsteher, den Probst, vertrat. Dann folgte Ritter Fritz Jakob von Anwil: ein dem Bischof naheste-

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hender Adliger, der 1498 Hofmeister in Konstanz und einige Jahre später bischöflicher Vogt in Bischofszell wurde. Die Liste führt weiter den Chorherrn Bernhard Schenk von Landegg, Junker Erasmus Riff von Blidegg und den Chorherrn Heinrich von Helmsdorf auf. Die vier Letztgenannten stammten aus Familien, die seit Jahrzehnten in oder um Bischofszell nachweisbar sind. Das Verzeichnis nennt weitere Stiftsmitglieder, von denen drei den Titel eines «Magisters» führten. Willkommen waren auch Wartner (Chorherren auf der Wartebank) wie Rudolf von Adlikon, ein Verwandter des Kustos. Ausser den Chorherren Nikolaus Gugelberg aus Lachen/SZ und Heinrich Landolt aus Näfels/GL stammten die Gesellen aus der Ostschweiz und der Bodenseeregion. 423 Teilnahmepflicht Verglichen mit Satzungen anderer Trinkstuben-Gesellschaften im süddeutschen Raum, fällt die Gewichtung der religiösen Aspekte besonders auf. 424 Am Aschermittwoch trafen sich alle ­Gesellen morgens um sieben Uhr zum Gottesdienst. Wer sich innerhalb der Stadtmauern befand und nicht erschien, hatte ein Bussgeld in die Büchse der Trinkstube zu legen. Anfang Juni versammelten sich die Gesellen erneut in der Kirche zu einer Jahrzeit (alljährliches Gedenken an ­Verstorbene) und trafen sich anschliessend zu einem gemeinsamen Mahl. Auch dieses Treffen war Pflicht und wurde bei Absenz mit Busse bestraft. Wenn ein Geselle gestorben war, hatten alle an der Begräbnisfeier teilzunehmen. Geistliche sollten für den Verstorbenen eine Messe lesen, ­während Laienmitglieder verpflichtet waren, drei Gebete zu sprechen. Eine Alternative dazu war die Stiftung von Wein für Sondersieche (Leprakranke). Heiterer verlief der Neujahrsabend. Die Gesellen versammelten sich zur Wahl des Leitergremiums, das aus vier Pflegern bestand, die ihrerseits vier weitere Männer auswählten. Acht Mit­ glieder waren also jeweils für das Wohlergehen der Gesellschaft zuständig und gelobten der «gesellschafft nutz». Das Führungsgremium war verantwortlich für die Finanzen und die Prä-

131 Schloss Blidegg, Wohnsitz des Bischofs­ zeller Gesellen Junker Erasmus Riff, Gerichtsherr von Zihlschlacht. Ausschnitt aus dem Wand­ behang mit der Ansicht von Bischofszell (Bild 96). Stickerei. Vermutlich Konstanz, um 1510 –1525. Historisches Museum Basel, 1873.6.

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132 Handgiessgefäss, um 1500. Weil es als unfein galt, mit unge­ waschenen Händen zu Tisch zu sitzen oder mit schmutzigen Fingern ins Salzfass zu greifen, gehörte das Handgiessgefäss zu den wich­ tigsten Geräten des Stubeninventars. Historisches Museum Bischofs­ zell, Inv. 14205.

sentation der Jahresrechnung am Neujahrsabend. Es achtete auf die Einhaltung der Regeln und organi­sierte Anlässe wie «mähler und schenkhenen» (Mahlzeiten und Trinkrunden). Der Stubenwirt Für den reibungslosen Ablauf einer Zusammenkunft war der Stubenwirt verantwortlich. Er wurde jeweils am Vorabend eines Treffens über seinen Einsatz informiert. Seine Aufgaben waren vielfältig: Er hatte mittags beim zwölften Schlag in der Stube zu sein. Dort wartete er mit den Gesellen bis 13 Uhr. Danach begann das gemeinsame Mahl, das bis in den Nachmittag hinein dauerte. Um halb vier Uhr zog er die Zeche ein. Konsumierte ein Geselle nichts, musste er die halbe Zeche bezahlen. Innert drei Tagen musste der Wirt die Rechnungen des Weinschenks und Bäckers begleichen und den Stubenknecht für Einkaufen, Kochen, Servieren und Aufräumen entlöhnen. Der Wirt war auch für die Ordnung in der Trinkstube verantwortlich. Wenn es unter den Gesellen zu Streit kam, sorgte er, gemeinsam mit den Pflegern, für die Beilegung und verhängte ­Bussen. Bestraft wurden neben Auseinandersetzungen auch andere Verstösse, zum Beispiel Absenz trotz Anmeldung, verbotene Würfel- und Kartenspiele, Fluchen und Streiten. Welche Spiele erlaubt waren, bestimmten jeweils Vogt und Rat der Stadt Bischofszell. Die Arbeit des Wirts war nicht umsonst, er bezahlte nur die halbe Zeche. Damit er seine Auf­ gaben seriös wahrnahm, war es ihm verboten zu spielen. Ein Blick in die Stube Einer Notiz von Geselle David Bridler zufolge befand sich die Trinkstube bei der «oberen stube» des Rathauses. Sie dürfte mindestens zwei Zimmer umfasst haben: einen Raum, in dem gut 20 Personen samt Tisch und Bänken Platz fanden, sowie eine Küche. Der Tisch für die gemeinsamen Mahlzeiten der Gesellschaft war das wichtigste Möbel. Zum Hausrat gehörten zudem 22 grosse und kleine Platten, 16 kleine Teller, 7 Kannen, alle aus Zinn, 3 grosse «häffen» aus ­Eisen,

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133 Gesellen in der Frauenfelder Trinkstube: Die Szene zeigt einen Streit zwischen dem betrunkenen Land­ vogt Oswald Meyenberger und dem evangelisch gesinnten Hanns Heinrich Mörikofer im Januar 1585. Auf dem Tisch steht eine Platte mit einer Fischspeise. Wein wird aus teilvergoldeten Silberbechern getrun­ ken. Zeichnung koloriert. Zentralbibliothek Zürich, Ms F 33, Bl 2r.

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Bildnachweis Die Zitierweisen der Quellenangaben folgen den Usanzen der jeweiligen Archive und Bibliotheken. 1, 12, 13, 14, 96, 114, 115, 131  Historisches Museum Basel, Foto P. Portner. 2, 16, 34, 45, 52 – 54, 57, 61, 87 – 89, 106, 107, 110, 113, 116  Amt für Archäologie Thurgau, Foto Daniel Steiner. 3, 22, 25, 62, 67, 82, 85, 133  Zentralbibliothek Zürich. 4  Reproduktion aus: Hartmann Schedels Weltchronik, Nürnberg 1493. 5, 141  Reproduktion aus: Das mittelalterliche Hausbuch der Sammlung der Fürsten zu Waldburg Wolfegg, hrsg. von Christoph Graf von Waldburg Wolfegg. München/New York 1997, Faksimile. 6, 41  Historisches Museum Thurgau, Frauenfeld. 7, 27, 40, 66, 68, 70, 91  Foto Dominik Gügel, Napoleonmuseum Arenenberg. 8, 28 – 30, 32, 71, 74 – 76, 95, 111, 112  Rosgartenmuseum Konstanz. 9  Burgerbibliothek Bern. 10  Foto Schweizerisches Nationalmuseum, DIA-4415. 11  Karlsruhe, Badische Landesbibliothek. 15  Zeichnung Hansjörg Küster, Hannover, 1988. 17  Österreichische Nationalbibliothek Wien. 18  Foto Marlu Kühn, Basel. 19, 23  Foto Urs M. Weber, Larix Consulting, Oltingen. 20, 21  Kantonsarchäologie Schaffhausen, Foto André Rehazek. 24  Ludwig-Maximilians-Universität München, Universitätsbibliothek. 26  Historisches Museum Thurgau, Schaudepot St. Katharinental. 31  Foto Schweizerisches Nationalmuseum, DIG-1852. 33, 43, 49, 50, 55  Diebold-SchillingChronik 1513  © Eigentum Korporation Luzern. 35 – 37  Foto Christoph Zollikofer, Kilchberg.

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38  Reproduktion aus: Hofmann, Erich und Herbert, Konstanz: alte Stadt in alten Bildern, Konstanz 1978, S. 54. 39  Foto Christina Egli, Napoleonmuseum Arenenberg. 42  Reproduktion aus: Der Thurgau in alten ­A nsichten. Druckgraphiken von 1500 bis um 1880, hrsg. von Ernst Müller, Frauenfeld 1992, S. 323. 44, 63, 118, 120  Staatsarchiv des Kantons Thurgau. 46, 124, 128  Stadtarchiv der Ortsbürgerge­ meinde St. Gallen. 47, 78  Zeichnung Urs Stuber, Frauenfeld. 48  Aargau, Aargauer Kantonsbibliothek, http:// www.e-codices.unifr.ch/de/kba/0016-1/986. 51  Amt für Archäologie Thurgau, Foto Daniel Steiner, Grafik Martina Aeschlimann. 56  Foto Stefan Sonderegger, St. Gallen. 58  Foto Eliane Dürst, Baden/AG. 59, 60  Foto Meinrad Schade, Zürich. 64  Universitätsbibliothek Heidelberg. 65, 81, 86  Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek. 69  Reproduktion aus: Steiner, Heini, Orts­ geschichte und Heimatbuch, Winterthur 1954, S. 412. 72 © Institut für Archäologien, Universität Innsbruck. 73  Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg. 77  Aargau, Aargauer Kantonsbibliothek, http:// www.e-codices.unifr.ch/de/kba/0016-1/814. 79  Bundesamt für Kultur Bern, Klostermuseum St. Georgen, Foto Sacha Geiser. 80  Reproduktion aus: Maurer, Helmut, Die Beziehungen innerhalb der Bodenseeregion im Früh- und Hochmittelalter, in: St. Galler Geschichte, Bd. 2, Hoch- und Spätmittelalter, St. Gallen 2003, S. 292. 83  Aargau, Aargauer Kantonsbibliothek, http:// www.e-codices.unifr.ch/de/kba/0016-1/900//0/ Sequence-913. 84, 90  Archäologisches Landesmuseum BadenWürttemberg, Foto Manuela Schreiner. 92  Reproduktion aus: Hirsch, Fritz, Konstanzer Häuserbuch, Bd. I, Heidelberg 1906, S. 247.

Anhang  •  Bildnachweis

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93  Stadtbibliothek Nürnberg. 94, 125, 126  Stadtarchiv Konstanz. 97, 98  Amt für Archäologie Thurgau, Grafik Martina Aeschlimann. 99, 100, 108, 129, 132  Historisches Museum Bischofszell, Foto Alexandra M. Rückert. 101 – 105  Foto Franz-Josef Stiele-Werdermann, Amt für Denkmalpflege Thurgau. 109  Foto J. Monbaron, Bischofszell. 117  Foto Raimund Hipp, Frauenfeld. 119  Stadtarchiv Winterthur. 121 – 123  Historisches Museum Thurgau, Frauenfeld, Foto Daniel Steiner. 127  Historisches und Völkerkundemuseum St. Gallen. 130  Katholisches Pfarrarchiv Frauenfeld. 134  Bayerische Staatsbibliothek München. 135, 136, 138 – 140  Frauenfeld, Kantonsbibliothek Thurgau. 137  Foto Peter Jezler, Schaffhausen.

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Autorinnen und Autoren Regine Abegg (geb. 1959) Dr. phil., Studium der Kunstgeschichte, spani­ schen Literatur und Kirchengeschichte in Zürich, Madrid und Salamanca. Assistentin am Lehrstuhl für Kunstgeschichte des Mittelalters in Zürich. Autorin der Kunstdenkmäler-Bände zur Zürcher Altstadt. Seit 2009 Autorin der Kunstdenkmäler-Bände des Kantons Thurgau. Forschungen und Publikationen zur mittelalterlichen Architektur und Skulptur in Spanien und in der Schweiz sowie zur Reise- und Prome­ nadenkultur der Belle Époque. Doris Bentele-Baumann (geb. 1952) M.A. Universität Zürich, Studium der Kunstgeschichte und Allgemeinen Geschichte in Zürich. Arbeitet an ihrer Dissertation zu den St. Galler Stadtansichten des 16. und 17. Jahrhunderts und ist freiberuflich tätig. Peter Bretscher (geb. 1956) lic. phil., MAS, Studium der Volkskunde, Sozialund Wirtschaftsgeschichte sowie der deutschen Sprachgeschichte an der Universität Zürich. Nachdiplomstudium Museologie in Basel. 1990 – 1994 Konzeption und Realisierung des Wohnmuseums Lindwurm in Stein am Rhein. 1994 bis 2002 Kurator der Historischen Abteilung am Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen. Seit­her Kurator am Historischen Museum Thurgau und Leiter des Schaudepots St. Katharinental. Harald Derschka (geb. 1969) PD Dr. phil., Studium der Geschichte und der Philosophie an der Universität Konstanz. 1997 Promotion über die Ministerialen des Hochstif­ tes Konstanz, 2011 Habilitation über die Viersäftelehre als Persönlichkeitstheorie. Arbeitsschwerpunkte in der Geistesgeschichte, der Münz- und Geldgeschichte, der Rechtsgeschichte und der südwestdeutschen Landesgeschichte.

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Christina Egli (geb. 1958) lic. phil., Studium der Kunstgeschichte, Geschichte des Mittelalters und der Mittelalterarchäologie an den Universitäten Konstanz und Zürich. Seit 2002 stellvertretende Direktorin und Konservatorin am Napoleonmuseum Thurgau. Arbeitet an ihrer Dissertation über den französischen Maler Jean-Antoine Laurent (1763 – 1832) sowie an einer Biografie über die Fürstin Amalie Zephyrine von Hohenzollern-Sigmaringen (1760 – 1841). Frederik Furrer (geb. 1987) B. A., Studium der Kulturwissenschaft mit Major Geschichte an der Universität Luzern sowie Arbeit im Klosterarchiv Einsiedeln. Seit 2012 Masterstudium der Geschichte und Mediävistik an der Universität Zürich, daneben Tätigkeit im Staatsarchiv Zürich. Forschungsschwerpunkte: Historische Kriminalität und Methodologie. Hannes Geisser (geb. 1966) Dr. sc. nat., Studium der Verhaltensökologie, Anthropologie und Biomathematik an der Universität Zürich, Promotion 2000. Bis 1993 Tätigkeit als freischaffender Biologe. 1994 – 1997 wissenschaftlicher Assistent am Naturmuseum St. Gallen, seit 1998 Direktor des Naturmuseums Thurgau in Frauenfeld. Dominik Gügel (geb. 1962) M. A., nach dem Abitur Offiziersausbildung bei der Bundeswehr. Anschliessend Studium der Geschichte und der Politischen Wissenschaften an der Universität Konstanz sowie Arbeit im Bereich Denkmalpflege/Bauforschung/Restaurierung. Aufbaustudium der Kunstgeschichte und Archäologie des Mittelalters an der Universität Zürich. Seit 2000 Direktor des Napoleonmuseums Thurgau und Dozent für Militärgeschichte an der Offiziersschule des Heeres in Dresden.

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Britta Pollmann (geb. 1976) Dr. phil., Studium der Archäologie (dipl. phil.) und Biologie (dipl. biol.) an den Universitäten Bonn, Tübingen und Basel. 2012 Promotion in der Integrativen Prähistorischen und Naturwissenschaftlichen Archäologie der Universität Basel. Besondere Schwerpunkte: archäobiologische Analysen, Feuchtbodenarchäologie und Öffentlichkeitsarbeit. Margret Ribbert (geb. 1958) Dr. phil., Studium der Kunstgeschichte, Klassischen Archäologie und Christlichen Archäologie in Münster/Westfalen und Bonn. 1989 – 1991 Volontariat am Ulmer Museum. 1991 – 1994 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Germanischen Nationalmuseum Nürnberg. Seit 1994 Konservatorin der Abteilung Angewandte Kunst und Alltagskultur am Historischen Museum Basel. Alexandra M. Rückert (geb. 1966) lic. phil., Studium der Allgemeinen Geschichte, Niederlandistik sowie Sozial- und Wirtschafts­ geschichte an den Universitäten Zürich und Leiden. Seit 2013 Kuratorin am Historischen Museum Bischofszell. 2009 – 2013 stellvertretende Direk­torin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Historischen Museum Thurgau. 1998 – 2009 Projektarbeit für diverse Archive und Museen, zum Beispiel Bundesarchiv, Museum Burghalde Lenzburg, Museum Aargau, Inventar des kuli­ narischen Erbes der Schweiz. Barbara Schmid (geb. 1967) Dr. phil., Studium der Germanistik, Englischen Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität Zürich. Promotion in älterer deutscher Literatur. Seit 2013 Leiterin Historische Bestände und Sammlungen an der Kantonsbibliothek Thurgau, wo sie unter anderem die Thurgauer Klosterbibliotheken betreut.

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Gudrun Schnekenburger (geb. 1945) Dr. phil., Studium der Vor- und Frühgeschichte, Geschichte, Anthropologie und Volkskunde in München und Kiel. Promotion in Vor- und Frühgeschichte. Lebt und arbeitet in Konstanz. Diverse Engagements im Landesdenkmalamt und Archäologischen Landesmuseum BadenWürttemberg. Seit 2004 Stadtführungen in Konstanz sowie Vorträge und Exkursionen zu kulturhistorischen Themen. Roman Sigg (geb. 1975) lic. phil., Studium der Geschichte und Germanistik an der Universität Zürich. 2000 – 2002 wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Schaffhauser Mundartwörterbuch, 2002 – 2008 Assistent im Phonogrammarchiv der Universität Zürich. Danach wissenschaftlicher Mitarbeiter im Staatsarchiv Schaffhausen und Stadtarchiv Chur. Seit 2012 Stadtarchivar in Stein am Rhein, seit 2013 Mitinhaber der Firma Acta Archiv GmbH. Diverse Publikationen zu Geschichte und Dialektologie. Stefan Sonderegger (geb. 1958) Prof. Dr. phil., Historiker. Stadtarchivar der Ortsbürgergemeinde St. Gallen und Titularprofessor für Geschichte des Mittelalters an der Universität Zürich; Bearbeiter des St. Galler Urkundenbuchs «Chartularium Sangallense». Nicole Stadelmann (geb. 1987) M. A., Studium der Geschichte und Kunstgeschichte an der Universität Zürich. Seit 2012 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Stadtarchiv der Ortsbürgergemeinde St. Gallen. Arbeitet an ihrer Dissertation zu wirtschaftlichen Strategien des Handwerks in St. Gallen im 18. Jahrhundert.

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Daniel Steiner-Rüedi (geb. 1960) Ausbildung zum Primarlehrer in Rickenbach/SZ und Weiterbildung zum Zeichenlehrer an der Schule für Gestaltung Luzern. Seit 1989 Gra­bungs­techniker und Fotograf im Amt für Archäo­logie Thurgau. Fachspezialist für Bau­ untersuchungen und Dendrochronologie. Doris Stöckly (geb. 1960) Dr. phil., Studium der Geschichte und Romanistik in Zürich, Montpellier und Paris. Lizenziat an der Universität Zürich. Promotion an der Pari­ ser Sorbonne über die venezianische Handels­ flotte im 14./15. Jahrhundert. Archivaufenthalte und archäologische Ausgrabungen in Venedig, Dubrovnik und Zypern. 1993 – 1996 Stipendiatin bei den Monumenta Germaniae Historica München (Edition des Libellus X des Bernold von Konstanz). Seit 1996 Archivarin und Editorin der Thurgauischen Rechtsquellen im Staatsarchiv Thurgau. Daneben Mitarbeit an Publika­ tionen und Ausstellungen zur Thurgauer Rechtsgeschichte und zu venezianischen Themen. Silvia Volkart (geb. 1955) Dr. phil., Studium der Kunstgeschichte, der französischen und deutschen Literatur an der Universität Zürich. 1977 – 1987 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft, Zürich. Danach als freiberuf­l iche Kunsthistorikerin und Publizistin in Winterthur tätig. Forschungsschwerpunkte: Kunst des Spätmittelalters und der Malerei in der Schweiz im 19./20. Jahrhundert. Projektleiterin der Publikationsreihe «Der Thurgau im späten Mittelalter».

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