Benedikt Weibel: Das Jahr der Träume. 1968 und die Welt von heute.

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Joyce Johnson, Lebensgefährtin von Jack Kerouac

Benedikt Weibel (* 1946) ist in Solothurn aufgewachsen und hat an der Universität Bern Betriebswirtschaft studiert. 1971 erwarb er das Diplom als Bergführer. 1978 trat er in die SBB ein und war von 1993 bis 2006 deren Chef. Die nächsten beiden Jahre koordinierte er im Auftrag des Bundesrats die Fussball-Euro 2008. Von 2007 bis 2016 war er Honorarprofessor für Praktisches Management an der Universität Bern. Heute ist er Präsident und Mitglied verschiedener Institutionen und Publizist. Publikationen: Simplicity – die Kunst, die Komplexität zu reduzieren (7. Auflage 2017), Endlich beginnen die Schwierigkeiten (2016), Mir nach! (4. Auflage 2014), Von der Schublade ins Hirn (3. Auf­lage 2012).

Die 1960er-Jahre sind das ereignisreichste Jahrzehnt der Geschichte. Die Generation, die noch Krieg und Entbehrung erlebt hat, und die Nachkriegsgeneration, die in einer Zeit ungebrochenen Wachstums aufwächst, prallen wie zwei tektonische Platten aufeinander. Zunächst ist es die Musik, die den Zeitgeist prägt, dann Sex und Drogen, dann zunehmende Empörung: über die Ausbeutung der Dritten Welt, einen wahnwitzigen Krieg in Vietnam und unhaltbare Zustände an den Universitäten. 1968 bricht der Vulkan aus und entlädt sich in Strassenschlachten über den ganzen Globus. Es folgen Katzenjammer, Ausnüchterung und die Zersplitterung der Bewegung. 50 Jahre später ist die Welt eine andere. Man fragt sich, ob die Forderung aus dem Pariser Mai 68 nicht wieder notwendig ist: «Die Phantasie an die Macht!»

Benedikt Weibel   Das Jahr der Träume – 1968 und die Welt von heute

«Die Suche nach irgendetwas war der psychische Hunger meiner Generation.»

Benedikt Weibel

D as Jahr der Träume

1968 und die Welt von heute

Benedikt Weibel lässt den Groove der 1960er-Jahre aufleben, schildert den abrupten Wechsel in die schwarzen 1970er-Jahre und schlägt einen Bogen in die heutige Zeit.

ISBN 978-3-03810-286-1 ISBN 978-3-03810-286-1

Umschlagabbildung: © Helga Knüppel

9 783038 102861

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Mit dem Wechsel des Kalenderblatts werden die grauen 1950er-Jahre durch das bunteste, schrillste und ereignisreichste Jahrzehnt der Geschichte abgelöst. Die neue Musik liefert einer aus dem Nichts entstehenden globalen Jugendbewegung den Rhythmus, den Stil und die Botschaften. Im Summer of Love pilgern Hippies in Sandalen und weiten Gewändern nach San Francisco und leben nach dem Motto «Make love, not war». Gleichzeitig tobt der Kalte Krieg, und die Welt steht am Abgrund. Die alten Kolonialreiche erleben ihre letzten Zuckungen. An den Universitäten proben die Studentinnen und Studenten den Aufstand. Im Ostblock regt sich Widerstand gegen die Parteibonzen. In Vietnam verstricken sich die USA in einen aussichtslosen Kampf gegen die lokale Widerstandsbewegung, während sie im eigenen Land von Rassenunruhen durchgeschüttelt werden. 1968 kommt der weltweit brodelnde Vulkan zum Ausbruch.

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Lektorat: Iwona Eberle, Zürich Umschlag: TGG, Hafen Senn Stieger, St. Gallen, unter Verwendung einer Illustration von Helga Knüppel Gestaltung, Satz: Gaby Michel, Hamburg Druck und Einband: CPI books GmbH, Leck Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, ­insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikro­­­verfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugs­ weiser Verwertung, vorbehalten. Eine ­Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetz­lichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Z ­ uwider­handlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. ISBN 978-3-03810-286-1

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Inhalt

1. Vorspiel  7 2. Rausch  19 3. Ausnüchterung  109 4. Rückspiegel  139 5. Heute  163 6. Morgen  189 Anhang Anmerkungen  213 Literatur  236 Personenverzeichnis  240 Dank  245

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«Realize and accept that life isn’t fair.» Aus dem Brief eines unbekannten Quäkers, Wie werde ich ein besserer Mensch 1

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1. Vorspiel

Ich musste lernen zu stricken, was nicht dem Rollenbild eines zehnjährigen Knaben in den 1950er-Jahren entsprach. Der äus­ sere Anlass für diese Aktion zerstreute allerdings alle Zweifel. Sowjettruppen waren in Ungarn eingefallen und hatten die aufkeimende Revolution gegen den Kommunismus brutal unterdrückt. Deshalb strickten wir quadratische Wollplätzchen, die zu Decken zusammengenäht wurden. Tausende Pakete mit diesen Decken und anderen Gaben wurden nach Ungarn verschickt. Zehntausende Flüchtlinge strömten in den Westen. Istvan wurde uns als neuer Mitschüler vorgestellt und herzlich willkommen geheissen. Einige Monate später, am 1. Mai 1957, begleitete ich meine Mutter in die Stadt, als wir einem Umzug mit roten Fahnen begegneten. «Das sind Kommunisten, die, die in Ungarn einmarschiert sind», erklärte sie mir. Es war das erste Ereignis der Weltgeschichte, das ich bewusst wahrgenommen habe. Es stand für die Situation nach dem Zwei­ten Weltkrieg mit einer Welt, die in zwei Blöcke aufgeteilt war. Auf der einen Seite die in unserem Denken freie Welt, auf der anderen der Kommunismus mit seiner geknechteten Bevölkerung. Beide Systeme durch den Eisernen Vorhang streng getrennt. Diese Bipolarität prägte die Weltgeschichte. Der Wettbewerb zwischen den Systemen war unerbittlich und fand auf den verschiedensten Ebenen statt. Der Wettlauf um neue Vernichtungstechnologien, der sich in den letzten Kriegsjahren intensivierte, wurde von den USA und der Sowjetunion unvermindert weitergeführt. Der direkten kriegerischen Konfrontation gingen die Grossmächte zwar aus dem Weg, aber die Kämpfe verlagerten sich auf Nebenkriegsschauplätze. Eine völlig neue Dimension war die Eroberung des Weltalls; auch hier kämpften die 7

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Sowjetunion und die USA um den technologischen Vorsprung. Der entscheidende Kampf aber fand um die Wirtschaft statt. Hier würde sich zeigen, welches System überlegen war. Es gehört zu den verblüffendsten Ereignissen der Geschichte, in welchem Tempo sich die Wirtschaft Europas von der Stun­ ­de null zur stärksten Wachstumsphase aller Zeiten aufschwang. Eben noch hatten Trümmerfrauen den Schutt in den zerstörten Städten beseitigt. Anfang der 1950er-Jahre waren in England, Deutschland und Österreich noch Lebensmittelkarten im Umlauf. Formell wurde der Kriegszustand zwischen Grossbritannien und Deutschland erst 1951 aufgehoben. 1955 kehrten die letzten Kriegsgefangenen nach Deutschland zurück. Die Konkurrenz zwischen den Blöcken beförderte diesen Wirtschaftsboom. Der nach dem amerikanischen Aus­senminister benannte MarshallPlan, eine milliardenschwere Aufbauhilfe der USA, wurde allen europäischen Staaten angeboten. Auf Druck der Sowjetunion verzichteten aber die zu Satellitenstaaten der UdSSR degradierten osteuropäischen Staaten auf die Unterstützung. Die Franzosen nennen diese Periode aus­serordentlichen Wachstums nach 1945 «Les Trente Glorieuses», die Briten und Amerikaner «The Golden Age». Dieser wirtschaftliche Aufschwung fand unabhängig vom jeweiligen Wirtschaftssystem auf der ganzen Welt statt. Das sogenannte Goldene Zeitalter war ein weltweites Phänomen.1 Diese Entwicklung wäre ohne einen wirtschaftspolitischen Konsens, der auf den bitteren Erfahrungen der Weltwirtschaftskrise von 1929 beruhte, kaum zustande gekommen. Die Weltwirtschaftskrise wurde dem Versagen des schrankenlosen freien Markts angelastet. Staatliche Rahmenbedingungen sollten dies in Zukunft verhindern. Das Credo war: Nie wieder Massenarbeitslosigkeit! 2 Der Frontstaat zwischen den beiden Blöcken war Deutschland. Das Land lag nach dem Krieg in Trümmern, hatte wichtige Gebiete verloren und war durch den Eisernen Vorhang in zwei Einflusssphären geteilt. Dank der Hilfe des Marshall-Plans, aber 8

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auch durch unbändige Schaffenskraft rappelte sich die Bundesrepublik Deutschland innert kürzester Zeit auf. Bald begann man vom Wirtschaftswunder zu sprechen. Als Vater dieses Wunders gilt der damalige Wirtschaftsminister und spätere Bundeskanzler Ludwig Erhard. Seine Parole war «Wohlstand für alle» und sein Modell die auf Privateigentum und Wettbewerb ba­ sierende «Soziale Marktwirtschaft». Dirigistische Staatseingriffe wurden abgelehnt. Staatliches Handeln sollte sich auf das Setzen wirksamer Rahmenbedingungen beschränken. Fehlentwicklungen des freien Markts wurden durch soziale Massnahmen abgefedert. Bereits Mitte der 1950er-Jahre wurden in gros­sem Stil soziale Reformen umgesetzt: die Fünf-Tage-Woche, ein allmäh­ licher Übergang zur 40-Stunden-Woche und eine gros­se Rentenreform. Das Gewicht, das dem Adjektiv «sozial» und den entsprechenden Massnahmen zugemessen wurde, erklärt sich nicht zuletzt als Folge der ideologischen Auseinandersetzung zwischen Ost und West. Die «Soziale Marktwirtschaft» wurde zum durchschlagenden Erfolg. Das Bruttosozialprodukt wuchs in Deutschland in den 1950er-Jahren um über 10 Prozent pro Jahr. Auch in den anderen Ländern Westeuropas war die Generation, die den eindrücklichen wirtschaftlichen Aufbau schaffte, von den Erfahrungen des Kriegs geprägt. Allmählich begann man sich an den zunehmenden Wohlstand zu gewöhnen. Auto, Fernsehen und vor allem das Einfamilienhaus wurden zu den prägenden Statussymbolen für den wachsenden Mittelstand. Man konnte sich wieder Reisen und Urlaube gönnen. Die Rollen in den Mittelstandsfamilien waren klar verteilt. Der Mann arbeitete, die Frau kümmerte sich um Haushalt und Kinder. Heim und Arbeitsplatz waren sich so nahe, dass man zu Hause Mittag essen konnte. Dazu hörte die Familie schweigend die Mit­­tagsnachrichten am Radio. Nach dem Essen legte sich der Gatte aufs Sofa und machte ein Nickerchen, während die Mutter das Geschirr wusch und die Kinder es abtrockneten. Dann servierte sie ihrem Mann den Kaffee, bevor er sich wieder auf den 9

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Weg zur Arbeit machte. Die Hierarchie war klar, der Erziehungsstil autoritär. Körperliche Züchtigung gehörte zum Arsenal und wurde meist dem Vater überlassen. Die zunehmenden Ausgaben für Haus, Auto und andere Konsumgüter führten immer wieder zu Geldsorgen. «Die Konzentration auf materielle Verbesserungen, auf Familie und häusliches Leben und der Stolz auf das Erreichte drängen das Interesse an Politik und an gesellschaftlichen Veränderungen vielfach in den Hintergrund.»3 Nach dem Chaos der Kriegsjahre war Ruhe und Ordnung das oberste Gebot. «Die Jungen wurden unentwegt zur ‹Korrektheit› angehalten. Wer nicht spurte, fing sich Prügel ein. Halt dich gerade. Mach deinen Diener. Sei schön artig. Stell die Negermusik ab. Was sollen die Leute davon denken. Heul nicht.»4 Keiner hat diese gesellschaftspolitische Realität sarkastischer ins Bild gesetzt als Paul Klee in seiner Radierung Zwei Männer, einander in höherer Stellung vermutend. Das Bild zweier sich gegenseitig mit Bücklingen begrüssender Männer stammt zwar von 1903, wird den 1950er-Jahren aber immer noch gerecht. «Es war die mit gnadenloser Selbstzufriedenheit andauernde Nierentisch-­ Gemütlichkeit der stickigen Fifties …»5 Eine nach dem Krieg aufgewachsene Frau erinnert sich Jahrzehnte später an dieses Leben und an die damaligen Zukunftsaussichten. Es war «einfach langweilig, und die Perspektive, die man gehabt hat für das, was man später mal werden sollte, war noch langweiliger … Ungeschminkte Frau mit weiten Röcken, die mit ihren Kindern über die Wiese hüpft, so ungefähr habe ich meine Zukunft gesehen.»6 Nie in der Geschichte war der Bruch zwischen zwei Gene­ rationen grös­ser. Der Historiker und «retrospektive Zukunftsforscher» Joachim Radkau erinnert daran, wie bescheiden die Ansprüche der Kriegsgeneration damals waren. «Glück ist vor allem zu leben, seine gesunden Glieder zu spüren, seinen Frieden, seine Freiheit, seine Familie, seine Freunde, sein Zuhause zu haben, zu lieben und geliebt zu werden, in der Heimat zu sein, nicht hungern zu müssen, eine unantastbare Privatsphäre zu haben.»7 Die 10

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Eltern waren durch Entbehrung und Disziplin geprägt, ihre Kinder durch die Sorglosigkeit einer wachsenden Konsumgesellschaft. Für die Jugend war es schwierig, sich der häuslichen Idylle zu entziehen. Freizeitangebote für Jugendliche gab es kaum. Das Freiheitsgefühl, das vom Elternhaus sich abnabelnde Heranwach­ sende verspüren, erlebten viele das erste Mal bei den Pfadfindern oder ähnlichen Jugendorganisationen. Nirgendwo war das Verhältnis dieser beiden Generationen belasteter als in Deutschland. «Wir hatten alle Eltern, die Dinge erlebt haben, über die sie mit ihren Kindern nicht reden konnten.»8 Die Kinder hatten eine vage Vorstellung von den Verstrickungen ihrer Väter. «Wir wussten als Kinder, dass unser Vater im Zuchthaus gewesen war, drei Jahre lang. Aber wir haben nicht den Mut gehabt, dem auf den Grund zu gehen.»9 Wer doch den Mut aufbrachte, der wurde mit einem «das muss auch einmal vorbei sein»10 abgespeist. Für die Nachkriegsjugend prägte der deutsche Soziologe Helmut Schelsky 1957 den Begriff der «skeptischen Generation». Er wagte eine Prognose, die offensichtlich noch vom Lebensgefühl der Kriegsgeneration ausgeht: «… diese Generation wird nie revolutionär, in flammender kollektiver Leidenschaft auf die Dinge reagieren … Man wird sich auf keine Abenteuer einlassen, sondern immer auf die Karte der Sicherheit setzen, des minimalen Risikos, damit das mühselig Erreichte, der Wohlstand und das gute Gewissen, die gebilligte Demokratie und die private Zurückgezogenheit, nicht wieder aufs Spiel gesetzt wird. In allem, was man so gern weltgeschichtliches Geschehen nennt, wird diese Jugend eine stille Jugend werden.»11 So kann man sich täuschen. Ein Jahrzehnt später charakterisierte die unmittelbare Nachkriegsgeneration ihre Eltern mit der herablassenden Terminologie dieser Zeit als repressiv und aufwärtsmobil. Die Welt war alles andere als friedlich. Die USA und die Sowjetunion rüsteten massiv auf, ihr nukleares Potenzial wurde quantitativ und qualitativ hochgefahren. Dieses «Gleichgewicht 11

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des Schreckens» prägte den Kalten Krieg. «Ganze Generationen wuchsen im Schatten einer globalen atomaren Schlacht auf, von der man allgemein glaubte, dass sie jeden Moment ausbrechen und die Menschheit vernichten könnte.»12 Einer direkten Konfrontation gingen die beiden Supermächte aber aus dem Weg. Die gegenseitigen Einflusszonen wurden respektiert. Der Westen akzeptierte stillschweigend, dass sowjetische Panzer den Arbeiteraufstand in der DDR von 1953 und den Aufstand in Ungarn von 1956 niederwalzten. Dafür wurden auf verschiedenen Schauplätzen Stellvertreterkriege ausgefochten. Die Richtschnur für amerikanisches Handeln war die Domino-Theorie. Auch auf fernen Schauplätzen in Asien und Afrika musste vermieden werden, dass sich ein kommunistisches Regime etablierte. So sollte verhindert werden, dass reihenweise angrenzende Staaten ins Reich des Bösen abdrifteten. Der erste dieser Kriege fand Anfang der 1950er-Jahre in Korea statt. Gleichzeitig begannen sich die Überreste der alten Kolonialreiche aufzulösen. Indochina, Indonesien, Uganda, Kenia, Tu­ nesien, Algerien, der Suezkanal waren die Schauplätze erbitterter Auseinandersetzungen zwischen Befreiungsbewegungen und den in letzten Energieschüben sich wehrenden K ­ olonialmächten. Im Kampf des kenianischen Geheimbundes Mau-Mau g­ egen die britische Kronkolonie kamen mehr als 100 000 Menschen ums Leben. Neben Grossbritannien war vor allem Frankreich betroffen. Am 7. Mai 1954 ergaben sich die französischen Truppen in Indochina nach einer 56-tägigen Belagerung der Dschungelfestung Dien Bien Phu. Fast gleichzeitig begann in Algerien eine Terrorwelle, ausgelöst von der Front National de Libération unter der Führung von Ahmed Ben Bella. Die Wunden des Alge­ rienkriegs sind bis heute nicht verheilt. Im Rüstungswettlauf schienen die USA überlegen zu führen. Ende 1952 testeten die USA zum ersten Mal eine thermonukleare Wasserstoffbombe, bereits im August 1953 zog die UdSSR nach. Ein regelrechter Schock für die USA war es, als die Sowjets am 12

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4. Oktober 1957 völlig überraschend mit dem Sputnik 1 erstmals einen Satelliten auf eine Erdumlaufbahn schickten. Die Wiedereinführung der Wehrpflicht und der Beitritt zur NATO führten in der Bundesrepublik Deutschland zu Protesten, die auch von der DDR unterstützt und gesteuert wurden. An einer Kundgebung in Essen am 11. Mai 1952 nahmen 30 000 vorwiegend junge Menschen teil. Als sich die Menge den Anordnungen widersetzte, schoss die Polizei und tötete den jungen Kommunisten Philipp Müller.13 Die Angst vor einem atomaren dritten Weltkrieg wuchs. Gleichzeitig weckte die zivile Nutzung der Kernenergie eupho­ rische Erwartungen. Das «friedliche Atom» wurde als Schlüssel für die Energie der Zukunft proklamiert. 1956 erschien das Buch Wir werden durch die Atome leben, das für die nahe Zukunft prophezeite, dass man mit einem Teelöffel Atomenergie ein Auto jahrelang betreiben könne, ohne je nachzufüllen.14 Auch Biologie, Industrie und Technik, Land- und Forstwirtschaft würden durch das friedliche Atom revolutioniert. Das Wahrzeichen der ersten Weltausstellung nach dem Krieg, 1958 in Brüssel, war das Atomium, Symbol für die friedliche Nutzung der Atomenergie. In dieser Zeit des «Schaffe, schaffe, Häusle baue» zeigten sich erste Vorboten von etwas völlig Neuem. Offenbar hatte der Papst eine Vorahnung, als er 1952 gegen die populäre Musik und die modernen Tänze protestierte. Der Geburtstag einer völlig neuen Jugendkultur war nämlich erst der 29. März 1954. Ein amerikanischer Lastwagenfahrer namens Elvis Presley veröffentlichte seine erste Single That’s All Right. «Plötzlich öffnete sich eine Tür in dieser scheintoten Welt.»15 Auch in Freehold, New Jersey, als der noch nicht zehnjährige Bruce Springsteen wie hypnotisiert vor dem Fernsehschirm sass. Elvis Presley trat in der Ed Sullivan Show auf und war, wie sich Springsteen erinnert, ein «hüfte­ wackelndes menschliches Erdbeben».16 Es folgten Bill Haley mit Rock around the Clock und Chuck Berry mit Maybellene. So et13

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was hatte man noch nie gehört. Es war eine sinnliche, mit­reis­ sende Musik mit starken Beats und, wenn man sie live sah, voller se­xueller Anspielungen. «Es klang wie das Eintrittsbillett zu einer Welt, die auf mich wartete und auf die ich wartete.»17 Von der Generation der Eltern wurde die neue Musik vehement abgelehnt und als «Negermusik» verteufelt, «ringsher­um tosten damals die Diskussionen, ob man dieses Teufelszeug nicht besser verbieten sollte».18 Für die Heranwachsenden war es die Gelegenheit, sich von den Lebensentwürfen der Älteren abzu­ heben. Auch im Film fand die Jugend neue Idole. James Dean, «the rebel without a cause», verunfallte schon mit 24 Jahren mit seinem Auto tödlich. Er wurde zur Kultfigur einer Generation, deren Sehnsucht nichts mehr mit dem Einfamilienhaus gemein hatte. Vorerst handelte es sich noch um Subkulturen, weit von einer Massenbewegung entfernt. Aber langsam begannen sich die Codes einer neuen Jugendkultur herauszubilden, nicht zuletzt von James Dean beeinflusst. Haartolle, Jeans, karierte Hemden und Lederjacken waren die Identitätsmerkmale der ersten Rock-’n’-Roll-Generation. Im deutschsprachigen Raum nannte man die jungen Männer, die vorwiegend aus der Arbeiterklasse stammten, abwertend «die Halbstarken». Sie wurden zu einem Feindbild der bürgerlichen Mittelklasse. «Die Halbstarken waren … die erste Generation, die sich weltweit identisch unter den Zeichen einer neuen Zeit formierte. Ihre an technischen In­ no­vationen orientierte Kultur erhob den Rhythmus und die ­Geschwindigkeit zum Paradigma. Nachfolgende Generationen prak­tizieren unter Namen wie Mods, Rocker oder Punks nur Va­ riationen dieses erstmals in den 1950er-Jahren verbreiteten, transnationalen Identitätskonzepts im Namen des Pop. Es spricht somit einiges für die These, dass die Popkultur mit den Halbstarken erst richtig begann.»19 Eine zweite stilgebende Bewegung hatte sich bereits Ende der 1940er-Jahre zu formieren begonnen. Ihre Protagonisten waren amerikanische Schriftsteller und Lyriker, die sich als «Aus­sen­sei­ 14

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ter der Gesellschaft und Vertreter einer neuen Literatur verstanden».20 Es waren nicht viele, aber sie begriffen sich selbstbewusst als eine neue Generation, die sie die Beat Gene­ration nannten. Die Leitfiguren der Beatniks waren Jack Kerouac und Allan Ginsberg. Im Herbst 1955 katapultierte eine Dichterlesung in San Francisco die Bewegung in eine breite Öffentlichkeit. Allen Ginsberg trug sein überlanges Gedicht Howl vor, mit der legendären Anfangszeile «I saw the best minds of my generation de­ stroyed by madness». Der Herausgeber eines Standardwerks über amerikanische Literatur qualifizierte dieses Ereignis «als Orientierungspunkt für die neue Nachkriegsliteratur … Howl steht sowohl für das Gefühl der von der Gesellschaft verstossenen Aus­ senseiter als auch für die aus der Marginalisierung gewonnene mystische Vision …»21 Im Sommer 1947 brach Jack Kerouac auf die gros­se Reise von der Ost- an die Westküste der USA auf, mit fünfzig Dollar in der Tasche und wenigen Habseligkeiten in einem Segeltuchsack. Seine damalige Gefährtin Joyce Johnson erinnert sich. «Es war offenbar eine Reise im Geist empirischer Suche, Hoffnung, vermischt mit Verzweiflung – der Versuch, eine ganz neue Wirklichkeit zu finden, die der Phantasie gleichkäme.»22 Er entdeckte «die schiere Freude am Unterwegssein».23 Nach mehreren vergeblichen Versuchen schrieb er 1951 in nur drei Wochen den Roman On the Road auf eine Papierrolle, weil er keine Zeit beim Wechseln der Bögen verlieren wollte. Jahrelang fand er keinen Verleger, erst 1957 war die Zeit für eine Veröffentlichung reif. Die Kritik verglich das Buch mit The Sun Also Rises von Hemingway. Joyce Johnson erlebte, wie Kerouac mit einem Schlag zum Star wurde. «Zum letzten Mal im Leben ging Jack als ein Unbekannter zu Bett. Am nächsten Morgen weckte ihn das klingelnde Telefon, und er war berühmt.»24 On the Road wurde zum Kultbuch einer heranwachsenden Jugend, «zu einem die Epoche kennzeichnenden und die antibürgerliche Haltung einer Gegenkultur spiegelnden Klassiker».25 Die beiden Helden Sal Paradise und 15

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Dean Moriarty «sind unterwegs zu neuen Ufern jenseits der engen Grenzen der amerikanischen Realität als Tramps auf der Strasse zwischen Ost und West, in der Ekstase von Sex, Drogen und Alkohol, in der Illegalität».26 Das war in den USA zu dieser Zeit eine unerhörte Provokation. Besonders die unverhohlenen Anspielungen der Beatniks auf bisexuelle Praktiken waren ein Tabubruch. Alles, was aus­ser­ halb der Norm war, war links. Links hiess kommunistisch, und alles, was kommunistisch war, musste ausgerottet werden. In der nach dem Senator Joseph McCarthy benannten Ära herrschte ein «apokalyptischer Antikommunismus», der eine «abscheuliche und irrationale Raserei der antikommunistischen Hexenjagden» auslöste.27 Auch in Deutschland wird der Antikommunismus zur Staatsdoktrin. 1960 wurde eine Liste veröffentlicht mit 450 Namen von Hochschullehrern, Schriftstellern und anderen Personen des öffentlichen Lebens, die im Verdacht standen, kom­ munistisch unterwandert zu sein. Darunter finden sich Namen wie Erich Kästner, Wolfgang Koeppen und Ernst Rowohlt. Bereits auf den «Verdacht, gegen die Staatsideologie des Antikommunismus zu verstossen, sollte Ausschluss aus der Gesellschaft stehen».28 Joyce Johnson, kurze Zeit die Gefährtin von Kerouac, beschreibt die Gefühle der Heranwachsenden in diesem Milieu der frühen 1950er-Jahre. «Dieses Wohnzimmer hat etwas schrecklich Rührendes, eine angespannte, gewollte Vornehmheit. All diese in Ehren gehaltenen Einrichtungsgegenstände – das Klavier, der Teppich, das Ölgemälde – sind gleichsam Gefangene eines höheren Strebens. Werden die Schonbezüge einmal abgenommen, die schweren Vorhänge gezogen, so zeigt sich, dass das so sorgfältig Bewahrte längst schäbig und verschlissen ist.»29 Sie beschreibt die Sehnsucht der jungen Generation nach dem «wahren Leben … Nicht das langweilige Dasein meiner Eltern, sondern ein auf­ regendes, unvorhersehbares, vielleicht sogar gefährliches Leben.» Vorstellungen von Abenteuer und Erlebnis hatten sie «gepackt 16

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wie ein brennendes Fieber. Ideen lagen in der Luft – wie Bakterien, die einige anstecken, andere nicht.»30 Gegen Ende des Jahrzehnts sollte diese «aufgestaute Begierde der fünfziger Jahre … losgelassen werden … Die ‹Suche nach irgendetwas› war der psychische Hunger meiner Generation.»31 Das Epizentrum, in dem sich die Sehnsüchte von Joyce Johnson bündelten, war der Washington Square Park im Greenwich Village in New York. Dort sangen die Folkies mit ihren Gitarren und Banjos We Shall Overcome. Im Gegensatz zu den Beatniks und den Halbstarken waren viele der Protagonisten der Folkszene politische Aktivisten. Ihre Urväter und Vorbilder waren Woody Guthry und Pete Seeger. Woody Guthry hatte die Folgen der Great Depression, der Weltwirtschaftskrise, am eigenen Leib erlebt. Er schrieb ins seinem Leben 3001 Songs, darunter die Hymne This Land Is Your Land. Er verfasste Kolumnen für die kommunistische Zeitung Daily Worker, obwohl er nicht Mitglied der Partei war. Pete Seeger war zeitweise mit Woody als Hobo auf Güterwagen und per Anhalter in den USA unterwegs. In seiner Jugend war Seeger Mitglied der kommunistischen Jugendorganisation, die er später verlassen hat. Seine Sympathie gegenüber der kommunistischen Bewegung hat er nie verleugnet. Natürlich wurde auch er vor das Komitee für unamerikanische Umtriebe geladen. Er wurde verurteilt und stand jahrelang auf der Schwarzen Liste. Sein Song If I Had a Hammer galt als kommunistisch und wurde nirgends gespielt, bis ihn die Band Peter, Paul and Mary zum gros­sen Hit machte. Joyce Johnson beschreibt die Gefühle, die sie ergriffen, als sie als junges Mädchen erstmals einen Sonntag auf dem Washington Square verbrachte. «Die Männer klappen … ihre Jackenkragen hoch. Während sich das Publikum verläuft, stimmen sie einen neuen Song an, sehr passend: Let the Circle Be Unbroken. Sie singen gegen den Wind, der ihre Stimmen davonträgt wie flatternden Rauch. Es regnet in Strömen, aber um nichts in der Welt würde ich von hier fortgehen. Ich liebe sie alle, diese jungen 17

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Leute, die so anders sind. Irgendwie verkörpern sie die Sehnsucht, die schon lange in mir lebendig ist.»32 Die 1950er-Jahre neigen sich dem Ende zu. Die Saat ist gestreut. Die Welt ist reif für die gros­se Party.

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2. Rausch

Zuerst ist der Sound. Die 1960er-Jahre sind das Jahrzehnt der Rockmusik. 1988 veröffentlicht der Spiegel eine achtteilige (!) Serie über dieses Jahrzehnt mit dem Titel «Träume im Kopf und Sturm auf den Stras­sen». Die Illustrationen am Anfang des ersten Artikels zeigen die Porträts von Bob Dylan, Janis Joplin, Jim Mor­ rison und Jimi Hendrix. 2016 folgt ein Sonderheft des ­Spiegels über die 1960er-Jahre. Das erste Kapitel trägt den Titel «Yeah», es zeigt ein Bild von Bobbies, die kreischende junge Damen zu zähmen versuchen, und erzählt die Geschichte der B ­ eatles. Die ­Beatles «haben den Sechzigerjahren einen Sound gegeben, der auf ewig mit dem Gefühl des Aufbruchs verbunden sein wird».1 Das zweite Kapitel, «Über die Wut, die Energie und die Macht der Popmusik und warum alles, was vorher war, nicht mehr galt»,2 ist mit den Plattencovers von King Crimson, den Rol­ling Stones, The Velvet Underground und Pink Floyd illus­ triert. Es folgt das berühmte Bild des in eine bunte Decke gehüllten Paars am Woodstock-Festival. «In den Sechzigerjahren entstanden Hunderte grossartiger Popsongs – kleine Kunstwerke, die für viele Fans ein Teil ihres Lebens wurde.» Zehn davon werden vorgestellt, allen voran Like a Rolling Stone von Bob Dylan, ein Song, der in wiederholten Abstimmungen im gleichnamigen Musikmagazin zum besten Popsong aller Zeiten gekürt wurde. Für Eric Hobsbawn, einen der grössten Sozialhistoriker des 20. Jahrhunderts, ist die mit rasantem Tempo sich überall auf der «modernisierten» Welt verbreitende Populärkultur das heraus­ stechende Merkmal des Jahrzehnts. Erstmals in der Geschichte entwickelt sich eine globale Jugendkultur.3 In England herrscht Vollbeschäftigung, und die Jugend verfügt über beträchtliche finanzielle Mittel.4 Das gilt auch für viele andere westliche Länder 19

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und ist mit ein Grund für die explosive Verbreitung dieser Kultur. «Neuartig an ihr waren die aus­sergewöhnliche Geschwindigkeit ihres Ablaufs und ihre Universalität.» Hobsbawn illustriert das Phänomen anhand der Schallplattenverkäufe. Bis zu 80 Prozent der Käufe im Segment Rockmusik erfolgten durch Jugendliche im Alter zwischen 14 und 25 Jahren.5 Die Gewinne der amerikanischen Schallplattenindustrie stiegen von 600 Millionen Dollar im Jahr 1959 auf 2000 Millionen Dollar im Jahr 1973.6 Kurzum: «Wer jung war in den 60er Jahren und wach, der lebte nicht einfach Musik. Er lebte in der Musik.»7 2016 widmet das Victoria and Albert Museum in London den späten 1960er-Jahren eine spektakuläre Ausstellung mit dem Titel «You Say You Want a Revolution? Records and Rebels». «Die Musik hielt alle Strömungen dieser Zeit zusammen», erklärt einer der Ausstellungsmacher.8 Sie war das universelle Kommunikationsmittel in einer Welt, in der es noch keine Smart­ phones gab.9 Neue Ideen verbreiten sich weltweit über die immer pointierter werdenden Songtexte.10 «Die Geschichte der Beatles ist die Geschichte dieses Jahrzehnts. Im Sommer 1960 spielten sie in Hamburg ihr erstes Konzert unter dem Namen The Beatles, und 1970 lösten sie sich auf. Ihre Geschichte beginnt in Schwarz-Weiss und endet in Farbe.»11 Die Beatles steigen auf wie ein Komet, in rasender Geschwindigkeit auf enorme Höhe, dort verglüht er rasch, nicht aber sein Schweif, der noch heute sichtbar ist. Für Malcolm Gladwell, der in seinem Weltseller Überflieger über die Ursachen herausragender Leistungen schreibt, ist die von ihm nachgewiesene 10 000-­Stunden-Regel «so etwas wie ein Naturgesetz des Erfolgs».12 Er erläutert seine These auch anhand der Beatles. Es war purer Zufall, dass ein Hamburger Nachtclubbesitzer nach Liverpool kommt und dort Bands für sein Striplokal rekrutiert. Im Indra, einem berüchtigten Klub im Rotlichtviertel St. Pauli, beginnt die Hamburger Karriere der Beatles. «Das Rezept war immer dasselbe. Es war eine Nonstop-Striptease-Show, die stun20

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denlang lief, während das Publikum rein- und rausging. Und die Bands spielten ununterbrochen, um die Passanten in den Club zu locken.»13 Die Bezahlung ist schlecht, die Akustik miserabel und das Publikum wenig empfänglich für ihre Musik. Sie spielen bis zu acht Stunden ohne Unterbruch. Ex-Beatle Pete Best erinnert sich: «Wir haben sieben Tage die Woche gespielt. Zuerst fast nonstop bis halb eins, bis der Club zugemacht hat, und dann, als wir besser waren, sind die Leute an den meisten Tagen bis zwei Uhr morgens geblieben.»14 Zurück in Liverpool sind sie nicht nur hervorragende Mu­ siker, sondern auch eine perfekte Band geworden. Ihr Erfolg ­beruht auf einem völlig neuen Ansatz. «Das Konzept gab es damals einfach noch nicht. Popmusiker waren im Showgeschäft jener Tage Sänger, die mit Mietmusikern spielten – Bands gab es nicht.»15 Als die Beatles in den USA in der Ed Sullivan Show auftraten, schlugen sie ein wie eine Bombe. Auch beim jugendlichen Bruce Springsteen: «… das Herz schlug mir bis zum Hals … Die Beatles … Die Beatles … Die Beatles … Die Beat­ les … Die Beatles … Die Beatles … 1964 war es das Schönste, was man in der englischen Sprache sagen konnte.»16 Während ihres Aufenthalts in Hamburg lernen die Beatles den Fotografen Jürgen Vollmer kennen. Er imponiert ihnen vor allem wegen seines pilzartigen Haarschnitts. John Lennon und Paul McCartney trampen nach Paris, wo Vollmer wohnt, um sich von ihm frisieren zu lassen. Mit diesem Haarschnitt haben sich die Beatles nicht nur eine unverwechselbare Identität zugelegt, sondern das Erscheinungsbild einer ganzen Generation junger Männer geprägt. Am Anfang ist es ein Haar-Pilz, dann wird das Haupthaar länger und länger. Die Haare werden zum entscheidenden Differenzierungsmerkmal, mit dem sich die Vertreter eines neuen Zeitgeistes vom angepassten Teil ihrer Altersgruppe abgrenzen. «Heutzutage jemandem verständlich machen zu wollen, welche Wirkung … DIE FRISUREN … hatten, ist fast unmöglich. Die Prügel, die Schmähungen, die Gefahren 21

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und die Verunglimpfung als Aus­senseiter, die man hinnehmen musste, wollte man eine solche Frisur tragen …»17 Es dürfte wenige Themen gegeben haben, über die sich Väter und Söhne zu dieser Zeit erbitterter gestritten haben als über die Haare. Nicht verwunderlich, dass ein Meilenstein der Popkultur schlicht Hair heisst. Am 24. Dezember 2015 wird der ganze Kanon der BeatlesSongs auf den verschiedenen Streaming-Plattformen freigeschaltet. Wenige Tage später werden die Songs über 70 Millionen Mal gestreamt, vorwiegend von jungen Hörern. 2016 kommt der Film The Beatles: Eight Days a Week in die Kinos. Der Film konzentriert sich auf die knapp drei Jahre der «touring years». Die Beatlemania beginnt am 13. Oktober 1963 und endet mit ihrem letzten Konzert am 29. August 1966 in San Francisco. Auch fünfzig Jahre später ist die Magie noch da. Man starrt ungläubig auf die Szenen einer weltweiten Massenhysterie. Weder vorher noch nachher hat sich je solches ereignet. Zuvorderst junge Frauen, die reihenweise ohnmächtig aus den Konzerten getragen werden. Man ist geneigt, diese Ausbrüche als einen Akt der Emanzipation zu interpretieren, von Frauen, die in den grauen 1950er-Jahren noch mehr unter den repressiven Familienverhältnissen litten als ihre Brüder. Inmitten dieses unvorstellbaren Trubels bewegen sich die vier adrett gekleideten Pilzköpfe, die, scheinbar unbeeindruckt, eine unbändige Fröhlichkeit und einen in der Popkultur seltenen spontanen Witz zelebrieren. «Ihr Charme, ihr Witz und ihre Musik treffen einen wie ein Hitzestrahl.»18 In einer Besprechung des Films interpretiert ausgerechnet eine Zeitschrift, die sonst nie müde wird, alles Übel dieser Welt den 68ern anzulasten, das Phänomen der Beatlemania als einen Aufstand gegen die verkrustete Autorität. «Die Beatles waren der Nukleus, der die verkarsteten Beziehungen zwischen Erwachsenen und der Jugend aufsprengte und ein Feuerwerk von ‹magic moments› entfachte.»19 Die Beatles sind eine unpolitische Band. Aber als sie in Jack22

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sonville vor einem nach Hautfarbe getrennten Publikum spielen sollen, weigern sie sich. Der Organisator gibt nach und erstmals mischen sich in den USA in einem Konzert schwarze und weisse Menschen. Und bei einem Sit-in in Berkeley gegen die Anwerbung von Soldaten für den Vietnamkrieg singen die Aktivisten Yellow Submarine. Es ist nicht nur der kaum vorstellbare Stress während ihrer andauernden Welttournee, der die vier Beatles allmählich zermürbt. Immer mehr kommt es an ihren Konzerten zu gewalt­ tätigen Szenen. Einmal müssen sie gar in einem gepanzerten Fahrzeug aus dem Stadion evakuiert werden. Dieses Kippen des unbeschwerten Aufbruchs in eine Phase der Bedrohlichkeit steht für die Entwicklung des Jahrzehnts. «Am Anfang sind die Töne … strahlend, und am Ende werden sie düster. Wie die Sechziger.»20 Die Beatles beschliessen, nie mehr auf der Bühne zu stehen. Als Studioband schwingen sie sich nochmals zu neuen Höhen auf. Mit Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band, ihrem ersten Album nach der Live-Phase, setzen sie einen Meilenstein. Schon das Plattencover sprengt die Grenzen, es ist ein Pop-Art-Kunstwerk, das vor Einfallsreichtum strotzt. Seit seiner Veröffentlichung wird das Album immer wieder als beste LP aller Zeiten ausgezeichnet. Die Szene hat sich in meinem Gedächtnis eingebrannt. Der Kauf des Albums in einem meiner geliebten Plattenläden war wie ein ritueller Akt. In meiner Studentenbude legte ich die Platte ehrfürchtig auf den Teller meines Kofferplattenspielers und war hin und weg. Einzig When I’m Sixty-Four war damals aus­serhalb meiner Vorstellungskraft. Die Beatles spielen noch in Hamburg, als auf dem Washington Square ein neues Gesicht auftaucht. Wie er erzählt, war er in jungen Jahren in New Mexico von seinen Eltern verlassen worden und lebte in einem Wanderzirkus. Suze Rotolo begegnet ihm 1961 im Village. «Ich fand, dass er seltsam altmodisch wirkte, auf eine zottelige Art charmant. Seine Jeans waren so zerknittert 23

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wie sein Hemd und selbst bei dieser Hitze trug er seine schwarze Cordmütze. Er machte einen schelmischen und zugänglichen Eindruck auf mich … irgendetwas an ihm strahlte eine Inten­ sität aus, vor der man sich besser in Acht nahm … Er war nicht geradlinig: er war schrullig und nervös für alles, was ihn umgab.»21 Er nennt sich Bob Dylan, und das ist ebenso eine Legende wie seine Vergangenheit im Wanderzirkus. «Kaum eine der Legenden, die er kolportierte, entsprach den Tatsachen … (Er) bau­ ­­te aus Täuschungen und Maskeraden seine eigene, sorgsam gehegte Wahrheit auf.»22 Suze Rotolo lebt vier Jahre mit Dylan zu­sammen. Noch Jahrzehnte später kann sie ihren Ärger nicht ver­bergen, dass sie nur durch einen Zufall erfuhr, dass Dylan mit richtigem Namen Robert Allen Zimmermann heisst. Kein Wunder, dass das erste Kapitel einer Biografie über Bob Dylan den Titel «Alias» trägt.23 «Noch in intimen Selbstenthüllungen hat der Alias immer etwas von einem ironischen Poseur, dessen Geradlinigkeit darin besteht, fortwährend Haken zu schlagen.»24 Er macht sich ein Statement von Bert Brecht zu eigen: «Wer immer es ist, den ihr hier sucht, ich bin es nicht.» Bei Dylan heisst es It Ain’t me Babe und Masked and Anonymous. Konsequent entzieht er sich jedem Versuch, als Identifikationsfigur vereinnahmt zu werden. Er will bis heute nur eines sein, ein Song-and-DanceMan, kein Protestsänger und schon gar nicht ein Prophet. Als er 1961 durch die Folkszene im Village tourt, machte er sich schnell einen Namen. Er spielt hervorragend Mundhar­ monika, ist ein eher mittelmässiger Gitarrenspieler und seine Stim­­me, ja, darüber teilen sich die Meinungen. «Sie klingt, als käme sie über die Mauern eines Tuberkulose-Sanatoriums», schreibt das Time Magazine.25 Einer seiner vielen Biografen verwahrt sich gegen diesen «simplen Parodieversuch» und schreibt von einer «Stimme von unvergleichlicher Ausdruckskraft, Wandlungs- und Modulationsfähigkeit».26 Was ihn von allen anderen Populärmusikern unterscheidet, ist die Qualität und Hintergründigkeit seiner Texte. Dylan ist ein manischer Leser und lässt 24

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sich von Rimbaud, Brecht und den Beat-Poeten befruchten. Am 29. September 1961 erscheint in der New York Times der Arti­ kel «Bob Dylan: A Distinctive Folk-Song Stylist». Das ist sein Durchbruch. Die erste LP, vor allem mit Coverversionen bestückt, hat noch mässigen Erfolg, das zweite Album, The Freewheelin’ Bob Dylan, startet dann voll durch. Das Plattencover zeigt ihn mit Suze Rotolo durchs winterliche New York flanierend. Das Album wird mit dem Song Blowing in The Wind eröffnet. Die findigen Marketingleute haben ihn schon vorab via das Folktrio Peter, Paul and Mary zum Hit gemacht. Er ist bis heute eine Hymne geblieben, die vom Marsch auf Washington bis zum Pfadfinderabend allzwecktauglich ist. Daneben finden sich Perlen wie Don’t Think Twice It’s All Right, der erste «love and hate song», ein Genre, das von Dylan erfunden wurde. Und A Hard Rain’s A-Gonna Fall, ein Song, «der bis dahin überhaupt nichts seinesgleichen hatte».27 Das folgende Album trägt den programmatischen Titel The Times They Are A-Changin’. «Your sons and your daughters are beyond your command», warnt er die Eltern. Sein Ratschlag im Song The Times They Are A-Changin’ «you bet­ ter start swimming or you sink like a stone» hat bis heute nichts von seiner Aktualität verloren. Dylan wird zum Helden der Folkszene, bis er 1965 am Newport Folk Festival mit Elektrogitarre und Rockband auftritt. Damit «verliess (er) die Woge, die ihn einige Jahre so zuverlässig nach oben getragen hatte, mit einem Kopfsprung ins Unbekannte. Er verlor seine Anhänger nicht nur, er stiess sie von sich.»28 Der Bruch von Blowing in the Wind zu Like a Rolling Stone ist total. Sechs Minuten – zum ersten Mal war ein Song so lang, dass er auf die A- und B-Seite einer Single verteilt werden muss­ ­te – treibt diese Musik unerbittlich sich steigernd dem Refrain «how does it feel?» entgegen. Auf der anschliessenden Welttournee spielt sich bei jedem Auftritt dasselbe Szenario ab. Zuerst ein Set mit Bob Dylan solo mit seiner Mundharmonika und akusti25

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scher Gitarre, begleitet von höflichem Applaus. Im zweiten Teil tritt er mit seiner Rockband auf, und jeden Abend wird er gnadenlos ausgebuht. Der Höhepunkt findet in Manchester statt, als er aus dem Publikum mit «Judas» beschimpft wird. Er antwortet: «I don’t believe you», und weist seine Band an: «Play ­fucking loud.» Dieses konsequente Anspielen gegen sein Publikum und die begleitenden Drogen- und Alkoholexzesse fordern ihren Tribut. Dylan verunfallt mit seinem Motorrad und zieht sich für lange Zeit aus der Öffentlichkeit zurück. Er kommt zurück, zunächst als Country-Sänger, dann konvertiert er zum Christentum und stösst damit seine Anhänger erneut vor den Kopf. Aber er ist immer noch da, und er hat immer wieder Meisterwerke geschrieben. Fünfzig Jahre nach der Veröffentlichung seines ersten Albums verbeugt sich die letzte Instanz der Rockmusik, das Ma­ gazin Rolling Stone, vor Bob Dylan. «Kein anderer Musiker und Dichter hat tiefere Spuren in der Popkultur hinterlassen. Bis heute.»29 «Er verwandelt Poesie in Musik», so der Titel unter ­einem Dylan-Porträt auf der Front der NZZ am 14. Oktober 2016.30 «Noch nie ist ein Sänger mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet worden. Es ist, als kehrte damit die Literatur zu ihren Anfängen zurück.»31 Der dritte Gigant der Rockmusik der 1960er-Jahre tritt erst auf den Plan, als die Beatlemania schon ihren Höhepunkt erreicht hat. Die Marketingstrategie der Rolling Stones ist ebenso einfach wie clever: «Wir werden einfach das machen, was die Beatles nicht machen.»32 Die Beatles hatten es geschafft, dass die etwas progressiveren Eltern sie zu mögen begannen. Das sollte den Stones nicht passieren. Je mehr die Eltern sie hassten, desto mehr würden die Kids sie lieben. Ihre Haare sind länger und struppiger, ihre Musik lauter und aggressiver. Nicht kreischende Mädchen prägen ihre Konzerte, sondern Saalschlachten und Prü­­geleien. Auch die Beatles und Bob Dylan spielen im Alkoholund Drogenrausch, das sind aber laue Lüftchen im Vergleich zu 26

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Literatur

Alsheimer Georg W.: Eine Reise nach Vietnam, Frankfurt am Main 1979. Alsheimer, Georg W.: Vietnamesische Lehrjahre, Frankfurt am Main 1972. Amendt, Günter: Back to the Sixties – Bob Dylan zum Sechzigsten, Hamburg 2001. Atkinson, Anthony B.: Ungleichheit – Was wir dagegen tun können, Stuttgart 2016. Bauss, Gerhard: Die Studentenbewegung der sechziger Jahre, Köln 1977. Benedict, Hans Jürgen: «Bürger, Linke und Gewalt», in: Kursbuch 48, Berlin 1977, S. 137. Bern 68, Lokalgeschichte eines globalen Aufbruchs – Ereignisse und Erinnerungen, Baden 2008. Biermann, Wolf: Warte nicht auf bessre Zeiten – Autobiografie, Berlin 2016. Bourguereau, Jean-Marcel: «Die Krise des Mythos», in: Kursbuch 48, Berlin 1977, S. 3. Buber-Neumann, Margarete: Kriegsschauplätze der Weltrevolution – Ein Bericht aus der Praxis der Komintern 1919 – 1943, Stuttgart 1967. Camus, Albert, in: Obermüller, Klara: Spurensuche, Zürich 2017, S. 83. Carrillo, Santiago: Spanien nach Franco, Westberlin 1975. Carrillo, Santiago: Eurokommunismus» und Staat, Hamburg 1977. Chang, Jung, und Jon Halliday: Mao – Das Leben eines Mannes, das Schicksal eines Volkes, München 2005. Comte-Sponville, André: Ermutigung zum unzeitgemässen Leben – Ein kleines Brevier der Tugenden & Werte, Reinbek bei Hamburg 1996. Comte-Sponville, André: Kann Kapitalismus moralisch sein?, Zürich 2009. Curcio, Renato: Mit offenem Blick – Ein Gespräch zur Geschichte der roten Brigaden in Italien mit Mario Scialoja, Berlin 1997. Das neue Rocklexikon, Band 1, Reinbek bei Hamburg 2010. Detering, Heinrich: Bob Dylan, Stuttgart 2009. Deutscher Bundestag (Hrsg.): Fragen an die deutsche Geschichte – Ideen, Kräfte, Entscheidungen von 1800 bis zur Gegenwart, Bonn 1986. «Die 60er Jahre – Pop, Protest und Fortschrittsglaube», in: Der Spiegel Geschichte, August 2016 (Sonderheft).

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Die Chronik – Geschichte des 20. Jahrhunderts bis heute, Gütersloh/München 2006. Diez, Georg: The Rolling Stones, Stuttgart 2007. Dittfurth, Jutta: Ulrike Meinhof, Berlin 2015. Drucker, Peter: The Daily Drucker, New York 2004. Dutschke, Gretchen: Wir hatten ein barbarisch schönes Leben, Köln 1996. Dutschke, Rudi: Aufrecht gehen – Eine fragmentarische Autobiographie, Berlin 1981. Enzensberger, Hans Magnus: Der kurze Sommer der Anarchie – Buenaventura Durrutis Leben und Tod, Frankfurt am Main 1977. Enzensberger, Hans Magnus: Tumult, Berlin 2014. Fanon, Frantz: Die Verdammten dieser Erde, Frankfurt am Main 2015. Fragen an die deutsche Geschichte, Ideen, Kräfte, Entscheidungen von 1800 bis zur Gegenwart, Bonn 1986. Fromm, Erich: Anatomie der menschlichen Destruktivität, Stuttgart 1974. Fukuyama, Francis: Political Order and Political Decay – From the Industrial Revolution to the Globalization of Democracy, London 2015. Gallasch, Börries: Ho-Tschi-Minh-Stadt: Die Stunde Null, Reportagen vom Ende eines dreissigjährigen Krieges, Reinbek bei Hamburg 1975. Gladwell, Malcolm: Überflieger, Frankfurt 2009. Graeber, David: Bürokratie – Die Utopie der Regeln, Stuttgart 2016. Grant, Richard: Meine Bar in Sansibar. Durch Ostafrika zu den Quellen des Nil, München 2012. Graves, Barry et al. (Hrsg): Das neue Rock-Lexikon, Reinbek bei Hamburg 1999. Harari, Yuval Noah: Homo Deus – Eine Geschichte von Morgen, München 2017. Havemann, Robert: Dialektik ohne Dogma?, Reinbek bei Hamburg 1970. Havemann, Robert: Rückantworten an die Hauptverwaltung «Ewige Wahrheiten», München 1971. Hobsbawn, Eric: Das Zeitalter der Extreme, München 1995. Höffe, Otfried (Hrsg.): John Rawls – Eine Theorie der Gerechtigkeit, 2013. Horn, Karen Ilse: Hayek für jedermann – Die Kräfte der spontanen Ordnung, Frankfurt am Main 2014. Hornby, Nick: 31 Songs, Köln 2003. Iacocca, Lee: Mein amerikanischer Traum – Talking Straight, Düsseldorf 1988. Isaacson, Walter: Steve Jobs – Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers, München 2011. 236

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Johnson, Joyce: Warten auf Kerouac – Ein Leben in der Beat Generation, München 1997. Kamberger, Klaus (Hrsg.): Der Fall CSSR – Strafaktion gegen einen Bruderstaat, eine Dokumentation, Frankfurt am Main 1968. Kaube, Jürgen: Max Weber – Ein Leben zwischen den Epochen, Berlin 2014. Koenen, Gerd: Das rote Jahrzehnt – Unsere kleine deutsche Kulturrevolution 1967 – 1977, Frankfurt am Main 2001. Kolb, Gerhard: Geschichte der Volkswirtschaftslehre – Dogmenhistorische Positionen des ökonomischen Denkens, München 2004. Koppel, Helga: P.C.I. (Partito comunista italiano) – Die Entwicklung der italienischen KP zur Massenpartei, Westberlin 1976. Kundera, Milan: Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins, München 2015. Kursbuch 48: Zehn Jahre danach, Berlin 1977. Linss, Vera: Die wichtigsten Wirtschaftsdenker, Wiesbaden 2014. Luhmann, Niklas: Vertrauen. Ein Mechanismus der Reduktion sozialer Komplexität, Stuttgart 2000. Mao Tse-Tung: Über Praxis und Widerspruch, Berlin 1968. Marcuse, Herbert: Versuch über die Befreiung, Frankfurt am Main 1969. Marcuse, Herbert: «Repressive Toleranz», in: Robert Paul Wolff, Barrington Moore, Herbert Marcuse (Hrsg.), Kritik der reinen Toleranz, Frankfurt 1996 (1965). Markovic, Mihailo: «Sozialismus und Selbstverwaltung», in: Rudi Supek und Branko Bosniak (Hrsg.): Jugoslawien denkt anders, 1971, S. 215 ff. McNamara, Robert S.: Vietnam. Das Trauma einer Weltmacht, Hamburg 1996. Meadow, Dennis L., et al: The Limits to Growth, New York 1972. Mosler, Peter: Was wir wollten, was wir wurden – Studentenrevolte zehn Jahre danach, Reinbek bei Hamburg 1977. Mrozek, Bodo: «Halbstark!», in: Merkur, 710, Juli 2008. Neill, Alexander Sutherland: Theorie und Praxis der antiautoritären Erziehung, Reinbek bei Hamburg 1969. Nirumand, Bahman: Persien, Modell eines Entwicklungslandes oder Diktatur der Freien Welt, Reinbek bei Hamburg 1967. Nooteboom, Cees: Paris, Mai 1968, Frankfurt am Main 2013. Osterhammel, Jürgen: Die Verwandlung der Welt – Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts, München 2011. Piketty, Thomas: Das Kapital im 21. Jahrhundert, München 2016. Posters from the Revolution Paris May 1968, Texts and Posters by atelier populaire, London 1969. 237

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Powers, Richard: Der Klang der Zeit, Frankfurt am Main 2016. Radkau, Joachim: Geschichte der Zukunft – Prognosen, Visionen, Irrungen in Deutschland von 1945 bis heute, München 2017. Röhl, Klaus Rainer: Fünf Finger sind keine Faust, Göttingen 1977. Rotolo, Suze: Als sich die Zeiten zu ändern begannen, Berlin 2010. Safranski, Rüdiger: Romantik – Eine deutsche Affäre, München 2007. Samuelson, Paul A.: Volkswirtschaftslehre – Das internationale Standardwerk der Makro- und Mikroökonomie, Landsberg am Lech 2007. Sandel, Michael J.: Gerechtigkeit – Wie wir das Richtige tun, Berlin 2013. Sanders, Ed: Sommer der Liebe – Tales of Beatnik Glory, St. Andrä-Wördern 1997. Schär, Bernhard et al. (Hrsg.): Bern 68, Lokalgeschichte eines globalen Aufbruchs – Ereignisse und Erinnerungen, Baden 2008. Scholl-Latour, Peter: Der Ritt auf dem Drachen – Indochina von der französischen Kolonialzeit bis heute, München 1990. Scholl-Latour, Peter: Der Tod im Reisfeld, Frankfurt am Main 1981. Schwarzer, Alice: Lebenslauf, Köln 2012. Scuola di Barbiana, Die Schülerschule. Brief an eine Lehrerin, Coburg 1970. Smith, Adam: Wohlstand der Nationen, Köln 2009. Springsteen, Bruce: Born to Run, München 2016. Staritz, Dietrich: Sozialismus in einem halben Land – Zur Programmatik und Politik der KPD/SED in der Phase der antifaschistischen Umwälzung in der DDR, Berlin 1976. Stark, Franz (Hrsg.): Revolution oder Reform? Herbert Marcuse und Karl Popper, eine Konfrontation, München 1972. Taleb, Nassim Nicholas: Der Schwarze Schwan – Die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse, München 2008. The Beatles Anthology, München 2000. Thomas, Rüdiger: Modell DDR – Die kalkulierte Emanzipation, München 1972. Timm, Uwe: Heisser Sommer, Reinbek bei Hamburg 1977. Valenza, Pietro (Hrsg.): Der Historische Kompromiss, Westberlin 1976. Waldschmidt-Nelson, Britta: Martin Luther King, Malcolm X – Gegenspieler, Frankfurt a. M. 2014. Weber, Max: Wirtschaft und Gesellschaft, Köln 1964. Wir warn die stärkste der Partein. Erfahrungsberichte aus der Welt der K-Grup­ pen, Berlin 1977. Wolff, Frank, und Eberhard Windaus (Hrsg.): Studentenbewegung 67 – 69 – Protokolle und Materialien, Frankfurt a. M. 1977. 238

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Wulff, Erich: Vietnamesische Versöhnung, Hamburg 2009. You Say You Want a Revolution? Records and Rebels 1966 – 1970, Ausstellungskatalog, London 2016. Zapf, Huber (Hrsg.): Amerikanische Literaturgeschichte, Stuttgart 1996.

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Personenverzeichnis

Abendroth, Wolfgang  74 Adams, Eddy  77 Adenauer, Konrad  33 Adorno, Theodor W.  53, 156 Albertz, Heinrich  71 Albrecht, Susanne  130 Ali, Muhammed  47 f. Allende, Salvador  125 f. Alsheimer, Georg W.  59, 134, 152 Amerio, Ettore  130 Andress, Ursula  162 Armstrong, Neil A.  102 Atkins, Susan  103 Atkinson, Anthony B.  179 Autor, David  173, 205 Ayers, Bill  102 Baader, Andreas  70, 115 ff., 119, 129, 131 Bachmann, Josef  83 Baez, Joan  45, 146 Bakunin, Michail Alexandrowitsch 53 Bardot, Brigitte  52 Bärmann, Michael  54 Batista, Fulgencio  32 Baudouin 56 Beatles  19 ff., 27, 31, 42, 50, 139 Becker, Neil  172 Béguelin, Roland  42 Belmondo, Jean-Paul  52 Ben Bella, Ahmed  12 Berlinguer, Enrico  126 Berry, Chuck  13

Best, Pete  21 Biermann, Wolf  122, 147 Birkin, Jane  29 Bismarck, Otto von  182, 186 Blake, Peter  42 Böll, Heinrich  68 Bowie, David  139 Brassens, Georges  52 Brecht, Bert  24 f. Breschnew, Leonid  97 Brodmann, Roman  41 Buback, Siegfried  130 Buber-Neumann, Margarete  120 Busch, Ernst  114 Callaghan, James  175 Camus, Albert 40, 53, 186 Carlos, John  100 Carrillo, Santiago  126 f. Carson, Rachel  35 Castro, Fidel  32 f., 43, 84, 154 Castro, Raúl  32, 154 Chanda, Nayan  128 Chruschtschow, Nikita  43 Churchill, Winston  168 Clay, Cassius siehe Ali, Muhammed Clinton, Bill  191 Cohen, Leonard  139 Cohn-Bendit, Daniel  85 f., 89 Comte-Sponville, André  162, 165, 192, 194, 197 f., 208 Curcio, Renato  129 ff. Dayan, Moshe  74 Dean, James  14

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Deaton, Angus  176 Degenhardt, Franz Josef  121 Diba, Farah  71 Diem, Ngo Dinh  37, 44 Disraeli, Benjamin  182 Dohrn, Bernardine Rae  102, 117 ff. Dollinger, Friederike  72 Drucker, Peter  198 Dubček, Alexander  75 f., 96 ff., 152 Dürrenmatt, Friedrich  41 Dutschke, Gretchen  75 Dutschke, Rudi  34, 53 f., 69 f., 74 f., 78 ff., 89, 99, 147 f. Dylan, Bob  19, 24 ff., 28, 30, 45, 102, 139 Einstein, Albert  51 Ensslin, Gudrun  70, 129, 131 Enzensberger, Hans Magnus  54, 70, 119, 125 Erhard, Ludwig  9, 58, 176, 196 Eucken, Walter  196 Fanon, Frantz  35 f. Farrow, Mia  50 Fischer, Joseph «Joschka»  147 Fonda, Peter  101 Freedom Singers  46 Friedan, Betty  94 Friedman, Milton  205 Frisch, Max  41 Fukuyama, Francis  151, 190, 200 Gagarin, Juri  34 Gainsbourg, Serge  29, 53 Gates, Melinda und Bill  163 Gaulle, Charles de  85, 89 ff. Ginsberg, Allan  15 Gladstone, William Edward  182 Gladwell, Malcolm  20 Godard, Jean-Luc  52 Goethe, Johann Wolfgang von  156

Gollwitzer, Helmut  74 Gomulka, Wladyslaw  97 Gorbatschow, Michail  150 Graeber, David  200 Grass, Günther  68 Grateful Dead  146 Guevara, Ernesto «Che»  32, 84 Guthry, Woody  17 Habermas, Jürgen  74 f., 163 Haley, Bill  13 Hamilton, Margaret  102 Hamptons, Fred  117 Harari, Yuval Noah  204 f. Hardy, Françoise  52 Harrison, George  50 Havemann, Robert  65 Haworth, Jann  42 Hayden, Tom  38 f., 53 Hayek, Friedrich August von  177, 182, 194, 196 Heidegger, Martin  184 Hemingway, Ernest  15, 52 Hendrix, Jimi  19, 52, 109 Hersh, Seymour  77 Herzog, Dagmar  143 Hesse, Hermann  51 Hobsbawn, Eric  19 f., 40, 141, 148 f., 151, 158 Ho Chi Minh  37, 44 Hochhuth, Rolf  42 Hoffmann, Albert  31 Honecker, Erich  28, 114, 152 Hopper, Dennis  52, 101 Hornby, Nick  187 Hume, David  169, 177 Humphrey, Hubert  99 Iacocca, Lee  175 Ibárruri, Dolores  127 Jagger, Mick  27 241

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Jaspers, Karl  68 Jefferson Airplane  146 Jens, Tilman  144 Jobs, Steve  145 f. Johnson, Joyce  15 ff., 140 Johnson, Lyndon B.  49, 56 f., 92, 99 f., 128 Johnson, Matthew «Peanut»  48 Joplin, Janis  19, 52, 109, 146 Kádár, Janos  97 Kafka, Franz  207 Karamanlis, Konstantinos  128 Kästner, Erich  16 Kennedy, John F.  33 ff., 43 ff., 99, 102 Kennedy, Robert «Bobby»  35, 44 f., 92, 99 Kerouac, Jack  15 Keynes, John Maynard  205 Khomeini, Ruhollah  135 Kiesinger, Kurt  68 Killy, Jean-Claude  53 King Crimson  19 King, Martin Luther  46 ff., 99 Kissinger, Henry  111 Klee, Paul  10 Klotz, Gretchen  55 Koenen, Gerd  148, 159 Koeppen, Wolfgang  16 Kolakowski, Leszek  65 Kolle, Oswald  29 Kretschmann, Winfried  136 Kropotkin, Piotr  53 Kundera, Milan  76 Kunzelmann, Dieter  55 Kurras, Karl Heinz  73 Kurzweil, Ray  166 Le Duc Tho  111 Leary, Timothy  30 f., 117

Lehner, Peter  42 Lelouch, Claude  52 Lenin, Wladimir Iljitsch  55, 151 f. Lennon, John  139 Lennon, Julian  31 Leone, Sergio  101 Liston, Sonny  47 f. Lübke, Heinrich  71 Luhmann, Niklas  174 Lukács, Georg  53 Lumumba, Patrice  56 Macchiarini, Idalgo  129 Maharishi Mahesh Yogi  50 Malcolm X  46 f. Malle, Louis  52 Manson, Charles  103 Mao Tse-tung  40, 66 ff., 84, 117 Marchais, Georges  127 Marcuse, Herbert  29, 53, 61, 70, 104 f., 154 Marx, Karl  53, 157 Massu, Jacques  90 McCarthy, Eugene  99 McCarthy, Joseph  16 McGovern, George  99 McKenzie, Scott  51 McNamara, Robert  43 f., 49, 56 ff., 74, 149 Meadows, Dennis  L. 123 Meinhof, Ulrike  64, 70 f., 115 ff., 129 f. Meins, Holger  69 Meredith, James  45, 48 Mescalero 130 Mill, John Stuart  124 Minh, Duong Van  44 Moreau, Jeanne  52 Moriarty, Dean  16 Moro, Aldo  126, 131

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Morrison, Jim  19 Morrison, Norman G.  58 Morus, Thomas  185, 204 Mosler, Peter  107 Myrdal, Gunnar  182 Nagy, Imre  96 Nasser, Gamal Abdel  73 Neill, Alexander Sutherland  60 f. Nelson, Gaylord  101 Netschajew, Sergei  54 Neumann, Heinz  120 Nietzsche, Friedrich  156 Nirumand, Bahman  70 f. Nixon, Richard  33, 99 ff., 111, 128 Nooteboom, Cees  86 Novotný, Antonín  75 Odetta 45 Ohnesorg, Benno  72 ff., 150 Okun, Arthur  181 Pahlavi, Mohammed Reza  71, 135 Papadopoulos, Georgius  69 Paradise, Sal  15 Parkinson, Cyril  200 Peter, Paul and Mary  17, 25 Peters, Butz  130 Picht, Georg  145 Piketty, Thomas  184, 208 f. Pink Floyd  19 Pinochet, Augusto  126 Polanski, Roman  103 Pompidou, Georges  86, 89, 165 Ponto, Jürgen  130 Popper, Karl  104 ff. Presley, Elvis  13 Quant, Mary  40 Rabehl, Bernd  55 Radkau, Joachim  10, 91, 125, 140, 151, 166, 186 Raspe, Jan-Carl  129, 131

Rathenau, Walther  191 Rawls, John  169 Reagan, Ronald  175 Redding, Otis  52 Reich, Wilhelm  53, 83 Reichenbach, Roland  145 Reil, Guido  173 Richards, Keith  27, 30 Rimbaud, Arthur  25 Röhl, Klaus Rainer  29, 64 Rolling Stones  19, 26 f., 139 Roosevelt, Franklin D.  182 Rotolo, Suze  23 ff. Rowohlt, Ernst  16 Rusk, Dean  49 Safranski, Rüdiger  156 f. Samuelson, Paul A.  181, 197, 199 Sandel, Michael J.  170, 180 Sander, Helke  94 Sanders, Ed  51 Santana 51 Sartre, Jean-Paul  40, 53, 65, 89 Schelsky, Helmut  11 Schiller, Friedrich  156 Schily, Otto  136 Schleyer, Hanns Martin  130 f. Schmidt, Helmut  130, 186 Schopenhauer, Arthur  156 Schwarzer, Alice  110, 134 Scorsese, Martin  104 Seberg, Jean  52 Seeger, Pete  17 Sefolosha, Thabo  170 Shankar, Ravi  50 Shigenobu, Fusako  118 Shilling, Gary  164 Šik, Ota  66, 152 Smith, Adam  168 f., 177, 192 ff. Smith, Tommie  100 243

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Soares, Mário  128 Solschenizyn, Alexander  121 Sommer, Jochen  30 Springsteen, Bruce  13, 21 Stalin, Josef  65 Staritz, Dietrich  122 Steppenwolf  51, 101 Svoboda, Ludvík  76, 96 ff. Taleb, Nassim Nicholas  145, 166 Tate, Sharon  103 Thatcher, Margaret  175 The Velvet Underground  19 The Who  52 Thiel, Peter  147, 191 Thomas, Rüdiger  122 Tian Xiaoguang  67 Timm, Uwe  78 Tito, Josip Broz  64 Trotzki, Leo  53, 55, 115, 151

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Truffaut François  52 Trump, Donald  166, 173, 190 Tschombé, Moïse  56 Twiggy 40 Ulbricht, Walter  97 Vilar, Esther  134 Vollmer, Antje  93 Vollmer, Christoph  30 Vollmer, Jürgen  21 Wader, Hannes  121 Warhol, Andy  27, 42 Weber, Max  184, 186, 199 f. Westmoreland, William  63 White, Josh  45 Wolfe, Tom  27 Wulff, Erich  59, 134 f., 152 f. Zetsche, Dieter  148 Zimmermann, Robert Allen siehe Dylan, Bob

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Joyce Johnson, Lebensgefährtin von Jack Kerouac

Benedikt Weibel (* 1946) ist in Solothurn aufgewachsen und hat an der Universität Bern Betriebswirtschaft studiert. 1971 erwarb er das Diplom als Bergführer. 1978 trat er in die SBB ein und war von 1993 bis 2006 deren Chef. Die nächsten beiden Jahre koordinierte er im Auftrag des Bundesrats die Fussball-Euro 2008. Von 2007 bis 2016 war er Honorarprofessor für Praktisches Management an der Universität Bern. Heute ist er Präsident und Mitglied verschiedener Institutionen und Publizist. Publikationen: Simplicity – die Kunst, die Komplexität zu reduzieren (7. Auflage 2017), Endlich beginnen die Schwierigkeiten (2016), Mir nach! (4. Auflage 2014), Von der Schublade ins Hirn (3. Auf­lage 2012).

Die 1960er-Jahre sind das ereignisreichste Jahrzehnt der Geschichte. Die Generation, die noch Krieg und Entbehrung erlebt hat, und die Nachkriegsgeneration, die in einer Zeit ungebrochenen Wachstums aufwächst, prallen wie zwei tektonische Platten aufeinander. Zunächst ist es die Musik, die den Zeitgeist prägt, dann Sex und Drogen, dann zunehmende Empörung: über die Ausbeutung der Dritten Welt, einen wahnwitzigen Krieg in Vietnam und unhaltbare Zustände an den Universitäten. 1968 bricht der Vulkan aus und entlädt sich in Strassenschlachten über den ganzen Globus. Es folgen Katzenjammer, Ausnüchterung und die Zersplitterung der Bewegung. 50 Jahre später ist die Welt eine andere. Man fragt sich, ob die Forderung aus dem Pariser Mai 68 nicht wieder notwendig ist: «Die Phantasie an die Macht!»

Benedikt Weibel   Das Jahr der Träume – 1968 und die Welt von heute

«Die Suche nach irgendetwas war der psychische Hunger meiner Generation.»

Benedikt Weibel

D as Jahr der Träume

1968 und die Welt von heute

Benedikt Weibel lässt den Groove der 1960er-Jahre aufleben, schildert den abrupten Wechsel in die schwarzen 1970er-Jahre und schlägt einen Bogen in die heutige Zeit.

ISBN 978-3-03810-286-1 ISBN 978-3-03810-286-1

Umschlagabbildung: © Helga Knüppel

9 783038 102861

www.nzz-libro.ch

Mit dem Wechsel des Kalenderblatts werden die grauen 1950er-Jahre durch das bunteste, schrillste und ereignisreichste Jahrzehnt der Geschichte abgelöst. Die neue Musik liefert einer aus dem Nichts entstehenden globalen Jugendbewegung den Rhythmus, den Stil und die Botschaften. Im Summer of Love pilgern Hippies in Sandalen und weiten Gewändern nach San Francisco und leben nach dem Motto «Make love, not war». Gleichzeitig tobt der Kalte Krieg, und die Welt steht am Abgrund. Die alten Kolonialreiche erleben ihre letzten Zuckungen. An den Universitäten proben die Studentinnen und Studenten den Aufstand. Im Ostblock regt sich Widerstand gegen die Parteibonzen. In Vietnam verstricken sich die USA in einen aussichtslosen Kampf gegen die lokale Widerstandsbewegung, während sie im eigenen Land von Rassenunruhen durchgeschüttelt werden. 1968 kommt der weltweit brodelnde Vulkan zum Ausbruch.

NZZ Libro


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