Zeller, Eckert (Hrsg.): Zunftherren Wiedertäufer Revoluzzer.

Page 1


Bibliogra�sche Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliogra�e; detaillierte bibliogra�sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Umschlagbild : Karl Hofer, Sechseläuten 2015 © 2015 Zunft Hottingen, Zürich Schriftleitung : René Zeller Gesamtkoordination : Martin K. Eckert Archivrecherchen : Adolf Vogel Umschlag, Gestaltung, Satz : Katarina Lang, Zürich Fotolithos : Fred Braune, Bern Druck : Karl Schwegler AG, Zürich Einband : Buchbinderei Burkhardt, Mönchaltorf Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikrover�lmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werks oder von Teilen dieses Werks ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergü­ tungs­p�ichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. ISBN 978-3-03810-094-2 www.nzz-libro.ch NZZ Libro ist ein Imprint der Neuen Zürcher Zeitung

OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 4

16.09.15 11:01


Inhalt

Wenn Mauern sprechen könnten . . . . . . . . . . . . . . . 7 Baugeschichtlicher Rundgang . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Die historische Aura des Neumarkts  19 Aufstieg und Fall der Bilgeri  22 Zeugnis vornehmer Geschlechter  29 Importiertes Mobiliar  30 Grebel und das Täufertum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Im Schatten Zwinglis  35 Konrad Grebel  40 Ein Schritt zur Versöhnung  44 Zunfthaus zur Schuhmachern . . . . . . . . . . . . . . . . 47 Kurzlebige Zunftherrlichkeit  51 Baumeister David Morf  54 Bildungsarbeit in Herrschaftshäusern  56 Die rote «Eintracht» . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 Treffpunkt der Arbeiterklasse  67 Verfolgte Rückkehrer  72 Die Revolution vor Augen  76 Akute Abbruchgefahr  81 Das andere Theater . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 Triumph des Eigensinns  95 Cabaret Cornichon  98 Federn, Schminke, falsche Wimpern  105 Ungebetene Gäste  108 Zunft Hottingen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 Das revitalisierte Zunfthaus  119 Das verwunschene Atelier  122 Hottinger Kreativzentrale  130 Erstklassig einfache Gastronomie  132 Sechseläuten im Zunfthaus  137 Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 Wegmarken am Neumarkt  157 Auswahlbibliogra�e 163 Abbildungsnachweis 166 Die Autoren  167 Dank 168

5

OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 5

16.09.15 11:01


OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 6

16.09.15 11:01


Editorial

Wenn Mauern sprechen könnten 1956 feierte die Zunft Hottingen das Sechseläuten erstmals am Neumarkt. Der Anlass war kein gewöhnlicher Festtag für die Zunft, die nach der ersten Zürcher Stadterweiterung von 1893 gegründet worden war. Das Sechseläuten von 1956 kam einer freudigen Zäsur gleich. Der damalige Statthalter und spätere Ehrenzunftmeister Heinrich Wipf sagte es so : ­«Eines der schönsten Zunfthäuser der Altstadt ist wieder seinem Urzwecke zugeführt worden.» Es war tatsächlich sinnreich, dass wieder zünftiges Leben am Neumarkt einkehrte. Im 18. Jahrhundert hatte der bekannte Architekt David Morf die bestehende Liegenschaft neben dem Bilgeriturm in ein repräsentatives Zunfthaus umgebaut. Stolze Eigentümerin war damals die Zunft zur Schuhmachern, die ihren Besitz aber bereits 1798 wieder veräusserte, als mit dem Untergang der alten Eidgenossenschaft in Zürich die bestehende Zunftordnung endete.

Faszinierende Zeitreise Doch die Mauern des Hauses, das im Zentrum der vorliegenden Publikation steht, haben viel mehr zu erzählen als Zunfthistorien. Wer sich auf eine Erkundungstour durch diese stattliche Altstadtliegenschaft einlässt, begibt sich auf eine ungemein spannende Zeitreise. Hier wohnten vornehme Familien, die an der Zürcher Lokalgeschichte mitschrieben. Später frequentierten politische Überzeugungstäter das Haus, die weltgeschichtliche Bedeutung erlangten. Auf dem historischen Rundgang stösst das neugierige Publikum auf thematische Bruchstellen, auf baugeschichtliche Überraschungen, gesellschaftspolitische Gegensätze und amüsante Trouvaillen. Das macht dieses Gebäude so faszinierend. Und einzigartig. Wir blicken zurück ins Mittelalter. In der wirtschaftlich aufstrebenden Reichsstadt Zürich gehörten die Bilgeri jahrzehntelang zu den ein�ussreichsten Geschlechtern. Sie residierten am Neumarkt im Wohnturm, der nach ihnen benannt

ist, und in weiteren angrenzenden Patrizierhäusern. Bürgermeister Rudolf Brun, der im limmatwärts an den Bilgeriturm angrenzenden Haus wohnte, verfuhr im Zuge der Zunftrevolution von 1336 mit dem Ratsgeschlecht der Bilgeri ungnädig. Die legendäre Mordnacht von 1350 besiegelte das Ende dieser Zürcher Familie blutig. Als im 16. Jahrhundert Huldrych Zwingli die Zürcher Kirche reformierte, wohnte im herrschaftlichen Haus am Neumarkt Konrad Grebel. Der Spross einer regimentsfähigen Familie war ein enger Weggefährte Zwinglis, bevor er sich im Streit um die kirchliche Taufe mit dem Reformator zerstritt. Grebel, der noch heute in Europa und Übersee als Gründer des Täufertums verehrt wird, wurde verfolgt und eingekerkert. Er musste aus Zürich �üchten und starb kurz darauf an der Pest. Mehrere Glaubensbrüder Grebels wurden in der Limmat ertränkt. Bevor die Zunft zur Schuhmachern 1743 am Neumarkt einzog, diente der Bilgeriturm führenden Zürcher Geschlechtern – Störi, Escher vom Luchs, Wolf, Holzhalb – als Wohnstätte. Das 19. Jahrhundert brachte neue Besitzer und neue Nutzer an den Neumarkt. Zunächst mietete sich die Zürcher Töchterschule in der geräumigen Liegenschaft ein. 1888 ­erwarb der deutsche Arbeiterbildungsverein Eintracht das Gebäude. Damit brach eine neue Epoche an, die mit der bisherigen Nutzung von Bilgeriturm und Zunfthaus diametral kontrastierte. Deutsche und andere ausländische Handwerker nutzten das Gebäude fortan als sozialen und geselligen Treffpunkt. Parallel dazu wurde frühsozialistische Bildungsarbeit geleistet. Die politische Komponente erlangte in der «Eintracht» nach 1900 immer breiteren Raum. Prominente Sozialisten und Revoluzzer führten Regie. Aus der illustren Reihe der Agitatoren ragen Leo Trotzki und Lenin heraus. Der 1914 nach Zürich gereiste Trotzki legte im Neumarkt den Grundstein für das revolutionäre Manifest von Zimmerwald. Lenin ­rüstete sich ab 1916 im Lesesaal des Gewerkschaftshauses

7

OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 7

16.09.15 11:01


1 Das im Gr체ndungsjahr der Zunft Hottingen gefertigte Banner. 1996 wurde das Seidentuch mit Blick auf das 100-Jahr-Jubil채um der Zunft restauriert.

8

Editorial

OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 8

16.09.15 11:01


gedanklich für den bolschewistischen Umsturz, bevor er im April 1917 nach Russland reiste. Es blieb unruhig am Neumarkt. 1921 wurde hier die Kommunistische Partei der Schweiz gegründet. 1932 kaufte die Stadt den Gebäudekomplex – in der erklärten Absicht, die Liegenschaft abzubrechen. Die radikalen Pläne des sozialdemokratischen Stadtpräsidenten Emil Klöti für eine Altstadtsanierung, gemäss denen das Neumarktquartier vom sogenannten Zähringerdurchstich zerschnitten werden sollte, ver�üch­ tigten sich erst während des Zweiten Weltkriegs. Die Bühnenkultur hielt Einzug. Das Cabaret Cornichon eröffnete drei Jahre nach Kriegsende den Spielbetrieb auf der neuen städtischen Bühne. In den 1950er-Jahren bot Stadtpräsident Emil Landolt Literaten, Musikern und Kabarettisten eine Plattform im Zunftsaal. 1966 wurde mit einem Stück des damals noch unbekannten tschechischen Autors Václav Havel die erste Spielzeit des Theaters am Neumarkt eröffnet. Das eigenwillig-experimentelle Ensemble hat sich seither unter wechselnder künstlerischer Leitung weit über die Stadt hinaus Beachtung verschafft. Die Doppelnutzung der Liegenschaft als Theater und Zunfthaus wurde 1967 vertraglich gefestigt. Die Stadt vermietete die Liegenschaft mitsamt dem Restaurant im Parterre an die zu diesem Zweck gegründete Genossenschaft Zunfthaus Hottingen. Damit wurde der Weg vorgespurt für das heute gut eingespielte Nebeneinander am Neumarkt : Avantgardistische Theaterschaffende und traditionsbewusste Zünfter teilen sich freundnachbarlich die Räumlichkeiten nach ­festgelegten Regeln. Der Pächter, der als Restaurateur, Gastgeber und Zunftwirt in Personalunion wirkt, sorgt für die kulinarische Attraktivität in Haus und Garten.

­ iegenschaft sowie bei weiteren Institutionen und Personen, L um deren materielle oder ideelle Unterstützung wir nach­ gefragt haben, sind wir auf offene Türen gestossen. Allen Beteiligten ist unser aufrichtiger Dank gewiss. Welche Zürcher Altstadtliegenschaft vermag mehr spannende Geschichten zu erzählen als das Zunfthaus am ­Neumarkt? Es geht den Herausgebern nicht darum, diese Frage schlüssig zu beantworten. Gleichwohl sind wir überzeugt, dass es angezeigt ist, dieses von alteingesessenen ­Patriziern, Wiedertäufern, Revoluzzern, Kulturschaffenden und Zunftherren frequentierte Gebäude angemessen zu wür­digen. Eine streng wissenschaftliche Sichtweise wurde ­bewusst nicht angestrebt, auch keine konsequente Chronologie. Wir veranschaulichen die Zeitreise mit Texten, die von der bewegten Geschichte dieses Kraftorts zeugen. Und wir l­ assen Bilder sprechen. Die Mauern des Zunfthauses am Neumarkt haben viel zu berichten. Die Hottinger sehen sich in der Verantwortung, ihrem Domizil mit seiner vielfältigen Nutzung Sorge zu ­tragen und die geschichtliche Bedeutung der Liegenschaft an kommende Generationen weiterzuvermitteln. Wenn es uns gelingt, das Interesse für ein illustres Zürcher Baudenkmal zu wecken oder zu erneuern, so erfüllt das vorliegende Buch seinen Zweck. Zürich, September 2015 René Zeller und Martin K. Eckert

Ein Glücksfall Die Zunft Hottingen ist stolz, Gegenwart und Zukunft der historischen Liegenschaft mitgestalten zu dürfen. Der einstige Entscheid, aus dem angestammten Quartier Hottingen an den Neumarkt zu dislozieren, hat sich als Glücksfall erwiesen. Seit den Jahren, als Heinrich Wipf und weitere engagierte Zünfter das Feuer entfachten, hält die Begeisterung unvermindert an. So stiess die Idee, die um den Bilgeriturm und das Zunfthaus am Neumarkt rankenden Episoden auf Papier zu bannen, zunftintern auf spontanen Zuspruch. Überaus grosszügige Zunftveteranen legten das �nanzielle Fundament. Weitere Zünfter haben sich als fachkundige Autoren ins Zeug gelegt oder in anderer Weise aktiv zum Gelingen des Buchprojekts beigetragen. Auch bei der Stadt als Eigentümerin der

9

OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 9

16.09.15 11:01


2

OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 10

16.09.15 11:01


Baugeschichtlicher Rundgang OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 11

16.09.15 11:01


3

Vorangehende Doppelseite : 2 Ansicht der Stadt Zürich um 1535. Kolorierte Tuschzeichnung, eingebunden in der Schweizer Chronik des Kartografen und Historikers Johannes Stumpf. Diese Seite : 3 Der «höfische Kern» an der Nahtstelle von Neumarkt, Rindermarkt und Spiegelgasse. Rekonstruktion der baulichen Entwicklung um 1270 / 80. Zeichnung von Marianne Mathys und Daniel Berti, Baugeschicht­ liches Archiv Zürich. Gegenüber : 4 Grundrissentwicklung des «höfischen Kerns» am Neumarkt / Rindermarkt : Kernbauten der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts (dunkelrot); Baukörper der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts (rot); Anbauten des 14. Jahrhunderts (hellrot).

12

Baugeschichtlicher Rundgang

OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 12

16.09.15 11:01


F R O SC H

T K R A M EU

N

SS E

III

8

AUGA

II

6

5

3

1

V

W OL FB AC H

R IND ER MA RK T

26

4

2

IV

I 23

R EH GÄ SS CH

29

EN

SP

G IE

EL

GA

SS

E

Kernbauten der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts Baukörper der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts Anbauten des 14./15. Jahrhunderts

4

Mittelalterliche Besitzverhältnisse am Neumarkt II

III

IV

Neumarkt 4, «Unteres Rech»

I Spiegelgasse 26, «Oberes Rech»

Neumarkt 5, «Bilgeriturm»

Neumarkt 3, «Deutsche Schule»

Spiegelgasse 29, Neumarkt 6 / 8, Rindermarkt 26, «Steinberg» Neumarkt 2, «Grimmenturm», «Langer Keller»

V «Tannenberg»

13. Jh.

?

?

Bilgeri

Kloster St. Blasien, vor 1274, Brun, seit 1274

Bilgeri

Bilgeri, 1276

Barfüsser, vor 1273, Bilgeri (Hinterhaus)

14. Jh.

Hünenberg, seit 1357 bis gegen 1400

Barfüsser, seit 1397

Bilgeri, bis etwa 1380, hernach Bilgeriverwandte

Brun, bis 1363, Überlingen, bis gegen 1400, verschiedene Besitzer

Bilgeri, bis vor 1343, hernach Beginen (Frauengemeinschaft)

Bilgeri, 1308, hernach Landenberg und verschiedene Besitzer

Barfüsser, Bilgeri (Hinterhaus), bis 1353, hernach Bar­ füsser

15. Jh.

Verschiedene Besitzer, hernach Bar­ füsser

Barfüsser bis 1461

Escher vom Luchs, seit 1450 mit Unterbrüchen

Stift Embrach, nach 1461

Beginen, bis 1524, hernach Pfarrhaus der Kirchgemeinde Prediger

Barfüsser Grossmünster, von 1416 bis 1432, und verschie­ dene Besitzer verschiedene Besitzer, u. a. Göldli

Escher vom Luchs, mit Unterbrüchen bis 1637

Stift Embrach, bis 1524, «Deutsche Schule», seit 1556 / 57

Kirchgemeinde Prediger

Bischof von Konstanz, Berger, seit vor 1529, hernach verschiedene Besitzer

Röist, seit 1461 16. Jh.

Röist, bis 1573 Escher vom Luchs, seit 1574

13

OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 13

16.09.15 11:01


8 Ausschnitt aus dem ber체hmten Murerplan von 1576. Auf dem ausserordentlich detailgetreuen Holzschnitt bildete der Kartograf Jos Murer die H채userzeilen am Neumarkt und Rindermarkt pr채zis ab.

18

Baugeschichtlicher Rundgang

OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 18

16.09.15 11:01


Baugeschichtlicher Rundgang

Die historische Aura des Neumarkts Jürg E. Schneider

In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts beginnen die Quellen für die Häuser an der Nahtstelle von Rindermarkt und Neumarkt zu �iessen. Vor 1273 gehörte das stattliche vordere Steinhaus des «Tannenbergs» (Neumarkt 8) dem Franziskanerkloster. Die seit 1255 in Zürich ansässigen Barfüsser hatten das Haus von einem uns nicht weiter bekannten Heinrich Kiseling und dessen Frau Mia geschenkweise erhalten. Schräg gegenüber gehörte die spätere Deutsche Schule (Neumarkt 3) damals dem Kloster St. Blasien im Schwarzwald. Es kommt nicht von ungefähr, dass wir hier zuerst von geistlichem Besitz erfahren, waren die Klöster doch allenthalben Zentren früher Schriftlichkeit und überdies schon immer sehr darauf bedacht, ihren Besitz oder ihre Rechte zu verbriefen.

Ritter und Minnesänger Durch Tausch gelangte 1274 der sankt-blasianische Baukomplex an die ritterliche Familie Brun und verblieb dieser bis zum Verkauf von 1363. Hier wurde der spätere Bürgermeister Rudolf Brun geboren. Er bewohnte das Haus am Neumarkt 3 hernach bis zu seinem Tode 1360. Über das Nachbarhaus (Neumarkt 1) der Familie Brun zum Rindermarkt hin berichtet uns erstmals eine Urkunde mit dem Datum 4. Januar 1302 : Damals verkauften Nicolaus Ochs und seine Frau die Liegenschaft am Neumarkt ­zwischen den Häusern von Jakob Brun (Neumarkt 3) und Werner Vinck (Eckhaus Neumarkt / Froschaugasse) an ­Johannes Hadlaub, den Minnesänger, dessen Lieder in der Manessischen Liederhandschrift für alle Zeiten festgehalten sind. Der erste namentlich bekannte Besitzer des im 13. Jahrhundert entstandenen Baukomplexes des Hauses zum Rech (Neumarkt 4 / Spiegelgasse 26) war der Ritter Gottfried IV. von Hünenberg (Linie St. Andreas) und dann sein Schwiegersohn Ritter Peter, der «Storch» (Linie Arth). Sie beide

sassen als Consta√er zwischen 1355 und 1388 mehrmals im Rat. Bis ins späte 14. Jahrhundert gehörte das «Untere Rech» den Hünenbergern. Nach verschiedenen Handänderungen gelangte es auf öffentlicher Gant an die Barfüsser. Die Franziskaner besassen nun das ganze «Rech»; das obere Haus seit 1397, das untere gelangte 50 Jahre später hinzu.

Die Patrizierfamilie der Bilgeri Im 13. und 14. Jahrhundert waren es aber die potenten Bilgeri, damals die bedeutendste bürgerliche Patrizierfamilie, die unserem Quartier am Rinder- und Neumarkt baulich und wohl auch gesellschaftlich das Gepräge gaben. Sie erwarben oder erbauten den im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts entstandenen dreigeschossigen Wohnturm (Neumarkt 5), den sie nach der Jahrhundertmitte um ein Geschoss aufstockten und um einen zweigeschossigen, gartenseitig gelegenen herrschaftlichen Wohntrakt (Palas) erweiterten, der vom Turm her erreicht werden konnte. Zu diesem Haus «uff dem Bach» gehörte auch ein auf der Gassen�ucht östlich gelegenes, festes Steinhaus, an das sich das jüngere Haus zum Adlerberg (Neumarkt 7) anlehnt. Der dazwischenliegen­de Hof war durch eine Mauer mit Torzugang zur Gasse hin geschlossen. Der Turm wurde von der östlichen Hofseite durch einen rundbogigen Hocheingang, der ins erste Obergeschoss führte, erschlossen; an der Stelle, wo sich noch heute der Durchgang zwischen der David-Morf-Stube und der Bilgeristube be�ndet. Damals errichteten die Bilgeri auch den Grimmenturm mit dem «Langen Keller» und das Haus zur Traube (Spiegelgasse 29 / Rindermarkt 26 / Neumarkt 2). 1276 erwarb die Familie zudem auf öffentlicher Gant den gassenseitigen Kernbau der «Steinburg» (Neumarkt 6), den sie unmittelbar darauf mächtig erweiterte. Johannes Bilgeri, der Grimme, starb vor 1345. Aus späteren Urkunden geht hervor, dass er und seine Gemahlin das Haus

19

OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 19

16.09.15 11:01


24

OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 32

16.09.15 11:01


Grebel und das T채ufertum OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 33

16.09.15 11:01


OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 34

16.09.15 11:01


Grebel und das Täufertum

Im Schatten Zwinglis Christoph Sigrist

Konrad Grebel war ein junger, ungestümer Mann, als er zum Mitbegründer des Täufertums in der Schweiz wurde. Er war der Erste, der es gewagt hatte, mit der alten Praxis der Säuglingstaufe zu brechen und die Bekenntnistaufe bei einem ehemaligen Priester in einem Zürcher Privathaus zu vollziehen. Grebel steckte in persönlichen Schwierigkeiten, war ungestüm, jähzornig, zwar humanistisch gebildet, doch weder moderat noch gelassen und unerbittlich, wenn es galt, Erkanntes durchzusetzen. Er war besessen vom Gedanken einer täuferischen Volkskirche und wollte den Weg zur Freikirche meiden. Er war hin- und hergerissen, ein Hitzkopf, heiss für die Sache des Glaubens und des Wortes Gottes.

Jugend am Neumarkt Grebel stammte aus einer sehr wohlhabenden, politisch und wirtschaftlich ein�ussreichen Familie, die in ­Zürich zur Oberschicht gehörte. Die zunächst sozial gehobene Stellung sowie der Wohnort am Neumarkt, in einem für die Stadtentwicklung ein�ussreichen Quartier, waren

Vorangehende Doppelseite : 24 Der Neumarkt als Pilgerstätte. Konrad Grebel, der im Bilgeriturm einen Teil seiner Jugend verbrachte, wird von evangelikalen Glaubensgemeinschaften in aller Welt als Gründer der Täuferbewegung verehrt. Im Bild Angehörige der Church of God, die im April 2015 aus Übersee angereist sind, um Grebels Zürcher Domizil zu besichtigen. Gegenüber : 25 Zwingli und die Täufer. Der Reformator sitzt im Grossmünster inmitten einer leidenschaftlichen Gesellschaft an einem Pult und versucht, den stehend vor ihm gestikulierenden Wiedertäufer aufzuklären. Lithografie des Zürcher Kupferstechers Franz Hegi aus dem Jahr 1842.

für den heranwachsenden Jüngling Konrad Grebel sehr wichtig. Er lernte, sich gut in gesellschaftlichen und auch in klerikalen Kreisen zu bewegen. Als Angehöriger der regierenden Gesellschaftsschicht – sein Vater war Mitglied des Rats – war er sicherlich für die aufkommende Bewegung der Täufer nützlich. Die Behörden waren ihnen gegenüber zu Beginn sehr moderat. In der sozialen Welt Konrad ­Grebels wurden weitreichende Entscheide über den Gang der Reformation gefällt, die so wohl nicht vom Zürcher ­Reformator Huldrych Zwingli und vom Zürcher Rat aktiv geplant waren. Das Verhältnis zwischen Kirche und Staat, zwischen Religion und Politik, stand zur Debatte, ausgelöst durch die bäuerliche Reformationsbewegung auf dem Land und durch die radikale Täuferbewegung, die Stadt und Land verband. Aktenkundig wurde Konrad Grebel im Protokoll des Kleinen Rats im Juli 1522, in dem auch sein Vater sass. Er hatte ­zusammen mit anderen Freunden die Predigt zur Heiligenverehrung bei den Augustinermönchen gestört. Der altgläubige Ratsherr und Zunftmeister Schliniger beklagte sich, dass mit Konrad Grebel der Teufel leibhaftig im Saal gewesen sei. Grebel unterbrach, indem er den Gegner Zwinglis, Peter Meyer, als Teufel bezeichnete. Er drohte : «Und sofern meine Herren das Evangelium nicht fortschreiten, so werden sie zerstört werden.» Er verliess die Stube, indem er die Tür hinter sich mit einem lauten Knall ins Schloss fallen liess. Die Predigtstörungen nahmen nicht ab, ja, Zwingli selber unterbrach die Predigt des Franz Lambert, der auf der Durchreise von Avignon die Verehrung der Heiligen und die Mutter Gottes lobte, mit den Worten : «Bruder, da irrst du !» Grebel konnte man nicht mehr bremsen, seine Freunde auch nicht. Zu ihm gesellten sich der uneheliche Sohn des ­verstorbenen Probstes des Grossmünsters, Felix Manz, die Pfarrer, Prädikanten von Witikon, Höngg und Zollikon, Wilhelm Reublin, Simon Stumpf und Johannes Brötli, ­ die ­Bäcker Heinrich Aberli und Barthlime Pur, der Buch­

35

OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 35

16.09.15 11:01


44

OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 58

16.09.15 11:01


Die rote «Eintracht» OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 59

16.09.15 11:01


64

Die rote «Eintracht»

OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 64

16.09.15 11:01


49 Maikundgebung 1912 : Mitglieder der «Eintracht» auf der Zürcher Münsterbrücke. Nach der Jahrhundertwende nahm der am Neumarkt domizilierte Arbeiter­verein eine dezidiert klassenkämpferische Schrittmacher­funktion wahr. Nachfolgende Seite : 50 Haupteingang am Neumarkt 5, auf­ge­nommen um 1915. Das angeschlagene Schild wies den Weg zur Unionsdruckerei Zürich im Hinterhof.

65

OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 65

16.09.15 11:01


50

OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 66

16.09.15 11:01


Die rote «Eintracht»

Treffpunkt der Arbeiterklasse Von René Zeller

In den dunklen Jahren des Ersten Weltkriegs war im ­Gewerkschaftshaus Eintracht Wladimir Iljitsch Uljanow anzutreffen. Die Genossen, die dem russischen Emigranten dort begegneten, konnten nicht wissen, dass im Herzen ­Zürichs eine Zäsur von weltgeschichtlicher Bedeutung keimte. Uljanow, der auf den Namen Lenin hörte, wohnte seit Februar 1916 an der Spiegelgasse 14, einen Steinwurf vom Neumarkt entfernt. Im einstigen Zunfthaus zur Schuhmachern stöberte er unentwegt in Zeitungen und Büchern. Er debattierte mit Gleichgesinnten, stritt mit wankelmütigen Genossen. Am 9. April 1917 kehrte er in seine Heimat zurück und entfesselte die russische Revolution. Lenin war der bedeutendste Exponent der Arbeiterklasse, die das geschichtsträchtige Haus am Neumarkt jahrzehntelang frequentierte. Im damaligen Zentrum der Zürcher Linken waren aber auch andere namhafte Wortführer anzutreffen. Leo Trotzki, der Weggefährte Lenins, ging hier ein und aus. Die russischen Revolutionäre Sinowjew, Radek und Charitonow waren zugegen. Neben prominenten Genossen aus Deutschland, Österreich-Ungarn und aus ostmitteleuropäischen Staaten gab sich auch die erste Garde der Schweizer Arbeiterbewegung am Neumarkt die Klinke in die Hand. Zu ihnen gehörte der aus Schlesien stammende Buchbindergeselle Herman Greulich, der sich nach seiner Ankunft anno 1865 in Zürich umgehend dem deutschen Arbeiterverein Eintracht angeschlossen hatte. Nach seiner Einbürgerung avancierte er zur Vater�gur der schweizerischen Arbeiterbewegung. «Papa Greulich» hielt im Vereinshaus am Neumarkt unzählige Referate.

Die Handänderung von 1888 Die rote Epoche am Neumarkt begann 1888. In jenem Jahr verkaufte der Besitzer des einstigen Zunfthauses, Küfer­meister Jakob Grob, die Liegenschaft mitsamt dem herrschaftlichen Bilgeriturm dem Arbeiterbildungsverein

Eintracht. Mit dem Eigentümer, der das Haus seit 1879 ­besessen hatte, wurde am 5. April 1888 ein Kaufpreis von 145 000 Franken vereinbart. Die deutsche Organisation, die damals gegen 550 eingeschriebene Mitglieder zählte, konnte auf einen Fonds zurückgreifen, der seit 1863 geäufnet worden war. Zudem gewährte die Brauerei Hürlimann dem kaufwilligen Verein ein Darlehen von 30 000 Franken. Ganz uneigennützig war diese grosszügige Geste nicht : Das Zürcher Brauhaus durfte mit einem lukrativen Bierabnahmevertrag rechnen. Wer waren die neuen Besitzer, die nach kurzer Umbauzeit im November 1888 im Parterre der Liegenschaft ein Speiselokal eröffneten, im ersten Stock die Vereinslokalitäten einrichteten und am 21. Januar 1889 den mehrgeschossigen Besitz im Beisein von rund 1000 Festteilnehmern o≈ziell einweihten? Die Zürcher Historikerin Karin Huser hat die soziale Bedeutung des Arbeitervereins Eintracht, aber auch dessen Funktion als politischer Treffpunkt profund aufge­ arbeitet. Ihr 2012 erschienenes Buch Bildungsort, Männer­ hort, politischer Kampfverein stellt das gesellschaftliche Innenleben des deutschen Vereins ebenso profund dar wie den sozialistischen Furor, den er nach der Jahrhundertwende entwickelte. Eingehend beleuchtet werden die damaligen Verhältnisse am Neumarkt auch in Klaus Urners Abhandlung Die Deutschen in der Schweiz und in Erich Gruners Standardwerk Arbeiterschaft und Wirtschaft in der Schweiz 1880–1914. Hans Ulrich Jost vermittelt in seiner Darstellung zum Linksradikalismus in der deutschen Schweiz während des Ersten Weltkriegs aufschlussreiche Hinweise zum ­Ein�uss der «Eintracht» auf die Arbeiterbewegung. Die nachfolgenden Betrachtungen stützen sich massgeblich auf diese Darstellungen. Um 1840 beschlossen deutsche Handwerksgesellen, in Zürich den Gesangverein Eintracht zu gründen. Eine p ­ olitische Mission stand anfänglich nicht im Vordergrund. Massgebend waren vielmehr das gesellige Zusammensein und die

67

OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 67

16.09.15 11:01


70

OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 86

16.09.15 11:02


Das andere Theater OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 87

16.09.15 11:02


71

OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 88

16.09.15 11:02


OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 89

16.09.15 11:02


OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 94

16.09.15 11:02


Das andere Theater

Triumph des Eigensinns Daniele Muscionico

Als die Krawattenmenschen Einzug hielten, war es wieder einmal so weit. Das Theater Neumarkt erwischte seine ­Habitués kalt. Krawattenmenschen im Theater? Der Programmzettel verhiess Verrat. Das war also das Ende. Das Ende des Theaters Neumarkt. Das Ende von Geist und der Anfang des marktwirtschaftlichen Lehrstücks, wie Geist zu Geld wird. «Einspruch !», murrten die Rezensenten, und der gewohnheitsmässige Zuschauer scharrte mit den Füssen.

Im Brennglas der Zeit Manager im Theater, Manager auf der Bühne, Manager im Zuschauerraum. Sie sassen nicht, wo sie sonst anzutreffen sind, im staatstragenden Schauspielhaus auf rotem Plüsch, man traf sie in der Holzklasse an, in der Alternative am Zürichberg parterre. Das war ein Ding! Und ein Ding trug sich dort auch zu : Top Dogs, ein Königsdrama im Outplacement-Milieu. Es inszenierte Volker Hesse, es schrieb Urs Widmer, es regierte die pure Gegenwart. Das Theaterpublikum sass auf sechs trennbaren Rollbühnen und war Manövriermasse, die im Raum hin und her bewegt wurde. So war man Teil der Schauspieler in der Rolle gefeuerter Exmanager, die versuchten, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen; in einem �ktiven Outplacement-Center teilte man mit ihnen die Erfahrung von Ohnmacht und Orientierungslosigkeit. Spitzenmanager, die im Zuge globaler Umstrukturierungen entlassen wurden. Das Theater war einmal nicht für die Underdogs da, sondern für die ganz oben, die Top Dogs. Gegenüber : 76 Am 12. Januar 1966 eröffnete das Theater am Neumarkt den Spielbetrieb mit dem Stück Das Gartenfest, dem Erstlingswerk des damals unbekannten tschechischen Autors Václav Havel. Die künstlerische Leitung oblag Felix Rellstab. Sein Einstieg am «Neumarkt» begann verheissungsvoll : Die Premiere war ausverkauft.

In der Nacht des 15. Mai 1996, am Ende der Vorstellung, war allen klar : Was man soeben zu sehen bekommen hatte, ist unbestechlich, weil im Brennglas der Zeit. Was uns eben zu Gehör kam, ist zu Kunst geronnene Realität. Die Globalisierung frisst ihre Kinder. Doch damit nicht genug. Als Chefetagen von Grossbanken ganze Vorstellungen als Weihnachtsaus�üge aufzukaufen begannen, wurde auch ausserhalb der Theaterszene ruchbar : Top Dogs von Urs Widmer, uraufgeführt und wochenlang zu sehen am Theater Neumarkt, ist ein Stück Zeitdiagnose, ist das Stück des zu Ende gehenden Jahrhunderts mit seinen Verwerfungen für das Wirtschaftssubjekt. Top Dogs wurde später zum Berliner Theatertreffen eingeladen, zur Bestenschau der deutschsprachigen Bühnen. Der massgebende internationale Kritikerkanon wählte es zum Stück des Jahres, Widmer zum Autor des Jahres und das «Neumarkt» zum Theater des Jahres. Die Stadt Zürich revanchierte sich, indem sie das «Neumarkt»-Ensemble und das Direktorenduett – Stephan Müller als Innenminister, Volker Hesse als Aussenminister – 1999 mit dem städtischen Kunstpreis auszeichnete.

Mittendrin in der Gegenwart Theater ist Gegenwart. Das gilt für das Theater Neumarkt prototypisch. Denn als man 1996 von nah und fern neidvoll auf das heftig akklamierte Haus blickte, war die Vergangenheit, war der Prolog zu dieser Theaterkarriere längst vergessen. Die Erinnerung ist bekanntlich eine trübe Quelle. Doch in den Archiven ist nachzulesen : Im März 1993 hatte der Zürcher Stadtrat beschlossen, das Theater ab 1. Januar 1995 von der Liste der Subventionsempfänger zu streichen. Die Zahlen waren wieder einmal tiefrot. Stühle blieben leer, Kassen verödeten. Da waren die designierten Direktoren gerade an den Vorbereitungsarbeiten. Sie übernahmen also ein Theater im Zustand der Agonie und eröff-

95

OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 95

16.09.15 11:02


neten dennoch sechs Monate später schonungslos, rücksichtslos, schockierend – mit Angels in America von Tony Kushner, ein Musical zum Thema Aids. Nicht viel später folgte das Rechercheprojekt In Sekten, eine Abrechnung mit der Sektenneigung von Zürich als Reaktion auf die Erfolge des Vereins zur Förderung der Psychologischen Menschenkenntnis (VPM) und die Abgrenzungsneurosen von Land und Leuten überhaupt – sie war die Einladung des Duos Hesse / Müller zum Berliner Theatertreffen. Kaum war der Ritterschlag aus Berlin o≈ziell, reagierte auch die Stadt : Im Mai 1995 anerkannte der Stadtrat das Theater Neumarkt als «bedeutender Faktor des hiesigen Kulturlebens». Und plötzlich war das «Neumarkt» überall : im Kunsthaus, auf der Werdinsel, an der Chorgasse. Und der Erreger «Theater» war gefährlich, weil ansteckend. Die zweite Einladung auf den roten Teppich von Berlin liess nicht auf sich warten, sie wurde Stefan Bachmanns Inszenierung Die Wahlverwandtschaften zuerkannt. Das war im selben Jahr, als Hesse / Müller eine weitere Ungeheuerlichkeit wagten : Sie mischten in der Inszenierung Backroom ein französischsprachiges Ensemble aus Marseille mit Darstellern aus dem «Neumarkt»-Ensemble und mit männlichen und weiblichen Prostituierten. Das Theater war plötzlich keine «gated community» mehr, sondern ein erweiterter Rotlichtbezirk, eine irritierende und nachhaltige Erfahrung für das Publikum. Kurzum : Als Top Dogs 1996 für Furore sorgte, hatte das Direktorenduo innert nur zwei Jahren die Gunst des o≈ziellen Zürichs gewonnen und ein neues Publikum, das der vorangehenden Direktorin nicht mehr hatte folgen wollen. Und

Hesse / Müller hatten bewiesen : Das Neumarkt-Theater ist der Ort, der Theater als Kunst des Scheiterns behauptet. Es kann ein Motor sein, der gesellschaftliches Bewusstsein antreibt. Zwei schonungslose Gesellen hatten Unmögliches möglich gemacht, Abenteuerhaftigkeit riskiert, und siehe da : Sie wurden belohnt.

Keine Kunst ohne Risiko Im Allgemeinen aber ist das Theater am Neumarkt keine Belohnung, nicht für die Verantwortlichen und nicht für das Publikum, das hier eher nachhaltig irritiert wird als nachhaltig unterhalten. Dieses Theater ist keine Belohnung, es ist eine Behauptung. Und es behauptet : Kunst ohne Risiko gibt es nicht. Das Theater Neumarkt widersteht der Konvention und widerspricht der Tradition. Denn sein Leistungsauftrag seitens der Stadt seit Gründung am 12. Januar 1966 ist mindestens so halsbrecherisch wie diffus : Es soll eine Alternative sein. Eine Alternative wozu? Zum Schauspielhaus Zürich? Zum Beispiel. Hier ist ein Haus, das sich einmischt. In die Kunst, in die Politik, in die Debatte um subkutane städtische Be�nd­lich­ keiten. Hier ist ein Theater, das in der Gegenwart und von der Gegenwart und für die Gegenwart lebt. Hier ist ein Haus, das immer wieder totgesagt wird und immer wieder neu aufersteht. Mit jeder Direktion, mehr oder weniger. Doch wer behauptet, die Zeit von Volker Hesse und Stephan Müller (1993–1999) sei eine legendäre gewesen, wird daran erinnert werden, dass es etliche Jahre vorher schon eine ­andere legendäre Zeit gegeben hat. Die Direktionszeit des

77 Glückwunschtelegramm aus Prag : Václav Havel gratuliert dem Theater am Neumarkt im Januar 1991 zum 25-jährigen Bestehen.

96

Das andere Theater

OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 96

16.09.15 11:02


Enfant terrible Horst Zankl, Regisseur und Schauspieler vom avantgardistischen Forum Stadtpark Graz.

Es begann 1966 Es waren die 1950er- und 1960er-Jahre, es war die hohe Zeit der Klein- und Kellerbühnen, die auch bei Zürcher Stadtältesten zur Einsicht führten : Das Experiment ist nicht nur eine Sache der Wissenschaft. Es gibt das Experiment auch im Theater. Das Experiment heisst Moderne, und wenn sie auch bellt, gefährlich ist sie nicht. Aber notwendig. Und so eröffnete unter den Auspizien der Präsidial­ abteilung im Januar 1966 im «Neumarkt» ein erster fester Spielbetrieb unter der künstlerischen Leitung von Felix Rellstab (1966–1971). Sein Auftrag war es, ein Haus als Experimentierbühne zu etablieren, ein Theater der Alternative. 1968 kam es zur Gründung der Theater am Neumarkt AG. 50 Prozent der A ­ ktien hält die Stadt Zürich, der Rest wurde durch Private gezeichnet. Felix Rellstab, der spätere Direktor der Schauspielakademie Zürich, führte den dramatischen Erstling eines damals unbekannten tschechischen Autors auf, Das Gartenfest von ­Václav Havel. Überhaupt konfrontierte er die Zuschauer mit Autoren, die beim Schweizer Publikum weitgehend un­ bekannt waren : Mrozek, Pinter, Bond, Handke, Kroetz, ­Ionesco, Beckett. 1971 überwarf er sich mit dem Verwaltungsrat und trat von seinem Amt zurück. Aus Graz kam Horst Zankl (1971–1975). Und wenn es eine goldene Zeit gab, dann ist es womöglich diese. Sicher ist : Mit Zankl begann eine Ära, die bis heute in vergoldeter Erinnerung ist. Es sind die Jugendjahre des Theaters, und Zankl wird es gelingen, durch sein Konzept eines Mitbestimmungstheaters und durch sein starkes Ensemble das NeumarktTheater als internationale Chiffre zu positionieren – im «Neumarkt» hausen von nun an die Neuerer. Von Putzfrau bis Bühnenstar war man gleichberechtigt. In Zankls erster Truppe fungierten Namen, die bis heute klingen : Tina Engel, Maria Bill, Katja Früh (als Sou√euse), Mathias Gnädinger, Michael Maassen, Horst Mendroch, Norbert Schwientek, Siggi Schwientek (als Bühnentechniker), Nikola Weisse. Zankls Eröffnungsinszenierung, Der Ritt über den Bodensee von Peter Handke, mag die lokalen Zuschauer vor den Kopf gestossen haben. Doch nach Dieter Bachmann, der eine ­Rezension für die deutsche Wochenzeitung Die Zeit schrieb, setzte die Inszenierung «qualitativ einen Massstab». Bachmann notierte : «Zankls bereits gut eingespieltes Ensemble könnte man sich aufopfernder nicht vorstellen, alle Hauptdarsteller, Herren und Damen, treten kahlgeschoren auf. Ein

78 Widerstand mit der Radiernadel. Der Zürcher Bühnenbildner Ambrosius Humm entwarf 1966 das Bühnenbild für Havels Gartenfest, und Horst Zankl band ihn anschliessend fest in die «Neumarkt»Kommune ein. Humm schuf im Laufe der Jahre für das Theater insgesamt 64 Bühnenbilder. Als die Stadt in den 1990er-Jahren der Altstadtbühne keinen Kredit mehr geben wollte, ging er protestierend voran. Diese Radierung wurde verkauft, um mit dem Geld Protest­aktionen zu finanzieren.

Einfall, der nur kurz befremdet – bis man erfährt, wie die Figuren dadurch vom letzten Rest Individualität erlöst werden, nur noch die Satzgeber und Gestenlieferanten sind, die Handke sich vorstellt. Der ‹Ritt über den Bodensee› als Hohe Schule : ein Theatererfolg, aber ein Test auch. Werden die Zürcher dieses Theater als Alternative auch wollen?»

Der Bürgerschreck Ja, sie wollten ! Und das nicht nur, weil Horst Zankl mit dieser Inszenierung nach Berlin ans Theatertreffen eingeladen wurde und damit das Haus aus dem Stand in die erste Liga des zeitgenössischen deutschsprachigen Theaterschaffens katapultierte. Um Zankl und seine Truppe wehte der Ruch des Bürgerschrecks, und damit konnte sich die politisierte Zürcher Theatergemeinde solidarisieren. Viele der Zankl-Künstler waren politisch streitbare Zeitgenossen. ­Allen voran der Dramaturg Klaus Völker. Zankl erbte ihn, da jener soeben gemeinsam mit dem Regisseur Peter Stein, ­einem anderen Bürgerschreck, am Schauspielhaus Zürich entlassen worden war. Die Zeit von Zankl war eine orgiastische, enthusiastische. Man trank, man rauchte, man diskutierte, man trank, man rauchte – man spielte. Viele Ensemblemitglieder wohnten in einem gemeinsamen Haus, bekannt als das «HorrorHaus» an der Rütschistrasse in Wipkingen. Twyst Sopek, als Beleuchter dabei und später insgesamt 43 Jahre am

97

OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 97

16.09.15 11:02


118

Zunft Hottingen

OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 118

16.09.15 11:02


Hottinger am Neumarkt

Das revitalisierte Zunfthaus Martin K. Eckert

Am 21. April 1897 wurde die Zunft Hottingen gegründet. Ihr Entstehen und Aufblühen ist in mancher Hinsicht Folge der vier Jahre zuvor erfolgten Stadtvereinigung. Damit gab die Gemeinde Hottingen ihr kommunales Eigenleben zugunsten eines grösseren Verbandes auf. Weil die Zusammengehörigkeit der Bürger nicht mehr durch die politische Organisation einer selbstständigen Gemeinde repräsentiert wurde, mussten andere Formen und Symbole dafür gesucht und geschaffen werden. Als besonders gehaltvoll und dem Traditionsbewusstsein der Hottinger angemessen erschien die Zürcher Zunftidee : Förderung des schweizerischen Bürgersinns, Verantwortung für das Gewordene und seine Weiterentwicklung in die Zukunft, P�ege der Freundschaft und des geselligen Umgangs, Erhaltung und Gestaltung des Sechseläutens.

Vom Waldhaus Dolder in die Innenstadt In den Gründerjahrzehnten war das Waldhaus Dolder – für die werdende Grossstadt Zürich ein Etablissement ersten Ranges – der Sitz der Zunft. Salomon Friedrich Gyr vermerkte in seinen zwischen den Weltkriegen publizierten Zürcher Zunfthistorien : «Oben, im prächtig gelegenen Waldhaus, kommen sie nun immer wie vor alten Zeiten gerne zusammen zu einem guten Trunk und zum Ratschlag über Hottingens und der ganzen Stadt Wohl.» Zunftwirt und gleichzeitig Stubenmeister war der Hottinger Zünfter Heinrich Hürlimann, der das «Waldhaus» und später auch das Grand Hotel Dolder erbauen liess. Für die abendlichen Besuche am Sechseläuten war das Waldhaus jedoch zu abgelegen. Die nächtliche Betriebsamkeit konzentrierte sich Gegenüber : 98 Am 21. April 1897 fand im Waldhaus Dolder die Gründungsversammlung der Zunft Hottingen statt. Zum ersten Zunftmeister wurde der damalige städtische Schulsekretär Friedrich Zollinger ernannt.

auf die Zürcher Innenstadt. Von 1942 bis 1955 feierte die Zunft das Frühlingsfest bei ihrem früheren Zunftmeister und damaligen Direktor des Hotels Glockenhof, Hans Weissenberger, in der geschmückten Turnhalle des «Glockenhofs». Gerüchte um den Abbruch des alten Waldhaus Dolder – der schliesslich 1972 erfolgte – und praktische Überlegungen veranlassten die Vorsteherschaft unter Zunftmeister Carl H. Diener, nach einem zentral gelegenen Zunfthaus für Hottingen Umschau zu halten. Fernziel war ein eigenes Zunfthaus. Ab 1951 wurde ein Stubenfonds geäufnet, und seither wird an den Monatsanlässen der obligate Stubenfranken eingezogen. Dass die «Eintracht» ins Visier der Zunft Hottingen geriet, war nicht selbstredend. In bürgerlichen Kreisen war das Haus als Brutstätte des Klassenkampfes verrufen. Das Restaurant war eine einfache Bier- und Mostbeiz mit Jasstischen. Die Säle wurden von zahlreichen Vereinen (Sänger Helvetia, Fitzroyclub, Magischer Ring, Skiclub Zürich, Stadtmusik Zürich) und politischen Organisationen genutzt. Das Haus war in den 1950er-Jahren auch Treffpunkt der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte. Dieser Vereinigung, genannt der «Kreis», gehörten Homosexuelle an, die – so der spätere Hottinger Zunftmeister Heinrich Wipf – mit ihren Bällen und Gelagen weit über die Schweizer Grenzen hinaus berühmt gewesen seien. Auch Theater wurde gespielt. Das Cabaret Cornichon führte hier seine letzten Programme auf, bevor sich das legendäre Ensemble 1951 auflöste. Anschliessend bot Stadtpräsident Emil Landolt aufstrebenden Literaten und Künstlern am Neumarkt ein Podium. Bereits im Jahre 1920 war ein Durchbruch in das benachbarte Haus zum Adlerberg realisiert worden, um den Bau einer Bühne mit Schnürboden als ­Ergänzung zum historischen Saal zu ermöglich. Das dem Abbruch geweihte Haus war äusserlich und innerlich vernachlässigt. Die vielen Umbauten liessen die einstige Pracht kaum mehr erahnen. Nur geschichtskundigen Stadtzürchern war bewusst, dass es sich bei der «Eintracht» um ein

119

OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 119

16.09.15 11:02


historisches Zunfthaus handelte, in dem die Schuhmacher am Ende des Ancien Régime etwas über 50 Jahre residiert hatten (1742–1798).

99 Heinrich Wipf, Hottinger Zunftmeister von 1956 bis 1966, war ein Mann der Tat. Ihm ist es zu verdanken, dass die Zunft Hottingen das geschichtsträchtige Haus am Neumarkt 1967 im Pachtverhältnis als neues Domizil übernehmen konnte.

1956 – das erste Sechseläuten am Neumarkt Doch die Zunft Hottingen wagte den Schritt und hatte vorab das politische und zünftige Terrain, soweit möglich, gesichert. Im Spätherbst 1955 fand ein erster Probelauf statt, indem die Zunft ihr traditionelles Rechenmahl am Neumarkt feierte. Die Lokalität fand offenkundig Anklang. Der damalige Zunftmeister Carl H. Diener hält in der Chronik fest : «Am Sechseläuten 1956 nahmen wir nach dem Beschluss der ausserordentlichen Generalversammlung vom 6. Februar de�nitiv Einsitz am Neumarkt 5 und 7. Vorerst hatten wir wohl nur gewisse Zusicherungen der bürgerlichen Stadtväter, vorab von Stadtpräsident Dr. Emil Landolt, Zunftmeister zur Zimmerleuten; es fehlten vertragliche Abmachungen. Die von uns begrüssten Herren von Gerwe und Schuhmachern zeigten kein Interesse für ‹ihr› Zunfthaus, da ein Rückkauf nicht möglich schien.» Das ehrwürdige Zunfthaus mit dem lauschigen Altstadtgarten, obschon innen und aussen renovationsbedürftig, diente den Zwecken der Zunft recht gut. Sie konnte ihre schönen Kästen, Truhen und Bilder zur Zierde des Hauses bestens unterbringen. Damit war ein Zwischenziel erreicht. Nun ging es darum – wie es Zunftmeister Carl H. Diener 1956 bei der Amtsübergabe an Heinrich Wipf formulierte –, «das Zunfthaus am Neumarkt sukzessive auf bürgerliche Linie umzukrempeln». Die rote Vergangenheit des Hauses, die sich die Hottinger von den anderen Zünften in so mancher Zunftrede anhören mussten, sollte abgeschüttelt werden. Mit Heinrich Wipf trat am Neumarkt ein Zunftmeister auf den Plan, der mit seiner wirbligen und unermüdlichen Art wie kein anderer dafür geschaffen war, den Worten Taten folgen zu lassen. Er konnte die Stadt zwar nicht dazu bewegen, die «Eintracht» zu verkaufen. Aber immerhin gelang es ihm, das historische Altstadthaus am Ende seiner zunftmeisterlichen Amtszeit im Pachtverhältnis als neues Domizil für die Zunft Hottingen zu sichern.

Zünftige Genossenschaft Die Stadt entwickelte im Haus eine eigene kulturelle Dynamik. Sie etablierte eine duale Nutzung des grossen Zunftsaales im zweiten Stock : Die Verwaltungsabteilung des Stadtpräsidenten nahm den grossen Saal im zweiten Stock als Theater in Anspruch; am Sechseläuten und Re-

120

Zunft Hottingen

OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 120

16.09.15 11:02


Zeittafel

Wegmarken am Neumarkt

13. Jh. Das Fundament der herrschaftlichen Liegenschaft, die heute als Bilgeriturm bekannt ist, wird in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts gelegt. Der Wohnturm entsteht, bevor ­Zürich von der ersten mittelalterlichen Stadtmauer umfasst ist. Er grenzt unmittelbar an den Wolfbach, der heute den Neumarkt unterquert. 1276 Erstmals erwähnt wird der Bau 1276 in einer Urkunde, in der Johannes Bilgeri als Käufer des Hauses «uff dem Bach» genannt wird. Er gehört einer aufstrebenden Familie an. Die Bilgeri halten mehrere Ratssitze. Am Neumarkt besitzen sie auch den benachbarten Grimmenturm und weitere Gebäude. 1336 Rudolf Brun führt in Zürich den Umsturz herbei. Zu den ­patrizischen Geschlechtern, die ihren Ein�uss vollständig verlieren, gehören auch die Bilgeri. Mehrere Familienan­ gehörige, die vor der Brunschen Zunftrevolution Ratssitze gehalten haben, werden aus der Stadt verbannt. Der Wohnturm bleibt vorerst trotzdem im Besitz der Bilgeri. 1350 Bürgermeister Rudolf Brun soll in einem Handstreich die Macht entrissen werden. An der Mordnacht von Zürich beteiligen sich mehrere Bilgeri. Der Putschversuch gegen Ritter Brun und seine Gefolgsleute scheitert. Rudolf Bilgeri verliert in der Mordnacht das Leben, andere Familienangehörige werden verurteilt und hingerichtet. 1389 Anna Bilgeri bringt den Wohnturm in die Ehe mit Johannes Störi ein. Sie wohnt als letzte Vertreterin des Geschlechts, das dem Turm seinen Namen gegeben hat, im Haus «uff dem Bach».

1453 Hans Escher erwirbt den Bilgeriturm. Das ein�ussreiche Ratsgeschlecht der Escher vom Luchs bewohnt das Gebäude am Neumarkt in der Folge mit Unterbrüchen bis ins 17. Jahrhundert. 1508 Die Liegenschaft geht in den Besitz von Junker Jakob Grebel über. Als Ratsherr vertritt er die Stadt Zürich als Gesandter im Ausland. 1526 wird er hingerichtet, obschon er nicht zu den Gegnern der Reformation gehört hat. 1525 Konrad Grebel, der Sohn Jakobs, verlebt seine Jugendzeit im Bilgeriturm. In den reformatorischen Wirren tritt er in ­Zürich als Wortführer jener Kreise auf, welche die Säuglingstaufe ablehnen. 1525 widersetzt sich Grebel in mehreren Disputationen Zwinglis theologischen Auffassungen und dem obrigkeitlich verordneten Taufzwang. Im November 1925 werden Konrad Grebel, Felix Manz und weitere Wiedertäufer zur Gefängnishaft verurteilt und im Hexenturm eingesperrt. 1526 Im März 1526 gelingt Konrad Grebel, der als geistiger Vater der Täuferbewegung gilt, die Flucht aus dem Zürcher Verlies. Doch er wird von der Pest ereilt und stirbt noch im gleichen Jahr im bündnerischen Maienfeld. 1543 Der Bilgeriturm, der sich wieder im Besitz der Escher vom Luchs be�ndet, wird ausgebaut. Der Turmkomplex und die angrenzenden Bauten werden unter einem Satteldach zusam­mengefasst.

157

OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 157

16.09.15 11:03


1798 Mit dem Untergang der Alten Eidgenossenschaft endet in Zürich die Vorherrschaft der Zünfte. Die Schuhmacherzunft veräussert ihr Domizil an den Krämer Johannes Gessner. Dessen Familie hält den Besitzstand über drei Generationen hinweg bis 1878, bevor der Küfer Jakob Grob das Haus kauft. 1811 Die städtische Töchterschule belegt im einstigen Zunfthaus am Neumarkt mietweise Räume und nutzt diese bis 1877. 1888 Der deutsche Arbeiterbildungsverein Eintracht erwirbt die Liegenschaft. Das einst von vornehmen Bürgerfamilien bewohnte Haus wird zum Treffpunkt ausländischer Handwerkergesellen umfunktioniert.

134 Reich verzierter Silberpokal, gegossen und graviert 1899 bei Bruckmann & Söhne in Heilbronn. Gabe des Hottinger Zünfters Rudolf Widmer.

1637 Hans Kaspar Wolf, Zunftmeister der SchiΩleuten, erwirbt die Liegenschaft. Ein weiterer angesehener Besitzer des ­Bilgeriturms ist anschliessend Beat Holzhalb, Zunftmeister zum Kämbel. 1742 Die Zunft zur Schuhmachern erwirbt die Liegenschaft am Neumarkt. Der Architekt David Morf wird beauftragt, den Turm mitsamt dem östlich angrenzenden Wohnbau in ein repräsentatives Zunfthaus umzugestalten. Kennzeichen des neuen Zunfthauses sind eine barocke Schaufassade und der repräsentative Saal im zweiten Stockwerk. 1743 Die Zunft zur Schuhmachern zieht im neuen Heim ein. 1762 Johann Jakob Bodmer gründet die Historisch-politische ­Gesellschaft zur Schuhmachern. In der neuen Sozietät diskutieren junge Männer aus angesehenen Zürcher Familien staatsbürgerliche Themen. Der Debattierklub stösst nur bedingt auf Resonanz. 1764 wird er wieder aufgelöst.

158

1893 Zürich ist Schauplatz eines internationalen Sozialistenkongresses. Die anreisenden Genossen werden im prächtig ­geschmückten Vereinshaus am Neumarkt mit klassenkämpferischen Parolen begrüsst («Nieder mit dem Kapitalismus, hoch die Arbeit»). 1908 Der Arbeiterbildungsverein wird 1908 o≈ziell eine Sektion der sozialdemokratischen Zürcher Kantonalpartei und bezeichnet sich fortan als Sozialdemokratischer Verein Eintracht. 1911 Der wirtschaftlich geforderte Arbeiterverein gründet die Genossenschaft Gewerkschaftshaus Eintracht und überträgt dieser die Verantwortung für Betrieb und Unterhalt der Lokalität. 1912 Die Zürcher Arbeiterunion beschliesst im Juli 1912 im Gewerkschaftshaus am Neumarkt, einen eintägigen lokalen Generalstreik auszurufen. Die «Eintracht» und ihre Wortführer unterstützen den Konfrontationskurs dezidiert. Mehrere Vereinsmitglieder werden nach dem lokalen Generalstreik des Landes verwiesen. 1914 Nach Kriegsausbruch gelangt Leo Trotzki nach Zürich. Der kommunistische Exilrusse übernimmt im Gewerkschaftshaus am Neumarkt rasch eine führende Rolle. Im Oktober

Anhang

OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 158

16.09.15 11:03


1914 heisst der Arbeiterverein Eintracht eine antimilitaristische Resolution gut. Das von Trotzki formulierte Dokument entspricht weitgehend dem revolutionären Manifest, das 1915 an der Konferenz von Zimmerwald verabschiedet wird. 1916 Lenin bezieht im Februar 1916 in Zürich ein Zimmer an der Spiegelgasse 14. Der russische Emigrant weilt oft im nahe gelegenen Gewerkschaftshaus. Er trifft am Neumarkt bolschewistische Genossen und nutzt die im Lesezimmer aufliegenden Publikationen. Im April 1917 versammelt Lenin seine engsten Zürcher Weggefährten nochmals am Neumarkt, bevor er seine folgenschwere Reise nach Petersburg antritt. 1916 Eine Mitgliederversammlung beschliesst im August 1916, den Arbeiterverein Eintracht aufzulösen. Das Ende des 76-jährigen Vereins kommt abrupt. Die Altstadtsektion der SP und die Genossenschaft Eintracht führen den Betrieb der Vereinsräume administrativ weiter. 1921 Die seit 1918 vom Zürcher Jakob «Joggi» Herzog angeführten Altkommunisten versammeln sich im März 1921 mit dem linken Flügel der zerstrittenen Sozialdemokraten zu Fusionsgesprächen am Neumarkt. Die Kommunistische Partei Schweiz (KPS) wird gegründet. 1925 Die aufstrebenden Kommunisten nutzen die «Eintracht» als Zürcher Schaltzentrale. 1925 lancieren sie am Neumarkt ­ihren Wahlkampf um Nationalratssitze. Im Hausinnern be­ �ndet sich das Redaktionsbüro der Parteizeitung Kämpfer, in einem Nebengebäude im Hinterhof ist die gewerkschaftliche Unionsdruckerei Zürich untergebracht. 1933 Auf Anfang 1933 geht das Gewerkschaftshaus Eintracht in den Besitz der Stadt Zürich über. Die Behörden kaufen die Lokalität mit Blick auf den geplanten Strassendurchbruch von der Zentralbibliothek zum Kunsthaus. Die Liegenschaft gilt als Abbruchobjekt. Dem seit Jahrzehnten diskutierten Zähringerdurchstich soll auch das historische Zunfthaus am Neumarkt zum Opfer fallen.

135 Geschenk der historischen Zunft zum Kämbel zum 100-jährigen Bestehen der Zunft Hottingen. Die Wappenscheibe zeigt die am Limmatufer gelegene «Haue», das Domizil der Hottinger Göttizunft.

1939 Die Schweizer Milizionäre, die im Spanischen Bürgerkrieg gegen die von General Franco angeführten faschistischen Truppen gekämpft haben, gründen im Januar 1939 am Neumarkt die Interessengemeinschaft ehemaliger schweizerischer Spanienkämpfer. Zum Präsidenten gewählt wird Otto Brunner. Der bekannte Zürcher Kommunist hat in Spanien ein Bataillon kommandiert. 1940 Die radikalen Pläne für einen Zähringerdurchstich rücken in den Hintergrund. Die Stadt nimmt die dringend notwendige Renovation des baulich verwahrlosten Hauses in Angriff. 1942 wird das kühne Strassenprojekt de�nitiv ad acta gelegt. 1948 Der Maler Adolf Herbst richtet im Dachzimmer des Bilgeriturms sein Atelier ein. 1948 Der «Kreis», eine Interessengemeinschaft homosexueller Männer, erhält am Neumarkt Gastrecht. Der einstige Treffpunkt der Arbeiterbewegung entwickelt sich in den 1950erJahren zu einem stark frequentierten Refugium der Schwulenbewegung. Rauschende Maskenbälle werden gefeiert, zu denen auch Homosexuelle aus Europa und Übersee anreisen.

159

OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 159

16.09.15 11:03


1949 Das Cabaret Cornichon disloziert vom nahe gelegenen «Hirschen» an den Neumarkt. Im grossen Saal, der renoviert und zu einem Kleintheater umfunktioniert worden ist, kann das Ensemble nicht an die früheren Erfolge anknüpfen. 1951 löst sich das «Cornichon» auf. 1951 Unter der Schirmherrschaft von Stadtpräsident Emil Landolt wird im November 1951 das «Podium» ins Leben gerufen. Die neue Veranstaltungsreihe bietet Schriftstellern, Musikern und anderen Kulturschaffenden Gelegenheit, ihr Schaffen im Neumarktsaal zu präsentieren. 1952 Im Grossmünster �ndet 1952 eine Gedenkfeier für die ersten Wiedertäufer Konrad Grebel und Felix Manz statt. An der Fassade des Zunfthauses wird im Beisein von Vertretern der Zürcher Reformierten Landeskirche und der Mennoniten eine Inschrift für Grebel enthüllt, der im Bilgeritum gewohnt hat. 1955 Die Zunft Hottingen feiert das Rechenmahl erstmals am Neumarkt. Die probeweise Dislokation hängt damit zusammen, dass sich um das angestammte Domizil, das Waldhaus Dolder, Abbruchgerüchte ranken. 1956 An einer ausserordentlichen Versammlung beschliesst die Zunft Hottingen, auch das Sechseläuten am Neumarkt zu feiern. Der Entscheid, im einstigen Zunfthaus zur Schuh­ machern Einsitz zu nehmen, basiert vorerst nicht auf vertraglichen Vereinbarungen, sondern auf mündlichen Zusicherungen von Stadtpräsident Emil Landolt. 1960 Die Stadt renoviert den grossen Saal mit Blick auf eine Neunutzung als Theater. Im ersten Stock werden in der Bilgeristube eine Kassettendecke, ein Holzbuffet und ein repräsentativer Ofen installiert. 1961 Die Repression gegen Homosexuelle nimmt zu. Nachdem der Stadtrat 1960 ein Tanzverbot für Männer in öffentlichen Lokalen erlassen hat, muss der «Kreis» im Folgejahr sein ­Refugium am Neumarkt verlassen.

160

1966 Das Neumarkt-Theater nimmt seine erste Spielzeit in ­Angriff. Zur Eröffnung am 12. Januar 1966 wird das Stück Gartenfest des damals noch unbekannten tschechischen ­Autors Václav Havel aufgeführt. In den Folgejahren stösst das Ensemble mit seinen zeitkritischen und experimentellen Aufführungen weit über Zürich hinaus auf Resonanz. 1967 Die Genossenschaft Zunfthaus Hottingen wird auf April 1967 Pächterin der städtischen Liegenschaft am Neumarkt. Der grosse Saal wird weiterhin vom Theater in Anspruch genommen, steht aber der Zunft für das Sechseläuten und das Rechenmahl der Verfügung. Das modernistisch umgestaltete Restaurant wird unter der Regie der Genossenschaft geführt. 1977 Aufgrund anhaltender wirtschaftlicher Schwierigkeiten kündigt die Genossenschaft Zunfthaus Hottingen den Pachtvertrag. Stattdessen wird mit der Stadt vertraglich ein Gastrecht vereinbart, das vorerst auf die Dauer von zehn Jahren terminiert ist. 1986 Das geräumige Dachzimmer des Bilgeriturms, das dem ­Maler Adolf Herbst jahrzehntelang als Atelier gedient hatte, wird nach dessen Hinschied umgestaltet und neu als Hottinger Zunftstube genutzt. Gleichzeitig regelt ein neuer Gastrechtsvertrag die weitere Nutzung des Hauses durch die Zunft. 1989 Ein Aktionsbündnis besetzt die Räumlichkeiten des Theaters am Neumarkt. Die Protestaktion richtet sich gegen die schweizerische Flüchtlingspolitik. Nach elf Tagen schreitet die Stadtpolizei ein. 1996 Die Stadt nimmt umfangreiche Renovationsarbeiten in Angriff. Das Restaurant wird erneuert, und neben dem Haupteingang zum Zunfthaus wird eine Bar eingerichtet. Im ersten Stock wird die David-Morf-Stube vergrössert und die historisch wertvolle Wappenmalerei in der Turmstube freigelegt. An der aufgefrischten Fassade des Zunfthauses werden Hottinger Insignien angebracht.

Anhang

OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 160

16.09.15 11:03


1996 Dem im Mai 1996 am Neumarkt uraufgeführten Drama Top Dogs des Schweizer Schriftstellers Urs Widmer wird länder­ übergreifend grosse Beachtung zuteil. Eine internationale Kritikerjury wählt das am Neumarkt domizilierte Ensemble 1997 zum Theater des Jahres. 1997 Die Zunft Hottingen feiert am Neumarkt ihr 100-jähriges Bestehen. 1998 Die Stadt schliesst mit der Zunft Hottingen einen neuen Vertrag ab. Dieser sichert der Zunft den Verbleib am Neumarkt bis ins Jahr 2027. 2012 An der Fassade des Zunfthauses am Neumarkt wird eine Gedenktafel angebracht. Sie erinnert an jene Schweizerinnen und Schweizer, die in den 1930er-Jahren gegen das faschistische Regime General Francos kämpften. 1939 gründeten die heimkehrenden Milizionäre im damaligen Gewerkschaftshaus die Interessengemeinschaft ehemaliger schweizerischer Spanienkämpfer.

136 Zunftmeisterlicher Stuhl mit eingeschnitztem Hottinger Wappen. Der Sessel wurde der Zunft anno 1925 von den damaligen Neuzünftern geschenkt.

161

OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 161

16.09.15 11:03


Abbildungsnachweis

138 Aus Anlass ihres 40-jährigen Bestehens schenkte die stolze Hottinger Reitergruppe der Zunft im Jahr 1978 eine voluminöse Weinkanne.

Baugeschichtliches Archiv Zürich : 3, 4, 5, 6, 7, 9, 10, 11, 12, 20, 21, 23, 38, 47, 48, 49, 50, 62, 63, 64, 65, 67, 79, 96, 111 Escher, Konrad (Hrsg.) : Die Kunstdenkmäler des Kantons Zü­ rich, Bd IV: Die Stadt Zürich, erster Teil, Basel 1939 : 42 Gyr, Salomon Friedrich : Zürcher Zunfthistorien, Schilderun­ gen aus der Geschichte Zürichs, Zürich 1929 : 37 Hofer, Karl : 1, 16, 17, 18, 22, 24, 32, 33, 36, 39, 57, 88, 89, 90, 91, 92, 95, 100, 103, 104, 105, 106, 108, 109, 110, 113, 114, 115–132, 133, 134, 135, 136, 137, 138, 139, 140 Kälin, Rolf, Atelier für Heraldik : 13, 29 Keystone/Str : 71 Mennonite Heritage Center, Pennsylvania : 30 Neue Zürcher Zeitung, Bildarchiv : 101, 102 Schweizerische Bauzeitung : 66 Schweizerisches Sozialarchiv, Zürich : 44, 45, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 58, 59, 60, 61, 84, 85, 86, 87 Stadtarchiv Zürich : 40, 41, 68, 69, 80 Sopek, Twist, Privatarchiv : 73, 76, 77, 78 Theater Neumarkt, Archiv : 70, 74, 81 Weber, Caspar Urban : 82, 83 Wipf, Heinrich, Bilgeriturm und Zunfthaus am Neumarkt (1267–1967), Zürich 1967 : 94 Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung und Fotoarchiv : 14, 15, 19, 25, 34, 35, 43 Zentralbibliothek Zürich, Handschriftenabteilung : 2, 26, 27, 28, 31 Zentralbibliothek Zürich, Kartensammlung : 8 Zunft Hottingen, Archiv : 93, 97, 98, 99, 107, 112 Zubler, Leonard: 72, 75

Herausgeber und Verlag haben sich bemüht, die Urheberrechte der Abbildungen aus�ndig zu machen. In Fällen, in denen ein exakter Nachweis nicht möglich war, bitten sie die Inhaber der Copyrights um Nachricht.

166

Anhang

OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 166

16.09.15 11:03


Die Autoren

Martin K. Eckert  geboren 1963, Dr. iur., Rechtsanwalt, Partner einer Zürcher Anwaltskanzlei. Mitglied der Zunft Hottingen seit 1993, alt Zunftmeister. Karl Hofer  geboren 1936, Handelsdiplom, anschliessend Berufsausbildung zum Fotografen. Während vier Jahrzehnten für die Neue Zürcher Zeitung als Bildreporter, Cheffotograf und Teamleiter tätig. Andreas Honegger  geboren 1948, Dr. phil. I, langjähriger ­Redaktor, Gastrokritiker und Ressortleiter Zürich der Neuen Zürcher Zeitung. Mitglied der Zunft Riesbach seit 1971. Reto Koenig  geboren 1960, dipl. Architekt ETH / SIA, In­ haber eines Architekturbüros. Mitglied der Zunft Hottingen seit 1996, alt Vorsteher. Daniele Muscionico  geboren 1962, Studium der Germanistik an der Universität Zürich und History of Photography an der New York University. Ehemalige Kulturredaktorin und Theaterkritikerin der Neuen Zürcher Zeitung. Seit 2009 freie Publizistin.

139 Die Hottinger Zunftlaterne. Das Wappen, ein vierblättriges Kleeblatt auf rotem Grund, orientiert sich am Wappen der einstmals ländlichen Siedlung Hottingen, die 1893 in die Stadt eingemeindet wurde.

Jürg E. Schneider  geboren 1942, Dr. phil. I, Archäologe, ­Leiter der Zürcher Stadtkernforschung von 1975 bis 1996. Mitglied der Zunft Hottingen seit 1990, alt Vorsteher. Christoph Sigrist  geboren 1963, PD Dr. theol., Pfarrer am Grossmünster seit 2003, Dozent für Diakoniewissenschaft an der theologischen Fakultät der Universität Bern. Mitglied der Zunft Hottingen seit 2010. Werner Vogt  geboren 1960, Dr. phil. I, Exec. MBA, Historiker, Publizist und selbstständiger Kommunikationsberater. Mitglied der Zunft Hottingen seit 2003, zweiter Zunftschreiber. René Zeller  geboren 1962, Dr. phil. I, stellvertretender Chefredaktor und Inlandchef der Neuen Zürcher Zeitung. Mitglied der Zunft Hottingen seit 1998, alt Zunftschreiber.

167

OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 167

16.09.15 11:03


Dank

Unser Dank gilt folgenden Gönnern, Institutionen und Stiftungen, die mit ihren grosszügigen �nanziellen Beiträgen die Herausgabe dieses Buches ermöglicht haben : Ulrich Bauer, Zunft Hottingen Eduard M. Brunner, Zunft Hottingen Dieter Jenny, Zunft Hottingen Kurt E. Mathys, Zunft Hottingen Dr. Felix Meier, Zunft Hottingen Rudolf Moser, Zunft Hottingen Toni Allemann, Zunft Hottingen Herbert Hediger, Zunft Hottingen Dr. Christoph Hiller, Zunft Hottingen 140 Der silberne Hottinger Zunftmeisterpokal, verziert mit diversen Wappen und blau-weissem Emailgriff. Gestiftet 1948 von der Vorsteherschaft und Neuzünftern.

Baugarten Stiftung, Zürich Liegenschaftenverwaltung der Stadt Zürich Ulrico Hoepli-Stiftung Ein herzlicher Dank richtet sich auch an Esther Fuchs vom Baugeschichtlichen Archiv der Stadt Zürich und an Karin Beck vom Stadtarchiv Zürich für ihre aktive und kompetente Beratung.

168

Anhang

OpusBilgeri_Inhalt_46_Abzug-07_HI.indd 168

16.09.15 11:03


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.