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VILLEN IM VORGARTEN

An attraktiverLagemitteninLuzernwurdenvierkompakte Privathäuser angesiedelt, dieteils im Hang verschwinden. DerArchitekt bewohntmit seiner Familie selbst einesdavon

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DieWohnqualität lebt vomeinzigartigen Panorama.

Links: Der Architekt Daniel Lischer vor seiner Villa.

Unten: Die nach unten gerichtete Front ist voll verglast.

Auch wenn derEdelhügel Luzernsmittlerweile dicht besiedeltist:Sie fallen auf, dievierneuenStadtvillen am Südhangunterhalb des altehrwürdigenHotels Montanaund über dem«Palace». Es istihreForm, diesie so auffallend macht, streng lineare,geduckte Volumen, diegleichsamindie Topografie hineinschmelzen. Die vier identischen Einfamilienhäuserstehenleichtschräg zueinander, in versetzterAnordnung,was dieknappen Abstände vondreibis fünf Metern ermöglichte

Vonder Adligenswilerstrasse hersind sie nichtzusehen. «FindlingeimVorgarten einerVilla», nenntsie derArchitekt und Bauherr, Daniel Lischer. Tatsächlich liegen sie aufeiner 2000-Quadratmeter-Parzelle, welche einstden Garten zweierklassizistischerBürgerhäuserbildete.

Welch einKontrast, dendie Neubautenzuden Herrschaftsvillen undTerrassenhäusernimnahen Umfeld darstellen! Dies liegtnichtalleinander formalen, modernen Architektursprache, dieeineklareDifferenzierung zu denNachbargrundstücken ausdrückt, sondern auch an ihrergeringen Höhe.

WeshalbabersoniedrigeBauten? An einersolch privilegierten, überteuerten Lage müsste doch dasOptimum erzielt werden,ummaximaleRendite herausholen zu können?Auf demTerrain liegtjedoch eineingeschränktes Nutzungsrecht, welches besagt,dasshiergebaute Objekte 3,6 Meternichtüberragen dürfen. Im Klartext: Mehr alseingeschossigeWohnbautenliegen nichtdrin. Nachbarnhattendieses Servitut vorJahrzehnten wohlweislich durchgesetzt, um nichtumdas beneidenswertePanorama gebrachtzuwerden. Diese Limite wargegeben, unddarum herumhattenLischerPartnerArchitekten ihrProjekt zu definieren. Sie entwarfenvierzweigeschossigeGebäude, dieSchubladengleich, in denHanggeschobenwurden.

Gemauerte Monolithen

Die Anlage betrittman durchein unscheinbaresGartentor,und dahinter trifftman gleich aufeinen plätscherndenalten Steinbrunnen.2012 istdarauf eingraviert, auf derRückseite–einem derBürgerhäuser zugewandt –ist dieZahl1893 zu lesen. So werden zwei Epochengestalterisch getrennt undfügen sich doch ineinander. Einvon verschiedenenRichtungswechseln bestimmtesWegnetz führtzuden Villen hinunter; nichts liegtinder Achse–und plötzlich stehtman voreiner Haustür. DenGartencharakter hatLischers Büro beibehalten, das miteinem Landschaftsarchitektenzusammenarbeitete, derdie Umgebung mitvariantenreicherVegetationbepflanzte unddarauf achtete,dasszujeder Jahreszeit etwasblühen würde, sei dies derTaschentuch-, derMagnolien-oderder Judasbaum. →

Die vier Monolithen wurden ausgelbemJurakalkstein gebaut.«Wirsuchten nach einemWerkstoff,der denGebäuden Halt gibt undmit seinerWertigkeit in die geschichtsträchtige Umgebung passt», sagt derArchitekt.Die Fassadensind gemauert.Jeder Steinist präzise gesetzt, damit diese harmonischenFugenlinien erreichtwerdenkonnten,welche dieRuhe undAusrichtung derStadtvillen unterstreichen. Die sorgfältigeArbeit derHandwerkerist nichtzuübersehen, ebenso wenig wiedas gänzliche Fehlen konventioneller Fenster. Aufder Ost- undWestseiteexistierengar keine, dafürist diezum See hinori- entierte Stirnseitekomplettverglast. Viel Glas weistauch derZugangzur Terrasse in derDachschräge auf.

Nach zwei Jahren Bauzeit konntendie vierköpfigeFamilie Lischerund diedrei andern Parteieneinziehen. «Wir fühlen unsprivilegiert, an dieserzentralen Lage mit Blick aufBerge undVierwaldstätterseezu wohnen», sagt Daniel Lischer. Wie prächtig dieAussichtist,wirdeinem klar,wennman sein5 ½-Zimmer-Hausbetritt.Der Blick schweiftüberden 46 Quadratmeter grossen Wohn-und Essraumzur Terrasse undwird durchderen markante Seitenfassadenzum Seehin gelenkt.

DerArchitekt hatdie Schrägedes Daches konsequent weitergezogenund denPlatz für dasAussenzimmerförmlich ausdem Kalksteindach herausgeschnitten. Die Aussicht stehtimKontrastzur Strengeder Architektur;sie erstrecktsich vonOsten bisweit nach Westen,von denUrner Alpenbis zur Luzerner Altstadt. «Man hatdas Gefühl, alswürde diereflektierende Seeoberfläche zusätzliches Lichtins Haus hineintragen», meint derEigentümer.

Wohn- und Rückzugsgeschosse

DasTageslichtimoberenWohngeschoss fälltvornehmlich durchdie Terrasse und zwei Oberlicht-Bänderinder Küche und über demTreppenabgang ein. Die Wände sind mitSchlemmanstrich behandeltund weisensubtile Silber- undOckerfarbtöne auf. Dazu setztdie Küche in sattemWeinroteinen schönenKontrast. Die Möblierung wirkterlesen, derRaumnichtüberstellt:Umden langenMassivholztisch von Tossastehendie einstvon Hannes Wettsteinentworfenendunklen Holzstühle «Miro». EinGroundpiece-Sofa vonAntonioCitteriosowie zwei LC 2-Sessel gruppieren sich um einEinbau-Cheminée.Für denBoden wählte dieBauherrschaftden Kalkstein VissoMontenegro.

Rechts: Massivholztisch von Tossa und «Miro»Stühle vonHannes Wettstein im Esszimmer Oben rechts: Der Wohn- und Essraum mit Aussicht über die Stadt.

Währenddas Wohngeschossdem Gesellschaftlichengewidmet ist, dientdas darunterliegende Geschoss, dasteils im Berg liegt, demindividuellenRückzug.Die Treppe leitet auch optisch in diesenBereich über: Unterhalbder letztenStufe istder Boden mitEichenparkett verlegt, «weil es haptisch angenehmist undWärme ausstrahlt».

Die drei identischen, nebeneinander liegendenSchlafzimmersindgegen Süden orientiert.Sie alle habendankraumhoher, verglaster Schiebetüren einendirekten Zugang zumintimen Garten,der vondichtemBuschwerk umgrenzt ist. Hinter den Zimmernfolgender Erschliessungsgang undhinterdiesem, eine Schichttieferim Hang,die Nasszellenund Nebenräume. Schiebetüren zwischenden Räumen haltenden Grundrissflexibel.«Wirhaben →

Teamplayer

Daniel Lischer gründete 2000 sein Architekturbüro in Luzern undbeschäftigt heutezehn Mitarbeiter. DieProjekte werdenstets im Team geplantund umgesetzt. Eine Stärke von Lischer Partner Architekten sind derStädtebau sowieNeubauten vorwiegend im Wohnbereich. In Realisationbefindensichgegenwärtig 18 Eigentumswohnungen in Rigi Kaltbad. EinFerienhaus ausgejettetemBeton in Vitznau wurdemit deminternationalen «Detailpreis 2012»und dem «Bau desJahres2012» von swiss-architectsausgezeichnet

Rechts:

Geschützte Terrasse vorden Wohnräumen.

Unten: schonvorhersehroffengelebt. Ausserdemkönnenwir so mitdem Lichteinfall spielen»,begründet Daniel Lischerdiese architektonische Gegebenheit. Im Elterntrakt, zwischenSchlafzimmerund Bad, können zudemmit mehrerenDrehtüren unterschiedliche Raumsituationen geschaffenwerden.

Wegen eines Servituts musste ein Drittel der Wohnfläche in den Hang gebaut werden.

Gezielte Lichtführung

Die Nebenräume, wieHomeoffice, Waschküche undTechnikräume, werden vom Tageslichtnichterreicht, welches etwa zwei Drittelder 225 Quadratmeter Wohnfläche erhellt.Umeinebehagliche Stimmungin allenRäumlichkeiten zu erzeugen, bezog Daniel Lischerdie Beleuchtung schonsehr früh in diePlanungmit ein. DasResultat sind sowohl eine gezielte natürliche Lichtführungals auch bewusst placierteLeuchtkörper,teils LeuchteninNischen, die indirektes Lichtabgeben,teils aufgesetzte Deckenleuchtensowie dimmbare StehundHängeleuchten.

Oben links: Drehtüren halten den Raum von Schlafzimmer und Bad flexibel. Oben rechts: «Wir fühlen uns privilegiert, hier zu wohnen», sagt Architekt und Hausherr Daniel Lischer Rechts: Das Bad wirkt warm mit seiner subtilen Ausleuchtung.

Beleuchtung,Musik,Türen-und Storen sowiedie gesamteGebäudetechnik werdenüberTouchpanels oder dieTabletsund Smartphones derFamilienmitglieder gesteuert. DasAnimationssystemsei mehrals eine Spielerei, sagt Daniel Lischer: «Damit können spannende Lichtstimmungenabgemischtwerden, da wirjedeLeuchte einzeln ansteuern undihreLichtintensität bestimmenkönnen. DurchGebäudeautomation kann neben demKomfort aber auch die Energieeffizienz optimiertwerden.»

Die formalstrengenBautenmögen polarisieren. Dennochhat Daniel Lischer innerhalbeng gesteckter Rahmenbedingungen ansprechende Wohnqualität inmitteneiner urbanenUmgebung geschaffen. Sie lebt vondem einzigartigenPanorama undlässt noch genügend Grünraumund Privatsphäre zu –trotz derNähezuden Nachbarn. Maja Fueter

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