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DAS ZUHAUSE

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Luftig

Luftig

DieZürcherArchitektin KathrinHaltinerbeweistmit ihremUmbau,dassman auseinemdurchschnittlichen Hausanverkehrsreicher

LageeinBijouzumWohnen undArbeitenmachenkann

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Was hast du denn da gekauft?», fragten die Freundinnenund Freunde vonKathrin Haltiner ungläubig, alssie das Haus sahen, dasdiese eben erworben hatte: alt, kleine Räumeund direkt am verkehrsundlärmintensivenZürcherBucheggplatz gelegen. Dasvierstöckige, unscheinbare Haus gehört zur1929 erbauten «WohnkolonieBuchegg»,die aus mehreren, nahezu identischenEinfamilienhäusern besteht;ab densiebzigerJahrenwurde es danngänzlich alsBürogebäudegenutzt

In monatelanger Arbeit schuf KathrinHaltinerdaraus einheimeliges Bijou mitBüro- undWohngeschossen. Sie ist Architektin undmit Umbauten bestens vertraut.Bei ihremeigenen Haus erwies sich allerdingsdas Bewilligungsverfahren alswahrerHürdenlaufvon AmtzuAmt: «EineUmnutzung wird wieein Neubau behandelt, unddadie Vorschriften heute viel strenger sind,war es fast unmöglich, dasObjektseinerursprünglichenNutzung zuzuführen.»Konkret heisst dies hier: Aufgrund derheutigenLärmschutzregelungen istesnichtmehrerlaubt, einHaus zu bewohnen,wennder Lärmpegelbei geöffnetem Fenster einengewissenWert überschreitet –was an dieserLagenichtzu vermeidenist.

Wohnenund arbeiten am selben Ort

EinhalbesJahrblieb dasHausaufgrund derzähen Verhandlungenleer. «Jemand andererhätte wohl aufgegeben,vor allem, wenn mannichtvom Fach ist»,meint KathrinHaltiner. Am Ende jedoch zahlten sich Beharrlichkeit undGeduldaus.Die 34-Jährige erhielteineSonderbewilligung undkonnteihr Projektumsetzen–allerdingsmit erheblichenZugeständnissen. Dazu zählen Layoutänderungen undder Einbau einerkontrolliertenLüftung in den beidenoberenStockwerken.Ausserdem musstenbestehende Fensterund dasDach lärmtechnisch saniertwerden. Im Giebeldach schliesslich wurden Fenster eingebaut, um einlärmabgewandtes Lüften zu ermöglichen.

«Ich wollte schonimmer wohnen und arbeiten am selbenOrt kombinieren», erzähltdie Hausbesitzerin. «ImgeräumigenEinzimmerstudio, wo ich vorher wohnte,gingdas zwar auch, aber Privates und Berufliches lagenhierschon rein optisch zu nahe beieinander.»

Nebendem ebenerdigenEingangprangt dasSchild«haltiner &Architektur». Wofür aber das«&»? «Weil ich nichtdie einzige wichtige Personineinem Projektbin», erklärtdie Architektin.«Es iststets eine Zusammenarbeit mitandern:Bauherren, Fachplanern, Handwerkernund Behörden.»ImKeller, derauf derselbenHöhe liegtwie derEingang, hatsie ihrAtelier eingerichtet. Die Räumlichkeiten strahlen Werkstattcharakter aus: DerBoden besteht ausOSB-Plattenaus gepressten Holzspänen, unddie Spuren undKratzeran den Wändenund Türrahmen, welche dieJahrzehntehinterlassenhaben,hat KathrinHaltinerbewusstbelassen.

Im darüber liegendenHochparterre vermischensich Arbeit undWohnen: Die Büroküche wird nach Feierabend fürden privaten Zweckgenutzt,und dasSitzungszimmer dientdannals Esszimmer. Einlanger Tisch undalte,charmanteHolzklappstühle –«über Ebay fürwenig Geld gekauft» –möblierenden schlichtgehaltenenRaum. EinwunderschönerParkettboden,der bis vorKathrin HaltinersEingriff vonLinoleumschichtenzugepappt war, ziertdie →

Links: Blick ins Ess- und Sitzungszimmer

Linksunten: Im früheren Keller liegen jetzt die Arbeitsräume.

Unten: Das Bad mit Wanne aus der Türkei, als Lampensockel dienen Bretter des ehemaligen Estrichbodens.

Ganz unten: Hauptraum in zweiten Obergeschoss.

Aufenthaltsräume im Hochparterre

DaseinzigDominante istdie grossformatige Fotografieander Wand,die einschwebendes Stück hauchdünner Plasticfolie in vollkommenschwarzerUmgebungzeigt,ein WerkvonChristianRiisRuggaber.

DasPrivatreich im Dachgeschoss

Über eine Tannenholztreppe,deren Stufen Haltiner mitHilfe vonFreundenund zig Litern LaugenmittelintagelangerArbeit vonmehrerenblei- undarsenhaltigen Farbschichtenbefreithat,gelangt manin daserste Obergeschoss. Auch im Klavierzimmer herrschtAufgeräumtheit:Klavier, Sofa,eineselbstgestrickte Tagesdecke, mit Büchern beladene Ikea-«Billy»-Regale undFotoaufnahmen vonLaurent Chehere, welche –Photoshopsei Dank –durch die Luft fliegende Häuser zumMotiv haben.

Dasweisse Klavierhat dieOstschweizerinaus ihremElternhaushierher gebrachtund bespieltesnun wieder –was sie seit ihrerJugendnichtmehrgetan hat. In denWohnräumenauf diesemGeschoss

Links:

Das private Dachgeschoss mit Hochbett.

Unten: findet sich dasgleiche Parkettwie im Erdgeschoss, währendinder Waschküche undder Dusche dunkelblaueKeramikfliesenverlegtsind. Dieses gestalterische Elementziehtsich durchdas ganze Haus: Unten, im Atelier, schmücken türkisblaue Kacheln einLavabo,imHochparterreliegenroteKacheln im Gang undbildenein Highlightander Küchenwand, undim DachgeschosssindlachsfarbeneFliesenin Badund Ankleide verlegt.

Das Hochparterrewirddurch ein raumtrennendes Regal unterteilt.

Ganz unten: Das Sofa, ein Lieblingsplatz der Hausherrin.

Etwashat dieArchitektin ganz bewusst geplant: vomErd-bis zumDachgeschosswirdesimmer privater.Steigt mannämlich dieletztenStufen deralten Treppe hoch, betrittman HaltinersPrivatreich:ein hohes Dachzimmermit FensteröffnungenimSatteldach sowiezwei Wandfenstern,durch dieman über den Bucheggplatzindie urbane Umgebung blickt. Eingerichtethat dieBauherrin die einstigeMansardeals gemütlichenLeseraum mitArneJacobsens «Egg Chair» undeinem «Butterfly Chair». Die meistenHolzbalkendes Dachstockesliess sie entfernen,nur in einerEckenicht; dort oben,inluftigerHöhe, thront nunihre Schlafstatt.

DerEindruck,essei einHaus mitviel Wohnfläche, täuscht. Denn aufjedem Niveau findensich nurwenigeRäume. Als KathrinHaltinerdas Haus daserste Mal besichtigte, wirkten sie garbeengt, «aber daslag daran,dassdie Zimmer mitgrossen, schwerenMöbeln vollgestopft waren».

Beider Neueinrichtung ging sie dann pragmatischvor:PraktischdieganzeMöblierungihresaltenStudioshathierwiedereinen Platzgefunden, ergänztdurch einpaarausgewählte Stücke. Einigeshat sie auch selber entworfen, so etwa dieGarderobe im Dachstock,die Regale undAblagen in derKüche odereinigeLampeninstallationen

Daseinfache Haus strahltimmer noch denCharakter derdreissigerJahre des letztenJahrhundertsaus,obwohlesnun unverkennbarmoderne Elemente beherbergt.Es ist, alswäredas Haus sanftinder Gegenwart angekommen. «Ich binwahnsinniggerne zu Hause»,sagtdie Hausbesitzerin. «Auch wenn manesselbervielleichtnichtmerkt, aberdieUmgebung,indermanvielZeitverbringt,prägteinen.Mirtutsiegut.»

Glühlämpchenander Fahnenstange Undwohältsie sich am liebstenauf?«Auf demSofaimKlavierzimmer undimDachgeschossauf dem‹EggChair›oderimBett. Überalldortkannich wunderbar abschalten undlesen.»Die studierteMathematikerin, dieArchitektur im Zweitstudiumerlernte, isteineleidenschaftliche Leserin. «Wenn ich Abstandvon derArbeit undeinePause brauche, steigeich dieTreppenhochund leseaufdemSofainmeinemBuchweiter.»

Dassei einerder Gründe, weshalbsie dasArbeiten zu Hauseschätze –auch, dass sie zwischendurch rasch eine Wäsche aufsetzenodereinen Kuchenbackenkönne. KathrinHaltinerliebtesnämlich, mitGästenam langenEsstisch zusammenzusitzenund sie mitfeinenLeckerbissenzuverwöhnen;und im Sommer wirdimGartenvor demHaus grilliertund demTreiben aufder nahenVerkehrsinselzugeschaut.

Wie verhältessich mitdem Lärm? «Ich finde denVerkehr super: Wenn ich im Büro sitze undüberetwas brüte, schaue ich

ANZEIGE zumFenster hinaus aufdie vorbeifahrenden Autos. Dashilft mir, mich zu konzentrieren DerVerkehr istauch noch füretwas anderesnützlich:Wennich fürein Projekteinen Handwerker brauche, lese ich dieAufschriftenauf denFahrzeugen, diehierdurchfahren,und gehe diesenAdressennach. So habe ich auch dasUnternehmengefunden, das meine Parkplätze vordem Haus markiert hat.» Ausserdem, sagt sie, sei dasGeräusch des Verkehrs kein monotones, im Gegensatz zumSurrendes Kühlschrankesanihrem früherenWohnort.

An derFahnenstangeimGartenhat KathrinHaltinereineGirlande mitGlühbirnen hochgezogen, dieübereineZeitschaltuhr angeschaltetwerden. «Wenn ich nachts mitdem Tram am Bucheggplatz ankommeund zumHaushinüberblicke, freue ich mich:‹Ah,meine Lämpchen, ich binzuHause!›» MajaFueter

Frischer Blick

KathrinHaltiner hatsich2012als Architektin selbständiggemacht.Derzeit beschäftigen sieUmbauteninBaden AG undGoldachSG. Wenn möglicharbeitet sieallein, fürzeit- undarbeitsaufwendige Projekte undWettbewerbezieht sieMitarbeiter bei.

In ihrerArbeitwill siesowohl Ordnung schaffen alsauchÜberraschungsmomente kreierenund dieBauherren wiesichselbstaus einem Kistendenken herausführen –mit frischem,unvoreingenommenemBlick undmit Rücksichtauf dasVorhandene,wie siesagt.

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