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«Frauen gründen andere Firmen – glücklicherweise»
Ökonomin Monika Bütler, Jurymitglied des SEF.WomenAward 2023, über Chancen und Gefahren für eine unternehmerische Laufbahn sowie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie aus weiblicher Perspektive.
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Sie waren jahrelang Professorin an der Universität St. Gallen, die ja bekannt dafür ist, unternehmerisches Denken zu fördern. Können Sie aufgrund Ihrer Erfahrung sagen, ob Studentinnen in gleichem Mass an eine unternehmerische Laufbahn denken wie Studenten?
Als Volkswirtin habe ich mich nur am Rande mit unternehmerischen Themen befasst. Ich bin nach 30 Jahren Erfahrung allerdings skeptisch, dass eine universitäre Ausbildung unternehmerisches Denken fördern kann.
Warum?
Eine Hochschule wie die HSG kann unternehmerisch denkenden jungen Menschen die notwendigen Tools und Übungsmöglichkeiten anbieten. An der HSG sind nur etwa 35 Prozent der Studierenden weiblich. Das Engagement dieser jungen Frauen und ihr Wille, etwas zu bewegen, unterscheidet sich in meiner Wahrnehmung nicht von den Männern. Beschäftigt hat mich allerdings, wie oft junge Frauen ihre Studienwahl der vermeintlichen Vereinbarkeit von Beruf und Familie unterordnen. Eine unternehmerische Laufbahn passt meistens nicht in dieses Muster. Wahrscheinlich zu Unrecht.
Haben sich die Verhältnisse in letzter Zeit verändert, sodass nun mehr junge Frauen nach dem Studienabschluss oder einer ersten beruflichen Tätigkeit den Schritt in die Selbstständigkeit wagen?
Es ist unbestritten, dass noch heute deutlich weniger Frauen ein Unternehmen gründen als Männer. Die Gründe sind vielfältig, sie hängen oft zusammen.
So ist der Zugang zu Kapitalgebern und teilweise sogar zu Fachkräften für Frauen schwieriger. Studien aus den USA zeigen, dass dies mit einer schlechteren Position der Frauen in den relevanten Netzwerken zusammenhängt. Aus anderen Analysen wissen wir, dass den Frauen weniger zugetraut wird. Was wiederum erklären kann, dass sich die Frauen selber weniger zutrauen. Doch auch individuelle Präferenzen spielen eine Rolle: Frauen gründen andere Firmen – glücklicherweise. Ob sich die Situation wirklich geändert hat, ist schwierig zu sagen. Auf jeden Fall ist es heute viel cooler, sich als Unternehmer*in zu bezeichnen, für Frauen und Männer gleichermassen.
Spielt das Thema Mutterschaft und Kinder angesichts der nach wie vor suboptimalen Betreuungsangebote in der Schweiz beim Entscheid für oder gegen eine Laufbahn als Unternehmerin eine Rolle?
Das lässt sich so nicht sagen. Einige junge Frauen haben das noch prekäre Betreuungsangebot in der Schweiz gerade zum Anlass genommen, eigene Unternehmen in diesem Bereich zu gründen und haben damit massgeblich zu einer Entspannung der Lage beigetragen. Die Daten aus englischsprachigen und nordischen Ländern zeigen sogar, dass Mütter von jungen Kindern in einem höheren Mass selbstständig arbeiten als andere Frauen. Dass dies nicht der Kombination aus fehlender Kinderbetreuung