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Unternehmertum muss weiblicher werden

In Führungs- und Gründungspositionen sind Managerinnen stark untervertreten. Damit sich das ändert, muss die gesamte Wirtschaft umdenken.

MYRIAM DENK UND JOHANNES SMITS

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Tatsache ist: Es gibt deutlich weniger Frauen in Führungspositionen oder Gründergremien als Männer. In der Schweiz werden fast doppelt so viele Unternehmen von Männern gegründet wie von Frauen. Gemäss «Global Entrepreneurship Monitor» (GEM) waren im Jahr 2022 in der Schweiz nur 7,2 Prozent der Frauen bereit, sich auf unternehmerische Aktivitäten im Frühstadium einzulassen – gegenüber 12,3 Prozent bei den Männern (siehe Artikel auf Seite 9).

Weiterhin Luft nach oben

Laut GEM ist das Verhältnis zwischen weiblichen und männlichen Unternehmern von 2021 auf 2022 von 0,9 auf 0,6 gesunken. Das lässt eine positive Tendenz vermuten, doch das Optimierungspotenzial bleibt beträchtlich, denn im europäischen Vergleich liegt die Schweiz damit ganz hinten. Noch immer erhalten

Frauen viel seltener Investitionskapital für ihr Start-up als ihre Kollegen. Im Jahr 2021 gingen 2,8 Prozent der Finanzierungsmittel an von Frauen geführte Startups, 2022 waren es nur noch 2,3 Prozent. Und eine Untersuchung der Harvard Business Review ergab, dass nur 15 Prozent der Unternehmen, die Risikokapital erhalten, eine Frau in ihrem Führungsteam haben; weniger als drei Prozent haben einen weiblichen CEO. Dabei zeigen die Zahlen klar, dass von Frauen geführte Start-ups diverser sind: Neu ge- gründete Unternehmen mit Gründerinnen haben zweieinhalbmal mehr Frauen in ihren eigenen Reihen. Betriebe mit einer Gründerin und einer weiblichen Führungskraft stellen sechsmal mehr Frauen ein. Somit tragen weiblich geführte Jungunternehmen wesentlich dazu bei, alte Muster zu durchbrechen.

Nur wenige Unternehmerinnen sind überzeugt, eine Firma leiten und gleichzeitig Kinder grossziehen zu können.

Frage der Wahrnehmung

Die Fakten sind ernüchternd, doch die Thematik ist komplex und die Ursa-

Neue Rollenbilder schaffen

In dieser Betrachtung spielt das Selbstverständnis eine Schlüsselrolle. Gemäss «Global Entrepreneurship Monitor» (GEM) schätzen Frauen in der Schweiz ihre Gründungsfähigkeiten wie Können, Ausbildung oder Erfahrung deutlich schlechter ein als Männer. Nur wenige Unternehmerinnen sind überzeugt, eine Firma leiten und gleichzeitig Kinder grossziehen zu können (siehe Kasten).

Dass nach Jahrzehnten der Gleichstellungsdiskussion immer noch eine Unterbesetzung von Frauen in Führungs- und Gründungspositionen herrscht, ist bedauernswert, aber nachvollziehbar. Denn Rollenbilder ändern sich nur sehr langsam. Staat und Wirtschaft müssen daher ihrer Verantwortung gerecht werden und für die richtigen Rahmenbedingungen sorgen, wenn es um die Förderung von Frauen am Arbeitsplatz geht.

SEF.WomenAward. Sie ermutigen und stossen positive Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft an – was letztlich uns allen zugutekommt.

Myriam Denk ist Partnerin, People & Organisation, bei PwC Schweiz; Johannes Smits ist Partner, People & Organisation, bei PwC Schweiz.

«Generation Töchter»

chen sind vielschichtig. Zum einen sind Männer oft besser vernetzt. Sie können schneller und gezielter auf nützliche Geschäftsbeziehungen und Ressourcen zugreifen. Zum anderen hält sich eine hartnäckige Voreingenommenheit von Investierenden gegenüber weiblichem Entrepreneurship. Unternehmerinnen werden von Kapitalgebenden oft nicht dafür bestraft, dass sie Frauen sind, sondern dafür, dass sie stereotypisierte weibliche Eigenschaften wie Empathie oder Ausdrucksstärke aufweisen.

Wirtschaftsakteure jeden Geschlechts sollten Frauen dazu ermutigen, an sich und ihre unternehmerischen Ideen und Fähigkeiten zu glauben. Dies lohnt sich nicht nur gesellschaftlich, sondern auch finanziell. Laut einer Studie von BCG erwirtschaften von Frauen geführte Startups für jeden in sie investierten Dollar mehr als das Doppelte als von Männern geführte. Ein wichtiger Aspekt ist auch die Sichtbarmachung von Gründerinnen und Unternehmerinnen, wie das Initiativen bereits machen; zum Beispiel der pwc.ch/generation-toechter

Nach wie vor stehen für Schweizer Inhaberfamilien die Söhne für die Nachfolge oder Besetzung der höchsten Führungspositionen im Mittelpunkt – selbst wenn Töchter bereitstehen. Das zeigt die Studie «Generation Töchter» von PwC Schweiz bei 189 Frauen im Alter von 20 bis 45 Jahren. Nachfolgerinnen ohne Brüder treten deutlich häufiger in den Familienbetrieb ein. Nur 19 Prozent streben das Amt als CEO an. 79 Prozent der Studienteilnehmerinnen ohne aktiven Part im Familienunternehmen sind hervorragend ausgebildet.

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