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Das Wachstum der Zukunft ist auch weiblich
Bildung ist die Grundlage für Fortschritt, besonders in den kernwertschöpfenden Bereichen, auf die wir in der Schweiz noch vermehrt setzen sollten.
SABINE KELLER-BUSSE
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Krieg, Inflation, Klimawandel – vielen kommt es vor, als sei die Welt im dauerhaften Krisenmodus. Viele sorgen sich um die Zukunft, sei es die eigene oder die ihrer Kinder. Die gute Nachricht ist: Unsere Wirtschaft hat ihre Anpassungsfähigkeit schon mehrfach unter Beweis gestellt und die Schweiz gehört immer noch zu den wettbewerbsfähigsten Ländern weltweit. Um unseren Wohlstand zu erhalten, braucht es wirtschaftliches Wachstum in innovationsstarken Branchen mit hoher Wertschöpfung wie IT oder Pharma. Der Fachkräftemangel bleibt dabei eine der drängendsten Herausforderungen.
Einheimisches Potenzial
Gemäss UBS-Lohnumfrage 2022 haben 80 Prozent der Unternehmen Mühe, offene Stellen zu besetzen, 2021 waren es «nur» 66 Prozent. Weil aufgrund der demografischen Entwicklung künftig jährlich Zehntausende aus dem Arbeitsmarkt austreten, sind wir noch stärker auf Zuwanderung angewiesen. Aber auch das einheimische Arbeitskräftepotenzial ist noch nicht ausgeschöpft. Zwar ist die Erwerbsquote bei Frauen bereits hoch, jedoch arbeiten immer mehr in einem Teilzeitpensum. Eine OECD-Studie zeigt zudem, dass Unternehmerinnen gegenüber Unternehmern in allen Branchen untervertreten sind, mit Ausnahme von persönlichen Dienstleistungen. Würde sich der Unternehmeranteil von Frauen dem der männlichen Bevölkerung annähern, also von unter sechs auf zehn Prozent steigen, hätten wir in der Schweiz Platz für rund 160 000 zusätzliche Unternehmerinnen –ein Dichtestress der positiven Art. Auf dem Weg dorthin gibt es diverse Hebel, die wir gemeinsam in Bewegung setzen können. Politik, Wirtschaft, Bildungswesen – dass alle im konstanten Dialog einen Beitrag für konstruktive Lösungen leisten, soll eine Stärke der Schweiz bleiben. Stichwort Bildung: Der Frauenanteil bei Studiengängen in den MINT-Fächern ist tiefer als in unseren Nachbarländern. Auch bei IT-bezogenen Berufslehren ist der Frauenanteil klein. Weiter fällt auf, dass das Plus bei der Beschäftigung in der Schweiz, das sich schwergewichtig auf staatsnahe Bereiche konzentriert, fast dreimal so hoch ist wie das Wachstum der erwerbsfähigen Bevölkerung.
Technologisches Potenzial
Das Gesundheitswesen ist ein gutes Beispiel dafür, wie Unternehmertum und Innovation gerade in sehr arbeitsintensiven und damit Arbeitskräfte bindenden Bereichen neue, vielversprechende Chancen darstellen. Dadurch lassen sich bedeutende Produktivitäts- und Effizienzgewinne erzielen, zum Beispiel mithilfe von intelligenten Lösungen im Bereich Digitalisierung, Robotik und Automation.
Dies ist aber kein Plädoyer für die Entmenschlichung von ganz zentralen Errungenschaften unserer Gesellschaft, im Gegenteil. Man denke nur daran, wie viele Stunden durch die Einführung eines wirklich funktionierenden elektronischen Patientendossiers gespart werden könnten – Stunden, die so viel besser investiert wären in die Betreuung der Patienten anstelle ihrer Papierdossiers. Und auch in anderen Wachstumsbereichen wie erneuerbare Energie werden Digitalisierung und neue, innovative Technologien eine zentrale Rolle spielen, um Angebot und Bedürfnisse besser und schneller aufeinander abzustimmen.
Das Klischee, wonach sich viele Frauen vor allem für Grünes und Gesundes interessieren, hält sich hartnäckig. Doch Frauen beeindrucken nicht einfach durch Empathie, sondern durch Kompetenz – und durch Mehrheit. Es ist gut die Hälfte unserer Bevölkerung, und die Maturitätsquote der Frauen ist deutlich höher als die der Männer. Bildung ist die Grundlage für Fortschritt, besonders in den kernwertschöpfenden Bereichen, auf die wir in der Schweiz noch vermehrt setzen sollten. Durch unsere Partnerschaft mit der ETH Zürich zur Förderung von Innovation und Unternehmertum leisten wir unseren Beitrag –und der SEF.WomenAward schafft Visibilität und inspiriert die Gründerinnen von morgen. Denn das Wachstum der Zukunft ist auch weiblich.