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Weibliche Vorbilder sichtbar machen
Um ihren Anteil im Unternehmen zu erhöhen, ist die AMAG bestrebt, mehr Frauen im Unternehmen zu haben und in Führungspositionen zu bringen.
und starrem Arbeitsmarkt geschuldet ist, zeigt Schweden.
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Inwiefern?
Selbst in einem Land mit umfassender und günstiger Betreuung arbeiten Mütter eher selbstständig. Die relevante Frage hier ist: Wann gilt Selbstständigkeit als eigenes Unternehmen?
Muss man ein angeborenes Unternehmergen haben, um eine Firma zu gründen oder zu leiten? Oder lässt sich diese Mentalität auch im Rahmen der Ausbildung vermitteln?
Auffällig viele Unternehmer*innen kommen aus Unternehmerfamilien. Da haben wir dann die übliche «Nature or Nurture»-Frage. Studien zeigen, dass rund 40 Prozent der Neigung, eine unter- nehmerische Karriere einzuschlagen, erblich ist. Begründet vor allem in Persönlichkeitsmerkmalen wie Extravertiertheit, Offenheit, Risikobereitschaft. Das heisst allerdings auch, dass andere Faktoren wie Bildung, institutionelle und informelle Rahmenbedingungen eine wichtige Rolle spielen.
Lässt sich diese Mentalität in einer Ausbildung vermitteln?
Ich habe dafür keine Evidenz gefunden. Vermitteln lassen sich hingegen viele Fähigkeiten, welche die Wahrscheinlichkeit eines Erfolgs eines Unternehmens erhöhen können. Und: Eine zündende Idee zu finden für ein Start-up braucht andere Fähigkeiten, als diese Innovation erfolgreich am Markt zu entwickeln.
Weshalb arbeiten Sie in der Jury des SEF.Women Award 2023 mit?
Weil ich überzeugt bin, dass dieser Award dazu beitragen kann, die Sichtbarkeit der erfolgreichen Frauen im Unternehmertum zu erhöhen und damit die so wichtigen Netzwerke zu stärken.
Interview: Felix E. Müller zienter arbeiten, als wenn sie nur aus Frauen oder Männern bestehen. Eine möglichst breite Perspektivenvielfalt wirkt sich Tag für Tag positiv auf Entscheidungen aus.
Wie Anja Bates erklärt, hat sich die AMAG deshalb in diesem Zusammenhang ambitionierte Ziele gesetzt: «Bis ins Jahr 2025 sollen doppelt so viele junge Frauen wie heute eine Lehre in Angriff nehmen. Und fünf Jahre später wollen wir in Führungspositionen einen Frauenanteil von rund 30 Prozent haben.» Dadurch werden Frauen auf allen Ebenen im Unternehmen sicht-
Zur Person
Monika Bütler (Jahrgang 1961) studierte Mathematik und Physik an den Universitäten Bern und Zürich. Nach ersten beruflichen Stationen in der angewandten Forschung und in der Privatindustrie studierte sie Volkswirtschaftslehre an der Universität St. Gallen (HSG), wo sie 1997 die Doktorwürde als Ökonomin erlangte. Von 1997 bis 2001 arbeitete Monika Bütler als Assistenzprofessorin an der Universität Tilburg (Niederlande) und von 2001 bis 2004 als ordentliche Professorin an der Universität Lausanne. Danach wechselte sie an die HSG, wo sie bis 2021 als ordentliche Professorin für Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftspolitik sowie Direktorin des von ihr mitgegründeten Schweizerischen Instituts für Empirische Wirtschaftsforschung (SEW) tätig war. Mittlerweile ist sie Honorarprofessorin der HSG.
Trotz aller Bemühungen und auch vieler Fortschritte sind Frauen in der Schweizer Berufswelt zum Teil immer noch von Benachteiligungen betroffen. Deshalb muss das Thema Gleichberechtigung nach wie vor auf dem Radar der Gesellschaft und der Unternehmen bleiben. Nur so lassen sich weitere Verbesserungen erzielen.
Bei der AMAG Gruppe hat dieses Ziel einen sehr grossen Stellenwert, denn gerade in der Autobranche sind Frauen deutlich untervertreten. «Um diesen Zustand zu ändern, sind faire Einkommensperspektiven zu schaffen und mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen», sagt Anja Bates, Chief Human Resources Officer bei der AMAG.
Gleiche Chancen für alle
Dass die AMAG konzernweit die Lohngleichheit zwischen Frauen und Männern gewährleistet, ist längst selbstverständlich und wurde 2021 abermals durch das «Fair ON Pay»-Zertifikat bestätigt. Denn gleiche Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten für alle wirken sich auf die Motivation, die Zufriedenheit und letztlich auf die Leistung von jedem Mitarbeitenden aus. Für die AMAG Gruppe besteht kein Zweifel daran, dass gemischte Teams und Units weitaus erfolgreicher und effi- barer und dienen wiederum als Vorbilder für andere Frauen. Das ist gerade in einem männerdominierten Umfeld wie in der Autobranche entscheidend.
Wichtige Eigenständigkeit
Um dieses Ziel zu erreichen, sollten sich Frauen darüber im Klaren werden, was sie in der Berufswelt möchten. Für die- sen Findungsprozess ist es legitim, sich Unterstützung und Rat bei einem Coach oder einem Mentor zu holen und sich zu empowern, die eigenen Interessen selbstbewusst zu vertreten und klar zu kommunizieren. «Die Eigenständigkeit der Frau wie auch die Organisation im privaten Bereich sind wichtig, vor allem wenn eine Familie geplant oder schon vorhanden ist», sagt Anja Bates. Auch Mut zähle, und die Stärkung des Selbstwertgefühls sei ein zentrales Thema. «Frauen sollen auf sich selbst sowie auf ihre Fähigkeiten vertrauen und bei Hindernissen den eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen.» Vom Arbeitgeber dürften Frauen dabei Unterstützung und gleichzeitig Verständnis für ihre unterschiedlichen persönlichen und kulturellen Situationen erwarten. Familie und Beruf vereinbaren Zur Frauenförderung schafft die AMAG laut ihrer Personalchefin ein Umfeld der Wertschätzung. Dazu gehören unter anderem flexible Arbeitszeiten sowie Teilzeitmöglichkeiten, die auf die Familiensituation von Frauen und Männern gleichermassen Rücksicht nehmen. Aber auch Jobsharing-Möglichkeiten, 100-prozentige Lohnfortzahlung während des Mutterschaftsurlaubs und zwei Wochen mehr Mutterschaftsurlaub, als gesetzlich vorgeschrieben, bietet die AMAG an, um Frauen zu fördern. «Ausserdem haben wir unlängst ein Frauennetzwerk mit regelmässigen Veranstaltungen aufgebaut, an denen sich Frauen untereinander austauschen, Kontakte knüpfen und ihre Sichtbarkeit erhöhen können», führt Anja Bates aus.
Um in Zukunft als Arbeitgeberin für Frauen attraktiv zu bleiben, legt die AMAG Gruppe ihr Augenmerk auch auf das Thema Rückkehr in den Job nach einer längeren Familienzeit. In Planung sind spezielle Programme für Jobrückkehrerinnen. Denn die Vereinbarkeit von Beruf und Familien müsse heutzutage eine absolute Selbstverständlichkeit sein.