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Tokyo 2020 - Die Herausforderungen

Am 23. Juli 2021 ist es so weit: Um Punkt 20 Uhr Ortszeit werden in Tokio die Olympischen Sommerspiele eröffnet – coronabedingt ein Jahr später und mit großen Einschränkungen. Seit der Olympiapremiere des Triathlons in Sydney (2000) machen sich jeweils rund 1.000 Athleten bei den Damen und Herren Hoffnungen, sich für das größte Sportereignis der Welt zu qualifizieren – für nur je 55 Athletinnen und Athleten wird aus einem (Kindheits-)Traum auch Realität.

Mit Julia Hauser, Lukas Hollaus, Luis Knabl und Lisa Perterer werden vier Österreicher*innen in Tokio am Start stehen. Welche Bedingungen sie im Einzel- und in der erstmals ausgetragenen Mixed-Team-Staffel im Land der aufgehenden Sonne zu erwarten haben, haben wir uns näher angesehen.

DIE CORONA-EDITION

Die 32. Olympischen Sommerspiele und auch die Paralympics werden als Corona-Edition in die Geschichte eingehen. Nicht nur, dass die Austragung erstmals pandemiebedingt verschoben werden musste – auch bei den Spielen selbst werden die Maßnahmen im Zusammenhang mit Covid-19 den Bewegungsradius der Teilnehmer*innen, Betreuer*innen und Offiziellen sehr stark einschränken. Die größtmögliche Sicherheit und eine rasche Eindämmung im Fall der Fälle haben oberste Priorität. Was das für alle heißt, davon konnte man sich bereits bei den Wettkämpfen in Yokohama und Leeds ein Bild machen: Vor dem Abflug werden zwei PCR-Tests benötigt und bei der Ankunft folgt ein weiterer. Danach wird täglich getestet. Im Gegenzug wird es keine Quarantäne geben. Außerhalb des Hotels darf man sich nur zu definierten Zeiten im olympischen Dorf, an der Wettkampfstrecke oder den Trainingsstätten aufhalten. Gemäß der Strategie „Test, trace and isolate“ wird hier auch eine eigene Tracing-App zum Einsatz kommen. Bei kolportierten 12,66 Milliarden Euro Gesamtausgaben (doppelt so viel wie 2013 veranschlagt) sollen alleine 2,3 Milliarden Euro für Corona-Maßnahmen aufgewendet werden. Mittlerweile steht fest, dass die Spiele – wenn auch ohne Publikum – durchgeführt werden. Ein Ausfall wäre der wohl teuerste Versicherungsschaden in der Geschichte gewesen. Seit den Olympischen Spielen 1980 in Moskau ist das Internationale Olympische Komitee dagegen nämlich abgesichert.

vlnr: Lukas Hollaus, Julia Hauser, Lisa Perterer und Luis Knabl

COOL BLEIBEN

Zusätzlich zu den Einschränkungen aufgrund der weltweiten Pandemie werden die Athlet*innen mit den klimatischen Bedingungen zu kämpfen haben. Das österreichische Team weiß hier bereits sehr gut, was auf es zukommen wird, da man diese bereits vor zwei Jahren beim Olympic-Testevent zu spüren bekam: Es wird vor allem sehr heiß sein und eine hohe Luftfeuchtigkeit herrschen. Selbst in der Nacht ist mit hohen Temperaturen zu rechnen. Diese Bedingungen liegen sicherlich nicht jedem. Viele Maßnahmen wurden daher vorausschauend ergriffen: „Wir haben uns verbandsseitig schon früh darauf eingestellt und unter anderem im Februar 2020 in Thailand einen Klimalehrgang unter ähnlichen Bedingungen, wie sie in Tokio sind, absolviert und vieles ausprobiert. Im Bereich des ‚Pre-coolings‘ etwa, wo Kühlwesten die Körperkerntemperatur niedrig halten können. Diese kommen zum Beispiel beim Check-in, in der Wechselzone oder auch noch kurzfristig zwischen dem Einschwimmen und dem Wettkampf zum Einsatz. Beim Wettkampf selbst gibt es auch noch Überlegungen, wie man die Körperkerntemperatur runterbekommen kann. Sei es durch kaltes Wasser, ein Kühlstirnband oder spezielle Getränke, die etwas mehr kühlen. Jeder kann individuell entscheiden, was ihm guttut und ihm hilft“, so ÖTRV-Sportdirektor Robert Michlmayr. Auch die Anreise wird individuell gestaltet sein. Bis auf Lisa Perterer wird das gesamte Team am 15. Juli nach Japan aufbrechen und dann die unmittelbare Vorbereitung in Nasushiobara, rund 180 Kilometer nördlich von Tokio, absolvieren, um sich zeitlich und klimatisch bestmöglich einstellen zu können.

Schauplatz der Triathlonbewerbe und des Marathon-Schwimmens – der Odaiba Marine Park mit der imposanten Rainbow Bridge

© vichie81/shutterstock

Die Trainingsmöglichkeiten in Nasushiobara, einer Partnerstadt von Linz, sind richtig gut und mit relativ wenig Einschränkungen beim Training selbst verbunden, wovon sich die Sportler*innen und der ÖTRV-Sportdirektor bereits 2018 und 2019 im Vorfeld der WM-Serienrennen in Yokohama selbst überzeugen konnten: „Die Leute sind super kooperativ und die guten Kontakte, die wir in den letzten Jahren aufgebaut haben, waren dann auch für die Möglichkeit eines Pre-Camps ausschlaggebend, denke ich, sodass die Skepsis der Bevölkerung vor Ort gering ist.“ Während am 22. Juli dann ins olympische Dorf übersiedelt wird, wird Perterer bereits am 20. Juli direkt ins olympische Dorf anreisen. „Ich bin schon oft bei derartigen Bedingungen gestartet und ich verlasse mich darauf, dass es so wie immer gut funktioniert. Deshalb werde ich es auch dieses Mal so machen!“, so die Kärntnerin.

Aber nicht nur intern hat man versucht, mit den Bedingungen bestmöglich umzugehen und Vorkehrungen zu treffen. Auch der internationale Verband hat eine Vielzahl an Maßnahmen umgesetzt. Eine zusätzliche Coaching-Zone auf der Laufstrecke etwa, wo den Athlet*innen kühlende Sachen gereicht werden dürfen, oder auch ein spezieller Anstrich des Asphalts, der zum Einsatz kommt und die Hitze besser absorbiert. Das Problem mit der unzureichenden Wasserqualität, das im Frühjahr 2020 aufgetaucht ist, dürfte man seitens der Veranstalter in den Griff bekommen haben. „Es wird im Hafen einer Millionenstadt geschwommen und daher kann man sich vorstellen, dass es nicht das sauberste Wasser sein wird. Man hat hier aber zum Beispiel drei Barrieren in Vorbereitung, die den Wettkampfschwimmbereich vom übrigen Hafenwasser abgrenzen können. Innerhalb einiger Tage sollte sich das Wasser dann reinigen und nicht mehr durchmischen. Sollte die Temperatur deshalb ansteigen, so gäbe es eine Turbine, um es wieder in Bewegung zu bekommen. Bis zu drei Grad Celsius kann das Wasser damit abgekühlt werden. Wie bei allen Wettkämpfen gibt es sehr strikte Wasserqualitätskontrollen. Man kann davon ausgehen, dass – wenn die Grenzwerte überschritten werden – reagiert wird und etwa das Schwimmen gestrichen oder der Wettkampf verschoben wird. Ich bin aber hier sehr positiv gestimmt, dass die vorab getroffenen Maßnahmen ausreichen werden“, so Michlmayr. (CT)

ZEITPLAN

26. Juli, 06:30 Uhr (23:30 Uhr am 25.07. MESZ) Start Herren, 27. Juli, 06:30 Uhr (23:30 Uhr am 26.07. MESZ) Start Damen und 31. Juli, 07:30 Uhr (00:30 Uhr MESZ) Start Mixed-Team-Bewerb

Bei der Generalprobe des Teambewerbs in Kitzbühel konnte das rot-weiß-rote Team in Originalbesetzung bereits glänzen.

© Triathlonverein Kitzbühel

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