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Tokyo 2020 - Österreichs Starter
Es ist offiziell
Nach 1130 Tagen (mit einer 13-monatigen coronabedingten Unterbrechung) stehen die 55 Damen und 55 Herren für den Triathlon bei den Olympischen Sommerspiele in Tokio fest! Athlet*innen aus 39 Nationen von fünf Kontinenten konnten sich dafür qualifizieren.
Die mehr als erfreuliche Nachricht aus rot-weiß-roter Sicht: Zu diesen zählen auch Julia Hauser, Lukas Hollaus, Luis Knabl und Lisa Perterer. Mit ihren großartigen Leistungen sicherten sie sich nicht nur einen Startplatz im Einzelbewerb, sondern auch für die Olympiapremiere des Teambewerbs, für den sich weltweit nur 18 Teams qualifizieren konnten. Zusammen sind sie dafür in den letzten drei Jahren knapp 300.000 Kilometer gereist und ihr individueller Weg zu den Spielen könnte nicht unterschiedlicher sein. Wir haben ihn mit ihnen beleuchtet.
Der Kindheitstraum, an Olympischen Spielen teilzunehmen, ging für Lisa Perterer bereits früh in Erfüllung. Die damals 20-Jährige qualifizierte sich als jüngste Athletin direkt für die Spiele 2012 in London. „Dass das so schnell passiert, hätte ich mir nicht gedacht. Das war auch für mich eine Überraschung. Vor allem weil zu dieser Zeit nur ich an mich geglaubt habe und sonst keiner. Aber ich sah da eine Chance und habe dafür alles gegeben. Mit Ach und Krach habe ich bis zum letzten Rennen darum gekämpft und bin stolz darauf, es geschafft zu haben“, so Perterer. In London konnte sie viele Erfahrungen sammeln. Erfahrungen, die sie in Rio gerne umgesetzt hätte. Doch es kam alles anders. Nach erfolgreicher Qualifikation musste sie kurz davor verletzungsbedingt absagen. „Es war schrecklich! Ich war zu der Zeit in der Form, in der ich zu diesem Zeitpunkt noch nie war. Ich habe vielleicht zu sehr an die Spiele und zu wenig an mich und meinen Körper gedacht. In Rio, das wären meine Bedingungen gewesen“, erinnert sich die Kärntnerin. Nachnominiert wurde kurzerhand Julia Hauser, die damals die Qualifikation nur um wenige Plätze verpasst hatte: „Es war schon cool, dabei sein zu dürfen, nachdem sich Lisa leider verletzt hatte, aber ich war auf das Ganze nicht vorbereitet und nicht wirklich in Form. Das Rennen vergesse ich lieber. Die Enttäuschung nach der Überrundung war schon richtig groß! Ich wusste aber, dass mir das nie wieder passieren wird.“
Ebenso knapp für Rio gescheitert waren auch Lukas Hollaus und Luis Knabl – aufgeben war aber keine Option. „Ich war bis auf die letzten zwei Monate immer im potenziellen Starterfeld. Aufgrund eines unverschuldeten Radsturzes in Abu Dhabi, wo ich mir meinen Ellenbogen verletzt habe, ging bei den letzten Rennen dann gar nichts mehr und ich habe dadurch die Quali haarscharf verpasst. Ich wusste aber, dass ich es draufhabe und mir meinen sportlichen Traum noch erfüllen werde“, so Hollaus.
Die Ausgangssituation für die „Road to Tokyo“ im Triathlon war daher aus österreichischer Sicht vielversprechend, zumal bei den Damen auch Rio-Starterin Sara Vilic ein Wörtchen um einen Startplatz mitreden konnte. Neben den internationalen Vorgaben des Weltverbandes wurden von Sportdirektor Robert Michlmayr national vorab transparente Kriterien erarbeitet und nach einem Präsidiumsbeschluss dem Österreichischen Olympischen Komitee vorgeschlagen, das diese letztendlich bestätigte.
Lisa Perterer und Luis Knabl fixierten ihr Ticket im internen Kampf gleich beim Olympic-Testevent 2019 in Tokio. Während der Tiroler mit einem 12. Platz im Spitzenfeld aufzeigte, reichte der Kärntnerin für ihre bereits dritte Qualifikation ein 21. Platz bei den Damen: „Es war nicht unbedingt mein bestes Rennen. Ich wollte mich dort generell behaupten, es ist aber nicht so gelaufen, wie ich mir das erhofft hatte. Das Rennen war wegen der internen Qualifikation auch ein taktisches. Rückblickend mit der ganzen Situation der Corona-Pandemie war ich sehr froh, mir das Ticket bereits dort gesichert zu haben. Noch einmal eineinhalb Jahre warten zu müssen, um die Quali zu schaffen, wäre mental für mich hart gewesen.“ Es war die Krönung einer tollen Saison, in der unter anderem auch ein 4. Platz auf Bermuda und ein Weltcuppodium zu Buche standen.
Die Entscheidung um das zweite Damen-Ticket fiel erst vor wenigen Wochen. Julia Hauser setzte sich im dritten und entscheidenden internen Qualifikationswettkampf, beim WMSerienrennen in Yokohama, eindrucksvoll mit einem 5. Platz gegen Sara Vilic (Reifendefekt) durch. „Es wäre natürlich angenehmer gewesen, früher zu wissen, dass man qualifiziert ist. Ich konnte aber in Yokohama beweisen, dass ich am Tag X performen kann – das will ich in Tokio jetzt wieder“, so die Wienerin. Und auch der ausdauernde Lukas Hollaus, der sich mit einer seiner besten Saisonen 2019 einen super Polster schaffte, musste noch bis zum Ende der Quali-Periode warten, bis auch er nun seinen Flug buchen konnte. Vor mittlerweile 15 Jahren hat er seinen olympischen Weg gestartet. Und sein Gefühl, als er das Ticket jetzt fix in der Tasche hatte? „Eigenartig! Es war so ein langer Weg. Es kann mir jetzt gar nicht schnell genug gehen. Die Vorfreude ist riesig“, so der Salzburger, der in Tokio sein letztes internationales Kurzdistanzrennen bestreiten wird.
Auf die Bedingungen sind alle gut eingestellt und alle vier haben sich einen Plan zurechtgelegt. Auch ihre möglichen Chancen bei einem idealen Rennverlauf kennen die vier nationalen Triathlon-Aushängeschilder: „Je geringer der Rückstand nach dem Schwimmen, umso mehr ist möglich. Es gibt eh nur Vollgas. Es zählt nur eine Medaille. Da gibt’s kein Hintendrinnen-Sitzen und Abwarten, ob wer anderer am Rad was tut!“, ist Perterer motiviert. Aber auch Julia Hauser weiß um ihre Stärken: „Ich reise nach Tokio, um um eine Medaille mitzukämpfen. Ich hoffe, nach dem Schwimmen mit starken Radfahrerinnen in einer Gruppe zu sein und die Lücke schließen zu können, und ja, dann heißt es gut versorgen und kühlen und ready machen für den Lauf.“
Dass sich letztendlich nun erstmals zwei Damen und zwei Herren qualifizieren konnten, beschert den vieren auch die Teilnahme am Mixed-TeamRelay-Bewerb. Dieser feiert in Tokio als dritter Medaillenevent im Triathlon Premiere. Hollaus: „Dieser Bewerb ist definitiv eine Bereicherung für unseren Sport und es ist auch eine zweite Möglichkeit, bei Olympia an den Start zu gehen. Wir sind zwar Einzelkämpfer, aber dass man hier auch mal im Team auftreten kann, das ist richtig cool. Super, dass wir die Erfahrung machen können. Und von der Attraktivität her ist der Bewerb für die Zuschauer mindestens genauso spannend wie der Einzelbewerb. Das ist sicher die Zukunft, da sich bei solchen Formaten sehr viel tut.“
Wir von der Redaktion wünschen den Athlet*innen alles Gute für den großen Tag und werden vor den Fernsehbildschirmen mit ihnen mitfiebern! (CT)
JULIA HAUSER
Geburtsdatum: 21. Februar 1994
Geburtsort: Wien
Wohnort Wien
Größe: 163 cm
Gewicht: 50 kg
Social Media: www.facebook.com/hauserjulia, www.instagram.com/julia_hau
Verein Triathlonclub Kagran
Landesverband Wien (WTRV)
Trainer Arild Tveiten
Größte Erfolge: 5. Platz WM-Serie Yokohama (2021), 10. Platz WM-Serie Bermuda (2019), Olympiateilnahme Rio 2016, 7. Platz Europameisterschaft Olympische Distanz Glasgow (2018), 7 x Weltcup Top 10 (1 x Podium)
LUKAS HOLLAUS
Geburtsdatum: 23. September 1986
Geburtsort: Zell am See
Wohnort Salzburg
Größe: 184 cm
Gewicht: 74 kg
Social Media: www.facebook.com/lukashollaustriathlet, www.instagram.com/lukashollaus, www.lukashollaus.com
Verein: TV Zell/See
Landesverband: Salzburg (STRV)
Trainer: Mag. Anton Kesselbacher
Größte Erfolge: 15 x Weltcup Top 10
LUIS KNABL
Geburtsdatum: 16. Mai 1992
Geburtsort: Innsbruck
Wohnort: Pfaffenhofen
Größe: 182 cm
Gewicht: 74 kg
Social Media: www.instagram.com/luisknabl
Verein: Raika Tri Telfs
Landesverband: Tirol (TRVT)
Trainer: Roland Knoll
Größte Erfolge: 12. Platz Olympic-Testevent Tokio (2019), 10. Platz WM-Serie Grand Final Lausanne (2019), 6. Platz Weltcup Weihai 2018, Bronze Youth Olympic Games Singapore (2010), Gold Mixed Relay Youth Olympic Games Singapore (2010)
LISA PERTERER
Geburtsdatum: 16. Oktober 1991
Geburtsort: Villach
Wohnort: Villach
Größe: 165 cm
Gewicht: 47 kg
Social Media: www.facebook.com/tri.lisa.perterer, www.instagram.com/LiSaa, www.lisaperterer.com
Verein: HSV Triathlon Kärnten
Landesverband: Kärnten (KTRV)
Trainer: Roland Knoll
Größte Erfolge: 3 Olympiaqualifikationen, Olympiateilnahme 2012, 4. Platz WTS Bermuda, 6 Top-10-Platzierungen WM-Serie, 11 Weltcuppodeste, 1. Weltcupsieg für Österreich Cagliari 2018, Duathlon-Europmeisterin 2020
Strecke
Mit der Strecke im Odaiba Marine Park selbst konnten sich alle vier österreichischen Athlet*innen bereits 2019 beim Testevent vertraut machen. Während 1.500 Meter Schwimmen mit einem Landgang nach 950 Metern zu absolvieren sind, wird die Radstrecke flach, schnell und technisch anspruchsvoll sein. Viele kräftige Antritte mit hohen Wattspitzen werden notwendig sein. Insgesamt acht Runden à 5 Kilometer müssen die Athlet*innen hinter sich bringen, ehe es auf die abschließenden 10 Laufkilometer geht.
Beim superschnellen und spannenden Teambewerb, wo es erstmals um Gold, Silber und Bronze gehen wird, hat jeder der vier Athleten 300 Meter zu schwimmen, 6,8 Kilometer am Rad (2 Runden) zu absolvieren und 2 Kilometer zu laufen.