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Monyk, Schreiner, Brzobohaty, Mann

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Modular

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GESCHICHTE FĂœR ALLE


ag erl mp eV GESCHICHTE FÜR ALLE

SAGEN FÜR ALLE

AUFGABEN FÜR SCHLAUE KÖPFE 3. KLASSE

DIE RITTER

Monyk, Schreiner

Oly

www.olympe.at

SBN 185 331

9 783902 779656 ISBN: 978-3-902779-65-6

Monyk, Schreiner


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GESCHICHTE FĂœR ALLE Modular

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Elisabeth Monyk, Eva Schreiner, Johannes Brzobohaty, Elisabeth Mann


Dieses Buch ist laut Bescheid des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung vom 11. Juli 2018 (BMB-GZ: 5.000/0026-IT/3/2016) gemäß § 14 Abs. 2 und 5 des Schulunterrichtsgesetzes, BGBl. Nr. 472/86 und gemäß den geltenden Lehrplänen als für den Unterrichtsgebrauch in Neuen Mittelschulen und an allgemein bildenden höheren Schulen – Unterstufe – für die 3. Klasse im Unterrichtsgegenstand Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung (Lehrplan 2016) geeignet erklärt.

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Schwierige und neue Wörter sind im Text orange hervorgehoben und werden in der Spalte daneben erklärt.

Wichtige Begriffe sind im Text hervorgehoben, du siehst also mit einem Blick, was in jedem Kapitel wichtig ist.

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Aufgaben und Arbeitsaufträge, die du während des Unterrichts – alleine oder mit der ganzen Klasse – lösen kannst, sind in der seitlichen Spalte angegeben.

Ebenfalls in der Seitenspalte – in den Kästchen – findest du kompetenzorientierte Arbeitsaufgaben. Die folgenden Farbsymbole zeigen dir die drei Anforderungsstufen: † Du sollst die gelernten Inhalte verstehen und wiedergeben. † Du sollst dein erworbenes Wissen anwenden können. † Du sollst eigenständig interpretieren, begründen und bewerten können.

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Am Ende des Buches findest du einen Methodenpool. Hier werden dir wesentliche Arbeitsmethoden, die du für die Bewältigung einiger Aufgaben benötigst, genau erklärt. Anhand folgender Symbole erkennst du, dass du mit dem Methodenpool arbeiten sollst: MP4: Methodenpool 4 „Karten im Geschichtsunterricht“ auf S. 167 MP5: Methodenpool 5 „Historische Gemälde entschlüsseln“ auf S. 169 MP6: Methodenpool 6 „Karikaturen deuten“ auf S. 172

Nun geht’s los – Aufgaben für schlaue Köpfe! Unter diesem Motto findest du an vielen Stellen in diesem Buch Arbeitsblätter, die du ausfüllen kannst. Die Aufgaben sind mit Sternen gekennzeichnet. Je mehr Sterne du findest, desto schwieriger ist die Aufgabe. An der Farbe der Nummerierung erkennst du ebenfalls, welcher Anforderungsstufe die Aufgabe zuzuordnen ist.

Am Ende des Buches haben wir für dich in Form einer Zeitung auch spannende Geschichten zu den einzelnen Modulen zusammengestellt. Falls dich die Inhalte des Moduls besonders interessieren, dann kannst du darüber mehr in den Büchern erfahren, die wir dir dort vorschlagen.

ÖNB: OeNB: Q: RZ:

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Häufig verwendete Abkürzungen: Abb: Abbildung D: Darstellung K: Karte KHM: Kunsthistorisches Museum (Wien) NHM: Naturhistorisches Museum (Wien)

Österreichische Nationalbibliothek Österreichische Nationalbank Quelle Rekonstruktionszeichnung

Umschlagbilder: Christian Monyk (2x), Elisabeth Monyk (2x) Schulbuchnummer: 185 331 © Olympe Verlag GmbH, Wien, 2018 Alle Rechte vorbehalten Vervielfältigung jeder Art gesetzlich verboten 1. Auflage (2018) Umschlaggestaltung, Satz, Layout: Raoul Krischanitz, Wien, transmitterdesign.com Grafik: Raoul Krischanitz, transmitterdesign.com Druck, Bindung: Druckerei Berger, Horn ISBN: 978-3-902779-65-6


Inhaltsverzeichnis

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Begegnungen zwischen dem Eigenen und dem Fremden 1. Gelehrte beginnen, die Welt zu erforschen 2. Neue Welten werden entdeckt 3. Folgen der Entdeckungen 4. Die Unterwerfung der Welt 5. Kolonialismus 6. Imperialismus – die Aufteilung der Welt

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Aspekte neuzeitlicher Kulturen 1. Der Aufstieg der Habsburger 2. Glaubenskonflikte und Machtpolitik 3. Hexenwahn und Hexenverfolgung 4. Frankreich im Zeitalter des Barock 5. Frühkapitalismus und Merkantilismus als neue Wirtschaftssysteme

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Revolutionen, Widerstand, Reformen 1. Die Aufklärung 2. Die Französische Revolution 3. Frankreich wird Kaiserreich 4. Die Neuordnung Europas 5. Die Zeit des Vormärz 6. Europa brennt 7. Revolutionen des 20. Jahrhunderts 8. Umbrüche in Lateinamerika

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Gewalt, Gefühle und Einstellungen 1. Die Geschichte der Ehe in der Neuzeit 2. Bildung und Wissen 3. Gericht und Gerichtsstrafen in der Neuzeit 4. Rechtsstaat und Demokratie

Migration vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart 1. Migration – Integration – Asyl 2. Wien im 19. Jahrhundert – Zentrum der Einwanderung 3. Auswanderung in die USA 4. Österreich – ein Einwanderungsland?

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Inhaltsverzeichnis

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Identitäten 1. Was ist Identität? 2. Nationale Identitäten 3. Europäische Identität

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Internationale Ordnungen und Konflikte im Wandel 1. Die Bauernaufstände 2. Der Dreißigjährige Krieg 3. Österreich zur Zeit der Osmanenkriege 4. Europa: Nationalstaaten entstehen 5. Nationalismus und Imperialismus führen zum Ersten Weltkrieg 6. Der Erste Weltkrieg 7. Das Ende des Ersten Weltkriegs und seine Folgen 8. Humanitäres Völkerrecht, Rotes Kreuz, Völkerbund

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Wahlen und Wählen 1. Du hast die Wahl 2. Politische Parteien in Österreich 3. Wahlwerbung

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Sozialer und wirtschaftlicher Wandel in der Neuzeit 1. Die Industrielle Revolution und ihre Folgen 2. Neuerungen im Verkehr und in der Landwirtschaft 3. Wirtschaftlicher Wandel 4. Die Gesellschaft verändert sich 5. Frauen fordern Mitbestimmung 6. Die Soziale Frage und politische Programme 7. Soziale Gesetzgebung und Gründung von Parteien in Österreich 8. Der Vielvölkerstaat Österreich 9. Alltag, Kunst und Kultur im Vielvölkerstaat 10. Das Osmanische Reich – ein Vielvölkerstaat

Anhang Geschichte-News Zeitstreifen Jahresrätsel Methodenpool

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Begegnungen zwischen dem Eigenen und dem Fremden

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1. GELEHRTE BEGINNEN, DIE WELT ZU ERFORSCHEN Im Mittelalter vertrat die katholische Kirche die Meinung, dass die Erde der Mittelpunkt des Weltalls sei, da der Bibel nach auch der Mensch die Krönung der Schöpfung sei. Diesem Weltbild entsprechend drehte sich die Sonne um die Erde. Dies nennt man das Geozentrische Weltbild.

Schöpfung: von Gott erschaffene Welt

Doch gegen Ende des 15. Jh. – am Beginn der Neuzeit – beschäftigten sich immer mehr Gelehrte mit Beobachtungen und Experimenten. Einer dieser Gelehrten war der Astronom Nikolaus Kopernikus (1473 – 1543), der aus dem heutigen Polen stammte. Er studierte unter anderem in Bologna und Padua Medizin und Kirchenrecht. Kurz vor seinem Tod veröffentlichte er eine Schrift, in der er die Bahnen der Planeten um die Sonne beschrieb.

Gelehrter: ein Mensch, der sehr viel weiß

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Geo: Erde auf Griechisch

Astronom: beschäftigt sich mit der Stern- und Himmelskunde Helio: Sonne auf Griechisch

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Kopernikus fand heraus, dass die Erde ebenso ein Planet ist und sich wie alle anderen Planeten um die Sonne dreht. Dies nennt man das Heliozentrische Weltbild.

Abb. 1: Geozentrisches Weltbild und Heliozentrisches Weltbild

Der Mathematiker Johannes Kepler und der Astronom Galileo Galilei erweiterten im 17. Jh. dieses „Kopernikanische Weltbild“.

Teleskop: Fernrohr Inquisition: kirchliches Beweisverfahren, welches 1215 eingeführt wurde widerrufen: zurücknehmen

Abb. 1: † Beschreibe mit eigenen Worten einem Mitschüler/einer Mitschülerin eines dieser beiden Weltbilder! Erkennt er oder sie, um welches es sich dabei handelt?

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Galilei (1564 –1642) unterrichtete nach dem Studium der Mathematik als Hochschullehrer an den Universitäten in Pisa und Padua. Hier baute er ein Teleskop, mit dem er seine Himmelsbeobachtungen durchführte. 1630 veröffentlichte er ein Buch, in dem er das geozentrische dem heliozentrischen Weltbild gegenüberstellte. Wegen dieser Schrift musste er in einem Inquisitionsverfahren seine Lehre, dass die Erde sich um die Sonne bewegt, widerrufen. Einer später erfundenen Legende nach soll er bei diesem Verfahren gegen ihn gesagt haben: Eppur si muove! (Und sie bewegt sich doch!).

Erfindungen verändern das Leben

Auch heute verändern Erfindungen und Entwicklungen unser tägliches Leben. Wir leben in einer Zeit der raschen Veränderungen. Was noch vor einigen Jahren an Kommunikationsmitteln (z. B. Handy) modern war, ist heute schon veraltet. Auch zu Beginn der Neuzeit sollte sich das Leben großer Teile der Bevölkerung in Europa durch viele bedeutende Erfindungen verändern.

Abb. 2: Fernrohr aus dem Besitz Galileis: Mit diesem Galileo-Fernrohr betrachtete er 1609 als Erster Planeten und Sterne.


Begegnungen zwischen dem Eigenen und dem Fremden BUCHDRUCK: Johannes Gutenberg erfand um 1450 in Mainz den Buchdruck. Er entwickelte zur Herstellung von beweglichen Bleilettern ein Handgießinstrument. Damit war es möglich unterschiedliche Lettern zu gießen. FERNROHR: Um 1608 erfand der holländische Brillenmacher Hans Lipperhey das Fernrohr. Dieses wurde von Galileo Galilei weiterentwickelt.

TASCHENUHR: Der Schlossermeister Peter Henlein baute in Nürnberg die erste Taschenuhr. Sie wird „Nürnberger Eierlein“ genannt. Aufgrund einer Verkleinerung der Zugfeder lief diese Taschenuhr bis zu 40 Stunden.

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Abb. 3: † Bewerte die Auswirkungen des Schießpulvers auf den Ritterstand! † MP1 Recherchiere zehn Erfindungen der letzten 100 Jahre! Q1: † Fasse den Wunsch des Vaters an seinen Sohn mit eigenen Worten zusammen! † Erkläre, warum das Studium fremdsprachiger Texte in der Renaissance möglich wurde! † Erörtere den Wert der Kenntnis mehrerer Sprachen im 16. Jahrhundert!

MIKROSKOP: Mit dieser Erfindung konnte man eine 250-fache Vergrößerung erreichen.

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Für die Kriegsführung entscheidend wurde die Erfindung der Hakenbüchse. Mit dieser konnten die Soldaten alle fünf Minuten einen Schuss abfeuern.

Das Schießpulver und der Kompass wurden zwar in Europa „erfunden“, waren aber davor schon in China bekannt.

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Abb. 3: einige Erfindungen der Neuzeit Chaldäer: semitisches Volk in Südmesopotamien im 1. Jt. v. Chr. wirklichkeitsnah: der Wirklichkeit nahekommend

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Der Humanismus, der von den wohlhabenden italienischen Städten wie Genua, Pisa und Venedig ausging, stellt den Menschen in den Mittelpunkt des Denkens. Die Gelehrten beschäftigten sich sehr intensiv mit den Autoren des Altertums und lasen deren Texte sogar in der Originalsprache. Q1: „Gargantua und Pantagruel“ – (fünfbändiges Werk von Francois Rabelais/1494 – 1553) Der Vater belehrt seinen Sohn: „Ich wünsche und verlange, dass du die Sprachen vollkommen erlernst: erstens das Griechische, […] zweitens Latein und das Hebräische wegen der Heiligen Schriften, und desgleichen Chaldäisch und Arabisch.“

Die Renaissance war eine Kulturepoche, in der man die Antike als Vorbild ansah. Deshalb nennt man die Renaissance auch die Wiedergeburt der Antike. In der Malerei wurden Menschen und die Natur wirklichkeitsnah abgebildet. Im Baustil und in der Bildhauerei wurden die Formen der Antike übernommen.

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Quellen und Darstellungen – Erinnere dich! Quellen sind Überreste aus der Vergangenheit (Alltagsgegenstände, Gemälde, Urkunden usw.), die aus der jeweiligen Zeit stammen. Darstellungen sind Texte und andere Dinge, die uns über die Vergangenheit berichten. Sie wurden von Menschen verfasst, die nicht in der jeweiligen Zeit gelebt haben. Darstellungen werden daher immer auch von den Meinungen und Ansichten dieser Menschen beeinflusst.

Humanismus und Renaissance

Abb. 4: Selbstporträt von Leonardo da Vinci (Rötelzeichnung um 1512)

Leonardo da Vinci (1452 – 1519) war Maler, Baumeister, Bronzegießer, Erfinder und Kriegsingenieur – ein richtiges Universalgenie. Viele Dinge, die er aufgezeichnet hatte, wurden viel später neu erfunden wie das Flugzeug, der Fallschirm und der Panzer.

Michelangelo Buonarotti (1475 – 1564) war neben Leonardo da Vinci einer der berühmtesten Bildhauer, Maler und Baumeister seiner Zeit. Berühmt ist sein Deckengemälde in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan und die Statue des Jünglings David in Florenz.


Begegnungen zwischen dem Eigenen und dem Fremden

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Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

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1 In diesem Setzkasten aus der Buchdruckerwerkstatt haben sich sieben wichtige Begriffe und Eigennamen versteckt. Finde sie, indem du senkrecht und waagrecht suchst! %%

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LÖSUNGSWÖRTER:

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2 Hier siehst du einige Erfindungen von Leonardo da Vinci. Ordne die Texte mit Linien den Bildern zu und schreibe dann das Lösungswort auf! %

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Diese Erfindung ist aus Holz und hat Pedale. Die Verbindungsstange fehlt noch.

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Diese Maschine enthält bereits viele grundlegende Bauteile, welche später für die Beherrschung der Lüfte ausschlaggebend waren.

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Leonardo war ein

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Dieses erste Modell eines Fahrzeuges hat ein Differential mit Zahnrädern. Die Räder drehen sich unterschiedlich. Bei diesem Modell eines Helikopters zieht sich die Luftschraube selbst in die Höhe.

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Begegnungen zwischen dem Eigenen und dem Fremden

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe! indem du Q für Quelle und D für Darstellung einträgst! %%%

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3 Entscheide, bei welchen der Abbildungen/Texte es sich um eine Quelle oder eine Darstellung handelt,

Begründung:

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Allgemeine Erklärung der Menschenrechte 1948 Artikel 1: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen. [...] Artikel 3: Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person. Artikel 4: Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden; Sklaverei und Sklavenhandel sind in allen ihren Formen verboten.

Begründung:

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Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, auch Deklaration der Menschenrechte oder UN-Menschenrechtscharta oder kurz AEMR, sind unverbindliche Empfehlungen der Vereinten Nationen zu den allgemeinen Grundsätzen der Menschenrechte. Sie wurde am 10. Dezember 1948 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen im Palais de Chaillot in Paris genehmigt und verkündet.

Begründung:

Begründung:

Begründung:

4 Begründe nun deine Entscheidung bei Aufgabe 3! %%%% 5 Blättere in diesem Buch und suche jeweils drei Beispiele! %% A. QUELLE: S. ______________________

B. DARSTELLUNG: S. ____________________


Begegnungen zwischen dem Eigenen und dem Fremden

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Auf der Suche nach einem Seeweg nach Indien

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2. NEUE WELTEN WERDEN ENTDECKT Im 15. Jh. wagten sich die europäischen Seefahrer über die noch unbekannten Ozeane und fanden neue Seewege in den Orient und nach Afrika. Doch warum befuhren sie die Meere?

Kurs: Fahrtrichtung eines Schiffes

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Jahrhundertelang hatten arabische Händler wertvolle Waren wie Seide und Gewürze aus Indien und China auf dem Landweg über die Seidenstraße nach Europa transportiert. Doch nach der Eroberung Konstantinopels (1453) durch die Osmanen war dieser Handelsweg versperrt. Wissenschaftliche und technische Fortschritte ermöglichten es den Seefahrern, neue Länder und Kontinente zu entdecken. Ab dem 13. Jh. verwendeten spanische und italienische Seefahrer den Kompass, mit dem sie den Kurs festlegen konnten. Auch neue seetüchtigere Schiffe wurden entwickelt.

Seidenstraße: Handelsroute, die von Peking nach Venedig führte und ca. 8 000 km lang war

Lotse: jemand, der Schiffe durch gefährliche Gewässer führt

Portugiesische Seefahrer suchen einen Weg nach Indien

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1471: Auf der Suche nach einem Seeweg nach Indien überquerten portugiesische Schiffe als Erste den Äquator. Sie brachten aus Afrika Pfeffer und Gold, aber auch Sklaven mit in ihre Heimat. 1487: Bartholomeus Diaz erreichte das „Kap der Guten Hoffnung“ an der Südspitze Afrikas. Er bewies damit, dass es eine Verbindung zwischen dem Atlantischen und dem Indischen Ozean gibt. 1498: Vasco da Gama umsegelte Afrika und erreichte mit Hilfe eines arabischen Lotsen den Westen Indiens.

Konstantinopel

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Vasco da Gama (1469 – 1524) Insgesamt drei Mal reiste Vasco da Gama mit einer Flotte nach Indien und sicherte somit Portugal den wichtigen Einfluss auf den Handel mit Indien.

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Lissabon

AFRIKA

Kalikut

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Äquator

Atlantik

Kap der Guten Hoffnung

K1: Routen von Bartholomeus Diaz und Vasco da Gama

Indischer Ozean

Madagaskar

Diaz

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Abb. 1: Vasco da Gama (Ölgemälde von Gregorio Lopes, 1524)

Abb. 1: † Formuliere drei Fragen an Vasco da Gama! Gehe dabei auf mögliche Probleme, Herausforderungen und Ängste im Zusammenhang mit der Umschiffung des Kaps der Guten Hoffnung ein!


10 Begegnungen zwischen dem Eigenen und dem Fremden

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Die „Entdeckung“ Amerikas 1492 machte sich der aus Genua (Italien) stammende Christoph Kolumbus (1451 – 1506) im Auftrag von Isabella von Kastilien auf die Reise nach Westen.

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Wer waren die ersten „Entdecker“ Amerikas? Dies waren die Vorfahren der indigenen Bevölkerung Amerikas, die vor langer Zeit von Asien her in den zuvor menschenleeren Kontinent eingedrungen waren. Außerdem wurde Amerika schon rund 500 Jahre vor Kolumbus von Leif Eriksson oder anderen Isländern besucht. Kolumbus gilt jedoch als „der Entdecker“ dieses Kontinents, weil erst seine Reisen zu einer dauerhaften Kolonisierung führten.

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Im Wettlauf mit Portugal um den Seeweg nach Indien wollte Kolumbus den Weg im Westen erschließen. Er war davon überzeugt, dass die Erde eine Kugel sei und man daher Indien auch über den Atlantik erreichen könnte.

Kolumbus und seine Mannschaft segelten mit drei Schiffen zunächst zu den Kanarischen Inseln. Die Schiffe hießen Santa Maria, Nina und Pinta.

Abb. 2: Kolumbus (Sebastiano del Piombo, 1517)

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Drei Monate nach ihrem Aufbruch erreichten sie eine Inselgruppe. Diese nannte Kolumbus „Westindische Inseln“, da er glaubte, in Indien gelandet zu sein. Kolumbus bezeichnete die dort lebenden Einwohner als „Indios“ (Indianer). Auf drei weiteren Reisen über den Atlantik entdeckte Kolumbus weitere Inselgruppen.

Kastilien: Teil des heutigen Spanien

Erst nach seinem Tod stellte sich heraus, dass Kolumbus nicht Indien erreicht hatte, sondern einen neuen Kontinent entdeckt hatte. Dieser neu entdeckte Kontinent wurde nach den Reiseberichten des Florentiners Amerigo Vespucci, der knapp nach Kolumbus Südamerika bereiste, Amerika genannt.

Die erste Weltumseglung

K2: † MP4 Bearbeite diese Geschichtskarte, indem du einem Partner/einer Partnerin drei Fragen aus dem Fragencorner 7 stellst! Dann wechselt die Rollen!

1519 brach eine portugiesische Mannschaft unter der Führung von Ferdinand Magellan zu einer ersten Weltumseglung auf. Magellan umfuhr die gefährliche Südspitze Amerikas und überquerte den Pazifischen Ozean. 1521 wurde er auf den Philippinen bei einem Streit von Eingeborenen erschlagen. Nur einigen Männern seiner Mannschaft gelang es 1522, die Heimat zu erreichen. Durch diese Weltumseglung wurde eindeutig bewiesen, dass die Erde eine Kugel ist.

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Pazifischer Ozean

AFRIKA Indischer Ozean

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K2: Routen der „Entdeckung“ Amerikas und der ersten Weltumsegelung

Magellanstraße

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Philippinen

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Atlantischer Ozean Kap der Guten Hoffnung

Route der ersten Weltumseglung

Route des Kolumbus


Begegnungen zwischen dem Eigenen und dem Fremden 11

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

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1 Betrachte diesen alten Kupferstich und lies den Informationstext dazu! %%

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Das am meisten gedruckte Bild von der Landung Kolumbus wurde im mehrbändigen Werk „Die West-Indischen Reisen“ veröffentlicht. Dieses erschien zwischen 1590 und 1618 und wurde von dem Kupferstecher und Verleger Theodore de Bry (1528 – 1598) und nach seinem Tod von seinen Söhnen herausgegeben. Bei diesem Kupferstich handelt es sich um die Tafel 9 im 4. Band aus dem Jahr 1594. Es trägt den Titel „Columbus als er in India erstlich ankommen“.

Abb. 3: Erste Landung des Kolumbus auf der Insel Guanahani am 12. Oktober 1492

2 Schreibe nun in Stichworten auf, was du bei den einzelnen Szenen siehst! %%% 1

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3 Analysiere das Bild in deinem Heft nun nach folgenden Gesichtspunkten! %%% Wie ist das Bild aufgebaut? Welche Szene dominiert das Bild? Welche Informationen über das Bild erhältst du aus dem Informationstext/der Bildlegende noch dazu?


12 Begegnungen zwischen dem Eigenen und dem Fremden

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe! könnte! %%%% Ich bin der Meinung, dass diese der historischen Realität ....

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4 Beurteile nach deiner Analyse, inwiefern die Abbildung der historischen Realität entsprochen haben entspricht, weil __________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________________

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nicht entspricht, weil _____________________________________________________________________

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5 Verfasse einen fiktiven (= erfundenen) Tagebucheintrag eines Indios/einer India bzw. eines spanischen Seefahrers! Fasse in diesem in maximal fünf Sätzen jene Eindrücke, Gefühle und Ängste zusammen, die jene Menschen nach dem ersten Aufeinandertreffen gehabt haben könnten! %%%%%

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6 Lies die Textausschnitte aus Christoph Kolumbus Bordbuch zuerst aufmerksam durch!

Q2: Bordbuch des Christoph Kolumbus – Tagebuch der ersten Amerikafahrt (1492) Freitag, 12. Oktober: Um zwei Uhr morgens kam das Land in Sicht, von dem wir etwa acht Seemeilen entfernt waren. [...] Dann lagen wir bei und warteten bis zum Anbruch des Tages, der ein Freitag war, an welchem wir zu einer Insel gelangten, die in der Indianersprache „Guanahani“ hieß. Dort erblickten wir alsogleich nackte Eingeborene. Ich begab mich, begleitet von Martin Alonso Pinzon und dessen Bruder Vicente Yanez, dem Kapitän der „Nina“, an Bord eines mit Waffen versehen Bootes an Land. [...] Unseren Blicken bot sich eine Landschaft dar, die mit grün leuchtenden Bäumen bepflanzt und reich an Gewässer und allerhand Früchten war. [...] Samstag, 13. Oktober: [...] Ich betrachtete alles mit größter Aufmerksamkeit und trachtete, herauszubekommen, ob in dieser Gegend Gold vorkomme. Dabei bemerkte ich, dass einige von diesen Männern die Nase durchlöchert und durch die Öffnung ein Stück Gold geschoben hatten. [...] Sonntag, 14. Oktober: [...] Ein Alter stieg zu mir ins Boot, während andere mit lauter Stimme die ganze Einwohnerschaft, Männer und Frauen, mit den Worten herbeiriefen: „Seht Euch doch die Männer an, die vom Himmel herabgestiegen sind, und bringt ihnen etwas zu essen und zu trinken.“

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7 Die Indios sahen in der Ankunft der Spanier die Erfüllung einer göttlichen Prophezeiung. Markiere jene Textstelle, auf welche sich diese Annahme stützt! %

8 Begründe, welche Auswirkungen die reichen Goldvorkommen auf die weitere Entwicklung der indigenen Völker Süd- und Mittelamerikas gehabt haben könnten! %%%%

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Begegnungen zwischen dem Eigenen und dem Fremden 13

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3. FOLGEN DER ENTDECKUNGEN Nach der Entdeckung Amerikas begann die Eroberung der Neuen Welt. Den Entdeckern folgten die Eroberer, die Konquistadoren. Die eroberten Gebiete im heutigen Mexiko und Peru brachten Spanien großen Reichtum und große Macht. Die Eroberer unterwarfen die einheimische Bevölkerung, bestehende Hochkulturen wurden zerstört.

Die Reiche der Azteken, Maya und Inka

raffen: an sich bringen, an sich reißen Barren: nicht verarbeitetes Metall

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Das Reich der Azteken lag im Gebiet des heutigen Mexiko. Die Azteken kannten bereits eine Bilderschrift, lebten in großen Städten und verehrten viele Götter. Ihrem Sonnengott opferten sie jedes Jahr tausende von Menschen, zumeist Kriegsgefangene. Als der spanische Eroberer Hernando Cortez 1519 dieses Land erreichte, wurden er und seine Männer als „weiße“ Götter behandelt und von Moctezuma, dem Priesterkönig der Azteken, mit wertvollen Geschenken aus Gold belohnt.

Priesterkönig: König und oberster Priester gleichzeitig

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Q1: Codex Florentino – Buch XII, Kapitel 16, 17, 18 (1540) Alles Gold rafften sie [Anmerkung: die Spanier] zu einem Haufen. An die anderen Kostbarkeiten legten sie Feuer, und alles verbrannte. Das Gold schmolzen sie ein zu Barren, und von den wertvollen grünen Edelsteinen nahmen sie nur die besten [...]. Das ganze Schatzhaus durchwühlten die Spanier, sie drängten und fragten und griffen nach allem, was ihnen gefiel.

Abb. 1: Kopfschmuck eines Priesters (Weltmuseum Wien)

Die Eroberung und Zerstörung des Aztekenreiches durch Cortez führte zu einer demografischen Katastrophe. So sank in der Zeit zwischen 1519 und 1565 die Zahl der indigenen Bevölkerung auf dem Gebiet von Mexiko von ca. 25 Mio. auf 2,5 Mio. Dies ist neben den Eroberungskriegen vor allem auf die durch die Spanier aus Europa eingeführten Krankheiten wie Pocken, Typhus, Masern und die Grippe zurückzuführen. Eine weitere Hochkultur war die Kultur der Maya auf der Halbinsel Yucatan. Die Maya kannten schon einen sehr genauen Kalender, beherrschten die Kunst des Schmiedens, der Töpferei, des Webens und Flechtens. Die Maya-Hieroglyphen, welche die Tempel schmückten, sind bis heute nur zum Teil entziffert. Der Untergang der Mayas gibt den Forschern und Forscherinnen bis heute Rätsel auf.

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demografisch: die Bevölkerungsentwicklung betreffend

1532 führte ein Streit um den Thron im Inkareich dazu, dass der spanische Eroberer Francisco Pizarro den Inkakönig Atahualpa gefangen nehmen konnte. Als dieser sich weigerte, das Christentum anzunehmen, ließ er ihn töten.

Mit Erlaubnis des Papstes teilten Spanien und Portugal die Neue Welt unter sich auf und gründeten neue Kolonien. Kurze Zeit später wurde Nordamerika zum Einflussgebiet der Engländer, der Franzosen und der Niederländer erklärt. Abb. 2: Handschrift der Maya mit Hieroglyphen (11. Jh.)

Q1: Der Codex Florentino erzählt aus der Sicht der Azteken den Untergang ihrer Kultur. † MP2 Bewerte das Verhalten der Spanier in Hinblick auf die Gastfreundschaft der Azteken! † Formuliere drei Fragen an den Verfasser dieser Quelle!


14 Begegnungen zwischen dem Eigenen und dem Fremden

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

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1 Lies zuerst diesen Textausschnitt aus einem Fachbuch und stelle dann die Sätze fertig! %% D1: Die Gefangennahme des Königs der Inka aus „Glanz und Untergang des Inkareiches“ (1967)

Santiago: Name des Heiligen Jakobus

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Da stürzte Pizarro mitten durch alles Volk auf die Sänfte des Königs zu [...], packte den Inka am Arm und rief „Santiago“, den alten Schlachtruf der Spanier. […] Am Tag nach seiner Gefangennahme bot Atahualpa […] den Spaniern Gold und Silber als Preis für seine Freilassung an. Er wolle das Zimmer, in dem er sich befand, so hoch seine Hand reichte, mit Gold füllen und einen großen Speicher mit Silber. […] Der Raum war […] 24 Fuß lang und 17 Fuß breit.

Sänfte: meist kastenförmiger Sitz, in dem eine Person sich von Trägern tragen lässt

Fuß: altes Längenmaß; 0,34 m

Derjenige, der Atahualpa am Arm packte, war der spanische ________________________________________ Der alte Schlachtruf der Spanier lautete _________________________________________________________

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Als Lösegeld bot Atahualpa den Spaniern ________________________________________________________

2 Lies zuerst diesen Brief des Kolumbus! Dann formuliere jeweils eine Frage zur Kleidung, zur Ausrüstung und zum Verhalten der Bewohner der Insel! Beantworte diese anschließend in deinem Heft! %%% Q2: Brief von Kolumbus an einen königlichen Verwalter über die Insel „La Spaniola“ (= Haiti) – 1493 Die Bewohner dieser Insel […] gehen alle nackt, so wie sie das Licht der Welt erblickten, […]. Sie haben weder Eisen, Stahl oder Waffen, noch sind sie fähig, diese zu gebrauchen. Obwohl wohlgeformt und von anmutiger Gestalt, sind sie von unglaublicher Furchtsamkeit. Sie besitzen keine anderen Waffen als trockene Rohrstäbe, an deren Ende sie scharfe Spitzen befestigen. […] Wenn sie sich jedoch sicher fühlen, so überwinden sie jede Furcht, sind gutmütig und freigiebig mit allem, was sie besitzen. Niemand versagt dem Bittenden, was er besitzt, ja sie selbst fordern auf, es zu nehmen. Allen zeigen sie die größte Liebenswürdigkeit; wertvolle Dinge geben sie für Kleinigkeiten hin und sind mit wenig oder nichts zufrieden.

Kleidung: __________________________________________________________________________________ Ausrüstung: ________________________________________________________________________________ Verhalten: __________________________________________________________________________________

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3 Versetze dich in die Rolle eines Berichterstatters, der am Hofe (= Sitz eines regierenden Herrschers) Königs Moctezumas lebt! Wie würdest du Kleidung, Ausrüstung und Verhalten der „weißen Götter“ beschreiben? Verfasse einen kurzen Bericht! %%%% Achtung: Du musst Begriffe wie Schwert, Helm, Harnisch, Pferd und Eisen umschreiben, da du diese Gegenstände nicht kennst!

Die „weißen“ Götter tragen an ihrem Körper glänzende... Ihre Köpfe sind bedeckt mit... Sie sitzen auf...

Abb. 3: Spanische Konquistadoren (RZ)


Begegnungen zwischen dem Eigenen und dem Fremden 15

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4. DIE UNTERWERFUNG DER WELT In der frühen Neuzeit begannen europäische Staaten immer mehr, ihr Herrschaftsgebiet auf weite Teile Afrikas, Amerikas, Asiens, aber auch Australiens und Ozeaniens auszudehnen. Dies wird in der Geschichtswissenschaft als europäische Expansion bezeichnet.

Bevölkerungsbewegungen: Viele Menschen wanderten aus Europa in die Kolonien aus. Dort wurden Sklaven für den Aufbau der Wirtschaft benötigt. Daraufhin stieg der Sklavenhandel an.

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Europäische Kultur wird zur Leitkultur: Das Christentum wurde sehr häufig mit Gewalt den indigenen Völkern aufgedrängt. Aber auch die Sprache und die Art und Weise sich zu kleiden, wurden den indigenen Völkern aufgezwungen.

Frühe Form der Globalisierung: Der Seehandel der europäischen Staaten bildete bald die Grundlage für weltweite Wirtschaftsbeziehungen.

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Folgen der europäischen Expansion

Ozeanien: Gesamtheit der pazifischen Inseln zwischen nördlichem und südlichem Wendekreis

Verlust der ethnischen Identität: Sprache, Religion, traditionelle Formen des Wirtschaftens und Zusammenlebens der indigenen Kulturen wurden von der europäischen Denk- und Lebensweise überlagert.

Abb. 1: Folgen der Europäischen Expansion

Die Ausbeutung Amerikas

Expansion: starke räumliche Ausdehnung

Zu Beginn errichteten die Spanier in Amerika sogenannte Beherrschungskolonien. Kennzeichnend für Kolonien dieser Art ist, dass sie durch militärische Eroberung gebildet werden und der Ausbeutung der Gebiete mit ihren indigenen Völkern dienen. Spanische Beamte und Geschäftsleute versuchten in dieser Frühphase, so viel es ging an wertvollen Gütern aus den Kolonien nach Europa zu schaffen.

Globalisierung: weltweite Verflechtung in den Bereichen Wirtschaft, Kultur, Politik usw.

D1: Ein unbekannter Spanier berichtet nach Hause ... aus „Glanz und Untergang des Inkareiches“ (1967)

Oly

[...] es sei „nicht Silber, was man nach Spanien bringt, sondern Schweiß und Blut der Indianer.“

ethnische Identität: Zugehörigkeit zu einer Volksgruppe traditionell: einer Tradition entsprechend, auf ihr beruhend; herkömmlich

Die indigene Bevölkerung wurde zu Sklavenarbeiten in Bergwerken und auf Plantagen gezwungen. Diese harte Arbeit, aber auch Krankheiten wie Grippe und Masern, welche die Spanier eingeschleppt hatten, forderten viele Todesopfer. Da die Einheimischen zu schwach für die schweren Arbeiten waren, wurden Schwarze als Sklaven aus dem westlichen, zentralen und südlichen Afrika auf eigens umgebauten Schiffen nach Nord- und Südamerika sowie in die Karibik transportiert und dort verkauft. Dieser Transatlantische Sklavenhandel, der im 16. Jh. begann und bis ins 19. Jh. bestehen blieb, forderte viele Opfer. Schon die Überfahrt auf diesen Sklavenschiffen kostete unzählige Menschenleben.

D1: † Erkläre, was dieser Ausspruch bedeuten könnte!


16 Begegnungen zwischen dem Eigenen und dem Fremden

K A RI E AM

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Abb 2: † Zähle den Warenverkehr zwischen Amerika und Europa auf! Abb. 3: † Formuliert im Team drei Forderungen gegen den Menschenhandel! Präsentiert eure Ergebnisse anschließend der Klasse!

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Lama: höckerloses Kamel, das Milch, Fleisch und Wolle liefert

Aus den Kolonien kamen neue Pflanzen nach Europa. Dazu zählten Mais, Kartoffeln, Tabak, Rohrzucker, Baumwolle und auch ein neues Nutztier, der Truthahn. In Amerika gab es außer dem Lama keine gezähmten Tiere. So wurden im Laufe der Jahrhunderte Schafe, Rinder und viele Pferde von den Siedlern aus der Alten Welt in die neue Heimat gebracht.

Atlantischer Ozean

E U R O PA

Handelsmonopol: Alleinrecht für einen bestimmten Bereich des Handels

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Abb 2: Darstellung des Warenaustausches zwischen der Alten und der Neuen Welt

Afrika – ein ausgebeuteter Kontinent

Im frühen 15. Jh. begannen die Portugiesen auf das afrikanische Festland überzusetzen und Städte in Nordafrika zu erobern. In vielen See-Expeditionen stießen portugiesische Seefahrer auf der Suche nach Gold, Elfenbein und Sklaven immer weiter nach Süden vor und benannten die für sie wichtigen Gebiete nach ihren Haupthandelswaren: Goldküste, Elfenbeinküste. Der Papst unterstützte die Portugiesen, indem er ihnen das Handelsmonopol für die neuen Gebiete gewährte. An den Küsten und im Hinterland entdeckten die Seefahrer bei ihren Expeditionen Pfeffer und Gold. Arabische und afrikanische Händler machten Jagd auf Schwarze. Für die Sklavenhändler waren Sklaven eine wertvolle Ware. Sie bezeichneten sie als „Schwarzes Elfenbein“. So entstanden an der Westküste Afrikas zahlreiche Niederlassungen, von denen aus die Sklaven nach Amerika verschifft wurden. Damit begann das traurige Kapitel des Menschenhandels entlang der Küste Afrikas.

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Gold und Silber Für die indigenen Völker waren Gold und Silber von geringer Bedeutung. Der Reichtum an Edelmetallen in den eroberten Gebieten lockte aber viele Spanier in die Neue Welt. Mit ihren Schiffen transportierten sie Gold und Silber nach Spanien. Viele dieser reich beladenen Schiffe erreichten jedoch ihr Zielland nicht, da sie von Piraten überfallen wurden. Die Reichtümer aus den neu entdeckten Ländern ließen Spanien bald zu einem der reichsten und mächtigsten Staaten in Europa aufsteigen.

Afrika war aber ebenso eine wichtige Zwischenstation für Länder wie Großbritannien, die Niederlande und Frankreich, welche Handel mit Asien betrieben. 1652 gründeten niederländische und französische Siedler die Kapkolonie mit der Hauptstadt Kapstadt. Diese wurde zu einem wichtigen Stützpunkt für die Versorgung von Schiffen mit Lebensmitteln für die Weiterreise nach Asien. Abb. 3: Einkauf von Sklaven an der afrikanischen Westküste (Radierung, 1820)


Begegnungen zwischen dem Eigenen und dem Fremden 17

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

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1 In dieser Darstellung liefert ein Historiker einige Gründe für die europäische Expansion. Beantworte die Fragen dazu! %%%%

lukrativ: gewinnbringend Legitimation: Berechtigung

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D2: Gründe für die europäische Expansion von Wolfgang Reinhard (2016) Als Seefahrer waren diese Leute (italienische Händler, portugiesische Entdecker, spanische Konquistadoren) je nach Gelegenheit Kaufleute, Räuber, Sklavenhändler, Entdecker und Eroberer. Sie und nicht die Machthaber ihrer Herkunftsländer begannen mit der Expansion. […] Könige und Fürsten fanden die Beteiligungen an diesen Geschäften lukrativ, wurden zur Legitimation herangezogen oder wollten sich die Kontrolle über die Entwicklung sichern. […] Süd- und Westeuropa sind in einer Weise zum Meer geöffnet wie kaum ein anderer Teil der Erde. Dass die Expansion dort maritimen Charakter annahm, versteht sich demnach von selbst. a) Wer betrieb eigentlich die europäische Expansion?

Seefahrer

Könige

maritim: die Seefahrt betreffend

Fürsten

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b) Welche Rolle nahmen die Seefahrer je nach der sich ihnen bietenden Gelegenheit ein?

___________________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________________

2 Nun versetze dich in folgende Personen: KONQUISTADOR, ENTDECKER oder KÖNIG/KÖNIGIN! Welches Interesse hättest du an der Expansion? Schreibe deine Gründe in deinem Heft auf! %%%%

Konquistador : Ich...

3 Kreise in diesem Korb jene Waren ein, die aus der Neuen Welt stammen! %%

4 Nimm Stellung zu diesem hier dargestellten Verhalten der

Oly

spanischen Konquistadoren! Verfasse dazu einen kurzen Protestbrief an den spanischen König! %%%

Abb. 4: Ein aztekischer Krieger wird gebrandmarkt. (RZ)


18 Begegnungen zwischen dem Eigenen und dem Fremden

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe! Korsaren, Freibeuter und Piraten

Korsaren: Bezeichnung für Piraten im Mittelmeerraum

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5 Lies zuerst diese Darstellung und markiere dabei wichtige Stichwörter! %%

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Der Reichtum der Neuen Welt lockte auch französische Korsaren an, die 1523 vor der Südküste Portugals drei spanische Karavellen kaperten. Sie erbeuteten drei große Kisten mit Goldbarren, 250 kg Goldstaub, 340 kg Perlen, dazu Smaragde und Topase. Daraufhin stellte der französische König Franz I. Kaperbriefe aus, die zum Entern fremder Handelsschiffe berechtigten. Die Jagd auf spanische Schatzschiffe war eröffnet. Gerade die vielen kleinen und großen Inseln in der Karibik waren gut geeignete Stützpunkte für Piraten. Sie griffen zumeist die „Silberflotte“ der Spanier an, die jedes Jahr die Ausbeute aus den ertragreichen Goldund Silberminen abtransportierte. Aber auch Schiffe, welche Tabak, Zuckerrohr, Kakao, Gewürze und Baumwolle geladen hatten, waren eine lukrative Beute. Francois Le Clerc, auch Holzbein genannt, bekam als Erster einen Kaperbrief vom französischen König. Er kaperte nicht nur spanische Schiffe, sondern griff auch mehrere spanische Siedlungen an, darunter Havanna. Als die spanische Krone kein Lösegeld zahlte, ließ er die Siedlungen niederbrennen, ebenso wie alle Schiffe im Hafen. Die nächsten, die auf die spanischen Reichtümer aus waren, waren die Engländer. Insbesondere die englische Königin Elisabeth I. unterstützte die Freibeuterei gegen die Spanier. Der bekannteste englische Freibeuter (= Pirat) war Francis Drake. Er erbeutete enorme Reichtümer. Nach Drakes erfolgreichen Überfällen auf Küstenorte bauten die Spanier zahlreiche Festungsanlagen zur Verteidigung ihrer Häfen.

kapern: ein Schiff auf See erbeuten Smaragd und Topas:

entern: ein fremdes Schiff gewaltsam in Besitz nehmen Krone: durch einen Kaiser/König repräsentiertes Herrscherhaus

6 Formuliere mit Hilfe des Textes zu diesen Antworten die passenden Fragen! %%% Frage: ___________________________________________________________________________________________ bekanntester englischer Freibeuter Frage: ___________________________________________________________________________________________ drei Kisten mit Goldbarren, 250 kg Goldstaub, 340 kg Perlen und dazu Edelsteine

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Frage: ___________________________________________________________________________________________ Freibeuterei gegen die Spanier Frage: ___________________________________________________________________________________________ Holzbein Frage: ___________________________________________________________________________________________ Berechtigung, um fremde Schiffe zu betreten und auszurauben Frage: ___________________________________________________________________________________________ Schiffe der Silberflotte, aber auch Handelsschiffe

7 Piraten-Quiz: Erstelle nun selbst mit Hilfe des Textes fünf Antworten, auf die dein Sitznachbar/deine Sitznachbarin eine Fragestellung finden soll! %%%%%


Begegnungen zwischen dem Eigenen und dem Fremden 19

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5. KOLONIALISMUS Die europäische Expansion führte dazu, dass seit dem Ende des 15. Jh. von den europäischen Mächten Kolonialreiche in Übersee gebildet wurden. Dies waren zunächst Spanien und Portugal, bald auch die Niederlande, Großbritannien und Frankreich. Die Kolonialmächte versuchten, wirtschaftlichen Nutzen aus ihren kolonialen Besitzungen zu ziehen.

Forscher erkunden die Welt

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Nach der Eroberung der neuen Gebiete folgte zumeist der Raubabbau an den Ressourcen der Kolonien. Diese Entwicklung hielt bis zum Ende des 19. Jh. an. Ab dann ging der Einfluss der europäischen Mächte in den Kolonialgebieten nach und nach zurück.

Im 19. Jh. waren Teile der Welt noch unerforscht. Vor allem Afrika, der „dunkle Erdteil“, zog Missionare und Entdecker an.

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Der schottische Arzt und Missionar David Livingstone unternahm mehr als 30 Jahre lang Reisen durch den Süden und Osten Afrikas. Er war auf der Suche nach der Quelle des Nils. Bei seinen Reisen entdeckte er auch gewaltige Wasserfälle, die er nach seiner Königin Victoriafälle nannte.

D1: Die Suche nach David Livingstone – aus www. kinderzeitmaschine.de (2016)

Lange hörte man nichts mehr von Livingstone in Europa. Schließlich galt er als verschollen. Der amerikanische Zeitungsverleger des New Yorker Herald schickte einen Zeitungsreporter los: Henry Morton Stanley. In dem Ort Udschidschi am Ostufer des Tanganijka-Sees fand Stanley 1871, nach einer Reise von neun Monaten, einen abgemagerten Engländer. Er sagte: „Dr. Livingstone, wie ich vermute?“. „Ja“, sagte der andere lächelnd.

Abb. 2: Livingstone in Afrika (RZ)

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Die Berichte der Forscher weckten großes Interesse an den fernen Ländern, nach ihren Angaben wurden Karten von Afrika und Asien gezeichnet. Missionare folgten den Entdeckern, mit dem Ziel, die „Heiden“ zum Christentum zu bekehren.

Auch der Nord- und der Südpol wurden nun erstmals erforscht. 1909 erreichte Robert Edwin Peary den Nordpol, 1911 Roald Amundsen den Südpol. Eine österreichischungarische Forschergruppe entdeckte eine Inselgruppe im Nordpolarmeer. Sie benannten sie nach ihrem Kaiser Franz-Joseph-Land.

Auf der Suche nach Rohstoffen

Seit Beginn der Industriellen Revolution wurden in Europa und in Nordamerika immer mehr Waren hergestellt. Der Bedarf an Rohstoffen stieg. Die Industriestaaten suchten daher neue Rohstoffvorkommen in den noch unbekannten Gebieten der Erde. Erst die billigen Rohstoffe aus Afrika, Asien oder Amerika und die maschinelle Verarbeitung in Europa ermöglichten die Herstellung von Massenwaren.

Abb. 1: Victoriafälle Ressourcen: natürlich vorhandener Bestand von etwas, was für einen bestimmten Zweck (Ernährung, wirtschaftliche Produktion) benötigt wird

Heide: jemand, der nicht an Gott glaubt Industrielle Revolution: ab 1750; stark beschleunigte Entwicklung von Technik und Wissenschaft

Abb. 1: † Suche die Victoriafälle in deinem Atlas! MP1 † Recherchiere im Internet! Seit wann gehören die Victoriafälle zum Weltnaturerbe? D1: † Formuliere drei Fragen, die du als Reporter/in an Livingstone stellen möchtest!


20 Begegnungen zwischen dem Eigenen und dem Fremden

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

Q1: Bericht von Henry Morton Stanley (1870) Das nun folgende Zwiegespräch, welches so stattfand, wie es hier aufgezeichnet, wird dazu beitragen, den Charakter der Leute zu kennzeichnen, mit denen ich ungefähr ein Jahr lang im Verkehr stehen sollte. Weißer: „Seid Ihr der große Häuptling von Kingaru?“ Kingaru: „Huh-uh. Ja.“ Weißer: „Der große, große Häuptling?“ Kingaru: „Huh-uh. Ja.“ […] Weißer: „Wie viele Kriegsleute habt Ihr?“

Weißer: „Ich bedarf keines Menschen Erlaubnis, um das zu tun, was recht ist. Mein Pferd ist krepiert. Hätte ich es in Eurem Tal liegen lassen, dass es dortselbst verfaule und die Luft verpeste, so hätten Krankheiten Euer Dorf heimgesucht, Euer Wasser wäre ungesund geworden, und die Karawanen würden hier nicht anhalten, um Handel zu treiben. […] Heda, Bombay, nimm Soldaten mit Hacken, um mein Pferd aus der Erde herauszugraben.“ […]

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Kingaru: „Gar keine.“

Grund und Boden Besitz ergriffen, dadurch, dass er sein Pferd ohne deine Erlaubnis in deinem Erdreich begraben hat? […] Daher bin ich hergekommen, um Euch zu fragen, wer Euch die Erlaubnis gegeben hat, meinen Boden als Begräbnisplatz zu benutzen.“

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ergeben. Lies zuerst diesen Dialog!

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1 Diese Quelle zeigt auf, wie unterschiedlich Kulturen sein können und welche Missverständnisse sich daraus

Weißer: „Nun ich dachte, Ihr würdet tausend Mann bei Euch haben, da Ihr einen so starken Weißen, der viele Gewehre und Soldaten hat, eine Strafe von zwei Doti für das Begraben eines toten Pferdes auferlegt. […] Warum kommt Ihr denn und macht uns diese Unruhe?“

Kingaru: „Ich habe es nicht getan, sondern meine Brüder, die mir sagten: Komm her, komm her, Kingaru, sieh, was der weiße Mann getan hat. Hat er nicht von deinem

Kingaru schreit nun mit bedeutend erhobener Stimme und vor Erregung wackelndem Kopf: „Akuna, akuna, Bana! Nein, nein, Herr! Möge der weiße Mann nicht zornig werden. Das Pferd ist tot und liegt jetzt begraben. Mag es da liegen bleiben, weil es schon da ist, und lasst uns wieder gute Freunde sein.“

2 Beschreibe den Anlass dieses Streitfalles in zwei Sätzen! %%%%

___________________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________________

3 Markiere im Dialog (Q1) jene Passagen,

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mit denen der „Weiße“ zum Ausdruck bringt, dass er sich überlegen fühlt! %%

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Notiere in den Sprechblasen auf dem Bild, was Stanley und Livingstone bei ihrem ersten Treffen 1871 zueinander sagten! %% Tipp: Verwende D1 auf S. 19!

5 Nun versetze dich mit Hilfe dieses Bildes in Henry Morton Stanley und verfasse einen kurzen Tagebucheintrag über dein Treffen mit Livingstone! %%%%


Begegnungen zwischen dem Eigenen und dem Fremden 21

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6. IMPERIALISMUS – DIE AUFTEILUNG DER WELT Imperialismus: Herrschaft eines Reiches über die Bevölkerung eines fremden Reiches

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In der Zeit von 1880 bis 1914 strebten die europäischen Industriestaaten danach, sich noch nicht kolonialisierte Gebiete in Afrika und Asien anzueignen. Im Wettstreit um die neuen Kolonialgebiete lagen England, Frankreich und Deutschland an der Spitze. Aber auch Russland, Japan, Italien und die USA sicherten sich ihre Ansprüche an den neu zu erobernden Gebieten.

Deutscher Besitz Britischer Besitz Französischer Besitz Spanischer Besitz Portugies. Besitz Italienischer Besitz Belgischer Besitz Niederländ. Besitz Dänischer Besitz Russischer Besitz Japanischer Besitz Besitz der USA

K1: Die Aufteilung der Welt zwischen 1800 und 1914 Großbritannien 1:100 Mutterland: 300 000 km2

Frankreich 1:12 Mutterland: 500 000 km2

Deutschland 1:5 Mutterland: 500 000 km2

Absatzmarkt: Möglichkeit, Waren zu verkaufen Zivilisation: Gesamtheit der Veränderungen durch Wissenschaft und Technik

Abb. 1: Vergleich der Größen von Kolonialmacht (blau) und Kolonie (gelb)

Imperialistische Politik

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Die Regierungen der imperialistischen Staaten schlossen mit den Fürsten oder Königen der lokalen Kulturen Verträge oder zwangen ihnen militärisch ihren „Schutz“ auf. Aus diesen Schutzgebieten wurden dann Kolonien. Auf die Interessen der unterworfenen Völker nahmen die Kolonialherren wenig Rücksicht. Man suchte nach Bodenschätzen und beutete die Kolonien unbarmherzig aus. Auf riesigen Plantagen wurden landwirtschaftliche Produkte in großen Mengen angebaut. Vor allem Baumwolle, Kaffee und Tee waren begehrte Kolonialwaren. Die Rohstoffe wurden mit Schiffen in die europäischen Industriestaaten transportiert und dort verarbeitet. Der Verkauf der fertigen Produkte brachte sowohl dem Staat als auch den Unternehmern große Gewinne.

Die neu eroberten Gebiete dienten aber nicht nur als Rohstofflieferanten, sondern waren auch Absatzmärkte für billige Massenware aus Europa. Dadurch gingen viele alt hergebrachte Handwerkstraditionen in den Kolonien verloren. Die Abhängigkeit der Kolonien von den Mutterländern nahm zu. Die Kolonialmächte rechtfertigten ihr Vorgehen damit, dass sie den „unterentwickelten“ Ländern die Vorteile der Zivilisation brächten.

K1: † MP4 Stelle mit dem Atlas fest, welche heutigen Länder früher britische Kolonien waren! Abb. 1: † Interpretiere diese Grafik! Welches Land hatte nach dieser Grafik den größten Kolonialbesitz, welches den kleinsten? MP1 † Informiere dich, welche Übersee-Regionen (Abkürzung: DOM-ROM) Frankreich zur Zeit noch besitzt! Verwende dazu den Suchbegriff „ÜberseeDépartement“!


22 Begegnungen zwischen dem Eigenen und dem Fremden Die Herrschaft des „weißen Mannes“

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Begründet wurden die Herrschaftsansprüche der europäischen Mächte durch den ab der Mitte des 19. Jh. von Philosophen und Soziologen entwickelten Sozialdarwinismus. In dieser Theorie wurde versucht, die Entwicklungen von Gesellschaften – so wie im Darwinismus in der Biologie – als „Kampf ums Dasein“ zu beschreiben. Nur die am besten angepassten Individuen – „survival of the fittest“ – würde sich demnach durchsetzen.

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Politiker übernahmen Teilaspekte des Sozialdarwinismus, um damit die Unterdrückung anderer Völker zu rechtfertigen. Besonders die afrikanischen Stämme und Reiche wurden von den Europäern als „minderwertig“ betrachtet.

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Q1: Cecil Rhodes – britischer Regierungschef der Kapkolonien (1877) Ich behaupte, daß wir die erste Rasse der Welt sind und daß es für die Menschen umso besser ist, je größere Teile der Welt wir bewohnen. Ich behaupte, daß jedes Stück Land, das unserem Gebiet hinzugefügt wird, die Geburt von mehr Angehörigen der englischen Rasse bedeutet, die sonst nicht ins Dasein gerufen worden wären. Darüber hinaus bedeutet es einfach das Ende aller Kriege, wenn der grössere Teil der Welt in unserer Herrschaft aufgeht.

Abb. 2: Cecil Rhodes (Karikatur, 1892, satirische englische Wochenzeitschrift „Punch“)

Abb. 3: Diese Karikatur zeigt, dass es auch kritische Stimmen zur „Vormachtstellung des weißen Mannes“ gab (1904, deutsche satirische Wochenzeitschrift „Simplicissimus“)

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Q1: † Unterstreiche jene zwei Aussagen, die Cecil Rhodes als Begründung für die Herrschaft des „weißen Mannes“ heranzieht! † Formuliert in der Klasse zu diesen Behauptungen jeweils ein Gegenargument! Abb. 2: † MP6 Analysiere, wie Rhodes von seinen Zeitgenossen eingeschätzt wurde! Tipp: Achte dabei auf seine Körperhaltung! Abb. 3: † Interpretiere diese Zeichnung mit Hilfe dieser Fragestellungen! Für wen steht das Krokodil stellvertretend? Was bedeutet das „Maulkorbanlegen“? Was meinte der Karikaturist mit „Schutt und Schnee abladen ist hier verboten“? Welche Eigenschaften schreibt er den Deutschen zu?

Schutt und Schnee abladen ist hier verboten!

In den Kolonien führten die Kolonialherren europäische Gesetze ein. Viele westliche Maßnahmen zerstörten bestehende Stammeskulturen. Weiße Siedler kamen in die Kolonien und nahmen das beste Land in Besitz. Da sie die Eingeborenen von ihren angestammten Gebieten verdrängten, führte dies oft zu Aufständen der Einheimischen, die brutal niedergeschlagen wurden.

Die Kolonialmächte bauten Straßen, Eisenbahnen und Hafenanlagen, die vor allem dazu dienten, Rohstoffe aus den Kolonien und Fertigwaren in die Kolonien zu transportieren.


Begegnungen zwischen dem Eigenen und dem Fremden 23 Englische Kolonialherren in Indien

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seine Unabhängigkeit. Danach erfolgte eine Teilung in zwei Dominions: Indische Union und Pakistan. 1948 erlangte die Provinz Burma (das heutige Myanmar) im Osten Britisch-Indiens die Unabhängigkeit.

Abb. 4: Queen Victoria (1882)

Kolonialpolitik in Afrika

1884 fand in Berlin eine Westafrika-Konferenz statt. Der deutsche Staatskanzler Fürst Bismarck hatte Vertreter der europäischen Länder und der USA eingeladen, um die Machtverhältnisse in Afrika zu klären. An dieser Konferenz nahm kein einziger Afrikaner teil. Die Europäer waren in Afrika vor allem an den wertvollen Bodenschätzen wie Kupfer, Gold und Diamanten interessiert. Die Bevölkerung wurde oft mit Waffengewalt zu schweren Arbeiten in den Bergwerken und auf den Plantagen gezwungen.

kanarische Inseln Rio de Oro

Tunesien

Marokko

Nil

Libyen

Mauretanien

Ägypten

Arabien

Deutsch Ostafrika

Deutsch Südwestafrika

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Hungerlohn: sehr geringer Lohn („zum Sterben zu viel, zum Leben zu wenig“)

Abb. 4: † Analysiere dieses Foto von Queen Victoria! Um welche Art von Foto handelt es sich hier? Was kannst du aus dem Foto über Queen Victoria ableiten? Welche Hinweise gibt das Foto darüber, wozu es angefertigt wurde? Welche Perspektive hat der Fotograf gewählt? K2: † MP4 Erstelle in deinem Heft eine Tabelle! Trage zu jeder europäischen Kolonialmacht die dazugehörenden Kolonien in Afrika ein! † Gib zum Schluss mit 15 Sätzen an, wer die meisten Kolonien in Afrika besaß und wer die wenigsten! Berücksichtige bei deiner Darstellung auch die Größe der Gebiete!

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Ital . So

Komoren

Nord- Njassaland Portug. Rhodesien Ostafrika SüdRhodesien

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Angola

Indischer Ozean

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Togo

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Goldküs

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Britisch Ostafrika

Französisch Belgisch Äquatorialafrika Kongo

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Britisch Französisch Spanisch Portugiesisch Deutsch Italienisch Belgisch

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Abessinien

Kamerun

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Atlantischer Ozean

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Nigeria

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Sierra Leone Liberia

AngloÄgyptischer Sudan

h Französisc ika lafr Äquatoria

Gambia Port. Guinea

Französisch Westafrika

Dominion: ein in der Verwaltung selbständiges Land des Britischen Reiches oder Commonwealth

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1947 erlangte Britisch-Indien

Die englischen Kolonialherren veränderten das traditionelle Wirtschaftssystem Indiens völlig. Sie legten riesige Plantagen an, auf denen Tee, Baumwolle oder Jute angebaut wurde. Die indischen Bauern verloren ihr Land und verarmten. Die Arbeiter und Arbeiterinnen auf den Plantagen bekamen nur einen Hungerlohn, während die Plantagenbesitzer mit dem Verkauf der Rohstoffe ein Vermögen verdienten. Aufstände der unterdrückten indischen Bevölkerung wurden mit Waffengewalt niedergeschlagen.

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East India Company: englische Handelsgesellschaft, die mit besonderen Privilegien ausgestattet war

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Seit Vasco da Gama 1498 den Seeweg nach Indien entdeckt hatte, gab es in Indien europäische Handelsniederlassungen. Ab 1757 dehnten die Briten mit Hilfe der East India Company ihre Macht in Indien immer weiter aus. Durch Verträge mit indischen Fürsten beziehungsweise auch mit Waffengewalt errichteten sie 1858 eine Kronkolonie, die British-Indien genannt wurde. 1876 nahm die englische Königin Viktoria den Titel „Kaiserin von Indien“ an.

K2: Kolonien in Afrika um 1910


24 Begegnungen zwischen dem Eigenen und dem Fremden Spezialfall Freistaat Kongo

Die Ausbeutung des Landes wurde mit Rücksichtslosigkeit und Brutalität durchgeführt. So musste die Bevölkerung eine gewisse Menge an Kautschuk als Abgabe leisten. Gleichzeitig bedeutete dies für die einheimische Bevölkerung, dass ihr immer weniger Zeit blieb, um Nahrungsmittel anzubauen. Wer nicht die geforderte Kautschukmenge lieferte, wurde erschossen. Um die Männer zur Arbeit zu bewegen, wurden ihre Frauen und Kinder entführt, eingesperrt, als Sklaven verkauft oder umgebracht. Aufstände gegen die Unterdrücker schlug man brutal nieder. D1: Herrschaft der Peitsche – Kurier (2016) Die Schreckensherrschaft, die Leopold und seine Leute dort errichteten, mutet bis heute unvergleichbar grausam an. Die Kongolesen wurden versklavt, schufteten für den König, der es auf Elfenbein und später, als der erste Autoreifen erfunden war, auf Kautschuk abgesehen hatte. Bis heute ist unklar, wie viele Menschen seiner Herrschaft zum Opfer fielen. Zwischen fünf und 15 Millionen, vermuten Wissenschaftler. Zur Abschreckung wurden bereits kleine Kinder ausgepeitscht. Das Abhacken von Händen war eine gängige Strafe, die Leopold aber nicht gefiel: „Ich würde alles Übrige abschneiden, aber doch nicht die Hände. Genau die brauche ich doch im Kongo.“

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D1: † Interpretiere den menschenverachtenden Ausspruch Leopolds in Hinblick auf die Menschenrechte! Abb. 5: † Benenne mit Hilfe der Illustration Methoden, durch die dieser Geheimbund Angst und Schrecken verbreitete!

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Kongogräuel 1908 sorgte ein Bericht über die Gräueltaten im Kongo international so sehr für Empörung, dass Leopold II. den Kongo an den belgischen Staat verkaufen musste. In der Kolonie Belgisch-Kongo wurde zwar die Zwangsarbeit abgeschafft, doch die Ausbeutung ging weiter.

Auf der Westafrika-Konferenz wurde der Kongo dem belgischen König Leopold II. als Privatbesitz zugesprochen. Zuvor hatte aber schon Henry Morton Stanley im Auftrag von Leopold weite Teile des Kongos aufgekauft. Als neuer „privater Eigentümer“ des neu eingerichteten Freistaats Kongo beherrschte Leopold II. ein riesiges Land, das 75-mal größer als Belgien war. Dieses wurde nach und nach kolonialisiert und die bestehenden Stammesreiche zerschlagen.

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Amerika im 19. Jahrhundert

Sezession: Abspaltung

In der Zeit von 1861 bis 1865 fand in den USA ein Bürgerkrieg zwischen den Nordund Südstaaten statt, der auch Sezessionskrieg genannt wird.

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Der direkte Anlass für den Krieg war der Streit um die Sklavenfrage. Die Südstaaten wollten die Sklaverei beibehalten, denn im landwirtschaftlich geprägten Süden wurden die Sklaven und Sklavinnen seit langer Zeit als billige Arbeitskräfte auf den Baumwollfeldern eingesetzt. Die industrialisierten Nordstaaten aber sahen in der Sklaverei eine Verletzung der Menschenrechte. Sie wollten die Sklaverei abschaffen. Nach dem Sieg der Nordstaaten unter Präsident Abraham Lincoln erhielten die Sklaven und Sklavinnen zwar die persönliche Freiheit, aber keine Bürgerrechte zugestanden. Radikale Südstaatler schlossen sich nach der Abschaffung der Sklaverei zu rassistischen Bünden zusammen (Ku-Klux-Klan), die teilweise auch im 21. Jh. noch bestehen.

Abb. 5: Ku-Klux-Klan (1923, Pariser Tageszeitung „Le Petit Journal“)


Begegnungen zwischen dem Eigenen und dem Fremden 25

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

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1 MP6 Hier siehst du Leopold II. von Belgien, wie er in einer zeitgenössischen Karikatur dargestellt wurde. Beurteile die Einstellung des Karikaturisten König Leopold II. gegenüber! %%%%% hatte eine kritische Einstellung hatte keine kritische Einstellung

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Begründung: _______________________________ ___________________________________________ ___________________________________________ ___________________________________________

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___________________________________________ ___________________________________________

Abb. 6: König Leopold II. als Schlange umschlingt einen Gummisammler (Karikatur, 1906, Zeitschrift Punch)

2 Gestalte die Karte gemäß der Legende farbig! Nenne dann eine mögliche Auffälligkeit hinsichtlich der

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Aufteilung der Welt unter diesen drei Kolonialmächten! %

Deutscher Besitz Britischer Besitz

Französischer Besitz

K3: Weltkarte mit deutschem, britischem und französischem Kolonialbesitz

Auffälligkeit: _______________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________________________


26 Begegnungen zwischen dem Eigenen und dem Fremden

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

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3 Wer sagt was? Schreibe die passenden Personen zu diesen Aussagen! %%%

Henry Morton Stanley © Weißer Siedler in Afrika © Cecil Rhodes © Belgischer Soldat im Kongo © Abraham Lincoln © Besitzer einer Baumwollplantage in Amerika

Dr. Livingstone, wie ich annehme?

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Mein König benötigt Kautschuk für die Herstellung von Gummi.

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Sklaverei ist menschenunwürdig.

Wir behandeln unsere Sklaven gut. Wir brauchen sie als Arbeiter für unsere Baumwollernte.

Wir sind die erste Rasse der Welt.

Wir bewirtschaften das Land viel besser als die Eingeborenen.

4 MP6 Analysiere diese Karikatur von Queen Victoria in deinem Heft in 15 Sätzen! Tipp: Der Informationstext und die Fragestellungen helfen dir dabei. %%%%

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Diese nachträglich kolorierte Karikatur entstand 1876 und wurde im britischen satirischen Wochenmagazin „Punch“ veröffentlicht. Links ist der britische Premierminister Benjamin Disraeli zu sehen, rechts Königin Victoria.

a) Welches historische Ereignis wird hier dargestellt? b) Wie wird dieses historische Ereignis dargestellt? (positiv/negativ/neutral) c) Welche Landestracht trägt der Premierminister? Wie ist die Queen angezogen? d) Was bedeutet der Spruch „New crowns for old ones“? e) Wie wirken die beiden Dargestellten auf dich? f ) Welche Stilmittel der Übertreibung werden hier eingesetzt?


Aspekte neuzeitlicher Kulturen 27

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1. DER AUFSTIEG DER HABSBURGER Die Heirats- und Erbpolitik der Habsburger

Zu Beginn der Neuzeit herrschte in Österreich Maximilian I. (1459 – 1519) aus dem Herrschergeschlecht der Habsburger. Durch geschickte Heirats- und Erbpolitik vergrößerte er seine Hausmacht. Er heiratete Maria von Burgund, die damals reichste Erbtochter Europas. Mit dieser Heirat begann der Aufstieg der Habsburger.

1477 Burgundische Heirat

Maria von Burgund

Maximilian I. von Habsburg

Burgund, Belgien, Niederlande

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1496 Spanische Heirat

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Q1: Zitat aus der Zeit Maximilians I. (nach 1490) Bella gerant alii, tu, felix Austria, nube! Kriege führen mögen andere, du, glückliches Österreich, heirate.

Philipp der Schöne

Margarete

Spanien, Sizilien, Unteritalien, Kolonien in Südamerika

Johanna von Kastilien

Johann von Aragon und Kastilien

1515 Böhmisch-Ungarische Heirat

Karl V.

Maria

Ferdinand I.

Böhmen und Ungarn

Abb. 1: Maximilian I. (Gemälde von Albrecht Dürer, 1519, KHM)

Heiratspolitik: durch Heiraten seine/ihre Macht vergrößern

Erbpolitik: Erbverträge abschließen, die eine Vergrößerung des Landes bringen

Ludwig II. von Anna von Böhmen-Ungarn Böhmen-Ungarn

Abb. 2: Heiratspolitik der Habsburger

Norwegen

Habsburger Stammlande (bis 1477)

Schweden

Schottland

Burgundische Heirat (1477)

Irland

Spanische Heirat (1496)

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England

Heiliges Römisches Reich

Burgund

Venedig

Böhmen

Öst err eic h Un ga rn

Frankreich

Böhmisch-Ungarische Heirat (nach 1515)

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Kirche

Spanien

Q1: † Formuliere die Hauptaussage dieser Quelle in eigenen Worten! Q1 + Abb. 2: † Belege die Hauptaussage der Quelle mit der Grafik! Abb. 2 + K1: † Beurteile die Vor- und Nachteile der Heiratspolitik der Habsburger! Welchen Verlauf hätte die Erbpolitik noch nehmen können?

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Reich

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K1: Gebietszuwächse der Habsburger (1500 – 1515)


28 Aspekte neuzeitlicher Kulturen Teilung des Besitzes Nach dem Tod Maximilians I. wurde sein Enkel Karl von den Kurfürsten zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation gewählt. 1530 krönte ihn der Papst zum letzten römischen Kaiser.

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Abb. 3: † Beurteile, wie der Maler mit diesem Gemälde Kaiser Karl V. bewertete! Nenne dazu mindestens drei Bilddetails, die deine Bewertung belegen!

Karl V. (1520 – 1558), der Sohn von Johanna von Kastilien und Philipp dem „Schönen“, regierte ein Weltreich, da er als König von Spanien auch über die Kolonien in Amerika herrschte. Der Ausspruch „In meinem Reich geht die Sonne nie unter“ soll von ihm stammen.

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K2: † Kaiser Karl V. teilte sein Reich 1556 in zwei Herrschaftsgebiete. Beurteile die möglichen Folgen dieser Zweiteilung für die Machtverhältnisse in Europa! Betrachte dazu auch die Weltkarte! † Formuliere, welche Folgen die Trennung in eine spanische und österreichische Linie der Habsburger gehabt haben könnte! Welche Herrschaftsgebiete waren davon betroffen? Betrachte dazu die Weltkarte!

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Nation: Gemeinschaft von Menschen mit übereinstimmenden Merkmalen wie Sprache, Kultur, Abstammung und Geschichte

Abb. 3: Kaiser Karl V. als Herrscher der Welt (Ölgemälde von Peter Paul Rubens, um 1640)

1555 trat Karl V. nach jahrelangen Kriegen gegen Frankreich und auf Druck seines Bruders Ferdinand als Kaiser zurück. Er regelte seine Nachfolge, indem er das große Reich zwischen der spanischen und der österreichischen Linie der Habsburger aufteilte.

Nach Kaiser Karl V. wurde sein Bruder Ferdinand I. von den Kurfürsten zum Heiligen Römischen Kaiser deutscher Nation gewählt.

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In den nächsten Jahrhunderten blieb die Kaiserwürde bei der österreichischen Linie der Habsburger.

Besitzungen der österreichischen Linie Besitzungen der spanischen Linie

K2: Besitzungen der österreichischen und der spanischen Linie der Habsburger


Aspekte neuzeitlicher Kulturen 29

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

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1 Familie Habsburg – Erstelle zu diesem Gemälde eine Bildlegende mit Hilfe des Informationstextes! %

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Bernhard Strigel (1460 –1528) war einer der erfolgreichsten Künstler seiner Zeit. Um 1515 malte er das Herrschaftsporträt von Kaiser Maximilian und seiner Familie. Dargestellt sind der Kaiser, seine früh verstorbene Frau Maria von Burgund (1457 – 1482), neben ihr sein 1506 verstorbener Sohn Philipp (genannt der Schöne) und unten dessen Söhne Karl (Mitte) und Ferdinand (links); etwas abseits rechts erscheint Ludwig von Ungarn, den Maximilian 1515 adoptiert hatte.

Abb. 4:

2 Studiere das Gemälde genau, dann ordne folgende Eigenschaften den Personen zu! %% EIGENSCHAFTEN

PERSON

entschlossen, zielstrebig

Ludwig

ruhig, gleichgültig

Karl

abwesend, träumerisch schön, selbstbewusst

beschützend, herrschaftlich

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schutzbedürftig, verträumt

Ferdinand Maria

Maximilian Philipp

3 Belege nun deine Zuordnung, indem du eine dargestellte Person hier kurz beschreibst! %%% Name:


30 Aspekte neuzeitlicher Kulturen

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

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4 Finde mit Hilfe dieser Kurzzusammenfassung heraus, wie der Stammbaum der Habsburger beginnend mit Maximilian I. aussehen soll! %%

Mit 20 Jahren heiratet Maximilian die von allen umworbene reiche Erbin Maria von Burgund. Er selbst beschreibt sie als schöne, fromme und tugendhafte Frau. Doch mit 25 Jahren stirbt sie bei einem Reitunfall. Ihre beiden Kinder – Philipp und Margarete – werden mit den spanischen Thronerben Johann und Johanna vermählt. Maximilians Enkelkinder Karl, Ferdinand und Maria spielen die Hauptrolle in seiner Heiratspolitik. 1515 findet in der Wiener Stephanskirche eine Doppelhochzeit statt. Der 56-jährige Maximilian heiratet stellvertretend für einen seiner Enkel Anna von Ungarn. Annas Bruder Ludwig wird mit Ferdinands Schwester Maria vermählt.

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Maximilian Maximilian I. I.

5 Vergleiche die Darstellung Karls V. aus einem Fachbuch mit diesem zeitgenössischen Gemälde! %

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D1: Karl V. – seine Persönlichkeit aus „Die Habsburger“ (1993) Der rastlos reisende, geduldig repräsentierende Kaiser, meist in ernstes Schwarz gekleidet: So ist Karl V. aufgetreten. Welche Persönlichkeit sich dahinter verbarg, ist nicht so leicht zu ergründen; kaum ging der Kaiser aus sich heraus, […]. Fehlende Sprachgewandtheit und Kontaktscheue führten dazu, daß Karl einen neuzeitlichen Regierungsstil pflegte. Wichtiges drückte er lieber schriftlich aus, Akten und Briefe bestimmten seine Tätigkeit.

Welche Übereinstimmung findest du?

Abb. 4: Kaiser Karl V. (Gemälde, 1533)

6 Wähle aus der Liste jene Adjektive aus, die zu der Beschreibung passen, welche der Autor von Karl V. zeichnet! %%

redegewandt

modern

aufgeschlossen

schüchtern

ernst

träge

gehemmt

reiselustig

altmodisch

pflichtbewusst


Aspekte neuzeitlicher Kulturen 31

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2. GLAUBENSKONFLIKTE UND MACHTPOLITIK Missstände in der Kirche

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Im Spätmittelalter gab es viele Missstände innerhalb der katholischen Kirche. So war die Betreuung der Gläubigen sehr mangelhaft. Sehr oft wurden Priester eingesetzt, die kaum lesen und schreiben konnten. Außerdem führten die Kirchenfürsten ein prunkvolles und verschwenderisches Leben. Sogar die Päpste hielten sich nicht an kirchliche Gebote und lebten wie weltliche Fürsten. Diese Missstände führten dazu, dass einige Priester Reformen forderten.

Der Ablasshandel und seine Folgen

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Ab dem 14. Jh. kritisierten einige Theologen, dass die Bibel nicht mehr die Grundlage des Glaubens bildete. Alle späteren Ergänzungen wie die Beichte, die Heiligenverehrungen und vieles mehr wurden kritisiert.

Als Papst Julius II. in Rom die größte aller Kirchen, den Petersdom, bauen wollte, führte er den Ablasshandel ein. Gegen entsprechende Geldspenden konnten die Gläubigen sich von ihren Sünden freikaufen.

Abb. 1: Der Antichristus (Holzschnitt, 1521)

Martin Luther und die Reformation

Ein wichtiger Reformer jener Zeit war Martin Luther. Als Professor für Theologie an der Universität von Wittenberg sah er die damals herrschende Kirchenpolitik äußerst kritisch und entwickelte neue Glaubensrichtlinien. Für Luther gab es nur eine Grundlage des Glaubens, nämlich die Bibel. Ebenso lehnte er den Ablasshandel ab. Jeder Christ, der aufrichtig bereute, sollte vollkommenen Erlass von Strafe und Schuld bekommen.

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Martin Luther fasste seine Kritik in 95 Thesen zusammen. Diese veröffentlichte er 1517. Eine seiner 95 Thesen lautete: „Wenn der Papst die Erpressungsmethoden der Ablassprediger kennen würde, würde er davon nicht den Petersdom in Rom bauen lassen“.

Abb. 2: Martin Luther (1528)

Papst Leo X. forderte Luther auf, seine Thesen zu widerrufen. Er drohte ihm mit dem Kirchenbann, der den Ausschluss aus der Gemeinschaft der Gläubigen bedeutete. Auch Kaiser Karl V. ließ die Schriften Luthers verbieten und verhängte über ihn die Reichsacht.

Damit war Luther „vogelfrei“ – jeder konnte ihn straffrei töten. Luthers Landesherr, der sächsische Kurfürst, beschützte ihn und ließ ihn auf die Wartburg bringen. Dort übersetzte Luther die Bibel aus dem Lateinischen ins Deutsche. Da die Anhänger Luthers gegen die Maßnahmen des Kaisers protestierten, wurden sie Protestanten genannt.

Abb. 1: † Die Bildquelle fasst den Prozess des Ablasshandels zusammen. Beschreibe den Vorgang des Ablasses mit eigenen Worten! † Erkläre nun den Titel des Bildes im Zusammenhang mit der Darstellung!

Gebot: religiöses Gesetz, das ein bestimmtes Handeln vorschreibt Reform: Um- bzw. Neugestaltung, die meist auch zu Verbesserungen für die Betroffenen führt Theologe: Lehrer der Wissenschaft von Gott These: Lehrsatz Reichsacht: Keiner darf den Verurteilten unterstützen, seine Lehre darf nicht verbreitet werden.


32 Aspekte neuzeitlicher Kulturen Ç

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Luthers neue Lehre löste eine religiöse Bewegung aus, die eine innere Umgestaltung der Kirche anstrebte, die Reformation. Die Reformation führte aber zu einer Kirchenspaltung, da sich die Anhänger Luthers von der katholischen Kirche abwandten.

1530 – Augsburger Bekenntnis: Die Protestanten legen auf dem Reichstag zu Augsburg ihr religiöses Bekenntnis in schriftlicher Form vor. Als Kaiser Karl V. das Augsburger Bekenntnis ablehnte, führten die protestantischen Fürsten Krieg gegen ihn. Karl V. wurde besiegt und dankte ab.

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1555 – Augsburger Religionsfriede: Dieser wurde zwischen dem neuen Kaiser Ferdinand I. und den Protestanten geschlossen. Im Augsburger Religionsfrieden wurde unter anderem festgelegt, dass der Landesfürst das Bekenntnis für das ganze Land und seine Untertanen bestimmt. Die Reformation erfasst große Teile Europas

In der Schweiz begründete Johannes Calvin im 16. Jh. den Calvinismus. Fleiß und Pflichterfüllung sind Tugenden, welche diese Religion ihren Gläubigen vorschreibt. Der englische König Heinrich VIII. (1491 – 1547) wollte die Ehe mit seiner ersten Frau auflösen, erhielt aber vom Papst dafür keine Zustimmung. Er gründete daraufhin eine eigene, von Rom unabhängige Kirche. Oberhaupt dieser Anglikanische Hochkirche ist seit damals der englische König oder die englische Königin.

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Folgen der Kirchenspaltung • Bildung von Territorialstaaten mit einheitlicher Konfession • religiöse Intoleranz führte zu blutigen Kriegen BEISPIELE: Frankreich: In den Kriegen gegen die Hugenotten setzte sich die katholische Konfession durch. England: Es kam zur Verfolgung der Katholiken und Calvinisten. Niederlande: Der Norden wurde calvinistisch und kämpfte sich von der spanischen Fremdherrschaft frei. Der katholische Südteil (= heute Belgien) verzichtete auf die Unabhängigkeit. Osteuropa und Spanien: Diese Gebiete blieben katholisch.

territorial: ein Gebiet betreffend

NORWEGEN

Intoleranz: Nichtrespektieren der Überzeugung anderer Personen

Stockholm

RUSSLAND

SCHWEDEN

SCHOTTLAND

Kopenhagen

Hugenotten: Anhänger/innen der Lehre Calvins in Frankreich

ENGLAND

London

lutherisch

calvinistisch

Paris

anglikanisch orthodox

K1: † Diskutiert, welche Konflikte aufgrund der Kirchenspaltung in Zentraleuropa entstanden sein könnten!

Berlin

NIEDERLANDE

katholisch

Zölibat: Priester dürfen nicht heiraten

FRANKREICH

LITAUEN

PREUSSEN

IRLAND

Warschau

HEILIGES Prag RÖMISCHES Wien REICH

SCHWEIZ

München

POLEN

UNGARN Budapest

islamisch

KIRCHENSTAAT

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Madrid

Rom

ITALIEN

OSMANISCHES REICH

SPANIEN

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Bestimmungen des Konzils von Trient • Ablasshandel wurde abgeschafft • Priesterausbildung verbessert • Tätigkeit der Priester von Bischöfen überwacht • Zölibat bleibt bestehen • Verbot von Büchern, die den Glauben vermeintlich gefährdeten • In Rom wurde die Inquisition (= Kirchliches Untersuchungsgericht) eingerichtet.

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PIEMONT

K1: Reformation in Europa um 1570

Die Gegenreformation – die katholische Kirche erneuert sich Die Vertreter der katholischen Kirche wollten eine Erneuerung der Kirche von innen her. Dies geschah durch die Gründung neuer katholischer Orden wie des der Jesuiten, die Schulen einrichteten. Ebenso sollten die Gläubigen durch Predigten wieder zur Kirche zurückgeleitet werden.

Auf dem Konzil von Trient (1545 – 1563) wurden die katholischen Glaubensinhalte neu festgelegt.


Aspekte neuzeitlicher Kulturen 33

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

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1 MP5 Dieses Bild stellt Heinrich VIII. dar, der in England die Anglikanische Hochkirche gründete. Lies zuerst die Informationen zu diesem Gemälde! Analysiere anschließend dieses Gemälde mit Hilfe der Fragestellungen! %%%

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Dieses Wandbild für einen Saal des Palace of Whitehall stammt von dem deutschen Maler Hans Holbein dem Jüngeren (1497–1543). Seine Bilder gefielen dem englischen König Heinrich VIII. (1491 – 1547) so gut, dass er ihn zum Hofmaler ernannte. Dieses Bild entstand 1537. Es ist 2,39 m hoch und 1,34 m breit. Das Original wurde 1698 bei einem Brand zerstört, doch gibt es eine Kopie aus dem Jahr 1667.

A. Kreuze an, welche Elemente du auf dem Bild finden kannst! Krone

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Barett (Hut aus Samt)

Schaube (Überrock aus Pelz)

Dolch

Jacke mit langen Ärmeln

Strümpfe

Lederhandschuhe

Goldkette

Ringe

Ordenskette

Schnallenband am Knie

Zepter

B. Kreise jene Gegenstände bei Aufgabe A ein, die verdeutlichen, dass es sich auf diesem Bild um einen Herrscher handelt!

C. Kreuze drei Eigenschaften an, die den Herrscher in diesem Gemälde charakterisieren! stolz

freundlich

zornig

lustig

traurig

ernst

bestimmt

imposant

aggressiv

böse

D. Kreuze jene Frage an, die deiner Meinung nach für die Arbeit mit einem Herrscherporträt besonders wichtig ist, und beantworte sie in deinem Heft!

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1) Lebten Künstler und dargestellte Person zur gleichen Zeit? 2) An wen richtet sich das Bild? 3) Wer könnte der Auftraggeber oder die Auftraggeberin gewesen sein? 4) Was wurde mit der Darstellung bezweckt? 5) Wofür wurde das Bild verwendet?

2 Beurteile, ob es sich bei dem Gemälde um eine Quelle oder Darstellung handelt! Begründe auch deine Einschätzung! %%% Quelle

Darstellung

Begründung:


34 Aspekte neuzeitlicher Kulturen

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

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3 Lies zuerst diesen Informationstext und den Auszug aus dem Werk „Utopia“ von Thomas Morus aufmerksam durch!

Allmacht: uneingeschränkte Macht

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Die Reformationszeit veränderte den Glauben in die Allmacht Gottes. Immer mehr Menschen beschlossen, ihr Leben selbständig zu gestalten. Wissenschaftler beschäftigten sich auch mit der Frage, welche Verantwortung der Staat gegenüber seinen Einwohnern hat – eine zentrale Frage seit den ersten Hochkulturen. Thomas Morus (1480 – 1535) war ein geistreicher und gebildeter Mann, der als Kanzler von Heinrich VIII. in England arbeitete. Als Gegner der Reformation wandte er sich gegen den König und wurde zum Tode verurteilt. In seinem Buch „Utopia“ (Wunschtraum) beschrieb er die Zustände in einem Fantasieland.

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Q1: Utopia von Thomas Morus (1516) Die Utopier [...] teilen die Zeit eines Tages und einer Nacht in vierundzwanzig gleiche Stunden. Sechs Stunden werden für materielle Arbeiten in Anspruch genommen; das Verhältnis ist folgendes: drei Arbeitsstunden am Vormittag; dann wird gegessen; am Nachmittag zwei Ruhestunden, drei Arbeitsstunden und hierauf folgt das Abendessen. Sie zählen ein Uhr, wenn wir Mittag haben. Um neun Uhr legen sie sich zur Ruhe und widmen sich dem Schlafe neun Stunden. Die Zeit zwischen der Arbeit, den Mahlzeiten und dem Schlafe darf jeder nach seinem Gefallen verwenden, [...]. Man wird vielleicht sagen: sechs Arbeitsstunden täglich genügen nicht für die Befriedigung des öffentlichen Bedarfs; Utopia muss ein sehr unglückliches Land sein. Es tritt aber das Gegenteil davon ein. Die sechs Arbeitsstunden liefern im Überfluss alle Bedürfnisse und Annehmlichkeiten des Lebens und außerdem einen Überfluss an Lebensmitteln weit über den Bedarf. Sie werden dies leicht begreifen, wenn Sie nur die große Anzahl von müßigen Menschen [damit meint Morus jene Personen, die kaum oder gar nicht arbeiten] bei anderen Nationen bedenken wollen. [...] Denn in diesem Jahrhundert des Geldes, wo dieses eine Gottheit und das herrschende Maß ist, wird eine Menge von eitlen und anzüglichen Künsten im Dienst des Luxus und der Verschwendung geübt.

4 Mit welchen vier Fragen beschäftigte sich Thomas Morus in diesem Textauszug? Kreise die angesprochenen Themen ein! %%

Warentransport

Aufteilung der Arbeit

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Freizeit

Bedürfnisbefriedigung

Arbeitszeit

Demokratie

Firmengründung

Armut

Verschwendung und Luxus

5 Thomas Morus erkannte die materiellen Probleme seiner Zeit und präsentierte Lösungen. Arbeitet in Partnerarbeit die beschriebenen Ungerechtigkeiten zwischen den arbeitenden Menschen heraus! Erklärt gemeinsam eine seiner vorgestellten Alternativen der Klasse! %%%

6 Der Text beinhaltet Themen, die auch heute noch aktuell sind. Bildet Vierergruppen und löst folgende Aufgaben! %%%%%

2 Vergleicht aktuelle Probleme wie Lohngerechtigkeit von Männern und Frauen oder gerechte Entlohnung von Menschen in der Dritten Welt mit den von Thomas Morus beschriebenen Lösungen! 2 Entwickelt eigene Lösungsvorschläge, die ihr auf einem Plakat festhaltet! 2 Präsentiert zum Schluss eure Ergebnisse der Klasse und diskutiert über die Umsetzbarkeit eurer Lösungsvorschläge!


Aspekte neuzeitlicher Kulturen 35

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3. HEXENWAHN UND HEXENVERFOLGUNG Der Glaube an die Macht des Teufels war in Europa allgemein verbreitet. Auch die Reformation hielt man für das Werk des Teufels. So ging auch der Hexenwahn auf den Teufelsglauben zurück.

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Mit den Hexenprozessen zwischen 1550 und 1650 erreichte die Glaubenskrise in Europa ihren Höhepunkt. Vorwiegend Frauen wurden als Hexen verfolgt und angeklagt. Ihnen wurde die Schuld an Missernten, Hunger und Krankheiten gegeben. Hebammen und heilkundige Frauen, sogenannte „weise Frauen“, waren besonders gefährdet.

Q1: † Arbeite heraus, wie der weibliche Charakter in dieser Quelle dargestellt wird! † Erkläre anhand der Quelle die Gründe, die zur Hexenverfolgung führten! † Beurteile, inwiefern die Quelle ein Abbild des damals herrschenden gesellschaftlichen Zeitgeists gewesen sein könnte!

Wurde eine Person wegen Zauberei angezeigt und legte kein Geständnis ab, verlangte das Gericht ein Gottesurteil. Dies war eine Probe, welche die Angeklagten annehmen mussten, wenn sie freigesprochen werden wollten.

Malleus Maleficanum – der Hexenhammer

Hebamme: Geburtshelferin

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Im Auftrag des Papstes verfassten die Mönche Jakob Sprenger und Heinrich Institoris 1486 das Buch Malleus Maleficanum („Hexenhammer“). Es diente in ganz Europa als Grundlage für Hexen- und Ketzerprozesse.

Ketzer: jemand, dessen Ansichten von der Lehre der katholischen Kirche abweichen

Q1: Hexenhammer – Malleus Maleficanum (1. Teil, 1486) Wenn ein Weib weint, so sinnt es gewiss auf listige Tücke.“ Auch heißt es: „Wenn ein Weib weint, es den Mann zu täuschen meint.“ [...] was alles auch die Etymologie des Wortes sagt: das Wort femina nämlich kommt von fe und minus (fe = fides, Glaube, minus = weniger, also femina = die weniger Glauben hat), weil sie immer geringeren Glauben hat und bewahrt, und zwar aus ihrer natürlichen Anlage zur Leichtgläubigkeit, [...] Also schlecht ist das Weib von Natur, da es schneller am Glauben zweifelt, auch schneller den Glauben ableugnet, was die Grundlage für die Hexerei ist.

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Die angeklagten Frauen und Männer wurden so lange gefoltert, bis sie ein Geständnis ablegten. Anschließend verbrannte man sie am Scheiterhaufen. So wurden im frühneuzeitlichen Europa etwa 60 000 Frauen als Hexen ermordet. D1: Fahndung nach der „letzten Hexe“ Die 1782 in Glarus (Schweiz) enthauptete Anna Göldi (geb. 1734) gilt als letzte in Europa als Hexe verurteilte Frau. Sie wurde beschuldigt, dem Töchterlein ihres Dienstherren Johann Jakob Tschudi „verhexte“ Stecknadeln zum Essen gegeben zu haben. Wahrscheinlich wollte Tschudi sie nach sexuellem Missbrauch unter dem Druck hartnäckiger Gerüchte beseitigt haben. Aus: Boesch, Joseph; Schläpfer, Rudolf; Utz, Hans (Hg.): Weltgeschichte. Von 1500 bis zur Gegenwart. Zürich (2014), S. 47.

Abb. 1: Hexenverbrennung (Flugblatt, 1587)

Q1 + D1: † Vergleiche die Quelle mit der Darstellung und arbeite in den Texten jene Muster heraus, die zur Verfolgung von Frauen als vermeintliche Hexen geführt haben!


36 Aspekte neuzeitlicher Kulturen

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

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1 In manchen Regionen Österreichs und Bayerns hält sich seit dem Mittelalter der Brauch des Perchtenlaufs. Dabei sollen die Winterkälte bzw. die „bösen Geister des Winters“ vertrieben werden. Lies dazu diesen Bericht!

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12. November 2017

Perchtenlauf außer Kontrolle: Sechs Verletzte

Ein Perchtenlauf in Völkermarkt ist Samstagnacht aus dem Ruder gelaufen. Einige der Maskierten attackierten Zuschauer, sechs Personen wurden verletzt. Eine Stunde brauchte die Polizei, um die Perchten unter Kontrolle zu bringen.

An dem ersten Perchtenumzug der „Perchten- und Krampussaison”, organisiert von den „Ruinenteufeln Waisenberg”, nahmen 45 Gruppen aus Kärnten, der Steiermark,

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Salzburg, Tirol und Italien teil. Bereits eine halbe Stunde nach Beginn der Veranstaltung sollen zwei der Brauchtumsgruppen Zuschauer attackiert haben, und das weit über das

bei Perchtenläufen übliche Maß hinaus. Es soll laut Polizei immer wieder zu Rudelbildungen und Tumulten gekommen sein. Der Veranstalter selbst war es, dem das Ganze zu viel wurde, er alarmierte die Polizei. Mehrere Streifen mit 13 Polizeibeamten rückten an.

Laut Polizei Völkermarkt wurden nach ersten Erhebungen fünf Zuschauer durch Rutenschläge im Gesicht verletzt, sie erlitten teils Blutergüsse. Eine Besucherin verletzte sich bei einem Sturz am Finger, als sie vor einem der Perchten flüchten wollte. Wie die Frau dem ORF mitteilte, habe sich der Verantwortliche bei ihr entschuldigt. Noch während der Befragung durch die Polizei sollen weitere Zuschauer von Mitgliedern anderer Brauchtumsgruppen attackiert worden sein. Erst nach einer Stunde war die Situation unter Kontrolle.

Veranstalter ziehen Konsequenzen

Von den Veranstaltern hieß es, die beiden aggressiven Perchtengruppen dürften im nächsten Jahr nicht mehr teilnehmen. Auf ihrer Facebook-Seite bedanken sich die „Ruinenteufel” für das vorbildliche Verhalten der restlichen 43 Gruppen, „kleine Verbesserungen können und wollen wir noch vornehmen.” [...]

Perchten sollen Winterkälte vertreiben

Während der Krampus Begleiter des Nikolos ist, sollen Perchten nach alter Tradition die Winterkälte vertreiben. Das Brauchtum geht auf den Glauben zurück, dass die Verursacher dieser Kälte die sogenannten Winterdämonen wären. Es galt die Überzeugung, dass man die winterlichen Unholde vertreiben könne, indem man sie entsprechend der grimmigen Vorstellung nachbildet und durch Umzüge verscheucht.

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2 Nenne und beschreibe zwei weitere dir bekannte Bräuche in deinem Heft, die sich auf magische und fantastische Figuren oder Begebenheiten der Vergangenheit beziehen! %%

3 Bewerte, welche Bedeutung Perchtenläufe im 21. Jahrhundert noch haben könnten! %%%% ___________________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________________


Aspekte neuzeitlicher Kulturen 37

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4. FRANKREICH IM ZEITALTER DES BAROCK Die Herrscher und Herrscherinnen der Nationalstaaten strebten nicht nur nach Vergrößerung ihrer Gebiete, sondern auch danach, den Staat im Inneren völlig zu kontrollieren. Dazu beanspruchten sie die absolute, uneingeschränkte Macht.

Höfischer Absolutismus

Söldner: jemand, der für Geld für ein fremdes Land Kriegsdienste leistet

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Wo es ihnen gelang, schwächten sie die Macht des Adels auf verschiedenen Gebieten. Rücksichtslose Steuerpächter hoben im Namen des Königs die Steuern ein, ausländische Söldnerheere kämpften im Namen des Königs und die Kirche wurde auf den König ausgerichtet. Widerspenstige Adelige wurden mit gesellschaftlichen Aufgaben und Funktionen am Hof des Königs„ruhiggestellt“.

Barock: Kunststil, der von Italien ausgehend im 17. und 18. Jh. in Europa vorherrschte

„Ein König, ein Gesetz, ein Glaube“ – Diese Worte beschreiben den Grundgedanken dieser Regierungsform, die im 17. Jh. in vielen Ländern Europas entstand und heute mit dem Begriff Absolutismus bezeichnet wird.

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Q1: Rechtfertigung des Absolutismus – Bischof Jaquces Bossuet (1627 – 1704) Die Monarchie ist die allgemeinste, die älteste und auch die naturgemäßeste Regierungsform. Die ganze Welt beginnt mit Monarchien und fast die ganze Welt hat sich darin wie in dem naturgemäßesten Zustand erhalten. Wenn sie die naturgemäßeste Regierungsform ist, so ist sie folglich auch die dauerhafteste und daher auch die stärkste. [...] Die königliche Gewalt ist erstens heilig, und zweitens väterlich, drittens unumschränkt. [...] Der Fürst braucht niemand Rechenschaft abzulegen von dem, was er verfügt. Ohne diese unumschränkte Gewalt kann er das Gute nicht fördern und das Böse nicht unterdrücken; seine Macht muss so beschaffen sein, dass niemand ihr zu entfliehen hoffen kann; [...] Wenn der Fürst gerichtet hat, gibt es kein anderes Urteil. Man muss den Fürsten wie der Gerechtigkeit selbst gehorchen, sonst gibt es weder Ordnung noch Ende in Rechtsstreitigkeiten.

Q1: † Fasse die Kernaussagen des Textes zusammen! † Bewerte, wie Bischof Bossuet die Charaktereigenschaften eines Fürsten beschreibt! † Verfasse einen Brief an den Bischof, in dem du seiner Argumentation widersprichst! Abb. 1: † Was könnte der junge König zu den Betrachtern sagen? Fülle die Sprechblase mit einem Satz!

Ludwig XIV., ein absoluter Herrscher

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Als Paradebeispiel eines absoluten Herrschers gilt Ludwig XIV. (1638 – 1715). Er war erst vier Jahre alt, als sein Vater starb und er König wurde. Die ersten Jahre regierten jedoch seine Mutter und Kardinal Mazarin für ihn.

Mit 22 Jahren übernahm Ludwig XIV. die Regierungsgeschäfte. So wie viele andere Könige seiner Zeit, war er davon überzeugt, dass er seine Macht direkt von Gott erhalten hätte. Deshalb sah er sich auch als „König von Gottes Gnaden“.

Abb. 1: Ludwig XIV. als junger König (Ölgemälde, 1648)

Absolutismus: auch absolute Monarchie; bedeutet unumschränkte Herrschaft eines Einzelnen Kardinal: höchster Würdenträger nach dem Papst in der katholischen Kirche


38 Aspekte neuzeitlicher Kulturen

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Ludwig XIV. bestimmte über alles in „seinem Staat“ alleine. So lautete auch ein Ausspruch von ihm „Der Staat bin ich“. Seine Minister waren vollkommen von ihm abhängig und durften ohne seine Zustimmung keine Entscheidung treffen. Als König war er zugleich oberster Gesetzgeber, Richter und militärischer Oberbefehlshaber.

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So bestimmte er, welche Gesetze in seinem Land galten, nahm aber auch Einfluss auf die von königlichen Gerichten gefällten Urteile. Ebenso führte er Kriege gegen viele Staaten in Europa, um seine Macht und seinen Ruhm zu vergrößern. Ludwig XIV. sah sich als Mittelpunkt des Staates. Er verglich sich selbst mit der Sonne, die er als sein Symbol wählte. Das Volk nannte ihn deshalb auch „Sonnenkönig“.

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Die Säulen der absoluten Macht Die Säulen der absoluten Macht bildeten der Hofstaat, die Verwaltung, die Kirche und das Heer.

Abb. 2: König Ludwig XIV. (Ölgemälde, 1701)

VERWALTUNG: In der Verwaltung des Staates führte Ludwig XIV. Reformen durch. So setzte er Beamte ein, die ihre Anweisungen direkt vom König erhielten. Ihre Aufgabe war es, dafür zu sorgen, dass die Gesetze des Königs ausgeführt und die Steuern bezahlt wurden. KIRCHE: Der König bestimmte1685 den katholischen Glauben zur Staatsreligion. Die Anhänger anderer Religionen ließ er verfolgen.

HEER: Ludwig XIV. ließ zur Sicherung seiner Macht ein stehendes Heer aufstellen. Im Kriegsfall, aber auch bei Aufständen im eigenen Land, konnte er jederzeit auf diese aus Berufssoldaten bestehende Armee zurückgreifen.

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Abb. 2: † Beschreibe das Bild in allen Einzelheiten! † Erkläre nun die Einzelheiten und ihre spezielle Symbolik! † Wie könnte das Gemälde auf seine Zeitgenossen gewirkt haben? Formuliere aus der Sicht eines Franzosen oder einer Französin die Wirkung des Gemäldes mit eigenen Worten!

HOFSTAAT: Auf Ludwigs XIV. Schloss lebten auch viele Adelige. Sie bildeten den neuen Stand des Hofadels. Ludwig XIV. verlieh ihnen zwar klangvolle Titel, doch sie besaßen keine politische Macht im Staat. Er lieh ihnen Geld, sodass sie vom König abhängig wurden.

Gesellschaftsaufbau im Absolutismus

Minister: Mitglied der Regierung eines Staates oder Landes, das einen bestimmten Geschäftsbereich verwaltet Geistlichkeit: Kardinäle, Bischöfe, Äbte

Die Ständegesellschaft in Frankreich geht auf das Mittelalter zurück und war in Europa bis zum Ende des 18. Jh. weit verbreitet. Das „Standesamt“ oder der „Berufsstand“ beziehen sich noch heute auf diesen gesellschaftlichen Ordnungsbegriff.

Den ersten Stand bildete die Geistlichkeit (ca. 0,5 % der Bevölkerung), den zweiten Stand der Adel (ca. 1,5 % der Bevölkerung) und den dritten Stand die übrige Bevölkerung.


Aspekte neuzeitlicher Kulturen 39 Stuck: Gemisch aus Kalk, Gips, Sand und Wasser zur Formung von Plastiken und Ornamenten

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Die einzelnen Stände unterschieden sich durch ihren Lebensstil. So besaßen die Geistlichen und Adeligen Ländereien und Schlösser und waren von den Steuern befreit. Unter Ludwig XIV. zogen immer mehr Adelige an den Hof des Königs und lebten in großem Luxus. Sie erhielten vom König gut bezahlte Ämter ohne Verpflichtungen. Die Bürger der Städte waren gebildet und interessiert an wirtschaftlichen Neuerungen und Reformen, hatten aber im Staat keine politische Macht.

Versailles – das Schloss der Könige

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Die Mehrheit der Bevölkerung lebte als Bauern und Bäuerinnen auf dem Land. Sie und die Lohnarbeiter und Lohnarbeiterinnen in den Städten waren wenig gebildet, hatten keine Rechte und wurden daher verachtet. Trotz ihrer großen Armut mussten sie Steuern und Abgaben bezahlen.

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In einer sumpfigen Ebene südlich von Paris ließ sich Ludwig XIV. ein prunkvolles barockes Schloss erbauen – Schloss Versailles. Dieses Schloss wurde zum Vorbild für viele barocke Bauten in Europa. Symmetrische Gebäude, kaum gerade Linien, ovale Formen, üppiger Stuck und prachtvolle Deckengemälde prägten diesen neuen Baustil.

Abb. 3: Elemente des barocken Baustils: Zwiebelhelm, Stuck und Ochsenauge (ovales Fenster)

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Abb. 4: Schloss Versailles mit Parkanlage (Ölgemälde, 1772)

Der Park von Versailles Hinter dem Schloss liegt eine riesige Gartenanlage. Die Wege führen strahlenförmig vom Schloss weg. Bäume, Büsche und Hecken sind nach geometrischen Formen geschnitten. Künstliche Wasserleitungen versorgen zahlreiche Springbrunnen, Teiche und Bäche. Abb. 5: Parkanlage Versailles (2017)


40 Aspekte neuzeitlicher Kulturen

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Etikette: Regeln, die vorschreiben, wie man sich am Königshof zu benehmen hat

Das Hauptgebäude des Schlosses ist 580 Meter lang. Es bot Platz für 10 000 Gäste. Die Räume im Inneren waren prunkvoll ausgestattet. Parkettböden, Seidentapeten, wertvolle Teppiche, kostbare Spiegel und Goldverzierungen sollten die gottähnliche Stellung des Königs unterstreichen. Trotz der prunkvollen Ausstattung lebte man im Schloss aber nicht bequem. Die riesigen Räume ließen sich im Winter nur schwer beheizen. Auch gab es in Versailles kein fließendes Wasser und keine einzige Toilette.

Leben in Schloss Versailles

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Das Leben im königlichen Schloss war genau geregelt. Die Etikette bestimmte das gesamte Leben der Menschen am Königshof. Das Schlafzimmer des Königs war der gesellschaftliche Mittelpunkt des Schlosses. Jeder, der den Raum betrat, musste sich vor dem Bett verneigen, auch wenn es leer war. Jeden Morgen wurde der König in seinem Schlafzimmer unter Anwesenheit des Hofadels angekleidet. Diese Zeremonie dauerte eine Stunde. Nur den höchsten Adeligen war es dabei erlaubt, dem König seine Kleidungsstücke zu reichen.

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Auch die Mahlzeiten des Königs fanden vor Publikum statt. Es war eine Ehre, dem König beim Speisen zusehen zu dürfen, eine größere Ehre, dabei von ihm angeredet zu werden. Aber am ehrenvollsten war die Einladung, ihm die Speisen auftragen oder gar mit ihm speisen zu dürfen.

Abb. 6: Ludwig als „aufgehende Sonne“: Kostümentwurf für eine Ballettaufführung (1653)

Sitte: für eine Gemeinschaft übliche Gewohnheit oder Gepflogenheit

Am Vormittag widmete sich Ludwig den Regierungsgeschäften, am Nachmittag vertrieb er sich die Zeit mit Spielen und der Jagd. Am Abend gab es oft Theater- und Opernaufführungen. In Versailles lebten viele Musiker, Komponisten, Schauspieler und Schauspielerinnen. Häufig wurden große Feste gefeiert, oft für tausende Gäste, die mehrere Tage dauern konnten. Diese prunkvolle Hofhaltung in Versailles verschlang jedoch riesige Geldsummen. Da der König in allem Vorbild für die Adeligen war, schminkten sie sich, trugen Perücken und kleideten sich wie er. Q2: Ein Franzose über die Pariser Mode – Bericht des französischen

Schriftstellers Montesquieu (1717)

Es ist erstaunlich, welchen Wechsel die Launen der Mode bei den Franzosen unterworfen sind. Sie haben schon vergessen, wie sie in diesem Sommer gekleidet waren; aber noch viel weniger wissen sie, was sie im Winter anziehen werden. Das Unglaublichste jedoch ist der Aufwand, den ein Mann zu machen hat, damit seine Frau sich immer nach der Mode tragen könne. Was könnte es mir nützen, Dir eine genaue Beschreibung ihrer Tracht und ihres Putzes zu geben? Eine neue Mode würde meine ganze Arbeit umstoßen, gerade wie diejenige der Schneider; und ehe Du noch meinen Brief erhieltest, würde sich alles verändert haben. [...] Mit den Gebräuchen und Lebensweisen steht es wie mit den Moden; je nach dem Alter ihres Königs ändern die Franzosen ihre Sitten. Sogar ernsthaft könnte der Monarch die Nation machen, wenn er es darauf anlegte. Der Fürst überträgt seine Geistesart auf den Hof, der Hof auf die Stadt, die Stadt auf die Provinzen. Die Seele des Landesherrn ist ein Modell, nach welchem alle andere sich formen.

Oly

Q2: † Fasse die wichtigsten Aussagen der Textquelle mit eigenen Worten zusammen! † Erkläre, wie Montesquieu die Beziehung zwischen dem König, seinem unmittelbaren Umfeld und in weiterer Folge dem Staat darstellt! † Nimm Stellung! Wie wird dieser Text vom König selbst aufgenommen worden sein – als gutgemeinte Kritik oder als vorwurfsvolle Anklage? In welcher Beziehung steht die Quelle zum System des Absolutismus?


Aspekte neuzeitlicher Kulturen 41

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

Wir liefern alle Nahrungsmittel und haben trotzdem Hunger.

Wir sind die Vertreter der einzigen Religion im Staat.

Wir sind gebildet, haben im Staat aber keine Macht.

erl

Wir leben in der Stadt und werden ausgebeutet.

ag

1 Wer sagt was? Ordne die Personen den Aussagen zu! %

Wir leben im Schloss des Königs und haben alles im Überfluss.

Der Staat bin ich!

mp eV

1. König © 2. Hofadel © 3. Bürger © 4. Geistlichkeit © 5. Lohnarbeiter © 6. Bauern

2 Vergleiche mit Hilfe der Fragestellungen diese Darstellung aus einem Fachbuch mit dem Fließtext auf S. 40! Arbeite dabei heraus, wie die Abhängigkeit des Adels vom König jeweils dargestellt wird! %%%% D1: Der Hofstaat aus „Geschichtsbuch 2“

a) Wie werden Etikette und Staatszeremonie dargestellt?

von Jürgen Kocka (1997)

Oly

Der König zwang sich und seinem Hof eine komplizierte Etikette auf, die zum Maßstab für das Ansehen jedes Einzelnen wurde. Fast jede Handlung des Königs war geregelt und wurde zur Staatszeremonie. So galt es z. B. als eine große Ehre, beim Aufstehen des Königs dabei sein zu dürfen. Auf prunkvollen Festen stellte sich der Hofstaat in großem Glanz und feinster Lebensart dar. [...] Hatte der Adel früher die Macht des Königs bedroht, so wetteiferte er nun um die Gunst, denn Aufstieg und Ansehen gab es nur noch im Dienst des Königs. Adelige konnten Offiziere im Heer werden, das dem Oberbefehl des Königs unterstand, oder sie lebten in Versailles, wo sie um Ehrenämter und Geldverschwendung buhlten. Der vom König auferlegte Zwang zur Verschwendung macht sie vom Herrscher abhängig. Viele Adelige ruinierte er sogar. Denn es gehörte zur höfischen Sitte, kostspielige Spitzen, Perücken und Seidengewänder zu tragen, teure Essen und viel Puder und Parfüm zu verwenden. buhlen: sich stark um etwas bemühen

b) Welche Möglichkeiten für Adelige werden aufgezeigt, um zu Ansehen zu kommen?

c) Wie wird die Abhängigkeit des Adels vom König beschrieben?

d) Welche Bereiche werden genannt, die zu einer Verschuldung der Adeligen führten?


42 Aspekte neuzeitlicher Kulturen

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

3 Betrachte diese drei Frauen, die Ende des 17. Jh. in Frankreich lebten! Dann ordne zu! %

mp eV

erl

Bürgerin © Hofdame © Bäuerin

4 Arbeite drei besondere Merkmale der französischen Mode am Hof heraus! % 1. Merkmal: ________________________________________________________________________________ 2. Merkmal: ________________________________________________________________________________ 3. Merkmal: ________________________________________________________________________________

5 Erkläre die Zusammenhänge zwischen Mode und dem Leben am Hof! %%% ___________________________________________________________________________________________

Oly

___________________________________________________________________________________________

6 Beurteile, inwiefern die Mode ein Abbild der gesellschaftlichen Ungleichheit in Frankreich gewesen sein könnte! %%%%

JA, die Mode ist ein Abbild der gesellschaftlichen Ungleichheit, weil _____________________________

___________________________________________________________________________________________ NEIN, die Mode ist kein Abbild der gesellschaftlichen Ungleichheit, weil __________________________

___________________________________________________________________________________________


Aspekte neuzeitlicher Kulturen 43

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

7

ag

Königsquiz – Kreise die richtige Antwort ein! Am Lösungswort erkennst du sofort, ob du alles gewusst hast! %%% Schloss Versailles liegt … A p nördlich von Paris. Z p südlich von Paris.

B p östlich von Paris. H p westlich von Paris.

erl

Im Schlosspark wurden Bäume, Büsche und Hecken … D p gar nicht geschnitten. E p nach geometrischen Formen geschnitten. L p nie gegossen. R p jedes Jahr neu gepflanzt. Das Symbol des Königs war … K p der Mond. E p eine Krone.

mp eV

P p die Erdkugel. R p die Sonne.

In Versailles gab es … N p viele Toiletten. E p keine Toilette.

F p eine Toilette. O p nur für den König eine Toilette.

Mittelpunkt des Schlosses war … I p die Küche. S p der Spiegelsaal.

M p das Schlafzimmer des Königs. A p das Schlafzimmer der Königin.

Dem König seine Kleidungsstücke zu reichen, war … M p nur der Königin erlaubt. W p nur seinem Diener erlaubt. A p jedem erlaubt. O p nur den höchsten Adeligen erlaubt. Am Nachmittag vertrieb sich der König die Zeit mit … N p Spielen und der Jagd. H p seinen Büchern. D p Regierungsgeschäften. J p seinen Hunden.

Oly

Der König war Vorbild für … L p alle Franzosen. O p die Bauern.

I p die Adeligen. R p die Arbeiter.

Die meisten Menschen in Frankreich lebten … F p wie der König. R p in großen Schlössern. E p in Armut. M p in der Stadt.

LÖSUNGSWORT:

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8 Nun schreibe die Sätze fehlerfrei als Merktext in dein Heft! %

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44 Aspekte neuzeitlicher Kulturen

ag

5. FRÜHKAPITALISMUS UND MERKANTILISMUS ALS NEUE WIRTSCHAFTSSYSTEME Frühkapitalismus

Seit dem Ende des 15. Jh. wandelte sich in Europa die feudale Wirtschaft zu einer Marktwirtschaft. War im Feudalismus der Grundbesitz die Grundlage des Reichtums, war dies im Frühkapitalismus der Fernhandel.

Provision: Bezahlung für die Vermittlung eines Kaufes oder Verkaufes

Zentren dieser Entwicklung waren zu Beginn die italienischen Stadtrepubliken und hier vor allem Venedig. Selbst produzierte Luxusgüter aber auch aus dem Orient importierte Luxusartikel wurden nach West-, Ost- und Mitteleuropa transportiert und verkauft.

erl

Fernhandel: Handel mit weit entfernt liegenden Ländern oder Gebieten

mp eV

Im Frühkapitalismus setzte sich anstelle der Naturalwirtschaft die Geldwirtschaft durch. Jedes Land und jede Stadt hatten das Recht, Münzen selbst zu prägen. Da die Münzen sehr oft umgewechselt werden mussten, übernahmen Geldwechsler dieses Geschäft. Für ihre Tätigkeit erhielten sie Provisionen, die sie reich machten. Mit dem Vordringen der Osmanen in den Mittelmeerraum verlagerten sich auch die Handelsrouten. Spanier und Portugiesen unternahmen Entdeckungsfahrten und gründeten Kolonien in Übersee. Fernhändler und Großkaufleute handelten mit Edelmetallen wie Gold, Silber und Kupfer, betrieben Finanzgeschäfte und häuften dabei riesige Vermögen an.

Abb. 1: Geldwechsler (RZ)

Übersee: Gebiete, die jenseits des Meeres, des Ozeans liegen

Eine der bekanntesten Handelsfamilien war die der Fugger in Augsburg. Sie wurde so unermesslich reich, dass sie sogar den Päpsten und Kaisern Geld gegen Zinsen leihen konnte.

begünstigt durch … 2 Erfindungen im Bergbau und Hüttenwesen 2 Buchdruck 2 Verlagssystem

FRÜHKAPITALISMUS

Oly

Abb. 2: † Beschreibe die Auswirkungen des Frühkapitalismus auf die einzelnen Bevölkerungsgruppen! † Zähle mögliche Gewinner und Verlierer auf!

gehemmt durch … 2 politische Zersplitterung 2 Macht der Papstkirche 2 Leibeigenschaft 2 Zunftwesen

Ç

Was ist ein Verlagssystem? Dies ist eine frühe Form der arbeitsteiligen Erzeugung von Gütern. Eine Person – der Verleger – beschafft die Rohstoffe, gibt diese den Handwerkern zur Produktion in Heimarbeit und sorgt für den Absatz der Produkte.

stärkere Trennung zwischen und innerhalb der Stände 2 Reichtum der Bürger 2 steigende Ausbeutung der Bauern und der armen Stadtbevölkerung 2 Verarmung des niederen Adels 2 Teilung in reichen und armen Klerus

Abb. 2: Entstehung des Frühkapitalismus


Aspekte neuzeitlicher Kulturen 45 Merkantilismus

ag

Ab dem 16. Jh. setzte sich in den absolutistischen Staaten eine neue Wirtschaftsform durch, der Merkantilismus.

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Das oberste Ziel dieser Wirtschaftspolitik bestand in einer Vermehrung des Reichtums eines Staates, um die Macht und den Einfluss des Herrschers zu stärken und zu vergrößern. In Frankreich benötigte Ludwig XIV. für seinen aufwändigen Lebensstil, seine Beamten und sein Heer viel Geld. Sein Finanzminister Colbert förderte den Export von teuren Waren in das Ausland.

mp eV

Der Import von Waren aus dem Ausland wurde verboten oder mit hohen Zöllen belegt. Nur billige Rohstoffe durften aus dem Ausland nach Frankreich gebracht werden. Durch den Bau von neuen Straßen und Kanälen sollte der Transport der Güter erleichtert werden.

Abb. 3: Das System des Merkantilismus

Einfuhr von Rohstoffen Ausfuhrverbot für Rohstoffe Ausfuhr von Fertigprodukten Einfuhrverbot für Fertigprodukte Anwerbung von Fachkräften

Manufaktur statt Handwerksbetrieb

Um Waren schneller und billiger herstellen zu können, förderte der Staat die Errichtung von Manufakturen. Dies waren Großbetriebe, in denen Waren von mehreren Arbeitern und Arbeiterinnen nach dem Prinzip der Arbeitsteilung hergestellt wurden. Das heißt, jeder Arbeiter machte nur einen Teil eines Werkstücks. Kein Arbeiter hatte gelernt, den ganzen Gegenstand herzustellen.

Oly

Q1: Der Wohlstand der Nationen – Buch des schottischen Aufklärers Adam Smith (1776) Ein Mann zieht den Draht, ein Anderer streckt ihn, ein Dritter schneidet ihn in Stücke, ein Vierter spitzt ihn zu, ein Fünfter schleift ihn am oberen Ende, wo der Kopf angesetzt wird; die Verfertigung des Kopfes erfordert zwei oder drei verschiedene Verrichtungen; sein Ansetzen ist ein eigenes Geschäft, die Nadel weiß zu glühen ein anderes; sogar das Einstecken der Nadel ins Papier bildet eine Arbeit für sich. Und so ist das wichtige Gewerbe, Stecknadeln zu machen, in ungefähr achtzehn verschiedene Tätigkeiten geteilt […]. Ich habe eine kleine Fabrik dieser Art gesehen, in der nur zehn Menschen beschäftigt waren […]. Jene zehn Personen konnten mithin zusammen täglich über acht und vierzig Tausend Nadeln machen […].

Die Manufakturarbeiter bekamen wenig Lohn, lebten mit ihren Familien in armseligen Wohnungen und hatten meist keine Möglichkeit, ihr Leben zu verändern. Colbert verlängerte auch die Arbeitszeit der Arbeiter und erließ ein Versammlungs- und Streikverbot, um niedrige Löhne sicherzustellen.

Abb. 3: † Beschreibe das System des Merkantilismus mit eigenen Worten! † Begründe, warum das System europaweit unweigerlich zum Scheitern verurteilt war! Q1: † Nenne die wesentlichsten Vorteile der Arbeitsteilung, die Adam Smith hier beschreibt! † Wer zog den größten Nutzen aus der Arbeitsteilung und ihren unmittelbaren Auswirkungen auf die Produktion – die Arbeiter oder die Manufakturbesitzer? Begründe deine Meinung mit eigenen Argumenten!


46 Aspekte neuzeitlicher Kulturen

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe! ugger bF o k Ja

ag

1 Lies die beiden folgenden Darstellungen aufmerksam durch!

D2: Die Fugger – Schulbuchtext: Forum

(2018)

Geschichte 2 (2008)

seit dem 14. Jahrhundert in Augsburg ansässiges Geschlecht, ursprünglich Weber und Tuchhändler. Jakob I. († 1469) ist der Stammvater der Linie Fugger von der Lilie und Gründer des Fugger’schen Handelshauses, dem seine Söhne Georg († 1506), Ulrich († 1510), Jakob II. und andere Nachfahren durch Handels- und Geldgeschäfte, Bergwerksunternehmen, Faktoreien, Agenturen und Verbindungen nach Übersee Weltgeltung und Einfluss auf die Reichspolitik verschafften. Jakob II., der Reiche (* 1459, † 1525) besaß das Kupfermonopol in Europa durch den Erwerb von Bergwerken in Spanien, Tirol, Kärnten und Ungarn und war am ostindischen Gewürzhandel beteiligt. Als größter Bankier seiner Zeit profitierte Jakob II. u. a. vom Ablasshandel. Maximilian I. verpflichtete sich durch Annahme von Geld zur Unterstützung seiner weitreichenden unternehmerischen Pläne. Karl V. wurde durch seine Finanzierung gewählt [...].

Hans Fugger, ein Weber, war 1367 in die süddeutsche Stadt Augsburg gekommen. In kurzer Zeit erwarb sein Familienunternehmen durch Erfolge im Verlagswesen, im Fernhandel und durch Einheirat in die alteingesessenen Familien der Stadt Reichtum und Ansehen. Der Enkel, Jakob Fugger (1459 – 1525) erhielt in Italien seine Ausbildung zum Kaufmann. Nach dem Tod seiner beiden Brüder übernahm Jakob Fugger die Firma. Er vervielfachte das Firmenkapital durch Gewinn bringende Handelsgeschäfte, vor allem mit Textilien, Metallen und Gewürzen, mit Bankgeschäften und im Bergbau. Seine Handelsgesellschaft hatte Niederlassungen unter anderem in Lissabon, Antwerpen, Rom und Krakau. Bankwesen und Politik waren durch ein enges Netz aus „silbernen Fäden“ – Geld – miteinander verbunden. [...] Fürsten und Kaiser führten ein aufwändiges Leben und waren die Hauptabnehmer teurer Luxusartikel. Fast immer hatten sie Zahlungsschwierigkeiten, besonders durch die Kosten der Kriegsführung. Davon profitierte Jakob Fugger: Er gewährte ihnen Kredit und ließ sich als Sicherheiten deren Schürfrechte in Silber- und Kupferminen übertragen.

mp eV

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D1: Fugger – Lexikontext aus www. wissen. de

Faktorei: größere Handelsniederlassung, besonders in Kolonien

2 Analysiere D1 und D2 anhand folgender Schritte! %%%

1. Schritt: An welchen Merkmalen erkennst du, dass es sich bei den beiden Texten um Darstellungen handelt? 2. Schritt: Wodurch unterscheiden sich Lexikon- und Schulbuchtext?

Oly

3. Schritt: Welche Bewertung der Fugger wird im Lexikontext sowie im Schulbuchtext vorgenommen?

3 Dekonstruiere nun die beiden Darstellungen, indem du zwei Fragestellungen auswählst und in deinem Heft beantwortest! %%%

Wann wurden diese Texte veröffentlicht? Welche historischen Fragen können mit Hilfe dieser Texte beantwortet werden? Welche Personen werden genannt, welche nicht erwähnt? Was wird positiv dargestellt, was eher negativ bewertet? Welche Absicht könnte der Autor bzw. die Autorin mit diesen Texten verfolgt haben?

4 Unterstreiche in D1 und D2 jene Textstellen, die sich mit der „Politik des Geldes“ (= Verleihung großer Geldsummen an den Kaiser, um Einfluss zu nehmen) beschäftigen! %%%%% Welche inhaltlichen Unterschiede fallen dir auf?


Gewalt, Gefühle und Einstellungen 47

Ehefähigkeit und Partnerwahl in der vorindustriellen Zeit

erl

Erst seit dem 18. Jh. stellt die Liebe zwischen Mann und Frau ein wichtiges Motiv für die Eheschließung dar. Davor wurden Ehen vor allem aus wirtschaftlichen Gründen eingegangen und dienten der finanziellen Versorgung der Angehörigen. Die Wahl des Ehepartners wurde von Eltern und Verwandten stark kontrolliert und beeinflusst. So musste ein Ehepartner entweder seine Arbeitskraft oder Kapital in die neue Familie mitbringen.

ag

1. DIE GESCHICHTE DER EHE IN DER NEUZEIT

mp eV

Bei den Bauern und Bäuerinnen hatten die Abb. 1: Bauernhochzeit – Bauernfreud (Ölgemälde, 1648) Ehewilligen zuerst eine Heiratsbewilligung durch den Grundherrn einzuholen und eine hohe Gebühr zu Konsens: Zustimmung, zahlen. Durch diese Gebühr war es Knechten und Mägden nicht möglich zu heiraten. Einwilligung Diese Bestimmung, die bis auf das 16. Jh. zurückgeht, garantierte, dass die Dienstboten ledig blieben. Erst Ende des 18. Jh. erfolgte eine teilweise Lockerung dieser Heiratsverbote. Doch schon zu Beginn des 19. Jh. gab es wieder Einschränkungen, gerade wenn die Heiratswilligen arm waren, keiner geregelten Erwerbstätigkeit nachgingen und ein unbeständiges Leben führten. Q1: Politischer Ehekonsens 1820 für Tirol und Vorarlberg [...] folgende Vorschrift erlassen: 1) unansässige Personen aus der Klasse der Dienstboten, Gesellen und Tagwerker, oder sogenannte Inwohner, die sich verehelichen wollen, haben sich vorläufig bei ihrer politischen Obrigkeit zu melden und von derselben ein Zeugniss beizubringen, dass gegen ihre Verehelichung kein politisches Hinderniss obwalte. 2) Den Pfarrern und Seelsorgern ist es verbothen, solche Personen ohne beigebrachten politischen Zeugnisse zu trauen. Dieser spezielle Ehekonsens wurde für Tirol erst 1921 aufgehoben.

unansässig: Bevölkerung, die dort nicht beheimatet war; nicht eingesessen Abb. 1: † Beschreibe, welchen Eindruck das Hochzeitspaar auf dich macht! Berücksichtige dabei auch den Titel des Bildes! Q1: † Zähle auf, welchen Personen es nicht erlaubt war, ohne Zustimmung zu heiraten! † Führe einen Grund an, der zu diesem Heiratsverbot führte! Wo konnten im 19. Jh. Ehen nur rechtsgültig geschlossen werden? Wo werden im 21. Jh. Ehen rechtsgültig geschlossen?

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Partnerwahl und Heiratsgründe

In fast allen Gesellschaftsschichten der vorindustriellen Zeit gab es große Altersunterschiede zwischen den Ehepartnern, weil häufig sogenannte „Versorgungsehen“ geschlossen wurden.

Auch in den adeligen Schichten war Liebe keine Voraussetzung für die Eheschließung. Man heiratete aus sozialen und wirtschaftlichen Gründen. Es wurde sogar davor gewarnt, die Geliebte zur Ehefrau zu nehmen. Außereheliche Liebesverhältnisse gefährdeten nicht die Ehe, da Liebe und Ehe getrennt voneinander betrachtet wurden. Beim französischen und italienischen Hofadel wurde eine Ehefrau, die keinen Geliebten hatte, sogar als unattraktiv eingestuft. Ehemännern ohne Mätressen wurde auch unterstellt, dass sie finanzielle Probleme hätten.

Inwohner: Bewohner einer Stadt oder Gemeinde, die kein Haus- oder Grundeigentum besaßen obwalten: vorhanden, gegeben sein; bestehen trauen: verheiraten Mätresse: Geliebte eines Fürsten


48 Gewalt, Gefühle und Einstellungen Liebe und Romantik als Ideal

de facto: lateinisch g übersetzt „in Wirklichkeit“

ag

Machtgefälle: der eine hat mehr, der andere weniger Macht

Um die Wende vom 18. zum 19. Jh. entstand eine romantische Auffassung von Liebe und Ehe. Diese Idealvorstellung ging davon aus, dass nur große und wahre Gefühle zu einer Eheschließung führen sollten. In der Ehe sollte der Mann die außerhäuslichen Tätigkeiten übernehmen, während die Frau sich um das Wohlergehen der Familie zu kümmern hatte. Diese romantische Liebesvorstellung wurde auch in Literatur und Kunst umgesetzt, deshalb wird dieser Zeitabschnitt im Nachhinein auch Romantik genannt.

Liebe und Romantik in der Realität

Die bürgerlichen Ehen des 19. Jh. waren patriarchalisch geprägt. Männer heirateten durchgehend spät, während ihre Ehefrauen zumeist zehn Jahre jünger waren. Daraus ergab sich ein starkes Machtgefälle. So hatte aufgrund des damals geltenden Eheund Familienrechts der Mann die Vormachtstellung innerhalb der Familie. Er verwaltete das Vermögen der Frau und vertrat sie auch in allen Rechtsangelegenheiten. Die Liebesheirat blieb somit nur ein Ideal, denn eine Gleichwertigkeit der Geschlechter war de facto nicht gegeben.

erl

patriarchalisch: Ehrfurcht und Gehorsam forderndes Verhalten gegenüber dem Mann

mp eV

Abb. 2: † Ermittle, welche Vorstellung von Liebe mit diesem Bild vermittelt wurde! † Besprecht gemeinsam, wie ein Heiratsantrag heute und in der Zukunft aussehen könnte! Abb. 2 + 3: † Vergleiche das vermittelte Ideal von Liebe mit der Realität!

Die Arbeiterschaft verfügte über ein zwar geringes, jedoch geregeltes Abb. 2: Der romantische Einkommen. Es war ihnen daher Heiratsantrag möglich, ohne Einschränkungen (Ölgemälde, 1885) Ehen zu schließen. Fabrikarbeiter und Farbrikarbeiterinnen übernahmen zwar das Ideal der „Liebesheirat“, doch die Frauen mussten zum Haushaltseinkommen dazuverdienen. Ihr Lohn war aber wesentlich geringer als der wilde Ehe: damals ein ihrer Männer. Insbesondere Heimarbeit war bei verheirateten Arbeiterfrauen stark abwertender Begriff für Paare, vertreten. Sogenannte „wilde Ehen“ waren in der Arbeiterschaft weit verbreitet. Viele Arbeiter besaßen keine eigene Wohnung, sondern mussten als Untermieter oder in den kasernenartig gebauten Wohnheimen der Fabrikbesitzer wohnen. Das Rollenbild in der Arbeiterschaft war aber ebenso patriarchalisch geprägt wie in der bürgerlichen Familie. Der Mann sollte „fleißig und brav“ sein, die Frau eine „tüchtige Wirtschafterin“.

Oly

die unverheiratet zusammenlebten

Gegen Ende des 19. Jh. setzte sich das bürgerliche Familien- und Liebesideal in allen Schichten durch. Es wurde zum Vorläufermodell der Familie der Moderne und beeinflusst bis heute unsere Vorstellungen von Liebe und Partnerschaft. Abb. 3: Heimarbeiter/innen beim Anfertigen von Holzspielzeug (um 1910)


Gewalt, Gefühle und Einstellungen 49

ag

2. BILDUNG UND WISSEN Externe: außerordentliche Schülerin Maturitätsprüfung: Prüfung zur Berechtigung zum Studium Promotion: Verleihung der Doktorwürde

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Der Zugang zu Bildung war viele Jahrhunderte der Mehrheit der Bevölkerung verwehrt. Mit der Forderung der Aufklärer im 18. Jh. nach Wissen und Bildung für alle, änderte sich dies. Nach und nach wurde die Bedeutung von Wissen und Bildung auch von den Herrschern und Herrscherinnen erkannt und mit Hilfe von Reformen umgesetzt. So führte in Österreich 1774 Maria Theresia die allgemeine Unterrichtspflicht ein. Alle Kinder sollten nun mindestens sechs Jahre eine Trivialschule besuchen.

Doch Mädchen blieb der Zugang zu höherer Bildung verwehrt. Während bis zum Ende des 19. Jh. in den Städten die Söhne reicher Bürger das Gymnasium besuchten, um auf ein Studium an einer Universität vorbereitet zu werden, wurden die Töchter von Hauslehrern und Erzieherinnen unterrichtet.

Rigorosum: mündliche Prüfung(en) zum Erlangen des Doktortitels

mp eV

Erst 1892 kam es zur Gründung eines Mädchengymnasiums in Wien. An vielen Universitäten durften aber Frauen noch immer nicht studieren. Ein Beispiel für diese Benachteiligung von Frauen ist Gabriele Possanner von Ehrenthal (1860 – 1940).

Nostrifizierung: Anerkennung einer ausländischen Ausbildung

D1: Kurzbiografie von Gabriele Possanner – aus geschichte.univie.at (2017)

Oly

Als Tochter des Sektionschefs im Finanzministerium [...] wohnte Gabriele Possanner ab 1880 in Wien, absolvierte hier die Lehrerinnenbildungsanstalt und war anschließend als Volksschullehrerin tätig. Im Dezember 1887 legte sie als Externe die Maturitätsprüfung am Akademischen Gymnasium in Wien ab. 1888 zog sie in die Schweiz, um dort an der Universität Zürich Medizin zu studieren, musste dort jedoch 1890 vor der 1. Staatsprüfung zunächst die Maturitätsprüfung nochmals ablegen, da ihr Wiener Zeugnis nicht als vollwertiger Nachweis der nötigen Schulausbildung betrachtet wurde. [...] Nach ihrer Promotion 1894 kehrte sie nach Wien zurück. Ihre Bemühungen auch in Österreich die Zulassung als Ärztin zu erlangen [...], zeigten jedoch erst langsam Erfolge: [...] Nach einem Bittschreiben an Kaiser Franz Joseph 1895 ließ das Innenministerium sie zur Nostrifizierung ihres Schweizer Doktordiploms und damit zur Praxis als Ärztin zu, im Gegensatz zu männlichen Ärzten musste sie dafür jedoch sämtliche Rigorosenprüfungen noch einmal ablegen. Nach deren erfolgreicher Absolvierung wurde Gabriele Possanner am 2. April 1897 – als erste Frau an einer Universität der österreichischungarischen Monarchie – zum Doktor der gesamten Heilkunde an der Universität Wien promoviert.

Abb. 1: Promotion von Gabriele Possanner (Wiener Illustrites Extrablatt vom 7. 4. 1897) D1: † Unterstreiche wichtige Informationen mit Grün, alle Adjektive mit Rot! † Nimm nun eine Einschätzung vor! Die Darstellung ist … sachlich emotional seriös verfasst † Formuliere drei Argumente, die Gabriele Possaner in ihrem Bittschreiben an den Kaiser vorgebracht haben könnte! D1 + Abb. 1: † Erstellt als Reporter/in in Partnerarbeit fünf Fragen, die ihr Gabriele Possanner nach ihrer Promotionsfeier stellen möchtet!


50 Gewalt, Gefühle und Einstellungen Stellenwert von Bildung und Wissen im 21. Jh. Wir leben derzeit in einer Wissensgesellschaft, in der Bildung und Wissen einen hohen Stellenwert einnehmen. Dies sieht man sehr deutlich am Beispiel Arbeitsmarkt: Gerade unter Personen, die nur über einen Pflichtschulabschluss verfügen, ist die Arbeitslosigkeit sehr hoch.

propagieren: sich für etwas einsetzen, werben

Die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt, welche auch als digitale Revolution bezeichnet wird, bringt eine ständige Veränderung der beruflichen Anforderungen mit sich. Dies erfordert von allen Menschen, dass sie sich ständig weiterbilden. So wurde auch von der EU der Begriff des Lebenslangen Lernens propagiert.

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Johann Amos Comenius: tschechischer evangelischer Philosoph, Theologe und Pädagoge

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Digitalisierung: verstärkte Computerisierung aller Bereiche des Lebens beinhaltet den Wandel zum Informationszeitalter

Gleiche Bildungschancen für alle?

gravierend: schwerwiegend

D2: Chancengleichheit im österreichischen Bildungswesen – Österreichischer Expertenbericht des bifie (2010)

Das Ideal einer gleichen Bildung für alle ist nichts Neues und wurde bereits 1657 von Comenius vertreten. Gleiche Bildungschancen stellen eine zentrale bildungspolitische Herausforderung gerade in modernen Gesellschaften dar, da heutzutage die Folgen einer nicht eingelösten Chancengleichheit gravierender sind als früher. Da Bildung und Ausbildung immer wichtigere Voraussetzungen für eine gesellschaftliche Teilhabe sind, geht geringe Bildung mit geringer Chance für eine Erwerbstätigkeit einher und deshalb auch mit höheren volkswirtschaftlichen Kosten.

mp eV

Volkswirtschaft: Gesamtheit aller einem Wirtschaftsraum zugeordneten Wirtschaftssubjekte (Haushalte, Unternehmen, Staat)

D2: † Formuliere drei Fragen, die sich aus dem Text ergeben könnten!

Bildungsmobilität: Maßstab, der den Bildungsaufstieg und Bildungsabstieg innerhalb einer Gesellschaft misst

Bildungsmobilität im OECD-Vergleich Bildungsabschluss der 25 – 34-Jährigen im Vergleich zu den Eltern höherer Abschluss gleich niedrigerer Abschluss

61

Südkorea

45

Italien

41

10

Frankreich

40

10

Finnland

39

Österreich

Deutschland

Oly

Tschechien

15

32

USA

Abb. 3: † Analysiere die Grafik nach folgenden Fragestellungen! In welchen Staaten ist der Bildungsaufstieg der Kindergeneration über 30 %? Wie stehen Bildungsaufstieg und Bildungsabstieg in Zusammenhang? † Erläutere anhand der Grafik, warum in Österreich davon gesprochen wird, dass Bildung vererbt wird! † Nimm Stellung, ob diese Behauptung zutrifft!

5

Spanien

OECD-Schnitt

Abb. 2: Karikatur (von Nel, 2016)

3

24 21 19

17

16 23 21 24 12

Abb. 3: Grafik APA (2015) Abb. 2: † MP6 Arbeitet im Team die zentrale Botschaft dieser Karikatur heraus! † Klärt anschließend, welche Wertung der Zeichner vornimmt! Abb. 2 + 3: † Interpretiere diese Karikatur bezogen auf die Daten (Grafik) insbesondere für Österreich und Deutschland! Abb. 3: † MP1 Informiere dich unter dem Stichwort „Schulbildung in Südkorea“ auf planet wissen.de! Beschreibe dann anhand der Informationen, was auf einer Karikatur für Südkorea zu sehen sein könnte!


Gewalt, Gefühle und Einstellungen 51

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

1 Studiere zuerst diese Karikatur und lies den Informationstext dazu! %

erl

Diese Karikatur wurde 1895 in der satirischen Wochenzeitung Simplicissimus, deren Redaktion ihren Sitz in München hatte, veröffentlicht. Einer der bekanntesten Zeichner war Thomas Theodor Heine, der auch das Logo der Zeitschrift, die rote Bulldogge, entwarf.

2 Arbeite heraus, was der Zeichner unter einer „wilden Ehe“ versteht! %%%

mp eV

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Abb. 4: Die kleine Optimistin „Nicht wahr, Mama, so wie ihr, das nennt man eine wilde Ehe?“

____________________________________________________

3 Bestimme, um wen es in diesem Text geht! % __________________________________________________ Q1: Der erste weibliche Arzt – Wiener Sonn- und Montagszeitung (5. 4. 1897)

Oly

Der erste weibliche Arzt hat vor wenigen Tagen an der Wiener Universität den Doctorhut erhalten. Das ist ein hoch bedeutsames Ereigniß, das der Promotor, Professor Exner, mit zündenden Worten feierte. „Mag man,“ sagte er, „über diese Frage denken, wie man will, so viel wird jeder vorurtheilsfreie Denker zugestehen müssen, daß durch Erweiterung des geistigen Gesichtskreises der Frauen auch das gesammte Volk auf ein höheres intellectuelles und moralisches Niveau emporgehoben werden wird. Da nun Frauen an Intelligenz und Willenskraft den Männern nicht nachstehen, so ist nicht einzusehen, weshalb den Frauen höhere Berufskreise verschlossen bleiben sollen [...].“ Diesen zweifellosen richtigen Gesichtspunkten möchten wir, da es sich um einen weiblichen Arzt handelt, noch eine Bemerkung hinzufügen. [...] Wir können nur wiederholen was wir bei früheren Gelegenheiten hervorhoben: Jahr für Jahr sind Opfer zu beklagen, die nur darum zugrunde gingen, weil sie aus Schamgefühl bei männlichen Aerzten keine Hilfe suchen wollten und bei Frauen sie nicht finden konnten, weil es bei uns bisher keine weiblichen Aerzte gab.

4 Unterstreiche im Text, welche Argumente für den Universitätszugang von Frauen angeführt werden! %%

5

MP2 Rekonstruiere, welches Frauenbild den Lesern und Leserinnen vermittelt wurde! Kreuze dazu an! %%% Frauen und Männer sind gleichberechtigt. Die Frau soll sich dem Mann unterordnen. Frauen sind von Natur aus dem Mann geistig unterlegen. Frauen verfügen über dieselbe Intelligenz wie Männer.

6 Besprich deine getroffene Einschätzung mit einem Mitschüler/einer Mitschülerin! %%%% Welche Gemeinsamkeiten und welche Unterschiede zeigen sich?


52 Gewalt, Gefühle und Einstellungen

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe! „Die Presse“! %%%% Tipp: Die Fragestellungen helfen dir dabei!

ag

7 Nimm in mindestens zehn Sätzen Stellung zu diesem Artikel über die Koedukation aus der Tageszeitung D3: Koedukation: Der Kampf um die Geschlechter von Rosa Schmidt-Vierthaler (4. 3. 2011)

renommiert: angesehen, geschätzt PISA: internationale Schulstudien der OECD (Organisation für Entwicklung und Zusammenarbeit)

mp eV

erl

Das derzeitige Schulsystem bringt offenbar für beide Geschlechter Nachteile. Der Ruf nach getrenntem Unterricht für Mädchen und Buben ist dennoch eine Sackgasse, sagen renommierte Wissenschaftler. Alle Jahre wieder erschallt der politische Ruf nach getrenntem Unterricht für Mädchen und Buben. In bestimmten Fächern sei es sinnvoll, getrennt nach Geschlechtern zu fördern, heißt es regelmäßig. Politiker berufen sich hier darauf, dass der gemeinsame Unterricht das Interesse von Mädchen an Technik und naturwissenschaftlichen Fächern sinken lasse. Tests wie PISA zeigen, dass es in Österreich relativ große Unterschiede bei den Leistungen von Mädchen und Buben gibt. In der Mathematik etwa schneiden die Burschen besser ab, das gilt für die Volksschule wie auch für die Sekundarstufe. Bei den Naturwissenschaften sind die Differenzen zu vernachlässigen, im Lesen haben dafür die Mädchen die Nase vorn – und das EU-weit. Der Vorwurf an die Schule lautet deshalb, dass sie für beide Geschlechter Nachteile bringe.

Sekundarstufe: Schulen der 10- bis 14-Jährigen

Welche Argumente gibt es für die Koedukation? Welche Argumente sprechen dagegen? Inwieweit stimmst du dem Vorwurf zu, dass die Schule für beide Geschlechter Nachteile bringt? Begründe deine Meinung!

8 Lies den Artikel 28/3 der UN-Kinderrechtskonvention! Gestalte dann ebenso ein Plakat mit einem einprägsamen Slogan und einer Zeichnung zu den Forderungen! %%%

Oly

Q2: Artikel 28/3 – UN-Kinderrechtskonvention Die Vertragsstaaten fördern die internationale Zusammenarbeit im Bildungswesen, insbesondere um zur Beseitigung von Unwissenheit und Analphabetentum in der Welt beizutragen und den Zugang zu wissenschaftlichen und technischen Kenntnissen und modernen Unterrichtsmethoden zu erleichtern. [...]

Abb. 5: Plakat der Initiative gegen Kinderarmut/Art. 28/1 (2017)

Artikel 28/3 der UN-Kinderrechtskonvention


Gewalt, Gefühle und Einstellungen 53

ag

3. GERICHT UND GERICHTSSTRAFEN IN DER NEUZEIT

Gerichtsbarkeit und Strafen

Verlies: unterirdisch liegender, schwer zugänglicher Raum, der als Kerker diente komfortabel: mit Komfort (Bequemlichkeit, Annehmlichkeit) ausgestattet

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Über Gefängnisse und deren Haftbedingungen in der Neuzeit ist nur wenig bekannt, da es nur selten Quellen dazu gibt. Bekannt ist allerdings, dass in der Geschichte der Rechtsprechung viele Personen und Behörden die Befugnis hatten, Recht zu sprechen. So gab es unter anderem kaiserliche und königliche Gerichte. Auch Fürsten und Städte hatten eigene Gerichte. Eine besondere Bedeutung kam den kirchlichen Gerichten zu. Diese unterteilten sich in Bischofsgerichte und Gerichte der Inquisition. So unterschiedlich wie die Gerichte waren auch die Strafen, die verhängt wurden.

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Bei einfachen Vergehen wurde der Straftäter vom Richter ermahnt oder zu einer Geldstrafe verurteilt. Konnte er diese nicht bezahlen, drohte ihm eine Haftstrafe. Haftstrafen waren damals aber nicht häufig. Gefängnisse waren vor allem dazu da, um auf die Gerichtsverhandlung oder auf die Vollstreckung eines Gerichtsurteils zu warten. Gefängnisse befanden sich oft in den Türmen der Stadtmauer sowie in einer Burg, oder es handelte sich um Verliese, die in Kellern lagen. Bis 1800 wurde über verurteilte Adelige die Festungshaft verhängt. Der Inhaftierte lebte dabei nicht in einem Gefängnis, sondern verbrachte die Haftzeit in streng bewachten Räumen, meist in einer Burg. Diese Hafträume waren durchaus komfortabel, die Haft für Adelige sollte standesgemäß sein.

Eine der am häufigsten verhängten Strafen war die Verbannung. Diebe und Landstreicher wurde man dadurch los, dass man sie zwang, die Stadt zu verlassen. Mit der Entdeckung neuer Kontinente wurde die Verbannung ausgeweitet. Vor allem in den Mittelmeerländern landeten Kriminelle häufig auf Galeeren, auf denen sie als Ruderer strafweise arbeiten mussten. Auch die Verschickung in Kolonien wurde als Strafe eingesetzt.

standesgemäß: dem sozialen Stand, Status entsprechend Galeere: Schiff mit zum Rudern verurteilten Sklaven, Sträflingen oder Gefangenen

Abb. 1 + 2: † Entscheide, bei welcher dieser Abbildungen es sich um eine Quelle handelt! Abb. 1 Abb. 2 † Begründe deine Entscheidung! Abb. 1: † Benenne Vorstellungen über die Vergangenheit, die in dieser Postkarte zum Ausdruck kommen!

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Seit dem Mittelalter wurden bei kleineren Vergehen Schandstrafen verhängt. Die Verurteilten wurden dabei öffentlich an den Pranger gestellt. Als Zeichen der Schande mussten sie oft Masken oder Gewänder tragen, die auf die Art des Verbrechens hinwiesen. Von den vorübergehenden Menschen ausgelacht und bespuckt, hatten sie dort mehrere Stunden oder Tage zu verbringen. Die am häufigsten verwendete Körperstrafe war die Prügelstrafe. Sie wurde oft zusammen mit anderen Strafen wie Verbannung oder Haft verhängt. Um Wiederholungstäter oder von den Galeeren geflüchtete Sträflinge zu erkennen, wurde den Verurteilten oft ein Zeichen in die Haut gebrannt.

Abb. 2: Mittelalterliche Schandmaske (Museum der Festung Hohensalzburg)

Zoten: derbe, obszöne Witze

In Österreich wurde die Prügelstrafe erst 1867 abgeschafft. Abb. 1: Bestrafung eines Zotenreißers (Postkarte, 1905)


54 Gewalt, Gefühle und Einstellungen

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Eine besonders grausame Methode, um Geständnisse zu erhalten, war die Folter. Diese wurde „Peinliches Verhör“ genannt und in der weltlichen Gerichtsbarkeit seit Anfang des 14. Jh. eingesetzt. Beim Verhör, das durch einen Richter geleitet wurde, fügte man dem Beschuldigten körperliche Schmerzen zu.

willkürlich: beliebig, zufällig

D1: Abschaffung der Folter in Österreich aus www.damals.de (2016) Im Januar 1776 schließlich wurde die Tortur auch auf dem Gebiet der österreichischen Erblande aufgehoben. Dabei hatte Kaiserin Maria Theresia erst 1769 eine „Peinliche Gerichtsordnung“ („Constitutio Criminalis Theresiana“) erlassen, die die Folter zwar gesetzlich klar regelte, aber nicht in Frage stellte. Das Umdenken am Habsburger Hof verdankte sie wohl ihrem Sohn Joseph II. und nicht zuletzt auch dem Bemühen von Personen wie dem Arzt Ferdinand von Leber, der sich immer wieder gegen die Folter empört hatte, „weil Unschuldige, überwältigt von der Heftigkeit der Schmerzen, sich zu Verbrechen bekannten, die sie nie begangen hatten“.

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Erblande: Stammland einer Dynastie Tortur: Folter

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Abb. 3: Peinliches Verhör (Holzschnitt, 1509)

Im Laufe der frühen Neuzeit setzte sich die Befragung unter Folter im Heiligen Römischen Reich immer mehr durch. Da es zu Beginn keine gesetzlichen Regeln für die Folter gab, lag das Ausmaß der Folter im Ermessen des Richters. Willkürliche Foltern führten aber auch zu Klagen der Gefolterten. Ab 1532 regelte die „Peinliche Gerichtsordnung“ die Verhängung, Anwendung und den Ablauf der Folter. Erst unter Maria Theresia (1717 – 1780) wurde die Folter für die österreichischen Erblande abgeschafft.

Q1: UN-Menschenrechtskonvention (1948) Art. 5: Niemand darf der Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen werden.

Die Inquisition stellte in der frühen Neuzeit ein Prozessverfahren der römischkatholischen Kirche dar, mit dem Straftaten aufgedeckt werden sollten, die mit dem katholischen Glauben in Zusammenhang standen. Dazu zählte die Verfolgung von Ketzern und ab der frühen Neuzeit auch die von Protestanten.

Das Strafrecht verändert sich

Die Ideen der Aufklärung bewirkten auch eine umfassende Veränderung des Rechtssystems. Im 18. und 19. Jh. wurden Strafen immer weniger als körperliche Sühne für begangene Verbrechen gesehen. Vielmehr ging es um die Frage, ob und wie die Strafe den Täter „verbessern“ könnte. Damit änderten sich auch die Formen der Bestrafung. Todesstrafen wurden zunehmend als grausam empfunden, sodass Freiheitsstrafen an Bedeutung gewannen.

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D1: † Erläutere, welche Einstellung zur Folter Maria Theresia noch 1769 hatte! † Interpretiere die Aussage Ferdinands von Leber hinsichtlich der Aussagekraft von Geständnissen unter Folter! Q1 + D1: † Vergleiche die unterschiedlichen Sichtweisen bezogen auf Folter!

Für schwere Verbrechen gab es die Todesstrafe. Hinrichtungen wurden meist öffentlich vollzogen, um bei den Zuschauern und Zuschauerinnen eine abschreckende Wirkung zu erzielen.

Sühne: eine Schuld durch eine Ausgleichsleistung aufheben

So wurde ab 1871 in Österreich nur mehr bei Mord die Todesstrafe verhängt, wobei von den verurteilten Tätern nur ca. drei Prozent hingerichtet wurden. Die Hinrichtungen fanden auch nicht mehr öffentlich statt, sondern wurden in den Gefängnissen vollstreckt. Hingegen waren die Prozesse und Urteilsverkündungen nun öffentlich zugänglich.


Gewalt, Gefühle und Einstellungen 55

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4. RECHTSSTAAT UND DEMOKRATIE Österreich ist ein Rechtsstaat

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Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs (1918) zerfiel der Vielvölkerstaat ÖsterreichUngarn. Die nichtdeutschsprachigen Gebiete spalteten sich ab und gründeten eigenständige Republiken. Am 12. Oktober 1918 wurde die Republik Deutschösterreich ausgerufen, 1919 wurde der Name auf Republik Österreich geändert. Damit war der Weg zum österreichischen Rechtsstaat und zur Demokratie verbunden. In einem Rechtsstaat wird das Zusammenleben der Menschen durch Regeln geordnet. Diese Regeln sind in Gesetzen festgeschrieben. Die Grundlage des österreichischen Rechtsstaates ist die österreichische Bundesverfassung.

Merkmale eines Rechtstaates

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GESETZE müssen von allen Menschen, die in einem Staat leben, aber auch vom Staat selbst und den ausführenden Organen, eingehalten werden. Gesetze dürfen aber die Menschenrechte nicht verletzen. Die Einhaltung der Gesetze wird kontrolliert. GERICHTE bieten den Menschen die Möglichkeit, ihr Recht durchzusetzen. In den Gerichten werden die Entscheidungen von unabhängigen Richtern und Richterinnen getroffen. Niemand darf ihnen Anweisungen geben. Der Verfassungsgerichtshof und der Verwaltungsgerichtshof kontrollieren, dass staatliche Behörden ebenfalls die Gesetze einhalten.

Abb. 1: Schüler/innen auf der Rednerbühne mit Regierungsbank im Plenarsaal des Parlaments (2014) Plenarsaal: Saal für Plenarversammlungen (= Versammlung, an der alle Mitglieder teilnehmen können)

Das Prinzip der GEWALTENTRENNUNG ist ein weiteres wesentliches Merkmal eines Rechtsstaates. In einem Staat gibt es drei wichtige Gewalten:

GESETZGEBENDE GEWALT

AUSFÜHRENDE GEWALT

RECHTSPRECHENDE GEWALT

Legislative

Exekutive

Judikative

Das Parlament, das vom Volk gewählt wird, erlässt Gesetze.

Die Regierung verwaltet den Staat und ist für die Umsetzung der Gesetze zuständig.

Unabhängige Gerichte sind für die Rechtsprechung zuständig.

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Diese drei Gewalten müssen in einem Rechtsstaat voneinander getrennt sein. Damit wird sichergestellt, dass Gesetze eingehalten und nicht willkürlich ausgelegt werden können.

Grundrechte in der 2. Republik 2 2 2 2 2 2

Wahlrecht Gleichheit vor dem Gesetz freie Wahl des Aufenthaltsortes Freiheit der Berufswahl Recht auf Datenschutz Recht auf die Unverletzlichkeit des Eigentums

2 2 2 2 2

Meinungs- und Pressefreiheit gleicher Zugang zu öffentlichen Ämtern Recht auf Bildung Rechte der Minderheiten Versammlungsfreiheit


56 Gewalt, Gefühle und Einstellungen

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

AMNESTY INTERNATIONAL

TODESSTRAFE

Heute ist die Todesstrafe in vielen Staaten bereits abgeschafft. Amnesty International setzt sich weltweit für die gänzliche Abschaffung der Todesstrafe ein. AI bringt folgende Argumente gegen die Todesstrafe vor: Diese verletzt das grundlegende Recht auf Leben sowie das Recht auf körperliche Unversehrtheit. Viele Unschuldige werden zum Tode verurteilt, weil Fehler bei den Gerichtsverfahren passieren können. Außerdem werden Todesurteile häufig über politische Gegner verhängt. In Österreich wurde die Todesstrafe 1968 endgültig abgeschafft.

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1961: In London wurde „Amnesty International“/ai (amnesty=Begnadigung) gegründet. Weltweit setzt sich ai für die Menschenrechte ein, wobei sich die Organisation auf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte beruft. Als Inspiration für ihr Logo diente das Sprichwort: „Es ist besser eine Kerze anzuzünden, als sich über die Dunkelheit zu beklagen.“

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jeweils eine Frage zu jedem Text! %%

ag

1 Lies zuerst diese zwei Kurzinformationen und unterstreiche die wesentlichen Inhalte! Formuliere dann

F1: ________________________________________________________________________________________ F2: ________________________________________________________________________________________

2 Entwirf ein Plakat gegen Folter oder die Todesstrafe auf einem Zeichenblatt! Diese Vorlagen von Amnesty International helfen dir dabei! Entwickle selbst einen Slogan oder benutze die hier angegebenen Zitate! %%%%

Warum töten wir Menschen, die Menschen töten, um den Menschen zu zeigen, dass Töten falsch ist? (AI)

Oly

Irren ist menschlich. Die Todesstrafe nicht. Sie ist ein unmenschlicher Irrtum, unwürdig einer zivilisierten Gesellschaft. (AI)

3 MP1 Kleines Rechtslexikon – Verfasse eine kurze Definition mit maximal zwei bis drei Sätzen und arbeite dabei vor allem die Unterschiede heraus! %% Gehe dazu im Internet auf folgende Seite: www.politik-lexikon.at/!

Verwaltungsgerichtshof: ____________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________________ Verfassungsgerichtshof: _____________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________________


Revolutionen, Widerstand, Reformen 57

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1. DIE AUFKLÄRUNG Im 18. Jh. vertraten einige Philosophen, die Aufklärer genannt wurden, die Ansicht, dass der Mensch nicht nur die Natur erforschen sollte. Vielmehr sollte es die Aufgabe des Menschen sein, das Leben aller Individuen zu verbessern. Für diese Aufklärer besaß jeder Mensch ein natürliches Recht auf Freiheit.

Philosoph: griechisch „Freund der Weisheit“, der sich mit vielen Fragen des Lebens beschäftigt

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Die Aufklärer waren gegen soziale Ungerechtigkeit. Deshalb traten sie gegen die absolute Herrschaft der Könige und gegen die Allmacht der Kirche ein. Sie setzten sich für die Rechte der ungebildeten und unterdrückten Menschen ein.

Forderungen der Aufklärer

Jeder Mensch soll das Recht besitzen, seine Religion frei zu wählen.

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Alle Menschen sollen vor dem Gesetz gleich sein. Jeder Mensch soll ein Recht auf Schulbildung haben. Jeder Mensch soll sich nur von seinem Verstand leiten lassen. Hexenprozesse und die Folter sollen abgeschafft werden.

Jeder Mensch soll frei seine Meinung sagen können.

Der Mensch wird frei geboren, doch überall ist er in Ketten!

Jean-Jacques Rousseau

Kranke und Arme sollen ein Recht auf Hilfe haben.

Der König ist nicht von Gott auserwählt, sondern soll vom Volk bestimmt werden.

Habe Mut, dich deines Verstandes zu bedienen!

Ein Einzelner soll nicht die gesamte Macht im Staat haben D Gewaltentrennung.

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Die Ideen der Aufklärung fanden vor allem beim Bürgertum großen Anklang. Ärzte, Anwälte und Lehrer lasen die Schriften der Aufklärer und verbreiteten die Ideen weiter. Die meisten absoluten Herrscher, die Adeligen und die Kirchenfürsten waren gegen diese neuen Gedanken.

Aufklärung und Schule

Nur die Burschen aus reichen Familien besuchten eine Schule, während die Mädchen zu Hause unterrichtet wurden. Die Kinder der armen Leute besuchten höchstens die Volksschule. Auch die Schulmeister in den Dorfschulen hatten keine besonders gute Ausbildung. Oft konnten sie selbst nur mangelhaft lesen und schreiben.

Eine der wichtigsten Forderungen der Aufklärer lautete deshalb: Alle Menschen haben ein Recht auf Schulbildung. Jeder Mensch sollte seinen Geist benutzen und selbständig Entscheidungen treffen können. Immanuel Kants Forderung „Habe den Mut, dich deines Verstandes zu bedienen“ war einer der wichtigsten Leitsätze der Aufklärung. Wissen und Bildung sollten Unterdrückung und Not beseitigen.

Immanuel Kant

Es ist klar, dass jeder, der einen Menschen wegen seiner abweichenden Meinung verfolgt, eine erbärmliche Kreatur ist.

Voltaire Abb. 1: Berühmte Aufklärer

Abb. 1: † Diskutiert in der Klasse darüber, welche Bedeutung diese Aussprüche der Aufklärer für unsere Gesellschaft haben! Bezieht auch die wesentlichen Forderungen der Aufklärer in eure Diskussion mit ein!


58 Revolutionen, Widerstand, Reformen Aufklärung – auch für die Frau?

ag

Q1: Rousseau über die Ziele der Erziehung von Mädchen (1762) Da Mann und Frau in Charakter und Temperament nicht gleich geartet sind, noch sein sollen, dürfen sie auch nicht die gleiche Erziehung erhalten. […] Vielmehr ist die Erziehung der Frauen schon früh und umfassend auf die Bedürfnisse der Männer auszurichten: „Ihnen gefallen und nützlich sein, ihnen liebens- und achtenswert sein, sie in der Jugend erziehen und im Alter umsorgen, sie beraten, trösten und ihnen das Leben angenehm machen und versüßen, das sind zu allen Zeiten die Pflichten der Frau […].“

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Q1: † Lege dar, weshalb Rousseaus Sichtweise von Erziehung im Widerspruch zu einer wesentlichen Forderung der Aufklärung steht! † Erörtert gemeinsam, welche Argumente gegen Rousseaus Sichtweise sprechen! † Besprecht anschließend, ob und welche Unterschiede es heute in der Erziehung von Mädchen und Buben gibt!

Die Forderung nach Bildung galt in der Zeit der Aufklärung nur für Knaben. Mädchen sollten zu Hause auf den Beruf der Ehefrau und Mutter vorbereitet werden. Das galt damals als der „wahre Beruf der Frau“.

Aufklärung und Kirche

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Die Aufklärer stellten sich nicht grundsätzlich gegen die Kirche. Aber sie waren gegen jede Form von Aberglauben, gegen Hexenprozesse und gegen die geistige Bevormundung der Menschen durch die Kirche. Sie forderten religiöse Toleranz: Demnach sollte jeder Mensch frei seine Religion wählen können und wegen dieser Religion nicht verfolgt werden.

aufgeklärter Absolutismus: Die Herrschenden führten Reformen durch, die das Leben der Untertanen verbessern sollten; das Volk durfte aber nicht mitbestimmen.

Grundbuch: Liste aller Grundstücke, in der die Eigentümer angegeben sind

Die Aufklärung in Europa

Die Ideen der Aufklärung hatten im Europa des 18. Jh. großen Einfluss auch auf einige absolute Herrscher. Sie führten zwar in ihren Ländern Reformen durch, doch an ihrer absoluten Macht hielten sie fest. Daher nennen Historiker und Historikerinnen diese Regierungsform aufgeklärten Absolutismus. Herrscher des aufgeklärten Absolutismus waren Friedrich II. von Preußen, Katharina II. von Russland und Maria Theresia von Österreich sowie ihr Sohn Joseph II.

Reformen am Beispiel Maria Theresias

Maria Theresia erkannte, dass in ihrem Reich Reformen notwendig waren und beauftragte ihre Berater mit umfassenden Neuerungen. Diese mussten oft gegen den Widerstand des Adels durchgesetzt werden.

Oly

Steuerreform Um genaue Aufzeichnungen über mein Land zu erhalten, ließ ich eine Volkszählung durchführen. Alle Häuser wurden nummeriert und in ein Grundbuch eingetragen. Auch Adelige und Geistliche mussten nun für ihren Grundbesitz Steuern bezahlen.

Schulreform In Österreich waren viele Menschen Analphabeten. Ich führte deshalb 1774 die Unterrichtspflicht ein. Mit dieser Reform wollte ich den Bildungsstand meiner Untertanen heben.

Abb. 2: Maria Theresia (Ölgemälde, 1759)

Verwaltungsreform Mit der „Haus- Hof- und Staatskanzlei“ in Wien gründete ich eine zentrale Verwaltungsstelle. Alle wichtigen Entscheidungen für die Erblande und Böhmen wurden nun in Wien getroffen.

Heeres- und Rechtsreformen Ich gründete die Militärakademie in Wiener Neustadt und führte die lebenslange Wehrpflicht für Bauernsöhne und Taglöhner ein. Die Adeligen verloren das Recht, willkürlich über ihre Untertanen zu richten. Unter meiner Herrschaft wurde auch die Folter abgeschafft.


Revolutionen, Widerstand, Reformen 59 Der älteste Sohn Maria Theresias, Joseph II. (1741 – 1790), war bereits seit 1765 Kaiser des Römischen Reiches deutscher Nation und Mitregent seiner Mutter. 1780 übernahm er nach dem Tod seiner Mutter die Herrschaft in Österreich.

„Alles für das Volk, nichts durch das Volk“

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Joseph II. war ein überzeugter Anhänger der Aufklärung. Er wollte die Lebensbedingungen seiner Untertanen verbessern. Um Land und Leute näher kennen zu lernen, unternahm er zahlreiche Reisen. Oft fuhr er inkognito in seiner Kutsche als Graf Falkenstein durch sein Land. Joseph II. sah sich als ersten Diener des Staates.

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Ein aufgeklärter Herrscher – Joseph II.

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Dieser Satz beschreibt die Regierungsweise Josephs II. Seine Reformen sollten Verbesserungen für das einfache Volk bringen. Er traf aber alle Entscheidungen, ohne die betroffenen Menschen um ihre Meinung zu fragen. Viele seiner Reformen lösten daher Widerstände aus und mussten durch seinen Nachfolger, Kaiser Leopold II. (1747 – 1792), wieder zurückgenommen werden.

Reformen Josephs II.

Abb. 3: Joseph II. mit seinem Bruder Leopold in Rom (Ölgemälde, 1769, KHM)

Toleranzpatent

Durch das 1781 erlassene Toleranzpatent wurde evangelischen und orthodoxen Christen erlaubt, ihren Glauben durch das Bauen von Kirchen (ohne Türme) offen zu bekennen. Ebenso durften sie Schulen einrichten. Später wurde auch den jüdischen Einwohnern die freie Religionsausübung ermöglicht. Sie mussten nicht mehr in bestimmten Stadtvierteln (Ghettos) wohnen und vorgeschriebene Kleidungsstücke tragen. Auch durften sie nun ein Handwerk erlernen.

Untertanenpatent

Mit dem ebenfalls 1781 erlassenen Untertanenpatent hob Joseph II. die Leibeigenschaft der Bauern auf. Sie waren nun persönlich frei, konnten auch ohne Einwilligung des Grundherrn heiraten sowie ihren Beruf und ihren Wohnort frei wählen. Die Abhängigkeit vom Grund und Boden ihres Herrn (Grunduntertänigkeit) blieb aber weiterhin bestehen.

inkognito: unter falschem Namen Patent: hier R eine königliche Verordnung

Q2: Handbillet Joseph II. (1786) 2. (Muss) in Einem Bette niemals mehr als Ein Kind liegen und nicht, wie es bisher geschehen ist, 4, auch 5 zusammengelegt werden. […] 3. Sind die Kinder alle Wochen wenigstens Einmal durch Waschen und Kämmen zu reinigen und zu säubern.

Oly

Kirchliche Reformen

Joseph II. verbot mit einem Erlass 1782 alle katholischen Klöster, die keine „nützliche“ Tätigkeit ausübten. Nur Klöster, die eine Schule betrieben, oder sich um Arme und Kranke kümmerten, durften weiterbestehen. Mit dem Geld der geschlossenen Klöster ließ Joseph neue Pfarrkirchen bauen. Keiner seiner Untertanen sollte länger als eine Stunde gehen, um eine Kirche zu erreichen. Durch die Schließung der Klöster gingen aber viele wertvolle alte Handschriften und kostbare Bücher verloren, da man sie als nicht notwendig betrachtete.

Q 2: † Ermittle mögliche Gründe für die Hygienetipps Joseph II.! † Vergleiche die beschriebenen Tipps zur Gesundheitspflege mit den heutigen Standards in deinem Umfeld!

Soziale Reformen

Seine besondere Aufmerksamkeit schenkte Joseph II. der einfachen Bevölkerung. In Wien ließ er das Allgemeine Krankenhaus, Schulen sowie Armen- und Waisenhäuser bauen.

Waisenhaus: Heim für Kinder, die keine Eltern haben


60 Revolutionen, Widerstand, Reformen

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

1 Ermittle die Hauptaussage dieses Fachtextes und notiere sie rechts in einem Satz! %%% Hauptaussage:

D1: Das Zeitalter des aufgeklärten Absolutismus von Karl Vocelka (2002)

_________________________________________ _________________________________________ _________________________________________

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Doch die territoriale Erweiterung der Monarchie war nicht die wichtigste Veränderung dieser 52 Jahre von 1740 bis 1792. Bedeutende Weichenstellungen erfolgten in der Regierungszeit Maria Theresia und ihrer Söhne Joseph II. und Leopold II., die für die Habsburgermonarchie wesentliche Modernisierungs- und Zentralisierungsimpulse setzten. Die traditionelle Bezeichnung als Zeitalter des „aufgeklärten Absolutismus“ zeigt gut die beiden Facetten, welche die Epoche charakterisieren. [...] Die Maßnahmen der Herrscher muten uns moderner an, sie sind rationaler als die der Generationen davor: Einer der wichtigsten Grundsätze aller Neuordnung war der Gedanke für das Wohl des Staates und seiner Bevölkerung. Damit gingen aber auch Gedanken einher, die mehr vom Absolutismus als von der Aufklärung geprägt waren. Die Herrscher versuchten eine Vereinfachung der Verwaltung und eine Zentralisierung des Staates durchzusetzen. In dieser Hinsicht steht das Zeitalter Maria Theresias und ihrer Söhne in keinem Gegensatz zum Absolutismus, sondern war eher dessen Fortsetzung und Höhepunkt. Der Gedanke der immer lückenloser werdenden Überwachung der Untertanen war damit auf Engste verbunden. [...] Eines kann man zusammenfassend sagen: Das Eigenschaftswort „aufgeklärt“ darf über das Hauptwort „Absolutismus“ nicht hinwegtäuschen.

_________________________________________ _________________________________________

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zentralisieren: einer zentralen Leitung, Verwaltung und Gestaltung unterwerfen Impuls: Anstoß, Anregung Facetten: Teilaspekte anmuten: einen bestimmten Eindruck machen rational: vernünftig, sinnvoll

2 Markiere nun im Text die sechs angeführten Merkmale des aufgeklärten Absolutismus und schreibe sie hier auf! %%%%

______________________________________________________________________ ______________________________________________________________

Oly

_________________________________________________________ ______________________________________________________ _____________________________________________________ _____________________________________________________

3 Rekonstruiere anhand des Textes das Selbstverständnis der aufgeklärten Herrscher/innen gegenüber dem Staatsvolk! Trage dann die Kernaussage deiner Überlegungen auf dieser Medaille, die Joseph II. 1792 zeigt, als Leitspruch ein! %%%%%


Revolutionen, Widerstand, Reformen 61

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

4 Arbeite anhand der angeführten Reformen Maria Theresias heraus, welche Forderungen der Aufklärer dadurch erfüllt wurden! Notiere deine Ergebnisse in Stichworten! %% REFORM

FORDERUNG DER AUFKLÄRER

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Schulreform Steuerreform Rechtsreformen

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5 Lies zuerst den Informationstext zu diesem Bild, um die folgenden Aufgaben lösen zu können! Dann studiere alle Details des Gemäldes!

Oly

Dieses Bild stammt von dem Schweizer Maler Albert Anker (1831 – 1910). Er gilt als bedeutender Maler von Kinderdarstellungen. Dieses Gemälde stellte er 1896 her. Es befindet sich im Kunstmuseum Basel. Das Bild hat die Maße 104 x 175,5 cm und ist mit Ölfarben auf Leinwand gemalt.

6 Beschreibe

nun, was du auf dem Bild erkennen kannst, in deinem Heft mit mindestens 60 Wörtern! %%% Du könntest so beginnen: Auf

7 Ziehe

dem Bild ist ein Klassenraum zu sehen ...

einen Vergleich zu deiner Schule/Klasse in deinem Heft! Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu dem Bild von Albert Anker fallen dir auf? %%%%


62 Revolutionen, Widerstand, Reformen

8 Lies zunächst die drei Informationstexte aufmerksam durch!

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Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe! UNICEF, 2016: Nach wie vor sterben jeden Tag rund 18.000 Mädchen und Buben, oder anders gesagt alle fünf Sekunden ein Kind. Insgesamt geht der Fortschritt viel zu langsam voran: Das große Ziel der Weltgemeinschaft, die Kindersterblichkeit bis 2015 um zwei Drittel zu senken, wird deutlich verfehlt.

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UNESCO, 2016: Etwa 781 Millionen Menschen weltweit sind Analphabeten, fast zwei Drittel von ihnen sind Frauen. Der größte Anteil der Analphabeten, 557 Millionen, verteilt sich auf nur zehn Länder. Allein in Indien leben 37 Prozent der weltweiten Analphabeten, dort können rund 287 Millionen Menschen weder lesen noch schreiben.

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AMNESTY INTERNATIONAL, 2016: 1966 wurde dieses Recht, das unserem menschlichen Miteinander zugrunde liegt, in einem rechtsverbindlichen internationalen Abkommen, dem Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte, durch ein ausdrückliches und umfassendes Verbot der Folter und anderer Formen der Misshandlung festgeschrieben. […] (Heute) ist Folter nicht nur weiterhin existent, sie ist sogar auf dem Vormarsch. […] In den vergangenen fünf Jahren hat Amnesty International über Fälle von Folter und anderen Formen der Misshandlung in 141 Ländern berichtet. In einigen Ländern wurde Folter routinemäßig und systematisch angewandt, in anderen wurden Einzel- und Ausnahmefälle dokumentiert. Bewerte angesichts dieser Informationen die Frage, inwieweit die Forderungen der Aufklärung heutzutage verwirklicht sind! %%%

Oly

Ich finde,


Revolutionen, Widerstand, Reformen 63

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

10 Arbeite aus dem folgenden Text drei Beispiele heraus, anhand derer die Grundzüge der Aufklärung beschrieben werden! %%%%

Despot: unumschränkt Herrschender

Atheismus: Weltanschauung, die die Existenz (eines) Gottes verneint bzw. bezweifelt

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D2: Die Kritik an der Gesellschaft Die neuen Ideen beschränkten sich nicht allein auf die Erziehung, sondern stellten auch andere gesellschaftliche Zustände in Frage. In Frankreich wuchs die Kritik am Einfluss von Adel und Geistlichkeit auf den König, der immer mehr als Despot angesehen wurde. Damit begann das „Zeitalter der Aufklärung“, das ungefähr die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts umfasst, als die Gesellschaftskritik immer mehr an Boden gewann. [...] Für die Philosophen der Aufklärung bestand die erste Aufgabe der Regierungen darin, sich um das Wohlergehen ihrer Völker zu kümmern, die individuelle Freiheit der Untertanen so wenig wie möglich anzutasten und die freie Religionsausübung zu gewährleisten. [...] Nach dem Vorbild Josephs II. in Österreich übten die Herrscher Einfluss, ja sogar Kontrollrechte gegenüber der Kirche aus und setzten deshalb ihre Vorstellungen von religiöser Toleranz im kirchlichen Leben zunehmend durch. Glaubensfreiheit bedeutete indes keineswegs Gleichheit in Bezug auf die bürgerlichen Rechte. Denn obwohl Rousseau den Atheismus salonfähig gemacht hatte, galt die Religionsfreiheit, die später sogar in die Erklärung der Menschenrechte aufgenommen wurde, noch viele Jahre lang für den jüdischen Glauben nicht. Aus: Delouche, Frederic (Hg.): Das Europäische Geschichtsbuch. Von den Anfängen bis ins 21. Jahrhundert. Stuttgart (1992), S. 268.

salonfähig: akzeptabel, respektabel; in den Rahmen einer Gesellschaft passend

Beispiel 1: ______________________ _________________________________ _________________________________ _________________________________ _________________________________

Beispiel 2: ________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________________ Beispiel 3: ________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________________

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11 Lies D2 nochmals und überprüfe dann, inwiefern der Titel des Textes mit dem Inhalt übereinstimmt! Kreuze an und begründe deine Entscheidung! %%% stimmt überein, weil ____________________________________________________________________

___________________________________________________________________________________________ stimmt nicht überein, weil ________________________________________________________________

___________________________________________________________________________________________


64 Revolutionen, Widerstand, Reformen

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

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12 Lies den folgenden Fachtext aus einem Geschichtsbuch zuerst aufmerksam durch!

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D3: Die Reaktionen der Monarchien auf den Geist der Aufklärung Trotz der Kritik der aufgeklärten Denker blieb die auf dem Gottesgnadentum ruhende absolute Monarchie, die Ludwig XIV. von 1661 bis 1715 verkörperte, die traditionelle staatliche Organisationsform. Republiken und parlamentarische Monarchien bildeten die Ausnahme. Der Herrscher leitete seine Macht und seine Legitimität aus der Gnade Gottes ab. [...] Der Fürst umgab sich mit Ministern und Beratern für besondere Angelegenheiten, die vor allem aus dem Adel stammten, damit diese ihn bei seinen Aufgaben unterstützten. In ganz Europa war das 18. Jahrhundert durch die Zentralisierung der Staatsgewalt gekennzeichnet. [...] Einige Herrscher, die ihre Politik wirkungsvoller gestalten wollten oder das Wohl des Volkes im Blick hatten, verfolgten eine von der Aufklärung beeinflusste Modernisierungspolitik. [...] Diese Herrscher waren Vertreter des aufgeklärten Absolutismus. Sie rationalisierten die Verwaltung und das Rechtssystem. Joseph II. schaffte die Folter und die Todesstrafe ab. 1781 veröffentlichte er für Protestanten, Orthodoxe und Juden ein Toleranzpatent und ordnete die Schließung der Klöster an, die er für sozial nutzlos hielt. [...] Doch die autoritär durchgeführten Reformen trafen auf zahlreiche Widerstände. So führte die antiklerikale Politik Josephs II. 1787 zum Aufstand der österreichischen Niederlande. Die Zeit war noch nicht reif für politische Freiheit und Demokratie.

Legitimität: Rechtmäßigkeit der Staatsgewalt autoritär: diktatorisch, von oben angeordnet antiklerikal: kirchenfeindlich

Aus: Bendick Rainer (Hg.): Historie/Geschichte. Europa und die Welt von der Antike bis 1815. Stuttgart/Leipzig (2012), S. 184.

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Vergleiche nun D2 und D3! Unterstreiche mit diesen drei unterschiedlichen Farben jene Textstellen, die folgende Schlagworte des aufgeklärten Absolutismus beschreiben! %%% Einfluss des Adels auf den Herrscher

Politik zum Wohlergehen des Staatsvolkes

religiöse Toleranz und ihre Folgen

14

Erläutere, welche Auswirkungen die Reformen Josephs II. auf folgende Bevölkerungsgruppen hatten! %%%% Auswirkungen

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BAUERN

GRUNDBESITZER

EINFACHE PRIESTER HOHER KLERUS

15 Diskutiert in der Klasse darüber, warum einige der Reformen Josephs II. beim Volk unpopulär

(= nicht beliebt) waren und zurückgenommen werden mussten! Sammelt dabei eure Ergebnisse im Klassenplenum! %%%%%


Revolutionen, Widerstand, Reformen 65

Frankreich vor der Revolution

ag

2. DIE FRANZÖSISCHE REVOLUTION

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Während in einigen europäischen Ländern aufgeklärte Herrscher und Herrscherinnen Reformen durchführten, welche die Lebenssituation der Bevölkerung zumindest teilweise verbesserten, herrschten die französischen Könige weiterhin absolut. Die Lage der Bevölkerung verschlechterte sich auch durch Missernten, die zu enormen Preissteigerungen führten. Hungersnöte und Plünderungen in den Städten waren die Folge.

Auch die Ausgaben für Armee, prunkvolle Hofhaltung und Straßenbau waren deutlich höher als die Einnahmen des Staates. Da Frankreich vor dem Bankrott stand, berief König Ludwig XVI. nach mehr als 150 Jahren am 5. Mai 1789 die Generalstände ein.

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Die Abgeordneten der drei Stände trafen sich in Versailles, doch die Beratungen scheiterten, da der 3. Stand auf einer Abstimmung nach „Köpfen“ bestand und nicht nach „Ständen“. So bestand der 3. Stand aus 600 Abgeordneten, der 1. und der 2. Stand aus jeweils 300 Abgeordneten. Aus Protest erklärten sich die Abgeordneten des 3. Standes zum alleinigen Vertreter der Mehrheit des Volkes und bildeten eine Nationalversammlung.

Der Ausbruch der Revolution …

Um die neu gegründete Nationalversammlung zu unterstützen, kam es zu gewaltsamen Aufständen in Paris und in den Provinzen. Die Revolution brach aus!

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Am 14. Juli 1789 stürmte das Volk von Paris das Staatsgefängnis – die Bastille. Dieser Tag ist in Frankreich bis heute Nationalfeiertag.

Abb. 2: Sturm auf die Bastille (zeitgenössisches Ölgemälde eines unbekannten französischen Malers, Versailles)

Abb. 1: Der Bauer trägt Adel und Klerus auf seinem Rücken (Radierung, 1789)

Abb. 1: † MP6 Bearbeite diese Karikatur mit Hilfe des Fragencorners 10! † Erörtere, auf welche Ereignisse oder Zustände sich der Zeichner bezogen hat! Beziehe dich dabei auf den Fließtext! † Diskutiert in der Klasse, inwieweit der Karikaturist eine Bewertung vornimmt und wenn ja, welche! † Stellt Bezüge zur Gegenwart her! Wie würdet ihr eine Karikatur für unsere Gesellschaft gestalten?

Bankrott: Zahlungsunfähigkeit Generalstände: Versammlung der Vertreter der drei Stände Nationalversammlung: Vertretung des Volkes


66 Revolutionen, Widerstand, Reformen Die Schlagworte der Französischen Revolution lauteten:

liberté egalité fraternité

Freiheit

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Abb. 3: † Diskutiert im Klassenplenum, welche Bedeutung die Schlagwörter der Französischen Revolution in Gegenwart und Zukunft besitzen!

Gleichheit

Brüderlichkeit

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Abb. 3: Flagge der Revolution mit den Schlagwörtern

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Eine Lebensmittelknappheit ließ im Oktober den Zorn auf Ludwig XVI. und seine Frau Marie Antoinette, eine Tochter Maria Theresias, wieder aufflammen. 6 000 bewaffnete Frauen zogen nach Versailles, um Brot für das Volk zu fordern. Sie zwangen die Königsfamilie, nach Paris zurückzukehren, und stellten sie unter die Aufsicht der Pariser Bevölkerung.

Abb. 4: Zug der Pariser Marktweiber nach Versailles am 5. Oktober 1789 (RZ)

… führt zur Erklärung der Menschenrechte …

Die Nationalversammlung beschloss die Menschenrechte und gab Frankreich auch eine Verfassung. Frankreich wurde damit zu einer konstitutionellen Monarchie.

konstitutionell: an eine Verfassung gebunden

LEGISLATIVE

König ernennt und entlässt

Abgeordnete für die Nationalversammlung kontrollieren die Minister und die Gerichte

Minister beaufsichtigen

Beamte für die Verwaltung

Oly

Q1: Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin von Olympe de Gouges (1792) Art. 10: Die Frau hat das Recht, das Schaffott zu besteigen. Gleichermaßen muss ihr das Recht zugestanden werden, eine Rednertribüne zu besteigen. […]

EXEKUTIVE

Q1: MP1 † Recherchiere im Internet unter dem Schlagwort „Olympe de Gouges“, um mehr über das Leben dieser Frau in Erfahrung zu bringen! † Verfasse eine kurze Reportage über ihr Leben!

JUDIKATIVE

Richter und Geschworene

Wahlmänner wählen

Alle Männer über 25 Jahren mit einer Steuerleistung von mindestens drei Arbeitstagen wählen

Abb. 5: Verfassung von 1791

Doch nur die Männer hatten ein Mitbestimmungsrecht im Staat erreicht. Aus Protest gegen diese Ungerechtigkeit verfasste Olympe de Gouges die „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“, in der sie zum ersten Mal auch ein Wahlrecht für Frauen forderte.


Revolutionen, Widerstand, Reformen 67 ... lässt Europa eingreifen...

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König Ludwig XVI. bat Österreich und Preußen um Hilfe. Das revolutionäre Frankreich erklärte daraufhin Österreich und Preußen den Krieg. Österreichische und preußische Truppen marschierten in Frankreich ein.

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Um die Revolution nicht scheitern zu lassen, mussten alle jungen Franzosen zur Waffe greifen. Frankreich führte somit als erstes Land die allgemeine Wehrpflicht ein. Ebenso forderten revolutionäre Frauen die Bildung eines Frauenregiments. Dies wurde aber abgelehnt. Trotzdem traten rund 30 Frauen der Revolutionsarmee bei. Da Frankreich in Gefahr war, strömten aus allen Landesteilen Soldaten nach Paris. Das Marschlied der Soldaten aus Marseilles wurde zum Symbol für die Französische Revolution. Die „Marseillaise“ ist noch immer die französische Nationalhymne.

Der König unternahm einen Fluchtversuch, wurde aber gefangengenommen und am 21. Jänner 1793 hingerichtet. Seine Frau, Marie Antoinette, wurde ebenfalls mit der Guillotine enthauptet. Frankreich war ab nun Republik!

... eine Schreckensherrschaft beginnt...

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Die Revolutionsführer Maximilien de Robespierre und Jean Paul Marat rissen die Macht an sich und errichteten eine Schreckensherrschaft.

Ab dem Sommer 1793 wurden Revolutionsgerichte eingerichtet. Diese fällten von Oktober bis Dezember alleine in Paris 177 Todesurteile. Im Sommer 1794 kam es sogar innerhalb von sechs Wochen zu 1 285 Hinrichtungen. Zu den Opfern zählten nicht nur Adelige, sondern vorwiegend Bürger, Revolutionäre und Bauern.

... die von einem Direktorium abgelöst wird!

Am 27. Juli 1794 endete diese Schreckensherrschaft. Ein Direktorium von fünf Männern übernahm ab nun die Regierungsgeschäfte. Die Zeiten des Terrors waren vorbei.

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Errungenschaften der Revolution Einführung des allgemeinen Wahlrechts (mit Ausnahme der Frauen und Dienstboten; das Frauenwahlrecht wurde in Frankreich erst 1944 eingeführt) Möglichkeit der Ehescheidung für Mann und Frau Einführung des metrischen Systems (Kilogramm und Meter): Zuvor galt das Duodezimalsystem mit zwölf Ziffern als Basis („ein Dutzend“). Einrichtung des Schwurgerichts, bei dem Laienrichter („Geschworene“) über das Urteil entscheiden Einführung von Papiergeld (neben der weiteren Verwendung von Münzen) neue Aufteilung der Regionen Frankreichs in Departements (regionale Verwaltungseinheiten)

Abb. 6: Soldat des Revolutionsheeres (RZ aus einem Jugendsachbuch 2007)

Abb. 6: † MP3 Analysiere diese Darstellung mit Hilfe des Fragencorners 4!

Guillotine: neu entwickelte Tötungsmaschine, die ein rasches Köpfen ermöglichte regional: eine bestimmte Region betreffend

Opfer der Revolution: 2 Rund 50 000 Männer und Frauen wurden hingerichtet – viele davon mit der Guillotine. 2 Die meisten der Opfer waren Handwerker, Händler, Bauern und Revolutionäre, deshalb auch der zeitgenössische Ausspruch: „Die Revolution frisst ihre Kinder“. 2 500 000 Franzosen starben in den Revolutionskriegen gegen Österreich und Preußen.


68 Revolutionen, Widerstand, Reformen

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

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1 Lies dir die folgenden Sachtexte zu Revolution und Reform aufmerksam durch! Dann erstelle in Form einer Tabelle eine Gegenüberstellung von REVOLUTION – REFORM in deinem Heft! Gehe dabei auf wesentliche Merkmale und Unterschiede ein! %%%%

D2: Reform und Reformpolitik – aus dem Hanisauland Internetlexikon (2018)

Reform: Das Wort „Reform“ findet man vor allem in der Politik. Damit wird eine Umgestaltung bezeichnet, mit der man Dinge oder Strukturen verändert, ohne sogleich alles radikal anders zu machen. Reformpolitik: In Zeitungen und im Fernsehen schreiben und reden Journalisten und Politikerinnen oft von „Reformpolitik“. Damit ist gemeint, dass man Dinge neu ordnen oder verbessern will.

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D1: Revolution – aus dem Politik-Lexikon für Kinder (2006) Wenn Menschen sich durch eine bestehende Ordnung, durch ihre Regierung oder ihre Herrscher unterdrückt oder ungerecht behandelt fühlen, sehen sie manchmal keine Möglichkeit mehr für ein besseres Leben. Sie schließen sich zusammen, werden gemeinsam stark und verändern schnell (und oft mit Gewalt) die bestehende Ordnung. Ein solches Handeln nennt man „Revolution“. Dieses französische Wort bedeutet auch „Umwälzung“ (ursprünglich kommt es vom lateinischen Begriff „revolvere“, das heißt „Zurückrollen“). Die bekannteste Umwälzung in der Geschichte ist die Französische Revolution von 1789. Damals wurde durch einen großen Volksaufstand der König gestürzt. Unter schweren Opfern entstand eine neue politische Ordnung, in der nicht mehr der König, sondern das Volk die Macht hatte. [...] Im Gegensatz zu den oben beschriebenen, meist gewaltsamen Umstürzen, gibt es auch den Begriff „friedliche Revolution“. Als Beispiel dafür gilt das Ende der DDR (= Deutsche Demokratische Republik, 1949 – 1990) und die deutsche Wiedervereinigung im Jahre 1990. Dies geschah, ohne dass ein einziger Schuss fiel – alleine durch den friedlichen Protest der Bevölkerung der damaligen DDR, die in großen Massen auf den Straßen demonstriert hatte. Auch eine schnelle Entwicklung in Wissenschaft und Technik nennt man „Revolution“. So war zum Beispiel die Erfindung der Dampfmaschine durch James Watt im 18. Jahrhundert der Auslöser der „Industriellen Revolution“. Die Erfindung der Eisenbahn läutete eine Verkehrsrevolution ein. Als „revolutionär“ bezeichnet man auch die Veränderungen in der Wirtschaft und der Gesellschaft, die durch die Erfindung der Computersysteme und Informationsmedien eingetreten sind.

2

Struktur: eigentlich Muster; hier staatliche Ordnung

D3: Reform – aus dem Politiklexikon für junge Leute (2018)

Das lateinische Wort reformare heißt auf Deutsch umgestalten oder verwandeln. Reform ist also eine Um- oder Neugestaltung. Reformen sind immer dann notwendig, wenn bestimmte Strukturen, Organisationen oder Regelungen nicht mehr zeitgemäß sind und die gewünschten Ergebnisse nicht mehr erzielt werden. Wenn in einer PISA-Studie festgehalten wird, dass die Ergebnisse des Unterrichtens verbessert werden könnten, so wird eine Bildungsreform überlegt. Wenn die Verfassung eines Staates veraltet ist und der Wirklichkeit nicht mehr entspricht, wird eine Verfassungsreform diskutiert.

Eine der wesentlichsten Forderungen der Aufklärung war die Forderung nach Gewaltentrennung, das heißt, die Trennung von Gesetzgebung, Verwaltung und Gerichtsbarkeit. Beurteile in zwei Sätzen, warum Gewaltentrennung die Grundlage moderner Demokratien ist! %%%%%


Revolutionen, Widerstand, Reformen 69

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

3

BEGRÜNDUNG

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MENSCHENRECHT

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Lies unter: http://www.un.org/depts/german/menschenrechte/aemr.pdf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte nach! Wähle anschließend drei Menschenrechte aus, die sich deiner Meinung nach auf die Aufklärung zurückführen lassen! Begründe auch deine Auswahl! %%%

4 Beurteile nun die Wichtigkeit der Menschenrechte in einem kurzen Leserbrief in deinem Heft! %%%% Welche Bedeutung haben diese in einer Demokratie? Welche Auswirkungen haben die Menschenrechte für dich persönlich in deinem Lebensalltag? Was würde es für dich bedeuten, in einem Land zu leben, in dem die Menschenrechte nicht gesetzlich verankert sind?

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MP6 Diese Karikatur bezieht sich auf die gescheiterte Flucht der königlichen Familie. Löse die folgenden Aufgaben und beziehe auch die Bildlegende mit ein! %%%%%

Abb. 7: Die königliche Familie wird nach Paris zurückgebracht (Radierung, 1791)

a) Der Karikaturist verwendet mehrere Symbole. Benenne zwei davon!

b) Beschreibe in mindestens 20 Worten in deinem Heft, wo und wie sich der Karikaturist in diesem Beispiel des Stilmittels der Übertreibung bedient!


70 Revolutionen, Widerstand, Reformen

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3. FRANKREICH WIRD KAISERREICH Nach der Niederschlagung eines Aufstandes von Anhängern der Monarchie in Paris stieg der erst 26-jährige General Napoleon Bonaparte 1796 zum Oberbefehlshaber über die Italienarmee auf. Seine Siege machten ihn beim Volk immer beliebter.

Abb. 1: Napoleon verlangte vom Papst die Salbung und Segnung. Die Krone setzte er sich und seiner Frau jedoch selbst auf das Haupt. † Interpretiere dieses Verhalten! Was drückt er damit aus? Tipp: MP5 Das gesamte Bild mit weiteren Aufgabenstellungen findest du auf S. 162!

1799 unternahm Napoleon einen Staatsstreich und stürzte das Direktorium. Er regierte ab nun als Erster Konsul im Staat. 1804 ließ er sich zum Kaiser der Franzosen krönen.

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Staatsstreich: gewaltsamer Umsturz

Spitzel: jemand, der Informationen sammelt und weitergibt

Abb. 1: Die Krönung Napoleons (Ausschnitt des Ölgemäldes von Jaques Louis David, 1806)

Der neue französische Kaiser regierte fast absolut, indem er seine Gegner durch Spitzel überwachen ließ, die Polizei kontrollierte und von ihm abhängige Beamte ernannte.

Der Staat wird umgestaltet

Napoleon wollte Frankreich in einen modernen Staat umwandeln. So blieben gewisse Errungenschaften aus der Revolution bestehen und wurden erstmals in einem Gesetzesbuch zusammengefasst. Dieser Code Civil diente als Vorlage für fast alle europäischen Gesetzeswerke. Auch unser „Allgemeines bürgerliches Gesetzbuch“ (ABGB) leitet sich vom Code Civil ab.

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Leitgedanken des Code Civil: • Vor dem Gesetz sind alle gleich. • Jeder hat das Recht auf Eigentum. • Jeder ist persönlich frei. • Jeder hat das Recht, seinen Wohnsitz frei zu wählen. • Die Religion hat keinen Einfluss mehr auf die Rechtsprechung.

Unter Napoleon wurde auch ein einheitliches Schulsystem für alle Schüler eingeführt. Dies bedeutete, dass alle Kinder die gleiche Ausbildung bekamen.

Abb. 2: Fortgeschrittene Schüler unterrichten ihre Mitschüler (1821)


Revolutionen, Widerstand, Reformen 71 Herrschaft über Europa

Kgr. NORWEGEN Kgr. SCHWEDEN

Von 1804 bis 1809 führte Napoleon ununterbrochen Kriege in Italien, Preußen, Österreich und Spanien. Die eroberten Gebiete teilte er unter seinen Geschwistern und Freunden auf, die damit ebenfalls zu Monarchen aufstiegen.

Nordsee

Kgr. DÄNEMARK

RUSSLAND

Kgr. PREUSSEN Ghzm. WARSCHAU

Atlantischer Ozean

Kaiserreich Frankreich

RHEIN BUND SCHWEIZ

Kaiserreich ÖSTERREICH

Kgr. SPANIEN

Schwarzes Meer

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Kgr. ITALIEN

UGA ORT

SARDINIEN

Kgr. NEAPEL

SIZILIEN

Kaiserreich Frankreich 1812 von Napoleon regierte Staaten von Napoleon und Frankreich abhängige Staaten Frankreich und seine „Verbündeten“

Mittelmeer

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Kgr. P

Nachdem es den französischen Truppen aber nicht gelang, Großbritannien zu besiegen, verhängte der Kaiser eine Kontinentalsperre. Somit durften Waren aus Großbritannien nicht mehr auf dem Kontinent verkauft werden.

Ostsee

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Kgr. GROSSBRITANNIEN und IRLAND

1805: Französische Truppen besiegten Österreich und Russland in der Schlacht bei Austerlitz und besetzten Wien. 1806: Unter dem Druck von Napoleon gründeten die deutschen Reichsfürsten den Rheinbund. Dies führte dazu, dass der habsburgische Kaiser Franz II. die römische Kaiserwürde niederlegte und gleichzeitig die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation bekannt gab. Schon 1804 hatte er den Titel „Kaiser von Österreich“ eingeführt und nannte sich ab 1806 Franz I. 1809: Österreich begann neuerlich einen Krieg gegen Frankreich. Bei Aspern (heute ein Stadtteil von Wien) erlitten die französischen Truppen unter der Führung Napoleons ihre erste Niederlage. In der Folge blieben die Franzosen jedoch siegreich. Nach dem Friedensschluss mit Österreich heiratete Napoleon Marie Louise, die Tochter von Kaiser Franz I.

K1: Einflussgebiet des Kaiserreichs Frankreich um 1812 K1: † Fasse die Aussage der Karte in einem Satz zusammen! † MP4 Analysiere die Karte mit Hilfe des Fragencorners 7! † Nenne einen Grund, weshalb den Franzosen der Sieg über Großbritannien nicht gelang!

Der Russlandfeldzug führt zum Ende des Kaiserreiches

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1812: Mit seiner „Großen Armee“ (600 000 Mann) griff Napoleon Russland an. Vor dem Einmarsch in Moskau brannten die Russen die Stadt nieder, damit die französische Armee nicht überwintern konnte. Beim Rückzug wurden die Soldaten von einem besonders harten Winter überrascht. Nur einige Tausend von ihnen kehrten zurück.

1813: Russland, England, Österreich, Preußen und andere europäische Staaten verbündeten sich gegen Frankreich und besiegten dieses in der Völkerschlacht bei Leipzig. Napoleon musste abdanken und wurde auf die Insel Elba verbannt.

1814: Napoleon gelang die Flucht. Er kehrte nach Frankreich zurück und erlangte für 100 Tage erneut die Herrschaft.

Abb. 3: Franz I. (Ölgemälde, 1832)

1815: Nach seiner endgültigen Niederlage in der Schlacht von Waterloo wurde Napoleon auf die Insel St. Helena verbannt, wo er 1821 starb.

verbannen: jemanden des Landes verweisen


72 Revolutionen, Widerstand, Reformen

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4. DIE NEUORDNUNG EUROPAS Der Wiener Kongress

Nach dem Sturz Napoleons musste Europa neu geordnet werden. Auf einem 1814/1815 in Wien stattfindenden Kongress versuchten die Großmächte, die poltische Ordnung – so wie vor der Französischen Revolution – so gut wie möglich wiederherzustellen. Neben den diplomatischen Verhandlungen fanden auch glanzvolle Feste statt.

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Um das Gleichgewicht der Mächte wiederherzustellen, mussten die Grenzen in Europa zum Teil neu gezogen werden. So beanspruchte Russland ganz Polen, Preußen ganz Sachsen. Österreich hingegen strebte ein geeintes Mitteleuropa unter seiner Führung an. Jeder der teilnehmenden Staaten wollte möglichst viel Macht für sich gewinnen.

Abb. 1: Der Kongress marschiert nicht, er tanzt (französische Karikatur, 1815)

Beschlüsse des Wiener Kongresses – 1815 • In ihren Staaten wollten die Fürsten die absolute Herrschaft wiederherstellen. Diese Bemühungen nannte man Restauration. • Neue Grenzen wurden willkürlich festgelegt. Das politische Gleichgewicht zwischen den fünf Großmächten (Großbritannien, Frankreich, Österreich, Preußen und Russland) sollte den Frieden sichern. • Die 39 deutschen Staaten blieben unabhängig. Sie waren im Deutschen Bund, der unter der Führung Österreichs stand, locker zusammengefasst. • Wo es möglich war, sollten die legitimen Herrscherhäuser wieder eingesetzt werden. • Österreich, Preußen und Russland gründeten die Heilige Allianz, um revolutionäre Bewegungen in Zukunft zu unterdrücken.

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Abb. 1: † Interpretiere die Bildlegende! Auf was bezieht sie sich? Abb. 2: † Erörtere, welche Bedeutung die Bezeichnung „heilig“ für diesen Bund hatte! K1: † MP4 Fasse zusammen, welche Veränderungen der Grenzen Europas auf dem Wiener Kongress beschlossen wurden!

Abb. 2: wesentliche Beschlüsse des Wiener Kongresses

Allianz: Bündnis

Die Wünsche der Völker nach Freiheit oder auch nach nationaler Einigung wurden dabei nicht berücksichtigt.

Kgr. Norwegen

Kgr. Schweden

Nordsee

Ostsee ßen Preu Ghzm. Kgr. Warschau Deutscher

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Kgr. Großbritannien und Irland

Kaiserreich Russland

Kgr . Ne ap

Kgr. Sardinien

Machtbereiche Napoleons

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Kgr. Po

Kgr. Spanien

Atlantischer Ozean

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Osmanisches Reich Montenegro

Deutscher Bund

Kaiserreich Frankreich Schweiz Piemont Kirchenstaat Rom

Kaiserreich Russland

Kaiserreich Österreich Osmanisches Reich

Kgr. Spanien

Montenegro Kgr. Sardinien

Kgr. Sizilien

Mittelmeer

Ostsee ßen Preu Kgr. Polen

Kgr. Großbritannien und Irland

Kgr. Por

Kaiserreich Österreich

l

Kaiserreich Frankreich Schweiz Kgr. Italien

Kgr. Schweden

Nordsee

Bund

Atlantischer Ozean

Kgr. Norwegen

Kgr. beider Sizilien Mittelmeer

Grenze des Deutschen Bundes 1815

K1: Europa vor und nach dem Wiener Kongress


Revolutionen, Widerstand, Reformen 73

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

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1 Nachdem du den Textauszug gelesen hast, nimm Stellung zu den getroffenen Aussagen! %%%

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D1: Frankreich unter Napoleon 1799 – 1815 aus dem Fachbuch „Geschichtsbuch 2“ (1997) Der Aufstieg Napoleons Napoleon wurde 1769 als Sohn eines Adeligen in Ajaccio auf Korsika geboren und durchlief von 1779 bis 1789 die französische Offiziersausbildung. [...] Als Hauptmann war er am 10. August 1792 beim Sturm auf die Tuilerien dabei. [...] Als Mann der Revolution und dann im Dienste des Direktoriums stieg er in der Armee auf. In Italien errang er gegen die dort herrschenden Österreicher entscheidende militärische Erfolge. Weniger erfolgreich war er 1798 bei seinem Feldzug in Ägypten, der den Engländern den Weg nach Indien abschneiden sollte. Eigentlich war es sogar Fahnenflucht, als er 1799 ohne Auftrag Ägypten verließ. Doch das Direktorium in Paris unternahm nichts gegen ihn. Es konnte wohl auch nichts unternehmen, denn die Macht lag bei der Armee – und die stand hinter Napoleon. Mit ihrer Hilfe stürzte er im November 1799 das Direktorium und jagte das Parlament auseinander. Der Ausbau der Alleinherrschaft Nach seinem geglückten Staatsstreich wurde Napoleon von der Bevölkerung begeistert empfangen. Man hoffte, dass er dem Land endlich Ruhe bringen würde. Als „Retter der Nation“ gefeiert nutzte er diese Stimmung aus, um zügig eine Alleinherrschaft aufzubauen. Noch 1799 trat eine neue Verfassung in Kraft, die an die Staatsspitze drei Konsuln stellte, von denen der erste – Napoleon – über die meiste Macht verfügte. [...] Gestützt auf seine militärischen Erfolge ließ er durch ein Plebiszit 1802 sein Konsulat auf Lebenszeit verlängern. Und 1804 hatten die Franzosen wieder einen Monarchen: In der Kirche Notre-Dame krönte sich Napoleon im Beisein des Papstes selbst zum Kaiser. Welch eine Wende! 1793 noch die Hinrichtung Ludwigs XVI. – elf Jahre später eine prunkvolle Kaiserkrönung. Tuilerien: Stadtschloss der französischen Herrscher in Paris

Plebiszit: Volksabstimmung

richtig

falsch

Der Aufstieg Napoleons zum Kaiser Frankreichs ist in der richtigen zeitlichen Reihenfolge dargestellt. Begründung: ________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________________

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Napoleons Aufstieg zum Herrscher Frankreichs wird subjektiv dargestellt, d. h. wir erfahren nur von seinen Erfolgen. Begründung: ________________________________________________________________________________

___________________________________________________________________________________________

2 Rollenspiel – Veranstaltet einen Friedenskongress zu einem Streitfall, den es in eurer Klasse gegeben hat bzw. gibt! Analysiert auch anschließend eure Diskussionsführung! %%% Wie verhalten sich die einzelnen Beteiligten dabei? Welche Forderungen stellen sie und zu welchem Zeitpunkt geschieht dies? Unter welchen Umständen gibt jemand nach?


74 Revolutionen, Widerstand, Reformen

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

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3 Analysiere die Rede Napoleons, indem du folgende Aspekte markierst! %% Napoleons Meinung über die Republik

seine Meinung über die Bedürfnisse des Volkes

Ziele Napoleons

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Q1: Gespräch mit einem französischen Gesandten – Toskana (1797) Glauben Sie vielleicht, daß ich eine Republik begründen will? Welcher Gedanke! [...] Das ist eine Wahnvorstellung, in die die Franzosen vernarrt sind, die aber auch wie so manche andere vergehen wird. Was sie brauchen, ist Ruhm, die Befriedigung ihrer Eitelkeit, aber von der Freiheit verstehen sie nichts. Blicken Sie auf die Armee! Die Erfolge und Triumphe, die wir soeben davongetragen haben, die haben den wahren Charakter des französischen Soldaten hervortreten lassen. Für ihn bin ich alles. Das Direktorium soll es sich nur einfallen lassen, mir das Kommando über die Armee abzunehmen! Dann wird man sehen, wer der Herr ist. Die Nation braucht einen Führer [...], aber keine Theorien über Regierung, keine großen Worte, keine Reden von Ideologien, die die Franzosen nicht verstehen.

4 Erstelle eine kurze Charakteristik Napoleons in deinem Heft! Gehe dabei auf die von dir in Q1 herausgearbeiteten Aspekte ein! %%%%

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5 Vergleiche diese beiden Ölgemälde und arbeite dabei die vermittelten „Bilder“ über Napoleon heraus! %%%%% Tipp: Beachte auch die Entstehungsjahre der Gemälde!

Abb. 3: Napoleon beim Übergang über die Alpen (1800)

Abb. 4: Bonaparte überquert die Alpen (1848)

6 Das Rösselsprung-Quiz: Einen berühmten Ausspruch über den Wiener Kongress erfährst du, wenn du dieses Quiz löst. Du springst von Feld zu Feld wie mit dem Rössel (Springer) beim Schachspiel. Beginne mit dem orangen Feld mit dem Rössel und suche dabei nach einem bekannten Ausspruch! %%%%

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LÖSUNGSSATZ:


Revolutionen, Widerstand, Reformen 75

Vormärz in Österreich – Das „System Metternich“

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5. DIE ZEIT DES VORMÄRZ Vormärz wird die Zeit zwischen dem Wiener Kongress 1814/15 und dem Ausbruch der Revolution im März 1848 genannt. Wie fast alle europäischen Staaten wurde auch Österreich im Vormärz absolut regiert. Die politische Ordnung, die vor der Französischen Revolution bestanden hatte, war wiederhergestellt worden.

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Staatskanzler Metternich vertrat die Meinung, dass die Bürger sich zwar wirtschaftlich betätigen sollten, aber nicht politisch. Metternich wurde damit in Österreich zu einem Symbol der Unterdrückung. Die Bürger sprachen vom „System Metternich“.

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Die Bürger und Bürgerinnen verlangten jedoch immer stärker mehr Freiheit und das Recht auf politische Mitbestimmung. Doch auf Betreiben Metternichs wurden zwischen österreichischen und preußischen Politikern die Karlsbader Beschlüsse vereinbart. Sie besagten, dass in allen Ländern des Deutschen Bundes die Forderungen nach Freiheit und politischer Mitbestimmung mit Gewalt unterdrückt werden müssten.

Abb. 2: Der „Denker-Club“, Karikatur auf die Unterdrückung der Meinungs- und Pressefreiheit durch die Karlsbader Beschlüsse (Radierung, 1825)

Um eine Verbreitung neuer politischer Ideen zu verhindern, unterlagen alle Bücher und Zeitungen der Zensur.

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Q1: Aus den Karlsbader Beschlüssen (1819) Die Bundesregierungen verpflichten sich [...] Universitäts- und andere Lehrer, die [...] durch Verbreitung verderblicher, der öffentlichen Ordnung und Ruhe feindseliger oder die Grundlagen der bestehenden Staatseinrichtungen untergrabender Lehren ihre Unfähigkeit [...] an den Tag gelegt haben, von den Universitäten oder sonstigen Lehranstalten zu entfernen [...]. [...] dürfen Schriften, die in der Form täglicher Blätter oder heftweise erscheinen, [...], in keinem deutschen Bundesstaate ohne Vorwissen [...] der Landesbehörden zum Druck befördert werden.

Dies bedeutete, sie wurden vor dem Druck von Beamten gelesen und Stellen, die der Regierung unangenehm waren, wurden gestrichen. Sogar private Briefe überprüfte die Zensurbehörde.

Metternich ließ aber auch politisch verdächtige Bürger überwachen. Sogenannte „Naderer“ saßen in den Gast- und Kaffeehäusern, belauschten die Gespräche der Bürger und tätigten Anzeigen bei der Polizei.

Abb. 1: Klemens Wenzel von Metternich (Portrait, 1820)

Abb. 1: † Staatskanzler Metternich wurde auch „Kutscher Europas“ genannt! Erläutere, was damit gemeint sein könnte! Q1: MP2 † Analysiere, welche Bedeutung die Karlsbader Beschlüsse für kritische Lehrer hatten! Abb. 2: † Formuliere drei Fragen zu dieser Karikatur und stelle sie deinem Sitznachbarn/deiner Sitznachbarin!

Naderer: Spitzel, Denunziant


76 Revolutionen, Widerstand, Reformen

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

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1 Lies den folgenden Informationstext über die Zeit des Biedermeiers aufmerksam durch und betrachte anschließend das Bild!

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Aufgrund der Überwachung und Zensur durch den Staat zogen sich die Bürger und Bürgerinnen in ihr Privatleben zurück. Dichtkunst, Malerei und Musik pflegte man im Privaten. Die Menschen wollten ihr Leben im Kreis der Familie und mit Freunden reicher und erfüllter gestalten. Wohn- und Arbeitsplatz waren nun getrennt. Dadurch entstand im Wohnbereich ein neuer Wohnraum, der Salon, in dem man Gäste empfing.

Abb. 3: Bürgerfamilie in einem Biedermeierzimmer (1830)

2 Erstelle eine eigene Darstellung mit Überschrift zu Abb. 3! Tipp: Wie sind die Möbelstücke angeordnet? Welche Szene aus dem Alltag könnte hier abgebildet sein? %%%

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D1:


Revolutionen, Widerstand, Reformen 77

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6. EUROPA BRENNT Revolutionen im Vormärz

Belgien (1830)

Deutschland (1848)

Österreich (1848) Ungarn (1848)

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Frankreich (1830/1848)

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In verschiedenen europäischen Staaten brachen nach 1815 Aufstände gegen die Herrschenden aus. Die Bevölkerung forderte Freiheit, politische Mitbestimmung und immer öfter auch die Unabhängigkeit ihres Volkes. Dies nennt man nationalistische Bestrebungen.

Mailand (1848)

Griechenland (1821)

K1: † Fasse die wesentlichen Ziele des Nationalismus anhand der Karte und des Fließtextes mit eigenen Worten zusammen! Abb. 1: † Formuliere in einem Satz die Aussage dieses Gemäldes!

Nationalismus: übersteigertes Nationalgefühl

K1: Europa brennt – Zentren der Revolutionen (1821 – 1848)

1821: In Europa erhoben sich die Griechen gegen die türkische Fremdherrschaft. Das Königreich Griechenland wurde 1829 zum ersten unabhängigen Balkanstaat. 1830: Die Belgier lösten sich in einer Revolution von den Niederlanden und gründeten das Königreich Belgien.

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1830: Die sogenannte Julirevolution brachte den endgültigen Sturz der Bourbonen in Frankreich. Das Bürgertum übernahm die Macht. Ein entfernter Verwandter des Königs, Louis Philippe von Orleans, genannt der Bürgerkönig, wurde zum König ernannt.

Revolutionsbewegungen 1848/1849 Aufgrund von sozialen, wirtschaftlichen und politischen Spannungen kam es in verschiedenen europäischen Ländern zu gewaltsamen Erhebungen gegen das „System Metternich“.

... in Frankreich

Abb. 1: Straßenschlacht vor dem Rathaus in Paris (Ölgemälde, 1830)

Im Februar 1848 brach in Frankreich neuerlich eine Revolution der Bürger und Arbeiter aus. Frankreich wurde Republik. Zum Präsidenten der Republik wählte man einen Neffen Kaiser Napoleons. Dieser unternahm wenig später einen Staatsstreich und regierte als Kaiser Napoleon III. bis 1870 absolut.

Bourbonen: französische Herrscherdynastie; Ludwig XIV. war der bekannteste Bourbone


78 Revolutionen, Widerstand, Reformen

Deutschösterreicher: deutschsprachige Österreicher

... in Österreich Nationale und liberale Ideen lösten 1848 auch in Österreich eine Revolution aus. So verlangten die Ungarn einen eigenen Staat, die Deutschösterreicher wollten eine Verfassung und die Italiener forderten den Anschluss an das Königreich Sardinien-Piemont.

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liberal: freiheitlich, nach Freiheit strebend

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13. März 1848: Die Forderungen nach einer Umwandlung in eine konstitutionelle Monarchie und ebenso nach einer Verfassung für die österreichischen Länder führten in Wien zum Ausbruch der Revolution. Das Militär erhielt von Kaiser Ferdinand I. den Befehl, gegen die Demonstranten vorzugehen und die Herrengasse zu räumen. Dabei fielen die ersten Schüsse. Aus Demonstranten wurden Revolutionäre. Ein Bürgerausschuss übernahm am selben Tag die Regierungsgewalt, Staatskanzler Metternich dankte ab und floh nach England. Die Zensur wurde abgeschafft und Kaiser Ferdinand I. ließ eine Verfassung ausarbeiten, die dem Kaiser oberste Gewalt gab.

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Mai 1848: Da Arbeiter, Studenten und Bürger die Märzverfassung als undemokratisch ansahen, kam es erneut zu einem Ausbruch der Revolution in Wien. Kaiser Ferdinand I. floh mit dem kaiserlichen Hof heimlich nach Innsbruck. Überall im Reich kam es jetzt zu revolutionären Aufständen.

Abb. 2: Schüsse in der Herrengasse (Lithografie, 1850)

Reichstag: erste Volksvertretung (Parlament) nach der Revolution

Dezember 1848: Nach dem Rücktritt Kaiser Ferdinands I. bestieg sein Neffe Franz Joseph I. mit 18 Jahren den Thron. Mit Hilfe der Armee ließ er die Revolution niederschlagen. Die Siege der österreichischen Truppen unter Feldmarschall Radetzky beendeten schließlich auch die Erfolge der italienischen Revolutionäre in Mailand. 1849: Der Aufstand wurde in Ungarn mit Hilfe russischer Truppen beendet. Kaiser Franz Joseph und seine Regierung ließen 114 Führer der Revolution hinrichten. Die Revolution war gescheitert!

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Abb. 2: † Benenne die Bilddetails, die für dich den Begriff „Revolution“ zum Ausdruck bringen! † Besprecht die Gründe, welche zur Revolution 1848 in Österreich führten! Diskutiert anschließend, ob und unter welchen Bedingungen es nochmals zu einer „Revolution“ in Österreich kommen könnte!

September 1848: Der Reichstag beschloss die Aufhebung der Grunduntertänigkeit. Alle bäuerlichen Abhängigkeitsverhältnisse, Abgaben und Frondienste und die grundherrschaftliche Gerichtsbarkeit wurden abgeschafft. Die Bauern wurden gegen Bezahlung einer Ablöse zu freien Eigentümern von Grund und Boden. Damit verloren sie aber das Interesse an der Revolution.

Reichsverweser: ehrenamtliches Oberhaupt des Reichsministeriums

... in den Staaten des Deutschen Bundes Auch in den deutschen Ländern kam es zu Aufständen und Volksversammlungen. Gefordert wurden von den deutschen Fürsten Presse- und Versammlungsfreiheit, Reformen des Wahlrechts und die Umwandlung des Deutschen Bundes in einen Nationalstaat.

Am 18. Mai 1848 trat eine deutsche Nationalversammlung in Frankfurt am Main in der Paulskirche zum ersten Mal zusammen, um eine Verfassung auszuarbeiten. Erzherzog Johann, der Bruder von Kaiser Franz I., wurde zum Reichsverweser gewählt. 1849 bot aber die Nationalversammlung dem König von Preußen, Friedrich Wilhelm IV., die Deutsche Kaiserkrone an. Da dieser sich als Herrscher von Gottes Gnaden sah, lehnte er ab. Die Revolution wurde mit Gewalt niedergeschlagen!


Revolutionen, Widerstand, Reformen 79

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

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1 Beschreibe, mit welchen Mitteln die Wiener Studenten 1848 gegen die herrschenden Politiker demonstrierten! %%

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Q1: Carl, Techniker und akademischer Legionär, berichtet Also fielen alle Studenten in diesen Chor ein. Nachdem wir mehrmals hintereinander ein Studentenlied vor des Grafen Haus [Anm.: Haus des Grafen Ficquelmont, österr. Ministerpräsident vom 4. April bis zum 4. Mai 1848] aufgeführt, setzte die Katzenmusik ungeheuerlich stark ein. Verstummten die Hölleninstrumente, so folgte ein zermürbendes Miauen, Kreischen, Quaken und Schnalzen, aber auch Hundegeheul durfte nicht fehlen. Aus: Dörferning, Peter Frank: Die Donner der Revolution über Wien. Wien (1988), S. 69.

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2 Erörtere den Sinn und die Wirkung dieser Form des Protests in einem Satz! %%% __________________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________________

3 Lies dir die folgenden Kurzmeldungen aufmerksam durch und schreibe anschließend mit einem Partner/einer Partnerin einen Leserbrief! In diesem sollt ihr die angegebenen Missstände aufzeigen und vom Verlauf der Revolution in Wien berichten! %%%

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rik wurden Neulerchenfeld (Wien): In einer Fab Schuld daran ist 1 500 Spinnereiarbeiter entlassen. ollpreise. Die eine drastische Erhöhung der Baumw en plünderten entlassenen Arbeiter und Arbeiterinn n in Wien. am 10. Oktober 1847 die Bäckerläde

plündern: ausrauben

Chronik: Im Jahr 1845, 1846 und 1847 führten Missernten zu erheblichen Teuerungen der Grundnahrungsmittel in den Städten der Monarchie. So stieg z. B. der Weizenpreis von 3 Gulden Anfang 1845 auf das Dreifache an. Arbeiter, Gesellen und einfache Bürger waren am stärksten davon betroffen.

hen. Wien: Die Herrengasse war am Montag, dem 13. März 1848, voller Mensc auf. ierte marsch Reden wurden gehalten, Pressefreiheit gefordert. Das Militär den Truppen und Immer wieder kam es zu kleineren Auseinandersetzungen zwischen ersten Toten. die gab es den Demonstranten. Um 15:00 fielen die ersten Schüsse und es zu Tumult brach aus, alle Straßen füllten sich und in den Vorstädten kam . zurück Plünderungen. Am Abend trat Staatskanzler Fürst Metternich


80 Revolutionen, Widerstand, Reformen

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe! Preußen, Frankreich und Österreich geschah! %%%%

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4 Erkläre anhand der Karikatur und des Informationstextes, was mit den Revolutionären in den Länder

mp eV

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Die Revolutionäre werden von Preußen in die Schweiz gekehrt und vom französischen Präsidenten Louis-Napoleon (Napoleon III.) nach Amerika verschifft. In England entwickelt sich unter Queen Victoria der Handel, in Dänemark triumphiert der König, während sich in Österreich das Volk vergeblich gegen das Feudalsystem auflehnt.

Abb. 3: „Rundgemälde von Europa 1849“ – Niederlage der Revolutionen in Europa (Karikatur, 1849, Düsseldorfer Monatshefte)

Frankreich

Österreich

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Preußen

5 Begründe in einem Satz, weshalb in England nach 1848 der Handel aufblühte! %%% ___________________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________________


Revolutionen, Widerstand, Reformen 81

Die russische Revolution

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7. REVOLUTIONEN DES 20. JAHRHUNDERTS In Russland, das seit über 400 Jahren von Zaren regiert worden war, lebten die meisten Untertanen – hauptsächlich Bauern und Arbeiter – in großer Armut. Gegner des Zaren forderten politische Veränderungen.

Zar: Titel des Monarchen in Russland

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Arbeiterstreiks und Bauernaufstände führten im Februar 1917 zur Revolution. Das neu eingesetzte Parlament, auch Duma genannt, und die Armeeführung zwangen den letzten Zaren Nikolaus II. dazu, im März 1917 abzudanken.

Nach weiteren Revolutionen kamen die Bolschewiken im Oktober 1917 unter der Führung von Wladimir Iljitsch Lenin (1870 – 1924) gewaltsam an die Macht und errichteten eine „Diktatur des Proletariats“.

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Q1: Deklaration der Rechte der Völker Rußlands – 15. 11. 1917 Die Oktoberrevolution begann unter dem allgemeinen Banner der Befreiung aus der Knechtschaft. […] Alles, was lebt und noch lebensfähig ist, wird aus den verhaßten Fesseln befreit. Es bleiben nur noch die Völker Rußlands, welche Unterdrückung und Mutwilligkeit erduldet haben […].

Im Dezember 1917 schied Russland aus dem Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) aus. Zar Nikolaus II. und seine Familie wurden 1918 von den Bolschewiken ermordet.

Die Volksrepublik China

Nach dem Zweiten Weltkrieg brach in China ein Bürgerkrieg aus. Die Nationale Volkspartei unter Chiang Kai-shek kämpfte gegen die Kommunisten. 1949 nahmen die Kommunisten unter der Führung von Mao Tse-tung (1893 – 1976) den Großteil des Landes ein und riefen die „Volksrepublik China“ aus. Ähnlich wie in anderen kommunistischen Ländern begann man auch in China mit der Verstaatlichung von Grund und Boden sowie Industrieanlagen, Handelsbetrieben und Banken. Begleitet waren diese Veränderungen von brutaler politischer Unterdrückung. Politische Gegner und Andersdenkende wurden gefangen genommen, in Umerziehungs- und Arbeitslager geschickt oder hingerichtet.

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Der „Große Sprung nach vorn“

1958 leitete Mao den „Großen Sprung nach vorn“ ein, da er die wirtschaftliche Lage des Landes verbessern wollte. Bisher selbstständige Bauern wurden gezwungen, sich zu Volkskommunen zusammenzuschließen. Viele Bauern mussten ab nun auch in Industriebetrieben arbeiten. In diesen Fabriken wurden große Mengen von Waren hergestellt, meist von schlechter Qualität. Die Ergebnisse des „Großen Sprungs nach vorn“ waren wirtschaftlich verheerend. Ein großer Teil der Industrieprodukte wurde nicht gebraucht und die Volkskommunen produzierten zu wenig Nahrungsmittel. Ergebnis war die größte von Menschen ausgelöste Hungersnot der Geschichte. Die Jahre 1960 bis 1962 kosteten Millionen Chinesen das Leben.

Abb. 1: Lenin spricht eine Rede auf ein Tonaufzeichnungsgerät im Moskauer Kreml (1919) Bolschewiken: Gruppe innerhalb der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands, die eine radikale Veränderung der russischen Gesellschaft anstrebte

Q1: Die „Deklaration der Rechte der Völker Rußlands“ war eines der ersten Dokumente, welches die Bolschewiken nach ihrer Machtübernahme verabschiedeten. † Arbeite anhand der Deklaration der Bolschewiken heraus, wie diese die Situation der Menschen in Russland einschätzten!


82 Revolutionen, Widerstand, Reformen Die „Große Proletarische Kulturrevolution“

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Um nach dem Scheitern des „Großen Sprunges“ seine Position wieder zu festigen, leitete Mao 1966 die „Große Proletarische Kulturrevolution“ ein. Diese richtete sich nicht nur gegen westliche Gedanken, sondern auch gegen traditionelle chinesische Denk- und Lebensweisen.

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Mao rief die Jugend dazu auf, die ältere Generation – Gebildete, Lehrer und auch Eltern – zu kritisieren. Mehr als eine Million Schüler und Studenten wurden bewaffnet, um in den „Roten Garden“ zu dienen.

Abb. 2: Revolutionsposter aus der Zeit der Kulturrevolution (1966 – 1969)

Die Roten Garden versetzten das Land in Angst und Schrecken, bekämpften Maos Gegner und zerstörten jahrhundertealte Kulturgüter wie Tempel oder Kirchen. Viele Schulen und Universitäten blieben in dieser Zeit geschlossen. Erst 1969 beendete Mao selbst die Kulturrevolution durch den Einsatz der Armee.

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Abb. 2 + 3 + 4: † Vergleicht im Klassenplenum den Inhalt des Schulbuchtextes mit den Aussagen der Abbildungen! Welche Stimmung wird durch die Abbildungen zum Ausdruck gebracht? Stimmt diese Stimmung mit der im Schulbuchtext vermittelten Darstellung überein?

Abb. 3: Demonstration der „Revoltenkommandos” der Roten Garden mit einem Bild von Mao Tse-tung (um 1966, Peking)

Abb. 3: Mitglieder der Roten Garden zeigen den kommunistischen internationalen Gruß (1966, Peking)


Revolutionen, Widerstand, Reformen 83

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8. UMBRÜCHE IN LATEINAMERIKA Die Länder Lateinamerikas erhielten bereits im 19. Jh. die Unabhängigkeit von den europäischen Kolonialmächten. Es blieb aber eine starke wirtschaftliche und kulturelle Beziehung zu Spanien, Portugal, Frankreich und den Niederlanden bestehen. Bis in die 1920er-Jahre bestimmten die reichen Großgrundbesitzer, die oft direkte Nachkommen der Kolonialherren waren, in den meisten lateinamerikanischen Ländern die Politik.

Mexiko: Revolution um Land

Militärdiktatur: autoritäres Regime durch das Militär Guerillakrieg: Kleinkrieg ohne offene Schlachten

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Später wurden diese alteingesessenen Eliten oft durch Militärdiktaturen abgelöst, die durch Gewalt an die Macht gekommen waren. In vielen Ländern Lateinamerikas kam es zu Guerillakriegen gegen diese Diktaturen. Heute sind die meisten Diktaturen Lateinamerikas durch demokratische Staatsformen abgelöst worden. Viele wirtschaftliche und soziale Probleme sind aber noch immer ungelöst.

Elite: Oberschicht

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Anfang des 20. Jh. führten die schlechten Lebensbedingungen der Bauern – der Campesinos – zum Ausbruch einer blutigen Revolution. Die Bauern, die in Abhängigkeit von den reichen Großgrundbesitzern lebten, forderten eine gerechtere Verteilung des Landes.

Nachdem eine Landreform eingeleitet worden war, beruhigte sich die Lage. Aber auch heute noch gibt es große soziale Unterschiede in Mexiko. So kam es auch 1994 im Süden Mexikos zu Aufständen der indigenen Bevölkerung, die eine Landreform und bessere Lebensbedingungen forderten.

Guatemala: Rigoberta Menchú

In vielen Ländern Lateinamerikas werden die Indios auch heute noch wie Menschen zweiter Klasse behandelt. In Guatemala setzt sich Rigoberta Menchú dafür ein, dass die Indios ihre Sprache und ihre traditionelle Lebensweise beibehalten können.

Die Politikerin, die der indigenen Bevölkerung angehört, erhielt 1992 für ihren Einsatz um die Menschenrechte den Friedensnobelpreis verliehen.

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Ernesto Guevara de la Serna (1928 – 1967), genannt Che Guevara, erkannte bereits in jungen Jahren die wirtschaftlichen und sozialen Ungerechtigkeiten in den Ländern Mittel- und Lateinamerikas. Che Guevara unterstützte auch revolutionäre Gruppen in anderen Ländern (z. B. in Kuba an der Seite Fidel Castros). 1967 wurde er in Bolivien von Regierungstruppen gefangen genommen und ohne Gerichtsverfahren hingerichtet.

Abb. 1: Rigoberta Menchú (1991)

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Bolivien, Kolumbien: Drogenkartelle beherrschen das Land

In vielen lateinamerikanischen Ländern leben vor allem die indigenen Bauern und Bäuerinnen in großer Armut. Oft stellt der Anbau der Kokapflanze, aus der die Droge Kokain hergestellt wird, die einzige Einnahmequelle dar. In Ländern wie Bolivien und Kolumbien haben kriminelle Vereinigungen, die so genannten Drogenkartelle, die den Handel mit Rauschgift organisieren, großen wirtschaftlichen und politischen Einfluss.

Fließtext: † Diskutiert, welche Alternativen es für die lokale Bevölkerung zum Anbau von Kokapflanzen geben könnte!

Argentinien: Evita Peron

1946 wurde in Argentinien General Juan Peron zum Präsidenten gewählt. Großen Anteil an seinem Erfolg hatte seine Frau Eva Duarte – auch „Evita“ genannt. Die ehemalige Schauspielerin engagierte sich für sozial benachteiligte Menschen. Evita Peron gründete ein soziales Hilfswerk und setzte das Frauenwahlrecht durch.

engagieren: sich einsetzen


84 Revolutionen, Widerstand, Reformen

ag

Da Evita Peron beim Volk sehr beliebt war, wurde sie nach ihrem frühen Tod 1952 wie eine Heilige verehrt. 1955 wurde Juan Peron durch einen Militärputsch gestürzt und musste das Land verlassen. 1972 kehrte er aus dem Exil zurück und wurde wieder zum Präsidenten gewählt.

Abb. 2: Evita Peron

Militärputsch: gewaltsamer Sturz der Regierung durch das Militär

Abb. 3: Argentinische Frauen mit Bildern ihrer vermissten Angehörigen (1982)

Chile: Allende, Pinochet

1970 wurde in Chile der Sozialist Salvador Allende zum Präsidenten gewählt. Er wollte eine Agrarreform durchsetzen und die Bergbaugesellschaften, die im Besitz von Unternehmen aus den USA waren, verstaatlichen. 1973 wurde Allende bei einem Militärputsch gestürzt und beging Selbstmord.

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Exil: langfristiger Aufenthalt außerhalb des Heimatlandes (Gründe: Ausbürgerung, Verfolgung durch den Staat, unerträgliche politische Verhältnisse)

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Nach dem Tod Perons im Jahr 1974 ergriff das Militär erneut die Macht. In dieser Zeit wurde jegliche Opposition gewaltsam unterdrückt. 30 000 politisch Andersdenkende verschwanden spurlos. Nach der Rückkehr zur Demokratie im Jahr 1982 forderten die Mütter und Frauen der Verschwundenen Aufklärung über das Schicksal ihrer Söhne und Männer.

Q1: Ausspruch Pinochets (11. Oktober 1973) Die Demokratie muss gelegentlich in Blut gebadet werden, damit die Demokratie fortbesteht.

Erst 1988 konnte Pinochet durch eine demokratische Wahl abgesetzt werden. Er verließ das Land und flüchtete nach Großbritannien. 1998 wurde Pinochet verhaftet, wegen Menschenrechtsverletzungen vor Gericht gestellt, aber nie verurteilt. Die britischen Behörden entließen ihn aus gesundheitlichen Gründen aus der Haft. Pinochet kehrte nach Chile zurück und starb 2007.

Straßenkinder

Wie überall auf der Welt sind auch in Lateinamerika die Kinder von Armut am stärksten betroffen. Viele dieser „Straßenkinder“ leben in den Slums großer Städte.

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Q1: † Erörtert gemeinsam, was Pinochet damit meinte, wenn er von „in Blut gebadet“ sprach! † Nehmt Stellung, inwieweit das Zitat von Pinochet zu den Werten einer Demokratie passt! Abb. 4: † Arbeite heraus, was dieses Foto über die Lage der Kinder in Lateinamerika aussagt!

Mit Unterstützung der USA kam General Augusto Pinochet an die Macht. Seine Militärregierung unterdrückte das Volk, Widersprüche gegen das Regime kosteten tausenden Menschen das Leben. So wurden 3 200 Menschen hingerichtet oder verschwanden spurlos. Weitere 28 000 wurden verhaftet und gefoltert.

Prostitution: sexuelle Handlungen gegen Bezahlung; wenn diese unfreiwillig ausgeführt werden, spricht man von Zwangsprostitution

Betteln, Müllsammeln oder Prostitution sind für sie Möglichkeiten zu überleben. Heute versuchen immer mehr soziale Organisationen mit ihren Projekten, diesen Kindern ein Zuhause, Bildung und damit eine Zukunft zu geben. Abb. 4: Straßenkinder in Mexico City (2008)


Revolutionen, Widerstand, Reformen 85

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

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1 Umbrüche in Lateinamerika: Ordne Begriffe und Eigennamen den lateinamerikanischen Ländern zu! %

MEXIKO: GUATEMALA: ARGENTINIEN: CHILE:

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BOLIVIEN/KOLUMBIEN:

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Campesinos © Augusto Pinochet © Landreform © Rigoberta Menchú: Friedensnobelpreis © Salvador Allende © Kokapflanze © Evita © Drogenkartelle © Juan Peron © Frauenwahlrecht

2 Schreibe zu jedem Land mit Hilfe dieser Stichwörter einen kurzen Merktext in dein Heft! %%% 3 Wer sagt was? Ordne die Aussagen den Personen zu! %% In unserem Land sollen auch Frauen wählen können. © Die Demokratie muss gelegentlich in Blut gebadet werden. © Meine Frau hat großen Anteil an meinem Wahlerfolg. © Wir wollen unsere traditionelle Lebensweise beibehalten. © Ich will wissen, was mit meinem Sohn geschehen ist.

Oly

Evita:

Juan Peron:

argentinische Frau:

Pinochet:

Menchú:


86 Revolutionen, Widerstand, Reformen

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe! zuordnest! %%%

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4 Vergleiche die Französische Revolution mit der Russischen Revolution, indem du die Begriffe richtig

RUSSISCHE REVOLUTION

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FRANZÖSISCHE REVOLUTION

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Gleichheit ohne Freiheit © Parlamentarismus © vorübergehende Diktatur des Proletariats © aristokratisches System wird durch Revolution der Bürger abgeschafft © sozialistische Gesellschaft © Zentralverwaltungswirtschaft © Menschenrechte © Ende der Aristokratie © Ende aller Gesellschaftsstufen © Staatseigentum © Garantie des Eigentums © bürgerliche Gesellschaft

5 Nimm in deinem Heft Stellung zu diesem Satz und begründe deine Argumentation! %%%% Wenn Menschen unterdrückt werden, ist eine Revolution das einzig mögliche Mittel!

6 Arbeite anhand der letzten Kapitel (S. 55 – 82) mindestens fünf Gründe heraus, die Auslöser für Revolutionen und Reformen sind! %%%%%

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REVOLUTIONEN:

REFORMEN:


Migration vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart 87

Weltweite Migration

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1. MIGRATION – INTEGRATION – ASYL Nach einer Definition der UNO sind Migranten Personen, die ihren Wohnsitz für mindestens ein Jahr in das Ausland verlegen. Die Gründe, warum jemand seinen Wohnort verlegt, sind für diese Definition jedoch nicht von Bedeutung.

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Weltweit leben derzeit ca. 200 Millionen Menschen nicht in dem Land, in dem sie geboren wurden. Das sind etwa drei Prozent der Weltbevölkerung. Verlassen Menschen ihre Heimat, um in ein anderes Land zu ziehen, spricht man von Emigranten. Im Gegensatz dazu sind Immigranten Personen, die sich in ihrer neuen Heimat ansiedeln. Migration wird auch immer von verschiedenen Faktoren bestimmt: Menschen werden einerseits von einem Gebiet oder dem Land, in dem sie leben „weggedrückt“ (push), oder andererseits von einem anderen Gebiet „angezogen“ (pull).

PULLFAKTOREN

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PUSHFAKTOREN

Krieg, Verfolgung, Armut, keine oder nur schlecht bezahlte Arbeit, politische Instabilität, Naturkatastrophen

Fließtext: † Erörtert gemeinsam! Welche Folgen hat es für einen Staat, wenn viele Menschen auswandern? Welche Folgen hat es für einen Staat, in den viele Menschen einwandern? Abb. 1: † Nenne noch jeweils zwei weitere Push- und Pullfaktoren und notiere sie in Abb. 1! Abb. 2: † Analysiere, was die Organisation Pro Asyl mit diesem Plakat bezweckt! † Beurteile, wie der Gestalter/die Gestalterin des Plakats zum Thema Flucht Stellung nimmt! † Besprecht gemeinsam, welche Herausforderungen auf diese Familie – aber auch auf deren Zielland – zukommen können und erarbeitet Lösungsstrategien!

Friede, Sicherheit, bessere Lebensbedingungen, Arbeitsplätze, politische Stabilität

Abb. 1: Darstellung der Push- und Pullfaktoren

Binnenmigration

Verlegt jemand seinen Wohnsitz innerhalb ein und desselben Staates, so spricht man von Binnenmigration. Diese ist wesentlich häufiger als internationale Migration.

Flucht und Vertreibung

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Unter Flucht versteht man das meist überstürzte Verlassen einer akuten Gefahrensituation. Die Flüchtlinge treffen die Entscheidung, ihre Heimat zu verlassen, daher nicht freiwillig, sondern weil ihr Leben bzw. ihre Gesundheit in Gefahr ist.

Werden die Menschen gezwungen, ihr Land zu verlassen, spricht man von Vertreibung. Flüchtlinge haben unter allen Migranten einen speziellen Status, da sie besonderen Schutz brauchen.

Menschenrecht Asyl – Die Genfer Flüchtlingskonvention Die Genfer Flüchtlingskonvention (GFK) – eigentlich das „Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge“ – legt fest, wie der Begriff „Flüchtling“ zu definieren ist. Ein Flüchtling ist demnach ein Mensch, der sein Herkunftsland verlässt, weil er dort verfolgt wird. Das Flüchtlingswerk der UNO (UNHCR) definiert einen Flüchtenden als einen Menschen, der sein Herkunftsland aufgrund religiöser, sozialer, politischer, rassistischer und nationalistischer Verfolgung verlassen muss.

Abb. 2: Plakat zur Ausstellung „Asyl ist Menschenrecht“ (Pro Asyl Deutschland, 2016) Status: Stellung


88 Migration vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart

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Asyl in Österreich

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D1: † Fasse den Radiobericht zusammen! Q1: † Bewerte die Aussage des damaligen Außenministers! † Beurteile die möglichen Folgen dieser Maßnahmen auf die Fluchtbewegungen in und aus Afrika!

D1: Radioreportage von Radio Österreich 1 (März 2018) Uganda ist ein Zufluchtsland für Flüchtlinge. Der Konflikt im Südsudan dauert schon seit Jahren an, Uganda hat die Grenzen immer offengehalten. 1,4 Millionen Flüchtlinge aus dem Südsudan leben in Uganda. In den letzten Monaten ist die Zahl an ankommenden Flüchtlingen aus dem Südsudan stark gesunken. Gleichzeitig steht aber Uganda nun vor einer neuen Herausforderung. Im Westen des Landes kommen täglich immer mehr Flüchtlinge aus der Demokratischen Republik Kongo [...]. Uganda ist ein großes Land, gleichzeitig aber nur dünn besiedelt. Flüchtlinge, die aus dem Südsudan kommen, werden registriert und bekommen rasch ein Stück Land zugeordnet. Allerdings müssen die Menschen weiter versorgt werden, vor allem Wasser ist ein Problem, denn der Norden Ugandas ist trocken. Das österreichische Rote Kreuz unterstützt mit Wasseraufbereitungsanlagen. Etwa 2,5 Mio. Liter Wasser/Tag werden mit Tankwägen zu den Flüchtlingen gebracht. [...] 10 000 Menschen kamen in diesem Jahr bisher aus dem Südsudan, rund 50 000 aus dem Kongo. Alle weiteren Nachbarländer, bis auf Uganda, sind selbst von Konflikten geprägt.

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Q1: Parlamentsrede des Außenministers Sebastian Kurz (21. Juni 2017) Wenn wir [Anmerkung: Europäische Union] Druck machen würden auf die afrikanischen Staaten und ihnen Entwicklungsgelder bzw. andere europäische Fördergelder streichen würden, wenn sie nicht bereit sind, Flüchtlinge zurückzunehmen, würden die ihre Politik ändern.

Um in Österreich Asyl, also Schutz vor Verfolgung, zu bekommen und damit als Flüchtling anerkannt zu werden, müssen die Asylwerber und Asylwerberinnen in einem Asylverfahren nachweisen, dass sie in ihrem Heimatort persönlich verfolgt werden. Sobald das Asylverfahren positiv abgeschlossen ist, werden die betroffenen Personen als Flüchtlinge anerkannt. Dadurch dürfen sie dauerhaft in Österreich bleiben und haben weitgehend die gleichen Rechte und Pflichten wie Österreicher und Österreicherinnen.

D2: Europaweit geschätzte 10 000 minderjährige Flüchtlinge verschwunden –

Der Standard (April 2017)

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Abb. 3: minderjährige Flüchtlingskinder (2015)

D2: † Arbeite die wichtigsten Daten im Zusammenhang mit minderjährigen Flüchtenden heraus! † Erkläre, warum sich Kinder und Jugendliche alleine auf die Flucht begeben! † Erörtert gemeinsam, welchen möglichen Gefahren Minderjährige auf der Flucht ausgesetzt sein könnten!

Unbegleitete Minderjährige auf der Flucht sind einem besonderen Risiko ausgesetzt. Geschätzte 10 000 sind in Europa spurlos verschwunden und ein Teil dürfte in die Gewalt von Verbrechern geraten sein. [...] 88 300 unbegleitete Jugendliche – laut Definition Personen unter 18 – suchten 2015 in der EU Schutz. [...] Einen konkreten Fall schilderte die Salzburger Kinder- und Jugendanwältin [...]: Die 17-jährige Amina war mit ihrem Bruder aus Guinea nach Österreich geflohen, weil der Stiefvater die Geschwister misshandelt hatte und das Mädchen zwangsverheiraten wollte. Die beiden kamen nach Traiskirchen. Dort wurden sie zuerst gemeinsam in einem Zimmer untergebracht, wegen des unterschiedlichen Geschlechtes aber später getrennt. [...] Sie verließ das Lager, um einen Arzt aufzusuchen, kam dort aber nie an, es gibt keine Spur von ihr.


Migration vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart 89

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

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1 Lies diesen Text zum Thema „Integration“ aus der Broschüre des Bundesministeriums für Europa, Integration und Äußeres! Mache dich ebenso schlau mit der Infobox! D3: Integration und Integrationsvereinbarung aus dem Integrationsglossar: Wer ist wer? Was ist was? (2014)

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Integration (ist) ein wechselseitiger Prozess, der von gegenseitiger Wertschätzung und Respekt geprägt ist, wobei klare Regeln den gesellschaftlichen Zusammenhalt und den sozialen Frieden sichern. Erfolgreiche Integration liegt [...] vor, wenn jedenfalls ausreichende Kenntnisse der deutschen Sprache für das Arbeitsleben, für die Aus- und Weiterbildung sowie für den Kontakt zu öffentlichen Einrichtungen vorhanden sind, die wirtschaftliche Selbsterhaltungsfähigkeit gegeben ist sowie die Anerkennung und Einhaltung der dem Rechtsstaat zugrundeliegenden österreichischen und europäischen Rechts- und Werteordnung vorliegen. [...]

Integrationsvereinbarung Ihr Ziel ist der Erwerb von vertieften Kenntnissen der deutschen Sprache, um Drittstaatsangehörige zur Teilnahme am gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben in Österreich zu befähigen. Die Integrationsvereinbarung besteht aus zwei Modulen: Modul 1 dient dem Erwerb von Deutschkenntnissen auf A2-Niveau des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen und ist binnen zwei Jahren verpflichtend zu erfüllen. Modul 2 dient dem Erwerb von Deutschkenntnissen auf B1-Niveau des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen. Die Erfüllung des Moduls 2 ist nicht verpflichtend vorgesehen, aber Voraussetzung für ein unbefristetes Aufenthaltsrecht und den Erwerb der österreichischen Staatsbürgerschaft.

Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen für Sprachen: Bei diesem geht es um die europaweite Vergleichbarkeit der jeweiligen Sprachkenntnis: A2-Niveau beschreibt die elementare Sprachanwendung (Person kann einfache Sätze und häufig gebrauchte Ausdrucke verstehen), B1-Niveau definiert die Beherrschung der Standardsprache. Subsidiär Schutzberechtigte: Krieg ist nicht automatisch ein Asylgrund. Menschen, die aus einem Kriegsgebiet fliehen, erhalten einen sogenannten subsidiären Schutz. Dieser muss in regelmäßigen Abständen verlängert werden.

2 Verfasse eine Reportage für die Schülerzeitung „Pause aktiv“ zum Thema Integration von Zuwanderern und Zuwanderinnen in Österreich! %%%%% Gehe dabei auf folgende Punkte ein: wesentliche Bedingungen für eine gelungene Integration – Situation von subsidiär Schutzberechtigten – Bedeutung des Spracherwerbs – Schluss: persönliche Stellungnahme

3

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Mache eine Gedankenreise: Deine Familie und du seid zum Auswandern gezwungen. Notiere in Stichwörtern deine Überlegungen zu folgenden Fragen auf einem Blatt Papier! %%%% 2 2 2 2 2

Welche Gründe könnte die Auswanderung haben? Welche Zielländer kommen für dich in Frage, welche nicht und warum? Welche persönlichen Dinge müsstest du zurücklassen? Von welchen Freunden/Freundinnen und Verwandten müsstest du dich verabschieden? Welche Ängste hättest du?

4 Erkläre folgende wichtige Begriffe mit eigenen Worten in deinem Heft! % ASYL – GENFER FLÜCHTLINGSKONVENTION – BINNENMIGRATION


90 Migration vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

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5 Mein Migrationsstammbaum – Recherchiere in deiner Familie, ob Familienmitglieder jemals migriert

sind! Es kann dies einerseits vom Land in die Stadt oder umgekehrt (Binnenmigration), aber auch von einem anderen Land nach Österreich sein. Auch wäre es möglich, dass ein Familienmitglied Österreich verlassen hat. Trage deine Ergebnisse in deinen persönlichen Migrationsstammbaum ein! %%%

OPA

OPA

geboren in:

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geboren in: aufgewachsen in:

aufgewachsen in:

derzeit wohnhaft in:

derzeit wohnhaft in:

OMA

OMA

geboren in:

aufgewachsen in:

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geboren in:

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derzeit wohnhaft in:

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MUTTER geboren in:

VATER

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derzeit wohnhaft in:

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Dein Foto

ICH

geboren in:

aufgewachsen in: derzeit wohnhaft in:

6 Woher komme ich? – Stellt in Form eines kurzen Referats eure Familiengeschichte der Klasse vor! Präsentiert dazu auch Fotos und Gegenstände, die einen Bezug zu euren Herkunftsländern haben! %%%%%


Migration vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart 91

Im 19. Jahrhundert übte Wien auf Zuwanderer und Zuwanderinnen aus den Gebieten der Habsburgermonarchie eine große Anziehungskraft aus.

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Einerseits waren 1781 die Leibeigenschaft und die Schollenpflicht aufgehoben worden, weshalb es vielen in der Landwirtschaft tätigen Menschen erst möglich war, ihre Heimat zu verlassen. Andererseits gab es in vielen ländlichen Gebieten der Monarchie aufgrund der zunehmenden Industrialisierung immer weniger Arbeit. In Wien hingegen fanden die Zuwanderer und Zuwanderinnen vor allem in der Bauund Textilindustrie Arbeit.

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2. WIEN IM 19. JAHRHUNDERT – ZENTRUM DER EINWANDERUNG

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Sie siedelten sich in damals neu entstehenden Massenquartieren in der Vorstadt an. Die Lebensbedingungen der Arbeiter und Arbeiterinnen in diesen Massenquartieren waren aber katastrophal.

Die Ziegelarbeiter am Wienerberg

Die größte Gruppe der Zuwanderer und Zuwanderinnen bildeten die Ziegelarbeiter am Wienerberg. In den dortigen Ziegelwerken wurden Ziegel für die Bauten der Wiener Ringstraße und die Modernisierung der Stadt hergestellt. Die meisten dieser Arbeiter und Arbeiterinnen stammten aus Böhmen und Mähren. In den Ziegelwerken leisteten diese Menschen Schwerstarbeit und zwar ohne jede soziale Absicherung.

D1: Wohnungselend der Ziegelböhm aus Wohnservice Wien (2018)

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(In) den 1870er-Jahren verschlimmerte sich die Situation. Die Küchen wurden herausgerissen, die Raume mit 40 bis 50, manchmal sogar mit bis zu 70 Personen vollgestopft, die teilweise am nackten Fußboden schliefen. Die Menschen hatten kaum Luft zum Atmen. Schmutz, Gestank und Lärm waren allgegenwärtig. Sogar Ringöfen und Pferdeställe dienten, vorwiegend für ledige junge Männer – auch „Ringspatzen“ genannt – als Schlafstätten. In Erzählungen wird immer wieder berichtet, dass in einer Ecke eines überfüllten Wohnraumes ein Kind geboren wurde, während gleichzeitig in einer anderen Ecke lauthals gestritten wurde und in einer weiteren Ecke gerade jemand im Sterben lag. Alle Bandbreiten des Lebens spielten sich auf engstem Raum und oft gleichzeitig ab.

Abb. 1: Arbeiterwohnung (um 1910)

Schollenpflicht: an das Land gebunden sein Ziegelböhm: Wiener Ausdruck für Ziegelarbeiter mit überwiegend böhmischmährischer Abstammung Ringofen: Einrichtung zum Brennen von Ziegeln, Kalk und Gips

Abb. 1: Dieses Foto zeigt die Wohnung einer Arbeiterfamilie an der Wende vom 19. zum 20. Jh. In vielen europäischen Großstädten wohnten Arbeiterfamilien genau so, wie du es auf diesem Foto sehen kannst. † Erkläre, wofür dieser Raum genutzt wurde! † Analysiere, welche Botschaft der Fotograf mit diesem Foto vermitteln wollte! D1: † Erörtert gemeinsam, was hier mit „Brandbreite des Lebens“ gemeint ist! Welches Bild von Vergangenheit ergibt sich durch diese Darstellung? Welche Auswirkungen hat eine solche Wohnsituation auf die Menschen?


92 Migration vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart

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3. AUSWANDERUNG IN DIE USA Der Aufbruch

1867 wurde im Staatsgrundgesetz das Prinzip der Freiheit der Auswanderung aller Bürger und Bürgerinnen verankert. Daraufhin stieg die Auswanderung aus der Habsburgermonarchie in die USA stetig an. So zählten ab 1900 neben Russen und Italienern Einwanderer und Einwanderinnen aus Österreich-Ungarn zur größten Gruppe.

Einwanderung in die USA nach Ländern von 1820 bis 2009

Deutschland 7 283 932

Italien 5 459 031

England 5 423 142

Irland 4 795 183

Kanada 4 795 183

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Mexiko 7 640 159

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Abb. 1: Die Grafik zeigt dir die Einwander/innen in die USA zwischen 1820 und 2010 nach Anzahl und Nation geordnet. † Aus Österreich und Ungarn wanderten vor allem zwischen 1911 und 1920 Menschen in die USA aus, das Gleiche trifft auf Griechenland zu. Welche gemeinsamen Gründe könnte es dafür gegeben haben?

stetig: ohne Unterbrechung sich fortsetzend

Russland 4 008 730

Philippinen 2 011 978

Indien 1 908 085

Österreich 1 864 899

Mexiko 185 334

Deutschland 174 227

Irland 166 445

von 1910 bis 1919

Zwischendeck: unterhalb des Decks gelegener Raum provisorisch: nur als einstweiliger Notbehelf registrieren: in ein Verzeichnis eintragen, aufzeichnen

Italien 1 229 916

Russland 1 106 998

Kanada 708 715

Österreich 589 416

Ungarn 565 553

England 371 878

Griechenland 198 108

Abb. 1: Einwanderung nach Nationen zwischen 1820 und 2010 (Quelle: U.S. Department of Homeland Security)

Die Gründe für die Auswanderung waren vielfältig. Einerseits war die wirtschaftliche Situation in vielen Teilen Österreich-Ungarns schlecht. Die Menschen versprachen sich durch die Auswanderung eine Verbesserung ihrer Lebensbedingungen. Andererseits wurde die Auswanderung durch verbesserte Bahn- und Schiffsverbindungen erleichtert. Nicht zuletzt wurden in den USA billige Arbeitskräfte gesucht. Auch die Löhne waren für ungelernte Arbeiter wesentlich höher als in Österreich-Ungarn.

Reise und Ankunft

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Die meisten Auswanderer und Auswanderinnen traten ihre Reise zu Fuß und dann mit der Bahn zum nächstgelegenen Hafen an. Bremen oder Hamburg (Deutschland), Le Havre (Frankreich), Antwerpen oder Rotterdam (Niederlande) sowie Triest (Österreich) waren jene Häfen, von denen Schiffe nach Amerika ablegten. Die Überfahrt erfolgte zumeist im Zwischendeck, in das provisorisch kleine Kabinen eingebaut wurden, die auf der Rückreise nach Europa wieder herausgenommen wurden. Dann konnten an Stelle der Passagiere wieder Waren befördert werden.

Abb. 2: medizinische Untersuchung der Einwanderer auf Ellis Island (um 1905)

Der überwiegende Teil der Einwanderer und Einwanderinnen kam in New York an. 1892 wurde auf der Insel Ellis Island vor New York eine Kontrollstation eingerichtet. Hier wurden die Menschen registriert, medizinisch untersucht und auch entschieden, ob sie bleiben durften oder ob sie zurückgeschickt wurden.


Migration vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart 93

Arbeitsmigration nach Österreich

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4. ÖSTERREICH – EIN EINWANDERUNGSLAND? In Österreich gab es in den 1960er-Jahren zu wenige Arbeitskräfte. Deshalb warb die österreichische Regierung Arbeiter aus der Republik Jugoslawien und der Türkei für den österreichischen Arbeitsmarkt an.

Republik Jugoslawien: Staat in Südosteuropa, der von 1945 bis 1992 bestand

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Diese – vor allem junge Männer – sollten nur eine gewisse Zeit in Österreich bleiben, um hier zu arbeiten. Bei Bedarf sollten sie durch neue ausländische Arbeitskräfte ersetzt werden.

mp eV

Viele dieser „Gastarbeiter“, wie die ausländischen Arbeiter in der Umgangssprache genannt wurden, blieben aber im Land und holten ihre Familien nach. In den darauffolgenden Jahren erhielten die meisten von ihnen die österreichische Staatsbürgerschaft. Zu Beginn der 1970er-Jahre waren die ersten negativen Stimmen gegen die Arbeitsmigranten in Österreich zu hören. Mit Plakaten wurde versucht, gegen Vorurteile anzukämpfen.

Die Familien der früheren „Gastarbeiter“ leben und arbeiten heute in Österreich, sie bezahlen Steuern und haben sich integriert. Sie sind österreichische Staatsbürger. Oft werden sie aber aufgrund ihres Aussehens und ihrer Sprache als „Ausländer“ wahrgenommen. Deswegen haben viele von ihnen noch immer mit Vorurteilen zu kämpfen, auch dann, wenn sie schon hier geboren sind und seit Jahrzehnten in Österreich leben.

Migration 2015

Die politische Situation in Syrien, einem Land, in dem seit 2011 Bürgerkrieg herrscht, aber auch in anderen Teilen der Welt führte in den letzten Jahren dazu, dass immer mehr Menschen fliehen. Im Jahr 2015 verließen laut UN-Flüchtlingshilfswerk mehr als 60 Millionen Menschen ihre Heimat. Ca. 90 000 Menschen suchten auch in Österreich Zuflucht. Im Sommer und Frühherbst 2015 kam der überwiegende Teil der Flüchtlinge über die „Balkanroute“. Als ihnen in Budapest das Benützen der Züge untersagt wurde, spitzte sich die Lage zu. Tausende machten sich am 4. 9. 2015 zu Fuß auf der Autobahn Richtung Österreich auf den Weg.

Oly

In dieser Situation entschloss sich die österreichische Regierung in Absprache mit der deutschen Regierung, die Flüchtlinge aus Ungarn nach Österreich und Deutschland einreisen zu lassen. Der überwiegende Teil der Menschen reiste nach Deutschland weiter.

Abb. 2: Flüchtlinge auf der ungarischen Autobahn M1 auf ihrem Fußmarsch zur österreichischen Grenze am 4. 9. 2015

Abb. 1: Plakat gegen Vorurteile im Auftrag der Aktion Mitmensch (1973)

Abb. 1: † Analysiere dieses Plakat mit folgenden Fragestellungen! Wie kommt zum Ausdruck, welche Position zur Migration eingenommen wird? Welche politischen und gesellschaftlichen Einstellungen gibt das Plakat wieder?


94 Migration vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe! Zeitraum und welche geografischen Räume sie berichten! %%

D1 – Scheußliche Portale zur modernen Welt:

ag

1 Lies zuerst diese vier Darstellungen! Dann notiere in den Überschriften, über welchen

Garnitur: eine Reihe verschiedener, zusammengehörender Gegenstände, die einem bestimmten Zweck dienen

mp eV

erl

Als ein mageres 14-jähriges Mädchen namens Jeanne Bouvier im Jahr 1879 zum ersten Mal die neu errichteten Außenmauern von Paris durchschritt, hatte sie nur zwei Garnituren Kleidung dabei, die sie übereinander trug, ein paar Toilettenartikel in einem Tuch, dessen vier Ecken sie zusammengeknotet hatte, und die zeitlosen Erwartungen, die Migranten vom Land in die Städte mitnehmen. [...] Die Mutter hatte nach einer deprimierenden Zeit, in der sie in den Vororten von Paris als Bürstenfärberin ihr Glück versucht hatte, aufgegeben und war in ihr von einer Hungersnot heimgesuchtes Dorf zurückgekehrt. [...] Ihre erste Unterkunft, ein winziger Raum, dessen einzige besonderen Merkmale ein schlichtes Bett aus Brettern und eine Abflussrinne für Fäkalien waren, die direkt unter ihrem Fenster verlief, bestätigte die schlimmsten Vorstellungen von der Ankunftsstadt, [...]. In einigen Stadtbezirken wurde die Ankunftsstadt durch diese „vertikale Schichtung“ definiert: Die bereits etablierten Stadtbewohner belegten die untersten Stockwerke, die armen Neuankömmlinge vom Land die obersten zwei oder drei Etagen.

Fäkalien: von Menschen und Tieren ausgeschiedener Kot etabliert: einen sicheren Platz innerhalb einer bürgerlichen Ordnung/ Gesellschaft innehaben

D2 – Heimliche Ankünfte:

Joseph Thorne hatte 1905 genug von den Cockney-Slums von Bermondsey im Süden Londons, die für ihn und seine Frau die Endstation zu sein schienen, [...]. Er buchte eine Überfahrt nach Kanada mit einem Vertrag, der ihn zu einem Jahr Arbeit auf einer Farm verpflichtete. Den größten Teil seines Lohns schickte er nach Hause. Anschließend arbeitete er ein Jahr lang im Stadtzentrum von Toronto und sparte dabei etwas Geld, mit dem er ein kleines Stückchen Land [...] jenseits der Stadtgrenze kaufte, [...]. Thorne besorgte sich eine Schaufel grub ein Loch, deckte es mit Wellblech ab und bezeichnete es als sein Zuhause. Ein paar Monate später trafen seine Frau und ihre fünf Kinder aus London ein, und er klaubte genügend Holz und Pappe für eine Zweizimmerhütte mit Lehmboden zusammen.

Cockney-Slum: Slum in London, in dem die Bewohner einen eigenen Slang sprechen

D3 – Tod und Leben in einer großen Ankunftsstadt:

Oly

Der Busbahnhof Harem wurde in den 1950-Jahren gebaut, in einer Zeit, in der es das moderne türkische Straßennetz der Bevölkerung erstmals ermöglichte, zügig große Entfernungen zurückzulegen. Seit jener Zeit ist dieser Ort die wichtigste Anlaufstelle für einen steten Zustrom von Neuankömmlingen, die ihre wenigen Habseligkeiten in Plastiktüten bei sich tragen und aus den Dörfern Zentral- und Ostanatoliens stammen. Diese Neuankömmlinge haben die Einwohnerzahl des Großraums Istanbul von unter einer Million Ende der 1950er-Jahre bis heute auf 14 Millionen anwachsen lassen. Harem war bis 1973 – als die erste Brücke über den Bosporus gebaut wurde – die letzte Haltestelle auf einem Weg, der einst die Hauptader der Seidenstraße gewesen war. Es bleibt für viele Menschen das Endziel der Reise. Im Lauf der 1980er- und zu Beginn der 90er-Jahre ließ sich hier Jahr für Jahr eine halbe Million Dorfbewohner nieder, und Harem ist heute noch – obwohl inzwischen routinemäßig zu hören ist, Istanbul sei „voll“ – ein zentraler Ankunftsort für die jährlich 250 000 oder mehr Einwohner, die sich unter die Bevölkerung der Stadt mischen.

stet: über eine relativ lange Zeit gleichbleibend

Bosporus: Meerenge zwischen Asien und Europa


Migration vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart 95

D4 – Intensität, Spontanität, Autonomie:

ag

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

Autonomie: Unabhängigkeit, Selbständigkeit Marrakesch: Stadt im Südwesten Marokkos

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Mohammed Mallauch kam mit einem Flug aus Marrakesch [...] an, nahm den Zug zu den westlichen Vororten Amsterdams und staunte über die geometrischen grünen Muster, die er zu sehen bekam. Im Vergleich zu den aus niedrigen Lehmhäusern bestehenden Dörfern seiner gebirgigen Heimatregion im Norden Marokkos und den hektischen Enklaven von Marrakesch war das hier doch eine ganz andere Lebensweise. [...] „Zunächst sah das alles perfekt aus“, sagt Mohammed, „und in vielerlei Hinsicht ist es auch ein guter Wohnort, aber nach ein paar Wochen in Slotervaat war mir klar, dass es hier ein sehr ernstes Problem gab. Das Viertel war zum Abladeplatz für Migranten geworden, die vom gesellschaftlichen Leben vollkommen abgeschnitten waren.“ Mohammed war aus Marokko gekommen, um hier als Lehrer zu arbeiten. Bei seiner Ankunft im Jahr 1992 stellten die Migranten aus Marokko etwa die Hälfte der 45 000 Einwohner von Slotervaart [...]. „Das größte Problem, mit dem ich von Anfang an zu kämpfen hatte, war, dass so wenige Kinder Niederländisch sprachen. Niemand half ihnen, die Sprache zu lernen und es gab keinen Grund für sie, sie überhaupt lernen zu wollen.“

mp eV

Enklave: vom eigenen Staatsgebiet eingeschlossener Teil eines fremden Staatsgebiets

Aus: Saunders, Douglas: Die neue Völkerwanderung – Arrival City. München (2011), S. 217 – 491.

2 Arbeite die Gründe für Migration aus der jeweiligen Darstellung heraus! %%% Gründe für Migration:

3 Erkläre anhand der Darstellungen, welche Herausforderungen auf Migranten und Migrantinnen

Oly

zukommen können! %%%%

4

Wähle eine Person aus D1, D2 oder D4 aus und führe mit ihr ein fiktives (= frei erfundenes) Gespräch, das du aufschreibst! %%%%


96 Migration vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

5 Studiere diese Karte und achte dabei besonders auf die Legende! Um diese besser zu verstehen, lies den Informationstext! Dann ziehe die Schengen-Außengrenze mit Grün nach! %

Flüchtlingsrouten in Europa EU-Länder Schengen-Außengrenzen

bisherige

Flüchtlingsrouten

POLEN

Grenzzaun TSCHECHIEN FRANKREICH

erl

Grenzkontrollen an Schengen-Binnengrenzen

DEUTSCHLAND

geplant

UKRAINE

SVK

Wien

München AUT

Budapest HUN

SCHWEIZ

mp eV Belgrad

N

O

IE

CR

IT AL

RUMÄNIEN

Zagreb

SLO

Das Schengenabkommen regelt den freien Reiseverkehr ohne Personenkontrolle innerhalb seiner Mitgliedstaaten. Um den Missbrauch offener Grenzen durch illegale Einwanderung oder das internationale Verbrechen zu verhindern, wurde aber eine verstärkte Kontrolle der Außengrenzen vereinbart.

BIH

SRB

MNE RKS ALB

BULGARIEN

Schwarzes Meer

Edirne

MKD

Istanbul

Mittelmeer

TÜRKEI

Athen

GRIECHENLAND

6

Kos

K1: Die Karte zeigt die sogenannte „Balkanroute“, auf der vor allem im Jahr 2015 rund 1,5 Millionen Menschen hauptsächlich aus Syrien und dem Irak nach Europa flüchteten.

Oly

Fasse die Hauptaussagen der Karte in einem Satz zusammen! Dann gib auch jene nationalstaatlichen Maßnahmen an, durch welche die Routen der Flüchtenden nach Europa maßgeblich beeinflusst wurden! %%%%


Migration vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart 97

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

7 Betrachte dieses Foto genau und lies den Informationstext dazu! % Dieses Foto zeigt eine italienische Familie unmittelbar nach ihrer Ankunft in den USA. Es wurde 1905 von dem berühmten USFotografen Lewis Hine aufgenommen, der als einer der Ersten sozial benachteiligte Menschen in den Mittelpunkt seiner Arbeit stellte.

erl

8 Löse nun die folgenden Aufgaben! %%%%

a) Wenn du die Möglichkeit hättest, mit einer dieser Personen zu sprechen, was würdest du sie fragen. Schreibe eine Frage auf! _____________________________________________________

mp eV

_____________________________________________________ b) Formuliere nun eine Antwort auf die von dir gestellte Frage!

_____________________________________________________ _____________________________________________________

9 Bearbeite nun die Fotografie in deinem Heft! Wähle dazu aus jedem Bereich zwei Fragen aus! %%%% BESCHREIBEN: Welche Personen, Gegenstände und Gebäude sind auf dem Foto zu sehen? Welche Details sind zu erkennen? Was stellt das Foto in den Mittelpunkt und wie wird das erreicht? ANALYSIEREN: Welche Botschaft sendet das Foto bzw. welche Botschaft möchte der Fotograf vermitteln? Welche Hinweise gibt es, um herauszufinden, wann das Foto erstellt wurde und zu welchem Zweck das Foto aufgenommen wurde? INTERPRETIEREN: Welche historischen Fragen können mit Hilfe dieses Fotos beantwortet werden? Welche Wirkung hat das Foto auf dich? Spricht es dich emotional an oder ist es eher sachlich gehalten? Will der Fotograf sachlich informieren oder will er eine bestimmte Wirkung beim Betrachter erzielen?

10

Oly

MP1 Gehe auf die Seite http://stories.unhcr.org/de! Dort sammelt das UN-Flüchtlingshilfswerk persönliche Lebensberichte von Flüchtlingen. Wähle einen der Berichte aus und löse die folgenden Aufgaben dazu! %%% Erstelle einen Lebenslauf der ausgewählten Person! Beschreibe in drei bis vier Sätzen die Schwierigkeiten, die bei der Flucht auftraten! Schreibe ein fiktives Interview, das du mit der ausgewählten Person geführt hast, auf ein A4-Blatt! Sammle Informationen zum Heimatland deiner ausgewählten Person! Erstelle zum Abschluss ein Plakat und stelle deine Person der Klasse vor!

11 Das Flüchtlingsspiel –

MP1 Besuche die Seite: http://www.lastexitflucht.org! Spiele nun das Flüchtlingsspiel und vergleiche im Anschluss daran die „echten“ Erfahrungen aus den Reportagen mit deinen gewonnenen Eindrücken aus diesem Spiel! %%%%


98 Migration vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

12 Erstelle mit Hilfe des Informationstextes Bildlegenden für diese Karikaturen! %%%

Diese beiden Karikaturen wurden von Joseph Keppler (1838 – 1894) gezeichnet. Keppler stammte aus Wien und emigrierte 1867 in die USA. In der 1880 gezeichneten Karikatur mit dem Titel „wellcome all“ zeigt er die Bereitschaft der USA, Einwanderer aufzunehmen. Nur 13 Jahre später dokumentiert seine Karikatur mit dem Titel „looking bachward“ den Wandel in dieser Einstellung.

erl

Informationen zu Bild 1

mp eV

Abb. 3:

Schild neben der Tür: Free Education (freie Bildung) Free Land (freies Land) Free Speech (Redefreiheit) Free Ballot (freie Wahlen) Free Lunch (freies Essen ohne Speisevorschriften) Über der Tür: U.S. Ark of Refuge (US-amerikanische Arche für Flüchtende) weißes großes Schild: No oppressive taxes (keine unterdrückenden Steuern) No expensive kings (keine teuren Könige) No compulsive military service (kein verpflichtender Militärdienst) No knouts in Dungeons (keine Gewalt in Gefängnissen)

Oly

Abb. 4:

13

Erkläre, welche Veränderung in der Einwanderungspolitik der USA durch diese beiden Karikaturen abgebildet wird! Gehe dabei besonders auf den Titel „looking backward“ ein! %%%% _____________________________________________________________________________________________ _____________________________________________________________________________________________ _____________________________________________________________________________________________ _____________________________________________________________________________________________ _____________________________________________________________________________________________


Identitäten 99

ag

1. WAS IST IDENTITÄT? Wer bin ich eigentlich?

Im Allgemeinen verwendet man den Begriff Identität dazu, um alle Merkmale eines Menschen oder einer Gruppe zu beschreiben. Der Begriff individuelle Identität wird verwendet, wenn man von nur einem Menschen spricht. Im Gegensatz dazu beschreibt die kollektive Identität eine Gruppe.

KOLLEKTIVE IDENTITÄT

wird geprägt durch ...

wird geprägt durch ...

Herkunft, Sprache, Kultur

erl

INDIVIDUELLE IDENTITÄT

die Zugehörigkeit zu einer Gruppe (Familie, Freundeskreis, Nation)

D1: Eine Frage, die nervt – Welche Identität hast du eigentlich? von Barbara Coudenhove-Kalergi (Standard 17. 8. 2016)

Fließtext: † Erkläre die wesentlichen Elemente von Identität! † Stelle ausführlich dar, wie du sowohl deine individuelle als auch deine kollektive Identität definieren würdest! D1: † Fasse die Kernaussage des Textes mit eigenen Worten zusammen! † Beurteile, inwiefern eine auf die eigene Nation beschränkte Identität in einer globalen Welt sinnvoll ist!

mp eV

Dominik hat einen österreichischen Vater und eine amerikanische Mutter, ist in England geboren und aufgewachsen. Dominik, was bist du eigentlich? Diese Frage hört er nicht gern. Von allem ein bisschen, sagt er, leicht genervt. Gabi kam als ungarisches Flüchtlingskind nach Wien und fühlt sich seither in Österreich als Ungarin und in Ungarn als Österreicherin. Miriam, in Afghanistan geboren, im Iran aufgewachsen, seit zwei Jahren in Österreich, hat auf die bewusste Frage eine Universalantwort parat: Ich bin Mensch, erklärt sie. […] Darf man in einer globalisierten Welt wirklich nur ein einziges Vaterland haben? Ist das überhaupt möglich? Dominiks Vater verbrachte fast sein ganzes Berufsleben in England und fühlte sich dort heimisch, aber er brachte von jedem Österreichaufenthalt einen Laib gutes hiesiges Schwarzbrot mit und sprach mit seinen Kindern konsequent Deutsch. […] die Antwort auf die Frage: Wer bist du eigentlich? wird in Hinkunft nicht mehr einfach lauten können: Österreicher und sonst gar nichts.

globalisiert: auf die ganze Welt ausgedehnt

Jeder aus eurer Klasse besitzt in der Regel die Staatsbürgerschaft eines Landes. Es ist dies die formale Zugehörigkeit zu einem Staat. Damit verbunden sind auch gewisse politische Rechte, wie ab einem bestimmten Alter das Wahlrecht.

konsequent: (fest) entschlossen

Oly

Identität durch Staatsbürgerschaft?

Durch die Staatsbürgerschaft haben die Bewohner und Bewohnerinnen des Staates einerseits Rechte und Pflichten gegenüber dem Staat. Andererseits bildet sich durch den Besitz der gleichen Staatsbürgerschaft auch eine politische und symbolische Gemeinschaft der Menschen, die in diesem Staat leben. Diese Menschen entwickeln ein Zusammengehörigkeitsgefühl, eine kollektive Identität entsteht.

Das Entstehen einer solchen kollektiven Identität birgt aber auch gewisse Gefahren. So haben jene Menschen, die nicht im Besitzt der Staatsbürgerschaft sind, aber trotzdem in diesem Staat leben, nicht die gleichen Rechte und Pflichten wie die Staatsbürger. Sie sind „die Anderen“, die nicht dazugehören.

Fließtext: † Im Allgemeinen lässt das österreichische Staatsbürgerschaftsrecht keine Doppel- oder Mehrfachstaatsbürgerschaften zu. Wie stehst du zu diesem politischen Urteil? Begründe deine Ansicht!


100 Identitäten

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe! Fächer, was für dich wichtig ist! %%%

ag

1 Das bin ich – das macht mich aus! Der Fächer steht für dich und das, was dich ausmacht. Notiere auf dem

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Tipps: Du kannst dir vorher eine Stichwortliste anfertigen und Begriffe sammeln oder gleich beginnen. Falls du nicht genug Platz hast, kannst du auch einen eigenen Fächer aus Packpapier basteln. Arbeite so, wie es für dich am besten passt!

Klebe zum Abschluss ein Foto von dir ein und schreibe deinen Namen dazu!

2 Stelle nun deinen persönlichen Fächer deinen Mitschülern und Mitschülerinnen vor! %%

Oly

Achtet darauf, dass jeder ausreichend Zeit hat!

Sprecht in ganzen Sätzen und fragt nach, wenn etwas unklar ist! Eure persönlichen Fächer könnt ihr anschließend im Klassenraum aufhängen.

3 Erstellt nun gemeinsam eine Tabelle nach folgendem Muster, in die ihr eure Gemeinsamkeiten eintragt! %%

GRUNDBEDÜRFNISSE

FÄHIGKEITEN / STÄRKEN

INTERESSEN / HOBBYS

WÜNSCHE / TRÄUME


Identitäten 101

Kulturnation oder Staatsnation?

ag

2. NATIONALE IDENTITÄTEN

Frankreich wiederum galt seit der Französischen Revolution als Beispiel für eine Staatsnation, die auf eine gemeinsame Geschichte und Verfassung beruht. Staatsnationen sind unter anderem durch ein Staatsgebiet, Staatsinsignien wie Flaggen, Hymnen usw., Staatssprache(n) und eine eigene Währung gekennzeichnet. D1: Was ist eigentlich eine Österreicherin/ein Österreicher? – von Marion Bacher

mp eV

in der Reihe 1x1 der Politik (2011)

D1: † Erörtere anhand der Darstellung die Frage, wie wichtig Traditionen für die Ausbildung nationaler Identitäten sind! † Diskutiert im Klassenplenum, welche Inhalte zur Ausbildung von nationaler Identität von Bedeutung sein können! † Beurteile den fett hervorgehobenen Satz! Womit begründet die Autorin ihre Behauptung? Ist diese Begründung ausreichend, um diese Behauptung aufzustellen?

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Bei einer Kulturnation fühlt sich eine Gemeinschaft von Menschen durch Sprache, Traditionen, Kultur und Religion miteinander verbunden. Diese Faktoren begründen ein Zusammengehörigkeitsgefühl, welches von staatlichen Grenzen unabhängig ist. Eine Kulturnation kann also auf verschiedene Staatsgebiete verteilt sein. So bildete sich auch gegen Ende des 18. Jh. bei der Bevölkerung der Kleinststaaten des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation das Bewusstsein einer nationalen Zusammengehörigkeit heraus.

Die Nation Österreich, so wie wir sie heute kennen, ist nicht einmal hundert Jahre alt. Erst 1918 nach dem Ersten Weltkrieg zerfiel die Dynastie der Habsburger in fünf Nationalstaaten. Die mehr als 600 Jahre davor setzte sich das Habsburgerreich aus vielen verschiedenen Völkern zusammen – heute nennen wir sie Deutsche, Österreicher, Tschechen, Slowaken, Slowenen, Serben und so weiter. Damals waren sie Bewohner eines Vielvölkerstaates und weil jeder seine Sprachen, Bräuche, seine Mythen und Lieblingsspeisen pflegte, rechnete man sie lange Zeit nicht wirklich einer Nation zu.

Der Prozess der Demokratisierung

Im 19. Jh. setzte im Zuge der Bildung von Nationalstaaten auch der Prozess der Demokratisierung ein. So gehörten den Nationalbewegungen vor allem Studenten und Bürger an, die für mehr Mitsprache und Pressefreiheit kämpften.

Oly

Durch das Entstehen von demokratischen Nationalstaaten hat sich das Verhältnis zwischen den Menschen und dem Staat grundlegend verändert. Die Menschen sind nicht mehr Untertanen, sondern Bürger und Bürgerinnen, welche aktiv an der Gestaltung der Demokratie teilnehmen. Damit verbunden ist auch ein ständiger Diskussionsprozess, welche Bevölkerungsgruppen innerhalb der Nationalstaaten mitbestimmen sollen. Die Menschen sind mobiler, viele leben nicht mehr in dem Land, in dem sie geboren wurden. All diese Faktoren führen dazu, dass die Frage der Mitbestimmung innerhalb der Nationalstaaten neu gestellt werden muss.

Häufig gab und gibt es innerhalb einer Nation nicht nur ein positives Wir-Gefühl, sondern auch eine negative Abgrenzung gegen andere Nationen oder Minderheiten. Ein übertriebenes Nationalgefühl und die Abwertung anderer Gruppen bezeichnet man als Nationalismus.

Abb. 1: Staatsbürger und Staatsbürgerinnen


102 Identitäten

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

1 Nationale Symbole – Bildet zunächst Fünfergruppen! Anschließend wählt eines der Länder aus der Länderliste aus! Folgt nun der Anleitung! %%%%

Österreich © Deutschland © Türkei © Serbien © Spanien © Frankreich © Großbritannien © Russland © Italien © Belgien © Japan © USA

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a) Sobald ihr euch für ein Land entschieden habt, teilt euch die Arbeit auf! Folgende fünf Bereiche stehen zur Auswahl:

mp eV

1. Erstellen eines Steckbriefs – MP1 Recherchiere Informationen zum ausgewählten Land (Bilder, Grafiken, Statistiken usw.)! 2. Nationalflagge – Erläutere, wofür die auf der Flagge verwendeten Symbole und Farben stehen! 3. Nationalhymne – Erläutere die Entstehungsgeschichte der Hymne! Welche immer wieder kehrenden Worte kommen darin vor? 4. Wappen – Wie entstand das Wappen? Welche Symbole zeigt es? Welche Farben werden verwendet und welche Bedeutung haben diese? 5. Feiertage – Welche nationalen Feiertage gibt es und welchen Stellenwert haben diese in dem jeweiligen Land? b) Erstellt nun gemeinsam ein Plakat mit euren Ergebnissen!

c) Vergleicht nun die Ergebnisse innerhalb der Klasse! Welche Unterschiede und welche Gemeinsamkeiten lassen sich zwischen den einzelnen Ländern feststellen?

2 Sammle Argumente, die für und gegen die Verwendung von nationalen Symbolen sprechen! %%%%

Oly

PRO

CONTRA

3 Formuliere dein eigenes begründetes Urteil zu folgender Aussage! %%%% Eigene nationale Symbole sollten in den Mitgliedsländern der Europäischen Union (EU) keine Bedeutung mehr haben.


Identitäten 103

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

4 Lies zuerst den Informationstext und studiere dann die Grafik!

Im Oktober 2012 ließ die österreichische Tageszeitung „Der Standard“ von einem Meinungsforschungsinstitut eine telefonische Umfrage mit Österreicher/innen ab 16 Jahren durchführen. Die Österreicher sind stolz auf ihr Land, aber was heißt das genau? DER STANDARD hat nachfragen lassen und herausgefunden: Es sind die touristischen Klischees, die Identität vermitteln.

erl

Worauf die Österreicher stolz sind

Frage: Hier sehen Sie nun Verschiedenes, worauf die Österreicher stolz sein können. Bitte geben Sie an, auf welche dieser Bereiche die Österreicher besonders stolz sein können!

2012

85

Auf die landschaftliche Schönheit

74

Auf die hohe persönliche Sicherheit, die niedrige Kriminalität

40

70

Auf die sportlichen Leistungen der Österreicher bei Wettkämpfen und Meisterschaften

39

mp eV (72)

69

Auf die hohe Lebensqualität

(77)

64

Auf die Hilfsbereitschaft der Österreicher bei Katastrophen

(62)

62

Auf typisch österreichische Sehenswürdigkeiten und Spezialitäten

(57)

59

Auf die Umweltqualität

(56)

Auf die kulturellen Leistungen des Landes (Festspiele, Konzerte)

Auf die angebotene Schul- und Berufsausbildung Auf bekannte Forscher, Erfinder und Entdecker

52

(52)

47

47

(41)

46

(41)

Auf die Neutralität

43

Auf die Geschichte des Landes

(40)

(58)

42

(50)

Auf die Leistungsfähigkeit der Industrie und Wirtschaft

36

Auf die hohe soziale Sicherheit, dass es keine sichtbare Armut im Land gibt

36

(41) (61)

36

Darauf, dass Österreich ein demokratisches Land ist, wo sich jeder, der will, in die Politik einbringen kann

(27)

Darauf, dass in Österreich jeder, der wirklich fleißig ist, ein kleines Vermögen erarbeiten kann

(18)

Auf die politische Stabilität

17

21

(33)

Darauf, dass es bei den Einkommen in Österreich ziemlich gerecht zugeht

(31)

42 (39)

(65)

Auf die österreichische Küche

Vergleichszahlen 2009

Auf bekannte Künstler

(85)

Auf Tradition und Brauchtum

Auf die Leistungen der modernen Wissenschaft und Forschung

Klischee: festgefahrene Vorstellung; Vorurteil

13 (12)

Auf die guten Beziehungen zu den ehemaligen Ostblockstaaten

11

Auf die Ausländerfreundlichkeit der Österreicher

9

Auf unsere Rolle in der EU

Auf das internationale Ansehen unserer Politiker

(22) (9)

3

1 (7)

Abb. 2: repräsentative Umfrage des market-Instituts 2012 (n=400)

Oly

5 Wähle aus der Grafik Bereiche aus, die auch deiner Einstellung entsprechen! % 3 Bereiche, auf die ich stolz bin

3 Bereiche, auf die ich weniger stolz bin

6 Besprecht in Partnerarbeit Gründe, die für die Platzierung der letzten beiden Plätze ausschlaggebend gewesen sein könnten! %%%


104 Identitäten

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

7

Patriotismus:

ag

MP1 Recherchiere unter www.politik-lexikon.at die Begriffe PATRIOTISMUS und NATIONALISMUS und erkläre diese mit eigenen Worten! Erläutere auch den Unterschied! %%%

________________________________________________________________________________

Nationalismus: _______________________________________________________________________________

erl

____________________________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________________________

Unterschied: _________________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________________________

mp eV

8 Nimm Stellung zu dieser politischen Entscheidung, die seit 2017 in Österreich gilt! %%%% Ausbildungspflicht: Die Erziehungsberechtigten müssen dafür sorgen, dass Jugendliche nach Erfüllung der allgemeinen Schulpflicht bis 18 Jahre eine weitere Ausbildung bekommen. Sie können entweder eine weiterführende Schule besuchen, eine Lehre absolvieren oder eine sonstige Ausbildung (z. B. ein Praktikum) machen. Wie beurteilst du diese politische Entscheidung? finde ich gut

9

lehne ich ab

Überlege dir nun Argumente, mit denen du dein Urteil belegst und schreibe sie auf!

Formuliere in einem Satz, welches politische Urteil mit diesem Regierungsprogramm zum Ausdruck kommt! %%

Oly

D2: Stärkung der Demokratie – österreichisches Regierungsprogramm 2017 – 2022 Unsere Demokratie lebt davon, dass die Bürger die Gesellschaft aktiv mitgestalten. Auf der Ebene politischer Entscheidungsprozesse sind die Möglichkeiten zur direkten Mitwirkung in Österreich schwach ausgeprägt. In unserem stark von Parteien geprägten politischen System muss direkte Demokratie in Zukunft eine größere Rolle spielen. Politische Entscheidungsprozesse müssen näher an die Wähler herangeführt werden. Politische Partizipation kann man aber nicht einseitig verordnen, sondern muss von selbst wachsen. Um mehr direkte Demokratie zu leben, muss eine neue Kultur des öffentlichen Diskurses erarbeitet werden. Der Ausbau direktdemokratischer Elemente soll daher Schritt für Schritt und gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern erfolgen. Diskurs: Erörterung, Diskussion

____________________________________________________________________________________________

10

MP1 Recherchiere zuerst auf planet-wissen.de, wie direkte Demokratie in der Schweiz umgesetzt wird! Beurteile danach, ob die Schweizer Regierung zu einem ähnlichen politischen Urteil wie die österreichische Regierung gelangen würde! %%%

11 Bewerte, ob die Regierung ihr Vorhaben in ihrem Regierungsprogramm ausreichend begründet! %%%%% Welche Behauptung stellt die Regierung auf? Welche Perspektive nimmt die Regierung damit ein? Welche Werte und Einstellungen werden damit ausgedrückt?


Identitäten 105

Stationen der europäischen Zusammenarbeit

ag

3. EUROPÄISCHE IDENTITÄT

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Nach zwei Weltkriegen (1914 – 1918 und 1939 – 1945) bestand in Europa der Wunsch nach einem dauerhaften Frieden. Deshalb schlug 1950 der französische Außenminister Robert Schuman vor, die französisch-deutsche Kohle- und Stahlproduktion gemeinsam in einer neu gegründeten Organisation zu kontrollieren. Die Kohle- und Stahlindustrie sollte nicht länger zu Kriegszwecken eingesetzt werden, sondern gemeinsam verwaltet werden. 1951 gründeten Belgien, die BRD, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS), die in den folgenden Jahren auch Montanunion genannt wurde. So kam es zum ersten Mal seit den beiden Weltkriegen zu einer engen wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen den ehemaligen Erzfeinden Deutschland und Frankreich. Damit war der Grundstein für einen dauerhaften Frieden gelegt.

mp eV

1957 wurde die Europäische Atomgemeinschaft (EURATOM) gegründet, um eine friedliche Nutzung der Kernenergie zu gewährleisten. Im gleiche Jahr erfolgte die Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) mit dem Ziel, einen europäischen Markt zu entwickeln und einen schrittweisen Abbau von Handelsschranken zu erreichen. Dies sollte der Friedenssicherung sowie einer Stärkung des Solidaritätsgedankens in dem damals gespaltenen Europa dienen.

Die Europäische Union

Aus der EWG entwickelte sich zunächst die Europäische Gemeinschaft (EG) und schließlich die Europäische Union (EU). Dabei haben die Mitgliedsstaaten, aber auch die EU einen stetigen Wandel durchlaufen. Heute hat die EU 28 Mitgliedstaaten. Die Bevölkerung dieser Staaten fühlt sich in unterschiedlichem Ausmaß als Europäer oder Europäerin. Ob und wie sehr jemand sich als Europäer oder Europäerin fühlt, hängt einerseits davon ab, welchen Nutzen man mit Europa und der Europäischen Union verbindet. Andererseits spielen auch Gefühle eine große Rolle.

Oly

Welche Gefühle man Europa und der Idee eines geeinten Europas entgegenbringt, bestimmt wesentlich die Einstellung zur eigenen europäischen Identität.

Noch ist die europäische Identität nicht sehr ausgeprägt. Sie gerät immer wieder in einen Konflikt mit den nationalen Identitäten und einem übersteigerten Nationalismus.

K1: Die Mitgliedstaaten der EU (Stand: 26. 8. 2018)

Abb. 1: Plakat anlässlich der Gründung der EGKS (1952)

Abb. 1: † Formuliere die Kernaussage des Plakates in einem Satz! † Nimm Stellung zu dem dargestellten Zusammenhang zwischen Wirtschaft und Freiheit!


106 Identitäten

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

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1 Fülle zuerst den folgenden Fragebogen aus! Dann vergleiche dein Ergebnis mit den anderen in der Klasse! %%%

a) Fühlst du dich als Österreicher/Österreicherin und zwar unabhängig von der Staatsbürgerschaft?

JA, weil __________________________________________________________________________________

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____________________________________________________________________________________________ NEIN, weil ________________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________________________ b) Gibt es etwas an dir, das du als typisch österreichisch beschreiben würdest? JA

NEIN

mein Beispiel:

mp eV

c) Fühlst du dich als Europäer/Europäerin?

JA, weil __________________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________________________ NEIN, weil _________________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________________________ d) Gibt es etwas an dir, das du als typisch europäisch beschreiben würdest? JA

2

NEIN

mein Beispiel:

Im Juni 2016 wurde in Großbritannien eine Volksabstimmung über den Austritt aus der EU abgehalten. Lies den folgenden Zeitungsartikel zuerst aufmerksam durch, dann kreuze an! %%%%

Oly

D1: Briten stimmen für EU-Ausstieg – Artikel aus spiegelonline (2016) 24. 6. 2016: Großbritannien kehrt Europa den Rücken: Eine knappe Mehrheit der Briten hat beim Brexit-Referendum für einen Ausstieg aus der Europäischen Union gestimmt. Nach Auszählung aller Wahlkreise liegen die EU-Gegner laut vorläufigem Endergebnis mit 51,9 Prozent der abgegebenen Stimmen vorn. [...] Die Wahlbeteiligung lag bei 72,1 Prozent. Während Nordirland und Schottland mit sehr großer Mehrheit für den Verbleib in der Europäischen Union stimmten, entschieden die Wähler in England und Wales sich in den meisten Regionen klar für den Brexit – eine Ausnahme bildete lediglich London. Großbritannien ist damit das erste Land, das die EU verlässt.

Die Bezeichnung für den Austritt Großbritanniens aus der EU setzt sich aus Teilen der Wörter Britannien und Exit zusammen. Die Bewohner der Hauptstadt London waren mehrheitlich für den Brexit. Der Unterschied zwischen den Befürwortern und den Gegnern eines Austrittes betrug nur 3,8 %. Nach Norwegen verlässt nun auch Großbritannien die EU.

richtig

falsch


Sozialer und wirtschaftlicher Wandel in der Neuzeit 107

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1. DIE INDUSTRIELLE REVOLUTION UND IHRE FOLGEN Erfindungen und Fortschritte der Naturwissenschaften

Wissenschaftliche Erkenntnisse und Erfindungen veränderten ab der zweiten Hälfte des 18. Jh. die Wirtschaft. Die Maschine trat ihren Siegeszug an, Fabriken wurden gebaut, die Industrielle Revolution setzte ein.

baute der englische Erfinder Thomas Newcomen die erste Maschine, die alle Merkmale einer Dampfmaschine aufwies.

1764

erfand James Hargreaves das mechanische Spinnrad die „Spinning Jenny“. Nun stellte ein Spinner das Garn für einen Weber her, während davor acht Spinner zur Garnherstellung eingesetzt werden mussten.

1773

entwickelte der Schotte James Watt die Maschine von Newcomen zu einer leistungsfähigen Dampfmaschine weiter.

1810

erfand der Österreicher Joseph Madersperger die Nähmaschine.

1827

entwickelte der Österreicher Joseph Ressel die Schiffsschraube für den Antrieb von Dampfschiffen.

1831

entdeckte der deutsche Chemiker Justus von Liebig den Kreislauf der Stoffe bei Pflanzen. Aufgrund dieser Entdeckung konnte der Mineraldünger entwickelt werden.

1864

erfand der Österreicher Peter Mitterhofer die Schreibmaschine.

1876

gründete der Amerikaner Thomas Alva Edison eine „Erfinderwerkstatt“. Er erfand die Kohlenfadenlampe, den elektrischen Telegrafen, den Generator und den Fernsprecher (Vorläufer des Telefons).

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1898

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1721

entdeckte die Polin Marie Curie mit ihrem Ehemann, dem Franzosen Pierre Curie, die Radioaktivität.

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Auch in der Medizin wurden große Fortschritte erzielt. So erkannte der französische Biochemiker Louis Pasteur um 1860 Mikroben als Krankheitserreger und führte daraufhin die ersten Schutzimpfungen durch. Der Wiener Arzt Ignaz Semmelweis wurde als Retter der Mütter bekannt. Ihm fiel auf, dass die Ärzte sich vor der Geburtshilfe nicht die Hände wuschen und damit Krankheitserreger auf die Mütter übertrugen. Den Weltruf der Wiener Medizinischen Schule begründete der Chirurg Theodor Billroth. Er führte als Erster bahnbrechende Operationen wie die Entfernung des Magens bei Magenkrebspatienten durch.

Durch die Entdeckung vieler Krankheitserreger konnten auch erstmals Schutzimpfungen dagegen entwickelt werden. Bahnbrechend war die Entwicklung des Penicillins durch den schottischen Mediziner Alexander Fleming.

Abb. 1: Spinning Jenny

Abb. 2: Dampfmaschine von James Watt

Abb. 1 + 2: † Besprecht die Vor- und Nachteile dieser unterschiedlichen Antriebskräfte! • Muskelkraft von Mensch oder Tier • Wasserkraft • Windenergie • Dampfkraft

Mineraldünger: Kunstdünger Radioaktivität: Eigenschaft gewisser Materialien, unter Abgabe von Strahlung zu zerfallen Mikroben: Bakterien Penicillin: Heilmittel, das gegen Bakterien wirkt


108 Sozialer und wirtschaftlicher Wandel in der Neuzeit Entstehung der Industrie

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Die Industrielle Revolution wirkte sich auf viele Gebiete des menschlichen Lebens aus. So veränderte die Industrialisierung die Arbeitswelt, das soziale Gefüge und die Lebensbedingungen der Menschen grundlegend.

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Die ersten Dampfmaschinen wurden in Bergwerken sowie zum Antrieb von Spinnmaschinen und dem mechanischen Webstuhl eingesetzt. Für den Kauf von Maschinen wurde aber viel Vermögen also Kapital benötigt. Dieses besaßen zumeist reiche Bürger, Adelige und in einigen wenigen Fällen auch Handwerker. Sie verwendeten ihr Kapital und gründeten Fabriken, stellten dort Maschinen auf und wurden so zu Unternehmern. Damit war die Industrialisierung eingeleitet. Schwerindustrie: Es wurden Hochöfen und Stahlwerke errichtet. In diesen erzeugte man Stahl, der vor allem für den Bau von Eisenbahnen und Schiffen benötigt wurde.

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Textilindustrie: Hier verdrängte der mechanische Webstuhl die Handweber, da die maschinengewebten Stoffe billiger waren.

Abb. 3: Frau am Webstuhl in der Textilindustrie (1880) produzieren: erzeugen

Chemische Industrie: Diese erzeugte unter anderem billige Farbstoffe und Mineraldünger. Auch Soda wurde chemisch hergestellt. Es diente als Grundstoff für die Seifenherstellung. Nun konnte Seife billiger produziert werden und wurde so zum Gebrauchsartikel, den sich jeder leisten konnte. Die neuen Möglichkeiten der Seifenherstellung führten zur Entwicklung des Waschmittels.

Die Industrielle Revolution breitet sich aus

Pionier: Wegbereiter R jemand, der auf einem bestimmten Gebiet bahnbrechend ist

D1: Die Werkstatt der Welt aus www.damals.de (2016) Großbritannien war nicht nur der Pionier der Industrialisierung im späten 18. Jahrhundert gewesen; um die Mitte des 19. Jahrhunderts galt das Land geradezu als die „Werkstatt der Welt“: Es stellte zwar nur etwa zehn Prozent der europäischen Bevölkerung, aber es verarbeitete 59 Prozent der von Europa importierten Baumwolle. Großbritannien verfügte ferner über 58 Prozent der europäischen Eisen- und sogar 68 Prozent der europäischen Kohleproduktion. Entsprechend verbrauchte Großbritannien fast genauso viel Energie wie der gesamte Rest des Kontinents zusammen.

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D1: † Erkläre die Bezeichnung „Werkstatt der Welt“ mit eigenen Worten! † Arbeite folgende Frage aus der Darstellung heraus! Welche Voraussetzungen erfüllte Großbritannien, um Vorreiter bei der Industrialisierung Europas zu werden? † Diskutiert darüber, welche Voraussetzungen im 21. Jh. wesentlich sind, um im globalen Wettbewerb bestehen zu können!

Die Industrielle Revolution begann in Großbritannien. Die Entwicklung der Dampfmaschine, aber auch reiche Bodenschätze, eine große Flotte und wirtschaftsfreundliche Gesetze zur Gründung von Unternehmen, begünstigten die Industrialisierung.

In der zweiten Hälfte des 19. Jh. erfasste die Industrialisierung auch viele andere europäische Staaten. In Österreich kam es zwischen 1860 und 1914 zu einem Aufschwung der Industrie. Diese Zeit, in der viele Fabriken errichtet wurden und das Eisenbahnnetz entstand, nennt man Gründerzeit. Um 1900 stiegen Japan und die USA zu den ersten Wirtschaftsmächten der Welt auf.


Sozialer und wirtschaftlicher Wandel in der Neuzeit 109

Die Revolution des Verkehrs

D1: _______________________________

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Die in Massen hergestellten Waren mussten nun auch schnell und über weite Strecken zu den Verbrauchern transportiert werden. Die schrittweise Weiterentwicklung der Dampflokomotive machte dies möglich. 1815 baute der Engländer George Stephenson die erste verkehrstaugliche Lokomotive. In Österreich fuhr 1837 die erste Eisenbahn von Floridsdorf nach Deutsch-Wagram.

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2. NEUERUNGEN IM VERKEHR UND IN DER LANDWIRTSCHAFT

Abb. 1: Stephensons Lokomotive „The Rocket“ (RZ)

___________________________________

Q1: Als ich das erstemal auf dem Dampfwagen saß aus „Waldheimat“ von Peter Rosegger (1877)

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Der 27. September 1825 wurde zu einem historischen Tag. Stephensons Maschine beförderte zum ersten Mal einen Zug über die 15 km lange Strecke. Und mit diesem Zug wurden nicht nur Güter, sondern auch Menschen befördert. […] Zehntausende Menschen hatten sich eingefunden, um Zeugen dieser ersten sausenden Fahrt zu werden. Die Geschwindigkeit war so groß, dass stellenweise über 20 km/h zurückgelegt wurden.

Auf der eisernen Straße heran kam ein kohlschwarzes Wesen. Es schien anfangs stillzustehen, wurde aber immer größer und nahte mit mächtigem Schnauben und Pfustern und stieß aus dem Rachen gewaltigen Dampf aus. […] „Kreuz Gottes!“, rief der Jochem, „da hängen ja ganze Häuser dran!“ Und wahrhaftig […] sahen wir nun einen ganzen Marktflecken mit vielen Fenstern heranrollen, und zu den Fenstern schauten lebendige Menschenköpfe heraus, und schrecklich schnell ging's, und ein solches Brausen war, dass einem der Verstand still stand.

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Ein besonders schwieriges Vorhaben stellte der Bau einer Bahnlinie über den Semmering dar. 1848 wurde unter der Leitung von Carl Ritter von Ghega mit dem Bau der Semmeringbahn begonnen. 20 000 Arbeiter, davon ein Drittel Frauen, arbeiteten sechs Jahre daran. Die Arbeiten erwiesen sich als äußerst gefährlich: So starben 89 Menschen bei Arbeitsunfällen und mehrere hundert an Krankheiten. 1854 erfolgte die feierliche Eröffnung dieser ersten Gebirgsbahn der Welt.

Abb. 2: Bau der Semmeringbahn (Farbdruck, 1850)

Semmering: Gebirgszug zwischen der Steiermark und Niederösterreich

Abb. 1: † Finde heraus, wann in deinem Bundesland die erste Eisenbahn gebaut wurde! D1: † Verfasse eine passende Überschrift! D1 + Q1: † MP 2 + 3 Rekonstruiere anhand dieser beiden Texte die Reaktion der Menschen auf die Lokomotive! Abb. 2: † Du bist Reporter/in der GESCHICHTE NEWS. Formuliere drei Interviewfragen, die du an jemanden stellen würdest, der am Bau der Semmeringbahn beteiligt war!


110 Sozialer und wirtschaftlicher Wandel in der Neuzeit Neue Motoren werden entwickelt

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Abb. 3: Nachbau des Marcus Wagen (Technisches Museum, Wien)

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In der zweiten Hälfte des 19. Jh. wurden neue Motoren erfunden, die für die Weiterentwicklung des Verkehrs wichtig waren. 1875 entwickelte der Österreicher Siegfried Marcus den Vorläufer des Kraftwagens. Nur elf Jahre später (1886) meldete der Deutsche Karl Benz ein Patent für einen dreirädrigen Kraftwagen mit Benzinmotor an. Ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung leistungsstarker Motoren war 1897 die Erfindung des Dieselmotors durch den Deutschen Rudolf Diesel. Aber auch in der Luftfahrt gelang Bahnbrechendes. So unternahmen die Brüder Wright 1903 den ersten Motorflug in den USA.

Das Zeitalter der Elektrizität beginnt

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Der Siegeszug der Elektrizität setzte gegen Ende des 19. Jh. ein. Kraftwerke erzeugten elektrischen Strom, der zur Beleuchtung und zum Antrieb von Elektromotoren verwendet wurde. Ein Netz von Stromleitungen zum Transport der Elektrizität entstand.

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Um die Abrechnung der Postgebühren zu erleichtern, führte man 1840 in England die erste Briefmarke ein. Zehn Jahre später wurden auch in Österreich Briefmarken produziert. Zur Zeit der Jahrhundertwende erreichte die Verbreitung von Briefmarken ihren Höhepunkt.

Vor der Industriellen Revolution wurden Nachrichten mit Hilfe berittener Boten oder den Postkutschen überbracht. Die Erfindung des elektrischen Telegrafen durch Samuel Morse ermöglichte schon 1837 die Übermittlung von Nachrichten. Morse entwickelte einen Code aus langen und kurzen Stromstößen zum Verschlüsseln der Wörter – das Morsealphabet. Das Telefon wurde von Alexander Graham Bell 1876 entwickelt. Das Zeitalter der Massenkommunikation begann. D2: Warum sprechen wir von einer Industriellen Revolution? Die technischen Erfindungen verändern die Produktionsverfahren, führen daneben auch zu einer ungeahnten Intensivierung des Kommunikationswesens. Mit Kommunikationswesen sind hier alle Formen gemeint, in denen Menschen miteinander verkehren – durch räumliche Bewegung und durch Mitteilung. Diese Intensivierung, d. h. Verstärkung oder Verdichtung ist zuerst durch die Eisenbahn eingetreten. Später setzten Erfindungen wie drahtlose Telegraphie, Telefon, Fotografie, Rotationsdruck von Zeitungen, Auto den Prozess fort; im 20. Jahrhundert kommen Radio, Fernsehen, Satellitentechnik hinzu.

Aus: Günther-Arndt, Hilke; Kocka, Jürgen (Hg.): Geschichtsbuch – Die Menschen und ihre Geschichte in Darstellungen und Dokumenten 3. Berlin (1986), S. 77.

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Fruchtwechselwirtschaft: Bebauung der gesamten Ackerfläche, doch mit jährlichem Wechsel der Feldfrüchte

Nachrichten verbreiten sich

Neuerungen in der Landwirtschaft

D2: † Arbeite folgende Frage aus der Darstellung heraus! Ist Industrialisierung ohne Technisierung möglich? † Setze D2 fort! Was kam in den letzten Jahren noch hinzu? Was können wir in Zukunft erwarten?

Aufgrund der medizinischen Fortschritte stieg die Bevölkerungszahl in der zweiten Hälfte des 19. Jh. stark an. Da immer mehr Menschen Nahrungsmittel benötigten, wurde die Entwicklung von landwirtschaftlichen Produktionstechniken immer wichtiger.

In der Landwirtschaft wurden die Fruchtwechselwirtschaft eingeführt, der Mineraldünger verwendet und auch Dampfmaschinen eingesetzt. Dadurch konnten die Erträge der Bauern gesteigert und die Versorgung der Industriegebiete gewährleistet werden. Doch der Import von Agrarprodukten, die im Ausland billiger hergestellt werden konnten, führte zur Verbilligung der eigenen Produkte. Die Bauern nahmen daher zu wenig ein und verarmten zum Teil.


Sozialer und wirtschaftlicher Wandel in der Neuzeit 111

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

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1 1907 kam Persil als erstes Waschmittel auf den Markt. Entscheide anhand des Werbeplakates (Abb. 4) und D3, welche Aussagen richtig sind! Begründe auch deine Entscheidung! %%%%

D3: Das erste selbsttätige Waschmittel aus www. berlinerzeitung.de (2016)

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„Pauline, lass das Reiben sein“ ist ein Werbeslogan […]. Selbst gestandene Hausfrauen werden nicht ohne weiteres darauf kommen, dass es dabei ums Wäschewaschen geht. Vor hundert Jahren freilich hatte nicht nur Pauline ihre liebe Mühe, die Wäsche sauber zu kriegen. Erst musste sie, also die Wäsche, in Seifenlauge eingeweicht werden, dann wurde jedes einzelne Stück in derselben ausgiebig gedrückt, geknetet und eben gerieben, bis der Dreck raus war, und nach dem Spülen, Auswringen und Trocknen kam alles, was weiß war, auf die Wiese, um von der Sonne gebleicht zu werden. Falls sie gerade schien. Dass die Prozedur heute in deutlich vereinfachter Form abläuft, ist einer Pioniertat der Firma Henkel aus Düsseldorf zu danken. Sie brachte am 6. Juni 1907 das erste selbsttätige Waschpulver auf den Markt. Selbsttätig war zwar eine gewisse Übertreibung, doch immerhin bewirkte das neue Wundermittel, dass das Reiben und Kneten der Wäsche sich erübrigte.

Abb. 4: Werbeplakat (1911)

stimme zu

lehne ab

Wäschewaschen war damals Frauensache. Begründung:

Mit Persil gab es kein Kneten, Reiben, Auswringen, Trocknen und Bleichen mehr. Begründung:

2 Diese Abbildungen zeigen die Entwicklung des Fahrrades! Ordne die Bildlegenden zu! %

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1. Rennrad (2017) © 2. Hochrad (1870) © 3. Niederrad (1890) © 4. Draisine/Laufrad (1817)

3 Entwickle in einer kurzen Beschreibung in deinem Heft das Fahrrad der Zukunft! Fertige dazu auch eine Zeichnung an! %%%


112 Sozialer und wirtschaftlicher Wandel in der Neuzeit

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

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In diesem Fachtext analysiert der Autor große technische und wirtschaftliche Veränderungen. Erörtere, wie vergleichbare Entwicklungen in Gegenwart und Zukunft ablaufen könnten! %%%%

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D4: Industrielle Revolution oder Industrialisierung von Christoph Nonn (2007) Umwälzungen wie die Französische Revolution 1789 oder die russische Oktoberrevolution 1917 verwandelten die politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Verfassung der betreffenden Länder innerhalb weniger Monate oder zumindest binnen weniger Jahre. Die Industrialisierung war dagegen ein wesentlich langfristigerer Prozess. Vom Einsetzen technischer Neuerungen und dem damit zusammenhängenden explodierenden Wachstum der Produktion in der Baumwollspinnerei bis zum Umbruch in eine Industriegesellschaft [...] dauerte es in Großbritannien etwa fünfzig Jahre. [...] Dieser langfristige Charakter legt es nahe, die durch eine Häufung technischer Neuerungen zuerst im Großbritannien des späten 18. Jahrhundert angestoßene Entwicklung als Industrialisierung statt als Industrielle Revolution zu bezeichnen. Historiker, die dennoch den Begriff der Industriellen Revolution bewusst verwenden, verweisen dagegen auf sogenannte „take-off“-Phasen in der Entwicklung einiger Volkswirtschaften. Den Prozess der Industrialisierung vergleichen sie mit dem Start eines Flugzeugs, das zunächst langsam beschleunigt, um schließlich mit großem Getöse steil in die Luft abzuheben. Entscheide dich nun für eine der beiden möglichen Zukunftsvisionen und begründe deine Meinung!

Hilfe, die Roboter übernehmen die Weltherrschaft!

Begründung: _______________________________________________________________________________

Wir Menschen entscheiden über unsere Zukunft.

Begründung: _______________________________________________________________________________

5 Entschlüssle Nachrichten mit Hilfe des Morsealphabets! %%%% A B C D

H I

J

K L

•••• •• •––– –•– •–•• –– –•

O P

Q R S

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E

•– –••• –•–• –•• • ••–• ––•

F

G

M N

T U

––– •––• ––•– •–• ••• – ••–

V

W X Y Z

Tipp: Du kannst mit einer Taschenlampe morsen, indem du mit dem Licht kurze oder lange Signale gibst!

CQD: – • – • | – – – | – – | • || – – • – | • • – | • • | – • – • | – • – || – • • | • – | – • | – – • | • | • – •

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1908 wurde das internationale Notrufsignal SOS für Schiffe eingeführt. Die Titanic sandte 1912 kurz vor ihrem Sinken noch zwei Signale aus – CQD und SOS! Die folgenden Sprüche sind eine Merkhilfe.

SOS: • • • | • – | • • • – | • || – – – | • • – | • – • || • • • | – – – | • • – | • – • • | • • •

Englisch:

Englisch:

Deutsch:

Deutsch:


Sozialer und wirtschaftlicher Wandel in der Neuzeit 113

Die Freie Marktwirtschaft

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3. WIRTSCHAFTLICHER WANDEL

Massenproduktion steigert den Umsatz

Die Freie Marktwirtschaft brachte einen Konkurrenzkampf zwischen den Unternehmen und beschleunigte die Industrialisierung. Jeder Unternehmer versuchte, bessere und preiswertere Produkte auf den Markt zu bringen. In den Fabriken wurden die Waren in Massen produziert. Dies gelang durch den Einsatz von Maschinen und eine stärkere Zerlegung der Arbeit in einzelne Handgriffe.

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In Amerika beschleunigte die Einführung der Fließbandmontage ab 1908 durch Henry Ford die Herstellung von Autos. Das Modell T „Lizzy“ war das erste Auto, das von Arbeitern gebaut wurde, die auf bestimmte Arbeitsschritte spezialisiert waren. Die Arbeiter standen am Fließband und jede Gruppe von Arbeitern baute immer dieselben Teile ein.

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Q1: Ausspruch von Henry Ford (1863 – 1947) Es ist nicht der Unternehmer, der die Löhne zahlt – er übergibt nur das Geld. Es ist das Produkt, das die Löhne zahlt.

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Im Mittelalter regelten die Zünfte die Arbeitszeit, die Qualität und den Preis der Waren. Durch die Entstehung neuer Großbetriebe in der Zeit der Industriellen Revolution verloren die Zünfte ihre Bedeutung und ihre Berechtigung. Ausschließlich Angebot und Nachfrage bestimmten ab nun den Markt. In vielen Ländern wurde die Zunftordnung aufgehoben und durch eine Gewerbefreiheit ersetzt. Nun konnte jeder erzeugen, was er wollte.

Abb. 1: † Beschreibe, welcher Moment der Fließbandproduktion hier zu sehen ist! Q1: † Erkläre anhand des Zitats von Henry Ford die Beziehung zwischen Produkt und Lohn der Arbeiter! Abb. 2: † Ziehe einen Vergleich zu einem aktuellen Coca-Cola-Werbeplakat!

Abb. 1: Fließbandproduktion des Ford T-Modells. Dieses wurde innerhalb von 19 Jahren mehr als 15 Millionen Mal verkauft (1913, Detroit, USA)

Dadurch war es möglich, in kürzerer Zeit eine größere Zahl an Fahrzeugen zu fertigen. In der Folge sank der Preis für Automobile und immer mehr Menschen konnten sich ein Auto kaufen. Die Motorisierung der Menschheit nahm Fahrt auf. Die in Massen hergestellten Waren mussten auch verkauft werden. Deshalb wurden neue Handelsgeschäfte und Großkaufhäuser gegründet. Um Bedürfnisse nach neuen Produkten zu wecken, wurde die Werbung weiterentwickelt. Mit Hilfe der Werbung wurden nun Produkte von den Konsumenten gekauft, die sie vorher nicht brauchten.

Abb. 2: eines der ersten Coca-Cola Werbeplakate (1890)


114 Sozialer und wirtschaftlicher Wandel in der Neuzeit

Eine Landflucht setzt ein

Vor der Industriellen Revolution bestand in Europa eine feudale Gesellschaftsordnung, da der Großteil der Bevölkerung Bauern waren, die in Abhängigkeit von einem Grundherrn standen. Die vorherrschende Produktionsform war die Naturalwirtschaft. Im 19. Jh. führten aber die Aufhebung der Grunduntertänigkeit, die Ausbreitung der Geldwirtschaft, das starke Wachstum der Städte und viele wichtige Erfindungen zur Entstehung der Industriegesellschaft.

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D1: † Markiere im Text jene drei Gründe, die zu einer Bevölkerungsexplosion führten! † Erörtert, welche Maßnahmen ein Staat setzen kann, um die Bevölkerungszahlen zu steigern oder zu senken! Abb. 1: † Beschreibe die Bevölkerungsentwicklung Wiens! Bestimme auch den Zeitraum, in welchem der stärkste Bevölkerungsanstieg zu verzeichnen war!

1 800 000 1 600 000 1 400 000 1 200 000 1 000 000 800 000 600 000 400 000 200 000

D1: Mehr Menschen: Bevölkerungswachstum in der Monarchie – www.habsburger.net (2016) Im Vergleich zu anderen europäischen Staaten war das Bevölkerungswachstum der Habsburgermonarchie eher gering und setzte mit dem Ende des 18. Jahrhunderts erst spät ein. Während auf heutigem österreichischem Gebiet zu Beginn des 18. Jahrhunderts etwa zwei Millionen Menschen lebten, waren es am Ende des Jahrhunderts bereits drei Millionen. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts kam es in ganz Europa zu einer regelrechten Bevölkerungsexplosion, was vor allem auf steigende Geburtenraten und sinkende Sterbebraten zurückzuführen war. In der Habsburgermonarchie konzentrierte sich das Wachstum besonders in Wien, wohin vor allem im 19. Jahrhundert immer mehr Menschen zogen.

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Die Bevölkerung Europas nahm zwischen 1800 und 1900 stark zu. Sie stieg in diesem Zeitraum von etwa 195 Millionen auf etwa 422 Millionen.

Bevölkerung Wiens, 1815 bis 1910 2 000 000

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4. DIE GESELLSCHAFT VERÄNDERT SICH

Abb. 1: Bevölkerungswachstum von Wien (1815 – 1910)

0 1820

1830

1840

1850

1860

1870

1880

1890

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1810

1900

1910

Die neu gegründeten Fabriken benötigten mehr Arbeitskräfte zur Herstellung der Waren. Vor allem Menschen vom Land wie Knechte und Mägde versprachen sich ein besseres Leben durch die Fabrikarbeit in den Städten. Eine Landflucht setzte ein. Die Unternehmer errichteten in der unmittelbaren Umgebung der Fabriken Zinskasernen. In diesen Mietshäusern wohnten die Arbeiter und Arbeiterinnen auf engstem Raum.

Die Arbeiterschaft entsteht Da immer mehr Arbeiter und Arbeiterinnen in den Fabriken beschäftigt waren, entstand eine neue Bevölkerungsschicht – die Arbeiterschaft. In den Fabriken waren die Arbeitsbedingungen sehr hart. Die Arbeitszeit betrug in der Regel zwischen 12 und 16 Stunden am Tag. Oft wurde auch sonntags gearbeitet, es gab keinen Urlaub und auch keine Absicherung bei Krankheit oder Unfällen. Abb. 2: Arbeiterwohnhaus in Pottendorf/NÖ (um 1900)


Sozialer und wirtschaftlicher Wandel in der Neuzeit 115 Arbeitsalltag der Fabrikarbeiterinnen

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Mit der Industrialisierung erfolgte die Trennung von Lohnarbeit und Hausarbeit. Da der Lohn der Männer nicht zum Leben ausreichte, mussten auch die Ehefrauen in den Fabriken arbeiten, um die Familie zu ernähren. Frauen bekamen für die gleichen Arbeiten nur die Hälfte bis ein Drittel des Männerlohnes.

Kinderarbeit in den Fabriken

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Frauen wurden zumeist bei ungelernten Tätigkeiten eingesetzt. Um 1900 war ein Viertel der Arbeiterinnen in Baumwollspinnereien beschäftigt. Sie wurden als „Fadenknüpferinnen“ oder „Spulenaufsteckerinnen“ eingesetzt, da die Arbeitgeber ihre Geschicklichkeit und Schnelligkeit schätzten.

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Zu Beginn der Industrialisierung hielten Fabrikbesitzer und Unternehmer Kinderarbeit für nützlich, bildend und förderungswürdig. Für die Arbeiterfamilien wiederum brachte die Arbeit ihrer Kinder ein zusätzliches Einkommen und sicherte so ihr Überleben. Die Arbeitsbedingungen in den Fabriken stellten besonders für Kinder eine gesundheitliche Belastung dar.

D2: Soziale Folgen der Mechanisierung von Andrea Komlosy „Magie der Industrie“ (1989) Gearbeitet wurde in den Fabriken des südlichen Niederösterreichs von 4 Uhr früh bis 8 Uhr abends. Eine 1 ½-stündige Mittagspause sowie vier Stunden des arbeitsfreien Sonntags dienten den Kindern zum Schulbesuch. Nachtschichten, permanente Übermüdung, Arbeitsunfälle und Erkrankungen standen auf der Tagesordnung.

1842 wurde die Kinderarbeit in Fabriken in Österreich verboten. Trotz dieser Verordnung gab es immer wieder zahlreiche Ausnahmen. So legte auch die Gewerbeordnung von 1859 fest, dass 10- bis 12-jährige Kinder in Unternehmen mit einem Erlaubnisschein der Gemeinde sehr wohl arbeiten durften.

Arbeitsalltag in den Fabriken

Die Arbeit in den Fabriken begann zumeist um fünf Uhr in der Früh. Schon eine Viertelstunde vor Arbeitsbeginn wurde geläutet, nach dem zweiten Läuten wurden die Tore der Fabrik geschlossen. Die durchschnittliche Arbeitszeit betrug 12 Stunden, doch konnte diese jederzeit um einige Stunden verlängert werden.

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In den Augen der Unternehmer waren die Arbeiter und Arbeiterinnen „unzivilisiert“ und mussten erst zu Disziplin und Ordnung erzogen werden. Deshalb stellten sie Fabriksordnungen auf und zwar ohne Mitsprachemöglichkeit der davon betroffenen Arbeiter und Arbeiterinnen. Die Arbeitsverträge enthielten strenge Arbeitsvorschriften. Geringfügige Vergehen wie Tratschen während der Arbeitszeit oder Zuspätkommen wurden mit Lohnkürzung bestraft. Entlassungen gab es bei Vergehen wie nachlässiger und schlechter Arbeit, rauchen oder Trunkenheit.

Abb. 4: Kinderarbeit in einer Wiener Maschinenfabrik (1908)

Abb. 3: Frauen und Mädchen in einer Spinnerei (1903)

Abb. 3: † Aktuell verdienen in Österreich Frauen etwa 1/3 weniger als Männer. Was sind die Ursachen dafür? Diskutiert darüber in der Klasse! Abb. 4: † Der Bub im Vordergrund ist ca. zehn Jahre alt. Beschreibe, wie er auf dich wirkt! D2: † MP1 Bildet Gruppen und informiert euch über Kinderarbeit in verschiedenen Länder im Internet! † Gestaltet als Ergebnis eurer Recherche eine Informationsmappe!


116 Sozialer und wirtschaftlicher Wandel in der Neuzeit Arbeiterwohnungen in eigenen Stadtvierteln

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In den großen Städten entstanden in den Industriegebieten neue Stadtviertel, in denen die Arbeiter und Arbeiterinnen in Zinshäusern lebten. In den Zimmer-Küche-Wohnungen gab es kein Klosett und keine Bassena. Diese befanden sich am Gang und wurden von allen Bewohnern eines Stockwerkes benutzt. Die Mieten dieser Wohnungen waren sehr teuer, da es keine Gesetze gab, die den Mietpreis regelten.

Vor der Industriellen Revolution bestand das Bürgertum vorwiegend aus Kaufleuten und Handwerkern. Durch die Industrialisierung bildeten sich drei neue bürgerliche Schichten heraus: Großbürger (Unternehmer), Mittelschicht (Beamte, Angestellte, freie Berufe) und Kleinbürger (Handwerker, Kaufleute). Das Großbürgertum besaß Fabriken, arbeitete als Unternehmer und erlangte dadurch auch große wirtschaftliche Macht. Als bürgerliche Haupttugenden galten Sparsamkeit und Fleiß, ohne die man kein Vermögen erarbeiten konnte. Den Besitz galt es aber auch zu bewahren. Da die bürgerlichen Unternehmer selbst ihren Aufstieg durch harte Arbeit erreicht hatten, erwarteten sie von ihren Arbeitern und Angestellten denselben Einsatz.

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Abb. 5: Arbeiterwohnung in Berlin (1903)

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Aufstieg des Bürgertums

Abb. 5 + 6: † Vergleiche die Wohnsituation dieser beiden Schichten! Welche Unterschiede fallen dir auf? Abb. 6: † Stelle fest, wer die „Frau des Hauses“ ist! Woran erkennst du sie? Q1: † Erörtert gemeinsam, welche Tugenden gegenwärtig als wichtig erachtet werden!

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Q1: Testament eines Fabrikanten (Wien, 1906) Lieber Pepi, [...] verlange nicht, gar zu schnell reich zu werden. Du übernimmst ein gutes altes Geschäft mit einem guten Namen, welches Dich immer anständig ernähren wird [...] erziehe Dir Deine Kinder gut bürgerlich und mache aus Deinen Lieben ebenso tüchtige Geschäftsleute, wie Du einer unter meiner Leitung geworden bist.

Abb. 6: Großbürgerliche Familie am Frühstückstisch (Gemälde, 1902)

Die Mittelschicht war ab der Mitte des 19. Jh. zahlenmäßig stark angewachsen. Ihre wirtschaftliche Lage war zwar sehr unterschiedlich, doch war ein ausreichender Lebensstandard gewährleistet.

Die Konkurrenz der Fabriken machte vor allem den Kleinbürgern zu schaffen. Einige Handwerksbetriebe hielten diesem Konkurrenzdruck nicht stand und mussten schließen, aber auch neue Handwerksberufe entstanden. Durch den wirtschaftlichen und sozialen Aufstieg forderte das Bürgertum vermehrt ein politisches Mitspracherecht.


Sozialer und wirtschaftlicher Wandel in der Neuzeit 117

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5. FRAUEN FORDERN MITBESTIMMUNG

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Durch die Veränderungen in der Gesellschaft wurde die bürgerliche Familie zum Vorbild für alle anderen Gesellschaftsschichten. Während in der bäuerlichen und handwerklichen Familie neben den Eltern und Kindern auch die Mägde, Knechte, Lehrlinge und Gesellen zur Familie gezählt wurden, bestand die bürgerliche Kernfamilie aus Eltern und Kindern. Großer Wert wurde auf eine gute Ausbildung und Erziehung der eigenen Kinder gelegt.

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In der bürgerlichen Familie widmete sich die Frau der Kindererziehung, dem Haushalt oder der Aufsicht über das Dienstpersonal. Die Mehrheit meinte, dass die Frauen nicht arbeiten sollten, denn dies wurde als Zeichen für den sozialen Aufstieg gesehen. Arbeiterfrauen, Bauerntöchter, Mägde, Köchinnen, Dienstmädchen und Schneiderinnen mussten aber arbeiten, um ihren Lebensunterhalt zu sichern.

Ausbildungs- und Berufsmöglichkeiten

Auf die Ausbildung der Frauen wurde weniger Wert gelegt. Der Besuch von Gymnasien oder gar Universitäten war ihnen anfangs nicht gestattet. Erst 1878 durften Mädchen in Österreich eine Matura ablegen, mussten dafür aber eigene Mädchenschulen besuchen. Ab 1897 konnten Frauen auch an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien studieren.

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Auch die Zahl der berufstätigen Frauen nahm zu, da immer mehr Mädchen aus bürgerlichen Familien einen Beruf anstrebten, um unabhängig zu sein. Durch die vermehrte Berufstätigkeit der Frau änderte sich auch ihre soziale Stellung. Die Frauen forderten mehr Rechte, vor allem das Recht auf Arbeit und Ausbildung, aber auch das Wahlrecht. Frauenrechtlerinnen in England und den USA kamen vorwiegend aus dem Bürgertum. Diese sogenannten Suffragetten organisierten sich und forderten das Wahlrecht.

Stationen des Wahlrechts für Frauen

2 Als erster europäischer Staat setzte Finnland 1906 das Frauenwahlrecht um. 2 In Österreich wurde das Gesetz für das Frauenwahlrecht am 12. November 1918 beschlossen. 2 Die USA führten erst 1920 das Wahlrecht für Frauen ein. 2 Im Schweizer Kanton Appenzell Innerrhoden durften Frauen auf kommunaler und kantonaler Ebene sogar bis 1991 nicht wählen.

Abb. 1: Karikatur Frauenrecht (Flugblatt, 1907)

Abb. 1: † Analysiere diese Karikatur! Arbeite dabei heraus, welche persönliche Einstellung zum Frauenwahlrecht der Karikaturist einnahm! Gehe ebenso darauf ein, welche Wirkung er beim Betrachter erreichen wollte!

kantonal: den Kanton (Bundesland der Schweiz) betreffend


118 Sozialer und wirtschaftlicher Wandel in der Neuzeit

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe! Wirtschaftsordnungen gegeneinander ab und kreuze an! %%% Zunftordnung • Die Anzahl der Meister, Lehrlinge und Gesellen wird durch die jeweilige Zunft bestimmt. • Der Preis und die Qualität der Waren sind vorgeschrieben. • Die Waren dürfen nur in bestimmten Gebieten verkauft werden. • Jeder soll genug zum Leben haben. • Die Zunft unterstützt in Notfällen Witwen, Waisen, Kranke und Arbeitsunfähige.

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Freie Marktwirtschaft • Jeder kann einen Betrieb gründen und so viele Arbeiter und Angestellte beschäftigen, wie er braucht. • Preis und Qualität der Waren unterliegen dem Angebot und der Nachfrage. • Es gilt der Freihandel, das bedeutet, man kann überall seine Waren verkaufen. • Der Tüchtige setzt sich durch! • Keine Versorgung; erst gegen Ende des 19. Jh. werden Sozialgesetze schrittweise erlassen.

mehr Chancen

stabile Preise

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mehr Sicherheit

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1 Zunftordnung oder Freie Marktwirtschaft? Lies zuerst diese Gegenüberstellungen! Wäge diese beiden

Qualität

Freihandel

Zunftordnung Freie Marktwirtschaft

2 Verfasse mit Hilfe dieser Grafik eine eigene Erzählung über die beiden Industriellen Revolutionen! %%%% Einstieg: Zu Beginn des 19. Jahrhunderts setzte der Siegeszug… Erste Industrielle Revolution – 19. Jh.

Siegeszug der Maschinen: Maschinen ersetzen Arbeit mit der Hand.

Arbeitsplätze im Handwerk werden durch Arbeitsplätze in der Industrie ersetzt.

angelernter Arbeiter, Fabrikarbeiter

Zweite Industrielle Revolution – Gegenwart

Siegeszug der Elektronik: Computer übernehmen körperliche und geistige Arbeit.

Arbeitsplätze in der Industrie gehen verloren.

Facharbeiter, Techniker

3 Entwickle deine eigene Dritte Industrielle Revolution für die Zukunft! %%%%% Was könnte Arbeitsplätze

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revolutionieren? Wie werden die Arbeitsplätze der Zukunft aussehen? Welche Fertigkeiten werden benötigt?

4 Ordne den Bildern die passenden Begriffe zu! %

1. Suffragette © 2. Telefonistin © 3. Köchin © 4. Bürgersfrau


Sozialer und wirtschaftlicher Wandel in der Neuzeit 119

Die Soziale Frage

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6. DIE SOZIALE FRAGE UND POLITISCHE PROGRAMME Unter Sozialer Frage werden alle wirtschaftlichen und sozialen Probleme bezeichnet, die sich beim Übergang von der Agrargesellschaft in die Industriegesellschaft ergaben. Dieser Übergang setzte in den europäischen Ländern zu unterschiedlichen Zeitpunkten ein: in England bereits um 1750, in Österreich erst um 1850.

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Mit der Industriellen Revolution stiegen die Spannungen und Gegensätze an, da die Bevölkerung stark zunahm, viele Handwerksbetriebe schließen mussten und es mehr Fabriken gab. Mit dem Übergang zur Industriegesellschaft verschlechterte sich die Lage der Arbeiter und Arbeiterinnen deutlich.

Abb. 1: MP2 † Beschreibe den Schauplatz der dargestellten Szene! † Nenne Personen und Personengruppen, die auf dem Gemälde zu erkennen sind! † Stelle fest, wie diese dargestellt werden (Körperhaltung, Kleidung, Gesichtsausdruck)! † Da dieses Gemälde eine Momentaufnahme ist, stelle folgende Überlegungen an! Was könnte vorher geschehen sein? Was geschieht gerade? Was könnte nachher geschehen? Begründe auch deine Ausführungen! † Rekonstruiere mit Hilfe des Gemäldes die Stellung der Arbeiter gegenüber den Fabriksbesitzern! Woran erkennt man die Notlage der Arbeiter? Welche Stimmung zeigt das Gemälde auf? Wie unterscheidet sich der Unternehmer hier von den Arbeitern? Wer könnte die Frau mit dem Kind und dem Baby auf dem Arm sein?

Abb. 1: Der Streik (Gemälde von Robert Koehler, 1886)

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In der freien Marktwirtschaft war der Schwächere dem Stärkeren weitgehend ungeschützt ausgeliefert. Der Unternehmer bestimmte die Arbeitsbedingungen. Der Arbeiter und die Arbeiterin waren bei Unfall, Krankheit oder Arbeitslosigkeit nicht abgesichert. Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiterschaft waren geprägt durch großes Elend und große Not.

Die Arbeiter und Arbeiterinnen forderten daher Sozialgesetze wie die Einführung einer Unfall- und Krankenversicherung. Die Bauern wiederum wollten die Einführung von Schutzzöllen, während der Mittelstand das Recht forderte, sich in Vereinen zusammenschließen zu dürfen. Eine gemeinsame Forderung war die Erweiterung des Wahlrechts auch auf arme Schichten.

Politische Programme

Die Not der Arbeiter und Arbeiterinnen veranlasste viele Denker, sich mit der Sozialen Frage auseinanderzusetzen und neue Ideologien zur Lösung zu entwerfen. Diese bildeten die Grundlage für politische Programme, die teilweise sehr unterschiedlich von ihren Ansätzen und Zielen her waren.

Schutzzoll: Einfuhrzoll, der die eigene Wirtschaft gegen Konkurrenz schützt Ideologie: Weltanschauung


120 Sozialer und wirtschaftlicher Wandel in der Neuzeit Der Kommunismus

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Die deutschen Gesellschaftskritiker Karl Marx (1820 – 1895) und Friedrich Engels (1818 – 1883) gelten als Begründer des Kommunismus. 1848 verfassten sie das Kommunistische Manifest. In diesem geht es um die Verwirklichung einer klassenlosen Gesellschaft.

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Private Unternehmen, Fabriken und Bergwerke sowie privater Landbesitz sollten, weil sie Produktionsmittel waren, keinem einzelnen gehören, sondern zu gesellschaftlichem Eigentum werden. Für Marx und Engels war ein Klassenkampf zwischen besitzendem Bürgertum, der Bourgeoisie, und der besitzlosen Arbeiterschaft, dem Proletariat, unausweichlich: Da die Zahl der Großbetriebe stetig anstieg, würde auch auch die Zahl der Proletarier steigen. Diese Entwicklung hätte eine Weltrevolution zur Folge, an deren Ende die klassenlose Gesellschaft stehen würde. Die Kommunisten strebten nach der Weltherrschaft, aber auch nach der Alleinherrschaft ihrer Partei.

Der Sozialismus

Auch der Sozialismus trat für eine Überwindung des Kapitalismus und eine Befreiung der Arbeiterklasse aus Armut und Unterdrückung ein.

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Abb. 2: Karl Marx (1875)

Q1: Kommunistisches Manifest (1848) Ihr entsetzt euch darüber, dass wir das Privateigentum abschaffen wollen. Aber in eurer bestehenden Gesellschaft ist das Privateigentum für neun Zehntel ihrer Mitglieder aufgehoben.

Manifest: öffentlich abgedruckte Erklärung

Die Christliche Soziallehre

Christlich-soziale Denker übertrugen die Lehren des Christentums auch auf Wirtschaft und Gesellschaft. 1891 verfasste Papst Leo XIII. ein päpstliches Rundschreiben, die Enzyklika rerum novarum. In dieser hielt der Papst fest, dass es keinen unversöhnlichen Gegensatz zwischen der besitzenden Klasse und der Arbeiterklasse gebe. Q2: „Enzyklika rerum novarum“ – Über die Arbeiterfrage (1891) Die Arbeiter dürfen nicht wie Sklaven angesehen werden; ihre persönliche Würde, welche geadelt ist durch ihre Würde als Christen, werde stets heilig gehalten. [...] Unehrenvoll dagegen und unwürdig ist es, Menschen bloß zu eigenem Gewinn auszubeuten.

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Klasse: Gruppe der Bevölkerung, deren Angehörige sich in der gleichen wirtschaftlichen und sozialen Lage befinden

Im Gegensatz zu den Kommunisten traten die Sozialisten jedoch für die Staatsform der Demokratie ein. Sie wollten eine Veränderung der bestehenden Ordnung auf gesetzlichem Weg erreichen und eine Gesellschaftsordnung herstellen, die an Gleichheit, Solidarität und Emanzipation ausgerichtet war. Deshalb kam es zu Beginn des 20. Jh. zu einer Trennung von Kommunismus und Sozialismus.

Q1: † Erkläre, wen Marx meinte, wenn er von jenen spricht, die 1/10 des Eigentums besitzen! Q2: † Rekonstruiere, wie der Papst die Auswirkungen der Industrialisierung auf die Arbeiterschaft bewertete!

Die christlich-sozialen Denker vertraten die Ansicht, dass der Staat den sozial Schwächeren durch Reformen helfen müsste.

Der Liberalismus Nach den liberalen Vorstellungen sind alle Menschen von Natur aus frei, gleichberechtigt und selbstverantwortlich für ihr Tun. Für die Anhänger der Liberalen waren Meinungs-, Glaubens- und Gewissensfreiheit Voraussetzungen der Selbstverwirklichung und Selbstentfaltung des Menschen. Die Liberalen traten im 19. Jh. ebenso für die Einführung einer schriftlichen Verfassung und die Gewaltenteilung ein.


Sozialer und wirtschaftlicher Wandel in der Neuzeit 121

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7. SOZIALGESETZGEBUNG UND GRÜNDUNG VON PARTEIEN IN ÖSTERREICH Die Soziale Frage gewinnt an Bedeutung

Victor Adler behandelte als Arzt die Armen. Im Dezember 1888 verkleidete er sich als Arbeiter, um die Lebensbedingungen der Ziegelarbeiter und Ziegelarbeiterinnen am Wienerberg (10. Bezirk) hautnah kennenzulernen.

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In der Ziegelfabrik Wienerberger arbeiteten zu dieser Zeit hauptsächlich böhmische Arbeiter und Arbeiterinnen, die für einen Hungerlohn und unter unmenschlichen Bedingungen leben mussten. Sie wurden im Volksmund auch „Ziaglbem“ genannt.

Q1: † Liste auf, welche Missstände Viktor Adler, der Begründer der Sozialdemokratischen Partei Österreichs, in seinem Brief anprangerte! Was würdest du ihm antworten? Q2 + D1: † Vergleiche die gesetzlichen Bestimmungen aus dem Jahr 1888 und 2017! Welche Veränderungen sind in den letzten 100 Jahren festzustellen?

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In der zweiten Hälfte des 19. Jh. erlebte Österreich einen wirtschaftlichen Aufstieg, der aber keine Verbesserung der Lebensbedingungen der Arbeiter und Arbeiterinnen brachte.

Abb. 1: Elendsquartier

Q1: Die Lage der Ziegelarbeiter – Brief von Viktor Adler an Friedrich Engels (1888) [...] müssen alle Arbeiter im Werk schlafen. Für die Ziegelschläger gibt es elende „Arbeitshäuser“. In jedem einzelnen Raume, sogenanntem „Zimmer“, dieser Hütten schlafen je 3, 4 bis 10 Familien; Männer, Weiber, Kinder, alle durcheinander, untereinander, übereinander. Für diese Schlafhöhlen scheint die Gesellschaft sich noch „Wohnungsmiethe“ zahlen zu lassen, denn der Bericht des GewerbeInspektors meldet 1884 von einem Mietzins von 56 – 96 fl., der auf dem Wienerberg vorkommt. [...] Nach Vorbild der Sozialreformen in Deutschland wurden nach und nach auch in Österreich erstmals Gesetze zum Schutz der Arbeiterschaft beschlossen.

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1885 Arbeiterordnung: 2 Höchstarbeitszeit pro Tag auf 11 Stunden beschränkt 2 Verbot der Kinderarbeit für Kinder unter 14 Jahren 2 Nachtarbeit von Jugendlichen und Frauen verboten 2 Kontrolle der Einhaltung der Vorschriften durch staatliche Fachinspekteure 1888 Arbeiterkrankenversicherungsgesetz: 2 Einführung einer Krankenversicherung 2 Eine Arbeiterunfallversicherung wurde zwar beschlossen, aber erst 1890 eingeführt.

Q2: Arbeiterkrankenversicherungsgesetz (30. März 1888) Im Falle die Krankheit mehr als 3 Tage dauert [...] ist [...] ein Krankengeld in der Höhe von 60 % des [...] üblichen Taglohns [...] zu gewähren.

Mit diesen Sozialgesetzen begann die Entwicklung des Sozialstaates in Österreich.

fl.: Abkürzung für einen Gulden (1 Gulden ca. 10 €) Fachinspekteur: jemand, der in einem bestimmten Bereich etwas überprüft

D1: Geld bei Krankheit – Beratungsservice der Arbeiterkammer (2017) Wer krank wird, muss von Arbeitgeberin oder Arbeitgeber weiterhin Entgelt bekommen. Entgelt ist nicht nur Lohn und Gehalt. Auch regelmäßige Überstunden oder Zulagen, im Durchschnitt gerechnet, gehören dazu. Wie lange bezahlt werden muss, hängt von der Dauer der Betriebszugehörigkeit ab und ist bei ArbeiterInnen und Angestellten verschieden. Zunächst muss die Firma das Entgelt voll zahlen, später zur Hälfte. Danach gibt es Krankengeld.

Sozialstaat: Staat, der soziale Sicherheit garantiert


122 Sozialer und wirtschaftlicher Wandel in der Neuzeit

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Vor allem Personen mit niedrigen Einkommen waren mit diesem Wahlrecht nicht einverstanden. In Österreich schlossen sich die benachteiligten Schichten vorwiegend in zwei Parteien zusammen. Dies waren die Sozialdemokratische Partei und die Christlichsoziale Partei.

Die Sozialdemokratische Partei Österreichs 1874 wurde auf dem Parteitag in Neudörfl im Burgenland die Sozialdemokratische Arbeiterpartei gegründet. Eine Einigung der unterschiedlichen Richtungen innerhalb der Sozialdemokraten gelang Victor Adler am Parteitag von Hainfeld 1889. Anhänger dieser Partei waren zum größten Teil Arbeiter. Bekannte Vertreter waren Karl Seitz und Karl Renner.

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Kurienwahlrecht Der Wert der Stimme hatte unterschiedliches Gewicht – je nachdem, welcher Kurie (Wählergruppe R z. B. Großgrundbesitzer) man angehörte.

Die Reichstagswahlreform von 1873 bestand aus einem Kurien- und Zensuswahlrecht. Nur sechs Prozent der erwachsenen männlichen Bevölkerung und einige wenige eigenberechtigte Frauen, die über ausreichend Grundbesitz verfügten, waren demnach wahlberechtigt. Dies bedeutete, dass 94 % der Männer und fast alle Frauen im Land nicht wählen durften.

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Zensuswahlrecht Wählen durfte nur, wer eine bestimmte Summe Steuern im Jahr bezahlte (in Wien z. B. mindestens 10 Gulden).

Die Gründung der österreichischen Parteien

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Abb. 1: Victor Adler – Republikdenkmal (Büste von Anton Hanak, 1928)

Die Christlichsoziale Partei Österreichs

Abb. 2: Karl Lueger mit Bürgermeisterkette (um 1900)

ZIELE CHRISTLICHSOZIALE

ZIELE SOZIALDEMOKRATEN

• • •

staatliche Schutzgesetze für Bauern und Handwerker Einführung von Sozialgesetzen Schutz des Privateigentums allgemeines und gleiches Wahlrecht für Männer

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Abb. 1: MP1 † Recherchiere im Internet, was das Republikdenkmal ist und wo es steht! Stichwort: „Republikdenkmal“ Abb. 3: † Vergleiche die Zielsetzungen dieser beiden Parteien! Welche Unterschiede fallen dir auf? Gibt es auch Gemeinsamkeiten? † Bildet Gruppen und gründet eigene Parteien! Formuliert eure vier eigenen Zielsetzungen!

1893 kam es in Wien zur Gründung der Christlichsozialen Partei Österreichs unter der Führung des Wiener Bürgermeisters Karl Lueger. Wähler dieser Partei stammten aus dem Kleinbürgertum, dem Bauernstand und der christlich gesinnten Arbeiterschaft. Bekannte Vertreter waren Leopold Kunschak und Prinz Alois von Liechtenstein.

• •

staatliche Arbeiterschutzgesetzgebung gemeinsamer Kampf mit der Arbeiterschaft aller Länder allgemeines, gleiches und geheimes Wahlrecht für Männer und Frauen 8 Stunden Arbeitszeit pro Tag

Abb. 3: Zielsetzungen der Christlichsozialen und der Sozialdemokratischen Partei

Schrittweise gelang es den Parteien Wahlreformen durchzusetzen, bis 1907 das allgemeine, gleiche und geheime Wahlrecht für Männer eingeführt wurde. Durch dieses wurden aber Frauen, die aufgrund des Kurienwahlrechts wählen durften, nun ausgeschlossen.


Sozialer und wirtschaftlicher Wandel in der Neuzeit 123

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

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1 Welche Absichten stehen hinter diesen Aussprüchen? Unterstreiche bei jedem Zitat zuerst wichtige Schlüsselwörter, dann entscheide, zu welcher Ideologie diese Aussprüche passen würden und welche Absichten dahinterstehen! %%%%%

Ideologie

Absicht

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Die Proletarier haben nichts zu verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine Welt zu gewinnen. Proletarier aller Länder, vereinigt euch!

Die einfachste Formel für dieses Verhalten, aus welcher sich dann alle weiteren Konsequenzen ableiten lassen, heißt: Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst! Absicht

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Ideologie

2 Dieses Kreuzworträtsel ist schon ausgefüllt. Deine Aufgabe besteht nun darin, die passenden Fragen dazu zu erstellen! %%%%

1

2

1. _____________________________________________ _______________________________________________

3

2. _____________________________________________

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_______________________________________________ _______________________________________________ 5. _____________________________________________

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3. _____________________________________________ _______________________________________________ _______________________________________________ 4. _____________________________________________ _______________________________________________

6. ____________________________________________________________________________________________ ______________________________________________________________________________________________


124 Sozialer und wirtschaftlicher Wandel in der Neuzeit

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

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3 1867 wurde im Kaiserreich Österreich die Versammlungs- und Vereinsfreiheit beschlossen. Daraufhin bildeten sich auch wirtschaftliche Interessensvertretungen. Benenne diese Interessensvertretungen, indem du aufgrund ihrer Aufgaben die Namen zuordnest!%%

____________________________________________ Genossenschaften, die die landwirtschaftlichen Produkte ihrer Mitglieder verkaufen.

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____________________________________________ Zusammenschluss von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen; treten für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen ein.

____________________________________________

____________________________________________ Genossenschaften, die Waren zu günstigeren Preisen an ihre Mitglieder verkaufen.

____________________________________________ Sie geben Kredite zu günstigen Zinsen.

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Konsumvereine © Gewerkschaften © Sparkassen, Raiffeisenkassen, Volksbanken © Bäuerliche Genossenschaften

4 Analysiere diesen Aufruf zu einer Wählerversammlung mit Hilfe der Fragestellungen! %%%% Was bedeutet „Curie“?

______________________________________________ ______________________________________________ Aus welchem Jahr stammt dieser Aufruf? ____________ Wer gab den Auftrag für diesen Aufruf? ______________________________________________ ______________________________________________ Was ist das Besondere an dieser Wahl? ______________________________________________

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Wer ist wahlberechtigt?

______________________________________________ ______________________________________________ ______________________________________________ ______________________________________________

Welche Frage würdest du an den Gestalter des Plakates stellen? ___________________________________________________________________________________________ Welche Unterschiede zwischen diesem und einem modernen Plakat fallen dir auf? Nenne zwei! ___________________________________________________________________________________________


Sozialer und wirtschaftlicher Wandel in der Neuzeit 125

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8. DER VIELVÖLKERSTAAT ÖSTERREICH 1848 begann die Regentschaft von Franz Joseph I. in Österreich. Der erst 18-jährige Kaiser regierte zu Beginn seiner Herrschaft absolut. Im Neoabsolutismus wurden alle Neuerungen, die Kaiser Franz Joseph I. durchführte, „von oben her verordnet“. Der Kaiser war niemandem verantwortlich, er allein ernannte und entließ die Regierung und die Minister. Das Volk wurde regiert und hatte keinerlei Mitspracherechte.

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Q1: Ausspruch Franz Josephs I. zu Feldmarschall Windisch-Graetz (14. April 1852) Nun, wo mein Name allein unter allen Verordnungen steht, ist jeder Tadel von derlei Maßregeln Hochverrat.

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Don

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In Westeuropa verlor Österreich Mitte des 19. Jh. außenpolitisch an Einfluss und Bedeutung. Innenpolitisch wurde der beginnende Nationalismus für die Donaumonarchie zu einem immer größeren Problem.

Wien

Budapest

Polen Ungarn Italiener Deutsch-Österreicher Tschechen und Slowaken Serben, Kroaten, Bosnier Slowenen Ukrainer Rumänen

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K1: Vielvölkerstaat Österreich um 1911

Im Staat Österreich lebten viele verschiedene Völker. Daher bezeichnete man ihn als „Vielvölkerstaat“. Die Völker der Monarchie, vor allem die Ungarn und Tschechen, forderten verstärkt die Gleichstellung mit den Deutschösterreichern.

Abb. 1: Franz Joseph I. (Gemälde,1865) Tadel: Vorwurf Hochverrat: Verbrechen gegen den eigenen Staat, zumeist mit Todesstrafe bedroht

Q1: † Begründe anhand der Quelle, weshalb Franz Joseph als neoabsolutistischer Herrscher zu bezeichnen ist! † Besprecht im Klassenforum, wie in einer Demokratie mit Kritik an der Regierung umgegangen wird! K1: † Warum wurde die Doppelmonarchie als „Völkerkerker“ bezeichnet? Finde zu dieser Frage einen Erklärungsansatz!

Doppelmonarchie Österreich-Ungarn 1867 gab der Kaiser nach und stimmte einem Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn zu. Die Monarchie wurde in zwei gleichberechtigte Reichshälften, die österreichische und die ungarische geteilt. Die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn war entstanden.

Abb. 2: Stephanskrone: Mit dieser wurde Franz Joseph 1867 in Budapest zum König von Ungarn gekrönt.


126 Sozialer und wirtschaftlicher Wandel in der Neuzeit

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Dieser Ausgleich brachte aber keine Lösung des Nationalitätenproblems. Vor allem die slawischen Völker der Donaumonarchie waren unzufrieden, da sie nicht die gleichen Rechte wie die Ungarn zugestanden bekommen hatten.

slawische Völker der Donaumonarchie: Polen, Tschechen, Slowaken, Serben, Kroaten, Bosnier, Slowenen, Ukrainer, Rumänen

Zwei Reichshälften – ein Herrscher

FRANZ JOSEPH I. PERSONALUNION Kaiser v. Österreich u. König v. Ungarn k.u.k. Monarchie

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REALUNION

nimmt Gesetze an oder lehnt sie ab

Österreichische Reichshälfte

Ungarische Reichshälfte

Österreichische Regierung eigene Ministerien Österreichischer Reichsrat

Ungarische Regierung eigene Ministerien Ungarischer Reichstag

JUDIKATIVE = Gerichtsbarkeit: Richter wachen über die Einhaltung der Gesetze.

LEGISLATIVE = Gesetzgebung: Reichstag beschließt die Gesetze.

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gemeinsame Ministerien: Außenministerium Kriegsministerium Finanzministerium

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EXEKUTIVE = Regierung: Minister setzen die Gesetze um.

FRANZ JOSEPH I.

HERRENHAUS Adelige, vom Kaiser auf Lebenszeit ernannt

Abb. 3: Personal- und Realunion in der Doppelmonarchie

ABGEORDNETENHAUS gewählte Volksvertreter (Zensuswahlrecht)

Abb. 4: Gewaltenteilung

Beide Reichshälften der Doppelmonarchie waren gleichberechtigte, selbständige Partner, die durch die Person desselben Herrschers verbunden waren. Dies nennt man eine Personalunion. Außerdem hatten die Reichshälften gemeinsame Ministerien. Dies nennt man eine Realunion.

Q2: † Ermittle, welcher Artikel bezieht sich auf die … Pressefreiheit Gleichheit vor dem Gesetz

Das Ende des Neoabsolutismus

Im Dezember 1867 erließ Kaiser Franz Joseph eine Verfassung für die österreichische Reichshälfte und beendete damit den Neoabsolutismus.

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Glaubensfreiheit _________

Q2: Staatsgrundgesetz vom 21. Dezember 1867 Art. 2: Vor dem Gesetz sind alle Staatsbürger gleich. Art. 3: Die öffentlichen Ämter sind für alle Staatsbürger gleich zugänglich. [...] Art. 5: Das Eigentum ist unverletzlich. [...] Art. 8: Die Freiheit der Person ist gewährleistet. [...] Art. 13: Jedermann hat das Recht, durch Wort, Schrift, Druck oder durch bildliche Darstellung seine Meinung innerhalb der gesetzlichen Schranken frei zu äußern. Die Presse darf weder unter Zensur gestellt werden, [...] Art. 14: Die volle Glaubens- und Gewissensfreiheit ist jedermann zu gewähren.

persönliche Freiheit

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Wähle drei Artikel aus dem Staatsgrundgesetz von 1867 aus und stelle dar, welche Bedeutung sie in deinem Leben haben oder haben könnten!

Diese neu erlassene Verfassung enthielt auch das Wahlrecht für männliche Staatsbürger (Kurien- und Zensuswahlrecht). Einige in dieser Verfassung enthaltenen Grundrechte sind noch heute Teil der österreichischen Bundesverfassung.


Sozialer und wirtschaftlicher Wandel in der Neuzeit 127

Kunst und Kultur

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9. ALLTAG, KUNST UND KULTUR IM VIELVÖLKERSTAAT Historismus: Nachahmung griechischer, gotischer und barocker Baustile

Abb. 1 + 2: † Vergleiche die Malstile! Welche Unterschiede fallen dir auf? Abb. 3: † Interpretiere den Spruch, der auf der Sezession zu lesen ist! Was wollten die Künstler/innen ihren Zeitgenossen mitteilen!

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In der zweiten Hälfte des 19. Jh. stieg Wien als Hauptstadt des Vielvölkerstaates zum kulturellen Mittelpunkt des Reiches auf und entwickelte sich zu einer Großstadt. 1857 ließ Kaiser Franz Joseph I. die mittelalterliche Stadtmauer schleifen und an deren Stelle die Wiener Ringstraße erbauen. Entlang dieser Prachtstraße entstanden Bauwerke im Stil des Historismus wie die Votivkirche, das Rathaus, die Universität, die Staatsoper und das Parlament.

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Gegen Ende des 19. Jh. schlossen sich junge Künstler aus Protest gegen den Historismus in der Künstlervereinigung Sezession zusammen. Diese neue Kunstrichtung, der Wiener Jugendstil, zeichnete sich durch viele Ornamente und geschwungene Linien und Muster aus. Berühmte Vertreter des Jugendstils waren der Architekt Otto Wagner und der Maler Gustav Klimt.

Abb. 1: Gemälde im Stil des Historismus (Hans Makart, 1874)

Abb. 2: Jugendstilgemälde (Gustav Klimt, 1907)

Alltag in der Großstadt Wien

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Großbauvorhaben wie der Bau der Stadtbahn, die Wienfluss- und Donauregulierung und die Errichtung von Geschäfts- und Wohnhäusern ließen viele Arbeiter und Arbeiterinnen ab der zweiten Hälfte des 19. Jh. aus allen Teilen der Monarchie nach Wien kommen. Aufgrund der Wohnungsnot entstanden in den Vorstädten Zinskasernen mit Zimmer-Küche-Wohnungen, in denen kinderreiche Familien wohnten. Um sich die Miete leisten zu können, nahmen sie Untermieter auf, die nur eine Schlafstelle in der Wohnung zum Benützen hatten. In Wien gab es um 1900 ca. 66 000 sogenannter Bettgeher.

Kunst, „Der Zeit ihre der iheit!“ Kunst ihre Fre

Die schlechten Wohn- und Arbeitsbedingungen und die unzureichende ärztliche Versorgung führten dazu, dass Krankheiten (z. B. Tuberkulose) viele Todesopfer forderten. Betroffen waren vor allem Kinder unter fünf Jahren.

Starken politischen Einfluss hatte nach wie vor nur der Adel. Der gesellschaftliche Alltag wurde aber vom Bürgertum bestimmt, das vom wirtschaftlichen Aufschwung am meisten profitiert hatte. Wohlhabende Bürger ließen sich prachtvolle Stadtschlösser bauen, die auf den zum Kauf angebotenen Gründen zwischen den Prachtbauten der Ringstraße errichtet wurden. Prunkvolle Feste, Theater- und Opernbesuche bestimmten ihren Lebensalltag. Die einfachen Leute aber besuchten den Prater, das Gänsehäufel und Sportplätze. Freizeitorganisationen wie die Naturfreunde entstanden.

Abb. 3: Wiener Sezession mit Inschrift (erbaut 1898) Gänsehäufel: Strandbad an der Alten Donau in Wien


128 Sozialer und wirtschaftlicher Wandel in der Neuzeit

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

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1 Kennzeichne die Völker des Vielvölkerstaates entsprechend der Legende mit unterschiedlichen Farben! %%

Deutschösterreicher

Ungarn

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Tschechen und Slowaken Polen

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Ukrainer

Slowenen

Serben, Kroaten, Bosnier Rumänen

Italiener

2 Alltag in Wien – Rekonstruiere anhand der Fotografien den Alltag der „einfachen“ Leute in Wien! Ordne dazu die Texte den Bildern zu! %

B. Mir tut alles weh! Die Nacht musste ich mit meinen vier Geschwistern in einem Bett schlafen. Unser Bettgeher Franz kam heute früher nach Hause, deshalb mussten wir das Bett räumen.

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A. Bei Schönwetter gehen wir ins Gänsehäufel, da ist der Eintritt billig. Dort treffen wir viele Freunde. Den Kindern tut die frische Luft gut und wir können für einige Stunden der engen Wohnung entkommen.

C. Seit kurzem gehe ich regelmäßig zu den Spielen des neugegründeten Fußballvereins Rapid. Fußballspielen ist ein toller Sport, den sich jeder leisten kann.

3 Verfasse nun einen kurzen Bericht (100 Wörter) über deinen Alltag und präsentiere ihn deinen Mitschüler/innen! %% Achte dabei auf folgende Bereiche:

Freizeit – Arbeit – Sport – Hobbys – Familie – Haushalt – Wohnung/Haus

4

Erstellt in Gruppenarbeit Plakate, wie das alltägliche Leben in der Zukunft aussehen könnte! %%%


Sozialer und wirtschaftlicher Wandel in der Neuzeit 129

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10. DAS OSMANISCHE REICH – EIN VIELVÖLKERSTAAT Aufstieg zur Großmacht

Osman I. Gazi, der Anführer eines türkischen Stammes, begründete Ende des 13. Jh. die osmanische Dynastie und das Osmanische Reich. Sein Sohn Orhan I. führte ab 1326 den Titel Sultan. Nach und nach erweiterten die Herrscher des Osmanenreiches ihr Einflussgebiet.

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Im 17. Jh. erreichte dieses Reich seine größte Ausdehnung. Es war wie die Habsburgermonarchie ein Vielvölkerstaat. Das Osmanische Reich erstreckte sich über ein riesiges Gebiet. Es umfasste fast den gesamten Balkan, die heutige Ukraine und die meisten arabischen Gebiete. Erst die Niederlage bei der zweiten Osmanenbelagerung vor Wien (1683) beendete den Vormarsch nach Mitteleuropa. POLEN

HEILIGES RÖMISCHES REICH

RUSSLAND

Siebenbürgen

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UNGARN Bosnien Herzegowina

D1: Leben im Vielvölkerstaat aus www. annefrank.de (2016) Religion spielte für die Gesellschaft eine wichtige Rolle. Aber auch Familie, Stammeszugehörigkeit, regionale Herkunft und Beruf bestimmten die Situation der Menschen. Absoluter Herrscher war der Sultan. Zwar verfügte er über ein Beratungsgremium und auch über Minister, aber es gab kein Parlament und keine andere Vertretung der Bevölkerung.

Khanat der Krim

Moldau

Walachei

Serbien

Bulgarien

Albanien Rumelien Mazedonien

Armenien

Konstantinopel

ANATOLIEN

Kurdistan

Gremium: zur Erfüllung einer bestimmten Aufgabe gebildete Gruppe von Expert/innen

Mesopotamien

Rhodos

Kreta

TRIPOLITANIEN

Zypern

ÄGYPTEN

ARABIEN

Osmanisches Reich 1481 Erwerbungen bis 1520 unter Suleiman I 1520 –1566 Erwerbungen bis 1683 tributpflichtige Staaten sind heller dargestellt

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K1: Expansion und größte Ausdehnung des Osmanischen Reichs zwischen 1481 und 1681

Die Nationalitätenprobleme nehmen zu

Während des 19. Jh. wurde das Osmanische Reich immer mehr aus dem Kaukasus, aus der heutigen Ukraine sowie aus Südosteuropa verdrängt. Auch Gebiete wie Tunesien, Algerien und Ägypten sowie Zypern gingen verloren und kamen unter die Kontrolle europäischer Mächte. Für den Vielvölkerstaat war der aufkeimende Nationalismus zu einem großen Problem geworden. Da sich in ganz Europa im 19. Jh. die nationale Idee durchsetzte, sahen sich immer mehr Bevölkerungsgruppen mit gleicher Sprache und Religion als eigenständige Nationen an. Auch in den von den Osmanen besetzten Gebieten forderten die Völker mit Aufständen und nationalen Bewegungen verstärkt die Gründung eigener Nationalstaaten.

D1: † Arbeite jenen Faktor heraus, der die Politik des Osmanischen Reiches bestimmte! K1: † Liste auf, welche Gebietszuwächse es zwischen 1481 und 1683 gab! Verwende parallel dazu deinen Atlas und benenne die heutigen Ländernamen! † Rekonstruiere anhand der Karte die imperialistischen Ziele der Hohen Pforte!

Hohe Pforte: osmanische Regierung in Konstantinopel (heute Istanbul)


130 Sozialer und wirtschaftlicher Wandel in der Neuzeit

Tanzimat – die inneren Reformen

Die militärischen Niederlagen führten zur Einleitung von Reformen. Diese werden „Tanzimat“ (Neuordnung) genannt. 2 Per Erlässen wurde allen Untertanen – unabhängig von ihrer Religion – das Recht auf Unverletzlichkeit der Person und des Eigentums zugestanden.

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2 Erlassung eines Grundgesetzes 1876: Dieses brachte die Gleichstellung aller Bürger und auch die Einführung einer eingeschränkten konstitutionellen Monarchie mit Parlament. 2 Reformierung der Verwaltung und die Gründung neuer Schulen und Hochschulen 2 Einführung eines Pressewesens

Doch viele dieser Reformen hatten nicht lange Bestand. Sultan Abdülhamid II., der 1876 den Thron bestieg, regierte ab 1878 ohne Parlament. Oppositionelle und Intellektuelle ließ er von der Geheimpolizei verhaften oder schickte sie ins Exil.

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D2: Griechenland und die Orientfrage Die Griechen erhoben sich 1821 gegen die osmanische Herrschaft und erreichten nach blutigen Kämpfen 1829 ein unabhängiges, wenn auch noch kleines Königreich Griechenland. Der griechische Unabhängigkeitskampf hatte Erfolg, weil die Großmächte ihm gegenüber nicht mehr geschlossen auftraten: Russland, Frankreich und Großbritannien unterstützten ihn [...]. Denn sie wollten sich rechtzeitig einen Teil des schwachen und zerfallenden Osmanenreichs sichern.

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Von 1821 bis 1829 erkämpften die Griechen ihre Autonomie. Auch Länder wie Moldawien und die Walachei (Rumänien), Bulgarien, Serbien und Montenegro setzten ihre Unabhängigkeit durch. So verlor das Osmanische Reich innerhalb eines halben Jahrhunderts etwa die Hälfte seines ehemaligen Einflussgebietes.

Aus: Boesch, Joseph; Schläpfer, Rudolf; Utz, Hans: Weltgeschichte von 1500 bis zur Gegenwart. Zürich (2014), S. 85f.

Hochschule: Universität

Intellektueller: Gebildeter

Die Kritik an den herrschenden Zuständen führte 1876 zur Gründung einer Oppositionsbewegung, den Jungtürken. Dieser Geheimbund entwickelte sich immer mehr zu einer türkisch-nationalen Bewegung. Die Anhänger der Jungtürken sahen sich als bestimmende Nation und propagierten als Leitspruch: „Vaterland, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“. Nach einer Revolution und einem Putsch wurden die Jungtürken zur beherrschenden Macht im Osmanischen Reich. Abdülhamid II. musste abdanken und sein Bruder Mehmed V. wurde neuer Sultan.

Im Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) gehörte das Osmanische Reich dem Bündnis der Mittelmächte an und war damit auch mit Österreich-Ungarn verbündet. Nach der Niederlage 1918 setzte sich im Türkischen Befreiungskrieg eine Nationalregierung unter Mustafa Kemal Pascha durch. 1923 wurde als Nachfolgestaat des Osmanischen Reiches die Republik Türkei gegründet.

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D2: † Erörtert gemeinsam, wie sich Großmächte heute bei Konflikten (z. B. im Syrienkrieg) verhalten! D3: † Markiere im Text zuerst die Aussagen Atatürks! † Fasse seine Kritikpunkte zusammen! Gehe dabei besonders auf den fett gedruckten Satz ein!

D3: Kritik an der absoluten Herrschaft aus www.historeo.de (2016) „Unser Land ist teilweise und wirksam unter ausländischen Einfluss und ausländische Herrschaft geraten“, empörte sich der junge Offizier Mustafa Kemal, der später als „Atatürk“ die moderne Türkei begründen würde, im Jahr 1907. „Der Sultan ist eine hassenswerte Existenz, die sich ihren Vergnügungen und der Alleinherrschaft hingibt. Er ist zu den niedrigsten Taten fähig. Wo Freiheit fehlt, herrscht der Tod und die Zerstörung.“

Abb. 1: Mustafa Kemal Pascha am Tag der Ausrufung der Republik Türkei (1923)


Sozialer und wirtschaftlicher Wandel in der Neuzeit 131

1 Doppelmonarchien – Folge der Anleitung! %%%%

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Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

a) Lies den Text zweimal durch! b) Unterstreiche danach wichtige Schlüsselwörter! c) Markiere mit unterschiedlichen Farben die Aussagen zu den beiden Staaten! 17. 1. 2014

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Der Zerfall zweier Imperien Österreich-Ungarn und das Osmanische Reich waren sich vor dem Ersten Weltkrieg recht ähnlich. Die beiden Imperien besaßen eine vergleichbare innere Struktur. Es waren monarchistisch geprägte, multiethnische Reiche. Beide hatten mit inneren Konflikten zu kämpfen, allen voran das Nationalitätenproblem. Die Tagespolitik in den Parlamenten von Wien und Budapest wurde zu 60 oder 70 Prozent von Debatten über Nationalitätenrechte dominiert. Die wichtigsten Brennpunkte im Nationalitätenkonflikt waren nach dem Ausgleich Böhmen und Mähren, wo Tschechen und Deutsche zusammenlebten. Im Osmanischen Reich wiederum gab es Streitigkeiten zwischen den Osmanisten, die eine eigenständige imperiale Identität wollten, und den vom europäischen Nationalismus beeinflussten Jungtürken sowie anderen nationalen Bewegungen [...]. Trotz Verteilungsproblemen an der Peripherie des Imperiums. Trotz Verteilungsproblemen war auch die wirtschaftliche Lage stabil. Dennoch war die Krisenstimmung in beiden Reichen schon seit Ende des 19. Jahrhunderts allgegenwärtig. Dies zeigen Zeitungsberichte aus der Zeit vor 1914, in denen eine gewisse Schwarzmalerei und Untergangsstimmung vorherrschte, welche die gesamte Gesellschaft prägte. Schon vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs waren die beiden Großmächte aber auch außenpolitisch schwer angeschlagen und galten als die schwächsten Imperien. Das Osmanische Reich hatte in den Balkankriegen einen enormen Machtverlust erlitten und dort fast alle europäischen Territorien verloren. Diese neu erstarkten Nationalstaaten, die sogenannten Balkanstaaten, wandten sich dann gegen Österreich-Ungarn. Auch insofern gab es eine klare Gemeinsamkeit zwischen den Imperien, denn beide waren in von Eva Obermüller der Defensive gegenüber den Balkanstaaten.

multiethnisch: viele Ethnien umfassend Ethnie: Menschengruppe mit einheitlicher Kultur Brennpunkt: Mittelpunkt

Schwarzmalerei: eine allzu hoffnungslose Darstellung Balkankriege: zwei Kriege am Balkan; 1912 und 1913 Territorium: Herrschaftsbereich Defensive: Abwehr, Verteidigung

2 Kreuze nun an, welche Aussagen auf beide Staaten oder auf die Einzelstaaten passen! %% Es gab schwere innere Konflikte, vor allem nationale Probleme.

ÖsterreichUngarn 〇

Die Balkanstaaten verlangten ihre Unabhängigkeit.

Alle europäischen Territorien gingen verloren.

In den Parlamenten wurde zum Großteil über das Nationalitätenproblem debattiert.

Die Herrschaftsform war die Monarchie.

Es lebten viele unterschiedliche Ethnien im Reichsgebiet.

Eine imperiale Identität wurde angestrebt.

Der europäische Nationalismus beeinflusste die „Jungtürken“.

Zeitungsberichte gaben eine Untergangsstimmung wieder.

Brennpunkte waren Böhmen und Mähren.

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beide

Osmanisches Reich 〇


132 Sozialer und wirtschaftlicher Wandel in der Neuzeit

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

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Rekonstruiere anhand der folgenden Darstellung aus einem Fachbuch die Einstellung der türkischen sowie der britischen Regierung gegenüber den armenischen und kurdischen Volksgruppen! %%%%%

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D4: Zwei Völker als Verlierer Die alteingesessenen armenischen und kurdischen Bevölkerungsgruppen waren die eigentlichen Verlierer bei der Auflösung des Osmanischen Reichs. Beide hatten nämlich darin eine gewisse kulturelle Selbstständigkeit und politische Autonomie genossen. Nun richtete sich das türkische Nationalbewusstsein vor allem gegen die selbstbewussten christlichen Armenier, die in Wirtschaft und Verwaltung einflussreiche Positionen bekleideten. Schon während des Ersten Weltkriegs hatte die Armee den Kampf gegen eine russische Invasion über armenisches Gebiet dazu benutzt, um am armenisches Volk einen eigentlichen Genozid, einen Völkermord, zu verüben. Sie trieb die Männer zusammen, entwaffnete und erschoss sie und trieb die enteigneten Frauen und Kinder auf bis zu 1800 Kilometer langen Todesmärschen in die syrische Wüste. Vermutlich [...] eine Million Menschen, mehr als die Hälfte der armenischen Bevölkerung, kam ums Leben. Nach dem Krieg bemühten sich die Siegermächte nur halbherzig um die Gründung eines unabhängigen Armenien. Als sich Sowjetrussland und die Türkei 1921 über dessen Aufteilung einigten, ging der dreijährige armenische Staat wieder verloren. Heute leben drei Millionen Armenier/innen im 1991 unabhängig gewordenen, verkleinerten Staat, aber 7,7 Millionen verstreut über die Welt. Auch das kurdische Volk wurde im Stich gelassen. Im Vertrag von Sevres von 1920 versprachen die Siegermächte den unter ehemals osmanischer Herrschaft lebenden Kurden und Kurdinnen Autonomie, ja sogar Unabhängigkeit [...]. Schon drei Jahre später ließen die Siegermächte im Vertrag von Lausanne zu, dass die Kurden auf schließlich fünf Staaten verteilt und die kurdische Sprache und Selbstverwaltung vor allem in der Türkei systematisch unterdrückt wurden. Denn Großbritannien wollte die wasser- und ölreiche Provinz um Kirkuk nicht an einen starken kurdischen Staat verlieren. Aus: Boesch, Joseph; Schläpfer, Rudolf; Utz, Hans: Weltgeschichte. Von 1500 bis zur Gegenwart. Zürich (2014), S. 157f.

Invasion: feindliches Einrücken von militärischen Einheiten in ein fremdes Gebiet

Türkische Regierung

Britische Regierung

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Analysiere diese Postkarte, welche die Herrscher der verbündeten Mittelmächte zeigt, anhand der Fragestellungen in deinem Heft! %% a) Welches Bündnis wird hier dargestellt? b) Welchem politischen Zweck diente diese Postkarte? Berücksichtige bei deiner Antwort auch das Entstehungsjahr! c) Was bedeutet der Spruch auf der Banderole?

5 Erzähle die Geschichte dieser Postkarte! %%% Abb. 2: von links nach rechts: Wilhelm II. / Deutsches Reich, Franz Josef I. / Österreich, Mehmet V. / Osmanisches Reich, Ferdinand I. / Bulgarien (Postkarte 1916)


Internationale Ordnungen und Konflikte im Wandel 133

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1. DIE BAUERNAUFSTÄNDE Die Gesellschaft verändert sich

In der Zeit vom 14. bis ins 16. Jh. veränderte sich das politische Leben in Europa grundlegend. Die auf Papst und Kaiser ausgerichtete mittelalterliche Ordnung zerbrach.

Deutscher Bauernkrieg

Abb. 1: Bevölkerungsverteilung zu Beginn des 16. Jh. (in %)

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Das Bürgertum, das durch Handel und Gewerbe zu Reichtum und Macht gekommen war, verdrängte langsam die Vorherrschaft des Adels und der Geistlichkeit. Die Bürger forderten mit der Zeit auch mehr politische Mitsprache.

80 % Bauern 3% Adelige 17 % Städter

Gleichzeitig verschlechterte sich aber die Lage der Bauern und Bäuerinnen, da sie immer mehr für ihren Grundherrn arbeiten und immer höhere Abgaben leisten mussten. Sie finanzierten mit ihrer Arbeit das Leben des Adels und der Geistlichkeit, waren politisch aber völlig rechtlos.

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1525 fassten die Bauern in Deutschland ihre Forderungen in 12 Artikeln zusammen. Wesentliche Punkte: 2 die Aufhebung der Leibeigenschaft 2 das Recht auf Jagd und Fischfang 2 Reduzierung der Frondienste

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Die Grundherren und Fürsten wollten aber ihre alten Rechte nicht aufgeben und den Forderungen der Bauern nicht nachgeben.

Abb. 3: Ritter von Bauern umringt (Holzschnitt, 1532)

So kam es unter anderem in Süddeutschland, Tirol, Salzburg und der Steiermark zu lokalen Bauernaufständen. Die Bauern griffen zu den Waffen, waren aber schlecht ausgerüstet. Daher waren sie den Fürsten und Landsknechtschaften im Kampf hoffnungslos unterlegen. Die Bauern hatten keine Kampferfahrung und ihre Waffen waren umgearbeitete bäuerliche Arbeitsgeräte. Heugabeln und Dreschflegel gegen Schwerter und Kanonen, das waren ungleiche Bedingungen. 1526 wurden die aufständischen Bauern besiegt und viele ihre Anführer hingerichtet.

Abb. 2: Titelblatt zu den 12 Artikeln der Bauern (Flugschrift 1525)

Abb. 2: † Untersuche diese Bildquelle nach folgenden Fragestellungen! An wen richtete sich das Titelblatt? Welchen Eindruck wollte der Gestalter des Titelblattes erwecken? Abb. 3: † Belege anhand der Bildquelle die Behauptung aus dem Fließtext, dass die Bauern schlecht ausgerüstet waren!

Landsknecht: zu Fuß kämpfender Söldner


134 Internationale Ordnungen und Konflikte im Wandel

Ausbruch des Krieges

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2. DER DREISSIGJÄHRIGE KRIEG 1608 gründeten die protestantischen Fürsten ein Verteidigungsbündnis, die Union. Ein Jahr später schlossen sich die katholischen Reichsstände zur Liga zusammen. Beide Bünde verfügten über ein eigenes Heer und standen einander kampfbereit gegenüber.

Elle: frühere Längeneinheit (ca. 55 – 85 cm)

Als aber 1609 Kaiser Rudolf II. in einem Majestätsbrief den protestantischen Ständen im Königreich Böhmen Religionsfreiheit und die Errichtung von evangelischen Kirchen unter anderem auch auf den königlichen Kammergütern gewährte, führte dies zu Spannungen. Religiöse Gründe dienten aber häufig nur als Vorwand, um die eigene Macht zu vergrößern.

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Kammergüter: persönliches Eigentum von Königen, Kaisern oder Fürsten

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1618 warfen protestantische böhmische Adelige zwei kaiserliche Statthalter und einen Kanzleisekretär aus dem Fenster der Prager Burg. Q1: Bericht des zuerst gestürzten Statthalters Martinitz über den Sturz des anderen Statthalters Slavata „Sie haben erst die Finger seiner Hand, mit der er sich festgehalten hat, bis aufs Blut zerschlagen und ihn durch das Fenster ohne Hut, im schwarzen samtenen Mantel hinab geworfen. Er ist auf die Erde gefallen, hat sich noch 8 Ellen tiefer als Martinitz in den Graben gewälzt und sich sehr mit dem Kopf in seinen schweren Mantel verwickelt.“ Aus: Milger, Peter: Der Dreißigjährige Krieg. Gegen Land und Leute. München (2001), S. 40.

Abb. 1: Fenstersturz zu Prag (Ölgemälde von Wenzel von Brozik, 1889)

Nach diesem Aufstand griff der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches – Ferdinand II. – in Böhmen hart durch. Das Heer der Liga unterstützte den Kaiser und siegte 1620 in der Schlacht am Weißen Berg. Damit war der Krieg aber noch nicht zu Ende. Im Gegenteil, er erfasste die übrigen Gebiete des Reiches, vor allem das Gebiet des heutigen Deutschlands.

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Abb. 1 + Q1: † Markiere in der Quelle jenen Satz, auf den der Maler sich in seiner Darstellung bezogen hat! † Beurteile, welche Fragestellungen der Künstler in seinem Gemälde miteinbezog! Was waren die Ursachen für den Prager Fenstersturz? Wie verhalten sich die dargestellten Personen? Welche Rolle könnte die Person in der Bildmitte mit dem Rücken zum Betrachter eingenommen haben?

Der Krieg wandelte sich schließlich von einem Glaubenskrieg zu einem politischen Machtkampf. Der Kaiser ernannte Fürst Wallenstein zum Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee. Dieser stellte dem Kaiser ein Söldnerheer zur Verfügung. Nach und nach griffen andere europäische Mächte in das Kriegsgeschehen ein. Auf Seiten der Union kämpften unter anderem: 2 Niederlande, Schweden, Dänemark, Frankreich, englische Truppen Auf Seiten der Liga kämpften unter anderem: 2 Spanien, Bayern, kaiserliche Truppen, Truppen des Papstes


Internationale Ordnungen und Konflikte im Wandel 135

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Die katholischen Truppen unter Fürst Wallenstein blieben siegreich und drangen bis an die Ostsee vor. Der protestantische Schwedenkönig Gustav Adolf kam mit seinen Truppen bis nach Bayern. 1632 starb er in einer Schlacht. 1634 wurde Fürst Wallenstein ermordet. Obwohl beide Seiten bereits kriegsmüde waren, wurde der Krieg erst 1648 mit dem Westfälischen Frieden beendet.

Die Schrecken des Krieges

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Im Dreißigjährigen Krieg beherrschten Angst, Schrecken, Leid und Tod das Leben der Menschen. Soldaten, die keinen Lohn erhielten, zogen plündernd und mordend durch die Dörfer. Häuser wurden zerstört, Schweine, Hühner und Rinder wurden geschlachtet, Felder niedergetrampelt. Die häufigsten Todesursachen waren Hunger sowie Krankheiten und Seuchen wie Typhus, Pest und Grippe.

Q2: Die Zerstörung Magdeburgs – Bericht des Ratsherrn Otto von Guericke (1631) Da ist es geschehen, daß die Stadt mit allen ihren Einwohnern in die Hände und Gewaltsamkeit ihrer Feinde gerathen. […] Da ist nichts als Morden, Brennen, Plündern, Peinigen, Prügeln gewesen. Insonderheit hat ein Jeder von den Feinden nach vieler und großer Beute gefragt. […] wenn er alles hingegeben und nichts mehr vorhanden gewesen, alsdann ist die Noth erst angegangen. Da haben sie angefangen zu prügeln, ängstigen, gedrohet zu erschießen, spießen, henken […] und um 10 Uhr gegen die Nacht die ganze Stadt, zusammt dem schönen Rathhause und allen Kirchen und Klöstern, völlig in der Aschen und Steinhaufen gelegen.

Nach dem Krieg waren weite Gebiete Deutschlands verwüstet. Dörfer, Städte und Schlösser waren zerstört und ungefähr ein Drittel der Bevölkerung getötet.

Das Ende des Krieges und der Westfälische Friede

1648 wurde nach langen Verhandlungen endlich Friede zwischen den Kriegsgegnern geschlossen.

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Wichtige Bestimmungen des Westfälischen Friedens

2 Katholiken und Protestanten waren ab nun gleichgestellt. 2 Die Religion wurde jedoch weiterhin vom Landesfürsten bestimmt. 2 Die österreichischen Länder blieben katholisch. 2 Das Heilige Römische Reich zerfiel in viele Einzelstaaten und war nur mehr ein lockerer Staatenbund. Dadurch ging die Macht des Kaisers im Reich verloren. 2 Frankreich gewann in Europa an Bedeutung. 2 Die Schweiz und die Niederlande wurden selbständige Staaten.

Abb. 2: Söldner verwüsten ein Dorf (Holzstich koloriert, um 1860)

Brennen: in Brand setzen spießen: durchstechen, durchbohren

Q2: † Benenne die Schrecken des Krieges, die hier angeführt werden! Q2 + Abb. 2: † Erläutere, welche Schrecken des Krieges der Künstler in seiner Darstellung wiedergibt! Abb. 3: † Analysiere die Auswirkungen des Westfälischen Friedens! Wie haben sich die Machtverhältnisse in Europa verändert? Wer profitierte davon, wer hatte Nachteile? Welche positiven und negativen Bestimmungen enthielt der Friedensvertrag für die Bevölkerung?

Abb. 3: Bestimmungen des Westfälischen Friedens


136 Internationale Ordnungen und Konflikte im Wandel

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3. ÖSTERREICH ZUR ZEIT DER OSMANENKRIEGE Seit dem 14. Jh. drangen die Osmanen von Kleinasien aus immer tiefer auf die Balkanhalbinsel vor. Von dort aus zogen sie weiter nach Westen, um immer größere Gebiete zu erobern.

Die Erste Osmanenbelagerung Wiens

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1529 kamen die Osmanen bis vor die Tore Wiens. Es gelang ihnen aber nicht, die Stadt zu erobern. Versorgungsschwierigkeiten und das schlechte Wetter zwangen sie zum Abzug. Die Angst vor den Osmanen blieb jedoch bestehen, da in den nächsten Jahrzehnten immer wieder osmanische Truppen österreichische Gebiete erreichten. Die Abwehr der Osmanen wurde zu einer wichtigen Aufgabe Österreichs.

Die Zweite Osmanenbelagerung Wiens

1683 standen die Osmanen wieder vor den Toren Wiens. Zwei Monate lang belagerte das osmanische Heer von 200 000 Mann unter seinem Oberbefehlshaber Kara Mustafa Wien. Die Stadt war gut befestigt, aber zur Verteidigung standen nur 16 000 Männer zur Verfügung. Kaiser Leopold I., die kaiserliche Familie und viele Adelige verließen Wien und flüchteten in den Westen des Habsburgerreiches. Soldaten und die Bürger Wiens unter Graf Rüdiger von Starhemberg verteidigten zwei Monate lang die eingeschlossene Stadt.

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Abb. 2: † Formuliere drei Fragestellungen, die Einfluss auf die Gestaltung und Aufstellung des Denkmals hatten! Berücksichtige dabei: Standort, Entstehungszeit, Auftraggeber, Art der Darstellung usw.! † Bringe die Botschaft des Denkmals in einem Satz zum Ausdruck!

Unter der Führung des polnischen Königs Jan Sobieski kam ein Entsatzheer, bestehend aus Truppen des Heiligen Römischen Reiches und Polen-Litauens Wien zu Hilfe. In der Schlacht am Kahlenberg zwangen sie die Belagerer zum Rückzug und Wien war befreit.

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Entsatzheer: Heer, welches eine belagerte Stadt, Burg oder Festung befreit

Abb. 2: Reiterdenkmal des Prinz Eugen (1865, Heldenplatz, Wien)

Abb. 1: Entsatzschlacht von Wien 1683 (Franz Geffels, um 1688)

Der österreichische Gegenangriff

Der Sieg von Wien beendete aber die Osmanenkriege keineswegs. Der österreichische Kaiser ging zum Gegenangriff über. Er ließ seine Soldaten die flüchtenden Osmanen verfolgen. 1697 übernahm Prinz Eugen von Savoyen den Oberbefehl über das österreichische Heer. Er besiegte das Osmanische Heer bei Zenta und nahm kurz darauf Sarajevo ein. Im Frieden von Karlowitz (1699) erwarb Österreich große Teile Ungarns sowie Siebenbürgen und Slawonien. Prinz Eugen, der Feldherr und Ratgeber der österreichischen Kaiser war, ließ in Wien das barocke Schloss Belvedere bauen.


Internationale Ordnungen und Konflikte im Wandel 137

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

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1 Vergleiche zuerst Q1 mit der Schilderung des Dreißigjährigen Krieges auf S. 135! Dann unterstreiche all jene Textstellen, die als historische Grundlage für den Schulbuchtext dienten! %%

Gesparr: Teile des Dachstuhls (Dachsparren) Marketender: Händler, der die Heereszüge begleitete

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Q1: Die Lage in Stadt und Land aus Exitium Germaniae (Vernichtung Deutschlands) Wie jämmerlich stehen nun die großen Städte? Da zuvor tausend Gassen gewesen sind, sind nun nicht mehr hundert. Wie elend stehen die kleinen Städte, die offenen Flecken! Da liegen sie verbrannt, zerfallen, zerstört, dass weder Dach, Gesparr, Türen oder Fenster zu sehen sind. Wie sind sie mit den Kirchen umgegangen? Sie haben sie verbrannt, zu Pferdeställen und Marketenderhäusern gemacht, die Altäre entweiht und die Glocken hinweggeführt. Ach Gott, wie jämmerlich stehet es auf den Dörfern! Man wandert bei zehn Meilen und siehet nicht einen Menschen, nicht ein Vieh, nicht einen Sperling, wo nicht am etlichen Orten ein alter Mann oder ein paar alte Frauen zu finden. In allen Dörfern sind die Häuser voll Leichname und Äser gelegen, Mann, Weib, Kinder und Gesinde, Pferde, Schweine, Kühe und Ochsen, neben- und untereinander, vom Hunger und von der Pest erwürgt [...]. Deutschland liegt in Schmach, Jammer, Armut und Herzeleid; die vieltausendmal tausend armen jungen Seelen, so unschuldig in diesem Krieg sind hingeschlachtet worden, schreien Tag und Nacht unaufhörlich zu Gott um Rache, und die Schuldigen, die es verursacht, sitzen in stolzer Ruhe, Freiheit, Frieden und Sicherheit und halten Gastereien und Wohlleben. Aus: Flach, Heinrich; Guggenbühl, Gottfried: Quellenbuch zur Geschichte der Neuzeit. Zürich (1919), S. 151.

Meile: Längenmaßeinheit Sperling: Singvogel Äser: Mehrzahl von „Aas“ R totes Tier Schmach: etwas, was als Kränkung oder Schande empfunden wird Gasterei: Festmahl Wohlleben: sorgloses Leben im Wohlstand

2 Wer sagt was? Ordne den Personen die passenden Aussagen zu, indem du sie verbindest! Besprich danach deine Zuordnungen mit deinem Sitznachbarn oder deiner Sitznachbarin und begründe deine Entscheidungen! %%

Bürgermeister Guericke

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Fürst Wallenstein

„Ständig müssen meine Mutter und ich Hunger leiden!“

„Ich kämpfe für jeden, der mir genügend bezahlt!“

Söldner

„Ich überlebte einen Sturz aus 17 Meter Höhe. “

Gustav Adolf v. Schweden

„Da ist nichts als Morden, Brennen, Plündern und Peinigen gewesen!“

Statthalter Martinitz

Marlene, Bauernmädchen

„Ich landete mit meinem Heer in Norddeutschland.“

„Ich werde des Verrates bezichtigt!“


138 Internationale Ordnungen und Konflikte im Wandel

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

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3 Auf den Spuren Prinz Eugens (1663 – 1736) – In Wien gibt es viele Orte, die an Prinz Eugen erinnern. Lies zuerst den Informationstext! Dieser hilft dir beim Beschriften des Plans! %%

Zur Zeit Prinz Eugens besaßen Adelige meist mehrere Schlösser. Prinz Eugen wohnte in der kalten Jahreszeit in seinem Winterpalais in der Himmelpfortgasse (heute: Finanzministerium). Im Sommer zog er „aufs Land“. Er lebte dann im Belvedere. Das Untere Belvedere liegt heute am Rennweg und ist mit dem Oberen Belvedere, nahe dem Landstraßer Gürtel, durch einen großen Park verbunden.

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Prinz Eugen starb kurz vor seinem 73. Geburtstag. Er wurde im Stephansdom beigesetzt. Fast 130 Jahre nach seinem Tod wurde auf dem Heldenplatz ein Reiterdenkmal zur Erinnerung an Prinz Eugen errichtet. Wenn du dich für Prinz Eugen und seine Zeit interessierst, dann solltest du das Heeresgeschichtliche Museum besuchen. Hier kannst du Gemälde betrachten, die Prinz Eugen und seine siegreichen Schlachten zeigen. Auch Uniformen, Waffen und andere Gegenstände aus dieser Zeit sind hier ausgestellt.

Heldenplatz

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Stephansdom

Himmelpfortgasse

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Schwarzenbergplatz

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Landstraßer Gürtel

Abb. 3: Prinz Eugen von Savoyen (Ölgemälde, 1718)

4 Vergleiche den vereinfachten Plan mit einem genaueren Stadtplan von Wien! % Liegt das Belvedere „außerhalb von Wien“?

JA

NEIN


Internationale Ordnungen und Konflikte im Wandel 139

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4. EUROPA: NATIONALSTAATEN ENTSTEHEN Zu Beginn des 19. Jh. waren viele Völker in Europa politisch unterdrückt und standen unter Fremdherrschaft. Diese Völker wollten nun einen Zusammenschluss in eigenen Staaten, den Nationalstaaten, um sich selbst zu regieren. Grundlagen für die Entstehung eines Nationalbewusstseins waren die gemeinsame Sprache und Geschichte. Ihren Ausdruck fand diese gemeinsame Identität in Symbolen wie Flaggen und Nationalhymnen.

K1 + K2: † Erkläre anhand der Karten und des Fließtextes die Unterschiede zwischen der Großdeutschen und der Kleindeutschen Lösung! † Beurteile, inwiefern die Entscheidung für die Kleindeutsche Lösung die Geschichte und Politik Deutschlands in den nächsten Jahrzehnten bestimmte!

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England und Frankreich waren die ersten Staaten, die eine eigene Nationalhymne hatten. Sie waren schon seit Jahrhunderten national geeinigt.

Die Entstehung des deutschen Kaiserreiches

Um die Mitte des 19. Jh. bestand Deutschland aus vielen Staaten, die nur lose im Deutschen Bund zusammengefasst waren. Doch der Wunsch nach einem einheitlichen Staat wuchs.

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Österreich und Preußen rangen um die Vorherrschaft in den deutschen Gebieten. Beide erhoben Anspruch auf die Führungsrolle in einem geeinten Deutschland. Zwei Möglichkeiten bestanden: Einerseits wäre eine Einigung Deutschlands unter österreichischer Führung möglich gewesen – die Großdeutsche Lösung. Andererseits hätte Deutschland auch unter der Führung Preußens geeint werden können – die Kleindeutsche Lösung. Ostsee

Nordsee

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Ostsee

Nordsee

PREUSSEN

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PREUSSEN

Hamburg

Berlin

PREUSSEN

Berlin

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ÖSTERREICH

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München

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lose: nicht fest verbunden

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Rom

Rom

K1: Kleindeutsche Lösung

K2: Großdeutsche Lösung

1866 besetzten preußische Truppen das unter österreichischer Verwaltung stehende Herzogtum Holstein. Preußen erklärte den Deutschen Bund für aufgelöst und ebenso Österreich den Krieg. In der Schlacht bei Königgrätz besiegte Preußen Österreich. Als Folge dieser Niederlage musste Österreich der Kleindeutschen Lösung zustimmen. In den nächsten Jahren lenkte der preußische Ministerpräsidenten Otto von Bismarck durch weitere außenpolitische Erfolge von innenpolitischen Konflikten ab. Durch diese Erfolge wurde das Entstehen eines deutschen Nationalgefühls unterstützt.


140 Internationale Ordnungen und Konflikte im Wandel

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1870 besiegten die deutschen Staaten unter der Führung Preußens im Deutsch-Französischen Krieg Frankreich. 1871 ließ sich der preußische König Wilhelm I. von den deutschen Fürsten in Versailles zum Deutschen Kaiser ausrufen. Der deutsche Nationalstaat war damit verwirklicht.

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Q1: Proklamation des Deutschen Reiches (1871) Wir, Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen – nachdem die deutschen Fürsten und Freien Städte den einmütigen Ruf an Uns gerichtet haben, mit Herstellung des Deutschen Reiches [...] bekunden hiermit, [...] die deutsche Kaiserwürde anzunehmen.

Die nationale Einigung Italiens

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Abb. 1: Kaiser Wilhelm I. (Ölgemälde, 1891)

Anfang des 19. Jh. war Italien – ähnlich wie die deutschen Gebiete – in viele kleine Fürstentümer aufgesplittert. Viele Gebiete waren unter österreichischer oder französischer Fremdherrschaft. Große Teile des Bürgertums, aber auch einige Adelige forderten die nationalstaatliche Einigung Italiens und die Unabhängigkeit von der Fremdherrschaft. 1859 kam es zum Krieg zwischen Österreich und dem Königreich Sardinien-Piemont. In der Schlacht von Solferino erlitt Österreich eine vernichtende Niederlage und musste die Lombardei an Italien abtreten.

Q1: † Benenne die Kernaussage dieser Rede! Abb. 1 + Q1: † Arbeite heraus, weshalb sich Wilhelm I. als berufen für das Kaiseramt sah! Fließtext: † Beurteile, welche Bedeutung die nationale Einigung Deutschlands für das habsburgische Österreich hatte!

1860 landete der Freiheitskämpfer Garibaldi auf Sizilien und eroberte das Königreich beider Sizilien. Dieser Befreiungszug durch Italien erfolgte mit der breiten Unterstützung der Bevölkerung. Der König von Sardinien-Piemont, Viktor Emanuel II., wurde schließlich 1861 zum König von Italien ausgerufen.

TOSKANA

Königreich beider Sizilien: umfasste Sizilien und das gegenüberliegende Festland in Süditalien

KORSIKA (franz.)

Triest

Ancona

Florenz

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CHE KIR Rom

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Gaeta

SARDINIEN

Mittelmeer

Königreich SARDINIEN-PIEMONT

zug iungs Befre is 1860 ald Garib

K3: MP4 † Bearbeite diese Geschichtskarte mit Hilfe der vorgegebenen Arbeitsschritte! Wähle dann drei Fragen aus dem Fragencorner 7 aus und beantworte sie! † Nenne jenes italienische Gebiet, welches bis 1866 noch bei Österreich war!

ÖSTERREICH

1866 1859 LOMBARDEI VENETIEN PIEMONT Verona Turin Mailand Venedig Genua RMA A P NA Bologna DE MO Nizza

Neapel

Palermo

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K3: Befreiungszug von Guiseppe Garibaldi

Die Einheit Italiens war aber noch nicht vollständig. Italien verbündete sich mit Preußen und bekam nach der Niederlage Österreichs bei Königgrätz (1866) Venetien zugesprochen. 1870/71 eroberte Italien auch den Kirchenstaat. Rom wurde die neue Hauptstadt Italiens.


Internationale Ordnungen und Konflikte im Wandel 141

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

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1 Diese Rede hielt Bismarck vor dem Abgeordnetenhaus 1862. Er stellte darin seine Pläne für die Innen- und Außenpolitik vor. Kreuze an, ob die angeführten Sätze, dem Inhalt entsprechen oder nicht! Begründe auch deine Entscheidung mit Hilfe des Textes! %%%%

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Q2: Rede Bismarcks vor dem Abgeordnetenhaus (1862) Nicht auf Preußens Liberalismus sieht Deutschland, sondern auf seine Macht [...]. Preußen muss seine Kraft zusammenfassen und zusammenhalten auf den günstigen Augenblick, der schon einige Male verpaßt ist; [...]; nicht durch Reden und Majoritätsbeschlüsse werden die großen Fragen der Zeit entschieden [...], sondern durch Eisen und Blut.

Majorität: Mehrheit

stimme zu

lehne ab

In dieser Rede spricht sich Bismarck für den Parlamentarismus aus.

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Begründung:

Bismarck will außenpolitische Erfolge durch Kriege erreichen. Begründung:

Bismarck will Deutschland unter der Führung Preußens vereinen. Begründung:

2 Viel Spaß beim Lösen dieses Silbenrätsels! %%

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BAL © BIS © DEUT © DEUT © DI © EL © EMA © GA © GRÄTZ © GROSS © KLEIN © KÖ © LÖ © LÖ © MARK © NIG © NU © OT © RI © SCHE © SCHE © SUNG © SUNG © TO © TOR © VIK © VON

___________________________________________ Einigung Deutschlands unter Führung Österreichs

___________________________________________ Niederlage gegen Preußen

___________________________________________ italienischer Freiheitskämpfer

___________________________________________ Einigung Deutschlands unter preußischer Führung

___________________________________________ König von Italien

___________________________________________ preußischer Ministerpräsident


142 Internationale Ordnungen und Konflikte im Wandel

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

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33 Bei der Deutschen Reichsgründung spielte Otto von Bismarck eine wesentliche Rolle. Betrachte zuerst diese Karikatur! Dann beschreibe die wichtigsten Elemente der Karikatur! %% Elemente: ______________________________________ _______________________________________________

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_______________________________________________ _______________________________________________

4 Erkläre nun, wie der Zeichner die Politik Bismarcks und die Zukunft des Landes sah! %%%%

_______________________________________________

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_______________________________________________ _______________________________________________ _______________________________________________ _______________________________________________ _______________________________________________ _______________________________________________

_______________________________________________ Abb. 2: Karikatur mit Bildunterschrift „Kommt alles unter einen Hut? Ich glaub, 's kommt eher unter eine Pickelhaube!" _______________________________________________ (österreichische Satirezeitschrift „Kikeriki“, 1870)

5 Kartenarbeit – Folge der Anleitung! %%

Nordsee

Ostsee

a) Beschrifte in dieser Karte zuerst die fehlenden Städte!

Österreich

c) Zum Schluss ziehe die Trennlinie für die Kleindeutsche Lösung mit schwarzem Stift!

EICH

Prag München

NKR

Preußen

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b) Dann male die Gebiete entsprechend der farblichen Vorgaben an!

SCHWEIZ

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Bozen Trient

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Donau

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Rom

Mittelmeer


Internationale Ordnungen und Konflikte im Wandel 143

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5. NATIONALISMUS UND IMPERIALISMUS FÜHREN ZUM ERSTEN WELTKRIEG

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Um für künftige Kriege gut gerüstet zu sein, begannen die Großmächte am Beginn des 20. Jh. ihre Heere aufzurüsten. Sie kauften Waffen und bauten Kriegsschiffe. Ein Rüstungswettlauf setzte ein. Durch diese Aufrüstung wurde die Kriegsgefahr noch größer. Daher schlossen sich die europäischen Großmächte zu Bündnissen zusammen. Es entstanden zwei große Blöcke: die Entente und die Mittelmächte.

NORWEGEN

SCHWEDEN

DÄNEMARK

GROSSBRITANNIEN

Rüstungswettlauf: Staaten versuchen, einander durch immer mehr und bessere Waffen zu übertrumpfen. Entente: Bündnis, Einvernehmen auf Französisch

Wettrüsten und Blockbildung

Mittelmächte Entente Neutrale Staaten

Mobilisierung: Aufrüstung

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Am Beginn des 20. Jh., nachdem die Industriestaaten die Welt unter sich aufgeteilt hatten, kam in Europa ein immer stärker werdender aggressiver (Reichs-) Nationalismus auf. Es ging vermehrt darum, die vermeintliche Vorrangstellung der eigenen Nation gegen andere Nationen durchzusetzen. Die Nachbarländer wurden als mögliche Feinde gesehen und die Vorurteile nahmen zu. Die Kategorisierung zwischen „Freund“ oder „Feind“ der eigenen Nation sollte den Zündstoff für die kriegerische Mobilisierung liefern.

NIEDERLANDE

RUSSISCHES REICH

DEUTSCHES REICH

K1: † Erkläre anhand der Karte die Bündnissituation innerhalb Europas vor dem Ersten Weltkrieg! Q1: † Interpretiere den Ausspruch von Bertha von Suttner in Bezug auf den Titel ihres Buches!

neutral: hier p keiner der kriegführenden Parteien angehörend

BELGIEN LUXEMBURG

FRANKREICH

ÖSTERREICH-UNGARN

SCHWEIZ

RUMÄNIEN

ITALIEN

SERBIEN

BULGARIEN

ALBANIEN

SPANIEN

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POR

TUGA

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MONTENEGRO

GRIECHENLAND

OSMANISCHES REICH

Q1: Auszug aus dem Buch „Die Waffen nieder“ von Bertha von Suttner (1889) Keinem vernünftigen Menschen wird es einfallen, Tintenflecke mit Tinte, Ölflecke mit Öl wegputzen zu wollen – nur Blut, das soll immer wieder mit Blut ausgewaschen werden. Aus: Suttner, Bertha von: Die Waffen nieder! München (o. J), S. 219.

K1: Entente und Mittelmächte (1914)

Durch diese Blockbildung wurde es aber immer schwieriger, politische Probleme durch Gespräche und Verhandlungen zu lösen. Die Kriegsgefahr nahm immer weiter zu.

So warnte auch schon 1912 die österreichische Schriftstellerin und Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner vor den Gefahren eines internationalen Krieges.

Abb. 1: Bertha von Suttner – Pazifistin und Friedensforscherin. 1905 erhielt sie als erste Frau den Friedensnobelpreis (Euromünze 2002) Pazifist/Pazifistin: Person, die Gewalt und Krieg ablehnt und sich für den Frieden einsetzt


144 Internationale Ordnungen und Konflikte im Wandel

annektieren: ein Land gewaltsam in Besitz nehmen Ultimatum: Forderung, die in einer bestimmten Zeit erfüllt werden muss

Am 28. Juni 1914 wurden der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Gattin Sophie in Sarajevo, der Hauptstadt von Bosnien-Herzegowina, von einem serbischen Nationalisten ermordet. Bosnien-Herzegowina war 1908 von der Donaumonarchie annektiert worden. Der Tathergang Franz Ferdinand und Sophie fuhren in einem offenen Wagen, zu beiden Seiten der Straße winkten Schaulustige. Plötzlich wurde eine Bombe gegen das Auto geworfen, sie explodierte aber erst unter dem nachfolgenden Wagen. Das Thronfolgerpaar blieb unverletzt. Trotz des Vorfalles setzte das Paar seine Fahrt fort. Die Gefahr schien vorbei zu sein. Da sprang plötzlich ein Mann aus der Menge, hob einen Revolver und schoss auf Franz Ferdinand und Sophie. Beide brachen getroffen zusammen.

Die Verschwörer Der Attentäter Gavrilo Princip wurde unmittelbar nach der Tat verhaftet. Er war Angehöriger einer nationalistischen Gruppe namens „Schwarze Hand“. Die Mitglieder dieser Gruppe wollten mit allen Mitteln ein Großserbisches Reich begründen, das alle slawischen Völker vereinen sollte.

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Q1: Proklamation Kaiser Franz Josephs „An Meine Völker!“ (28. Juli 1914) Die Umtriebe eines haßerfüllten Gegners zwingen Mich, zur Wahrung der Ehre Meiner Monarchie, zum Schutze ihres Ansehens und ihrer Machtstellung, zur Sicherung ihres Besitzstandes nach langen Jahren des Friedens zum Schwerte zu greifen.

Das Attentat – Kriegsbeginn

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Thronfolger: Nachfolger des Kaisers

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6. DER ERSTE WELTKRIEG

Proklamation: feierliche Verkündigung

Nach diesem Attentat erwartete ganz Europa Vergeltungsmaßnahmen von Österreich-Ungarn. Die österreichischen Politiker aber holten zuerst die Zustimmung ihres wichtigsten Verbündeten, des deutschen Kaisers Wilhelm II., ein. Österreich stellte nach einem Monat ein befristetes Ultimatum an Serbien. Dieses nahm Serbien nicht an, da die Teilnahme österreichischer Beamter an der Untersuchung des Attentates nicht akzeptiert wurde. Daraufhin erklärte der österreichische Kaiser Franz Joseph I. am 28. Juli 1914 Serbien den Krieg. Aufgrund ihrer Bündnisverpflichtungen traten kurz darauf fast alle europäischen Staaten in den Krieg ein.

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Q1: † MP2 Analysiere, wie Franz Joseph I. die Notwendigkeit des Krieges in dieser Proklamation begründet! Welche Argumente setzt er ein? Wie ist seine Wortwahl? Fließtext + Q1: † Vergleiche Q1 mit dem Fließtext! Achte dabei auf die Begründung für die Kriegserklärung! Abb. 1: † Beschreibe anhand der Fotografie, welches Stimmungsbild vermittelt wird!

Mobilmachung: Vorbereitung der Streitkräfte eines Landes auf den Krieg

Das Motiv Als Motiv für seine Tat nannte Gavrilo Princip Rache für die Unterdrückung der Serben in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie.

Keiner der mitentscheidenden Politiker, Diplomaten oder Militärs war aber davon „überzeugt“, den Krieg nach kurzer Zeit zu gewinnen. Abb. 1: Auszug deutscher Soldaten nach der Mobilmachung (August 1914, Deutsches Militärarchiv)


Internationale Ordnungen und Konflikte im Wandel 145 Der Kriegsverlauf 1914 bis 1918 Auf Seiten der Mittelmächte kämpften 24 Millionen Soldaten, die Entente verfügte hingegen über 45 Millionen Soldaten. Die Mittelmächte, wie auf der Karte zu sehen ist, führten einen Krieg an mehreren Fronten.

Mittelmächte Entente Neutrale Staaten

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Front: vorderste Kampflinie

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Italien, ein Verbündeter der Mittelmächte, blieb zu Beginn des Krieges neutral. 1

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Nachdem Italien die Abtrennung Südtirols und Istriens bis Triest versprochen bekommen hatte, wechselte es 1915 das Lager. Es trat der Entente bei.

1

K1: Kriegsgebiete des Ersten Weltkrieges: 1) Westfront 2) Ostfront 3) Serbien wurde von österreichischen Truppen besetzt. 4) Südfront 5) Deutschland begann einen U-Boot-Krieg, um die englische Seeblockade zu durchbrechen.

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Die Erwartung aller Kriegsteilnehmer bald zu siegen, erfüllte sich nicht. Im Gegenteil, der Erste Weltkrieg sollte vier Jahre dauern, immer grausamer werden und immer mehr Opfer fordern.

Stellungskrieg: Kriegstaktik, bei der sich die Gegner in befestigten Stellungen (Gräben, Erdwälle) gegenüberstehen

Die Technisierung des Krieges

Im Ersten Weltkrieg wurden viele neue Waffen und Kampftaktiken eingeführt. Erstmals kamen Flugzeuge zum Abwurf von Bomben zum Einsatz. U-Boote griffen gegnerische Schiffe an. Mit Panzern konnten Stacheldrahtsperren überwunden werden. Sogar Giftgas wurde von beiden Seiten als Waffe eingesetzt.

Abb. 2: Fokker Dr.I, legendäres Jagdflugzeug

Ç Mitten im Krieg, am 21. November 1916, starb Kaiser Franz Joseph I. im 86. Lebensjahr. Sein Großneffe Karl wurde Kaiser.

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Da keine Seite entscheidende Siege erringen konnte, begann an vielen Fronten ein Stellungskrieg. Die Soldaten bauten Schützengräben, aus denen sie angreifen und Gegenangriffe abwehren mussten. Um manche Städte und Festungen wurde monatelang gekämpft, ohne dass ein Ergebnis zu sehen war. Besonders dieser Stellungskrieg forderte viele Opfer. Im Jahr 1917 gab es zwei Ereignisse, die den Kriegsverlauf wesentlich beeinflussten:

Abb. 3: Kaiser Franz Joseph I.

2 2

der Kriegseintritt der USA im Frühjahr das Ausscheiden Russlands aus dem Krieg im Dezember

Nach dem Kriegseintritt der USA war die Entente den Mittelmächten weit überlegen. Sie verfügte über mehr Soldaten und über mehr und bessere Waffen. Daher ging nach weiteren schweren Niederlagen im November 1918 der Krieg für die Mittelmächte endgültig verloren.

Abb. 4: Kaiser Karl I.


146 Internationale Ordnungen und Konflikte im Wandel Q2: Feldpost von Anton Steiger – geb. 7. Oktober 1896, gefallen 14. Oktober 1916 an der Somme.

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Kompanie: militärische Einheit von 100 bis 200 Mann

17. Juli 1916 Der letzte Tag vor Verdun und der schrecklichste! Am 11. Juli ist unsere Kompanie nach dem Fosseswalde abmarschiert. [...] Darunter ich und meine beiden Schulkameraden Steiner und Reiser. Ungefähr 600 Meter vor unserem Bestimmungsort rasteten wir in einem Granatloch, um Kraft zu sammeln, da wir diese Strecke möglichst schnell im Marsch-Marsch machen mußten; denn da war schreckliches Sperrfeuer. Ein Granatloch könnt Ihr Euch am besten vorstellen, wenn Ihr Euch einen großen Baum samt den Wurzeln ausgerissen denkt. Ich hatte mich kaum hingelegt, da ststst! – schlägt eine Granate direkt vor uns ein. Geschrei, Gewinsel, Geheule, zugleich der Ruf: „Auf, auf, marsch, was noch kann!“ Ich nahm meine letzte Kraft zusammen und sprang auf (wir waren natürlich alle bepackt); ich bin die 600 Meter nicht mehr gegangen, sondern gefallen von einem Granatloch ins andere. Im Unterstand gingen von den 17 Mann sechs ab, drei waren tot, darunter Reiser, der die neun Jahre mit mir auf der Schulbank rumgebummelt. Von den drei Verwundeten schleppte sich einer am anderen Tag bei der Frühe in unseren Unterstand. Er wurde nachts von unseren Leuten mitgenommen. Eine Granate schlug ein unter ihnen und der Verwundete samt den vier Trägern waren tot.

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Q2: † Benenne mit Hilfe des Fließtextes auf S. 145 die in der Quelle dargestellte Kriegstaktik! Abb. 5 + 6 + 7: † Überprüfe die Aussage „Leid und Not – nicht nur an der Front – mit Hilfe der Abbildungen! Welche Mangelsituationen werden durch sie belegt?

Leid und Not – nicht nur an der Front

Von den Schrecken des Krieges waren nicht nur die Soldaten betroffen. Auch das Leben der Menschen in der Heimat verschlechterte sich. Frauen mussten in der Industrie oder Landwirtschaft die Arbeit der Männer – die ja an der Front waren – übernehmen.

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Abb. 5: Frauen bei der Arbeit an Geschoss-Kartuschen (1916)

Das tägliche Leben wurde immer schwerer. Es gab nicht genügend Lebensmittel, sodass viele Hunger litten. Ab 1916 wurden Lebensmittelkarten ausgegeben. Mit diesen konnte die Bevölkerung nur die allernotwendigsten Grundnahrungsmittel in den Geschäften bekommen. Aber auch alle anderen Dinge des täglichen Lebens waren knapp: Kleidung, Schuhe und vor allem Heizmaterial. Oft stellten sich die Menschen stundenlang an, um Waren zu bekommen.

Abb. 6: Wartende Menschen vor einem Lebensmittelgeschäft (1917)

Abb. 7: Österreichische Brotkarte im Ersten Weltkrieges (1916)


Internationale Ordnungen und Konflikte im Wandel 147

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7. DAS ENDE DES ERSTEN WELTKRIEGS UND SEINE FOLGEN Die Neuordnung Europas

Am 3. November 1918 schlossen Österreich-Ungarn und am 11. November Deutschland Waffenstillstandsabkommen mit der Entente. Damit endeten die Kampfhandlungen des Ersten Weltkrieges.

St. Germain, Trianon: Schlösser in der Nähe von Paris

Der Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn zerfiel in mehrere unabhängige Staaten. Kaiser Karl I. musste am 11. November 1918 auf die Regierung verzichten. Am 12. November 1918 wurde in Wien die Republik Deutschösterreich ausgerufen.

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Souveränität: Unabhängigkeit eines Staates

Nach den Vorstellungen des US-Präsidenten Woodrow Wilson sollte es weder Sieger noch Besiegte geben. Damit waren die anderen Siegermächte aber nicht einverstanden. Vielmehr wurde in Versailles der Friedensvertrag für Deutschland „diktiert“, in St. Germain für Österreich. Beide Verträge enthielten harte Bedingungen für die Besiegten:

Abb. 2: † Beurteile die Friedensbedingungen, die Deutschland und Österreich akzeptieren mussten! Welche Ziele verfolgten die Siegermächte damit? Welche Bestimmungen könnten die Ursache für spätere Konflikte zwischen Siegern und Besiegten gewesen sein? K1: † Beschreibe die wesentlichen Veränderungen der innereuropäischen Staatsgrenzen!

mp eV

 Deutschland und Österreich wurde die alleinige Schuld am Krieg zugewiesen.  Beide Länder mussten hohe Zahlungen (Reparationen) zur Wiedergutmachung an die Siegermächte leisten.

 Rüstungsfabriken und Waffen mussten zerstört werden.  Deutschland musste die Souveränität Österreichs anerkennen.  Der Staatsname „Deutschösterreich“ und der Anschluss an das Deutsche Reich wurden verboten.

 Österreich musste Gebiete an andere Länder abgeben, z. B. Südtirol an Italien. Im Vertrag von Trianon wurde geregelt, dass ein Teil von Westungarn als

Abb. 2: Friedensbedingungen

neues Bundesland Burgenland zu Österreich kam.

NORWEGEN

NORWEGEN

SCHWEDEN

RUSSISCHES REICH

DÄNEMARK

GROSSBRITANNIEN

GROSSBRITANNIEN

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NIEDERLANDE BELGIEN DEUTSCHES REICH

ÖSTERREICH-UNGARN

DEUTSCHES REICH

FRANKREICH

SCHWEIZ

SCHWEIZ

RUMÄNIEN

Freie Stadt Danzig POLEN

TSCHECHOSLOWAKEI ÖSTERREICH UNGARN

ITALIEN

SERBIEN BULGARIEN MONTENEGRO

RUSSISCHES REICH

RUMÄNIEN

JUGOSLAWIEN

BULGARIEN

OSMANISCHES REICH

GRIECHENLAND

ALBANIEN

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ALBANIEN

TUGA

SPANIEN

SPANIEN

POR

POR

TUGA

L

ITALIEN

NIEDERLANDE

LETTLAND LITAUEN

DÄNEMARK

BELGIEN LUXEMBURG

LUXEMBURG

FRANKREICH

ESTLAND SCHWEDEN

Mit der Neuordnung Europas waren aber die Probleme, die zum Krieg geführt hatten, nicht gelöst. Im Gegenteil, die harten Bedingungen der Siegermächte schufen viel Unzufriedenheit bei den besiegten Völkern.

OSMANISCHES REICH

GRIECHENLAND

K1: links – Europa vor dem Ersten Weltkrieg / rechts – Europa nach dem Ersten Weltkrieg


148 Internationale Ordnungen und Konflikte im Wandel

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe! den Text, indem du folgende Fragen beantwortest! %%%%%

ag

1 Lies zuerst diese Gedanken des österreichischen Schriftstellers Karl Kraus zum Krieg! Analysiere dann Welche vier Schritte im Kriegsverlauf beschreibt Karl Kraus?

____________________________________________________ Wer sind laut Karl Kraus die Verlierer eines Krieges? ____________________________________________________ Inwieweit treffen diese Aussagen auch noch auf aktuelle kriegerische Konflikte zu?

erl

Q1: Karl Kraus – Nachts (1924) Krieg ist zuerst die Hoffnung, dass es einem besser gehen wird, hierauf die Erwartung, dass es dem andern schlechter gehen wird, dann die Genugtuung, daß es dem andern auch nicht besser geht, und hernach die Überraschung, daß es beiden schlechter geht.

treffen zu

treffen nicht zu

Begründung: ________________________________________________________________________________

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____________________________________________________________________________________________

2 Entscheide, welche zwei Fragestellungen der Autor in seinem Text berücksichtigte! %%% D1: Der Erste Weltkrieg und der Zusammenbruch der Monarchie von Karl Vocelka (2002)

Nachdem mehrere Konflikte des beginnenden 20. Jahrhunderts von den Großmächten relativ problemlos gemeistert werden konnten (Annexion Bosniens und der Herzegowina 1908 und Balkankriege 1911 bis 1913) führte eine zunächst als lokale Krise betrachtete Auseinandersetzung zu einem Wirksamwerden der Bündnissysteme. Der Thronfolger, Franz Ferdinand, paradierte an einem sehr sensiblen Tag („vivov dan“, dem Jahrestag der Schlacht am Amselfeld 1389, einem nationalen Trauertag der Serben) bei Manövern in Sarajewo. Franz Ferdinand, der Pläne zu einem Umbau der Monarchie hegte, die einen Zusammenschluss der Südslawen unter der Führung der Kroaten und damit Österreichs (mit Annexion Serbiens, eine seiner Lieblingsideen) vertrat, wurde von vielen national eingestellten Serben als eine Feindfigur ersten Ranges betrachtet.

Oly

Warum war die Situation zu diesem Zeitpunkt in Sarajewo so kritisch? Warum herrschten die Habsburger über Serbien? Weshalb war Franz Ferdinand eine Feindfigur für die Serben? Wieso gab es schon seit langem Spannungen auf dem Balkan? Weshalb kam es zur Entstehung von Bündnissystemen?

3 Verfasse die Geschichte dieses Ringes! Lies dazu den Informationstext! %% Da der Krieg hohe Kosten verursachte, forderte der Staat seine Bürger/innen auf, ihre Wertgegenstände zu spenden. Sogar Eheringe gaben die Menschen unter dem Leitspruch „Gold gab ich für Eisen“ ab. Stattdessen erhielten sie Ringe aus Eisen.

Annexion: gewaltsame und widerrechtliche Aneignung fremden Gebiets paradieren: in einer Parade aufoder vorbeimarschieren Parade: prunkvoller Aufmarsch militärischer Einheiten Manöver: große militärische Übung im Gelände, bei der Truppenbewegungen zweier gegnerischer Heere simuliert werden simulieren: vortäuschen


Internationale Ordnungen und Konflikte im Wandel 149

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8. HUMANITÄRES VÖLKERRECHT, ROTES KREUZ, VÖLKERBUND Humanitäres Völkerrecht und Gründung des Roten Kreuzes

1859 bereiste der Schweizer Kaufmann Henri Dunant Italien und beobachtete in der Schlacht von Solferino, dass die verwundeten Soldaten nicht ausreichend versorgt wurden.

Q1: † Rekonstruiere anhand der Quelle die medizinische Versorgung auf den Schlachtfeldern im 19. Jh.!

Q1: Auszug aus dem Buch „Eine Erinnerung an Solferino“ von Henry Dunant

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(1862)

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Das Schlachtfeld ist allerorten bedeckt mit Leichen von Menschen und Pferden. In den Straßen, Gräben, Bächen, Gebüschen und Wiesen, überall liegen Tote, und die Umgebung von Solferino ist im wahrsten Sinne des Wortes mit Leichen übersät. Die Felder sind verwüstet, Getreide und Mais sind niedergetreten, die Hecken zerstört, die Zäune niedergerissen, weithin trifft man überall Blutlachen [...] Auf den steinernen Fliesen der Spitäler und Kirchen von Castiglione liegen Seite an Seite Kranke aller Nationen: Franzosen und Araber, Deutsche und Slawen [...] sie haben nicht mehr Kraft sich zu bewegen [...] Flüche, Lästerungen und Schmerzensschreie [...] hallen von den Gewölben der geweihten Räume wider.

Das Elend, welches er erlebte, veranlasste ihn, die Gründung von Hilfsorganisationen zu fordern. Das Internationale Komitee für Verwundete entstand 1863 und war ein Vorläufer des Roten Kreuzes.

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Bereits ein Jahr später, im Jahr 1864, unterzeichneten 12 Staaten die Erste Genfer Konvention. In dieser wurde der Grundstein für das humanitäre Völkerrecht gelegt. Es wurde festgelegt, dass Sanitätspersonal, Ambulanzen und Lazarette als neutral anerkannt und geschützt werden müssen. Verwundete werden ohne Unterschied der Nationalität aufgenommen und gepflegt.

„Das humanitäre Völkerrecht (HVR) enthält Regeln, die in Zeiten eines bewaffneten Konfliktes Personen schützen sollen, die nicht oder nicht länger an den Feindseligkeiten teilnehmen und mit denen die angewandten Methoden und Mittel der Kriegsführung begrenzt werden sollen.“

Abb. 2: Definition des HVR/US-Soldaten bringen Kinder im Irakkrieg in Sicherheit (1991)

Abb. 1: Henry Dunant: Für seine Leistungen erhielt Dunant 1901 den Friedensnobelpreis (Holzstich, 1865)

Ç Was ist der Nobelpreis? Alfred Nobel war ein schwedischer Chemiker, der das Dynamit erfand. Bertha von Suttner brachte ihn in Gesprächen über Krieg und Frieden dazu, die Nobelstiftung zu gründen. Diese vergibt bis heute jedes Jahr hoch dotierte Preise in den Bereichen Physik, Chemie, Physiologie sowie Medizin, Literatur und für Friedensbemühungen.

hoch dotiert: sehr gut bezahlt

Abb. 2: † Nenne jene Personen, für die das humanitäre Völkerrecht gelten soll!


150 Internationale Ordnungen und Konflikte im Wandel

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Das humanitäre Völkerrecht ergänzt bis heute die in Friedenszeiten geltenden Menschenrechte. In Kriegszeiten können einige Menschenrechte vorübergehend außer Kraft gesetzt werden. Einige ganz wesentliche Menschenrechte müssen aber auch im Kriegsfall eingehalten werden. Dazu gehören unter anderem das Folterverbot, das Verbot der Sklaverei und das Recht auf Rechtsfähigkeit.

Rotes Kreuz, Roter Halbmond und Roter Kristall

Abb. 3: Rotes Kreuz, Roter Halbmond, Roter Kristall und Roter Davidstern

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Seit 1876 ist in islamischen Ländern das Symbol Roter Halbmond in Verwendung. Seit 2005 ist auch der Rote Kristall als Zeichen für humanitäre Helfer im Einsatz. Der Rote Kristall wird vor allem in Ländern verwendet, in denen Kreuz und Halbmond nicht als neutral angesehen werden. Seit 1930 wird auch innerhalb Israels als Symbol der Rote Davidstern eingesetzt.

Gründung des Völkerbundes

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Aus dem 14-Punkte-Plan Wilsons Die europäischen Völker sollten: • ein Selbstbestimmungsrecht haben • freien Handel treiben können • ihr Militär abrüsten • diplomatische Verträge öffentlich abschließen

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Das Rote Kreuz entstand als neutrale und unparteiliche Hilfsorganisation für Verwundete in Kriegen. Da die Schweiz Gründungsland war, wurde ihr zu Ehren das Rotkreuzzeichen ausgewählt. Gegenwärtig gibt es in fast allen Staaten der Erde nationale Organisationen des Roten Kreuzes. Freiwillige und hauptberufliche Mitarbeiter helfen Menschen in Not, nach Naturkatastrophen und in Kriegen.

Abb. 4: † Interpretiere die Aussage dieser Skulptur in Zusammenhang mit den Zielen der UNO! Weshalb wurde der Revolver als Darstellungsobjekt gewählt? Welche Bedeutung hat der Knoten am Ende des Laufs?

Nach den Schrecken des Ersten Weltkrieges veröffentlichte der US-Präsident Wilson einen 14-Punkte-Plan, in dem er die Idee einer europäischen Friedensordnung skizzierte. Er legte damit den Grundstein für den 1920 gegründeten Völkerbund. Der Völkerbund sollte den Weltfrieden sichern und die internationale Zusammenarbeit fördern. Seine Macht reichte jedoch nicht aus, um die Interessenskonflikte zwischen den europäischen Staaten zu lösen. Auch gehörten ihm wichtige Großmächte wie die USA nicht an. Andere Staaten wie Deutschland traten wieder aus. 1946 wurde der Völkerbund wieder aufgelöst.

Das Genfer Protokoll

Das Genfer Protokoll ist eine Erweiterung der Regelungen zur Kriegsführung. 1925 unterzeichneten 36 Staaten in der Schweiz das Genfer Protokoll über das„Verbot der Verwendung von erstickenden, giftigen oder anderen Gasen sowie von bakteriologischen Mitteln im Kriege“. Das bis heute gültige Dokument verbietet den Einsatz von chemischen und biologischen Waffen. Es erlaubt aber, diese zu entwickeln, herzustellen und zu besitzen. Ebenso ist es genehmigt, sie zu Vergeltungszwecken einzusetzen.

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Gründung der Vereinten Nationen 1945 wurde der wenig erfolgreiche Völkerbund durch eine neue Organisation ersetzt. Bei einer Konferenz in San Francisco gründeten 50 Staaten die Vereinten Nationen.

Die wichtigsten Aufgaben der UNO sind die Sicherung des Weltfriedens, der Schutz der Menschenrechte und die Einhaltung des Völkerrechts. Die UNO setzt sich aber auch für die Erhaltung von Kulturgütern und gefährdeten Naturgebieten ein. Abb. 4: „non-violence“-Skulptur (von Carl Fredrik Reutersward, Sitz der Vereinten Nationen, New York)


Wahlen und Wählen 151

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1. DU HAST DIE WAHL Demokratie im Alltag

Manches in deinem Leben kannst du wählen wie deinen Freundeskreis, welche Schule du besuchen möchtest oder deinen Beruf. Aber dafür musst du immer wieder Entscheidungen treffen mit mehr oder weniger weitreichenden Folgen.

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Die Möglichkeit, eine Wahl zu treffen, ist das Merkmal der Demokratie. Demokratie begegnet dir auch immer wieder im Alltag. Sogar im Schulalltag findest du Demokratie, z. B. bei der Wahl des Klassensprechers.

Abb. 1: † Führt eine politische Diskussion zum Thema: Welche zusätzlichen Rechte würde ein Klassensprecher/ eine Klassensprecherin benötigen, um eure Interessen besser durchsetzen zu können? ACHTUNG: Beachtet die folgende Anleitung zur Diskussionsführung!

Demokratie in der Schule

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... Wahl der Klassenvertreter/innen Das österreichische Schulunterrichtsgesetz legt fest, dass ab der fünften Schulstufe in jeder Klasse ein Klassensprecher oder eine Klassensprecherin für ein Schuljahr zu wählen ist.

Abb. 1: Schülerin bei ihrer Stimmabgabe – Wahl zum Klassensprecher/zur Klassensprecherin

Klassensprecher/innen sind für alles zuständig, was ihre Klasse betrifft und gestalten so das Schulleben aktiv mit.

Folgende Grundsätze gelten bei dieser Wahl:

PASSIVES WAHLRECHT: Dieses ist das Recht eines Menschen, sich bei einer Wahl als Kandidat aufstellen zu lassen und gewählt zu werden. Bei der Wahl des Klassenvertreters bedeutet dies: Jeder Schüler, jede Schülerin einer Klasse kann für dieses Amt kandidieren. Er oder sie hat somit das passive Wahlrecht.

AKTIVES WAHLRECHT: Dieses ist das Recht eines Menschen, sich durch Stimmabgabe an einer Wahl beteiligen zu können, also zu wählen. Bei der Wahl des Klassenvertreters bedeutet dies:

Ç Anleitung zur Führung einer sachlichen Diskussion • Festlegen des Diskussionsthemas • Dauer der Diskussion bestimmen • Regeln für die Diskussion aufstellen (ausreden lassen, Art der Wortmeldung, Redezeit einhalten, keine Beleidigungen, aufmerksam zuhören usw.) • Diskussionsleiter/in bestimmen • am Ende Ergebnisse zusammenfassen und festhalten

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Alle Schüler und Schülerinnen der Klasse dürfen wählen. Sie besitzen das aktive Wahlrecht.

... Wahl der Klassensprechervertreter/innen Alle Klassensprecher und Klassensprecherinnen einer NMS oder AHS-Unterstufe wiederum wählen eine Person aus ihrem Kreis als Klassensprechervertreter oder Klassensprechervertreterin. Die gewählte Person hat das Recht, an den Schulforen teilzunehmen, allerdings nur in beratender Funktion. Das heißt, sie darf sich zwar aktiv in die Gespräche einbringen, hat im Schulforum bei Abstimmungen allerdings kein Stimmrecht. Häufig vertritt sie die Schule auch bei Veranstaltungen außerhalb.

Schulforum: gewählte Vertreter der Lehrer/innen, Eltern und Schüler/innen


152 Wahlen und Wählen Regeln für diese Wahlen

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Die Wahlen der Klassensprecher/innen und Schulsprecher/innen sind gesetzlich genau geregelt. Für sie gelten – wie bei allen politischen Wahlen in Österreich – vier Grundsätze bzw. Prinzipien: GEHEIM

PERSÖNLICH

Jede Stimme ist gleich viel wert.

Die Stimmabgabe muss alleine und unbeobachtet stattfinden.

Alle Wähler und Wählerinnen wählen selbst. Wer bei der Wahl nicht dabei ist, gibt keine Stimme ab. Es ist nicht gestattet, sich vertreten zu lassen.

UNMITTELBAR

Der Kandidat oder die Kandidatin des Vertrauens wird direkt gewählt.

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GLEICH

Die Oberste Wahlbehörde ist der Schulleiter bzw. die Schulleiterin oder eine von dieser beauftragte Person. Die Aufgabe der Obersten Wahlbehörde besteht darin, dafür zu sorgen, dass die Wahl ordnungsgemäß abläuft.

mp eV

Gesprächskultur lernen

Im Zusammenleben von Menschen gibt es immer wieder Situationen, in denen gemeinsam Entscheidungen getroffen werden müssen, die alle betreffen und die auch von allen akzeptiert werden müssen. Ob auf hoher politischer Ebene, – also im Parlament, in den Landtagen – oder in der Klasse, immer müssen diesen Entscheidungen Gespräche und Diskussionen vorausgehen, denn nur selten sind alle Beteiligten von Beginn an einer Meinung.

Abb. 2: Klassenrat in einer 5. Schulstufe (2018)

Der Klassenrat

Miteinander diskutieren ist aber nicht immer einfach. In der Schule haben Schüler und Schülerinnen die Chance, das zu lernen.

Eine Möglichkeit dazu ist der „Klassenrat“. Dies ist eine Versammlung der Schüler und Schülerinnen einer Klasse gemeinsam mit ihren Lehrern und Lehrerinnen. Im Klassenrat werden in regelmäßigen Sitzungen anfallende Probleme und Konflikte besprochen und gemeinsam Lösungen gesucht. Zuerst müssen von den Schülern und Schülerinnen die Regeln für diese Versammlungen festgelegt werden. Die Schüler und Schülerinnen übernehmen aber auch Aufgaben wie Gesprächsleitung und Protokollführung.

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Abb. 2: † Organisiere gemeinsam mit deinen Mitschülern einen Klassenrat zum Thema „Klassenregeln“! ACHTUNG: Legt vorher die Gesprächsregeln und den genauen Ablauf fest!

Hast du das gewusst?

Protokoll: wortgetreue Niederschrift über eine Sitzung

… dass die ersten freien Wahlen in Österreich während der Revolution 1848 stattfanden? … dass Männer in Österreich das allgemeine Wahlrecht erst 1907 erhalten haben, Frauen sogar erst 1918? … dass das Wahlalter ab 1968 schrittweise herabgesetzt wurde und du nun seit 2007 mit 16 Jahren wählen darfst? … eine Partei mindestens 4 Prozent der abgegebenen Stimmen erreichen muss, um ein Mandat zu erhalten?


Wahlen und Wählen 153

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

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1 Was wäre, wenn du als Klassensprecher/in für deine Klasse in diesem Fall eine Entscheidung treffen müsstest? Wähle eine Möglichkeit aus! %%

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Während eurer Turnstunde wird euer Klassenraum von einer anderen Klasse als Unterrichtsraum benutzt! Danach herrscht oftmals Unordnung: Federpennale oder Lineale liegen auf anderen Tischen oder am Boden, Jausensackerl und leere Getränkeflaschen liegen auf dem Boden, die Tafel ist nicht gelöscht usw.

mit den Schülern der anderen Klassen sprechen und sie bitten Ordnung zu halten

sich an den Klassenvorstand der anderen Klasse wenden und ihn bitten das Problem zu lösen ein Gespräch mit dem eigenen Klassenvorstand suchen, damit dieser einschreitet sich an die Direktion wenden und zwar mit der Bitte das Problem zu lösen

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nichts unternehmen

2 Begründe auch deine Entscheidung! %%%

___________________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________________

3 Diskutiert in einem Klassengespräch über das Pro- und Kontra zu dieser Möglichkeit der politischen Teilnahme! %%%

Ich will an einer Demonstration gegen eine politische Entscheidung teilnehmen.

Wer muss zustimmen, dass ich teilnehme? Ist die Demonstration angemeldet oder nicht? Welche Arten von Demonstrationen gibt es? Kann die Teilnahme an einer Demonstration gefährlich werden?

4 Finde zwei weitere Beispiele für politische Entscheidungen, die du treffen kannst! %%%%

Oly

1. _________________________________________________________________________________________ 2. _________________________________________________________________________________________

5 Das österreichische Parlament besteht aus zwei sogenannten „Kammern“, dem Nationalrat und dem Bundesrat. MP1 Finde bei deiner Internetrecherche auf www.politik-lexikon.at unter den Stichwörtern „Parlament“, „Nationalrat“ und „Bundesrat“ Antworten auf folgende Fragen! %%% F1: Wie viele Abgeordnete haben Nationalrat und Bundesrat? F2: Welche Funktion haben diese beiden Kammern?

6 Diskutiert in der Klasse, warum es in vielen Ländern ein sogenanntes Zwei-Kammern-System gibt! %%%%% Welche Gründe könnten dafür verantwortlich sein?


154 Wahlen und Wählen

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

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7 Der Artikel stammt aus der deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“. Das darin behandelte Thema „Wahlalter“ ist

auch für Kinder und Jugendliche in Österreich von großer Bedeutung. Arbeite jene Argumente heraus, die in diesem Artikel für eine Senkung des Wahlalters angeführt werden! %%

Auch Jugendliche wollen wählen! – Artikel von Wolfgang Gründinger und Felix Finkbeiner (19. 9. 2013)

haben in diesem Alter zudem schon eine stabile intellektuelle, soziale und moralische Urteilsfähigkeit erreicht. Gleichzeitig sinkt der Einfluss des Elternhauses, während der von Peergroups, also gleichaltrigen Freunden, steigt. Dass jugendliche Wähler besonders stark von ihren Eltern beeinflusst würden, stimmt spätestens dann nicht mehr. [...] Übrigens: Es gibt auch keine Altersgrenze nach oben, obwohl man dafür auch Gründe finden könnte. In Deutschland leiden von derzeit 62 Millionen Wahlberechtigten rund eine Million an Demenz. [...] Manche sagen: Ein Wahlmindestalter ist gerechtfertigt, weil die Folgen einer Wahl schließlich die Erwachsenen direkt treffen, etwa in Form von Steuererhöhungen. Doch die politischen Entscheidungen betreffen auch junge Menschen direkt – nehmen wir allein Entscheidungen in der Schuloder Umweltschutzpolitik.

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Auch bei Erwachsenen fragt schließlich niemand, ob sie wählen wollen oder nicht. Ebenso wenig käme jemand auf die Idee, das Demonstrationsrecht abzuschaffen oder einzuschränken, bloß weil eine Minderheit es nutzen will. [...] Kennen sich Kinder denn genug mit Politik aus? Auch diese Frage kann kein Einwand gegen das Wahlrecht für Jüngere sein. Denn in einer Demokratie darf es keine Wissenstests geben. Das Wort „Wahlreife“ ist nirgends definiert und wird bei niemand geprüft, sei er nun 30, 60 oder 90 Jahre alt. [...] Viele Kinder setzen sich nicht nur schon früh kritisch und klug mit ihrer Welt auseinander, sie sprechen auch besser Englisch und verstehen mehr vom Internet als ihre Eltern und Großeltern – sind also viel bessere Informationsbeschaffer. Psychologische Studien beweisen außerdem allesamt, dass junge Menschen heute bereits im Alter von 12 bis 15 Jahren zu sogenannten formal-logischen Denkoperationen fähig sind. Dies ist eine entscheidende Stufe der kognitiven Entwicklung; auch Erwachsene überschreiten diese Stufe nicht. Viele junge Leute

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mp eV

14 Millionen Deutsche sind vom Wahlrecht ausgeschlossen, nur weil sie nicht volljährig sind. Dieser Zustand ist nicht haltbar. Mehr als ein Dutzend Kinder und Jugendliche sind in den letzten Wochen zum Wahlamt gegangen, um ihren Wahlwillen zu bekunden. Ihnen allen wurde das Wahlrecht verweigert. [...] Wir fordern ein Wahlrecht ohne Mindestalter. Wie soll das funktionieren? Sollen Babys künftig zur Wahlurne krabbeln? Nein, natürlich nicht. Vielmehr muss der Grundsatz gelten: Jeder Mensch sollte sein Wahlrecht ausüben dürfen, sobald er es kann und möchte – unabhängig vom Geburtstag. Es könnte also weiterhin eine reguläre Altersgrenze von 16 oder 14 Jahren gelten, von der an man offiziell zur Wahl geladen wird. Wer aber schon früher wählen möchte, sollte sich im Rathaus ins Wählerverzeichnis eintragen können. Kleinkinder, die noch am Schnuller nuckeln, werden das kaum tun. Aber einige werden bereits mit 12 oder 13 Jahren wählen wollen. Wir glauben, dass verantwortungsvolles politisches Bewusstsein und Urteilsvermögen in diesem Alter durchaus entwickelt sein kann. [...]

kognitiv: das Wahrnehmen, Denken betreffend Demenz: Nachlassen der Verstandeskraft

8 Arbeitet in Partnerarbeit heraus, wie die Autoren eine Meinungsbildung in Bezug auf das Wahlalter beeinflussen wollen! %%%%

Welche politische Einstellung vertreten die Autoren? Welche Beispiele führen sie an, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen? Welche Schlagwörter und Formulierungen werden eingesetzt? Wer soll mit diesen Informationen beeinflusst werden?


Wahlen und Wählen 155

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2. POLITISCHE PARTEIEN IN ÖSTERREICH Politische Parteien sind Vereinigungen von Menschen mit gleichen Werten und gleichen gesellschaftspolitischen Vorstellungen.

Abb. 1: † Analysiere die Veränderungen der österreichischen Parteienlandschaft zwischen 1945 und 2017! Wann kommen neue Parteien dazu? Wie sieht die Entwicklung der Großparteien aus?

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In Europa entstanden viele politische Parteien im 19. Jahrhundert. Auch die österreichischen Parteien SPÖ (Sozialdemokratische Partei Österreichs), die ÖVP (Österreichische Volkspartei) und die FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs) haben ihre Wurzeln in dieser Zeit, auch wenn sie damals andere Namen hatten. Die grünen Parteien Europas entstanden meist in den 1970er oder 1980er-Jahren. Im Jahr 2013 wurden in Österreich zwei neue Parteien gegründet: die NEOS (Das Neue Österreich) und das Team Stronach. 2017 gelang auch der Liste Pilz der Einzug in den Nationalrat. Das Team Stronach und die Grünen schafften jedoch den Einzug 2017 nicht mehr. 60 50

SPÖ ÖVP

GRÜNE FPÖ

SPÖ ÖVP

BZÖ NEOS

KPÖ FRANK

2017

2013

2008

2006

2002

1999

ÖVP FPÖ

1994 1995

1990

SPÖ FPÖ

1986

SPÖ

1983

1966

1962

1949

1945

0

ÖVP

1959

10

1956

20

ÖVP SPÖ

1979

ÖVP SPÖ KPÖ

1953

30

1975

%

1970 1971

40

mp eV

SPÖ ÖVP

PILZ

Abb. 1: offizielle Wahlergebnisse bei Nationalratswahlen in Österreich seit 1945

Die Ziele einer Partei dürfen der Verfassung Österreichs nicht widersprechen. Ebenso müssen die Statuten der Partei beim Bundesministerium für Inneres hinterlegt werden.

Oly

Politische Parteien verwenden für ihre öffentlichen Auftritte häufig Farben und Symbole. Deshalb werden Regierungskoalitionen auch oft nach ihren Farben benannt. Man spricht z. B. von einer rot-schwarzen oder einer schwarz-grünen Koalition. Bei wichtigen politischen Versammlungen tragen Politiker und Politikerinnen manchmal spezielle Parteisymbole.

Parteiprogramme

In Parteien arbeiten Menschen mit gleichen politischen Vorstellungen zusammen. Diese gemeinsamen Vorstellungen und Ziele werden in Parteiprogrammen schriftlich zusammengefasst. In einem Parteiprogramm stehen grundsätzliche Forderungen, Haltungen und Ziele der Partei. Es ist so formuliert, dass es für längere Zeit Gültigkeit hat. Das Parteiprogramm kann jeder lesen und sich dann überlegen, ob er die Ziele der Partei gut findet oder nicht. Wer möchte, kann auch Mitglied einer Partei werden. Die Mitglieder einer Partei können das Parteiprogramm mitbestimmen und setzen sich dafür ein, dass die Ideen ihrer Partei unter den Wählern bekannt werden.

Statut: Zusammenfassung der Regeln

Ç Wozu gibt es Wahlprogramme? Antworten auf aktuelle politische Fragen werden nicht in Parteiprogrammen, sondern in Wahlprogrammen festgeschrieben. Wahlprogramme beziehen sich direkt auf die aktuelle Situation und werden daher immer in Verbindung mit bevorstehenden Wahlen herausgegeben.


156 Wahlen und Wählen

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3. WAHLWERBUNG Die Macht der Werbung

Im Wahlkampf treten die Parteien in Konkurrenz um die Zustimmung des Bürgers und der Bürgerin zu ihren Programmen. Alle Parteien setzen im Wahlkampf Werbemaßnahmen ein, um Botschaften über politische Positionen und Parteiinhalte zu vermitteln.

Die Rolle der Medien im Wahlkampf

In den letzten Jahrzehnten haben die Medien im politischen Wahlkampf eine immer wichtigere Rolle übernommen. Was in den Medien nicht gezeigt wird, bleibt in der Öffentlichkeit häufig unbeachtet. Die große Mehrheit der Bevölkerung sieht täglich fern, liest Zeitung und hört Radio. Politische Botschaften erreichen die Menschen daher vor allem über diese Medien. Dass sich die Medienberichterstattung auf die Wahlentscheidung auswirkt, ist unbestritten. Diskussionen im Fernsehen können unter Umständen wahlentscheidend sein.

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Abb. 1: † Diskutiert das Pro- und Kontra von Wahlgeschenken! Erörtert ebenso, was die Art des Wahlgeschenkes über die politische Linie der Partei aussagt! Abb. 2: † Beschreibe die abgebildeten Wahlplakate! † Fasse mögliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede zusammen!

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Abb. 1: Wahlgeschenke der Parteien bei der Wien-Wahl 2015

Die moderne Wahlwerbung verwendet unterschiedliche Formate: Plakate, Fernseh- und Radiowerbung, Wahlveranstaltungen, Werbegeschenke wie Kugelschreiber, Einkaufstaschen und ähnliches sollen die Staatsbürger und Staatsbürgerinnen überzeugen, am Wahltag diese oder jene Partei zu wählen. In den letzten Jahren hat auch die Werbung über Social Media und Internet zunehmend an Bedeutung gewonnen.

Präsenz: Anwesenheit

Die politischen Parteien nutzen diese Tatsache gezielt, um über die Medien ihre Inhalte zu vermitteln. Den Medien kommt mit dieser Vermittlerrolle eine wichtige Funktion im Wahlkampf zu, die leider auch missbraucht werden kann. Nicht alle Medien berichten immer objektiv.

Das Wahlplakat

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Eine weitere wichtige Rolle bei der Kommunikation zwischen politischen Parteien und Wähler/Wählerin spielt das Wahlplakat. Das Wahlplakat bietet den politischen Parteien die Möglichkeit, sehr viele Menschen mit ihren Botschaften zu erreichen. Allein die Tatsache, dass Wahlplakate sehr lange Zeit in der Öffentlichkeit zu sehen sind, unterstreicht ihre besondere Bedeutung für einen Wahlkampf.

Abb. 2: Collage von Wahlplakaten zur Bundespräsidentenwahl 2016

Wahlplakate bewerben meist mit Bildern oder kurzen Texten eine Partei, eine Person oder ein Thema. Sie sollen auf einfache Weise zeigen, wofür oder wogegen eine Partei ist. Eine wichtige Funktion der Wahlplakate ist es auch, dass sie durch ihre öffentliche Präsenz die Menschen an ihr Recht zu wählen erinnern.


Wahlen und Wählen 157

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

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1 Das kleine PARTEIENLEXIKON der im Nationalrat vertretenen Parteien (Stand: Oktober 2017). Markiere Signalwörter in diesen Textpassagen! %

SPÖ

Wofür steht die SPÖ? – Die Sozialdemokratische Partei Österreichs ist dem Ideal einer humanen, demokratischen und gerechten Gesellschaft verpflichtet. Sie strebt eine Gesellschaft an, in der Gleichheit, Gerechtigkeit und Solidarität an oberster Stelle stehen.

FPÖ

Wofür steht die FPÖ? – Die Freiheitliche Partei Österreichs ist eine national-liberale Partei. Liberalismus stellt die freie Entfaltung des Menschen in den politischen Mittelpunkt, während Nationalismus die Sprache, Kultur und Geschichte einer Nation betont.

NEOS

Wofür stehen die NEOS? – Die politische Vereinigung Neues Österreich tritt für eine Öffnung der Gesellschaft ein, die den Menschen in Österreich berufliche und persönliche Gerechtigkeit durch Bildung und Leistung bietet statt durch persönliche Vorteile.

LISTE PILZ

Wofür steht die Liste Pilz? – Die Liste Pilz strebt im Sinne von sozialer Gerechtigkeit eine Änderung der ungleichen Verteilung von Wohlstand in Österreich an – sodass mehr Menschen über mehr Einkommen, Bildung und u. a. leistbare Wohnungen verfügen können.

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ÖVP

Wofür steht die ÖVP? – Die Österreichische Volkspartei fühlt sich einem christlichen Menschenbild verpflichtet. In der Stärkung der Wirtschaft und der Sicherung des Wohlstandes aller Bürger und Bürgerinnen des Landes liegt der Schwerpunkt der politischen Arbeit.

2 Thema Bildung: Vergleiche die Auszüge aus den Parteiprogrammen der drei stimmenstärksten Parteien! %%%% Welche Gemeinsamkeiten und welche Unterschiede kannst du feststellen? ÖVP-Grundsatzprogramm 2015: Wir bekennen uns zum uneingeschränkten Recht auf Bildung. [...] Wir setzen uns für eine vielfältige Bildungslandschaft in Österreich ein, die von öffentlichen und privaten Einrichtungen gestaltet wird. [...] Wir sind für den Kindergarten als erste, wichtige Bildungseinrichtung. [...] Wir bekennen uns zum Leistungsprinzip und zu einem differenzierten Schulsystem, das den unterschiedlichen Talenten und Interessen der Kinder gerecht wird. [...] SPÖ-Parteiprogramm 2018: Gleiche Entwicklungschancen [...] Bildung zur Förderung von Demokratie, soziale Gerechtigkeit, Solidarität [...] Bildung für ein selbstbestimmtes Leben [...] Interesse wecken statt Disziplinieren [...] Bildungsinhalte aktiv gemeinsam erarbeiten [...] Gemeinsame Erziehung von Mädchen und Buben [...] Chancengleichheit im Bildungssystem [...] Europaweiter Austausch der Lernenden [...] Informationsrevolution nutzen [...].

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FPÖ-Parteiprogramm 2011: Das Vermitteln der Kulturtechniken des Lesens, Schreibens und Rechnens, der umfassende Erwerb von Wissen, Kompetenzen und Fertigkeiten, das Fördern individueller Talente und Begabungen, die bestmögliche Ausbildung als Vorbereitung auf das Berufsleben sowie die Vermittlung von Werten und Traditionen unseres Gemeinwesens sind die Hauptaufgaben der staatlichen Schul- und Bildungspolitik. [...] Das Beherrschen der deutschen Unterrichtssprache ist Voraussetzung für die Teilnahme am Regelunterricht an öffentlichen Schulen in Österreich. MP1 Recherchiere im Internet, wie die NEOS und die Liste PILZ zum Thema Bildung stehen!

3 Vergleiche, inwieweit die Einstellung der Parteien zum Thema Bildung mit den Aussagen im Parteienlexikon (Aufgabe 1) übereinstimmt! %%%%

4 Die Bildungspolitik welcher Partei spricht dich am meisten an? Begründe deine Entscheidung! %%%%%


158 Wahlen und Wählen

5 Wahlsimulation – Gründet eure eigenen Parteien! %%%%

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Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

Themenspeicher:

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a) Zunächst entscheidet sich jeder Schüler/jede Schülerin in geheimer Wahl für eines der Themen aus dem Themenspeicher! b) Schüler und Schülerinnen, die sich für das gleiche Thema entschieden haben, bilden nun eine „Partei“! c) Anschließend formuliert ihr gemeinsam in eurer Gruppe ein Hauptziel und drei bis fünf Nebenziele – euer Parteiprogramm! Außerdem müsst ihr einen Parteivorsitzenden/eine Parteivorsitzende bestimmen. d) Entwerft nun gemeinsam ein Wahlplakat für euren Wahlkampf und präsentiert euer Plakat der Klasse! e) Zum Abschluss könnt ihr auch noch eine Wahl durchführen! Umwelt und Klima © Schule und Bildung © Frieden und Gerechtigkeit © Tiere © Technik und Wissenschaft © Sport und Freizeit © Gesundheit

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6 Welche Wahlkampfmittel würdet ihr sonst noch für eure Partei nutzen, um Jung- und Erstwähler zu erreichen? Begründe deine Auswahl in mindestens 20 Worten! %%%%

7 Analysiere und beurteile dieses Wahlplakat aus dem Bundespräsidentschaftswahlkampf 2016 in deinem Heft! %%%%% Tipp: Die folgenden Fragestellungen helfen dir dabei!

2 Welchen ersten Eindruck hast du von diesem Wahlplakat? 2 Welche Person bzw. welcher Gegenstand ist im Vordergrund zu sehen? 2 Welche Person bzw. welcher Gegenstand/welche Gegenstände sind im Hintergrund abgebildet?

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2 Wie lautet die Botschaft des Textes?

2 Welche Farbe(n) werden häufig verwendet? Wofür könnten diese Farben stehen? Welche Bedeutung könnten die eingesetzten Farben haben?

2 Findest du auf diesem Plakat Symbole? Falls ja, wofür könnten diese stehen? Was soll durch die verwendeten Symbole zum Ausdruck gebracht werden?

2 An welche Zielgruppe richtet sich dieses Plakat? Begründe deine Meinung! 2 Was ist die Hauptaussage dieses Wahlplakats?


159

Neuzeit NEWS Der berühmte Erfinder des Buchdrucks kann das geliehene Geld, das er benötigte, um die beweglichen Lettern zu entwickeln, nicht zurückzahlen. Schon sieben Jahre lang arbeitete er im Geheimen und druckte die erste lateinische Ausgabe der Bibel. Nun verliert er alles! Die Druckerpresse und die beweglichen Lettern sind weg.

Der dramatische Anstieg der Zahl der arbeitslosen Ritter im letzten Jahr wird von Experten auf die Einführung der Schusswaffen zurückgeführt. Ein ganzer Stand ist in seiner Existenz bedroht.

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Cortez ausgeraubt! 1522: Der berühmte Eroberer Cortez wurde Opfer eines Überfalls auf hoher See. Der Franzose Jean de Fleury überfiel und plünderte drei seiner Schiffe. Die Beute ist von unfassbarem Wert: 58 000 Goldbarren und unzählige Edelsteine aus dem Schatz des letzten Aztekenherrschers.

Erfindung aus China verdrängt die Ritter!

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Johannes Gutenberg in Konkurs!

Kolumbus wir d

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izekönig 15. März 14 93: Zwei W ochen nach triumphalen La seiner ndung in Span ien wird Kolu vom Königspaa mbus r als Held empf angen. Er über ihnen Gegenst reicht ände aus Gold, unbekannte P und Papageien flanzen aus der Neuen bringt er frem Welt. Außerde dländische M m enschen mit, Indianer nen die er nt. Zum Dan k für seine V ernennt das sp erdienste anische König spaar Ferdinan Aragon und Is d von abella von Kas tilien den Entd zum Admiral ecker des Ozeans und Vizekön entdeckten Geb ig aller iete.

Mais – das Hauptnahrungsmittel der Neuen Welt

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In Amerika ist eine Pflanze, die Mais genannt wird, das wichtigste Nahrungsmittel. Weil sie für die Menschen so bedeutend ist, wird sie verehrt und den heidnischen Göttern als Gabe dargebracht. Die Indios machen daraus Fladen, die sie Tortillas nennen.

Buchtipps

Rosemarie Eichinger: Die schwarze Kunst (Buchklub der Jugend).

Annette Neubauer: Ein Fall für den Meisterschüler. Ein Ratekrimi um Leonardo da Vinci (Loewe).

Anne Braun: Galilei und der erste Krieg der Sterne (Arena). Renèe Holler: Gefahr auf der Santa Maria. Ein Ratekrimi um Christoph Kolumbus (Loewe).

Kolumbus revolutioniert das Schlafen auf See Matrosen! Ihr müsst nicht mehr auf Deck schlafen, denn Kolumbus brachte die Hängematte aus der Neuen Welt mit! Sichert euch eure eigene – Ausverkauf bei Carlos Seefahrermarkt

Was gibt es Neues? • Die Azteken stellen aus Kakaobohnen ein Schokoladengetränk her; dieses gilt als absoluter Luxus. • Bei den Azteken ist der Schulbesuch Pflicht. • Die Inkas führen Bluttransfusionen und Aderlässe durch. • Die Städte in der Neuen Welt sind sehr sauber und gepflegt.


160

Unser König Ludwig XIV. mit seinem Hofstaat im Park von Versailles

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Bekanntmachung des statistischen Zentralamtes – Löhne und Preise zur Zeit Ludwigs XIV.: Gesamtkosten für den Bau von Versailles 76 000 000 Livres Diamanten auf einem königlichen Festgewand 12 500 000 Livres Jahreslohn eines Maurers (13-Stunden-Tag) 180 Livres Kosten für ein Leinenhemd 4 Livres Preis für ein Pfund Ochsenfleisch 0,15 Livres Preis für 450 Gramm Weißbrot 0,10 Livres

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Absolutismus NEWS

Hofleben aktuell: MORGENTOILETTE

Exklusivbericht unseres Hofberichterstatters vom Morgenempfang

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Die „Äußerungen“ des Königs Die weiß-goldene Lacktür zum Vorzimmer des königlichen Schlafgemaches öffnet sich und zwei Hofmeister in Uniform erscheinen. Sie klopfen mit vergoldeten Stäben auf den Boden, die wartenden Herren verneigen sich tief und schwingen ihre Federhüte. Die Damen versinken im Hofknicks. Zwei Edelleute, die das Vorrecht haben, jeden Morgen auf einem Lacktablett den königlichen Nachttopf samt Inhalt herauszutragen, kommen aus dem Vorzimmer. Der Hofstaat verneigt sich vor den „Äußerungen“ des Königs. Die Morgenwäsche Alle drängen in das Vorzimmer. Als Zeichen dafür, dass Seine Majestät erwacht ist, stehen die Türen zum Schlafgemach offen. Der König wäscht sich nicht, sondern lässt sich von seiner Amme mit in Franzbranntwein getränktem Schwanenflaum abtupfen. Puder wird über Hals und Gesicht des Königs gestäubt. Der König wird bekleidet Zwei Pagen ziehen dem König die Pantoffel aus und Halbschuhe an. Der Großmeister der Garderobe ergreift den rechten und der erste Kammerherr den linken Ärmel des Nachthemdes. Gemeinsam ziehen sie es dem König aus. Ein anderer hoher Adeliger genießt ein besonderes Privileg: Er darf das frische Hemd des Königs berühren und bereithalten. Die Ehre, es dem König darzureichen, ist den Kindern und Enkeln Seiner Majestät vorbehalten. Nachdem der König so langsam bekleidet worden ist, wählt er aus einem Körbchen eine frische Halsbinde. Abschließend klettert der Hoffriseur auf einen Stuhl und setzt dem König eine gewaltige Lockenperücke auf den ziemlich kahlen Kopf. Der wartende Hochadel klatscht Beifall und verneigt sich, während der König aus seinem Schlafgemach schreitet.

Intime Bilder aus dem

Palast

Erstmals wurden Bilde r bekannt, die den König ohne Perücke un d Mantel zeigen.

„Man sieht sofort, dass die stattliche Erscheinung Seiner Ma jestät von Barbieren, Schneidern und Schuste rn gemacht wird“, berichtet ein Bedienstet er aus Versailles, der nicht genannt werden wi ll.

Buchtipps Renèe Holler: Intrige am Hof des

Was gibt es Neues?

Sonnenkönigs (Loewe).

• Der Aderlass wird von den Ärzten bei allen Krankheiten als Wundermittel eingesetzt. • Musketiere gibt es in allen großen europäischen Armeen. Sie kämpfen mit einem Gewehr, der berühmten Muskete. • Die Kinder reicher Familien werden von Ammen gesäugt. • 1752 wird die Menagerie (Tierpark) Schönbrunn eröffnet.

die Geschichte machten. (Arena).

Georg Popp: Die Großen der Welt. Menschen, Peter Schubert: Wolfgang Amadeus Mozart (KRAL). Oliver Pötzsch: Die Schwarzen Musketiere – Das Schwert der Macht (bloomoon).


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Revolutionen NEWS Kurzmeldung . zum

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Die Hinrichtung Ludwigs XVI.

14 In der Nacht vom rr ete der Kammerhe ht ric 15. Juli 1789 be . ris Pa in n Ereignissen dem König von de nig Revolte“, soll der Kö „Aber das ist eine rr n. Sein Kammerhe empört gesagt habe ist n: „Nein, Sire, das aber korrigierte ih eine Revolution!“

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Am 21. Juni 1793 um 10:22 Uhr wurde Ludwig XVI. vor einer begeisterten Menschenmenge hingerichtet. Seine letzten Worte waren: „Ich sterbe, obwohl ich unschuldig bin, da ich keines der Verbrechen, derer ich angeklagt worden bin, begangen habe.“ Die Trommler erhielten den Befehl, so laut zu trommeln, dass seine letzten Worte nicht zu hören waren. Nach der Hinrichtung stürmten die Menschen los, um ihre Taschentücher in seinem Blut zu tränken. Seine Haare und seine Kleidung wurden verkauft und sein Körper mit Hilfe von Ätzkalk beseitigt.

Seitenblicke über Napoleon

Zum großen Fest der Redoute in der Wiener Hofburg waren 3 000 Personen eingeladen. Die Türsteher verkauften allerdings die von den Gästen zurückgegebenen Einladungskarten wieder weiter, sodass sich schließlich 6 000 Personen im Ballsaal drängten. Am nächsten Tag wurden 1 500 vergoldete Teelöffel vermisst. Die Wiener haben bald genug von diesen Feierlichkeiten, da die Steuern um 50 % erhöht wurden.

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Der Kaiser badet gerne. Er verbringt oft bis zu zwei Stunden in der Wanne. Beim Essen legt er ein Eiltempo vor, sodass er oft Magenschmerzen hat – deshalb schiebt er seine Hand zwischen Uniformjacke und Weste. Er kann immer und überall schlafen und benötigt sehr wenig Schlaf. Sein stechender Blick ist berühmt und gefürchtet. Napoleon besitzt den sprichwörtlichen Ehrgeiz Kleinwüchsiger.

Fest in der Wiener Hofburg

Buchtipps

Inge Ott: Freiheit! Sechs Freunde in den Wirren der Französischen Revolution (Freies Geistesleben).

Inge Ott: Im Schatten des goldenen Adlers: Ein

Junge auf Napoleons Spuren (Freies Geistesleben). Klaus Kordon: 1848 – Die Geschichte von Jette und Frieder (Beltz).

Biedermeier Job-Börse Zwiebelkrowodin gesucht:

Salamudschi gesucht:

Wenn Sie Italiener sind und Ihre Aufgabe ist das Verkaufen gerne reisen, ist das der richtige Beruf für Sie. Ihre von Zwiebel und Knoblauch. Aufgabe ist, Salami und Käse Sie sollten aus Kroatien von Italien nach Wien zu stammen. Voraussetzungen bringen und hier zu sind das Tragen einer bunten verkaufen. Tracht und eine laute Damit den Stimme. Leuten das Wasser im Mund zusammenläuft, sollten Sie die Würste aus der Tasche baumeln lassen.


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19. Jahrhundert NEWS

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Etwas Unpraktisches kann nicht schön sein

behauptet der österreichische Architekt Otto Wagner.

1832 nahm die erste Pferdeeisenbahn auf dem europäischen Festland in Österreich ihren Betrieb auf.

Freud und Leid im Hause Habsburg Kaiserhochzeit 24. 4. 1854: Bei strahlendem Sonnenschein setzt sich der Hochzeitszug des Kaisers und seiner 16-jährigen Braut in Bewegung. Das Volk jubelt dem jungen Paar auf ihrem Weg zur Augustinerkirche zu. Elisabeth ist vor Aufregung blass. Das „Ja“ des Kaisers klingt laut und energisch durch den Raum. Elisabeth flüstert das „JaWort“ kaum hörbar. Das Volk jubelte über diese Liebesheirat im Hause Habsburg.

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Seltsam, aber wahr! 1882 erfand Henry Seely das elektrische Bügeleisen. Er konnte es leider nicht verkaufen, weil niemand Strom im Hause hatte.

Seitenblicke

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Sensationelle Erfindungen aus den letzten Jahrzehnten!

1882 erfand Etienne-Jules Marey die erste Filmkamera. Nach dem Abdrücken konnte man immerhin schon 12 Fotos pro Sekunde schießen. 1895 wurde der erste Kinematograph zum Abspielen der Filme von den Brüder Lumiére aus Lyon (Frankreich) entwickelt. Die Firma Kodak stellte in den USA die ersten Filme her. 1898 wurde die Deutsche Grammophongesellschaft gegründet. Bereits drei Jahre später hatte sie mehr als 5 000 Aufzeichnungen in verschiedensten Sprachen in ihrem Plattenkatalog.

Tod des Bruders des Kaisers 19. 6. 1867: Soeben erreichte uns eine schreckliche Nachricht aus Mexiko. Maximilian, der Bruder unseres Kaisers Franz Joseph, der 1864 die mexikanische Kaiserkrone angenommen hatte, wurde hingerichtet.

EXTRAAUSGABE

30. 1. 1889: Tod Kronprinz Rudolphs in Mayerling – Jagdunfall oder Selbstmord? 10. 9. 1889: erstes TELEGRAMM aus Genf Ihre Majestät die Kaiserin gefährlich verletzt! zweites TELEGRAMM aus Genf Ihre Majestät die Kaiserin soeben verschieden!

EXTRAAUSGABE

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1906 übertrug der Kanadier Reginald Fessenden erstmals Sprache und Musik mit Hilfe von Radiowellen.

Patentstreit knapp entschieden: Am 14. 2. 1876 wollten sich Alexander Graham Bell und Elisha Gray unabhängig voneinander das Telefon in den USA patentieren lassen. Gray traf zwei Stunden später als Bell im Patentamt ein und verlor damit das Rennen. Schon Ende 1877 war Bell Millionär.

10. 9. 1898: Tödliches Attentat auf Kaiserin Elisabeth. Ein Attentäter griff sie in Genf mit einer Feile an und verletzte sie dabei tödlich.

Buchtipps Annette Neubauer: Sabotage auf dem Luftschiff (Loewe). Luca Novelli: Edison und die Erfindung des Lichts (Arena). Luca Novelli: Marie Curie und das Rätsel der Atome (Arena). Traude Kogoj: Ötzi, Sisi und Co: Österreichische Geschichte zum Mitreden (Ueberreuter).


text detektiv 163

TEXT-DETEKTIV A. NEUZEIT-NEWS LUTION

MUS-NEWS

B. ABSOLUTIS

T-NEWS

EN-NEW

S

UNDER 9. JAHRH

D. 1

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C. REVO

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Ordne die Sätze den News zu, indem du den passenden Buchstaben vor den Satz setzt! Ergänze ebenso die fehlenden Satzteile!

____ Die

Indios machen daraus Fladen,

____ Die

Inkas führen ...........................................................................................................................................................................

......................................................................................................................

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.................................................................................................................................................... ____ „Ich

sterbe, obwohl ich unschuldig bin, da ich keines

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............................................................................................................................................................................................................................. ____ Er

überreicht ihnen Gegenstände ............................................................................................................................

............................................................................................................................................................................................................................. ____ Unpraktisches ................................................................................................................................................................................. ____ .................................................................................................... ist ____ Die

berühmt und gefürchtet.

Firma Kodak stellte ......................................................................................................................................................... soll der König empört gesagt haben.

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____ „...................................................................................................................“,

____ .......................................................................................................................... Schulbesuch ____ 1752

Pflicht.

wird die Menagerie .........................................................................................................................................................

............................................................................................................................................................................................................................. .............................. und

setzt dem König eine .............................................................................................................................

...............................................................................................................................................................


164 Zeitstreifen

1450: Erfindung des Buchdrucks

1487: Hexenhammer, Beginn der Inquisition

1517: Luthers 95 Thesen 1530: Augsburger Bekenntnis

1555: Augsburger Religionsfriede

1600

Renaissance

1519: Cortez erobert Aztekenreich 1519 – 1522: Weltumsegelung 1532: Pizarro erobert Inkareich

KULTUR GESELLSCHAFT

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1500

1487: Diaz erreicht Südspitze Afrikas 1492: Kolumbus entdeckt Amerika 1498: Vasco da Gama erreicht Indien

TECHNIK WISSENSCHAFT

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ENTDECKUNGEN KOLONIEN

Aufklärung

1700

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1609: Heliozentrisches Weltbild

1721: Vorläufer der Dampfmaschine

1757: East India Company

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1800

1861 – 1865: Amerikanischer Bürgerkrieg

1884: Westafrika-Konferenz, Aufteilung Afrikas

1900

1909: Peary erreicht Nordpol 1911: Amundsen erreicht Südpol

1810: Nähmaschine (Madersberger) 1815: Lokomotive 1825: erste Eisenbahnlinie 1827: Schiffsschraube 1831: Mineraldünger 1837: Telegraf (Morse) 1840: Briefmarken 1848 – 1852: Bau der Semmeringbahn 1860: Schutzimpfungen 1864: Schreibmaschine 1875: Markuswagen 1876: Glühbirne (Edison) 1876: Telefon (Bell) 1897: Dieselmotor 1898: Radioaktivität

1848:„Das Kapital“ (Marx)

1858: Bau der Wr. Ringstraße 1863: Rotes Kreuz 1874: Sozialdemokratische Partei 1878: Mädchen dürfen maturieren 1888: Arbeiterkrankenversicherung 1896: Christlichsoziale Partei

1908: Fließbandproduktion (Ford) 1918: Frauenwahlrecht in Österreich

1860–1900 Gründerzeit 1815–1848 Biedermeier

1773: Dampfmaschine (James Watt)


Zeitstreifen 165

ÖSTERREICH

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EUROPA

1477: Burgundische Heirat 1496: Spanische Heirat

1515: Böhmisch-Ungarische Heirat 1529: Erste Osmanenbelagerung Wiens

1789: Französische Revolution 1794: Ende der Schreckensherrschaft

1793: Hinrichtung Ludwigs XVI. 1799: Napoleon wird Erster Konsul

1804: Krönung Napoleons zum Kaiser 1814/1815: Wiener Kongress 1813: Völkerschlacht bei Leipzig 1814: Napoleon flieht aus Elba, „Herrschaft der 100 Tage“ 1829: Unabhängigkeit Griechenlands 1830: Julirevolution in Frankreich 1848: Frankreich wird Republik

1806: Ende des Heiligen Römischen Reiches 1815: Schlacht bei Waterloo 1821: Tod Napoleons

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1830: Unabhängigkeit Belgiens 1848: Kleindeutsche Lösung

1871: Deutschland wird Kaiserreich

1917: Russische Revolution 1920: Gründung des Völkerbundes

1600

1683: Zweite Osmanenbelagerung Wiens 1700

1740–1780: Maria Theresia 1774: Unterrichtspflicht in Österreich 1780–1790: Joseph II. 1800

1804: Österreich wird Kaiserreich 1814/1815: Wiener Kongress

1848: März, Revolution in Österreich 1866: Schlacht bei Königgrätz 1867: Doppelmonarchie, Ausgl. Österreich und Ungarn

1848–1916 Franz Joseph

1648: Westfälischer Friede, Ende des 30-jährigen Krieges

1643–1715 Ludwig XIV.

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1618: Prager Fenstersturz, Beginn des 30-jährigen Krieges

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1526: Beendigung der Bauernaufstände

1860: Garibaldi einigt Italien

1500

1907: Wahlrecht für Männer 1914: Ermordung des Thronfolgers, Beginn des Ersten Weltkriegs (bis 1918)

1900


Weißt du noch …

166 Jahresrätsel

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… was du in diesem Schuljahr in Geschichte gelernt hast?

Teste dein Wissen! Je ein rotes und ein blaues Kärtchen passen zusammen. Wenn du alle Paare findest, erhältst du einen Lösungssatz, dem du sicher zustimmen kannst!

Identität 11

Heliozentrisches Weltbild 1

Henry Dunant 19

mp eV Ausspruch Ludwigs XIV. S

Roman von Bertha von Suttner I

Begründer des Kommunismus

Ausspruch von Galileo Galilei N

Insel, auf der Napoleon starb O

Frauenrechtlerinnen in England und den USA N Gründer des Roten Kreuzes F

1

• 4

• 5

• 6

Untermieter, der nur ein Bett benutzt E

St. Helena 15

N

Ablass 7

Viktor Adler 20

Der Mensch steht im Mittelpunkt des Denkens

I

Mitbegründer der Christlichsozialen Partei Österreichs R

Französische Nationalhymne

R

alle Merkmale eines Menschen oder einer Gruppe M

Mitbegründer der Sozialdemokratischen Partei Österreichs E

Schlagworte der Französischen Revolution E

Trennung von Gesetzgebung, Rechtssprechung und Verwaltung

gesetzgebende Gewalt M

• 7

Bettgeher 23

Frühe Hochkulturen in Südamerika L

Freikauf von Sünden H

• 3

Karl Lueger 21

Erkenntnis, dass sich die Erde um die Sonne bewegt E

Oly

Ausspruch Karls V. C

Marseillaise 13

Kaiser von ÖsterreichUngarn von 1848 – 1916

Schiffe des Christoph Kolumbus D

N

Guillotine 14

Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit 12

Gewaltenteilung 18

„Die Waffen nieder!“ 22

6

Wirtschaftsform im Absolutismus O

• 2

Santa Maria, Nina und Pinta 3

Legislative 10

„Und sie bewegt sich doch!“ 2

„In meinem Reich geht die Sonne nie unter!“

LÖSUNG: •

Merkantilismus 9

Franz Joseph I. 24

„Der Staat bin ich!“ 8

Inkas, Mayas, Azteken 4

Suffragetten 16

Karl Marx und Friedrich Engels 17

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Humanismus 5

• 8

• • • • • , 9 10 11 12 13

E

Maschine zum raschen Enthaupten von Menschen S

• • • • • 14 15 16 17 18

,

• • • • • • 19 20 21 22 23 24

!


Methodenpool 167

Historische Karten stammen direkt aus der Zeit, von der sie uns berichten. Sie zählen somit zu den bildlichen Quellen, denn sie geben das Wissen der damaligen Zeit wieder.

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Hier handelt es sich um eine Weltkarte aus der Schedelschen Weltchronik von 1493. Die Weltchronik ist eine illustrierte Darstellung der Weltgeschichte. Auf dieser Weltkarte sind an den Ecken die biblischen Stammväter Europas, Asiens und Afrikas abgebildet. Die zwölf Köpfe symbolisieren die zwölf Winde. Die Stadt Jerusalem steht im Mittelpunkt der Karte. Als Zusatztext steht: „Die werlt wirdt darumb ein umbkrais genant da sie simbel rot und gescheybelt oder kugelt ist“.

A. Historische Karten

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Karten sind für dich im Geschichtsunterricht eine wichtige Informationsquelle. Mit Hilfe der Karten erfährst du, in welchem Gebiet der Welt, an welchem Ort und zu welcher Zeit sich Entwicklungen abspielten. Sie bieten dir also auf einen Blick eine Fülle von Informationen. Die Analyse und Interpretation von Karten musst du jedoch üben. Achte dabei auf folgende Unterscheidung: Historische Karten und Geschichtskarten.

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MP4 Karten im Geschichtsunterricht

Abb. 1: Weltkarte von 1493 (erstellt von Hartmann Schedel in Nürnberg)

1. Schritt: Betrachte die Karte genau und beschreibe sie anschließend!

2. Schritt: Ordne die Karte zeitlich ein! Bestimme dabei, ob eine Entwicklung oder ein bestimmter Zeitpunkt dargestellt wird! 3. Schritt: Verwende den Fragencorner!

FRAGENCORNER 6

Welchen Titel trägt die Karte? Welchen geografischen Raum umfasst die Karte? Welche Kontinente und Länder sind dargestellt? F3. Zu welchem historischen Sachverhalt (Zeitalter/Epoche oder Ereignis/Konflikt) sagt die Karte etwas aus? F4. Welche Einzelheiten werden besonders hervorgehoben? F5. Über welche Kenntnisse verfügte der Zeichner? Was war ihm nicht bekannt? F6. Zu welchem Zweck wurde die Karte angefertigt? F7. Welche geografischen, politischen oder religiösen Vorstellungen der damaligen Zeit lassen sich aus der Karte ablesen? F8. Inwiefern ergänzt diese Karte dein vorhandenes Wissen zum Thema? F9. Welche wichtigen oder sinnvollen Informationen fehlen? F10. Wie übersichtlich ist die Karte?

Oly

F1. F2.


168 Methodenpool † Rekonstruiere anhand der Schedelschen Weltkarte, welche Vorstellung von den Kontinenten gegen Endes des

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15. Jh. bei den Gelehrten vorherrschte! Wähle dazu die passenden Fragestellungen aus Fragencorner 6 aus und beantworte sie in deinem Heft!

† Begründe, durch welche Ereignisse die Schedelsche Weltkarte widerlegt wurde!

_________________________________________________________________________________________________

† Vergleiche die Schedelsche Weltkarte mit einer aktuellen Karte und beschreibe die Unterschiede in deinem Heft!

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B. Geschichtskarten

Geschichtskarten wiederum sind Darstellungen aus späterer Sicht. Sie geben den Kenntnisstand jener Zeit, in der sie entstanden sind oder entstehen wieder. Geschichtskarten helfen dir dabei, dich zu orientieren und historische Ereignisse räumlich einzuordnen. Atlantischer Ozean

REICH DER FRANKEN

1. Schritt: Betrachte die Karte genau und beschreibe sie anschließend!

Awaren

Cordoba

Schwarzes Meer Konstantinopel

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Rom

OSTRÖMISCHES REICH

Tunis

Mittelmeer

Bagdad

Damaskus

Alexandria

Medina

um 750 n. Chr.

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er

Me

um 632 n. Chr.

3. Schritt: Verwende den Fragencorner!

Mekka

Ro

um 656 n. Chr.

2. Schritt: Ordne die Karte zeitlich ein! Bestimme dabei, ob eine Entwicklung oder ein bestimmter Zeitpunkt dargestellt wird!

K1: Ausbreitung des Islams 100 Jahre nach Mohammeds Tod

FRAGENCORNER 7

Oly

F1. Welchen Titel trägt die Karte? F2. Welche Zeichen werden in der Legende verwendet und was bedeuten sie? F3. Welchen geografischen Raum umfasst die Karte? Verwende deinen Atlas und ordne den Kartenausschnitt in einen größeren geografischen Raum ein! F4. Welche Details kannst du der Karte mit Hilfe der Legende entnehmen? Welche Zusammenhänge bestehen zwischen diesen Details? Welche Schlussfolgerungen lassen sich ziehen? F5. Zu welchem historischen Sachverhalt (Zeitalter/Epoche oder Ereignis/Konflikt) sagt die Karte etwas aus? F6. Inwiefern ergänzt sie dein vorhandenes Wissen zum Thema? F7. Welche wichtigen oder sinnvollen Informationen fehlen? F8. Werden bestimmte Aspekte, Einzelheiten oder Entwicklungen zu sehr oder zu wenig herausgestellt? F9. Wie übersichtlich ist die Karte?

† Fasse die Aussagen der Karte in einem Satz zusammen!

_________________________________________________________________________________________________

† Dekonstruiere diese Geschichtskarte, indem du die passenden Fragen aus dem Fragencorner 7 auswählst! Schreibe die Antworten in dein Heft!


Methodenpool 169

A. Herrschergemälde Herrscher ließen sich gerne abbilden oder porträtieren, um Gegner einzuschüchtern, einen Heiratsantrag zu machen oder um ihren Nachfahren in Erinnerung zu bleiben. Dabei ließen sie sich nicht

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MP5 Historische Gemälde entschlüsseln immer wirklichkeitsgetreu malen. Um Herrschergemälde zu entschlüsseln, folge dieser Anleitung!

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Maria Theresia (1717 – 1780) war Erzherzogin von Österreich und Königin von Ungarn und Böhmen. Ihr Gemahl Franz Stephan von Lothringen wurde 1745 zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation gekrönt. Deshalb nannte man Maria Theresia allgemein „Kaiserin Maria Theresia“. Mit diesem Gemälde zeigt der Hofmaler Martin van Meyten Maria Theresia als „Erste Dame Europas“. Auf dem Gemälde trägt sie ein kostbares Kleid aus Spitze. Zu ihrer Rechten liegen die ungarische Stephanskrone, die böhmische Wenzelskrone und der österreichische Erzherzogshut als Symbole ihrer Macht und Würde.

1. Schritt: Welche Informationen zu dem Herrschergemälde stehen mir zur Verfügung? Fließtext im Buch Informationstext

Bildlegende Internet

2. Schritt: Studiere das Gemälde sehr genau und nimm dir dafür ausreichend Zeit!

Abb. 1: Erzherzogin Maria Theresia von Österreich, Königin von Ungarn und Böhmen (Gemälde von Martin van Meyten, 1752)

3. Schritt: Wähle passende Fragen aus dem Fragencorner 8 aus!

FRAGENCORNER 8

Wer oder was ist zu sehen? Wie werden die Personen oder Szenen dargestellt? Wie ist der Herrscher bzw. die Herrscherin auf dem Gemälde platziert? Wer hat das Bild gemalt? Welche Herrschaftssymbole verwendet der Künstler/die Künstlerin? Welche Farben setzte der Künstler/die Künstlerin ein und welche Wirkung wird damit erzielt? Aus welcher Zeit stammt das Gemälde? Haben Künstler und dargestellte Personen zur gleichen Zeit gelebt? Wer könnte der Auftraggeber oder die Auftraggeberin sein und welche Absicht hatte er oder sie? An wen richtet sich das Bild und welche Botschaft wird vermittelt? Was wird betont, was wird verschwiegen?

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F1. F2. F3. F4. F5. F6. F7. F8. F9. F10. F11.

† Rekonstruiere anhand des Gemäldes und des Informationstextes in deinem Heft mit drei bis fünf Sätzen, welches Machtverständnis hier abgebildet wird!


170 Methodenpool B. Historienmalerei

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die dargestellten Hauptpersonen namentlich bekannt sind. Sehr häufig wurden diese großformatigen Gemälde von den Herrschenden in Auftrag gegeben. Weil diese Gemälde keine getreue Abbildung der Ereignisse darstellen, ist es deine Aufgabe, diese zu dekonstruieren. Wie dies geht, zeigen dir die folgenden Arbeitsschritte.

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Historienbilder sind Darstellungen der Vergangenheit, die einen außergewöhnlichen Moment oder eine bedeutende Persönlichkeit zeigen. Sie sind keine realistische Darstellung eines vergangenen Geschehens, sondern dienen der Verherrlichung einer Person oder eines Ereignisses. Ein wichtiges Kennzeichen der Historienmalerei ist, dass

Abb. 2: Die Krönung in Notre Dame 1804 (Gemälde von Jacques-Louis David, 1806 – 1808)

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Die Krönung Napoleons zum Kaiser der Franzosen fand am 2. September 1804 in Notre Dame statt. Nach dem Vorbild Karls des Großen bestand Napoleon auf einer Krönung durch den Papst. Bei der Krönungszeremonie nahm Napoleon aber dem Papst die Krone aus der Hand und setzte sie sich selbst auf sein Haupt. Anschließend tauschte er sie gegen einen goldenen Lorbeerkranz und krönte seine Gattin Josephine. Napoleons Mutter war bei der Krönung nicht anwesend. Auf Anordnung Napoleons musste der Maler sie trotzdem in das Krönungs-

gemälde einfügen (siehe weißer Ring). Das Gemälde wurde im Auftrag Napoleons I. vom französischen Maler Jacques-Louis David gemalt. Dieser war bereits unter Ludwig XVI. Hofmaler. In dieser Zeit malte er im Auftrag des Königs vorwiegend antike Motive. Weil er Anhänger Robespierres war, wurde er 1794 eingekerkert. Nach dem Sturz Robespierres stieg David unter Napoleon 1804 zum Hofmaler auf. Das Bild ist 6,21 x 9,79 m groß und ist aufgrund seiner Größe ein Monumentalgemälde.

1. Schritt: Betrachte dieses Bild aufmerksam und achte auf die Bilddetails! Lies auch den Informationstext! 2. Schritt: Wähle die zu diesem Gemälde passenden Fragen aus dem Corner aus!


Methodenpool 171

FRAGENCORNER 9

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Wer hat das Bild gemalt? Welche Personen und/oder Handlungen sind darauf zu sehen? Wie werden die Personen oder Szenen dargestellt? Was steht im Zentrum des Bildes? Weshalb hat der Maler/die Malerin diese Szene in das Zentrum des Bildes gestellt? Welche Farben verwendete der Künstler/die Künstlerin und welche Wirkung wird damit erzielt? Haben Künstler und dargestellte Personen zur gleichen Zeit gelebt? Wer könnte der Auftraggeber oder die Auftraggeberin sein und welche Absicht hatte er oder sie? An wen richtet sich das Bild und welche Botschaft wird vermittelt? Wie wirkt das Gemälde auf dich?

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F1. F2. F3. F4. F5. F6. F7. F8. F9. F10.

† Dekonstruiere dieses Gemälde mit Hilfe des Corners 9 in deinem Heft!

† Gehe nun auf diesen Ausschnitt des Gemäldes näher ein, indem du folgende Fragestellungen beantwortest!

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a) Welche Kleidung wählte Napoleon für diese Krönung?

________________________________________________________ ________________________________________________________ b) Woran soll diese Kleidung erinnern?

________________________________________________________ c) Wie wirkt der Papst auf dich und welche Rolle übernimmt er bei dieser Krönung?

________________________________________________________ ________________________________________________________ ________________________________________________________ ________________________________________________________

Abb. 3: Ausschnitt des Gemäldes „Die Krönung in Notre Dame“

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† Der Malerlehrling Antoine-Jean Gros kommt in das Atelier seines Meisters David. Dort entdeckt er das fast fertige

Gemälde von der Krönung Napoleons. Schreibe einen Dialog in deinem Heft! Lass dabei den Maler Folgendes erklären: Was ihm an seinem Gemälde wichtig ist… Was er mit seinem Bild bewirken wollte…

Antoine-Jean: Meister, David: Ich

wollte ...

Warum er die Personen auf diese Art und Weise dargestellt hat…

was war Ihnen besonders wichtig, als Sie dieses Gemälde gemalt haben?


172 Methodenpool

Komik, Vornehmen von Wertungen und Emotionalisierungen. Da es die Absicht eines Karikaturisten ist, die Betrachter zum Nachdenken anzuregen, ist es deine Aufgabe, die Zeichnung unter Einbeziehung der historischen Fakten zu deuten.

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Bei Karikaturen handelt es sich um Zeichnungen, die oft auf humorvolle Weise Probleme und Missstände der aktuellen Zeit darstellen. Weil Karikaturen ein verzerrtes Abbild der bestehenden Ordnung sind, zeigen sie gleichzeitig, wie ein Karikaturist über diese denkt. Beliebte Stilmittel der Karikaturisten sind: Übertreibung, Überzeichnung (Persiflage), Spott,

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MP6 Karikaturen deuten

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Links ist William Pitt, der Premierminister von Großbritannien zu sehen, rechts Napoleon. Als der britische Karikaturist James Gillray seine Karikatur 1805 entwarf, befanden sich die beiden Erzfeinde Großbritannien und Frankreich schon seit zwei Jahren in Krieg. Seine Karikaturen wurden auch auf dem Kontinent in Zeitungen abgedruckt.

Abb. 1: Der Plumpudding in Gefahr oder Ein kleines Souper der Staats-Epikuräer (James Gillray, 1805)

1. Schritt: Betrachte die Karikatur eingehend und lies den Informationstext dazu! 2. Schritt: Wähle die passenden Fragen aus dem Fragencorner aus!

FRAGENCORNER 10

Was ist auf der Karikatur zu sehen? Was ist das Thema der Karikatur? Welche Gegenstände, Sachverhalte, Tiere oder Personen sind zu sehen? Aus welcher Zeit stammt die Karikatur? Gegen wen richtet sich die Kritik? Welches Urteil äußert der Karikaturist/die Karikaturistin? Mit welchen Mitteln wird in dieser Karikatur übertrieben? Welche Wirkung will der Zeichner/die Zeichnerin beim Betrachter erreichen? Welches Publikum will der Karikaturist/die Karikaturistin ansprechen? Wie beurteilst du die Aussage dieser Karikatur?

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F1. F2. F3. F4. F5. F6. F7. F8. F9. F10.

† Klärt im Team folgende Fragestellungen: Welche persönliche Meinung wollte der Künstler mit seinem Werk verbreiten? Wie könnte eine Karikatur aussehen, die von einem Anhänger Napoleons gestaltet wurde?

† Suche fünf Fragen aus dem Fragencorner 10 aus, die dir bei der Dekonstruktion am meisten weiterhelfen! Beantworte sie in deinem Heft!


Personen- und Sachregister 173

PERSONEN- UND SACHREGISTER Dreißigjähriger Krieg: 134, 135, 137 Dunant, Henri – Geschäftsmann: 149 Dürer, Albrecht – Maler: 27

Kernfamilie: 117 Ketzer: 35, 54 Kinderarbeit: 115, 121 Klassenkampf: 120 kleindeutsche Lösung: 139 Klimt, Gustav – Maler: 127 Kolonialpolitik: 23 Kolonien: 13, 15, 16, 19, 21, 22, 28, 44, 53 Kolumbus, Christoph – Entdecker: 10, 159 Kommunismus: 120 Königgrätz, Schlacht: 139, 140 Kongo: 24, 88 Konstitutionelle Monarchie: 78 Konsul: 70 Kontinentalsperre: 71 Konzil von Trient: 32 Ku-Klux-Klan: 24 Kulturnation: 101 Kunschak, Leopold – Politiker: 122 Kurienwahlrecht: 122

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Genossenschaften: 124 Geozentrisches Weltbild: 5 Ablass: 31, 32 Gesetze: 22, 38, 55, 70, 108, 116, Absolutismus: 37 – 40 121, 126, 130 Adler, Victor – Arzt: 121, 122 Gewaltentrennung: 55, 57, 68 Amundsen, Roald – Entdecker: 19 Gewerkschaften: 124 Anglikanische Hochkirche: 32 E dison, Thomas Alva – Erfinder: Ghega, Karl Ritter von – Arbeiterkrankenversicherungs107 Baumeister: 109 gesetz: 121 Eisenbahn: 68, 108 – 110, 162 Gouges, Olympe de – Arbeiterordnung: 121 Elba: 71 Frauenrechtlerin: 66 Arbeiterschaft: 48, 114, 119 – 122 Elektrizität: 110 Großdeutsche Lösung: 139 Arbeitsmigration: 93 Elisabeth – Kaiserin: 162 Große Proletarische Aspern, Schlacht: 71 Ellis Island: 92 Kulturrevolution: 82 Asyl: 87, 88 Engels, Friedrich – Politiker: 120 Gründerzeit: 108 Aufgeklärter Absolutismus: 58 Entente: 143, 145, 147 Grundherrn: 47, 59, 114, 133 Aufklärung: 54, 57 – 64, 68, 69 Enzyklika rerum novarum: 120 Grunduntertänigkeit: 59, 78, 114 Augsburger Bekenntnis: 32 Erbpolitik: 27 Guillotine: 67 Augsburger Religionsfrieden: 32 Erster Weltkrieg: 55, 81, 101, 130 – Gustav Adolf v. Schweden – König: Austerlitz – Schlacht: 71 132, 143 – 148, 150 135, 137 Azteken: 13, 159 Etikette: 40, 41 Gutenberg, Johannes – Erfinder: 6, EU – Europäische Union: 88, 105 159 Balkanroute: 93 Eugen von Savoyen – Prinz: 136, Barock: 37, 39 138 Hausmacht: 27 Bastille: 65 Exekutive: 55, 66, 126 Heilige Allianz: 72 Bauernkrieg: 133 Heinrich VIII. – König: 32 – 34 Belgisch–Kongo: 24 F abriken: 107, 108, 113 – 116, 119, Heiratspolitik: 27, 30 Bell, Alexander Graham – Erfinder: 120 Heliozentrisches Weltbild: 5 110, 162 Ferdinand I. – Heiliger Römischer Herrenhaus: 126 Benz, Karl – Erfinder: 104 Kaiser: 27, 28, 32 Hexenhammer: 35 Bettgeher: 127 Ferdinand I: – Kaiser von Hexenverfolgung: 35 Biedermeier: 76, 161 Österreich: 78 Historismus: 127 Bildungschancen: 50 Feudalismus: 44 Hofadel: 38, 40, 41, 47 Billroth, Theodor – Arzt: 107 Fleming, Alexander – Arzt: 107 Hohe Pforte: 129 Binnenmigration: 87 Fließband: 113 Hugenotten: 32 Böhmisch-Ungarische Heirat: 27 Flucht: 87 Humanismus: 6 Bolschewiken: 81 Ford, Henry – Unternehmer: 113 Buchdruck: 6, 44, 159 Frankfurter Nationalversammlung: Identität: 99, 101, 105, 139 Bündnispolitik: 143, 144, 148 78 Imperialismus: 21, 143 Bürgertum: 57, 77, 116, 120, 127, Franz Ferdinand – Thronfolger: indigene Bevölkerung: 10, 13, 15, 133 144, 148 16, 83 Burgundische Heirat: 27 Franz II. (ab 1804 Franz I.) – Kaiser: Industriegesellschaft: 114, 119 Industrielle Revolution: 19, 107, Calvin, Johannes – Reformator: 32 71, 78 Franz Joseph I. – Kaiser: 78, 125 – 108 Christliche Soziallehre: 120 127, 144, 145 Inka: 13, 15 Christlichsoziale Partei: 122 Franz Stephan v. Lothringen – Inquisition: 5, 32, 53, 54 Code Civil: 70 Kaiser: 165 Institoris, Heinrich – Mönch: 35 Codex Florentino: 13 Franz-Joseph-Land: 19 Integration: 87 Colbert, Jean-Baptiste – Französische Revolution: 65, 67, Wirtschaftsminister: 45 68, 86, 112 Joseph I. – Kaiser: 78 Cortez, Hernando – Eroberer: 13, Frauenwahlrecht: 67, 83, 85, 117 Joseph II. – Kaiser: 54, 58, 59 159 Freie Marktwirtschaft: 113, 118 Judikative: 55, 66, 126 Curie, Pierre und Marie – Friedrich II. v. Preußen – König: 58 Jugendstil: 127, Wissenschaftler: 107 Fruchtwechselwirtschaft: 110 Julirevolution: 77, Frühkapitalismus: 44 Dampfmaschine: 68, 107, 108, Fugger – Handelsfamilie: 46 Kant, Immanuel – Philosoph: 57 110 Kap der Guten Hoffnung: 9, Darwinismus: 22 Demokratie: 55, 84, 101, 120, 151 Galilei, Galileo – Wissenschaftler: Kapital: 47, 108 5, 6 Kara Mustafa – Feldherr: 136 Deutscher Bund: 72, 78, 139 Gama, Vasco da – Entdecker: 9, 23 Karl I. – Kaiser: 145, 147 Deutsch-Französischer Krieg: 140 Garibaldi, Guiseppe – Karl V. – Kaiser: 27, 28, 31, 32 Deutsch-Südwestafrika: 23 Karlsbader Beschlüsse: 75 Diaz, Bartholomeu – Entdecker: 9 Freiheitskämpfer: 140 Gegenreformation: 32 Kartoffel: 16 Diesel, Rudolf – Erfinder: 110 Generalstände: 65 Katharina II. – Zarin: 58 Direktorium: 67, 70, 73, 74 Genfer Flüchtlingskonvention: 87 Kepler, Johannes – Astronom: 5 Donaumonarchie: 126, 144

Abgeordnetenhaus: 126

Landflucht: 114 Lebensmittelkarten: 146 Legislative: 55, 66, 126 Leibeigenschaft: 44, 59, 91, 133 Lenin, Wladimir Iljitsch – Politiker: 81 Leo X. – Papst: 10 Leo XIII. – Papst: 120 Leopold I. – Kaiser: 136 Leopold II. – Kaiser: 59 Liberalismus: 120, 157 Liebig, Justus von – Chemiker: 107 Liechtenstein, Alois von – Politiker: 122 Liga: 134 Lincoln, Abraham – Präsident: 24 Liste Pilz: 155 Livingstone, David – Entdecker: 19 Louis Philippe v. Orleans – König: 77 Ludwig XIV. – König: 37, 38, 39, 45, 160, Ludwig XVI. – König: 65, 66, 67, 161 Lueger, Karl – Politiker: 122 Luther, Martin – Reformator: 31

Madersberger, Joseph – Erfinder: 107 Magellan, Ferdinand – Entdecker: 10 Manufaktur: 45 Marat – Revolutionär: 67 Marcus, Siegfried – Erfinder: 110 Maria Theresia – Kaiserin: 49, 54, 58, 59, 66, 165 Maria v. Burgund – Kaiserin: 27 Marie Antoinette – Königin: 66, 67 Marie Louise – Kaiserin: 71 Marx, Karl – Ökonom: 120 Maximilian I. – Kaiser: 27 Maya: 13


174 Personen- und Sachregister

Santa Maria: 10

Unterrichtspflicht: 49, 58 Untertanenpatent: 59

Wahlrecht: 55, 66, 67, 78, 99, 117, 119, 122, 126, 151, 152 Wallenstein, Albrecht Wenzel von – Feldherr: 134, 135 Waterloo, Schlacht: 71 Watt, James – Erfinder: 107 Webstuhl: 108 Weltrevolution: 120 Westfälischer Frieden: 135 Wettrüsten: 143 Wiener Kongress: 72, 75 Wilhelm I. – Kaiser: 140 Wilhelm II. – Kaiser: 144 Wilhelm IV. – König: 78 Wilson, Woodrow – Präsident: 147, 150 Wright, Orville u. Wilbur – Piloten: 110

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Revolutionsgerichte: 67 Rheinbund: 71 Rhodes, Cecil – Politiker: 22 Ringstraße: 91, 127 Robespierre – Revolutionär: 67 Rotes Kreuz: 149, 150 Rousseau, Jean-Jacques – Aufklärer: 57, 58 Rudolf II. – Kaiser: 134 Russische Revolution: 81 Russlandfeldzug: 71

Vereine: 119 Verfassung: 55, 66, 78, 101, 120, 126, 155 Verfassungsgerichtshof: 55 Versailles, Friedensvertrag: 147 Versailles, Schloss: 39, 40, 65, 66, 140, 160 Vertreibung: 87 Verwaltungsgerichtshof: 55 Vespucci, Amerigo – Schriftsteller: 10 Vielvölkerstaat Österreich: 125, 127 Viktor Emanuel II. – König: 140 Vinci, Leonardo da – Maler: 6 Völkerbund: 149, 150 Völkerschlacht bei Leipzig: 71 Volksrepublik China: 81 Voltaire – Aufklärer: 57 Vormärz: 75, 77

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Menschenrechte: 24, 55, 66, 83, 150 Merkantilismus: 44, 45 Metternich, Clemens Wenzel von – Staatssekretär: 75, 77, 78 Michelangelo – Maler: 6 Migration: 87, 93 Mineraldünger: 107, 108, 110 Missionare: 19 Mittelmächte: 130, 143, 145 Mitterhofer, Peter – Erfinder: 107 Morse, Samuel – Erfinder: 110 Morsealphabet: 110 Motoren: 110

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Schießpulver: 6 Schiffsschraube: 107 Schlacht am Weißen Berg: 134 Nähmaschine: 107 Schreckensherrschaft: 24, 67 Napoleon Bonaparte – Kaiser: 70, Schreibmaschine: 107 71, 72, 161, 166, 167, 168 Schützengräben: 145 Napoleon III. – Kaiser: 77 Schutzzölle: 119 Nationalismus: 77, 101, 105, 125, Zensur: 75, 78, 126 Seitz, Karl – Politiker: 122 129, 143 Zensuswahlrecht: 122, 126 Nationalversammlung: 65, 66, 78 Semmelweis, Ignaz – Arzt: 107 Ziegelarbeiter: 91,121 Semmeringbahn: 109 Naturalwirtschaft: 114 Zimmer-Küche- Wohnung: 116, Sezession: 24, 127 Neoabsolutismus: 125, 126 127 Sezessionskrieg: 24 NEOS: 155 Wagner, Otto – Baumeister: 127, Zinskasernen: 114 Newcomen, Thomas – Erfinder: 107 Sklaven: 9, 15, 16, 24, 53, 120 Zunftordnung: 113 162 Sobieski, Jan – König: 136 Nikolaus II. – Zar: 81 Wahlplakate: 156 Solferino, Schlacht: 140, 149 Wahlprogramme: 155 Sozialdemokratische Partei Osman I.: 129 Österreichs: 122, 155 Osmanen: 9, 129, 130, 136 Sozialdarwinismus: 22 Österreichische Soziale Frage: 119, 121 Bundesverfassung: 55 Sozialgesetze: 119, 121, 122 Österreich-Ungarn: 55, 92, 125, Sozialismus: 120 130, 144, 147 Sozialstaat: 121 Spanische Heirat: 27 Parteiprogramme: 155 Spinnmaschinen: 108 Pasteur, Louis – Arzt: 107 Spitzel: 70, 75 Peary, Edwin – Forscher: 19 So verwendest du Sprenger, Jakob – Mönch: 35 Personalunion: 126 dieses Register: St. Germain – Friedensvertrag: 147 Piraten: 16 St. Helena: 71 Pizarro, Francisco – Eroberer: 13 Staatsbürgerschaft: 93, 99 Plantagen: 15, 21, 23 Staatsnation: 101 Prager Fenstersturz: 134 Staatsgrundgesetz: 92, 126 Priesterkönig: 13 Stände: 38, 39, 44, 65 Princip, Gavrilo – Attentäter: 144 Starhemberg, Graf Protestanten: 31, 32, 135 Ein Register hilft dir, wichtige Rüdiger von – Feldherr: 136 Pullfaktoren: 87 stehendes Heer: 38 Pushfaktoren:87 Begriffe in deinem Buch zu Stellungskrieg: 145 finden. Diese sind alphabetisch Suffragetten: 117 Radetzky, Josef Wenzel von – angeordnet und mit SeitenFeldmarschall: 78 angaben versehen. Radioaktivität: 107 Taschenuhr: 6 Realunion: 126 Team Stronach: 155 Reformation: 31, 35 Telegraf: 110 So findest du z. B. auf der Seite 72 Reichsacht: 31 Thesen: 31 in deinem Buch das Wort Reichstag zu Augsburg: 32 Toleranzpatent: 59 RESTAURATION. Reichsrat: 126 Tuberkulose: 127 Oft kommen natürlich Begriffe Renaissance: 6 nicht nur einmal, sondern öfter im Renner, Karl – Politiker: 122 U-Boot-Krieg: 145 Republik DeutschÖsterreich: 55, Ultimatum: 144 Buch vor. Daher stehen 147 UNO: 87, 150 manchmal neben dem Begriff Ressel, Joseph – Erfinder: 107 Union: 134 mehrere Seitenzahlen. Restauration: 72 Unternehmer: 21, 108, 113, 114, 115, 116, 119


Bildquellen 175 Miles Kelly Publishing, Great Bardsfield: 100 Things You Should Know About Explorers: 19/1

akg-images / Fototeca Gilardi: 24

Münze Österreich: 143/2

akg-images / Imagno: 115/2

Museo Che Guevara, Havana, Kuba: 83/2

akg / North Wind Picture Archives: 108

Nel (Ioan Cozacu): 50/2

akg-images / Pictures From History: 26/2, 82/3

Olympe Verlag GmbH: 22/1

akg-images / UIG / Underwood Archives: 115/!

Orpheus books ltd.: 7/4

akg-images / WHA / World History Archive: 82/2

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Reed International Books Ltd., 1991: Taylor, Journey through inventions: 4/2

Amnesty International: 56/1, 56/2, 62/3

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Pulfer / Interfoto / picturedesk.com: 105/1

Archiv der Universität Wien: 49

Rainer Unkel / vario images / picturedesk.com: 84/2

Casterman, Tournai, Belgien, 1985: Welply/Luxardo, Die Französische Revolution: 67/1

Scherl / SZ-Photo / picturedesk.com: 146/2

Christian Monyk: 5/1, 5/2, 9/1, 10/2, 16/1, 17/1, 21, 23/2, 25/2, 27/2, 28/2, 32, 39/3, 39/4, 39/5, 45, 50/1, 55, 71/1, 72/2, 72/3, 77/1, 92/1, 96/1, 103, 105/2, 114/1, 125/1, 127/3, 128/1, 129, 133/2, 138/1, 139/1, 139/2, 140/1, 142/2, 143/1, 145/1, 147/1, 147/2, 155, 156/2, 156/3, 156/4, 156/5, 156/6, 158, 162/1, 168

Technisches Museum Wien: 109/2, 110/1

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akg-images: 7/1, 8/3, 11, 16/2, 30/2, 48/2, 51/1, 53/1, 54, 69, 70/2, 81, 92/2, 107/1, 107/2, 116/1, 116/2, 133/1, 134, 135

Sotheby's / akg-images: 3/3, 48/1

The Ohio State University/University Libraries: 98/2

Die Zeit: 154

thinkstockphotos.com: 169/2, a1977: 44/1, asterisk11: 90/1, dedMazay: 171/1, Dorling Kindersley: 17/2, 18/1, dvarg: 102, FARBAI: 90/2, Jiradelta: 100, kzenon: 89/2, lermannika: 18/3, lisafx: 151/1, monkeybusinessimages: 89/1, Peter Dennis: 167/2, Rawpixel: 101, Ridofranz: 99, 153/1, Tony Morris: 14, Vectorpower: 96/2, Zeffss1: 66/1, Zelfit: 18/2, Zoonar RF: 153/2

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Edition Fleurus, Paris, 2005: Imagia – Inventions109/1

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Wienbibliothek im Rathaus, Plakatsammlung, Signatur P 40365: 93/1

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