HARDEN, ALTER!
03/2019
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BRADLEY BEAL
Alles umsonst? Free Bradley Beal!
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DE’AARON FOX Der schnellste Spieler der NBA
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JaVale McGee John Collins Domantas Sabonis Julius Randle Kevin Knox Dick Motta Memphis Tigers Doris Burke Vasilije Micic Martin Breunig und vieles mehr!
MORITZ WAGNER
3,90 €
Österreich 5,00 € Schweiz 7,80 SFR BeNeLUX 4,60 € Italien 5,25 € Spanien 5,25 €
Auf der Suche nach dem Swagger
ISSUE 156 ISSN 1614-9297 WWW.FIVEMAG.DE
MUSTERSCHÜLER oder
SITZENBLEIBER?
Das große NBA-Halbjahreszeugnis für alle Teams Five156.indb 2
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editorial
FIVE
IMPRESSUM
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WEITER GEHT’S!
Redaktion: redaktion@fivemag.de Verlag: KICKZ Never Not Ballin’ GmbH Landwehrstr. 60 80336 München Tel.: +49-89-324 781 70 Fax: +49-89-324 781 99 Herausgeber: Christian Grosse Chefredakteur: André Voigt (verantw.) Grafik: Patrick „Mochokla“ Ortega Fotos: Getty Images Lektorat: Thomas Brill
LIEBE FIVE-GEMEINDE,
Fotos: Kent Smith/NBAE via Getty Images
wenn ihr diese Zeilen lest, ist sie schon vorbei … die Rede ist von der NBA-Trading-Deadline 2019. Die war bereits am 07. Februar, und wahrscheinlich ist mal wieder einiges passiert. Leider werdet ihr davon in dieser Ausgabe nichts finden. Der Produktionsplan hat es uns nicht erlaubt, diese Ausgabe zwei Wochen nach hinten zu schieben, denn in der NBA geht es halt immer weiter. Zum Beispiel Anfang März in Dallas. Da fliegen wir wohl zum letzten Mal nach Texas, um mit Dirk Werner Nowitzki zu sprechen. Das letzte Interview von FIVE mit dem Mann, ohne den es dieses kleine, aber sehr feine Magazin gar nicht geben würde. Und natürlich werden wir auch Maxi Kleber für euch vors Mikro bekommen. Ungefähr zu dieser Zeit kommt dann auch die Phase der Vertragsauflösungen (Buyouts). Dann einigen sich stellenweise unzufriedene Veteranen mit ihren Teams auf eine Vertragsauflösung, um anderswo anzuheuern – meistens bei Playoff-Mannschaften.
Apropos: Die Postseason beginnt in diesem Jahr am 13. April – und damit die schönste Zeit des Jahres. Vorher zimmern wir euch natürlich eine (wie jedes Jahr) legendäre PlayoffVorschau zusammen, die am 12. April erscheint. So könnt ihr bestens informiert in die langen Nächte bei DAZN oder mit dem NBA League Pass gehen. Da aber natürlich in der NBA jeden Tag etwas passiert, solltet ihr auch unseren SocialMedia-Kanälen folgen. Die findet ihr – solltet ihr sie noch nicht kennen – rechts im Impressum. Auf Facebook, Instagram und Twitter versorgen wir euch täglich mit Inhalten, sodass ihr die FIVE immer auf dem mobilen Endgerät eurer Wahl dabeihaben könnt. Sollte also Anthony Davis noch vor der Deadline zu den Los Angeles Lakers getradet worden sein – auf unseren Seiten im Netz erfahrt ihr es, sobald es passiert. Ansonsten geht an dieser Stelle ein großer Dank an Moritz Wagner. Unseren Tagebuchschreiber besuchten
BESTEN DUNK
nächste aUSGABE
Dré dunkt Moe für den Blick aufs Meer, den Teilnehmern des L.A.Trips, den Klepschs und dem Bro für die gute Zeit in Los Angeles.
Die FIVE #157 erscheint am 15. März 2019 oder liegt schon bis zu vier Tage vorher bei allen Abonnenten im Briefkasten. Dann im Heft: die Golden State Warriors, die besten NBA-Lineups und vieles mehr!
Ausgabe verpasst? Kein Thema. Scannt den nebenstehenden Code mit eurem Smartphone ein oder
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wir im Januar zu Hause in Manhattan Beach, einem Stadtteil von Los Angeles. Knapp zwei Stunden wurde über die NBA, das Rookie-Dasein und generell das Leben gesprochen. Einen Ausschnitt aus diesem Gespräch findet ihr auf den Seiten 28 bis 31. Wer das gesamte Interview hören will, dem möchte ich an dieser Stelle meinen persönlichen Podcast „Got Nexxt“ ans Herz legen. Dort gibt es eine Stunde lang Moritz Wagner uncut und ungefiltert. Auch „Got Nexxt“ ist FIVE zum Mitnehmen, auch wenn ein anderer Name draufsteht. Hoffentlich habt ihr auch diesen Monat so viel Spaß beim Lesen dieser 156. Ausgabe, wie wir Spaß hatten, sie für euch zu schreiben. Wir besuchten Doris Burke für euch, trafen Bradley Beal in London und vieles mehr! Viel Spaß mit FIVE #156!
Mitarbeiter dieser Ausgabe: Sebastian Dumitru Christian Orban Moritz Wagner Ruben Spoden Manuel Baraniak Jens Leutenecker Peter Bieg Thomas Fritz David Nienhaus Torben Adelhardt Tobias Feuerhahn Louis Richter Ivan Beslic Daniel Müller Robbin Barberan Aboservice: KICKZ Never Not Ballin’ GmbH E-Mail: abo@fivemag.de Tel.: +49-89-324 781 70 Druck: Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG Frankfurter Straße 168 34121 Kassel Vertrieb: MZV GmbH & Co. KG Ohmstr. 1 85716 Unterschleißheim Für unverlangt eingesandtes und nicht mit einem Urhebervermerk gekennzeichnetes Bild- und Textmaterial wird keine Haftung übernommen. Beiträge, die namentlich gekennzeichnet sind, geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Vervielfältigung, Speicherung sowie Nachdruck nur mit Genehmigung des Verlages. Gerichtsstand ist München.
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André Voigt
NEXT
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FIVE-ABOSERVICE Heft noch nicht da? Dann mailt an abo@fivemag.de ...
schaut auf www.kickz.com/de/five vorbei und ordert einfach nach.
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FIVE
inhalt
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BRADLEY BEAL
DE’AARON FOX
INTERVIEW: VASILIJE MICIC
Prospects, Einwurf, Ruben Spoden,
Bradley Beal legt bei den Wizards
Schnell, schneller, Fox! Wie der Point
Der Ex-Bayer über die Euroleague, eine
NBA-Plays, NBA-Skills-Check etc.
beeindruckende Zahlen auf. Doch ist
Guard die Kings antreibt.
Zukunft in der NBA und vieles mehr.
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das alles umsonst?
62
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ONE-ON-ONE
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DICK MOTTA
BBL-TAKTIK-CHECK
Lou Williams vs. Derrick Rose!
JOHN COLLINS
Wildkatzen in der Kabine? Dick Motta
Wie lässt Denis Wucherer spielen?
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Spielt einer der besten jungen Big Men
ist wohl der streitbarste Coach der
in Atlanta?
NBA-Geschichte …
46
68
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DOMANTAS SABONIS
MEMPHIS TIGERS
Ihr kennt nur den alten Sabonis? Zeit,
Penny Hardaway ist zurück! Als Coach
auch den Sohn kennenzulernen! Denn
der Memphis Tigers.
der liefert in Indiana richtig ab.
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ONEPAGER Bryn Forbes und Monté Morris.
18 NBA-HALBZEITREPORT 2018/19 Die 30 NBA-Teams im Check! Wer liegt auf Kurs? Wer scheitert?
28 INTERVIEW: MORITZ WAGNER Ortstermin in L.A. – Moritz Wagner über das Erwachsenwerden in der NBA.
32 JAVALE MCGEE Lachnummer oder Leistungsträger?
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KALIN BENNETT
JULIUS RANDLE
Kalin Bennett ist Autist und spielt
Bei den Lakers wurde er ausgemustert.
trotzdem demnächst NCAA-
In New Orleans blüht Julius Randle auf.
Basketball. Das ist seine Story.
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KEVIN KNOX Kann ausgerechnet dieser Youngster der Hoffnungsträger der New York Knickerbockers sein?
INTERVIEW: MARTIN BREUNIG Vom Kochen, Hulk und Yoga …
90 CHRISTIAN SENGFELDER Ewig unterschätzt, hat sich Christian Sengfelder in der BBL etabliert.
94 IN-DRÉ-SSANT James Harden leistet Historisches. Woher kommt also der Hass?
INTERVIEW: DORIS BURKE
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FIVE traf die ESPN-Kommentatorin zum
IVAN BESLIC
Interview in Bristol, Connecticut.
Chris Mullin … enough said!
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einwurf
EINWURF
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Fotos: Bill Baptist/NBAE via Getty Images
A
PIONIER & PASTOR
In seiner Kolumne „Einwurf“ schaut Christian Orban über den Spielfeldrand hinaus und schreibt über die weniger beachteten Aspekte der Basketballkultur. Text: Christian Orban
n dieser Stelle wurden und werden weiterhin Vorkämpfer gewürdigt, die die NBA zu einer weltoffeneren Liga gemacht haben und damit für nachfolgende Spielergenerationen den Weg bereiteten. Akteure wie William Dean Naulls, der Ende November 2018 im Alter von 84 Jahren krankheitsbedingt verstarb. Anfang der Sechzigerjahre war Willie Naulls einer der ersten afroamerikanischen „Stars“ der Association. Als New York Knickerbocker wurde der Kalifornier viermal in die All-Star-Auswahl berufen. Zum Ende seiner zehnjährigen NBA-Karriere gewann er mit den dynastischen Celtics als Rollenspieler drei Meistertitel in Folge (1964 bis 1966). Seinerzeit bestach der 1,98 Meter große und kräftige Forward als fähiger Mitteldistanzschütze und robuster Rebounder, der mit ansehnlichen Karrierewerten aufwarten konnte: 15,8 Punkte und 9,1 Rebounds in 28,8 Minuten pro Partie. Zuvor hatte Naulls in seiner Heimatstadt Los Angeles unter Trainerlegende John Wooden an der UCLA eine fundierte Basketball-Ausbildung erhalten. 1956 war er ob eines starken Abschlussjahres (23,6 Zähler, 14,6 Bretter) als All-American ausgezeichnet worden. Anschließend zogen ihn die St. Louis Hawks in der zweiten Runde der Draft. Indes machte Naulls in Missouri nur kurz Station. Denn an die im Süden vorherrschende strikte Rassentrennung, die ihn schockierte, mochte er sich nicht gewöhnen. Auch weil seine Familie einst deswegen aus seiner Geburtsstadt Dallas nach Kalifornien migriert war, wo die Eltern einträglichere Arbeit fanden. So spielte Naulls für die Hawks 19 Partien, bevor er im Dezember 1956 zu den Knicks getradet wurde. In New York verbrachte er sechs Jahre, in denen er an der Seite von Hall of Famer Richie Guerin individuell brillierte (19,3 Punkte, 11,7 Rebounds), aber mit schwachen Teams nur einmal die Playoffs erreichte. 1958 avancierte Naulls erstmals zum All Star, als er neben Bill Russell und
Maurice Stokes einer von nur drei schwarzen Auswahlspielern war. Anfang der Sechziger wurde dem Vorreiter eine weitere Ehre zuteil: Als erster Afroamerikaner wurde Naulls zum Team-Captain der Knicks ernannt – womit er überhaupt der erste schwarze Athlet war, der solch ein Amt in den großen Profiligen der USA innehatte. Derweil untermauerte der wurfstarke Flügelspieler diese Würdigungen mit Leistung. So erzielte er 1960/61 einen flüchtigen Teamrekord von 1.846 Saisonpunkten (23,4 pro Partie). 1962 etablierte Naulls hingegen eine langlebige Marke, als er in sieben aufeinanderfolgenden Spielen mindestens 30 Punkte auflegte (erst 2010 wurde dieser Franchise-Rekord gebrochen). In jene Serie fiel im Übrigen auch das allbekannte 100-Punkte-Spiel seines langjährigen Freundes Wilt Chamberlain, das bis heute in der Basketballkultur nachhallt, aber eben gegen die Knicks passierte. Gleichwohl dachte Naulls mit nur 28 Jahren über seinen Rücktritt nach, da ihm der Teamerfolg mit den ‘Bockers versagt blieb und auch ein Trade zu den Warriors (1962) kaum Besserung brachte. Die Erlösung war ein Anruf von Bill Russell, der ihn gern als Celtic sehen wollte und sodann 1963 nach Boston lotste (Geld und ein Draftpick gingen nach Nordkalifornien). Russells und seine Wege hatten sich schon Jahre zuvor gekreuzt. Schließlich waren Naulls’ UCLA Bruins mehrfach auf Russells USF Dons getroffen. Etwa im Dezember 1954, als die Angelinos mit 47:40 über San Francisco triumphierten, weil Naulls seinen späteren Teamkollegen an die Wand spielte. Es war wohlgemerkt die einzige Saisonniederlage für die „Dandy Dons“, die danach 60 Partien in Serie und wiederholt die NCAA-Championship gewannen (1955 und 1956). In Boston musste sich Naulls zunächst an die zermürbende Saisonvorbereitung gewöhnen, mit der Meistertrainer Red Auerbach die Grundlagen
für die patentierte Fastbreak-Offensive der Celtics legte. Bereits im ersten Training ging der Mann ohnmächtig zu Boden, der sich zu Collegezeiten aufgrund von Gewichtsproblemen den ungeliebten Spitznamen „Willie the Whale“ eingehandelt hatte. Doch lernte er den schnellen Stil zu lieben, den er seit seinen UCLA-Jahren nicht mehr gespielt hatte. Als Celtic war Naulls zudem Teil der ersten ausschließlich schwarzen Ersten Fünf, als er im Dezember 1964 gemeinsam mit Russell, Satch Sanders, K.C. und Sam Jones gegen die Hawks antrat. Ein bedeutsamer Moment, wie Naulls später betonte: „Wir waren und werden für alle Zeiten diejenigen sein, die der Erniedrigung der Rassenquoten widerstanden haben. Und zwar bis zu dem Punkt, an dem sich die wegen ihrer Rückwärtsgewandtheit stagnierende NBA in ihrer Existenz bedroht sah.“ Auch zählen die schwarzen Grünen, die 1964/65 seinerzeit rekordsetzende 62 Saisonsiege holten, zu den großartigsten Meistermannschaften der Liga-Historie. Nach seinem Rücktritt vom Profibasketball (1966) wandte sich Naulls sozialbewegt der Geschäftswelt zu. In L.A. besaß er ein Autohaus und investierte in Unternehmen, die Arbeitsplätze in schwarzen Gemeinden zu schaffen suchten. Beeinflusst durch den starken baptistischen Glauben seiner Mutter erfuhr er Anfang der Neunziger überdies ein geistliches Erwachen. So gründete der vierfache Familienvater gemeinsam mit seiner Frau Anne 1993 die „Willie Naulls Ministries“ und erhielt 1994 einen Masterabschluss vom Fuller Theological Seminary in Pasadena. Ein Jahr später eröffnete „Pastor Willie“ im L.A. County eine gemeinnützige Einrichtung, die Outreach-Programme anbietet, welche darauf ausgerichtet sind, junge Menschen durch Bildung, Sport und christlichen Glauben zu produktivem Leben zu inspirieren. Willie Naulls war sonach ein NBA-Pionier und ein sozial engagierter Pastor, dessen Vermächtnis nach seinem Tod weiterleben wird.
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moritz wagner
MORITZ WAGNER Moritz Wagner hat es geschafft: Er spielt in der NBA. Auch in dieser Saison nimmt euch der Big Man in FIVE mit auf seine Reise, die ihn von ALBA Berlin über die University of Michigan zu den L.A. Lakers geführt hat. Text: Moritz Wagner
I
n der NBA ist vieles anders als am College. Das gilt auch für das Mannschaftsgefühl. Wir sind natürlich ein Team, und umso länger die Saison läuft, desto mehr brauchst du diesen Zusammenhalt, wenn du hohe Ziele hast. Ansonsten hast du keine Chance. Aber ich merke schon, dass das hier anders ist, dass es ein Job ist. Wenn zum Beispiel jemand verletzt ist, ist er nicht bei jedem Teamtraining, nicht bei jedem Shootaround mit dabei. Er konzentriert sich halt in erster Linie darauf, gesund zu werden. Am College war das anders. Da haben wir alles zusammen gemacht. Wir haben gemeinsam gegessen, sind zusammen zu den Vorlesungen gegangen. Du schläfst sogar zum Teil im selben Zimmer. Hier habe ich, wenn wir auswärts spielen, mein eigenes Zimmer. Ich sehe die Jungs quasi nicht, wenn wir „on the road“ sind – außer halt in der Halle oder wenn wir im Bus sitzen. Das liest sich jetzt wahrscheinlich so, als ob wir uns überhaupt nicht sehen … aber das stimmt nicht. Wir sehen uns ständig. Deshalb brauchst du die Zeit allein auch, vor allem wenn du auch noch Familie hast. Und obwohl es alles mehr ein Job ist, knüpft man schon enge Beziehungen. Natürlich kommen ich und Isaac Bonga gut klar. Meine Beziehung zu Svi Mykhailiuk ist sehr eng. Ivica Zubac und ich sind gute Kumpels. Aber auch zu den Veteranen habe ich einen guten Draht … Ich bin ein großer Fan von Michael Beasley. Tyson Chandler hat mich unter seine Fittiche genommen und gibt mir viele Tipps.
Aber es ist schon alles oberflächlicher als damals in Michigan. Zu LeBron James war am Anfang etwas Distanz. Damit hat er auch selbst immer zu kämpfen, wenn er zu einem neuen Team kommt. Er möchte eigentlich genauso gesehen werden wie jeder andere im Kader. Aber es passiert halt automatisch – und das geht nicht nur uns Rookies so, das gilt auch für Free Agents, die neu im Team sind –, dass du dich um ihn herum anders benimmst als normal. Dabei macht er genauso viele Witze wie die anderen. Vielleicht kennt ihr das, wenn ihr in einem Raum seid und immer wisst, wo eine bestimmte Person ist … so war es bei mir in den ersten Monaten mit LeBron. Ich schaute immer, wo er war … im Training, in der Kabine etc. Heute ist mir das egal, aber zu dem Punkt musst du erst mal kommen. Ich meine … das ist halt eben LeBron James! Für mich ist das eh verrückt … Ich komme ja auch in die Hallen, so wie letztens in Oklahoma City, und denke: „Wow, wie viele Spiele habe ich schon mitten in der Nacht geguckt, die genau hier ausgetragen wurden?“ Ich gehe in die Arena, habe krasse Erinnerungen daran, wie ich zu Hause Spiele geschaut habe, die von hier übertragen wurden … und jetzt spiele ich selbst dort. Es passiert auch noch, dass plötzlich Kevin Durant vor mir steht und ich auf einmal ein Fanboy bin. Das ist eben alles noch eine andere Welt für mich. Da muss ich echt von wegkommen, denn da hat niemand was von.
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FIVE Buch Klub
Pau Gasol: „Bajo el Aro“, 133 Seiten, Conecta, 2018, 18 Euro
Pau Gasol
„Bajo el Aro“ Jeden Monat stellen wir euch an dieser Stelle im FIVE-Buchklub lesenswerte Bücher aus der Welt des Basketballs vor. Text: Daniel Müller
E
r wirft mir den Ball zu. Ich stehe mit dem Rücken zum Korb. Ich weiß, was ich zu tun habe. Tausende Male schon habe ich es so gemacht. Ich spüre seinen Atem, den Atem von Oberto im Nacken. Jetzt heißt es, zum Korb zu ziehen und ihnen den Gnadenstoß zu verpassen. Ich mache eine Drehung Richtung Grundlinie, um meine Rechte zu schützen und den Ball nah am Brett zu haben. Fast bin ich an Fabricio vorbei, da durchzuckt ein heftiger Schmerz meinen Fuß. Nein! Nicht jetzt! Zum Glück pfeift der Ref das Foul. Als ich zu Boden gehe und mir dann das Bein halte, weiß ich es. Ich weiß, dass ich das Finale nicht spielen werde. Der Fuß ist hinüber. Aber wir werden es erreichen, das weiß ich auch, und wir werden es gewinnen. Dazu muss ich nur diese zwei Freiwürfe reinmachen, mit kaputtem Fuß. Am Boden, aber nicht geschlagen. Niemals. Es sind die wichtigsten zwei Freiwürfe meines Lebens, die wichtigsten zwei Freiwürfe in der Geschichte des spanischen Basketballs. Niemand hat gesagt, dass es leicht ist, deine Träume zu verwirklichen. Und so sage ich mir in diesem Moment, dass unser Ziel so viel größer ist als mein Schmerz. Dass ich der Teamleader bin und eine Verantwortung habe. Die Schmerzen sind kaum auszuhalten, aber ich kann jetzt nicht rausgehen, muss diese zwei Freiwürfe machen. Noch 1:36 auf der Uhr. Und dann … der erste ist drin! Ich schaue zur Bank rüber und sage dem Coach, dass ich nicht weiterspielen kann, dass er mich rausnehmen muss. Aber vorher muss ich ihn machen, den zweiten, und ich weiß, dass ich es schaffe. BAM! Auch der zweite ist drin! Mit Tränen in den Augen humple ich vom Parkett. Aber ich vertraue den Jungs, weiß, dass sie das Ding klarmachen. Nach den verwandelten Freiwürfen sitze ich mit gebrochenem Mittelfußknochen auf der Bank und durchlebe die längsten neunzig Sekunden meiner Karriere. Wir sind einen vorn, es läuft der letzte Angriff des Spiels: Ginobili hat den Ball, Juan Carlos ist an ihm dran. Manu penetriert, wir machen ihn dicht, aber er findet Nocioni, ,El Chapu‘, der vollkommen frei in der rechten Ecke steht. Nun liegt es an ihm: Versenkt er den Dreier, ist unser Schicksal besiegelt und die Geschichte des spanischen Basketballs für immer eine andere. Aber wir haben Glück, sein Wurf ist ein Stück zu lang, wir schnappen uns den Rebound. Und dann: Game over. 75:74. Die ,Generación de Oro‘ steht im Finale der WM 2006 in Japan!“
In dem kürzlich erst mal auf Spanisch erschienenen Buch von Pau Gasol geht es sehr oft um die sogenannte „Generación de Oro“ – die goldene Generation, die 1999 bei der U19-WM in Portugal den Titel holte und später mit dem Nationalteam dreimal Europa- und einmal Weltmeister wurde: Navarro, Gasol, Lopez, Reyes, Rodriguez, Cabezas. Und es geht natürlich sehr oft um Paus außergewöhnliche NBA-Karriere: seine Anfänge bei den Grizzlies (frühester ausländischer Pick aller Zeiten, „Rookie of the Year“, Teamleader), der Wechsel zu den Lakers (Unterordnung, erster Ring, zweiter Ring, Niedergang), die kurze Zeit bei den Bulls (lassen wir das) und die Schlussetappe bei den Spurs (Neuanfang, Anpassung, offenes Ende). Es ist ein sehr persönliches Buch, in dem der 38-Jährige nicht nur von den vielen Höhen und Tiefen seiner Laufbahn schreibt, sondern auch vom nahenden Ende, von dem gefürchteten Loch nach dem Basketball, und dass es einen umhauen kann, wenn man nicht aufpasst. Aber Pau berichtet auch von der Gasol Foundation, der gemeinnützigen Organisation, die er mit seinem Bruder Marc gegründet hat, von seiner Arbeit als UNICEFBotschafter des guten Willens, von seinem Engagement gegen Kinderarmut, seinen Besuchen auf Kinderkrebsstationen. Davon, dass er als Elfjähriger eigentlich Arzt werden wollte, um gegen Aids zu kämpfen, nachdem er die Pressekonferenz von Magic gesehen hatte. Von der Musik, die er mag – The Weeknd (!), Enrique Iglesias (!), Estopa (!) –, und den Büchern, die er von seinen Coaches bekommen hat – Klassiker wie Hemingways „Fiesta“ und Hellers „Catch-22“ von Phil Jackson, Sozialkritisches wie „Race Matters“ und „Between the World and Me“ von Popovich. Er zitiert Tiefschürfendes von Viktor Frankl, Nelson Mandela, Martin Luther King, plaudert aber auch über seine Familie, Meditationstechniken und seine Freundschaft zu „Juanqui“ Navarro. Gegen Ende übertreibt er es dann ein bisschen mit den Querverbindungen zwischen Sport und Wirtschaft – böse Zungen würden es Managergewäsch oder auch LeadershipGedöns nennen. Aber geschenkt, wenn du nur auf Basketball-Nerds als Zielgruppe setzt, hast du als Verlag verloren. Pau ist ein Guter und „Bajo el Aro“ eine lesenswerte Kontextualisierung der letzten ein, zwei, drei Saisons einer herausragenden Karriere.
Fotos: Mark Sobhani/NBAE via Getty Images
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five-buchklub
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der ruben-report
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eit einiger Zeit wird man dank Facebook ja immer wieder daran erinnert, was man am selben Tag in den vergangenen Jahren an Beiträgen verfasst hat. Wenn ich mir dabei so anschaue, was ich in meinen ersten Jahren auf dieser Plattform von mir gegeben habe, überkommt mich eine Mischung aus Scham und Belustigung. Zu Anfang meiner Karriere spielten soziale Medien noch gar keine große Rolle. Facebook war in Deutschland noch ganz frisch, und auch ich benutzte eher Seiten wie studiVZ oder werkenntwen, um virtuell mit meinen Freunden in Kontakt zu treten. Doch durch den Vormarsch von Facebook landeten auch immer mehr meiner Kommentare und intellektuellen Ergüsse auf dieser „neuen“ Plattform. Dank der Erinnerungsfunktion werden mir also Beiträge wie „Heute schlagen wir Ulm!!!“ und wenig später „Leider verloren, Kopf hoch“ angezeigt und erzeugen so schöne und weniger schöne Erinnerungen. Es dauerte nicht lange, da entschied ich mich, meine eigene „Sportler-Seite“ zu erstellen. Ich versuchte immer wieder, die Fans meiner Vereine ein wenig mit Zusatzinformationen über mich, den Verein und meinen Alltag zu versorgen, und mit der Zeit entdeckte ich, wie viel Spaß es mir machte. Also begann ich, auch angetrieben vom positiven Feedback auf meine Beiträge, immer mehr private Inhalte zu teilen. Erst waren es nur Bilder von meinem Essen, dann von meiner Katze, und schließlich ließ ich meine Follower eigentlich an meinem gesamten Tagesablauf teilhaben. Die Plattform verschob sich, Instagram löste Facebook in weiten Teilen ab, und ich wollte natürlich auch auf dieser Plattform vertreten sein. Ich wechselte zu dieser Zeit auch von Tübingen nach Würzburg und erinnere mich noch gut, wie ich bei meinem ersten Heimspiel als SocialMedia-Monster angekündigt wurde. Bis dahin hatte ich eigentlich nur positive Reaktionen erhalten, doch in Würzburg änderte sich das zum Teil. Wir spielten eine sehr schlechte Saison,
der Ruben Report und mit jeder Niederlage wurden wir Spieler auch immer mehr zur Zielscheibe einiger Fans. So standen unter meinen Beiträgen immer mal wieder Kommentare wie „Du solltest lieber weniger posten und mehr trainieren“, aber auch andere, die teilweise deutlich unter der Gürtellinie waren. Mir wurde bewusst, dass man sich durch dieses Öffnen der eigenen Person in den sozialen Medien auch unheimlich angreifbar machte. Natürlich trainierte ich fleißig und versuchte mein Bestes, um der Saison eine positive Wende zu geben. Trotzdem wäre es ja absurd gewesen zu glauben, dass mein normales Leben als Privatperson plötzlich zum Erliegen käme. Ich ließ mich also vorerst durch die teilweise negativen Kommentare nicht zu sehr verunsichern und postete weiter Szenen aus meinem Leben. Aber eines Tages, wir hatten gerade unsere All-Star-Trainingspause aufgrund der schlechten Ergebnisse gestrichen bekommen, zitierte mein damaliger Coach Stefan Koch unsere Mannschaft zusammen. Er deutete ziemlich nachdrücklich an, dass er nicht wolle, dass irgendwelche Inhalte unseres Trainings auf einer Social-MediaPlattform landeten. Ich fühlte mich angesprochen, da ich kurz zuvor einen unserer Kraftpläne abfotografiert hatte und
eigentlich damit nur den Fans zeigen wollte, dass wir trotz der Spielpause fleißig trainierten. Die Szene raubte mir dann doch einiges an Spaß, und ich entschloss mich, meine Aktivität ein wenig herunterzufahren. Wie sehr man sich durch Postings ins Abseits schießen kann, durfte in den letzten Wochen auch Frank Ribéry feststellen. Durch Social-Media-Einblicke ins Privatleben und in die Welt außerhalb des Platzes oder Feldes muss man sich eben auch der Kritik auf einer ganz anderen Ebene stellen. So wie Fehlpässe, Fehlwürfe und Niederlagen öffentlich kritisiert werden, muss man sich also auch auf privater Ebene beurteilen lassen. Da kann ich mich ja schon glücklich schätzen, dass ich noch nie in die Versuchung kam, mir ein 1.200-Euro-Steak zu bestellen. Facebook erinnerte mich vor einigen Tagen an ein Posting von mir, in dem ich meinem Mitspieler Maxi Kleber nach einer Verletzung eine schnelle Genesung wünschte. Darunter gab es den Kommentar eines Fans: „Ich hoffe, die Baskets trennen sich endlich von dem, der ist eh nur verletzt und wird niemals in der Bundesliga spielen.“ Manchmal sind diese Erinnerungen aus den sozialen Medien dann eben doch auch ganz amüsant.
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Bei der geburt getrennt / Publetter
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- PubLetter -
Bei der geburt getrennt
Ohne Wert
avery bradley
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martin luther king
ir waren alle schon einmal in der Situation, wo wir genau wissen, dass eine Entschuldigung angebracht wäre. Aber es ist eine Sache, „Es tut mir leid“ zu denken, und eine vollkommen andere, jemandem gegenüberzustehen und es dann auch tatsächlich zu sagen. Ob die Entschuldigung überhaupt angenommen wird, hängt dabei oft von den Umständen ab. Kauft man mir ab, dass ich es ernst meine? Oder kommt die Entschuldigung eher gezwungen rüber, weil man keine andere Wahl hat? Letzteres ist immer schlecht. Aber am schlimmsten – am allerallerschlimmsten – sind die Leute, die sich nur dann entschuldigen, wenn sie was brauchen. Howard Schultz ist so ein Typ. Der ehemalige Starbucks-CEO kaufte die Seattle SuperSonics 2001 für 200 Millionen Dollar und versprach der Stadt die Rückkehr zum Elitestatus sowie einen Haufen Championships. Fünf Jahre später verkaufte Schultz sämtliche Anteile an Investoren aus Oklahoma für 350 Millionen Dollar. Zwei Jahre darauf wurde die gesamte Franchise eingepackt und zog nach Oklahoma City um, samt Jungstar Kevin Durant und einem erst wenige Wochen zuvor gedrafteten Point Guard namens Russell Westbrook. Seattle steht seitdem ohne NBA-Team da. Der Schmerz sitzt immer noch tief. Dass Schultz seitdem nicht der beliebteste Mensch in Seattle ist, kann man sich wohl denken. Die Sonics waren 41 Jahre lang eines der populärsten Teams im amerikanischen Nordwesten, die Anhänger galten als so passioniert wie kaum eine andere Fangemeinde. Viele unserer Leser sind wahrscheinlich zu jung, um sich an die Zeiten von Payton, Kemp und Schrempf zu erinnern, aber da ging es gehörig ab. Die KeyArena war ein Hexenkessel, wo kein Gegner gerne gespielt hat. Nun, elf Jahre nach dem Exodus, sah Schultz sich plötzlich
dazu veranlasst, sich bei den Einwohnern Seattles und den zahlreichen Fans der Sonics zu entschuldigen. Nicht öffentlich wohlgemerkt, sondern in seinem neuen, 349-seitigen Buch, das man für 20 Dollar käuflich erwerben kann. Gleichzeitig verkündete er lauthals, dass er darüber nachdenke, sich nächstes Jahr als US-Präsidentschaftskandidat nominieren zu lassen. Was für ein Zufall, dass seine Entschuldigung in derselben Woche kommt, in der er beginnt, auf Stimmenfang zu gehen. Aber was will man anderes erwarten von dem Mann, der damals als Sonics-Besitzer maßgeblich an der Entscheidung beteiligt war, einen SpielerDresscode einzuführen, der Baggy Jeans, Caps und Goldketten in der NBA verbot. Als Starbucks-Boss wiederum machte er Schlagzeilen, als er allen Mitarbeitern als Weihnachtsgratifikation StarbucksGutscheine schenkte … im Wert von jeweils 3,50 Dollar, was gerade einmal für eine Tasse Kaffee reichte. Sympathischer Typ! Wer sagt, dass die Zeit alle Wunden heilt, sollte sich mal mit einer Gruppe Sonics-Fans an einen Tisch setzen. Die Entschuldigung von Schultz, die mehr oder weniger offensichtlich als Promo für sein Buch und seine Präsidentschaftskandidatur kam, hat nicht den geringsten Wert. Die Sonics-Fans haben etwas Besseres verdient. #BringBackTheSonics
Christian Grosse (Herausgeber)
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five-prospects Prospects
JOSHUA OBIESIE
Fotos: Juan Ocampo/Andrew D. Bernstein/NBAE via Getty Images / DBB
J
oshua who? Noch vor wenigen Wochen fragte sich das die Mehrheit von BasketballDeutschland nicht nur wegen des ungewöhnlichen Nachnamens. Ende November 2018 verkündeten die s.Oliver Baskets Würzburg, den deutschen U18-Nationalspieler „langfristig“ verpflichtet zu haben, ohne damit viel Aufsehen zu erregen. Doch um den Jahreswechsel stieg die Zahl derjenigen, die mit dem Namen Joshua Obiesie etwas anfangen können. Und in Würzburg stehen die Zeichen spätestens seit seinem couragierten Auftritt (neun Punkte, drei Assists) gegen die EWE Baskets Oldenburg voll auf „zukünftiger Publikumsliebling“. Schon vier Tage zuvor, am 26. Dezember in München, hatte Obiesie seine BBL-Feuerprobe mit zwölf Zählern, je vier Rebounds und Vorlagen sowie drei Steals eindrucksvoll bestanden. Seine 18 Jahre sind Joshua Obiesie sofort anzusehen – um Sekunden später an ihnen zu zweifeln: Seine Ärmchen fallen ins Auge, eine flache Brust und ein weiches, jungenhaftes Gesicht. Aber dann kommen da die furchtlosen Drives zum Korb gegen Brocken wie Oldenburgs Rasid Mahalbasic, souveräne Auftritte an der Freiwurflinie, kreative, punktgenaue Pässe aus schwierigen Winkeln. „Joshua kann Dinge, die andere nicht können“, sagt sein Headcoach Denis Wucherer. Obiesie stammt gebürtig aus München, spielte
Jeden Monat stellt euch Peter Bieg an dieser Stelle die größten Talente Europas und Deutschlands vor. Text: Peter Bieg
dort für die Internationale Basketball Akademie (IBAM) und den MTSV Schwabing. Für die IBAM soll Obiesie auch weiterhin in der NachwuchsBasketball-Bundesliga (NBBL) auflaufen – sofern es seine Zeit zulässt. Denn Wucherer ließ seinen Worten bei der Verpflichtung des Teenagers („Joshua wird schon früh viel spielen“) Taten folgen, und innerhalb weniger Wochen spielte sich der Guard in die BBL-Rotation. Joshua Obiesie hatte Angebote zahlreicher deutscher und europäischer Top-Teams vorliegen, entschied sich jedoch nicht zuletzt aufgrund der in Aussicht gestellten Spielzeit für Würzburg. Seit dem Albert-Schweitzer-Turnier 2018 ist Obiesie (11,1 Punkte, 3,4 Assists, 1,1 Steals) für die internationalen Scouts kein Unbekannter mehr. Für einen potenziellen Point Guard ist er sehr groß, dazu athletisch, furchtlos und technisch sehr weit. Der Linkshänder muss zwar weiter seinen Wurf stabilisieren, Muskelmasse zulegen und seine Spielmacherqualitäten erst noch auf höchstem Niveau beweisen. Aber alle Anlagen zu einem europäischen Spitzenspieler sind da. Wenn Joshua Obiesie sein Talent mit harter Arbeit entwickelt, wird es nicht mehr lange dauern, bis ganz Basketball-Deutschland die Frage „Joshua who?“ einstimmig beantworten kann. redaktion@fivemag.de
JOSHUA OBIESIE Geburtstag: 23.05.2000 Größe: 1,98 Meter Gewicht: 86 Kilogramm Position: Point Guard/ Shooting Guard Verein: s.Oliver Baskets Würzburg
Stats: 8,3 PPG, 1,7 RPG, 2,7 APG, 1,7 SPG, 17,5 MPG, 47,1 FG%, 0,0 3P%, 90,0 FT% (BBL 2018/19)
QR-code: http://bit.ly/JoshObi Obiesies BBL-Debüt gegen Bayern München.
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Karl-Anthony
Towns
Karl-Anthony Towns
Karl-Anthony Towns ist ein sehr talentierter Spieler, der die NBA in den kommenden Jahren prägen könnte. Coach Jens gibt Auskunft über die Stärken und Schwächen von „KAT“. Text: Jens Leutenecker Position: Center Geburtstag: 15. November 1995 Größe: 2,13 Meter Gewicht: 112 Kilo Verein: Minnesota Timberwolves Erfahrung: 4 Saisons
Stats 2018/19: 24,4 PPG || 13,4 RPG 3,3 APG || 2,0 BPG 49,6 FG% || 37,8 3P% (PER 36 MIN.)
D
ie NBA hat sich in den vergangenen Jahren technisch und taktisch extrem verändert, und das zeigt sich nicht zuletzt an der Centerposition! Während der typische US-amerikanische Big Man wie DeAndre Jordan oder Andre Drummond nach wie vor seine Daseinsberechtigung in der NBA hat, entwickelte sich doch um LaMarcus Aldridge, Nikola Jokic und Joel Embiid eine ganze Riege von technisch exzellent ausgebildeten Pivoten. Und genau zu dieser Art von skillbasierten Centern gehört Minnesotas Karl-Anthony Towns. Mit einem kreativen Mix aus Postups und dem Spiel an der Dreierlinie hält er die nur durchschnittliche Offensive der Timberwolves auf Erfolgskurs. Wirklich glänzen kann das Team von Rookie-Coach Ryan Saunders nämlich weder im Pick-and-Roll noch beim Postup, auch nicht in Isolationen oder beim Umschaltspiel. Von allem ein bisschen in Kombination mit einer mittelprächtigen Defensive ergibt eine ausgeglichene Bilanz und führt in der heiß umkämpften Western Conference nicht in die Playoffs! Die meisten Ballbesitze bekommt „KAT“ ganz klassisch am Zonenrand: Einzig Blake Griffin, Aldridge und Embiid erhalten mehr „Inside-Touches“ als Towns. Das ist auch völlig gerechtfertigt, da er im Eins-gegen-eins seine Gegner variantenreich attackieren kann. Die Hauptwaffe ist der gute, alte Hakenwurf über die linke Schulter. Diesen führt er technisch sauber aus und kann ihn auch nach einem Spinmove hochprozentig treffen. Alle Bewegungen zur rechten Schulter, also meistens mit einem Finish der linken Hand, sind zwar in Ordnung, bereiten den
Gegenspielern jedoch keine schlaflosen Nächte. In Zahlen ausgedrückt trifft Towns 60 Prozent seiner Würfe mit rechts und 42 Prozent der Abschlüsse mit links, da ist Verbesserungspotenzial vorhanden. Er arbeitet sehr gerne aus dem Facing, dreht sich also zum Korb und attackiert den Verteidiger mit Blickrichtung zur Zone. An einem guten Tag spielt er seine Gegenspieler mit dem Mix aus Jumper, Flamingo-Shot und Zug zum Korb immer wieder aus. An einem normalen Tag … nun ja, passiert das nicht … Fakt ist, dass Towns einen zweiten Postmove braucht, um zu den ganz Großen zu gehören. Bei 112 Kilogramm verteilt auf 2,13 Meter fällt es ihm gerade gegen physisch arbeitende Centerspieler schwer, sich eine gute Position am Zonenrand oder (noch besser) bereits in der Zone zu erarbeiten. Zwei bis drei Kilogramm Muskelmasse und etwas mehr Power im Rumpfbereich würden ihm dabei weiterhelfen. Zum Vergleich: Bei identischen Spielminuten generiert Joel Embiid fast doppelt so viele Freiwürfe wie Towns. Zu häufig sucht „KAT“ noch den geschickten Umweg mit eleganten Ausweichbewegungen, eine etwas aggressivere Gangart würde da bestimmt nicht schaden – zu einem gestandenen NBA-Center gehört eben die Physis und eine gewisse Portion Rücksichtslosigkeit einfach dazu! Trotzdem: Karl-Anthony Towns ist offensiv ein Top-Center, auch aufgrund seiner Spielübersicht. Er passt den Ball gerne wieder raus auf den Flügel – so einen spielintelligenten Big Man hat längst nicht jeder. Das Problem ist nur, dass die Schützen der T-Wolves nicht wirklich treffen … Bei den Sprungwürfen belegt Minnesota den drittletzten Platz, ein Wert von
38,1 Prozent bei komplett freien Würfen ist einfach nicht gut genug und bringt den Klub potenziell um die Playoffteilnahme. Nach Robert Covington ist Towns der zweitbeste Jumpshooter bei den T-Wolves … Das Spiel Minnesotas ist unter anderem darauf ausgerichtet, dass „KAT“ auf der Point-Guard-Position parkt. Die Dreier, speziell in den letzten Sekunden der Shotclock, sind für einen Center absolute Spitze. Über 37 Prozent seiner Würfe von Downtown finden ihr Ziel. Dennoch würde sich ein neutraler Beobachter wünschen, dass Towns nach einem Block häufiger als nur jedes dritte Mal zum Korb abrollt. Generell gilt für den 23-Jährigen, dass er mit stärkeren Blöcken am und abseits des Balles, mehr Cut-Bewegungen zum Korb und einem schnelleren Umschalten im Fastbreak mehr einfache Punkte für sich und sein Team generieren könnte. Ein bisschen mehr physische Härte und Durchsetzungsvermögen würde ihm gut zu Gesicht stehen und speziell in den Playoffs helfen, wenn die Refs etwas mehr laufen lassen. In den Playoffs 2018 hat Towns nämlich versagt. Auf 100 Ballbesitze erzielten die Wolves mit Towns auf dem Feld ganze 17 Punkte weniger, als wenn er nicht spielte – das ist eine Bankrotterklärung für einen Franchise-Player. Immerhin: Defensiv hat der Big Man einige Schritte nach vorne gemacht, das belegen sämtliche defensiven Statistiken. Mehr Rebounds, mehr geblockte Würfe und eine bessere Pick-and-Roll-Verteidigung lassen Minnesota-Fans hoffen. Im Postup fällt er nicht mehr auf jede Täuschung rein, ein Steal pro Spiel spricht eine deutliche Sprache. redaktion@fivemag.de
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Toronto
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Raptors
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Kawhi Leonard (3) steht beim Einwurf, Pascal Siakam (4) stellt einen Block für Kyle Lowry (1). Auf der Weakside warten Serge Ibaka (5) und Danny Green (2).
Leonard wirft nach dem Block zu Siakam ein und bewegt sich Richtung Grundlinie, wo Lowry sich für einen Block bereit macht. Auf der Weakside stellt Ibaka einen Screen für Green.
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Siakam spielt Green an und stellt sofort einen Block für Lowry, an dessen Screen vorbei Leonard in die Zone gezogen ist. Ist der MVPKandidat hier schon frei, können ihn Siakam oder Green natürlich direkt in Korbnähe bedienen.
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D
5 4
Laufweg
Toronto raptors
3
Pass Dribbling Block HO Handoff
Green kann an dieser Stelle aussteigen und Leonard am linken Zonenrand bedienen, sollte sich dort ein Mismatch ergeben haben und Leonard von Lowrys Verteidiger übernommen worden sein. Ist dies nicht der Fall, wandert der Ball zu Lowry.
Die Offensive der Toronto Raptors kann stellenweise mit einer Menge Bewegung entzücken. Hier ein Beispiel. Text: André Voigt
Fotos: Ron Turenne/Hannah Foslien/NBAE via Getty Images
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ie Toronto Raptors waren lange als wenig innovativ verschrien, wenn es um die Offensive ging. Unter Headcoach Dwane Casey wurde viel isoliert, vor allem für Aufbau Kyle Lowry und Shooting Guard DeMar DeRozan. Im Offensivrating rangierten die Raptors von 2014/15 bis 2016/17 jeweils unter den Top 6 … in der regulären Saison. In den Playoffs jedoch finishte Toronto nie unter den zehn besten Teams in dieser Kategorie. Aus diesem Grund verschob sich 2017/18 der Fokus, als Manager Masai Ujiri die Kultur ändern und mehr nach den Ideen von Assistenztrainer Nick Nurse angreifen ließ. Die Folge war mehr Bewegung im Angriff, die Raptors waren schwerer auszurechnen. Wie in der regulären Saison rangierte
Toronto auch in der Postseason beim Offensivrating an zweiter Stelle. Zur Saison 2018/19 wurde Nurse dann zum Cheftrainer befördert, Kawhi Leonard kam im Tausch für DeRozan, und der offensive Stilwechsel wurde weiter vorangetrieben. Die Raptors bewegen stellenweise gleich vier Akteure, was es für die gegnerische Defensive schwerer macht, auf die Aktionen am Ball zu reagieren. So kommt es bisher in der regulären Saison immer wieder zu Missverständnissen in der Verteidigung, die die Raptoren dann gnadenlos auszunutzen verstehen. Rechts ein Beispiel für ein „Spanisches Pick-and-Roll“, in das Toronto nach einem Einwurf an der Seite übergeht und das die Defensive nur schwer kontern kann.
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1 x1
2 5
x5 4 3
Jetzt beginnt das „Spanische Pick-and-Roll“: Ibaka stellt einen Block gegen Lowrys Verteidiger X1, während Siakam nach außen rotiert. Green füllt auf dem linken Flügel auf, Lowry penetriert zur Freiwurflinie und muss von Ibakas Verteidiger X5 übernommen werden.
1 x5
x1
F
5
2 3 4 Der zweite Teil des „Spanischen Pick-and-Rolls“ ist der Block von Leonard in den Rücken von Ibakas Verteidiger. Da X1 entweder Lowry folgt oder ein klares Mismatch gegen Ibaka hat, kann dieser in der Zone angespielt werden und abschließen.
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Derrick
Derrick Rose Derrick Rose Geburtstag: 04. Oktober 1988 Größe: 1,90 Meter Gewicht: 90 Kilo Erfahrung: 10 Saisons
Stats 2018/19*: 23,1 PPG || 3,8 RPG 6,1 APG || 0,8 SPG 2,1 TPG || 48,0 FG% 41,7 3P% || 85,4 FT%
Advanced Stats: 19,6 PER (9.) || 27,0 USG (14.) || 56,5 TS% (18.) || 5,2 RBR (62.) 20,7 AST (58.)**
Rose
vs.
Lou
Williams
D
errick Rose erlebt nach einer langen Leidenszeit gerade seinen zweiten Frühling. In seinen ersten zehn NBA-Jahren konnte „D-Rose“ aufgrund von zahlreichen Verletzungen lediglich 60 Prozent aller möglichen Regular-Season-Spiele absolvieren. Seine Karriere war fast vorbei. Seit dieser Saison ist der jüngste MVP der NBA-Geschichte endlich wieder fit und dreht richtig auf. Seine Sprungwürfe aus dem Dribbling oder aus dem Catch-andShoot finden überdurchschnittlich häufig ihr Ziel: Eine Dreierquote von 41,7 Prozent ist mit Abstand der beste Karrierewert des 30-Jährigen und rangiert unter den Top 20 der NBA. Insbesondere die Würfe gegen den Mann fallen unverschämt gut, die verwandelt Rose besser als Wurfspezialisten wie Kevin Durant oder Marco Belinelli. Wenn Rose aufdreht, wird es für jede NBA-Defense schwierig, weil er eben nicht nur werfen kann, sondern auch effizient in Korbnähe abschließt. Natürlich besitzt er nach seinen Knieverletzungen nicht die unfassbare Explosivität seiner Anfangsjahre, er kann aber den gegnerischen Verteidiger immer noch klar schlagen und dann die Helpside mit seinen spektakulären Abschlüssen zur Verzweiflung bringen. In den vergangenen Jahren war Rose nie richtig fit und musste sich anstelle eines klaren Korblegerversuchs immer wieder mit dem technisch schwierigeren Floater zufriedengeben. Im Gegensatz zur jüngsten Vergangenheit trennt er sich heute früher vom Ball und agiert dann deutlich effizienter abseits des Spaldings, indem er sich gute Catch-and-Shoot-Möglichkeiten erarbeitet. Im Pick-and-Roll muss er als Score-first-Dribbler eingeordnet werden – drei von fünf Versuchen enden mit einem Abschluss von Nummer 25. Diese Spielweise soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Rose mit 4,7 Assists pro Spiel auch stabile Playmaking-Skills einbringt. Auf knapp drei Korbvorlagen kommt nur ein Ballverlust, das ist ein exzellentes Assist-zu-Turnover-Verhältnis und bringt ihn in die Top Ten der NBA-Aufbauspieler.
one-on-one
„D-Rose“ gegen „Sweet Lou“ – wer ist der bessere (Bank-)Spieler in der NBA? Coach Jens hat die beiden Ü30er unter die Technik-, Taktik- und Playoff-Lupe genommen! Text: Jens Leutenecker 14
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Fotos: Juan Ocampo/David Sherman/NBAE via Getty Images
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en Spitznamen der „Mikrowelle“ hat sich Lou Williams mehr als verdient. Wenn er das Parkett betritt, läuft die Offensive direkt ohne Startschwierigkeiten über ihn. Das macht er sogar so gut, dass sich viele andere NBA-Bankspieler bei „Sweet Lou“ erkundigen, wie er das denn hinbekommt. Das kleine, dreckige Geheimnis von Williams ist, dass er Fouls ziehen kann wie kaum jemand anders. Gegen Ende eines Viertels, wenn Williams eingewechselt wird, haben die meisten Teams die Foulgrenze bereits überschritten. Folgerichtig gibt es auf 36 Minuten hochgerechnet nur einen Guard, der häufiger an der Freiwurflinie steht … und das ist, natürlich, James Harden. Williams braucht den Ball in seinen Händen und nimmt fast ausschließlich Sprungwürfe aus dem Dribbling oder zieht zum Korb, der Wurf aus dem Stand (Catchand-Shoot) ist also nicht sein Ding! Jeder zweite Abschluss kommt für ihn aus dem Blocken-und-Abrollen, mit mehr als 16 Versuchen läuft er die siebtmeisten Pick-and-Rolls in der Liga. Seine Mischung aus Tempowechseln und dem gewieften Einsatz seines Körpers bringt die Clippers auf den sechsten Platz in der Kategorie Pick-and-Roll-Offense. Mit 79 Kilogramm verteilt auf 1,85 Meter ist „Lou-Will“ dabei eher ein schmächtiges Kerlchen in dieser von Größe und Athletik dominierten NBA. Er macht diesen Nachteil aber mit allerlei Tricks und Kniffen wett! Während das FloaterGame des 32-Jährigen jedem Qualitätstest standhält, besteht im Abschluss gegen den Shotblocker noch Verbesserungspotenzial. Eine Trefferquote von weniger als 50 Prozent bei Korblegerversuchen ist unterdurchschnittlich und verschlechtert sich bei den meisten Spielern mit zunehmendem Alter. 2017/18 war Williams noch ein Spieler, der zwar von der Bank kam, aber mit 33 Minuten absoluten Starter-Status innehatte. 2018/19 entpuppt sich Rookie Shai Gilgeous-Alexander indes als sehr talentierter Point Guard, sodass „Sweet Lou“ fast acht Minuten weniger Spielzeit als in der Vorsaison bekommt.
fazit *Auf 36 Minuten Spielzeit hochgerechnet ** In Klammern steht der Rang unter allen Point Guards der Saison 2018/19. PER – Player Efficiency Rating, USG – Usage Rate, TS% – True Shooting Percentage, AST – Assistrate, RBR – Reboundrate
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lou williams
Häufig entscheidet die Verteidigung über den Sieg bei unserem monatlichen One-on-OneVergleich. Weder „D-Rose“ noch „Lou-Will“ stechen jedoch defensiv besonders hervor … um es wohlwollend auszudrücken. Das liegt nicht etwa an ihrer Motivation, sondern vielmehr an taktischen Gründen. Rose spielt zwar immer hart und signalisiert Verteidigungsbereitschaft, neigt aber dazu, etwas zu viel beim Mitspieler
lou williams Geburtstag: 27. Oktober 1986 Größe: 1,85 Meter Gewicht: 79 Kilo Erfahrung: 14 Saisons
Stats 2018/19*: 26,3 PPG || 3,9 RPG 7,0 APG || 0,8 SPG 3,2 TPG || 42,4 FG% 36,7 3P% || 89,7 FT%
Advanced Stats: 20,9 PER (2.) || 32,2 USG (1.) || 55,4 TS% (26.) || 5,8 RBR (47.) 20,6 AST (13.)**
auszuhelfen, weshalb er dann etwas zu spät beim eigenen Gegner ankommt. Williams ist gegen das Pick-andRoll wegen seiner körperlichen Statur etwas anfälliger dafür, im Block hängen zu bleiben, und stellt daher ein leichtes Ziel für den Gegner dar. Rose bekommt schlussendlich den Zuschlag, weil er der etwas bessere Playmaker ist. Es ist aber eine hauchdünne und sehr subjektive Entscheidung.
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Bryn
Forbes
Sporengeber Bryn Forbes spielt als Starter in San Antonio beachtlich auf. So ist der 25-jährige Combo-Guard der eifrigste und erfolgreichste Schütze der Spurs. Text: Christian Orban
I
n einer spielerisch zusehends gleich daherkommenden NBA sind die Spurs eine erfrischende Anomalie: Denn entgegen der Fixierung auf Dreier und Abschlüsse am Ring nehmen die Texaner ligaweit sowohl die wenigsten Würfe von Downtown als auch aus der Nahdistanz – dafür aber die meisten Versuche aus der verpönten Mitteldistanz. Trotzdem stellt San Antonio 2018/19 eine Top-Ten-Offensive. Denn Gregg Popovich setzt seit jeher auf die Stärken seiner Spieler, die als Kollektiv heuer aus allen Lagen exzellent treffen. Nicht zuletzt aus dem Dreierland, wo sie die höchste Erfolgsquote aller Teams aufweisen. Großen Anteil daran hat Bryn Forbes, der in seinem dritten Profijahr als einer der verlässlichsten Distanzschützen der NBA hervorgetreten ist und auf breiter Front Karrierebestwerte anbietet. 12,4 Punkte, 2,7 Rebounds und 2,3 Assists erzielt der Combo-Guard derzeit pro Partie, während er starke 42,7 Prozent seiner durchschnittlich 5,1 Dreierversuche einnetzt. „Er hat mit Sicherheit grünes Licht“, sagt „Pop“ daher über Forbes, der eigentlich nicht als Leistungsträger und Starter eingeplant war. Doch die Verletzungsmisere im Backcourt der Spurs (vor allem
Dejounte Murrays Ausfall nach einem Kreuzbandriss) katapultierte den 25-Jährigen in eine prominentere Rolle, die er annahm und überzeugend ausfüllt. So ist Forbes San Antonios eifrigster und erfolgreichster Dreierschütze (die Hälfte seiner Abschlüsse) – wobei er zuvorderst vom Flügel und aus dem Catch-andShoot abdrückt, aber auch seine Würfe aus dem Dribbling formidabel trifft. Das gilt auch für die Halbdistanz, aus der er bereitwillig zum Jumper hochgeht und sehr sicher punktet (46,9 FG%). Entsprechend betont Förderer Popovich: „Wir laufen Plays für ihn – auch in der Crunchtime, und er zögert nicht. Er haut diese Würfe einfach rein. Ich bin mir nicht sicher, wie viel selbstbewusster er sein kann.“ Zugleich ist der Gelobte kein reiner Shooter. Denn Forbes hat sein Spiel in Ansätzen erweitert. Etwa agiert der nominelle Starter auf der Eins vermehrt als sekundärer Ballhandler im Pickand-Roll und trägt so zur Initiierung des Angriffs bei. Indes sind seine Gestalterfähigkeiten weiterhin in der Entwicklung begriffen. Auch tritt Forbes sehr ballsicher und beständig auf. Zumal er engagiert sowie fokussiert zu Werke geht und sich häufiger den eigenen Abschluss erarbeitet. Nicht zuletzt attackiert der
körperlich stärker gewordene 1,90-MeterMann mehr denn je den Ring, wo er voller Selbstvertrauen solide finisht (59,1 FG%). Am defensiven Ende bleibt der Energizer trotz allen Einsatzes hingegen angreifbar und ein „Minusspieler“. Popovich findet für den Aufsteiger trotzdem nur lobende Worte. Schließlich weiß er um Forbes’ steinigen Weg in die Liga. „Er ist angekommen und hat bereits alle Erwartungen übertroffen“, erklärt der Trainerdoyen. „Er weiß, dass er dazugehört. Ich freue mich wirklich für ihn, dass er sich eine Karriere aufbaut.“ 2016 sah dies anders aus. Seinerzeit war der vormalige Michigan State Spartan kein effektiver NBARollenspieler, sondern ein ungedrafteter Rookie, der zu klein und fragil erschien. Doch konnte sich Forbes in der Summer League und alsdann in der G-League empfehlen. So legte er für die Austin Spurs ansehnliche Zahlen auf, die ihm letztlich einen Kaderplatz in San Antonio einbrachten. Eine Chance, die der Mann aus Lansing 2017/18 mit 6,9 Punkten bei einer Dreierquote von 39,0 Prozent in 80 Partien nutzte. Die Belohnung war im Sommer 2018 ein garantierter Zweijahresvertrag über sechs Millionen US-Dollar, der sich nun als Schnäppchen erweist. redaktion@fivemag.de
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Monté
Morris
Goldnugget Als Rookie noch in der G-League geparkt, präsentiert sich Monté Morris nun als zuverlässiger Backup-Point-Guard und X-Faktor der Denver Nuggets. Text: Christian Orban
Fotos: Glenn James/Issac Baldizon/NBAE via Getty Images
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n der laufenden Saison mussten die Denver Nuggets phasenweise auf drei Starter verzichten. Zusammen haben Will Barton, Gary Harris und Paul Millsap bereits mehr als 60 Partien verpasst. Hinzu kommen mit Neuzugang Isaiah Thomas und Rookie Michael Porter Jr. zwei (noch) nicht einsatzbereite Rotationsspieler. Dass die Goldklumpen dennoch glänzen und auf einem der Spitzenplätze in der umkämpften Western Conference rangieren, haben sie nicht zuletzt der Tiefe ihres Kaders zu verdanken. Namentlich jungen Talenten wie Malik Beasley (22 Jahre), Juancho Hernangomez und Monté Morris (beide 23), die hervorgetreten sind und eindrucksvoll Verantwortung übernommen haben. Besonders ist Morris hierbei herauszuheben. Denn in seinem erst zweiten Profijahr agiert der 23-jährige Backup-Aufbau wie ein Veteran: abgeklärt, smart und teamdienlich. Dabei hatte Morris seine Rookie-Saison noch in der G-League verbracht und 2017/18 lediglich in drei Spielen NBA-Luft geschnuppert. Umso erstaunlicher erscheint es, dass Denvers einstiger Zweitrundenpick (51.) derzeit in 24,5 Minuten pro Partie 10,0 Punkte, 4,0 Assists, 2,6 Rebounds sowie 1,0 Steals auflegt und aus der Mannschaft kaum mehr wegzudenken ist.
Was Morris als effizienten Rollenspieler auszeichnet, sind zuvorderst seine Fähigkeiten als Ballverteiler und die imposante Ballsicherheit. Schließlich weist er ligaweit unter allen RotationsGuards bei moderater Nutzung die niedrigste Turnover-Rate auf. Zugleich kann der Mann aus Michigan mit der zweitbesten Assist-zu-Ballverlust-Rate (5,8) aufwarten. Abseits des Balles ist Morris ebenso ein hilfreicher Komplementärspieler, da er seinen Wurf gehörig aufpoliert hat. So verwandelt er exzellente 48,9 Prozent seiner durchschnittlich 2,2 Dreier aus dem Catch-and-Shoot. Auch cuttet er gut zum Korb, wobei er von der Passstärke der Nuggets-Big-Men profitiert. Derweil kann sich Morris seine eigenen Abschlüsse kreieren. Vor allem per Drive punktet er effektiv (52,7 FG%) – vorzugsweise via verlässlichem Floater und Fingerroll. Direkt am Ring fehlt dem 1,90 Meter großen Leichtbau-Guard indes noch die nötige Robustheit und Durchsetzungsfähigkeit. Am anderen Ende des Feldes spielt Morris solide Defense. Insbesondere an der Dreierlinie verteidigt er in Denvers stark verbessertem Defensivverbund sehr ordentlich. Bei seinem Gesamtpaket mag es daher nicht verwundern, dass der
23-Jährige das Vertrauen von Cheftrainer Mike Malone genießt. Folglich ist Morris in der Crunchtime oft auf dem Parkett zu finden, wobei Malone ihm gerne den Ball in die Hände legt und auf seine Entscheidungsfindung setzt. „Er hat es bewiesen“, erklärt der Nuggets-Coach. „Vertrauen ist zuweilen ein hohles Wort, aber wir versuchen, danach zu leben. Die Sache mit Monté ist für mich, dass er sich als vertrauenswürdig erwiesen hat.“ Bekräftigend fügt Malone an: „Der kleinste Spieler auf dem Feld – der unerfahrenste Akteur auf dem Court – tritt immer wieder hervor und spielt großartig auf. Ich bin dankbar, dass er ein Teil unserer Familie ist.“ Gleichwohl sind Morris’ Leistungen keine gänzliche Überraschung. Denn mehrfach hat der Einser bereits bewiesen, was er kann. An der Iowa State University, als er die NCAA wiederholt bei der Assist-zuBallverlust-Rate anführte und als Senior eine neue Rekordmarke etablierte. Außerdem in der G-League, wo er genauso wie in der Summer League ablieferte, in der Folge im Sommer 2018 in Denver einen teamfreundlichen Dreijahresvertrag erhielt und sich anschließend den letzten Kaderplatz sicherte. Nun darf Morris als Nugget endlich glänzen. redaktion@fivemag.de
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Der
NBA-Halbzeitreport
2018/19
Halbzeit -report Die 30 NBA-Franchises sind mit ganz unterschiedlichen Erwartungen in die Spielzeit 2018/19 gestartet. Haben sich diese in der ersten Saisonhälfte erfüllt? Wer hat sich verkalkuliert? Wo läuft alles nach Plan? Der NBAHalbzeitreport 2018/19 klärt auf … Text: André Voigt 18
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Atlanta Hawks Ziele: Talente entwickeln, neue Kultur etablieren, früh draften
Fotos: Maddie Meyer/Getty Images
Die Hawks legten im Sommer die mittelfristige Zukunft des Teams in die Hände von Rookie Trae Young und Zweitjahresprofi John Collins. Zusammen mit Taurean Waller-Prince soll das Trio den Kern eines jungen Kaders bilden, der unter Cheftrainerdebütant Lloyd Pierce zusammenwächst. Das gelingt bisher. Collins legt mit 18,8 Punkten, 10,6 Rebounds, 2,3 Assists und Quoten von 63,2 Prozent aus dem Zweierbereich sowie 34,5 Prozent von der Dreierlinie sehr ansprechende Zahlen auf. Young hingegen legte einen unfassbar schlechten November hin (19,8 3P% bei 5,4 Versuchen pro Partie), der seine Wurfquoten immer noch nach unten reißt. 28,8 Prozent seiner Dreier traf Young in der ersten Saisonhälfte, ohne diese Schwächephase wären es 35,3 Prozent. Seine 15,5 Zähler plus 7,3 Assists können sich trotz der 4,0 Ballverluste im Schnitt sehen lassen. Das sind zwar nicht die Zahlen eines kommenden Superstars, aber auf dieser Grundlage kann der Youngster aufbauen. Auch Kevin Huerter, der mit Young den Backcourt der Zukunft bilden soll, zeigte, dass er den NBA-Dreier trifft, aber eben noch Zeit braucht, um sich an die physischen Gegebenheiten der besten Basketballliga der Welt zu gewöhnen. Die Hawks dürften diese Probleme nicht mit allzu viel Argwohn betrachten. Sie wollen auch in der Draft im Juni früh ziehen. Auch deshalb dürfte General Manager Travis Schlenk sich rund um die Trading-Deadline Angebote für seine Veteranen anhören – solange sie Draftpicks oder junge Spieler beinhalten. Mit Point Guard Jeremy Lin, Flügel Kent Bazemore (er schleppte eine Knöchelverletzung in die ersten Wochen des neuen Jahres) und Center Dewayne Dedmon sind für Playoff-Teams gleich drei brauchbare Akteure zu haben. Allesamt können sie selbst Titelfavoriten weiterhelfen. Einzig Bazemore wird nicht unbedingt im Juli Free Agent, er besitzt eine Spieleroption auf die Saison 2019/20. Und er muss natürlich zeigen, dass er gesund ist. Fazit: Die Hawks sind auf Kurs. Die Youngsters funktionieren miteinander, sie gewinnen dennoch nicht zu viele Partien. Für eine Franchise, die vor allem über die Draft aufbauen muss, läuft also vieles nach Plan. Einzig die Cleveland Cavaliers könnten ein wenig mehr Spiele gewinnen. Atlanta bekommt den Erstrundenpick der Cavs nur, wenn er außerhalb der Top Ten liegt. Das Wahlrecht der Dallas Mavericks in Runde eins wandert in die Coca-Cola-Stadt, wenn die Mavs nicht unter den ersten fünf Picks ziehen dürfen.
Kyrie irving Boston Celtics Ziele: die NBA-Finals erreichen, Anthony Davis per Trade holen Die Celtics gingen mit dem qualitativ am tiefsten besetzten Kader in die Spielzeit. Entsprechend hoch sind die Erwartungen: Die NBA-Finals sollen es mindestens sein. Allerdings lief die Saison bisher auf dem Parkett lange nicht nach Plan. Die Rollenverteilung im Angriff war nicht klar, das Team präsentierte sich oft passiv. Coach Brad Stevens fand offensiv nicht die richtige Mischung, änderte die Erste Fünf, indem er Gordon Hayward und Jaylen Brown durch Marcus Smart sowie Marcus Morris ersetzte. Hayward und Brown starteten allerdings sehr gut ins neue Jahr – vor allem an der Dreierlinie –, sodass es berechtigte Hoffnung gibt, dass Coach Stevens sich einige effektive Aufstellungen für die Playoffs zurechtpuzzeln wird. Allerdings braucht es dafür natürlich gesunde Spieler. Wie schon 2017/18 waren wichtige Leistungsträger immer wieder angeschlagen, unter anderem die unersetzlichen Kyrie Irving und Al Horford. Alles in allem können die Celtics nicht zufrieden sein, General Manager
Danny Ainge darf aber schon vom Sommer träumen, wenn er mit einer Kombination aus Spielern und Draftpicks auf die Jagd nach Anthony Davis gehen will (siehe FIVE #155). Ainge wird deshalb auf der einen Seite nach Sacramento und Philly schauen – der bessere der Erstrundenpicks dieser beiden Teams wandert 2019 nach Boston, sofern es nicht das allererste Wahlrecht ist. Auf der anderen Seite wird der Macher beobachten, was bei den Grizzlies (Top-8 geschützt) und den Clippers geht (Top-14 geschützt), denn auch deren Wahlrechte in Runde eins stehen den Celtics unter den genannten Bedingungen zu. Fazit: Es besteht leichter Grund zur Aufregung bei den Celtics ob der Anlaufschwierigkeiten. Doch Brad Stevens wird wohl die für ihn richtigen Aufstellungen finden. Sein Team rangierte beim Offensivsowie Defensivrating trotz allem in den Top Ten. Allerdings könnte der eventuell fehlende Heimvorteil in späteren Runden der Postseason negativ zu Buche schlagen. Aber: Die wichtigste Personalie für die Celtics entscheidet sich eh erst im Sommer. Wenn Davis nicht per Trade kommen sollte, wird Ainge schnell umdisponieren. Die Draftpicks an sich helfen diesem Team eigentlich nicht wirklich weiter.
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Brooklyn Nets Ziele: die jungen Vergessenen entwickeln, Platz unter dem Salary Cap, Kultur Sean Marks war als General Manager der Nets in den vergangenen Jahren nicht zu beneiden. Ohne eigene Draftpicks in der ersten Runde blieb nur das Aufklauben anderswo durchs Raster gefallener Spieler und das Entwickeln dieser Profis. Diese Arbeit von Kenny Atkinson und seinem Trainerstab trägt auch 2018/19 wieder Früchte. Spencer Dinwiddie etwa verdiente sich einen neuen Dreijahresvertrag über 34 Millionen Dollar. Der Point Guard wurde damit zur Galionsfigur der Nets-Kultur, in der sich auch Center Jarrett Allen sowie der langzeitverletzte Flügel Caris LeVert, Schütze Joe Harris oder zuletzt Rookie Rodions Kurucs prächtig entwickeln. Die Nets sind allerdings mittlerweile so gut, dass sie sich selbst „schaden“. Denn da sie erstmals seit Jahren wieder in der ersten Runde der Draft ziehen dürfen, ist es aufgrund ihrer ansprechenden Bilanz sogar möglich, dass sie die Lotterie um die besten Picks komplett verpassen. Marks dürfte trotzdem nicht die Order zum „Tanking“, also zum bereitwilligen Verlieren geben. Die Kultur, die die Führungsetage und Coaches bei New Yorks anderer Franchise aufgebaut haben, soll im Sommer eventuell sogar einen Star in der Free Agency bringen. Dieser Plan mag ambitioniert sein, aber die Nets haben endlich wieder einen Plan. Was dieser jedoch für den kommenden Restricted Free Agent D’Angelo Russell vorsieht, wird die spannendste Frage der kommenden Monate sein. Dass Veteranen wie DeMarre Carroll, Jared Dudley oder Ed Davis indes für Picks und nicht länger laufende Verträge zu haben sein dürften, steht fest. Fazit: Die Nets machen vieles richtig, bekommen sogar wohl den Erstrundenpick der Nuggets. Aber bringt die gute Arbeit auch einen Superstar?
Charlotte Hornets
Fotos: Ronald Martinez/Getty Images
Ziele: Playoffs, Gehälter abbauen, Neustart Die Hornets wollten schon 2017/18 ganz neu anfangen. Doch genau das ist in der NBA eben nicht so einfach, wenn sich noch viele längerfristig laufende, hochdotierte Verträge im Kader finden – vor allem, wenn die Akteure mit dem höchsten Gehalt dieses nicht rechtfertigen. Tradepartner finden sich dann kaum, der Neuanfang muss vertagt werden. Genau so ergeht es den Hornets in dieser Saison. Topverdiener wie Nicolas Batum oder Bismack Biyombo sollen gehen. Da sie aber keiner will – nicht mal
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luka doncic mit dem angehefteten „Schleifchen“ Frank Kaminsky –, bleibt der Kader derselbe. Also hofft General Manager Mitch Kupchak auf die Playoffs und den Verbleib des so unterbezahlten wie überperformenden Kemba Walker (25,2 PPG, 4,2 RPG, 5,7 APG), der im Sommer Free Agent wird. Um ihn, Jeremy Lamb sowie die Youngsters Malik Monk (wenn dieser basketballerisch erwachsen wird) und Miles Bridges soll der neue Kader aufgebaut werden. Im Idealfall steigen mit Biyombo, Marvin Williams und Michael Kidd-Gilchrist drei Sorgenkinder im Sommer aus ihren Verträgen aus (nur: Warum sollten sie das?). Dann könnte zumindest ein kleiner Neustart gelingen … wenn Walker bei den Hornets unterschreibt. Fazit: Die Hornets sind im Playoff-Rennen, aber eben nur unteres Mittelmaß und in Sachen Kaderumbau nicht Herr der eigenen Lage. Walker wird Free Agent.
Chicago Bulls Ziele: einen talentierten Kader aufbauen und eine Gewinnerkultur etablieren Haben die Bulls die Sacramento Kings als Chaos-Franchise der NBA abgelöst? Es fällt schwer, dagegen zu argumentieren … Die beiden Manager Gar Forman und John Paxson opferten Coach Fred Hoiberg sowie den von ihnen verpflichteten Jabari Parker als Sündenbocke für die eigenen … nun … Sünden. Besser wurde es in der Folge unter dem neuen „starken Mann“ an der Seitenlinie, Jim Boylan, trotzdem nicht. Im Gegenteil: Der archaische Führungsstil des Trainers schreckte das spielende Personal eher ab. Trotzdem bekam er einen neuen Vertrag. Was inmitten einer verkorksten Saison bleibt, ist die Hoffnung auf einen frühen Pick in der kommenden Draft. Denn dann könnte der künftige Edel-Rookie zusammen mit Lauri Markkanen und
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Also schielen sie in Cleveland vor allem auf die Draft. Glück in der Lottery könnte die Pläne schlagartig ändern. Zudem werden (sollten keine Trades realisiert werden) wohl Vertragsauflösungsgespräche mit J.R. Smith (er ist schon länger nicht mehr für die Cavs aktiv), Tristan Thompson, Jordan Clarkson und John Henson forciert werden. Cleveland wird alles tun, um Veteranen gegen Youngsters zu tauschen. Fazit: Die Doppelstrategie ist gescheitert. Findet sich ein Abnehmer für Love, der junge Spieler, Draftpicks und keine langfristigen Verträge bringen soll? Von dieser Frage – und der Draft Lottery – hängt der Erfolg der Saison ab.
Dallas Mavericks Ziele: zurück in die Playoffs unter der Führung von Luka Doncic
Wendell Carter Jr. das neue Dreigestirn der neuen Bulls bilden. Tanking durch Chaos … auch eine Taktik. Interessant für den Rest der Liga war indes vor allem, was die Entscheider mit dem zwischenzeitlich suspendierten Parker und Center Robin Lopez vorhaben. Beide dürften die Saison nicht in der „Windy City“ beenden. Entweder sind beide schon per Trade weg oder bekommen eine Vertragsauflösung. Fazit: Wenn am Ende ein früher LotteryPick für die Bulls herausspringt, wird die Führungsetage zufrieden sein. Die Fans dürften aber eher an einem Personalwechsel im Management interessiert sein …
Cleveland Cavaliers Ziele: Playoffs erreichen oder früh draften Nach dem Abschied von LeBron James
wollten die Cavaliers zweigleisig fahren. Stürzten sie nach dem ersten Abgang des „Kings“ 2010 böse ab, sollte dieses Mal ein im NBA-Osten konkurrenzfähiger Kader an den Start gehen. Deshalb wurde Kevin Love verlängert, er sollte einen Kader voller Veteranen und junger Talente (z.B. Collin Sexton, Cedi Osman oder Ante Zizic) in die Playoffs führen … Würde selbiges nicht gelingen, war Manager Koby Altman allerdings auch bereit, schnellstmöglich den Resetknopf zu drücken. Lies: Sobald Love Mitte Januar getradet werden konnte, sollte der Neuaufbau beginnen. Funktioniert hat das bisher nicht. Zwar wurden Kyle Korver und George Hill schon abgegeben, der 30-jährige Love laborierte indes lange an einer hartnäckigen Zehenverletzung. Sein bis 2022 laufender 145-Millionen-Dollar-Deal gibt zwar einem neuen Arbeitgeber Planungssicherheit, wirft aber auch die Frage auf, ob der All Star dieses Geld wert ist.
Die Playoffs sind zwar nicht utopisch, aber unwahrscheinlich im Jahr 1 A.D. … anno Doncic. Der Grund dafür ist der Slowene, dem der „Rookie of the Year“-Award nicht zu nehmen sein wird. Doncic hat mit 20,2 Punkten, 6,7 Rebounds, 5,0 Assists und einer Dreierquote von 37,3 Prozent selbst die kühnsten Erwartungen übertroffen. Er ist der legitime Nachfolger von Dirk Nowitzki als Franchise-Player der Mavs. Ob Dennis Smith jedoch Teil der Zukunft an der Seite des demnächst 20-jährigen Neustars sein wird, steht in den Sternen. Die Gerüchte um den 9. Pick der Draft 2017 wollten vor der TradingDeadline nicht verstummen. Ob und für wen der Point Guard abgegeben wird, dürfte die Zukunft der Franchise zu einem nicht unerheblichen Maße bestimmen. Denn mit Doncic wird es in den kommenden Jahren wohl keine frühen Draftpicks geben – Besitzer Mark Cuban ist kein Freund jahrelangen Tankings und wird mit Veteranen nachladen. Allerdings hätte er sicher nichts dagegen, wenn der 2019er Pick der Mavs nicht nach Atlanta geht. Dafür müsste das Wahlrecht unter den ersten fünf liegen. Fazit: Dallas hat seinen nächsten Superstar. Jetzt muss das neue Team um ihn herum aufgebaut werden.
Denver Nuggets Ziele: Playoffs und mehr … Die Denver Nuggets haben einen enormen Sprung gemacht. Als weiches Defensivteam verschrien, hat sich das Team von Coach Mike Malone vor allem am eigenen Korb stark verbessert. Angeführt von MVP-Kandidat Nikola Jokic (19,7 PPG, 10,2 RPG, 7,5
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APG, 50,6 FG%), rangierte Denver zu Redaktionsschluss in den Top Ten beim Offensiv- und Defensivrating – im Vorjahr reichte es in der Defensive nur zum 25. Platz. Das ist extrem bemerkenswert, fehlten doch einige Leistungsträger wie Paul Millsap, Will Barton oder Gary Harris längere Zeit. Es läuft also alles nach Plan in der „Mile High City“, dabei hatten Rookie Michael Porter Jr. (Rückenverletzung) und Edelscorer Isaiah Thomas (Hüfte) Ende Januar noch keine einzige Partie für die Nuggets absolviert. Sollte vor allem Thomas bis zu den Playoffs wieder fit werden, sind die Nuggets ein absoluter Kandidat für die Conference Finals.
Mannschaft die beste der Saison ist – vor allem, wenn sich Cousins mit seinen Kollegen eingespielt hat. Und so spielen die Warriors vor allem gegen sich selbst. Gegen Greens Schwäche von der Dreierlinie (23,1 3P%), gegen die ständigen Gerüchte um einen Wechsel des wahrscheinlichen Free Agents Kevin Durant, gegen die sich immer wieder einschleichende Lethargie in der Defensive, gegen das Alter von Andre Iguodala. Es ist ein Fight, den sie schon 2017/18 am Ende für sich entschieden.
Fazit: Besser könnte es derzeit nicht laufen … bis auf die Verletzungen.
Houston Rockets
Detroit Pistons
Ziele: der Titel
Ziele: die Playoffs … irgendwie Vergangenes Jahr gingen die Pistons mit dem Trade für Blake Griffin all-in. Das Team wollte in die Playoffs und die neue Arena irgendwie gefüllt bekommen. Beides gelang nicht. Auch 2018/19 hat sich daran kaum etwas geändert. Auch wenn Griffin mit 25,4 Punkten, 8,2 Rebounds und 5,2 Assists abliefert, so zeigt sich abermals, dass der Kader einfach nicht zusammenpasst. Lies: Es finden sich zu wenige Schützen rund um Griffin und Center Andre Drummond. Also wird es wieder schwer mit den Playoffs, und selbst 2019/20 droht „More of the same“. Denn die fünf Spitzenverdiener werden frühestens 2020 Free Agents, die Youngsters entwickeln sich entweder langsam (Luke Kennard) oder sind verletzt (Henry Ellenson). Fazit: Detroit schmerzt die missglückte Verpflichtung von Point Guard Reggie Jackson noch immer. Ohne hohe Qualität auf der Eins ist das Mittelmaß das Maximum für diesen Kader.
Golden State Warriors Ziele: der Titel und die Dynastie
Fotos: Tom Pennington/Getty Images
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Die Warriors gingen abermals mit dem Label „Eines der besten Teams aller Zeiten“ in die Saison. Gerecht wurden sie diesen Vorschusslorbeeren bisher nur selten. Das hatte Gründe: Verletzungen behinderten Stephen Curry und Draymond Green, Klay Thompson startete eiskalt von der Dreierlinie in die Spielzeit, die Bank präsentierte sich längst nicht so potent wie früher, und natürlich ließ „Boogie“ Cousins nach seinem Achillessehnenriss bis ins neue Jahr auf sich warten. Dennoch zweifelt kaum jemand daran, dass diese
Fazit: Die Warriors sind auf Kurs und stellen die beste Offensive der Liga. Ein Titel mehr, und sie sind endgültig eine NBA-Dynastie.
Was schiefgehen konnte, ging schief … so lässt sich die erste Saisonhälfte der Rockets in aller Kürze beschreiben. Im Sommer verließen mit Trevor Ariza und Luc Richard Mbah a Moute zwei
wichtige Flügelverteidiger das Team, dann funktionierte Carmelo Anthony genauso wenig wie die anderen Neueinkäufe (James Ennis, Michael Carter-Williams, Brandon Knight und Marquese Chriss), die den Abgang des Duos auffangen sollten. Manager Daryl Morey versuchte in seiner Not angeblich sogar, Jimmy Butler für vier Erstrundenpicks nach Texas zu lotsen, was natürlich misslang. Schließlich verließ Eric Gordon sein Dreier (30,8 Prozent Trefferquote), Chris Paul explodierte die Oberschenkelmuskulatur, und zu guter Letzt musste Clint Capela am Daumen operiert werden – er fiel, wie Paul, ebenfalls für Wochen aus. Zwischen den Rockets und dem Absturz in die Bedeutungslosigkeit stand zu Beginn des neuen Jahres im Endeffekt nur noch James Harden. Und wie er das tat … Der „Bärtige“ nahm Kobe Bryant den Rekord für die meisten Partien mit mindestens 30 Punkten in Folge ab. Er legte 57 Zähler gegen die siebtbeste Defensive der Liga aus Memphis auf und 58 zwei Tage später in der Partie gegen Brooklyn. Gegen die Knicks im Madison Square Garden waren es gar 61 – damit
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egalisierte er den Hausrekord dort und zog mit Kobe Bryant gleich. Hardens Punkteschnitt stieg über die magische 36-Zähler-Marke. Rockets-Coach Mike D’Antoni legte die Offensive seines Teams wie noch kein NBA-Übungsleiter der Neuzeit in die Hände eines einzigen Stars. Nachhaltig erfolgreich kann diese Taktik nicht sein. Alternativlos ist sie dennoch. Paul stieg erst Ende Januar wieder ein, und Capela wird erst nach dem All-Star-Break zurückerwartet. Spätestens dann wird D’Antoni die Last auf Hardens Schultern lindern müssen – sonst droht der Tank in den Playoffs leer zu sein. Manager Morey wird indes die Aufgabe haben – sollte er zur TradingDeadline leer ausgehen –, auf dem Markt der aus ihren Verträgen gekauften Spieler Verstärkungen wie Austin Rivers oder Kenneth Faried zu finden, die sich bereits nach ihren Buyouts Houston anschlossen. Fazit: Murphys Gesetz regiert 2018/19 in Houston. Sollten es die Rockets aber mit halbwegs voller Gesundheit und einem unwiderstehlichen Harden in die Playoffs
mes den
schaffen, wird niemand gern gegen sie antreten wollen.
Indiana Pacers Ziele: mindestens die zweite Playoff-Runde Die Pacers wollten 2018/19 den nächsten Schritt machen. Das gelang auch … bis sich Victor Oladipo die Quadrizepssehne riss. Die Defense war die zweitbeste der gesamten NBA und die Nummer eins im Osten. Oladipo agierte auf All-Star-Niveau, gleich sieben Akteure legten mehr als 9,0 Punkte pro Partie auf. Natürlich: Der Spielplan in der ersten Saisonhälfte war einer der leichtesten der Liga, aber das tat der Qualität dieses Teams keinen Abbruch. Wenn in der Eastern Conference von einem „Quartett an der Spitze“ gesprochen wurde, war das eigentlich unzulässig, weil diese Viererbande in der Regel nicht Indiana beinhaltete. In eine Reihe mit den Raptors, Celtics, 76ers und Bucks gehörten die Pacers aber sehr wohl. Dann fiel Oladipo für bis zu neun Monate verletzt aus … Das Management um Kevin Pritchard wird jetzt genau hinschauen, wer zum jungen Kern bestehend aus Oladipo, Myles Turner und Domantas Sabonis passt: Denn mit Ausnahme von Doug McDermott werden alle Veteranen im Team im Sommer Free Agents. Fazit: Es läuft in Indianapolis, der Sommer könnte aber teuer werden … Kann Pritchard dann das Team sogar verstärken?
L.A. Clippers Ziele: attraktiven Basketball spielen, Kawhi Leonard und Kevin Durant holen Das Team von Coach Doc Rivers spielt eine Übergangssaison. Ganze sieben Akteure werden im Juli vertragsfrei, der Planer im Hintergrund – der legendäre Jerry West – will zusammen mit Boss Steve Ballmer das ganz große Ding drehen. Letzteres bedeutet, dass die Macher endlich zu den Lakers aufschließen wollen – zu einer Franchise, für die West als Manager einst Meisterteams in verschiedenen Epochen zusammenbastelte. Dafür braucht L.A.s anderes Team natürlich Stars. Deshalb stalken sie seit Monaten Kawhi Leonard, darum soll auch Kevin Durant auf der Einkaufsliste stehen, wahrscheinlich sogar DeMarcus Cousins. Das Management hat außerdem einige in der Liga begehrte Rotationsspieler versammelt, die zusammen auch ohne große Namen einen erfrischenden Offensivbasketball spielen. Auch Shai Gilgeous-Alexander macht Spaß. Der Rookie-Aufbau zeigt vielversprechende Ansätze und könnte L.A.s Floor General der Zukunft sein.
Fazit: Es läuft alles nach Plan, doch die entscheidende Phase beginnt am 01. Juli. Gelingt die Verpflichtung von Leonard oder Durant, konkurrieren die Clippers sofort mit den Lakers.
L.A. Lakers Ziele: zweite Playoff-Runde, im Sommer Davis, Leonard oder Durant holen Auch wenn einige Fans der „Purple and Gold“ aufgrund der schieren Präsenz von LeBron James vom Titel träumten, realistisch war der in der ersten Saison von „LBJ“ in Hollywood nie. Das zeigte die erste Saisonhälfte eindrucksvoll. James war oft auf sich allein gestellt. Obwohl er mit nur 34,6 Minuten so wenig auf dem Parkett stand wie noch nie in seiner Karriere, musste er genauso abliefern wie zuletzt in Cleveland an der Seite eines (unter Ausnahme von Kevin Love) Haufens kaum für große Ziele zu gebrauchender Rollenspieler. Auf 36 Minuten gerechnet legte er in seiner ersten Lakers-Saison – bis er sich an den Adduktoren verletzte – in den ersten 34 Spielen neue Karrierebestwerte bei den Punkten und Rebounds auf. Er nutzte beinahe genauso viele Ballbesitze wie 2017/18 bei den Cavaliers. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass vor allem die jungen Hoffnungsträger des Teams noch Zeit brauchen, um sich an die Präsenz ihres Leaders zu gewöhnen – bzw. dass sie in ihrer Entwicklung nur schleppend vorankommen. Keiner der Jungen trifft bisher den Dreier über Ligadurchschnitt, in den längeren, verletzungsbedingten Abwesenheiten von James und Rajon Rondo nahm keines der Talente nachhaltig das Heft in die Hand. Im Gegenteil: Selbst die Playoff-Teilnahme geriet in Gefahr. Allerdings gab es auch Lichtblicke: Ball, Ingram oder Kuzma übernahmen immer wieder einzelne Partien. Wirklich wichtig wird es für General Manager Rob Pelinka und seinen Boss Earvin „Magic“ Johnson eh erst, wenn das große Wettbieten um Anthony Davis im kommenden Sommer beginnt. Dann will das Duo James einen bis zwei Superstars an die Seite stellen. Wer neben „LBJ“ und Wunschkandidat Davis dann im Kader steht? Kyrie Irving, Kevin Durant, Kawhi Leonard oder Klay Thompson finden sich alle in der Gerüchteküche rund um die Lakers wieder. Ob dafür ein Großteil der Youngsters „geopfert“ werden würde? Mit Sicherheit, die Lakers brauchen Stars und haben nicht viel Geduld … Fazit: Die Playoffs sollen es schon sein. Dass in der Postseason für dieses Team aber wenig zu holen sein wird, ist den Beteiligten klar. Der Sommer ist enorm wichtig.
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Fotos: Stacy Revere/Getty Images
giannis antetokounmpo Memphis Grizzlies
Miami Heat
Ziele: die Playoffs, eine Vision für die Zukunft
Ziele: die Playoffs
Die Grizzlies starteten aufgrund einer Top-Ten-Defensive überraschend mit zwölf Siegen aus den ersten 17 Partien. „Grit and Grind 2.0“ schien real zu sein … dann holte die Franchise die Offensivschwäche des Kaders ein. Zur Saisonhälfte waren die „Grittlies“ dann auf dem 14. Rang der Western Conference angekommen, und der nötige Neuaufbau des Kaders wurde zurück auf die Tagesordnung gebracht. Chandler Parsons (24,1 Millionen Dollar Jahresgehalt) wurde zum Tradebzw. Buyout-Kandidaten, auch um Marc Gasol (kann im Sommer Free Agent werden) und Mike Conley rankten sich Wechselgerüchte. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass aus der jetzigen Rotation nur Jaren Jackson und Kyle Anderson auch 2019/20 für die Bären auflaufen. Ein früh gezogener Rookie könnte mit Jackson dann das Fundament der neuen Grizzlies-Ära legen.
Coach Erik Spoelstra bekam den gleichen Kader an die Hand, um im dritten Jahr nach dem Abgang der „Big Three“ zum zweiten Mal die Playoffs zu erreichen. Bei diesem Unterfangen ist er auf einem guten Weg. Als zur Halbzeit bestes Team der Southeast Division waren die Heat zwar nicht sicher in der Postseason dabei, aber eben auf Kurs. Viel wichtiger: Die viel beschworene Heat-Kultur lebt. Vom starken Mann im Management, Pat Riley, vorgegeben, wird sie vom Headcoach weitergereicht – immer unter den Augen des „Big Boss“, der sich kaum eine Trainingseinheit entgehen lässt. So angetrieben entwickelte sich Josh Richardson früh zu einem Shootingstar der Saison, bis er leistungstechnisch einen Rückschritt machte. Auch die lange Verletzungspause von Aufbau Goran Dragic tat der Mannschaft weh, wird seine Kreativität doch arg vermisst. Riley selbst war früh auf der Jagd nach Jimmy Butler, da er sich aber wohl nicht in einem Trade von Richardson trennen wollte, dealte Minnesota schließlich mit Philadelphia. Riley ist
Fazit: Es begann überragend in Tennessee, dann kam die Realität dazwischen. Jetzt richten sich alle Blicke auf die Draft.
also weiter auf der Suche nach einem Star. Eventuell könnte er diesen als Free Agent im Sommer holen – dafür müssten aber Dragic, Tyler Johnson und Hassan Whiteside aus ihren gut dotierten Verträgen aussteigen, was als unwahrscheinlich gilt. Fazit: Die Heat arbeiten sich weiter durch die Saison, halten zusammen und fragen sich, was eigentlich im Kopf von Hassan Whiteside vorgeht, der seinen Fähigkeiten mit einer fragwürdigen Einstellung im Weg steht. Ein echter Neuaufbau dürfte erst 2020 anstehen, wenn neben den drei oben Genannten auch James Johnson und Kelly Olynyk ihre Arbeitspapiere beenden können.
Milwaukee Bucks Ziele: Conference Finals, eine neue Franchise-Kultur etablieren Mike Budenholzer hat in Rekordzeit die gesamte Franchise auf links gedreht. Neuer Spielstil, neues Verantwortungsbewusstsein für das Beschützen des eigenen Korbes? Beides wurde mit Top-5-Platzierungen beim Offensiv- sowie Defensivrating bereits abgehakt. Giannis Antetokounmpo agiert im engeren Kreis der MVP-Kandidaten, Brook Lopez nimmt 6,6 Dreier pro Partie
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(die meisten im Team) und trifft 37,9 Prozent. Budenholzers Handschrift wäre derzeit nicht besser zu erkennen, wenn er seinen Spielern ihre Aufgaben mit Edding auf deren Stirn gekritzelt hätte. In den Playoffs wartet indes der richtige Test. Nach zwei Erstrundenpleiten müssen die Bucks erst zeigen, ob sie genug Erfahrung haben, um in der Postseason einen großen Sprung zu machen. Fazit: Es läuft so gut, wie es in Wisconsin nur laufen konnte. Im Sommer warten dann schwere Entscheidungen, wenn mit Lopez, Khris Middleton, Eric Bledsoe und Malcolm Brogdon wichtige Rotationsspieler Free Agents werden.
Bis zum Sommer hat General Manager Dell Demps Zeit, den Markt für Superstar Davis zu sondieren. Ziel muss es bei einem Abgang der „Monobraue“ sein, direkt einen Kader mit entwicklungsfähigen Zukunftsspielern beisammen zu haben. Bis dahin sollte Davis keine Partie mehr für die Pelicans bestreiten, das Tischtuch scheint zerschnitten. Also dürfte New Orleans bereitwillig Spiele verlieren, Ende Juni hoch draften und dann im Sommer mit jungen Talenten komplett neu anfangen. Fazit: Die New Orleans Pelicans sind ein „Dead Team Walking“. 2018/19 ist nur noch in puncto Draftpick wichtig.
Minnesota Timberwolves New York Knicks Ziele: die Playoffs, Jimmy Butler traden
Ziele: Zion Williamson, Spieler entwickeln
Dass die Franchise die Jimmy-ButlerProblematik bis in die neue Saison hineinzog, war fatal für dieses junge Team. Immerhin: Mit Robert Covington und Dario Saric kamen gut passende Rollenspieler. Das zuvor bereits vergiftete Klima kostete am Ende Coach Tom Thibodeau trotzdem den Job, und die T-Wolves taumeln seither unter Interimscoach Ryan Saunders (Sohn von Flip) dem Saisonende entgegen. Bis dahin bewegt sich das Team in einem Führungsvakuum. Wer trifft im Sommer die Personalentscheidungen in der Free Agency? Wer bewertet während der zweiten Saisonhälfte, wer an Bord bleiben soll und wer nicht? Besitzer Glen Taylor traf in seiner Ägide so manch schlechte Entscheidung … er ist gefragt. Leider. Die Playoffs 2019 sind noch erreichbar, aber die Zukunft dieser Franchise wird in den Büros entschieden.
Die Knicks warten auf die Draft und hoffen erstmals seit 1985 (Patrick Ewing) auf den ersten Pick. Bis dahin hat Coach David Fizdale die Aufgabe herauszufinden, ob Emmanuel Mudiay, Trey Burke, Noah Vonleh oder Mario Hezonja Teil der Knicks-Zukunft sein sollen. Die ehemals anderswo früh gedrafteten Akteure spielen im „Big Apple“ weiterhin vor und zeigen zwischenzeitlich ansprechende Leistungen. Fizdale installiert derweil seine Kultur, die im Sommer Dividende in Form eines hochkarätigen Free Agents abwerfen soll. Eben dann, wenn die ’Bockers 2018/19 eine ansprechende Spielanlage zeigen, junge Rotationsspieler entwickelt haben, einen Star in der Draft ziehen und entweder schon in dieser Saison oder zum nächsten Trainingscamp Kristaps Porzingis von seinem Kreuzbandriss zurückkehrt. Mit Allonzo Trier, Kevin Knox, Mitchell Robinson und Damyean Dotson finden sich zudem interessante Rookies im Kader. Das Management wird außerdem genau untersuchen, ob nicht der eine oder andere Trade eines der Youngsters (lies: Frank Ntilikina) sowie der Veteranen (alle sind zu haben) zur Trading-Deadline einen künftigen Erstrundenpick bringt.
Fazit: Eine Katastrophensaison – der einzige Lichtblick in Gestalt von Derrick Rose wird das Team wohl im Sommer als Free Agent verlassen. Das neue Management muss einen Trainer finden, der aus Karl-Anthony Towns und vor allem Andrew Wiggins das Optimum herausholt – oder einen Abnehmer für Wiggins’ Monstervertrag auftreiben.
New Orleans Pelicans Ziele: Anthony Davis für den bestmöglichen Gegenwert abgeben, Tanking Bleibt er oder geht er? Ob sich die Pelicans diese Frage erst im Sommer wirklich stellen werden, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Wahrscheinlich ist es aber, können die Boston Celtics doch erst dann (siehe FIVE #155) in das Bieten um den MVP-Kandidaten einsteigen, welches Davis selbst mit seiner Tradeforderung Ende Januar eröffnet hatte.
Fazit: Zur Saisonhälfte hatten nur die Cavaliers weniger Spiele gewonnen als New York. Alles richtig gemacht.
Oklahoma City Thunder
Steven Adams reboundet und punktet so gut wie noch nie. Jerami Grant ist auf dem Weg zum echten Stretch-Big, der auch auf Center auflaufen kann. Terrance Ferguson (Dreier und Defense) und Nerlens Noel (Ringschutz) funktionieren. Sicher: Schröders effektive Feldwurfquote ist so niedrig wie seit seiner Rookie-Saison nicht mehr, und auch Russell Westbrook schließt nicht hochprozentig ab, aber bei beiden gibt es Hoffnung auf Besserung. Allerdings muss auch erwähnt werden, dass der Braunschweiger defensiv wieder in alte, unerfreuliche Muster verfiel – für ein Team, welches sich über die Defensive definiert, keine gute Entwicklung. Fazit: Die Thunder sind auf einem guten Weg. Andre Roberson war zwar bis ins neue Jahr verletzt, die Defensive war dennoch elitär. Offensiv braucht Coach Billy Donovan vor allem in der Crunchtime einen besseren Plan, aber es geht voran.
Orlando Magic Ziele: die jungen Spieler entwickeln, Playoffs Die Magic befinden sich weiterhin in einem lang gezogenen Neuaufbau, der seit dem Trade von Dwight Howard 2012 keinen neuen Franchise-Player in den Kader spülte. Auch mit dem 6. Pick der Draft 2018 ist dies (noch) nicht gelungen. Denn Mohamed Bamba braucht noch Zeit. Der 20-jährige Stretch-Center zeigt immer wieder Ansätze seines Könnens, braucht aber noch eine Menge Training. Gleichzeitig lieferte der werdende Free Agent Nikola Vucevic so extrem gut ab, dass nur wenig Spielzeit für den Youngster blieb. Die Hoffnung in Orlando wird sein, dass ein Frontcourt bestehend aus Bamba (20 Jahre), Jonathan Isaac (21) und Aaron Gordon (23) künftig für Furore sorgen kann … doch diese Zeit ist noch nicht angebrochen, wenn sie denn je kommt. Also wird das Management versuchen, die demnächst vertragsfreien Veteranen wie Vucevic, Terrence Ross, Jonathon Simmons oder sogar Evan Fournier (kann 2020 aus seinem Deal aussteigen) für Draftpicks zu verhökern … ein wenig aussichtsreiches Unterfangen. Fazit: Eile mit Weile. Die Magic konzentrieren sich auf die Draft.
Ziele: Conference Finals Als die Thunder im Sommer nicht nur den vertragsfreien Paul George hielten, sondern auch noch Carmelo Anthonys Monstervertrag für quasi Dennis Schröder loswurden, war die Saison eigentlich schon ein voller Erfolg. Erfreulicherweise entwickelten sich aber auch andere Protagonisten in den ersten Monaten der Spielzeit weiter.
Philadelphia 76ers Ziele: NBA-Finals, einen dritten Star verpflichten Der dritte Star kam eher unerwartet. Kein Free Agent schloss sich Philly an, Jimmy Butler wurde per Trade geholt und spielt nun bis zum Sommer – dann wird er
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vertragsfrei – in der „Stadt der brüderlichen Liebe“ vor. Es ist allerdings eine Probezeit auf beiden Seiten. Butler kann ab Juli tun und lassen, was er will … eine Garantie, dass er bei den 76ers bleibt, gibt es nicht. Deshalb waren die atmosphärischen Störungen zwischen Veteran und Coach Brett Brown auch so bemerkenswert. Natürlich: Die Medien in den USA bauschten das Zwiegespräch zwischen den beiden ordentlich auf. Gleichzeitig besteht jedoch die Gefahr, dass Butler – sollte er mit seiner Rolle im Angriff der Mannschaft nachhaltig unzufrieden sein – anderswo unterschreibt. Die Zeit wird es zeigen … Auf dem Parkett dominierte Joel Embiid wie noch nie in seiner Karriere. Vor allem wegen ihm rangieren die Sixers in Offensive wie Defensive unter den Top Ten. Deshalb fiel die Causa Markelle Fultz im Endeffekt nicht wirklich ins Gewicht. Der Point Guard mit dem mysteriösen Schulterleiden wurde auf Eis gelegt, ein Abgang spätestens im Sommer scheint so gut wie sicher. Fazit: Die Sixers gehen als Mitfavorit auf die Ostkrone in die zweite Saisonhälfte, dann wartet ein wichtiger Sommer, in dem Jimmy Butler um jeden Preis gehalten werden muss.
Phoenix Suns
Fotos: Ronald Cortes/Getty Images
Ziele: den Neuaufbau vorantreiben, Zion Williamson oder einen Point Guard draften Dass die Phoenix Suns mittlerweile in der NBA der Inbegriff für eine nicht wettbewerbsfähige Franchise sind, kann Machern wie Fans in Arizona nicht gefallen. Seit der Teilnahme an den Western Conference Finals 2010 war in Sachen Playoffs Sonnenfinsternis. Gleichzeitig fuhr die Franchise einen bemerkenswerten Schlingerkurs zwischen „Neuaufbau über die Draft“ und „Werben um Star-Free-Agents“. 2019 stehen alle Zeichen auf das behutsame Entwickeln der eigenen Talente. Vor allem der erste Pick der Draft 2018, Deandre Ayton, steht dabei im Vordergrund. Der Center zeigte bisher ansprechende Ansätze, seine Wurfquote sinkt aber seit Saisonbeginn Monat für Monat. Der zehnte Pick, Mikal Bridges, kämpft bisher ebenfalls mit seinem Dasein als Profi. Genau wie Ayton würde ihm, aber auch Devin Booker ein echter Point Guard guttun. Letzterer (24,2 Punkte pro Partie) wurde zum Teilzeit-Playmaker umgeschult (6,9 Assists), die primäre Aufgabe sollte der Spielaufbau aber nicht sein. Die Suns werden in den verbleibenden Saisonmonaten genau beobachten, wie sich der bisher enttäuschende Youngster Josh Jackson entwickelt und ob der per Trade für Trevor Ariza (warum wurde der nochmal im Sommer geholt?) gekommene und
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werdende Restricted Free Agent Kelly Oubre Jr. einen neuen Vertrag wert ist. Na ja, und dann ist da natürlich der Traum, demnächst mit Booker, Ayton und Zion Williamson aufzulaufen. Fazit: Auch wenn das mit dem Verlieren super funktioniert … Die Jungen sind nicht über jeden Zweifel erhaben.
Portland Trail Blazers Ziele: den nächsten Schritt machen Den nächsten Schritt machen? Welchen genau? Den in die zweite Playoff-Runde? Den in die Conference Finals? So genau wissen das die Verantwortlichen wohl selbst nicht. Fakt ist aber, dass der Status quo – seit 2014 erreichten die Blazers die Playoffs, in dieser Zeit aber nur zweimal die zweite Runde – unbefriedigend ist. Auch deshalb verstummten die Trade-Gerüchte um C.J. McCollum und sogar Damian Lillard nie so wirklich. Während die beiden Guards auf hohem Niveau abliefern, bleiben die Flügel die Problemzone eines Teams, das aufgrund einer nur mittelmäßigen Defense (2017/18 noch Top Ten) nicht wie ein möglicher Conference-Finalist aussieht. Erfreulich ist jedoch die Entwicklung von Jake Layman und Meyers Leonard. Beide Big Men erarbeiteten sich Minuten in der Rotation, beide sorgten für Gefahr aus der Distanz. Gleichzeitig legte auch Center Jusuf Nurkic zu. Der Bosnier zeigt neue Karrierebestwerte (auf 36 Minuten gerechnet) bei den Punkten, Rebounds und Assists. Fazit: Nach dem Tod von Besitzer Paul Allen droht zudem eine ungewisse Zukunft. Werden die Blazers auch weiterhin bereitwillig die Luxussteuer zahlen? Oder gilt bald ein Sparkurs?
Sacramento Kings Ziele: Talente entwickeln Es geht bergauf in Sacramento … wer hätte das gedacht? Der junge Backcourt bestehend aus De’Aaron Fox und Buddy Hield passt prächtig mit dem halsbrecherischen Spieltempo zusammen, welches Coach Dave Joerger anschlagen lässt. Gleichzeitig hat sich Bogdan Bogdanovic als vielseitiger Shooter von der Bank etabliert, und Rookie Marvin Bagley ist wohl kein Luka Doncic (den die Kings an zweiter Stelle verschmähten), aber ein extrem athletischer Big Man. Auch wenn es am Ende der Saison aufgrund der mangelnden Tiefe wohl nicht für die Playoffs reichen wird, der Aufwärtstrend ist klar zu sehen und sehr erfreulich. Einziger Wermutstropfen: Der eigene Erstrundenpick geht 2019 zu den Philadelphia 76ers.
Fazit: Die Kings wachsen zusammen. Der fehlende Erstrundenpick 2019 tut weh, da aber einige Veteranen vertragsfrei werden, könnte Manager Vlade Divac seinen jungen Kern im Sommer sogar erstmals zielgerichtet mit Free Agents verstärken.
San Antonio Spurs Ziele: das Kawhi-Drama vergessen, Playoffs Gregg Popovich wollte nach dem Abgang von Tony Parker (Hornets) und Manu Ginobili (Rente) im Herbst seiner Karriere keinen Neuaufbau. Also gingen die Spurs nach dem Trade von Kawhi Leonard mit DeMar DeRozan und LaMarcus Aldridge als Stars in die Spielzeit. Ihnen sollten die bekannten Veteranen und vor allem Dejounte Murray als Perspektivspieler auf der Eins zuarbeiten, ergänzt durch Free-AgentSchütze Marco Belinelli. So weit der Plan … Dann riss sich Murray das Kreuzband, Jung-Center Jakob Pöltl kam nicht im Spurs-System zurecht, Aldridge traf nicht, und die PlayoffTräume schienen früher zu versanden als jede Unterschriftenaktion gegen Waffenbesitz in Texas. Auch weil die sonst defensiv so stabilen Spurs 2018/19 nur unterdurchschnittlich verteidigen. Aber dann passierte das, was unter Popovich in der Regel so passiert: Sein Team wurde besser. Nicht unbedingt am eigenen Korb, aber im Angriff, wo die Spurs zur Saisonhalbzeit das siebtbeste Offensivrating auflegten. Der Grund: Popovich verstand es immer besser, sein Starduo einzusetzen. DeRozan avancierte zum De-facto-Point-Guard und schwor ab Dezember dem Dreier ab. Nahm er in den ersten beiden Saisonmonaten noch 33 Versuche von Downtown, waren es von Dezember bis Ende Januar ganze sieben. Fazit: Die Spurs sind wieder in der … Spur. Offensiv eingespielt, wird Popovich an der Verteidigung schrauben müssen, um wirklich sicher die Playoffs zu erreichen. Kawhi haben sie im Übrigen nicht vergessen in Texas, aber ihn und seine Raptors in San Antonio mit 125:107 geschlagen.
Toronto Raptors Ziele: die NBA-Finals Der Trade für Kawhi Leonard war ein Risiko. Immerhin wird der MVPKandidat im Sommer Free Agent, Treuebekenntnisse zur einzigen Franchise in Kanada ließ sich der Star bisher noch nicht entlocken. Dabei läuft es exzellent: beste Bilanz zur Saisonhalbzeit, Top-TenPlatzierungen in Offense wie Defense, sich entwickelnde Youngsters, ein extrem tiefer Kader. Vor allem Pascal Siakam (Favorit
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kawhi leonard auf den „Most Improved Player“-Award) hat einen enormen Sprung gemacht. Einzig Kyle Lowry gibt ein wenig Anlass zur Sorge. Seine Quoten (41,6 FG% und 31,9 3P%) sind schlecht, eine hartnäckige Rückenverletzung hinterließ ihre Spuren. In den Playoffs wird er fit sein müssen, wenn die Raptors Chancen auf die Ostkrone haben wollen.
Mitchell, der es zu Saisonbeginn gegen weit absinkende Verteidigungsreihen schwer hatte. Apropos: Die Jazzer legten auch defensiv eine gehörige Schippe drauf, sodass der Verteidigungsverbund um Center Rudy Gobert – wie bereits in den vergangenen beiden Jahren – erneut in den Top 3 platziert.
Fazit: Ob der Trade für Leonard ein Erfolg war, wird erst der Juli zeigen – es sei denn, die Raptors werden im Juni Meister. Das Team ist auf jeden Fall Topfavorit auf den Titel der Eastern Conference.
Fazit: Die langsam spielenden Jazz kommen immer besser in Fahrt. Allerdings bleiben Fragen im Angriff. Kann Joe Ingles (11,5 Punkte pro Partie) in dieser Hinsicht zulegen? Oder braucht es Verstärkung?
Utah Jazz Ziele: Conference Finals Den Utah Jazz gelang es nicht, den Schwung aus 2017/18 in die neue Spielzeit mitzunehmen. Schwach aus der Distanz treffend, stolperte das Team in die Saison und stand erst nach 40 Partien bei einer ausgeglichenen Bilanz. Kyle Korver wurde per Trade aus Cleveland geholt, um die Schwäche von der Dreierlinie zu beheben – mit Erfolg. Seine Trefferquote von 40,4 Prozent bei 5,4 Versuchen hilft vor allem Donovan
Washington Wizards Ziele: Eastern Conference Finals, eigentlich NBA-Finals Die Wizards wollten hoch hinaus, jetzt da LeBron James nicht mehr im NBAOsten residiert. Deshalb wurden vor der Saison Dwight Howard und Jeff Green verpflichtet, Trevor Ariza Mitte Dezember per Trade aus Phoenix geholt. Gebracht hat es nichts … Howard meldete sich nach neun Partien mit Rückenschmerzen ab. Ariza
traf 37,2 Prozent aus dem Feld sowie 31,0 Prozent von der Dreierlinie. Ausgerechnet Green funktionierte wie erwünscht (11,4 PPG, 35,4 3P%). All das wäre allerdings nicht wirklich problematisch, wenn das Team an sich funktioniert hätte. Doch das tat es überhaupt nicht. „Franchise-Player“ John Wall kam weder mit Bradley Beal noch Green oder Coach Scott Brooks aus. Der in der Folge getradete Kelly Oubre Jr. ging den Trainer ebenfalls offen verbal an. Als sich Wall dann am Fuß operieren ließ und damit für den Rest der Saison ausfiel, stand fest: Hier braucht es einen Neuanfang. Also landete wohl vor allem Wall auf dem Markt, doch dessen Vertrag (läuft bis 2023 und ist 170,5 Millionen Dollar wert) samt schlechtem Ruf ließ niemanden anbeißen. Nun ist es vor allem an Beal und Tomas Satoransky, das Team als Leader zumindest in die Postseason zu bringen … Fazit: Ein komplettes Desaster. Im Sommer müssen schwere Entscheidungen getroffen werden. Will jemand Walls Megavertrag? Wenn nicht, sollte Beal getradet werden? Soll Restricted Free Agent Satoransky gehalten werden? Die Wizards stecken in einer Sackgasse.
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Moritz Wagner „Ich vertraue dem Prozess“ Moritz Wagners erste NBASaison ist zur Hälfte vorbei, als FIVE ihn in Manhattan Beach besucht. Ein Gespräch über das Ankommen, das Alleinsein und das Zurückgewinnen des „Swag“. Interview: André Voigt
Fotos: Harry How/Getty Images
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IVE: Moritz, du bist jetzt seit dem Sommer in Los Angeles. Beschreib doch bitte, wie du lebst. Moritz Wagner: Ich wohne in einem kleinen Apartment in der Nähe vom Meer in Manhattan Beach. Da ich alleine lebe, brauche ich nicht so viel Platz, deshalb habe ich mir gesagt, ich suche mir was am Wasser – das wollte ich schon immer mal. Und in der NBA weißt du ja nie, wie lange du an einem Ort bist. Außerdem brauche ich zehn Minuten bis zu unserem Trainingszentrum, das ist ziemlich praktisch. Deshalb wusste ich auch recht schnell, dass ich hier wohnen möchte. In der Woche nach der Draft hatte ich mir schon Wohnungen angeschaut, weil ich wusste, dass ich nach der Summer League nicht nach Berlin fliegen würde,
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und ich wollte einfach eine Wohnung haben. Und die ist jetzt perfekt. Ich habe ein Gästezimmer für Familie und Freunde, eine Garage, in der meine Waschmaschine und ein paar Schuhe stehen. Mehr brauche ich nicht. Jetzt hast du die Hälfte deiner ersten NBA-Saison hinter dir. Was würde der Moritz Wagner von heute dem aus dem Sommer mit auf den Weg geben, damit er diese ersten sechs Monate in der Association besser absolviert? Das ist auf mehreren Ebenen eine sehr gute Frage … Ich war eigentlich sehr zufrieden, wie ich alles in dieser Zeit gemacht habe. Aber ich habe zum Beispiel meine Knieprellung aus der Summer League unterschätzt. Ich dachte, ich kann ganz fix wieder zurückkommen und bin schnell in der Form des Sommers. Ich habe damals hart gearbeitet, war in der Summer League in der Form meines Lebens. Aber dann passiert so etwas, und du berührst plötzlich vier Monate keinen Ball. Da kannst du gar nicht sofort wieder so drauf sein wie im Sommer, das geht ja nicht. So langsam komme ich aber wieder … obwohl ich auch sagen muss, dass es eine Sache ist, wieder in Form zu kommen, aber eine ganz andere, sich wieder zu vertrauen und seinen „Swag“ wieder zu bekommen. Daran arbeite ich immer noch, aber ich hoffe, dass ich das Schlimmste hinter mir habe. Was sind die anderen Ebenen? Ehrlich gesagt, hatte ich am Anfang damit Probleme, alleine zu sein. Das ist hier halt ein anderer Lifestyle. Am College habe ich mit meinen Kumpels zusammengewohnt. Da war abends immer was los. Wir haben gechillt, haben Basketball geguckt. Du warst nie allein, wenn du es aber wolltest, konntest du einfach die Tür zu deinem Zimmer schließen. Hier bin ich immer alleine. In L.A. ist es auch nicht so wie in Utah. Da wohnen viele Spieler der Jazz alle im selben Gebäude, die hängen natürlich mehr miteinander ab. Hier macht jeder sein eigenes Ding, viele haben Familie. Es ist ein Job, und das ist eine Tatsache, die ich auch unterschätzt hatte. Allerdings weiß ich das Alleinsein mittlerweile sehr zu schätzen. Inwiefern? Du musst dir einfach mal vorstellen, wie anstrengend das ist, in so eine NBA-Arena zu gehen. Die ganzen Leute da, die vielen Lichter, die Geräusche, alle wollen etwas von dir, nach jedem Spiel explodiert dein Handy … Ein Otto Normalverbraucher geht ab und zu mal zu einem Basketballspiel und findet das cool … ich mache das jeden zweiten Abend. Es ist schwierig, Zeit für sich zu finden, deswegen weiß ich das sehr zu schätzen, wenn ich mich in meinem Apartment einschließen, Serien schauen, schlafen und einfach für mich sein kann. Ich vergleiche den Sprung vom College in die NBA immer mit dem von der Schule an
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interview
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die Uni. Zur Schule musst du gehen. An der Uni ist es weitgehend egal, ob du zu den Vorlesungen gehst. Hauptsache, du bestehst die Klausur. Passt der Vergleich? Definitiv. Krafttraining ist zum Beispiel keine Pflicht. Es gibt Spieler, die machen einfach keins. Es gibt auch Leute, die werfen nicht. Die kommen zu Trainingsbeginn in die Halle und sind raus, sobald es zu Ende ist. Du musst deinen eigenen Rhythmus finden, eine gute Balance, du musst dich um deinen Körper kümmern. Ganz viele Leute machen den Fehler, dass sie Sportler sehen und
Bei dir werden viele sogar sagen: „Der spielt ja noch nicht mal!“ Klar, Rookies spielen nicht, aber dafür trainierst du halt mehr als alle anderen und bist immer müde. Wir trainieren zum Beispiel immer um 11:00 Uhr, wenn wir zu Hause sind. In der NBA lebst du in dieser Hinsicht nach einem strengen Rhythmus, am College war der Plan immer anders. Das geht bei 82 Spielen im Jahr auch gar nicht anders. Die Leute müssen sich an den Ablauf gewöhnen. Wenn wir also um 11:00 Uhr trainieren, stehe ich um 8:00 Uhr auf und bin dann um 8:40 Uhr an unserem
andere Rookie bei uns, der immer dabei ist, und ich uns anschauen und sagen: „Alter, jetzt habe ich schon das dritte T-Shirt durchgeschwitzt … ich bin so krass müde.“ (Isaac Bonga trainiert in der Regel mit dem G-League-Ableger Southbay Lakers, Anm. d. Red.) Meistens haben wir ja sogar noch am Abend zuvor in der G-League gespielt. Das wissen die meisten ja auch nicht: Wenn alle anderen frei haben, geht es für uns oft zum Spiel der Southbay Lakers in der G-League, weil wir sonst nicht so viele Minuten bekommen. Das klingt jetzt vielleicht tragisch, ist es aber
dann denken: „Krass, der macht nur zwei Stunden am Tag Sport, und dann ist er fertig.“ Das stimmt aber nicht. Du musst dich zum einen vorbereiten, schauen, dass du genug Schlaf bekommst, das Richtige isst. Das andere, die Regeneration, die ist sogar noch wichtiger. Das gehört alles zum Profisein dazu, du machst quasi 24 Stunden an sieben Tagen die Woche deinen Job. Es ist natürlich ein cooler Job, aber du musst eine Menge Zeit investieren.
Trainingszentrum. Da frühstücke ich, und um 9:20 Uhr beginnt meine Wurfzeit. Nach 30 Minuten Wurftraining folgen 40 Minuten individuelle Drills, in den 20 bis 30 Minuten, die dann vor dem Training noch bleiben, werde ich getapt und kann mich ein bisschen ausruhen, bevor die Teameinheit beginnt. Nach dem Training werfe ich noch ein wenig, sodass ich um 13:00 Uhr, 13:30 Uhr aus der Halle raus bin. Da gibt es dann wirklich Tage, an denen Svi Mykhailiuk, der
natürlich nicht. Die Zeit gerade erinnert mich sehr an meine Zeit bei Alba Berlin, wo ich auch immer bei drei verschiedenen Mannschaften trainiert habe. Du solltest vielleicht auch noch mal erklären, dass du, wenn du Wurftraining machst, ja nicht alleine in der Halle stehst und auf den Korb wirfst, wie das ein normaler Oberligaspieler tut … Ja, das ist auch interessant … Du wirst
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ja für eine bestimmte Rolle in die NBA gedraftet. Ich bin ein Big Man, der werfen kann. Wenn ich also nicht treffe, fragt sich das Team zu Recht: „Warum haben wir den eigentlich gedraftet?“ Du kannst dir also vorstellen, wie viel ich an meinem Wurf arbeite, damit ich diese Aufgabe erfüllen kann. Ich investiere da extrem viel, und die Coaches wollen auch, dass ich werfe, wenn ich auf dem Parkett stehe. Das sage ich auch Svi immer, der bei uns ja die Rolle des puren Dreierschützen spielt: „Wenn du als Werfer eingewechselt wirst und nicht schießt, dann machst du deinen Job nicht!“ Damit meine ich auch Würfe, die vielleicht nicht frei sind. Denn: Die müssen dich als Werfer verteidigen, ansonsten stellt dein Verteidiger die Räume zum Korb für zum Beispiel Lonzo Ball zu. Er braucht den Werfer an seiner Seite, damit da Platz ist für ihn. Das ist eben anders als am College. Da waren wir immer auf der Suche nach dem „Right Play“. Coach John Beilein würde sagen: „Moritz, du bist nicht frei, warum wirfst du?“ In der NBA ist es eher so – oder zumindest sehe ich das so –, dass ich ein Werfer bin, ich will, dass die Defense mich verteidigt, also werfe ich den Ball. Das ist meine Jobbeschreibung. So ist das bei jedem. Tyson Chandler setzt gute Screens, rollt zum Korb und tippt Offensivrebounds raus seit … 2001.
Fotos: David Sherman/NBAE via Getty Images
Wie sieht dein Programm an Heimspieltagen aus? Wir haben um 10:00 Uhr Shootaround, ich bin um 9:00 Uhr spätestens in der Halle und mache mein Ding. Im Staples Center spielen wir immer um 19:30 Uhr, meine Wurfzeit ist aber bereits um 16:50 Uhr. Ich fahre also um 15:00 Uhr hier los. Man investiert also viel Zeit, aber es ist eine schöne Zeit. Auswärts bist du sicher im ersten Bus, der vom Hotel in die Arena fährt … Natürlich. Aber ich mag es auch, schon früh in der Kabine zu sein, zu chillen, die Journalisten zu ignorieren (lacht), durch den Scouting Report zu blättern. Das ist auch so ein Ding: Am College haben wir den Scouting Report über den Gegner zwei Tage vorher bekommen. Da habe ich mir direkt die Sachen angeschaut. In der NBA ist zwei Tage vor dem Spiel noch eine andere Partie. Du beschäftigst dich also erst an dem Tag mit dem Gegner, an dem du gegen ihn antrittst. Deshalb nehme ich mir gern eine halbe Stunde und gehe alles durch. Es gibt aber auch Veteranen, die den ersten Bus nehmen. JaVale McGee zum Beispiel, weil er das seine ganze Karriere schon so macht und sich an diesen Rhythmus gewöhnt hat. Bist du mittlerweile in der NBA richtig angekommen? Abseits des Feldes scheint das ja so zu sein, aber auch auf dem Parkett in den Spielen? Auf dem Feld komme ich oft für vier Minuten rein und habe dann die fünf
Partien vorher vielleicht gar nicht gespielt. Da denke ich mir dann: „Mach nur keine Fehler.“ Ich will dann erst mal defensiv solide sein und eben nichts falsch machen. Offensiv will ich dann auch nichts erzwingen. Da will ich dann eher einen Rebound greifen und nicht direkt den ersten Wurf draufrotzen. Wenn ich ausgewechselt werde, dann bin ich bereit, dann will ich auch direkt wieder rein. Dann ist der Swagger an, dann zocke ich. Abseits des Feldes gibt es aber auch immer wieder Dinge, die mich erschrecken, weil ich halt aus einem sehr gut organisierten Programm wie Michigan komme. Da ist alles geordnet und organisiert. In der NBA ist das nicht so … Jeder macht sein eigenes Ding. Manchmal gibt es keine Shootarounds, da triffst du dich in der Halle, zockst und fährst wieder nach Hause. So was erstaunt mich immer noch.
„Wenn ich ausgewechselt werde, dann bin ich bereit, dann will ich auch direkt wieder rein. Dann ist der Swagger an, dann zocke ich.“ -----------
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Auf dem Feld ist es halt ein Reifeprozess. Aber klar, ich habe noch nie die Zunge rausgestreckt auf einem NBA-Parkett … aber die Möglichkeiten waren auch limitiert. Frustriert dich das? Es gibt schon Tage, wo ich mich frage: „Wann kommt das?“ Denn dafür spiele ich ja Basketball. Aber es gibt eben auch viele Tage, an denen ich eine halbe Stunde früher in der Halle bin, ein gutes individuelles Workout abreiße und einfach dem Prozess vertraue. Aber das mache ich halt jetzt schon seit Juli … Ich muss einfach das Vertrauen haben, dass das alles auf ein Ziel hinarbeitet. Ich finde auch, dass ich Fortschritte mache. Ich kam im Dezember gegen die Grizzlies aufs Feld und habe richtig aufs Maul bekommen. Da war das Vertrauen weg. Jetzt in Minnesota habe ich gut verteidigt und auch die entsprechende Resonanz bekommen. Ich
bekomme das Vertrauen vom Trainerstab, und es entwickelt sich – darauf muss ich vertrauen. Es kann nicht immer alles sofort funktionieren. In meinem Leben hat nichts auf Anhieb funktioniert. In Michigan habe ich mein erstes Jahr gesessen. Bei den Profis von Alba Berlin habe ich sowieso gesessen. Auch in der JBBL saß ich im ersten Jahr auf der Bank. Gut, dass du deine Zeit in Michigan ansprichst. Als Freshman bekamst du irgendwann fast gar keine Minuten mehr. Wie würdest du die damalige Situation mit der jetzigen vergleichen? Es ist dasselbe. Mein mentaler Zustand ist aber anders. Die Erfahrung von damals hilft mir jetzt total. Ich weiß noch, dass wir damals bei Minnesota gespielt haben … und ich habe beim Shootaround gesagt: „I don’t give a fuck!“ Ich hatte aufgegeben. Ich weiß noch genau, wie ich dem Coach für die Big Men sagte: „Mir ist alles egal. Du kannst mir sagen, was du willst, ich freue mich, wenn es wieder nach Hause geht.“ Ich gab auf, weil ich wusste, dass ich an diesem Abend nicht spielen würde. Das war aber der 18-jährige Moritz. In den Wochen danach habe ich dann wieder gespielt, gegen Tulsa im NCAA-Tournament sogar 22 Minuten. Weil ich eben doch nicht aufgegeben habe. Diese Erfahrung hilft mir jetzt total. Ich werde hier nicht aufgeben. Ich bin erst 21 Jahre alt. In der NBA geht es halt viel um die Chance zu spielen. Du musst die Möglichkeit bekommen. Ich bin überzeugt, dass ich mir im Trainingslager mehr Vertrauen erarbeitet hätte, wenn ich mich nicht verletzt hätte. An dieser Stelle sollten wir auch noch mal klarstellen: Ihr habt ganz wenig Mannschaftstraining in der NBA, in dem du dich für mehr Minuten empfehlen oder Vertrauen gewinnen könntest … Genau. Wir haben zum Beispiel am 17. Januar in Oklahoma City gespielt. Vor dieser Partie haben wir trainiert … zum ersten Mal seit fünf Wochen. Das heißt natürlich nicht, dass Svi und ich nicht trainieren. Wir spielen oft nach den Einheiten noch zwei-gegen-zwei oder drei-gegen-drei, aber das ist halt kein echtes Teamtraining. Aber du kannst auch nicht so viel trainieren. Tyson Chandler spielt seit 17 Saisons in der NBA. Das geht so auf die Knochen, das kannst du dir nicht vorstellen. Das Fliegen macht so müde, nicht in deinem Bett schlafen macht müde, du regenerierst nicht so, wie du willst. Das macht der seit 2001, dem muss jeden Tag alles wehtun! Und dann soll er noch mit Vollgas trainieren? Natürlich machen wir Einheiten, aber da haben wir zum Beispiel beim Shootaround unsere drei Drills, die wir laufen, damit wir uns alle bewegen und mal der Lunge Hallo sagen. Dann gehen wir die Taktik durch, werfen noch ein bisschen, und dann sehen wir uns beim Spiel. dre@fivemag.de
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JaVale
McGee
JaVale McGee Das Comeback des JaVale McGee Lange Zeit galt JaVale McGee als Trottel der Liga. Mit viel Mühe hat er die Vorurteile entkräftet. Nach zwei Titeln als WarriorsReservist rührt der 30-Jährige seit dieser Saison unter dem Korb der Lakers Beton an. Text: Thomas Fritz
N
achdem LeBron James seinen Wechsel zu den Los Angeles Lakers verkündet hatte, sprachen General Manager Magic Johnson und der „King“ über eine Liste von erfahrenen Free Agents, die der blutjungen Lakers-Truppe um Lonzo Ball, Kyle Kuzma und Brandon Ingram mehr Tiefe und Erfahrung verleihen sollten. In den nächsten Wochen wechselten Rajon Rondo, Lance Stephenson, Michael Beasley und JaVale McGee in die „Stadt der Engel“. Verpflichtungen, die nicht wenige Kritiker auf den Plan riefen, denn das Quartett stand nicht gerade im Ruf, pflegeleicht zu sein. Rondo gilt als eigensinniger Coach-Kritiker. Beasley hatte lange mit psychischen Problemen und Drogen zu kämpfen. Stephenson wurde einst wegen sexueller Belästigung festgenommen, und auch McGee hing ein Makel an, seitdem er
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Fotos: Rocky Widner/NBAE via Getty Images
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JaVale
als Shaquille O’Neals Lieblingstrottel bei „Shaqtin’ a Fool“ regelmäßig mit peinlichen Spielszenen vorgeführt wurde. „Was zur Hölle haben die Lakers getan?“, fragten sich nicht nur die Experten beim USSportsender ESPN.
Fotos: Andrew D. Bernstein/NBAE via Getty Images
Wunschspieler
Tatsächlich fällt die Bilanz der Veteranen bisher gemischt aus. Am meisten überzeugen konnte bisher der Akteur, von dem eine so große Rolle vielleicht am wenigsten erwartet wurde: eben JaVale McGee. Der 30-Jährige legt 11,0 Zähler, 6,8 Rebounds und 2,3 Blocks in 22,8 Minuten pro Spiel auf. Dazu kommt eine überragende Wurfquote von 58,5 Prozent. In seiner elften Saison erlebt der 2,13-Meter-Mann eine Art Wiedergeburt. Er spielt die meisten Minuten seit 2011/2012, als er von Washington nach Denver getradet wurde. Der 2008 von den Wizards gedraftete Athlet scheint nach Stationen in Denver, Philadelphia, Dallas und Golden State, wo er in einer Mini-Rolle zwei Titel abgriff, endlich angekommen zu sein. Der einst belächelte Sevenfooter stopft allen Kritikern den Spalding kräftig ins Gesicht (tatsächlich sind mehr als ein Drittel seiner Wurfversuche Dunks). Kein Geringerer als James machte sich vehement für die Verpflichtung McGees stark. „Ich wollte ihn in unserem Team, weil ich weiß, was er bringt. Es ist sein Energie-Level, seine Fähigkeiten rund um den Ring, seine Fähigkeiten, den Korb zu beschützen. Wenn du das nicht hast, dann hast du nicht viel“, lobte James seinen Kontrahenten aus den Finals 2017 und 2018 überschwänglich. Dort stand der Absolvent der University of Nevada zwar nur jeweils um die zehn Minuten auf dem Court, wusste in dieser Zeit aber durchaus zu überzeugen. Blöcke setzen, abrollen, per Alley-Oop scoren, zweite Bälle verwerten, rebounden, den Ring beschützen. Seine PER-Werte von 26,9 bzw. 23,6 belegen die überdurchschnittliche Effizienz des Centers in den Playoffs, der in der Finalrunde 2016/17 zudem mit der ligaweit höchsten Trefferquote (73,2 Prozent, davon 41 Prozent Dunks) aufwartete. „Sein Verhalten war durchgehend positiv und hingebungsvoll in seinen zwei Jahren“, lobt auch Warriors-Coach Steve Kerr. „Es war ein Spaß, ihn im Team zu haben, er hat nach dem Training Extraschichten eingelegt und sich mit Fans und Mitspielern gut verstanden.“ Kerr hatte so viel Professionalität nicht erwartet. Denn auch der mehrfache Meistertrainer ließ sich von Shaqs „McGeeBashing“ beeinflussen. „Ich hatte eine total voreingenommene Haltung, bevor JaVale herkam, die sich dann als völlig falsch herausgestellt hat“, gibt Kerr zu. Ein in die Verteidigung sprintender McGee, der nicht bemerkt, dass sein Team noch im Angriff ist. McGee, der
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über seine eigenen Beine stolpert. McGee, der tollpatschig in einen Gegenspieler rennt, woraufhin der ihn huckepack nimmt. Und McGee, der vor dem Betreten des Feldes noch unbemerkt die Trainingshose anhat. Szenen wie diese haben sich in das Gedächtnis vieler Basketballfans eingebrannt. Auch von Coaches und General Managern. Der Gescholtene avancierte zu O’Neals Lieblingszielscheibe. Und das wirkte sich negativ auf seine Reputation aus. Aber es wäre zu einfach, alles auf den Spott im Fernsehen zu schieben. Tatsächlich wirkt McGee oft unkonzentriert. „Du siehst etwas Besonderes von ihm“, sagt sein Ex-Chefcoach George Karl. „Und dann siehst du eine Was-zur-Hölleist-das-Aktion.“ McGees Talent ist indes unbestritten. Er besitzt eine überdurchschnittliche Athletik, eine enorme Armspannweite und mittlerweile auch
„Man braucht Leute mit einem hohen Basketball-IQ, und den hat er. Deswegen wollte ich, dass JaVale Teil der Mannschaft wird.“ LeBron James -----------
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eine vorbildliche Einstellung. Seine Mutter Pamela spielte viele Jahre in Europa professionell Basketball, bevor sie 1996 in die neu gegründete WNBA wechselte. Auch sein Vater lief in der NCAA auf. „Wenn es um rohes Talent geht, gehört er zur Elite der Elite“, sagt der frühere Nuggets-Coach Melvin Hunt. „Er kann Dinge, die sonst keiner in der Liga schafft. Aber einige Fundamentals sehen noch sehr neu aus.“ Beim Dunking-Contest 2011 stopfte er in einem Versuch drei Bälle hintereinander in den Korb. Einer seiner Spitznamen lautet „JaValevator“. Im Februar 2017 eskalierte die Situation zwischen McGee und Shaq schließlich, nachdem sich eine ganze Ausgabe von „Shaqtin’ a Fool“ mit den Aussetzern des damaligen WarriorsCenters befasste. Shaq nannte McGee auf
Twitter einen „Penner“, McGee bezeichnete Shaq als „alten Bastard“. Kerr und Kevin Durant sprangen ihrem Teamkollegen zur Seite. Schließlich verbot O’Neals Mutter ihrem Sohn, sich weiter über McGee lustig zu machen. Der „Diesel“ hat sich bis heute daran gehalten. Der Gescholtene ist froh, dass er die Zeit als öffentlicher Boxsack hinter sich lassen konnte. Er zog sich zurück, hatte große Angst vor erneuten Fehlern, die ihm zum Ziel des Spotts machen könnten. Ein vergebener Korbleger? Ein versemmelter Dunk? Eine verpasste Defensivrotation? McGee verlor den Spaß am Basketball, behielt die inneren Qualen aber für sich. „Ich musste alles perfekt machen, habe die Dinge zerdacht. Es hat meine Art zu spielen eindeutig beeinflusst. Es war mental sehr, sehr belastend.“
Neustart
Heute hat er die Schatten der Vergangenheit hinter sich gelassen. Sein neuer Mitspieler LeBron James lobt den Neuzugang überschwänglich. „Man braucht Leute mit einem hohen Basketball-IQ, und den hat er. Deswegen wollte ich, dass JaVale Teil der Mannschaft wird“, erklärt „LBJ“. Das Lob des Superstars kommt gut an. „Er hätte sich jeden wünschen können“, sagt McGee. „Es ist ein beruhigendes Gefühl, das Selbstvertrauen aufbaut. Zu wissen, dass man wirklich gewollt wird, ist großartig.“ Dank des mentalen Wohlfühlprogramms wirkt der Veteran wieder wie der vielversprechende Spieler, der 2008 an 18. Stelle von den Washington Wizards gedraftet wurde. Doch an seine stärksten Jahre – 2010/11 legte er 10,1 Punkte, 8,0 Rebounds und 2,4 Blocks auf, 2011/12 waren es 11,3 Zähler, 7,8 Bretter und 2,2 Rejections – konnte er in den Folgesaisons nicht wieder anknüpfen. Nach seinem Wechsel nach Denver zog McGee 2012 erstmals in die Playoffs ein. Dort lieferte er bei der Erstrundenpleite gegen Los Angeles in sieben Spielen von der Bank mit 8,6 Punkten, 9,6 Rebounds und 3,1 Blocks ordentlich ab. Trotzdem tingelte er fortan durch die Liga. Zum psychischen Druck durch die öffentliche Häme gesellten sich auch Verletzungsprobleme. Zwischen 2013 und 2016 bestritt McGee in Denver, Philadelphia und Dallas aufgrund der Folgen eines Beinbruchs nur 62 von möglichen 246 Spielen. Seine Karriere schien so gut wie zu Ende. Ausgerechnet der Wechsel zu den Warriors war der erste Schritt zurück zu alter Stärke. Bei einem der besten und spielintelligentesten Teams aller Zeiten rehabilitierte sich McGee. Bei den Lakers ist er nun Vollzeitstarter. Zum ersten Mal seit 2013/14 nimmt er wieder mehr als sieben Würfe pro Partie und trifft aus dem Zweierbereich so gut wie noch nie angesichts einer solchen Wurfanzahl. In der
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Defensive belegt er unter allen Centern beim defensiven Real-Plus-Minus den 30. Platz. Kein Ruhmesblatt, aber dennoch eine Erfolgsgeschichte für einen, der bereits fast aus der NBA verschwunden war. Offensiv ist der passionierte Stirnbandträger nach wie vor zu limitiert. Legt ihm keiner seiner Mitspieler das Leder auf (was in 75 Prozent all seiner Körbe passiert), ist der Center außer zu Tip-ins oder Putbacks nur zu wenig zu gebrauchen. Hakenwürfe trifft er zumindest noch in 48 Prozent der Fälle. Die Zeiten, als er am College regelmäßig von jenseits der Dreierlinie abdrückte (2007/08: 42 Versuche in 33 Partien bei 33,3 Prozent Trefferquote), sind passé. Trotz solcher Defizite hat der Neuzugang einen beträchtlichen Anteil am Aufschwung der Lakers. „Das ist der beste Basketball, denn ich JaVale je habe spielen sehen. Ganz ehrlich, ich bin stolz, was er erreicht hat und wie weit er es in seiner Karriere gebracht hat“, sagt Tyson Chandler, der als McGees Versicherung per Trade von den Phoenix Suns kam. Chandler will erst gar keine Debatte darüber aufkommen lassen, dass er nach den Minuten seines Center-Kollegen schielt. „Meine Hoffnung ist es, den Job für ihn einfacher zu machen, damit er das Jahr über frisch bleibt und uns die Minuten gibt, die er kann.“ Auch Coach Luke Walton freut sich über die neuen Möglichkeiten in der Defensive, in der sich die Lakers nach anfänglichen Schwierigkeiten inzwischen deutlich verbessert zeigen. „Immer einen der beiden Jungs da draußen zu haben, gibt uns eine bessere Chance, zu rebounden und den Ring zu beschützen.“ Neben seinen sportlichen Qualitäten beweist McGee als vorbildlich sorgender Familienvater und durch sein Engagement für Umweltschutz in seiner Heimatstadt Flint sowie wohltätige Projekte in Uganda einen ausgeprägten Gemeinschaftssinn. Mit Comedy-Clips auf YouTube, in denen er unter seinem Alter Ego Pierre McDunk auftritt, zeigt er seine schräge Seite. Zudem ist McGee ein Technik-Freak, der bei PC-Problemen von Freunden und Familie gerne um Rat gefragt wird. „Ich bewundere ihn“, gesteht Lakers-AssistantCoach Mark Madsen. „Er ist ein einzigartiger Mensch, der keine Angst hat, er selbst zu sein. Und das ist eine wunderschöne Sache.“ JaVale McGee hat zu sich selbst gefunden. Und damit auch seiner Karriere neues Leben eingehaucht. redaktion@fivemag.de
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Bradley Beal What’s the Beal? Bradley Beal ist nach John Walls Verletzung einmal mehr zu Washingtons wichtigstem Spieler avanciert. Der Shooting Guard hat ein völlig neues Level erreicht und gibt alles, um die Wizards erneut in die Playoffs zu powern. Fragt sich nur: Wofür das alles? Text: Sebastian Dumitru
Fotos: Ned Dishman/NBAE via Getty Images
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ein Team enttäuschte in den ersten zwei Saisonmonaten mehr als die Washington Wizards. Mit 22 Niederlagen aus den ersten 35 Partien rangierte die Mannschaft aus der Hauptstadt unter den sechs schlechtesten ligaweit. Nur ein Team reboundete schlechter, nur ein Team traf schlechter von der Dreierlinie. Gerüchte über hitzige Trainingseinheiten und verbale Entgleisungen machten die Runde. Das größte Problem für Washington: Diese Franchise hat kaum Möglichkeiten, aus dem Sumpf herauszuklettern, in den sie sich bereitwillig und mit dem Kopf voran gestürzt hat. Als am 26. Dezember die Hiobsbotschaft über die sozialen Kanäle in die Welt hinausrieselte, schien es um die Wizards endgültig geschehen: John Wall, der wochenlang unter großen Schmerzen gespielt hatte, entschied sich für eine OP,
um Knochensplitter aus der Achillesferse entfernen zu lassen. Das klingt genauso brutal, wie es ist, und Walls Leistungen in 2018/19 fluktuierten nicht zuletzt deshalb gewaltig. Washingtons Net-Rating mit seinem All Star auf dem Parkett war nicht nur negativ, sondern mit 6,9 Minuspunkten pro 100 Angriffe exorbitant niedrig. „Irgendwie war es ja absehbar: Sobald die Nachricht rauskam, dass John ernsthaft verletzt ist, hat uns sofort jeder abgeschrieben“, erinnert sich Bradley Beal an die letzten Tage des Jahres 2018. „Ich wusste genau, was passieren würde, also konzentriere ich mich einzig und allein darauf, das zu kontrollieren, was ich kontrollieren kann, und mit diesem Team die Postseason zu erreichen. Wir haben genug, wir werden die Playoffs erreichen.“
Hamsterrad Mittelmaß
Die Washington Wizards sind die Versinnbildlichung von Durchschnitt.
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Zwischen 1982 und 2014 hat diese Franchise nur eine einzige Playoff-Serie gewonnen. In den vergangenen fünf Saisons erreichte das Team aus D.C. zwar drei Mal die zweite Playoff-Runde, mehr als das war aber nie drin. Teambesitzer Ted Leonsis und General Manager Ernie Grunfeld lieben es, wie ein Hamster im Laufrad der Mittelmäßigkeit auf der Stelle zu treten, anstatt mal innezuhalten, zu reflektieren und vielleicht sogar von Grund auf neu anzufangen. Seit Jahren wird die Zukunft in Form von Draftpicks oder jungen Spielern geopfert, immer im Bestreben, sich irgendwie in die Playoffs zu retten. Grunfeld ist der Protagonist im Management, der für die vielen Fehltritte und die Bredouille, in der dieser Klub steckt, hauptverantwortlich ist. Seit 2003 zieht der ehemalige NBA-Profi die Fäden. Nur San Antonios R.C. Buford, Miamis Pat Riley und Bostons Danny Ainge sind ligaweit länger im Amt. Sie alle haben Titel gewonnen. Washington wartet weiterhin auf seine erste Teilnahme an den Conference Finals seit 1979 – dem Jahr, in dem die Bullets das Rematch mit den Seattle SuperSonics in den NBA-Finals verloren, ein Jahr nach dem bisher einzigen Titelgewinn der Klub-Historie. Grunfelds Liste an Fehltritten ist zu lang, um sie hier aufzuführen. Von Big Men wie Jan Vesely oder Ian Mahinmi bis zu Coach Randy Wittman, bei den allermeisten seiner Transaktionen agierte er schlicht inkompetent. Weil die Wizards aber vor allem in den vergangenen Jahren immer den Hauch eines potenziellen Schläfer-Teams versprühten, weil ihnen oft Verletzungen einen Strich durch die Rechnung machten (so wie in den Playoffs 2015 zum Beispiel, als eine Handgelenksfraktur bei John Wall den Einzug in die Eastern Conference Finals verhinderte) und sie immer irgendwo im gesicherten Mittelfeld landeten, schien Grunfelds Position sicher zu sein. Leonsis verlängerte mehrfach mit seinem Top-Entscheider, meistens jedoch ohne viel Trara oder große Treuebekenntnisse. Gut möglich also, dass der Manager schon länger um seinen Job kämpft und keine andere Wahl hat, als das Team für einen weiteren Run in Richtung Playoffs aufzustellen.
Ganz anderes Team
„Wir spielen nicht perfekt, aber es läuft viel besser als zu Beginn des Jahres“, findet Beal, der sein Spiel im vergangenen Monat auf ein neues Level gehievt hat. „Ich denke, wir haben die Kurve gekriegt und in den letzten fünf bis zehn Partien gegen einige Top-Teams gut ausgesehen. Alles ist eine Frage der Kameradschaft untereinander, die wir natürlich weiter ausbauen müssen, jetzt da wir ein völlig anderes Team als zu Beginn der Saison haben. Daher mussten wir uns erst mit dem System vertraut machen, alle integrieren, und mittlerweile
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Fotos: Dan Istitene/Getty Images
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sind wir an dem Punkt, an dem wir gezielt weiterarbeiten und aufbauen können.“ Tatsächlich gewannen die Wizards nach Walls Ausfall acht ihrer 13 Partien, sie legten ein positives Net-Rating auf, stellten die viertbeste Verteidigung der NBA. Ihre Ersatzbank lieferte den besten Plus-Minus-Wert der Liga, die zweitbeste Trefferquote aus dem Feld und die viertbeste Dreierquote. „Verletzungen passieren. John Wall ist raus, Dwight Howard ist raus, Markieff Morris ist raus. Also müssen alle anderen mehr geben. Es gibt keine Ausreden“, erklärt Beal. „Deshalb sind fünfzehn Mann in einem Team. Jeder muss in solchen Situationen eben noch mehr liefern. Das gilt natürlich auch für mich. Es liegt an mir, das Team zu führen und so viel Last zu tragen, wie ich kann.“ Der Trade für Trevor Ariza, der bereits von 2012 bis 2014 in D.C. auflief, hat Otto Porter Jr. auf die Bank verfrachtet, von wo aus der 25-Jährige
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„Brad spielt fantastisch. Er ist ein All Star und zeigt einmal mehr, dass er ein ganzes Team im Alleingang tragen kann.“ Markieff Morris -----------
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nach schwachem Saisonauftakt seine altbekannte Effizienz wiederentdeckt hat. Die umformierte Erste Fünf bestehend aus Tomas Satoransky, Jeff Green sowie Thomas Bryant neben Beal und Ariza spielt hart, verteidigt solide.
Das Team agiert viel uneigennütziger, lässt den Ball viel besser laufen und verteilt die Last viel ausgeglichener. Bereits zwei Mal in dieser Saison verbuchten die Wizards 40 Assists in einer Partie, beide Male stand Wall nicht im Kader. Dass die Wizards ohne Wall ein besseres Team sind, will Beal dennoch nicht gelten lassen. „Zu behaupten, wir wären ohne John Wall ein besseres Team, ist lächerlich. Jetzt mal im Ernst! Der Typ ist unser Franchise-Player, war fünf Mal All Star. Lasst uns doch alle realistisch und auf dem Teppich bleiben“, fordert er. „Was uns geholfen hat, ist einzig und allein, dass wir gelernt haben, ohne John auszukommen. Das ist die Realität, sonst nichts. Niemand hier bei uns denkt, wir wären ein besseres Team ohne John. Es ist viel schwerer, ohne ihn zu spielen. Wer etwas anderes behauptet, redet Unsinn. Er ist einer der besten Spieler der Liga, also wie sollten wir ohne ihn besser sein?“
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Er führt die NBA bei der abgerissenen Laufstrecke pro Partie an, steht im Durchschnitt am zweitlängsten auf dem Parkett und hat die meisten Partien mit 40 Minuten oder mehr Einsatzzeit auf dem Konto. Nur fünf Spieler ligaweit haben öfter mindestens 20 Punkte in einer Partie aufgelegt. Seine Punkteausbeute, seine Assistzahlen und auch seine Freiwurfquote steigen von Monat zu Monat. Seine zwei monströsen TripleDoubles (40 Punkte, 11 Rebounds, 15 Assists gegen Phoenix und 43 Punkte, 10 Rebounds, 15 Assists gegen Toronto) waren geschichtsträchtig: Nur James Harden und Oscar Robertson schafften überhaupt mehrere Triple-Doubles mit mindestens 40 Zählern, zehn Brettern und 15 Vorlagen. „Er tut einfach alles, damit wir gewinnen“, attestiert ihm Trevor Ariza. „Brad ist einer der Anführer unseres Teams, und alle folgen ihm bereitwillig. Alle passen ihre Spielweise an und machen es ihm nach. Er spielt an beiden Enden hart, und das steckt an. Wenn du das siehst, willst du es ihm gleichtun.“
Ein neuer Mann
Auch dass er in Abwesenheit seines Backcourt-Partners viel besser und effizienter agiert, will Beal nicht an Walls Fehlen festmachen: „Ob ich gut spiele oder nicht, hängt nicht mit John zusammen. Fakt ist: Er spielt nicht, also habe ich keine andere Wahl. Meine Arbeitslast ist natürlich sehr viel größer geworden. Wir realisieren natürlich, wie sehr er uns fehlt, aber wir können nicht anders, als nach vorne zu preschen und ohne ihn auszukommen. Jeder muss jetzt ein paar Level mehr geben.“ Seit Ende Dezember hat Beal seine Statistiken von 23,5 Punkten, 4,8 Rebounds und 4,7 Assists bei 33 Prozent Dreierquote auf 27,9 Punkte, 5,8 Rebounds und 5,8 Assists im Schnitt geschraubt. Er gestaltet viel mehr Angriffe aus dem Blocken-und-Abrollen, legt die höchste Nutzungs- und Assistrate seiner Karriere an den Tag und produziert neue Karrierebestleistungen bei den Punkten, Rebounds, Assists und Steals.
Lange galt Bradley Beal als Schönwetterspieler. Sein Sprungwurf schien dem Lehrbuch entsprungen. An Walls Seite war Beal aber nur ein reiner Werfer, der auf seine Chancen an der Dreierlinie wartete. Andere mussten ihm seine Chancen kreieren. Obendrein galt er als extrem verletzungsanfällig, absolvierte in keiner seiner ersten vier Profisaisons mehr als 73 Partien. Seine 15,9 Punkte im Schnitt damals waren okay, wie ein kommender All Star wirkte Beal indes nicht. Der Youngster sah ein, dass er einige Dinge umstellen musste, um sein Potenzial zu verwirklichen. „Ich habe alles verändert. Meine Ernährung, meinen Trainingsplan, und ich habe mit den Assistenztrainern, die wir hier in Washington haben, viel geackert, um meine Verletzungsanfälligkeit zu überwinden“, blickt er zurück. „Ohne sie hätte ich das nicht geschafft. Ich bin heute einfach viel konstanter in meiner Herangehensweise, im Gegensatz zu früher, als ich einfach mal hier und da ein bisschen gearbeitet habe und wirklich kindisch und fahrlässig mit diesen Sachen umgegangen bin, in dem Glauben, dass das schon irgendwie wird.“ Beal fügt an: „Ich erkannte, dass ich viel besser auf meinen Körper achtgeben und etwas investieren muss ... also tat ich, so viel ich konnte, und bin immer am Ball geblieben. Das hat sich ausgezahlt. Heute würde ich definitiv sagen, dass ich einer der komplettesten und besten Two Guards der NBA bin.“ Mittlerweile ist Beal nicht nur ein echter All Star, sondern der vielleicht kompletteste Shooting Guard der NBA. Er kann sowohl für sich selbst als auch für seine Nebenleute kreieren, kann die besten
Angreifer des Gegners neutralisieren und ist, im Gegensatz zu Wall, der stille, respektierte Anführer, der stets mit gutem Beispiel vorangeht und sich voll in den Dienst des Teams stellt. „Ich vertraue meinen Kollegen, das richtige Play zu machen“, verrät Beal. „Ich muss also nicht immer scoren oder jedes Mal draufhalten, wenn ich den Ball in der Hand halte. Ich würde niemals versuchen, es im Alleingang zu richten. Ich weiß gar nicht, ob ich das schaffen würde. Egal wie es aussieht, egal ob ich nur ein paar Punkte erziele … solange wir gewinnen, ist alles gut.“
Was nun, Wiz?
Beals Statistiken und sein Einfluss auf dem Parkett sprechen für sich. „Brad spielt richtig guten Basketball. Er hängt sich immer rein und gibt uns Abend für Abend eine Chance zu gewinnen. Er weiß, dass er einer der Top-Spieler der Liga ist. Er weiß, dass er ein All Star ist. Er weiß, dass er einer der besten Two-WayPlayer der Liga ist“, sagt sein Coach Scott Brooks über Beal. Allein, was sind diese Top-Leistungen am Ende wert? Für Washington würde es sicherlich am meisten Sinn ergeben, einen Neuaufbau in Betracht zu ziehen. Dieser würde jedoch beinhalten, dass einer der gut verdienenden Leistungsträger das Team verlassen müsste. John Walls Supermax-Vertrag beginnt im kommenden Sommer. Der Mann, der in den vergangenen zwei Jahren 91 Partien verpasst hat, wird dann zwischen 38 und 47 Millionen US-Dollar pro Jahr verdienen. Otto Porter Jr. ist seine 27 Millionen pro Jahr ebenfalls nicht wert. Beal käme, falls er zum All Star gewählt wird, für die „Designated Veteran Extension“ in Betracht, die ihm ebenfalls einen noch höher dotierten Deal einbringen kann. Bereits in der kommenden Saison schuldet Washington, das tief im Luxussteuer-Bereich steckt, seinen „Big Three“ 93 Millionen US-Dollar – also gut 85 Prozent des Salary Caps. Fest steht auch: Die Liste an Interessenten für Bradley Beal ist lang. Von Toronto über Los Angeles bis hin zu Boston oder Dallas gibt es mehr als genügend Teams, die sich gerne die Dienste des Allrounders sichern würden. Im Sommer dürften sie oft die Nummer von Ernie Grunfeld wählen und sich nach Möglichkeiten für einen Transfer erkundigen. Bis dahin dürfte Bradley Beal weiter in der Hauptstadt abliefern, vielleicht sogar die Playoffs erreichen. Doch am Ende werden Management, Spieler und Fans doch wieder vom Erreichten enttäuscht sein. Es wird Zeit für einen Neuanfang. So oder so. Free Bradley Beal! redaktion@fivemag.de
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John Collins Vielflieger im Aufwind John Collins ist ein Hoffnungsträger der im Neuaufbau begriffenen Atlanta Hawks. Zugleich ist der 21-Jährige der beste junge NBA-Big-Man, über den kaum gesprochen wird. Zeit, dies zu ändern und den aufstrebenden Zweitjahresprofi mit dem Allerweltsnamen vorzustellen. Text: Christian Orban
Fotos: Scott Cunningham/NBAE via Getty Images
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ach zehn Playoff-Teilnahmen in Serie befinden sich die Atlanta Hawks seit 2017 im Wiederaufbau. Dass die Franchise dabei im Schneckenrennen um eine aussichtsreiche Position in der Draft 2019 viele Spiele verliert (58 im Vorjahr), mag kaum verwundern. Schließlich sind die Hawks bei Weitem noch kein gutes, aber dafür eines der jüngsten Teams der NBA. Und diese Youngsters spielen unter Trainer-Debütant Lloyd Pierce prominente Rollen. So sind in Georgia derzeit weniger Siege, sondern vielmehr kleine Schritte gen Zukunft gefragt. „Es geht um Entdeckung, es geht um Wachstum und um Entwicklung“, erklärt Pierce, der zuvor als Assistant Coach zum Rebuild der Philadelphia 76ers beigetragen hatte. „All diese Worte müssen wir gegenüber unseren Jungs immer wieder zur Sprache bringen.“
Von selbigen erhält Point Guard Trae Young als fünfter Pick der vorherigen Draft erwartungsgemäß die größte Aufmerksamkeit. Gleichwohl stehen im Kader weitere interessante Jungprofis, die sich unter Pierce beweisen dürfen und versuchen, in der Liga ihren Platz zu finden. Etwa Co-Rookie Kevin Huerter, ein starker Distanzschütze, Swingman Taurean Prince oder auch ein vielseitiger Flügelspieler wie DeAndre’ Bembry. Wer aus dieser Gruppe von Talenten nicht nur körperlich herausragt, ist indes ein anderer: John Collins, der sich in seinem zweiten Profijahr als DoubleDouble-Maschine präsentiert. Nachdem er die ersten 15 Saisonspiele aufgrund einer Knöchelverletzung verpasste, legt der 21-jährige Power Forward in gut 30 Minuten pro Partie 18,9 Punkte und 10,6 Rebounds auf. Damit ist Collins einer von ligaweit nur acht Akteuren, allesamt All Stars, die (mindestens) 18
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und zehn markieren. Und auch wenn die jungen Hawks das mit Abstand höchste Spieltempo der Liga anschlagen (und damit viele Ballbesitze generieren), verdienen die konstanten Leistungen ihres Topscorers und -rebounders Beachtung.
Fotos: Jesse D. Garrabrant/NBAE via Getty Images
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Collins’ Produktion sollte derweil nicht überraschen. Denn 2017/18 absolvierte er als Teilzeitstarter bereits eine sehr respektable Rookie-Saison. 10,5 Punkte, 7,3 Rebounds und 1,1 Blocks erzielte der dynamische 2,08-Meter-Mann in 24 Minuten pro Einsatz. Ansehnliche Werte, die er durch sein einsatzvolles und energiereiches Spiel generierte. Nicht zuletzt am offensiven Ende des Feldes, wo Collins eine effektive Feldwurfquote von 59,1 Prozent aufwies, da er vornehmlich in Ringnähe agierte. 27 Prozent seiner Abschlüsse waren Dunks. Insgesamt ließ es der sprunggewaltige Athlet 123 Mal krachen – öfter als etwa LeBron James oder Karl-Anthony Towns. Mit seiner ersten DraftEntscheidung als Hawks-Manager hatte Travis Schlenk (zuvor lange in Diensten der Warriors) im Sommer 2017 also prompt einen Coup gelandet und einen Zukunftsspieler ausgewählt. Zugleich sei gesagt, dass sich spätere Erstrundenpicks in der Regel nicht so schnell entwickeln und direkt abliefern wie Collins – der als 19-Jähriger an 19. Position gezogen wurde. Bescheiden betonte der Hoffnungsträger der Hawks im Vorjahr außerdem: „Ich entwickle mich erst noch.“ Apropos: Eine solche Entwicklung hatte Collins zuvor schon am College hingelegt und Atlanta damit nachhaltig beeindruckt. Als Sophomore war er an der Wake Forest University – der Alma Mater von Tim Duncan und Chris Paul – mit 19,2 Zählern und 9,8 Brettern (in nur 26,6 Minuten) nämlich zum Most Improved Player und First Teamer seiner Conference avanciert. Dieser Sprung gelang unter der Führung von Headcoach Danny Manning, der einst als smoother Big Man in der NBA zum All Star wurde. Bevor Collins seine Talente nach North Carolina zu den Demon Deacons trug, war er in einer Militärfamilie an wechselnden Orten aufgewachsen. Geboren in Layton, Utah, ging seine Reise über Guam, die Türkei und den Pazifischen Nordwesten nach West Palm Beach. In Südflorida reifte er dann zu einem der Topspieler des „Sunshine State“.
Auf dem Sprung
Etwas weiter nördlich, in der Hauptstadt des amerikanischen Südens, hat sich Collins als Profi prächtig eingefunden. Auf und neben dem Parkett. „Ich fühle mich wohl mit dem NBA-Lifestyle, dem Reisen, den Hotels, der Vorbereitung und alldem“, bekundet der reife 21-Jährige. „Ich habe es erlebt, also ist es nun einfacher, mich auf mein Spiel zu konzentrieren.“
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Auch hat er diesbezüglich zuletzt viel investiert. „Es ist diese Arbeit über den Sommer und das Lernen des Spiels in meinem zweiten Jahr – das macht sich bemerkbar. Alles ist für mich auf dem Parkett langsamer geworden.“ Collins’ neuem Trainer ist dies nicht verborgen geblieben. „Man sieht, dass er sich als Scorer zusehends wohler fühlt und dem Gegner auf verschiedene Weise zusetzt“, erkennt Coach Pierce. „Jeder weiß, dass er aus dem Pick-andRoll punkten kann. Ihn am Brett zu sehen, zu sehen, wie er den Ball auf den Boden
„Du gibst ihm nicht einfach den Ball und sagst: ,Geh und mach ein Play.‘ Das hat keinen Nutzen für uns. Stattdessen musst du ihn einfach nur spielen lassen … und deshalb laufen wir auch keine Plays für ihn.“ Lloyd Pierce -----------
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setzt und wie er das Feld weit macht – man sieht momentan einfach, wie er als Spieler wächst.“ Collins entwickelt sich also zu einem Big Man, der augenfällig in die Paceand-Space-Ära passt. Ein lauffreudiger, mobiler und schneller Akteur, der vor allem als Abroller sowie generell am Ring elitär finisht (69,1 Prozent). Zumal der Zweitjahresprofi seine aufkeimende Vielseitigkeit fest im Blick hat: „Ich will mein Spiel weiter ausbauen, vermehrt von außen angreifen. Bei meiner Größe und mit meiner Athletik kann ich auf dem Court verschiedene Dinge tun – verteidigen, werfen, was auch immer gefragt ist.“ Derzeit ist Collins allerdings noch ein Go-to-Scorer ohne Go-toMove. Eine Seltenheit in der Liga. So erzielt der explosive Athlet den Großteil
seiner Punkte durch Dunks (bereits 76 zu Redaktionsschluss), vorausgegangene Lobs, clevere Cuts abseits des Balles und nach Offensivrebounds (starke 3,9 pro Partie). 73,1 Prozent seiner Abschlüsse geht hierbei ein Anspiel voraus. Collins’ Spiel lebt demnach von seiner Agilität und Aktivität über Ringniveau. „Wenn er in der Lage ist, in die Luft zu springen, ohne dass jemand unter ihm ist, und ich den Ball irgendwo in der Nähe hinwerfe, weiß ich, dass er ihn sich holen wird“, bekräftigt Trae Young, mit dem Collins schon jetzt eine formidable Lob-Combo bildet. „Er punktet oft nach Plays, die wir nicht einmal für ihn laufen. Mit all seiner Energie kann für sich selbst Abschlüsse kreieren.“ Im Unterschied zu vielen NBASpielern, die zuvorderst von ihrer Athletik und Energie leben, verfügt Collins dagegen über bemerkenswert viel Ballgefühl und ein exzellentes Timing. In dieser Hinsicht schätzt er seine Erfahrungen als Torwart, die ihm nun auf dem Court zugutekommen. „Es hilft mir bei meinen Reaktionen“, sagt der große Fußballfan. „Ich hatte schon immer gute Hände, aber meine Reaktionszeit ist etwas, bei dem mir das Torwartspiel geholfen hat. Nämlich in der Lage zu sein, den Ball mit so hoher Geschwindigkeit zu verfolgen und dann zu fangen.“ Und da die Hawks unter Pierce kaum Plays für Collins laufen, hat dieser gelernt, sich in Position zu bringen. Sich Spielzüge einzuprägen und im Setplay zu agieren, sei hingegen nicht seine Stärke, wie der Coach halb im Scherz anmerkt. „Er ist ein energiegeladener Springer. Er läuft bereits irgendetwas und stellt dann fest: ‚Oh, richtig, ich habe vergessen, dass wir ein Play angesagt haben. Was war das nochmal?‘ Und dann schlägt es schon ein. BAM!“, lacht Lloyd. Vor allem aus dem Blocken-undAbrollen und im Tempogegenstoß fliegt der Vieldunker gerne ein. Zugleich liest Collins das Spiel zunehmend besser und versteht seine Rolle im Team sichtlich. „In unserer Offense gibt es kein Setplay, das besagt: ‚Hey John, hier ist der Ball, geh in die ISO.‘ Das ist nicht unser Spiel. Ich bin vielmehr eine Option. Ich spiele meine Rolle auf einem hohen Level innerhalb der Offense, und die Jungs machen einen guten Job, mich zu finden.“ „John ist kein statischer Spieler“, wie Coach Pierce treffend zusammenfasst. „Du gibst ihm nicht einfach den Ball und sagst: ,Geh und mach ein Play.‘ Das hat keinen Nutzen für uns. Stattdessen musst du ihn einfach nur spielen lassen … und deshalb laufen wir auch keine Plays für ihn.“ Trotz Collins’ Qualitäten im Fluss der egalitären Hawks-Offensive verbleiben in seinem Spiel jedoch Baustellen.
Potenzial & Problemzonen
Im Angriff ist der 21-Jährige mehr als ein dynamischer Abroller aus dem Block.
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Vor allem am Zonenrand kann Collins mit seiner Gewandtheit und dem guten Touch für Punkte sorgen. Etwa hat er den Dropstep, Jumphook sowie Up-andUnder-Moves im Repertoire. Der Drive zum Korb, den er dank seines schnellen ersten Schrittes ebenso vermehrt anbringt, ist indes nicht Collins’ Stärke, da er anfällig für Ballverluste ist und schwach abschließt. Generell bleibt sein Spiel mit dem Gesicht zum Korb ausbaufähig, auch wenn er den sporadischen Wurf aus der Mitteldistanz trifft (40,0 Prozent). Verbessert hat Collins zudem seine Fähigkeiten als Passgeber (2,8 Assists per 36 Minuten). So konnte er
tatsächlich anerkennen und ihn zu erschweren versuchen.“ Auch ist Coach Pierce davon überzeugt, dass sich Collins zu einem ernst zu nehmenden Stretch-Big entwickeln wird und damit das Spiel für seine Mannschaft öffnet. „Der nächste Schritt besteht für ihn darin, konsequent das Feld weit zu machen, sodass wir ein Pick-and-PopPlay für ihn laufen können“, erläutert der 42-jährige Übungsleiter. „Er kann werfen, aber er lernt noch, wie man im Spielfluss situativ schießt. Er lernt, wann er sagen soll: ‚Oh, wenn du mich hier draußen spielen sehen willst, werde ich nicht zum Korb abrollen.‘“
(4,0 per 36 Minuten) – was bei jungen, unerfahrenen Big Men jedoch nicht überraschen mag. Hinzu kommt seine unzureichende Helpside-Defense, die angesichts des Alters und seiner Anlagen sehr ausbaufähig erscheint. Denn Collins besitzt eine gute laterale Geschwindigkeit, die es ihm erlaubt, nicht nur unter dem Korb Räume zu schließen. Auch an der Dreierlinie kann er besser als die meisten Bigs mit flinkeren Außenspielern Schritt halten. Eine Qualität, die gefragt und dienlich ist, wenn beim Pick-and-Roll die Gegenspieler wechseln.
in dieser Saison bislang neun Partien mit mindestens vier Vorlagen verbuchen (sieben waren es 2017/18). Derweil stand hinter seinem Wurf von Downtown lange ein Fragezeichen. Schließlich hatte er in zwei Jahren am College lediglich einen einzigen Dreier versucht. Dass er werfen kann – er verfügt über einen schnellen, hohen Abwurf –, hat der „Dunkin’ Deacon“ bereits gezeigt. Als Rookie netzte er respektable 34,0 Prozent seiner 47 Dreierversuche ein. Zumal er in dieser Saison das Volumen signifikant erhöht hat und trotzdem 33,9 Prozent seiner durchschnittlich 2,2 Abschlüsse aus dem Catch-and-Shoot verwandelt. Das gestiegene Vertrauen in seinen verbesserten Distanzwurf ist Collins dabei deutlich anzumerken. Entsprechend bekundet er bescheiden: „Allmählich habe ich mich zu dem Punkt vorgearbeitet, an dem die Gegenspieler meinen Wurf
Also auch, wann er attackieren und wann er werfen sollte. „Das ist die nächste Entwicklungsstufe, auf der sein Spiel komplett abheben wird“, unterstreicht Pierce zukunftssicher. Allerdings darf das defensive Ende des Feldes bei allen Ansätzen im Angriff nicht außer Acht gelassen werden. In der Verteidigung erzielen die Hawks mit ihm zwar ihr bestes Net-Rating, Collins macht aber noch nicht den Unterschied. Denn er ist weder ein ausgewiesener Shotblocker noch ein nennenswerter Balldieb (erst 17 Stocks 2018/19). Sein Mix aus Sprungkraft, Schnelligkeit und Wendigkeit birgt trotzdem das Potenzial, dass er sich zu einem kompetenten Ringbeschützer entwickelt. Auch wenn er kein Sevenfooter ist und eine relativ geringe Spannweite mitbringt. Woran er defensiv vor allem arbeiten muss, ist seine Foulanfälligkeit
In der Defensive am Ball darf Collins bereits als solider Verteidiger gelten. Ligaweit verteidigt er unter allen Big Men die fünftmeisten Dreier, wobei er die gegnerische Erfolgsquote von Downtown um 5,5 Prozent stark absenkt. Wie in der Offensive greift Collins auch am eigenen Korb ansehnlich Rebounds. Mit etwas mehr Muskelmasse könnte er so zu einem exzellenten Rebounder avancieren. Unterdessen versucht Coach Pierce noch immer herauszufinden, wie sein Schützling zwei Jahre am College verbringen konnte und just vor der zweiten Profisaison gerade einmal seinen 21. Geburtstag feierte. „Ich versuche es wirklich zu verstehen – aber es ergibt einfach keinen Sinn“, lässt Pierce lachend verlauten. Die Hawks wird es freuen, John Collins wächst und gedeiht. redaktion@fivemag.de
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Domantas Sabonis Großer Name, große Leistung Die Indiana Pacers galten bis zur schweren Verletzung von Victor Oladipo als Kandidat für die Eastern Conference Finals – auch weil Domantas Sabonis Vollgas gibt und in seinem dritten Profijahr stark aufspielt. So darf der junge Big Man als produktivster und effizientester Backup der NBA gelten. Auch ist der Litauer ein würdiger Kandidat für die Auszeichnung als „Most Improved Player“. Text: Christian Orban
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er einst viel diskutierte Trade von Paul George, der im Sommer 2017 im Tausch für Victor Oladipo und Domantas Sabonis von den Indiana Pacers zu den Oklahoma City Thunder wechselte, erscheint mehr denn je als Win-win-Geschäft. Schließlich hat sich George im „Sooner State“ prächtig eingefunden und 2018 langfristig an die Thunder gebunden. Zumal er in dieser Saison in einem Karrierejahr zum herausragenden Akteur seines Teams avanciert ist. Derweil war Oladipo im Vorjahr als neuer Topspieler der Tempomacher durchgestartet: Er wurde erstmals in die All-Star-Auswahl sowie ins All-NBA- und All-Defensive-Team berufen. Zudem erhielt der Two-Way-Guard den Award als „Most Improved Player“. Nunmehr ist Sabonis derjenige, der sich stark verbessert zeigt und in Indiana seinen Durchbruch feiert. Nämlich als Double-Double-Maschine und produktivster Reservist der NBA. Zugleich zählt der 22-jährige Litauer zu den effizientesten Spielern der Liga. Dass die aufstrebenden Pacers vor Oladipos Knieverletzung im NBA-Osten gar als möglicher Conference-Finalist galten, hat demnach viel mit Sabonis zu tun, der gehörig zum Teamerfolg beiträgt. So legt der Backup-Center in seinem dritten Profijahr in nur 25,4 Minuten pro Partie eindrucksvolle 15,2 Punkte, 9,7 Rebounds und 2,9 Assists auf. Zur Einordnung: Allein Detlef Schrempf und Lamar Odom erzielten als Sixth Men in der Geschichte der NBA ähnliche Werte. Dabei sind Sabonis’ Spielanteile, die
Nutzungsrate und das Wurfvolumen im Vergleich zur Vorsaison, in der er bereits 11,6 Zähler, 7,7 Bretter und 2,0 Vorlagen beisteuerte, kaum angestiegen. Das heißt: In nahezu gleicher Rolle nutzt er seine Parkettzeit heuer noch effektiver. „Er ist unglaublich“, bekräftigt Oladipo. „Sein Spiel und seine Zahlen sprechen für sich. Der MIP-Award muss in Indy bleiben.“ Kein irreales Szenario, auch wenn Torontos Pascal Siakam zu Recht als Top-Anwärter gilt.
Hustle & Skills
Was bei den sehenswerten Statistiken
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Fotos: Jonathan Daniel/Getty Images
schnell in den Hintergrund rückt, ist die Präsenz, die Sabonis auf dem Parkett ausstrahlt. Denn der geschätzte Teamspieler geht stets einsatzvoll und physisch zu Werke, womit er als Impulsgeber von der Bank häufig den Unterschied macht. „Für mich ist er aktuell der ,Sixth Man of the Year‘. Die Energie, die er jeden einzelnen Abend für uns einbringt, ist enorm wichtig“, erklärt etwa Swingman Bojan Bogdanovic, der für die Pacers ebenfalls beachtenswert aufspielt. Sabonis’ Einfluss auf eine Partie liegt also auch in seiner vorbildlichen
Arbeitseinstellung und der vorgelebten Intensität begründet. Er ist ein emotionaler Akteur, der schonungslos agiert und damit bei Mitspielern, Kontrahenten und Beobachtern einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Diese Unnachgiebigkeit erinnert in gewisser Weise an seinen allbekannten Vater, Center-Legende Arvydas Sabonis. Während der ersten NBA-Saison von „Sabas“, der seine Blütezeit in Europa verbrachte und erst spät in die USA wechselte, wurde „Domas“ in Portland geboren. Doch siedelte die Familie nach dem Karriereende des Seniors
nach Südspanien um, wo der junge Sabonis in Malaga aufwuchs und zum Nachwuchsspieler reifte. Von Beginn an nahm der überlebensgroße Vater hierbei eine Vorbildfunktion ein. „Seit meiner Jugend war ich immer auf ihn fixiert“, bekundet „Sabas Jr.“. „Mein Vater war wie ein Gott für mich. Ein Mann dieser Körpergröße, der werfen, passen und all das tun konnte, was jetzt in der NBA im Trend liegt … er hat das vor 20 Jahren getan, was heute unglaublich erscheint.“ Der einst athletische 2,21-MeterHüne, der an beiden Enden des Feldes mit
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Fotos: Jesse D. Garrabrant/NBAE via Getty Images
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seinem smarten Allroundspiel dominierte, war sonach ein „Einhorn“, lange bevor der Begriff geprägt wurde. Als einer der besten Spieler seiner Generation wirft Arvydas Sabonis einen großen Schatten, in dem sich sein Sohn trotzdem wohlfühlt. Denn „Domas“ versuchte nicht, ihn zu übertreffen oder den überzogenen Erwartungen gerecht zu werden. Vielmehr versuchte er, seinen eigenen Stil zu finden. Und das mit Erfolg. Ein paar Gemeinsamkeiten bezüglich des Spielstils finden sich aber doch. Nicht zuletzt brilliert auch der jüngere Sabonis als Top-Rebounder (8. Rang bei der Reboundrate), der vor allem am eigenen Korb elitär die Bretter putzt. Hinzu kommen die Abschlussstärke aus der Nahdistanz und seine Passfähigkeiten aus dem Post, auch wenn er kein Highpost-Maestro wie der Senior ist. Grundlegend dreht sich bei Sabonis alles um Bewegung und Positionierung. Besonders abseits des Balles schneidet der 22-Jährige wieder und wieder durch die Defense und rochiert clever in die freien Räume, wo er sich aussichtsreich in Stellung bringt. Auch besticht der Litauer durch seinen Drang zum Brett des Gegners (2,6 Offensivrebounds). Zugleich kann er den Schnellangriff mitlaufen, vom Highpost aus agieren und im Halbfeld seine harten Blöcke stellen, die pro Partie zu 9,1 Punkten führen (ein Top-Ten-Wert). Dabei ist der lauffreudige 2,11-Meter-Mann nicht unbedingt flink – aber in der generell bedächtigen PacersOffensive (nur sechs Teams schlagen ein niedrigeres Spieltempo an) wendig, reaktionsschnell und robust genug, um als Stütze seiner Mannschaft zu fungieren. Mit Sabonis’ Mobilität geht sein ausgeprägtes Spielverständnis einher, das auch teamdienlich zum Tragen kommt, wenn er den Ball außerhalb der Zone erhält. Dann sucht er als fähiger Passgeber seine Mitspieler, die er immer im Auge hat und gerne nach Cuts und per Handoff bedient. Zwar ist eine Anfälligkeit für Ballverluste (2,3 pro Partie) auszumachen – doch trifft Sabonis regelmäßig die richtigen Entscheidungen und findet den offenen Mann, anstatt Würfe zu forcieren. Damit fügt sich der uneigennützige Pivot perfekt in Indianas kontrollierte Offensive ein, in der unter Cheftrainer Nate McMillan Ballbewegung angesagt ist. Ist der frühe Abschluss nicht verfügbar, wird der Spalding bewegt und geduldig der freie Mitspieler gesucht. So gehören die Pacers auch ohne einen herausragenden Playmaker 2018/19 zu den passstärkeren Teams der Liga. Sabonis’ Qualität als Vorbereiter kommt zudem zur Geltung, da er als Scorer verstärkt Gefahr ausstrahlt. Etwa kann er per Drive attackieren und dann am Korb hocheffizient abschließen. Denn der Linkshänder verfügt über
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„Wir haben einfach nur Scheiße gelabert und zusammen Spaß gehabt.“ -----------
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einen großartigen Mix aus Geduld, Kraft, grundsolider Fußarbeit sowie Wurf- und Körpertäuschungen. Sein Sprungstopp, dem eine halbe Drehung und der Hakenwurf folgen, ist beispielsweise kaum zu stoppen – schon gar nicht von meist schwächeren Bankspielern. Es mag daher nicht verwundern, dass der junge Sabonis zu den effizientesten und passstärksten PostupSpielern der NBA zählt. Wiederholt tanzt er seine Gegenspieler am Zonenrand mit seinen klassischen Centerbewegungen aus oder überpowert weniger athletische Big Men, ohne dabei an Treffsicherheit einzubüßen (56,1 Prozent Wurfquote im Post). Die meisten Abschlüsse erarbeitet sich der Pacer hingegen im Pick-and-Roll, aus dem er variabel finisht. Entweder mit dem schnellen Abrollen zum Korb oder einem Heraustreten in die Mitteldistanz, von wo er seine Sprungwürfe verlässlich verwandelt (40,5 FG%). Dabei prädestiniert ihn sein sauberer und schneller Abwurf dafür, als Stretch-Big auch von der Dreierlinie abzudrücken. Doch ist der Dreier in der Offensive der Pacers – nur zwei Teams schießen seltener von Downtown – gegenwärtig nicht Teil seines Spiels. So versteht sich Sabonis mehr denn je als Innenspieler, der knapp 80 Prozent seiner Abschlüsse in der Zone nimmt. Besonders gern direkt am Ring und mit ansehnlichem Ergebnis: Von allen Spielern, die 2018/19 in der „Restricted Area“ mindestens fünf Würfe pro Partie nehmen, kann „Domas“ hinter Giannis Antetokounmpo mit der zweitbesten Erfolgsquote aufwarten. Generell kommt ihm unter allen Akteuren, die mehr als 20 Minuten pro Spiel auf dem Parkett stehen, ligaweit der vierthöchste True-Shooting-Wert zu. Sabonis ist demnach ein formidabler Finisher, dessen Effizienz nicht zuletzt auf seiner Wurfauswahl beruht. Letztere hat auch zur Folge, dass er seine Freiwurfrate signifikant steigern konnte und nun immerhin viermal pro Abend an der Linie steht (3,0 Versuche 2017/18). Ein wichtiger Beitrag zur durchschnittlichen Offensive der Pacers, die als Team recht wenige Freiwürfe ziehen und leichte Punkte gut gebrauchen können. Ob der 22-Jährige diese beachtliche Produktion über die komplette Saison aufrechterhalten kann, wird sich zeigen. Seine Rolle als Anführer der Bank hat Sabonis in jedem Fall angenommen, auch wenn er natürlich gern mehr spielen würde. So agiert er mit dem Wissen, dass jeder seiner Wurfversuche ein hocheffizienter Abschluss sein muss, da seine Mannschaft auf solch effektive Beiträge baut. „Die Gegner respektieren mich jetzt, und meine Mitspieler verlassen sich auf mich“, betont Sabonis. „Wenn das Spiel umkämpft ist, sagen meine
Teamkollegen zu mir: ‚Komm schon, Domas, wir brauchen dich!‘ Das gefällt mir, denn ich übernehme diese Verantwortung sehr gerne.“
Work in Progress
Um die Rolle als Leistungsträger ausfüllen zu können, hat „Sabas Jr.“ gewiss viel Arbeit investiert und seine Physis gestählt. Denn wenn er eines von Vater Arvydas gelernt hat – dessen Karriere von Verletzungspausen und chronischen Leiden geprägt war –, dann ist es die Sorge um den eigenen Körper. Nicht zuletzt, weil sein Jobprofil als Zonenspieler dies auch erfordert. Zumal „Domas“ dahingehend trainiert, dass er seine Leistungsstärke auch dann aufrechterhalten kann, wenn er gebeten wird, dreißig oder mehr Minuten zu gehen. Hinzu kommt der vorherrschende Pace-and-Space-Stil, der zuvorderst für Big Men eine Herausforderung darstellt. „Auf dem Court flexibel und agil zu sein, hilft besonders den großen Spielern“, erklärt Sabonis. „Da heute fast alle klein spielen, ist Beweglichkeit ein großer Vorteil für uns, um kleinere Gegenspieler verteidigen zu können.“ Apropos Verteidigung: Am eigenen Ende des Feldes, wo die organisch gewachsenen Pacers mit einer TopDefensive aufwarten, trägt der Litauer vor allem als exzellenter Rebounder bei. So hat er seine defensive Reboundrate im Vergleich zum Vorjahr um rund fünf Prozent bedeutend angehoben. Derweil darf Sabonis mit seiner geringen Spannweite weder als Shotblocker (0,5 Blocks pro Partie) noch als ausgewiesener Ringbeschützer gelten. Auch ist er ein eher unterdurchschnittlicher HelpVerteidiger, der an der Dreierlinie und bei Switches mitunter Probleme bekommt. Als absinkender Verteidiger stellt der 2,11-Meter-Mann dagegen eine hilfreiche Zonenpräsenz dar, wenngleich seine Foulanfälligkeit (4,4 pro 36 Minuten) weiterhin aufscheint. Riccardo Fois, Sabonis’ Freund und Individualtrainer seit Collegetagen, lässt angesichts dessen Limitierungen verlauten: „Er ist in besserer Verfassung als 90 Prozent aller Spieler, aber er ist eben ein durchschnittlicher NBA-Athlet. Er wird mich dafür hassen, dass ich das sage, aber er ist jemand, der versucht, jedes kleine bisschen Athletik, das in ihm steckt, zu maximieren.“ Der Italiener fügt an: „Eines der wichtigsten Dinge war, die Füße zu bewegen und eine tiefere Position einzunehmen, um explosiver zu sein und damit diesen Teil des Spiels auch wirklich maximieren zu können.“ Eine Entwicklung, die noch nicht abgeschlossen ist. Auch weil Sabonis beispielhaft um seine Selbstbesserung kreist und seine Fähigkeiten erfolgsorientiert verfeinern möchte. Was ihn dabei auszeichnet, sagt Fois, sind
der Wille zur Arbeit und die Offenheit gegenüber neuen Trainingselementen. Soll heißen: Wenn ihn etwas besser macht, wird der Pacer daran festhalten und beispielsweise seine Yoga-Übungen mit großer Selbstdisziplin ausführen. Diese Arbeitsethik hatte Sabonis mit Fois’ Unterstützung bereits zu Collegezeiten kultiviert. Nach zwei Jahren an der Gonzaga University, der Alma Mater von John Stockton (wo Fois noch immer für die Bulldogs arbeitet), zogen die Thunder den damals 20-Jährigen in der Draft 2016 mit dem elften Pick. In Oklahoma traf „Domas“ seinerzeit auf ein Big-Man-Trio, das ihn direkt als „kleinen Bruder“ aufnahm und anleitete. Denn Nick Collison, Steven Adams und Enes Kanter waren von Sabonis’ Körperlichkeit, Reife und Energie sichtlich angetan. Nach fast jedem Shootaround oder Training ging das Quartett in Extraeinheiten zu Werke, die nicht selten „sehr physisch“ ausfielen, wie Collison anmerkt. „Wir haben einfach nur Scheiße gelabert und zusammen Spaß gehabt“, meint Sabonis hingegen und relativiert zugleich: „An manchen Tagen hat es Spaß gemacht, aber an manchen Tagen haben sie mich auch echt vermöbelt.“ Trotzdem möchte er dieses Lehrjahr nicht missen. Schließlich konnten ihm seine Mentoren in ihren jeweiligen Kompetenzbereichen (Erfahrung, Defense, Post-Scoring) etwas mit auf den Weg geben. Gleichwohl schützte das Sabonis nicht davor, in OKC „falsch“ und in einer für ihn ungewohnten Rolle eingesetzt zu werden. Nämlich als Stretch-Vierer, um das Feld für die von Russell Westbrook dominierte Offensive weit zu machen. Eine schwere Aufgabe, an der der Rookie-Starter, dessen Würfe zu einem Drittel Dreier waren (32,1 3P%), verzagte und letzten Endes scheitern musste. Zuvor hatte der Center am College in zwei Jahren ganze 14 Versuche von Downtown gewagt … „Für ihn fühlte es sich so an, als hätte die NBA den echten Sabonis nicht gesehen“, erläutert Fois im Hinblick auf die unpassende Starter-Rolle. „Sie sahen nicht all die Dinge, zu denen er fähig ist.“ Das geschah bekanntlich erst in Indiana, wo der Litauer auf seine angestammte Position zurückkehren durfte und als Innenspieler in neuer alter Rolle Selbstvertrauen tankte. Gleichwohl sollte dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch die Thunder durchaus daran interessiert waren, Sabonis’ Potenzial zu maximieren. „Ich weiß, dass es für Manager Sam Presti wirklich schwer war, ihn zu traden, weil sie ihn schon so lange Zeit im Visier hatten“, berichtet Franchise-Urgestein Collison. „Er war sicherlich keine reine Zugabe im Transfer für Paul George. Es tat dem Team sehr weh, ihn zu verlieren, weil er definitiv ein Teil der Planungen war.“ redaktion@fivemag.de
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Julius Randle Vom Hoffnungsträger zum Sorgenkind und wieder zurück
Julius Randle durchlebte in seinen ersten vier ProfiSpielzeiten bereits genügend Tiefen für eine ganze NBAKarriere: von einer Horror-Verletzung über schwankende Einsatzminuten bis hin zu konstanten Trade-Gerüchten. Nach seinem Abschied aus Los Angeles blüht Randle im Trikot der New Orleans Pelicans auf und erzielt in sämtlichen Kategorien Karrierebestwerte. Für den 24-Jährigen naht im Sommer der große Zahltag.
Fotos: Rocky Widner/NBAE via Getty Images
Text: Torben Adelhardt
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areem Abdul-Jabbar ist bekannt dafür, mit der amerikanischen Basketball-Nachwuchsförderung im Clinch zu liegen. Der NBA-Legende missfällt die Art und Weise, wie den jungen Spielern auf Highschool-Ebene und in den AAU-Kreisen das Spiel beigebracht wird: ein zu starker Fokus auf das Spiel an der Dreierlinie, zu wenig Balance zwischen dem Punkten am Zonenrand und Dreipunktewürfen. Als „Mr. Skyhook“ im Januar 2015 zur Zukunft seiner Los Angeles Lakers befragt wird, nennt er ein junges Talent als Hoffnungsträger, dem er aufgrund des vielseitigen Offensivspiels eine sehr gute NBA-Karriere prophezeit: Julius Randle. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Angepriesene jedoch erst ein Spiel für die Franchise aus Hollywood hinter sich gebracht. Drei Monate zuvor endete sein NBA-Debüt nach 14 Einsatzminuten mit einer schwerwiegenden Beinverletzung. Randle setzte Mitte des letzten Viertels zum Drive gegen Houstons Big Man Donatas Motiejunas an und landete nach seinem Layup-Versuch dermaßen unglücklich auf dem Boden, dass er sich das rechte Schienbein brach. Während die NBAPremierensaison von Randle somit ein jähes Ende fand, taumelten die Lakers in der Folge zu einer Startbilanz von 1-9 – gleichbedeutend mit einem neuen Negativrekord für die Hollywood-Franchise. Die Mannschaft sollte die Spielzeit schließlich mit der ersten 60-Niederlagen-Saison ihrer FranchiseGeschichte beenden. Es hingen dunkle Wolken über „LaLa Land“, wo man einem knallharten Neuaufbau über die anstehenden NBA-Drafts entgegenblickte. Dass Kareem Abdul-Jabbar mit Julius Randle, dem bis dato höchsten Lakers-Draftpick (7. Pick 2014) seit „Big Game“ James Worthy (1. Pick 1982), einen verletzten 20-Jährigen als Hoffnungsträger auserkor, verdeutlicht die hohe Wertschätzung der Legende für den damaligen Youngster. Vier Jahre später hat sich Randle tatsächlich zu einem der effektivsten Offensivspieler auf den FrontcourtPositionen entwickelt. Zu einem Big Man, der mit seinen Fertigkeiten im Lowpost sowie mit dem Gesicht zum Korb genau jenes facettenreiche Offensivspiel verkörpert, das Abdul-Jabbar bei der modernen Spielergeneration oftmals vermisst. Nur dass Randle seine Punkte heuer nicht mehr in Lila-Gelb auflegt.
Aller Entwicklung zum Trotz
Am 21. Dezember 2018 betrat Julius Randle zum ersten Mal als Gästespieler das Staples Center in Los Angeles. „Der ganze Lakers-Kram, das stört mich ehrlich gesagt nicht“, konstatierte der Neu-Pelican
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Fotos: Layne Murdoch Jr./NBAE via Getty Images
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im Vorfeld der aktuellen Saison. „Ich bin weitergezogen. Der schwierige Teil ist die brüderliche Verbindung, die du mit deinen Jungs in den Jahren aufgebaut hast. Niemand weiß, was du durchmachst, außer deinen Kollegen in der Umkleidekabine. Als J.C. (Jordan Clarkson) und Larry (Nance Jr.) nach Cleveland getradet wurden … das hat mich getroffen.“ Wer Julius Randle nach einem abschließenden Fazit bezüglich seiner Zeit bei den Los Angeles Lakers befragt, erhält eine zweigeteilte Antwort. Zu seinen ehemaligen Mitspielern Jordan Clarkson, Larry Nance Jr., Brandon Ingram und Lonzo Ball hat er eine persönliche Bindung aufgebaut, die auf den gemeinsamen Erfahrungen als Liganeulinge fußt. Auf der anderen Seite macht Randle keinen Hehl daraus, dass er von dem Lakers-Management um Rob Pelinka und Magic Johnson sowie Headcoach Luke Walton nicht die Art von Wertschätzung erfahren hat, die er sich gewünscht hätte. „Sie waren nicht die Personen, die mich gedraftet haben“, erklärt er. „Sie hatten ihre eigene Agenda, ihre eigenen Vorstellungen, wie das Team der Zukunft aussehen sollte.“ Keine einfache Situation für Randle – wie auch unlängst Kenny Payne, der als Assistant Coach für die Kentucky Wildcats arbeitet und Julius Randle während dessen College-Zeit in Lexington trainierte, bestätigte: „Die Jahre in Los
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„Man spielt für seine Teamkameraden, man spielt für sich selbst und für seine Familie. Aber abseits davon für niemanden sonst. Nicht für die Journalisten, nicht für das Front Office oder sonst wen.“ -----------
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Angeles waren für ihn nicht leicht. Er wollte unbedingt großartig spielen und ein waschechter Laker sein. Es dauerte eine Weile, bis er akzeptierte, dass die Dinge einfach nicht funktionieren würden. Und dass es nichts gab, was er dagegen tun konnte.“ Tatsächlich hatte Randle in der vergangenen Spielzeit auf dem Basketballparkett alles getan, was in seiner Macht stand, um den LakersVerantwortlichen seinen Wert für das Team zu beweisen. Nachdem er in den ersten Saisonmonaten noch mit schwankenden Einsatzminuten zu kämpfen hatte,
beförderte Trainer Walton den bulligen Forward Ende 2017 zum Starter. Randle dankte es seinem Übungsleiter mit überzeugenden Statistiken: 29 Punkte bei einer Trefferquote von 68,4 Prozent sowie 15 Rebounds gegen die Rockets, 22 und 14 gegen die Kings, 23 und 15 beim Auswärtserfolg gegen die Dallas Mavericks. In den ersten zwei Wochen als Vollzeitstarter kippte Randle ordentlich Wasser auf die Mühlen all jener NBAExperten und Lakers-Fans, die sich ohnehin seit Monaten sicher waren: Julius Randle ist der beste Spieler dieser Lakers. Nach der All-Star-Pause stieg die Usage Rate von Randle auf 25,1 Prozent an, wobei der Big Man auf ein Offensivrating von 110,0 kam. Zum Vergleich: Brandon Ingram hatte während der gesamten Saison bei einer geringeren Nutzungsrate (21,7) ein Offensivrating von 104,3. Unterm Strich legte Randle in den letzten 25 Saisonspielen durchschnittlich 19,5 Punkte, 9,4 Rebounds sowie 3,2 Assists auf und überzeugte mit einer True-Shooting-Quote von effizienten 61,2 Prozent. Dabei profitierte er jedoch zweifelsfrei vom schnellen Spielstil der Lakers, die hinter den Pelicans und Phoenix Suns die dritthöchste Pace liefen. Die Mischung aus BallhandlingSkills, Athletik und physischer Kraft macht Randle zum optimalen Ballhandler
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in Fastbreak-Situationen, der nach Defensivrebounds oder Steals in die Transition umschaltet. Nicht selten ging der Forward direkt Coast-to-Coast und schloss in unmittelbarer Korbnähe effizient ab. Nur Ben Simmons, LeBron James und Giannis Antetokounmpo waren bei den Fastbreak-Punkten (mindestens 110 Abschlüsse) noch effizienter als Randle. Auch Coach Walton zollte im Rahmen der obligatorischen Exit-Interviews seinem Schützling Respekt und äußerte sogleich einen Wunsch: „Julius hat einen großen Anteil daran, was wir in diesem Jahr hier erreicht haben. Ich würde es lieben, ihn zur kommenden Saison wieder begrüßen zu dürfen. Natürlich spielen da auch andere Faktoren eine gewichtige Rolle, aber als Headcoach würde ich es lieben, wenn er zurückkommt.“ Dieser fromme Wunsch hatte jedoch eine relativ kurze Halbwertszeit. Die Lakers gaben am 02. Juli bekannt, dass sie nicht mit dem Angebot der New Orleans Pelicans für Randle gleichziehen würden. Die finanziellen Rahmendaten des neuen Arbeitspapiers: zwei Jahre Laufzeit, 18 Millionen US-Dollar inklusive einer Spieleroption für das zweite Vertragsjahr. Während die Fans in Louisiana den Deal als klarsten Steal der Free Agency abfeierten, trauerte der Großteil der LakersAnhängerschaft ihrem Topscorer hinterher.
It’s a match!
Gerüchten zufolge waren gleich 25 NBATeams daran interessiert, Randle zum Start der Free Agency 2018 ein Angebot zu unterbreiten. Dass die Wahl des Umworbenen schließlich auf die Pelikane fiel, hing mit zwei Personalien zusammen: Alvin Gentry und Anthony Davis. ESPN-Journalist Adrian Wojnarowski bezeichnete die RecruitingMaßnahmen von Davis als „beharrlich“, und auch Pelicans-General-Manager Dell Demps zog alle dramaturgischen Register, um Randle von einer Vertragsunterschrift im „Big Easy“ zu überzeugen. „Dell Demps sagte mir, dass die Franchise mich nicht nur will, sondern braucht“, betont Randle. Das Gefühl, ein integraler Bestandteil der Zukunftsplanungen einer Franchise zu sein – für den 24-Jährigen emotionales Neuland im NBA-Zirkus. Für Headcoach Alvin Gentry ist Julius Randle der ideale Frontcourt-Spieler, um dem schnellen Pelicans-Stil einen zusätzlichen Ballhandler zu geben. Zudem kann Randle als Playmaker am Highpost agieren – ganz ähnlich, wie es DeMarcus Cousins in seiner Zeit bei den Pelicans getan hat. „Wir denken, dass er optimal zu unserem bevorzugten Spielstil passt und hier seine Stärken hervorragend zur Geltung kommen“, zeigt sich Gentry von seinem Neuankömmling überzeugt. Die ersten Saisonwochen sollten dann auch direkt zeigen, dass die Paarung
Randle-Gentry aufgeht. Die Pelicans gewannen ihre vier Auftaktpartien, und der prominente Neuzugang leistete während der Siegesserie mit durchschnittlich 17,5 Punkten und 8,5 Rebounds einen nicht unerheblichen Beitrag. Der positive Einfluss von Randle ist nicht nur in der Offensive spürbar. Die Pelicans setzen in der Defensive auf Switches in Pick-and-Roll-Situationen und doppeln immer mal wieder gegnerische Dribbler. Mit Anthony Davis verfügen sie über einen Big Man, der zu den Besten seiner Zunft gehört, wenn es darum geht, nach einem Switch vor dem gegnerischen Guard zu bleiben. Und auch Randle überzeugt in diesem Bereich. Für seinen Ex-Coach Luke Walton ist er gar „einer der besten Verteidiger unter den Big Men. Er kann jede Position auf dem Feld verteidigen und ermöglicht so ein problemloses Switchen.“ Die bedeutungsvolleren Vorzüge von Randle liegen nichtsdestotrotz am offensiven Ende des Courts. Zur Halbzeit der aktuellen NBA-Saison gehört der 24-Jährige auf seinen Positionen zu den effizientesten Offensiv-Akteuren. Unter allen Frontcourt-Spielern mit einer Usage Rate von mindestens 25 Prozent weisen lediglich Kevin Durant, Kawhi Leonard, Anthony Davis und Nikola Jokic ein höheres Offensivrating auf als Randle. Der Linkshänder hat sein Offensivspiel im Verlauf des vergangenen Jahres kontinuierlich verbessert, indem er seine Wurfauswahl optimiert hat: weniger Mitteldistanzwürfe, dafür mehr effizientere Dreier. Die trifft er 2018/19 immerhin mit einer Quote von 32,2 Prozent – das ist zwar noch unter Ligadurchschnitt, aber trotzdem respektabel. 77 Prozent seiner Wurfversuche nimmt Randle an den Zonenrändern, aus dem Midpost oder in unmittelbarer Ringnähe. Eine erfreuliche Entwicklung, die so vor der Saison nicht abzusehen war. ESPN-Journalist Zach Lowe schrieb in einem Blog-Beitrag vor gut einem Jahr, dass Randle aufgrund seiner Wurfauswahl „wie eine Big-Man-Antiquität in der NBA wirkt“. Zu diesem Zeitpunkt nahm der damalige Laker gerade fünf Prozent seiner Wurfversuche aus der Dreierdistanz und traf diese mit eiskalten 22 Prozent. Auch wenn Randle den Dreier in sein Repertoire aufgenommen hat – als Abrissbirne auf zwei Beinen ist es weiterhin sein aggressiver Zug zum Korb, dem die wenigsten Gegenspieler etwas entgegenzusetzen haben. Am 03. Dezember kam bei der Heimpartie gegen die Los Angeles Clippers für Randle offensiv alles zusammen. Mit 37 Punkten legte er einen Karrierebestwert hin und verwandelte dabei drei seiner vier Würfe von Downtown. An diesem Abend sah die NBA-Welt, was für ein wandelndes Mismatch die Nummer 30 der Pelicans in der Offensive sein kann.
Payday
So erfreulich die bisherigen Vorstellungen von Randle im Trikot der Pelicans auch sein mögen, sie könnten General Manager Dell Demps in diesem Sommer dazu zwingen, die Geldbörse weit zu öffnen – sollte Randle sich dazu entscheiden, seine Spieleroption nicht zu ziehen. Das Trio Jrue Holiday, Julius Randle und Anthony Davis stand in dieser Saison bis zum Redaktionsschluss gemeinsam 706 Minuten auf dem NBA-Parkett und erzielte dabei auf 100 Ballbesitze gerechnet starke 9,4 Punkte mehr als die Konkurrenz. Sie bilden einen interessanten Kern, der mit den richtigen Nebenleuten auch in der Western Conference für Furore sorgen könnte. Doch genau hier liegt der Hund im Front Office der Pelicans begraben. Die Flügelspieler Solomon Hill (13,2 Millionen US-Dollar) und E’Twaun Moore (8,6) haben für die kommende Saison noch gültige Arbeitspapiere, die entscheidende Verstärkungen via Free Agency fast unmöglich machen. Dabei bräuchte New Orleans dringend fähige Flügelspieler, die der Rollenbeschreibung „Dreier und Defense“ entsprechen und die Flügelrotation in der Breite und Tiefe verstärken. Momentan gehören die Pelicans zu den schlechtesten Defensiven der NBA (26. Rang) und torpedieren so ihr sehr gutes Offensivspiel (4. Platz). Ein Nikola Mirotic ist mit seinem Dreier in der Offensive elementar wichtig, steht aber in der Pick-and-Roll-Defensive zu häufig auf verlorenem Posten. Da Anthony Davis zur übernächsten Saison aus seinem Vertrag aussteigen kann, muss das Pelicans-Management spätestens in diesem Sommer die grundlegende Ausrichtung der Franchise für die nächsten fünf Jahre festlegen – ein Trade des Aushängeschildes ist in diesem Zusammenhang eine bittere, aber vermutlich notwendige Maßnahme. Für Julius Randle stehen die „Probleme“ seines Arbeitgebers an zweiter Stelle: „Man spielt für seine Teamkameraden, man spielt für sich selbst und für seine Familie. Aber abseits davon für niemanden sonst. Nicht für die Journalisten, nicht für das Front Office oder sonst wen.“ Randle hat in seinen ersten vier Monaten bei den Pelicans einen Neustart seiner NBA-Karriere begonnen. Welchen Stellenwert er in der Association genau genießt, wird in diesem Sommer durch die etwaigen Vertragsangebote illustriert. Und wer weiß, vielleicht trifft Kareem Abdul-Jabbar mit seiner Aussage aus dem Januar 2015 doch noch ins Schwarze: „Randle kann ein All Star in der NBA werden. Aufgrund seiner besonderen Fähigkeiten benötigt er nur die passenden Mitspieler um ihn herum.“ redaktion@fivemag.de
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31/01/2019 16:43
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Kevin
Knox
Kevin Knox Knox, Knox … who’s there? Kevin Knox ist die neue Hoffnung der New York Knicks. Doch wer ist da eigentlich im „Big Apple“ angekommen? Text: Thomas Fritz
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Große Versprechen
An Selbstbewusstsein mangelt es dem am 11. August 1999 in Phoenix, Arizona, geborenen Kevin DeVon Knox II schon mal nicht. Vor seinen ersten NBA-Minuten
Fotos: Fernando Medina/Elsa/NBAE via Getty Images
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ls Kevin Knox immer wieder über Schmerzen in den Knien klagt, machen die Teamärzte der Knicks eine überraschende Entdeckung. Der 19-Jährige wächst noch, bis zu zweieinhalb Zentimeter könnte der Rookie weiter in die Höhe schießen. Momentan ist der Small Forward 2,06 Meter groß. Geht es nach den Verantwortlichen um Coach David Fizdale, Teampräsident Steve Mills und General Manager Scott Perry, soll der neunte Pick der 2018er Draft nicht nur körperlich in die Höhe schießen. Auch sein Spiel muss weiter wachsen. Aktuell absolviert der ehemalige Student der University of Kentucky eine Premierensaison mit Licht und Schatten. Nach seinen starken Auftritten in der Summer League feierten ihn einige Presseorgane im „Big Apple“ schon wie den nächsten Franchise-Player der Knicks. Die „New York Post“ schrieb dem drittjüngsten Spieler der NBA eine „wachsende Legende“ zu. CBS Sports verkündete, Knox sei ein kommender „Superstar“. Mittlerweile hat sich die Euphorie etwas gelegt. Der Neuling legt Pro-SpielWerte von 12,7 Punkten und 4,2 Rebounds auf. Er wirft 38,3 Prozent aus dem Feld, sein Player Efficiency Rating beträgt 9,8 (der Ligadurchschnitt ist 15,0). Wenn der Flügel auf dem Feld steht, kassieren die Knicks pro 100 Ballbesitze 12,2 Punkte mehr als ohne ihn. Allein seine Dreierquote von 35,9 Prozent liest sich respektabel. Und er verliert kaum den Ball – weil er eben schnell abdrückt. Für die meisten Rookies wären solche Werte kein Grund zur Beunruhigung. Aber Knox läuft im legendären Madison Square Garden, dem „Mekka des Basketballs“, und in einem der größten Märkte der Liga auf. Dort dürsten die Fans schon länger nach einem Team, das an die glorreichen 90er Jahre anknüpfen kann. Dort ist das Umfeld besonders ungeduldig, dort schreibt einen die Presse nach ein paar schlechten Spielen schon mal in Grund und Boden. „Bist du bereit?“ Das war eine der Fragen, die Kristaps Porzingis gleich nach der Draft an seinen neuen Mitspieler richtete. Denn bis zur Rückkehr des Franchise-Spielers von seinem Kreuzbandriss – womöglich streift der Lette gegen Saisonende wieder das Trikot über – steht Knox besonders im Fokus. Er ist trotz seiner wackeligen Leistungen einer der wenigen Lichtblicke in einem Knicks-Team, das zum sechsten Mal in Folge die Playoffs verpassen wird. Seit der Saison 2000/01 gewann der zweifache NBA-Champion nur einmal mehr als 50 Spiele. „Ja, ich bin bereit“, antwortete Knox.
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31/01/2019 16:43
Fotos: Layne Murdoch Jr./NBAE via Getty Images
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kündigte er vollmundig an, er wolle so viele Spiele wie möglich gewinnen und die Knicks in die Playoffs führen. Vor dem Hintergrund von Porzingis’ Ausfall schien diese Prognose … gewagt. Zur Saisonhalbzeit stand die Mannschaft bei zehn Siegen und 31 Niederlagen. Alles deutet auf einen frühen Pick in der Draft 2019 hin, wo Megatalent Zion Williamson von der Duke University wartet. Die Misere allein Knox anzulasten, ist natürlich zu einfach und falsch. Aber wahr ist auch: Der Rookie tat gerade im ersten Viertel der Saison wenig, um seinen Vorschusslorbeeren gerecht zu werden und seinen großen Worten Taten folgen zu lassen. Er nahm zu viele Jumper aus der Mitteldistanz und traf sie miserabel (26,2 Prozent). Er passte den Ball kaum weiter, was den Fluss der Knicks-Offense oft bremste, und war zu selten in der Lage, sich einen eigenen Wurf zu kreieren.
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Der „New York Post“ vertraute der Scout eines Ostküsten-Teams an, dass es wohl noch zwei, drei Jahre dauern könne, bis Knox wirklich gut sein werde, weil er „wie ein 17-Jähriger spielt“. Ein anderer Scout bemängelt: „Alles, was er machen will, ist werfen.“ Knox verteilte bei Redaktionsschluss lächerliche 0,9 Assists. Bei seinem Debüt gegen die Atlanta Hawks versenkte der Rookie vier von 16 Würfen und erzielte zehn Punkte, null Rebounds und null Assists. Doch es gibt auch Lichtblicke. Als zweiter Spieler der NBA-Geschichte legte er vor seinem 20. Geburtstag mindestens 25 Punkte und 15 Rebounds in einem Spiel auf (26 und 15 gegen die Hornets). Der andere Profi, dem das gelang? LeBron James. Die Amerikaner nennen das „Good Company“. Knox’ Vorbild ist allerdings Warriors-Superstar Kevin Durant, den er bewundert und dessen Karriere er seit
Kindheitstagen verfolgt. Auch körperlich sind sich Knox (2,06 Meter, 98 Kilogramm) und Durant (2,06 Meter, 109 Kilo) ähnlich. Spielerisch trennen sie freilich noch Welten.
Ehrgeiziger Vater
Ohne seine Länge wäre Knox womöglich American-Football-Profi geworden. Sein Vater, Kevin Knox Sr., gewann 1993 die College-Meisterschaft als Wide Receiver mit den Florida State Seminoles, lief nach der NFL-Draft 1994 ein Jahr für die Arizona Cardinals auf und spielte 1996 eine Saison für das deutsche NFL-Europe-Team Rhein Fire in Düsseldorf. Noch heute passt der Vater hinter dem Haus der Familie in Tampa, Florida, mit dem Filius den Football hin und her. Nach einem Wachstumsschub als Jugendlicher konzentrierte sich der Junior aber auf das Basketball-Programm der Tampa Catholic High School.
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Im Hause Knox war immer viel los. Neben dem Vater lebten dort Mutter Michelle, von Beruf Sozialarbeiterin, sowie die jüngeren Geschwister Kobe, Karter und Ashley. Auch Großeltern sowie Onkel und Tanten waren stets präsent. Die gläubigen Eltern lehrten ihren ehrgeizigen Sohn vor allem eines: Demut. An seinen freien Nachmittagen konnte es vorkommen, dass er mit einem Kumpel bei bedürftigen, älteren Menschen im Haushalt half. Er sah, dass es Menschen gab, die nicht so privilegiert waren wie seine Familie. Sein Vater übernahm die sportliche Karriereplanung. Vielleicht, weil ihm selbst der große Durchbruch versagt blieb? Bei einem Finalspiel in der ersten Klasse organisierte Knox Sr. ganze 300 Zuschauer. Der Grund: „Ich wusste, dass das meinen Sohn den Druck besser aushalten lässt. Das war mein Ziel, seitdem er geboren wurde: ihn vor viele Leute zu stellen, damit er mit einem Pokerface und einem eiskalten Blick bestehen kann.“ Die Konzentration auf den Basketball trug Früchte. 2015 gewann Knox mit der U16-Nationalmannschaft der USA bei der FIBA Americas Championship Gold, ein Jahr später holte er mit den Kollegen in Spanien den WM-Titel. Nur Cavalier Collin Sexton und Gary Trent Jr. von den Portland Trail Blazers scorten besser als Knox (11,2 Punkte). „Dass er es ins Team USA geschafft hat, war ein Wendepunkt“, sagt sein HighschoolCoach Don Dziagwa. „Das hat Kevin in eine andere Stratosphäre katapultiert.“ Nach einer herausragenden Highschool-Karriere, in der er 2017 zu „Florida’s Mr. Basketball“ gewählt wurde, standen die Colleges Schlange. Das Angebot eines chinesischen Teams über einen mit 1,4 Millionen Dollar dotierten Einjahresvertrag in der Chinese Basketball Association schlug Knox aus. Seine Wahl fiel auf die University of Kentucky um Coaching-Legende John Calipari. Weil er in Mockdrafts schon damals als Erstrundenpick gehandelt wurde, wollte Knox unbedingt nach einem Jahr in die NBA wechseln. Er hängte sich einen großen Zettel mit dem Schriftzug „One and done“ in seinem Zimmer auf dem Campus auf. Nach 37 Spielen für die Wildcats standen 15,6 Punkte, 5,4 Rebounds sowie 34,1 Prozent von der Dreierlinie in den Büchern. Die NBA wartete. Bei Workouts für DraftAspiranten beeindruckte er die Verantwortlichen der Knicks nachhaltig. Nicht nur durch seinen Wurf, sondern auch durch körperliche Robustheit und den Willen, physisch dagegenzuhalten. Das Gründungsmitglied der NBA zog ihn an neunter Stelle. Die Buhrufe einiger KnicksFans ließen ihn äußerlich unbeeindruckt. In einem jungen New Yorker Team, in dem nur Enes Kanter, Courtney Lee und Lance Thomas mehr als fünf Profijahre auf dem Buckel haben,
stellt Knox die Verkörperung des Verjüngungsprozesses dar. Nur: Haben sie im „Big Apple“ auch genügend Geduld, damit der Teenager sich zu einem stabilen Leistungsträger entwickeln kann?
Vertrauen
Coach David Fizdale lässt daran keine Zweifel aufkommen. Seit Anfang Dezember vertraute er seinem Rookie nach dessen Knöchelverletzung mehr und mehr die Zügel der Offensive an und schickte Knox in fast jedem Spiel 30 und mehr Minuten ins Getümmel. Nach seiner Glanzleistung gegen die Hornets platzte offenbar der Knoten: In den folgenden zwölf Spielen zwischen Mitte Dezember und Anfang Januar scorte Knox immer zweistellig und kam dabei auf 18,3 Punkte pro Partie. Die Knicks verloren zehn dieser Partien. „Kevin wird jeden Tag in einem anderen Aspekt seines Spiels besser“, lobt ihn Fizdale. „Die größte Sache ist, dass das Spiel endlich etwas langsamer für ihn wird. Er sieht allmählich, von wo er seine Würfe bekommt. Er erkennt seine Weakside-Rotationen in der Verteidigung. Ich sage ihm immer: ,Lass deinen Körper gehen. Halte deine Athletik nicht zurück.‘ Ich denke, wenn er diesen langen Körper
„Ich denke, wenn er diesen langen Körper wirklich entfesselt, werden wir noch mehr tolle Dinge sehen.“ David Fizdale -----------
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wirklich entfesselt, werden wir noch mehr tolle Dinge sehen.“ Der Coach muss seinen Schützling vor allem dazu bringen, die Leistungen konstant abzuliefern – auch in der Verteidigung. Knox wird seit CollegeTagen ein fehlender Motor nachgesagt. Anfang Januar bewies er genau das Gegenteil. Gegen die Philadelphia 76ers stellte der Rookie mit 31 Punkten eine neue Karrierebestleistung auf. Im Alter von 19 Jahren und 155 Tagen knackte er als sechstjüngster Profi diese Barriere. Vor ihm stehen nur Kobe Bryant, Devin Booker, Jaren Jackson Jr., Kevin Durant und LeBron James. Zudem pflückte
er sieben Rebounds und traf viermal von Downtown. In dem Spiel zeigte Knox auch mehrfach, was sein Coach schon lange gefordert hatte: seine Größe und Athletik nutzen, um mit dem Ball zum Korb zu ziehen. „Eines habe ich gelernt, wenn es mal nicht so gut läuft“, sagt Knox. „Du musst deine Spots finden.“ Inzwischen hat er sich einen vorderen Platz in der Rotation erarbeitet, bekommt hinter Tim Hardaway Jr. die zweitmeisten Minuten. Noch ist sein Wurf zu wackelig, noch lässt seine Schussauswahl zu wünschen übrig, noch bezieht er seine Mitspieler zu wenig ein. Aber alle Kritiker sollten nicht vergessen: Knox ist noch ein Teenager. Er darf in den USA nicht einmal Alkohol trinken, er zockt gern „Fortnite“ auf der Konsole und kassierte in seinen ersten Tagen in New York gleich mal ein paar Strafzettel, weil er mit dem Parksystem nicht zurechtkam. Knox braucht Zeit. Auf dem Parkett und im Leben abseits davon. Das weiß Kristaps Porzingis aus eigener Erfahrung. Beim All Star haben sich die Buhrufe aus der Draft-Nacht zu MVP-Rufen gewandelt. In Zukunft soll „Knoxingis“ im Frontcourt der Knicks ein brandgefährliches Tandem bilden. „Er ist lustig. Er macht Witze. Es macht Spaß, mit ihm zu reden. Ich freue mich darauf, mit ihm auf dem Court zu stehen und im Training gegeneinander zu spielen. Er ist ein großartiger Spieler“, lobt Knox. Beide sind groß und wurfstark bis hinter die Dreierlinie, zudem mit langen Armen ausgestattet. Sie könnten zu einem Matchup-Albtraum werden und sich durch ihr vielseitiges Spiel gegenseitig Räume öffnen. ESPN-Experte Jay Williams glaubt, dass beide in Zukunft voneinander profitieren und sogar vermehrt das Pickand-Roll spielen werden. Doch dafür muss Knox noch fleißig an seinem Ballhandling und an seiner Spielübersicht arbeiten. Schon jetzt hat der Rookie eine Steigerung vollzogen. „Es kommt vor, dass ich ihn auf dem Feld brauche“, sagt Fizdale. „Es ist ziemlich gut, das über einen 19-Jährigen zu sagen.“ Mit dem Druck kommt Knox offenbar gut zurecht. Nach außen gibt er sich selbstbewusst, er spuckt vielleicht etwas zu große Töne – was gut zur New Yorker Mentalität passt. Die Fans lechzen nach Erfolgen. Lieber früher als später soll Knox zu einem 20-Punkte-Scorer und soliden Verteidiger reifen und die Knicks als Sidekick von Porzingis in die Playoffs führen – so das Kalkül der Entscheidungsträger. Der Prozess ist schmerzhaft, die Entwicklung wird ein wenig dauern. Aber die Wachstumsschmerzen gehören dazu. Nicht nur in seinen Knien, auch für ihn als Rookie insgesamt. Während er physisch bald das Limit erreicht haben wird, kann man Kevin Knox nur wünschen, dass er spielerisch immer weiter in die Höhe schießt. redaktion@fivemag.de
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De’Aaron Fox Fix mit Fox Die Sacramento Kings waren lange Zeit die Lachnummer der Liga. Doch in dieser Spielzeit befinden sich die Kalifornier über die Saisonmitte hinaus auf Playoff-Kurs. Die Franchise hat ihr Offensivsystem um 180 Grad gedreht – auch dank des selbst ernannten schnellsten Spielers der Liga, De’Aaron Fox. Text: Manuel Baraniak
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den Fastbreak ein, Iman Shumpert ist bereits losgerannt und erhält in der Hälfte der Wolves den Ball. Beim Schwenk der Kamera taucht nun der fünfte Kings-Akteur auf dem Feld auf: Buddy Hield, der sich im Schnellangriff in einer der Grundlinienecken platziert und nach einem Pass den Dreier zur Elf-Punkte-Führung einnetzt. Hield hat nicht die Idee von Ranadivé aufgegriffen und unbeteiligt vorne gelauert, während die Kollegen verteidigt haben („Cherry-picking“ nennen das die US-Amerikaner), vielmehr sprintet Hield noch während des Korblegerversuchs von Covington nach vorne. Das hat System. Die Kings wissen um die Tendenz vieler Teams, im postmodernen Basketball nicht aggressiv das Offensivbrett zu attackieren – demnach kann sich ein Akteur im Umschaltspiel schnell nach vorne orientieren. Somit überfallen die Kings förmlich ihre Gegner
„Das Beste, was du für De’Aaron Fox tun kannst, ist, schnell und klein zu spielen sowie ihm so viel Platz wie möglich zu geben. Er ist unser Franchise-Spieler.“ Dave Joerger -----------
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bei deren Gang zurück in die Verteidigung. Das funktioniert aber nur, wenn man einen Spieler in seinen Reihen hat, der sowohl im Kopf schnell schaltet als auch flinke Beine hat – wie De’Aaron Fox. Der positive Umschwung Sacramentos und das Spiel des Zweitjahresprofis gehen Hand in Hand und lassen sich nicht getrennt voneinander betrachten.
Der Schnellste der Liga
Chris Haynes wälzt sich ob so viel sympathischen Selbstvertrauens lachend auf dem Sofa umher. Mitte Dezember des vergangenen Jahres ist De’Aaron Fox zu Gast beim Podcast von „Yahoo Sports“, in einem Video ist der Rookie mit hochgeklappten Sonnenbrillengläsern neben Journalist Haynes zu sehen, als beide über Fox’ Schnelligkeit sprechen.
Fotos: Rocky Widner/NBAE via Getty Images
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ir verteidigen vier-gegen-fünf, während einer vorne bleibt und abstaubt!“ Es ist nicht überliefert, welche Worte Vivek Ranadivé genau gewählt hat, aber so ähnlich könnte es sich zugetragen haben, als der Besitzer der Sacramento Kings laut ESPNs Zach Lowe im Oktober 2014 dem Beraterstab der Franchise eine solche Idee unterbreitet hatte. Der NBA-Kosmos nahm dieses Gedankenspiel als gefundenes Fressen auf, um die andere Franchise in Nordkalifornien wieder mal durch den Kakao zu ziehen. Denn die Kings haben in der jüngsten Vergangenheit viel dafür getan, um als vielleicht mieseste Organisation der NBA zu gelten. „I like Stauskas“ hat sich derweil als Meme des Missmanagements etabliert: Ranadivé hatte im Vorlauf der Draft 2014 mit diesem Satz seine Vorliebe für Nik Stauskas ausgedrückt. Dass die Kings ihren achten Draftpick bereits ein Jahr später tradeten – und dafür unter anderem einen Erstrundenpick dieses Jahres den Philadelphia 76ers draufgeben mussten –, stellt einen Tiefpunkt der jüngsten Transferpolitik Sacramentos dar. Bei Buddy Hield ging Ranadivé so weit, ihm „Stephen-Curry-Potenzial“ zu bescheinigen. Und in der Doncic-Hymne „Halleluka“ machte sich „The Ringer“ zu Saisonbeginn ebenfalls über Sacramento lustig: „The baffling Kings took Bagley over Luka.“ Nun stellt Luka Doncic auf seinem designierten Weg zum „Rookie des Jahres“ alle Liganeulinge in den Schatten, und Big Men scheinen die Kings zudem schon genug zu haben. Dennoch wird dem zweiten Pick der Draft, Marvin Bagley, vor allem zu einem so frühen Zeitpunkt seiner Karriere unrecht getan, könnte er den Kings doch künftig den benötigten Ringschutz geben. Über einen Umweg in Form des Trades aus New Orleans war Hield im Februar 2017 nach Sacramento gekommen, seine Dreierquote von 44,7 Prozent in dieser Saison erreicht durchaus „Splash Brother“-Dimensionen. Und bei Kings-Spielen in dieser Spielzeit scheint das Team von Headcoach Dave Joerger im Halbfeld in der Tat häufig im Vier-gegenfünf zu verteidigen … 13. Dezember 2018. Die Minnesota Timberwolves gastieren in Sacramento, Ende des zweiten Viertels führen die Kings mit 58:50. WolvesFlügelspieler Robert Covington geht in der Zone zum Layup, verlegt diesen jedoch, Kings-Center Willie Cauley-Stein greift sich den Defensivrebound. Der Bildausschnitt zeigt in diesem Moment nur vier KingsAkteure. Wie das? Die folgenden sechs Sekunden geben Aufschluss, denn so wenig Zeit benötigen die Kings im Schnellangriff für den Abschluss: Cauley-Stein leitet per Outlet-Pass auf De’Aaron Fox direkt
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Fotos: Rocky Widner/NBAE via Getty Images
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„Ich bin nicht oben mit dabei – ich bin die Nummer eins“, macht Fox deutlich und führt auch nach Namen wie John Wall oder Russell Westbrook aus: „Sprechen wir von Grundlinie zu Grundlinie und mit dem Ball in der Hand, bin ich definitiv der schnellste Spieler der Liga.“ Und er besitzt für diese Sichtweise einige schlagkräftige Argumente. Wie etwa die Auswärtsbegegnung gegen die Utah Jazz. Anfang des dritten Viertels erhält Fox in der eigenen Zone von Cauley-Stein nach dessen Defensivrebound den Ball. Sacramentos Aufbauspieler tritt an, manövriert sich zwischen Ricky Rubio und Joe Ingles hindurch, prescht an Rudy Goberts langen Schritten vorbei und lässt auch in der Jazz-Zone Donovan Mitchell sowie Jae Crowder wie Statisten bei seinem EinMann-Fastbreak-Dunk aussehen. Oder das Gastspiel bei den Dallas Mavericks, als Fox Mitte des Schlussabschnitts selbst den Ball nach dem gegnerischen Fehlwurf einsammelt, den Turbo zündet und innerhalb von drei Sekunden in Dallas’ Zone einlegt. Oder die Heimpartie gegen die Los Angeles Lakers, als er Mitte des ersten Durchgangs den Ball bringt, die Lakers sich zwar in ihrer Halbfeldverteidigung aufgestellt haben, Fox aber mit seiner Antrittsschnelligkeit die komplette Defensive seziert. Er stopft den Ball mit so viel Wucht durch den Ring, dass er nach der Landung und der Rückwärtsbewegung zu Boden fällt, aber so viel Schwung mitgenommen hat, dass er nach seiner Rolle wieder auf den Füßen steht. Bei so viel Schnelligkeit kann einer halt schon mal die Bodenhaftung verlieren … Dass Fox Speed besitzt, ist nun wahrlich kein „Hot Take“ und war schon während seiner Rookie-Saison sowie seines einzigen College-Jahres in Kentucky zu beobachten. Was hat sich also verändert, dass er den nächsten Schritt gemacht hat und mit durchschnittlich 17,9 Punkten, 7,2 Assists, 3,6 Rebounds und 1,8 Steals zur Saisonmitte als Kandidat für die Auszeichnung des meistverbesserten Spielers gilt? „Das Spiel hat sich für ihn verlangsamt“, erklärt Kings-Coach Dave Joerger nach der Partie bei den Jazz, welche die Kings auch dank eines DoubleDoubles von Fox (17 Punkte und 13 Assists) für sich entscheiden. Was wie ein Gegensatz zum Turbo-Fox klingt, zielt vielmehr auf sein Spielverständnis ab: Fox agiert in seiner zweiten NBA-Saison offensiv effizienter. Er liest das Pick-and-Roll besser, woraus er zum einen beidhändige Durchstecker und Cross-Court-Pässe sowie Lob-Anspiele an den Mann bringt und zum anderen den einfacheren Weg durch die Zone zum Korb findet. Über die Offseason hatte Fox vor allem Videomaterial von Chris Paul studiert, was sich auszuzahlen scheint.
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Dass sich Spieler von ihrer ersten zur zweiten NBA-Saison verbessern, ist Standard. Bei Fox steckt aber auch einiges an Arbeit dahinter. Der 1,91-Meter-Schlaks hatte in seiner Premierenspielzeit aufgrund seiner dünnen Statur Lehrgeld zahlen müssen, dementsprechend lag der Fokus des 21-Jährigen auch auf seinem Körper. „Er ist physischer, als ich ihn jemals zuvor gesehen habe. Er war sich bewusst, dass er in den Kraftraum muss, direkt nach dem letzten Saisonspiel hat er losgelegt. Er wird sich nicht zurücklehnen und einstecken – vielmehr wird er austeilen“, zeigte sich Larry Lewis, der Entwicklungs-Coach Sacramentos, in der Offseason beeindruckt von Fox. Das zahlt sich in dessen zweitem Jahr aus, in dem Fox es versteht, trotz Kontakt mit einem Verteidiger sicherer am Ring abzuschließen. Hin und wieder wird er in Korbnähe noch geblockt, weil er sich beim Abschluss mit seiner schwächeren rechten Hand noch nicht so sicher zu fühlen scheint. Dass sich der Weg für den Guard in die Zone aber stärker öffnet, liegt vor allem an seinem verbesserten Sprungbzw. Distanzwurf. Nach Quoten von 24,6 Prozent am College und 30,7 Prozent in seinem NBARookie-Jahr traf Fox zur Saisonhalbzeit 37,9 Prozent von Downtown.
Jung, aber abgebrüht
Mit welchen Fragezeichen bezüglich seines Wurfs Fox seine NBA-Laufbahn gestartet hat, lässt sich anhand eines seiner frühen Karrierehighlights zeigen. Anfang November 2017, zu Beginn seiner Rookie-Saison, besorgt er den 109:108-Gamewinner gegen die Sixers. Mit 14 Sekunden auf der Uhr trifft der damalige Liganeuling einen Pullup-Jumper aus der Mitteldistanz über Robert Covington. In der Medienrunde in der Kabine wird Fox von einem Journalisten gefragt, wie sich der siegbringende Wurf anfühle, da Shooting seine Schwachstelle sei. Dass Fox innehält, darüber nachdenkt und nicht wortgewandt kontert, liegt zum einen wohl an der Tatsache, dass er erst frisch in die Liga gekommen ist, unterstreicht zum anderen aber vielleicht auch einfach den Wahrheitsgehalt dieser Aussage. Kaltschnäuzig tritt Fox in seiner Premierensaison aber durchaus auf. Der Gamewinner gegen Philadelphia soll nicht der einzige große Moment des Guards in einer Crunchtime bleiben. Gegen die Miami Heat und Brooklyn Nets sorgt er in den Schlusssekunden für den Ausgleich, in der Verlängerung tragen die Kings jeweils den Sieg davon. Und in der zweiten Partie gegen Miami setzt sich Fox per Gamewinner-Tip-Dunk athletisch in Szene. Wenn auch (noch) nicht mit einem siegbringenden Wurf, so präsentiert sich Fox auch in dieser Saison „clutch“: Der
Sophomore sorgt in solchen Situationen für die meisten Zähler innerhalb der Kings-Mannschaft und schraubt seine Dreierquote sogar von 37,0 Prozent auf 43,0 am Ende von engen Partien. Der Wurf als Schwachstelle? Nicht mehr. Fox genießt ob dieser Steigerung auch Anerkennung von Ligakollegen. Donovan Mitchell, der mit Fox seit deren Highschool-Zeit befreundet ist, zollt dem Kings-Akteur Ende November Respekt, nachdem sich die Jazz zu Hause Sacramento mit 110:119 geschlagen geben müssen: „Das ist der De’Aaron, den ich kenne. Der selbstbewusste Typ, der werfen, punkten und andere einbinden kann.“ In den letzten drei Minuten verteilt Fox zwei Assists und sorgt mit einem Jumper für die Sechs-PunkteFührung. Mitchell führt aus: „Er kann das ganze Jahr so weitermachen – und ich denke, das wird er. Für ihn sind nach oben keine Grenzen gesetzt.“ Während Mitchell in seinem zweiten Jahr ein wenig zu stagnieren scheint, wenn auch auf hohem Niveau, hat Fox derart große Schritte gemacht, dass sich Blazers-Guard Damian Lillard zu folgender Aussage hinreißen lässt: „Wenn ich mir die Draft-Klasse ansehe, reden viele über andere Leute – aber Fox könnte der beste Spieler von ihnen sein“, äußert sich Lillard gegenüber dem Kings-Blog „Sactown Royalty“. „Sein Auftreten ist ein Grund dafür – er ist wirklich demütig und respektiert das Spiel. Ich bin ein großer Fan von De’Aaron Fox.“
Pace is King
Große Worte von Lillard, wenn man sich vergegenwärtigt, welche Guards in der Draft 2017 außerdem gezogen wurden: neben Mitchell etwa Lonzo Ball, Dennis Smith Jr., Frank Ntilikina und als Top-Pick Markelle Fultz. Es scheint, als hätten die Kings vielleicht doch einmal alles richtig gemacht. Und als hätten sie nach Jahren des Neuaufbaus, der aber nie konsequent durchgezogen wurde, einen Eckpfeiler für die Zukunft gefunden. Einen Eckpfeiler, um den die Franchise ein System aufbaut. Es gilt zu bedenken: Im Sommer 2017 verpflichteten die Kings mit George Hill einen damals 31-jährigen Veteranen in der Free Agency, der Fox zu Beginn nicht nur die Starterrolle, sondern auch Spielanteile als Offensivgestalter streitig machte. Und wer nahm in der Saison 2017/18 die meisten Würfe aller KingsSpieler? Keiner der Jungspunde … nein, Lowpost-Wühler Zach Randolph! Das hatte auch Auswirkungen auf die Offensive Sacramentos, die mit 95,6 Ballbesitzen pro Spiel die langsamste Pace der Liga bereithielt. Zukunftsträchtig sieht anders aus. Doch mit einer Spielgeschwindigkeit von 104,7 haben sich die Kings in dieser Spielzeit auf den zweiten Platz manövriert. Wie sehr dem Team das schnellere Tempo liegt, zeigt die
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Tatsache, dass die Kings ihr Offensivrating um 6,3 Punkte gesteigert haben. „Wir haben die Jugend, den Speed und das Talent – ich denke, wir werden viel besser abschneiden“, zeigte sich Fox schon vor Saisonstart selbstbewusst. Keine Mannschaft erzielt zu Saisonmitte mehr Punkte im Fastbreak und nach Ballverlusten des Gegners. 24,3 Prozent ihrer Feldwürfe nehmen die Kings in den ersten sechs Sekunden eines Angriffs – ebenfalls ligaweiter Top-Wert. Vor allem zu Saisonbeginn schienen viele Teams mit diesem neuen Stil überfordert. Miamis Dwyane Wade bezeichnete das Duell mit Sacramento als „Konditionstest“. Und Orlandos Coach Steve Clifford zeigte sich beeindruckt, dass die Kings selbst nach Punkten des
Gegners das Tempo anziehen: „Ich bin mir nicht sicher, ob ich jemals ein so schnelles Team gesehen habe.“ Die Gegner sind fix und fertig, die Kings sind fix mit Fox. „Wir sind so viel während des Trainingscamps gelaufen – es war schrecklich“, gesteht Fox die harte Saisonvorbereitung, „aber das hat uns definitiv geholfen.“ Das zeigt sich auch statistisch: Während bei Sacramentos Gegnern die Wurfquoten über die Viertel sinken, können die Kings selbst ihre Quoten halten. Zumal Fox sich in diesem Offensivkonzept wohl fühlt: „So habe ich schon immer gespielt: an der Highschool, am College, im AAU-Basketball. Und das ist etwas, das Coach Joerger in diesem Jahr betont.“
Nach seiner Zeit in Memphis und zwei Übergangsjahren in Sacramento kann Joerger endlich diesem Stil nachkommen – mit dem richtigen Spielermaterial und einem designierten Anführer. „Das Beste, was du für De’Aaron Fox tun kannst, ist, schnell und klein zu spielen sowie ihm so viel Platz wie möglich zu geben. Er ist unser FranchiseSpieler“, schrieb Joerger schon vor Saisonbeginn die Zukunft Sacramentos dem Point Guard zu. Es wäre vielleicht an der Zeit, von Kings-Besitzer Vivek Ranadivé öfter ein „I like Fox“ zu hören, um ein neues, positives Kings-Mantra zu platzieren. Bis es so weit ist, wird Sacramentos Fastbreak-Express noch einige Male aus dem Bildschirmausschnitt rennen. redaktion@fivemag.de
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Dick Motta Coach Großmaul Er entschied mit einem Wurf auf einen kleinen ZimmerBasketballkorb über seine NBA-Karriere, nahm einen Tiger mit in die Kabine und kassierte technische Fouls am laufenden Band. Dick Motta war einer der eigenwilligsten Trainer der NBA-Geschichte – und einer der erfolgreichsten. Text: Thomas Fritz
Fotos: Layne Murdoch/NBAE via Getty Images
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ange nach dem Ende seiner Coaching-Karriere wurde Dick Motta von einem Reporter gefragt, ob er nach 1.952 Partien und 28 Jahren an der Seitenlinie etwas bereue. Motta? Der berichtete nicht von verpassten Meisterschaften, nicht von mies angesagten Spielzügen in der Crunchtime, nicht von persönlichen Fehlern und Niederlagen. „Ja“, antwortete der heute 87 Jahre alte Coach. „In meinem ersten Jahr in Chicago wurde ich aus einem Spiel geworfen. Ich ging in die Umkleide, und Pat Williams, der General Manager, kam mit ‚Bennie the Bull‘, dem Maskottchen, zu mir. Er schlug vor, dass ich mir das ‚Benny the Bull’-Kostüm überstreife, zurück in die Halle gehe, mich neben die Bank stelle und den Rest des Spiels coache. Ich habe darüber
nachgedacht, aber nein gesagt. Bis zum heutigen Tag wünsche ich mir, dass ich zurückgegangen wäre und den Rest des Spiels in diesem Anzug gecoacht hätte.“ Diese Episode verrät einiges über John Richard Motta, den alle nur „Dick“ nennen. Er war ein hitzköpfiger Trainer, der wegen seiner Schimpftiraden fast 400 Mal von den Schiedsrichtern aus der Halle geschmissen wurde. Er gab alles für den Erfolg, ein Trickser war er jedoch nicht. Denn wie hätte der Disziplin-Fanatiker dann die Regeln guten Gewissens gegenüber seinen Schützlingen durchsetzen können? Und Motta besaß einen feinen Sinn für Humor. Sonst hätte er aus seiner Erinnerungskiste wohl kaum ausgerechnet diese Anekdote herausgekramt. Mit dieser Mischung brachte er es als Trainer sehr weit:
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Der Querkopf steht mit 935 Siegen auf dem zwölften Platz der ewigen NBABestenliste, musste als einer von nur vier Coaches in seiner Karriere aber auch 1.000 Niederlagen einstecken. 1978 gewann er mit den Washington Bullets um Elvin Hayes, Wes Unseld, Bob Dandridge und Mitch Kupchak den einzigen Titel der Franchise-Geschichte – und auch seine erste und letzte NBA-Meisterschaft. „Egal in welchem Jahr und auf welchem Level“, lobt Ex-NBA-Coach Phil Johnson. „Wenn du ein von Dick Motta trainiertes Team gesehen hast, hast du immer gute Ballbewegung, viele Screens und Postup-Spielzüge gesehen – wenn er das Talent hatte.“
Fotos: Dick Raphael/NBAE via Getty Images
Unstet
In seinen mehr als drei Jahrzehnten als College- und NBA-Coach steht der Mann mit dem akkuraten Seitenscheitel fast in jedem Landesteil der Vereinigten Staaten an der Seitenlinie. Von der Ostküste (Washington Bullets) bis nach Kalifornien (Sacramento Kings), von den großen Seen im Norden (Chicago Bulls) bis nach Texas (Dallas Mavericks). Selbst im Hinterland am Fuße der Rocky Mountains (Weber State University und Denver Nuggets) hinterlässt Motta seine Spuren. Er hält es einfach nirgendwo besonders lange aus, zumindest nach damaligen Maßstäben. Manchmal ist das wenig verständlich. Zum Beispiel bei den Dallas Mavericks, die Motta 1980 als Expansion-Team übernimmt, an die Ligaspitze führt und 1987 nach der bis dato besten Saison der Teamgeschichte (55 Siege) Hals über Kopf verlässt. „Er dachte immer an sein kleines Idaho-Team an der Highschool zurück, mit dem er einen Titel gewonnen hatte, und an seine College-Teams“, sagt der ehemalige Mavs-Star Mark Aguirre. „Aber so, wie er uns zusammengebracht hat, wäre uns das auch gelungen, wenn er nicht gegangen wäre. Ohne Zweifel.“ Motta will dem Trend immer einen Schritt voraus sein. Bevor er gefeuert werden kann, zieht er selbst die Reißleine. In Dallas berauben ihn sein chronisches Misstrauen und sein Hang zu Bauchentscheidungen im Rückblick einer großen Chance. Ein Jahr nach seinem Abgang scheitern die Texaner mit den Deutschen Detlef Schrempf und Uwe Blab in den Conference Finals nur knapp an den L.A. Lakers von Magic Johnson. Rückblick ins Jahr 1968. Mottas erste NBA-Station sind die Chicago Bulls. General Manager und Teilbesitzer Dick Klein versucht dreimal, den Übungsleiter von der Weber State University in Mottas Heimatbundesstaat Utah loszueisen. Er ist vom jungen, schneidigen Strategen begeistert, doch der kann der Millionenmetropole im Bundesstaat Illinois nicht viel abgewinnen.
Motta
„Ein Team spiegelt seinen Coach wider“, sagt Klein. „Dicks Teams waren gut gedrillt, sie wussten, was sie taten, sie arbeiteten hart und spielten giftig.“ Nach mehrfachen Abwerbeversuchen hat der Boss schließlich Erfolg. Nach Unstimmigkeiten mit seinem Vorgesetzten bei Weber State knüllt Motta im Büro verärgert ein Blatt Papier zusammen und visiert den kleinen Korb über seinem Mülleimer an. Er erinnert sich: „,Zur Hölle‘, dachte ich mir, ,wenn der Wurf reingeht, nehme ich diesen Chicago-Job an.‘“ Das Papierknäuel prallt gegen das Brett und genau in den Korb. Motta wechselt in die „Windy City“. Trotz des beruflichen Aufstiegs blickt er später mit einer Prise Wehmut zurück. „Wenn ich mir Dean Smith ansehe und wie er all die Jahre an einem Ort blieb, dann denke ich, wir hätten auch in Weber State ein North Carolina haben können. Manchmal beneide ich das. Aber so ein Denken war einfach kein Teil von mir. Immer wenn es etwas hinter dem nächsten Hügel gab, musste ich dorthin, um es zu sehen.“ Bei den Profis fängt er ganz von vorne an. Als der Rookie-Trainer 1968 sein erstes Spiel im Madison
„Ich habe nicht genug Ärsche geküsst.“ -----------
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Square Garden coachen will, lassen Polizisten den 37-Jährigen, der mit Scheitel und Glattrasur deutlich jünger aussieht, nicht passieren. Erst nach längeren Diskussionen erhält er Zutritt und feiert am Abend gegen CoachingSchwergewicht Red Holzman beim 100:96 prompt seinen ersten Sieg. „Intensiv“, beschreibt der junge Point Guard Jerry Sloan seinen neuen Boss. Forward Jim Washington lobt: „Es ist unmöglich, zwölf Spieler glücklich zu machen. Es gibt nicht genug Minuten. Aber bei Dick weiß jeder, wo er steht und warum er spielt oder nicht spielt.“ Motta kann ein meisterhafter Kommunikator sein, wenn er will. Aber auch sein Temperament hat er vom College mitgenommen. Nach wenigen Tagen erfährt das BullsFunktionär Dick Klein am eigenen Leib. „Entweder ich gehe oder Flynn Robinson geht“, brüllt der Coach seinem Förderer entgegen. Klein gibt sich kleinlaut. Noch in den ersten Wochen der Saison wird der Point Guard zu den Milwaukee Bucks
getradet. Motta ist dabei nicht nur schroff gegenüber seinen Vorgesetzten, er legt auch bei seinen Schützlingen sehr großen Wert auf Disziplin und eine gesunde Härte. „Willkommen in der Hölle“, begrüßt Spud Webb 1991 Neuzugang Mitch Richmond nach dessen Trade zu den Sacramento Kings. Der Grund: Der Coach lässt gerne zwei Trainingseinheiten pro Tag ansetzen. An der Highschool in Grace im Bundesstaat Idaho zieht er sich 1959 den Zorn des ganzen Ortes zu, als er die komplette Starting Five wegen eines Saufgelages suspendiert. Zwei Wochen nachdem das Team 1959 die Staatsmeisterschaft gewinnt, kündigt er. Ein typischer „MottaMove“. Später nennt er diesen Titel – nicht die NBA-Meisterschaft – die größte Befriedigung seiner Karriere. Seine größten Erfolge mit den Bulls feiert Motta 1971, als er nach einer 57-Siege-Saison zum ersten und einzigen Mal zum „Coach des Jahres“ gewählt wird, sowie mit dem Einzug in die Western Conference Finals 1975. In einer defensiv geprägten Serie gegen den späteren Meister aus Golden State verlieren die Bulls um das Quartett Bob Love, Chet Walker, Norm Van Lier und Jerry Sloan das entscheidende siebte Spiel 79:83. Nach einer total verkorksten Folgesaison tritt der Übungsleiter zurück und unterschreibt wenige Stunden später ein neues Arbeitspapier bei den Washington Bullets. Es ist die erste und einzige Station, bei der er ein gestandenes Team übernimmt und keinen Rebuild verantwortet – was teilweise auch eine Erklärung für Mottas insgesamt durchwachsene Siegesquote von 47,9 Prozent ist. Von den 15 NBA-Coaches mit den meisten Siegen weist nur Bill Fitch (46 Prozent) eine schlechtere Bilanz auf.
Champion
In der Hauptstadt äußert sich Motta zu Beginn fast bescheiden. „Ich werde nicht mit meinen geladenen Gewehren auftauchen, mir auf die Brust trommeln und sagen, wie es läuft“, sagt er. „Ich kann viel von diesen Spielern lernen, und sie können viel von mir lernen. Aber sie sind keine Fremden für mich. Ich habe sie spielen gesehen, ich habe gegen sie gecoacht – und ich habe sie gehasst.“ Alles, was sie bräuchten, sei ein wenig Verbesserung, um vier, fünf, sechs Spiele mehr zu gewinnen, so Motta. Zunächst stagnieren die Bullets, die 1971 und 1975 in den Finals gescheitert waren, auf sportlicher Ebene. Mit 48 Siegen wiederholen sie ihre Vorjahresbilanz. Im nächsten Jahr gewinnen die verletzungsgeplagten Hauptstädter sogar nur 44 Partien. Nichts deutet auf einen tiefen Playoff-Run hin. Erst als sich das Lazarett am Ende der
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Fotos: Rocky Widner/NBAE via Getty Images
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Spielzeit lichtet, läuft es für Mottas Männer besser. Neun der letzten zwölf Partien enden mit einem „W“ im Statistikbogen. Das Team lebt von Unselds herausragenden Skills als Rebounder und ballverteilender Center, von Hayes’ Scoring und Dandridges Vielseitigkeit. Im Finale steht der Dritte der Eastern Conference den leicht favorisierten Seattle SuperSonics gegenüber. Motta warnt mit seinem berühmt gewordenen Satz „The opera ain’t over ’til the fat lady sings“, den er einem Reporter geklaut hatte, die Medien vor zu weit vorausschauenden Prognosen. Die Bullets gewinnen die Serie trotz zweifachen Rückstands knapp nach sieben Spielen. Es ist der erste Titel für ein Team aus Washington seit der NFLMeisterschaft der Redskins 1942. „Die meisten Leute gaben uns keine Chance“, triumphiert Motta. „Aber ich habe die ganze Zeit gespürt, dass wir es schaffen können.“ In den Finals 1979 revanchieren sich die SuperSonics gegen die alternden Bullets, deren Stars Hayes (33), Unseld (32) und Dandridge (31) dem jüngeren Westküsten-Herausforderer nicht genug entgegensetzen können. Ein Jahr darauf ist schon in der ersten Runde gegen Julius Ervings 76ers Schluss. Motta bricht seine Zelte in der Hauptstadt ab, in der er seinen 500. Sieg feierte und zu einem der meistgefragten Coaches der Association aufstieg. Doch der Abgang nach der Saison 1979/80 hinterlässt einen bitteren Beigeschmack. Seine Spieler werfen ihm vor, unmotiviert gewesen zu sein und Spiele schlecht gecoacht zu haben. Schon seit Weihnachten gibt es Gerüchte, dass Motta die frisch gegründeten Mavericks übernehmen will, die 1980 ihren Pin auf die NBA-Landkarte stecken. Der Beschuldigte streitet die Vorwürfe ab und verweist auf die schweren Verletzungen von Dandridge und Kupchak, trotz derer die Playoff-Qualifikation letztlich gelingt. Keine vier Wochen nach seinem Rücktritt in Washington ist die Tinte auf Mottas neuem Vertrag unter der texanischen Sonne getrocknet.
Motivationstiger
„Ich wollte schon immer ein ExpansionTeam coachen“, freut sich Motta über die neue Herausforderung. „Teil von etwas Neuem sein, die allerersten Schritte sehen, sehen, wie es wächst, gut wird und sich zu etwas entwickelt, auf das man stolz sein kann. In Dallas gibt es all das.“ Doch das Coaching-Leben bei den Mavs ist hart. Draftpick Kiki Vandeweghe will nicht für das neue Team spielen und wird nach wenigen Wochen zu den Denver Nuggets getradet. Ohne den hoch gehandelten Forward gewinnen die Texaner nur 15 Partien. Aller Anfang ist schwer. Die Geschäftsmänner Don
Carter und Norm Sonju halten an Motta fest. Sie haben einen Plan. Dass die Mavs zunächst mehr durch Mottas Wutausbrüche als durch sportliche Leistungen von sich reden machen, gehört zum Kalkül. „Dick Motta“, sagt General Manager Sonju über den Coach mit der kurzen Zündschnur, „ist ein Künstler. Und wie jeder weiß, können Künstler temperamentvoll sein.“ Mit Mark Aguirre, dem 1981 gedrafteten und nicht besonders handzahmen Mavs-Star der 80er Jahre, gerät der Coach häufig aneinander. Einige Fans gehen vor allem deswegen zu den Spielen, weil sie Motta und Aguirre in Aktion sehen wollen. „Es ging immer darum: Wird Dick Mark rausschmeißen? Wird Dick ihn vermöbeln? Wird Mark sich wie ein Kind benehmen?“, berichtet Don Carter amüsiert. Die anfängliche Erfolglosigkeit lässt den Coach zu fragwürdigen Motivationstricks greifen. Bei einem Auswärtsspiel in Golden State ist er angesichts der miesen Vorstellung so verärgert, dass er kurzerhand die Verantwortliche der Halbzeitshow bittet, ihm auszuhelfen. Denn sie ist eine Löwen- und Tigerbändigerin! Als Motta seine Spieler in der Kabine zusammenstaucht, öffnet er eine Tür und lässt den angeleinten Tiger herein. „Wenn ihr nicht besser spielt“, ruft Motta und zeigt auf die Raubkatze, „werde ich ihn euch fressen lassen.“ Als Guard Jim Spanarkel nervös Richtung Duschkabine tippelt, pfeift ihn Motta zurück. „Mach das nicht. Er wird dich in die Ecke treiben.“ Solche Eskapaden beschädigen die Beziehung zu seinen Spielern offenbar nicht nachhaltig. Mit Ausnahme einer Saison verbessert sich die Bilanz der Mavs jedes Jahr, bis das Team 1986/87 dank seiner elitären Offensive hinter den Lakers Platz zwei der Western Conference erobert. Die ErstrundenPleite gegen Seattle ist eine enorme Enttäuschung. In der Offseason kommt es zum Eklat. In einem Interview sagt Motta, Dallas werde wegen der LakersDynastie nie die Meisterschaft gewinnen. Die Worte verbreiten sich auch im PräInternetzeitalter schnell bis nach Texas. Dort bricht ein Sturm der Entrüstung los. Fans, Medien und Teamverantwortliche sehen in den Aussagen einen Verrat. Teamchef Carter fordert eine öffentliche Klarstellung. Motta reagiert trotzig: „Freundschaft bedeutet, niemals um Entschuldigung bitten zu müssen.“ Er macht es sich sehr einfach. Gleich nach dem Gespräch mit seinem Boss verkündet er gegenüber Reportern seinen Rücktritt. „Als Dick gegangen ist, waren wir nicht mehr dasselbe Team“, bedauert Mark Aguirre. Nach zweieinhalbjähriger Pause übernimmt der alternde Übungsleiter die Sacramento Kings, die erfolgloseste Station seiner Karriere, dann kehrt er
nach Dallas zurück. Der mit 63 Jahren älteste Coach der Liga soll das jüngste Team der Association zum Erfolg führen und den drei „Js“ – Jason Kidd, Jamal Mashburn und Jimmy Jackson – die Flausen austreiben. Ein Projekt, das wie für Motta geschaffen scheint. Die Spieler nennen ihn „Großvater“, er erzählt ihnen Geschichten aus einer Zeit, als die Profis ihre Trikots noch selbst waschen mussten. Die Mavs verpassen trotz einer Steigerung um 23 Siege die Playoffs. Teaminterne Streitigkeiten und Verletzungen bremsen einen noch größeren Aufschwung. Besonders Mashburn und Jackson sind sich nicht ganz grün und zoffen sich über die Anzahl der Würfe. Auf die Frage, ob die beiden ihre Differenzen irgendwann begraben werden, antwortet Motta ironisch: „Ich denke, wenn es Frieden auf den Golanhöhen und Frieden in Belfast geben könnte, ist alles möglich.“ Der Mann auf der Bank ist zahmer geworden. Die junge Generation kann er nicht mehr so anbrüllen, wie er es jahrzehntelang praktizierte. Bei seinen Spielern kommt der menschelnde, weniger hitzköpfige Motta gut an. Sportlich stagniert die Entwicklung im zweiten Jahr, obwohl der Halbfeldbasketball-Fan ausnahmsweise pfeilschnell spielen lässt. Nach zwei unterm Strich erfolglosen Spielzeiten tritt er im Mai 1996 zurück. Im Herbst springt er bei den schwächelnden Denver Nuggets ein letztes Mal in die Bresche, kann das Ruder aber auch nicht herumreißen. Sein letztes Spiel coacht John Richard Motta am 19. April 1997. Er lässt seine Starter fast komplett durchspielen – mit Erfolg. Der Sieg zum Abgang gegen die Mavericks ist ihm offenbar wichtig, der Ehrgeiz bleibt bis zuletzt groß. Zwei Tage später wird der Veteran gefeuert. „Wenn die Bücher geschrieben sind, wird Dick als einer der besten Coaches der NBA darin stehen“, sagt Pat Williams, früherer General Manager der Chicago Bulls. „Aber er ist auch einer der komplexesten, widersprüchlichsten und sonderbarsten Menschen, die ich je kennengelernt habe.“ Jerry Reynolds, sein früherer Boss bei den Sacramento Kings, urteilt ähnlich: „Ich respektiere Dick wirklich. Er neigt nur dazu, ein wenig zynisch, ein wenig paranoid und ein wenig übertrieben zu sein.“ 2019 steht Dick Motta wieder einmal auf der Liste der Kandidaten für die Hall of Fame. Im September wird er 88 Jahre alt. Der Coach hätte es nach fast 1.000 Siegen verdient, die Ehrung noch zu Lebzeiten zu erhalten. Warum er all die Jahre noch nicht aufgenommen wurde, wollte ein Reporter von ihm wissen. Die typische Großmaul-Motta-Antwort: „Ich habe nicht genug Ärsche geküsst.“ redaktion@fivemag.de
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Memphis Tigers Pennys Erbe ( n ) Die Memphis Tigers gehören zu den erfolgreichsten Teams in der Geschichte des College-Basketballs. Einst Dauergast im NCAA-Turnier und Pionier-Schule der „One and done“-
Fotos: Sam Greenwood/Getty Images
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ords were passed in a shotgun blast/Troubled times had come/To my hometown/ My hometown […].“ Es sind eindringliche Zeilen, die dem 1985 veröffentlichten Song „My Hometown“ der Rockmusik-Koryphäe Bruce Springsteen entstammen. In dem Musikstück unternimmt „The Boss“ eine Reise in seine eigene Vergangenheit und zeichnet das Bild seiner Heimatstadt nach, wie er sie als Kind und Heranwachsender wahrgenommen hat. Doch statt einer glorifizierenden Lobeshymne auf die eigene Geburtsstadt beschreibt Springsteen seine Heimat als eine Gegend, die von Armut, Gewalt und Perspektivlosigkeit gebeutelt ist. Und trotzdem schwingt in dem Lied auch durchgehend das Gefühl von Stolz mit. Dass die eigene Heimat – allen negativen Erfahrungen zum Trotz – stets einen besonderen Stellenwert genießt. Was die Lyrics eines über 30 Jahre alten Rocksongs mit Basketball zu tun haben? Die aktuelle Situation der Memphis Tigers und ihres neuen Headcoaches Anfernee Hardaway weckt zweifelsfrei Erinnerungen an das Lied von Bruce Springsteen. Denn auch dort sind die Themen Heimat, Stolz und Negativität
Ära, verkamen die Tigers in den vergangenen Jahren jedoch zum Treppenwitz. Anfernee „Penny“ Hardaway möchte das ändern … als Coach. Text: Torben Adelhardt die entscheidenden Elemente in einer Geschichte, die zu den interessantesten in der aktuellen Welt des CollegeBasketballs zählt. Um zu verstehen, warum es sich bei Neu-Coach Hardaway nicht um eine x-beliebige Traineranstellung in der NCAA handelt, muss man sich die sportliche Misere der Memphis Tigers in der jüngeren Vergangenheit vergegenwärtigen.
Am Boden
Als am 19. März 2018 die Ernennung von Penny Hardaway zum neuen Übungsleiter der Memphis Tigers offiziell verkündet wurde, sorgte das für viele Schlagzeilen. Fünf Tage zuvor war bereits die Entlassung von Tubby Smith publik geworden. Nach lediglich zwei Spielzeiten sowie einer kumulierten Bilanz von 40 Siegen und 26 Niederlagen musste der 67-Jährige seinen Hut nehmen. Der Ex-Coach der University of Kentucky schaffte es in seiner Amtszeit nicht, die Tigers zurück ins große NCAATurnier zu führen, an dem sie zuletzt
2014 teilnahmen. Schlimmer noch: Memphis verlor gar den Anschluss in der American Athletic Conference. Bereits unter Headcoach Josh Pastner, der als Nachfolger von John Calipari zwischen 2009 und 2016 an der University of Memphis tätig war, zeichnete sich seit 2013 ein deutlicher Abwärtstrend ab. Nachdem die Tigers in der AAC-Premierensaison 2013/14 noch auf dem dritten Platz landeten, standen in den Folgejahren stets mindestens vier Teams vor ihnen. Mannschaften wie SMU, Houston, UCF und Cincinnati stritten sich um die Spitzenpositionen in der Liga, während die Tigers in Richtung Bedeutungslosigkeit taumelten. In den zwei Spielzeiten unter Smith belegte Memphis den 127. respektive 125. Rang bei der angepassten Offensiv-Effizienz – hinter Teams wie den Niagara Purple Eagles oder Fort Wayne Mastodons. Der basketballerische Niedergang der Alma Mater von aktuellen NBA-Spielern wie Derrick Rose, Tyreke Evans oder Will Barton manifestierte sich
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auch in dem schwindenden Interesse der Fans an ihrem eigenen Team. In der NCAA-Saison 2016/17 kamen durchschnittlich 9.622 Menschen zu den Tigers-Heimspielen ins FedExForum – der niedrigste Zuschauerschnitt seit 35 Jahren. Den Tiefpunkt markierte jedoch die „Signing Period 2017“. Denn in dieser Phase, wenn die begehrtesten Highschool-Talente bekannt geben, wo sie denn in Zukunft Unibasketball spielen möchten, ging Tubby Smith zum dritten Mal leer aus – nicht ein einziger der 150 Top-Rekruten entschied sich für die University of Memphis. Selbst die regionalen Highschool-Talente Alex Lomax (Wichita State) und Robert Woodard (Mississippi State) gaben den Tigers einen Korb, anstatt für sie auf selbigen zu werfen. Damit sah plötzlich nicht nur die Gegenwart in Memphis düster aus, sondern auch die nahe Zukunft. „Unsere Recruiting-Class 2018 rangiert auf dem 127. Platz – direkt hinter Pennsylvania und knapp vor Duquesne. Das ist jetzt die Kragenweite der Memphis Tigers“, bilanzierte der lokale Journalist Don Wade. Im April 2008 spielten die Tigers um Superstar-Freshman Derrick Rose und All-American Chris Douglas-Roberts gegen die Kansas Jayhawks noch um die NCAA-Krone. Keine zehn Jahre später war Memphis im grauen Mittelfeld der Division I angelangt. Ohne Top-Talente, ohne die Unterstützung der Fans, die im Begriff waren, endgültig das Interesse am hiesigen College-Basketball zu verlieren. Die klassische Dramaturgie eines jeden Superhelden-Blockbusters würde an dieser Stelle nun die Rückkehr des totgeglaubten Helden vorsehen, der zur Rettung naht und seine Stadt vor dem Untergang bewahrt. Und da die besten Geschichten noch immer das Leben schreibt, ist genau das eingetreten. In Person des größten Basketballspielers, den Memphis je hervorgebracht hat.
Fotos: Mike Ehrmann/Getty Images
Hometown Hero
Auch wenn den letzten Zeilen ein gehöriges Maß an Pathos anheftet, beschreiben sie doch ziemlich realitätsnah die vorherrschende Gefühlslage in Basketball-Tennessee im März 2018. „Die Stadt hat mich großgezogen. Ich war als Basketballer sehr erfolgreich. Alles, was ich mache, mache ich für diese Stadt, und ich bin froh darüber, das Traineramt zu übernehmen“, fasste es Penny Hardaway auf seiner ersten Pressekonferenz als Tigers-Coach pathetisch zusammen. „Ich wusste, dass die Stadt einen Schub braucht, die Schule braucht einen Schub. Ohne despektierlich klingen zu wollen – aber ich fühle, dass meine Präsenz genau dafür sorgen wird.“
Tigers
Alle anderen Personen wären bei diesen Worten vermutlich hart von der Lokalpresse kritisiert worden. Nicht aber Hardaway. Der vierfache NBA-All-Star ist nicht nur in Memphis geboren und aufgewachsen, sondern kehrte nach seiner NBA-Karriere dorthin zurück. Als Highschool-Spieler dominierte „Penny“ Ende der 80er Jahre die regionale Basketballszene und führte die Memphis State University – 1994 erfolgte die Umbenennung zur University of Memphis – 1992 bis ins Elite Eight des NCAA-Turniers. In seinen beiden Spielzeiten bei den Tigers legte Hardaway durchschnittlich 21,8 Punkte, 8,4 Rebounds und 6,5 Assists auf und wurde zweimal als „Midwest Player of the Year“ geehrt. Die Trikotnummer 25 wird zu seinen Ehren nicht mehr vergeben. Abgesehen von Larry Finch, der als Spieler und Trainer insgesamt 14 Jahre bei den Tigers verbrachte, genießt kein anderer Memphis-Alumnus unter den Anhängern einen solchen Kultstatus wie Anfernee Deon Hardaway. „Penny Hardaway zum neuen Coach zu ernennen, war die logischste Wahl. Vom ersten Tag an herrscht hier Aufbruchstimmung. Tubby Smith ist ein sehr guter Basketballtrainer, aber er passte überhaupt nicht nach Memphis“, kommentierte CBS-Analyst Gary Parrish den Trainerwechsel.
Unter Smith machten zuerst die talentiertesten Highschool-Spieler des Landes einen großen Bogen um die Memphis Tigers – und dann taten es ihnen die Fans gleich. Dass wenige Tage nach der Bekanntgabe der neuen Trainerpersonalie sowohl die Spenden an die Universität als auch die Ticketverkäufe einen deutlichen Anstieg erlebten, machte den Headcoach-Wechsel unmittelbar zu einem wirtschaftlichen Erfolg für die Uni. Aber eine noch größere Kehrtwende sollte sich im sportlichen Bereich zeigen.
„Team Penny“
Im Berufsleben kann das berüchtigte Vitamin B hilfreich sein, um die nächsten Stufen auf der Karriereleiter zu erklimmen. Wenn wir von Vitamin B in der Welt des College-Basketballs sprechen, dann handelt es sich in der Regel um die persönlichen Netzwerke eines Headcoaches, die beim Rekrutieren von Highschool-Talenten zum Tragen kommen. Und von diesen Vitaminen hat Penny Hardaway einen ganzen Medizinschrank voll. „Ich bin aus zahlreichen Gründen froh, dass Penny Hardaway der neue Trainer der Memphis Tigers ist. Einerseits für die ganze Stadt, aber auch für unsere AAU-Szene. Penny ist für diese Kids wie Michael Jordan. Er war der Titan des AAU-Basketballs in Memphis, und ich musste fünf Jahre lang mit ihm
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Scouting-Experte Eric Bossi von Rivals. com zu Protokoll. Den Startschuss zum Vollangriff auf die Talente gab Hardaway direkt wenige Tage nach seiner ersten Pressekonferenz, als er die HighschoolGuards Alex Lomax, der eigentlich schon den Wichita State Shockers zugesagt hatte, und Tyler Harris von einem Memphis-Commitment überzeugte. Harris und Lomax kämpften in ihren letzten zwei Highschool-Jahren mit ihren jeweiligen Teams um die Vorherrschaft in Memphis. Hardaway schaffte es, beide Aufbauspieler zusammenzubringen und für den Neuaufbau bei den Tigers zu begeistern. Die Additionen von Lomax und Harris sorgten für die so dringend benötige Talent-Infusion. Doch die beiden Guards sollten erst den Beginn darstellen.
Memphis statt Kentucky
konkurrieren. Das war ein schwerer Job“, erklärt Ernie Kuyper, Leiter des AAUTeams Hoop City Basketball, die Rolle und Bedeutung von Hardaway im Bereich dieser Auswahlfreizeitteams, in denen Sponsoren talentierte Highschooler sammeln, die dann landesweit gegeneinander antreten. In den vergangenen Jahren gehörte „Team Penny“ zu den stärksten AAU-Teams der Nation – gespickt mit den größten Talenten aus dem Großraum Memphis. Spieler wie die Big Men Cart’Are Gordon (2018 listete ihn ESPN an 75. Stelle unter allen HighschoolTalenten) und James Wiseman (an erster Stelle 2019), D.J. Jeffries (22., 2019) und Chandler Wilson (49., 2019) standen in den vergangenen zwei Jahren im Aufgebot von „Team Penny“. Insgesamt fünf Spieler, die aktuell von der Recruiting-Website 247Sports.com unter den Top 65 des 2019er Absolventen-Jahrgangs geführt werden, spielten entweder für Penny Hardaway oder seinen Tigers-AssistantCoach, den zweifachen NBA-Champion Mike Miller. Diese Verbindungen zu den talentiertesten Spielern aus dem Bundesstaat Tennessee zahlen sich für die Memphis Tigers bereits aus. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es einen Trainerstab gab, der solch gute Connections zu den Sommer-Teams der begehrtesten College-Rekruten hat“, gibt
„Ganz offensichtlich brachte die Anstellung von Hardaway unmittelbar einen positiven Effekt. Immerhin schaffte er es in wenigen Wochen, noch eine der besten 30 RecruitingKlassen zusammenzustellen, obwohl er von seinem Vorgänger quasi nichts bekommen hat. Doch die großen Preise, namentlich James Wiseman und Trendon Watford, sind noch zu vergeben.“ Als Brian Snow, Experte bei 247Sports, im Juli 2018 seine Kurzanalyse zur Situation bei den Memphis Tigers abgab, konnte er nicht ahnen, dass Hardaway und Miller ihr Meisterstück noch abliefern sollten. Am 20. November 2018 unterzeichnete schließlich Center James Wiseman seine Absichtserklärung, ab der NCAA-Saison 2019/20 für die Tigers aufzulaufen. Damit stach „Penny“ unter anderem Kentucky, Kansas, Arizona und North Carolina aus. Wiseman rangiert als mobiler Sevenfooter bei ESPN auf dem ersten Platz aller Talente seines Jahrgangs und gilt als potenzieller Superstar auf dem College-Level. Wenige Tage zuvor gab bereits Flügelspieler D.J. Jeffries seine Memphis-Zusage – und entschied sich ebenfalls gegen die Kentucky Wildcats. Die kommende Freshman-Klasse der University of Memphis steht bei ESPN momentan auf dem 7. Platz und damit noch vor Programmen wie Oregon (12.) und Michigan State (17.). Auch wenn die Situation um die Tigers von vielen Trainerkollegen kritisch beäugt wird – Hardaway coachte James Wiseman bereits an der Highschool und in seinem AAU-Team –, verstößt das Memphis-Trainertandem gegen keine bestehenden NCAA-Regularien. Alte Seilschaften zahlen sich einfach aus.
Und auf dem Feld?
Penny Hardaway ist kein Mann der leisen Töne: „Ich weiß, dass die Leute sagen, dass wir geduldig sein müssen. Doch
warum warten? So bin ich nicht gepolt. Bei mir gibt es nur alles oder nichts.“ Während die CollegeBasketball-Experten den Memphis Tigers frühestens nächstes Jahr eine Teilnahme am NCAA-Turnier in Aussicht stellen, greift Hardaway bereits in dieser Saison nach den Sternen. „Ich will dieses Jahr ins NCAA-Turnier!“, diktierte der Mann mit den hängenden Augenlidern den anwesenden Journalisten auf seiner Antrittspressekonferenz. Dass dieses Ziel jedoch utopisch ist, zeigten bereits die ersten Saisonwochen. Die Tigers schlossen den Non-Conference-Part der aktuellen Spielzeit mit acht Siegen aus 13 Partien ab. Dabei gelang jedoch kein Erfolg gegen ein Top-Team, weshalb eine Berufung zum anstehenden NCAATurnier durch das zuständige Komitee unrealistisch erscheint. Bliebe nur noch der Sieg in der hauseigenen Conference. Mit Ausnahme der Houston Cougars scheint auch tatsächlich keine AAC-Mannschaft in diesem Jahr konstant genug zu sein, um als Titelfavorit zu gelten. Hardaway könnte also auf diesem Weg sein Ziel schon 2019 erreichen. Für den Coach steht in dieser Saison aber primär die Etablierung eines modernen Spielstils auf dem Aufgabenzettel. Die Tigers zeigen bis dato vielversprechende Ansätze einer Pace-and-Space-Offense, die auf einem zügigen Transition-Spiel und vielen Pickand-Roll-Aktionen fußt. Lediglich sieben NCAAMannschaften spielen in diesem Jahr ein schnelleres Tempo als die Memphis Tigers, und auch bei der angepassten Offensiv-Effizienz (Punkte auf 100 Ballbesitze) belegt Memphis einen annehmbaren 50. Platz. Tyler Harris ist als energischer Scorer mit Sicherheit die Zukunft auf Shooting Guard. Die langen und athletischen Spieler Wiseman und Jeffries sollten zudem für eine wesentlich bessere Defensive sorgen. Momentan mangelt es den Tigers einfach an Länge im Frontcourt, weshalb physische Mannschaften wie Tennessee mit den Tigers in der Zone „Bully-Ball“ spielen können. Sollten die kommenden Freshman-Additionen in diesem Bereich Abhilfe schaffen, gehört Memphis aber tatsächlich wieder zu den besten Teams der AAC. Penny Hardaway steht erst am Anfang seiner Coaching-Karriere und hat eine klare Mission: seiner Heimatstadt wieder zu Glanz und Gloria im CollegeBasketball zu verhelfen. Und vielleicht endet es bei ihm genau wie bei Bruce Springsteen. Mit einem letzten, glücklichen Blick zurück „to your hometown“. redaktion@fivemag.de
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Kalin
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Kalin Bennett Idol, Vorbild, Basketballer, Autist Der 18-jährige Kalin Bennett ist Autist. Mit einer Unterschrift hat er nun Geschichte geschrieben und eine Tür für Millionen von Menschen geöffnet. Text: Louis Richter
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anchmal ist es gut, gewisse Dinge nicht zu wissen. Denn wenn man von einer Sache nicht weiß, kann man auch nicht an sie glauben. Diese „Sache“ ist im Fall von Kalin Bennett eine erschütternde Diagnose. Er leidet an Autismus. Eine Therapeutin verfasste einst ein Gutachten, das besagte, dass er vermutlich niemals laufen oder sprechen können würde. Als Bennett davon erfährt, steht er bereits kurz vor dem bis dato größten Tag seines Lebens: Er wird die Little Rock Christian Academy Highschool mit einem Diplom verlassen – und sich kurz darauf als sportartenübergreifend erster Athlet mit Autismus einem NCAA-Programm der Division I anschließen. Ab der nächsten Saison wird der 2,08 Meter große Center für die Kent State Golden Flashes College-Basketball auf höchstem Niveau spielen. Bennett hat im
wahrsten Sinne des Wortes laufen gelernt, trotz aller Widerstände. Die Diagnose, die die Therapeutin einst fällte, kommt dabei nicht von ungefähr. Bennett kann, bis er zwei Jahre alt ist, nicht aufrecht sitzen. Erst mit vier Jahren beginnt er zu laufen, mit sieben Jahren spricht er erstmals. Von diesem Zeitpunkt an nimmt sein Leben eine rasante Entwicklung. Bennett akzeptiert seine Entwicklungsstörung, nimmt sich aber fest vor, das Maximum aus allem herausholen zu wollen. Mit dem festen Glauben an Gott und der fürsorglichen Unterstützung seiner Mutter entwickelt er außerordentlich gute Fähigkeiten im musikalischen und mathematischen Bereich. Bennett spielt fünf Instrumente und soll sich im Unterricht vehement dagegen gewehrt haben, einen Taschenrechner bedienen zu müssen – er wisse die Lösungen auch ohne Hilfe …
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überzeugen Bennett so sehr, dass er den Golden Flashes bereits zusagen will, obwohl er noch nicht mal die Coaches getroffen hat. Nachdem Bennett im Spätherbst offiziell bei Kent State unterzeichnet und somit Geschichte schreibt, stürzen sich die Medien auf den jungen Mann. So gut wie alle großen amerikanischen Sport-Medien berichten über den Center aus Arkansas, der als erster Autist Division-I-CollegeSport betreiben wird. Bennett gibt fleißig Interviews und erzählt von seinem Weg, seinem Vertrauen auf Gott und davon, dass jeder Mensch, egal unter welchen Umständen, es schaffen kann, da er es auch geschafft hat. „Ich möchte nicht nur auf dem Court Einfluss nehmen, sondern auch auf Kinder, die mit den gleichen Dingen zu kämpfen haben, die mir auch Probleme bereiten. Viele dieser Kinder fühlen sich allein, so habe ich mich auch gefühlt“, sagt Bennett. Er genießt es und ist stolz darauf, ein Vorbild für andere Autisten sein zu können. Unter seinen Tweets finden sich zahlreiche Antworten von Eltern oder anderen betroffenen Teenagern, die sich bei ihm bedanken und Mut aus seinem Schaffen ziehen. Bennett wird völlig zu Recht ein Idol, ein Vorbild.
Autist? Basketballer!
Autist? Idol!
Auch auf dem Basketballplatz läuft es ganz schnell immer besser. Mit dem orangefarbenen Leder findet er einen treuen Freund und mit seinen Mitspielern enge Verbündete, die auf dasselbe Ziel hinarbeiten und Bennett so akzeptieren, wie er ist. Dank seiner Größe und seines Einsatzes als hervorragender Rebounder und guter Shotblocker macht er sich erst im US-Bundesstaat Arkansas einen Namen und zieht dank guter Leistungen auch immer mehr Augen von Scouts auf sich. Bennett lässt sich nicht einschränken und arbeitet hart an sich. Er schafft es mit der Zeit immer besser, sich auf schwierige Situationen auf dem Court einzulassen, ohne zu verkrampfen. Trotzdem steht ihm der Autismus ab und an im Weg. „Er versteht manche Sachen sehr schnell, andere nicht so. Wenn sich während eines Spiels eine Frage bei ihm
auftut, muss er sie immer wieder stellen. Er kann dann nicht einfach mit dem nächsten Play weitermachen“, erzählt Dannie Smith, ein Mitspieler aus Highschool-Zeiten. Dass Probleme dieser Art auf einem deutlich höheren Niveau noch öfter auftreten könnten, ist auch den Coaches an der Kent State University bewusst. Sie sehen in ihm aber einen „Monster-Rebounder“, der sich hervorragend im Team zurechtfinden kann. „Wir werden uns an ihn anpassen und glauben, dass er sich hier hervorragend entwickeln kann“, ist sich Rob Senderoff, der Coach des Teams, sicher. Auch weil die Universität wie kaum eine zweite Hilfe für autistische Studenten anbietet. Diverse Programme, Lerngruppen und Partnerschaftskurse mit anderen Studenten sollen dabei helfen, den Tagesablauf und die Integration ins College-Leben weit weg von der Heimat zu erleichtern. Diese Gegebenheiten
Was dabei oft untergeht, ist der Fakt, dass Bennetts Reise mit dem Schritt aufs College noch nicht beendet ist. Im Gegenteil, sie geht jetzt erst los. Denn der Junge aus Arkansas will vor allem als Basketballer überzeugen. Das ist ihm so wichtig, dass er folgenden Tweet auf seiner Twitter-Seite ganz oben angepinnt hat: „Der Grund, warum mich Kent State und andere Schulen angeworben haben, ist nicht mein Autismus. Versteht mich nicht falsch, es ist toll, Geschichte zu schreiben. Aber sie wollten mich, weil ich ein guter Spieler bin und den Basketball liebe“, stellt er klar. Welchen Einfluss Bennett ab der nächsten Saison auf das Spiel der Golden Flashes haben wird, ist Anfang 2019 noch kaum abzusehen. Seine Coaches raten ihm, rund 14 Kilo abzunehmen, um im Ausdauerbereich keine Probleme zu bekommen. Und ja, Bennett bringt enorm viele Skills mit, die ihn für die Rolle eines guten College-Centers qualifizieren: Arbeitswille, Größe und Einsatz. Die Trainer wollen ihm alle Zeit der Welt geben, damit er sich als Spieler entwickeln und den Golden Flashes weiterhelfen kann. Ob es eines Tages für die NBA reichen wird, darf bezweifelt werden. Aber was scheint bei dieser Lebensgeschichte schon unmöglich zu sein? Kalin Bennett ist jedenfalls mehr als bereit, weiter Geschichte zu schreiben. Als guter Basketballer, als guter Mensch und dann auch als Autist. redaktion@fivemag.de
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Doris
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Doris Burke Ein Leben für den Basketball Doris Burke ist aus der NBA-Welt nicht mehr wegzudenken. Das ist gut so. FIVE traf die ESPN-Kommentatorin und erzählt ihre Geschichte. Text und Interview: David Nienhaus
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regg Popovich ist der Endgegner. Nicht etwa für andere Teams in den NBA-Finals. Nein, für Reporter und Journalisten. Der Coach der San Antonio Spurs ist nicht nur einer der erfolgreichsten Trainer in der Geschichte des Basketballs, er ist ganz sicher der größte Griesgram der Liga. Seine kurzen, häufig zynischen Antworten in Interviews werden auf der einen Seite zum Kult gehypt, auf der anderen Seite sind sie nicht selten respektlos. Ein schmaler Grat, auf dem Popovich wandelt. Ihm ist das egal. An Doris Burke ging so ein Interview nicht spurlos vorbei.
„Ich hatte mir zwei wirklich gute Fragen überlegt“, schildert sie die Situation damals 2014 bei den Western Conference Finals zwischen den Spurs und den Oklahoma City Thunder. Grantler Popovich blieb wortkarg und machte sich keine Mühe, auf die Fragen einzugehen. „Turnovers“, lautete seine fast schon lustlose Antwort auf beide Fragen. Burke war den Tränen nah am Spielfeldrand. Es war respektlos. Burke ist Journalistin beim Sport-Netzwerk ESPN, gerade eben mit Hall-of-Fame-Ehren ausgezeichnet und Pionierin – auch wenn sie dieses Wort nicht gerne hört. Basketball ist ihr Schicksal und die Konstante im Leben von Doris Burke.
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Fotos: Mark Blinch/Mark Sobhani/Nathaniel S. Butler/NBAE via Getty Images
Fotos: Adam Pantozzi/NBAE via Getty Images
interview
Doris
„Miese Frisur, schlechte Zähne, komische Klamotten, aber auf dem Basketballcourt war ich ziemlich gut. Und ich fühlte mich sicher“, blickt sie in einem Interview bei „Deadspin“ zurück. Der Ball bestimmt ihr Leben, seit sie sieben Jahre alt ist. Schon früh in einem Hinterhof in Manasquan, New Jersey, später auf dem Parkett des Providence College in Rhode Island, wo sie bis vor wenigen Jahren ganz oben in der Assists-Rekordliste der Friars stand. Anfang der 1990er Jahre, eines ihrer Knie machte nicht mehr mit, wechselte sie ins Trainerteam, von dort aus ans Mikro. Der wichtigste Schritt ihrer Karriere. Und einer von vielen. Erst kommentierte sie Spiele der Big East bei den Frauen, dann auch bei den Männern. Zum Radio gesellten sich TVÜbertragungen. Sie analysierte Spiele der WNBA und war das Fernsehgesicht der New York Liberty. Burke war schließlich die erste Frau, die an vorderster Front Spiele der Knicks kommentierte. Sie begleitete die NBA regelmäßig als FieldReporterin für ESPN und ABC in der regulären Saison und schließlich auch bis in die Finals. 2017 dann schrieb sie Geschichte, als sie als erste Frau ins feste Kommentatoren-Team berufen wurde. Heute sammeln Fans Selfies mit LeBron James, Steph Curry, Kevin Durant – und mit Doris Burke. Sie holen sich Autogramme, und in den Interviews mit Popovich dreht die Reporterin den Spieß einfach um. Mitte 2017 ließ sie den knurrigen Coach der Spurs einfach nicht ausreden, sagte: „Wir belassen es einfach besser dabei“, und gab zurück zu ihrem Kollegen Mike Breen. Damit entlockte sie selbst „Coach Pop“ ein seltenes Grinsen. Die 53-Jährige hat sich den Respekt Popovichs und vieler anderer Aktiver in der NBA erarbeitet. Durch ihre Liebe zum Basketball, ihren Eifer und vor allem durch ihre Expertise. Sie ist „The Greatest Of All Time“, erklärte Oklahomas Coach Billy Donovan – ebenfalls mit Providence-Background – während der Christmas Games 2018. „The Greatest“, das sagt auch Kevin Durant über Burke. „Sie ist eine unglaubliche Inspiration“, lobt Steve Kerr, Trainer der Golden State Warriors, der wie Burke ebenfalls beide Seiten – auf dem Court und am Mikro – kennt. „Sie hat eine von Männern besetzte Domäne übernommen und erobert. Sie gehört zu den besten Analysten, die wir in der NBA haben.“ Ihr langjähriger Wegbegleiter, Freund und Kollege Jeff Van Gundy – quasi die Stimme der NBA – setzt noch einen drauf: „Sie ist der LeBron James der Sportkommentatoren.“
Ortstermin bei Doris
Bristol, Connecticut. Geographisch zwischen New York und Boston gelegen hat der Medienriese ESPN dort seinen Sportcampus aufgebaut. Auch Doris
Burke
Burke arbeitet hier. „Miss Burke hat jetzt zehn Minuten Zeit für Sie.“ Den Weg zum Termin zieren großartige Fotos von Tom Brady, Muhammad Ali, Tiger Woods, Serena Williams, Mark Spitz, Wilma Rudolph und vielen anderen Legenden. Der Duft von Sportgeschichte liegt in der Luft. Der Konferenzraum ist eher karg, weiß, die Fenster abgedunkelt. Aber Burke strahlt. Sie bringt Leben in den Raum durch ihre Art, ihre Geschichte zu erzählen. FIVE: Miss Burke, Sie sind die Pionierin für Frauen im US-Sport, haben den NBA-Übertragungen Ihren Stempel aufgedrückt. Dabei mögen Sie die Bezeichnung „Pionierin“ oder „Vorreiterin“ gar nicht … Doris Burke: Der Grund, warum ich das Wort „Pionierin“ nicht mag, ist, dass meine Erfahrungen dramatisch anders sind als die meiner Vorgängerinnen – wie
zum Beispiel die von Jackie MacMullan. Die meisten von ihnen hatten in der Vergangenheit leider mit unnötigen, inakzeptablen Dingen zu kämpfen. Dinge, die teils respektlos, teils völlig unverständlich sind. Sagen wir es vorsichtig: Kolleginnen wurden in den Kabinen von Profi-Teams nicht selten sehr unprofessionell behandelt. Hatten Sie in Ihrem Job nie zu kämpfen, weil Sie eine Frau sind – zum Beispiel mit Sexismus? Doch, natürlich. Aber ich hatte nie Probleme mit Spielern und Trainern im College-Basketball der Männer und in der NBA. Es war immer ein professionelles Verhalten, wirklich ein weicher Landeplatz. Wenn ich mit meinem Gegenüber über das Spiel diskutiere, spielt mein Geschlecht nie, wirklich nie eine Rolle. Sie sehen mich nicht als Frau, sie sehen mich als Basketball-Person.
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bekommt, weil ich irgendetwas falsch gemacht habe. Da wäre ich am Boden zerstört gewesen. Natürlich weiß ich tief in meinem Innersten, dass es Menschen gibt, die auf mein Geschlecht gucken. Ich bin mir dessen bewusst. Aber das macht mir keine Angst. Jessica Mendoza ist Ihr Pendant bei den Baseball-Übertragungen von ESPN, Candace Parker arbeitet für NBA TV, Sarah Kustok ist die Chef-Broadcasterin der Brooklyn Nets. Macht Sie das stolz? Ich beobachte den Weg junger Kolleginnen sehr genau und mit viel Freude. Sie gehen heute einen anderen Weg, aber sie sind so unglaublich gut vorbereitet: Sie sind elegant, gebildet und sehr professionell. Und die Medienlandschaft hat sich gewandelt in puncto Wahrnehmung von Sportjournalistinnen. Das ist gut so. Wenn ich es mit meiner Arbeit den folgenden Generationen etwas leichter gemacht habe, dann bin ich eine sehr glückliche Frau. Ich bin sicher, die Frauen nach mir werden noch einen Schritt weiter kommen als ich. Kollegen, Trainer und Spieler sind voll des Lobes, wenn sie über Sie sprechen. Wie haben Sie sich diesen Respekt erarbeitet? NBA-Spieler und -Trainer kriegen ganz genau mit, wer vor einem Spiel in der Halle ist, wer wie häufig beim Training auftaucht und wer sich ihre Arbeit ganz genau anguckt, um nicht nur zu wissen, was vor sich geht, sondern um es auch zu verstehen und weiterzudenken. Sie verfolgen auch die Berichterstattung im Fernsehen, Podcasts und Zeitungen und wer dort wie über sie berichtet und wer seine Hausaufgaben gemacht hat. Machst du das gut, bist du auf Augenhöhe mit den Spielern. Aber ich will noch etwas mehr ausholen, wenn das okay ist.
„Tatsächlich versuche ich eine Inspiration für andere Frauen zu sein. Nach dem Motto: Wenn sie es kann, kann ich es auch.“
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Aber? Sicherlich habe ich den einen oder anderen Job nicht bekommen, weil ich eine Frau bin. Das hat mich aber nie aufgehalten. Ich habe immer vorausgeschaut auf meine nächste Aufgabe und noch härter dafür gearbeitet, dass ich sie besser erledige als andere.
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Wenn Sie sich nicht als Pionierin sehen, können Sie dann verstehen, dass Sie ein Idol, der Ansporn für viele jüngere Kolleginnen sind? Ich habe nie darüber nachgedacht, dass ich die erste Frau bin, die gewisse Dinge tun darf. Nie. Das hätte mich wahrscheinlich total verängstigt. Dieser Druck. Alleine der Druck, wenn ich mir vorstelle, dass irgendeine hoch qualifizierte Frau einen Job nicht
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Bitte … Wenn ich mit LeBron James, Chris Paul oder Kevin Durant spreche, gucken sie mir in die Augen, halten kurz inne, um meine Frage sacken zu lassen und mir dann eine ehrliche Antwort zu geben. Das merkt der Zuschauer, davon bin ich fest überzeugt. Wenn mich die besten
Basketballspieler der Welt, die größten und erfolgreichsten Trainer mit Respekt behandeln und sich dabei gut fühlen, dass ich Analystin bin, ebenso wie Reporterin, dann wird der Zuschauer auch denken: Sie muss schon gut sein, wenn sie so von den besten Spielern der Welt behandelt wird. Sie arbeiten schon über 25 Jahre in der NBA. Doch 2017 änderte sich etwas … Manchmal denke ich, ich war einfach sehr häufig zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Timing ist nicht ganz unwichtig in meinem Job, so viel ist sicher – vor allem, weil der Konkurrenzkampf und -druck in diesem Business enorm ist. ESPN-Analyst Doug Collins wechselte als Berater in das Front Office der Chicago Bulls, und plötzlich war einer dieser begehrten Full-Time-Jobs frei. An dem Tag, als die Pressemitteilung verschickt wurde – ich weiß es noch ganz genau, es war der 19. September –, rief mich mein Freund Jeff Van Gundy an und fragte, ob ich das mitbekommen hätte. „Natürlich habe ich es mitbekommen“, sagte ich. Dann fragte er: „Willst du diese Spiele von Doug haben?“ Und ich erwiderte: „Natürlich will ich sie.“ Er sagte, ich müsse dann jetzt jemanden aus der Chefetage bei ESPN anrufen, um mein Interesse zu hinterlegen. Also eine Art Bewerbung? Ja, das ist aber eigentlich nicht meine Art, und ich bin auch nicht sonderlich gut darin, solche Gespräche zu führen. Jeff sagte noch: „Du hast dir diese Chance verdient. Du bist seit 27 Jahren in diesem Geschäft und hast einen Anspruch auf diesen Job.“ Sie haben angerufen. Mit einer gehörigen Portion Angst, ja. Ich habe dem Gentleman, der bei ESPN für die NBA verantwortlich ist, gesagt: „Sicherlich werden Sie heute einige dieser Anrufe bekommen, aber ich möchte Ihnen nur mitteilen: Erstens hätte ich diese Spiele gerne, und zweitens habe ich diese Chance verdient, in Erwägung gezogen zu werden.“ Am selben Abend – innerhalb weniger Stunden – rief er mich zurück und sagte, es sei eine leichte Entscheidung für sie gewesen. Ich konnte mich wirklich für den Großteil dieses Gesprächs zusammenreißen, aber als wir aufgelegt hatten, musste ich losheulen. Freudentränen sind gute Tränen, oder? Ich bin ehrlich gesagt ziemlich nah am Wasser gebaut. Aber es waren nicht nur Freudentränen, sondern auch Emotionen, die sich lange aufgestaut hatten. Ich habe so viele Jahre hart gearbeitet, viel Energie und Liebe, Herz und Seele in dieses Spiel, in diesen Job gesteckt, und ich wollte diese Möglichkeit so sehr, dass
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interview
Doris
es einfach irgendwie rausmusste. Oh, es war befreiend. Und oh ja, danach hatte ich einen wirklich guten Drink. Sie machen diesen Job jetzt im zweiten Jahr, Ihre Vertragsverlängerung ist von den Basketball-Fans in den sozialen Netzwerken gefeiert worden. Wie stehen Sie zu Twitter, Facebook und Co.? Ich liebe es, wenn die Menschen in den sozialen Netzwerken ihre Meinung sagen, mitreden und diskutieren. Genau dafür ist es eine wunderbare Plattform. Ich kenne aber auch die andere Seite.
Die Seite der „Hater“? Mir wurden früher so viele widerliche Dinge an den Kopf geschmissen bei Twitter und Co., das ist natürlich auch eine Wahrheit dieser Plattformen. Das liegt aber schon vier, fünf Jahre zurück. Es war trotzdem schwer. Vor allem für meine Kinder. Mein Sohn hatte sich hier und da eingemischt, um mich zu verteidigen. Aber es ist wie ein Rattenschwanz. Ich musste ihn bremsen
Burke
und sagen, dass wir diese Geräusche einfach nicht mehr beachten sollten. So etwas ging und geht nicht spurlos an mir vorüber. Das ist menschlich. Es war verletzend, denn wir alle wollen gemocht werden für die Arbeit, die wir machen. Zum Glück ist meine Akzeptanz in der Branche auch bei den Fans gestiegen, sodass sich der Hass mittlerweile in Grenzen hält. Ich habe aber auch gelernt, es komplett zur Seite zu schieben.
Heute sehen wir in jedem Presseraum mehr als eine Handvoll Frauen.
Von den sozialen Netzwerken mal abgesehen, wie haben sich Medien
Genau genommen sind Sie also doch eine Pionierin. Sagen wir es so: Ich habe sehr großes Glück, für ESPN zu arbeiten. Ich sage das, weil ich sicher bin, dass wir eine Vorreiterrolle haben und Dinge im Sportjournalismus für Frauen ändern. Man kann ESPN hierzulande für viele Dinge kritisieren, aber die Entscheidungen für Mendoza beim Baseball oder Beth Mowins bei der NFL-
generell in den letzten Jahren verändert? Dazu muss ich etwas ausholen: Für ein Interview mit mir hat der Fernsehsender HBO ein Foto herausgesucht, das wohl im Jahr 1990 geschossen wurde. Ich hatte es vorher nie gesehen. Es war bei einer Pressekonferenz des Providence College – vier Reihen von Journalisten, dicht an dicht. Alles Männer. Nur Männer. Und mittendrin: ich. Mit einem Headset auf. Heutzutage ist das zum Glück anders.
Berichterstattung sind großartig und ein Fingerzeig. American Football ist für uns, was für euch in Deutschland Fußball ist: die wichtigste aller Sportarten. Damals, als Beth zum ersten Mal „Monday Night Football“ machte, saß ich vor dem Fernseher und habe geweint. Freudentränen und auch Tränen des Stolzes, weil ich weiß, wie hart auch sie dafür gearbeitet hat. ESPN ändert die Dinge in einem größeren Kontext. Ich
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glaube fest daran, dass auch deshalb andere Sender nachziehen werden. Warum? Weil Entscheidungen anders getroffen werden. Die Wahrnehmung ändert sich, wie und wo Frauen arbeiten können. Ändert es sich so schnell, wie ich es mir wünschen würde? Nein, sicherlich nicht. Es ist nicht nur im Sportjournalismus so, dass Frauen anders, also geringer bezahlt werden. In unserem Land ist die Wertschätzung arbeitenden Frauen gegenüber immer noch nicht akzeptabel.
beurteilt, häufig vorverurteilt. Als ich mein erstes Spiel für ESPN im CollegeBasketball der Männer analysiert habe, waren die Zuschauer verunsichert. Es war neu für sie, es war befremdlich. Die natürliche Reaktion der Menschen ist, das erst einmal sacken zu lassen, es zu verarbeiten, sich nicht gut dabei zu fühlen. Nicht selten ist der erste Gedanke: Es ist seltsam, also ist es schlecht.
vielleicht auch zu besseren Menschen gemacht. Das hat mir unheimlich viel gegeben. Meine Kinder haben übrigens erwidert, dass ich in meinem jetzigen Job mehr Leute beeinflusse, als ich mir vorstellen könne. Das fand ich wunderbar. Tatsächlich versuche ich eine Inspiration für andere Frauen zu sein. Nach dem Motto: Wenn sie es kann, kann ich es auch.
Oder man könnte auch neugierig sein und denken: Ach, das ist ja interessant. Oder gut. Absolut. Aber bei Kommentatoren ist es doch immer so: Entweder man mag den Stil oder nicht. Wenn es Zuschauer gibt, die es nicht gut finden, wie ich Dinge on air verkaufe, erkläre, analysiere, dann ist das total okay für mich. Wenn mich Leute aber nicht mögen, weil ich eine Frau bin, dann ist das deren Problem, nicht meins. Ich kann aber mit den deutschen Kommentatorinnen mitfühlen und sie nur ermutigen: Lasst euch nicht beeinflussen, macht weiter so und lasst diese schwache Kritik, die genau genommen nicht einmal Kritik ist, nicht an euch heran. Diese Frauen lieben Fußball. Ich liebe Basketball.
Neulich sah man Sie auf High Heels dribbeln, durch die Beine, hinter dem Rücken – in Steph-Curry-Manier –, diese Szene gibt es längst als GIF bei Twitter. Mein alter Kollege Dick Vitale erinnerte mich immer daran, dass die NBA und Basketball auch eine Unterhaltungsbranche ist. (lacht) Er sagte: „Die Leute schalten nicht ein, um zu sehen, wie ich bis ins letzte Detail einen Spielzug oder das nächste Switchen analysiere. Sie wollen Spaß, sie wollen Entertainment.“ Ich muss zugeben, dass ich lange gebraucht habe, mir vor oder während einer Sendung auch mal etwas Spaß zu gönnen. Mittlerweile kann ich das zum Glück.
Fotos: Gary Dineen/NBAE via Getty Images
Sie waren früher eine hervorragende Aufbauspielerin am College. Wie viel Einfluss hat das auf die Art und Weise genommen, wie Sie heute den Basketball journalistisch begleiten? Es hilft auf jeden Fall, früher selbst aktiv gespielt, aber auch als Coach gearbeitet zu haben. Als Point Guard habe ich mein Team geführt, musste das Spiel verstehen – nicht nur meine Rolle auf dem Court, sondern alle Positionen. Ich hatte schon als kleines Mädchen unglaublich gute Trainer, Menschen, die mir das Spiel auf hohem Niveau beigebracht haben. Ein Basketballspiel als Analyst aus der Point-Guard-Position anzugehen ist so, wie wenn Tony Romo ein AmericanFootball-Spiel aus der QuarterbackPosition analysiert. Er weiß einfach, wie das Spiel funktioniert. Man muss ganz sicherlich kein Point Guard gewesen ein, um ein guter Analyst zu sein. Aber es hilft definitiv. (lacht)
Sie haben Fußball angesprochen: In Deutschland gibt es nur ein paar wenige Frauen, die Fußballspiele kommentieren. Die Reaktionen darauf in den sozialen Netzwerken sind häufig nicht kritisch, sondern unfair, verletzend, einfach nicht akzeptabel. Können Sie sich das erklären? Ich kann nicht für Deutschland sprechen, aber es ist doch wahrscheinlich überall dasselbe. Minderheiten werden anders
Sie haben das Coaching damals aufgegeben, um eine Familie zu gründen. War das eine schwere Entscheidung für Sie? Ja und nein. Ich habe zwei Jahre gecoacht, dann die Entscheidung getroffen, zu heiraten und Kinder zu kriegen und deshalb den Trainerjob an den Nagel zu hängen. Es gibt eine Sache, die ich wirklich daran vermisse, darüber habe ich neulich noch mit meinen Kindern gesprochen: Beim Coaching beeinflusse ich das Leben junger Menschen. Ich habe den jungen Frauen damals Selbstvertrauen gegeben, ich habe sie zu besseren Basketballern und
In Ihren Anfängen beim Fernsehen waren Sie so ernst, dass es damals sogar Ihrem Sohn aufgefallen ist. Wie müssen wir uns das vorstellen? Ich wollte einfach nur für mein Wissen respektiert werden. Das war mir wichtiger als alles andere. Mein Sohn und ich haben das BasketballTurnier der Olympischen Spiele 1992 mit dem Dream Team geguckt. Die Fernsehkommentatoren hatten Spaß, haben on air gelacht und Witze gemacht. Mein Sohn sagte mir damals: „Was du nicht verstehst, Mom … Wenn du Spaß bei einer Übertragung hast, haben wir Spaß mit dir.“ Das war ein Wendepunkt in meiner noch jungen Karriere. Von den Anfängen zum Ende. Wir müssen noch kurz über Dirk Nowitzki sprechen, dessen Karriere wohl mit dieser Saison enden wird … Oh, gerne. Ich liebe diesen Mann. Dirk ist eine Legende, der die NBA verändert hat und – jetzt sage ich das Wort selbst – ein Pionier war. Er hat so viele Skills in seinem Spiel, die eine Inspiration waren für die Big Men der folgenden Generationen. Ich liebe es, Spiele von ihm übertragen zu dürfen. Nicht nur wegen seiner Art, Basketball zu spielen, sondern weil er auch einfach ein großartiger Mensch ist, sehr bodenständig, mit einem wunderbaren Sinn für Humor und einfach unglaublich nett. Meine Tochter war nie ein großer Sportfan – irgendwann konnte ich sie aber mal zu einer Playoffserie der Dallas Mavericks mitnehmen. Wegen Dirk ist sie zum Basketballfan geworden. Er wird der NBA fehlen. redaktion@fivemag.de
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Vasilije Micic „Die 76ers schauen meine Spiele“ Anadolu Efes zählt nach einer peinlichen Vorsaison zu den besten Mannschaften der Euroleague. Einer der Gründe heißt Vasilije Micic, ein 1,97 Meter großer Spielmacher aus Serbien. Früh gehypt, oft verletzt, viel gewechselt? In Istanbul zeigt der Draftpick der Philadelphia 76ers den mit Abstand Fotos: EB via Getty Images
besten Basketball seiner Karriere. Bestätigt er seine Form, kommt sogar die NBA wieder in Reichweite. Ein Gespräch über den Zusammenhang zwischen Ego und Erfolg, serbische Freundschaften und das Fernziel Philadelphia. Interview: Peter Bieg
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IVE: Vasilije, was hat dich davon überzeugt, im vergangenen Sommer bei Anadolu Efes zu unterschreiben? Vasilije Micic: Es war das erste ernsthafte Angebot für mich. Vielleicht war es in diesem Moment zu früh, um nach anderen Optionen zu schauen, denn die vorherige Saison lief sogar noch. Aber ich habe nur nach einem Ort gesucht, wo ich viele Minuten spielen würde und zeigen kann, was ich draufhabe. Ich habe im vergangenen Jahr unter Coach Sarunas Jasikevicius bei Zalgiris Kaunas viel darüber gelernt, wie man richtig Basketball spielt. Das wollte ich dieses Jahr in einem anderen Team zeigen.
Gezeigt hast du das etwa im November, als du zum MVP des Monats in der Euroleague gewählt wurdest. Du hast Efes zu fünf Siegen in Folge geführt, im Schnitt 13,3 Punkte, 6,0 Assists und 3,7 Rebounds geliefert. Du spielst mit viel Selbstvertrauen, auch im Vergleich zu den Zeiten als 20-Jähriger beim FC Bayern München. Wo kommt dieses Selbstbewusstsein her? Das ist das Resultat meiner persönlichen Arbeit. Seit meiner Zeit bei den Bayern widme ich jeden Sommer der Arbeit an meinem Spiel. Ich bereite meinen Körper vor, will mich stetig verbessern. Als Nationalspieler habe ich dazu im Sommer leider weniger Zeit als viele NBA-Spieler. Doch wann immer ich sie habe, arbeite ich individuell, weil ich weiß, wie wichtig das für junge Spieler ist. Werfen, Ballhandling, die ganzen Elemente aus dem Einzeltraining sind nicht immer sofort sichtbar, aber auf die Dauer machen sie sich stark bemerkbar. Das ist das Erste. Unter Jasikevicius habe ich gelernt, ein Team anzuführen, nach den Kollegen zu schauen, das Spiel zu begreifen. Für die meisten Spieler sind ihre individuellen Leistungen zentral. Aber in einem guten System, mit einer guten Rolle, wo alles funktioniert, dort wirst du am ehesten etwas gewinnen. Das ist ein Kampf mit deinem Ego und das Zweite, was ich gerade in der vergangenen Saison gelernt habe. Besonders verbessert ist dein Sprungwurf, gerade aus der Distanz, wo du 46,1 Prozent deiner Dreier triffst. Ist das so ein Bereich, in den du zuletzt viel investiert hast? Ja, für vier, fünf Jahre in Folge.
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euroleague
Vasilije
Micic
Dass die Würfe jetzt so gut fallen, ist kein Zufall. Ich habe mit älteren Spielern aus der serbischen Nationalmannschaft gesprochen und realisiert, wie wichtig es ist, den Ball werfen zu können. Denn im modernen Basketball verändern sich die Dinge: Viele Teams switchen sehr häufig, du musst also in der Lage sein, deinen eigenen Wurf zu kreieren. Seit meiner Jugend war ich für meine Passfähigkeiten und meine Court Vision bekannt. Jetzt, mit dem Wurf, kann ich auch noch viel besser für andere kreieren.
Fotos: EB via Getty Images
Welche Spieler hast du um Rat gefragt? Milos Teodosic und Bogdan Bogdanovic, zwei komplett verschiedene Spieler. Teodosic ist ein besonderes Talent, aber er arbeitet nicht so hart wie Bogdan. Teodosic hat mir erklärt, wann und wie ein Spielmacher seinen Wurf anbringen kann. Bogdan ist einer der besten Werfer in Europa, aber dafür arbeitet er auch unfassbar hart. Aus den Ratschlägen der beiden habe ich meine Lehren gezogen und dann in der Folge meine eigenen Trainingsroutinen entwickelt. Die vergangene Saison lief für Anadolu Efes absolut enttäuschend. Was macht eure Mannschaft in diesem Jahr anders? Das Erste ist, dass wir in diesem Jahr Jungs haben, die sich von den Spielern des Vorjahres unterscheiden. Ich möchte natürlich nichts Schlechtes über Kollegen sagen, die in der Vergangenheit hier gespielt haben. Aber der Charakter unserer Jungs geht darüber hinaus, nur gutes Geld verdienen zu wollen. Wir haben sehr gute Charaktere. Tibor Pleiß ist das beste Beispiel. Obwohl er nicht so viele Minuten bekommt, arbeitet er jeden Tag unfassbar hart. Und dann nimmt er jede Sekunde auf dem Court extrem ernst, spielt hart und äußerst konzentriert. Jeder unserer Spieler nimmt diese Saison sehr ernst. Diese Einstellung ist natürlich sehr wichtig, wenn du ein gutes Resultat erzielen möchtest. Individuell haben wir unheimlich viel Potenzial, insbesondere offensiv. Aber meiner Meinung nach nützt uns das langfristig überhaupt nichts, wenn wir keine gute Verteidigung spielen. Dann werden wir die großen Ziele nicht erreichen. Wir sind eine der besten Mannschaften im Angriff, haben aber auch in der Verteidigung große Möglichkeiten. Diese Kombination könnte die Basis großer Erfolge werden. Viele unserer Spieler haben sehr viel Talent, verschiedene individuelle Vorzüge. Bryant Dunston ist ein Spieler, der großartige Verteidigung spielt, immer kämpft. Tibor ist ein riesiger Center, der werfen kann und zugleich ein grandioser Ringbeschützer ist. Auch Brock Motum und Adrien Moerman auf der Vier ergänzen sich sehr gut. Motum ist ein starker Scorer, ein Schütze. Moerman ist ein Hustler, ein Kämpfer, ein solider Werfer. Krunoslav Simon ist
„Seit meiner Jugend war ich für meine Passfähigkeiten und meine Court Vision bekannt. Jetzt, mit dem Wurf, kann ich auch noch viel besser für andere kreieren.“ -----------
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ein sehr erfahrener Spieler. Er kann das Spiel lesen, spielt aber auf der Drei. Das ist ungewöhnlich in der Euroleague, dort spielen fast nur schnelle, athletische Leute auf der Drei. James Anderson ist ein guter Werfer, Rodrigue Beaubois ist ein unglaublicher Einzelkönner. Er kann ein Spiel jederzeit im Alleingang drehen, wenn er einen Lauf hat. Shane Larkin und ich sind verschiedene Arten von Spielmachern. Das ist eine super Auswahl für unseren Cheftrainer. Wenn wir als Mannschaft spielen, sind gute Ergebnisse die Folge.
Du hast bereits einige Lektionen von Sarunas Jasikevicius angesprochen. Was für eine Art Coach ist Ergin Ataman, dein aktueller Cheftrainer bei Efes? Er ist anders. Anders als alle Coaches, die ich bisher hatte. Denn obwohl ich jung bin, war ich schon bei vielen Mannschaften. Ich habe gute Persönlichkeiten getroffen und schlechte Persönlichkeiten getroffen. Alle Arten von Menschen. Doch Ergin Ataman ist nochmal anders. Das Selbstvertrauen, das er seinen Spielern gibt – so etwas ist extrem selten. Er ist kein Coach, der alles kontrollieren will. Er gibt seinen Spielern Freiheiten. Und wenn du fähig bist, diese Freiheiten zu nutzen, kannst du mit ihm eine gute Saison haben. Er hat die Erfahrung, um auf diesem Niveau Erfolg zu haben, auch wenn er im Vergleich zu einigen Kollegen vielleicht nicht die größte Titelsammlung vorzuweisen hat. Vielfach versuchen die Coaches, Hauptdarsteller zu sein, ihre Mannschaft zu 100 Prozent zu kontrollieren. Da ist er anders, und das kommt manchen Spielern sehr entgegen. Dir gibt er häufig den Ball in die Hand, und du hast diese Saison bereits einige
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Wir sind sehr eng befreundet. Wir sind Freunde, seitdem wir erstmals gemeinsam in der U16-Nationalmannschaft gespielt haben, weil wir derselbe Jahrgang sind. Ich freue mich sehr für ihn! Erstens ist er ein sehr cleverer Big Guy, was nicht so häufig vorkommt (lacht). Das zeigt er auf dem Court. Meines Erachtens war er bis zum Alter von 18 Jahren der begabteste Spieler überhaupt, als er bei Partizan Belgrad unterschrieben hat. Er hat vielleicht nicht so viele dieser Skills behalten, wie es etwa Nikola Jokic getan hat. Aber er wurde ein Monster, ein echtes Monster. Er hat seinen Körper enorm verbessert, wurde richtig tough. Das war lange Zeit seine größte Schwäche. Er ist stark, aggressiv. Und das ist es, was er jetzt zeigt. Er gehört definitiv zu den drei besten Centern der Euroleague, und sein Einfluss auf das Spiel von Olympiakos ist enorm. Er ist ein NBA-Spieler, hat NBAPotenzial – und es ist für mich nur eine Frage der Zeit, bis er dort spielt.
wichtige Würfe getroffen. Bist du ein Leader bei Anadolu Efes? Ich gehe nicht zu meinen Mitspielern und sage ihnen, dass sie jetzt auf mein Kommando hören sollen. Das entwickelt sich ganz von selbst. Der Point Guard ist der wichtigste Spieler, er führt die Mannschaft mit Hilfe des Coaches. Doch manchmal ist es so laut in der Halle, dass du den Coach nicht hörst und deine eigenen Entscheidungen für das Team treffen musst. Bei mir ist es speziell: Ich bin der jüngste Spieler in der Kern-Rotation, habe aber die verantwortungsvollste Aufgabe. Das ist eine Herausforderung, die ich mag. Wenn ich scoren muss, übernehme ich die Verantwortung und nehme die Würfe. Wenn aber einer meiner Mitspieler einen guten Rhythmus hat, werde ich ihn finden. Das habe ich vergangenes Jahr in Kaunas gelernt. Das braucht Erfahrung. Aber wenn Menschen mich als Anführer wahrnehmen, dann gefällt mir das schon sehr. Ein serbischer Center, der dieses Jahr in der Euroleague für Aufsehen sorgt, ist Nikola Milutinov von Olympiakos Piräus.
In der serbischen Nationalmannschaft hast du mit zwei weiteren Centern zusammengespielt, die heute in der NBA sind: Nikola Jokic von den Denver Nuggets und Boban Marjanovic von den L.A. Lakers. Das sind zwei einzigartige Typen, jeweils mit einer filmreifen Geschichte. Jokic kam zum gleichen Zeitpunkt wie ich zu Mega Leks (das heutige Mega Bemax, Ausbildungsmannschaft des serbischen Spieleragenten Misko Raznatovic, Anm. d. Red.), wo ich vor meiner Zeit in München gespielt habe. Er kam von einer kleinen Mannschaft, hatte erst ein Jahr zuvor die Bühne betreten, als er von einem auf den anderen Tag die Nachwuchsliga dominierte. Sein heutiger Agent Misko Raznatovic hat einen Mann beauftragt, sich Jokic anzuschauen. Denn eigentlich kennst du alle guten Jugendspieler. Ein, zwei Jahre älter, ein, zwei Jahre jünger – ganz egal. Aber von Jokic hatte nie jemand etwas gehört. Nach ein, zwei Probetrainings haben sie ihn bei Mega Leks behalten. Er sah aus wie ein Baby, war noch im Wachstum. Wir haben uns alle gefreut, dass wir ihn hatten und dass er besser und besser wurde. Innerhalb von zwei Jahren machte er unglaubliche Verbesserungen. Er ist ein Talent, wie du es alle 20 bis 25 Jahre einmal siehst, so ähnlich wie bei Doncic. Und das zeigt er jetzt allen. Ich bin sehr glücklich, dass ich mit ihm zusammengespielt habe, und hoffentlich spielen wir noch eine lange Zeit zusammen in der serbischen Nationalmannschaft. Bei Boban verlief die Entwicklung zunächst in die andere Richtung: Er ging von ZSKA zu Kaunas und dann zu Mega Leks. Er kam von einer großen Mannschaft zu einem der kleinsten Teams in Serbien, um sein Selbstvertrauen zurückzubekommen. Diese Idee von Raznatovic war genial. Für Boban war es nicht einfach, das beste Team Europas zu verlassen, aber er hatte noch
viele gute Jahre vor sich, war noch jung. Nach einem Jahr bei Mega Leks ist er dann explodiert. Das war großartig für mich, weil ich von einer Verletzung zurückkam und er mir sehr geholfen hat. Wir haben das Pokalfinale erreicht, das Finale der serbischen Liga und hatten eine tolle Saison zusammen. Das hat uns beide nach vorn gebracht. Jokic und Marjanovic spielen in der NBA. Wie sehen deine persönlichen Ziele in dieser Hinsicht aus? Titel mit der Nationalmannschaft zu gewinnen, ist unvergleichlich. Die Silbermedaille bei der Europameisterschaft 2017 war nicht das beste Gefühl, weil wir das Finale verloren haben. Aber wie wir angereist sind, ohne viele verletzte Spieler, und dann haben wir doch das Finale erreicht – das war für mich bisher das Größte. Ich habe meiner Nation, meinen Leuten etwas Bleibendes gegeben. Wenn ich jemals eine Goldmedaille für Serbien gewinnen sollte, werde ich mit Sicherheit der glücklichste Mensch auf der Welt sein. Individuell geht es darum, gute Jahre zu haben, mich immer weiter zu verbessern – und dann werden die Resultate folgen. Ich glaube an mich. Jahr für Jahr entwickle ich mich weiter, und das wird sich auszahlen. Auch du hast bereits einen Draht in die NBA: Im Jahr 2014 wurdest du von den Philadelphia 76ers an 52. Stelle gedraftet. Stehst du in regelmäßigem Kontakt mit dem Management von Philadelphia? Im Jahr 2014 war Sam Hinkie der General Manager von Philadelphia. Er war glücklich, mich draften zu können, und von mir überzeugt. Dann wechselte das Management zu Bryan Colangelo, und mittlerweile hat es erneut gewechselt. Das hat es schwer für mich gemacht, dauerhaft mit Philadelphia in Kontakt zu bleiben. Wer meine Karriere kennt, weiß, dass es nicht immer rundlief in den vergangenen Jahren. Es ging auf und ab. Und in diesen Momenten war ich weitgehend auf mich allein gestellt und habe nicht viel aus den USA gehört. In diesem Jahr gab es dann erstmals wieder Gespräche mit Philadelphia. Sie beobachten mich, schauen meine Spiele. Ist die beste Basketballliga der Welt also auch ein großes Ziel? Das ist ein Kindheitstraum. Ich möchte diese Atmosphäre kennenlernen. Bei der U19-Weltmeisterschaft habe ich gegen viele aktuelle NBA-Spieler gespielt – Marcus Smart, Elfrid Payton, Justise Winslow, Jahlil Okafor –, ich glaube nicht, dass es so sehr anders sein wird als hier. Wenn ich mich weiter verbessere, ist es nicht ausgeschlossen, dass ich eines Tages dorthin gehen kann. Aber ich werde nicht groß leiden, falls es nichts wird. Ich genieße jeden Tag, an dem ich Basketball spielen kann. redaktion@fivemag.de
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bbl-taktik
Würzburgs
Offensive
WÜRZBURGS OFFENSIVE Denis Wucherer coacht in dieser Saison s.Oliver Würzburg – mit einjähriger Verspätung. Der ehemalige deutsche Nationalspieler knüpft taktisch an seine erfolgreiche Zeit in Gießen an. Text: Manuel Baraniak
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chöner Scheiß“, das war Denis Wucherers erster Gedanke, als er Ende Dezember 2016 erfahren hatte, dass Dirk Bauermann neuer Trainer bei s.Oliver Würzburg werden würde. Im Interview in FIVE #137 erklärte der damalige Gießener Coach seinen Gedankengang wie folgt: „Würzburg ist für einen jungen, aufstrebenden Trainer eine gute Situation, mit dem Hallenbau, der kommt, mit tollen Trainingsbedingungen, das ist ein aufstrebendes Konzept mit einem Geldgeber im Hintergrund, der richtig Bock hat … Mein Bruder lebt da seit 20 Jahren, die Familie ist dort, Anschluss ist da, ich bin alleinerziehender Vater – ich bin ganz ehrlich: Das wäre eine Situation, die mir gefallen hätte.“ Rund eineinhalb Jahre später findet Wucherer nun diese angestrebte Situation vor. Nach einer Zwischenstation in der ProA in Köln trat Wucherer im vergangenen Sommer die Nachfolge Bauermanns als Würzburger Headcoach an, nachdem dieser dem (finanziellen) Reiz der chinesischen ersten Liga gefolgt war. „Wenn wir in der ProA und in der Bundesliga gegen Gießen gespielt haben, haben er und seine Mannschaften uns immer sehr geärgert. Wir sind froh, ihn für die kommenden beiden Jahre bei uns an der Seitenlinie zu haben“, freute sich Würzburgs Geschäftsführer Steffen Liebler, Wucherer für sein Team gewonnen zu haben. Denn die ProAMeisterschaft 2015 hatte Gießen mit Wucherer auf dem Coaching-Stuhl gegen Würzburg gewonnen, in den zwei folgenden BBL-Saisons entschieden die 46ers drei der vier – stets engen – Duelle gegen Würzburg für sich. Nur der direkte Vergleich von einem Pünktchen bescherte den Würzburgern in der Saison 2015/16 den Playoff-Einzug vor Gießen.
Fotos: Stacy Revere/Getty Images
Gießen 3.0? „Headcoach bei einem ambitionierten Klub wie s.Oliver Würzburg zu sein, der eine echte Chance auf die Playoffs hat, ist für mich der nächste logische Schritt in meiner Entwicklung als Trainer“, äußerte sich Wucherer nach der Vertragsunterschrift bei den Franken – und ließ damit durchblicken, dass er mit Gießen in seinen zwei Jahren in der deutschen Beletage auch überperformt hatte. Dass Wucherer an seine erfolgreiche Zeit bei den 46ers anknüpfen würde, war verständlich – soll heißen: Mit Cameron Wells, Skyler Bowlin und Gabriel Olaseni kamen drei Spieler in der Offseason nach Würzburg, die mit dem Trainer schon in Gießen zusammengearbeitet hatten. So reifte
beispielsweise Combo-Guard Wells unter Wucherer zum BBL-All-Star. Bezüglich der weiteren Verpflichtungen setzten die Franken auf BBLerfahrenes Personal: Edel-Shooter Jordan Hulls und Verteidigungsass Brad Loesing laufen in der BBL seit 2016 respektive 2015 auf. Unter der Saison stieß Mike Morrison – zunächst per Kurzzeitvertrag – nach Würzburg, der Center trug vier Jahre lang das Frankfurter Trikot. Mit Florian Koch und Johannes Richter verstärkten zwei deutsche Akteure die Rotation, die ihr Potenzial noch nicht ausgeschöpft haben. Die einzigen Neuzugänge, die die BBL noch nicht kannten, sind bzw. waren der vielseitige Rookie Xavier Cooks (siehe Spieler im Fokus) und Perry Ellis. Letztgenannter musste das Team Mitte Januar verlassen. „Perry ist ein toller Spieler, der bei uns offensiv starke Leistungen abgeliefert hat. Bei der Entwicklung einer Identität, die zu unserer Mannschaft passt und die erfolgreich ist, haben die letzten Wochen gezeigt, dass wir mehr Emotionen und Intensität auf dem Parkett brauchen.“ Zwischen den Zeilen von Wucherers Begründung lässt sich herauslesen, woran es bei Ellis gemangelt hat. Dabei zeigt der Power Forward Fertigkeiten, die den Würzburgern auf den großen Positionen eigentlich gut zu Gesicht stehen – sind Olaseni, Morrison und Richter doch keine Big Men, die für Spacing sorgen. Dieser vermeintliche personelle Fehlgriff und eine Crunchtime-Schwäche begründeten den schwachen Würzburger Start mit zwei Siegen aus den ersten acht Partien. Doch wie lässt Wucherer seine Würzburger taktisch agieren? Wie zeigt sich seine Handschrift?
Fokus auf Guards und Abroller Wie in Gießen agieren die Würzburger gerne mit drei Ballhandlern gleichzeitig auf dem Parkett, allen voran mit Wells, Bowlin und Hulls. Das Guard-Trio zeichnet für gut 30 Punkte und 13 Assists pro Spiel verantwortlich. Während Bowlin bisher noch nicht seinen Rhythmus gefunden hat, zementiert Hulls seinen Status als einer der besten Schützen der Liga. Über seine BBL-Karriere von nunmehr 82 Partien tritt Hulls ungemein effizient auf (51,5 FG%, 50,4 3P%, 96,9 FT%). Mit Joshua Obiesie haben die Würzburger zudem einen talentierten deutschen Nachwuchsspieler verpflichtet, der parallel in der NBBL weiter für die Internationale Basketballakademie München aufläuft. Gleich bei seinem BBL-Debüt gegen München legte der stets unerschrocken auftretende 18-Jährige zwölf Punkte, vier Assists und drei Steals auf.
Die Offensive Würzburgs steht und fällt mit den Guards, die viele Pick-and-Rolls laufen. Gerne bereiten die Würzburger ein Blocken-und-Abrollen vor, bei dem der Dribbler erst einen ballfernen Block nutzt, um dann mit jenem Big Man ins Two-Man-Game zu gehen. Das Playbook von Wucherer präsentiert sich wie schon in Gießen mit Spielzügen, die mehrere Optionen bereithalten. Das rechts aufgezeichnete Play sieht zudem noch ein Postup eines kräftigen Guards wie Wells vor. Da die Außenspieler die Offensive forcieren, treten auch die Abroller häufig in Erscheinung: Morrison, Olaseni und Co. schlossen im Erhebungszeitraum zwischen dem Nationalmannschaftsfenster Ende November und Mitte Januar in 11,8 Prozent der Offensivaktionen des Teams als Abroller ab, was ein verhältnismäßig hoher Wert ist. Die so generierten 1,11 Punkte pro Abschluss sind ein gutes Argument. Nach Spotup-Aktionen und Abschlüssen des Ballführers im Pick-andRoll ist dies die dritthäufigste Abschlussart, knapp vor Transition-Aktionen und Cuts. Nichtsdestotrotz könnten die Würzburger noch schneller spielen. „Wir entwickeln uns in eine Richtung, die uns Coaches gefällt und die der Mannschaft guttut: höheres Tempo, Ball gut laufen lassen und von außen mal einen reinwerfen“, beschrieb Wucherer gegenüber MagentaSport beim Auswärtsspiel in Crailsheim die Entwicklung der Mannschaft. Noch agiert sein Team mit einer unterdurchschnittlichen Pace.
Offensiv ausbaufähig Wucherer ist als Trainer und dank seiner Spielerkarriere erfahren genug, um im Saisonverlauf weitere Anpassungen vorzunehmen – was nötig ist: Kein Team verschrieb sich zur Saisonhalbzeit weniger dem „Moreyball“ mit Blick auf Dreier und Freiwürfe. Die Guards schließen zu gerne aus der Mitteldistanz ab, statt am Korb Fouls zu ziehen, als Team nehmen die Würzburger die wenigsten Freiwürfe der Liga. „Wir werden in jedem Spiel in der Lage sein, 90 Punkte zu erzielen“, hatte Wucherer vor der Saison im Interview bei basketball.de das Offensivtalent seines Teams herausgestellt – bei Redaktionsschluss gelang dies aber nur in einem der 15 BBL-Spiele. Sicherlich haben die unterschiedlichen Startformationen dazu beigetragen, dass die Würzburger noch keine feste Identität entwickeln konnten. Offensiv haben sie aber das Personal und das Playbook, um dies zu meistern. redaktion@fivemag.de
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spielzug A
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1 Cameron Wells (1) bringt den Ball. Mike Morrison (5) startet das Play tief, kommt zur Dreierlinie heraus und erhält den Ball. Xavier Cooks (4) orientiert sich derweil Richtung Weakside …
Depth Chart 2018/ 2019 Pos.
Spieler
PG
Cameron Wells Brad Loesing
SG
Skyler Bowlin Jordan Hulls Joshua Obiesie
SF
Florian Koch Felix Hoffmann
PF
Xavier Cooks Johannes Richter
C
Mike Morrison Gabriel Olaseni Kresimir Loncar
In Würzburgs Backcourt finden sich fünf Ballhandler, die allesamt den Spielaufbau übernehmen können. Obiesie steht bezüglich der Minuten pro Spiel vor Hoffmann in der Rotation. Koch kann auf der Vier, Cooks auf der Drei auflaufen.
Spieler im Fokus:
Xavier Cooks Xavier Cooks sollte eigentlich gar nicht für Würzburg spielen. Als Forward hatten die Unterfranken in der vergangenen Offseason Mitch Creek verpflichtet, der aber – ohne überhaupt ein Saisonspiel für Würzburg zu bestreiten – von seiner NBA-Ausstiegsklausel Gebrauch machte und schließlich in die G-League wechselte. Nur deswegen holten die Würzburger Creeks australischen Landsmann Cooks. Der kam im Sommer selbst mit der NBA in Kontakt und lief in der Summer League für die Golden State Warriors auf. Der „Big South Player of the Year“ von 2018 war im College bei Winthrop so etwas wie die eierlegende Wollmilchsau, muss bei seiner ersten Profistation aber lernen, in einem Profiteam eine bestimmte Rolle einzunehmen. Als BBL-Rookie offenbart Cooks hier und da noch Schwachstellen, wenn es um das Lesen des Spiels geht – doch er deutet das Potenzial an, einer der vielseitigsten Akteure der Bundesliga sein zu können. In der switchintensiven Würzburger Defensive kann Cooks alle fünf Positionen verteidigen. Beeindruckend mutet hierbei seine Länge an, gegen Oldenburg verzeichnete Cooks drei seiner vier Blocks bei Closeouts
PLAY-TYPE spotup Transition isolation P&R Man cut postup Putbacks p&r ballhandler Summe
FREQ% 32,4 14,9 10,8 9,5 9,5 8,1 5,4 5,4 100,0
PPP 1,42 1,18 0,50 0,43 0,29 0,83 1,00 1,00 0,99
gegen Sprungwerfer. Dem 2,03-Meter-Mann geht die Masse für einen Power Forward ab (dort sieht er in Würzburg die meisten Minuten), er kompensiert dies aber mit seiner Explosivität. Offensiv präsentiert Cooks dies vor allem im Schnellangriff und als Abroller im Pick-and-Roll – in solch einer Situation zeigt er sogar einen Eurostep. Dass er hierbei sowie aus dem Eins-gegen-eins nicht effizienter abschließt, liegt an den vielen Ballverlusten. Zukünftig sollte Cooks häufiger das Pick-and-Roll als Ballführer laufen, noch agiert er zu schlampig beim Ballhandling. Im Pick-and-Roll mit einem Center stellt er dennoch – auch dank seines Passspiels – gegnerische Verteidigungen vor Probleme. Am effizientesten tritt Cooks aus dem Catch-andShoot bzw. -Drive auf, obwohl er mit seiner Wurftechnik nicht wie der designierte Stretch-Vierer daherkommt (nur 2,0 versuchte Dreier pro Spiel). Doch eine Quote von 55,2 Prozent gibt ihm recht. Dass der „X-Man“ bisher in so vielen Play-Types abgeschlossen hat, ist das größte Argument seiner Vielseitigkeit. Der 23-Jährige könnte damit in Zukunft erneut mit der NBA in Kontakt kommen.
FG% 60,0 85,7 40,0 33,3 25,0 50,0 50,0 50,0 56,6
FT FREQ% 0,0 9,1 0,0 14,3 0,0 16,7 25,0 0,0 5,4
TO FREQ% 16,7 27,3 37,5 42,9 42,9 16,7 0,0 0,0 24,3
Die Play-Type-Stats für Xavier Cooks aus seinen BBL-Spielen seit dem Nationalmannschaftsfenster Ende November 2018. Legende: Freq% – Prozentsatz der Abschlussart an allen Abschlüssen des Spielers, PPP – Punkte pro Abschluss, FG% – Feldwurfquote, FT Freq% – Wie häufig zieht der Spieler Freiwürfe, TO% Freq – Wie häufig produziert der Spieler einen Ballverlust; Daten: Manuel Baraniak
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5 1 … und stellt einen Cross-Screen für Jordan Hulls (3), der in einem frühen Ausstieg am Ring abschließt. Cooks geht nach seinem Block nach außen und nimmt in einer zweiten Option den Dreier. Wells rotiert derweil in die Ecke, Skyler Bowlin (2) macht Platz.
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Ist Hulls nicht anspielbar, rotiert er weiter in die rechte Ecke. Direkt danach cuttet Bowlin durch die Zone und kann bedient werden. Wells macht für Hulls Platz, orientiert sich nach oben …
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… und nutzt einen Pin-Down von Morrison. An der Birne angekommen, erhält Wells den Ball, mit Morrison läuft Wells daraufhin ein Pick-andRoll. Bowlin platziert sich in der linken Ecke.
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interview
Martin
Breunig
Martin Breunig
„In der NCAA musste ich fast jeden Cent zählen“ Martin Breunig hat in dieser Saison seinen Durchbruch in der BBL gefeiert. Der Center der Telekom Baskets Bonn erklärt im Interview, wie sehr seine Schnelligkeit dabei geholfen hat. Außerdem spricht Breunig über die „gierige“ NCAA, das Marschieren an einer Military Academy und Yoga als Vorbereitung. Interview: Manuel Baraniak
Fotos: Jörn Wolter/Marc Bremer
F
ÜNF: Anfang des Jahres waren in den sozialen Medien Fotos der „10 Year Challenge“ zu sehen … zwei Fotos von Spielern liegen zehn Jahre auseinander. Wenn man sich deine Fotos auf Instagram ansieht – der beidhändige Dunk, der Gesichtsausdruck –, da hat sich nicht viel verändert, oder? Martin Breunig: (lacht) Nicht so viel. Ich habe sehr viele Kommentare bekommen wie „Bitte mach die Frisur wieder so wie vor zehn Jahren“ oder „Hast du dir die Haare abgeschnitten und an deinen Bart geklebt?“. Wenn Fotos bei Spielen gemacht wurden, sah ich schon immer so aus: ein bisschen böse und aggressiv. Das merke ich selbst gar nicht.
Besser so als andersrum. Aber im Ernst: Diese Challenge ist eine gute Möglichkeit, um zurückzublicken. Wie hat sich deine spielerische Rolle in den vergangenen zehn Jahren verändert? Sehr stark. Vor zehn Jahren habe ich in der U16, U18 und in der NBBL gespielt. Ab und zu bin ich sogar als Point Guard aufgelaufen, manchmal als Flügelspieler. Dann ging ich aufs College, wo mir empfohlen wurde, ich solle auf dieser oder jener Position spielen, wofür sie mich eben rekrutiert haben. Ich würde sagen, vor zehn Jahren war ich auf jeden Fall ein besserer Werfer von außen, ich habe auch Dreier geworfen – nicht fünf Stück pro Spiel, aber ein, zwei schon. Allerdings bin ich
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heute viel erfahrener und von der Statur her kräftiger geworden sowie auch viel athletischer und schneller. Auf dem Foto bist du im Leverkusener Trikot zu sehen. In deinem letzten NBBLJahr habt ihr im Playoff-Achtelfinale Braunschweig mit 2-1 ausgeschaltet. Dort spielten damals Dennis Schröder und Daniel Theis. Ist bei dir aus diesem Duell etwas hängen geblieben? Auf jeden Fall, die NBBL-Playoffs waren immer ein Highlight. Daniel Theis war schon damals ein sehr athletischer Spieler. Wir waren damals zudem in der JugendNationalmannschaft zusammen, gegen Daniel habe ich vor zwei Jahren auch noch in der BBL gespielt. Was aus ihm geworden ist, finde ich sehr beeindruckend: Er ist noch athletischer als früher und kann jetzt auch noch von der Dreierlinie werfen. Er hat die ganzen Tattoos … (schmunzelt) Dennis Schröder hingegen hat in der NBBL noch gar nicht so herausgestochen, sich in den Jahren danach aber sehr gut entwickelt. Es ist unglaublich, was aus ihm geworden ist. Wenn wir zehn Jahre zurückgehen, war die NBBL recht neu, sie wurde zur Saison 2006/07 eingeführt. Die Strukturen im Nachwuchsbasketball waren damals noch nicht ausgeprägt. Die Quote, wie wir sie heute kennen, gab es noch nicht. Waren diese Unsicherheiten für einen Nachwuchsbasketballer einer der Gründe für dich, ans College zu gehen? Ich würde nicht sagen, dass es eine Unsicherheit war. Wir hatten damals das Problem mit den Bayer Giants Leverkusen, dass deren Erstligamannschaft nach Düsseldorf umgezogen ist – dort hat sich das Team nicht gehalten. Ich war ein Jahr lang in der Regionalliga, habe unter dem damaligen Coach aber nicht gespielt – außer wir lagen mal mit 35 Punkten vorne. Wir sind in dem Jahr in die ProB aufgestiegen, und der Coach wollte mich auch für die ProB rekrutieren. Aber ich habe mich entschieden, lieber nicht als Profi einzusteigen, um mir noch die Option offen zu halten, ans College zu gehen. Der Coach hat mich nicht in der Regionalliga spielen lassen, warum sollte ich in der ProB spielen? Deswegen war die Entscheidung einfach für mich, ans College zu gehen. 2010 bist du in die USA gegangen und hast ein Jahr an der St. John’s Northwestern Military Academy verbracht, einer Prep School, richtig? Genau. Die Prep School ist ein separates System, das an der Highschool ist, wo man aber Junior-College-Kurse besucht, das sind Einsteigerkurse. Das bereitet dich sehr gut auf die ACT- und SAT-Tests vor, die man für das College benötigt. Ich hatte ein paar Anläufe gebraucht, da ich erst richtig Englisch gelernt habe, als ich vor Ort war. Natürlich hatte ich Grundkenntnisse, aber man lernt die Sprache viel besser, wenn man in dem
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interview
Martin
Breunig
NCAA macht viel Geld, aber die Spieler bekommen nichts davon. Wie stehst du zu diesem System? Für mich persönlich war es so, dass ich fast jeden Cent zählen musste. Nach meinem Redshirt-Jahr in Montana sind wir vom Campus weggezogen und haben ein paar Leute angesprochen, ob wir dort einziehen dürften. Man bekommt nur eine bestimmte Menge Geld und muss davon auch die Miete bezahlen. Ich finde, die NCAA hätte hier mehr zulassen oder zumindest ein paar Dinge freigeben sollen, wie zum Beispiel die Verpflegung. Die Spieler leben davon, sie leben davon, Energie zu verbrennen – warum wird ihnen das nicht wieder zurückgegeben? Ehrlich gesagt finde ich, dass die NCAA hier ein wenig gierig ist. Dementsprechend hat man auch mitbekommen – ich will jetzt keine Namen nennen –, dass manche Colleges ihre Spieler anderweitig bezahlt haben, wodurch die Spieler natürlich sehr gerne zu diesen Programmen gegangen sind. Das würde ich an deren Stelle genauso machen.
Land lebt. Normalerweise macht man an der Highschool ja eine Sportart nur für drei Monate und wechselt dann den Sport. Aber an der Prep School habe ich ein ganzes Jahr nur Basketball gespielt. Wie „militärisch“ ging es dort zu? Sehr militärisch. Wir hatten Waffen, aber natürlich ohne Munition. Man lernt zu marschieren und die verschiedenen Militärränge. Man lernt, die Leute höflich mit „Sir“ oder „Madam“ anzusprechen. Wir mussten jeden Morgen um sechs Uhr aufstehen, es war dann immer ein Horn zu hören. (macht die Melodie nach) Wir mussten glatt rasiert sein und unsere Haare geschnitten haben, die durften nicht über die Ohren hängen. Und wir mussten eine Uniform tragen. Du bist dann an die University of Washington, hast dort aber sehr wenig gespielt und in deinem zweiten Jahr sogar weniger Einsätze bekommen als in deinem ersten. Hattest du damals überlegt, direkt wieder nach Deutschland zu gehen? Auf jeden Fall. Unzählige Male hatte ich daran gedacht, wieder nach Hause zu gehen. Ich war auch ganz alleine dort. Aber was wäre danach gewesen? Nach meiner kompletten College-Karriere erhielt ich Angebote aus der BBL – das hätte ich nach den zwei Jahren an der University of Washington aber nicht gehabt. Deswegen hatte ich mich dazu entschieden, nach Montana zu wechseln, um nochmal Gas zu geben. Das hat sich ausgezahlt.
Fotos: Jörn Wolter/Marc Bremer
Für die Montana Grizzlies hast du 1.158 Punkte erzielt – kein Spieler der Uni-Historie hat in zwei Jahren mehr aufgelegt. Warum lief es für dich dort so viel besser als in Washington? In Montana wurde mir viel besser erklärt, was man von mir sehen wollte. Am College war ich kein Stretch-Vierer, der unbedingt von außen geschossen hat – das haben sie in Washington aber von mir verlangt, dort habe ich nie meine Rolle gefunden. In Montana haben sie mich zwar auch auf der Vier eingesetzt, aber mehr innen und unter dem Ring. Sie haben gesehen, dass ich dort mit meiner Athletik und Explosivität meine Stärken hatte. Ich hatte auch einen sehr guten Assistant Coach, der sich viel Zeit für mich genommen hat. Manchmal haben wir um sechs morgens mit dem Training begonnen. Ein Problem gab es aber zunächst: Nach meinem Redshirt-Jahr hat sich der Trainerstab noch einmal geändert, was viele nicht wussten. Vielleicht hätte ich dann eine andere Rolle gehabt. Sind dir Duelle mit bestimmten Spielern während deiner College-Laufbahn besonders in Erinnerung geblieben? In Montana habe ich gegen den Würzburger Perry Ellis gespielt, der für Kansas aufgelaufen ist, gegen die haben wir eine herbe Klatsche kassiert – Kansas wurde damals landesweit an Nummer eins
„Basketball ist ein Spiel der Closeouts – es geht darum, den Spieler zu attackieren, der herauskommt.“ -----------
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gesetzt. Ich habe gegen meinen jetzigen Teamkameraden James Webb gespielt. Einmal haben wir nach Verlängerung verloren, einmal nach regulärer Spielzeit gewonnen. Er sagt, wir hätten betrogen – weil er nur fünf Punkte gemacht hat und vier Fouls hatte. (grinst) Dazu noch gegen Jeremy Senglin, der 2017/18 für Ludwigsburg gespielt hat, und gegen Domantas Sabonis – gegen Gonzaga, das war ein Spiel … In meiner WashingtonZeit habe ich gegen sehr viele spätere NBA-Spieler gespielt: Terrence Ross, Tony Wroten, C.J. Wilcox, Nick Collison oder Isaiah Thomas, aber auch gegen Jon Brockman, der bei Ludwigsburg war. . In der jüngsten Vergangenheit ist die NCAA vermehrt in die Kritik geraten. Die
Nach sechs Jahren in den USA bist du 2016 nach Deutschland zurückgekehrt, um deine Profikarriere in Ludwigsburg zu starten. Wie groß war für dich die Umstellung auf den Berufsbasketball? Sehr groß. Ich hatte immer gedacht, der deutsche Basketball sei viel langsamer als in der NCAA – ist er aber nicht, er ist viel schneller und intensiver. Es hat auch sehr lange gedauert, bis ich mich daran gewöhnt hatte, ehrlich gesagt fast eine ganze Saison. Dementsprechend habe ich auch nicht viel gespielt. John Patrick ist bekannt für seinen anspruchsvollen Defensivbasketball samt Fullcourt Press, der häufig als „40 Minutes of Hell“ bezeichnet wird. Es gibt wohl kaum schwierigere Einstiege in den Profibasketball. Ja, das stimmt schon. Aber ich war schon immer recht schnell auf den Füßen, von daher war die Defensive nicht so sehr das Problem. Wenn ich mal auf der Fünf gespielt habe, hat es eher an der Größe bzw. vor allem an der Masse gelegen. Auch wenn du in diesem einen Jahr in Ludwigsburg nicht so viel gespielt hast, was hast du mitgenommen? Dass ich für mich selbst sehr ehrgeizig sein muss und mich mit nichts zufriedengeben darf. Ich bin danach zu den Telekom Baskets Bonn gewechselt, was wie ein Neustart für mich war. Dort konnte ich entscheiden, was für eine Person und was für ein Spieler ich sein will. Du hast in einem Interview erzählt, dass Predrag Krunic (zum Zeitpunkt des Interviews noch Bonner Headcoach, wenig später wurde er entlassen, Anm. d. Red.) sehr viel Video von dir gesehen hat. Passt du im Hinblick darauf vor allem auch offensiv besser in das Bonner System?
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Ja, auf jeden Fall, Krunic hat mich darauf angesprochen. Aus der Vergangenheit hatte ich gelernt, dass dir Coaches auch Dinge erzählen können, die dann nicht eintreffen. Ich hätte nie gedacht, dass Krunic das in die Tat umsetzt: dass er mich nach einer Saison, in der ich acht Minuten im Schnitt gespielt habe, als Backup-Center haben möchte. Das hat mich sehr überrascht. In der Offseason nach meinem Wechsel habe ich sehr viel mit Krunic und dem Assistant Coach Chris O’Shea trainiert. Sie haben mir genau gesagt, was sie von mir verlangen – wie in Montana, das hat gut funktioniert. Im Vergleich zum vergangenen Jahr habe ich in dieser Saison einen konstanteren Wurf, was man vielleicht nicht anhand der Statistiken oder der Videos sieht. Aber im Training sagt mir Chris, ich hätte einen Riesenschritt gemacht. Jetzt muss
sicherlich schlechte Zeiten, in denen wir häufig verloren haben, aber persönlich gab es für mich einige positive Dinge. Ich habe gesehen, was ich dem Team geben kann, Dinge, die ich in Montana auch schon gut gemacht habe. Von daher war es wie ein Sprung zurück in diese Zeit.
ich den besseren Rhythmus nur noch ins Spiel bringen.
Fünf-gegen-vier-Situation im Halbfeld. Das ist einfach „Basketballspieler sein“: die Situationen lesen.
Du wirst bald 27 Jahre und kommst als Center wohl erst noch in das beste Basketballeralter. Wo siehst du in deinem Spiel noch Potenzial, das du in Zukunft ausschöpfen kannst? Beim Wurf und generell bei der Erfahrung. In diesem Jahr habe ich durch die Verletzung unseres eigentlichen Starters Charles Jackson mehr Spielzeit und damit Spielpraxis bekommen. Als Team gab es
Schon jetzt besitzt du für einen Fünfer eine sehr gute Schnelligkeit und ein sehr gutes Ballhandling. Man sieht immer wieder, wie du von der Birne deine Gegenspieler attackierst. Ich bin ein wenig schneller als die meisten Big Men, was ich ausnutzen muss. Basketball ist ein Spiel der Closeouts – es geht darum, den Spieler zu attackieren, der herauskommt. Wir versuchen, den Ball so lange zu passen, bis ein Verteidiger auf einen unserer Spieler zuläuft – dann kann man attackieren, und man hat eine schnelle
Du meinst selbst, dass du deinen Wurf noch verbessern musst, du agierst damit häufiger im Lowpost. Siehst du dich mehr als modernen oder als OldschoolBig-Man? Schon eher als modernen Big Man. Ehrlich gesagt gibt es Momente, in denen ich nicht gerne im Post spiele, dann drehe ich mich um und attackiere den Korb. Ich
möchte noch mehr ins Faceup-Game gehen. Wie das von der Post-Position am besten funktioniert, das muss ich noch lernen, daran arbeite ich auch gerade. Wir haben anfangs über die sozialen Medien gesprochen, die Bonner sind als Verein hierbei auch sehr kreativ. Ich habe drei Fotos von deren InstagramKanal herausgesucht. Dort sieht man dich in einer Hulk-Fotomontage als „Incredible Breunig“, mit Schürze als Chefkoch und bei einer Yoga-Figur mit einem Bruce-Lee-Zitat. Mit welchem dieser Fotos kannst du dich eigentlich am meisten identifizieren? Mit allen Bildern ein wenig. Das Foto mit der Schürze: Ich achte eben auf gesunde Ernährung und stehe in diesem Jahr sehr oft in der Küche, mit meiner Freundin bereite ich häufig mein Essen zu. Als wir noch nicht zusammengelebt haben,
habe ich mehr außer Haus gegessen. Zum Hulk-Foto: Darüber hatte ich mit den Coaches gesprochen, dass ich mit sehr viel Energie und Emotionen aufs Feld rausgehe. Ich versuche, immer 100 Prozent für die Mannschaft zu geben. Manchmal sagt der Körper aber, dass es gerade nicht geht, womit wir zum dritten Foto kommen: Dann kommt es darauf an, ein wenig Yoga zu machen und sich mehr zu stretchen, um den Körper auf die Spiele vorzubereiten. redaktion@fivemag.de
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Christian
Sengfelder
Christian Sengfelder „Ab jetzt ist Business“ Christian Sengfelder kam nach vier Jahren NCAA in die Basketball Bundesliga. Funktioniert hat er bisher überall … trotz aller Zweifel. Text: Tobias Feuerhahn
Fotos: Robert Kagelmann
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hristian Sengfelder hetzt von einer Übung zur nächsten. Durch einen Wald aus Metallstangen, Bleigewichten, Seilen und Gummibändern eilt er von der Hantelbank zum Seilzug. Die Uhr gibt den Takt vor. Fünf Minuten Vollgas an jeder Station des Kraftzirkels. Dann schnell zur nächsten. Selbst für Trinkpausen bleibt ihm und seinen Teamkollegen bei diesen FiveMinute-Drills kaum Zeit. Knapp 90 Minuten dauert das Martyrium. Neben Geräten zur Muskelstimulation liegt noch ein Kunstrasenplatz innerhalb der Einrichtung an der Boise State University in Idaho. Das Gebäude ist etwa so groß wie eine Halle, wie sie die meisten schon aus dem Sportunterricht kennen – allerdings handelt es sich hierbei nur um den Kraftraum der Uni. Die Basketballer der Broncos legen hier den Grundstein für eine harte
Saison. Unter anderem sieht der Spielplan 2017/18 Auswärtspartien in Albuquerque, New Mexico oder Dallas in Texas vor. Reisen von etwa 1.500 beziehungsweise 2.500 Kilometern. Die Bedingungen sind ebenso professionell wie die Anforderungen. Ja, das Leben als Student Athlete ist anstrengend. „Das war schon krass“, sagt Christian Sengfelder heute. „Aber danach bist du fit.“ Und bestens vorbereitet auf das Leben als Profi-Basketballer. Dem gebürtigen Leverkusener ist das anzusehen. Sichtbar verteilt sich der Ertrag der Arbeit am College auf seine Körperlänge von 203 Zentimetern. Der Junge ist kräftig, keine Frage. Und seine Kraft setzt er auch ein. Sein Spiel lebt von seiner Physis. Werfen kann er auch. Das macht ihn als Stretch-Four variabler. Doch ist er auch athletisch genug für die Profis? Längst nicht jeder College-Sportler schlägt
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nach der Schinderei an der Uni eine professionelle Laufbahn ein. Manch einer verkauft danach Immobilien oder Versicherungen, wird Arzt oder Unternehmer. Sengfelder aber will es wissen: „Ich wollte schauen, wie weit ich kommen kann.“ Zunächst nimmt er sein Ziel an der Fordham University in Angriff. Für sein letztes College-Jahr wechselt er dann an die Boise State University. Mittlerweile steht der 23-Jährige in Diensten der Basketball Löwen Braunschweig. Der Übergang gelingt Sengfelder gut. Den Sprung vom US-Uni-Sport ins europäische Profigeschäft, bei dem das Talent so mancher Spieler, die am College noch brillieren, im Atlantik zu ersaufen scheint, meistert er. In seinen ersten elf BundesligaSpielen macht er 8,5 Punkte pro Partie. Mit 6,5 Abprallern ist er bester deutscher Rebounder der BBL. Leon Rice, Sengfelders Headcoach bei den Boise State Broncos, wundert das wenig: „Ich wusste, dass Christian gut in dem sein wird, was er nach seiner Zeit bei uns macht, egal ob er Arzt oder Basketball-Profi werden würde.“ Gegenüber seinen US-Kollegen hat der Power Forward aber einen entscheidenden Vorteil, wie LöwenCheftrainer Frank Menz betont: „Er ist in Deutschland sozialisiert, kennt den europäischen Basketball.“
Über Ehingen ans College
An Hantel-Parcours verschwendet Christian Sengfelder im Jahr 2003 noch keinen Gedanken. Ein Kumpel nimmt ihn damals im Alter von acht Jahren zum ersten Mal mit zum Basketballtraining in Leverkusen. Trotzdem beginnt er, in den Jugendteams der Giants zu dominieren. In der NBBL markiert er 19,8 Punkte und 13,9 Bretter pro Spiel. Der nächste Schritt steht an. Den will Sengfelder 2013 in Ehingen gehen – mit einem klaren Ziel vor Augen: „Die Coaches dort arbeiten viel individuell mit den Spielern. Ich konnte mich in der ProA weiterentwickeln und wurde gut aufs College vorbereitet.“ Es soll also an die Uni gehen, das steht fest. Nicht nur des Sports, sondern auch der Sprache und der Ausbildung wegen. Sengfelder will einen Plan B, falls es mit der Profilaufbahn doch nicht klappt. Ehingens Trainer Ralph Junge ist der ideale Türöffner, pflegt er doch gute Kontakte in die USA. Er verschickt Videos, die Sengfelders Können demonstrieren sollen. Ein Coach der Fordham University meldet sich, fliegt nach Deutschland, um sich vor Ort zu überzeugen. Zunächst regiert die Skepsis. Sengfelder hat Talent, klar. Er ist aber nicht sonderlich athletisch. Und kann er überhaupt verteidigen? „Die Fragen stellten sich bei mir immer“, sagt Sengfelder. Aber schließlich ist Fordham spät dran mit dem Rekrutieren, braucht noch einen Spieler auf
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Christian
Sengfelders Position – und bietet ihm ein Stipendium an. „Vielleicht war ich das geringste Übel“, erzählt der gebürtige Leverkusener mit einem Grinsen im Gesicht. Stichwort Stipendium: 75.000 Dollar lässt die Fordham University nun jedes Jahr für Sengfelders Ausbildung springen. Studieren ist teuer in den USA. Tutoren und „Academic Advisors“ sind inklusive. Schließlich sollen die Spieler ja auch akademische Höchstleistungen bringen. Klausuren schreiben sie dann schon einmal im Hotel während eines Auswärtstrips. Es gehört schon eine Menge Disziplin dazu, in der Halle ein Pensum wie die Profis abzuspulen und gleichzeitig die Schule nicht schleifen zu lassen. Für Christian Sengfelder eine Eigenschaft, die so selbstverständlich ist wie Zähneputzen. „Christian war immer sehr fleißig und gut organisiert, hat immer viel für die Schule, aber auch für den Basketball gemacht“, sagt Robin Jorch, einer von Sengfelders Mitspielern an der Boise State University. Vor jedem Training netzt Sengfelder 200 Würfe von verschiedenen Positionen. Nach der Übungseinheit sind die Spotup-Dreier dran: fünf Positionen, drei Treffer in Folge. Und das Ganze noch ein zweites Mal. Trainingseifer – eine Tugend, die alle Trainer gerne sehen. „Christian hat eine großartige Arbeitseinstellung. Im Training musste ich ihn oft bremsen“, sagt Coach Rice.
Fotos: SoulClap Media
20 Stunden, mehr nicht
Wenn Leon Rice über seinen ehemaligen Schützling spricht, schwingt Hochachtung mit. Nicht nur, weil der auf dem BasketballParkett einen enormen Fleiß an den Tag legt. Die Verbindung, die zwischen dem College-Coach und seinem Ex-Spieler gereift ist, ist spürbar. Das Trainingslimit erlegt er Sengfelder dennoch nicht nur wegen zu hoher Belastung auf – sondern auch wegen einer der vielen Vorschriften, denen sich NCAA-Programme beugen müssen. „Während der Saison durften wir nur 20 Stunden pro Woche trainieren“, erinnert sich Sengfelder. Dieser Regel unterworfen, fällt auch auf die strenge zeitliche Taktung der Five-Minute-Drills ein anderes Licht. Halten sich die jungen Athleten an die Vorgabe des Verbandes? Na ja, zumindest nicht immer. Jeder der Broncos hat eine Schlüsselkarte in der Tasche, die Zutritt zu den Trainingshallen gewährt – zu jeder Tageszeit. Ein Luxus, der reizvoll ist. Für spätabendliche Eins-gegeneins-Balgereien mit den Teamkollegen etwa. Christian Sengfelder sucht sich als Sparringspartner am liebsten Marcus Dickinson aus – einen Point Guard. Das Auswählen eines positionsfremden Gegners fällt bewusst. Sengfelder will sich selbst herausfordern, seine Fähigkeiten schärfen.
Sengfelder
So halten die beiden gerne am späten Abend ihre Schlüsselkarte an den Sensor, drehen die Musik auf, „und dann ging es auf dem Parkett schon ziemlich zur Sache, inklusive Trashtalk und allem, was dazugehört“. Zeitliche Restriktionen gibt es bei den Profis nicht mehr. Da wird so oft und lange trainiert, wie es nötig erscheint. Geht es um den Unterschied zwischen Collegeund Profi-Basketball, fällt irgendwann unweigerlich der Begriff „Physis“. Bei den Pros geht es härter zur Sache. Robustere Blöcke, mehr Ellbogen beim Rebound – stimmt alles. Doch nicht nur das macht laut Sengfelder die erhöhte Physis aus: „Die Vorbereitung ist länger, die Saison auch, und die Trainingszeit ist nicht limitiert.“ Auch das fordert den Körper.
„Ich weiß nicht, ob das fair ist. Aber es macht das Leben eines Student Athlete schon ein Stück weit kaputt. Du wirst benutzt, um Werbung zu machen, bekommst selbst aber gar nichts.“ -----------
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Den Boise State Broncos schließt sich Sengfelder erst für sein Senior-Jahr an. Den Bachelor in Psychologie hat er nach drei Jahren im Sack. Weil er sein Studium früher als vorgesehen beendet, muss er nicht ein Jahr aussetzen, als er die Fordham University verlassen will. Die einjährige Sperre ist sonst von der NCAA vorgeschrieben, wenn ein Spieler das Lager wechselt. Der heute 23-Jährige sucht eine größere Herausforderung für sein letztes Jahr an der Uni, will eine Chance auf eine Conference-Meisterschaft und auf die March Madness. Mit Fordham sieht es an dieser Front düster aus. Zunächst aber muss ihn überhaupt eine andere Uni wollen. Dass Sengfelder zu haben ist, zwitschert den College-Coaches ein Vögelchen: ESPN verbreitet die Wechselabsicht per Twitter.
Die Offerten renommierter Programme lassen dann nicht mehr lange auf sich warten. „Ich hatte Angebote von Vanderbilt, Maryland, Wake Forest und Creighton“, verrät Sengfelder. Den Zuschlag bekommt Coach Rice aus Boise, Idaho. Der macht sich vorher bei den Gegnern der Fordham Rams schlau – die Sengfelder ein beeindruckendes Zeugnis ausstellen: „Einer sagte, Christian gehöre zu den 15 besten Spielern der Atlantic 10 Conference.“ Das Video-Studium von Sengfelders Taten bringt den Rest an Überzeugung. Außerdem brauchen die Broncos einen Ersatz für Forward Nick Duncan. Rice überzeugen letztendlich nicht nur die 11,4 Punkte und die Dreierquote von 35,9 Prozent, die Sengfelder während seiner Zeit in Fordham auflegt. „Wir haben uns gleich gut verstanden. Christian ist jemand, der zu seinem Wort steht. Wenn er sagt, dass er etwas tut, dann tut er es auch. Und ich war mir sicher, dass ich ihn noch verbessern kann“, sagt Rice. Und das gelingt. Der Coach und seine Mitspieler schätzen vor allem Sengfelders kurze Warmlaufzeit. „Er ist ein echter Powertyp, der reinkommt, hart spielt und sofort da ist“, sagt Robin Jorch. Zum großen Tanz werden Sengfelder und die Broncos trotzdem nicht aufgefordert. Statt Aufmerksamkeit auf der ganz großen Bühne winkt mit dem National Invitation Tournament nur der Trostpreis. Für einen College-Basketball-Spieler ist diese Einladung zwar so etwas wie Socken unterm Weihnachtsbaum, trotzdem ist Sengfelder hochmotiviert. Schließlich ist es sein erstes echtes Postseason-Spiel. Schon in der ersten Runde aber zerrt die Schlusssirene Christian Sengfelder aus seinem Traum. Gegen die University of Washington verlieren die Broncos mit 74:77. In seiner letzten College-Partie erzielt der Power Forward 15 Punkte und greift sich 14 Bretter. Dann ist alles vorbei. „Man fühlt sich leer in einem solchen Moment“, sagt Sengfelder.
Braunschweig statt Berlin
Der Stift ist aber schon gespitzt für das nächste Kapitel. Frank Menz hat Sengfelder schon länger auf dem Zettel, kennt ihn von der U20-EM und hat ihn auch zweimal in Fordham besucht. „Ich sagte schon damals, dass ich in Zukunft gerne wieder mit ihm arbeiten würde. Ich wusste, das würde sehr gut passen“, so der Coach der Basketball Löwen Braunschweig. Der deutsche Trainer will den 23-Jährigen als Stretch-Vierer. Dass die diversen Wurftrainings dessen Dreierquote am College aufmöbeln, hilft dabei, das Anforderungsprofil ideal zu bedienen. Und Sengfelder will in seinem ersten Jahr bei den Profis auch Minuten auf dem Parkett sehen. In Braunschweig bekommt er diese Chance. Deshalb schlägt er ein Angebot aus Berlin aus – auch wenn das so schwerfällt wie ein Zahnarztbesuch.
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Zwar mag die Halle in Niedersachsen nun kleiner sein als die in Idaho, Arbeit gibt es trotzdem noch reichlich. „An seinem Lowpost-Spiel, seinem Drive zum Korb und der Athletik muss er feilen“, merkt Menz an. Da ist sie wieder, diese Sache mit der Athletik. Die Distanzwürfe wollen in der BBL auch noch
nicht nur Schulterklopfer auf dem Campus, sondern jeden Monat einen Scheck. Ob es fair ist, dass sich die NCAA auf den Schultern ihrer Athleten eine goldene Nase verdient, während diese keinen Cent annehmen dürfen? „Ich weiß nicht, ob das fair ist. Aber es macht das Leben eines Student Athlete schon ein
Der Titel lautet: „Die Beziehung zwischen Perfektionismus und Motivation von Student Athletes“. Wie passend. Als er seine 203 Zentimeter nach unserem Gespräch in die Höhe wuchtet, geht es in seinem Kopf schon wieder genau darum. Er hat eigentlich einen Tag frei. Am Vorabend haben
nicht so recht den Weg durch die Reuse finden. „Katastrophal“, antwortet Christian Sengfelder auf seine Dreierquote von 27,8 Prozent angesprochen. Tja, Basketball ist jetzt Geschäft. Und jeder kämpft um seinen nächsten Vertrag. Am College geht es um „Hustle, harte Defense, und es geht noch etwas stärker um das Team“, sagt Leon Rice. „Bei den Profis will jeder den Job des anderen.“ Klar, von nun an gibt es dafür aber auch
Stück weit kaputt. Du wirst benutzt, um Werbung zu machen, bekommst selbst aber gar nichts“, sagt Sengfelder. Die Gedanken an die Herausforderungen und Tücken dieses Berufs kann Christian Sengfelder nicht ganz wegschieben. Die Transformation vom Basketball spielenden Studenten zum Profi ist noch immer im Gange. Seine Masterarbeit in Kinesiologie ist gerade erst fertig geworden.
die Basketball Löwen die Riesen aus Ludwigsburg in einem verrückten Spiel mit 100:99 nach Verlängerung geschlagen. Sengfelder will trotzdem noch zum Krafttraining. Nicht in den Hantel-Tempel in Boise, sondern in ein Fitnessstudio in Braunschweig. Immerhin scheucht ihn die Uhr dieses Mal nicht von einer Übung zur nächsten – die FiveMinute-Drills spart er sich an diesem Nachmittag. redaktion@fivemag.de
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in-dre-ssant
James
Harden
In-Dré-ssant Spalter mit Bart
James Harden spielt eine Saison für die Ewigkeit. Fragt sich: Warum ruft das einen derartigen Beißreflex bei so vielen Fans hervor? Text: André Voigt
J
ames Harden. Niemand spaltet in der Saison 2018/19 die NBA-Fans wie „The Beard“ aus Südtexas. Der Grund: Der 29-Jährige bricht einen Punkterekord nach dem anderen. Er führt die Liga mit großem Vorsprung beim Scoring an und reiht sich in diversen Rekordlisten direkt neben dem dominantesten Scorer aller Zeiten, Wilt Chamberlain, ein. Er ist schlichtweg nicht zu stoppen. Ein offensives Einmannabrissunternehmen. Als wäre ein Terminator in Houston gelandet, in die Kabine der Rockets marschiert und hätte
zu Harden gesagt: „Ich will dein Trikot, deine Shorts, deinen Bart!“ Moment … wie können solche Leistungen die Fangemeinde spalten? Das NBA-Universum feiert Brillanz. Seit jeher wird dem Individuum gehuldigt, seit Michael Jordan auch dem Heroball – dem Alleingang am Ende einer Partie, der zum Sieg oder auch zur Niederlage führt. Genau das liefert Harden dieses Jahr wie niemand anders. Er punktet, reboundet, assistiert. Wenn seine Rockets gewinnen, dann wegen ihm. Funktioniert er nicht, hat sein Team so gut wie keine
Chance. Doch der Hass ist real. Und er hat viele Gründe. Da wäre zum einen die Tatsache, dass Harden so viele Feldwürfe (24,2), Dreier (13,3) und Freiwürfe (11,9) pro Partie nimmt wie niemand anders in der Liga. Für seine Kritiker ist er ein „Gunner“, der nur wirft, wenn er den Ball hat … also immer. Harden nimmt zudem den verpönten Dreier aus dem Dribbling, dazu noch nach einem Schritt zurück (Stepback). Und selbst wenn sein Wurf nicht fällt, ballert er einfach weiter. Last but not hated least: Er zieht Freiwürfe, indem der amtierende MVP bei seinen
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Drives in die Zone geschickt Kontakt mit dem Verteidiger aufnimmt und dann herniedersinkt … so wenig eklatant die Berührung auch gewesen sein mag. Harden ist für seine Kritiker also ein wild ballernder Egozocker, der sich massig Freiwürfe ergaunert.
Fotos: Elsa/NBAE via Getty Images
Schönheit oder Effektivität?
Es ist natürlich jedem erlaubt, James Hardens Spielweise nicht zu mögen, Schönheit liegt schließlich im Auge des Betrachters. Auch treiben Rockets-Coach Mike D’Antoni und sein MVP das mit den Isolationen für Harden auf die Spitze. Vier Pässe vor jedem Wurf? Pah, was Houston im Angriff macht, ist Welten entfernt von Norman Dales Hickory High aus dem Film „Freiwurf“ und verdammt nah dran an „NBA Jam“. Harden schließt allein mehr Isolationen ab als jedes andere NBA-Team. Ästhetik ist jedoch nur die eine Seite der Medaille. Die andere ist im Basketball die Effektivität. Im Sport allgemein und im Profisport im Besonderen geht es darum zu gewinnen. Die Tabelle wird nach Siegen sortiert, nicht nach einer imaginären künstlerischen Note. Erlaubt ist, was funktioniert … und die Rockets funktionieren mit Harden. Der BasketballAnalytiker Kirk Goldsberry hat für ESPN. com aufgeschlüsselt, dass ein NBABallbesitz einem Team im Schnitt 1,10 Punkte einbringt. Wenn eine Mannschaft also gewinnen will, sollte sie Taktiken wählen, die ihr pro Angriff mehr Zähler einbringt. Genau das liefert die Spielweise der Raketen. Nimmt Harden einen seiner Stepback-Dreier, verbucht sein Team im Mittel 1,18 Punkte. Geht er in die Zone und zieht dort ein Foul, sind es 1,70 Zähler. Wird er gar beim Dreier gefoult, steigt diese Zahl auf 2,55. Die Rockets als Team belegen ligaweit beim Offensivrating den dritten Rang – dabei verpasste mit Chris Paul der einzige andere All Star neben Harden 22 der ersten 50 Partien. Eric Gordon, designierter Dreierschütze und drittbester Scorer der Rockets 2017/18, legt in dieser Spielzeit mit einer Dreierquote von 31,7 Prozent einen für ihn katastrophalen Karrieretiefstwert hin. Neben Harden, Paul, Gordon und Center Clint Capela stehen in Houston vor allem anderswo ausgemusterte Profis in einem Kader, der trotz alledem in der knüppelharten Western Conference zu Redaktionsschluss den fünften Platz belegt. Ach so … verteidigen tun die Rockets wenig bis gar nicht. Beim Defensivrating rangieren sie momentan auf Position 26. Warum die Rockets trotzdem Siege einfahren? Weil Harden momentan der beste Eins-gegen-eins-Spieler der Welt ist. Er muss so spielen, weil seine Franchise anderweitig nicht gewinnen
kann. Das mag nicht schön sein, aber eben alternativlos, wenn diese Mannschaft in die Playoffs will. Auch nachhaltig mag es nicht sein. Der Blick voraus zur Postseason wirft die bange Frage auf, ob Harden nicht verheizt wird. Aber was wäre denn die Alternative? Im NBA-Westen aussichtslos in Rückstand geraten und Mitte April schon auf den Bahamas abhängen? James Harden juckt das alles nicht, und das sollte es auch nicht. Immerhin ist er nicht der erste Edelscorer, der bei der gefühlten Wahrheit vieler Fans nicht gut wegkommt. Ein anderer war Michael Jordan … „Jordan war nicht müde nach dem All-Star-Break. Er legte 45 Punkte gegen Seattle auf und dann im dritten Spiel innerhalb von vier Tagen 43 gegen die Kings. Wenn du ein großartiger Spieler bist, suchst du keine Ausreden, du lieferst ab. Wenn du ein Blender bist, redest du dich heraus. Jordan suchte keine Ausreden, und kaum jemand hatte je sein Team so getragen wie Jordan damals diese Bulls“, schreibt der legendäre Beatwriter der Chicago Bulls,
Sam Smith, in seinem Buch „There Is No Next“ über Jordans Saison 1986/87, als MJ 37,1 Punkte auflegte und 27,8 Würfe pro Partie nahm. Die Bulls schlichen mit gerade mal 40 Siegen an achter Stelle in die Playoffs, wo sie 0-3 gegen die Boston Celtics untergingen. „Die Kritik an Jordan, wenn sie denn geübt wurde, bestand aus den Vorwürfen, dass er zu egoistisch sei und seine Mitspieler nicht besser mache. Jordan schüttelte seinen Kopf. Er sah Magic (Johnson) mit (James) Worthy und Kareem (Abdul-Jabbar) spielen. (Larry) Bird hatte (Kevin) McHale, (Robert) Parish und Dennis Johnson an seiner Seite. Jordan spielte mit Granville Waiters, Brad Sellers, Mike Brown, Earl Cureton, Dave Corzine, Charles Oakley, John Paxson, Pete Myers, Elston Turner, Darren Daye, Gene Banks und Steve Colter. Finden sich in diesem Kader All Stars?“ Die fanden sich während Chris Pauls Verletzung auch nicht bei den Rockets, also lieferte James Harden ab. Michael Jordan dürfte das gefallen haben. „Du kannst keinen Hühnersalat aus Hühnerscheiße machen!“, sagte „His Airness“ einst. dre@fivemag.de
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ADI DAS T- M AC MILLENIUM “2004 ALL-STAR GAME“ Der legendäre adidas T-Mac im 2004er All-Star Colorway ist zurück! Anlässlich des diesjährigen All-Star Weekends in Charlotte bringt die Three Stripes Crew den Schuh von Tracy McGrady noch einmal in einer blauen Special Edition samt Boost Sohle raus. SneakerChecker sehen sofort dass einige Elemente aus den vorherigen T-Mac Modellen 1, 2 und 3 übernommen wurden. Preis: 159,95 € Ab sofort bei KICKZ.COM erhältlich 96
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ivan beslic
ivan F beslic Respect the Shooter
reunde, heute erzähle ich euch die Geschichte von Chris Mullin – einem weißen Jungen irischer Abstammung aus New York, der schon früh die Liebe zum Basketball auf den roughen Asphaltböden des „Big Apple“ entdeckte. Der Linkshänder, der zum Zocken auch in den miesesten Ecken der Stadt zu finden war, verdiente sich schnell Respekt auf der Straße und avancierte in kürzester Zeit zur lokalen Legende. Trotz zahlreicher Angebote entschied er sich für die Heimat und spielte für das St. John’s College, das zu der Zeit alles andere als erfolgreich war. Mullin schlug ein wie eine Bombe und brachte St. John’s wieder auf die Erfolgsspur. In seinen vier Jahren am College wurde er dreimal zum „Spieler des Jahres“ gewählt, was sonst keinem anderen in der College-Geschichte gelang. #Nuffsaid Der unscheinbare Small Forward war nur 2,01 Meter groß, konnte nicht schnell laufen oder hoch springen, doch was „Mully“ so einzigartig machte, war seine unglaubliche Trainingseinstellung. Besessen vom Training war er der Erste und Letzte in der Halle, dabei war der Wurf seine allergrößte Waffe. 1985 wurde er an siebter Stelle von den Warriors gewählt. Mullin, der an NYC und an seiner Family hing, tat sich erst mal schwer mit dem Umzug an die Westküste. Sein großes Problem war: Er trank gerne mal einen über den Durst. Fernab von zu Hause und auf sich alleine gestellt, griff er immer öfter zur Flasche und wurde allmählich ein Vollzeit-Alkoholiker mit Übergewicht. Mullins Rettung kam in Gestalt von Trainer-Legende Don Nelson, der die Warriors 1988 übernahm. Nachdem Mullin mehrere Trainingseinheiten verpasste und seine Probleme nicht in den Griff bekam, suspendierte ihn Nelson während der laufenden Saison und schickte ihn anschließend in eine Entzugsklinik nach Inglewood. Täglich gab es sechs Stunden lange Ausnüchterungs-Therapien. Mullins Mitbewohner: Schläger und Schwerkriminelle. Es ging nicht nur darum, clean zu werden, sondern jeden Tag gegen diese Jungs zu überleben. Das Wichtigste im Kampf gegen die inneren Dämonen ist Disziplin und der nötige
Wille. Und Disziplin hatte die „Gymrat“ Mullin. #MullinMentality Nach nur 48 Tagen verließ er als neuer Mensch die Klinik und arbeitete noch härter an seinem Game. Optisch setzte er auch neue Akzente, rasierte sich die Waschbären-Mähne ab und lief mit seinem neuen „Forrest Gump Lookalike“-Militärschnitt auf, der bis heute jedem Feldwebel Freudentränen in die Augen zaubert. In den darauffolgenden fünf Jahren legte er pro Saison mindestens 25 Punkte pro Spiel auf und wurde jedes Jahr zum All Star gewählt. Als hätte man ihm den Virus entfernt und das neueste Allround-Game-Update verpasst. #PrimeTimeMullin2.0 Mullin war der geborene Shooter schlechthin, seine Trefferquote war hochprozentiger als die Shots, die er in seiner Alkoholiker-Prime wegballerte. In drei Saisons traf er mindestens 45 Prozent von der Dreierlinie und hatte eine Karrierefeldquote von starken 51 Prozent. Golden State machte aber auch seine Hausaufgaben und stellte mit Mitch Richmond und Tim Hardaway hochwertiges Talent an Mullins Seite. Die drei formten eines der krassesten Trios der NBA-Geschichte, auch bekannt als „Run TMC“, dessen offensives Feuerwerk samt Hype und Fanlove an die heutigen Warriors erinnert. Leider hielt das Trio nur drei Jahre, bevor Trades die Mannschaft zerstückelten und mit den Jahren auch ein paar Verletzungen dazukamen. Doch Mullin blieb immer true to the Game. „CM17“ ist ein Paradebeispiel, wie weit man mit harter Arbeit und viel Disziplin kommen kann! Ähnlich wie Larry Bird machte er Mismatches durch seinen hohen Basketball-IQ und clevere Fußarbeit wieder wett, und seine Shootingdrills formten aus ihm einen der besten Schützen, die die NBA je gesehen hat. #StephWho? In 16 Saisons scorte er durchschnittlich 18,2 Punkte pro Game und lief neben den Warriors auch drei Jahre für die Pacers auf. Eine Championship blieb ihm leider verwehrt, dafür wurden ihm andere hohe Auszeichnungen zuteil: zweimal olympisches Gold, unter anderem als wichtiger Teil des legendären Dream Teams, drei verschiedene Hall-of-Fame-Aufnahmen und der Ritterschlag eines jedes Ballers, das Retirement seiner Jerseynummer 17 unter die Warriors-Hallendecke. Magic Johnson brachte es nach einem verlorenen Game gegen die „Dubs“ ziemlich gut auf den Punkt: „When God made a Basketball Player, he just carved Chris Mullin out and said: ,This is a Player!‘“ Peace, Ivan
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ASW COLLECTION 2019
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