BASKETBALL FOR LIFE
MERRY X-MAS!
DER BESTE SPIELER DER + WELT
01/2020
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KARLANTHONY TOWNS
Endlich leader der wolves
-
DANIEL THEIS
unersetzlich bei den celtics
-
MAXI KLEBER
Der mann an der seite des einhorns
dwight howard
Malcolm Brogdon
Brandon ingram
Champion, Strippenzieher, Unbekannter – wer ist Kawhi Leonard?
3,90 €
Österreich 5,00 € Schweiz 7,80 SFR BeNeLUX 4,60 € Italien 5,25 € Spanien 5,25 €
brandon clarke
bogdan bogdanovic cole anthony
omri casspi
thomas päch mahir agva
ISSUE 164 ISSN 1614-9297 WWW.FIVEMAG.DE
WWW.K1X.COM
"THE BLITZ PACK
editorial
FIVE
IMPRESSUM
164
FROHE WEIHNACHTEN UND EINEN GUTEN RUTSCH!
Redaktion: redaktion@fivemag.de Verlag: KICKZ Never Not Ballin’ GmbH Landwehrstr. 60 80336 München Tel.: +49-89-324 781 70 Fax: +49-89-324 781 99 Herausgeber: Christian Grosse Chefredakteur: André Voigt (verantw.) Grafik: Patrick „Mochokla“ Ortega Fotos: Getty Images Lektorat: Thomas Brill
Fotos: Glenn James/Brian Rothmuller/Icon Sportswire via Getty Images
LIEBE FIVE-GEMEINDE, ja, ist denn schon Weihnachten? Nicht ganz, aber ganz bald. Keine Ahnung, ob ihr das so auf dem Schirm habt, aber es wird das erste Weihnachten ohne Dirk Nowitzki seit langer, langer Zeit sein. Natürlich ist Dirk nicht weg. Zuletzt sahen wir ihn in Dallas, als er auf einer Hebebühne den nach ihm benannten Straßenabschnitt – den „Nowitzki Way“ – einweihte. Auf dem Parkett sehen wir ihn jedoch nicht … und irgendwie ist das auch echt okay. Ich bin alt genug, um zu wissen, wie das war, als Michael Jordan 1993 zum ersten Mal in den Ruhestand ging. Das fühlte sich falsch an. Nicht (nur) aus höchst egoistischer Sicht, sondern aus der des Basketballromantikers. Jordan hatte dem Spiel damals im Alter von erst 29 Jahren noch so viel gegeben. Gerade hatten er und die Bulls den ersten Threepeat seit den Celtics der 60er Jahre vollendet. Da ging noch mehr! Der musste zurückkommen! Was er natürlich auch tat. Sogar zweimal. Einmal als Bull nebst zweitem Threepeat und dann als Washington Wizard für die letzte Ehrenrunde.
Bei Dirk hingegen fühlte es sich richtig an. Er hatte dem Spiel auf dem Parkett nichts mehr zu geben, seine Nachfolger standen mit Luka Doncic und Kristaps Porzingis bereit. Deshalb gibt es auch keinen Grund, nostalgisch zu werden, wenn die Lichter angehen und es dieses Jahr besinnlich wird. Die „Christmas Games“ versprechen Großes! Celtics gegen Raptors, Bucks gegen 76ers, Lakers gegen Clippers, Pelicans gegen Nuggets! Gut, da gibt es auch Warriors gegen Rockets, aber nach reichlich Abendessen kann man da wahrscheinlich getrost wegnicken. Es sei denn, James Harden färbt sich den Bart weiß … Ruckzuck ist dann 2020 – und da wartet ein absoluter Leckerbissen auf die Basketballfans hierzulande: das Final Four der Euroleague 2020! Nachdem das TopEvent des Euroballs bereits in Berlin gastierte, kommt jetzt die Lanxess Arena in den Genuss des zweitbesten Basketballs der Welt. Wer vom 22. bis 24. Mai 2020 nicht in Köln ist, hat keine Liebe für das Spiel … oder keine Karte bekommen. FIVE wird auf jeden Fall in unserer alten Heimat am Start sein und für euch im Heft und in den sozialen Medien berichten!
BESTEN DUNK
nächste aUSGABE
Dré dunkt allen, die 2020 bei seiner „Got Nexxt“-Liveshow dabei sein werden!
Die FIVE #165 erscheint am 17. Januar 2020 oder liegt schon bis zu vier Tage vorher bei allen Abonnenten im Briefkasten. Dann im Heft: Luka Doncic, die miesesten Verträge der Liga, Chuck Person und vieles mehr!
Ausgabe verpasst? Kein Thema. Scannt den nebenstehenden Code mit eurem Smartphone ein oder
04
schaut auf www.kickz.com/de/five vorbei und ordert einfach nach.
Am Ende des Jahres, wenn die Tage kürzer werden, kommt aber auch unweigerlich das Nachdenken. Ende November verkündete unsere alte Schwesterzeitschrift „JUICE“, dass sie ab 2020 nur noch digital erscheinen wird. Ein spannender, aber auch von uns mit Wehmut beäugter Schritt. Zeitschriften haben es immer schwerer in einem Markt, der kaum Besserung verspricht. Deshalb an dieser Stelle ein großer Dank an diejenigen unter euch, die FIVE zum Teil seit über zehn Jahren abonniert haben. Ihr seid das Rückgrat dieses kleinen, aber feinen Basketballmagazins und haltet es seit 2003 aufrecht. Ohne euch wären wir alle schon ganz lange nicht mehr hier! Wir hier bei FIVE wünschen euch allen und euren Familien ein besinnliches Weihnachtsfest mit gutem Essen, noch besseren Gesprächen und ein bisschen (zu viel) Party, aber vor allem Gesundheit! Wir lesen uns dann 2020 wieder!
Mitarbeiter dieser Ausgabe: Christian Orban Moritz Wagner Ruben Spoden Manuel Baraniak Peter Bieg Jens Leutenecker Torben Adelhardt Daniel Müller Ivan Beslic Toni Lukic Robbin Barberan Aboservice: KICKZ Never Not Ballin’ GmbH E-Mail: abo@fivemag.de Tel.: +49-89-324 781 70 Druck: Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG Frankfurter Straße 168 34121 Kassel Vertrieb: MZV GmbH & Co. KG Ohmstr. 1 85716 Unterschleißheim Für unverlangt eingesandtes und nicht mit einem Urhebervermerk gekennzeichnetes Bild- und Textmaterial wird keine Haftung übernommen. Beiträge, die namentlich gekennzeichnet sind, geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Vervielfältigung, Speicherung sowie Nachdruck nur mit Genehmigung des Verlages. Gerichtsstand ist München.
ISSN 1614-9297
Viel Spaß mit FIVE #164! FIVE_MAG
André Voigt
NEXT
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FIVE
inhalt
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88
24 SECONDS
MAXIMILIAN KLEBER
COLE ANTHONY
INTERVIEW: THOMAS PÄCH
In case you missed it, Follow him …,
„Defense wins championships“ – so
Der Sohn von Greg Anthony will in die
Er lernte bei Aito, jetzt geht er seinen
Mixtape, Sneaker Hall of Fame,
weit ist es in Dallas noch nicht, aber
NBA: als erster Pick 2020.
eigenen Weg.
Prospects, Legenden-Liebling,
Maxi Kleber hat schon gewonnen.
Einwurf, Ruben Spoden, FIVE-Buchklub,
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Publetter, Bei der Geburt getrennt, NBA-Plays etc.
24 ONE-ON-ONE: CAPELA VS. MARJANOVIC Wer ist besser: Vollzeitstarter Capela oder Teilzeit-Big-Man Marjanovic?
26 ONEPAGER: HOWARD & THOMAS Zwei All Stars mit neuen Rollen: Isaiah Thomas und Dwight Howard.
28 KAWHI LEONARD Kawhi Leonard ist zu Hause – und erfand sich auf dem Weg dorthin neu.
40 KARL-ANTHONY TOWNS Er galt als weicher Center, der nie den Durchbruch schaffen würde. Heute dominiert Karl-Anthony Towns.
INTERVIEW: OMRI CASSPI
BRANDON CLARKE
Von der NBA wieder nach Tel Aviv:
In der Draft lange verschmäht, zeigt
Omri Casspi spricht über seine Reise
Brandon Clarke, dass er auch in der
zurück auf den alten Kontinent.
NBA nur gewinnt.
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52 BOGDAN BOGDANOVIC Bei den Kings ist der Edelschütze fast
BBL-TAKTIK-CHECK: BRAUNSCHWEIG Die Basketball Löwen Braunschweig gehen einen jungen, deutschen Weg.
schon verschenkt. Über einen, der noch
Wie machen sie das?
Großes vorhat.
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56 DANIEL THEIS
MAHIR AGVA Wagnis Istanbul: Mahir Agva machte
Die Boston Celtics brauchen einen
den Sprung in die Türkei.
Center? Wieso hat das niemand
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Effizienzmonster Daniel Theis gesagt?
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BASKETBALL IN DEN MEDIEN
BRANDON INGRAM
Erfolg haben? Unser Autor Peter Bieg
Die Lakers wollten ihn nicht. Das ist
94 IN-DRÉ-SSANT „Load Management“ war das große Thema der ersten Saisonmonate. Zeit, um etwas Licht in eine aufgeheizte Diskussion zu bringen.
96 WARENKORB Styles, Styles, Styles … drip, drip, drip! Der KICKZ-Warenkorb ist wieder lit!
98 IVAN BESLIC Latrell Sprewell war der Lieblingsballer eures Lieblingsballers. Er war der „American Dream“ … und machte doch einiges ganz schön falsch.
Wie kann Basketball in den Medien hat nachgeforscht.
okay, denn Brandon Ingram explodiert.
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Moe Swagner
IN CASE YOU MISSED IT … Jeden Monat erschlägt einen die Fülle an News und Infos aus der NBAWelt. Da kann einem schon mal was durchrutschen. Deshalb gibt es jetzt an dieser Stelle „In case you missed it“, damit ihr nachträglich auf dem Laufenden seid, was die wichtigsten und vielleicht unwichtigsten News des Vormonats angeht.
NBA-Reformen
Dass Moritz Wagner auch in der NBA weiß, wo der Korb hängt, bewies er am 15. November. An diesem Tag legte der gebürtige Berliner 30 Punkte, 15 Rebounds, vier Dreier, zwei Assists sowie je einen Block und Steal gegen die Minnesota Timberwolves auf. Wie besonders diese Leistung war? Einem Reservisten waren 30, 15 und vier in der Geschichte der NBA noch nie gelungen. 30 und 15 hatten von der Bank erst elf NBA-Profis geschafft. Vor Wagner war es zuletzt Yao Ming am 21. November 2002 vergönnt gewesen.
06
Die NBA diskutiert eine Reform des Spielplans und hat gleich mehrere Ideen, die die Association tiefgreifend verändern würden. Da wäre zum einen die Verkürzung der regulären Saison auf 78 Partien. Ein nachvollziehbarer Schritt, der den Spielplan weiter entzerren dürfte. Ebenso überfällig wäre ein neues Playoff-Setzsystem ab den ConferenceFinals. Ein Vorschlag sieht vor, dass ab der dritten Runde die vier verbleibenden Teams nach ihrer Bilanz in der regulären Saison gesetzt werden. Hinzu kommt eine Art „NBA-Pokal“: ein alle 30 Mannschaften einschließendes Turnier im Stil europäischer Fußballcups. Hierbei würden in den sechs Divisionen normale Partien der regulären Saison als Qualifikation und Gruppenphase für die folgende K.o.-Phase von Ende November bis Mitte Dezember dienen. In dieser treten dann die sechs Divisionsführenden plus die zwei besten Zweitplatzierten ab dem Viertelfinale an. Fragt sich: Nehmen die Teams einen Wettbewerb ohne Tradition in Zeiten der Belastungssteuerung ernst genug? Die NBASpitze um Commissioner Adam Silver geht davon aus, erschließt der „NBA-Pokal“ doch potenziell neue Sponsoringfelder. Es gibt auch noch ein zweites Turnier, welches die Bosse gern installieren würden: das „Play-in Tournament“. Hierbei würden am Ende der regulären Saison die Tabellenplätze sieben bis zehn in den jeweiligen Conferences um den Einzug in die Playoffs spielen. Der Tabellensiebte würde gegen den Tabellenachten spielen, der Tabellenneunte gegen den Tabellenzehnten. Der Sieger der erstgenannten Partie wäre in den Playoffs und an Nummer sieben gesetzt. Der Gewinner aus 9 vs. 10 würde gegen den Verlierer aus 7 vs. 8 um den finalen Platz in der Postseason spielen. All diese Änderungen sollen nach dem Willen der Liga zur Saison 2021/22 eingeführt werden. Dafür müssen aber Teams, NBA und Spielergewerkschaft an einem Strang ziehen. Die Chancen für eine Einigung stehen Berichten zufolge gut.
Trade-Gerüchte Ab bzw. seit dem 15. Dezember (je nachdem, wann ihr das hier lest) können auch die Profis getradet werden, die im Sommer 2019 einen neuen NBA-Vertrag unterschrieben haben. Die folgenden Akteure könnten bereits einen neuen Arbeitgeber haben … Andre Drummond die Hornets sollen Interesse haben … DeMar DeRozan die Magic suchen einen Scorer … Chris Paul die Timberwolves und Bucks suchen einen Point Guard … Andre Iguodala die Lakers, Clippers und Rockets haben immer Bedarf … Myles Turner er und Domantas Sabonis harmonieren nicht wirklich im Frontcourt …
Fotos: Nathaniel S. Butler/Ethan Miller/Ezra Shaw/Jesse D. Garrabrant/Jordan Johnson/NMatteo Marchi/Getty Images
24 twenty four seconds
In case you missed it . .
in case you missed it . . 0 32 Minuten, sieben versuchte Zweier, vier Dreier, drei Freiwürfe, vier Ballverluste, fünf Fouls – NULL PUNKTE! So las sich Joel Embiids Arbeitsnachweis gegen die Toronto Raptors am 25 November. Sicher, hinzu kamen noch 13 Rebounds und zwei Assists, aber das machte die Kuh beim 96:101 gegen Toronto nicht mehr fett. Wie nah der MVP-Kandidat der Sixers mit seiner „Leistung“ im Angriff am NBA-Rekord für die meisten Feldwürfe ohne Punkt dran war? Ziemlich nah. Hier die Liste der Top 5 in der NBA-Geschichte. Und die Frage: Wird jemals jemand Dino Radjas 14 Würfe und fünf Fouls in 18 Minuten toppen? Und: Warum durfte er das machen? Rang 1. 2. 3. 4. 5.
NAME Dino Radja Tom Gugliotta Wilbur Holland Cliff Pondexter David Wesley
DATUM 26.12.93 13.03.96 15.01.77 05.11.75 12.04.01
Knicks vs. RJ Als ob die Knicks nicht schon genug Probleme hätten … nachdem Ex-NBA-Profi Richard Jefferson auf ESPN erklärt hatte, er habe lieber seine Karriere beendet, als in New York anzuheuern, schossen die Knicks auf Twitter offiziell zurück. „Ich habe es abgelehnt, bei den Knicks zu spielen“, sagte „RJ“ on air. „Die Knicks waren das einzige Team, das mir einen Job angeboten hatte … da ging ich lieber in Rente. Das ist wahr. Ich ging lieber in den Ruhestand als zu den Knicks.“ Die ‘Bockers erwiderten: „Um es klarzustellen: Es ist nicht wahr, dass die New York Knicks Richard Jefferson im Sommer 2018 oder 2019 einen Vertrag angeboten haben.“ Irgendwer lügt …
TEAM BOS MIN CHI CHI CHA
MIN 18 33 24 25 29
FG 0 0 0 0 0
FGA 14 13 13 13 13
PF 5 2 1 6 4
PKT 0 0 0 0 0
Luka, I don’t like your father! Vlade Divac galt lange als Leichtgewicht unter den NBA-Managern. Als der Typ, den du als Ersten anrufst, wenn du jemanden mit einem miesen Trade über den Tisch ziehen willst. Doch der KingsMacher rehabilitierte in den vergangenen Jahren seinen Ruf – vor allem aufgrund der Verpflichtungen von Buddy Hield und De’Aaron Fox. Damit könnte es jetzt wieder vorbei sein … Grund: Luka Doncic. In der Draft 2018 zogen die Sacramento Kings an zweiter Stelle hinter den Phoenix Suns. Als die sich für Center Deandre Ayton entschieden, war der Weg frei für den Serben Divac, den Slowenen Doncic zu draften. Der Kings-Architekt entschied sich jedoch für Marvin Bagley. Warum? „So wie ich es verstehe, war ein Faktor für Divac’ Entscheidung, dass er Luka und dessen Vater Sasa Doncic sehr gut kennt. Im Endeffekt hielt er nicht viel von Doncic’ Vater, und er dachte wohl: ‚Wie der Vater, so der Sohn …‘ Nun, nein, das ist ein ganz anderer Typ. Das hast du versaut, Vlade“, sagte Tim McMahon von ESPN bei Adrian Wojnarowski im „Woj Pod“. Der TV-Kommentator des Kings-Haussenders NBCS, Grant Napear, sprang Divac zur Seite. „Das ist unverantwortlicher, peinlicher Journalismus!“, schrieb er auf Twitter. „Ich war bei Divac, als ihn Doncic’ Vater anrief. Beide lachten darüber, wie dumm diese Geschichte ist.“ Wer nun recht hat? Eigentlich auch egal … die Mavs haben Doncic und die Kings nicht. Ärgern dürfte sich Divac so oder so.
Steph Simmons Ben Simmons hat seinen ersten NBA-Dreier getroffen! Beim 109:104Sieg seiner 76ers gegen die Knicks war es in seiner 172. Profipartie endlich so weit. Der Australier traf seinen einzigen Versuch von Downtown! Zu Redaktionsschluss lag er damit bei einer Karrierequote von 5,3 Prozent oder einem Treffer in 19 Versuchen. Übrigens: Buddy Hield (Kings) und James Harden (Rockets, zwei Mal) nahmen in dieser Saison in einer Partie allein mindestens 19 Versuche von Downtown. Damit gibt es zurzeit nur eine echte Gefahr für Zaza Pachulias ewigen Rekord von 31 Dreierversuchen ohne Treffer: Grant Williams! Der Celtics-Rookie steht derzeit bei 20 Versuchen ohne Erfolg.
07
24 twenty four seconds
follow him . .
MUST-FOLLOW #2 Social Media sind aus dem NBA-Fanleben nicht mehr wegzudenken. Doch wie die so wertvolle Screen-Zeit sinnvoll nutzen? Wem folgen? Schön, dass ihr fragt … denn wir haben monatlich ein paar Empfehlungen für euch. EARVIN MAGIC JOHNSON https://twitter.com/MagicJohnson In einer Welt der „Hot Takes“ braucht es manchmal einfach den einen oder anderen wohlig warmen Tweet, der so unkontrovers daherkommt wie warmer Kakao an einem kalten Wintertag. Folgt also Magic Johnson, dem Grüße-Onkel von NBA-Twitter, um euch an Kunstwerken wie diesem zu laben: „Congratulations to @KingJames for becoming the only player in NBA history to have a triple double against every team! What a remarkable and unbelievable accomplishment!!“
GILBERT ARENAS https://www.instagram.com/no.chill.gil/ Der beste Zeitpunkt, einen Athleten zu interviewen, ist welcher? Ganz genau … der, an dem ihm alles scheißegal ist. Diesen Punkt hat Gilbert Arenas schon lange überschritten – wahrscheinlich sogar schon in seiner aktiven Zeit. Auf Instagram haut er regelmäßig Dinger raus … die holt er in seinem Leben nicht mehr ein.
JANOS https://twitter.com/isjanosnba Seine Twitter-Bio sagt eigentlich alles: Fan NBA Celtics best team most titles. Janos ist Celtics-Fan und des Englischen nicht so richtig mächtig. Natürlich ist das Parodie, aber wen kümmert das bei Tweets wie diesem? „VICTORY SOUP IS SERVE FRIDAY IS SAVE WHISKY IS POUR ALL FAN NBA #CELTICS ARE YOU EXCITE !!!“
NBA-MEMES https://www.instagram.com/nbamemes/ Klar, Memes sind im schlechtesten Fall einfach nur eine ignorante Simplifizierung. Aber … SIE SIND HALT OFT AUCH VERDAMMT WITZIG! Pat Beverley mit dem Oscar! Die „Titanic“-Musik über Ben Simmons’ erstem NBA-Dreier! Zu. Gut.
NBA OPEN COURT https://www.instagram.com/theopencourt/ Ihr wollt Highlights, Memes, Behind The Scenes? Dann ist NBA Open Court genau euer Account. Jeden Tag gibt es hier die etwas andere Seite der Association.
GUSTAVO ZERMENO JR. https://www.instagram.com/gz.jr/ Der Mann ist Künstler, bemalt Leinwände, normale Wände, T-Shirts, egal. Eines seiner liebsten Motive? Seine Lakers. Und die stellt er auf extrem geile Art dar … wie zum Beispiel den dunkenden Alex Caruso!
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FOLGT UNS AUF SOCIAL BASKET MEDIA BALL FOR LIFE
FIVE Buch Klub
Michael Powell: „Canyon Dreams“ 272 Seiten, Blue Rider Press, November 2019, ca. 14 Euro (E-Book)
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Michael Powell
Canyon Dreams Jeden Monat stellen wir euch an dieser Stelle im FIVE-Buchklub lesenswerte Bücher aus der Welt des Basketballs vor. Text: Daniel Müller
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anyon Dreams“ ist ein Buch über Highschool-Basketball. Ein Buch über Leben und Sterben im Reservat. Ein Buch über Hoffnung, die Liebe zum Game und die Diné, den zweitgrößten Stamm in den USA. Es ist laut Titelzusatz in erster Linie ein Buch über „Eine Basketballsaison in der Navajo Nation“, aber gleichzeitig auch so viel mehr: Geschichtsstunde, Sozialstudie, Naturbeschreibung, Memoir, Anklageschrift – spannend erzählt, kunstfertig geschrieben, mindblowing im besten Sinne. „Was soll das, Jungs?“, brüllte Coach Mendoza im Huddle. „Spielen wir Rezball, oder spielen wir the right way?“ Er hatte ein schwieriges Verhältnis zu Rezball. Als Angehöriger der Tohono O’Odham Nation war er wie alle Native Americans aus dem Südwesten mit dieser Art des Basketballs aufgewachsen und schätzte dessen Tempo, Energie und Intensität. Schlecht gespielt konnte Rezball sich jedoch schnell in Chaos verwandeln: ungeduldige Pässe, voreilige Würfe, Kopflosigkeit. Er bevorzugte Spieler, die Defense spielten und den freien Mann fanden. Im Mittelpunkt von „Canyon Dreams“ steht der siebzigjährige Raul Mendoza, ein Basketballcoach der alten Schule mit einer interessanten Geschichte und einem komplexen Charakter. Mendoza trainiert seit vier Jahrzehnten NativeAmerican-Teams und holte 2011 mit Holbrook die Arizona State Championship. 2017 heuern ihn die Verantwortlichen der Chinle Highschool an, um ihr Basketballteam, die Chinle Wildcats, auf die Gewinnerstraße zu bringen. Bei Mendozas Ankunft ist die Mannschaft de facto ein Rezball-Team: Run-and-Gun regiert, Defense wird maximal halbherzig gespielt, Disziplinlosigkeit überall. Mit seinem auf intensiver Verteidigung, Passspiel und überlegten Abschlüssen basierenden Ansatz hat es Mendoza schwer in Chinle: Spieler, Eltern und Fans achten zwar seine Erfolge, wissen es insgeheim aber alle besser. Erschwerend kommt hinzu, dass bei den Wildcats nur drei Spieler über 1,80 Meter groß sind, dafür aber alle über die für die Navajo typischen Langstreckengene verfügen. Rennen, ballern, rennen, ballern ... was willst du auch sonst gegen die ein bis zwei Köpfe größeren Anglo-Teams machen? „Die Leute kommen her, um euch spielen zu sehen. Einige von denen haben nicht genug Geld, um Futter für ihre Pferde zu kaufen oder ihr Auto vollzutanken. Deshalb fahren sie per Anhalter zu euren Spielen. Wenn sie dann aber euch auf dem Spielfeld sehen, sehen sie da den Höhepunkt
ihres Lebens. Für sie ist es ein großartiger Anblick. Mag sein, dass das nicht fair ist, aber ihr tragt das Gewicht ihrer Träume auf euren Schultern.“ Warum kommen in einer Stadt mit viertausend Seelen regelmäßig fünftausend Menschen zu den Spielen einer HighschoolMannschaft? Vielleicht weil sonst nicht viel los ist? Vielleicht weil Basketball ein Fenster in eine andere Welt darstellt, Chancen eröffnet, Gewinnen möglich macht? Vielleicht. Ein Blick auf die Lebensrealität im Reservat stützt diese These: Viele von Mendozas Jungs leben mit ihren Familien in Trailern, ein Drittel dieser Wohnwagen hat weder Wasser- noch Stromanschluss. 45 Prozent der Reservatsbewohner sind arbeitslos. Armut, Alkoholsucht, Perspektivlosigkeit sind die Folgen, Suizid die zweithäufigste Todesart. Und obendrauf noch diese bittere, bittere Geschichte. Die Geschichte, die begann, als die Bilagáanas kamen, die Weißen. Basketball als Hoffnung. Keine Angst, bei Michael Powell liest sich das alles nicht mal halb so pathetisch. Wie sollte es auch? Der gebürtige New Yorker ist Vollprofi: Früher bei der „Post“, heute als Sportkolumnist bei der „Times“, kann er auf eine Reihe preisgekrönter Reportagen verweisen. In „Canyon Dreams“ schafft er es nahezu kitsch- und klischeefrei, in den Fluss der Wildcats-Saison eine Unzahl spannender Storys einzubauen. Er besucht Spieler, trifft Angehörige, Trainer, Lehrer, Aktivisten, durchstreift die Canyons und lässt sich von Dinétah, dem Land der Navajo, verzaubern. Heraus kommen Geschichten wie die von Larry Casuse, der in den Siebzigern gegen skrupellose Alkoholverkäufer antrat. Oder die von Rita Bilagody und ihrem Kampf gegen das Grand Canyon Escalade, einen monströsen Entertainmentkomplex, geplant auf Navajo-Land. Oder die von Cecil Henry, einem Silberschmied und früheren Rezballer, der dem Autor ans Herz wächst: Nachdem Powell ein Armband von dem Navajo gekauft hat, erhält er am nächsten Tag einen Anruf von dessen Tochter. Ihr Vater habe sich von dem Geld für das Armband Schnaps gekauft und sei volltrunken auf dem Nachhauseweg zusammengebrochen und in der Nacht erfroren. Und die Wildcats? Ganz ehrlich: Manchmal vergisst man über die teils inspirierenden, teils tragischen Geschichten abseits des Courts, dass man ein BasketballBuch liest. Aber das ist auch gut so, denn Basketball ist bekanntlich nicht alles. Dafür ist alles in Basketball.
Fotos: Evelyn Intondi
24 twenty four seconds
five-buchklub
mixtape
DAS FIVEMIXTAPE DES MONATS!
FIVE #164 A Use This Gospel – Kanye Wes t feat. Cli 216 – OG Keemo pse & Kenn y G Hit Man – Gang Starr & Q-Tip Retro Shir t – Trettm an n & Kitsch Black Mag Krieg ic (Make I t Better) – Little B God Help rother Me – Apo llo Brown Ketchphra feat. Blac k Milk, ze & DJ L os Gargoyle – OG Keemo Wie viel is t dein Ou tfit wert – KUMMER
„Bball is Jazz“, sagt Holger Geschwindner, und da hat der Mann recht! Trotzdem gibt es ab sofort an dieser Stelle das FIVEMixtape des Monats, damit ihr euch beim nächsten Heimspiel nicht zu den Greatest Hits von Queen warmmachen müsst, nur weil „der Anschreiber die so gerne hört“. Einfach den QR-Code einscannen, und schon landet ihr bei den FIVE-Playlists auf Spotify. Und davon gibt es übrigens sogar schon drei!
4 A FIVE #16
KeKe ony & o G L B eat. #164 ER f FIVE t KUMM – derca in ne Thun – Aber s ge Chan n Them astiA le Men S – eb d J. Co a z II r Beog – Boy arr & t y S l il g s Gan wnph Akille ty – Moto Hill Loyal & DJ d P n auryn a r L o y . s il s s m e M f Fa eat. – Pro a T f Life Push Only – e m g Ho Comin
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#164
B
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einwurf
EINWURF
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Fotos: Jonathan Bachman/Getty Images
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BEZAHLUNG & BILDUNG In seiner Kolumne „Einwurf“ schaut Christian Orban über den Spielfeldrand hinaus und schreibt über die weniger beachteten Aspekte der Basketballkultur. Text: Christian Orban
s ist unverkennbar, dass das System des College-Basketballs in seiner gegenwärtigen Verfasstheit nicht nur unzeitgemäß, sondern auch extrem reformbedürftig ist. Schließlich beutet die NCAA seit Jahrzehnten sogenannte „Student Athletes“ aus, deren Bildungsinteressen dabei bestenfalls Nachrang haben. An den Milliardengewinnen des Dachverbandes und der profitorientierten Athletic Departments werden die Hauptakteure bis heute nicht beteiligt. Noch immer dürfen sie sich aufgrund des überkommenen Amateurstatus nicht selbst vermarkten. Dennoch nehmen nordamerikanische Basketballtalente nach wie vor den Weg über die monopolistische NCAA, die dem zuletzt erhöhten politischen Druck kaum klein beigeben dürfte. Gleichzeitig gibt es Ausnahmen und in Zukunft wohl eine wirkliche Alternative. Etwa haben sich einzelne Spieler wie NBA-Rookie Darius Bazley (19 Jahre, Thunder) und Zweitjahresprofi Anfernee Simons (20, Blazers) das College erfolgreich geschenkt. Bazely absolvierte stattdessen ein sehr einträgliches Praktikum bei New Balance, Simons hing ein zusätzliches Schuljahr nach seinem Abschluss dran und wurde dann in Portland vergangene Saison in Ruhe auf höhere NBA-Aufgaben vorbereitet. Im Sommer 2021 soll zudem eine neue Basketballliga an den Start gehen, die Talenten ein attraktives Rundumpaket anbieten und damit das Monopol der NCAA brechen will. Die Rede ist vom ambitionierten Projekt der Historical Basketball League (HBL). So haben die beiden Ligagründer Ricky Volante und Andy Schwarz, ein Anwalt aus Cleveland und ein Sportökonom aus Oakland, zahlreiche Investoren versammelt, um den besten nationalen und internationalen HighschoolSpielern zukünftig Gehälter von 50.000 bis 150.000 US-Dollar offerieren zu können. Obendrein ist es ihnen gelungen, mit David West einen angesehenen Ex-NBAProfi als Gesicht und Chefrekrutierer für
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die Liga zu gewinnen. Als gesellschaftlich involvierter und politscher Mensch weiß West um das übersportliche Anliegen der HBL: „Das College-System bereitet die Jungs derzeit nicht auf das Profidasein vor. Deshalb werden wir eine gewichtige Verschiebung vornehmen.“ Entsprechend versteht sich die HBL als eine Liga, die sozialen Wandel bewirken will. Spieler sollen sonach die Möglichkeit erhalten, mit 18 Jahren die ersten Profischritte zu machen und wenn nötig ihre Familien unterstützen zu können. Auch werden sie Stipendien für zwei- oder vierjährige Hochschulen bzw. berufsbildende Schulen erhalten, die sich an der US-Ostküste im Umkreis von zunächst acht HBL-Städten befinden (Philadelphia, Baltimore, Washington, Richmond, Norfolk, Raleigh, Charlotte und Atlanta). Dabei bleiben die Persönlichkeitsrechte der Jungprofis ausdrücklich gewahrt, während sie hinsichtlich ihrer Finanzkompetenz und weiterer Kenntnisse geschult werden. Diese sollen ihnen helfen, ihre Karriere im Sport oder außerhalb davon selbstbestimmt in die Hand zu nehmen. Basketballtrainer sollen in der HBL unterdessen die Chance erhalten, sich auf die Vermittlung des Spiels und die ganzheitliche Entwicklung der Akteure zu konzentrieren. An die Medien richtet sich das Angebot, ihr Sendeprogramm in den Sommermonaten mit Basketball aufzuwerten und exklusiv eine Gruppe von Spielern zu vermarkten, die ihrerseits aufgrund ihres Talents bereits über große Bekanntheit und Reichweite verfügen. Es ist daher eine HBL-Saison von Juni bis September angedacht, in deren Anschluss sich die Spieler im traditionellen Schuljahr auf den akademischen Bereich fokussieren. Hierbei sollen Hochschulen zuvorderst unterprivilegierte HighschoolAbsolventen aufnehmen, die mit einem voll bezahlten Stipendium der HBL-Stiftung ausgestattet werden, welches auch Beratung und Bildungsunterstützung umfasst.
Gegenwärtig ist aber noch Geduld gefragt. Bevor die Liga einen neuen Namen verkünden wird, der ihre progressive Ausrichtung besser einfängt, bevor ein Bekleidungssponsor präsentiert wird und bevor über Teamnamen, Heimarenen, Cheftrainer und dergleichen entschieden wird, gilt es vor allem zwei Baustellen zu bearbeiten. Denn um die Vorherrschaft der NCAA aufbrechen zu können, benötigt die HBL noch einen lukrativen TV-Vertrag zur Verbreitung ihrer Partien und zuvorderst möglichst talentierte Spieler, die acht Teams mit je zwölf Kaderplätzen ausfüllen sowie Basketballfans anregen, sich die neue Liga auch anzuschauen. Die HBL wird also einige namhafte und selbstbewusste Pioniere brauchen, die bereit sind, sich von der Norm der NCAA zu lösen, und einen alternativen Weg beschreiten wollen. Dabei schaut die NBL um David West nicht allein auf die Toptalente aus den USA, sondern auch auf vielversprechende kanadische und internationale Nachwuchsspieler, die gut zur Liga passen könnten. Überdies sollen Akteure ohnehin über verschiedene Wege in die HBL finden. Etwa scheint eine Liga, die Bezahlung und Bildung verspricht, auch für Transfer-Spieler interessant zu sein, die das College wechseln wollen und für sich ein geeigneteres Umfeld suchen. Zugleich könnte die HBL für Spieler eine Option sein, denen die Draft und der Sprung in die NBA verwehrt blieben. Gleiches gilt für diejenigen, die sich in der NBA nicht behaupten konnten und ihre Hochschulausbildung wieder aufnehmen oder neu beginnen wollen. Apropos Beginn. Die Gründer zeigen sich zuversichtlich, dass die HBL ihren Spielbetrieb wie geplant im Juni 2021 startet. Nicht zuletzt am Kapital darf es nicht mangeln. So dürften die jährlichen Betriebskosten bei 20 bis 30 Millionen Dollar liegen, vom ersten Tag an soll genug Geld für zwei Jahre vorhanden sein. Hoffen wir darauf und „Glück auf“!
look
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„BLAKE REPS THE ‚AVERAGE DUDE‘ LOOK“ Die NBA ist nicht nur sportlich die beste Basketball-Liga der Welt, auch in Sachen Fashion setzen die Spieler immer wieder neue Maßstäbe. Aber nicht jeder kann so „verrückte“ Sachen tragen wie ein Westbrook oder Harden. Blake Griffin weiß, dass weniger oft mehr ist – und lässt deshalb einzig die „Air Jordan 1 Low“ im „Shattered Backboard“-Colorway die Farbakzente setzen.
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Legenden-Liebling des Monats
LEGENDEN-LIEBLING DES MONATS MJ, Magic, Larry, Kobe … sie sind die unsterblichen Legenden, die jeder kennt. An dieser Stelle wird aber ab sofort der Baller gedacht, die keine Überstars waren, aber auf die eine oder andere Art einfach Kult – die Legenden-Lieblinge des Monats!
RIK SMITS D
ie Niederlande: Fußball. Käse. Orange. Eisschnelllauf. Basketball. Basketball? Wablief? Ja, Basketball. Sechs Profis, die später in der Association aufliefen, wurden in den Niederlanden geboren. Allesamt bekleideten sie die Center-Position – auch wenn der erste NBA-Niederländer, Hank Beenders, nur 1,98 Meter groß war, als er 1946 bei den Providence Steamrollers in der BAA anheuerte. Der beste Basketballer unseres Nachbarlandes aber war Rik Smits. In Eindhoven am 23. August 1966 geboren, fand der 2,24 Meter große Pivot erst mit 15 Jahren zum Basketball. Nach vier Jahren am kleinen Marist College in Poughkeepsie, New York, zogen die Indiana Pacers den „Dunking Dutchman“ an zweiter Stelle der NBA-Draft 1988 hinter Danny Manning, der an Nummer eins zu den L.A. Clippers ging. Das kam im „Hoosier State“ nicht wirklich gut an. Denn mit einem Big Man, der mehr über den weichen Wurf und die ausgefeilten Moves kam statt mit physischem Spiel am Brett, konnten sie im „Heartland“ wenig anfangen.
Smits hat eine kuriose Leidenschaft, die ihn zum Sammler gemacht hat: den „Roadrunner“. Genau, der Comic-Vogel, Gegenspieler von Wile E. Coyote. Alles, was mit dem „Roadrunner“ zu tun hat, muss Smits haben. Allerdings weigert er sich hartnäckig, jemandem die Sammlung zu zeigen.
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„Ich habe noch nie gesehen, dass ein Spieler so viel Kritik abbekommen hat“, erklärte der damalige General Manager der Pacers, Donnie Walsh. „Die Fans machten ihn nieder, genau wie die Presse und sogar einige Coaches. Das ging vier, fünf Jahre so, aber Rik machte das nichts aus.“ Smits kannte das schon. Von den Freiplätzen in seiner Heimat Eindhoven war er es gewohnt, immer wieder verspottet zu werden – immerhin war er mit 15 Jahren zwar schon 2,08 Meter lang, aber eben ohne nennenswerte Skills oder Kilos ausgestattet. „Ich habe zu Hause eine Menge durchgemacht“, sagte Smits damals der „Sports Illustrated“. „Das war hier in den USA alles nichts Neues für mich.“ Spätestens in den Playoffs 1992/93 zeigte sich den Fans jedoch ein neuer Rik Smits. In der Erstrundenserie gegen die New York Knicks legte er gegen Center-Legende Patrick Ewing starke 22,5 Punkte, 8,0 Rebounds und eine Wurfquote von 57,8 Prozent auf. Smits war plötzlich die zweite Option hinter Pacers-Superstar Reggie Miller. Auch wenn er nie der überragende Scorer war, der eine gesamte Saison
dominierte, agierte er doch im direkten Duell mit Superstars auf seiner Position auf Augenhöhe. Egal ob es Ewing oder der junge Shaquille O’Neal waren: Smits gab ihnen „Buckets“ mit seinem lang im Nacken wehenden Vokuhila. „Rik zerstörte mich jedes Mal!“, gab O’Neal nach seiner Karriere zu. „Oh mein Gott … Pick-and-Pop, Jumphook am Zonenrand, ich konnte diesen Jungen nicht halten. Hätte er nicht seine Fußprobleme gehabt, hätte ich ihn wohl nie gestoppt.“ Smits machten immer wieder Nervenleiden in seinen Füßen zu schaffen. Die rührten daher, dass er als Kind zu enge Schuhe tragen musste. Also beendete er nach den NBA-Finals 2000 seine Karriere. Die L.A. Lakers um Kobe Bryant und O’Neal hatten die Pacers dominiert. Shaq legte 38,0 Punkte und 16,7 Rebounds in den Finals auf. „Ich schaute mir vor den Finals alte Videos von ihm an“, erinnert sich der „Diesel“. „Ich musste ihn direkt dominieren, damit er verstand, dass das ein anderer Shaq war.“ Am Ende war Rik Smits immer Rik Smits – ein technisch versierter Center mit weichem Handgelenk, der seiner Zeit ein wenig voraus war.
Smits’ großes Hobby während seiner Karriere waren Autos. Er sammelte Oldtimer, schraubte an ihnen herum, machte sogar eine Ausbildung zum Automechaniker. Als die Basketballschuhe am Nagel in der Garage hingen, wendete er sich jedoch seiner ersten motorisierten Liebe zu: Motorrädern. Der 2,24-Meter-Mann fuhr Rennen in der „American Historic Racing Motorcycle Association“. Als das jedoch körperlich zu hart wurde, sammelte er einfach Zweiräder. Über 160 Exemplare hat er mittlerweile zusammen.
five-prospects Prospects
DENI AVDIJA
Fotos: Focus on Sport/Seffi Magriso/Euroleague Basketball via Getty Images
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it 16 Punkten, zehn Rebounds, fünf Assists, vier Blocks und drei Steals hatte Deni Avdija die israelische U20-Nationalmannschaft gerade ins Halbfinale der Europameisterschaft 2019 gehievt. Der Sieg gegen Litauen vor heimischer Kulisse in Tel Aviv begeisterte die Massen in Avdijas Heimat. Nur Deni Avdija nicht … „Nur“ drei seiner acht Freiwürfe hatte er getroffen – weshalb er eine kuriose Maßnahme ergriff. Nachdem alle 3.000 Zuschauer die Halle verlassen hatten, arbeitete er mit einem israelischen Co-Trainer an seinem Freiwurf. Um 23:00 Uhr, noch in seinem verschwitzten Trikot. „Ich arbeite jeden Tag an meinen Freiwürfen und bestrafe mich, wenn ich sie nicht treffe. Ich bin, ohne anzugeben, ein guter Freiwurfschütze. Aber vor diesem Publikum und mit all diesen Emotionen zu spielen, hat meine Quoten gedrückt. Also komme ich hierher, wenn niemand mehr da ist, werfe meine Freiwürfe und beruhige mich“, so das trockene Statement des Teenagers zu seiner späten Trainingseinheit. Ausgezahlt hat sich die harte Arbeit definitiv, zwölf seiner 14 Freiwurfversuche traf Avdija im folgenden Halbfinal-Spiel gegen Frankreich, führte seine Farben mit 26 Punkten, elf Rebounds, fünf Steals und drei Blocks ins Finale der U20-EM. Auch dort blieb Israel unbesiegt, feierte den sensationellen Gewinn der Europameisterschaft. MVP des Turniers? Klar:
Jeden Monat stellt euch Peter Bieg an dieser Stelle die größten Talente Europas und Deutschlands vor. Text: Peter Bieg
Deni Avdija mit 18,4 Punkten, 8,3 Rebounds, 5,3 Assists, 2,1 Steals und 2,4 Blocks im Schnitt. Das sind absolute Fabelwerte eines Ausnahmetalents mit einer AusnahmeEinstellung. Denn Trainingseinheiten wie jene nach dem Viertelfinal-Sieg sind für Avdija keine Seltenheit. Der junge Israeli nimmt Basketball sehr ernst. Ernst nehmen die Auftritte des Point Forwards, der für Maccabi Tel Aviv auch in der Euroleague zum Einsatz kommt, längst auch die internationalen Scouts, die von Reife und Potenzial des Youngsters schwärmen. Agil, abgezockt, teamdienlich, technisch brillant, professionell, ehrgeizig, kaltblütig – die Liste an für einen jungen Profi-Basketballer äußerst vorteilhaften Eigenschaften ließe sich an dieser Stelle noch deutlich verlängern. Unter einigen Experten gilt Deni Avdija sogar als Geheimtipp für den ersten Pick der NBA-Draft 2020, auch wenn das etwas zu hoch gegriffen ist. Denn in der Euroleague konnte sich Avdija noch nicht durchsetzen, und einige Fragezeichen bleiben selbst beim äußerst ausgereiften Game des Israelis. Sein Dreier ist zwar technisch sauber, fällt aber nur bedingt (28,6 Prozent bei der U20-EM). Sein Körper ist zwar lang und schon einigermaßen definiert, aber insgesamt doch relativ schmal. Seine Athletik ist solide, aber nicht mehr. Luka Doncic hat das allerdings auch nicht aufgehalten … redaktion@fivemag.de
DENI AVDIJA Geburtstag: 03.01.2001 Größe: 2,02 Meter Gewicht: 95 Kilogramm Position: Small Forward/ Point Guard Verein: Maccabi Tel Aviv
Stats: 18,4 PPG, 8,3 RPG, 5,3 APG, 42,9 FG% (U20-EM 2019)
QR-code: http://bit.ly/DAvdija Avdija. MVP. U20. EuroBasket 2019. Nuff said.
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interzeit heißt Weihnachtszeit – und das bedeutet, dass sich die verantwortlichen Presseleute der Basketballklubs die eine oder andere gemeinnützige Aktion ausdenken. Während ich in diesen Tagen durch verschiedene soziale Medien scrollte, blieb ich immer wieder an Postings hängen, die diese beschreiben. Mal besuchen die Basketballer eines Klubs ein Krankenhaus in ihrer Stadt, die Nächsten setzen sich für Obdachlose ein, und wieder andere überreichen einer Stiftung einen Scheck. Ich selbst durfte auch jeden Winter vor Weihnachten an verschiedenen Aktionen teilnehmen. In Tübingen wurde mir aufgetragen, zusammen mit meinem Mitspieler Tyrone Nash in eine Kinderund Jugendgruppe zu gehen, in der Kinder untergebracht waren, deren Eltern finanzielle Probleme hatten. Laut Terminplan sollten wir uns in der Geschäftsstelle treffen, einige Geschenke abholen und uns anschließend gemeinsam auf den Weg machen. Was uns vorher allerdings verheimlicht wurde, waren die bereitgelegten Kostüme. Mir hatte man einen roten Mantel und einen langen weißen Bart hingelegt und mir bedeutet, ich sollte doch den Weihnachtsmann spielen. Tyrone, zwei Meter groß und 110 Kilo schwer, sollte, da er der deutschen Sprache nicht mächtig war, als mein Helfer mitkommen – und bekam ein Elfenkostüm. Ein Elfenkostüm ... Also setzten wir uns, der Weihnachtsmann und sein zwei Meter großer Elf, in mein Auto und machten uns auf den Weg zur Gruppe, die uns voller Begeisterung in Empfang nahm. Der Betreuer drückte mir ein goldenes Buch in die Hand, wo zu jedem der Kinder ein kleiner Text stand. Die Kinder mussten einzeln antreten, ich las den Text vor, den der Betreuer verfasst hatte, und fragte, ob sie denn auch schön artig gewesen seien. Dann gab es für jedes Kind ein Geschenk, welches ebenfalls der Betreuer
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der ruben-report
der Ruben Report ausgewählt hatte, und anschließend wurden die Augen der Kinder beim Auspacken ganz groß. Tyrone und ich wurden mit Dank nur so überhäuft und blickten bei der Verabschiedung in viele strahlende Kinderaugen. Ein paar Jahre später in Würzburg sammelte ich Erfahrungen als Würstchenbrater an einem Bratwurststand. Wir sammelten Geld für eine gemeinnützige Organisation und sollten mal zwei Stunden alleine den Würstchenstand schmeißen. Während wir uns abmühten, stand die eigentliche Belegschaft neben dem Stand und konnte sich vor Lachen kaum halten, als wir versuchten, die Würstchen nicht zu verbrennen, nebenbei abzukassieren und gleichzeitig immer noch ein freundliches Lächeln im Gesicht zu haben. Nassgeschwitzt und völlig fertig durften wir nach zwei Stunden wieder die Bratzange an die eigentliche Belegschaft übergeben, doch hatten wir einen ganzen Haufen Geld für die gemeinnützige Organisation eingenommen. Im Jahr darauf war ich zusammen mit Maurice Stuckey und Joshiko Saibou eingeteilt, um den Helfern der Tafel ein wenig unter die Arme zu greifen. Zumindest dachten wir das – denn bei der Tafel angekommen, stellte sich heraus, dass die Helfer dort schon seit Stunden am Arbeiten waren, um alles vorzubereiten. Wir standen eigentlich nur im Weg herum und bekamen von unserer Presseabteilung irgendwelche Kisten in die Hand gedrückt, damit man ein paar „Action-Fotos“ von uns schießen konnte. Dann war nach knapp einer Stunde, in
der wir letztendlich dann doch irgendwie ein bisschen helfen konnten, alles vorbei, und wir sollten wieder gehen. Ich weiß noch gut, wie wir uns damals ansahen, und jeder konnte am Gesicht des anderen ablesen, wie unangenehm es war, so wenig mitgeholfen zu haben. Einige Tage später las ich in der Tageszeitung die Überschrift, die in etwa lautete: „Baskets helfen mit bei der Tafel“. Dazu gab es ein Foto, auf dem ich eine Kiste voller Gurken in der Hand hielt. Selten in meinem Leben habe ich mich für irgendetwas so sehr geschämt wie für diesen Artikel. Wenn ich also heute die Bilder und Videos sehe, die so mancher Bundesligaverein postet, dann frage ich mich, wie viel Wahrheit denn hinter dem Ganzen steckt. Basketball ist ein wundervoller Sport, und wir Profis haben das Glück, mit Anerkennung, Lob und oft auch Geld überhäuft zu werden. Sicherlich leisten andere Berufsgruppen und Freiwillige einen viel größeren Dienst an der Gesellschaft als wir mit unseren Aktionen. Sie bringen sich für Schwächere ein, investieren ihre Freizeit, um Essen an Bedürftige auszugeben, besorgen für ärmere Kinder Geschenke oder stehen den ganzen Tag auf einem Weihnachtsmarkt in einem viel zu engen Stand, um ein paar Würstchen an die Frau oder den Mann zu bringen. Aber wenn nur einem Kind, einem Bedürftigen eine Freude gemacht werden kann, sind und waren alle unsere Aktionen wertvoller als so mancher Korb, der in der Saison getroffen wurde.
Moe-diary
MOE DIARY Moritz Wagner absolviert momentan
seine zweite NBA-Saison in Washington, D.C. In FIVE nimmt er euch mit auf seine Reise, die ihn von Alba Berlin über die University of Michigan bis zu den Wizards geführt hat. Text: Moritz Wagner
Fotos: Liu Guanguan/China News Service/VCG via Getty Images
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ch muss ja schon sagen, dass mit fortschreitender Saison das Tagebuchschreiben nicht unbedingt leichter wird. Als ich diese Woche mit Dré beraten habe, worüber ich diesmal schreiben sollte, war ich echt ein bisschen ratlos. Ich meine, ich möchte euch ja nicht langweilen und tausendmal darüber schreiben, wie ich die meiste Zeit in Fliegern und Hotels verbringe. Nicht falsch verstehen: Die Sache hier macht mir großen Spaß. Es ist nur nicht viel passiert in den vergangenen Wochen. Wir spielen fleißig, und ich muss schon sagen, dass die Anzahl der Partien unglaublich ist. Es ist auch ein großer Unterschied zum vergangenen Jahr, wo ich ja kaum gespielt habe. Auch wenn man ständig trainiert und in Form bleibt, ist die Belastung, wenn man wirklich Minuten abreißt, im Vergleich deutlich intensiver. Man muss wirklich schauen, dass man sich gut regeneriert und vor allen Dingen genug Schlaf bekommt. Mit dem Schlafen ist das immer so eine Sache. Durch das viele Reisen ist der Biorhythmus manchmal so durcheinander, dass der Körper nur schwer Ruhe findet. Für mich persönlich wird die Schlafsache echt knifflig in Nächten nach Spielen. Mein Adrenalinpegel ist immer noch so hoch, wenn ich nachts von der Halle nach Hause oder ins Hotel komme, dass ich gar keine Chance habe einzuschlafen. Obwohl mein Körper komplett erschossen ist und sich eigentlich total müde anfühlt, ist mein Kopf hellwach. Manchmal liege ich dann bis vier Uhr nachts da und denke über alles
Mögliche nach. Wenn man gewinnt, ist man total aufgewühlt, und wenn man verliert, denkt man über jede Kleinigkeit nach, die man vielleicht falsch gemacht hat oder besser hätte machen können. Man würde denken, dass sich das mit der Zeit legt … bis jetzt ist das allerdings noch nicht so wirklich passiert. Ich frage mich manchmal, wie Spieler das machen, die seit zehn Jahren in dieser Liga spielen. Ob die sich daran gewöhnen? Was haben sie für Methoden, um sich abzulenken? Oder gehört das eben einfach dazu, wenig zu schlafen? Am krassesten ist es, wenn man viel spielt, alles gibt und dann verliert. Alle sind angepisst, und man trifft sich am nächsten Morgen wieder in der Halle zum Training. Man hat vielleicht nur vier bis fünf Stunden geschlafen und ist todmüde, aber es geht weiter. Hätte man gewonnen, wäre das Training wahrscheinlich weniger intensiv, und man hätte auch eine Stunde länger schlafen können. Jeder Sportler kennt das. Die Trainingssessions nach Niederlagen sind immer scheiße, während beim Training nach Siegen trotz der Erschöpfung eine gewisse Leichtigkeit und gute Laune in der Luft liegt. Nun stehen wir bei einer Bilanz von fünf Siegen und neun Niederlagen. Das klingt jetzt erst mal nicht so gut. Allerdings täuscht das meiner Meinung nach ein bisschen. Wenn man sich unsere Niederlagen anschaut, sind die bis auf ein Heimspiel gegen die Timberwolves alle sehr knapp gewesen, und die Siege waren definitiv in Reichweite. Ich weiß, da kann man sich jetzt auch nichts von kaufen. Mein Punkt
ist, dass wir mit jedem Team mithalten können. Unsere Offensive ist richtig gut. Davis Bertans ist ein lettischer Wurfgott und weiß einfach, wie man Basketball spielt. Bei Isaiah Thomas frage ich mich immer wieder, wie der bei seiner Körpergröße mit so viel Leichtigkeit scoren kann (er ist übrigens einer meiner Lieblingsspieler aller Zeiten …). Wir haben auf jeder Position Spieler mit überdurchschnittlichem Talent, und eigentlich können alle werfen. Und wir haben Bradley Beal. Ja, der Kollege kann zocken, Alter! Das ist so ein Spieler, dem man zuhört, wenn er spricht. Ein Spieler, bei dem man überrascht ist, wenn er danebenwirft. Jemand, für den man gerne 200 Blöcke pro Spiel setzt. Ein All Star. Ein Star. Das Einzige, was bislang sehr inkonstant war, ist unsere Defensive. Und auch da bin ich der Meinung, dass die astronomische Zahl an Punkten, die wir teilweise abgeben, ein bisschen täuscht. Wenn man so schnell spielt wie wir, dann gibt man dem gegnerischen Team natürlich automatisch mehr Ballbesitze. Das soll jetzt nicht heißen, dass ich euch davon überzeugen will, dass unsere Defense eigentlich sehr gut ist. Nein, das ist sie nicht. Wir machen viele Fehler. Die meisten dieser Fehler kommen einfach schlichtweg durch mangelnde Erfahrung. Wir sind so jung, dass vieles noch neu ist. Aber unser Einsatz ist immer da und auch deutlich zu spüren. Dieses Team macht unglaublich viel Spaß, weil es zusammenspielt und besser werden will. Und ich möchte nichts versprechen … aber „stay tuned“, wie der Ami sagen würde.
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Bei der geburt getrennt / Publetter
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Bei der geburt W getrennt Florentin Will
Nicolo Melli 18
Schlechte Schule
er die NBA verfolgt, der hat den Begriff „Load Management“ in den letzten Wochen garantiert schon ein- oder zweimal gehört. Superstars bekommen (immer öfter) von ihren Teams „Ruhetage“ spendiert, damit sie am Ende der Saison fitter sind und nicht verletzungsbedingt ausfallen, wenn die Spiele wirklich zählen. Es ist ein recht neuer Trend, dem immer mehr NBA-Teams folgen, um ihre Starspieler vor Verletzungen zu schützen, die in den meisten Fällen schlicht und einfach Ermüdungserscheinungen sind. Langfristig könnte sich das durchaus bezahlt machen. Kurzfristig werden die Fans enttäuscht, die oft ihre teuren Tickets Wochen im Voraus kaufen, um ihre Idole zu sehen. Und nicht nur die Kartenbesitzer stehen dem Thema „Load Management“ kritisch gegenüber. „Ihr werdet dafür bezahlt, 82 Spiele zu spielen!“, sagt der weltweit anerkannte „GOAT“ und Teambesitzer der Hornets, Michael Jordan. Aber bringt Load Management überhaupt etwas? Oder muss der Hebel vielleicht ganz woanders angesetzt werden? Wochen bevor sich LeBron James zu Wort meldete, twitterte Ex-NBA-Profi Earl Watson bereits, dass nicht der NBA-Spielplan die Probleme verursache, sondern die AAU-Turniere in der Highschool. „Zwölf bis 15 Spiele an einem Wochenende! Das schadet den Spielern in ihrem späteren Leben und wenn sie als Rookies in die NBA kommen“, sagte Watson. Zugegeben, als ich das las, hielt sich mein Wissen in Sachen Highschool-Basketball in Grenzen. Ich recherchierte deshalb ein bisschen. Was ist AAUBasketball überhaupt? Und warum werden Kids da so hart rangenommen? Damit ihr nicht googeln müsst: Die AAU (Amateur Athletic Union) organisiert unter anderem Highschool-Basketball-Turniere in einer Art Frühlings- und Sommer-Tour, wenn die Basketballsaison in den Schulen vorbei ist. Diese Tour wird von College- und NBA-Scouts begleitet, die nach dem nächsten Kobe Bryant, Kevin Garnett oder LeBron James Ausschau halten. Für einen Sommer zahlen Eltern, je nach Team und Altersklasse, knapp 400 bis 4.000 Dollar Teilnahmegebühren, damit ihr Kind in einem AAU-Team spielen kann. Trikots vom Hauptsponsor (meist große Sportbrands) sind im Preis mit inbegriffen. Transportkosten, Hotelzimmer, Essen und Zuschauertickets nicht. Es geht bei den AAU-Basketball-Turnieren, die erst in den 90ern richtig populär wurden, aber nicht darum, etwas zu lernen oder die Spieler fortzubilden. Die Coaches sind dazu angehalten, ihre Starspieler zu featuren und wegzuschauen, wenn
diese ihren Egozock übertreiben und glauben, sie müssten drei Ballbesitze hintereinander eins-gegenfünf spielen. Spielzüge, Defense oder Ball Movement gibt es quasi nicht. Jeder macht sein Ding und hofft darauf, entdeckt zu werden. Die Athletik steht im Mittelpunkt. „Es ist ein reines Schaulaufen. Absolut schrecklich für den Basketballsport!“, sagte Kobe Bryant schon 2016 und vermutete, dass die oft fehlenden Fundamentals im amerikanischen Profi-Basketball in erster Linie von schlechten AAU-Methoden herrühren, wogegen gleichaltrige Teenager in europäischen Vereinen von Anfang an echte Skills lernen. Aber die fehlenden Fundamentals sind bei Weitem nicht die einzigen Nachteile der AAU. Kevin Garnett meint dazu: „AAU ruiniert die NBA, weil sie verwöhnte Kids erschafft. Die glauben dann, weil ihnen die Coaches dort alles erlauben und sie von Scouts in den Himmel gelobt werden, müssten sie nichts mehr lernen und wüssten schon alles. Die wissen nichts und kommen mit haushohen Erwartungen ans College oder in die NBA.“ Ein weiterer Kritikpunkt sind die vielen Spiele in kurzer Zeit, die den noch wachsenden Körper übermäßig belasten. Um möglichst viele Turniere in einen Sommer zu packen, finden AAU-Turniere fast jedes Wochenende statt. Und da Übernachtungen im Hotel teuer sind und es sich viele Familien nicht leisten können, werden möglichst viele Partien an einem Tag absolviert. „Meine Kids hatten ein Viertelfinal-Spiel um neun Uhr morgens, direkt im Anschluss war das Halbfinale, und das Finale begann um 12:30 Uhr mittags. Drei Spiele in knapp vier Stunden! Meine Jungs waren einfach komplett fertig“, berichtet LeBron James. Es ist natürlich Ironie, dass die Spieler, die in ihrer Jugend am meisten von der AAU profitiert haben, nun die größten Kritiker des Apparates sind. Aber das macht die Kritik natürlich nicht weniger legitim. Im Gegenteil. Load Management ist kein NBA-Problem. Es ist eine Maßnahme, die nötig geworden ist, weil die Kinder, die schon in der Highschool ihren Körper überlastet haben, nun zunehmend in der NBA spielen und zusammenbrechen. Die Lösung für das Problem ist einfach: eine Reform der gesamten amerikanischen Schulsportlandschaft. Easy, oder?
Christian Grosse (Herausgeber)
sneakers
SNEAKER HALL OF FAME:
DER „ADIDAS CONDUCTOR“
FIVE hat eine eigene Hall of Fame eröffnet! Ab sofort nehmen wir jeden Monat einen herausragenden Sneaker der Basketballschuhgeschichte in unsere Ruhmeshalle auf. Der „Inductee“ in diesem Monat? Der „adidas Conductor“!
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Fotos: Layne Murdoch Jr./NBAE via Getty Images/Julia Lormis Stephen Albanese/Michael Ochs Archives/Getty Images
eutzutage machen die diversen Schuhfirmen einen großen Bogen um Center, wenn es um Signature-Modelle geht. „Big Men don’t sell shoes“, so lautet ein Industrie-Mantra, das spätestens seit den wenig erfolgreichen Modellen von Shaquille O’Neal allgemeingültig geworden ist. Vor ein paar Jahrzehnten war das noch ganz anders. Als Center-Legende Patrick Ewing von der Georgetown University in die NBA kam, lechzte adidas danach, den Big Man sofort unter Vertrag zu nehmen. Der New York Knick trug zunächst das Modell „Forum Hi“, wechselte 1986 zum „Rivalry“, bevor er zwölf Monate später auf den „Conductor“ umstieg. Dieser war Teil der „adidas Ewing Collection“, der auch der „Rivalry“ angehörte.
Für „The Beast of the East“ war den Herzogenaurachern nur das Beste gut genug. „Das Topmodell der Kollektion war der ,adidas Conductor‘, der mit einem Verkaufspreis von 300 Mark mit zu den teuersten Schuhen auf dem Markt gehörte. Der Grund war die im Schuh verbaute Technologie“, schreibt adidasConnaisseur Ernie Beckmann über den „Conductor“. „In der Sohle befanden sich zum Beispiel das ,Dellinger Web‘, ein EVAKeil und ein PU-Kissen für eine besonders gute Dämpfung. Das ,Ankle Harness System‘ war das neuste Lacing-System für adidasHightops, die eine besondere Stabilität für das Fußgelenk boten. Gefühlte 90 Prozent aller europäischen Profi-Basketballer trugen den ,Conductor‘ als Performance-Schuh.“
DID YOU KNOW?
Name: adidas Conductor Hersteller: adidas Designer: unbekannt Jahr: 1987 Preis: 100 Dollar OG-Farben: white-natural / white-navy / white-royal-orange
Der „Rivalry“ ist bis heute das bekanntere der beiden Modelle. Grund: adidas stattete unter anderem die HipHop-Legenden von Run DMC, Public Enemy und die Beastie Boys mit dem Modell aus.
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Patrick Ewing unterschrieb bei adidas einen lukrativen Vertrag, der ihm fast eine Million Dollar pro Jahr einbrachte.
1988 verließ Ewing adidas, um seine eigene Marke „Ewing Athletics“ zu gründen. Bevor sein erster „eigener“ Schuh auf den Markt kam, spielte er auf Anraten seines Agenten David Falk in weißen Schuhen ohne Logo.
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Ewing Athletics brachte zwischen 1990 und 1996 zwanzig verschiedene Modelle auf den Markt. Der bekannteste Signature-Schuh war der „33 Hi“.
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DIE NBA-AWARDS 19/20 VERSION 2.0
In dieser Saison begleiten wir die NBA-Awards von Oktober bis April für euch auf dieser Doppelseite. Wer liegt also zurzeit vorn im Rennen um den Most Valuable Player, Rookie des Jahres, Most Improved Player, Best Sixth Man und Defensive Player of the Year? Hier der zweite Zwischenstand 2019/20.
MOST VALUABLE PLAYER 1. GIANNIS ANTETOKOUNMPO Bucks Stats: 29,9 PPG, 13,9 RPG, 6,4 APG, 1,4 BPG, 59,8 eFG%
DEFENSIVE PLAYER OF THE YEAR Auch nach zwei Monaten der Saison helfen in Sachen Defense die Statistiken nur bedingt. Deshalb an dieser Stelle nur eine schnelle Liste der bisher sehr positiv aufgefallenen Akteure … Rudy Gobert, Jazz Giannis Antetokounmpo, Bucks Anthony Davis, Lakers Joel Embiid, Sixers Jonathan Isaac, Magic
Der amtierende MVP hat sein Spiel auf eine bemerkenswerte Art und Weise umgestellt. Die Pace der Bucks (2018/19 schon die schnellste der Liga) nahm diese Saison noch mal zu, und es ist der Grieche, der den Hirschen die Sporen gibt! 30 Prozent seiner Abschlüsse kommen aus dem Fastbreak (25,6 Prozent 2018/19). Gleichzeitig nimmt er 2,2 Würfe mehr pro Partie. Er hat die Bucks noch mehr als zuletzt auf seine Schultern geladen. Ach, und nur im November traf er 32,8 Prozent seiner 4,8 Dreier pro Partie! 2. LUKA DONCIC Mavericks Stats: 30,6 PPG, 10,1 RPG, 9,8 APG, 4,6 TPG, 57,5 eFG% Doncic ist endgültig als Superstar in der NBA angekommen! Nur James Harden und Giannis Antetokounmpo beenden mehr Ballbesitze ihrer Teams. Der 20-Jährige ist ein FranchisePlayer, der sein Team derzeit mit wahnwitzig schwierigen Aktionen trägt. Sogar der Dreier fiel im November besser (36,5 Prozent). Einzig die Ballverluste und die zum Teil etwas schweren Füße in der Defensive fallen negativ auf. 3. LEBRON JAMES Lakers Stats: 25,2 PPG, 7,6 RPG, 10,8 APG, 3,5 TPG, 53,6 eFG% Dass die Lakers zu Redaktionsschluss die
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beste Bilanz der Liga aufwiesen, haben sie dem „King“ zu verdanken. Ohne ihn auf dem Feld stürzt das Offensivrating der Lakers auf 99,8 ab. Das wäre mit großem Abstand der schlechteste Wert in der NBA. Dieses Team funktioniert nur mit James, der für jeden seiner Kollegen Würfe kreieren muss. 4. JAMES HARDEN Rockets Stats: 37,9 PPG, 6,1 RPG, 8,0 APG, 5,5 TPG, 53,2 eFG% Harden spaltet nach wie vor die Basketballwelt. Verständlich, sind seine Dreier aus dem Dribbling – komme, was treffermäßig wolle – nicht jedermanns Sache. Im November stabilisierten sich jedoch seine Quoten auf 45,3 Prozent aus dem Feld plus 37,2 Prozent von Downtown. Spannend indes: Immer mehr Mannschaften begannen zuletzt, „The Beard“ zu doppeln, womit die Houston Rockets nicht wirklich zurechtkamen … 5. KARL-ANTHONY TOWNS Wolves Stats: 26,4 PPG, 12,4 RPG, 3,6 APG, 1,5 BPG, 63,3 eFG% Towns wird so gut wie nie in den MVPDiskussionen genannt. Warum? Seine Zahlen sind unfassbar! 59,0 Prozent aus dem Zweier-, 44,9 Prozent aus dem Dreierbereich. Die Offensive bricht in Minnesota ohne ihn auf dem Feld zusammen. Er ist momentan das wohl beste Einhorn der NBA. Vormonat: 1. Karl-Anthony Towns, 2. Luka Doncic, 3. Kawhi Leonard, 4. Giannis Antetokounmpo, 5. Joel Embiid
ROOKIE OF THE YEAR
BEST SIXTH MAN
1. JA MORANT Grizzlies Stats: 19,1 PPG, 3,1 RPG, 6,0 APG, 3,9 TPG, 50,2 eFG%
1. LOU WILLIAMS Clippers Stats: 22,5 PPG, 3,6 RPG, 5,8 APG, 3,0 TPG, 35,8 3P%, 48,4 eFG%
Morant liefert an beiden Enden des Feldes! Angriff und Verteidigung der Memphis Grizzlies funktionieren besser mit ihm auf dem Parkett. Allerdings spielt er mit einem zum Teil halsbrecherischen Risiko. Etwas mehr Bedacht bei seinen Drives würde ihm langfristig guttun.
Was kann über den Prototyp des Sixth Man noch gesagt werden? Nur ClippersCoach Doc Rivers verfügt über den Luxus, ein Pick-and-Roll-Duo von der Bank zu bringen, welches zu den besten der Liga gehört. Eben „Sweet Lou“ und … 2. MONTREZL HARRELL Clippers Stats: 19,0 PPG, 7,5 RPG, 2,6 APG, 1,4 BPG, 2,1 TPG, 60,4 eFG%
2. DEANDRE HUNTER Hawks Stats: 12,5 PPG, 4,1 RPG, 1,8 APG, 38,6 23P%, 49,7 eFG%
… Montrezl Harrell. Beide geben den Clippers eine Waffe, die es ihnen erlaubt, sogar ohne All Stars auf dem Feld mehr Punkte zu machen als der Gegner.
Es kommt selten vor, dass ein Rookie einen Angriff in Sachen Offensivrating nachhaltig positiv beeinflusst: Hunter tut genau das. Auch wenn sein Name bisher wenig fiel, so spielt er sich in Atlanta mehr und mehr ins Rampenlicht der Hawks. 3. ERIC PASCHALL Warriors Stats: 16,8 PPG, 5,1 RPG, 1,6 APG, 23,3 3P%, 52,0 eFG% Paschall ist der Nutznießer der vielen Verletzungen in San Francisco. Allerdings sind seine Statistiken etwas mit Vorsicht zu genießen. Coach Steve Kerr kann zum Teil nicht mehr als ein besseres G-LeagueTeam aufstellen. Trotzdem: Paschall hat gezeigt, dass er NBA-Kaliber hat.
Fotos: Stacy Revere/Steve Russell/Joe Murphy/Ron Turenne/Katharine Lotze/Getty Images
Vormonat: 1. R.J. Barrett, 2. Ja Morant, 3. Kendrick Nunn
3. GORAN DRAGIC Heat Stats: 16,0 PPG, 3,3 RPG, 5,0 APG, 2,7 TPG, 42,9 3P%, 56,0 eFG%
MOST IMPROVED PLAYER* 1. PASCAL SIAKAM Raptors Stats: 25,7 PPG, 8,5 RPG, 4,1 APG, 2,9 TPG, 37,6 3P%, 53,1 eFG% Ja. Genau. Der amtierende MIP führt das Ranking erneut an. Das lässt sich zum einen an seinen Zahlen festmachen, vor allem aber an seinem Spiel auf dem Parkett. Siakam wird häufiger isoliert, dribbelt in das Pick-and-Roll, trifft nicht mehr nur Dreier aus den Ecken. Er ist in allen Bereichen ein besserer Basketballer, und darum geht es bei diesem Award …
Dass Dragic in Miami von der Bank kommt, ist ein Luxus! Mit auf 36 Minuten gerechnet 20,3 Punkten im Schnitt liefert der Slowene offensiv ab wie seit 2013/14 nicht mehr. Dragic bringt in der Verteidigung eher wenig, hält aber vorne die Heat-Maschine am Laufen. Vormonat: 1. Lou Williams, 2. Derrick Rose, 3. Montrezl Harrell
2. BRANDON INGRAM Pelicans Stats: 26,1 PPG, 7,2 RPG, 4,2 APG, 45,9 3P%, 57,5 eFG% … weshalb an zweiter Stelle mit Brandon Ingram ein weiterer Spieler steht, der aufgrund von geänderter Personalsituation um ihn herum den nächsten Schritt getan hat. Befreit aus dem Lakers-Chaos zeigt der Forward in New Orleans seine ganze Palette an Skills. 3. MALCOLM BROGDON Pacers Stats: 19,2 PPG, 4,8 RPG, 8,2 APG, 2,9 TPG, 98,0 FT%, 50,8 eFG% Brogdon übernahm in Indianapolis vom verletzten Victor Oladipo die Rolle als erste Option im Angriff und leitet die Pacers überragend. Allerdings kam ihm im November der Dreier abhanden (25,8 3P%). Vormonat: 1. Luke Kennard, 2. Bam Adebayo, 3. Dejounte Murray * Zweitjahresprofis werden traditionell von uns bei der MIP-Wahl nicht berücksichtigt.
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Malcolm
Brogdon
MALCOLM BROGDON
Die Indiana Pacers sind mit ihrem neuen Point Guard Malcolm Brogdon gut in die neue Saison gestartet. Coach Jens analysiert das Spiel des ehemaligen Milwaukee Buck und gibt uns einen Einblick in die Effizienz nichteffizienter Würfe! Text: Jens Leutenecker
Position: Point Guard Geburtstag: 11. Dezember 1992 Größe: 1,96 Meter Gewicht: 103 Kilo Verein: Indiana Pacers Erfahrung: 3 Saisons
Stats 2019/20: 22,3 PPG || 5,6 RPG 9,5 APG || 3,4 TO 0,3 BPG || 30,8 3P%
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alcolm Brogdon ist neben Domantas Sabonis der neue Starspieler der Indiana Pacers. 19,2 Punkte und 8,2 Assists erzielte er in den ersten 15 Spielen der Saison und liegt damit deutlich über dem Karriereschnitt seiner vierjährigen NBA-Laufbahn. Das Pick-andRoll von Brogdon und Sabonis ist eines der meistgefürchteten in der NBA, und das liegt an genau drei Faktoren: Brogdons Dribbelfähigkeiten, Sabonis’ Blockqualität und den gefährlichen Dreierschützen der Pacers. Nur wenige NBA-Spieler sind in der Lage, von einer Saison auf die andere aus mehr Pick-and-Rolls eine bessere Offensive zu generieren. Malcolm Brogdon ist das gelungen: 2018/19 mit den Milwaukee Bucks kam der 27-Jährige hinter Khris Middleton und Eric Bledsoe auf knapp fünf Abschlüsse aus dem Pick-and-Roll pro Spiel. Damit war er nach Giannis Antetokounmpo, Middleton und Bledsoe die vierte Option der Bucks. Das hat sich bei den Pacers jedoch deutlich verändert: Knapp 17 Pick-and-Rolls laufen über Brogdon, und der belohnt das zum einen mit einer ausgezeichneten Effizienz und zum anderen mit einer gesteigerten Passrate. Spielte er in der vergangenen Saison lediglich in 44 Prozent aller Pick-andRolls den Ball zum Mitspieler, so hat sich sein Spiel inzwischen deutlich in Richtung eigener Abschluss entwickelt. Beim Punktesammeln hat sich Brogdon eine Scheibe von Kawhi Leonard abgeschnitten: Während die NBA-AnalyticsGemeinde nimmermüde den Wurf aus der Mitteldistanz verteufelt, interessiert das
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einen Kawhi Leonard einfach nicht. Gegen die tief absinkende „Drop“-Verteidigung der Bucks in den Eastern Conference Finals 2019 verwandelte er 70 (!) Prozent seiner Sprungwürfe aus der Mitteldistanz. In den gesamten MeisterschaftsPlayoffs kam der Neu-Clipper auf unglaubliche 74 Prozent Trefferquote! Fakt ist, dass ein für die Liga „ineffizienter Wurf“ nur so lange ineffizient ist, bis jemand kommt und ihn hochprozentig trifft. Das war bei Michael Jordans Fadeaways, Dirk Nowitzkis Flamingo-Shots und Kawhi Leonards Mitteldistanzwürfen der Fall … jetzt versucht auch Brogdon, genau diesen Weg zu gehen. Sein Dreier aus dem Dribbling ist einfach nicht gut genug, lediglich 19 Prozent trifft er von Downtown aus dem Pick-andRoll. Der Wurf aus der Mitteldistanz ist da schon deutlich besser und hilft ihm, passive Verteidigungsarten zu bestrafen. Eine Quote von 46 Prozent in diesen Situationen ist gut genug, um die Verteidigung aggressiver auf ihn heraustreten zu lassen und damit den Zug zum Korb zu erleichtern. Mit Domantas Sabonis findet Brogdon einen perfekten Partner für das Pick-and-Roll an seiner Seite – der Lette ist einer der besten Blocksteller der NBA. Beim Spiel der Pacers in Brooklyn räumte er mit der Kombination aus Fußarbeit und athletischem Körper einen Nets-Verteidiger nach dem anderen aus dem Weg. 28 Punkte kreierte er in dieser Partie für seine Mitspieler mit direkten und indirekten Blöcken, sodass Indiana problemlos gewann. „Wir spielen sehr viele
Pick-and-Rolls, und ein guter Block am Ball ist Coach Nate McMillan sehr wichtig“, sagt Sabonis. „Es geht darum, legale und harte Blöcke zu setzen und dadurch unsere Werfer freizuspielen. Ich lese den Angreifer mit Ball und finde einen freien Spot für ihn.“ Brogdon und Sabonis – das passt einfach! Brogdon kann den Guard in den Block hineinführen, und Sabonis’ Screens sitzen wie die coolen Kids hinten im Bus. Dabei geht es nicht nur darum, einem der beiden Spieler zu Punkten zu verhelfen, sondern vielmehr eine gute Pickand-Roll-Teamoffensive zu entwickeln. Doug McDermott, Jeremy Lamb, T.J. Leaf und Aaron Holiday treffen über 39 Prozent ihrer Würfe, wenn sie den Ball fangen und direkt abdrücken können – damit stellt das Team von Nate McMillan den siebtbesten Pick-andRoll-Angriff der NBA. Und das spiegelt sich auch in den Statistiken der diversen Pacers-Aufstellungen wider: Mit dem Hybrid aus Defensiv- und „Spread“-Lineup, also einem Guard-CenterGespann und drei weiteren Werfern hinter der Dreierlinie, stellt Indiana eine der besten Kombinationen der Liga. Brogdon, Sabonis, Holiday sowie die passablen Werfer T.J. Warren und JaKarr Sampson erzielen auf 100 Angriffe gerechnet ganze 13,8 Punkte mehr als der Gegner! Das liegt zu großen Teilen an der idealen Rollenverteilung mit Sabonis und Brogdon. Mit Myles Turner als Centerspieler an Brogdons Seite funktioniert das nicht so gut. Zusammen legen sie 3,8 Punkte weniger auf als die Konkurrenz. redaktion@fivemag.de
Phoenix
nba-plays
Suns
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A 5
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3
2
Ricky Rubio (1) bedient Dario Saric (4), der sich dank eines Blocks von Aron Baynes (5) zur Dreierlinie freiläuft. In den Ecken an der Grundlinie warten Devin Booker (2) und Kelly Oubre (3).
1 HO
B
4
5
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3
Saric spielt einen Handoff mit Rubio. Der spanische Point Guard attackiert aber nicht sofort mit dem Dribbling, sondern bleibt nach der Ballübergabe durch den Kroaten an der Dreierlinie stehen.
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1
C
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Laufweg
phoenix suns
Pass Dribbling Block HO Handoff
Sofort nach dem Handoff nutzt Saric einen weiteren Block von Baynes. Der Verteidiger des Centers muss unter Umständen beim Dreierschützen Saric aushelfen, soll aber in der Regel nicht switchen. Deshalb kommt er in der folgenden Aktion meist etwas spät …
Die Phoenix Suns waren zu Beginn der Saison 2019/20 eine der Überraschungen. Wie haben sie das geschafft? Text: André Voigt
Fotos:Michael Gonzales/Streeter Lecka/Getty Images
M
onty Williams ist ein Name, der den wenigsten NBA-Fans wirklich etwas sagen dürfte. Klar, er hat selbst gespielt, ohne richtig gut zu sein. Logisch war er Assistent bei den Trail Blazers. Vielleicht wissen die meisten auch noch, dass der 48-Jährige bereits Headcoach der New Orleans Hornets bzw. New Orleans Pelicans war. Ein Engagement, welches in fünf Saisons zwei Erstrundenpleiten in den Playoffs einbrachte. Diese Saison ist Williams zurück auf dem Chefsessel, dieses Mal bei den Phoenix Suns. Eigentlich ein Himmelfahrtskommando, mischt doch der notorisch knauserige Besitzer Robert Sarver gern mal im Tagesgeschäft mit. Gleichzeitig verschlissen die Suns seit 2013 gleich sieben Headcoaches – keiner erreichte die Playoffs.
Ob Williams dieses Ziel erreicht, muss sich erst noch zeigen. Fakt ist jedoch, dass er dem Team neues Leben eingehaucht hat. Point Guard Ricky Rubio führt einen schnellen Angriff (10. Platz bei der Pace) an, der in den ersten Saisonmonaten in den Top Ten der NBA rangierte. Der Spanier fand immer wieder Star-Scorer Devin Booker und eine Menge Raum für seine Drives, den ihm Überraschungs-Einhorn Aron Baynes bescherte. Der Australier trifft 44,2 Prozent seiner 4,3 Dreier pro Partie. Rubio und Baynes laufen ein effektives Pick-and-Roll, wenn nicht schon Booker und Oubre den Break erfolgreich gerannt sind. Sicher, defensiv ist Luft nach oben, aber diese Suns sind auf dem richtigen Weg – dank Monty Williams.
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1
5 4
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… denn Baynes stellt sofort den dritten Block. Dieses Mal so, dass Rubio über die Feldmitte attackieren kann. Sobald der Aufbau seinen Drive startet, verschiebt Oubre nach oben – so macht er das Aushelfen seines Verteidigers bei Baynes schwer. Der Australier rollt nämlich in die Zone ab und hat es bei einem Switch mit Rubios Mann zu tun.
E 4
1 3
5 2 Rubio kann als Floor General jetzt die Reaktionen der Defensive lesen, die beiden Schützen rechts von ihm bedienen (sollte von dort die Hilfe bei seinem Drive kommen), Baynes im Falle eines Mismatches anspielen oder sogar selbst zum Ring ziehen.
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one-on-one
Boban
Marjanovic
Boban Marjanovic Boban Marjanovic Geburtstag: 15. August 1988 Größe: 2,24 Meter Gewicht: 131 Kilo Erfahrung: 4 Saisons
Stats 2019/20*: 20,3 PPG || 13,9 RPG 1,9 APG || 0,7 SPG 2,6 TPG || 52,3 FG% 0,0 3P% || 80,0 FT%
Advanced Stats: 24,3 PER (7.) || 23,7 USG (9.) || 66,4 TS% (5.) || 20,6 RBR (11.) 12,5 AST (26.)**
vs.
Clint
Capela
2
,24 Meter und 131 Kilogramm – das sind die Ausmaße von Boban Marjanovic! Der serbische Centerkoloss ist eine wahre Naturgewalt und sorgt für Unruhe unterm gegnerischen Korb. Wenn „Bobi“ spielt, erzielt er in 14 Minuten knapp acht Punkte in der Zone. Putbacks nach Offensivrebounds, Postups oder einfache Zähler in der Zone – Marjanovic lässt mit einer unglaublichen Trefferquote von 76 Prozent gar nichts anbrennen! Es gibt Marjanovic-Spiele, in denen er zwischen fünf und 20 Minuten auf dem Feld steht und die Offensive seiner Mannschaft klar nach oben hebt. Das Offensivrating der Dallas Mavericks von erstaunlichen 134 Punkten auf 100 Angriffe mit dem Serben auf dem Feld spricht Bände. Das Skillset des 31-Jährigen ist dabei ausreichend variantenreich, um die kleineren Centerverteidiger zu attackieren: Am Zonenrand arbeitet er im Stil von Shaquille O’Neal mit einer „Tear drop“-Bewegung gegen den Mann. Dabei dreht er sich nach ein bis zwei Dribblings in die Zone und wirft den Ball per Druckwurfbewegung zielsicher Richtung Korb. Blocken kann ihn bei dieser Bewegung sowieso niemand. Im Fastbreak sprintet der Serbe per „Rim Run“ auf gerader Linie zum Korb und macht sich dort breit. Solange er kein Offensivfoul begeht und der ballführende Spieler rechtzeitig das Mismatch erkennt, sind das fast automatisch zwei Punkte. Teilweise ist Marjanovic den anderen Centern körperlich dermaßen überlegen, dass diese sich nur mit überharter Gangart zu helfen wissen und ihn foulen müssen. Eine Freiwurfquote von 77 Prozent im Karriereschnitt ist jedoch für einen Big Man exzellent und hilft Marjanovic, auf dem Feld zu bleiben.
one-on-one
In diesem One-on-One vergleicht Coach Jens zwei Centerspieler, die nicht unterschiedlicher sein könnten: Schwergewicht gegen Athletik, Postup-Spiel gegen Alley-Oop, Marjanovic gegen Capela. Let the games begin! Text: Jens Leutenecker 24
Clint Capela
Fotos: Glenn James/Cooper Neill/Getty Images
C
lint Capela ist das, was man im Fußball als Systemspieler bezeichnen würde. Junge Talente, die beim FC Barcelona ausgebildet werden, können den Ball gut laufen lassen. Und wer bei RB Leipzig in die Talentschmiede geht, kann gut und viel laufen. Clint Capela kann gut AlleyOops verwandeln: Fast 94 Prozent aller Abschlüsse kommen entweder nach einem Cut aus der „Short Corner“ unterm Korb, nach einem Pick-andRoll-Anspiel, im Fastbreak oder per selbst gegriffenem Offensivrebound! Capela wurde als der optimale Ergänzungsspieler zu James Harden ausgebildet und unterschrieb deshalb vor der vergangenen Saison einen lukrativen 90-Millionen-Dollar-Vertrag über fünf Jahre. Das Offensivrating von 117,0 mit Capela auf dem Feld war 2018/19 eines der besten in der gesamten NBA. In den Playoffs konnte der Schweizer jedoch nicht die gewohnte Leistung bringen, das Rating fiel auf 109,0 Punkte – und die Rockets schieden wieder einmal gegen die Golden State Warriors aus. Capelas Spiel war nie das Eins-gegen-eins mit dem Rücken zum Korb, er ist am effektivsten, wenn er den Ball fängt und ihn per Dunk vollstreckt. Für die Schweizer Nationalmannschaft trat er im Sommer in den Vorqualifikationsturnieren für die Europameisterschaft an und führte das Team mit durchschnittlich 15 Punkten in vier heiß umkämpften Spielen in die Euro-Qualifikation. Doch im Postup konnte er sich trotz mittelmäßiger Konkurrenz nur schwer durchsetzen, eine Trefferquote von 36 Prozent gegen Portugal und Island ist nicht überragend. Festzuhalten bleibt, dass Capela im Gegensatz zu Marjanovic den Ball serviert bekommen muss, um erfolgreich zu agieren. Mit 65 Prozent ist er in seinen Abschlüssen in der Zone dennoch äußerst effizient!
fazit * Auf 36 Minuten Spielzeit hochgerechnet ** In Klammern steht der Rang unter allen Centern der Saison 2018/19 – erst ab der kommenden Ausgabe nutzen wir die Zahlen der aktuellen Saison. PER – Player Efficiency Rating, USG – Usage Rate, TS% – True Shooting Percentage, AST – Assistrate, RBR – Reboundrate
Clint Capela Geburtstag: 18. Mai 1994 Größe: 2,08 Meter Gewicht: 109 Kilo Erfahrung: 5 Saisons
Stats 2019/20*: 16,5 PPG || 16,6 RPG 1,1 APG || 1,0 SPG 1,7 TPG || 63,7 FG% 0,0 3P% || 44,2 FT%
Advanced Stats: 23,8 PER (8.) || 17,6 USG (27.) || 65,8 TS% (6.) || 20,8 RBR (9.) 9,3 AST (43.)**
In 38 Spielen stand 2018/19 hinter
Switches und isolieren Marjanovic –
Zahlen in den Playoffs aber nicht
Boban Marjanovic ein DNP – „did not
Dribbelkünstler wie Kyrie Irving oder
bestätigen und war Bestandteil einer
play“! Und das liegt daran, dass der
eben Harden nutzen dieses Mismatch
ernüchternden Rockets-Postseason.
2,24-Meter-Center nicht gegen jedes
knallhart aus.
Team aufgestellt werden kann. Es gibt
man in jedem Spiel der Regular
Marjanovic-Partien, bei denen der
sind die Allzweckwaffe der Houston
Season einsetzen, auf Boban
Gegner einen Big Man wie z.B. Jonas
Rockets mit Clint Capela und James
Marjanovic trifft das nur bedingt zu.
Valanciunas oder Joel Embiid in seinen
Harden. Harden ist ein bulliger Guard,
Aber wenn es darum geht, in einer
Reihen hat. Dann stellt der Hüne jeden
der in der Postup-Verteidigung
Playoff-Serie einen Joel Embiid,
NBA-Centerspieler vor große Probleme,
die viertbeste Effizienz der Liga
LaMarcus Aldridge oder Nikola Jokic
im wahrsten Sinne des Wortes.
vorzuweisen hat und nur in der Pick-
zu kontrollieren, ist „Bobi“ der bessere
and-Roll-Defense eine Schwachstelle
Mann! Capela ist die „Allzweckwaffe“
oder exzellente Scoring Guards wie
darstellt. Capela war in der regulären
für einen festen Platz in einer kurzen
James Harden ist der Serbe aber nicht
Saison einer der besten Verteidiger
Rotation, Marjanovic stellt eine ideale
spielbar! Die Gegner erzwingen dann
gegen Isolationskünstler, konnte diese
„Geheimwaffe“ dar.
Gegen schnelle Teams
Und genau diese Switches
Fazit: Clint Capela kann
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onepager
Dwight
Howard
Rollenbewusstsein Bei seinem zweiten Stopp in Los Angeles präsentiert sich Dwight Howard als rollenbewusster Nebendarsteller, welcher der „Lakeshow“ weiterhilft. Text: Christian Orban
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013 haben die Los Angeles Lakers letztmals die Postseason erreicht. Indes erlebte das dysfunktionale Team um Kobe Bryant, Steve Nash und Dwight Howard seinerzeit eine Spielzeit zum Vergessen, die in der ersten Playoffrunde jäh endete. Während Bryant eine Achillessehnenruptur erlitten hatte und Nash vor dem Karriereende stand, begannen für Buhmann Howard die Wanderjahre. Von Houston über Atlanta und Charlotte nach Washington, wo der dreimalige „Verteidiger des Jahres“ und achtfache All-NBA-Teamer 2018/19 verletzungsbedingt nur neun Partien absolvieren konnte. Im vergangenen Sommer stand Howard sodann bis Ende August ohne neuen Vertrag da. Schließlich galt der einstige Zonen-Dominator vielen als alternder Spieler, der keinem Team guttut. Es hieß, ihm fehle nach wie vor die nötige Ernsthaftigkeit und Anpassungsbereitschaft. Die Lakers, die den Ausfall von DeMarcus Cousins aufzufangen versuchten, gaben Howard in Form eines nicht garantierten Einjahresdeals dennoch eine zweite und wohl letzte Chance. Seither hat sich der heute 34-Jährige nicht nur seinen Platz im Kader der Angelinos erarbeitet, sondern auch den Beifall der Fans, die Anerkennung des Trainers und seiner
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Teamkollegen verdient. „Jedes Mal, wenn er auf dem Feld steht, scheint er stets etwas Wichtiges für uns zu tun“, sagt etwa Anthony Davis, der wie LeBron James lobende Worte für den ehemaligen Abo-All-Star findet. So überzeugt Howard in seinem 16. Profijahr als Backup-Center, der in gut 20 Minuten pro Partie im Stile eines Veteranen rollenbewusst zu Werke geht. „Einsatz und Energie“, betont der noch immer athletische 2,11-Meter-Mann. „Mein größtes Anliegen ist es, einfach der beste Dwight zu sein, der ich für das Team sein kann. Also die Jungs unterstützen, Blöcke stellen und zum Korb abrollen, um dafür zu sorgen, dass sie offene Würfe bekommen.“ Howard schließt an: „LeBron und AD schultern das Punkten – mein Job ist es, sicherzustellen, dass ich die Bretter putze und Fehler bereinige. Am defensiven Ende geht es darum, Präsenz zu zeigen, aggressiv zu sein und schwere Würfe zu erzwingen. Ich genieße all das – und wenn du da rausgehst und hart spielst, werden die Fans es lieben.“ Howard scheint sonach seine Rolle als Ergänzungsspieler teamdienlich anzunehmen. Dass er diese zum Saisonstart auch produktiv ausfüllte (6,4 Punkte und 7,4 Rebounds pro Partie), ist für die Lakers um James und Davis gewiss sehr hilfreich. Denn ohne
funktionale Ergänzungsspieler werden die Mitbewerber um die Meisterschaft ihre Ziele schwerlich erreichen. Wie von ihm selbst beschrieben, tut Howard dafür derzeit all die kleinen Dinge. Er bietet harte Screens, taucht zum Ring und räumt am offensiven Brett auf, wobei er famos finisht. Auf Ballbesitze am Zonenrand, die er in seiner Karriere immer wieder eingefordert und ineffizient ausagiert hatte, verzichtet er nunmehr fast komplett. Am eigenen Korb präsentiert sich Howard derweil als physischer Ringbeschützer (1,7 Blocks) und verlässlicher Rebounder, der der Lakers-Defense sichtbar guttut. Auch weil er das Pick-and-Roll exzellent verteidigt und beständig rotiert, wenn ein Teamkollege Hilfe benötigt. Seine erstickende Defensivarbeit konturiert der überraschend mobile Big Man mit einigen abgefälschten Pässen. In durchaus imposanter Manier gelingt es Howard bisher also, seine Parkettzeit zu nutzen, nachdem er in der Vorsaison verletzt zuschauen musste. „Ich habe mir vorgenommen, so viel Freude wie möglich zu haben, wenn ich wieder auf dem Feld stehe. So genieße ich den Moment und versuche, meinem Team beim Gewinnen zu helfen – egal in welche Situation ich geworfen werde.“ redaktion@fivemag.de
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Isaiah
Thomas
That Slow Grind Isaiah Thomas hat eine lange Leidenszeit hinter sich gebracht. Im Trikot der Washington Wizards kann er nun endlich wieder ein wenig zaubern. Text: Christian Orban
Fotos: Andy Lyons/Chris Elise/NBAE via Getty Images
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weieinhalb Jahre sind vergangen, seit Isaiah Thomas die Boston Celtics aufopferungsvoll ins Ostfinale geführt hat. Der kleine Aufbaudynamo, der sich 2016/17 in All-NBA-Form präsentierte und als beherzter Scorer brillierte (28,9 Punkte), musste in der Folge allerdings eine lange Leidenszeit durchleben. Denn die bereits in Boston erlittene Hüftverletzung bremste ihn nachhaltig aus und bedurfte letztlich einer Arthroskopie. So kam Thomas über zwei Jahre in nur 44 Spielen zum Einsatz, in denen er zumeist gehörig strauchelte (13,3 Punkte bei einer effektiven Feldwurfquote von 43,2 Prozent). Dabei wurde der zweifache All Star mehrfach getradet, der erhoffte große Zahltag blieb ihm bis heute versagt. Im Sommer 2019 waren es schließlich die im Neuaufbau begriffenen Washington Wizards, die „I.T.“ zum Minimum unter Vertrag nahmen. Also die Franchise, welche er 2017 mit den Celtics aus den Playoffs gekickt hatte. Mit 27,4 Punkten und 7,1 Assists vermochte Thomas in jener SiebenSpiele-Serie letztmals zu glänzen. Sein Neustart in der USHauptstadt verlief derweil zunächst eher bescheiden, da er sich eine Daumenverletzung zuzog und die komplette Saisonvorbereitung verpasste.
Umso erfreulicher ist es, dass der einstige „King of the Fourth“ Ende Oktober ein gelungenes Comeback feiern konnte. 16 Zähler und fünf Vorlagen markierte Thomas zum Einstand, wobei er vier seiner zehn Dreierversuche einnetzte. In der nächsten Partie konnte er sogar sein erstes Double-Double seit Mai 2017 auflegen. Danach folgten 16 Punkte und sieben Assists sowie im vierten Spiel sein erster Start seit März 2018. „Es geht darum, überhaupt wieder ein Gefühl für das Spiel zu bekommen“, sagte „I.T.“ im Nachklapp. „Ich bin sehr glücklich, da draußen und für meine Teamkollegen da sein zu können. Es war großartig, wie sie sich für mich gefreut haben. Ich bin einfach froh, wieder da zu sein.“ Für die Wizards fungiert Thomas als Impulsgeber, der für sich und andere Abschlüsse kreiert. Defensiv bleibt der 1,75-Meter-Mann indes ohne Frage äußerst angreifbar. Aber das ist okay, denn er selbst weiß, wer er ist und was er leisten kann. „Ich muss meine Stärken ausspielen, den Ball im Korb unterbringen und Plays machen“, erklärt Thomas. „Mein Job ist es, aggressiv zu sein, zu kreieren und zu punkten. Das ist es, was ich tun werde – ganz gleich, was passiert.“
Dabei hat er heuer in Ansätzen bereits gezeigt, dass er mit seiner Schnelligkeit und Ballgewandtheit Verteidiger noch immer ausmanövrieren und sich Platz verschaffen kann, um Würfe aus der Bewegung einzustreuen. Von seiner Dynamik hat der 30-Jährige verletzungsbedingt freilich eingebüßt. Zumal er nach langer Pause ohnehin noch seinen Rhythmus und ins neue Team finden muss. Ob er seine All-StarForm – als er den Angriff kontrollierte und Spiele dominierte – je wieder erreichen kann, erscheint fraglich. „Er wird weiter Fortschritte machen, aber es ist ein langer Prozess“, bekundet Headcoach Scott Brooks, der in D.C. viel Vertrauen in „I.T.“ setzt. Thomas gibt sich gleichermaßen zuversichtlich und sich selbst Zeit. „Ich fühle mich gut. Ich weiß, dass ich noch rostig bin und dass es einige Zeit dauern wird, bis ich wieder dort bin, wo ich vor der Verletzung war. Aber ich werde das Tag für Tag angehen.“ Er fügt an: „Es wird einige schlechte Tage geben, aber auch ein paar gute. Ich werde während des gesamten Prozesses die Ruhe bewahren und wissen, dass ich dem näher kommen werde, wo ich einst war, und das hoffentlich übertreffen werde, wenn ich weiterhin Schritte vorwärts mache.“ So lautet sein Motto nicht zufällig „That Slow Grind“. redaktion@fivemag.de
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Kawhi
Leonard
Fotos: Brian Rothmuller/Icon Sportswire via Getty Images
KING KAWHI Wer ist Kawhi Leonard? Was treibt ihn an? Wie wurde er zum besten Spieler der NBA? Warum ist er kein San Antonio Spur oder Toronto Raptor mehr? Wie wurde er zu einem der mächtigsten Spieler der NBA? Der Versuch einer Rekonstruktion. Text: AndrÊ Voigt 28
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Kawhi
a stand er. Auf einer Bühne. Ausgerechnet. Doch Kawhi Leonard kannte das schon. Natürlich. Es war nicht seine erste „Victory Parade“. 2014 waren es 60.000 Fans gewesen, die im Alamodome in San Antonio auf die Champions gewartet hatten. Um die 100.000 Menschen waren es jetzt auf dem Nathan Phillips Square in Downtown Toronto, und alle warteten darauf, dass er endlich sprechen würde. „Diese Jungs ließen mich machen, was ich auf dem Feld mache. Coach Nick ließ mich machen … und jetzt haben wir eine Meisterschaft“, erklärte er und schloss mit einer Parodie seines eigenen Lachens. „Aha, ha, ha, ha …“ 70 Sekunden redete Leonard. All das passierte am 18. Juni 2019. Am 06. Juli tweetete Shams Charania von „The Athletic“, dass sich Kawhi Leonard als Free Agent den Los Angeles Clippers anschließen würde. Nach gerade mal 352 Tagen endete die Kawhi-Leonard-Ära in Toronto. Gekommen war der NBAFinals-MVP 2019 im Paket mit Danny Green für DeMar DeRozan, Jakob Pöltl und zwei Erstrundenpicks. Toronto holte ein 27-jähriges Enigma, ein Gesundheitsrisiko. Leonard ging als erneuter Champion und bester Spieler der National Basketball Association. Leonard trug ein Raptors-Team zum Titel, das keinen zweiten Superstar in seinen Reihen wusste, wohl aber eine Reihe an fähigen Veteranen und mit Pascal Siakam einen Youngster, der bereit war, in Leonards Fußstapfen zu treten. Nummer zwei jedoch ging voran in den Playoffs 2019. Er lieferte 30,5 Punkte, 9,1 Rebounds, 3,9 Assists, 1,7 Steals plus Quoten von 49,0 Prozent aus dem Feld und 37,9 Prozent von der Dreierlinie. Was die Zahlen jedoch nur andeuten können, ist die Wucht, mit der Leonard agierte. Als im siebten Spiel der SixersSerie kein anderer Raptor mehr als elf Punkte markierte. Als seine Kollegen zusammen gerade mal 36,0 Prozent aus dem Feld und 23,8 Prozent ihrer Dreier trafen. Da warf Leonard 39 Mal auf den Korb, erzielte 41 Punkte, griff acht Rebounds und setzte den Gamewinner zum 92:90 – einen schon jetzt legendären Sprungwurf rechts an der Baseline, der vier Mal auf dem Ring tanzte, bevor er Nylon fand. Dann in den Conference-Finals gegen die Milwaukee Bucks – das bilanzbeste Team der vergangenen Spielzeit mit NBA-MVP Giannis Antetokounmpo – lag Toronto bereits mit 0-2 zurück. Die dritte Partie ging über eine zweifache Verlängerung. Leonard – der während der Saison in 22 Spielen geschont wurde, damit Überbelastung nicht zu einer erneuten Verletzung seines
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Leonard
rechten Quadrizeps führen würde – absolvierte 52 Minuten in diesem Spiel, erzielte acht der letzten zwölf Zähler seines Teams zum 118:112-Sieg. Er übernahm die Bewachung von Antetokounmpo und hielt ihn in vier Spielen auf 20,5 Punkte – in den anderen Begegnungen dieser Playoffs hatte der Grieche 27,4 Zähler aufgelegt. Toronto verlor kein Spiel mehr und zog in die Finals ein. Gegen ein dezimiertes Team der Golden State Warriors, das neben Kevin Durant (Achillessehnenriss) auch noch Klay Thompson (Kreuzbandriss) verlor, lieferte ein gesundheitlich sichtlich angeschlagener Leonard sein zweites Meisterstück ab. Er erzielte 28,5 Punkte, 9,8 Rebounds und 4,2 Assists, wie fünf Jahre zuvor wurde er Finals-MVP. Und doch war er wenige Wochen nach dem Titelgewinn kein Toronto Raptor mehr …
„Ja, ich gehe nach Hause. Ich weiß euch Jungs zu schätzen, und was wir geschafft haben, ist etwas Besonderes“, das schrieb Leonard laut Pascal Siakam in die Whatsapp-Gruppe der Raptors, als er seine Entscheidung gefällt hatte. „Wir wussten alle, dass er nach Hause wollte, aber als wir Meister wurden, dachten wir: ‚Okay, es besteht die Chance, dass er bleibt‘“, erklärte Leonards legitimer Nachfolger in Toronto gegenüber „The Athletic“. „Ich glaubte, dass es eine echte Möglichkeit wäre, nachdem wir gewonnen hatten. Aber wir wussten alle, wie Kawhi ist. Seine Heimat ist ihm sehr wichtig … ich war nicht überrascht, als er nach Hause ging.“
Nach Hause
Moreno Valley, Kalifornien. Hier ist „zu Hause“ für Kawhi Leonard. 103 Kilometer sind es von seiner alten Schule, der
Fotos: Jim Rogash/Getty Images
Canyon Springs Highschool, bis zum Staples Center in Los Angeles. Dort wächst er mit vier älteren Schwestern bei seiner Mutter Kim Robertson auf. Sein Vater Mark Leonard hatte noch einmal geheiratet. Mark und Jacquelyne Leonard brachten Kinder aus früheren Beziehungen in ihre Ehe. Deshalb verbrachte Kawhi Leonard viele Wochenenden bei seinem Vater, der im berühmt-berüchtigten Stadtteil Compton in Los Angeles eine eigene Autowaschanlage betrieb. Dort lernte der Youngster, was es heißt, hart zu arbeiten. Und natürlich sah er auch Compton, diesen Teil von South Central Los Angeles, der für Bandenkriminalität, für sinnlose Gewalttaten steht, für Hoffnungslosigkeit. Mark Leonard geriet wie so viele Afroamerikaner in den Strudel, der so viele junge Männer in den 90er Jahren davonriss. Er fand jedoch den Absprung. „Mark änderte sich komplett, als wir heirateten, weil ich so nicht leben konnte“, erklärt Jacquelyne Leonard gegenüber NBA.com. „Meine Mutter war Richterin, mein Vater Polizist. Mark gründete 2006 seine Waschanlage und war stolz darauf. Er asphaltierte den Parkplatz selbst, installierte Fernseher und Flutlicht, damit wir auch nachts arbeiten konnten. Das Geschäft lief. Wir waren afroamerikanische Geschäftsleute, die ihr eigenes Business besaßen. Unser Viertel unterstützte uns. Es war einfach schön. Die Kunden kannten und mochten Mark, obwohl er mit seinen 1,90 Meter und 130 Kilo einschüchternd wirkte. Er ließ sich nichts erzählen und war trotzdem ein netter Mann.“ Doch er hatte eben auch diese andere Vergangenheit … Am 18. Januar 2008 denkt Mark Leonard darüber nach, ob er nach Feierabend noch zum HighschoolSpiel seines Sohnes fahren soll, der mit seiner neuen Highschool, der Martin Luther King High, an einem Turnier teilnimmt. Allerdings schreckt ihn der brutale Verkehr auf der Interstate 405 ab. Außerdem gibt es Grund zu feiern. Jahrelang hatten Jacquelyne und er versucht, ein gemeinsames Kind zu bekommen … ohne Erfolg. An diesem Abend verrät sie ihm, dass sie schwanger ist. Mark Leonard, den alle nur „Mick“ nennen, ist überglücklich. Er informiert Verwandte und Freunde, kauft seiner Frau ihr Lieblingsobst – immerhin soll sie sich ja gesund ernähren. An diesem Tag passiert allerdings auch noch etwas anderes. Ein Freund von Mark ist vorbeigekommen. Ein Freund aus der Vergangenheit. Die Polizei wird ihn später als bekanntes Bandenmitglied und Drogendealer identifizieren. Dieser Freund sucht Leonards Rat. Laut den Behörden soll Mick in einem Disput vermitteln, bei dem
es um einen verpatzten Drogendeal geht. Die beiden sprechen. Stunden später hört Jacquelyne Leonard, die sich im Büro der Waschanlage um die Bücher kümmert, einen lauten Streit. „Als ich um die Ecke bog, sah ich, wie Mark diesen Latino schubste“, erinnert sie sich gegenüber dem US-Fernsehsender ABC. „Er war ein Gangmitglied. Das kannst du nicht machen. Mark war kurz davor, ihn zu schlagen. Ich sagte: ‚Mark, lass das!‘ Er hörte auf, die anderen sprangen in ihren Pickup-Truck und fuhren davon.“ Stunden später ist Mark Leonard gerade dabei,
„Kawhi dominierte sie! Er legte diese Top-Talente an die Kette! UCLA und all die anderen Unis sahen das! Sie waren alle bei diesen Partien, und es änderte gar nichts. Das war alles Bullshit!“ Clint Parks -----------
„
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seine Anlage zu schließen, als ein Mann auf das Grundstück kommt. „Er hatte ein graues Sweatshirt an und diese Kapuze über seinem Kopf. Ansonsten trug er dunkle Kleidung. Er hatte etwas über sein Gesicht gezogen. Man sah nur seine Augen“, beschreibt Jacquelyne Leonard. Dann schießt er. Jacquelyne Leonard sieht, wie der Mörder ihres Mannes über dessen blutendem Körper steht. Er schießt weiter und weiter. Insgesamt treffen Mark Leonard zehn Kugeln. Es ist eine Hinrichtung. „Ich rannte nach draußen. Ich lag auf Marks Rücken und sagte: ‚Du musst es schaffen! Was soll ich ohne
dich machen? Was wird aus dem Baby, aus den Kindern?‘“ Mark Leonard schafft es nicht. Kawhi Leonard erfährt noch am selben Abend vom Tod seines Vaters. „Er zeigte keine Emotionen“, erinnert sich Marvin Lea, Kawhis AAU-Coach, bei dem Leonard die Nacht verbringt. „Wenn du ihn nicht kennst, würdest du nie vermuten, dass etwas passiert ist. Aber Kawhi war schon immer etwas anders. Er ist sehr introvertiert, damals genau wie heute. Kawhi nutzte Basketball, um mit allem klarzukommen.“ Sein Highschool-Coach Tim Sweeney fragt Kawhi, ob er am Tag danach gegen die starke Dominguez High in der Arena der renommierten UCLA spielen will. Leonard will. „Er kam mit seiner Mutter, seinem Onkel Dennis Robertson, die ganze Familie war da“, sagt Sweeney. „Ich sagte den Organisatoren des Turniers, dass sie bitte keine Schweigeminute oder Ähnliches machen sollten. Ich dachte mir, dass dieser Junge kurz vor dem Zusammenbruch sein müsste und dass ihn eine Schweigeminute zerreißen würde. Aber diese Idioten haben natürlich nicht auf mich gehört.“ Leonard bricht nicht zusammen. Er markiert 17 Zähler, seine Schule unterliegt 60:68. Nach der Sirene stürzt er zu seiner Mutter, drückt sie, so fest er kann, und weint bitterlich. Keiner seiner Freunde hatte ihn vor diesem Tag je weinen sehen. „Er spielte an diesem Tag aus Liebe zu seinem Vater. Da spürte er zum ersten Mal den Verlust und den Schmerz“, erklärt Sweeney. „Sein Vater war ein sehr hart arbeitender Mann, der zu so vielen Spielen von Kawhi wie möglich kam – obwohl er immer mindestens anderthalb Stunden unterwegs war. Mark Leonard war freundlich und zuvorkommend. Er hat bei der Erziehung von Kawhi einen guten Job gemacht.“ Ein paar Jahre später zieht Jacquelyne Leonard um. „Ich packte Kisten aus und fand eine alte Bibel. Ich öffnete sie und fand eine Liste, die Mark dort hineingelegt hatte. Ich hatte ihn mal gebeten, eine Liste von den Dingen zu machen, die ihm in seinem Leben passieren sollten. Das hatte er getan. Einer der Punkte auf seiner Liste war: ,meinen Jungen Profi werden sehen‘.“
Unter dem Radar
Warum? Diese Frage dürfte sich Kawhi Leonard damals oft gestellt haben. Warum ausgerechnet sein Vater? Wäre er doch nur zu seinem Spiel gefahren an diesem Tag. Warum hatte er seinem Freund geholfen, wenn dieser ein Krimineller war? „Ich wusste, dass Kawhi die Art Kind war, das sich zurückziehen würde und mit seinen Emotionen allein sein
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cover
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Kawhi
Leonard
Fotos: Richard Hartog/Los Angeles Times via Getty Images/Chris Elise/NBAE via Getty Images
wollte“, sagt Jacquelyne Leonard. „Er war schon immer ein stiller Junge. Aber nach dem Tod seines Vaters wirkte er noch zurückgezogener, sprach noch weniger und war noch fokussierter auf Basketball. Ich denke, der Sport war damals seine Therapie. Ich glaube, dass Basketball ihm half, all das durchzustehen.“ Leonard arbeitet wie besessen. Nicht nur, weil er besser werden will. Wenn er Basketball hat, ist da nichts anderes. „Ich konnte zwei Stunden auf dem Platz sein, und es kam mir vor, als wären es nur zehn Minuten. Die Zeit verflog beim Basketball“, sagt er. Immer hat er einen Basketball dabei, selbst wenn er nicht zum Training geht, trägt er einen in seinem Rucksack spazieren. In seinem letzten Jahr an der Highschool explodiert Kawhi Leonard. 22,6 Punkte, 13,1 Rebounds plus 3,9 Assists legt er auf. Zusammen mit dem heutigen Detroit Piston Tony Snell führt er seine Schule zu einer 30-3-Bilanz sowie zur Staatsmeisterschaft 2009. Im Finale gegen die bis dahin ungeschlagene Mater Dei High, die als bestes Highschool-Team des Landes gilt, wird Leonard beim 71:56 zum MVP. Ihm gelingen zwar nur elf Punkte, aber mit 20 Rebounds, sechs Blocks und drei Steals dominiert er trotzdem. Kawhi Leonard wird zum „Player of the Year in California“ gewählt. Während die eher kleine San Diego State University (SDSU) schon im Vorjahr Interesse an ihm zeigt, melden sich die NCAA-Schwergewichte wie UCLA oder USC erst, als er schon vor Beginn seines letzten Schuljahres SDSU seine Zusage gegeben hat. „Wir hatten in seinem SeniorJahr eine Unterhaltung“, erinnert sich seine Mutter Kim Robertson gegenüber der „San Diego Union-Tribune“. „Ich sagte: ‚UCLA und USC werden dich jetzt auch haben wollen … möchtest du vielleicht lieber dorthin gehen?‘ Er sah mich nur an und meinte: ‚Nein, es ist zu spät.‘ Das war alles. Wir sprachen nie wieder darüber. Was die Leute nicht verstehen, ist, dass Kawhi sich nichts aus Hype macht oder aus großen Namen. Darum geht es ihm nicht. Er will nur Basketball spielen, das ist alles.“ Während andere alles tun, um irgendwie von Top-Coaches des nächsten Levels wahrgenommen zu werden, sagt Leonard sogar Einladungen zu den Highschool-Auswahlspielen ab. „Ich errege nicht gern Aufmerksamkeit. Ich will keine Szene machen“, nennt er seine Gründe. Auch wenn die Verantwortlichen im Stab von Coach Steve Fisher damals nicht ahnen können, dass sie einen späteren NBA-Finals-MVP rekrutieren, so halten sie doch einiges mehr von Leonard als der Rest der Top-Unis. „All die anderen Unis dachten, dass er einfach nicht gut genug ist!“, sagt Clint Parks, der
Leonard in seinem AAU-Team coachte. „Sie können im Nachhinein die Geschichte umschreiben, wie sie wollen: Kawhi war gut als Junior und Senior! Er war sehr gut und wurde immer besser! Sie haben ihn einfach falsch eingeschätzt! Der Junge war damals ein Monster!“ Spätestens als Leonard vom weniger bekannten AAU-Klub „Team Eleate“ zum viel prominenteren „Pump N Run“ wechselt, steht er immer wieder im Rampenlicht. Während Team Eleate bei großen Turnieren nur in kleineren Nebenhallen spielt, sieht bei Pump N Run regelmäßig die Crème de la Crème der College-Scouts zu. „Die anderen Unis hatten eine Menge Chancen, diesen
jungen Mann zu scouten“, sagt Justin Hutson, Co-Trainer der SDSU und der Mann, der Leonard für die Aztecs beobachtete. „War es schwer, mit ihm in Kontakt zu treten? Ja. Ein Mann weniger Worte? Jep. Aber flog er unter dem Radar? Auf keinen Fall! Er spielte für die Pumps in Las Vegas!“ Das ist auch der Grund, warum SDSU-Cheftrainer Steve Fisher irgendwann nicht mehr daran glaubt, dass Leonard wirklich auf dem Campus in San Diego ankommt. „Ich wurde immer nervöser, weil bei Pump N Run so viele andere angehende College-Kids spielten“, lacht er. „Ich hoffte heimlich, dass Kawhi schlecht für sie spielen würde. Aber
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er spielte gut.“ Und selbst das ist eine heillose Untertreibung. „All diese AAUTop-Teams, all diese großartigen Spieler dort: Kawhi dominierte sie! Er legte diese Top-Talente an die Kette! UCLA und all die anderen Unis sahen das! Sie waren alle bei diesen Partien, und es änderte gar nichts. Das war alles Bullshit!“, regt sich Clint Parks noch heute auf. Warum Kawhi Leonard nicht das absolute Interesse erweckt? Sein Wurf ist zu flach, eigentlich spielt er mit seinen 2,01 Meter an der Zone. Ist er ein Big Man oder Flügelspieler? Das Wort „Tweener“ fällt immer wieder: Er sei zu klein, um in der NCAA am Brett zu spielen, und könne nicht gut genug werfen, um als Small Forward erfolgreich zu sein. Fisher jedoch sieht einen seiner ehemaligen Schützlinge an der University of Michigan in Leonard: Jalen Rose. Rose lief trotz seiner 2,03 Meter als Point Guard für die legendäre „Fab Five“ der Michigan Wolverines auf, nachdem er an der Highschool nur rund um die Zone gespielt hatte. „Ich hörte diese Vorwürfe an Kawhi, und wir dachten nur: ‚Mannomann, ist dieser Junge ein guter Spieler!‘ Du findest immer Wege, solche Jungs auf das Feld zu stellen“, meint Fisher. „Ich versuche immer wieder, Leute zu korrigieren, die sagen, Kawhi sei ein Power Forward. Kawhi war kein Vierer. Kawhi spielte für uns überall. Wir sagten ihm: ‚Du wirst überall spielen.‘ Wir nannten Jalen als Beispiel und versprachen ihm alle Freiheiten.“ Die nutzt Leonard. Als Freshman legt er 12,7 Punkte und 9,9 Rebounds auf – beides Bestwerte bei den SDSU Aztecs in der Saison 2009/10. Die Uni unterliegt in der ersten Runde des NCAATournaments mit 59:62 den favorisierten Tennessee Volunteers. Als Sophomore 2010/11 startet Leonard dann durch – und mit ihm seine Uni. Wieder ist er bester Scorer (15,5 Punkte) und Rebounder seiner Mannschaft (10,6). Wieder gewinnt SDSU das eigene Ligaturnier der Mountain West Conference. Steve Fisher und Co. sind nach 34 Siegen und nur drei Niederlagen sogar an zweiter Stelle im West-Bracket des NCAA-Turniers gesetzt. Zum ersten Mal in der Geschichte der Uni geht es über die erste Runde hinaus. Erst in der dritten Partie ist gegen die University of Connecticut Schluss, die angeführt von Kemba Walker am Ende Champion wird. Auch wenn das nicht der Plan war, so ist der Ruf der NBA so laut, dass Leonard realisiert: Es ist Zeit zu gehen … drei Jahre nach dem Tod seines Vaters. Seine Zahlen stimmen, seine defensive Dominanz ist erstaunlich. Und die NBA will ihn, was ihm Coach Fisher nach Gesprächen mit Coaches aus der Association immer wieder versichert. „Als mein Vater mein Leben verließ, war dies das Einschneidendste, was mir passiert ist“, sagt Leonard
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in einem Interview vor der Draft. „Ich erinnere mich immer daran, was er mir mit auf den Weg gab. Zu wissen, dass er mir von oben zuschaut, treibt mich jeden Tag an.“
Zehn Minuten
„All das ist für mich gar nicht so überwältigend. Wenn du hart an dir arbeitest, dann passieren gute Dinge“, sagt Leonard, als ihn Mark Zeigler von der „San Diego Union-Tribune“ in Las Vegas trifft. Dort bereitet sich der Ex-Aztec auf die Draft 2011 vor. Es gibt kein Zurück
„Ich möchte ein kompletter Basketballer sein. Dribbeln, passen, werfen, ein Anführer sein, Würfe blocken, Bälle klauen. Ich möchte einer dieser Spieler von früher sein. Wie James Worthy, vielseitig.“ -----------
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mehr. „Du kannst den ganzen Hype um dich herum nicht an dich heranlassen. Ich arbeite hier einfach hart und versuche, gewählt zu werden. Ich will einfach nur ein NBA-Spieler sein.“ Deshalb muss er nach Chicago zur NBA Draft Combine. Dort vermisst die Liga offiziell die potenziellen Debütanten und lässt die, die es nötig haben, anschließend vorspielen. Leonard hat es nicht nötig. Er ist nur dort, um seine Armspannweite, seine Sprungkraft und Ähnliches messen zu lassen. Doch während er auf der Tribüne des Attack Athletic Gym wartet, wird ihm schnell langweilig. Er schnappt sich einen Spalding und wirft auf einen gerade frei
gewordenen Korb. Zehn Minuten nimmt er Jumpshots, bis er von einem Ordner gebeten wird, doch bitte aufzuhören. Chip Engelland reicht das. „Gute Basis“, notiert er sich. „Gute Technik.“ Beides ist erstaunlich und überrascht Engelland. Denn Leonard ist alles, nur kein Distanzschütze. 29,1 Prozent seiner NCAA-Dreier traf er in seinem zweiten Jahr. Sicher, das waren 8,6 Prozent mehr als in seinem Freshman-Jahr – aber immer noch mies. Engelland, einer der weltbesten Wurfdoktoren, kabelt seine Ergebnisse dennoch in die Zentrale des Teams, für das er als „Development Coach“ arbeitet: die San Antonio Spurs. Für die hatte er unter anderem den Wurf von Tony Parker gerettet, sein Wort hat Gewicht in Texas. Also beschäftigt sich die Entscheider-Riege um Manager R.C. Buford und Coach Gregg Popovich verstärkt mit Leonard. Sie sehen einen überragenden Verteidiger, einen unbändigen Willen. Gleichzeitig sehen sie auch die offensiven Schwächen. Nachforschungen, die den Charakter Leonards beleuchten sollen, laufen weitgehend ins Leere. Natürlich hören sie die Geschichten, dass er an der Uni eigene Lampen mit in die Halle brachte, um morgens um halb sieben trainieren zu können – weil das Licht dort so früh noch nicht anging. Sie kennen seine familiäre Situation, die Geschichte seines Vaters. Aber wer ist dieser Kawhi Leonard? Das weiß niemand so genau. Während der Draft Combine ist er so nervös, dass er schwitzt, als ihn die Teams interviewen. Die Phoenix Suns streichen Leonard sogar von ihrer Draftliste, weil er bei ihrem Interview so hibbelig ist, dass er seinen Anzug durchschwitzt. Und selbst wenn die Spurs ihn draften wollten: An 28. Stelle würde er auf keinen Fall mehr zu haben sein. R.C. Buford muss also einen Trade einfädeln. Die Spurs kontaktieren mehrere Teams, die am Ende der Lottery ziehen. Die Indiana Pacers sind interessiert, ihren 15. Pick für Point Guard George Hill abzugeben – letzterer ist ein Lokalmatador im „Hoosier State“ und genau die Art Aufbau, die Manager Larry Bird holen möchte. Hill mauserte sich unter der Anleitung von Popovich indes zum Lieblingsspieler des Meistertrainers. Da jedoch Tony Parker die klare Nummer eins auf der Eins bei den Sporen ist, kann das Team Hill abgeben. Doch ausgerechnet für diesen zu klein geratenen Big Man mit dem zugegeben tollen Antrieb und der Top-Defense, aber ohne Wurf? „Wir schauten einander an und fragten uns: ‚Ziehen wir das wirklich durch?‘ Wir hatten die Hosen voll. Wir kannten ihn kaum“, erinnert sich Popovich an den Drafttag. „Wir wussten, dass er nicht werfen kann. Auch war
COLD CASE?
Fotos: J. Dennis/Einstein/Ezra Shaw/Tim Bradbury/Getty Images
Auch Jacquelyne Leonard wäre fast Opfer eines Gewaltverbrechens worden. Zwei Monate nach dem Mord an ihrem Mann fährt ein Auto falsch herum auf das Gelände der Waschanlage. Plötzlich erhebt sich auf dem Rücksitz ein junger Mann mit einer AK-47. Der Schütze ruft: „Sie ist schwanger!“ Der Fahrer zeigt auf Jacquelyne Leonard, die im dritten Monat ist, und brüllt: „Das ist sie!“ Leonard rennt davon, Schüsse treffen sie in die Beine. Dann flüchten die Täter. „Die Ärzte meinten, sie müssten meine Beine amputieren, weil sie so verletzt waren“, erinnert sich Leonard. „Ich musste acht Operationen über mich ergehen lassen, um überhaupt wieder laufen zu können.“ Die Polizei geht davon aus, dass beide Fälle etwas miteinander zu tun haben. Außerdem hofft das Los Angeles County Sheriff’s Department, dass Kawhi Leonards Rückkehr nach Los Angeles etwas Bewegung in die bisher ungelösten Fälle bringen kann. „Kawhi Leonards Bekanntheit kann helfen“, erklärt Detective Shaun McCarthy gegenüber NBA. com. „Er war noch nicht berühmt, als sein Vater starb. Aber selbst die härtesten Kriminellen sind eventuell Fans von ihm und dem, was er heute für das Viertel tut. Vielleicht bekommen wir so neue Hinweise.“
er kein Scorer. Er spielte nicht mal auf dem Flügel. Er war ein halbwegs großer Spieler, der rebounden konnte.“ Engelland votiert für Leonard, der Deal geht durch. Und das nur wegen zehn Minuten … Leonard wird noch von den Pacers an 15. Stelle gedraftet, dann geht es zusammen mit den Rechten an Erazem Lorbek und einem Pick, der später Davis Bertans werden sollte, nach San Antonio. „Das war ein totaler Schock“, verrät Leonard auf Grantland.com. Nach der Draft trifft sich Popovich mit Leonard. „Du musst der beste Verteidiger der Liga sein. Du musst Bruce Bowen hoch zehn sein“, sagt der Coach seinem neuen Schüler. Der erwidert: „So bin ich aufgewachsen: Verteidige und mach vorne einen Korb.“ Hier der grauhaarige, knorrige weiße Coach, dort der Youngster mit den Cornrows – es ist Basketballliebe auf den ersten Blick. Leonard legt seine Karriere
komplett in die Hände des Trainerstabs der Spurs. „Er war so ernst wie eine Herzattacke“, lacht Popovich. Dann gehen sie an die Arbeit. Vor allem Chip Engelland kümmert sich um Leonard. Der Grund ist einfach: Der Wurf des Rookies muss besser werden, wenn er in Zukunft sein ganzes Potenzial entschlüsseln möchte. „Willst du großartig sein?“, fragt ihn der Coach zu Beginn des Trainingslagers. „Das ist keine einfach zu beantwortende Frage. Gut zu sein, ist okay. Gut ist gut. Schlaf eine Nacht drüber.“ Am nächsten Tag antwortet Leonard: „Ich will großartig sein.“
James Worthy 2.0
Die oft zitierte Kultur der Spurs besteht aus vielen kleinen Elementen. Eine dreht sich um „Vitamine“. „Sie sind das, was dein Körper jeden Tag braucht“, erklärt Mike Budenholzer lachend. Der heutige
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Coach der Milwaukee Bucks war von 1996 bis 2013 Assistent von Gregg Popovich. Als er dann zu den Atlanta Hawks wechselt, kopiert er kurzerhand das Vitamin-System. Bei dem geht es nicht um Vitalstoffe, sondern um Individualtraining. Die Spurs-Spieler sollen jeden Tag an ihren Skills arbeiten. Was nach einer Selbstverständlichkeit klingt, ist jedoch keine. Aufgrund des hektischen Spielplans gibt es kaum Teameinheiten. Einzeln mit den Coaches zu arbeiten, ist sehr effektiv, nicht jeder nimmt diese Chancen jedoch mit vollem Einsatz wahr. Bei Leonard ist das anders. Er will es vielleicht zu sehr. Nach dem verkürzten Training Camp aufgrund des Lockouts von 2011 beginnt Engelland, die Einheiten für Leonard zu planen. Er konzentriert sich aber nicht nur auf einen Bereich. „Kawhi hatte so gute Anlagen“, erklärt er. „Wir konnten eine ganze Menge auf seinen Plan schreiben.“ Sein Schüler bringt vollen Einsatz, sodass das Team ihn manchmal zügeln muss. „Er will nicht an einem Abend großartig sein. Er will es für eine lange Zeit“, sagt Popovich. Eckendreier, Sprungwürfe nach einem Dribbling, das Spiel im Post … Engelland hat einige Vitaminpillen, die Leonard schlucken soll. Er senkt den Abwurfpunkt des Rookies, rät ihm, Videos von Kobe Bryant zu studieren. Und die Wirkung stellt sich schnell ein. Bereits als Neuling trifft der 20-Jährige gute 37,6 Prozent seiner Dreier – 49 von 106 Versuchen feuert er dabei aus den Ecken ab. Er trifft von dort 46,9 Prozent! Engelland prophezeit, dass sich Leonard in Zukunft für die Teilnahme am NBA-Dreier-Contest qualifizieren wird. Die Einladung folgt 2015/16, als er 44,3 Prozent seiner Dreier trifft – doch Leonard lehnt sie ab. Während der Rest der Liga Leonard als Dreier-und-DefenseSpezialisten wahrnimmt, läuft hinter verschlossenen Hallentüren ein weitaus ambitionierteres Projekt. „Ich will auf dem Feld eine Menge Sachen machen“, erklärt San Antonios Nummer zwei. „Ich möchte ein kompletter Basketballer sein. Dribbeln, passen, werfen, ein Anführer sein, Würfe blocken, Bälle klauen. Ich möchte einer dieser Spieler von früher sein. Wie James Worthy, vielseitig.“
110 Prozent für den Betrieb
„Er will unbedingt großartig sein, aber kein Star. Er liebt das Spiel und ignoriert den Rest.“ Wenn Gregg Popovich diese Worte spricht, dann haben sie Gewicht. Der Coach will „players who are over themselves“ – Akteure, die ihr eigenes Wohl nicht über das des Teams stellen. Kawhi Leonard kommt an die Idealvorstellung von „Pop“ wohl so nah heran wie kaum ein anderer. Denn Leonard geht drei Jahre ohne zu murren in die Lehre des
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Spurs’schen Basketballbetriebs. Die All Stars Tim Duncan, Manu Ginobili und Tony Parker sind die Vorarbeiter. Er ist erst Lehrling, dann Geselle. Immer 110 Prozent für den Betrieb. „Wenn Kawhi einen Fehler macht, entschuldigt er sich fast. Er will niemanden enttäuschen“, meint Popovich. „Es gibt Zeiten, da müssen wir ihm sagen: ‚Das war super! Das war fantastisch! Das war ein wahnsinnig guter Job! Du kannst jetzt lächeln. Du kannst dich gut fühlen!‘“ Leonard ist getrieben, ohne ungeduldig zu sein. Er will immer beitragen, seinen Teil tun. „Wenn ich ihn früher auswechsle, dann zieht er einen Mundwinkel nach oben. Das bedeutet: ‚Pop, warum zum Teufel wechselst du mich so früh aus?‘ Er würde das aber natürlich nie so aussprechen“, fährt der Coach fort. „Also sage ich: ‚Ich komme
„Wenn Popovich damals sagte: ‚Ihr müsst Kawhis Leute fragen, wie es ihm geht‘, dann war das kein Seitenhieb … die Spurs wussten es wirklich nicht.“ Michael C. Wright -----------
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wieder auf dich zu.‘ Dann nickt er und setzt sich hin. Ich versuche ihm eine Lockerheit zu vermitteln. Aber ich lasse ihn auch wissen, dass er jetzt Abend für Abend Leistung bringen muss wie Michael, Magic, Larry oder Tim. Er ist jetzt in dieser Kategorie.“ Diesen Status hat Leonard in den NBA-Finals 2014 endgültig erreicht. Mit 17,8 Punkten, 6,4 Rebounds, 61,2 Prozent aus dem Feld plus 57,9 Prozent von der Dreierlinie wird er vollkommen zu Recht zum MVP der Serie gegen die Miami Heat gewählt. Das schwarz-silberne Ballett der Spurs ist gerade mit dem vielleicht schönsten Teambasketball der modernen NBA Meister geworden, und doch ragt
Leonard irgendwie heraus. Dabei hatte er in der regulären Saison gerade mal 12,8 Zähler im Schnitt aufgelegt. Der Erbe für Duncan (37 Jahre), Ginobili (36) und Parker (31) ist gefunden. Drei Jahre trägt Kawhi Leonard das Zepter, welches ihm die Veteranen überreicht haben. Er sieht Duncans Karriereende, übernimmt immer mehr Verantwortung. Die Spurs gewinnen 55, 67 und 61 Partien. Es geht 2017 bis in die Conference-Finals, wo San Antonio im ersten Spiel bereits mit 78:55 gegen die Golden State Warriors führt. 76:55 steht es, als WarriorsCenter Zaza Pachulia billigend in Kauf nimmt, Leonard zu verletzen. Der Spurs-Star steigt zum Sprungwurf hoch, der Center stellt seinen rechten Fuß in Leonards Landezone. Der All Star knickt auf dem Fuß des Georgiers um. Foul. Egal. Das Spiel, die Serie, die Saison ist für Leonard gelaufen – und damit auch für die Spurs. Er tritt noch an die Freiwurflinie, versenkt beide Versuche. Es sind seine Punkte 25 und 26. Gregg Popovich hatte eine exzellente Strategie gegen Steph Curry, Kevin Durant, Klay Thompson, Draymond Green und Co. erdacht. Sein Postscorer LaMarcus Aldridge würde gegen die kleineren Aufstellungen der Warriors dominieren. Wann immer Warriors-Coach Steve Kerr dann selbst groß aufstellen würde, würde Leonard die Big Men des besten Teams der NBA im Pick-andRoll attackieren. 29 Minuten und 55 Sekunden geht dieser Plan grandios auf. Dann kommt Pachulia. „Ein Closeout mit zwei Schritten nach vorne ist gefährlich, unangemessen und unsportlich. Das ist etwas, was niemand macht“, macht Popovich seinem Ärger Luft. Die Warriors gewinnen 113:111 zum Auftakt. Die folgenden Partien sind nur selten knapp. Oakland zieht mit 4-0 in die Finals gegen Cleveland ein. Hätte Leonard im weiteren Verlauf der Serie spielen können? Niemand weiß das so genau. Am Tag nach Spiel eins sagt Popovich jedoch gegenüber der Presse Folgendes: „Wir haben Kawhi bereits in Spiel sechs der Serie gegen Houston nicht spielen lassen, weil wir an seine Zukunft denken. Wir waren uns nicht sicher, was genau seine Verletzung war. Das Gleiche haben wir damals mit Tim Duncan gemacht. Er hätte damals in den Playoffs gegen Phoenix spielen können, aber ich ließ ihn auf der Bank, weil er eine großartige Zukunft vor sich hatte.“ Genau die wollte Popovich nicht für eine Playoff-Serie aufs Spiel setzen. Auch nicht für die Conference-Finals. Nach diesen Worten wird Kawhi Leonard noch genau neun Partien für die Spurs absolvieren.
Paradise Lost
Dass die Beziehung zwischen Kawhi Leonard und den San Antonio Spurs so
Fotos: Sean M. Haffey/Getty Images
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endet, wie sie endet, ist zum Beginn der Saison 2017/18 nicht vorherzusehen. Leonard, Popovich, die Teamkultur dieser No-Nonsense-Franchise … all das ist so stimmig, all das fühlt sich so richtig an. Kein anderer Spieler verkörpert die DNA seines Klubs so wie Leonard die der Zentraltexaner. Er ist Luke Skywalker, Popovich sein Obi-Wan Kenobi, die Spurs die Rebellenallianz. Bis dieses Bild nicht mehr passt … bis er zu Bruce Wayne und San Antonio für ihn zur „Gesellschaft der Schatten“ wird. Nach dem Aus gegen die Warriors im Mai 2017 übernehmen die Spurs den Rehaplan für Leonard.
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Als er jedoch im August Schmerzen bekommt, fordern seine Vertreter, dass die Franchise eine zweite medizinische Meinung einholt. Die Spurs erlauben es Leonard und seinem Camp – bestehend aus seinem Onkel Dennis Robertson und Agent Mitch Frankel –, einen eigenen Weg zu gehen. Die Spurs gehen davon aus, dass Leonard an einer Tendopathie leidet, einer „primär nichtentzündlichen Erkrankung der Sehnen aufgrund von Über-, Fehlbelastung oder Verschleiß“. Leonard und Co. sind sich sicher, dass es sich um eine Verknöcherung der geschundenen Muskulatur handelt – eine Diagnose, die nach einer komplett anderen Therapie verlangt.
Vom 18. bis 24. August fliegt Leonard für ein Sponsorenevent nach China. In dieser Zeit versuchen die Spurs, ihn zu kontaktieren, um sich ein Bild von seinem Gesundheitszustand zu machen. Ohne Erfolg. Ihr Franchise-Player meldet sich nicht zurück. „Als er nach China flog und die Spurs ihn nicht ans Telefon bekamen … danach war alles anders“, meint der ehemalige Spurs-Beatwriter Michael C. Wright, der heute für NBA.com arbeitet. Im September 2017 kündigt Gregg Popovich an, dass Leonard noch an einer Verletzung des rechten Quadrizeps laboriert. „Er wird wohl einen guten Teil der Vorbereitung verpassen“, erklärt der Coach. „Aber er arbeitet daran, und wir werden ihn zurückbekommen, so früh es geht.“ Die folgenden Monate geraten zum Rätselraten. Dass es kaum Fortschritte bei der Genesung gibt, frustriert die Franchise vollends. Am 12. Dezember kehrt Leonard zurück aufs Parkett. Die Spurs-Ärzte bescheinigen ihm, fit zu sein. Zwar legt er in 23,3 Minuten 16,2 Punkte, 4,7 Rebounds, 2,3 Assists und 2,0 Steals auf … aber Leonard ist weit von seiner MVP-Form entfernt. Seine Bewegungen wirken unrund. Er absolviert neun Partien. Dazwischen setzt er jeweils eine Begegnung aus, doch die Schmerzen kommen zurück. „Er hat sich nicht neu verletzt oder so“, erklärt Popovich, „aber er hatte Schmerzen. Nicht direkt nach einem Spiel, aber dann am nächsten Tag, und die Schmerzen waren anhaltend. “ In den folgenden Monaten wird der Graben zwischen Team und Star immer größer. Kann Leonard nicht spielen, oder will er einfach nicht? Will er seinen Abgang ein Jahr vor seiner Vertragsfreiheit forcieren? Versucht die Franchise, ihn zu verheizen? Es gibt ein Teammeeting, welches bei Leonard wohl den Eindruck hinterlässt, dass seine Kollegen ihm nicht zu 100 Prozent glauben. Leonard absolviert seine Reha in New York. Die Spurs wissen nicht, was er dort genau macht, wie es ihm geht oder ob er in dieser Saison noch spielen kann. „Wenn Popovich damals sagte: ‚Ihr müsst Kawhis Leute fragen, wie es ihm geht‘, dann war das kein Seitenhieb … die Spurs wussten es wirklich nicht“, verrät Michael C. Wright im Podcast „Back to Back“. „Die verrückteste Geschichte ist, dass die Spurs-Verantwortlichen sich ein Bild von Leonards Fortschritten machen wollten und nach New York flogen. Als sie jedoch in die Anlage kamen, in der Leonard trainierte, wurde der von seinen Leuten in einen anderen Teil des Gebäudes gebracht, damit die Spurs ihn nicht sahen.“ Gleichzeitig verstimmen Aussagen seiner Teamkollegen Leonard. Tony Parker bezeichnet seine eigene ausgeheilte Quadrizeps-Verletzung als
„100 Mal schlimmer“. Der Franzose will seinen Mitspieler nicht kritisieren, sondern darauf hinweisen, dass so eine Reha langwierig ist. Bei Leonard kommt nur die aus dem Zusammenhang gerissene Schlagzeile an. Überhaupt sind die letzten Saisonmonate geprägt von Überinterpretationen, Gerüchten und Sticheleien. Leonards Camp glaubt, dass die Spurs die Verletzung falsch diagnostiziert haben. Gleichzeitig gibt es auf der Seite des Stars Unstimmigkeiten in dessen Umfeld. In diesen Monaten geht auf allen Seiten eine Menge Vertrauen verloren. Die Spurs, die – in ihren Augen – das beste medizinische Personal beschäftigen, sind frustriert, weil sie vollends die Kontrolle über den Heilungsprozess verloren haben. Leonard wird ausschließlich in New York behandelt. Informationen sind rar. Das Management und Leonards Lager geraten aneinander. Auf der anderen Seite sehen Leonards Leute die Spurs als arrogant. Anstatt ihm von Anfang an zu gestatten, eine andere Meinung einzuholen, wird immer wieder gegen ihn und seine Vertreter gestichelt. „Sie lassen Kawhi schlecht aussehen. Da haben sie diesen nahtlosen Übergang von Tim Duncan zu dieser neuen Ära, zu diesem selbst aufgebauten Star … warum verprellen sie ihn jetzt?“, äußert sich jemand aus Leonards Lager gegenüber ESPN. „Kawhi ist die gleiche Person. Das Einzige, was sich geändert hat, sind die Leute, die für ihn sprechen“, gibt die andere Seite zu Protokoll. Am Ende ist nichts mehr zu kitten.
Fotos: Rocky Widner/NBAE via Getty Images
Plötzlich Machtmensch
„Das Leben geht weiter. Wir werden in keiner Weise ändern können, was in der Vergangenheit passiert ist. All das spielt jetzt keine Rolle mehr, und es bringt jetzt nichts mehr, zurückzuschauen und darüber zu reden“, sagt Gregg Popovich einige Monate später. Am 18. Juli 2018 traden die Spurs Leonard zu den Toronto Raptors. Der Transfer ist wohl nur ein Leasing, dessen sind sich die Verantwortlichen in Kanada bewusst. Manager Masai Ujiri nimmt in Kauf, dass Leonard als Free Agent zurück in seine Heimat nach Südkalifornien geht. Es ist ein Wagnis, das voll aufgeht. Toronto legt sein Schicksal in Leonards Hände. Dass er nur 60 Partien auflaufen möchte, um für die Playoffs fit zu sein, ist kein Problem. Die Raptors sind all-in. Während der Postseason liefert er ab wie noch nie in seiner Karriere. Trotzdem geht er nach Hause. Vielleicht hätte er das auch getan, wenn er bis zum Ende seines Vertrags in San Antonio geblieben wäre.
Vielleicht war aber diese Verkettung der Missverständnisse, das verlorene Vertrauen zu „seiner“ Franchise der Grund für die Rückkehr nach L.A. Fest steht: Zwischen dem Foul von Zaza Pachulia in den ConferenceFinals 2017 und der Siegesparade in Toronto 2019 hat sich Kawhi Leonard verändert. Er war schon als Spur ein legitimer MVP-Kandidat. Einer, der trotz
„Schwerer als seine Länge, Kraft und Schnelligkeit wiegt: Dieser Motherf***er ist so … konzentriert. Ich habe keine Ahnung, was sie ihm für einen Scouting Report geben, aber er kennt jedes Play, und er nimmt sich keine Auszeit in der Defense.“ J.J. Redick -----------
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aller Qualität aufgrund seiner ruhigen Art immer ein wenig unter dem Radar flog. Ein Basketball-Einsiedler mit unfassbaren Fähigkeiten. Ein Strippenzieher hinter den Kulissen war er aber nie. Vielleicht nahm er in diesem Sommer sein Schicksal selbst in die Hand, weil seine Vertreibung aus dem Basketball-Paradies San Antonio so schnell und so fulminant erfolgte. Vielleicht wollte er nach Hause, weil er seine zweite Heimat in Texas auf so unangenehme Weise verlor.
Fakt ist: Er gab den L.A. Clippers zu verstehen, dass er nur kommen würde, wenn sie einen zweiten All Star akquirieren würden. Er rief bei Paul George an, um ihn anzuwerben. Leonard ließ sich so lange Zeit mit seiner Entscheidung für L.A.s anderes Team, dass die Lakers keinen adäquaten Plan B für seine Absage in der Tasche hatten. Der Mann, der sonst kaum redet, sprach die machtvollsten Worte des wildesten Transfersommers aller Zeiten. Er ließ seinen Taten in den Playoffs 2019 Worte folgen. Jetzt ist er dort, wo er sein wollte. Bei seiner Familie. Leonard ist in Los Angeles, aber nicht im Rampenlicht der Lakers. Er wird wieder so um die 60 Partien absolvieren, muss sich aber im knüppelharten NBA-Westen keine Sorgen darum machen, dass sein Team deshalb einen schwereren Weg in die Finals hat – mit George steht ja ein Superstar an seiner Seite, der für ihn übernehmen kann. 2021 kann er aus seinem Vertrag aussteigen, was garantiert, dass die Clippers alles tun werden, um den Kader auf Favoritenniveau zu halten. Kawhi Leonard ist der potenziell beste Spieler der Liga. Er schlug bereits LeBron James, Giannis Antetokounmpo, Steph Curry, James Harden und Joel Embiid in Playoff-Serien. Er übernimmt, wenn es darauf ankommt – vorne wie hinten. „Wenn ich Videos scoute, dann schaue ich weniger auf einzelne Spieler, sondern auf die Offensivstrategie des ganzen Teams“, erklärt er. „Ich versuche, ihre Tendenzen zu verstehen, damit ich … spekulieren kann. Darum geht es am Ende: bestmöglich spekulieren. Ich versuche so, die Pläne der Gegner zu durchkreuzen.“ Vor der Saison verlangten Kritiker von ihm, mehr Würfe seiner Kollegen vorzubereiten – seither verteilt er 6,0 Assists pro Partie. „Schwerer als seine Länge, Kraft und Schnelligkeit wiegt: Dieser Motherf***er ist so … konzentriert. Ich habe keine Ahnung, was sie ihm für einen Scouting Report geben, aber er kennt jedes Play, und er nimmt sich keine Auszeit in der Defense“, fasst es J.J. Redick von den Pelicans zusammen. „Ich absolviere trotzdem meine Laufwege. Ich bin trotzdem aggressiv im Angriff. Ich arbeite für meinen Wurf. Aber ich muss verstehen, dass er wahrscheinlich keinen Fehler machen wird und ich vielleicht nur einen oder zwei Würfe in einem Viertel gegen ihn bekomme. Damit muss ich zurechtkommen.“ Um MVP zu werden, wird Kawhi Leonard nicht genug Partien absolvieren. Das ist okay. Er will Meister werden. Vielleicht steht Kawhi Leonard im Juni 2020 wieder auf der Bühne. Dann vor dem Staples Center. Vielleicht vor weniger Menschen, aber vor denen, die ihm am wichtigsten sind. Dann wird er sicher lachen. dre@fivemag.de
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KAT out of the bag Karl-Anthony Towns kann in dieser Saison bei den
Minnesota Timberwolves endlich seine Stärken zeigen – kein antiquiertes Offensivspiel wie unter Tom Thibodeau, kein Alphatier neben ihm wie Jimmy Butler. Towns’ Reifeprozess fand jedoch nicht nur auf dem Parkett statt.
Fotos: David Sherman/Hannah Foslien/Getty Images
Text: Manuel Baraniak
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er „Game Ball“ gebührt gewöhnlich dem entscheidenden Spieler einer Partie. Der Akteur, der einen Gamewinner getroffen, eine Begegnung anderweitig entscheidend beeinflusst oder eine historische Leistung vollbracht hat, erhält nach der Schlusssirene den Ball – als Symbol und Andenken gleichermaßen für seine Heldentat. Karl-Anthony Towns hätte nach dem Auswärtsspiel gegen die Charlotte Hornets am 25. Oktober 2019 allen Grund gehabt, den Spielball für sich zu
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beanspruchen. 37 Punkte, 15 Rebounds, acht Assists, vier Steals, zwei Blocks und vier verwandelte Dreier standen für den Center der Minnesota Timberwolves nach dem 121:99-Auswärtserfolg im Boxscore. Kein anderer Spieler hatte in der NBA-Historie bislang solche Zahlen in einer Begegnung aufgelegt. Als Towns nach der Schlusssirene von der Bank aus – die Partie ist da schon längst entschieden – auf das Parkett schreitet, fordert er schließlich von einem der Schiedsrichter den Ball. Towns klemmt ihn sich unter
den Arm und gibt ihn vor dem PostGame-Interview an Teamkollege Robert Covington weiter, welcher den Ball mit in die Kabine nimmt. Dort ergreift dann Towns das Wort – in Richtung seines Headcoaches Ryan Saunders. „Vor genau vier Jahren hat sich dein Vater zu den Engeln im Himmel gesellt. Als wir im Huddle zusammenkamen, sagten wir, dass wir diesen Sieg für dich und deine Familie erringen wollen. Deshalb haben wir für dich und deine Familie den Spielball geschnappt“, macht Towns in der
Umkleide deutlich, wem der „Game Ball“ wirklich gebührt. Die Idee, auf diese Art Saunders Sr. zu gedenken und Saunders Jr. zu ehren, stammt von Towns selbst. Der 24-Jährige verdeutlicht mit dieser Geste auch, dass er die Anführerrolle bei den Timberwolves endgültig angenommen hat. Später führt Towns aus: „Ich weiß, dass Flip lächelt. Sein Sohn macht sich sehr gut: Er leistet einen großartigen Job, und wir folgen seinem Beispiel.“ Mit jenem Erfolg in Charlotte hatten die Wolves ihre ersten beiden Saisonpartien gewonnen.
Wann das der Franchise zuletzt gelungen war? 2015, fünf Tage nach dem Tod von Flip Saunders …
Antiquiert und Alphatier
Karl-Anthony Towns hat nicht mehr unter Flip Saunders gespielt. Als der Big Man 2015/16 seine Rookie-Saison absolviert, steht Saunders’ vorheriger Assistant Coach Sam Mitchell als Nachfolger an der Seitenlinie. Individuell liefert Towns ein starkes Premierenjahr ab: Mindestens 18,0 Punkte, 10,0 Rebounds und 1,5 Blocks pro Partie erzielten in der NBA-Geschichte nur
sieben weitere Akteure, darunter Hall of Famer wie Tim Duncan, Shaquille O’Neal, Hakeem Olajuwon und David Robinson. Dennoch befindet sich Towns inmitten eines Übergangsjahres – in welchem Kevin Garnett für seine letzte NBA-Spielzeit zu der Franchise zurückkehrt, deren erster Superstar „KG“ einst war. Die Wolves verpassen dennoch zum zwölften Mal in Folge die Playoffs. Besser werden soll alles mit Tom Thibodeau – der zur Spielzeit 2016/17 nicht nur das Amt des Headcoaches,
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Was übrigens auch in Towns’ einzigem Jahr in der NCAA der Fall war: Bei den Kentucky Wildcats traf Towns mit John Calipari auf einen Coach, der seinem Schützling das Dreierwerfen fast auszutreiben schien. Die Evolution in der NBA zu viel mehr Versuchen aus der Distanz war zu dieser Zeit erst angelaufen. Stretch-Big-Men waren da zwar schon bekannt, aber nicht als konstant von außen agierende Sprungwerfer etabliert. Thibodeau mag Towns’ Entwicklung nicht vollends ausgereizt haben, auch wenn dieser in seiner zweiten Spielzeit zum ersten Akteur der NBA-Historie mit mindestens 2.000 Punkten, 1.000 Rebounds und 100 getroffenen Dreiern avanciert. Als Team stagnieren die Wolves aber in Thibodeaus Premierensaison im Norden – trotz eines Duos Towns/Andrew Wiggins, zweier aufeinanderfolgender erster Picks ihrer jeweiligen Draft. Deren Leistung stellt ein Jahr später auch Jimmy Butler in Frage. Im Sommer 2017 holt sich Thibodeau via Trade einen der besagten Ex-Bulls-Akteure ins Team – was sich letztlich ebenfalls als Missverständnis entpuppt. Zwar beenden
sondern auch die Rolle des „President of Basketball Operations“ übernimmt. Eine Doppelfunktion, welche zu jener Zeit häufiger in der NBA vorkommt – was sich in Thibodeaus Fall in dessen letztlich nur zweieinhalb Jahren in Minneapolis aber nicht als Erfolgsgeschichte, sondern vielmehr als Missverständnis herausstellt. Es scheint, als wolle der Chefcoach bei den Wolves eine „Chicago Bulls 2.0“-Version aufbauen – was mit traditionellen, eher antiquierten offensiven Ideen einhergeht. Für Towns bedeutet das BigMen-Partner wie Gorgui Dieng oder Taj Gibson, die im postmodernen Basketball weniger als Starting Power Forwards dienen sollten. Towns könnte doch als Stretch-Big-Man agieren? Thibodeau sieht das ein wenig anders: In seinem ersten Jahr führen die Wolves die Liga bei den Postups an. Nicht, dass Towns am Zonenrand nicht bestehen würde, aber sein Potenzial kann der Big Man in diesem System nicht entfalten.
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„Macht euch um mich keine Sorgen. Ich werde die Dinger weiterhin draufwerfen – und die Würfe werden fallen.“ -----------
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„Ich denke, ich wurde zurückgehalten, sodass ich nur 40 Prozent meines Talents ausschöpfen konnte“, blickt Towns während der diesjährigen Offseason auf seine Zeit unter Thibodeau zurück. „Es wird mir viel mehr Vergnügen bereiten, mit mehr Freiheiten zu spielen und Dinge tun zu dürfen, die ich schon mein ganzes Leben lang mache – die ich aber bislang in der NBA nicht zeigen durfte.“
die Wolves ihre Durststrecke von 13 Jahren ohne Playoffs, doch nur ein Jahr später forciert Butler einen Trade aus Minneapolis. Hängen geblieben aus Butlers kurzem Intermezzo bei den Wolves ist weniger ein Spiel auf dem Parkett als vielmehr eine medial ausgeschlachtete Trainingseinheit. Als Butler nach seinem Trade-Verlangen Mitte Oktober 2018 wieder zum Team stößt, fordert er im Training mit Bankwärmern die Startformation heraus – dominiert dabei, attackiert verbal Towns sowie Wiggins und bezeichnet beide als „soft“. Wenig später führt Alphatier Butler bei ESPN-Journalistin Rachel
Nichols aus: „Bin ich ihnen gegenüber hart? Ja, so bin ich einfach. Ich bin nicht der talentierteste Spieler des Teams. Wer ist das? KAT. Und wer ist der Spieler, der am stärksten von Gott gesegnet ist? Wiggs. Aber wer spielt am härtesten? Ich! Jeder führt auf unterschiedliche Weise. So zeige ich, dass ich für andere da bin.“ Eine etwas eigene Art, diese Zuneigung auszudrücken. Was auch das Wolves-Management so sieht und einen Monat später Butler in einem Spielertausch zu den Philadelphia 76ers verschifft. Zwei Monate später ist das Reinemachen komplett: Auch Tom Thibodeau muss in seiner Doppelfunktion gehen, als sich weiterhin kein Erfolg einstellt.
Fotos: Jordan Johnson/Gregory Shamus/Streeter Lecka/Getty Images
Prozess und Prophet
Towns’ College-Coach John Calipari sieht für seinen ehemaligen Schützling dennoch etwas Positives aus dieser turbulenten Zeit. Dem „StarTribune“ sagt Calipari: „Scheitern gehört dazu. Man braucht Dinge, die einen auf den Boden werfen – damit man über sich selbst lernt. Auf vielen Ebenen war das für ihn ein anstrengendes Jahr. Aber das war gut für ihn – weil er sich damit auseinandersetzen musste.“ Die spielerische Entwicklung von Towns ist unbestritten: von der Auszeichnung als „Rookie des Jahres“ zur Ernennung in ein All-NBA-Team innerhalb von drei Spielzeiten – in denen er übrigens kein einziges Spiel verpasst hat. In den ersten 303 Partien seiner NBA-Laufbahn ist Towns von Beginn an aufgelaufen, was den längsten Lauf der NBA-Historie seit 1970/71 bedeutet. In den 37 Partien unter Ryan Saunders in der Spielzeit 2018/19 legt Towns derweil 26,8 Punkte, 12,4 Rebounds und 3,7 Assists im Schnitt auf – bei einer Dreierquote von 42,0 Prozent bei fünf Versuchen pro Partie. Doch vor allem als Anführer zu reifen bzw. diese Rolle erst einmal anzunehmen, ist ein Prozess. „Zu Beginn der vergangenen Saison ging es um ihn oder Jimmy. Als Jimmy gegangen ist … ich will nicht sagen, dass KAT noch nicht bereit war, aber das Selbstbewusstsein, das er jetzt hat, war noch nicht vorhanden“, macht Josh Okogie gegenüber dem „StarTribune“ einen Reifeprozess bei Towns aus. Was auch Jeff Teague so sieht: „Er nimmt es sich wirklich zu Herzen, diese Rolle anzunehmen. Er hat sich darin stark verbessert.“ Was sich in TeambuildingMaßnahmen niederschlägt, wenn Towns beispielsweise einen Trip auf die Bahamas initiiert, woraus sich angeblich ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl in der Mannschaft entwickelt hat. Oder wenn Towns seinen Teamkollegen eine Ausgabe von Khalil Gibrans bekanntestem Buch „Der Prophet“ schenkt. Dort wartet der Prophet Almustafa übrigens zwölf Jahre auf das Schiff, das ihn in seine Heimat zurückbringen soll – was durchaus als
Metapher für die vorherige PlayoffOdyssee der Wolves herhalten kann. „Ich bin jetzt in einer Position, in der ich ein Anführer für diese Jungs sein muss. Ganz gleich, welche Umstände vorherrschen, ich muss vor allem mit Taten vorangehen“, ist sich der zweifache All Star bewusst. Manchmal benötigt es einen äußeren Reiz, um solche Entwicklungsschritte von innen heraus loszutreten – etwa einen Freund. Schon bevor Robert Covington im November 2018 im Zuge des Butler-Trades nach Minneapolis kommt, sind er und Towns Kumpels. Im Sommer 2017 heuert Covington nämlich beim selben Agenten an, der auch Towns betreut: der Beginn ihrer Freundschaft. „Ich sehe die Fähigkeiten in ihm. Ich weiß, welche Führungsqualitäten in ihm schlummern. Er hat einfach die richtige Person gebraucht, die das aus ihm herauskitzelt. Und diese Person bin ich“, erklärt Covington dem „StarTribune“ und führt lachend aus: „Ich bin jemand, der ihm permanent auf den Geist geht. Das führt dazu, dass du dich anpassen musst.“
Dreier um Dreier
Das Duo Covington-Towns hat auch spielerisch einiges bei den Wolves bewegt. Denn unter Ryan Saunders stellen beide die Big-Men-Combo in der Startformation, Covington läuft auf der Vier auf statt wie unter Thibodeau noch auf der Drei. So hat Saunders eine „Five Out“Offensive installiert, in der jeder von der Dreierlinie aus agiert und auch gefährlich sein kann. 28,7 Dreier warfen die Wolves in der vergangenen Spielzeit pro Partie auf den Korb, nur fünf Teams nahmen seltener von Downtown Maß. In dieser Saison versucht sich Saunders’ Team 39,8 Mal aus der Distanz – der dritthöchste Wert der Liga! Mit 8,8 Dreierversuchen pro Spiel, fast doppelt so viele wie 2018/19, sticht hierbei Towns heraus. Direkt beim 127:126-Auftakterfolg gegen die Brooklyn Nets stellt der Center mit sieben getroffenen Dreiern einen neuen Karrierebestwert auf. Wenn er in einer Partie aus dem Pick-and-Roll einmal zum Korb abrollt, poppt er im Schnitt dreimal zur Dreierlinie heraus. Dort setzt Saunders seinen Big Man auch vermehrt als Spielmacher ein. Wenn Towns auf dem Parkett steht, kommt jeder fünfte Assist von ihm. In der „Five Out“-Offensive cutten entsprechend häufig die Flügelspieler von der Dreierlinie durch die Zone. „Wir wollen ihn in Positionen bringen, wo er an der Birne den Ball hat. Du willst, dass der Ball jedes Mal durch die Hände deines besten Spielers geht“, erklärt Saunders vor Saisonstart den Ansatz, Towns frühzeitig in der Offensive einzubinden. Dieser soll nicht erst am Zonenrand auf Anspiele warten müssen.
„Manchmal bewegt er sich wie ein Guard. Wir haben ihn im Training einen Block zur Grundlinie hin nutzen lassen – und es hat funktioniert. Er kann Dinge, die du nicht erwarten würdest.“ Dass Towns eine Partie von Downtown entscheiden würde, hätte man unter Thibodeau auch nicht erwartet. Doch genau auf diese Weise führt der Big Man Mitte November sein Team zum 112:102-Auswärtserfolg gegen die Utah Jazz. Drei Dreier trifft Towns im vierten Viertel in Folge, eingebettet in einen entscheidenden 18:2-Lauf. Mit 15 Dreierversuchen stellt der Big Man einen neuen Franchise-Rekord auf. Hatte Towns davor noch mit seinem Abschluss zu kämpfen, sagt er seinen Teamkollegen auf der Bank: „Macht euch um mich keine Sorgen. Ich werde die Dinger weiterhin draufwerfen – und die Würfe werden fallen.“ Das sind die Worte eines Shooters … Derweil scheint auch Andrew Wiggins von Saunders’ neuem System zu profitieren. Der 2014er Top-Draftpick hat sich als Spielmacher verbessert, das Pick-and-Roll des Flügelspielers mit Towns ist eine Primärwaffe der Wölfe. Vor allem hinter Wiggins hatten bisher viele Fragezeichen gestanden. Dass ein Duo, das in den nächsten vier Jahren zusammen rund 245 Millionen Dollar einstreicht, jetzt funktioniert, ist für die Aussichten einer Franchise enorm wichtig. So sehr Ryan Saunders als Sohn des verstorbenen Flip Saunders eine Feelgood-Story schreibt, so sehr sich das veränderte Management in Minneapolis fortschrittlich präsentiert, so sehr bleiben dennoch Zweifel bestehen, inwieweit die Wolves in den kommenden Jahren in einem stets umkämpften Westen sicher um die Playoffs mitspielen können. Zumal sich die Offensive trotz eines moderneren Systems noch nicht so effizient präsentiert und Towns trotz Fortschritten in der Verteidigung noch nicht das Potenzial ausgeschöpft hat, das er ohne Zweifel auch defensiv aufbietet. Dies wird nicht nur für den mittelfristigen Erfolg Minnesotas entscheidend sein, sondern auch für die Einordnung von Towns in die Riege der oft zitierten „Einhörner“ der Liga. Spieler wie Giannis Antetokounmpo, Anthony Davis und Joel Embiid sind ohne Zweifel die besseren „Two-Way“-Akteure. Nichtsdestotrotz hat Towns seinen Status als einer der dominantesten Offensiv-Bigs der NBA noch einmal zementiert. Mit einer Dreierquote von 39,8 Prozent über seine Karriere – die Towns mit mehr Volumen und Vertrauen sogar noch ausbauen sollte – befindet sich der Big Man auf Kurs, der treffsicherste Schütze der NBA-Historie unter allen Spielern mit mindestens 2,11 Meter zu werden. Towns kann in Minnesota endlich voll nach seinen Stärken spielen. Die Katze ist aus dem Sack. redaktion@fivemag.de
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MAXIMILIAN KLEBER
DEFENSE FIRST!
Maximilian Kleber mag sich in Dallas nicht als Vollzeitstarter etabliert haben. Der beste Verteidiger der Mavericks ist er aber schon - und einer der besten der gesamten NBA! Text: Jens Leutenecker
Fotos: Brian Babineau/NBAE via Getty Images
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ie NBA ist eine Liga, in der die Offensive dominiert. Ein TripleDouble mit 30 Punkten ist spätestens seit Russell Westbrooks MVP-Saison 2016/17 keine Seltenheit mehr. Und dennoch gilt in der besten Liga der Welt nach wie vor: „Defense wins championships!“ Seit dem Titelgewinn der Dallas Mavericks 2011 stellte jeder NBA-Meister mindestens eine Top-10Verteidigung in der regulären Saison. Die Golden State Warriors wurden natürlich für ihr Offensivspektakel bewundert, aber die Grundpfeiler für den Erfolg waren die exzellenten Verteidigungsvarianten. Mit Platz eins (2015), zwei (2017) und drei (2018) im Defensivrating erarbeiteten Abwehrchef Draymond Green & Co. einfache Scoring-Möglichkeiten im Angriff. Golden State benötigte die aggressiven Defensivstrategien, die schlechte Wurfentscheidungen und Ballverluste provozierten, um sein ganzes FastbreakPotenzial abrufen zu können. Sprich: Ohne einen wild gestikulierenden und superschnellen Draymond Green in der
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Verteidigung kam Stephen Curry nicht zu seinen Würfen in der Transition. Und hier kommt Maxi Kleber aus „Wuerzburg, Germany“ ins Spiel! Kleber gehört inzwischen zu den renommiertesten Verteidigern in der NBA, viele gegnerische Coaches weisen in ihren Pressekonferenzen ausdrücklich auf die Defensivfähigkeiten des deutschen Power Forwards hin. Kleber war schon immer überdurchschnittlich athletisch und kam nach seiner ersten BBL-Saison 2011/12 in jeder Spielzeit auf mindestens 0,8 Blocks pro Spiel. „Three-and-D“, also Dreier und Defense, das kann jede Basketballmannschaft der Welt gebrauchen! 2014/15 verhalf Kleber dem spanischen ACB-Ligisten Monbus Obradoiro mit beeindruckenden 11,5 Punkten, 6,5 Rebounds sowie jeweils 0,9 Blocks und Steals zur zweitbesten Bilanz der Vereinsgeschichte. In der Folgesaison kam er für den FC Bayern Basketball verletzungsbedingt lediglich auf 28 Partien, startete 2016/17 jedoch richtig durch: In knapp 22 Kleber-
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Spielminuten erzielten die Bayern acht Punkte mehr als der Gegner, Kleber dominierte auf dem BBL-Parkett.
Der Sprung in die NBA
„Ich habe im Laufe meiner NBAKarriere gelernt, wie ich mich geschickt positionieren kann“, sagt der 27-Jährige. „Ich lese besser, wo ich helfen kann und wo nicht. Da geht es auch darum, schnell auf den Beinen zu sein.“ Damit die Physis und die Athletik stimmen, arbeitet Defensivspezialist Kleber im Sommer sehr viel an der lateralen Beweglichkeit. Vom klassischen Krafttraining bis zu den allseits beliebten Defensiv-Slides ist dort alles mit dabei. Das Ziel: sowohl die superschnellen NBA-Guards in der Switch-Verteidigung vor sich zu halten als auch gegen die physischen Centerspieler und Power Forwards in der Zone bestehen zu können. Gerade im Switch ist Kleber ein exzellenter Verteidiger. Lediglich 43
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Prozent aller Würfe der Guards, die Kleber übernimmt, finden gegen ihn ihr Ziel. Dabei sind die Kontrahenten keine Unbekannten, sehr häufig darf (oder muss) er gegen die Topstars der Liga antreten. So wie im November bei der Partie in Boston bei den Celtics, als sich Kemba Walker mit einem Crossover Platz verschafft und den Dreier versenkt. „Den Ehrgeiz, meinen Gegenspieler stoppen zu wollen, habe ich schon früh in Europa entwickelt, darauf lege ich sehr großen Wert!“, erklärt Kleber. „Früher war ich frustriert, wenn doch mal gegen mich gescort wurde, und ich habe mich vielleicht auch etwas zu lang damit beschäftigt. Inzwischen habe ich gelernt, abzuschalten und mir selbst zu sagen: next play!“ Die James Hardens und Kemba Walkers dieser Welt stehen nicht unverdient ganz oben auf der Scoringliste, sagt Kleber. „Du kannst den Topstars nicht alles wegnehmen, es gibt nur
Optionen, bei denen sie etwas schlechter werfen. Kemba Walker ist an dem Tag gegen uns halt heiß gelaufen, das kann man nicht immer verhindern.“ An diesem kalten Novemberabend in Boston schlagen sich die Dallas Mavericks wacker, aber Bostons Starting Lineup aus Walker, Marcus Smart, Jaylen Brown, Jayson Tatum und Daniel Theis ist einfach zu gut für Luka Doncic, Kristaps Porzingis & Co.! Während Doncic mit 34 Punkten wieder groß aufspielt und von Klebers 15 Punkten plus acht Rebounds unterstützt wird, erwischt Porzingis in seinem zehnten Spiel nach 20 Monaten Verletzungspause keinen guten Tag. Das Matchup des 2,21 Meter großen Letten gegen den bulligen CelticsGuard Marcus Smart (102 Kilogramm auf 1,90 Meter) ist nur auf dem Papier ein Dallas-Vorteil, Porzingis beendet das Spiel mit mageren vier Punkten und trifft gerade
mal einen seiner elf Würfe. Coach Rick Carlisle erwähnt im Podcast mit ESPNKolumnist Zach Lowe nach der Partie, dass die Mavericks Lösungen gegen die gegnerische Switch-Verteidigung finden müssten. Dazu gehöre auch, die richtigen Lineup-Kombinationen auf das Spielfeld zu schicken. Mavericks-Besitzer Mark Cuban gewährt bereits vor der Partie Einblicke in die Teamstruktur. „Es ist ein Anpassungsprozess, Maxi und Kristaps müssen sich aneinander gewöhnen“, erklärt er. „Ich denke, dass Kristaps auf lange Sicht der bessere Werfer und Maxi auf der Position des schnell abrollenden Centerspielers am effektivsten ist.“ Auf die Frage, ob das Defensivduo Porzingis/Kleber bei seinem derzeitigen Defensivrating von 102,0 einen Einschüchterungsfaktor beim Gegner darstellt, antwortet Cuban gewohnt lässig: „Ich weiß nicht, ob die beiden den Gegner großartig einschüchtern. Aber solange sie effektiv sind, gefällt uns das natürlich!“ Mit Maxi Kleber auf dem Feld verbesserten sich in der letzten NBASaison sämtliche Defensivmetriken der Mavericks: mehr Blocks, mehr Defensivrebounds, mehr Steals und insgesamt ein deutlich besseres Defensivrating. Das ist der „Maxi-Faktor“ im Dallas-Spiel. „Ich habe in diesem Sommer wieder viel an der ‚Verticality‘ gearbeitet, dass man gerade hochgeht und das Foul vermeidet, wenn ein Guard auf einen zukommt“, beschreibt der Nationalspieler sein Sommerprogramm. „Manchmal passiert es, dass ich auf dem Poster lande, und manchmal überrascht es den Angreifer, wenn ich aus dem Nichts auftauche!“ Mit Porzingis auf dem Spielfeld zu stehen, sei „sehr cool“, fügt er an. Es sei jetzt schon zu erkennen, dass der Lette ein unglaublicher Shotblocker sei, dazu sehr beweglich, agil und furchtlos.
Fotos: Jesse D. Garrabrant/NBAE via Getty Images
Kristaps’ „Homecoming“
Drei Tage später im Madison Square Garden: Die Fans der New York Knicks gehen erbarmungslos mit ihrem ehemaligen Franchise-Player Porzingis um, vom Ausbuhen bis zum kollektiven „KP sucks“ sind sämtliche Antipathiebekundungen dabei. Knicks-Coach David Fizdale überrascht die Mavs mit einer Zonenverteidigung, bei fast einem Viertel aller Angriffe greift New York auf diese ungewohnte Defensivvariante zurück. Maxi Kleber hat schwere Beine, kommt nicht richtig ins Spiel und landet am Ende bei null Punkten in 18 Minuten. Im vorletzten Angriff verteidigt er wie so häufig sehr gut im Eins-gegen-eins, blockt sogar einen Wurf, bekommt von Marcus Morris dann jedoch 13 Sekunden vor Schluss den Gamewinner eingeschenkt. Zwei Tage später besiegt Dallas dann erst auswärts Toronto und danach
San Antonio zu Hause – der NBA-Kalender ist in dieser Saisonphase knüppelhart, bis Weihnachten wird das Team von Coach Carlisle 29 Spiele in zwei Monaten absolviert haben. Offensiv stehen die Blau-Weißen ganz gut da, zu einer konkurrenzfähigen Team-Verteidigung ist es aber noch ein weiter Weg. „Wir haben noch zu viele Lücken in der Defense und auch zu wenig Härte“, sagt Kleber. „Wir können immer scoren, aber defensiv gibt es noch zu viele Abstimmungsschwierigkeiten.“ Trotz relativ langsamer Spielgeschwindigkeit erlauben die Mavericks die achtmeisten komplett freien Würfe der Liga – ein Zeichen für verbesserungswürdige Defensivrotationen. Rudy Gobert, Draymond Green, Kawhi Leonard – Maxi Kleber ist noch nicht in der Eliteklasse der NBA angekommen, aber das kann sich ändern. Wenn NBA-
„Wir haben noch zu viele Lücken in der Defense und auch zu wenig Härte. Wir können immer scoren, aber defensiv gibt es noch zu viele Abstimmungsschwierigkeiten.“ -----------
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Angreifer in Ringnähe abschließen möchten und auf Maxi Kleber treffen, endet das häufig in einem schwierigen Unterfangen. Das erwähnte Prinzip der „Verticality“ hat Kleber verinnerlicht, und das lässt sich auch an den Zahlen ablesen: In der ersten Saison verwerteten die Angreifer 64 Prozent aller Korblegerversuche gegen ihn, letztes Jahr waren es 59 Prozent, und in dieser Saison sind es 57 Prozent. Damit ist Kleber erstens mit Abstand der beste „Rim Protector“ der Mavs und zweitens in Schlagdistanz zu Rudy Gobert. Der beste NBA-Verteidiger der vergangenen beiden Jahre kommt auf exakt denselben Wert, wenngleich der
Franzose deutlich mehr Blocks vorweisen kann. Fazit: Maximilian Kleber kann den Ring beschützen! Ein guter Verteidiger zeichnet sich nicht nur dadurch aus, dass er Würfe in der Zone erschwert, sonst wäre Hassan Whiteside einer der besten NBA-Defender. Vielmehr steuert ein Topverteidiger seine Mitspieler, versucht mit konstanter Kommunikation den Teamkameraden zu helfen und korrigiert Defensivfehler auf eigene Faust. Das führt bei Maxi Kleber zu einer interessanten Statistik: Die Internetseite Fivethirtyeight.com hat mit Hilfe der neuen NBA-Trackingdaten eine innovative Defensivmetrik (DRAYMOND) entwickelt. Sie bemisst, wie häufig (und effizient) ein Verteidiger die Wurfqualität des Angreifers verringert. Und sie zeigt: Wenn Maxi Kleber mit einem schnellen Sprint den Defensivfehler des Mitspielers korrigiert und aus einem komplett freien Wurf einen halbfreien Wurf macht, sinkt die Trefferquote des Angreifers. Elitäre Verteidiger sind unverhältnismäßig häufig der nächste Verteidiger am Ball, weil sie schnell rotieren und dem Mitspieler helfen. „Ich weiß, was der Trainer von mir verlangt und was ich defensiv machen soll“, erklärt Kleber seine Defensiveinstellung. „Ich verteidige lieber solide, statistisch gesehen ist die Defense da einfach besser. Natürlich kann man mal auf einen Steal gehen, aber meine Erfahrung zeigt: Wer viele Steals hat, der geht zu viel Risiko ein.“ Kleber möchte nicht in ein Muster verfallen, zu häufig auf den Steal zu gehen und dann geschlagen zu werden, wenn er den Spalding nicht bekommt. „Das haben mir meine Trainer in Deutschland schon früh abtrainiert. Die Frage ist: Willst du auf Steals gehen oder nicht? Und da habe ich mich dafür entschieden, lieber solide zu spielen, als auf die Show zu gehen.“ Der „Defensive Player of the Year“-Award wird von den Medienvertretern vergeben. Ob sich jeder Journalist in die statistische Theorie des halbfreien Wurfs einarbeiten möchte, darf bezweifelt werden. Wenn die Mavericks also keine elitäre Verteidigung auf die Beine stellen, gibt es auch keine Argumentationsgrundlage für Kleber als „Defensivspieler des Jahres“. Was man am Fernsehbild nicht immer erkennen kann, ist die Qualität der (nonverbalen) Kommunikation zur Steuerung der Mitspieler, und in diesem Bereich hat Maxi Kleber einen großen Schritt nach vorne gemacht. Das hat zwar noch nicht die Ausmaße eines Draymond Green erreicht, aber mit einem fitten Porzingis sowie Kleber als defensives „Tagteam“ könnten die Mavericks mittelfristig eine Top-10-Abwehr aufs Parkett bringen. Und wir kennen alle die Weisheit, die unsere Jugendtrainer uns schon damals beigebracht haben: „Defense wins championships!“ redaktion@fivemag.de
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BRANDON CLARKE STEAL MIT ANSAGE Gefeiert von zahlreichen Draft-Experten, verschmäht von vielen NBA-Managern: Brandon Clarke landete bei der vergangenen NBA-Draft trotz Lottery-Hype nur an 21. Stelle. Dort sicherten sich die Memphis Grizzlies die Rechte am 23-jährigen Kanadier. Mit seiner Vielseitigkeit an beiden Enden des Feldes bringt er das nötige Rüstzeug mit, um sich zu einem veritablen Starter in der NBA zu entwickeln. FIVE begab sich auf Spurensuche und zeichnet seinen Entwicklungsweg nach. Text: Torben Adelhardt
Fotos: Brian Babineau/NBAE via Getty Images
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achary Kleiman konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. „Ich denke, es war heute eine großartige Nacht für unsere Franchise“, sagte der General Manager der Memphis Grizzlies im Nachgang zur NBA-Draft 2019. „Wir haben mit dieser Draft den Ton vorgegeben, was für ein Team wir in Zukunft sein wollen. Wir etablieren hier eine Kultur des Ehrgeizes mit spielintelligenten, athletischen Typen, die auf dem Feld gut harmonieren.“ Wenige Stunden zuvor betrat Ja Morant das Podium im Barclays Center zu Brooklyn und posierte gemeinsam mit NBA-Commissioner Adam Silver als frischgebackener zweiter Pick und Neu-Grizzly vor den Kameras der Medienvertreter. Der talentierteste Playmaker seines Jahrgangs, Hoffnungsträger einer Anhängerschaft in Memphis, die nach elektrisierendem Rock’n’Roll statt schwermütigem Blues auf dem Basketballfeld lechzt. Doch Morant, der bereits im Vorfeld als designierter Pick der Franchise aus Tennessee feststand, war nicht die einzige Talentakquisition für Memphis an diesem Abend. Denn zwei Stunden
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nachdem Morant sich seine Grizzlies-Cap aufsetzte, landete das Team von der Beale Street einen weiteren Coup. Dem eigenen Trade-Geschick und der spontanen Verhandlungsbereitschaft der Oklahoma City Thunder sei Dank, gelang es den Grizzlies-Entscheidern, ihren zweiten Erstrundenpick, den sie von den Utah Jazz im Rahmen des MikeConley-Trades zwei Tage vor der Draft erhalten hatten, in ein früheres Wahlrecht zu konvertieren. So konnten sich die Grizzlies an 21. Position die Rechte an Brandon Clarke sichern – Gerüchten zufolge soll sich kurz zuvor Celtics-General-Manager Danny Ainge bereits mit diebischer Vorfreude die Hände gerieben haben. Die Boston Celtics warteten an 22. Stelle … „Es sind diese Art von strategischen Handlungen, die es unter dem vorherigen Management nicht mehr gab. In dieser Draft ging es bei den Grizzlies um zwei vielversprechende Talente, aber auch um die NBAEntscheider, die sie ausgewählt haben“, lobte der Journalist Mark Giannotto in seiner Analyse für die lokale Tageszeitung „The Commercial Appeal“ sodann die
Draft-Entscheidungen von Kleiman und Grizzlies-Präsident Jason Wexler. Denn sie bewiesen jenen Mut, den andere Manager am Draft-Abend vermissen ließen. Die im Fall von Clarke das metaphorische Glas als halb leer statt halb voll erachteten. Er sei zu alt für einen NBA-Rookie und besitze kaum Potenzial, er sei zu klein für die Frontcourt-Positionen in der NBA, und es fehle der verlässliche Sprungwurf. Die Kritikpunkte am Absolventen der Gonzaga University wurden im Vorfeld der Draft heruntergebrochen und schreckten viele NBA-Teams ab. War das ein schwerwiegender Fehler? In der vergangenen Summer League kam Clarke zu MVP-Ehren und führte die Grizzlies mit durchschnittlich 14,8 Punkten, 9,8 Rebounds, 2,0 Assists und 1,8 Blocks zum Titelgewinn. Starke Zahlen, die der Rookie in seinen ersten zwölf NBA-Partien bestätigte. Bei den Punkten (9. Rang), Rebounds (1.) und Blocks (2.) gehört der junge Big Man zu den effektivsten Liganeulingen, seine ShootingEffizienzwerte sind exorbitant hoch (70,4 Prozent True Shooting).
Auch wenn in vielen statistischen Bereichen noch mit einer Regression im Laufe der Saison zu rechnen ist, trat Clarke in seinen ersten Monaten in Memphis den Beweis an, dass er zu den vielversprechendsten Spielern seines Draft-Jahrgangs gehört. Um zu verstehen, was ihn als Basketballer auszeichnet und wieso seine ersten Duftmarken keine großen Überraschungen darstellen sollten, hilft ein Blick zurück nach Spokane, Washington. Ins Jahr 2018.
Gottes Werk und Mark Fews Beitrag
Es gibt für einen Basketballer wenige Dinge, die so quälend sind, wie zum Zuschauen verdammt zu sein. Ein Schattendasein an der Seitenlinie zu fristen – ohne die Chance, selbst aktiv am Spielgeschehen teilzunehmen. Für Brandon Clarke waren es genau 603 Tage, an denen er in einer passiven Rolle gefangen war. Am 01. November 2018 feierte er sein Debüt im Trikot der Gonzaga Bulldogs und stand somit das erste Mal seit knapp anderthalb Jahren wieder in einem kompetitiven Basketballspiel auf dem Feld. Im März 2017, damals noch für die San José State Spartans, absolvierte Clarke als Sophomore sein bis dahin letztes NCAA-Spiel. In seinem zweiten CollegeJahr legte der ultraathletische Forward für die Universität aus Kalifornien fabelhafte Statistiken (17,3 Punkte, 8,7 Rebounds, 2,3 Assists) auf und avancierte zu einem der besten Spieler seiner Conference. Nachdem Spartans-Headcoach Dave Wojcik aus persönlichen Gründen aber seinen Hut nahm, verabschiedete sich auch Clarke aus der Bay Area. Als der Athlet seine Transferabsichten verkündete, äußerten über 20 Colleges ihr Interesse. Am Ende fiel die Entscheidung zwischen Gonzaga, Oregon, Utah und Washington State. Mit dem glücklichen Ausgang für die Bulldogs. „Es fühlt sich einfach richtig an, hierherzukommen“, erklärte Clarke im Interview mit der Tageszeitung „The Spokesman-Review“. „Ich mag ihr Redshirt-Programm und weiß, dass die Trainer mir hier helfen, als Spieler und Person besser zu werden.“ Aufgrund der NCAA-Regularien, die bestimmen, dass ein Uni-Wechsler ein Jahr aussetzen muss („Redshirt“), verbrachte Clarke die College-Spielzeit 2017/18 zwar mit dem Bulldogs-Team und nahm auch an den Trainingseinheiten teil – Auswärtsreisen und Spiele waren ihm jedoch untersagt. Dass Clarke in seiner Erklärung zum Wechsel nach Spokane speziell das Redshirt-Programm der Universität ansprach, überrascht kaum. In der vergangenen Dekade durchliefen zahlreiche
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Spieler das Entwicklungsprogramm der Bulldogs und präsentierten sich nach ihrem Jahr an der Seitenlinie als nachhaltig versiertere Basketballer. Brandon Clarke stellt hier keine Ausnahme dar. „Er hat sich unfassbar weiterentwickelt. Ich erinnere mich noch daran, dass mein Assistant Coach Brian Michaelson vor Brandons Wechsel zu mir kam und meinte: ‚Coach, er ist athletisch, er kann am offensiven Brett effektiv sein, aber sein Wurf ist irreparabel kaputt.‘ Ich war mir da aber nicht so sicher. Brandon hat extrem hart an seinem Wurf gearbeitet, und jetzt trifft er sogar konstant den Dreier“, berichtete Gonzaga-Headcoach Mark Few im Vorfeld der NBA-Draft. Proklamiert als reiner Athlet ohne nennenswertes Spiel in der Mitteldistanz oder großes Talent als Schütze, arbeitete Clarke in seinen zwölf Monaten als „Redshirt“ extrem hart an sich und übertraf die Erwartungen seiner Mannschaftskollegen und Coaches bereits als Sparringspartner im Training. „Kein College-Spieler im Land konnte den Hookshot von Jonathan Williams (Senior-Forward der Gonzaga Bulldogs 2017/18, Anm. d. Red.) überhaupt
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verteidigen. Wir haben Brandon dann im Training auf ihn angesetzt, und er hat so viele seiner Würfe geblockt, dass wir ihn von der Defense gegen Jonathan wieder abziehen mussten. So war es einfach keine adäquate Spielvorbereitung“, erinnert sich Few gegenüber „The Athletic“ an die grandiose Verteidigungsarbeit seines neuen Schützlings. Es sollte noch bis zum 21. November 2018 dauern, ehe die gesamte Basketballnation endgültig von dem Talent Notiz nehmen würde.
Brandon vs. Zion
Vor dem Start der NCAA-Saison 2018/19 hatten nur die allerwenigsten CollegeExperten den Namen Brandon Clarke auf dem Zettel, wenn es um die besten Big Men des Landes ging. In seinen zwei Jahren bei San José State flog Clarke als Spieler eines schwachen Mid-Major-Teams unter dem Radar, und als „Zaungast“ bei den Gonzaga Bulldogs hatte er außerhalb der eigenen Trainingshalle keine Chance, seine Fähigkeiten zu zeigen. Da bot das direkte Aufeinandertreffen mit Duke-Superstar und Freshman-Phänomen Zion
Williamson beim „Maui Invitational“Turnier den idealen Rahmen, um sich eindrucksvoll in das kollektive Bewusstsein der Öffentlichkeit zu spielen. Die Gonzaga Bulldogs schlugen an diesem Novemberabend nicht nur eines der absoluten College-Top-Teams, sondern Clarke setzte mit seinen Blocks gegen Williamson, R.J. Barrett und Cam Reddish drei ganz dicke Ausrufezeichen. Trotz seiner vergleichsweise geringen Körpergröße (2,03 Meter) und neutralen Armspannweite (ebenfalls 2,03 Meter) zeigte Clarke, dass er durch sein perfektes Timing, seine Antizipationsstärke und seine grandiose Sprungkraft den eigenen Korb beschützen kann. Das Spiel gegen die Blue Devils sollte kein singuläres HighlightEvent für Clarke bleiben. In 15 Partien blockte der Modellathlet mindestens vier Wurfversuche, dazu scorte er in jedem seiner Spiele für die Bulldogs mindestens zehn Punkte. Den Höhepunkt sparte sich der gebürtige Kanadier dann für das große NCAA-Turnier auf, bei dem er in der ersten Runde gegen die Baylor Bears 36 Punkte, acht Rebounds, fünf Blocks, drei Assists und zwei Steals auflegte – dominanter kann ein Spieler kaum sein. Auch wenn die Bulldogs schließlich im Elite Eight gegen die Texas Tech Raiders den Kürzeren zogen, nutzte Clarke die March Madness noch einmal, um mächtig Eigenwerbung zu betreiben. Er beendete seine dritte – und letzte – College-Saison mit einem Player Efficiency Rating (PER) von 37,2. Seit Erfassung dieses statistischen Werts kam erst ein College-Spieler auf einen höheren Wert: Zion Williamson mit 40,2. Das PER ist im Fall von Clarke Ausdruck einer unfassbaren defensiven und offensiven Effektivität, die sich eben auch in nahezu allen statistischen Kategorien niederschlägt. Die Anmeldung zur NBA-Draft im vergangenen Mai war für Clarke die logische Konsequenz. „Ich habe davon geträumt, es in die NBA zu schaffen. Aber als ich zu San José State ging, war ich mir einfach nicht sicher, ob ich es packen würde“, berichtete Clarke voller Selbstbewusstsein gegenüber „The Undefeated“. „Ich ging zu einer Mannschaft, die in der vorangegangenen Saison nur drei Spiele gewonnen hatte. Ich war mir bewusst, dass sich meine Reise in die NBA sehr schwierig gestalten würde. Aber ich habe zu keinem Zeitpunkt den Glauben daran verloren, dass ich heute hier sein werde.“ Während des Draft-Abends musste Clarke noch einmal Geduld beweisen, ehe sein Traum in Erfüllung ging. Denn obwohl viele Lottery-Teams im Vorfeld der Talentziehung ihr Interesse an dem NCAA-Star äußerten, überwog für sie schlussendlich die Skepsis. Ganz zur Freude von Zachary Kleiman. redaktion@fivemag.de
„Sein Sprungwurf sah damals verheerend aus“
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ie wurde aus einem relativ unbekannten College-Wechsler einer der besten Spieler des Landes? Wir sprachen mit Gonzaga-Insider Keith Ybanez über Brandon Clarke. Als verantwortlicher Redakteur des Bulldogs-Blogs „Slipper Still Fits“ bei SB Nation erlebte Ybanez die Entwicklung des sprunggewaltigen Big Man hautnah mit. FIVE: Keith, erinnerst du dich noch an die vorherrschende Meinung über Brandon Clarke, als er aus San José an den Campus in Spokane kam? Keith Ybanez: Zum Zeitpunkt seiner Ankunft am Gonzaga-Campus hatte Clarke den Ruf eines Defensivspezialisten, der auch in Ringnähe punkten konnte – ohne dass Plays für ihn gelaufen wurden. Seine elitäre Athletik war damals schon offensichtlich, aber wirklichen Hype um seinen Transfer gab es nicht. Ich erinnere mich daran, dass in Bezug auf sein offensives Potenzial allgemein eher Skepsis vorherrschte. Sein Sprungwurf sah damals verheerend aus. Es war klar, dass er sehr viel Arbeit in seine Wurfmechanik würde investieren müssen.
Fotos: Rocky Widner/Logan Riely/NBAE via Getty Images
… was er offensichtlich getan hat. Definitiv. Brandon ist eine ruhige Person, weshalb wir in seinem ersten Jahr bei uns nicht viel von ihm gehört haben. Aber was Arbeitseinstellung und Enthusiasmus betrifft, kann es keine zwei Meinungen geben. Er präsentierte sich in der vergangenen Saison als ein stark verbesserter Spieler im Vergleich zu seiner letzten Saison in San José. Er überarbeitete während seiner RedshirtSaison in stundenlangen Wiederholungen seine komplette Wurfbewegung. Dadurch legte er das Fundament für den Erfolg, den er jetzt in der NBA hat. In seinen ersten zehn NBA-Spielen hat er schon mehr Dreier getroffen als in seiner gesamten College-Karriere. Was den Aspekt der Spielerentwicklung betrifft, eilt dem Trainerstab der Gonzaga Bulldogs ein herausragender Ruf voraus. Spieler wie Kelly Olynyk, Kyle Wiltjer und Nigel Williams-Goss legten während ihrer Redshirt-Saison signifikante Entwicklungssprünge hin. Ähnliches lässt sich über Brandon Clarke sagen. Gibt es eine spezielle Herangehensweise oder besondere Trainingsmethoden? Ich denke, was Gonzaga hier von den anderen Colleges abhebt, ist der Fakt, dass sie für jeden Spieler einen eigenständigen Plan entwickeln. In diesem Trainingsplan werden spezifische Mängel im spielerischen wie körperlichen Bereich adressiert, die sowohl vom Trainerstab
als auch vom Athleten selbst identifiziert wurden. Immer wieder berichten unsere Transfer-Jungs davon, wie erstaunt sie bei ihrem ersten Campusbesuch waren, als sie sahen, mit welcher Detailarbeit unsere Coaches ihren persönlichen Entwicklungsplan zusammengestellt hatten. Die meisten Jungs wollen trainiert werden. Sie wollen besser werden, damit sie die Möglichkeit haben, nach ihrer Zeit am College eine Profikarriere einzuschlagen. Ich denke, dass der Gonzaga-Staff eine großartige Arbeit leistet. Sie erzählen den Jungs nicht nur, was für tolle Spieler sie sind. Stattdessen sagen sie ihnen ganz klar, in welchen Bereichen sie sich verbessern müssen – und präsentieren ihnen dann einen konkreten Plan, wie sie das erreichen können. Gonzaga rekrutiert nicht die Top-Highschool-Talente, wie es bei Kentucky, Duke und Kansas der Fall ist. Headcoach Mark Few und seine Kollegen wissen, dass die Spielerentwicklung eine wichtige Komponente für den Erfolg des Programms ist und dass jeder Spieler eine andere Behandlung benötigt, um sein Potenzial auszuschöpfen. Wie du bereits erwähnt hast, galt Clarke zu Beginn seiner Gonzaga-Zeit als athletischer Verteidiger, der jedoch in der Offensive auf seine Mitspieler angewiesen war und primär über Ringniveau abschloss. Als ich ihn dann letzte Saison zum ersten Mal spielen gesehen habe, hat es mich überrascht, wie ausgereift sein offensives Spielverständnis war. Sein Passspiel aus dem kurzen Abrollen nach einem Block heraus und seine Floater haben mich beeindruckt. Welche Aspekte in seinem Spiel haben dich positiv überrascht? Ich denke, es war sein Spielverständnis an beiden Enden des Feldes, das mich
überrascht hat. In der Offensive war er so gut darin, das Pick-and-Roll mit seinem Point Guard zu laufen und eine Defensive zu attackieren. Er hatte ein tolles Gespür für das korrekte Spacing im Halbfeld und spielte mit seinem Big-Man-Partner ein kongeniales High-Low-Spiel – ein Grundpfeiler der Gonzaga-Offensive. Clarke ist einer der besten Spieler, die ich je gesehen habe, wenn es darum geht, trotz Kontakt am Korb abzuschließen. Das ist auch ein Beweis für seine sehr gute Körperkontrolle und Stärke. Ironischerweise führte der Trainerstab sein ausgezeichnetes Wurfgefühl bei Floatern auf seine schreckliche Schussmechanik zurück. Sein hoher Basketball-IQ in der Defensive steht außer Zweifel. Er liest das gegnerische Pickand-Roll hervorragend und reagiert dann mit der richtigen Verteidigungsart. Wir alle wussten, dass er ein großartiger Athlet ist. Aber wie explosiv er wirklich ist, merkt man erst, wenn man ihn persönlich auf dem Court sieht. Kannst du dich noch an den Moment erinnern, an dem du das erste Mal dachtest, dass er ein Talent mit NBAPotenzial ist? Ja, das war bei dem Spiel gegen Duke im Rahmen des „Maui Invitational“-Turniers. Ich saß courtside und berichtete über das Spiel. Es war sowohl aus athletischer als auch spielerischer Perspektive offensichtlich, dass er auf dem Niveau von Zion Williamson und R.J. Barrett war. Beide wurden zu diesem Zeitpunkt bereits als Top-5-Picks gehandelt. Brandon hatte ein wirklich starkes Spiel und legte gegen einen talentierten Gegner 17 Punkte und sechs Blocks auf. Nach der Partie wusste ich, dass er bereit für die NBA war und nicht fürs Senior-Jahr ans College zurückkehren musste.
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Bogdan Bogdanovic Mehr als ein Prototyp Bogdan Bogdanovic – jahrelang war sein Name quasi eine europäische Basketball-Prophezeiung. Nach seiner dominanten Vorstellung bei der Basketball-WM stellt sich die Frage: Wissen die Sacramento Kings, was sie an diesem Spieler haben? Text: Toni Lukic
Fotos: Lachlan Cunningham/Rocky Widner/NBAE via Getty Images
B
ogdan Bogdanovic dreht sich zum serbischen Reporter. Sein Gesicht ist ausdruckslos, darin zeigt sich die Fassungslosigkeit über das eben Geschehene. „Ich kann es mir nicht erklären, was passiert ist. Sie haben sich in einen Rausch gespielt, und wir konnten sie nicht stoppen.” Soeben hat die Nationalmannschaft im WM-Viertelfinale völlig überraschend gegen Argentinien verloren. Dabei erwartete die serbische Öffentlichkeit nach 17 Jahren endlich wieder einen Titel. Am Ende springt nur ein fünfter Platz heraus. Einem serbischen TV-Sender sagt Bogdanovic später: „Vielleicht hätte ich im entscheidenden Moment noch mehr die Initiative ergreifen sollen.“ Ein Blick auf seine Statistiken gegen Argentinien (21 Punkte, vier Rebounds, zwei Assists, drei von sechs Dreiern) offenbart wenig, was ihm vorzuwerfen wäre. In einem auf absolutem TopNiveau agierenden serbischen Team überstrahlt er bei dieser WM alle. 22,9 Punkte im Schnitt erzielt er bei unerhörten Quoten von 55,6 Prozent aus dem Feld und 53,0 Prozent von der
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Dreierlinie. Den Amerikanern sagt er in der Platzierungsrunde mit 28 Punkten „bye-bye“. Er wird völlig zu Recht ins AllStar-Team des Turniers gewählt. Es ist ein Status, den er bei den Sacramento Kings nicht genießt.
Basketballer oder Mafiosi?
Bei den Kings ist er die hochwertig fabrizierte Basketball-Edelkarosse, die den Bench-Mob anführt. Sein Wurf ist „rein wie eine Träne“, wie man auf dem West-Balkan sagt. Er dribbelt, passt, wirft, alles im Fluss des Teambasketballs. Dabei hat er immer ein Auge auf den Korb und das andere auf den Mitspieler. Mit seinen präzisen Bewegungen ist er der Typ Basketballer, den sich jeder Coach im Team wünscht. Bogdanovic’ Coming-outParty bei der WM ist ein Fingerzeig an Kings-Manager Vlade Divac und Coach Luke Walton. Zu diesem gesellt sich im Trainingscamp, dass Bogdanovic einem ESPN-Reporter steckt, er habe ein Vertragsangebot der Kings über vier Jahre und 51 Millionen Dollar abgelehnt. Dieses Verhalten ist untypisch für Bogdanovic. Eigentlich gilt er als loyal. Er tätigt für heutige Zeiten fast schon wirr
klingende Aussagen wie: „Das Schlimmste an einer Basketball-Karriere ist, wenn du dich von einem Verein verabschieden musst. Du hast dich gerade an alles gewöhnt und eine Bindung aufgebaut. Und dann bist du schon wieder weg.“ Er ist auch eher bekannt für seine Bescheidenheit. Als Bogdanovic für Fenerbahce Istanbul spielt, holt er den befreundeten serbischen Fener-Fußballer Lazar Markovic mit dem Auto ab. Der kann den Basketballer aber nirgends erspähen und ruft bei ihm an. Am Telefon erklärt Bogdanovic: „Ich stehe direkt vor dir. Ich sitze im Skoda.“ Dieser einfache Lebensansatz hat seine Ursprünge in der Familiengeschichte. Seine Eltern ziehen aus einem kleinen montenegrinischen Dorf nach Belgrad, um ihm und seiner Schwester Bojana mehr Perspektiven zu bieten. Bogdan hat als Kind zu viel Energie, die er auf den Freiplätzen der Metropole auslebt. Zunächst allerdings in Fußball-Kleidung. Als sein basketballerisches Erweckungserlebnis nennt Bogdanovic selbst den Titelgewinn Jugoslawiens bei der Basketball-Weltmeisterschaft 2002 in Indianapolis.
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Fortan wirft er seinen Fußball durch den Korb und meldet sich in einem Basketballverein an. Es ist Liebe auf den zweiten Blick. Weil die Familie nicht viel Geld hat, muss sich Bogdan entscheiden, ob er mit auf Klassenfahrten oder doch in Basketball-Camps fährt. Er entscheidet sich immer für den Sport. Er spielt sich in Jugendvereinen der Hauptstadt hoch, bis ihm Partizan Belgrad mit 18 Jahren einen Profivertrag anbietet. Trainer Vlada Jovanovic muss sich jedoch intern beweisen und lässt das talentierte Leichtgewicht in den ersten beiden Jahren so gut wie gar nicht spielen. Es ist die Zeit, in der der unruhige Bogdanovic vom Weg abzukommen scheint. Er geht in Belgrad feiern, fährt mit ein paar Jungs nach Budva in Montenegro und verbrennt die überschüssige Energie überall, nur nicht auf dem Basketballfeld. Die Rettung seiner Karriere trifft 2012 in Belgrad ein: Partizans Trainerlegende Dule Vujosevic. Der kompromisslose Knochen ist ein Meister darin, junge Spieler zu gestandenen Profis zu machen. Kurz zuvor war er bei ZSKA Moskau nach nur fünf Monaten rausgeflogen, weil die Moskauer Startruppe sich gegen seine Methoden aufgelehnt hatte. Bogdanovic erinnert sich im Buch „NBA Srbija“ von Darko Plavsic an das erste Treffen mit dem berüchtigten Übungsleiter. „Dule sagte zu mir: ‚Ich hab gehört, dass du in der Stadt unterwegs bist und deinen Spaß hast. Das wird es bei mir nicht geben. Wenn du ein Basketballer werden willst, dann wirst du ein Basketballer, aber wenn du ein Mafiosi sein willst, dann hör auf zu trainieren.‘“ Vujosevic belässt es nicht beim gut gemeinten Ratschlag. Fortan macht er nachts Kontrollanrufe auf Bogdanovic’ Festnetztelefon. Der realisiert die Chance, die ihm gerade geboten wird, und saugt alles auf, was der Trainer ihm sagt. Sein damaliger Teamkollege Danilo Andusic erinnert sich wie folgt: „Bogdan hatte immer Talent, keine Frage. Aber in dieser Zeit lernte er, was Arbeitsmoral wirklich bedeutet. Coach Vujosevic sah in ihm so etwas wie seinen Sohn. Und er wusste, wie er sich in seinem Kopf einnistete.“ Bogdanovic trainiert wie ein Irrer und wird zu Vujosevic’ Musterschüler. Eine der Methoden des Coaches ist es, dass die Trainingssession für einen Spieler immer erst endet, wenn dieser zehn von zehn Freiwürfen trifft. Bogdanovic erhöht für sich selbst den Einsatz irgendwann auf 15 Freiwürfe am Stück, dann auf 20. Wie intensiv die Beziehung zwischen Lehrer und Schüler ist, zeigt eine Szene im Ligaspiel zwischen Zeleznik und Partizan. Bogdanovic diskutiert so lange mit dem Schiedsrichter, bis er ein technisches Foul kassiert. Auf dem Weg zur Bank verpasst Vujosevic ihm einen beherzten Würgegriff
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Bogdanovic
an die Kehle. Später entschuldigt er sich bei seinem Spieler für diese seinen Worten nach „pädagogische Geste“.
Wortbruch
Die Früchte von Bogdanovic’ harter Arbeit kommen 2013/14 zur vollen Entfaltung. In den serbischen Liga-Playoffs explodiert er und schenkt dem Stadtrivalen Roter Stern in der Finalserie 30,8 Punkte im Schnitt ein – Partizan gewinnt 3-1.
Obwohl erst 21 Jahre alt, wird er zum unumstrittenen Leader des Teams. In der Euroleague erzielt er 14,8 Punkte im Schnitt und wird in einer Umfrage unter den 24 Headcoaches als „European Rising Star“ geehrt. Bogdanovic steht plötzlich weit oben auf den Zetteln der NBA-Scouts. In der Draft 2014 wählen ihn die Phoenix Suns an 27. Stelle. Bogdanovic will aber noch in Europa bleiben.
Fotos: Rocky Widner/NBAE via Getty Images
Weil Partizan sich nicht für die Euroleague qualifiziert, unterschreibt er bei Fenerbahce Istanbul. Dieser Wechsel trifft Vujosevic persönlich. Er kann es nicht ertragen, den vielleicht besten Basketballschüler zu verlieren, den er jemals hatte. Gekränkt geht er an die Öffentlichkeit und wirft Bogdanovic vor, eine Vereinbarung gebrochen zu haben. 2012 hätten die beiden einen Pakt geschlossen, dass Bogdanovic in die Rotation aufgenommen werden würde. Dafür musste er versprechen, dass er mindestens drei Jahre bei Partizan bleiben würde. Bogdanovic argumentiert, dass er die zwei Jahre ohne Spielzeit zuvor bei Partizan verloren habe und den nächsten Schritt für seine Karriere machen müsse. In Istanbul beerbt er den in die NBA abgewanderten Kroaten Bojan Bogdanovic (mit dem er nicht verwandt ist). Unter Coach Zeljko Obradovic wird er sofort zum Leistungsträger. Am Ende des Spiels liegt der Ball häufig in seinen Händen. Die Euroleague-Coaches wählen ihn erneut zum „Rising Star“. „Als wir zusammen bei Fenerbahce ankamen, war sein Dribbling nicht wirklich gut, aber in diesen zwei Jahren verbesserte er sich drastisch … einfach nur, weil er die Arbeit investierte“, erzählt sein damaliger Teamkollege und Ex-Bamberger Ricky Hickman. „Ich erinnere mich, wie wir immer über NBA-Spieler redeten und welche Moves sie draufhatten. Beim nächsten Training machte er die Moves nach, über die wir am Tag vorher gesprochen hatten.“ Bogdanovic hat den unstillbaren Durst, besser zu werden – in allem, was ihn begeistert. Das kann auch das schnelle Lösen eines Rubik-Würfels sein. Bogdanovic’ bisheriger Rekord liegt bei 49 Sekunden. Der Serbe wird auch auf dem Basketballfeld immer besser und besser. In seiner letzten Saison auf dem alten Kontinent gewinnt er 2017 mit Fenerbahce als erstes türkisches Team die Euroleague. Dabei streut er 14,6 Punkte ein, bei Fabelquoten von 50 Prozent aus dem Feld und 43 Prozent von der Dreierlinie. Bogdanovic ist längst einer der besten Spieler Europas, wird zur Identifikationsfigur bei den türkischen Fans, die seine emotional-gestenreiche Spielweise feiern. Und die Liebe läuft nicht nur in eine Richtung, noch heute tweetet Bogdanovic über sein ehemaliges Team. Doch die Zeit ist nach dem Euroleague-Coup reif für den nächsten Schritt: die NBA.
KingsMan?
Kings-Macher und Landsmann Vlade Divac hatte in der Zwischenzeit die Rechte an Bogdanovic in einem Trade mit den Suns erworben – einem rückblickend unfassbaren Transfer für Marquese Chriss und einen Zweitrundenpick.
Der 25-jährige Rookie ist nach seiner Ankunft fest entschlossen, auch diese Chance so schnell wie möglich zu nutzen. Er packt ein paar Kilo Muskelmasse drauf, startet in 53 Spielen und erzielt sehr solide 11,8 Punkte im
„Dule sagte zu mir: ‚Ich hab gehört, dass du in der Stadt unterwegs bist und deinen Spaß hast. Das wird es bei mir nicht geben. Wenn du ein Basketballer werden willst, dann wirst du ein Basketballer, aber wenn du ein Mafiosi sein willst, dann hör auf zu trainieren.‘“ -----------
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Schnitt. Bei der „Rising Stars Challenge“ trifft er einen Dreier nach dem anderen und wird am Ende mit 26 Punkten (7 von 13 Dreiern) MVP des Spiels. In der zweiten Saison läuft es noch besser. Das Team ist mit seinem jungen Kern, bestehend aus De’Aaron Fox, Buddy Hield, Marvin Bagley III und Bogdanovic, auf Playoff-Kurs. Der Serbe erzielt 14,1 Punkte pro Partie. Die endgültige Ankunft ist ein Dreier zum Sieg gegen die Lakers. Bogdanovic ist bereit für den nächsten Schritt bei den Kings … so scheint es.
Doch der Sommer bringt in Nordkalifornien eine Menge einschneidender Entscheidungen. Divac schasst den bei den Spielern beliebten Coach Dave Joerger und verpflichtet Luke Walton, der bei den Lakers entlassen worden war. Harrison Barnes’ Vertrag wird für vier Jahre und 85 Millionen Dollar verlängert, dazu erhalten Cory Joseph, Trevor Ariza und Dewayne Dedmon neue Arbeitspapiere. Allein diese vier Verträge binden circa 61 Millionen Dollar. Das kommt bei den jungen Stars nicht gut an, die alle noch in ihren Rookie-Verträgen stecken und um ihre künftigen Einnahmen fürchten. Shooting Guard Buddy Hield dreht sich in Vorbereitungsspielen nach guten Aktionen zu Vlade Divac und sagt ihm: „Pay me!“ Die Kings bieten ihm eine Vertragsverlängerung über 90 Millionen Dollar für vier Jahre an, was für ihn eine „Beleidigung“ darstellt. Schlagzeilen macht auch Hields Aussage: „Nenn mir einen Free Agent, der in den letzten Jahren nach Sacramento gekommen ist.“ Am nächsten Tag unterschreibt er einen Vertrag über vier Jahre und 106 Millionen Dollar. Bogdanovic ist gefrustet, weil das Thema Geld in der Kings-Kabine ein vorherrschendes ist. „Es nervt mich sehr, dass in Amerika alles durch Geld bewertet wird“, erklärt er in einem TV-Interview. „Aber ich kann es nicht ändern. Also musst du auch einen Vertrag unterschreiben, um zu zeigen, dass du besser bist.“ Bogdanovic weiß auch, dass er viel mehr wert ist als die angebotenen 51 Millionen Dollar für vier Jahre. Ihm ist wohl auch bewusst, dass er auf dem Parkett ebenfalls keine ideale Situation bei den Kings vorfindet. Bogdanovic ist am besten im Halbfeld aufgehoben. Dort kann er mit seinem Spielverständnis und der Bereitschaft, um Blöcke zu rennen, viel mehr Schaden anrichten. Sein Spiel passt perfekt in die Playoffs, er könnte für viele ambitionierte Teams das fehlende Puzzlestück sein. Und Bogdanovic hat international schon oft bewiesen, dass er mit dem Druck im entscheidenden Moment umgehen kann. Die Kings müssen sich überlegen, ob sie ihm im kommenden Sommer ein verbessertes Angebot vorlegen bzw. mit einer besseren Offerte eines anderen Teams gleichziehen wollen. Denn Bogdanovic dürfte als Restricted Free Agent Begehrlichkeiten im Sommer 2020 wecken. Scheut das Management eine große Investition in den Serben, wäre ein Trade schon in dieser Spielzeit folgerichtig, um den 27-Jährigen nicht ohne Gegenwert zu verlieren. Bis es aber so weit ist, wird Bogdan Bogdanovic das tun, was er am liebsten macht: Basketball spielen. Über alles Weitere können sich die anderen den Kopf zerbrechen. redaktion@fivemag.de
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Daniel Theis
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Die Boston Celtics haben eine Effizienzmaschine im Kader. Ihr Name: Daniel Theis. Doch was macht den Salzgitteraner so wichtig fĂźr das Team von Coach Brad Stevens? Text: Jens Leutenecker
ACHTUNG, THEIS! Celtics
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Fotos: Lachlan Cunningham/Rocky Widner/NBAE via Getty Images
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iannis Antetokounmpo, LeBron James, Paul George, Daniel Theis – mit seinem ausgezeichneten Plus-Minus darf sich Theis in diese illustre Runde der weltbesten Spieler gesellen! Auf 36 Theis-Spielminuten gerechnet erzielen die Celtics knapp zehn Punkte mehr als der Gegner. Damit befindet sich der 27-Jährige in den Top Ten der NBA. Unter den besten 50 Startern in dieser Kategorie gibt es nur zwei Spieler, die dabei weniger punkten als der deutsche Nationalspieler: Marc Gasol und Patrick Beverley. Irgendetwas macht Theis also sehr gut, um seiner Mannschaft zu einem beeindruckenden Saisonstart zu verhelfen. Fragt sich: Was ist das? Und: Wieso ist das so?
2011/12: Braunschweig
In seiner ersten Bundesliga-Saison für die Phantoms aus Braunschweig spielt Theis knapp acht Minuten und kommt auf etwas mehr als drei Punkte und zwei Rebounds pro Partie. Coach Sebastian Machowski hat mit Kyle Visser und Rich Melzer gleich zwei klassische Brettcenter, die gerne mit dem Rücken zum Korb arbeiten. Mit einer ordentlichen Trefferquote von 56 Prozent im Zweierbereich und 14 Prozent von der Dreierlinie macht der damals 19-Jährige erste Schritte in der BBL. Während Dennis Schröder in der darauffolgenden Saison die primäre Pick-and-RollOption im Braunschweiger Spiel darstellt, wechselt Theis zu ratiopharm Ulm.
2012 bis 2014: Ulm
Pick-and-Rolls mit Point Guard Per Günther, Postups mit Center John Bryant und Handoffs mit Daniel Theis sind das Rezept für die drittbeste Offensive der Bundesliga-Saison 2012/13. Cheftrainer Thorsten Leibenath bringt Daniel Theis vielfältige Blockstrategien bei, um seinen bewegungsintensiven Angriff umzusetzen. Mehr als 100 Spiele absolviert Theis in den beiden Jahren für die Ulmer in BBL und Eurocup. Während der Sprungwurf immer noch keine Paradedisziplin für ihn ist, perfektioniert er seine Abschlüsse in Korbnähe. Die internationale Doppelbelastung scheint für ihn kein Problem. Im ersten Jahr trifft er knapp 60 Prozent aller Würfe in der Zone, in der zweiten Saison sind es sogar 65 Prozent. Das Spiel mit dem Rücken zum Korb war zwar nie die große Stärke von Theis, aber gegen schwache Verteidiger am Zonenrand versteht er es, das Mismatch auszunutzen. Ulm zieht in beiden Jahren ins Pokalfinale gegen Alba Berlin ein, schafft jedoch nicht den großen Wurf. Individuell stehen für Daniel Theis zum Ende der Ulmer Zeit knapp neun Punkte, sechs Rebounds und etwas mehr als ein Block pro Partie zu Buche.
2014 bis 2017: Bamberg
89 Siege und 13 Niederlagen – das war die mehr als beeindruckende Bundesliga-Bilanz von Brose Bamberg in den drei Jahren unter Headcoach Andrea Trinchieri. Die Mannschaft holte drei Meistertitel, einen Pokalsieg und legte zwei atemberaubende Euroleague-Spielzeiten unter dem italienischen Trainer hin. 2015 in der ersten Saison in der Königsklasse scheiterte das Team nur aufgrund eines negativen Dreiervergleiches am Einzug in die Top 16 der besten europäischen Mannschaften.
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Theis
2017 bis heute: Boston
„Als Daniel zu den Celtics kam, war er bereits ein erfahrener Spieler“, sagt Al Horford, ehemaliger Teamkollege und Führungsspieler in Boston. „Es gibt junge Spieler, die in die NBA kommen und nicht genau verstehen, wie das Spiel hier läuft. Aber Daniel hatte schon sehr viel guten Basketball in Europa gespielt, das konnte man direkt sehen. Er hat ein gutes Gefühl und passt perfekt in Brad Stevens’ System. Sein Vorteil ist, dass er sowohl über das Spielverständnis als auch über die notwendigen Passtechniken verfügt.“ Auf die Frage, ob Horford als Mentor für Theis aufgetreten ist, sagt der Neu-76er: „Wir haben uns von Zeit zu
Zeit ausgetauscht, da hatte er auch keine Probleme zu fragen. Er hat gesehen, was ich gemacht habe, aber ganz ehrlich: Er war damals schon ein Veteran!“ Daniel Theis ist in der Saison 2019/20 der Starting Center der Boston Celtics. 23 Minuten steht der Mann aus Salzgitter für eines der besten NBA-Teams auf dem Spielfeld, erzielt dabei 6,5 Punkte und krallt sich fast acht Rebounds. Die Leistung von Theis lässt sich jedoch nicht nur an den herkömmlichen Zahlen festmachen. Knapp elf Punkte pro Spiel erzielen Kemba Walker, Jayson Tatum & Co., wenn Theis einen direkten oder indirekten Block für sie setzt. Damit rangiert er auf dem siebten Rang in der Kategorie der „Screen-Assists“ und stellt damit einen wichtigen Teil in der drittbesten Pick-and-Roll-Offensive der NBA dar. „Daniel Theis versteht es, einen guten Mix mit seinen Pick-andRoll-Blöcken zu kreieren“, sagt Brian Scalabrine, TV-Analyst der Celtics, über Theis’ Offensivspiel. „In der NBA ist es wichtig, einen ausgeglichenen Mix zu finden, man muss die Defensive über seine Pläne im Ungewissen lassen. Wenn er den Screen lange hält und nach oben geht zum Wurf nach dem Block, dann kann er den Ball von einer Seite zur anderen bewegen und die Defense arbeiten lassen. Durch einen schnellen Block (‚Tag and Go‘) erzwingt er Rotationen. Dann muss entweder die Hilfe kommen, oder er ist als Lob-Option anspielbar.“ Mit Daniel Theis auf dem Spielfeld stellen die Celtics eine gute Offensive, aber umso besser ist die Verteidigung des 17-fachen NBA-Meisters. Weder Kawhi Leonard noch Paul George oder Rudy Gobert haben ein besseres Defensivrating als Theis. 95 Punkte erzielt der Gegner
Chamäleon Theis
auf 100 Angriffe mit ihm auf dem Feld, die Celtics holen deutlich mehr Rebounds, blocken mehr Würfe und forcieren mehr gegnerische Ballverluste mit ihm. Boston schützt am drittbesten den Ring in der NBA, Abschlüsse in der Zone sind also bei Weitem keine Selbstläufer für das gegnerische Team. Das durften auch die L.A. Clippers erfahren – sie erzielten bei ihrem äußerst knappen Sieg gegen die Celtics trotz Verlängerung lediglich 107 Punkte in 53 Spielminuten. „Theis hat es perfektioniert, rückwärts zu springen und in der letzten Sekunde noch den Ball zu blocken“, sagt Experte Scalabrine. „Seine Positionierung in der Verteidigung ist unglaublich, genauso seine Variabilität in der Pick-and-RollDefense! Das ist bei Weitem keine einfache Sache in der NBA, so gut zu verteidigen. Er spielt jetzt seit einigen Jahren für Brad Stevens und weiß, wann er switchen soll und wann nicht. Ich bin sehr beeindruckt von Theis’ Defensivarbeit in dieser Saison!“ Mit Al Horford, Aron Baynes und Daniel Theis waren die Boston Celtics in der vergangenen Saison auf der Centerposition fast schon überqualifiziert. Horford war mit seinen herausragenden Spielmacherfähigkeiten gesetzt, Baynes und Theis konkurrierten um die restliche Spielzeit. Mit Enes Kanter als Post-Scorer, Robert Williams als explosivem Pick-andRoll-Spieler und Daniel Theis als smartem Playmaker mit Defensivfähigkeiten scheinen die Grünen auch 2019/20 einen sehr guten Mix gefunden zu haben. Eine Top-Ten-Platzierung in Offensive wie Verteidigung weist diese Qualität aus – mit Daniel Theis als elementarem Bestandteil der Celtics-Rotation. Wer hätte das gedacht? redaktion@fivemag.de
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Theis macht in diesen drei Saisons sowohl individuell als auch im Kollektiv mehrere große Schritte nach vorne. Mit Bambergs Individualtrainer Stefan Weissenböck feilt er konstant an seinem Wurf, bis heute arbeiten die beiden im Sommer zusammen. Deutlich häufiger als in den Vorjahren setzt Theis in der ersten Bamberger Saison zum Wurf aus dem Pick-and-Pop an und trifft im zweiten Jahr wettbewerbsübergreifend starke 36 Prozent seiner Dreierversuche. Eine weitere Dimension in seinem Spiel entwickelt sich von Jahr zu Jahr weiter: Die Passfähigkeiten werden immer besser, erstmals erzielt er mehr als einen Assist pro Spiel. Im dritten Jahr kann sich der inzwischen 24-Jährige erstmals auf die Belastung einer langen NBASaison einstellen: Die Euroleague führt den Ligabetrieb ein, Daniel Theis sprintet (meistens von der Bank kommend) in ganzen 74 Spielen über das Feld. Fast zehn Punkte, fünf Rebounds und etwas mehr als ein Block springen bei 19 Minuten Spielzeit für den Deutschen 2016/17 heraus.
Fotos: Michael Gonzales/NBAE via Getty Images
Die Boston Celtics nutzten in dieser Saison bis Redaktionsschluss drei verschiedene Startaufstellungen, in denen Daniel Theis zum Einsatz kam. Wir haben sie uns einmal genauer angeschaut und gesehen: Theis kann verschiedene Stile spielen.
Kemba Walker, Marcus Smart, Jayson Tatum, Jaylen Brown, Daniel Theis: Offense 102, Defense 93,7
Walker, Smart, Tatum, Gordon Hayward, Theis: Offense 104, Defense 89
Vier Playmaker und ein Blocksteller, das ist die Idee dieser Aufstellung. Kein Lineup der Celtics hat eine bessere Assistrate vorzuweisen, auch weil Theis den Extrapass spielen kann. Entweder Tatum oder Brown spielen in dieser Formation gegen einen körperlich unterlegenen Small Forward, und Coach Brad Stevens weiß das offensiv auszunutzen.
Wenn Gordon Hayward von seiner Daumenverletzung zurückkommt, werden die Celtics wieder auf ihr „Shooting-Lineup“ setzen. Eine Trefferquote von 55 Prozent kann sich definitiv sehen lassen, Hayward ist mit seiner Geschwindigkeit abseits des Balles von einem Power Forward nur schwer zu verteidigen. Überraschend ist die gute Reboundrate von insgesamt 57 Prozent trotz Größennachteilen – da hat bestimmt Marcus Smart seine Finger im Spiel!
Walker, Brown, Tatum, Hayward, Theis: Offense 120, Defense 87 Mit dieser Aufstellung geht die Post ab! Eine Pace von 105 ist im oberen NBA-Viertel der Spielgeschwindigkeit anzusiedeln. Problematisch wird es hier jedoch beim defensiven Rebound, fast 55 Prozent aller Abpraller landen beim Gegner. Positiv ist die geringe Ballverlustrate, gerade gegen langsame Teams wie zum Beispiel Orlando oder Denver könnte dieses Lineup für mächtig Furore sorgen.
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Ja, wir nennen das den „Marcin-GortatScreen“! Der hat diese Blöcke jahrelang gesetzt. Ich habe gesehen und auch selbst gespürt, wie effektiv das ist. Viele körperlich große Teams setzen diese Blöcke so. Ich muss ja nicht immer beim Pick-and-Roll selbst scoren – wenn ich dem Guard einen leichten Layup ermöglichen kann, ist das genauso effektiv.
„Das Gefühl dafür, was gerade gebraucht wird, kommt über die Jahre“
FIVE: Daniel, du bist bei allen erweiterten Statistiken ganz weit vorne bei den Celtics. Ob „Deflections“ (abgefälschte Pässe) in der Verteidigung oder „ScreenAssists“ (das Freiblocken von Werfern) im Angriff – du hilfst deinem Team, ohne dabei immer selbst zu punkten. Wie gehst du an das Spiel heran, und wie hast du das ausgebildet? Daniel Theis: Man sieht, was wir für Leute im Team haben, meine Rolle war es noch nie, der große Scorer zu sein. Ich habe in den vergangenen zwei Jahren von Al Horford lernen können, wie ich für mein Team da sein und in verschiedensten Bereichen helfen kann. Ob Kemba Walker, Jayson Tatum, Gordon Hayward oder Jaylen Brown – wir haben so viele Leute, die scoren können. Ich würde mir selbst wehtun, wenn ich mich über die Punkte definieren würde und schwierige Würfe nehme, die gar nicht in mein Spiel passen! Ich versuche dem Team zu helfen und eine konstante Rolle zu haben. Coach Brad Stevens vertraut mir wichtige Minuten in großen Spielen an, und ich probiere, das Team defensiv zusammenzuhalten. Als Blocksteller hast du dir ein sehr großes Repertoire erarbeitet, setzt manchmal einen harten Block, damit
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Du hast also die beste Art, im Weg zu stehen, noch weiter perfektioniert? Genau! (lacht)
der Guard den Drive nutzen kann, und im nächsten Angriff kommt dann der „Speed Block“ mit kurzem Kontakt und schnellem Abrollen. Im Postup täuschst du manchmal einen Abschluss an und gehst danach zum Handoff an die Dreierlinie. Wie bist du als Blocksteller so kreativ geworden? Es kommt auf den Mitspieler und die Situation an. Wenn ich sehe, dass Kemba ein, zwei, drei Würfe trifft, werden viele gegnerische Teams beim Pick-and-Roll „blitzen“ (aggressiv mit dem Verteidiger von Theis Walker angreifen, d. Red.) oder doppeln, und dann muss ich schnell aus dem Block raus, um anspielbar zu sein. Wenn Kemba zu seinen Lieblingspositionen will, um dort zu werfen, setze ich einen harten Block und rolle langsam ab. Das Gefühl dafür, was gerade gebraucht wird, kommt über die Jahre. Ich weiß, mit wem ich wie was machen möchte. Marcus Smart spielt Pick-and-Rolls eher langsam, bei Jaylen Brown geht es etwas schneller. Das ist also mit den Jahren unter Brad Stevens’ System gewachsen. Du bist ebenfalls Experte im „CenterSeal“, du sperrst als Big Man in der Zone effektiv den Weg für deinen zum Korb ziehenden Mitspieler frei …
Al Horford hatte in der vergangenen Saison die zweitmeisten Ballberührungen der Celtics nach Kyrie Irving, jetzt hast du deutlich mehr „Touches“. Gerade nach dem kurzen Abrollen hast du schon früher in der Bundesliga sehr gute Pässe gespielt. Wie würdest du dein Playmaking inzwischen einschätzen? Zuerst muss man sagen, dass wir offensiv umgestellt haben, weil wir mit Al noch deutlich langsamer gewesen sind. Er hatte viele Touches, war eigentlich der Point Guard auf der Centerposition und hat viel bewegt. Jetzt möchten wir mit Schnelligkeit attackieren, wir sind so athletisch auf der Centerposition. Wenn der Gegner scort, werfen wir den Ball gar nicht mehr unter dem Korb ein. Wir sollen sofort das Feld runtersprinten und Tempo machen. Im Setplay weiß ich, dass Leute doppeln und ich den nächsten Pass bekomme. Ich rolle dann nur kurz ab und muss dann ein Play machen. Ich muss die Verteidigung lesen, wer wo was macht, und dann die richtige Entscheidung treffen. Natürlich gehört auch das Scouting des Gegners dazu, damit man weiß, welches Team von wo die Hilfe schickt. Ich hatte mit Andrea Trinchieri in Bamberg einen Coach, der mir reingeprügelt hat, wie ich das Spiel lesen muss (lacht). Das Wichtigste ist für mich, die Ruhe zu bewahren und das richtige Play zu machen. Auch die Variante, dass du dich abrollst und dann sofort wieder nach oben für den nächsten Block sprintest … … ja genau, ich glaube, das ist einfach diese europäische Spielweise. Nicht unbedingt als Großer unter dem Korb stehen zu bleiben und auf den Ball zu warten. Im Zweifel laufe ich lieber dreimal hoch und runter, um irgendetwas zu machen, damit sich die Leute bewegen. Wenn zehn Leute einfach nur rumstehen und den Ball anstarren, und einer spielt den Scorer, ist das schwierig. Dann wärst du auch ein Stück weit vielleicht als Spieler verschenkt … Genau, ich glaube, das passt so einfach nicht in unser System rein. Manchmal möchte man den Switch erzwingen. Aber so, wie wir jetzt agieren, passt es gut. Wir spielen schnell, bewegen den Ball verdammt gut, und das macht dann einfach allen Spaß!
Ich würde sogar behaupten, dass mindestens 20 Spieler von damals aus der spanischen ACB in der NBA hätten spielen können. Viele wollten nicht in die NBA wechseln, aber diese Jungs hätten locker eine Backup-Position einnehmen können. Sie waren zwar nicht so athletisch, aber durch die strenge Auslegung der Handchecking-Regel konnten sie sich frei und schnell bewegen.
Fotos: David Surowiecki/Getty Images for SiriusXM
„Jose Garbajosa hat mich fast umgebracht“
Während noch vor 25 Jahren mehr als neunzig Prozent der NBA-Profis USAmerikaner waren, ist inzwischen fast jeder vierte Spieler internationaler Herkunft. Woran liegt das? Das Spiel nähert sich immer mehr an, das sieht man allein an der Pick-andRoll-Rate. Die großen Spieler müssen jetzt in der Lage sein, zu werfen und zu passen. Das war vor fünf Jahren mit den inzwischen veränderten HandcheckingRegeln noch anders, aber jetzt braucht es Spieler, die schnelle Entscheidungen treffen. So wie Daniel Theis, der mit seinen schnell gefundenen Lösungen Jayson Tatum oder Jaylen Brown immer wieder gut in Szene setzt und sie fast „unguardable” für die Verteidiger macht. Der Basketball der 90er und 2000er Jahre war sehr von Isolationen geprägt. Jetzt geht es darum, den Ball von einer Seite auf die andere zu bewegen und die Verteidigung zu Fehlern zu zwingen.
Brian Scalabrine ist einer der beliebtesten Basketball-Kommentatoren in den USA. Die „White Mamba“ arbeitet als TV-Analyst und Experte der Boston Celtics und vertritt gerne lautstark die eigenen Standpunkte. Scalabrine hat über 500 Spiele für New Jersey, Boston und Chicago absolviert und wurde 2008 mit den Celtics NBA-Champion.
Brian Scalabrine: Wir haben in jener Saison in Deutschland gegen Bayern München, in Kroatien und natürlich in Italien gespielt. Da war das Spiel deutlich physischer als in der NBA, aber am meisten hat mich der spanische Basketball beeindruckt! Dort wurde extrem schnell gespielt, und das hat mich an den Spielstil der NBA erinnert.
FIVE: Brian Scalabrine, Sie haben während des NBA-Lockouts 2011 für vier Monate in Treviso (Italien) gespielt. Wie haben Sie den Spielstil der verschiedenen Mannschaften in Erinnerung?
Inwiefern? Die Spieler waren sehr kreativ im Ausnutzen verschiedenster Blockvarianten, Jose Garbajosa hat mich fast umgebracht mit seinen vielen Blocktechniken (lacht).
Luka Doncic konnte sich relativ schnell an den NBA-Basketball gewöhnen, da er viele Spielprinzipien und Systeme bereits aus der Euroleague und der ACB kannte. Der Spielstil der amerikanischen College-Mannschaften ist teilweise deutlich konservativer. Duke hat in der vergangenen Saison unter zehn Prozent Pick-and-Roll gespielt, andere Teams wie Syracuse spielen ausschließlich Zonenverteidigung. Produziert das europäische System letztendlich also die besseren Spieler? Das ist interessant, diese Diskussion hatte ich mit Brad Stevens nämlich ebenfalls. Solange die Spieler in der Lage sind, in einer Offensive das Spiel zu lesen und sich im richtigen Moment mitzubewegen, sind sie gut auf die NBA vorbereitet. Wenn einzelne Teams jedoch ausschließlich Zone spielen, trainieren diese Spieler in der Offensive auch nur gegen die Zonenverteidigung und entwickeln den „Read and React“Skill dann nicht. Tony Bennett von den Virginia Cavaliers lässt zum Beispiel nach diesen Prinzipien spielen: langsame Spielgeschwindigkeit, relativ viele Pickand-Roll-Angriffe mit sehr viel Bewegung abseits des Balles. Man hat in der NBA nicht viel Zeit, die Spieler kommen mit einer Wahnsinnsgeschwindigkeit auf einen zu, da muss man sofort eine Entscheidung treffen. Und da denke ich, dass gute Coaches die Spieler darauf vorbereiten, das ist unabhängig vom System.
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Reset im Big Easy Brandon Ingram hat in drei Jahren bei den Los Angeles Lakers viel erlebt: vom verheißungsvollen zweiten Draftpick über das Durant-Spiegelbild bis hin zum Sidekick von LeBron James. Vollends überzeugen konnte der Forward jedoch nicht. Nach seinem Trade für Anthony Davis und der Rehabilitation wegen eines Blutgerinnsels lebt der 22-Jährige bei den New Orleans Pelicans auf. Text: Manuel Baraniak
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Fotos: Chris Graythen/Getty Images
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in letzter Schrei. Mit sich im Reinen sein. Als Chris Bosh am 26. März 2019 im Mittelkreis der AmericanAirlines Arena in Miami steht, will er noch einmal eine alte Tradition aufleben lassen. Oder vielmehr: aufschreien lassen. „Ich hatte diese Vision: Ich werde euch anschreien – und ich will, dass ihr direkt zurückschreit“, richtet Bosh seine Worte an das Publikum. Er knöpft sein Sakko auf, geht ein paar Schritte, blickt dabei auf die Ränge der ausverkauften Arena und schreit sich viermal mit seinem berühmt-berüchtigten „Come on!“ die Seele aus dem Leib. Nein, das ist kein Pre-GameRitual, das an jenem Tag beim Spiel zwischen den Miami Heat und Orlando Magic über die Bühne geht. Vielmehr ist die Bühne während der Halbzeit für Boshs Abschiedszeremonie bereitet – wird doch sein Heat-Trikot mit der Nummer eins unter die Hallendecke gezogen. Und das zwei Tage nach seinem 35. Geburtstag. Hinter Bosh liegt zu diesem Zeitpunkt ein vierjähriger Kampf: um gesund zu werden, um das frühe Karriereende zu akzeptieren. Ein Blutgerinnsel in Boshs Wade bahnte sich den Weg bis in seine Lunge, was mit einer Lungenembolie schließlich lebensbedrohliche Auswirkungen angenommen hatte. Doktoren und die Heat wollten nichts riskieren – Bosh arbeitete dennoch zunächst an seinem Comeback, um schließlich aber das Karriereende zu akzeptieren. Der letzte Schrei, drei Jahre nach Boshs letztem Spiel, mag da eine reinigende Wirkung haben. Als Brandon Ingram am 10. November 2019 in der Partie gegen die Charlotte Hornets wichtige Würfe in der Crunchtime trifft, die Begegnung als Topscorer beendet und mit den New Orleans Pelicans schließlich mit 115:110 als Sieger vom Parkett geht, schreit Ingram nicht – dabei hätte er allen Grund dazu, emotional zu werden.
Fotos: Stephen Lew/Icon Sportswire via Getty Images
Pause
Als sich Chris Bosh im März dieses Jahres emotional von der NBA-Bühne verabschiedet, muss sich Brandon Ingram mit einer Zwangspause auseinandersetzen – ausgerechnet wegen eines Blutgerinnsels. Beim damaligen Los Angeles Laker wird ein solches im rechten Arm gefunden. „Als ich zunächst davon erfahren habe, war ich schon beunruhigt“, blickt Ingram während der obligatorischen Medienrunde am Saisonende 2018/19 auf seine Diagnose zurück. „Ich habe gehört, wie Leute über die Sache mit Chris Bosh gesprochen haben. Aber mein Umfeld hat mich geerdet und mir geholfen, weiter lächeln zu können.“ Das kann Ingram auch, weil seine Diagnose weit weniger
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schwerwiegend ausfällt als bei Bosh. Die Ärzte gehen nicht davon aus, dass das Blutgerinnsel Ingrams Karriere gefährden wird – geschweige denn, dass es lebensbedrohlich ist. „Eigentlich bestand gar kein Zusammenhang mit Chris Bosh“, macht Ingram klar. „Ich bin aber natürlich froh darüber, dass es frühzeitig entdeckt und alles so geplant wurde, dass ich schnell wieder gesund sein würde.“ Dennoch dauert es bis einen Monat vor dem Start ins Training Camp der aktuellen Spielzeit, ehe Ingram wieder trainieren kann. Dem 22-Jährigen wird bei der Operation eine Rippe entfernt, um das Blutgerinnsel zu beseitigen. Einen Monat lang muss er ruhig liegen, anschließend seine Rückenmuskulatur stärken und seine Körperhaltung verbessern. An Basketball ist da anfangs nicht zu denken. Und das
„Er spielt so, als ob er etwas zu beweisen hätte. Dann sind solche Spielertypen am gefährlichsten.“ Josh Hart -----------
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inmitten einer Zeit, die für Ingram auch sportlich turbulent verläuft. Die Wolken in Form von Trade-Gerüchten über seine Person ziehen schon im Lauf der Saison 2018/19 auf und entladen sich schließlich Ende Juni, als sich ein Tausch zwischen den Lakers und Pelicans um Anthony Davis abzeichnet. Neben Josh Hart und Draftpicks wandert mit Lonzo Ball schließlich ein weiterer zweiter Draftpick nach New Orleans. D’Angelo Russell (2015), Ingram (2016) und Ball (2017): Drei zweite Picks ihrer jeweiligen Draft in Folge haben die Lakers damit getradet. Vertrauen (in die Zukunft) sieht anders aus. Ein solches würde sich Ingram auch in New Orleans erst noch verdienen müssen, so viel war zum Saisonstart klar. Denn über eine vorzeitige Vertragsverlängerung verhandelten beide Partien nicht einmal. Aus der 2016er Draft haben neun Spieler in ihren ersten drei Jahren mindestens zehn Punkte pro Partie
aufgelegt. Mit Ben Simmons, Buddy Hield, Jamal Murray, Taurean Prince, Jaylen Brown, Caris LeVert, Domantas Sabonis und Pascal Siakam haben acht davon nach ihrem Rookie-Vertrag ein höher dotiertes Arbeitspapier verhandelt. Der Einzige, der das nicht getan hat? Brandon Ingram. Innerhalb eines halben Jahres musste er die Diagnose eines Blutgerinnsels samt langwieriger Rehabilitationsphase verkraften. Musste den Trade von Hollywood ins Bayou hinnehmen und die Tatsache, keinen neuen Vertrag in der Tasche zu haben. Außerdem musste sich Ingram Zweifel anhören, ob er überhaupt als zweite Offensivoption in einem Team funktionieren würde. Es wäre also nur allzu verständlich gewesen, wenn Ingram an jenem 10. November nach dem Erfolg über Charlotte emotional geworden wäre. Er hatte allen Grund dazu, seine Freude herauszuschreien. Doch Ingram scheint trotz dieser Turbulenzen in sich zu ruhen. Zu seiner Zwangspause erklärt der Jungspund: „Diese Situation hat mir eine bessere Perspektive auf das Leben im Allgemeinen gegeben. Ohne Basketball wüsste ich nicht, was ich tun sollte. Das bringt mir noch mehr Motivation, ich war so lange vom Game weg … wenn ich jetzt spiele, ziehe ich einen Vorteil daraus. Wenn ich aufs Parkett gehe, ist das einfach ein Spaß für mich.“ Es klingt wie ein Klischee: ein Schicksalsschlag, der einen anders auf das Leben und die Arbeit blicken lässt, aber noch mehr Motivation und damit Höchstleistungen zur Folge hat. Doch nicht jeder hat dazu die Möglichkeit … siehe Chris Bosh. Ingram beschreitet diesen Weg zum Saisonstart in eindrucksvoller Manier: Nicht nur als Topscorer im angesprochenen Spiel gegen die Hornets, als er acht seiner 25 Zähler in den letzten drei Minuten auflegt und bei 68 Sekunden zu spielen den entscheidenden Dreier besorgt. Sondern auch generell mit Basisstatistiken von 25,9 Punkten bei einer Dreierquote von 46,9 Prozent, 7,3 Rebounds, 3,9 Assists und 0,9 Blocks – allesamt Karrierehöchstwerte trotz leicht gesunkener Minutenzahl –, die Ingram zum Kandidaten für die Auszeichnung als „Most Improved Player“ machen.
Rewind
„Fuck, ich hatte einen Lauf“, das ist Ingrams erste Reaktion, als er von seinem Blutgerinnsel erfährt. Es ist weniger die Sorge um die eigene Gesundheit als die Trauer um das Ende seines sportlichen Höhenfluges, die Ingram umtreibt. Denn nach der All-StarPause 2019 legt er in sechs Partien durchschnittlich 27,8 Zähler bei einer Dreierquote von 52,9 Prozent, 7,5
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Rebounds und 2,5 Assists auf – und das an der Seite von LeBron James. „Zeit wurde es“, werden sich viele im Management und Coaching-Stab der Lakers gedacht haben. Denn spätestens nach dem Free-Agency-Coup 2018, als sich James entschied, seine immer noch großen Talente in die „Stadt der Engel“ zu verlagern, waren die Zeiten des weichen Neuaufbaus vorbei. Schnell sollte es jetzt wieder zurück an die Spitze der NBA gehen. Frühzwanziger wie ein Lonzo Ball, ein Kyle Kuzma oder eben Ingram hatten sich da schleunigst zu entwickeln. Zumal vor allem an Ingram eine gewisse Erwartungshaltung gestellt wurde: ein 2,06 Meter großer Flügelspieler mit einer Armspannweite von 2,21 Meter? Muss doch einschlagen – zumal gewisse Parallelen zu Kevin Durant nicht von der Hand zu weisen sind, gerade da der ehemalige MVP selbst meinte: „Ingram ist die erste Person, die ich ansehe und bei der ich das Gefühl habe, in den Spiegel zu blicken.“ Doch das nimmt nicht gerade Druck von einem Jungprofi. Entwickelt hat sich Ingram in seinen drei Jahren bei den Lakers durchaus, doch in die richtige Richtung? Oder besser: in eine Richtung, die zu James passt? James als Offensivmittelpunkt mit dem Ball in der Hand und vier Schützen um ihn herum galt und gilt immer noch als Erfolgsformel. Doch als wirklicher Distanzschütze etabliert sich Ingram in der einen Saison neben James nicht: 1,8 Dreier pro Spiel nimmt der Forward lediglich, eine Quote von 33,0 Prozent ist kein Argument für ein höheres Volumen. Stattdessen versucht er fast 40,0 Prozent seiner Würfe aus der Mitteldistanz. Ingram hatte in seinen drei Jahren bei den Lakers mit stetig veränderten Rollen und Mitspielern zu tun. In der Saison 2016/17 lief er als Rookie noch an der Seite von Spielern wie Nick Young, Luol Deng oder Timofey Mozgov auf. Mit D’Angelo Russell verließ im Sommer 2017 ein talentierter Guard das Team, um mit Lonzo Ball für den nächsten Youngster Platz zu machen. Russells Negativschlagzeilen um einen heimlich gefilmten Nick Young, der einen Seitensprung beichtet, dazu die Seifenoper um den Einfluss eines LaVar Ball: Man könnte seine ersten beiden Ligajahre sicherlich ruhiger verbringen. „Wir als Team haben uns in all den Dingen verfangen, die mit einer Stadt wie Los Angeles abseits des Basketballs einhergehen“, weiß Ingram im Gespräch mit „The Undefeated“ um die Störgeräusche in Hollywood. So schätzt der 22-Jährige die ruhigere Umgebung von „The Big Easy“, wie New Orleans auch genannt wird. „Für mich hat sich alles etwas entschleunigt. Es erinnert mich an North Carolina“, zieht Ingram Parallelen zu seinem Heimatstaat. Ingram wurde nicht
nur in North Carolina geboren, sondern ging dort zur Highschool sowie mit Duke auch ans College. „Das ist mehr meine Geschwindigkeit. Für mich war es also keine große Umstellung.“ Wie schnell das NBA-Business läuft, erfährt Ingram vor allem durch seinen Trade. So viele talentierte Spieler sich bei den Lakers auch befunden haben: Wenn sich die Möglichkeit bietet, einen Franchise-Player zu verpflichten, gilt es zuzuschlagen. So verfährt eine Franchise in einer Star-Liga wie der Association, zumal sich das Meisterschaftsfenster mit einem 34 Jahre alten LeBron James längst öffnen muss. Ingram weiß einen solchen Trade und die Vorboten davon aber in ein positives Licht zu rücken: „In TradeGerüchten aufzutauchen, bedeutet gleichzeitig, dass jemand in der Liga dich haben möchte.“
Fast Forward
Möchte eine Mannschaft wirklich einen Spieler haben, dessen Wurfversuche innerhalb von fünf Minuten einer engen Partie vor allem aus der Mitteldistanz hochgehen? Brandon Ingram hält die Pelicans beim Duell gegen die Brooklyn Nets genau so im Spiel. Vier seiner fünf Würfe aus dem NBA-Niemandsland verwandelt Ingram, der gegen die Nets heiß läuft und mit 40 Punkten einen Karrierebestwert auflegt. Auch wenn er schließlich die 125:135-Niederlage nicht verhindern kann, präsentiert er sein Potenzial als Offensivmittelpunkt. „Er hat alles ihm Mögliche getan, um uns zu helfen, eine Chance auf den Sieg zu haben“, weiß auch Alvin Gentry hinsichtlich der Partie in Brooklyn. Bei „The Athletic“ führt der Pelicans-Coach zudem aus: „Wir bringen ihn einfach in Situationen, in denen er mehr Möglichkeiten hat: um zu scoren oder auch für andere zu kreieren. Sein Selbstvertrauen war schon immer nichts anderes als himmelhoch.“ Auch wenn Ingram in der angesprochenen Crunchtime-Sequenz vermehrt aus der Mitteldistanz abdrückt, setzt er solche Abschlüsse bisher dosiert, vielmehr wohlüberlegt ein. Wenn NetsCenter Jarrett Allen beispielsweise im Pick-and-Roll verteidigt und absinkt, nutzt Ingram ein Dribbling, um sich den nötigen Platz in der Mitteldistanz zu verschaffen. Als Ringbeschützer Allen in der Schlussphase auf der Bank Platz nimmt, attackiert Ingram dann doch bis unter den Korb. „Er ist bislang wirklich unser Heilsbringer. Wenn wir durch solche Flauten in der Offensive gehen, habe ich das Gefühl, dass er immer für einen Korb zur Stelle ist“, sieht Jrue Holiday in seinem Teamkollegen die Rolle des Zielspielers. Entsprechend hat Ingram seine Nutzungsrate stark erhöht – aber gleichzeitig nicht an Effizienz eingebüßt.
Im Gegenteil: Es gibt nur vier Spieler in dieser Saison, die bei einer Nutzungsrate von mindestens 29 Prozent eine TrueShooting-Quote von 60 Prozent oder mehr aufweisen: Neben James Harden, Giannis Antetokounmpo und Luka Doncic ist dies Brandon Ingram. Dem Forward hilft dabei das Vertrauen in den Dreier: 5,4 Distanzwürfe pro Partie – dreimal so viele wie in den vorherigen beiden Spielzeiten – hat Ingram zu Saisonbeginn genommen, zu 46,9 Prozent hat er seine Würfe von Downtown verwandelt. Jeder vierte seiner Abschlüsse kommt aus dem SpotupBereich, wo er sich ligaweit im Perzentil von 96,4 bewegt! Dies liegt sicherlich auch am Offensivsystem von Gentry: Nur ein Team verzeichnet pro Partie mehr Pässe in der Liga, keine Mannschaft bewegt den Ball dabei schneller – so kommt auch Ingram zu einigen offenen Würfen. In einem Team mit Jrue Holiday und Lonzo Ball wird Ingram dosierter am Ball eingesetzt als noch bei den Lakers – was er für eine höhere Effizienz nutzt. Der Neu-Pelikan schätzt New Orleans als eine „bessere Umgebung“ als Los Angeles, was basketballerisch auch am System sowie am Selbstvertrauen in seine Person liegt. „Vielleicht werde ich an einer etwas längeren Leine gehalten, aber in dieser Offensive hat jeder die Freiheiten, das zu tun, was er will“, schätzt Ingram bei „The Undefeated“ das spielerfreundliche System Gentrys ein. Das kann ein Spieler mit Selbstvertrauen umso mehr nutzen. Einer, der es wissen muss, ist Josh Hart – der ebenfalls in den DavisTrade involviert war. „Er spielt so, als ob er etwas zu beweisen hätte. Dann sind solche Spielertypen am gefährlichsten“, erklärt Hart. Dass Ingram eine solche Gefahr ausstrahlt, werden sich die Pelicans in der Offseason nicht ausgemalt haben – zumal der Hype um die Wasservögel sich doch auf Top-Pick Zion Williamson konzentriert hatte. Der hatte bei Redaktionsschluss aber noch kein Spiel absolviert. Womit sich für Ingram die Frage nach der Rolle erneut stellen könnte. Bislang agiert der 86-Kilo-Schlaks fast ausschließlich auf der Vier, wo er zumindest offensiv Mismatch-Potenzial ausstrahlt – wenn er auch zu selten den Weg an die Linie findet. Wie wird Gentry in Zukunft Williamson und Ingram miteinander paaren? Zion Williamson, Anthony Davis, LeBron James. Um keine Spieler wurde bei deren Ligaeintritt in den letzten Jahren mehr Hype veranstaltet. Brandon Ingram ist mit allen drei verbunden. „Don’t believe the hype“ wäre bei der Qualität jenes Trios zwar nicht angebracht, aber Ingram wird nach dem, was er in seinen drei Jahren in der Liga erlebt hat, unabhängig davon einfach sein Spiel spielen. Nicht im Schnellvorlauf, sondern mit seiner Geschwindigkeit. redaktion@fivemag.de
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A Basketball S tor y Ein Name, der verpflichtet: Cole Anthony ist nicht nur Star-Freshman und Hoffnungsträger in Personalunion bei den North Carolina Tar Heels. Der Top-Favorit auf den ersten Pick der NBA-Draft 2020 ist auch der Sohn des früheren NBAGuards Greg Anthony und schickt sich an, ab der nächsten Saison in die Fußstapfen seines Vaters zu treten … und ihn dabei klar zu überflügeln. Fotos: Grant Halverson/Getty Images
Text: Torben Adelhardt
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s war ein elektrisierender Augenblick. Als der Ball seinen Weg durch die Reuse fand, stand das Dean Smith Stadium kollektiv kopf. Über 20.000 Menschen, die sich von ihren Plätzen erhoben – sofern sie zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch saßen – und deren Jubel zu einem überwältigenden Orkan der Euphorie wurde. Durch einen erfolgreichen Dreipunktewurf ihres Point Guards gingen die North Carolina Tar Heels mit 73:57 in Führung. Ein 16-Punkte-Vorsprung, dem die Notre Dame Fighting Irish an diesem Abend nichts mehr entgegenzusetzen hatten. Der Wurf kam zwar vier Minuten vor der Schlusssirene – doch er bedeutete de facto das Ende. Ein „Dagger“, wie er im Buche steht. Der getroffene Dreier sorgte auf den Zuschauerrängen nicht nur unter den UNC-Studenten und -Fans für Jubelstürme. Auch der frühere NBA-Profi Greg Anthony erhob sich mit einem breiten Grinsen von seinem Stuhl, als der Distanzwurf des Athleten mit der Trikotnummer zwei nichts als Nylon fand. Es waren die Punkte 32, 33 und 34 für den UNC-Aufbauspieler, und sie besiegelten gleichermaßen den ersten Sieg der neuen Spielzeit wie auch den Punkterekord für einen Debütanten im hellblauen Trikot der legendären Universität aus Chapel Hill. Greg Anthony ist in den amerikanischen Sporthallen zu Hause, er arbeitet seit über 15 Jahren als Experte und Kommentator für verschiedene TV-Anstalten und hat in dieser Zeit viele Glanzleistungen auf dem Basketballparkett hautnah miterlebt.
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Dass er sich von dem Geschehen auf dem Feld in diesem Fall so mitreißen ließ, hängt damit zusammen, dass der explosive Punktesammler kein x-beliebiges NBA-Talent ist. Bei dem UNC-Freshman handelt es sich um Cole Anthony, seinen 19-jährigen Sohn. Die ESPN-Kameras schwenkten an diesem Abend mehr als nur einmal auf die Tribüne zum stolzen Senior. Denn am Ende standen für Cole Anthony 34 Punkte, elf Rebounds und fünf Assists zu Buche. Der Guard traf zwölf seiner 24 Feldwürfe, darunter sechs Dreier bei elf Versuchen. Allein in der zweiten Halbzeit waren es 23 Punkte, mit den Back-toback-Dreiern in der 36. Spielminute als faszinierende Schlusspunkte. „Cole hat uns heute getragen“, zollte UNC-Headcoach Roy Williams nach der Partie seinem Schützling Respekt. „Wir können uns aber nicht darauf verlassen, dass Cole der einzige Spieler ist, der tough genug ist, um einen Rebound zu holen oder einen Wurf zu treffen. Doch das war heute schon ziemlich beeindruckend, um es vorsichtig auszudrücken.“
Nummer zwei
Das NCAA-Debüt von Cole Anthony wurde von den NBA-Scouts und CollegeBasketballfans mit Spannung erwartet. Anthony gilt als talentiertester Playmaker seines Jahrgangs, ESPN positionierte ihn an zweiter Stelle seines HighschoolJahrgangs – nur James Wiseman stand vor ihm. Und Anthony enttäuschte nicht. „Seine beiden Dreier waren natürlich entscheidend. Ich fand, dass wir eigentlich ein gutes Spiel gezeigt haben und bereit waren zu kämpfen. Aber Anthony
hatte dann einfach einen Lauf. Das kennen wir von ihm auch schon vom AAU-Level. Ihr hattet es von ihm vielleicht vorher noch nicht gesehen. Aber heute war es wieder so weit, und das hat den Unterschied gemacht“, kommentierte der Trainer von Notre Dame, Mike Brey, das Spiel auf der Pressekonferenz. Dass die beiden Übungsleiter den Spielausgang auf die individuellen Fähigkeiten von Anthony herunterbrachen, kommt nicht von ungefähr. Der gebürtige Portlander spulte 37 Minuten ab. Als Anthony für drei Minuten auf der Bank Platz nahm, legten die Fighting Irish einen 12:2-Lauf hin ... Nummer zwei war der Unterschied. Der umjubelte Freshman selbst ließ sich zu keinem PartyStatement hinreißen. „Es ist cool, aber ich werde das heute Nacht nicht feiern, sondern nur glücklich sein. Wir haben morgen wieder Training. Wir müssen uns wieder fokussieren, am Freitag steht die nächste Partie an.“ Abgeklärte Phrasendrescherei statt euphorisierter Selbstbeweihräucherung? Seinem Duktus nach zu urteilen, ist Anthony eher ein 30-jähriger NBA-Veteran als ein 19-jähriger College-Frischling. Doch genau diese Professionalität, Zielstrebigkeit und Fokussierung auf das Wesentliche zeichnet ihn aus und hebt ihn vom Rest des kommenden Draft-Jahrgangs ab. Um den Menschen Cole Anthony zu verstehen und seinen Karriereweg zu prognostizieren, lohnt sich ein Blick auf die BasketballSozialisation des NBA-Talents und wie der UNC-Freshman aufwuchs.
Fotos: Grant Halverson/Getty Images
Kein „Gossip Girl“
Cole Anthony erblickte am 15. Mai 2000 das Licht der Welt. Sein Vater spielte zu diesem Zeitpunkt für die Portland Trail Blazers in den NBA-Playoffs gegen die Utah Jazz und legte für die Geburt des Erstgeborenen eine Pause vom Spielbetrieb ein. „Wir haben an einem Freitag gespielt, und ich bin am nächsten Tag direkt zurück nach Oregon geflogen. Die Geburt verlief jedoch nicht komplikationslos, da sich die Nabelschnur um seinen Hals gewickelt hatte. Es war eine sehr beängstigende Situation, aber glücklicherweise ist er dann gesund zur Welt gekommen. Es war sehr emotional“, blickt der Senior im Interview mit „The Undefeated“ auf den Geburtsakt zurück. Greg Anthony gehörte in den 90er Jahren zu den besten Verteidigern auf der Point-Guard-Position und leistete als Rollenspieler bei den New York Knicks von 1991 bis 1995 unter Headcoach Pat Riley wertvolle Einsatzminuten im Backcourt. Seine erfolgreichste Zeit, zumindest auf individueller Ebene, erlebte Anthony in seinen zwei Jahren bei den Vancouver Grizzlies. In der kanadischen Metropole fungierte „G-Money“ als Vollzeitstarter auf der Eins und brachte in seinen beiden Saisons durchschnittlich 11,7 Punkte, 6,6 Assists und 1,9 Steals auf den Spielberichtsbogen. Über die Stationen Seattle, Portland und Chicago landete Anthony 2002 in Milwaukee, wo er im Alter von 35 Jahren seine aktive Sportlerkarriere beendete. Anthony blieb dem NBA-Zirkus danach in seiner Funktion als TV-Experte und -Kommentator treu und zog mit seiner Familie an die Ostküste. Cole Anthony wuchs in Manhattan auf und erlebte eine Kindheit, die man durchaus als privilegiert beschreiben könnte. Während Vater Greg in der Medienwelt tätig war, verkehrte seine Mutter, Crystal McCrary-McGuire, als Autorin und Filmemacherin ebenfalls in den elitären Kreisen von New York. Der Journalist Rob Dauster vergleicht in seinem Porträt über Cole Anthony die Lebenswelt des Heranwachsenden mit einer Episode von „Gossip Girl“, der TV-Serie über eine Clique neureicher Teenager aus der Upper East Side von New York. „Es wäre für Cole leicht gewesen, sich der Elite von New York anzuschließen und ein sorgenfreies Leben zu führen. Doch das tat er nicht“, führt der NBC-Reporter in seinem Artikel aus. „Meine Eltern haben mich auf die richtige Weise erzogen. Sie haben mir nichts geschenkt – außer dem Wissen, dass man sich im Leben die Dinge selbst hart erarbeiten muss“, erklärt Anthony selbst. Er stammt aus einem Elternhaus, das in keiner Weise der stereotypischen Geschichte des erfolgshungrigen NBATalents entspricht, für das der Sport einen
Weg aus ärmlichen Verhältnissen darstellt. Doch allzu viele Privilegien lernte Anthony trotzdem nicht kennen. Es gab keine geschenkte Kreditkarte, seine Klamotten
„Meine Rolle ist die des Anführers. Ich versuche von allem etwas zu bringen. Dazu gehört das eigene Punkten sowie meine Mitspieler in Szene zu setzen und ultimativ einfach das Spiel zu gewinnen.“ -----------
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und Handys musste Anthony von seinem eigenen Ersparten kaufen. Ein gesteigertes Interesse an materiellen Dingen kann man ihm ohnehin nicht nachsagen. „Ich bin am glücklichsten, wenn ich Basketball spiele. Und ich möchte es in die NBA schaffen und für den Rest meines Lebens Basketball spielen“, erklärte
er als pausbäckiger Elfjähriger. Damals produzierte seine Mutter gemeinsam mit dem NBA-Profi Amar’e Stoudemire die Dokumentation „Little Ballers“.
Im Zentrum der TV-Produktion steht das AAU-Team namens New Heights, dem Cole Anthony zu dieser Zeit angehörte. Seine klaren Worte überraschten McCrary-McGuire als Regisseurin und Mutter gleichermaßen. „Ich hatte zuvor noch nie mit Cole darüber gesprochen“, zeigte sie sich verwundert ob der Wünsche ihres Sohns. Auch für seinen Vater kam diese Äußerung mehr als überraschend. Denn der Zögling war zu diesem Zeitpunkt kein Übertalent, das seine Altersgenossen überragte und dominierte. „Um ehrlich zu sein: Er war kein sonderlich guter Basketballer“, berichtet Greg Anthony rückblickend. Was den elfjährigen Cole Anthony jedoch von seinen Teamkollegen und auch der innerstaatlichen Konkurrenz unterschied: Willensstärke und Intensität. Getreu dem Motto „Hard work beats talent if talent doesn’t work hard“ ordnete Anthony frühzeitig dem Basketballsport alles andere unter. In unzähligen Stunden harter Trainingsarbeit verbesserte er sein Spiel – in Zusammenarbeit mit Privattrainern, die er selbst anfragte und buchte. Als sich schließlich die Attribute Athletik, Basketballskills und Motivation auf einem hohen Level anzugleichen begannen, nahm der Aufstieg von Anthony zum heißesten Point-Guard-Talent seines Jahrgangs deutlich an Fahrt auf.
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N.Y. State of Mind
Die Archbishop Molloy Highschool im New Yorker Stadtteil Queens gehört zu den bekannteren Adressen im USHighschool-Basketball. Mit Kenny Smith und Kenny Anderson besuchten zwei New Yorker Basketball-Legenden und spätere NBA-Profis die katholische Schule. 50 Jahre lang stand Coach Jack Curran an der Seitenlinie der Basketball- und Baseballmannschaften der Schule und gehört zu den erfolgreichsten HighschoolTrainern des Landes. Es ist also ohne Zweifel eine geschichtsträchtige Highschool, und Cole Anthony fügte während seiner drei Jahre an der Archbishop Molloy weitere rekordträchtige Kapitel hinzu. So stand Anthony in seinem ersten Spiel direkt als Point Guard in der Starting Five – das schafften weder Anderson noch Smith. Am Ende seiner Premierensaison standen für den New Yorker im Schnitt 16,9 Punkte und 6,9 Rebounds zu Buche. Sechsmal legte Anthony über 20 Punkte auf, sein Punkterekord lag in dieser Spielzeit bei 28 Zählern – überragende Zahlen für einen 15-Jährigen, der als primärer Dribbler agierte. „Er ist der beste Point Guard, den ich seit Stephon Marbury gesehen habe“, kommentierte Joe Arbitello, der als Highschool-Trainer seit 1990 im New Yorker Basketballsport zu Hause ist. Die Lobeshymnen auf den neuen Stern am New Yorker Basketball-Firmament sollten in der Folgezeit nicht abreißen. Als Sophomore führte Anthony seine Mannschaft bis ins Staatsfinale und schraubte seine persönlichen Statistiken weiter auf 20,7 Punkte, 7,8 Rebounds und 5,8 Assists nach oben. „Meine Rolle ist die des Anführers. Ich versuche von allem etwas zu bringen. Dazu gehört das eigene Punkten sowie meine Mitspieler in Szene zu setzen und ultimativ einfach das Spiel zu gewinnen“, kommentierte Anthony nach seiner neuen Karrierehöchstleistung von 31 Punkten beim Sieg gegen das Team von Iona Prep. Aufgrund seiner spektakulären Spielweise inklusive athletischer Abschlüsse in Korbnähe kamen zu dieser Zeit auch die ersten Russell-WestbrookVergleiche auf, in den Recruiting-Rankings der Experten von ESPN und 247Sports.com kletterte Anthony stetig in Richtung Spitze seines Jahrgangs. Nach seinem Junior-Jahr, das er mit 23,4 Punkten, 7,8 Rebounds und 4,1 Assists pro Spiel sowie einigen persönlichen Auszeichnungen abschloss, war sein Name weit über die Stadtgrenzen von New York hinaus bekannt. Für sein letztes Highschool-Jahr wechselte Anthony die Schule und schloss sich einer der prestigeträchtigsten Akademien des Landes an: der Oak Hill Academy. Dort gingen bereits NBA-Stars wie Carmelo Anthony, Kevin Durant,
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Jerry Stackhouse und Rod Strickland auf Korbjagd. Eine prominente Ahnenreihe, in die sich Anthony auf spektakuläre Weise nach der Saison 2018/19 einfügte. Mit 18,5 Punkten, 10,2 Rebounds und 10,2 Assists legte der Playmaker im Schnitt ein TripleDouble auf – als erster Spieler an der Oak Hill Academy. Auch wenn Anthony mit seiner Mannschaft im Halbfinale der GEICO Highschool Nationals ausschied und in seiner letzten Highschool-Partie mit elf Punkten einen schwachen Abend erwischte, hatte er längst den Ruf als
bester Guard seines Jahrgangs und NBA-Talent zementiert. Die Top-Universitäten standen Schlange, um Anthony von einem Engagement an ihrer Schule zu überzeugen. Roy Williams (UNC), Dana Altman (Oregon), Patrick Ewing (Georgetown) und John Beilein (damals Michigan) sahen sich seine Spiele mehrmals persönlich an, KansasJayhawks-Headcoach Bill Self sprach ebenfalls mit ihm. Seine Wahl fiel schließlich auf die North Carolina Tar Heels und somit auch
auf Roy Williams und dessen favorisierten Fastbreak-Stil.
Fotos: Grant Halverson/Getty Images
Hoffnungsträger in Chapel Hill
Die North Carolina Tar Heels erlebten in diesem Sommer tiefgreifende Kaderänderungen. Mit Coby White, Cameron Johnson, Nassir Little, Luke Maye und Kenny Williams verließen fünf der sechs besten Scorer des letztjährigen Teams den Campus in Chapel Hill. Umso bedeutender war die Entscheidung Anthonys für UNC, die erst im vergangenen April erfolgte. „Wir haben die Entscheidung öfters verschoben“, erklärt er. „Wir haben uns andere Universitäten angeschaut, aber am Ende bin ich immer wieder gedanklich nach Carolina zurückgekommen. Es fühlt sich hier für mich nach Familie an.“ Anthony ist seit der ersten Trainingseinheit der unumstrittene Anführer des Teams und orchestriert als Point Guard die UNC-Offensive. Nach den ersten vier Saisonspielen, in denen die Tar Heels ihre weiße Weste wahrten, gehört die Uni laut KenPom.com sowohl bei der offensiven (11.) als auch bei der defensiven (13.) Effizienz zu den Top 15 des Landes. Gemeinsam mit seinem Freshman-Kollegen Amando Bacot (10,3 Punkte) und Junior-Forward Garrison Brooks (12,0) führt Anthony den Angriff der Tar Heels an. Nach seinem 34-Punkte-Debüt ließ der Freshman-Guard zwei weitere Spiele mit mindestens 20 Punkten folgen. Gegen die Elon Phoenix erlebte Anthony in seiner vierten NCAA-Partie den ersten Durchhänger: Neun Punkte bei schwacher Quote (4 von 14 aus dem Feld) standen am Ende der Partie auf dem Scoreboard hinter seinem Namen. Keiner seiner fünf Dreier fand Nylon, doch Anthony schaffte es, seiner Mannschaft anderweitig zu helfen. Er war aggressiv in der Defensive, zeigte eine gute Beinarbeit bei der Verteidigung von gegnerischen Drives und setzte mit einem Block am eigenen Korb ein Ausrufezeichen. Mit acht Assists legte er zudem seinen bisherigen NCAA-Bestwert auf. „Mein Wurf fiel nicht, also verschob sich mein Fokus darauf, meine Teamkollegen in gute Abschlusspositionen zu bringen und ihnen die Bälle zu servieren“, erklärte Anthony den Pressevertretern später. Tatsächlich hat der Point Guard derzeit noch Probleme, gegen eine Verteidigung effizient zu punkten, die sich auf ihn konzentriert. Neben Anthony gibt es bei den Tar Heels keinen anderen Spieler, der sich seinen eigenen Wurf im Halbfeld aus dem Dribbling heraus kreieren kann. Seine Trefferquoten direkt am Korb (45 Prozent) sowie von der Freiwurflinie (66 Prozent) sind ausbaufähig und drücken im Moment seine Gesamteffizienz nach unten. „Ich muss einfach weiter an meinem Wurf arbeiten,
am besten gehe ich heute Abend noch in die Halle“, scherzte Anthony nach dem Elon-Spiel. Der 1,91-Meter-Aufbauspieler reagierte in diesem Moment mit Humor auf seinen dürftigen Shooting-Auftritt, doch es würde kaum überraschen, wenn der arbeitswütige Anthony spontane ShootingDrills eingelegt hätte.
„Er spielt nicht methodisch, nicht nach Schema F. Er sieht Situationen, bevor sie überhaupt erst entstehen. Das ist eine besondere Eigenschaft, die alle großen Spieler haben: die Fähigkeit, die Dinge zwei, drei Schritte im Voraus zu sehen.“ Greg Anthony ----------Der Prototyp?
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„Ich denke, dass Cole der prototypische moderne NBA-Aufbauspieler ist. Er bringt alles mit, was nötig ist, um die Point-Guard-Position auf höchstem Niveau zu spielen“, sagt Greg Anthony. „Er ist das, was ich einen ‚natürlichen Basketballspieler‘ nenne. Er spielt nicht methodisch, nicht nach Schema F. Er sieht Situationen, bevor sie überhaupt erst entstehen. Das ist eine besondere Eigenschaft, die alle großen Spieler haben: die Fähigkeit, die Dinge zwei, drei Schritte im Voraus zu sehen.“
Greg Anthony könnte als Spielervater nun begrenzte Objektivität unterstellt werden. Nichtsdestotrotz trifft der frühere Knickerbocker mit seinen Aussagen den Nagel auf den Kopf. Cole Anthony bringt tatsächlich die Fähigkeiten eines modernen NBA-Aufbauspielers mit. Er zeigt ein gutes Gespür in Pickand-Roll-Situationen, kann gegnerische Verteidigungen lesen und die richtigen Entscheidungen im Bruchteil von Sekunden treffen. Seine stärkste Waffe ist jedoch sein Sprungwurf, den er auf verschiedene Weisen anbringen kann. So traf er beim NCAA-Debüt seine Dreier nach einem Stepback im Eins-gegen-eins, aus dem Dribbling nach einem Block an der Dreierlinie oder auch aus dem Catch-and-Shoot. Gepaart mit einem explosiven ersten Schritt, zahlreichen Dribble-Moves und einer guten Körperkontrolle bei Floatern und Korblegern ist Anthony der ideale Spielmacher. „Er hat enormes Potenzial als Point Guard in einer Liga, die Playmaker schätzt, die selbst scoren können“, beschreibt College-Basketball-Experte Gary Parrish in seiner aktuellen Mockdraft für CBS. Zum jetzigen Zeitpunkt ist das Rennen um den ersten Pick der NBA-Draft 2020 allerdings noch nicht entschieden. Neben Cole Anthony werden in den populärsten Draft-Portalen noch Anthony Edwards (Georgia), James Wiseman (Memphis) und LaMelo Ball (Illawarra Hawks, NBL) als Kandidaten genannt. Doch wie Parrish richtigerweise bemerkt, sind in der NBA vor allem Playmaker gefragt, die in der Offensive gleichermaßen effizient scoren wie auch für andere Spieler kreieren können – so wie es Cole Anthony in den vergangenen Jahren auf allen Ebenen, auf denen er spielte, gezeigt hat. „Er liebt das Spiel genauso sehr, wenn nicht sogar mehr als ich. Ich denke, je besser er bislang geworden ist, desto mehr wollte er sich danach wiederum steigern“, sagt Greg Anthony. „For the love of the game“ … in sehr vielen Fällen ist diese Liebesbekundung kaum mehr als eine Plattitüde, die irgendwo zwischen NBAMarketingkampagne und inhaltsleerer Floskel einzuordnen ist. Doch bei Cole Anthony ist die Liebe zum Basketballsport evident – und sie scheint die Energiequelle zu sein, die seinen inneren Motor am Laufen hält. Vom elfjährigen Hauptdarsteller einer Basketball-Doku bis hin zum 19-jährigen Starspieler der North Carolina Tar Heels – Cole Anthony hat in den vergangenen acht Jahren eine konstante Entwicklung genommen, die noch lange nicht beendet ist. Spektakuläre Spielszenen und Standing Ovations dürften auch in den NBA-Arenen garantiert sein. redaktion@fivemag.de
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Cass Omri euroleague
Omri
Casspi
Zurück zur Energie Europas
Nach zehn Jahren in der NBA ist Omri Casspi wieder dort, wo alles begann. Der Power Forward war der spektakulärste Transfer von Maccabi Tel Aviv und soll das Spitzenteam seines
Heimatlandes zurück zu alter Glorie führen. Im Interview mit FIVE erklärt Casspi, wie er die
Entwicklung der Euroleague und seines Heimatvereins erlebt, was er in der NBA immer vermisst hat und wann und wo seine große Karriere enden soll. Text und Interview: Peter Bieg
Fotos: Seffi Magriso/Euroleague Basketball via Getty Images
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or etwas mehr als zehn Jahren begann die NBA-Karriere von Omri Moshe Casspi, geboren am 22. Juni 1988 im israelischen Holon. Denn im Sommer des Jahres 2009 drafteten ihn die Sacramento Kings an 23. Stelle. Ein 2,06 Meter großer Forward, technisch beschlagen, athletisch solide, mit Wurf, Einsatz beim Rebound und ohne Ego – Casspi war damit zunächst der erste Israeli, der jemals in der ersten Runde der NBA-Draft ausgewählt wurde. Wenige Wochen später war er dann auch der erste Israeli, der je in einem NBA-Spiel auflief. Seine Rookie-Saison für die Kings, die Spielzeit 2009/10, sollte zugleich eine seiner individuell stärksten Kampagnen in der NBA werden: 10,3 Punkte und 4,5 Rebounds erzielte der Combo-Forward im Schnitt. In einem wenig prominent besetzten Team, an der Seite von Mitspielern wie Carl Landry, Kevin Martin und Tyreke Evans, etablierte sich Casspi auf Anhieb in der stärksten Liga der Welt. Kein Wunder, hatte der damals 21-Jährige sein Handwerk zuvor doch beim Euroleague-Klub Maccabi Tel Aviv gelernt. Schon im Alter von 13 Jahren war Casspi zum Spitzenklub in die israelische Metropole gewechselt. Insgesamt zehn Jahre verbrachte der ComboForward in der NBA, spielte neben den Kings auch für die Cavaliers, Rockets, Pelicans, Timberwolves, Warriors und Grizzlies. Was sich nach Wandervogel liest, stimmt nur bedingt, denn Casspi war
spi
weniger ein Söldner, sondern vielmehr eine gern gesehene Trade-Beigabe. Denn ein guter Wurf, Mannschaftsdienlichkeit und ein fehlendes Ego sind auch bei vielen Managern in der NBA sehr beliebt. 588 Partien in der Association absolvierte Casspi (bisher), erzielte 7,9 Punkte und 4,0 Rebounds im Schnitt. Mehr als 17 Millionen US-Dollar an Spielergehältern verdiente er in diesen zehn Saisons. Sogar „NBA-Champion“ darf sich Omri Casspi mit Fug und Recht nennen – obwohl er in seiner gesamten Karriere noch nie ein Playoff-Spiel in der NBA absolvierte. Denn nachdem er im Sommer 2017 bei den Golden State Warriors unterschrieb, war Casspi zwar wesentlich an der starken Saison der „Dubs“ beteiligt, doch ausgerechnet vor Beginn der Playoffs verletzte sich der Israeli und wurde zugunsten von Quinn Cook entlassen, um Platz im Playoff-Kader der Warriors zu schaffen. „Wir lieben Omri und was er uns als Team gegeben hat“, sagte Warriors-Headcoach Steve Kerr damals. „Ihm diese Entscheidung mitzuteilen, war sehr schwierig.“ Als Entschädigung und Anerkennung erhielt Casspi einen Meisterschaftsring, denn in den folgenden Wochen gewann die Franchise auch ohne ihn den Titel. Zurück zu Titeln führen soll der Routinier nun sein neues altes Team, Maccabi Tel Aviv. In den vergangenen Jahrzehnten eine der erfolgreichsten Mannschaften Europas, mussten die Israelis in den letzten Jahren immer wieder – teils peinliche – Rückschläge hinnehmen. Omri Casspi unterschrieb für drei Jahre bei Maccabi und muss unter dem neuen Headcoach Ioannis Sfairopolous insbesondere Stabilität, Erfahrung und Führungsqualitäten einbringen. FIVE hat sich mit dem NBA-Champion ohne PlayoffErfahrung über
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Omri euroleague
Omri
Casspi
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft seiner großen Karriere unterhalten.
FIVE: Omri, nach zehn Jahren in der NBA bist du zurück bei Maccabi Tel Aviv. Wie fühlt es sich an, wieder für den Klub zu spielen, bei dem deine Laufbahn als ProfiBasketballer begann? Omri Casspi: Das fühlt sich großartig an, und ich bin sehr froh. Maccabi Tel Aviv war immer ein Stück Heimat für mich, in meiner gesamten Karriere. Ich freue mich sehr, zurück zu sein. In den vergangenen Jahren habe ich nie den Kontakt zum Klub verloren. Deshalb fühlt es sich buchstäblich an, als würde ich zurück nach Hause kommen.
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Casspi
Was ist die größte Veränderung, die du im Klub festgestellt hast? Die Organisation ist organisch gewachsen, immer größer geworden. Natürlich sind nicht mehr alle Verantwortlichen exakt dieselben, aber es gibt auch viele Urgesteine, die ich noch kenne. Die größte Veränderung gibt es wohl im sportlichen Bereich: Unser Kader ist viel größer als früher. Denn die Vereinsführung verfolgt ja inzwischen seit einigen Jahren das Konzept, in der heimischen Liga und der Euroleague mit verschiedenen Rotationen zu agieren. Es sind jetzt 34 Spiele in der Euroleague, bevor die Playoffs auch nur anfangen. Im Grunde spielen wir auch hier eine Saison mit rund 85 Spielen,
wenn ich die Pokal- und Liga-Spiele mit einrechne. Das ist eine sehr hohe Intensität, deshalb ist der Kader größer, die Rotation länger, und auch unsere Ruhepausen sind ausgedehnter. Nur so können wir unsere Körper auf die immer neuen Spiele vorbereiten. Auch im Bereich Spielerentwicklung erkenne ich Veränderungen, hier wird intensiver gearbeitet als früher.
Woran musst du dich in der FIBA-Welt erst wieder etwas gewöhnen? An die Unterschiede zwischen dem internationalen Spiel und dem Basketball in der NBA. Aus Sicht der Regeln, in Sachen Spacing und Tempo. Das ist
Warum bist du zurückgekommen? Mein übergeordnetes Ziel ist es zu gewinnen. Wenn du für einen solchen Klub spielst, einen der historisch erfolgreichsten Vereine Europas, dann geht es nur um Siege. Es geht um Erfolge auf höchstem Niveau. In den vergangenen Jahren gab es für Maccabi da ein Auf und Ab, aber am Ziel hat sich nichts geändert: so viele Spiele wie möglich zu gewinnen. Für mich war es jetzt genau der richtige Zeitpunkt, um zurückzukommen. Ich habe das gründlich geprüft und sehr gut vorbereitet, bevor ich final unterschrieben habe. Ich wollte sicherstellen, dass wir hier eine GewinnerKultur haben. All meine Fragen hat die Organisation hervorragend beantwortet, und deshalb ist es für mich aufregend, jetzt hier zu sein. Das Ziel sind also mindestens die Euroleague-Playoffs? Nicht mindestens. Das ist angesichts der Konkurrenz und des Spielplans schon eine sehr große Aufgabe. Das ist unser Ziel, wir wollen unter die letzten acht der Euroleague. Dafür arbeiten wir, reden stundenlang mit unseren Coaches und spielen unsere Spiele. Was hast du in den vergangenen zehn Jahren in der NBA am meisten vermisst? Hier zählt jedes Spiel. In der NBA gibt es auch viele Spiele, die zählen. Aber hier hatten wir etwa ein Vorbereitungsspiel vor 6.000 Zuschauern, die die gesamten 40 Minuten geschrien haben. So etwas wirst du in der NBA nicht sehen. Die Fans hier lieben das Spiel, sind voll dabei, da ist eine andere Art von Energie zu spüren. Aus dieser Perspektive ist es etwas anderes, ein anderer Energiefluss.
Fotos: Seffi Magriso/Euroleague Basketball via Getty Images
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schon ein ganz anderer Basketball. Ich bin zwar mit diesem Spielstil aufgewachsen, aber war jetzt doch lange in den USA. Doch ich liebe dieses Spiel, bin damit groß geworden, und deshalb werde ich mit Hilfe meiner Coaches und meiner Mitspieler einen weichen Übergang zum internationalen Stil schaffen.
Wie genau hast du Maccabis Entwicklung verfolgt? Ich war sehr nah am Klub dran. Denn ich hatte mit vielen Menschen aus der Organisation sehr regen Kontakt. Ich war immer ein Fan von Maccabi, da war es nur natürlich, hinzuschauen und in Kontakt zu bleiben. Und die Euroleague generell? Absolut. Ich liebe das Spiel, und das gilt nicht nur für Maccabi. Deshalb habe ich einiges mitbekommen und recht viel geschaut. Gerade sind einige Spieler aus der NBA zurück nach Europa gekommen, und ich glaube, es wird eine verdammt enge Saison. Barcelona, Khimki, ZSKA, Fenerbahce … das ist eine lange Liste von Favoriten, die noch nicht komplett ist. Wir
müssen in jedem Spiel unser A-Game bringen, um eine Chance zu haben. Wenn wir hart arbeiten, führt das hoffentlich zu guten Resultaten. Du hast einen Drei-Jahres-Vertrag unterschrieben. Wie sehr ist ein Karriereende im Maccabi-Trikot eines deiner Ziele? Das wäre ganz natürlich. Es ist der Klub, bei dem ich meine Karriere begonnen habe, und entsprechend auch der ideale Platz, um sie zu beenden. Aber es ist noch früh, ich bin noch jung (lacht). Ich denke, dass ich noch viele Jahre werde spielen können
„Die Coaches haben in Europa einen sehr großen Einfluss, sehr viel Macht. Insbesondere bei EuroleagueSpielen greifen sie sehr oft ein, diktieren den Rhythmus, verändern Details und wollen die Kontrolle behalten.“ -----------
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und aus einer Basketball-Perspektive noch nicht alt bin. Ich fühle mich auch körperlich stark, Gott sei Dank. Hoffentlich kann ich noch viele, viele Jahre professionell Basketball spielen. Du hast die Situation in Tel Aviv vor deiner Vertragsunterzeichnung gründlich geprüft, hast du gesagt. Dazu gehörten dann auch lange Gespräche mit Coach Ioannis Sfairopolous über seine Ideen und deine Rolle in seinem System. Was kannst du uns darüber erzählen?
Die Coaches haben in Europa einen sehr großen Einfluss, sehr viel Macht. Insbesondere bei Euroleague-Spielen greifen sie sehr oft ein, diktieren den Rhythmus, verändern Details und wollen die Kontrolle behalten. Unser Coach arbeitet mit großer Hingabe, er ist extrem detailverliebt und hat einen hohen Basketball-IQ. Unsere Systeme, offensiv wie defensiv, sind aus meiner Sicht sehr gut ausgearbeitet und absolut passend. Jetzt geht es für jeden Spieler darum, sich damit zu identifizieren und sich an die Umsetzung zu machen. Das passiert Stück für Stück. Vom ersten Tag an war jeder voll dabei, aber wir verstehen gerade erst, was er von uns will. Jeden Tag wird es etwas besser, das ist ein dauernder Prozess. Sobald wir in einen Rhythmus kommen, werden wir sehr gefährlich sein. Ich habe dem Coach von Anfang an gesagt, dass es für mich nur ums Gewinnen geht. Was immer er von mir will, ich kann und werde es beitragen. Verschiedene Positionen verteidigen, verschiedene Positionen spielen, den Ball rebounden, das Spiel schnell machen … ich passe in seine Idee des Spiels und war dementsprechend froh, für Coach Ioannis zu spielen. Jetzt kann ich nach einigen Wochen sagen, dass es gut passt. Ich werde erledigen, was auch immer er mir aufträgt. Wie fasst du deine Erfahrungen in der NBA abschließend zusammen? Ich bin noch nicht fertig, und wer weiß, was die Zukunft bringt. Deshalb ist es nicht so einfach, da jetzt eine Art Fazit zu ziehen. Ich hatte dort eine gute Zeit, mit einigen Höhen und Tiefen zwischendurch. Leider wurde ich auch immer mal wieder von Verletzungen ausgebremst. Als ich für die Warriors gespielt habe, habe ich mir vor Beginn der Playoffs den Fuß gebrochen. Ich wurde gecuttet und konnte den gemeinsamen Playoff-Run (der zum NBA-Titel 2018 führte, Anm. d. Red.) nicht beenden. Aber das ist ein Teil des Lebens, so ist Basketball. Ich bin dankbar für die Zeit, die ich dort hatte … die Erfahrungen, die ich gemacht, und die Menschen, die ich dort getroffen habe. Wir werden sehen, wie es in der Zukunft weitergeht. Gibt es etwas, das du rückblickend anders machen würdest? Natürlich hätte ich gern eine Pille, mit der ich mein heutiges Wissen mit in die Zeit vor zehn Jahren nehmen könnte … als ich in die Liga kam, wusste ich wenig über die NBA, über Basketball und auch über mich selbst. Ich musste viele Lektionen lernen. Heute bin ich 31 Jahre alt, viel gereifter. Gott sei Dank habe ich sehr viel über Basketball gelernt. Ich habe eine Frau und zwei Töchter, alles ist gut. Dramatisch anders machen würde ich nichts, denn ich habe aus meinen vergangenen Entscheidungen viel für die Zukunft gelernt. Und das ist sehr gut so. redaktion@fivemag.de
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bbl-taktik
Braunschweigs
Offensive
BRAUNSCHWEIGS OFFENSIVE Ein 42-jähriger Rookie-Headcoach, bis zu fünf deutsche U22-Spieler in der Rotation: Die Basketball Löwen Braunschweig haben ihr Vereins-Hashtag #jungwildhungrig auf das Parkett übertragen – doch wie sieht dies taktisch aus? Text: Manuel Baraniak
E
s gibt ganz unterschiedliche Wege, zu Beginn der Saison 2019/20 über den Basketballstandort Braunschweig zu schreiben. Die schlechte Nachricht zuerst: Liviu Calin ist nicht mehr Teil der Basketball Löwen Braunschweig. Dem ehemaligen Leiter der Nachwuchsabteilung Braunschweigs wurde noch vor Saisonstart gekündigt – was einen Rechtsstreit zur Folge hatte. Ohne Partei ergreifen zu wollen, warf das durchaus Schatten auf den Standort. Calin ist der Entdecker und Förderer von Dennis Schröder, welcher auf seinem Instagram-Account klarstellte: „Wir steigen zusammen auf, und wir fallen zusammen. Wer Liviu nicht respektiert, respektiert auch mich nicht.“ Schröder pflegt nicht nur eine enge Beziehung zu Calin. Was Schröders Aussage – inklusive angedeuteter „Konsequenzen“ – pikant macht, ist die Tatsache, dass der Guard der Oklahoma City Thunder seit 2018 als Mehrheitsgesellschafter der Löwen fungiert. Als zur neuen Saison die Lizenzbedingungen eine Steigerung des Eigenkapitals vorsahen, sprang Schröder mit den nötigen 250.000 Euro ein. Auch sein Buddy Daniel Theis zeigte „kein Verständnis“ für die Basketball Löwen. So weit abseits des Parketts. Dabei lief es zu Saisonbeginn auf dem Feld – und das ist jetzt die gute Nachricht – überraschend positiv für Braunschweig.
Fotos: TF-Images/Getty Images/Florian Koch
Deutsches U22-Lineup Ein Blowout-Auftakt in Göttingen, ein Pokalerfolg in Ludwigsburg, ein CrunchtimeSieg gegen Ulm: In Braunschweig wurde bereits nach drei Pflichtspielen eine kleine Euphorie entfacht, obwohl in dieser Saison ein Rookie-Headcoach an der Seitenlinie steht – oder vielleicht vielmehr: gerade weil. Pete Strobl hatte schon vor dem Saisonauftakt mit gesundem Selbstvertrauen den Playoff-Einzug anvisiert. Nach dem ersten Saisonviertel befinden sich die Niedersachsen auf Kurs. Strobl hatte die vorherigen drei Jahre als Assistant Coach unter Thorsten Leibenath in Ulm gelernt, besitzt aber vor allem einen Hintergrund als Ausbilder: In den USA hat er die Akademie „The Scoring Factory“ gegründet (mehr zu Strobl in FIVE #163). Und dennoch meistert Strobl die Rolle als Cheftrainer. „Pete hat mich wirklich überrascht: Er ist eine sehr gute Führungspersönlichkeit und gibt jedem Spieler ein gutes Gefühl“, erklärt Thomas Klepeisz. „Er hat schon vor der Saison gesagt, dass er sehr großen Wert auf individuelle Entwicklung, aber auch auf mannschaftliche Geschlossenheit und Teamchemie legt. Diesen Spagat hat er sehr gut gemeistert.“
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Individuelle Entwicklung wird bei den Braunschweigern vor allem deshalb im Vordergrund stehen, weil sich eine Menge junger Akteure im Kader befinden – vor allem junge Deutsche. Mit Garai Zeeb, Lukas Wank, Kostja Mushidi, Karim Jallow und Lars Lagerpusch kann Strobl eine deutsche U22-Formation aufs Parkett schicken, alle fünf haben in der jüngsten Vergangenheit das Trikot der U20Nationalmannschaft getragen. Das tat Strobl direkt im ersten Spiel gegen Göttingen. Bis auf Lagerpusch sind dies allesamt Neuzugänge, was die positive Ausstrahlung des Standorts Braunschweig unterstreicht. Die interessantesten Personalien sind sicherlich Karim Jallow und Kostja Mushidi. Jallow hat bereits sein A-Länderspieldebüt gegeben und brennt darauf, in der BBL endlich zeigen zu können, was er kann (siehe Spieler im Fokus). Kostja Mushidi kehrte nach vier Jahren im Ausland nach Deutschland zurück. Der Hype ist etwas verflogen, weshalb Mushidi darauf aus sein wird, sich durch eine verletzungsfreie Saison in der BBL zu etablieren. Der MVP des AlbertSchweitzer-Turniers 2016 hat immer noch diesen gewissen „Swagger“ in sich, womit er beispielsweise den Dagger gegen Ulm traf. 13,8 Zähler markiert der Guard in 19,5 Minuten bzw. 23,1 Punkte pro 30 Minuten. Nur ein einziger Spieler in der BBL (Göttingens Dylan Osetkowski) ist besser! Derweil hat sich Lukas Wank als Überraschungsspieler hervorgetan. In den vergangenen zwei Jahren in der zweiten Liga aktiv, hat der 1,99-Meter-Mann die Transformation vom Flügelspieler zum Spielmacher unternommen bzw. ist gerade dabei. Neben diesem talentierten Nachwuchs gibt es vor allem noch zwei etablierte, erfahrene Akteure …
„Pace and Screen“-Philosophie … wie Scott Eatherton und Thomas Klepeisz, die wichtige Rollen in Strobls System einnehmen. Während Eatherton in sein drittes Jahr in Braunschweig geht, ist Klepeisz schon seit 2016 für die Löwen aktiv. „Unser Coach versucht für jeden Spieler das richtige Mittel zu finden, um dessen Stärken im Offensivsystem unterzubringen“, skizziert Klepeisz eine Stärke des neuen Cheftrainers. Im Fall des österreichischen Nationalspielers bedeutet das: ihn viel um ballferne Blöcke laufen lassen. Denn Klepeisz ist der einzige Spieler im Braunschweiger Kader, der das Etikett Edelschütze am Trikot heften hat. Ob nach
Staggered-Screens oder in einem ElevatorPlay, Klepeisz sucht häufig den Dreier: 80 Prozent seiner Abschlüsse sind Distanzwürfe. Mit einem einbeinigen Runner von Downtown – dann aber aus dem Pick-and-Roll genommen – hat Klepeisz zudem einen der innovativsten Würfe der Liga im Repertoire. Eatherton stellt als einer der effektivsten Spieler der Liga weiterhin den Braunschweiger Offensivmittelpunkt. Der 2,06 Meter große Center hat trotz fehlender Masse im Lowpost seine Stärken, wo er dank Fußarbeit und Finesse überzeugt. Gerne setzen die Löwen Eatherton durch einen Cross-Screen an der Baseline in Szene. Eatherton ist dabei so flink auf den Beinen, dass er sich schnell zum Korb bewegt und sein Verteidiger ihn nicht einholen kann. Mit Klepeisz’ und Eathertons Einbindung in die Offensive wird die Bedeutung von indirekten Blöcken schnell ersichtlich: Immerhin in 8,9 Prozent ihrer Ballbesitze schließen die Braunschweiger daraus ab, Klepeisz überzeugt dabei mit 1,11 Punkten pro Abschluss. Damit schließen die Löwen häufiger nach ballfernen Blöcken ab als nach Einsgegen-eins-Aktionen – was den Ansatz eines postmodernen Basketballs anschneidet. Der wird auch mit Blick auf das Tempo ersichtlich: Unglaubliche 18,6 Prozent ihrer Offensivaktionen forcieren die Braunschweiger aus der Transition, nach mehr als jeder fünften Aktion gehen sie dabei an die Linie. Dies bewerkstelligen die Niedersachsen durch eines der variantenreichsten Defensivkonzepte: zwischen Presse, Zonen- und aggressiver Mann-Mann-Defense inklusive „Run and Jump“-Element. Mit diesem Fokus auf Verteidigung hat Strobl kein Playbook mit sehr vielen Offensivspielzügen installiert. Im Angriff ist der spät verpflichtete Trevor Releford als bester Ballhandler enorm wichtig – vor allem, wenn es in das typische Eins-Fünfer-Pickand-Roll mit Scott Eatherton geht. Vielleicht treten die Braunschweiger zu Saisonbeginn offensiv noch nicht variabel genug auf, zumal nicht wirklich viele Distanzschützen im Kader stehen. Nichtsdestotrotz hat es Strobl geschafft, auf dem Parkett eine Euphorie zu entfachen und manche Zweifel vor Saisonstart beiseitezuwischen. Sein Konzept mit Fokus auf den deutschen Nachwuchs macht die Basketball Löwen Braunschweig zu einem der ansehnlichsten Teams der Saison. redaktion@fivemag.de
spielzug A 2
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Lukas Wank (1) dribbelt auf die linke Seite, aus der linken Ecke cuttet daraufhin Thomas Klepeisz (2) in die Zone. Die Big Men Scott Eatherton (5) und Joe Lawson (4) stehen an den Freiwurfecken …
Depth Chart 2019/ 2020 Pos.
Spieler
PG
Lukas Wank Garai Zeeb
SG
Trevor Releford Thomas Klepeisz
SF
Karim Jallow Kostja Mushidi
PF
Joe Lawson Henry Pwono
C
Scott Eatherton Aleksandar Marelja Lars Lagerpusch
Kein anderes BBL-Team gibt mehr jungen Deutschen so viel Einsatzzeit und Verantwortung, wobei Lagerpusch nach dem Saisonstart aus der Rotation fiel. Mit Jallow auf der Vier kann Braunschweig klein, mit Marelja auf der Vier groß spielen. Wank startet auf der Eins, der beste Pick-and-Roll-Spieler ist aber Trevor Releford.
Spieler im Fokus:
KARIM JALLOW Hallo, Jallow! Der BasketballBundesliga hatte sich Karim Jallow bereits in der vergangenen Saison als Teil der MHP RIESEN Ludwigsburg vorgestellt. Seinen endgültigen Durchbruch in der Liga feiert der 22-Jährige in dieser Saison – unter anderem als zweitbester Scorer unter allen einheimischen Akteuren. Bei Redaktionsschluss legte Jallow 13,3 Punkte pro Partie auf – 7,6 Zähler mehr als noch 2018/19! In seiner Zeit beim FC Bayern München wurde Jallow nie von der Kette gelassen. Es folgte 2018 eine Ausleihe nach Ludwigsburg, ehe der Flügelspieler in diesem Sommer einen DreiJahres-Vertrag in Braunschweig unterschrieben hat. Seinen OffensivOutput bringt Jallow vor allem durch sein starkes Spiel im Schnellangriff zustande: Über ein Viertel seiner Aktionen kommen aus der Transition, wo er einer der aufregendsten Spieler der Liga ist. Dank seiner Schnelligkeit und Athletik fliegt er für Highlights ein oder zieht sehr viele Fouls: Jallow steht zusammen mit Frankfurts Lamont Jones am häufigsten an der Freiwurflinie. Fouls zieht Jallow in dieser Saison auch als Ballführer im Pick-and-Roll. Sein Ballhandling
PLAY-TYPE transition Spotup P&R Ballhandler isolation cut Putbacks Off-Screen Summe
FREQ% 26,4 16,7 13,9 13,9 11,1 8,3 5,6 100,0
PPP 1,47 0,83 0,90 0,30 1,63 1,38 1,50 1,04
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sowie seine Entscheidungsfindung sind zwar immer noch ausbaufähig, doch er lässt hierbei durchaus Fortschritte erkennen. Gerne packt Jallow einen Eurostep aus, immer attackiert er. Pullup-Jumper sieht man bei ihm hingegen selten. Apropos Wurf: Mit immerhin soliden 35,7 Prozent trifft der Flügelspieler seinen Dreier. Ein „Knockdown-Shooter“ mag Jallow (noch) nicht sein, doch seine Wurfmechanik und Körperhaltung haben sich schon merklich verbessert. Seine größte Stärke besitzt Jallow in der Defensive. Mit seinen langen Armen wird er häufig an der Spitze einer Zonenpresse eingesetzt, immer wieder übernimmt er den gegnerischen Ballführer. Mit seinen 1,98 Meter kann Jallow problemlos vier Positionen verteidigen. Für Highlights sorgt Jallow in dieser Saison schon allein bei den Rebounds: Wenn er sich zweite Wurfchancen erarbeitet, paart er Hustle mit Hangtime. Ein gutes Beispiel für den Hunger, mit dem Jallow in dieser Spielzeit agiert. Nach seinem Debüt für die A-Nationalmannschaft im September 2018 dürften so bald mehr als fünf Länderspiele in seiner Vita stehen.
FG% 64,6 30,0 42,9 16,7 75,0 100,0 50,o 44,9
FT FREQ% 42,1 8,3 30,0 10,0 12,5 40,0 50,0 25,0
TO FREQ% 5,3 8,3 0,0 30,0 0,0 20,0 0,0 9,7
Die Play-Type-Stats für Karim Jallow aus seinen BBL-Spielen 2019/20. Legende: Freq% – Prozentsatz der Abschlussart an allen Abschlüssen des Spielers, PPP – Punkte pro Abschluss, FG% – Feldwurfquote, FT Freq% – Wie häufig zieht der Spieler Freiwürfe, TO% Freq – Wie häufig produziert der Spieler einen Ballverlust; Daten: Manuel Baraniak
3
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… und machen jeweils einen Schritt, um einen Elevator-Screen für Klepeisz zu stellen. In einer ersten Option kann der Guard daraus den Dreier nehmen.
C1
3 4 5 1 2
Ist der Wurf nicht möglich, dribbelt Klepeisz zur rechten Seite. Karim Jallow (3) macht die Seite frei und cuttet in die andere Ecke. Lawson rotiert ebenfalls auf die Weakside, Eatherton kommt zum Ball, um ein Pick-and-Roll zu laufen.
B2 3 2 5
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Statt den Elevator-Screen zu nutzen, kann Klepeisz auch einen Back-Screen für Lawson stellen. Eatherton entledigt sich der Aufmerksamkeit der Defense und cuttet schnell zum Lowpost, wo er tief unten Position bezieht.
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Agva
Mahir Agva Kalkuliertes Wagnis Trotz zahlreicher Angebote aus der BBL und seines Status als
deutscher Leistungsträger entschied sich Mahir Agva im Sommer für
Fotos: Florian Pohl/Jan-Philipp Burmann/City-Press via Getty Images/TF-Images/Getty Images
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enter Mahir Agva wechselt von den GIESSEN 46ers zu Darüssafaka Istanbul“, diese Meldung machte im Sommer so manchen deutschen Basketballfan stutzig. Denn obwohl er erst 23 Jahre alt ist, dreht es sich bei Agva um einen gestandenen Bundesliga-Spieler: 8,2 Punkte und 3,5 Rebounds lieferte er in der vergangenen Saison für die Gießener, hinter und teils auch neben seinem Lehrmeister John Bryant. Der 2,06 Meter große Agva traf 52,7 Prozent seiner Feldwürfe und starke 47,2 Prozent aus der Distanz. Für Tübingen, Frankfurt und Gießen stand Mahir Agva bereits auf dem BBL-Parkett, gehörte im Februar 2012 mit 16 Jahren zu den jüngsten Erstligadebütanten aller Zeiten. Mit 23 Punkten und acht Rebounds verabschiedete sich der gebürtige Reutlinger Mitte Mai 2019 gegen die Fraport Skyliners dennoch aus der BBL, es war sein letztes Saisonspiel für Gießen. Einige Wochen später kam dann die Nachricht, dass es ihn nach Istanbul zieht. Darüssafaka ist ein Spitzenklub, sicher. Trotzdem bedeutet der Transfer den Abschied von gewohnter Umgebung, kultureller und politischer Sicherheit und garantierter Spielzeit. Zahlreiche Angebote aus der BBL hatte
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der Big Man zur Unterschrift vorliegen. Warum dann dieses Wagnis? Wer die Hintergründe seines Wechsels verstehen will, muss Mahir Agva und seine Ziele verstehen.
Ambitionen & Konkurrenz
„Ich arbeite seit diesem Sommer mit einem neuen Agenten zusammen“, erklärt der Deutsche gegenüber FIVE. „Tagar Sports ist eine türkische Agentur. Der Präsident heißt Tolga Tugsavul. Er hatte früher Spieler wie Hidayet Türkoglu und Ersan Ilyasova unter Vertrag. Tolga hat sich entschieden, etwas kürzerzutreten. Über Kontakte hat es sich im Sommer ergeben, dass er jetzt für mich arbeitet.“ Tolga Tugvasul hilft Agva bei dessen ersten Schritten in einem Land, das der Center bisher lediglich aus der Perspektive eines Besuchers kannte. Auch Leon Kratzer oder der ehemalige Bonner Bojan Subotic stehen bei Tagar Sports unter Vertrag – einer Agentur, die insbesondere auf dem Balkan großen Respekt genießt. Tugvasul und sein Netzwerk waren aber nur der finale Auslöser, nicht der Grund für den Wechsel nach Istanbul. „Die Idee, nach Istanbul zu gehen, gab es schon zuvor. Ich hatte immer geplant, im Ausland zu spielen, und habe türkische Wurzeln. Auch mit dem Headcoach von Darüssafaka,
die Ungewissheit: Der Deutsche
mit türkischen Wurzeln wechselte zu Darüssafaka Istanbul. Bei einem Treffen mit FIVE erzählt der 23-Jährige vom Verkehr in der türkischen Metropole, seinem Kampf mit der Landessprache und wieso nichts über deutschen Döner geht. Text: Peter Bieg
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Mahir
Selcuk Ernak, stand ich schon lange in Kontakt. Er war früher bei Banvit und Sakarya. Ernak kannte mich aus der U18und der U20-Nationalmannschaft. Wir haben immer mal wieder geschrieben, und jetzt hat es sich in diesem Sommer einfach ergeben.“ Die Ziele von Mahir Agva sind ebenso klar wie jene von Selcuk Ernak und Darüssafaka Istanbul. „Ich will schauen, wie ich in einer der besten Ligen Europas zurechtkomme, und ich will mich beweisen. Ich habe die Chance, hier Eurocup zu spielen. Die türkische Liga ist sehr, sehr stark“, erklärt Agva. Die obligatorische Frage nach dem Geld beantwortet der sehr kräftige Big Man ehrlich und schnörkellos. „Auch finanziell war das Angebot sehr attraktiv, ausschlaggebend war aber die neue Erfahrung … die Möglichkeit, Eurocup und in einer neuen Liga zu spielen. Das Finanzielle ist attraktiv ... sehr, sehr attraktiv … aber nicht ausschlaggebend“, so Agva unverblümt. Coach Ernak hat mit seinem neu zusammengestellten Kader klare Ambitionen. „Als Team wollen wir es unter die Top 6 in der türkischen Liga schaffen. Im Eurocup wollen wir unter die letzten 16 und dann weiterschauen. Wir haben dieses Jahr definitiv ambitionierte Ziele.“ Bei Redaktionsschluss belegte Darüssafaka Istanbul in der Eurocup-Vorrundengruppe C den zweiten Platz, mit vier Siegen und drei Niederlagen. In der türkischen Liga rangierten die Schwarz-Grünen mit der gleichen Bilanz auf dem achten Platz. „Die Teamfindung läuft gut, wir werden von Training zu Training und von Spiel zu Spiel besser. Ich denke aber, dass wir insgesamt schon sehr, sehr weit sind“, sagt Agva. „In der türkischen Liga haben wir zwei Spiele sehr unglücklich verloren. Einen Newcomer haben wir zu Hause etwas unterschätzt. Auch im Eurocup haben wir zweimal unglücklich per Buzzerbeater verloren. Der Klub Darüssafaka steht auf jeden Fall für sehr, sehr hohe Ziele. Die Playoffs müssen es jedes Jahr sein. Im vergangenen Jahr hat es nicht geklappt, und entsprechend fokussiert gehen hier alle ans Werk. Wir Spieler spüren den Druck, aber wir wollen auch viel erreichen.“ An Agvas Seite im Kader von Darüssafaka stehen türkische Veteranen wie der langjährige Nationalspieler Sinan Güler oder Erkan Veyseloglu, aber auch viel Talent aus den USA. Etwa Ex-NBA-Spieler Doron Lamb oder der extrem starke Rookie Bonzie Colson. Auf der Center-Position startet mit Jonathan Hamilton ein sprunggewaltiger 2,13-Meter-Mann mit großem Potenzial, auch Jarrod Jones und Colson absorbieren viel Spielzeit auf groß. Entsprechend wenig Einsatzzeit sieht Agva bisher bisweilen: Etwas weniger als zehn Minuten im Schnitt spielt er im Eurocup, durfte aber bereits einmal als Starter ran.
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Agva
Denn Coach Ernak glaubt an seinen deutschen Neuzugang, wollte Agva sogar gleich für zwei Jahre verpflichten, wie der Center sagt: „Ich hatte die Option, einen Zwei-Jahres-Vertrag zu unterschreiben. Aber ich habe jetzt erst mal nur für ein Jahr hier unterschrieben. Ich wollte erst mal sehen, wie sich hier alles entwickelt und ob ich mich wohlfühle.“ Dass das erste Jahr in Istanbul ein Lehrjahr werden würde, war Agva von vorneherein klar. „Ich versuche einfach zu machen, was der Trainer von mir will: von der Bank zu kommen, viel Energie zu bringen, hart zu verteidigen, gut zu spielen. Ich möchte mir in jedem Spiel meine Minuten erarbeiten“, sagt er und schwärmt von den Entwicklungsbedingungen. „Die Coaches glauben an mich und investieren sehr viel Zeit. Das erste Mal Eurocup, das erste Mal Ausland … vieles ist neu für mich. Die Coaches reden sehr viel mit mir. Und
„Mein Ziel ist es, irgendwann für ein EuroleagueTeam zu spielen, hier in der Türkei.“ -----------
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ich bin sehr zuversichtlich, dass es von Spiel zu Spiel besser für mich läuft.“ 1,3 Punkte und 1,4 Rebounds erzielte der Brettspieler im Eurocup bisher, kam in jeder Partie zum Einsatz – allerdings manchmal nur für eine Handvoll Minuten. Schuld daran sind neben der starken Konkurrenz im Istanbuler Frontcourt auch bisweilen auftretende Foulprobleme. Nicht nur deshalb sieht sich Agva noch in einem Gewöhnungsprozess. „Der Basketball hier ist ein ganz anderer. Hier wird sehr viel im Halbfeld gespielt, weniger Fastbreak. In Deutschland ist das Spiel sehr, sehr schnell, und die Vierer sind ein bisschen kleiner. Alle werfen sehr viel von außen. Hier ist das alles ein bisschen anders. Die Vier und die Fünf sind zwei große Spieler, daran muss ich mich auf jeden Fall gewöhnen.“ Mittelfristig sollte dem bulligen Agva, der kein ausgeprägter Renner und Springer ist, das Spiel in der türkischen Liga definitiv entgegenkommen. Seine Vorbilder sind entsprechend auch keine Überathleten, sondern technisch versierte,
vielfältige Big Men. „Von John Bryant habe ich im Training sehr viel gelernt, insbesondere in Sachen Spielverständnis. Er hat das komplette Paket“, sagt er über seine Zeit in Gießen an der Seite von „Big John“. „Ein Spieler, der mir auch sehr gefällt, ist Raymar Morgan. Ihn fand ich in Ulm schon sehr stark. Neulich habe ich im Eurocup gegen ihn gespielt. Das ist auch einer, von dem ich mir noch sehr, sehr viel abschauen möchte.“
Lehrjahr
Ein Lehrjahr ist das Abenteuer Istanbul auch abseits des Parketts, wie Agva lachend gesteht: „Das Einleben war nicht einfach für mich, ehrlich gesagt. Zuvor war ich höchstens immer für ein, zwei Tage in Istanbul. Das war Urlaub, als Tourist. Jetzt bin ich seit drei Monaten jeden Tag hier.“ Obwohl er jetzt in Istanbul wohnt, hatte er bisher wenig Zeit, die Metropole am Bosporus zu erkunden. „Istanbul gefällt mir bisher auf jeden Fall super. Eine Riesenstadt! Es gibt viele Möglichkeiten, etwas zu unternehmen. Aber es ist gar nicht so einfach, viel davon zu sehen, da wir sehr viel unterwegs sind. Der Reiseaufwand im Eurocup ist enorm.“ Neben den Flügen nach Kazan, Brescia oder Ljubljana sind da aber auch die Entfernungen in der 15-MillionenEinwohner-Stadt. „Am Anfang habe ich im Stadtteil Besiktas gewohnt, in einer Wohnung meines Agenten“, erzählt Mahir Agva. „Die Trainingshalle ist in Darüssafaka. Das ist zwanzig Minuten von Besiktas entfernt, aber manchmal kann es auch eine Stunde dauern, wegen des dichten Verkehrs … nach zwei Wochen habe ich mich entschieden, eine eigene Wohnung direkt neben der Halle zu nehmen.“ Obwohl sein Agent ihm das Apartment in Besiktas überlassen wollte, hat sich Agva für den Umzug innerhalb Istanbuls entschieden und setzt klare Prioritäten. „Das wäre für die gesamte Saison viel zu anstrengend gewesen, mit dem Verkehr. Ich habe nach dem Training keine Lust, 45 Minuten nur im Auto zu sitzen. Seitdem ich in der Nähe der Halle wohne, sind die Wege relativ kurz.“ Trotzdem fährt der Deutsche im gefürchteten Verkehr der Großstadt nicht selbst. Sein Agent Tolga Tugvasul hat ihm einen Fahrer der Agentur zur Verfügung gestellt, damit er Zeit und Nerven spart und sich ganz auf Basketball konzentrieren kann. In Sachen Einleben und Spracherwerb kann er auch auf die Unterstützung seiner Mitspieler bauen. „Sie helfen mir sehr, allen voran Sinan Güler als Veteran. Wenn ich Fragen habe, helfen sie mir. Ich bin froh, solche Mitspieler zu haben.“ Doch bei manchen seiner Fragen lachen seine Mitspieler – weil sie Mahir Agvas Türkisch nicht immer verstehen. „Ich bin in Deutschland aufgewachsen und zur Schule gegangen,
Fotos: Jan-Philipp Burmann/City-Press via Getty Images
deshalb war die Sprache am Anfang auch ein Problem“, erklärt Agva. „Die türkischen Spieler merken auf jeden Fall, dass ich einen ausländischen Akzent habe. Sie machen sich da natürlich manchmal auch ein bisschen drüber lustig. Man merkt es einfach, dass ich aus Deutschland komme.“ Obwohl er Türkisch gelernt hat, dauert es wohl noch etwas, bis seine Mitspieler nicht mehr lachen. „Mein Türkisch ist nicht perfekt. Denn selbst zu Hause spreche ich mehr Deutsch als Türkisch. Sogar wenn ich mit meinen Eltern spreche, dann fange ich mit Türkisch an, wechsle aber sofort ins Deutsche.“ Politik ist bei den Gesprächen mit seinen Mitspielern kein Thema für Agva, dem dieses Sujet erkennbar zu heiß ist, wenn er sagt: „Politik ist ein Thema, mit dem ich nichts zu tun habe. Ich bin hierhingekommen, um Basketball zu spielen. Der Rest hat für mich keinen hohen Stellenwert, und entsprechend kann ich da auch kaum Position beziehen. Ein Mensch ist für mich ein Mensch, unabhängig von seiner Herkunft.“ Ob Mahir Agva sein Herkunftsland vermisst? „Ich vermisse meine Familie auf jeden Fall, ich habe ja noch nie im Ausland gespielt“, sagt er. Viel Zeit, um ihn zu besuchen, hat seine Familie nicht, sein Vater betreibt in Reutlingen ein türkisches Restaurant und besitzt mehrere Filialen. Zu essen gibt es dort unter anderem klassischen Döner Kebab – klassischen deutschen Döner Kebab, wie ein verdutzter Mahir Agva feststellen musste. „Der Unterschied ist groß, das ist echt verrückt. Ich habe echt ein bisschen einen Schock bekommen“, lacht er im Interview. Und dann kommt der Experte aus ihm heraus: „Der Döner schmeckt ganz anders, und ich wusste das nicht. Sie benutzen hier keine Sauce, während es in Deutschland ja meist Joghurt-Saucen oder Mayonnaise-Saucen sind. Und auch das Fleisch hat ein ganz anderes Aroma.“ Der Istanbuler Döner schmecke ihm zwar, wie er betont, doch gleichzeitig stellt er klar: „Wenn ich wählen dürfte, würde ich auf jeden Fall den deutschen nehmen.“ Der Döner dürfte dennoch nicht maßgeblich darüber entscheiden, wo Mahir Agvas junge Karriere weitergeht. „Mein Ziel ist es, irgendwann für ein Euroleague-Team zu spielen, hier in der Türkei“, sagt er und bleibt ehrlich. „Ich weiß nicht, wo mein Weg hinführt. Ob ich zurück nach Deutschland komme oder in der Türkei bleibe. Ich denke auch nicht so weit nach vorne. Ich will die Saison so gut wie möglich spielen und setze mich dann mit meinem Agenten und meiner Familie zusammen und entscheide, ob ich irgendwann zurückkomme oder weiter in der Türkei bleibe.“ So oder so hat Mahir Agva bis zum Ende der Saison noch ausreichend Gelegenheit, sein Spiel zu verbessern und die Feinheiten der türkischen Sprache und Küche vor Ort zu verinnerlichen. redaktion@fivemag.de
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media
Mediensportarten
abseits
des
Fußballs
DER KAMPF
UM PLATZ ZWEI
Wie Sportarten den Kampf um Platz zwei in Medien und Gesellschaft gewinnen können, das hat sich FIVE-Autor Peter Bieg in seiner Doktorarbeit gefragt. Hier stellt Dr. Bieg seine Ergebnisse vor und erklärt, was das alles mit dem Abschneiden der deutschen BasketballNationalmannschaft im Sommer zu tun hat. Text: Peter Bieg
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Fotos: Zhong Zhi/Getty Images
ie deutsche Nationalmannschaft hat dem von uns allen geliebten Basketball mit ihrem enttäuschenden Auftritt bei der sommerlichen Weltmeisterschaft einen Bärendienst erwiesen. Das ist nicht bloß ein bereits vielfach diskutiertes subjektives Empfinden, sondern auch eine ebenso passende wie bedauerliche Quintessenz zu meiner soeben erschienenen Dissertation. Denn in meiner Arbeit untersuche ich, was eine Sportart braucht, um sich Platz zwei hinter König Fußball zu erkämpfen. „Mediensportarten abseits des Fußballs. Basketball in Deutschland: Der
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Kampf um Platz zwei im Sport“, so lautet der genaue Titel des 260 Seiten starken Werkes, das im Oktober im Kölner Herbert von Halem Verlag erschienen ist. Grundannahme der Studie ist, dass Medienpräsenz als Schlüssel zu mehr Kapital im Feld des Sports einen wesentlichen Trumpf darstellt. Auf Basis einer Fallstudie zum Basketball identifiziere ich die erfolgsentscheidenden Merkmale von Mediensportarten. Grundlage der Untersuchung ist die Sozialtheorie Pierre Bourdieus. Bourdieu geht davon aus, dass es in allen Bereichen der Gesellschaft (z.B.
Politik, Wirtschaft, Recht, Erziehung, Kunst, Sport) Akteure (Individuen, aber auch Organisationen) gibt, die um Positionen kämpfen. Alle Akteure sind dabei von einem je individuellen „Habitus“ gekennzeichnet, der ihre Denk- und Handlungsweisen bestimmt und zugleich Resultat dieser Denk- und Handlungsweisen ist. Außerdem hängen Habitus und gesellschaftliche Position eines Akteurs davon ab, über wie viel Kapital er verfügt. Bourdieu unterscheidet ökonomisches, kulturelles, soziales und symbolisches Kapital. In der
vorliegenden Studie werden Sportarten als kollektive Akteure verstanden, die im Feld des Sports um die Spitzenposition und damit letztlich um Kapital kämpfen. Verschiedene Merkmale (z.B. Stars, Erfolge, Sportstätten oder Tradition) von Sportarten lassen sich den Kapitalsorten nach Bourdieu zuordnen und entsprechend miteinander vergleichen. Grundannahme ist, dass mediale Aufmerksamkeit im Sport wichtiger wird und über den Zugang zu weiterem Kapital entscheidet. Deshalb wird ergänzend der Begriff des Medienkapitals eingeführt und untersucht. Um Kapitalstruktur und Habitus von Basketball in Deutschland überprüfen zu können, setzt diese Studie auf ein qualitatives Forschungsdesign, also nicht auf statistisch auswertbare Daten, sondern die möglichst kritische und differenzierte Betrachtung eines Einzelfalls. Experteninterviews mit Führungspersönlichkeiten aus den Bereichen Sport, Medien, Wirtschaft und Erziehung werden ebenso analysiert wie Dokumente in Form von Artikeln, Studien, Chroniken, Regelwerken und Statistiken. Zu den persönlich für diese Untersuchung befragten Experten zählen u.a. Axel Balkausky (ARD-Sportchef), Dieter Gruschwitz (Ex-Leiter ZDFHauptredaktion Sport), Marco Baldi, Dirk Bauermann, Dr. Gunnar Wöbke, Michael Körner, Dino Reisner, Dr. Stefan Holz und Jens Binek (Sportartikelhersteller). Zu Wort kommen aber auch Verantwortliche aus dem Privatfernsehen, von MagentaSport, aus dem Bereich des Schulsports ebenso wie große Sponsoren (z.B. EWE Energie und ING-DiBa). Obwohl sie aus Zeitgründen nicht für Einzelgespräche zur Verfügung standen, finden sich auch Statements prominenter Basketballunterstützer wie Uli Hoeneß, Michael Stoschek und Frank Buschmann. Auch FIVEChefredakteur André Voigt hat sich und sein Wissen umfangreich in die vorliegende Studie eingebracht.
In aller Kürze
Die kurze Antwort auf die Frage nach den erfolgsentscheidenden Merkmalen? Die für den Kampf um Platz zwei so wichtige Medienpräsenz einer Sportart hängt insbesondere von Stars und kontinuierlichen Erfolgen ab. Stars und Erfolge sind dabei Merkmale, die sich gegenseitig bedingen. Denn Stars entstehen, sie können nicht bewusst produziert werden – auch wenn etliche Castingshows immer wieder versuchen, den Gegenbeweis anzutreten … Medienpräsenz gab es im Sommer für das Team des DBB sogar gratis, als Vorschuss sozusagen – in Form der Live-Berichterstattung bei MagentaSport, betrieben mit einem bisher nie gekannten Aufwand. Kommentatoren vor Ort in China, ein aufwendig eingerichtetes Studio mit wechselnden Experten, abendlicher Basketball-Talk zum Abschluss des Spieltages. Allein, der deutsche Basketball blieb schuldig, was diesen Aufwand hätte rechtfertigen sollen: Stars, die ihre Farben zum Erfolg oder doch zumindest in die K.o.-Runde führen und damit für Begeisterung in Form von Einschaltquoten sorgen. Angesichts der Auftritte von Dennis Schröder und Co. wirken die Bemühungen von MagentaSport im Rückblick leider geradezu absurd. Die Weltmeisterschaft war für die Deutschen de facto nach dem zweiten Spiel beendet.
An dieser Stelle den genauen Weg zu den detaillierten Ergebnissen der Studie zu referieren, würde den Rahmen ebenso sprengen wie ein zu weites Ausholen in den Theorieteil der Arbeit erfordern. Deshalb noch einige Worte zur Machart: Untersucht werden Kapital und Position der Sportart Basketball in Deutschland anhand aller denkbaren Merkmale. Die Fallstudie nimmt ökonomisches Kapital (Sponsoring, Ticketing, Merchandising, Medienrechte, Beiträge, Gehälter und Sonstiges), kulturelles Kapital (Trophäen, Denkmäler, Museen, Titel, Weltrangliste und Nationalmannschaft, Auszeichnungen für Akteure), soziales Kapital (Tradition, gesellschaftliche Verankerung, Konsumkapital, Rivalitäten und Derbys, Regionalität, Schulsport) sowie mediales Kapital (Wettkampfstruktur, Serialität, Variabilität, Nachvollziehbarkeit und Leistungsbewertung, Aktionsdichte, Identifikation, Sportstätten, Stars) des Basketballs unter die Lupe. In Kombination mit Überlegungen zu Metakapital, Habitus und Handlungsspielraum der Sportart entsteht ein begründetes und nachvollziehbares Raster, das zur Überprüfung aller anderen Sportarten prinzipiell ebenfalls herangezogen werden kann. Denn: Basketball kämpft den Kampf um Platz zwei nicht allein, auch Handball, Volleyball, Eishockey, Tennis, Biathlon und wie sie alle heißen wollen näher an die Spitze und sich dort festsetzen. Welche Eigenschaften und Merkmale für den Aufstieg entscheidend sind, hat diese Arbeit herausgefunden.
Der Ausblick
Was lässt sich aus dieser Untersuchung und ihren Ergebnissen für Basketball in Deutschland lernen? Dass sich Veränderung nicht herbeireden lässt, vielleicht. Dass hohe Ziele und ambitionierte Standards gut und produktiv sind, solange sie nicht bloße Hülsen bleiben und auch erreicht oder zumindest konsequent verfolgt werden. Dass der Fußball seine Machtstellung im Land und auf dem Kontinent weder erst seit kurzer Zeit noch zufällig hat: Sie ist historisch gewachsen und sozial begründet. Entsprechend lautet eine zentrale Schlussfolgerung, dass es weiterhin viel Ausdauer und Beharrlichkeit braucht. Beides Werte, die viele – professionelle wie ehrenamtliche – BasketballEntwickler seit Jahrzehnten leben, ob in der Großstadt oder auf dem Land. Denn der subjektive, voreingenommene Eindruck von der Sportart verbundenen Menschen in welcher Rolle auch immer (Spieler, Trainer, Fan, Schiedsrichter, Funktionär, Journalist) trügt nicht: Auch objektiv, was zentrale, in Regeln und Anlage begründete Faktoren angeht, ist Basketball eine attraktive Sportart. Doch damit dies noch sehr viel mehr Menschen merken und sich die Sportart auch hierzulande einen Platz an der Spitze des Sportfeldes erkämpfen kann, ist es noch ein langer Weg und bedarf es anderer Vorzüge. Die größten einzelnen Schritte auf diesem Weg können Spitzenakteure wie Henrik Rödl, Dennis Schröder und ihr vermeintliches Team machen. Frühestens dann wieder bei der Basketball-EM 2021 im eigenen Land. Und auch das wäre nur ein weiterer Anfang. redaktion@fivemag.de
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Thomas Päch „Aito ist ein Künstler“ Thomas Päch assistierte in Trier Henrik Rödl und in Berlin Aito Garcia Reneses. Nun arbeitet er in seinem ersten vollen Jahr als Headcoach bei den Telekom Baskets Bonn. Im Interview spricht der 37-Jährige über Aitos sowie Rödls Einflüsse, warum es spanischen Basketball nicht mehr und deutschen Basketball noch nicht gibt und wie man mehr deutsche Trainer entwickeln
Fotos: City-Press via Getty Images
könnte. Interview: Manuel Baraniak FÜNF: Herr Päch, was fällt Ihnen als Erstes ein, wenn Sie den Namen Gregg Popovich hören? Thomas Päch: Die San Antonio Spurs sind anders als alle anderen NBA-Teams. Popovich hat in San Antonio etwas aufgebaut, das einmalig im Basketball ist. Er schafft ein Umfeld, in dem Spieler mit in die Verantwortung gezogen werden. Wie er Menschen führt, finde ich sehr bewundernswert. Mir gefällt auch der Spielstil seiner Teams. Ich bewundere einfach seine Art und Weise zu arbeiten und würde das auch gerne einmal selbst tun – ich weiß aber, dass es extrem schwierig ist, so etwas zu kreieren. Ich muss an den Popovich-Coaching-Tree denken, der aufführt, wie viele frühere
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Assistant Coaches oder Spieler von Popovich mittlerweile selbst Trainer oder in Führungspositionen sind. Macht man dasselbe beim Berliner Trainer Aito, dem Sie in den vergangenen beiden Jahren in Berlin assistiert haben, stehen Sie in illustrer Gesellschaft. (schmunzelt, als wir ihm einen Ausdruck unseres aufgestellten Aito-CoachingTree zeigen) Bis jetzt falle ich da noch ein wenig heraus. Es sind definitiv große Namen dabei, die er beeinflusst hat. Mehr noch als die Coaches ist es der Basketball in Europa, den er in den letzten fünfzig Jahren geprägt hat, das wissen viele gar nicht. Würde man jetzt noch einen Baum von Spielern aufstellen, die unter ihm gespielt haben, wären da Namen dabei … das ist unglaublich.
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Thomas
Fotos: Rocky Widner/NBAE via Getty Images
Vechtas Coach Pedro Calles hat zwar nicht mit Aito zusammengearbeitet, nennt ihn dennoch eine wichtige Inspirationsquelle. „Was mich am stärksten geprägt hat: Es geht nicht nur um Sieg und Niederlage. Es geht darum, seinen Spielern etwas beizubringen und sie am Ende der Saison besser gemacht zu haben“, sagte Calles zu uns im Interview in FIVE #157. Was haben Sie von Aito mitgenommen? Das ist definitiv eine Sache. Aber zu sagen, dass es nicht um Sieg oder Niederlage geht, ist meiner Meinung nach in gewisser Hinsicht falsch. Aito meint vielmehr: Irgendwann geht es schon darum zu gewinnen, aber der Weg dorthin ist entscheidend. Es geht nicht darum, immer das nächste Spiel irgendwie zu gewinnen, sondern das Ganze ist ein Lernprozess und eine Entwicklung. Indem du deine Spieler besser machst, kommst du auf ein höheres Niveau. Langfristig gesehen wirst du erfolgreicheren Basketball spielen. Also geht es schon um das Gewinnen. Aber eben nicht um jedes einzelne Spiel. Diese Idee hat in der Gesellschaft, in der wir heute leben, einen hohen Stellenwert, wie ich finde. Wie hat Aito Sie noch beeinflusst? Wie man lehrt. Und mit was für einer Geduld man lehren und wie langsam man vorgehen muss. Eine der schönsten Sachen, die ich von ihm mitbekommen habe, ist, wie sehr er sich darüber freut, dass Sachen auf dem Feld passieren, die nicht von ihm kommen – sondern von seinen Spielern. Das bedeutet, dass Spieler Sachen verstehen, ihren eigenen Input einbringen und in bestimmten Situationen selbstständig handeln. Die Art und Weise, wie langfristig er denkt, hat mich ebenfalls beeindruckt: Er weiß genau, wie er einzelne Einheiten aufbaut, er weiß genau, was in den ersten zwei Monaten einer Saison zu tun ist. Es geht letztlich darum, den Antrieb zu haben, konstant besser werden und lernen zu wollen. Immer aufmerksam zu sein und mitzudenken. Und dann kann jeder Entscheidungen treffen und soll das auch tun. Man muss dabei keine komplizierten Plays laufen. Es sind oftmals auch keine Plays, sondern Einstiege: ein einzelner Block zur Baseline oder von einer Seite auf die andere. Aber dazu gehören ganz viele Details: Wo muss ich stehen, um den Pass zu spielen? Wohin muss ich passen? Wie muss ich diesen Pass spielen? Ich glaube, in den ersten vier Wochen hatten wir bei Aito ein Play – und dieses bestand aus einem Screen. Was Calles im Interview noch gesagt hat: „Aito bringt seinen Spielern nicht nur Basketball bei. Er zeigt ihnen, wie auch uns anderen Coaches, dass es weit mehr gibt.“ Dennoch stelle ich es mir als junger Coach, der Ambitionen hat, schwierig vor, sich nicht „24/7“ mit Basketball zu beschäftigen.
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Aito coacht seit fünfzig Jahren – er muss nicht mehr darüber nachdenken, was und wie er es macht. Er hat das Buch Basketball schon hunderttausendmal geschrieben, er hat einen ganz anderen Erfahrungswert. Aito denkt dennoch extrem viel über Basketball nach: Er hat sich jedes Video, das wir ihm als Assistenztrainer gegeben haben – ob vom Gegner oder uns selbst –, sehr genau angeschaut. Egal in welchem Job man ist, es gibt immer Phasen, in
„Es gab eine Zeit, in der Dirk Bauermann eine gewisse Art des ,deutschen Basketballs‘ vorgegeben hat. Derzeit ist alles sehr vielfältig. Am ehesten ist es noch eine Mischung aus amerikanischem und serbischem Basketball.“ -----------
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denen man extrem viel investieren muss. Ich bin ein noch sehr junger Headcoach, in meinem ersten vollen Jahr. Ich habe extrem viel investieren müssen, um dorthin zu kommen, wo ich jetzt bin. Und nun stehe ich das erste Mal in der Verantwortung, womit es für mich auch sehr wichtig ist, viel zu investieren. Weil es einfach so viele Dinge gibt, die ich noch nicht weiß und die ich lernen muss. Eine Metapher für Aitos Auge für Details ist auch sein Instagram-Account, auf dem viele Fotos von Vögeln zu sehen sind … Aito ist einfach ein Künstler. Wenn man seine Teams Basketball spielen sieht,
dann sind das keine Mannschaften, die andere Teams physisch zerstören. Es sind immer Mannschaften, die ansehnlich und sauber spielen. Vom Typ her ist Aito kein Arbeiter, kein Zerstörer – nicht, dass er nicht hart arbeitet, das tut er. Aber er ist ein Künstlertyp. Das merkt man auch an seinen Bildern. Als Robin Benzing mit Saragossa in der FIBA Basketball Champions League in Bonn gegen Ihr Team gespielt hat, sagte er zu Ihrem Basketball bei den Telekom Baskets, dass dies „typisch spanischer Basketball“ sei. Kann man „spanischen Basketball“ wirklich definieren? Ich glaube, mittlerweile nicht mehr wirklich, weil er so vielfältig ist. Xavi Pascual (zuletzt 2018/19 Coach bei Panathinaikos) spielt ganz anders als Aito. Selbst Sito Alonso in Murcia, der lange unter Aito gearbeitet hat, spielt ganz anders. Wenn man spanischen Basketball definieren müsste, würde ich ihn erst mal durch Kreativität definieren. Wenn man sich die spanische Nationalmannschaft und die Top-Spieler Spaniens ansieht, dann lesen sie Situationen sehr gut. Es geht viel um Ballbewegung und weniger darum, immer nur das Pick-and-Roll zu laufen. Es wird nicht so viel gedribbelt. Was ich noch von Aito gelernt habe: Das Ziel im Basketball ist es, sich Vorteile herauszuspielen. Es macht keinen Sinn, ein System durchzulaufen – und am Ende doch wieder Pick-and-Roll zu spielen. Ich muss lernen, vorher meine Vorteile zu nutzen. Das ist auch mein Ansatz. Könnte man den spanischen Basketball vielleicht in der Verteidigung finden? Bei Berlin wird das Pick-and-Roll beispielsweise häufig so verteidigt, dass ein Flügelspieler von der ballfernen Seite zum gegnerischen Ballführer beim Pickand-Roll kommt und Druck macht … Das ist aber kein spanischer Basketball, sondern Aito-Basketball, den ganz viele übernommen haben. Wenn man sich die vergangenen zehn oder 15 Jahre ansieht, ist die Pick-and-Roll-Defense ein Kreislauf. Es gab eine Zeit, da traten alle Teams heraus und waren aggressiv. Irgendwann wissen alle Teams, wie man dagegen spielt. Dann kommt auf einmal eine Mannschaft, die alles switcht und damit erfolgreich ist. Das wird dann auch wieder kopiert. Irgendwann switchen die Teams aber nicht mehr, weil man auch weiß, wie man dagegen spielt. Aito hat mit seiner Art der Verteidigung begonnen – mittlerweile weiß jeder in Spanien, wie man dagegen spielt. In Deutschland war er damit der Erste. Wenn es nur ein Team gibt, welches so verteidigt, dann ist das gar nicht so einfach, man hat nicht viel Zeit, sich darauf vorzubereiten. Ich glaube übrigens nicht, dass Aito irgendwann einfach gesagt hat: „Ich möchte so das Pick-and-Roll verteidigen.“ Ich glaube, dass das vielmehr ein natürlicher Prozess
war. Er hat gewisse Grundsätze, worauf sich alles andere nach und nach aufbaut. Das ist bei Aito auch bewundernswert: wie alles in sich stimmig ist. Wenn wir vom „spanischen Basketball“ sprechen: Könnten Sie auch einen „deutschen Basketball“ definieren? Ich glaube, den gibt es noch nicht. Es gab eine Zeit, in der Dirk Bauermann eine gewisse Art des „deutschen Basketballs“ vorgegeben hat. Derzeit ist alles sehr vielfältig. Am ehesten ist es noch eine Mischung aus amerikanischem und serbischem Basketball. Das waren die zwei Nationen, die Deutschland auch hinsichtlich der Coaches sehr geprägt haben. Ich glaube, das kommt aber alles noch. Wir als Basketballnation sind einfach sehr jung. Unser Basketballkreislauf beginnt mit den Spielern, die 1993 Europameister geworden sind – von denen
jetzt viele im Trainerbereich gelandet oder Sportdirektoren sind. Jetzt kommt eine junge Generation an Spielern hoch. In den vergangenen Jahren ist im deutschen Basketball mit der JBBL und NBBL so viel passiert. Unser Talentlevel ist schon sehr hoch, unsere Trainer hierzulande werden immer jünger und besser – es ist sehr viel Potenzial vorhanden. Aktuell gibt es nur fünf deutsche Headcoaches in der BBL, was für eine deutsche Liga nicht sehr viel ist. Müsste die BBL einheimische Trainer vielleicht mehr „schützen“, wie es in anderen Ligen der Fall ist? Definitiv kann da mehr passieren. In Spanien kannst du als ausländischer Coach nur dort coachen, wenn du die spanische Trainerausbildung gemacht hast oder in den letzten fünf Jahren mindestens zwei Jahre in der Euroleague oder als A-Kader-
Nationaltrainer unterwegs warst. Die Idee dahinter ist: Wenn ausländische Coaches in die Liga kommen, sollen es die Besten der Besten sein – weil das auch dem Land hilft. Aber dennoch gibt es in der ACB in erster Linie einheimische Coaches (14 von 18 Trainern in der ACB sind Spanier, Anm. d. Red.). Natürlich würde ich mir das in Deutschland wünschen. Ich glaube aber, dass so etwas wie eine Quote nicht immer erfolgversprechend ist. Letztlich bringt man Leute vielleicht in Situationen, für die sie noch gar nicht bereit sind. Es muss ein natürliches Wachstum sein. Was könnte man tun, um einen deutschen Trainernachwuchs zu entwickeln, der letztlich auch das Zeug dazu hat, in der BBL zu coachen? Schwierig. Man kann immer bei der Ausbildung ansetzen. Mit einer Art Studium, was die BBL etwa mit der dreijährigen
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Trainerausbildung versucht hat. Ich denke, der DBB kann da vielleicht auch noch mehr machen. Da muss es gar nicht so sehr um Lizenzen gehen, sondern ähnlich wie im Fußball um eine hochintensive Basketballtrainerausbildung. Generell muss man mehr Basketballverrückte an sich finden, die sich mit dem Sport befassen. In Spanien gibt es so viele Leute, die extrem aktiv sind, was Scouting und Statistiken betrifft, die also gar keine Trainer sind. Und auf einmal wird so jemand Scout der San Antonio Spurs. So kann ein Kreislauf entstehen. Das braucht aber alles seine Zeit. Wenn ich mir überlege, wie lange es gedauert hat, bis Talente da sind, nachdem die JBBL und NBBL installiert wurden. Und jetzt haben wir so viele junge deutsche Spieler in der BBL wie gefühlt noch nie. Viele Spieler der Jahrgänge 1999 und 2000 bekommen Einsatzzeiten. Und das wird noch mehr, weil das Talentlevel einfach da ist. Das Gleiche müssen wir dann irgendwann auch bei den Coaches haben. Was sicherlich auch hilft: Wenn man in frühen Jahren einen guten Lehrer hat. Sie haben Ihre ersten Schritte im Profibereich als Assistant Coach von Henrik Rödl
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in Trier gemacht. Was haben Sie vom jetzigen Bundestrainer mitgenommen? Henrik hat mich wahrscheinlich am stärksten geprägt. Gerade wenn es erst mal darum geht, eine Kultur aufzubauen: Wie er mit Menschen arbeitet, wie er sie begleiten und unterstützen möchte, wie er durch eine Vertrauensbasis versucht, Leute besser zu machen, fand ich bewundernswert. Ich glaube, durch diesen langfristigen Ansatz haben wir als Coaching-Gespann auch so gut zusammengepasst. Henrik war bei unserem ersten Heimspiel gegen Frankfurt in der Halle, was mich sehr gefreut hat. Und er war einer der Ersten, die sich nach dem Crailsheim-Spiel gemeldet haben (Bonn kassierte mit 82:114 die höchste Heimniederlage der Vereinsgeschichte, Anm. d. Red.). Er bietet mir immer Unterstützung an. In Bonn arbeiten Sie mit einer neu formierten Mannschaft zusammen, nur drei Spieler aus der vergangenen Saison stehen heute noch im Kader. Sie werden in der Saisonvorbereitung viel damit beschäftigt gewesen sein, das Team zusammenzubringen und ihre Ideen zu
vermitteln. Hat man da überhaupt Zeit, sich selbst in seiner Arbeit als Headcoach zu analysieren und zu reflektieren? Ich bin zwar schon lange in diesem Business, aber es ist immer etwas anderes, wenn man selbst in der Verantwortung steht. Weil man selbst bis dahin nicht weiß, wie man in bestimmten Situationen reagiert, reagieren kann und reagieren muss. Eine der wichtigsten Sachen ist für mich dann Selbstreflexion. Ich bin generell ein sehr selbstkritischer Mensch. Nach jedem Spiel mache ich mir Notizen, wie ich mich selbst wahrgenommen habe: Was fand ich gut, was schlecht? Das mache ich nicht, um mich selbst kaputtzumachen oder dergleichen, es geht vielmehr darum, täglich an mir selbst zu arbeiten. Das Gleiche erwarte ich von meinen Spielern. Ich muss aus den Erfahrungen, die ich jetzt gerade sammle, einfach lernen. Das war ein Grund, warum ich den Schritt zum Headcoach gehen wollte. Ich hätte auch noch weiter in Berlin bleiben können: als Assistenztrainer, wahrscheinlich für eine längere Zeit. Und es wäre eine super Situation gewesen: aktuell mit der Euroleague, mit Aito, in Berlin werden immer gute Trainer sein. Aber das, was ich in den letzten Monaten erlebt und gelernt habe, das kann ich als Assistenztrainer nicht lernen und erleben. Natürlich prasseln viele neue Dinge auf einen ein. Einen Überblick über seine Spieler, seinen Stab und einen selbst zu haben, ist nicht so einfach – aber das ist eben die Herausforderung. Am Ende habe ich das Privileg, eine von 18, in diesem Jahr eine von 17 Stellen als Headcoach in der BBL zu haben. Ich habe damals mit Martin Schiller bei seinem Übergang vom Assistant Coach (in Ludwigsburg) zum Headcoach (in der G-League beim Farmteam der Utah Jazz) gesprochen. Er meinte, er würde die taktische Vorbereitung auf die Gegner, die Detailarbeit vermissen, die er als Assistant Coach übernommen hat. Wie ist es bei Ihnen? Am ehesten könnte ich die individuelle Arbeit in der Halle vermissen, vor und nach dem Training mit einzelnen Spielern. Das habe ich immer sehr gerne getan. Das kann ich natürlich weiterhin tun, aber als Headcoach hast du nun so viele andere Sachen zu beachten, die du als Assistenztrainer nicht tun musst. Ansonsten: Wenn ich mir vorstelle, wie viele Basketballspiele ich in den letzten zehn Jahren in einzelne Sequenzen auseinandergenommen habe … das hat mir enorm geholfen, Lösungswege und Ideen zu finden. Was Martin anschneidet: zu versuchen, sich in die Gedanken eines anderen hineinzuversetzen. Ich glaube, großartig vermissen werde ich das insofern nicht, als sich jetzt einfach die Aufgabenbereiche verschoben haben. Ich habe jetzt so viele neue Aufgaben, die mir sehr viel Spaß machen.
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Sie benutzen häufig das Wort „Prozess“. Headcoach zu sein, ist ebenfalls ein Prozess. Wissen Sie schon, welche Art von Headcoach Thomas Päch ist? Nein. Natürlich habe ich eine Grundidee, in welche Richtung es gehen soll, und Ideen, von denen ich überzeugt bin, dass es der richtige Weg ist. Aber ich stehe erst am Anfang. Ich muss einfach Erfahrungen sammeln. Da wird man dann auch mal Dinge ausprobieren, die nicht funktionieren – dann lässt man sie halt wieder weg. Ich will nie jemand sein, der sagt: „Das ist mein Weg – und so mache ich es.“ Ich will vielmehr jemand sein, der immer bereit ist, ein bisschen nach links, ein bisschen nach rechts zu gehen. Das ist zum Beispiel eine der größten Stärken von Svetislav Pesic: Er besitzt zwar seine Marschroute, hat sich aber über die Jahre immer etwas angepasst. Natürlich hängt es auch immer davon ab, auf welchem Niveau man arbeitet. In Berlin arbeitet man ganz anders als in Trier – und muss das auch. Zudem verändert sich das Spiel konstant. Auch die Regeln, wie gepfiffen wird und die Spieler verändern sich. Darauf muss man immer reagieren, das macht das Ganze aber auch so spannend. Wenn man glaubt, jetzt hat man es raus, dann geht es wahrscheinlich schon bergab.
Fotos: TF-Images/Jan-Philipp Burmann/City-Press via Getty Images
Wir haben zu Beginn über „spanischen Basketball“ gesprochen. War es dahingehend eine bewusste Entscheidung, mit Branden Frazier und Ben Simons zwei Spieler zu verpflichten, die zuvor in der ACB aufgelaufen sind? Nein, es war kein Kriterium, Spieler aus der ACB zu suchen. Interessanterweise waren aber viele Spieler in der ACB bei uns auch irgendwann mal ein Thema (schmunzelt). Im Rekrutierungsprozess ging es aber schon dahin, Spieler zu suchen, von denen man glaubt, dass sie gute Entscheidungen treffen. Ich bin überzeugt, dass es genau darum geht: Spieler zu finden, die in gewissen Vorgaben gute Entscheidungen treffen und Dinge lösen. Dafür kann man nicht jeden Spieler nehmen. Das stelle ich mir beim Scouting von Spielern nicht einfach vor: abzuschätzen, ob sie in einem solchen freien Spiel funktionieren. Bei vielen Teams gibt es doch viel mehr festgelegte Spielzüge. Vorher weißt du das bei einer Rekrutierung nie. Natürlich schaust du darauf, welche Entscheidungen ein Spieler trifft. Am Ende geht es aber mehr darum, ob man glaubt, dass der Spieler das Potenzial dazu hat. Und dann ist es meine Aufgabe in der Halle, das zu vermitteln. Diesen Prozess habe ich in den vergangenen Jahren bei Aito ungemein gelernt. Je mehr man darin wächst, desto mehr Lösungswege hat man für bestimmte Situationen. Es geht natürlich auch darum, die Spieler in Situationen zu bringen, in denen sie ihre Stärken ausspielen können. Das ist die Grundvoraussetzung, damit
„Aito coacht seit fünfzig Jahren – er muss nicht mehr darüber nachdenken, was und wie er es macht, er hat das Buch Basketball schon hunderttausendmal geschrieben.“ -----------
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man überhaupt so spielen kann. Es gibt natürlich ganz viele unterschiedliche Spielertypen. Aber ich glaube schon, dass wir sehr smarte Jungs haben. In Trier wie in Berlin haben Sie mit vielen jungen deutschen Spielern zusammengearbeitet. Ist dies auch eine Vision, die Sie für den Standort Bonn künftig haben? Definitiv. Wir haben jetzt Kilian Binapfl und Gabriel de Oliveira. Gabriel ist ein 1998er Jahrgang und nicht mehr der Jüngste. Er hat 2018/19 in der ProB gespielt, das BBL-Niveau ist also neu für ihn. Kilian hat
in der Champions League gegen Falco Szombathely elf Minuten bekommen, und das Level ging nicht runter, als er auf dem Feld war – er hat das Level am Leben gehalten. Wenn alle zehn Profis da sind, ist es natürlich schwierig, sie einzubauen – aber sie sind bereit, und das ist das Wichtigste. Eine der größten Stärken von Aito ist, dass er die Spieler darauf vorbereitet, im Spiel erfolgreich spielen zu können, dass er ihnen Selbstvertrauen gibt und die richtigen Situationen abwartet. Jonas Mattisseck ist jetzt in seiner dritten Saison bei Aito, und er weiß ganz genau, was er machen muss und was nicht – obwohl er noch so jung ist. Was Aito zudem macht: Wenn ein Spieler verletzt ist, rückt ein junger Spieler nach und spielt einfach. Andere Coaches würden ihre Rotation verkürzen, Aito nicht. Als beispielsweise in der Saison 2017/18 im Eurocup-Spiel in Krasnodar Peyton Siva krank war, hat Bennet Hundt gespielt – am Ende stand er 21 Minuten auf dem Feld und hat besser als Stefan Peno gespielt. Das ist jetzt etwas vereinfacht gesagt, da gehört viel mehr im Hintergrund dazu, das muss alles vorbereitet werden. Aber man muss gerade den jungen Spielern eine Chance geben, dass sie überhaupt erfolgreich stattfinden können. Und das versuche ich auch. redaktion@fivemag.de
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in-dre-ssant
Load
Management
In-Dré-ssant Einfache Antwort, schwere Lösung Alle reden über „Load Management“ … und damit am eigentlichen Thema vorbei. Warum? Weil es – wie immer – ums Geld geht. Text: André Voigt
Fotos: Tim Warner/Getty Images
L
oad Management. Gab es in den ersten Saisonwochen 2019/20 ein anderes Thema, das die Fangemeinde der NBA mehr spaltete? Nein, und das ist auch kein Wunder. Wie so oft in dieser Zeit prallen hier mit voller Wucht zwei unvereinbare Lager aufeinander, die aus gänzlich anderen Beweggründen leidenschaftlich für ihren jeweiligen Standpunkt argumentieren. Entsprechend vergiftet ist demnach die folgende Diskussion, die eigentlich nur ein Wiederkäuen längst bekannter vermeintlicher Totschlagargumente ist. Auf der einen Seite ist die Sachlage klar: Die NBA-Teams absolvieren 82 Spiele in der regulären Saison. Die Profis der 30 Klubs werden fürstlich entlohnt, also haben sie auch – wenn nicht verletzt – in diesen Partien aufzulaufen. Schließlich müssen alle anderen Beschäftigten auch jeden Werktag einrücken, und die bekommen keine Millionen für ihre Arbeit! Außerdem sind da natürlich die Fans, die zum Teil Monate im Voraus für viel Geld Karten erstehen, nur um dann „ihre“ Stars nicht sehen zu können. Auf der anderen Seite steht … die Wissenschaft.
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Keine zwei Meinungen
Mittlerweile gibt es keine zwei Meinungen mehr: Will ein Team seine Akteure in den Playoffs so nah wie möglich am Leistungsmaximum haben, lohnt sich eine Belastungssteuerung. Das Verletzungsrisiko erhöht sich mit steigender Belastung bzw. wenn nicht genügend Zeit zur Regeneration vorhanden ist. Nochmal: Dies alles ist durch vielerlei Studien belegt. Henry Abbott von Truehoop.com verweist auf eine Untersuchung im europäischen Spitzenfußball: Sie besagt, dass die Verletzungsrate bei Spielern, die in einer Woche zwei Partien absolvierten, sechsmal höher war als bei Kollegen, die nur eine Begegnung spielten. Im Australian Football verringerte sich die Anzahl von Verletzungen deutlich, als die Spieler Messgeräte zu tragen begannen. Sobald ihre Bewegungsmuster wegen Müdigkeit von ihrer Norm abwichen, wurden sie nicht eingesetzt. In der NBA werden von den Franchises mittlerweile nicht nur Ärzte und Physiotherapeuten konsultiert, sondern auch verstärkt Schlafforscher. Der Grund: Zu wenig oder schlechter Schlaf beeinträchtigt die Leistungsfähigkeit. Reaktionszeiten werden länger, die
Regeneration verläuft nicht optimal. Müdigkeitslevel in der Muskulatur steigen, und das kann handfeste Folgen haben. Zum Beispiel den „Valgus Collapse“. Damit wird die Bewegung des Kniegelenks nach innen bezeichnet. Dies kann zum Beispiel bei einer Landung passieren und birgt bei erhöhten Ermüdungsleveln eine gesteigerte Gefahr für Kreuzbandverletzungen. All diese Ergebnisse sind mittlerweile nicht mehr umstritten. Jedem in der NBA ist klar: Wird die Belastung gesteuert, sinkt das Verletzungsrisiko. Trotzdem wird Load Management aus den eingangs genannten Gründen verteufelt. Ob dies nun das Ergebnis eines veralteten Machodenkens ist oder das Verklären der guten alten Zeit (Jordan hat immer gespielt!1elf1!!), bleibt am Ende irrelevant.
Weniger Spiele, alles gut
Die NBA muss die richtigen Schlüsse aus diesen Erkenntnissen ziehen: Der Spielplan ist zu lang. Niemand braucht 82 Partien, um zu ermitteln, wer am Ende in die Playoffs einzieht. Das sieht auch Commissioner Adam Silver so: „Da ist nichts Magisches an den 82 Spielen. Wir absolvieren seit 50 Jahren 82 Partien, aber indem wir die Zukunft der Liga gestalten, indem wir immer mehr über die Auswirkungen des Reisens und der Belastung auf den menschlichen Körper lernen … wir müssen auf die reguläre Saison schauen.“ Vor allem müssen Liga und Spieler aufs Geld schauen. Weniger Partien bedeuten weniger Einnahmen aus den lokalen TV-Verträgen, die jedes Team selbst aushandelt, und weniger Erlöse aus Heimspielen. Beide Parteien – Liga und Spielergewerkschaft, die den Tarifvertrag aushandeln, der auch die Anzahl der Spiele regelt – müssen bereit sein, auf Dollars zu verzichten. Das sollte eigentlich kein Problem sein, ist der Kuchen doch für alle Beteiligten groß genug. Aber es geht ums Geld, und da steigen manche in Sachen Logik aus. Kobe Bryant jedoch nicht. Der Ex-Lakers-Star plädierte schon vor längerer Zeit für einen verkürzten Spielplan. „Wir könnten den Fans eine bessere Show bieten. Wenn die Jungs die Chance hätten, gesünder und ausgeruhter zu sein, dann müsste auch niemand Spiele aussetzen“, erklärte Bryant. „Jeder würde die maximale Leistung sehen, denn die Spieler wären gut ausgeruht und würden jedes Mal in die Arena kommen, um jemandem in den Arsch zu treten. Sie würden jeden Abend eine Show bieten. Das Produkt für die Fans wäre besser.“ Die Antwort ist also einfach: Weniger Spiele bedeuten bessere Leistung und bessere Show. Wenn jetzt auch noch alle auf ein paar Millionen verzichten könnten, wäre auch die Lösung kein Problem. dre@fivemag.de
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ivan beslic
ivan beslic „Alles im Griff“
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reunde, diesen Monat gibt es Realtalk über Latrell Sprewell! Sprewell war ein echter Basketball-Spätzünder und fing erst in seinem letzten Highschool-Jahr mit organisiertem Basketball an. Umso beachtlicher waren die 28 Punkte, die er als Anfänger pro Partie aufs Parkett legte. Mit nur einem Jahr Spielerfahrung reichte es immerhin für die University of Alabama, wo er an der Seite von Robert Horry seine Bewerbungsmappe mit Passbild für die NBA-Draft einreichte. Dort wurde Sprewell 1992 unspektakulär an 24. Stelle von den Golden State Warriors gedraftet. Verletzungen anderer Mitspieler war es zu verdanken, dass „Spree“ schon als Rookie direkt mitmischen durfte. Er startete 69 Spiele und droppte 15,4 Punkte pro Partie. Sein Game strotzte nur so vor Energie und Intensität. Es schien, als ob er jedes Game durchspielen könnte. Defensiv war er immer auf der Lauer und in der Offense mit seiner Schnelligkeit schwer zu stoppen – sein
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Markenzeichen waren dabei seine krachenden beidhändigen Dunks und seine Attitude. #EverydayHustler Aus der „Run TMC“-Ära war zwar nur noch Chris Mullin übrig, doch die Lage bei den Warriors war dennoch hoffnungsvoll, schließlich zeigte „Spree“ im zweiten Jahr sogar ungeahntes Potenzial, als er ins All-Star-Team berufen wurde. Zudem draftete Oakland noch einen gewissen Chris Webber, der sich als „Rookie des Jahres“ auch nicht zu verstecken brauchte. Nach 50 Saisonsiegen wurden die Warriors zwar in der ersten Playoff-Runde von den Suns gestoppt – aber darauf konnte man auf jeden Fall aufbauen! Doch nach etlichen Meinungsverschiedenheiten mit Coach Don Nelson wurde Webber nach nur kurzer Zeit zu den Bullets getradet, und so wuchs „Spree“ mit der Zeit zum Leader des Teams heran. Obwohl er sich zwischenzeitlich auf 24 Punkte pro Spiel steigerte, ließ der Teamerfolg auf sich warten. Sprewells direkte und offene Art eckte an, und so kam es des Öfteren zu Zwischenfällen mit Mitspielern. Bei einem Fight mit Jerome Kersey zum Beispiel wollte er mit einem langen Holzbrett auf den Power Forward los und drohte sogar, mit einer Knarre wiederzukommen. Wo zur Hölle hatte „Spree“ die Holzlatte her? Nummer 15 war kein einfacher Umgang, und so wurde Coach P.J. Carlesimo zur Saison 1997 eingestellt, um das Team wieder auf die Gewinnerstraße zu lotsen. Der ehemalige Football-Trainer war bekannt für seine harte Führung, was auch der Grund war, warum „Spree“ und Carlesimo alles andere als Freunde wurden. Streitereien waren an der Tagesordnung, bis es dann passend zur Weihnachtszeit am 01. Dezember 1997 ausartete. Nachdem der Coach seinen Star bei einer Trainingseinheit mit den Worten „Put some mustard on those passes“ darauf hinwies, dass dessen Pässe zu soft wären, schaukelte sich die Situation in der Halle hoch. #thatescalatedquickly Latrell hatte anscheinend einen miesen Tag und keine Lust auf dumme Kommentare, doch das hielt Carlesimo nicht davon ab, munter weiterzusticheln. Daraufhin drohte „Spree“ erst damit, seinen Coach zu killen, bevor er letztendlich auf ihn losging und Carlesimos Hals beherzt mit beiden Händen würgte. Ein Latrell Sprewell steht halt zu seinem Wort! Der atemlose Engtanz wurde nach circa 15 Sekunden von Mitspielern und Assistenztrainern unterbrochen, Sprewell der Halle verwiesen. Doch der Shooting Guard ließ es sich nicht nehmen, nach etwa 20 Minuten frisch geduscht nochmal in der Halle aufzukreuzen und seinem Lieblingscoach eine Extraportion scharfen Senf in Form von fliegenden Fäusten nachzureichen. #wennDerSenf2malBrennt Ein Zwischenfall, der natürlich hohe Wellen schlug. Der Würger wurde von den Warriors entlassen und von der NBA daraufhin für 68 Spiele gesperrt. Ein gefundenes Fressen
für die Medienwelt. Der gefeierte All Star wurde über Nacht zum bösen, Cornrows tragenden, tätowierten schwarzen Mann mit hohem Gewaltpotenzial – es war Stereotypisierung to the fullest! Dass er einige Monate später dann auch noch wegen rücksichtslosen Fahrens in einen Unfall mit zwei Verletzten involviert war, setzte Sprewells Bad-Boy-Image die unrühmliche Krone auf. Die Knicks sahen trotzdem ihre Chance und gaben dem Swingman eine zweite Chance. Sie holten ihn per Trade für unter anderem John Starks. Angeführt von Patrick Ewing und Allan Houston steuerte Sprewell in der Folge starke 16,4 Punkte von der Bank bei. Und dann wurde Geschichte geschrieben! Als erstes Team EVER boxten sich die Knicks 1999 vom letzten Playoff-Spot bis in die NBA-Finals durch. „Spree“ legte im Kampf um die Championship gegen die San Antonio Spurs noch eine Schippe drauf und zeigte mit 26,0 Punkten pro Spiel seine ganze Klasse. Doch gegen die starken Spurs samt den „Twin Towers“ Robinson und Duncan war nach fünf Spielen Schluss. Sprewell machte endlich wieder sportliche Schlagzeilen, wurde 2000 sogar nochmal ins All-Star-Game berufen, und die Knicks versilberten seine Leistungen mit 62 Millionen Dollar für fünf Jahre. Nach einigen Saisons in NYC mit mäßigen Playoff-Erfolgen ging es für die Nummer 8 dann per Trade nach Minnesota. Die Wolves boten dem 34-Jährigen einen 21-Millionen-Dollar-Deal für drei Jahre, den er aber mit den legendären Worten „I have a family to feed“ ablehnte. Sprewell wollte pokern und hoffte auf ein höheres Angebot. Doch daraus wurde nichts. Sein Stolz ließ ihn nicht für „lächerliche“ 21 Millionen Dollar Basketball spielen, und so stand „Spree“ am Ende ohne Team da. But who cares? Eigentlich Peanuts für jemanden, der mit fast 100 Millionen Dollar genug in seiner Karriere verdient hat, oder? Latrell machte im Ruhestand nochmal auf sich aufmerksam, als seine 21 Meter lange Yacht à la Titanic unterging. Sie wurde zwar wieder geborgen, jedoch ein paar Jahre später aufgrund unbezahlter Rechnungen gepfändet. Außerdem verklagte ihn seine Lebensgefährtin auf 200 Millionen Dollar, und seine zwei Häuser kamen unter den Hammer. Kein Geld, keine Frau, kein Haus – läuft bei dir, Junge! Trotzdem ist es beachtlich, dass der viermalige All Star trotz der „Niederschläge“ über seine gesamte Karriere ordentliche Leistungen aufs Parkett gebracht hat. Ganze 13 Jahre lang im Schnitt 18,3 Punkte in der NBA aufzulegen, ist kein Zuckerschlecken. Es zeigt, wie gut Sprewell eigentlich war. Allen Iverson bezeichnete ihn 1999 in einem „SLAM“-Interview als seinen Lieblingsspieler – und das zu Recht! Freunde, put some mustard on your passes und respektiert euren Coach.
Peace, Ivan
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