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Eine grosse Erfolgsgeschichte
Herr Homoki, zum Ende dieser Spielzeit verlässt Ballettdirektor Christian Spuck das Opernhaus Zürich. Zu Beginn Ihrer gemeinsamen Zeit hier hiess das Motto «Öffnung». Was bedeutete das damals für das Ballett, und inwiefern ist diese Öffnung im Ballett gelungen?
In der Ballett-Szene begegnet man häufig der Haltung, dass Inszenierungen konserviert werden müssen, weil sie Werkcharakter haben. Das mag gerechtfertigt sein, weil eine Choreografie eher eine Neuschöpfung ist als eine Operninszenierung, die ja ein bestehendes Werk auf die Bühne bringt. Deshalb werden Choreografien dann manchmal auf fast museale Weise gepflegt, und diese sehr bewahrende Haltung zur Tradition steht unter Umständen der zeitgenössischen Produktion im Weg. Ich finde es aber sehr wichtig, dass man auch zeitgenössische choreografische Handschriften ans Haus holt, wie es Christian Spuck getan hat, und keine ideologischen Mauern zulässt, wie sie zuweilen zwischen klassischem Ballett und Tanz existieren. Eine Produktion wie die fantastischen Nachtträume von Marcos Morau hat für mich exemplarisch gezeigt, wie diese Öffnung des traditionellen Balletts hin zum zeitgenössischen Tanz und die Verbindung von beidem funktionieren kann. Ausserdem hat Christian Spuck das Ballett mit Produktionen wie dem Verdi-Requiem, der Winterreise und dem MonteverdiAbend über Genregrenzen hinweg geöffnet hin zu einem integralen Verständnis von Musiktheater, das meinem eigenen Musiktheater-Verständnis sehr entspricht.
Ihnen war es ja sehr wichtig, eine Persönlichkeit mit der Leitung des Balletts zu betrauen, die nicht nur Manager ist, sondern – so wie Sie selbst – auch Künstler. Warum war das wichtig, und inwiefern hat Christian Spuck Ihre Erwartungen eingelöst?
Christian Spuck hat meine Erwartungen nicht nur eingelöst, sondern weit übertroffen. Als ich damals angefangen habe, mich mit der Frage zu beschäftigen, wer die Leitung des Balletts Zürich übernehmen könnte, gab es unter Fachleuten die stark vertretene These, dass es diese Persönlichkeiten, die gleichzeitig Künstler sind und eine Compagnie führen können, gar nicht mehr gibt. Das sei eine aussterbende Spezies, hiess es etwas besserwisserisch. Dieser Erkenntnis wollte ich mich nicht beugen; ich habe recherchiert und mich mit Menschen, denen ich vertraue, beraten. Irgendwann bin ich auf Christian Spuck gestossen, dessen Arbeiten ich bereits kannte und sehr gut fand, weil er narratives Theater macht und gleichzeitig auch das klassische Vokabular beherrscht. Diese Vorgabe hatte ich vom Verwaltungsrat bekommen: Das klassische Repertoire muss am Opernhaus Zürich weiter möglich sein, und es muss eine grosse Compagnie bleiben, die dieses klassische Repertoire bedienen kann. Und: Menschen lieben Geschichten. Auch das BallettPublikum. So wie ich auch. Christian fand ich als Person und als Künstler sofort überzeugend, und ich war mir sicher, dass das gut funktionieren würde.
Ist Zürich ein guter Ort für die Weiterentwicklung des Tanzes?
Auf jeden Fall. Wir sehen ja, dass das Ballett in den letzten elf Jahren unter Christian Spuck eine unglaubliche Erfolgsgeschichte hingelegt hat – es gibt an der Abendkasse normalerweise keine Karten, die Vorstellungen sind praktisch alle ausverkauft. Das Publikum hier in Zürich hat auch zu Anfang der Ära Spuck nie gefremdelt, sondern ihn und seine Compagnie sofort mit offenen Armen aufgenommen, fast schon, als hätte es auf ihn gewartet. Wir wollten die Öffnung des Opernhauses – und Zürich war offen für uns!