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Die Situation ist stabil
Herr Homoki, das Opernhaus hat den Geschäftsbericht für die vergangene Spielzeit veröffentlicht. Wie fällt die Bilanz aus?
Die Saison 2021/22 war noch stark von Corona geprägt. Wir durften zwar wieder ohne Kapazitätsbegrenzungen spielen, aber es gab noch bis Ende März Auflagen wie die Masken- und Zertifikatspflicht, und wir hatten sehr, sehr viele Infektionen in der Belegschaft. Trotzdem konnten wir den gesamten Spielplan präsentieren, so wie wir ihn ursprünglich ohne Corona geplant hatten. Das ist vor allem das grosse Verdienst der Belegschaft, denn oft haben die Gesunden die Arbeit der Kranken mitübernommen. Wir haben phasenweise um jede Vorstellung gekämpft, mussten immer wieder kurzfristig Ersatz für kranke Sängerinnen und Sänger finden. Nachdem die vorhergehende Saison 2020/21 ja mehr oder weniger komplett der Pandemie zum Opfer gefallen war, wollten wir unbedingt wieder da sein und spielen und unser Publikum zurückgewinnen. Das ist uns auch gelungen. Keine Vorstellung ist ausgefallen. Darauf sind wir stolz, denn das haben nicht viele Häuser geschafft. Es war insgesamt ein Riesenkraftakt, aber es hat sich einmal mehr gezeigt, wie fantastisch motiviert und professionell die Mitarbeitenden an diesem Haus sind. Das steht für mich im Vordergrund bei der Bilanz für 2021/22.
Wie ist es finanziell für das Opernhaus gelaufen?
Dadurch, dass wir unser Programm komplett gespielt haben, hatten wir natürlich auch die vollen Kosten. Wir konnten aber nicht die gleichen Einnahmen erzielen wie vor der Pandemie und lagen deutlich unter Budget. Es sind weniger Menschen ins Opernhaus gekommen sind, sei es wegen der Corona-Auflagen, sei es aufgrund einer generellen Zurückhaltung. Die finanzielle Situation ist aber trotzdem stabil. Grundsätzlich betrachtet, hat die Pandemie uns über drei Spielzeiten hinweg belastet. Das waren bestimmt die schwierigsten Jahre, die das Theater in seiner ganzen Geschichte erlebt hat. Diese drei Spielzeiten haben wir kumuliert mit einem finanziellen Verlust überlebt, der unter einer Million Franken liegt. Wir haben Corona also gut verkraftet, nicht zuletzt dank der Kurzarbeitszuwendungen, die wir erhalten haben. Auch für die laufende Spielzeit haben wir noch eine Pandemie-Rückstellung gebildet, um eventuelle Einnahmeeinbussen ausgleichen zu können.
Alle fragen sich: Wie geht es weiter mit dem Publikum? Wird alles wieder wie vor Corona? Welche Tendenz zeichnet sich da ab?
Wir erarbeiten uns das Publikum zurück und sind dabei gut unterwegs. Aber von den Auslastungszahlen vor Corona sind wir noch ein Stück entfernt. Die hatten bei uns allerdings auch Rekordhöhen erreicht. Wir waren sehr verwöhnt vom Publikumszuspruch. In der aktuellen Saison gibt es Vorstellungsserien, bei denen die Nachfrage ganz hervorragend ist, etwa bei unserem neuen Ring des Nibelungen oder beim Ballett. Generell kann man auch sagen, dass das Interesse an unseren neuen Sachen gross ist, da haben wir den Vorteil, dass wir so viele Neuproduktionen pro Spielzeit anbieten wie kaum ein anderes Opernhaus. Das Publikum tendiert im Moment eher zu bekannten Titeln und ist bei manchen Wiederaufnahmeserien etwas wählerischer. Aber das macht uns keine wirklichen Sorgen. Die künstlerische Qualität stimmt. Unser Spielplan ist sehr abwechslungsreich. Wir haben im Gegensatz zu manch anderem Theater trotz Corona einen stabilen Stamm an Abonnenten. Die Sponsoren sind uns treu. Darauf können wir aufbauen.