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_08R7H_30_07_12_Biennaleheft_cover.pdf_1__Juli 31, 2012 # 16:05:42
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Auf den Holzplanken des Karrens liegt ein aufgeschlagenes Buch. Auf der linken Seite ist Chirico‘s Bild The Enigma of an Autumn Afternoon zu sehen. Auf der rechten Seite findet sich im Text weiter unten der Satz The Enigma of an Autumn Afternoon translates his break with Symbolism into pure geometric/ architectonic form, definitively casting aside the notion of subject, ………(1) Alle Teile des Bildes scheinen flach übereinandergelegt. Auch die Schatten sind nur dunkle Bildteile ohne räumliche Tiefe. Den Betrachter erfasst eine schläfrige Reglosigkeit. Die Zeit ist einfach stehengeblieben, ohne Grund, an einem sonnigen Nachmittag im
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Herbst. Die architektonischen Teile verweisen auf eine mediterrane Gegend. Die ärmlichen rotbraunen Häuser, die im Bild als Balken den Horizont verdecken, könnten auch jetzt gebaut worden sein. Am ausgefransten First lässt sich vermuten, dass es dahinter weitere Häuser dieser Art gibt. Das weißlich verputzte Portal stammt aus einer anderen Epoche, so wie auch die Brunnenskulptur und das Segel hinter der Häusermauer zahllose Jahre überdauert hat. Gegenwart ist verbunden mit weit Zurückliegendem, bleibt immer so bestehen. Der Karren auf dem das Buch liegt steht in Berlin. Der Aufbau den er bekommt, bildet mit stoffbespannten Wänden eine Bühne. Teile lassen sich links und rechts ausklappen, eine mobile hölzerne Rampe erweitert den Bühnenraum von der Karrenebene bis zum Erdboden. Eine Wanderbühne, die von den Schauspielern gezogen, von einem Spielort zum anderen durch die Stadt zieht. Das Prinzip ist uralt. Dem griechischen Dichter Thespis (2) wird die Erfindung der Tragödie zugeschrieben als er erstmals dem üblichen Chor einen Sprecher gegenüber stellte, der das Geschehen nun kommentierte. Der Theaterkarren, mit dem Stück für Stück die Stadt erspielt wurde, ist nach ihm benannt: der Thespiskarren. Ein anderes Trojanisches Pferd, mit dem es gelang, der Gesellschaft vor Augen zu führen, was sie im täglichen Ablauf nicht sehen konnte oder wollte. Der Thespis-Karren zieht jetzt durch Berlin, um diesmal mit Schauspielschülern kund zu machen, was es noch immer an kleinlichen politischen Winkelzügen um die Errichtung ihrer Schule gibt. Ich hätte gerne, dass der Wagen auch beim Delphi Filmpalast für eine kleine Vorstellung hält. Er wäre dann zumindest in der Erinnerung an jenen Orakelort zurückgekehrt, der die gesamte Welt der Antike in Bann hielt. Von dort noch kurz hinübergewechselt zum Kant(3)-Dreieck. Keine schlechte Überleitung zur Jetztzeit. Vor dem Kleihues(4)-Turm mit dem Vattenfall(5) Hahnenkamm ist Platz genug für gewitztes Agitieren. Die Zigarren-
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raucher aus der Bar des Hotel Savoy würden herüberkommen. Wir könnten danach in der Paris Bar ja eine Kleinigkeit essen. Und dann landet der Karren in Venedig: auf der Biennale im Padiglione Centrale. Die Saalwände rundum straßen-grau wie der Karren auch. Er sollte sich tarnen in diesem Grau, auflösen und Teil werden einer Umgebung, gegen die er anzutreten hat. Ringsum sind an die grauen Wände die Kreidebilder von einigen unserer Bauten genagelt. Haus-Rucker-Co’s Halbraum schafft dem Karren mehr Luft, dehnt seinen Spielraum aus. Alle Bilder zusammen gehen mit feinem Schimmern ihrer Kreideschichten gegen dieses Grau an. Wir dachten, dass diese Bilder von Bauten so wie Portraits von Menschen wirken könnten. Dass in den Kreideschichten Wesentliches sichtbar wird. Um den Karren herum diese 10 Portraits, die jedes für sich alles an Brüchen im Gesicht hat, was sich einprägt aus endlosen Auseinandersetzungen mit Überliefertem und dem, was zu erneuern ist. Europäischer Stoff – sorry world, es gibt keinen besseren. L.O.
(1) (2)
(5) (3) (4)
Paolo Baldacci, De Chirico, The Metaphysical Period 1888-1919, 1997, p.82 Grieche aus Ikaria, stellte 534 v.Chr. in Athen an einem Fest zu Ehren des Dionysos dem Festchor erstmals einen Sprecher gegenüber und begründete damit die Tragödie. Lexikon der Antike, 1971, S.534 Immanuel Kant 1724-1804, Deutscher Philosoph der Aufklärung Josef Paul Kleihues, Deutscher Architekt 1933-2004 Einer der wichtigsten europäischen Energiekonzerne im Besitz des schwedischen Staates
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Thespis-Karren Pariser Platz, Berlin M.Ortner, 2012 Kreide auf Papier, 148 x 222 cm
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Thespis-Karren Walter-Benjamin-Platz, Berlin Foto schnepp路 renou, 2012
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T H E S P I S - K A RREN Eine Wanderbühne auf Rädern. Von den Schauspielern gezogen, durch die Stadt von einem Spielort zum anderen. Dem griechischen Dichter Thespis wird die Erfindung der Tragödie zugeschrieben als er erstmals dem üblichen Chor einen Sprecher gegenüber stellte, der das Geschehen nun kommentierte. Der Theaterkarren, mit dem Stück für Stück die Stadt erspielt wurde, ist nach ihm benannt: der Thespiskarren. Ein anderes Trojanisches Pferd, mit dem es gelang, der Gesellschaft vor Augen zu führen, was sie im täglichen Ablauf nicht sehen konnte oder wollte.
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Thespis-Karren M.Ortner, 2012 Kreide auf Papier, 148 x 222 cm
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Karren, fahrbereit
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Karren, spielbereit Zacherlfabrik, Wien
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Thespis-Karren im Zacherlpark, Wien Foto Domenikus Guggenberger, 2012
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HALBRAUM Noch eine sperrige dreimeter Rolle, die bei der Übersiedlung des HausRucker-Co Lagers fast im Müll gelandet wäre: der Halbraum. Das Thema, ein Haus in seine wesentlichen Raumteile zu zerlegen, sie isoliert als eigenständige Elemente zu verwenden oder in Reduzierung anders zusammenzusetzen, beschäftigte uns seit den frühen 1970 er Jahren. Es dürften davon Impulse ausgegangen sein, die Jahrzehnte später als Dekonstruktivismus Mode wurden.
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Halb-Raum 2 Haus-Rucker-Co, M.Ortner, 1982 Kreide auf Papier, 327 x 340 cm, 259 x 302 cm
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Halb-Raum 1 Haus-Rucker-Co, M. Ortner, 1982 Kreide auf Papier, 340 x 630 cm Foto 1982
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P O RTR A I T S V O N B A U TEN Man stelle sich vor, die Materialien eines Hauses zu feinstem Staub zu mahlen. Mauern, die zu Pulver geworden sind, in rot, grau und ocker Tönen. Stahlträger nun bläulich hell, oxydbraun, anthrazit, und Holzteile fahl gelb. Das wären dann die Pigmente für unsere Bilder. Schicht für Schicht aufgetragen, wie es das Malen mit sich bringt, immer wieder fixiert mit Harzen, die in Alkohol gelöst sind. Malerei, die schließlich dichter und suggestiver ist als das Haus, das dafür zu Pulver zerrieben wurde..(1)
(1) Aus: O&OMalerei aus dichtem Staub, Köln 2010
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S.L.U.B. S채chsische Landesbibliothek Staats-u.Universit채tsbibliothek Dresden, 2002 M. Ortner, 2012 Kreide auf Papier, 148 x 222 cm
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Landesarchiv NRW Duisburg, 2008 M. Ortner, 2010 Kreide auf Papier, 148 x 222 cm
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Hochschule f端r Schauspielkunst Ernst Busch Berlin, 2012 M. Ortner, 2012 Kreide auf Papier, 148 x 222 cm
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Sparkasse Kรถln-Bonn, 2012 M. Ortner, 2012 Kreide auf Papier, 148 x 222 cm
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Hafentor D端sseldorf, 1993 M. Ortner, 2012 Kreide auf Papier, 148 x 222 cm
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City Tower Wien Mitte, 2003 M. Ortner, 2012 Kreide auf Papier, 148 x 222 cm
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Libellen II Museumsquartier Wien M. Ortner, 2010 Kreide auf Papier, 148 x 222 cm
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Museum Moderner Kunst Museumsquartier Wien, 2000 M. Ortner, 2012 Kreide auf Papier, 148 x 222 cm
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S.L.U.B. S채chsische Landesbibliothek Staats-u.Universit채tsbibliothek Lesegalerie Dresden, 2002 M. Ortner, 2012 Kreide auf Papier, 148 x 222 cm
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Landesarchiv NRW, Foyer Duisburg, 2008 M. Ortner, 2012 Kreide auf Papier, 148 x 222 cm
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Für Ausstellungen von Haus-Rucker-Co und Ortner&Ortner gibt es eine lange Liste in bedeutenden Museen u.a. The National Museum of Modern Art Tokyo 1986, MoMa New York 1994, MACBA Barcelona 1996, National Museum of China Beijing2006, Victoria & Albert Museum London 2008. Einzelausstellungen zur Eröffnung des Centre Pompidou Paris 1977 und zur Eröffnung der Kunsthalle Wien 1992, die Beteiligungen an der Documenta in Kassel 1972, 1977, 1987, der IX Biennale in Venedig 2004 und jetzt 2012.
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Haus-Rucker-Co
Ortner & Ortner
1967 Gründung von Haus-Rucker-Co durch Laurids Ortner,Günter Zamp Kelp und Klaus Pinter in Wien. 1970 Eröffnung von Studios in Düsseldorf und New York 1971 Eintritt von Manfred Ortner 1972 Eigenständige Studios: Haus-Rucker-Co in Düsseldorf (mit Laurids Ortner, Günther Zamp Kelp, Manfred Ortner)Haus-Rucker-Inc. in New York (mit Klaus Pinter, Caroll Michels u.a.)1987 Eröffnung eigenständiger Architekturbüros durch Laurids Ortner u.Manfred Ortner, und Günter Zamp Kelp 1992 Auflösung von Haus-Rucker-Co.
1987 Gründung des gemeinsamen Architekturbüros Ortner Architekten in Düsseldorf. Seit 1990 Ortner&Ortner Baukunst in Wien, seit 1994 in Berlin und seit 2006 in Köln. 2011 O&O Baukunst, mit den Partnern Roland Duda, Christian Heuchel, Harald Lutz, Florian Matzker, Markus Penell. 2011 O&O Depot Berlin.
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Biennale di Venezia 13.Mostra Internationale di Architectura 29.8.– 25.11.2012 Padiglione Centrale Ausstellung Ortner&Ortner
On European Ground Laurids Ortner Manfred Ortner Redaktion: Manuela Hötzl Eleni Boutsika Hermine Palme Produktion: Dominikus Guggenberger Rene Kobel Fotografie: schnepp.renou Dominikus Guggenberger Druck: Piacek, Wien Leibnizstrasse 60
Auflage deutsch,
10629 Berlin
englisch 500/500
Tel: 0040 30 284886-42 www.o-o-depot.com
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