Ostvision - Februar 2017

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537 | FEBRUAR 2017

Monatszeitschrift der Christlichen Ostmission

WENN GOTT DÖRFER VERÄNDERT Persönlich Rebika Tamang | Vietnam Wenn Gott Dörfer verändert | Moldawien Schutz vor lauernden Gefahren | Die neue Kleiderzeitung ist da!


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ostvision ostvisionfebruar 2017

editorial

ostvision

Glauben heisst erkennen, dass die Aufgabe, die vor uns liegt, nie so gross ist wie die Kraft, die hinter uns steht. Pam Vredevelt

wird monatlich herausgegeben von der CHRISTLICHEN OSTMISSION (COM), Worb

Nr. 537: Februar 2017 Jahresabonnement: CHF 15.–

Liebe Missionsfreunde Die Probleme und Nöte dieser Welt sind bedrohlich näher gerückt. Wir werden heute mit Situationen konfrontiert, die früher weit weg waren. Das verunsichert viele. Dabei geht es uns vergleichsweise sehr gut. Menschen, denen wir in unseren Projektländern begegnen, leben in der gleichen Welt wie wir. Doch im Unterschied zu uns erleben sie viele Probleme und Nöte dieser Welt am eigenen Leib. In einem Dorf in Moldawien besuchte ich kürzlich eine Tagesstätte, die sich um Sozialwaisen kümmert. Die betreuten Kinder wachsen unter schrecklichen Bedingungen auf; ein normales Familienleben haben sie nie auch nur ansatzweise kennen gelernt. Entsprechend sind viele hochgradig verhaltensgestört. Der Umgang mit ihnen ist sehr schwierig. Davon merkte ich bei meinem Besuch jedoch nichts. Die Stimmung war friedlich, fröhlich und diszipliniert. «Sind die Kinder immer so lieb?», fragte ich Tamara. Die Leiterin des Nachmittagsprogramms erzählte mir, was sie alles mit den Kindern erlebt und wie unglaublich schwierig ihr Verhalten manchmal ist. In welcher Ausbildung sie gelernt habe, mit den Kindern so umzugehen, dass sie jetzt so diszipliniert und lieb seien, wollte ich natürlich wissen.

Atemzug erzählte sie, dass Gott sie berufen habe, mit Kindern zu arbeiten. Ach so? Wir in der Schweiz kämen gar nicht erst auf die Idee, eine solche Frau unter so schwierigen Bedingungen mit Kindern arbeiten zu lassen. Wir nicht, Gott aber schon! Ihr Beispiel steht für viele und zeigt, dass nicht unsere Möglichkeiten bestimmen, wie und wo wir uns für eine bessere Welt einsetzen können. Doch berufen zu sein, reicht noch nicht. Man muss verstehen, dass die Kraft, die hinter uns steht, grösser ist, als das Unlösbare vor uns. Genau deshalb gibt es Hoffnung für die Welt. Es gibt mehr Tamaras, als wir meinen, und es könnten noch viel mehr sein. Nicht wer und was wir sind, ist entscheidend. Entscheidend ist, dass wir es mit Gott sind. Erst wenn wir glauben, können wir erkennen und erfahren, dass die Aufgabe, die vor uns liegt, nie grösser ist als die Kraft, die hinter uns steht. Herzlichen Dank für Ihre Verbundenheit, Ihr Vertrauen und Ihre geschätzte Hilfe. Gott ist die Quelle des Lebens. Mit diesem Gott wollen wir leben, von diesem Gott wollen wir sprechen! Herzlichst Ihr

Eine Ausbildung habe sie keine, sagte Tamara, bis zu ihrer Pensionierung habe sie Georges Dubi auf einer Kolchose gearbeitet. Im selben Missionsleiter

Redaktion: Georges Dubi, Beatrice Käufeler, Thomas Martin Adresse: Christliche Ostmission Bodengasse 14 3076 Worb BE Telefon: 031 838 12 12 Fax: 031 839 63 44 E-Mail: mail@ostmission.ch Internet: www.ostmission.ch Postkonto: 30-6880-4 Bankkonto: Spar + Leihkasse Münsingen, 16 0.264.720.06 Kontrolle der Bücher: Unico Treuhand AG, Burgdorf Spenden sind in allen Kantonen steuer­ abzugsberechtigt. Nähere Auskünfte er­teilt unser Sekretariat. Gehen für ein Projekt mehr Spenden als benötigt ein, werden diese für ähnliche Zwecke ein­gesetzt. Bildquelle: COM Wenn nicht anders vermerkt, haben die abgebildeten Personen keinen Zusammenhang mit den erwähnten Beispielen. Gestaltung: Thomas Martin Druck: Stämpfli AG, Bern Papier: Das Magazin ist auf chlorfrei gebleichtem und FSC-zertifiziertem Papier gedruckt. Geschäftsleitung: Georges Dubi, Missionsleiter Gallus Tannheimer Stiftungsrat: Mario Brühlmann, Orpund, Präsident Pfr. Thomas Hurni, Madiswil, Vizepräsident Lilo Hadorn, Selzach Pfr. Matthias Schüürmann, Reitnau Thomas Haller, Langenthal Beauftragter des Stiftungsrates: Günther Baumann

Die Christliche Ostmission hat den Ehrenkodex unter­zeichnet. Das Gütesiegel verpflichtet die Unterzeichner zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Ihrer Spende.

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persönlich

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Rebika Tamang Nepal

MENSCHEN unterwegs mit uns

Ich heisse Rebika Tamang, aufgewachsen bin ich in einem nepalesischen Dorf in der Nähe des Kathmandu-Tals. Meine Eltern hatten sehr jung geheiratet. Sie lebten in einem kleinen Haus, arbeiteten auf dem Feld und hatten eigene Kühe und Ziegen. Nachdem meine älteste Schwester geboren war, beschlossen sie, in die Hauptstadt Kathmandu zu ziehen. Sie wollten ihren Kindern eine gute Schulbildung ermöglichen, denn ihnen selbst war dies verwehrt gewesen! Mein Vater fand Arbeit in der Ziegelproduktion. Als ich geboren wurde, litt Vater oft unter Kopfweh. Er suchte viele Ärzte auf, aber keiner konnte ihm helfen. Ein Onkel, der Christ ist, sagte ihm, dass Jesus die Macht habe zu heilen, und lud ihn in die Kirche ein. Wir gingen als ganze Familie hin und erlebten, wie Vater durch Gebet völlig geheilt wurde. So kamen meine Eltern zum Glauben. Bald zogen wir in ein Dorf, wo Vater eine Kirche gründen wollte. Ich erinnere mich noch sehr gut an diese Zeit, obwohl ich erst vierjährig war. Wir hatten kein Geld und kaum etwas zu essen, aber wir vertrauten Gott, der uns immer wieder versorgte. Vater wanderte damals von Dorf zu Dorf und verkündete das Evangelium, während Mutter mit einem Hammer Steine schlug, die für den Bau der Kirche bestimmt waren. Wir Kinder halfen mit. Ich verletzte mich oft, denn der Hammer war grösser als ich! Eines Tages kam ein Fremder vorbei und gab uns Geld, damit wir Essen kaufen konnten. Aber wir setzten das Geld für den Kirchenbau ein. Damals wohnten wir in einem gemieteten Raum, später konnten wir unweit der Kirche ein Wohnhaus bauen. Mit vierzehn entschied ich mich für ein Leben mit Gott und liess mich taufen. Ich übernahm die Leitung der Sonntagsschule, des Chors und der Jugendgruppe. Nach der Grundschule absolvierte ich eine Berufsmittelschule. Später arbeitete ich als Lehrerin. Als ich zwanzig war, starb meine Mutter an Nierenversagen. Das brach mir das Herz. Dazu kam, dass meine ältere Schwester in einer anderen Stadt lebte, die jüngere im Ausland studierte und Vater bald wieder heiratete. Ich fühlte mich alleine und beschloss, dem allem zu entfliehen und eine Arbeit in Dubai anzunehmen.

Dort lernte ich viele Frauen und Männer aus Nepal kennen. Sie hatten ihr Zuhause verlassen, um die Familie versorgen zu können. Das machte mich traurig. Ich wünschte mir, dass es in Nepal genügend Arbeit gäbe, damit Familien nicht auseinandergerissen werden! Arbeitsmöglichkeiten im eigenen Land würden auch zu mehr Selbstbewusstsein führen.

Menschen erkennen, dass sie fähig sind, einen eigenen Betrieb aufzubauen. Nach 14 Monaten kehrte ich nach Nepal zurück. Ich hatte Glück und fand eine Stelle bei der Christlichen Ostmission. Sie hilft, Familienbetriebe aufzubauen. Ich erlebe bei meiner Arbeit immer wieder, dass Menschen, die an unseren Seminaren teilnehmen, anfangen, anders zu denken. Sie erkennen, dass sie fähig sind, einen eigenen Betrieb und damit eine sichere Existenz aufzubauen. Das ist sehr motivierend. Einige kleine Betriebe sind bereits entstanden! Ich bin sehr glücklich, dass mein Volk eine Zukunftsperspektive bekommt, und dankbar, dass ich bei dieser Entwicklung mithelfen darf. Vor einem Jahr habe ich geheiratet. Mein Mann arbeitet bei einer anderen Organisation, die ebenfalls in der Dorfentwicklung tätig ist.


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WIR BAUEN AUF durch Bildung und Gewerbeförderung

VIETNAM

WENN GOTT DÖRFER VERÄNDERT Menschen, die sich für ein Leben mit Gott entscheiden, werden frei von Zwängen. Ihr Leben verändert sich manchmal so radikal, dass ihr Umfeld nur staunen kann und ins Fragen kommt. «Gib mir zuerst etwas zu essen, dann kannst du mir von deinem Gott erzählen!» Das sagte kürzlich ein Bauer in einem Dorf in Vietnam zu einem Pastor. Es wäre einfach gewesen, dem Mann einen Sack Reis zu geben und ihm dann von Jesus zu erzählen. Aber so funktioniert weder Gott noch Mission. «Gott und Essen gehören zusammen», erklärte der Pastor, dessen Dienst durch Missionspatenschaften ermöglicht wird, dem Mann. Der verstand

das nicht. Er glaubt und opfert vielen Göttern und noch mehr Geistern – und ist doch arm geblieben. Erzählt der Pastor einfach von einem weiteren Gott, von dem man dann abhängig ist? Der Mann lebte in Armut wie die meisten seiner Dorfgenossen. Alle pflanzen Reis. Die Setzlinge kaufen sie auf Kredit beim Händler, der ihnen später die Ernte abnimmt. Sie sind ihm vollständig ausgeliefert. Er sorgt dafür, dass sie bei ihm immer in der Schuld bleiben. Gott macht frei Der Pastor erklärte dem Bauern, dass Gott von Sünden und Abhängigkeiten befreit und


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Alles wird anders Der Bauer bepflanzt heute das gleiche Reisfeld wie früher, hat aber gelernt, Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen. Schulden gehören der Vergangenheit an. Er weiss, wie und wann er Setzlinge kaufen und seine Ernte verkaufen muss. Mit dem gleichen Stück Land kann er heute sich und seine Familie gut ernähren und an einer besseren Zukunft arbeiten. Der Sinneswandel durch den christlichen Glauben hat dies alles möglich gemacht.

Die Leute staunten und fragten sich: Wie ist das möglich? Wie sich das Leben dieses einen Bauern veränderte, war weitherum sichtbar. Die Leute staunten und fragten sich: Wie ist das möglich? Heute zählt das Dorf viele begeisterte und dankbare Christen; sie machen mehr als die Hälfte der Einwohner aus. Dabei wird es nicht bleiben: Ihr Beispiel wird andere nach diesem Gott fragen lassen. Reisfelder prägen das Landschaftsbild Vietnams.

Gott kennen heisst leben!

dass dies im Leben und Arbeiten eines Christen handfeste Auswirkungen hat. Gott macht frei, nicht abhängig; man muss Ihm nichts opfern. Jesus annehmen kommt einem Gesinnungswandel gleich, der sich in allen Lebensbereichen zeigt. Der Pastor nahm sich viel Zeit, um dem Bauern zu erläutern, wie das konkret funktioniert. «Seine Erklärungen haben mein Denken völlig verändert und Türen geöffnet, die ich mir vorher nicht hätte vorstellen können», sagte der Mann später – frei von Göttern und Geistern und unabhängig von ausbeuterischen Kreditgebern und Händlern.

Gott öffnet neue Perspektiven für die verarmte Landbevölkerung.


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ostvision WIR SCHÜTZEN vor Frauen- und Kinderhandel

SCHUTZ VOR LAUERNDEN GEFAHREN MOLDAWIEN

Die Heimschliessungen der letzten Jahre waren fatal. Die meisten Kinder waren nicht vorbereitet und auf sich selbst gestellt! Das wurde vielen zum Verhängnis. Dank des Hilfsprojektes, das die Christliche Ostmission schon vor Inkrafttreten der Schliessungspolitik aufgebaut hatte, konnten manche Kinder rechtzeitig aufgefangen und betreut werden.

Ein Kind könne sich in einem familiären Rahmen besser entwickeln als im Heim! Doch zwischen dem schönen Ideal und der Realität klafft ein tiefer Graben! Die Kinder sind ja genau deswegen im Heim, weil sie kein wirkliches Zuhause haben. Ihre Eltern sind alkoholabhängig oder psychisch krank, ins Ausland verschwunden oder gewalttätig. Verwandte, die sich der Kinder annehmen, sind oft überfordert.

In Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen haben die moldawischen Behörden in den letzten Jahren viele Heime geschlossen. Zwischen 2007 und 2012 sank die Anzahl Heimkinder um die Hälfte. Laut UNICEF hatten die meisten der 5600 bis 6000 ausgetretenen Kinder das Erwachsenenalter erreicht. Zudem seien etliche Kinder zu Angehörigen zurückgekehrt oder in Pflegefamilien platziert worden. Manche hätten nach dem Heim von einer staatlichen Anlehre profitiert.

Vor dem Nichts! Die meisten Kinder wurden auf den Heimaustritt nicht vorbereitet und standen vor dem Nichts! Manche landeten auf der Strasse und halten sich mit Stehlen oder Prostitution über Wasser. Andere sind in ihr Dorf zurückgekehrt. Doch dort ist oft niemand, der sich um sie kümmert, oder die Familiensituation ist so schwierig, dass die Kinder bei erster Gelegenheit ausreissen. Von vielen ehemaligen Heimkindern weiss man nicht, wo sie sich aufhalten! Sie sind spurlos verschwunden.


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Gemäss Amt für Bildung leben noch 1610 Kinder in heimähnlichen Institutionen. Es ist davon auszugehen, dass viele von ihnen in den nächsten Monaten das Heim verlassen müssen.

Viele Kinder sind spurlos verschwunden! Rechtzeitige Hilfe Im Vertrauen auf Gottes Führung begann die Christliche Ostmission 2004, ein Sozial­ netz für Heimkinder aufzubauen. Seither sind 1650 Ferienplatzierungen zustande gekommen. Damit ermöglichen wir den Kindern Geborgenheit und Begleitung in einer christlichen Familie. Meist bleibt die Familie auch ausserhalb der Ferienzeit eine Anlaufstelle für die Kinder. Für 151 Kinder ist aus

der Ferienfamilie eine Pflegefamilie geworden, bei der sie dauerhaft leben. Fast alle haben sich positiv entwickelt. Die jüngeren gehen noch zur Schule, die älteren absolvieren eine Berufsausbildung oder ein Studium. Die Christliche Ostmission unterstützt die Kinder bis zum ersten Berufs- oder Universitätsabschluss. So haben sie eine echte Chance, ihr Leben zu meistern. Delia, eine der Glücklichen Schon als kleines Kind erlebte Delia viel Schlimmes. Ihr Vater war oft im Gefängnis, ihre Mutter wanderte aus und liess sie und ihre Schwester bei der Grossmutter zurück. Nach deren Tod kam die damals 15-jährige Delia in ein Heim. Über Ferienplatzierungen lernte sie eine Pflegefamilie kennen, die das Mädchen später ganz bei sich aufnahm. Delia fühlt sich in der Familie wohl und ist zu einer glücklichen jungen Frau herangewachsen. Sie studiert heute an der Universität in Chisinau.

Heimabgänger sind gefährdet, wenn sie keine Hilfe bekommen.


ostvision

DIE NEUE KLEIDERZEITUNG IST DA!

Gebrauchte Kleider sind wichtig für bedürftige Menschen in Osteuropa. Warum das so ist, lesen Sie in der neuen Kleiderzeitung. Kinderreiche Familien, Arbeitslose und Kranke leben in Osteuropa häufig am Rand der Gesellschaft. Ihr Einkommen deckt nicht einmal das Allernötigste und ein tragendes Sozialnetz fehlt. So ist jeder Tag ein Überlebenskampf. Solche Menschen sind auf gebrauchte Kleider angewiesen. Die Kleiderhilfe der Christlichen Ostmission kommt den Ärmsten der Armen zugute. Sie lindert Not und verhilft den Empfängern zu etwas Würde. Denn auch arme Menschen haben den Wunsch, nicht verlumpte Kleider zu tragen. Kleider aus der Schweiz sind übrigens besonders beliebt, weil sie von guter Qualität, gut erhalten und sauber sind.

BESTELLUNG KLEIDERZEITUNG ANZAHL:

Verteilen Sie die Kleiderzeitung Bitte machen Sie Verwandte und Bekannte darauf aufmerksam, indem Sie die Kleiderzeitung weitergeben. Rufen Sie uns einfach an oder schreiben Sie uns, wenn Sie zusätzliche Exemplare zum Verteilen in Ihrem Bekanntenkreis oder Ihrer Kirchgemeinde benötigen.

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Vielen Dank für Ihre geschätzte und wichtige Hilfe!

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Talon einsenden an: Christliche Ostmission | Bodengasse 14 | 3076 Worb

DIE DREI SÄULEN DER COM

WIR HELFEN DIREKT in Notsituationen und Katastrophen

WIR BAUEN AUF durch Bildung und Gewerbeförderung

WIR SCHÜTZEN vor Frauen- und Kinderhandel


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