Ostvision März 2014

502 | märz 2014

Wo sind die Mädchen geblieben? | Jelena hat wieder Lebensmut

Monats-Zeitschrift der Christlichen Ostmission

Iwo Isind dieI LmädchenII Geblieben?I

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ostvision ostvisionmärz 2014

editorial

ostvision wird monatlich herausgegeben von der CHRISTLICHEN OSTMISSION (COM), Worb

Nr. 502:

März 2014

Redaktion: Georges Dubi Adresse:

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Christliche Ostmission Bodengasse 14 3076 Worb BE 031 838 12 12 031 839 63 44 mail@ostmission.ch www.ostmission.ch

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Kontrolle der Bücher: Unico Treuhand AG, Burgdorf Spenden sind in allen Kantonen steuer­ abzugsberechtigt. Nähere Auskünfte er­teilt unser Sekretariat. Gehen für ein Projekt mehr Spenden als benötigt ein, werden diese für ähnliche Zwecke ein­gesetzt.

Mit gigantischem Aufwand finden, während ich diese Zeilen schreibe, die olympischen Winterspiele in Sotschi statt. Die Welt richtet ihre Blicke nicht nur auf die Athleten, sondern auch nach Russland.

Man stellt kritische Fragen: Sind die Investitionen nachhaltig? Werden die Grundund Menschenrechte respektiert? Sind diese Spiele ökologisch? Werden die Rechte von Minderheiten beachtet? Sogar die Internet-Suchmaschine Google setzt sich mit einem regenbogenfarbenen Signet gegen die Diskriminierung von Homosexuellen in Russland ein.

Doch wie viel Unrecht geht unter? Warum kann sich die Gesellschaft so empören und gleichzeitig die Augen verschliessen, wenn Christen wegen ihres Glaubens verfolgt werden, wenn Frauen und Kinder aus reiner Profitgier ausgebeutet werden und Menschen, selbst in Europa, bitterste Not leiden?

Jesus sagt uns in Matthäus 5,13 und 14 dass wir das Salz und das Licht der Erde sind. Welch eine Ermutigung steckt in diesen Worten! Auch wenn wir manchmal das Gefühl haben, dass unsere Arbeit nur ein Tropfen auf den heissen Stein ist, so hat der Herr doch seinen Segen darauf gelegt.

Wir freuen uns, Ihnen in dieser Ausgabe unserer Zeitschrift Ostvision einige Projekte vorzustellen, in denen wir nicht wegsehen, sondern dank Ihrer Gebete, Ihrer Unterstützung und Ihrer Spenden Licht und Salz sein können.

Bildquelle: COM Wenn nicht anders vermerkt, haben die abgebildeten Personen keinen Zusammenhang mit den erwähnten Beispielen.

Gestaltung: Melanie Keller Druck: Stämpfli Publikationen AG, Bern Papier: Das Magazin ist auf chlorfrei gebleichtem und FSC-zertifiziertem Papier gedruckt.

Geschäftsleitung: Georges Dubi, Muri, Missionsleiter Günther Baumann, Magglingen Stiftungsrat: Mario Brühlmann, Orpund, Präsident Pfr. Thomas Hurni, Leutwil, Vizepräsident Christian Bock, Seedorf Thomas Haller, Langenthal Pfr. Jürg Maurer, Hirschthal Stephan Schär, Bischofszell

Christian Bock, Stiftungsrat

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persönlich

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Eugen Poalelungi MENSCHEN unterwegs mit uns

Mein Name ist Eugen Poalelungi, ich wurde 1987 in Tintareni, einem moldawischen Dorf, geboren. Ich habe eine ältere Schwester und einen jüngeren Bruder. Meine Mutter wie auch meine Grosseltern ermutigten mich schon von klein auf, regelmässig in die Kirche zu gehen.

Ich ging immer gerne in die Sonntagsschule. Nachmittags traf ich mich jeweils mit anderen Teenagern in einem christlichen Zentrum. Dort lief immer etwas. Ich machte bei vielen Freizeitaktivitäten und in einem Lager mit. Mit der Zeit entwickelten sich Freundschaften.

Mit 17 Jahren gründeten meine Freunde und ich ein Fussballteam, ich übernahm die Trainerfunktion. Als wir unseren ersten Match gewannen, waren wir sehr stolz. Nach meinem Berufsmittelschulabschluss leitete ich in Tageslagern den sportlichen Teil. Damals ging meine Mutter ins Ausland, weil sie hoffte, dort Arbeit zu finden. Unsere Familie war sehr arm. Dazu kam, dass mein Vater Alkoholiker war und es noch heute ist.

Nach der Berufsmittelschule studierte ich an der Universität in Chisinau. 2007 liess ich mich taufen. Bald darauf zogen meine Schwester und mein Bruder ins Ausland zu unserer Mutter. Ich blieb in Moldawien, beendete mein Studium und kümmerte mich um den Vater.

Nach meinem Universitätsabschluss war es für mich sehr schwierig, hier im Land eine Stelle zu finden. Ich war hin- und hergerissen: Sollte ich ebenfalls weggehen? Mehrmals besuchte ich meine Mutter und meine Geschwister in Italien.

Nach einem Tageslager im Sommer fragten mich die Leute vom Christlichen Zentrum, ob ich Lust hätte, einen Teenager-Club zu leiten. Ich dachte darüber nach und betete und schlussendlich sagte ich zu. Mit Menschen zu arbeiten, finde ich viel schöner, als mich mit finanziellen Dingen auseinanderzusetzen. Seit gut einem Jahr arbeite ich nun im Christlichen Zentrum. Viele Teenager brauchen Unterstützung, Betreuung und Orientierung. Die meisten von ihnen kommen wie ich aus schwierigen Familienverhältnissen.

Viele haben wie ich einen Vater, der Alkoholiker ist. Meine eigenen Erfahrungen sind für sie sehr hilfreich.

Ich möchte in meinem Land bleiben und diesen Teenagern helfen. Gott war so gut zu mir und ich bin einfach dankbar für alles, was er mir bis jetzt geschenkt hat. Ich bete dafür, dass ich ihm immer treu dienen darf.

ostvision

IIdie M Ige

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Georges Dubi Missionsleiter

IWo sindI Mädchen eblieben?I Nepal In manchen nepalesischen Bergdörfern gibt es kaum junge Mädchen.

Die Armut ist gross und viele Familien sind verschuldet. Wenn «Arbeitsagenten» auftauchen und schillernde Versprechen machen, verkaufen Eltern ihre Kinder. Auf die Verkauften warten Ausbeutung, Versklavung und sexueller Missbrauch.

Gemäss einer UNICEF-Studie werden über 30% der Kinder in Nepal zur Kinderarbeit gezwungen. Die Fünf- bis Vierzehnjährigen

Armut und Tradition fördern den Kinderhandel arbeiten als Hausangestellte, werden kommerziell sexuell ausgebeutet oder arbeiten in Steinbrüchen. Viele Mädchen und junge Frauen werden in Bordelle nach Indien oder als Arbeits- und Sexsklavinnen in arabische Staaten verkauft.

Kinderhandel hat Tradition Kinderhandel ist in Nepal verboten, doch hat er eine lange Tradition. Viele wohlhabende nepalesische Familien lassen ihre Hausarbeit

durch eine «Kamalari» erledigen. Das sind Mädchen, die in ländlichen Gebieten gekauft und oft wie Sklavinnen gehalten werden. In den letzten Jahren kommen vermehrt Menschenhändler in die Dörfer. Sie geben sich als Arbeitsagenten aus und versprechen den Eltern Wohlstand und eine gute Zukunft für ihre Kinder. Aufgrund solcher Versprechungen werden Mädchen an Kinderhändler verkauft und in die Sklaverei oder in die Prostitution getrieben.

Weshalb verkaufen Eltern ihre Kinder, insbesondere ihre Töchter? Es gibt viele Gründe: Neben der Armut spielt die hinduistische Tradition eine Rolle. Mädchen haben einen niedrigeren Stellenwert als Buben und werden als Belastung angesehen. Zudem sind in Nepal fruchtbare Böden knapp und das Land produziert chronisch zu wenig Lebensmittel.

Schliesslich ist unter der Landbevölkerung die Schuldknechtschaft weit verbreitet.

Die Christliche Ostmission hilft Seit Jahren engagiert sich die Christliche Ostmission in Nepal gegen den Frauen- und Kinderhandel. In Zusammenarbeit mit einer lokalen Partnerorganisation ermöglicht sie Aufklärungskampagnen in Gebieten, die besonders stark betroffen sind. An Versammlungen wird darüber informiert, dass Menschenhandel ein Verbrechen ist und die Opfer Schreckliches erdulden müssen. Weiter versucht man die Leute davon zu überzeugen, dass Mädchen und Frauen nicht minderwertig, sondern wichtig für die Gesellschaft sind. Eltern werden ermutigt, ihre Kinder zur Schule zu schicken, damit sie später eine Ausbildung machen und einer seriösen Arbeit nachgehen können. Jugendgruppen aus den jeweiligen Dörfern werden in die Aufklärungskampagnen einbezogen. Später im Alltag wachen sie darüber, dass Menschenhändler Eltern nicht mit falschen Versprechungen locken, ihre Kinder zu verkaufen.

Dadurch wird gewährleistet, dass sich die Aufklärungsarbeit multipliziert und jemand auf die gefährdeten Kinder achtet.

Die Landbevölkerung lebt meist in grosser Armut.

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ostvision

wir helfen direkt in Notsituationen und Katastrophen

Jelena ist dankbar für die grosse Hilfe aus der Schweiz.

Arm und ernsthaft krank zu sein, ist lebensgefährlich, wenn der Staat nur die elementare medizinische Versorgung gewährleistet. Die Christliche Ostmission verhilft Bedürftigen zu lebensnotwendigen Behandlungen.

Jelena T. aus Moldawien ist eine von vielen Kranken, deren Leiden dank der Hilfe der Christlichen Ostmission erträglicher geworden ist. Sie erzählt: «Ich heisse Jelena und bin 43-jährig. Seit meiner Kindheit leide ich unter zwei degenerativen Erkrankungen.

Die eine betrifft meine Muskeln, die andere meine Knochen. Ich konnte die Schule zwar abschliessen, musste aber wegen Untersu-

chungen, Abklärungen und Behandlungen oft fehlen. Es dauerte mehrere Jahre, bis die Ärzte die definitive Diagnose stellten.

Bereits in meiner Jugend verlor ich jegliche Kraft, war dauernd schwach und müde.

Temperaturunterschiede und Wetterveränderungen machten mir sehr zu schaffen.

Leider ist es immer schlimmer geworden.

Ich habe nie arbeiten können, deshalb erhalte ich eine Invalidenrente. Allerdings ist diese sehr gering: Ich bekomme umgerechnet weniger als 50 Franken pro Monat.

Ich bin dankbar, dass ich mit meiner Mutter in unserer Zweizimmerwohnung leben kann.

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«Es ist ein riesiges Geschenk, dass Menschen aus der fernen Schweiz meine Behandlung ermöglichen.»

Ruth Thomann Projektleiterin

IJelena hatI wiederI LebensmutI Moldawien

kostet mehr als 600 Franken! Diesen Betrag aufzubringen, war für mich und meine Mutter absolut undenkbar. Wir können wohl im Sommer etwas sparen, brauchen aber das Geld, um im Winter die Heizkosten zu bezahlen. Eine kalte Wohnung würde meinen Zustand verschlimmern. Neben den Kosten gab es ein weiteres Hindernis: Das Medikament ist in Moldawien nicht erhältlich.

Nur so kann ich überleben. Mit unseren beiden Renten halten wir uns über Wasser. Meine Mutter tut alles, um mir das Leben zu erleichtern.

Kein Geld für die Behandlung Als sich mein Zustand rapide verschlechterte, nahmen die Ärzte neue Abklärungen vor.

Darauf empfahlen sie mir dringend ein neues Medikament. Wenn ich es einmal jährlich, über mehrere Jahre hinweg, erhalte, besteht die Chance, dass es den degenerativen Prozess meiner Krankheit aufhält und ich länger selbständig bleiben kann.

Doch das Medikament ist sehr teuer: Die empfohlene Dosis von einer Ampulle pro Jahr

Die Unterstützung gibt mir Sicherheit Dann aber erhielten wir die Zusicherung der Mission, dass sie die Kosten für das Medikament übernehmen würde. Ich konnte es kaum glauben! Es war für mich ein Wunder.

Im letzten Jahr konnte ich die Behandlung erstmals machen. Ich fühle mich seither besser und mein Zustand ist merklich stabiler. Zu wissen, dass ich auch die nächsten zwei bis drei Jahre die Behandlung machen lassen darf, wie es meine Ärzte empfohlen haben, gibt mir Sicherheit. Es ist ein riesiges Geschenk, dass Menschen aus der fernen Schweiz mir dies ermöglichen. Das werde ich nie vergessen! Herzlichen Dank!»

LEA UND DAVID ENGAGIEREN SICH GEGEN FRAUEN- UND KINDERHANDEL Am 30. November stellten wir auf dem Weih-

auf Youtube ein Video ansahen. Unser Problem war gelöst! Voller Übermut

nachtsmarkt in Oberrohrdorf einen Marktstand

machten wir uns wieder an die Arbeit. Und siehe da: Die Krachmandeln

auf. Wir boten Raclette und Kuchen an und ne-

wurden perfekt! Am Freitag waren wir im Stress. David ging den Käse und

benbei verkauften wir Getränke und Krachman-

den Raclette-Ofen holen und ich verschwand für sieben Stunden in der

deln. Uns war klar, dass wir den Erlös des Ver-

Küche. Dort backte ich nämlich stolze 75 Muffins in vier Sorten, darunter

kaufs der Christlichen Ostmission «gegen den

auch Cupcakes! Inzwischen testete David den Raclette-Ofen, den er vorher

Frauen- und Kinderhandel» spenden wollten.

noch nie benutzt hatte. Schon nach 3 Portionen hatte er den Dreh raus! So fielen wir am Freitag todmüde ins Bett. Doch die Vorfreude war gross. Am

Wir organisierten diesen Stand schon einen

Samstag gingen wir in grosser Erwartung zum Markt und begannen den

Monat im Voraus und mussten viele Vorberei-

Stand herzurichten und zu schmücken. Ein langer Tag stand uns bevor…

tungen treffen. Da der Käse für das Raclette sehr teuer ist, war uns sofort klar, dass wir einen

Am Morgen verkauften wir einige Muffins. Am Mittag wollten die ersten

Sponsor suchen mussten. David ging im «Chäs

Marktbesucher Raclette essen, doch der grosse Erfolg blieb aus. Es war

Lade» in Niederrohrdorf nachfragen, ob sie uns

eine Enttäuschung! Vor allem weil unser Standnachbar sehr viel mehr

sponsern würden. Die Inhaber des Ladens gaben

verkaufte. Am Nachmittag kamen Kollegen von David, um uns zu unter-

uns 10% Rabatt auf den Käse und stellten uns den

stützen. Die grösste Freude des Tages war, als wir erfuhren, dass Herr

Raclette-Ofen zur Verfügung. Zudem hatte uns

Wyss und sein Sohn uns 400 Franken spenden würden!!! Wir waren

der Dorfladen «Volg» in Oberrohrdorf das Brot

total aus dem Häuschen und freuten uns sehr! Der Tag begann einen guten

gesponsert. Danach mussten wir uns überlegen,

Verlauf zu nehmen: Tatsächlich verkauften wir zwischen 18.00 Uhr und

was wir backen wollten. Uns wurde schnell klar,

20.00 Uhr sehr viele Raclette-Portionen. So hatten wir am Ende unseres

dass David für das Raclette und ich für den Ku-

Markttages 10 kg Käse und 6 kg Brot verbraucht!!!

chen und die Krachmandeln zuständig wären.

So arbeiteten wir getrennt weiter, diskutierten

Da wir leider nicht alle Krachmandeln (1.6 kg) verkaufen konnten, ging

aber immer wieder zusammen am Tisch über

David noch von Tür zu Tür. Dadurch konnten wir noch zusätzlich Geld

unsere Ideen. Eine Woche vor dem Markt wurden

sammeln.

wir schon ein bisschen nervös. Zudem hatten wir manchmal Zweifel, ob wir überhaupt etwas ver-

Am Schluss konnten wir der Christlichen Ostmission sage und schreibe

kaufen würden.

1250 Franken «gegen den Frauen- und Kinderhandel» überweisen!!!

Vier Tage vorher starteten wir mit den Krach-

Vielen Dank allen Spendern und Marktbesuchern!

mandeln. Leider gelang unser erster Versuch nicht. Wir wollten schon aufgeben, als wir uns

Lea und David Reinhardt, Oberrohrdorf