Ostvision Juli 2014

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506 | JULI 2014

Monats-Zeitschrift der Christlichen Ostmission

HOFFNUNG FÜR VERGESSENEI Rumänien Hoffnung für Vergessene: das Engagement des Ehepaars Pasca Indonesien Christliche Kinderclubs in einem islamischen Land


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ostvision ostvisionjuli 2014

editorial

ostvision

«Im Namen unseres Herrn Jesus Christus dankt Gott dem Vater, zu jeder Zeit, überall und für alles!» Epheser 5,20

wird monatlich herausgegeben von der CHRISTLICHEN OSTMISSION (COM), Worb

Nr. 506: Juli 2014 Jahresabonnement: CHF 15.–

Liebe Leserin, lieber Leser Ich schreibe dieses Editorial kurz nach Pfingsten und erinnere mich an diese tägliche biblische Herausforderung. Sieht nicht das Leben der Menschen und auch der Christen ganz anders aus? Möglich ist ein solches Leben in der Dankbarkeit nur durch die Hilfe des Heiligen Geistes. Bei Menschen, die ohne die Liebe des himmlischen Vaters keine Ursache zur Hoffnung hätten, ist diese Haltung oft besonders ausgeprägt. Wenn wir ihnen begegnen, haben wir Grund, uns für unsere Ängste und Sorgen zu schämen. Wilhelm Busch erzählt, wie sich für ihn alles änderte, als er im Gefängnis begann, Gott jeden Vormittag und Nachmittag eine Stunde zu loben. Wir erinnern uns auch an Paulus und Silas in der Apostelgeschichte (Kapitel 16). Es geschehen Wunder, wir wissen auf einmal, was zu tun ist, wir bekommen eine neue Sicht auf unsere Mitmenschen, Gott redet zu uns. Aus lauter Dankbarkeit für Jesu Erlösung, für die unverdiente Liebe unseres himmlischen Vaters, gründen Menschen in Nepal, Indonesien, und Rumänien ­Hilfswerke. Durch die Ostmission bekommen wir Anteil am Segen, den Gott auf ihre Arbeit legt. Da ist Maiti, die sich der nepalesischen Mädchen angenommen hat. Sie sind zu Hause eine Last und sehnen sich nach

Redaktion: Georges Dubi

einem Platz, wo sie gebraucht und geschätzt werden. So werden sie verführt und betrogen. Wenn es ihnen gelingt, der Versklavung in der Prostitution zu entkommen, sind sie ehrlose Frauen, die niemand mehr will. Oder denken wir an die Bibelschulen in Indonesien, die den jungen Christen Mut machen, Gottes Berufung anzunehmen. Zwar schützt die Verfassung die Minderheit der Christen, doch viele Muslime träumen vom grössten islamischen Staat und berufen sich auf den Koran. Auch in Rumänien, das jetzt zur EU gehört, gäbe es ohne das Engagement von Christen für viele Menschen keine Hoffnung. Stimmen auch Sie, liebe Leserin, lieber Leser, in das grosse Gotteslob ein und helfen Sie mit, dass unsere Dankbarkeit über die engen Grenzen unseres Landes hinaus in Nepal, Indonesien und ­Rumänien Früchte trägt. Dieses Heft wird Ihnen manche Anregung dazu geben. Herzlich

Adresse: Telefon: Fax: E-mail: Internet:

Christliche Ostmission Bodengasse 14 3076 Worb BE 031 838 12 12 031 839 63 44 mail@ostmission.ch www.ostmission.ch

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Kontrolle der Bücher: Unico Treuhand AG, Burgdorf Spenden sind in allen Kantonen steuer­ abzugsberechtigt. Nähere Auskünfte er­teilt unser Sekretariat. Gehen für ein Projekt mehr Spenden als benötigt ein, werden diese für ähnliche Zwecke ein­gesetzt. Bildquelle: COM Wenn nicht anders vermerkt, haben die abgebildeten Personen keinen Zusammenhang mit den erwähnten Beispielen.

Gestaltung: Thomas Martin Druck: Stämpfli Publikationen AG, Bern Papier: Das Magazin ist auf chlorfrei gebleichtem und FSC-zertifiziertem Papier gedruckt. Geschäftsleitung: Georges Dubi, Missionsleiter Günther Baumann Stiftungsrat: Mario Brühlmann, Orpund, Präsident Pfr. Thomas Hurni, Leutwil, Vizepräsident Christian Bock, Seedorf Thomas Haller, Langenthal Pfr. Jürg Maurer, Hirschthal

Jürg Maurer Stiftungsratsmitglied

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persönlich

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Anuradha MENSCHEN unterwegs mit uns

Mein Name ist Anuradha K., ich wurde 1949 geboren. In meiner Familie spielte der Dienst am Mitmenschen eine wichtige Rolle, das Kastensystem lehnten wir ab. Meine Eltern lebten mir soziales Engagement vor. Sie ermutigten und motivierten mich stets, mich für andere zu engagieren. Es gebe keine bessere Tugend, als Menschen zu dienen, sagten sie. Doch Mutter ­Teresa war für mich die grösste Inspiration. Ich hörte von ihr, als ich die indische Klosterschule St. Joseph ­besuchte.

All dies führte dazu, dass ich 1993 eine Or­ ganisation gründete, die sich für ausgebeu­ tete Kinder und Frauen einsetzt. Zuerst baute ich ein Rehabilitationszentrum für Frauen, die kein Zuhause hatten. Heute haben wir drei Heime, die der Prävention dienen, zehn Transithäuser, zwei Hospize, zwei Rehabili­ tationszentren und eine Berufsmittelschule. Täglich betreuen wir mehr als tausend Kin­ der. Ich liebe es, Zeit mit ihnen zu verbringen und sie Mutterliebe spüren zu lassen. Für unsere Arbeit haben wir nationale und in­ ternationale Auszeichnungen erhalten. Aber sie war und ist mit vielen Hürden verbunden. Zum Teil standen wir unter grossem Druck: Mir und meinen Mitarbeitern wurde wie­ derholt mit dem Tode gedroht! Zudem ent­ wickeln die Menschenhändler immer neue Strategien, wie sie an Opfer kommen oder diese kontrollieren können. Das fordert uns

enorm! Unsere grösste Herausforderung ist aber, ehemaligen Opfern nach ihrer Rehabi­ litation einen Platz in der Gesellschaft zu er­ möglichen. Nach 20 Jahren in diesem Dienst schlägt mein Herz immer noch für die Frauen und Kinder, die zur Prostitution gezwungen werden und in Bordellen irgendwo in dunklen Gassen in­ discher Städte landen. Ich habe mir geschwo­ ren, diesem abscheulichen Verbrechen ein Ende zu setzen! Es ist meine Überzeugung, dass die Ausbeutung erst dann ein Ende neh­ men wird, wenn Menschenhändler, Bordell­ besitzer und in das Geschäft verstrickte Poli­ tiker in den Opfern ihre eigenen Frauen und Kinder erkennen.

«Mein Herz schlägt für ausgebeutete Frauen und Kinder.» Ich träume davon, dass meine Organisation eines Tages überflüssig ist. Dieser Traum treibt mich voran. Ich bin voller Hoffnung und glaube fest, dass es möglich ist, auf die­ ser Welt Orte zu schaffen, wo Frauen und Kinder keinen Gefahren ausgesetzt sind. Da­ ran arbeite ich hartnäckig.


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Notfall Georges Dubi Missionsleiter

Indonesien

Christliche Kinderclubs in einem islamischen Land Rund 5’000 indonesische Kinder können es jeweils kaum erwarten, dass der Kinderclub beginnt. In den letzten Wochen haben viele von ihnen vergeblich gewartet. Helfen Sie mit, dass sich dies rasch wieder ändert? Dass in einem stark muslimisch geprägten Land jede Woche christliche Kinderclubs statt­ finden, ist ein Wunder. Studentinnen und Stu­ denten der Bibelschulen, die von der Christ­ lichen Ostmission mitfinanziert werden, lei­ ten jede Woche 220 Good-News-Kinderclubs. Private stellen dafür ihre Häuser zur Ver­ fügung. Über 5’000 Kinder, die meisten mit muslimischem Hintergrund, hören so regel­ mässig Geschichten aus der Bibel. Die Clubs sind ein Höhepunkt im Alltag dieser Kinder.

ihren Einsatzorten. Leider ist es vor ­einiger Zeit bei einer dieser Fahrten zu einem Un­ fall gekommen. Der Bus wurde so schwer be­ schädigt, dass er nicht mehr repariert wer­ den kann. Mehrere Kinderclubs finden seither nicht mehr statt, weil sie für die Leiter nicht erreichbar sind. Die Christliche Ostmission möchte so schnell wie möglich dazu beitragen, dass die Kinder­ clubs wieder in vollem Umfang durchge­

Über 5’000 Kinder hören regelmässig aus der Bibel.

Weil viele Kinderclubs mit öffentlichen Ver­ kehrsmitteln schlecht erreichbar sind, bringt die Schule die Studierenden mit einem Bus zu

führt werden. Dazu braucht es jedoch 10’000 ­Franken. Mit dem Geld möchte die Schule einen gebrauchten, aber noch gut erhaltenen Ersatzbus kaufen. Danke, dass Sie uns dabei helfen.

In den Kinderclubs hören die Kinder Geschichten aus der Bibel.

Der Bus zum Transport der Leiter wurde beim Unfall stark beschädigt.


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Bitte helfen Sie uns, damit alle Kinderclubs wieder stattfinden kรถnnen.


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ostvision

wir helfen direkt in Notsituationen und Katastrophen

Hoffnung für

Vergessene Rumänien Beatrice Käufeler Projektleiterin

Seit vielen Jahren kümmern sich Vio­­rel Pasca und seine Frau Florica um alte, verlassene und vergessene Menschen und schenken ihnen ein Daheim. Die Christliche Ostmission unterstützt ihren Dienst mit Lebensmitteln und Kleidern. Wie ist es dazu gekommen, dass ihr euch um verlassene Menschen kümmert? Alles begann mit einem unerwarteten Ge­ schenk, das wir im November 2005 erhielten. Der Neffe meines Mannes kaufte ein Haus, wollte aber selbst nicht dort leben. So über­ trug er uns die Verwaltung. Zuerst wussten wir nicht, was wir mit dem Haus anfangen sollten und wir beteten um Führung. Eines Abends sahen wir in den Nachrichten, dass zwei Obdachlose erfroren waren. Der Win­ ter hatte erst begonnen. Meinem Mann war sofort klar, dass Menschen wie sie einen Zu­ fluchtsort brauchten.

Glücklich, wieder ein Daheim zu haben.

Für wie viele Menschen sorgt ihr heute? Im Moment sind es 123 Personen. Schon am Anfang haben wir entschieden, nur Leute aufzunehmen, um die sich sonst niemand kümmert und die sich selbst nicht helfen können. Vor zwei Jahren sagte uns jemand, dass wir damit zum Abfalleimer der Gesell­ schaft würden. Unter den Menschen, um die wir uns kümmern, sind Obdachlose, Mütter mit Behinderungen, die von ihren Kindern im Stich gelassen wurden, Analphabeten, aber auch gebildete Leute mit psychischen Problemen.


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Woher nehmt ihr die Mittel für diesen Dienst? Ein Drittel kommt von den Menschen, für die wir sorgen. Für alles Weitere trauen wir auf Gott. Er hat uns berufen und versorgt uns immer zur rechten Zeit mit Nahrungsmit­ teln, Geld und Holz zum Heizen. Letztes Jahr hielt ein Mann mit seinem Wagen bei uns an und fragte, ob hier Jesus lebe. Er gab uns über 600 Franken und später zweimal 550 Franken! Ein anderer Mann wollte uns drei Ferkel schenken. Da wir keinen Schweine­ stall haben, ging er zum Markt, verkaufte sie und brachte uns den Erlös. Im Frühjahr er­ hielten wir eine Kuh, die nun jeden Tag 25 Li­ ter Milch gibt. Wer unterstützt euch sonst noch? Der grosszügige Dorfarzt hilft uns sehr. Ob­ wohl die meisten Bewohner nicht seine Pa­ tienten sind, führt er Gespräche mit ihnen, stellt Rezepte aus und überweist sie wenn nö­ tig ins Spital. Wir arbeiten auch gut mit dem örtlichen orthodoxen Priester und den evan­ gelischen Pastoren in der Umgebung zusam­ men. Sie besuchen uns oft und helfen bei Be­ erdigungen und wenn sich Bewohner tau­ fen lassen wollen. Für die anderen, die zu­ schauen, ist das meist sehr berührend. Als einzige im Dorf empfangen wir das Radio­ programm «Stimme des Evangeliums». Wie reagieren die Leute im Dorf? Man hat uns gesagt, wir seien verrückt! Aber wir machen einfach das, was wir kön­ nen. Wir öffnen unser Haus für verlassene Menschen. Mein Mann ist kein Handwerker,

Ehepaar Pasca: «Wir machen das, was wir können.»

aber die Zimmer und Badezimmer sind gut gebaut und ich kann kochen, putzen, Kleider bügeln und den Menschen ein nettes Wort sagen. Wir machen nichts Grosses, nur ein­ fache Dinge, zu denen uns Gott, solange er will, die Kraft gibt. Heute haben wir sechs Frauen, die uns bei der Arbeit unterstützen. Und eure Kinder? Der mittlere Sohn, Abel, wird wohl einmal un­ sere Arbeit weiterführen. Er hat ein empfind­ sames Herz für verstossene Menschen. Die anderen zwei, Emanuel und Sabin, helfen, so gut sie können, wenn sie F ­ erien oder keine Hausaufgaben haben. Was ist euch wichtig im Umgang mit den Bewohnern? Wir haben von unseren Schützlingen viel Leidvolles gehört. Es bedrückt uns, wenn ein Uniprofessor im Alter schizophren wird oder wenn Menschen von der eigenen Familie ver­ stossen werden. Wir beten, dass wir ihnen die emotionale und geistliche Wärme geben können, die sie so viele, viele Jahre vermisst haben! Ist Gott denn ungerecht? Einige Leiden dieser Menschen sind eine Folge ihres Fehlverhaltens. Andere Leiden können wir nicht einordnen. In unserer Ar­ beit erfahren wir aber, dass Gott nicht unge­ recht ist, sondern sich sorgt und jeden Ein­ zelnen liebt. Wir beten, dass noch mehr Ver­ stossene eine Heimat finden und dass sich noch mehr Menschen für sie einsetzen.

Regelmässig erhalten sie von der COM Lebensmittel und Kleider.


ostvision persönlich

WER IST...? Gottes Wege sind selten vorhersehbar. Immer wieder bleibe ich fra­ gend zurück und hätte mir sein Eingreifen anders vorgestellt. Umso mehr geniesse ich im Rückblick die Erlebnisse, die mich von meiner Pfarrstelle im Evangelischen Gemeinschaftswerk zum Projektleiter bei der COM geführt haben. Der Stellenwechsel begann sich unbemerkt schon vor Jahren abzu­ zeichnen: Meiner Frau Susanne und mir wurde es immer wichtiger, das gesellschaftliche Leben in unserem Dorf Rubigen mitzugestal­ ten und entsprechend Freiraum dafür zu schaffen. Als ich dann Ende 2012 in den Gemeinderat gewählt wurde, war die Doppelbelastung an den Abenden und Wochenenden aber so gross, dass eine berufli­ che Veränderung unausweichlich wurde. Und Gott legte grosszügig die nächsten Mosaiksteine: Unsere EGW-Gemeinde fand einen Nach­ folger für mich, und als ich meine Fühler Richtung COM ausstreckte, öffnete sich tatsächlich eine Möglichkeit. Wow! Beat Sannwald

Notfallprojekt April 2014

Überwältigendes Echo Unter dem Titel «Milchkühe für Valentin Sandu» baten wir Sie im April um Hilfe. Das Echo auf unseren Aufruf war so gross, dass wir mehr Kühe kaufen können als geplant. Momentan verhandeln wir mit dem Lieferan­ ten und klären, welche moldawischen Bauern ­neben Valentin Sandu ebenfalls Kühe bekommen sollen. Herzlichen Dank für Ihre grosszügigen Spenden!

Valentin und Lydia Sandu

Die drei Säulen der COM

wir helfen direkt in Notsituationen und Katastrophen

wir bauen auf durch Bildung und Gewerbeförderung

wir schützen vor Frauen- und Kinderhandel


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