Ostvision - September 2016

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532 | SEPTEMBER 2016

Monatszeitschrift der Christlichen Ostmission

400 TONNEN KARTOFFELN FÜR DEN WINTER Persönlich Evodia Budai | Winterhilfe Essen – oder doch besser heizen? | Sommerlager «Ich bin so glücklich, hier zu sein!» | Porträt Heiri Hofer


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ostvision ostvisionseptember 2016

editorial

ostvision

Wirklich gut handelt ihr, wenn ihr dem königlichen Gebot unseres Herrn gehorcht, wie es in der Schrift steht: «Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.» Jakobus 2,8

wird monatlich herausgegeben von der CHRISTLICHEN OSTMISSION (COM), Worb

Nr. 532: September 2016 Jahresabonnement: CHF 15.– Redaktion: Georges Dubi

Liebe Missionsfreunde Welche Beilage steht heute auf dem Familienmenüplan? Kartoffelstock! Mehrere mehlig kochende Kartoffelsorten kommen dafür in Frage: Christa, Bintje, Désirée, Agira. Ich entscheide mich für Agira. Meine Eltern schworen auf Urgenta, eine rote Kartoffel, die heute von anderen Sorten mehr und mehr verdrängt wird. Beim Schälen der Kartoffeln kommen Erinnerungen hoch: Meine Eltern wuchsen beide auf einem Bauernhof auf. Während des Zweiten Weltkrieges mussten die Bauern in der Schweiz zusätzlich Getreide und Kartoffeln anpflanzen, um die Grundversorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Meine Mutter erzählte mir kürzlich, dass ihr Vater für seine grosszügige Unterstützung zweimal eine Auszeichnung erhalten habe. Mit einem Schmunzeln im Gesicht fügte sie an, dass sie gegen Ende Winter jeweils Haferschleim statt Rösti essen musste. Da hätte sie gerne mit jemandem getauscht, der noch Kartoffeln hatte ...

ren. Die Luft füllte sich mit dem Geruch feuchter Erde und erste Kartoffeln wurden sichtbar. Welche Gedanken löst das Wort «Kartoffel» in Ihnen aus? Die Christliche Ostmission verteilt in ihren Projektländern in Osteuropa vor dem Wintereinbruch Kartoffeln. Sie arbeitet dabei mit Sozialämtern und Kirchen zusammen. So erhalten die ärmsten Menschen genügend Kartoffeln, um den harten Winter zu überstehen. Mich persönlich beeindruckt, wie unser lebendiger Gott Menschenherzen berührt und bewegt, um die grosse Not in Osteuropa zu lindern. So gibt es Menschen, die Geld spenden, und andere, die beim Verteilen der Kartoffeln vor Ort mithelfen. Nicht zu vergessen sind die treuen Beterinnen und Beter, ohne die vieles nicht möglich wäre. Wie immer Sie die Christliche Ostmission auch unterstützen, werden Sie zum Segen für Menschen in Notsituationen und gesegnet von unserem lebendigen Gott.

Eine andere Erinnerung folgt: Als Kind half ich oft bei der Kartoffelernte auf dem Bauernhof meiner Grosseltern mütterlicherseits. Begeistert beobachteten wir Kinder, In diesem Sinne grüsse ich Sie herzlich wie Grossvater den Pflug mit einem kräftigen, fuchsbraunen Freiberger durch die Furchen im Kartoffelfeld führte. Der Schweif des Pferdes schlug unaufhörlich hin und Lilo Hadorn her, um die lästigen Bremsen abzuweh- Stiftungsratsmitglied

Adresse: Telefon: Fax: E-Mail: Internet:

Christliche Ostmission Bodengasse 14 3076 Worb BE 031 838 12 12 031 839 63 44 mail@ostmission.ch www.ostmission.ch

Postkonto: Bankkonto:

30-6880-4 Spar + Leihkasse Münsingen, 16 0.264.720.06

Kontrolle der Bücher: Unico Treuhand AG, Burgdorf Spenden sind in allen Kantonen steuer­ abzugsberechtigt. Nähere Auskünfte er­teilt unser Sekretariat. Gehen für ein Projekt mehr Spenden als benötigt ein, werden diese für ähnliche Zwecke ein­gesetzt. Bildquellen: COM Wenn nicht anders vermerkt, haben die abgebildeten Personen keinen Zusammenhang mit den erwähnten Beispielen. Gestaltung: Thomas Martin Druck: Stämpfli AG, Bern Papier: Das Magazin ist auf chlorfrei gebleichtem und FSC-zertifiziertem Papier gedruckt. Geschäftsleitung: Georges Dubi, Missionsleiter Gallus Tannheimer Stiftungsrat: Mario Brühlmann, Orpund, Präsident Pfr. Thomas Hurni, Madiswil, Vizepräsident Lilo Hadorn, Selzach Pfr. Matthias Schüürmann, Reitnau Dr. Christian Bock, Seedorf Thomas Haller, Langenthal Beauftragter des Stiftungsrates: Günther Baumann

Die Christliche Ostmission hat den Ehrenkodex unter­zeichnet. Das Gütesiegel verpflichtet die Unterzeichner zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Ihrer Spende.

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persönlich

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Evodia Budai Rumänien

MENSCHEN unterwegs mit uns

Ich hatte eine sehr schöne Kindheit, aber einfach war sie nicht. Mein Vater Ernö Veress war als Prediger gewaltigem Druck seitens der kommunistischen Behörden ausgesetzt. Zweimal versuchten sie, ihn zu vergiften, einmal zündeten sie unser Haus an. Zudem wurden wir jahrelang rund um die Uhr vom Geheimdienst überwacht. Doch all das und auch die unheilbare Krankheit meines Bruders Barnabas stärkten unseren Glauben. Nach der Revolution wurde mein Vater Präsident des ungarischen Baptistenbundes. Oft begleitete ich ihn auf seinen Predigtreisen quer durch Rumänien. Von ihm lernte ich sehr viel über Glauben, Dienen und Vertrauen.

möglichen wir körperlich und geistig Behinderten und ihren Angehörigen Ferien in unserem Zentrum und wir organisieren Konferenzen. Weil die meisten kaum Geld haben, ist das oft die einzige Möglichkeit, einmal im Jahr das Haus zu verlassen und Ferien zu machen. Die meisten Gäste hören das Evangelium hier zum ersten Mal. Sie bekommen Hoffnung und neuen Mut, viele entscheiden sich, Jesus nachzufolgen.

Mein Mann Lajos ist auch Prediger. Gott hat uns mit vier Kindern beschenkt: Dániel (20), Palma (17), Kamilla (12) und Máté (10). Sie alle sind bereits wertvolle Helfer in der Missionsarbeit, die wir als Familie tun.

«Die Krankheit meines Bruders war ein Werkzeug Gottes.»

Mein Bruder litt an Muskelschwund. Seine Krankheit war ein Werkzeug Gottes. Er betete immer wieder für einen Ort, an dem Behinderte mit ihren Familien und Betreuern Ferien verbringen und sich erholen könnten. Die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ist für Behinderte in Rumänien eine grosse Herausforderung. Wenig bis nichts ist behindertengerecht. Schon nur das Haus zu verlassen, ist oft eine unüberwindbare Hürde. Gott hat das Gebet meines Bruders bereits vor dessen Tod erhört. Vor 20 Jahren gründeten meine Eltern die Barnabas-Stiftung und begannen, das Barnabas-Zentrum in Hargitha zu bauen. Viele haben uns dabei unterstützt. Die Christliche Ostmission ist unserer wichtigster und langjährigster Partner. Mein Vater war mit ihr über dreissig Jahre lang eng verbunden gewesen. Als vor zwei Jahren mein Vater starb, wurde ich mit der Führung der Barnabas-Stiftung betraut. In Rumänien gibt es noch kaum Förderung und Unterstützung für Behinderte, viele kennen ihre Rechte nicht. Das Barnabas-Zentrum ist der erste Ort im Land, der speziell für Behinderte gebaut wurde und barrierefrei ist. Jeden Sommer er-

Diesen Sommer sagte eine Mutter: «Mein Sohn und ich haben die Tage bis zum Ferienbeginn gezählt. Für uns ist dies der Himmel auf Erden. Wir können unsere Probleme hinter uns lassen, bekommen auch ohne Geld wunderbares Essen, haben heisses Wasser zum Duschen und schöne, komfortable Zimmer. Dies ist der einzige Ort, wo man mich wegen meines behinderten Sohns nicht verachtet, verabscheut oder benachteiligt. Ich kann lächeln und ein Lächeln kommt zurück. Gott ist hier.» In dieser Mission, die benachteiligte Menschen in ihrem Lebenssinn stärkt, habe ich meine Lebensaufgabe gefunden. Vielen Dank, liebe Freunde in der Schweiz, für die jahrelange treue Unterstützung und Verbundenheit.


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WIR HELFEN DIREKT in Notsituationen und Katastrophen

ESSEN – ODER DOCH BESSER HEIZEN? WINTERHILFE


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Viele Arme in Osteuropa müssen täglich entscheiden, ob sie ihr bisschen Geld für Essen oder für die Heizung ausgeben, für Medikamente oder für warme Kleider. Für alles reichen die tiefen Löhne und Renten in osteuropäischen Ländern bei weitem nicht. Arme leben darum im Dauerstress. Solchen Menschen greift die Christliche Ostmission unter die Arme. Rechtzeitig vor dem Wintereinbruch will sie in Moldawien, Weissrussland, Russland und der Ukraine 400 Tonnen Kartoffeln verteilen. Dank bewährter Zusammenarbeit mit lokalen Sozialämtern und Kirchgemeinden erreicht die Hilfe die Ärmsten der Armen: kinderreiche Familien, Allein­erziehende, Behinderte, Betagte. Oksana L. ist erleichtert: Ihre Familie hat Kartoffeln für den Winter erhalten.

Oksana und Alexander L. sind beide Mitte 30, sie haben vier Kinder. Ihr Leben ist typisch für viele in Osteuropa. Der Familienvater hatte eine Stelle, die der Familie das Überleben sicherte. Dann wurde er entlassen. Nun arbeitet er in einer Autowäscherei – etwas Besseres ist nicht zu bekommen.

Tun Sie etwas Gutes! 25.–

Mit 25 Franken verhelfen Sie einer alleinstehenden Person zu 100 Kilogramm Kartoffeln.

95.–

Mit 95 Franken verhelfen Sie einer Familie zu 400 Kilogramm Kartoffeln.

Mit seinem kümmerlichen Lohn kann Alexander nur Strom und Wasser sowie die Schulkosten der Kinder bezahlen. Eigentlich wären die Schulen ja gratis, doch immer wieder werden Eltern aufgefordert, sich an Reparaturen oder Anschaffungen zu beteiligen. Fürs Essen bleibt fast nichts übrig. Oft weiss die Familie nicht, ob am nächsten Tag etwas auf den Tisch kommt.

«Unsere Kinder werden dieses Jahr nicht hungern.» Letztes Jahr hat die Christliche Ostmission der Familie 400 kg Kartoffeln geschenkt und damit grenzenlose Freude und Dankbarkeit ausgelöst: «Die Kartoffeln reichen für viele Monate», strahlte Oksana. «Das bedeutet, dass wir über den Winter genug zu essen haben. Zu wissen, dass unsere Kinder dieses Jahr nicht hungern, ist eine riesige Erleichterung für uns Eltern. Vielen, vielen Dank!»

Vielen herzlichen Dank!

Oksana und Alexander – und viele andere Bedürftige mit ihnen – hoffen darauf, dass die Mission ihnen auch dieses Jahr hilft, den harten Winter zu überstehen.


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WIR BAUEN AUF durch Bildung und Gewerbeförderung

«ICH BIN SO GLÜCKLICH, HIER ZU SEIN!» SOMMERLAGER Ruth Thomann Projektleiterin

Sorglos spielen, Freundschaften schliessen, singen, biblische Geschichten hören und gut essen. All das haben über 6200 Kinder in Osteuropa und Zentralasien diesen Sommer erlebt – dank Ihrer Unterstützung! Herzlichen Dank!

Maksim*, 11 Ich bin Waise seit meinem sechsten Lebensmonat. Ausnahmsweise nahm mich meine Mutter einmal nicht mit, als sie zur Arbeit ging. Auf einem Fussgängerstreifen wurde sie von einem Auto überfahren und war sofort tot. Danach lebte ich zuerst bei einer Tante. Sie hatte aber kein Einkommen und konnte mich nicht versorgen. So kam ich ins Kinderheim. Dazu sage ich nur: Das Leben im Heim ist schrecklich.

Kreative Betätigungen lösen Begeisterung aus.

Diesen Sommer bekam ich kurzfristig einen Platz im Kinderlager. Es war nicht geplant, und ich konnte es kaum glauben. Das Leben hier ist ganz anders als im Heim. Hier fühle ich mich daheim. Niemand denkt hier von vornherein schlecht über mich. Und hier habe ich echte Freunde gefunden! Ich habe viel von Jesus gehört. Heute denke ich, dass Gott mich gewollt hat, sonst hätte er mich damals, als meine Mutter starb, nicht überleben lassen. Also hat er auch einen Plan für mich! Ich werde das den anderen Kindern im Heim erzählen.


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Viktor, 9

Nastja, 9

Hier im Lager habe ich gelernt zu beten. Das macht mir grosse Freude, denn es ist ein Gespräch mit Gott. Mama und Papa haben nie Zeit für mich. Entweder sind sie zu beschäftigt oder zu müde oder sie streiten sich. Gott hat immer ein offenes Ohr für Kinder. Ich freue mich, dass ich jetzt immer jemanden habe, der mir zuhört!

Ich bin so glücklich, hier zu sein. Wenn ich wieder zuhause bin, werde ich das Lager und die Menschen hier sehr vermissen. Ich bedanke mich ganz herzlich bei allen Menschen, die das Lager organisiert haben. Ich wünsche mir, dass noch viele Kinder ins Lager kommen und neue Freunde finden können.

Anina, 7

Oleg, 14

Im Kinderlager habe ich entdeckt, wie sehr ich das Malen liebe. Wenn ich nach Hause komme, möchte ich gern Zeichen- und Malunter­richt nehmen. Alle sagen, dass meine Bilder und Zeichnungen wirklich gut sind. Das freut mich sehr. Jetzt habe ich beten gelernt und werde Gott bitten, dass Er mir genug Kraft und Fähigkeiten gibt, um eine gute Künstlerin zu werden! Ich danke dem Herrn dafür, dass sich hier im Lager meine Gabe und meine Vorliebe zur Malerei hat entfalten können!

Ich war zum ersten Mal in einem Lager. Dass das so wahnsinnig Spass macht, hätte ich nie gedacht. Ich lebe mit meiner Mutter in einem Dorf. Sie hat meistens keine Arbeit und wir leben von unseren Hühnern und den beiden Kühen. Weil ich die Tiere versorgen muss, habe ich kaum Freizeit. Mit andern Jungs zu spielen, liegt nicht drin. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was ich in diesen Lagertagen alles erlebt habe! Und es gab jeden Tag warmes Essen. Das war super!

*Die Namen aller Kinder wurden geändert.

Für viele Kinder ist das Sommerlager die schönste Zeit im Jahr.


ostvision porträt

WER IST ...? Die Christliche Ostmission ist mir durch die Kinderpatenschaften und die Weihnachtspäckli-Aktionen schon seit Jahren ein Begriff für sinnvolle humanitäre Tätigkeiten. Als ich in der Ostvision von der Suche nach Ehrenamtlichen für die Kleidersammlungen las, war für mich sofort klar, dass dies eine Teilzeitbeschäftigung nach meiner aktiven Zeit als Informatiker werden könnte. Ein Telefon­ gespräch mit Barbara Inäbnit hat mich definitiv überzeugt, ab letztem Sommer als Fahrer tätig zu werden. In den letzten Monaten habe ich bei mehreren Fahrten quer durch die Schweiz andere interessante Ehrenamtliche kennengelernt, die sich sehr engagiert für die Anliegen der Ostmission einsetzen. Angesichts des weltweit zunehmenden Wohlstandsgefälles möchte ich mich in Zukunft noch in weiteren Entwicklungsprojekten für die Dritte Welt einsetzen. Unsere Reise nach Vietnam und Kambodscha von diesem Februar hat uns dazu genügend Anlass gegeben. Nebst der Arbeit in Haus und Garten bereitet meiner Frau Anna und mir das Hüten unseres ersten Grosskindes Jan viel Freude. Sofern ich nicht gerade mit der Waldpflege im Emmental beschäftigt bin, fahre ich gerne Velo, unternehme Wanderungen in der näheren oder weiteren Umgebung und lese gerne spannende Krimis. Heiri Hofer

SAMSTAG, 15. OKTOBER 2016

INFOTAG FRAUEN- UND KINDERHANDEL ANMELDUNG INFORMATIONSTAG

EHRENAMTLICHE MITARBEITENDE GESUCHT

Ich bin interessiert, am Informati­onstag für ehrenamtliche Mitarbeit gegen Frauenund Kinder­handel vom 15. Oktober 2016 teil­zu­nehmen. Bitte nehmen Sie mit mir Kontakt auf.

Der Menschenhandel lebt vom Schweigen. Für die verzweifelten Frauen und Kinder ist es entscheidend, dass andere ihre Stimme erheben und sich für sie einsetzen.

Name

Wir suchen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die uns dabei unter­stützen, ihr persönliches Umfeld sensibilisieren und das Engagement der Christlichen Ostmission bekannt machen.

Vorname Strasse PLZ Ort

Sind Sie interessiert? Am 15. Oktober 2016 findet ein Informationstag für ehrenamtliche Mitarbeit gegen Frauen- und Kinder­handel statt. Melden Sie sich mit dem Talon für diesen Anlass an.

E-Mail

Gerne geben wir Ihnen näher Auskunft: mail@ostmission.ch | 031 838 12 12

Telefon

Talon bis spätestens 7. Oktober 2016 einsenden an: Christliche Ostmission | Bodengasse 14 | 3076 Worb mail@ostmission.ch | www.ostmission.ch


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