Ostvision - Oktober 2016

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533 | OKTOBER 2016

Monatszeitschrift der Christlichen Ostmission

FRÜCHTE DER ARBEIT WERDEN SICHTBAR Persönlich Natalia | Indien Früchte der Arbeit werden sichtbar | Kambodscha Unschuldig im Gefängnis


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editorial

ostvision

Güldner Himmelsregen, schütte deinen Segen auf der Kirche Feld; lasse Ströme fliessen, die das Land begiessen, wo dein Wort hinfällt, und verleih, dass es gedeih, hundertfältig Früchte bringe, alles ihm gelinge. Benjamin Schmolck

wird monatlich herausgegeben von der CHRISTLICHEN OSTMISSION (COM), Worb

Nr. 533: Oktober 2016 Jahresabonnement: CHF 15.– Redaktion: Georges Dubi

Ich bleibe hier! Liebe Missionsfreunde Auf der Suche nach Arbeit haben über vier­ zig Prozent der arbeitsfähigen Moldawier und Moldawierinnen ihr Land ver­lassen. Die desolate Wirtschaft und die Unfähig­ keit der Politik, die Lage zu verbessern, lassen ihre Entscheidung verständlich er­ scheinen. Für die Zukunft des Landes, für die Zurückgeblieben und vor allem für die Kinder ist der massive Exodus allerdings eine Katastrophe. Es gehen ja nicht nur die Arbeitsfähigen, sondern jene, die von ihrer Bildung her imstande wären, Verant­ wortung zu übernehmen und das Land aufzubauen.

dern setzen wir auf christliche Partner, die in ihrem Land etwas aufbauen, verändern und Verantwortung übernehmen wollen.

Genadij ist ein junger Christ, der ganz be­ wusst nicht gegangen ist und auch nicht gehen wird! Seine Verwandtschaft ver­ steht das gar nicht. Sie lebt seit Jahren in Kanada und hat alles vorbereitet, damit er dort neu starten könnte. Er müsste nur noch ein Flugticket kaufen.

Es gibt keine Situation, die so hoffnungs­ los ist, dass Gott sie nicht in Hoffnung ver­ wandeln könnte. Deshalb unterstützen und fördern wir Christen, welche genau diese Botschaft weitergeben.

«Ich bleibe hier», sagt Genadij aus vollem Herzen, denn «Moldawien braucht uns Christen.» Im Rahmen der Bewegung «Wir Kinder von Moldawien», einer Initiative der Christlichen Ostmission, setzt er sich mit seiner Kirche für Sozialwaisen ein.

Wenn Hoffnungslosigkeit überhandnimmt, sind wir Christen besonders gefragt. Chris­ tus ist unsere Hoffnung. Darum können wir den Menschen Wege aufzeigen, die ihrem Leben neue Perspektiven eröffnen. Die Hoffnung betrifft nicht nur das persönliche Leben, sondern auch den Alltag und das Umfeld. Wir zeigen den Menschen Alterna­ tiven zur Migration auf und helfen ­ihnen, ihren Alltag zu meistern.

Herzlichen Dank, dass Sie uns dabei so treu unterstützen. Mit herzlichen Grüssen und Segenswünschen

Dass wir mit Genadij zusammenarbeiten, Georges Dubi ist kein Zufall. In allen unseren Projektlän­ Missionsleiter

Adresse: Telefon: Fax: E-Mail: Internet:

Christliche Ostmission Bodengasse 14 3076 Worb BE 031 838 12 12 031 839 63 44 mail@ostmission.ch www.ostmission.ch

Postkonto: Bankkonto:

30-6880-4 Spar + Leihkasse Münsingen, 16 0.264.720.06

Kontrolle der Bücher: Unico Treuhand AG, Burgdorf Spenden sind in allen Kantonen steuer­ abzugsberechtigt. Nähere Auskünfte er­teilt unser Sekretariat. Gehen für ein Projekt mehr Spenden als benötigt ein, werden diese für ähnliche Zwecke ein­gesetzt. Bildquellen: COM, Hagar Kambodscha Wenn nicht anders vermerkt, haben die abgebildeten Personen keinen Zusammenhang mit den erwähnten Beispielen. Gestaltung: Thomas Martin Druck: Stämpfli AG, Bern Papier: Das Magazin ist auf chlorfrei gebleichtem und FSC-zertifiziertem Papier gedruckt. Geschäftsleitung: Georges Dubi, Missionsleiter Gallus Tannheimer Stiftungsrat: Mario Brühlmann, Orpund, Präsident Pfr. Thomas Hurni, Madiswil, Vizepräsident Lilo Hadorn, Selzach Pfr. Matthias Schüürmann, Reitnau Dr. Christian Bock, Seedorf Thomas Haller, Langenthal Beauftragter des Stiftungsrates: Günther Baumann

Die Christliche Ostmission hat den Ehrenkodex unter­zeichnet. Das Gütesiegel verpflichtet die Unterzeichner zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Ihrer Spende.

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persönlich

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Natalia

Moldawien

MENSCHEN unterwegs mit uns

Mein Name ist Natalia. Ich bin 36 Jahre alt und verheiratet. Wir haben zwei wunderbare Söhne. Ich wuchs auf dem Land in einer ganz gewöhnlichen Familie auf. Mit 15 wurde ich gläubig und damit veränderte sich mein Leben total. Mit 17 schloss ich die Grundschule ab und beschloss, am Christlichen Institut in Chisinau Theologie und Sozialarbeit zu studieren. Dessen Ausbildung in professioneller Sozialarbeit war damals völlig neu für Moldawien. Erst später bot auch die staatliche Universität eine Sozial­ausbildung an.

«Wenn andere glücklich sind, dann bin ich es auch.» Während des Studiums erkannte ich, dass es meine Berufung ist, anderen Menschen zu dienen. Im Jahr 2000 traf ich eine Frau, die Gott und den Menschen mit viel Hingabe dient. Yulia U. betreute schwangere Frauen, die verzweifelt waren und ihr Kind abtreiben wollten. Sie fragte mich, ob ich ihr bei der Betreuung dieser Frauen helfen könne. Ich sagte zu. Die Aufgabe war sehr herausfordernd. Doch Gott hat an mir gearbeitet,

mich mit vielem überrascht und mich für den Dienst an hilfsbedürftigen Menschen immer besser ausgerüstet. Nach drei Jahren entschied ich mich, an der Freien Internationalen Universität eine vierjährige Weiterbildung in Sozialarbeit und Psychologie zu absolvieren. Zu der Zeit dienten wir auch Menschen, die an Aids erkrankt waren. 2009 eröffneten wir ein Rehabilitations- und Reintegrationszentrum für Frauen, die gehandelt und sexuell ausgebeutet wurden. Ich habe das Privileg, das Zentrum zu leiten. Die Frauen erleben bei uns, dass es für sie eine zweite Chance im Leben gibt – dank Gottes Hilfe und der Unterstützung unserer Partner. Die Frauen hören auch, dass sie in ­Jesus Christus einen Sinn für ihr Leben finden. ­Einige erleben Trost und Halt im Glauben. Zu erleben, dass Frauen ihr Trauma überwinden und neu anfangen können, macht mich glücklich. Schön ist auch, dass wir als Team zusammenwachsen und unser Land mit dieser Arbeit positiv prägen. Es gibt auch Frauen, die es nicht schaffen und wieder ausgebeutet werden. Das schmerzt mich sehr. Doch ich weiss: Auch diese Erfahrungen gehören zu meiner Arbeit. Ich habe ein grosses Verlangen, Gott und den Menschen zu dienen. Wenn andere glücklich sind, dann bin ich es auch.


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WIR SCHÜTZEN vor Frauen- und Kinderhandel

FRÜCHTE DER ARBEIT WERDEN SICHTBAR BIHAR, INDIEN

Kinder erhalten an der Schule ganzheitliche Förderung.

Beatrice Käufeler Projektleiterin

Mit einer Mischung aus Vertrauen und Bangen ist die Christliche Ostmission (COM) vor drei Jahren in zwei indische Dörfer gegangen. Ihr Ziel: Kinder vor der weit verbreiteten Prostitution und dem Kinderhandel bewahren und Müttern eine neue Lebensgrundlage verschaffen. Gott hat alle Erwartungen übertroffen! Die Arbeit, die in zwei Dörfern begann, greift auf weitere Dörfer über, die ebenfalls für Kinderhandel und Prostitution bekannt sind. In den letzten Monaten sind auch dort Selbsthilfegruppen entstanden. Das ist sehr ermutigend! Die Frauen, die sich bisher prostituiert haben, teilen ein grosses Anliegen: Sie wollen aus der Prostitution aussteigen! In der Selbsthilfegruppe werden sie innerlich ge-

stärkt und geschult. Dank einem Fonds, der von jedem Mitglied gespeist wird, können sie erste kleinere Projekte umsetzen. Sobald der Fonds eine gewisse Höhe erreicht, erhält die Gruppe finanzielle Unterstützung vom Staat. Seit einiger Zeit fördert auch der Staat Bihar die Entwicklung, mit Hilfe der Weltbank. Jeevika, die dafür verantwortliche Organisation, arbeitet seriös und kompetent, sie hat bereits etliche Projekte erfolgreich umgesetzt. Sie unterstützt unsere lokalen Partner mit Schulungen, Beratungen und später mit Krediten. Im Moment werden insbesondere sanitäre Anlagen gefördert. Jedes Haus soll über eine eigene Toilette verfügen. Bis heute müssen die Dorfbewohner ihre Notdurft in der Natur verrichten. Dabei werden Frauen und Mädchen sexuell belästigt, besonders in der Nacht.


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Endlich frei sein von Ausbeutung Die Frauen in den Dörfern werden seit Jahrzehnten ausgebeutet, manchmal sogar von den eigenen Angehörigen. Sunita* erzählt: «Ich wurde in eine Familie hineingeboren, die seit Generationen im Sexgeschäft mitmischt. Weil ich keine Ausbildung habe, bekomme ich keine andere Arbeit. Meinem Mann kann ich nicht vertrauen. Er profitiert von diesem Geschäft und schickt mir Freier; das Geld kassiert er. Auch meinen Kindern kann ich nicht vertrauen. Jetzt versorge ich sie, morgen aber wird mein Sohn mich unter Druck setzen und von meiner Tätigkeit profitieren! Ich habe deshalb entschieden, heimlich einen Teil vom Verdienst auf die Seite zu legen. Pro Mal sind es 1500 Rupien (ca. 22 Franken), so kommt über die Jahre doch etwas Geld zusammen. Wenn ich 35 bin, ist kein Freier mehr an mir interessiert. So habe ich dann wenigstens etwas zum Leben.» Dank dem Selbsthilfeprogramm der COM hat Sunita die Möglichkeit, mit «normaler» Arbeit ein Einkommen zu erwirtschaften und sich aus der Ausbeutung zu befreien.

gramms, erhalten sie eine echte Chance, der Armut und Ausbeutung dereinst zu entfliehen. Neuerdings bietet unser lokaler Partner

Sie wollen aus der Prostitution aussteigen! gefährdeten Mädchen aus den Dörfern auf seinem Campus eine Unterkunft an. Dort haben diese die Möglichkeit, sich schulisch und beruflich weiterzubilden. Auch in ihrer persönlichen und geistlichen Entwicklung werden sie gestärkt. Ziel ist, dass sie in ihr Dorf zurückkehren und dort die Entwicklung fördern und mitprägen. *Name wurde zum Schutz der Betroffenen geändert. Das Missionswerk GEMS wird von der Schweiz aus gemeinsam mit der Inter-Mission unterstützt.

Neue Einkommensquellen Mit den Selbsthilfegruppen erreicht die COM in erster Linie Mütter, die über 35 Jahre alt sind. Ihr Verdienst ist nur noch klein. In Spitzenzeiten verdienen Prostituierte in Bihar monatlich bis zu 50 000 Rupien (ca. 730 Franken), in schlechten Zeiten zehnmal weniger. Doch der Preis dafür ist Ausbeutung, Schmerz und Demütigung. Vier Frauen aus dem Dorf B. konnten nun einen kleinen Lebensmittel­ laden eröffnen. Der erwirtschaftete Gewinn deckt bereits einen Teil ihres Lebensunterhalts. Sie und die anderen 26 Frauen im Dorf brauchen weiterhin Schulung und Begleitung. Viele von ihnen sind Analphabetinnen, was die ganze Arbeit erschwert. Zukunft für die Kinder Das Dorfentwicklungsprojekt in B. und K. umfasst auch die Betreuung und ganzheitliche Förderung von 125 besonders gefährdeten Kindern. Dank der schulischen Unterstützung, einem wichtigen Teil des Pro-

In den Selbsthilfegruppen werden die Frauen gestärkt und geschult.


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WIR SCHÜTZEN vor Frauen- und Kinderhandel

KAMBODSCHA

UNSCHULDIG IM GEFÄNGNIS Beatrice Käufeler Projektleiterin

In Kambodscha leiden viele Menschen unter Korruption und Rechtlosigkeit. Arme haben gar keine Chance, zu ihrem Recht zu kommen und so sitzen Mütter mit ihren Kindern unschuldig im Gefängnis. Die Christliche Ostmission (COM) hilft. Bopha* sitzt vor mir, eine kleine, magere 34-Jährige aus der Provinz Pailin. Ihr Gesicht ist gezeichnet. Zwei Jahre und sechs Tage sass sie im Gefängnis – unschuldig! Ihr Ehemann und ihre fünf Kinder waren mitinhaftiert! Dabei hätten sie gar nichts getan, versichert Bopha. Die Polizei habe ihre Familie wegen Drogenhandel angezeigt, erzählt sie. Beweise gab es keine, die Anzeige basierte lediglich darauf, dass ein Drogenhändler in ihrem Haus gewesen war. Einen Anwalt hatte sie nicht, und so landete die ganze Familie im Gefängnis – ohne Prozess. Das jüngste der fünf Kinder war gerade mal dreijährig, das älteste zehn.

Kinder werden mit ihren Müttern inhaftiert.

Das Leben im Gefängnis war unglaublich hart. Die Familie teilte eine Massenzelle mit Männern, Frauen und Kindern. Einige waren wegen Diebstahl, Mord und Vergewaltigung inhaftiert. Bopha und ihre Leute hatten praktisch nichts, einzig eine Matte, auf der sie schliefen. Hie und da kam eine Hilfsorganisation und brachte den Häftlingen gutes Essen, denn was sie sonst im Gefängnis


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bekamen, war wie Schweinefutter. Doch sobald die Leute von der Hilfsorganisation weg waren, nahmen die Gefängniswärter jeweils mindestens die Hälfte davon für sich. Der Albtraum geht zu Ende Eines Tages kontaktierte ein Gefängniswärter eine Hilfsorganisation und bat um Hilfe für die Familie. Die Organisation schaltete einen Anwalt ein, der schliesslich die Entlassung erwirken konnte. Bophas Angehörige zeigten viel Mitgefühl. Die Familie ihres Ehemannes hingegen hat sie nur schikaniert und ihr für alles die Schuld gegeben. Die Familie hat von unseren Partnern Hilfe bekommen. Zuerst wurde Bopha mit ihrem jüngsten Kind im Schutzhaus betreut. Die grösseren Kinder wurden eingeschult und der Ehemann konnte eine Ausbildung als Elektriker machen. Heute verdient er sein Geld als Fahrer eines Tuk-Tuks, einer Motorradrikscha. Nach dem Aufenthalt im Schutzhaus bekam die Familie finanzielle Unterstützung, damit sie eine Wohnung mieten konnte. Bopha arbeitet im Moment in einer staatlichen Fabrik. Sie und ihre Familie sind sehr dankbar für die Hilfe, die sie erfahren haben.

Im Schutzhaus erhalten Betroffene Hilfe.

Die Rechtlosigkeit der Armen Bophas Geschichte ist beispielhaft für das, was viele Arme in Kambodscha erleben: Gewalt, Ausbeutung, Unrecht und abgrundtiefe Hilflosigkeit. Ohne Geld oder Beziehungen haben sie keine Chance, Gerechtigkeit zu erfahren. Zusammen mit lokalen Partnern steht die COM für solche Menschen ein und sorgt dafür, dass sie nicht mehr hilflos sind.

Das Leben im Gefängnis war unglaublich hart. Laut kambodschanischem Gesetz dürfen keine Kinder, die älter als dreijährig sind, in Gefängnissen sein. Doch 2012 lebten mindestens 70 Kinder dieser Altersgruppe mit ihren Müttern im Gefängnis. In Zusammenarbeit mit inhaftierten Müttern und anderen Organisationen konnten wir in den letzten Jahren viele Kinder bei Verwandten platzieren. Diese sorgen während des Gefängnisaufenthalts der Mutter für die Kinder. *Name wurde zum Schutz der Betroffenen geändert.


ICH WILL LEBEN – OHNE DASS MICH ANDERE AUSBEUTEN!

DIE DREI SÄULEN DER COM

WIR HELFEN DIREKT in Notsituationen und Katastrophen

WIR BAUEN AUF durch Bildung und Gewerbeförderung

WIR SCHÜTZEN vor Frauen- und Kinderhandel


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