Ostvision - Dezember 2017

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547 | DEZEMBER 2017

Monatszeitschrift der Christlichen Ostmission

DAS LEIDEN IN DER UKRAINE GEHT WEITER Persönlich Piyush Kayastha | Vietnam Kuhbank – (m)eine Investition wert! | Nepal Vom Hilfsarbeiter zum Unternehmer | Vietnam Kohlekocher für Unwetteropfer


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editorial

ostvision

«Wer von euch meint, klug und weise zu sein, der soll das durch sein ganzes Leben zu erkennen geben, durch seine Freundlichkeit und Güte. Sie sind Kennzeichen der wahren Weisheit.» Jakobus 3,13

Die vier Kernthemen der Reformation in der Christlichen Ostmission Liebe Missionsfreunde Als Hilfs- und Missionswerk sind wir täglich mit Menschen in grosser Not verbunden. Können uns dabei Theorien wie die vier Kernthemen der Reformation weiterhelfen? Ja, das können sie. Allein die Bibel Die Menge der Notsituationen überfordert uns und unsere Mittel bei weitem. Die Ursachen der Not und die Brutalität der Verantwortlichen versuchen uns zu lähmen. Es braucht viel Weisheit, um richtig, zur rechten Zeit und am richtigen Ort zu handeln. Diese Weisheit ist uns in der Bibel zugesagt. Das Lesen der Bibel führt uns zur Ehrfurcht vor Gott, die am Anfang der Weisheit steht. Diese bringt uns der Wahrheit näher und leitet uns in den täglichen Entscheidungen. Allein aus Gnade Die Millionen Opfer von Armut und Verfolgung können ihr Schicksal nicht durch gute Werke wenden – genausowenig wie wir Priviligierten. Alle sind auf Gottes Gnade angewiesen. Gnade öffnet ungeahnte Tore. Unser Gott ist ein Gott der Gnade. Er hat gute Gedanken für alle – und insbesondere für die Verlassenen und Verachteten. Diese Gedanken leiten uns an, mit wirkungsvollen Projekten zu dienen. Allein aus Glaube Der Glaube eines Christen ist mehr als eine vage Hoffnung. Er ist Ausdruck einer ver-

trauensvollen Beziehung zwischen Menschen und dem lebendigen Gott. Dieses Vertrauen schafft Halt und Zuversicht – auch in schwierigen Situationen. Unsere Projektpartner in entfernten Ländern brauchen mehr als materielle Hilfe. Sie brauchen echte Hoffnung, Zuversicht und Halt, wie sie letztlich nur Gott bieten kann. Allein Jesus Christus Praktischer als Jesus Christus kann man Liebe nicht ausdrücken. In einer einfachen Krippe hat sein irdisches Leben begonnen – am Kreuz von Golgatha fand es auf tragische Weise seine Erfüllung. Aber Jesus ist auferstanden und lebt. Seine Liebe wirkt weiter. Als Christliche Ostmission sind wir aufgefordert, diese Liebe hinauszutragen zu den Armen und Verfolgten. Das tun wir – gemeinsam mit Ihnen. Herzlichen Dank für Ihre treue Hilfe auch in diesem Jahr. Jesus Christus wird es Ihnen reich vergelten. In Christus verbunden,

wird monatlich herausgegeben von der CHRISTLICHEN OSTMISSION (COM), Worb

Nr. 547: Dezember 2017 Jahresabonnement: CHF 15.– Redaktion: Georges Dubi, Beatrice Käufeler, Thomas Martin Adresse: Christliche Ostmission Bodengasse 14 3076 Worb BE Telefon: 031 838 12 12 Fax: 031 839 63 44 E-Mail: mail@ostmission.ch Internet: www.ostmission.ch Postkonto: 30-6880-4 Bankkonto: Spar + Leihkasse Münsingen, 16 0.264.720.06 Kontrolle der Bücher: Unico Treuhand AG, Burgdorf Spenden sind in allen Kantonen steuer­ abzugsberechtigt. Nähere Auskünfte er­teilt unser Sekretariat. Gehen für ein Projekt mehr Spenden als benötigt ein, werden diese für ähnliche Zwecke ein­gesetzt. Bildquelle: COM Wenn nicht anders vermerkt, haben die abgebildeten Personen keinen Zusammenhang mit den erwähnten Beispielen. Gestaltung: Thomas Martin Druck: Stämpfli AG, Bern Papier: Das Magazin ist auf chlorfrei gebleichtem und FSC-zertifiziertem Papier gedruckt. Geschäftsleitung: Georges Dubi, Missionsleiter Gallus Tannheimer Stiftungsrat: Mario Brühlmann, Orpund, Präsident Pfr. Thomas Hurni, Madiswil, Vizepräsident Lilo Hadorn, Selzach Pfr. Matthias Schüürmann, Reitnau Thomas Haller, Langenthal Beauftragter des Stiftungsrates: Günther Baumann

Mario Brühlmann Präsident

Die Christliche Ostmission hat den Ehrenkodex unter­zeichnet. Das Gütesiegel verpflichtet die Unterzeichner zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Ihrer Spende.

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persönlich

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Piyush Kayastha Nepal MENSCHEN unterwegs mit uns

Mein Name ist Piyush Kayastha, geboren und aufgewachsen bin ich in Pokhara. Hier in Nepal war Mission verboten, doch es gab im Land christliche Schulen. Mein Vater besuchte eine von ihnen. Viele Jahre später bekehrte er sich. Unsere Familie war wohlhabend, sie betrieb einen gutgehenden Kleiderhandel und war an einer Druckerei beteiligt. Dann hörte mein Vater in der Kirche, für Christen sei es Sünde, Geschäfte zu machen. Das bewog ihn, die Firma zu verkaufen und sich voll auf den Dienst in der Kirche zu konzentrieren. Sein Vermögen schrumpfte und war bald aufgebraucht, so dass er auf die Unterstützung anderer angewiesen war. Das war eine bittere Erfahrung für meine Eltern. Trotzdem steht mein Vater weiter im vollzeitlichen Dienst der Kirche; er betreut viele Gemeinden in abgelegenen Gebieten. Heute ist es nicht mehr so wie damals. Die Leiter unserer Kirchen haben erkannt, dass ein eigenes Geschäft oder ein Familienbetrieb für Christen von existentieller Bedeutung ist. Viele Väter und Mütter arbeiten im Ausland, weil sie hier kein Auskommen haben. Manche sehen ihre Kinder über Jahre kaum. Diese Arbeitsmigration ist auch für die

Kirche ein grosses Problem. Mit einem eigenen Betrieb könnte manche Familie für sich selbst sorgen, eine sichere Existenz für die Kinder aufbauen und einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des Landes leisten. Deshalb habe auch ich eine eigene Firma. Ich mache Foto- und Videoproduktionen für Kirchen, Private und Firmen. Und ich besuchte die Mentoren-Ausbildung der Christlichen Ostmission. Dort lernt man, wie man anderen helfen kann, einen eigenen Betrieb aufzubauen. Mir ist es ein grosses Anliegen, Christen zu ermutigen und ihnen zu helfen, ein selbstständiges und würdiges Leben zu beginnen. Häufig begleite ich meinen Vater bei seinen Predigtdiensten in abgelegenen Dörfern. Die Armut der Menschen dort ist unbeschreiblich. Umso ermutigender ist es, zu sehen, wie deutlich sich die Situation derer verändert, die mit unserer Hilfe einen Familienbetrieb aufbauen. Auch für ihr Dorf sind sie wichtig: Ihr Zeugnis und ihre Lebens- und Arbeits­weise ermutigen andere, es ihnen gleichzu­tun. Das ist genau das, was unser Land braucht: Vorbilder, die zeigen, dass es Alternativen zur Armut gibt und dass es in Nepal möglich ist, in Würde zu leben.

Das ist genau das, was unser Land braucht: Vorbilder.


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WIR BAUEN AUF durch Bildung und Gewerbeförderung

KUHBANK – (M)EINE INVESTITION WERT! VIETNAM

«Ihr sagt mir, dass ich euch den Fünfliber aus der Tasche hole, aber im Himmel werdet ihr froh sein über jeden Fünfliber, den ihr mir gegeben habt!» (nach Charles H. Spurgeon) Alles begann vor zehn Jahren. Damals hörte ich erstmals von der Kuhbank. Die Geschichte berührte mein Herz. Super – ein Projekt, das mir die Möglichkeit bot, ganz handfest mitzuhelfen: Hilfe zur Selbsthilfe! Gott selbst legte mir eine Idee aufs Herz: Jeder Fünfliber, den Du erhältst, wandert vom Portemonnaie direkt ins Kuhkässeli. Ja, ab und an merkte ich schon, dass das Geld im Portemonnaie etwas schneller schwand, aber ich

hatte ja mit Gott einen Deal gemacht: Ich gebe DIR die Fünfliber gerne und DU hilfst, dass es trotzdem reicht. Und es reichte immer, auch wenn ich hin und wieder ein Opfer bringen oder auf etwas verzichten musste.

Sie dürfen sich stolze Besitzer einer grossen Viehherde nennen. Freunde und Bekannte helfen mit Hie und da unterstützten mich auch Freunde und Bekannte mit einem Fünfliber oder auch


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So funktioniert die Kuhbank: 500 Franken Startkapital für die Kuhbank – in Form von Spenden aus der Schweiz – sind nötig, um eine Familie ins Projekt aufzunehmen.

Kuhbank

Die Familie bekommt eine Kuh sowie Schulung und Beratung in der Vieh­ haltung und beim Ausbau ihres Bauernbetriebs.

Kuhbank

Das erste weibliche Kalb, das die Kuh gebärt, geht an die Kuhbank. Damit wird diese weitergeführt und ausgebaut: Laufend erhalten weitere Bauernfamilien, die sich bei den Einführungskursen als geeignet erweisen, eine Kuh.

500.–

Kuhbank

Das Projekt schafft keine Abhängigkeiten! Nach rund fünf Jahren ist eine Kuhbank selbstständig, die Dorfbewohner können sie ohne finanzielle Hilfe der Mission weiterführen. Bauern werden in Produktionsteams ausgebildet, damit sie die Schulungen und Beratungen ohne die Mission durchführen können.

mehr. In den zehn Jahren ist auf diese Weise so viel Geld zusammengekommen, dass elf Kühe gekauft werden konnten. Alle, die mitgeholfen haben, freuen sich darüber und dürfen sich nun stolze Besitzer einer grossen Viehherde nennen – und das in Vietnam! Es stimmt: Überall, wo wir uns von Gott gebrauchen lassen, darf aus etwas Kleinem etwas Grosses entstehen, ganz nach dem Motto: «Gott braucht mich nicht, aber Er gebraucht mich!» Lassen auch wir uns von Gott gebrauchen?! Maja Reichenbach

Maja Reichenbach sammelt Fünfliber für die Kuhbank.


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DAS LEIDEN IN DER UKRAINE GEHT WEITER KRIEG IN DER UKRAINE Der Krieg in der Ukraine ist bei uns im Westen kein Thema mehr. Die Menschen vor Ort hingegen leiden weiter, viele haben alles verloren. Zu Trauer und Verzweiflung gesellen sich jetzt im Winter Hunger und Kälte. Eine Betroffene erzählt. Der Krieg nimmt uns Nachbarn, Verwandte, unsere Nächsten, alles, was wir gebaut und lebenslang erwirtschaftet haben. Jede Nacht wird geschossen. Die Wände der Häuser zittern, die meisten Nächte verbringen wir im Keller. 2015 verlor eine befreundete Familie die Mutter. Eine Granate schlug ins Haus ein und tötete die Frau. Der Mann blieb nach der Beerdigung seiner Frau allein zurück. So beschlossen er und ich, zu heiraten und unser Leben gemeinsam zu meistern. Das Schicksal hat uns sozusagen eine zweite Chance gegeben.

Die meisten Nächte verbringen wir im Keller. Seit drei Jahren leben wir nun unter Beschuss. Die Stadt ist zerstört. Heute in der Nacht hat eine Granate unser Haus getroffen, ein grosses Loch ins Dach gerissen und die Hühner getötet, die für unsere Ernährung


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so wichtig waren. Nur weil mein Mann und ich im Korridor schlafen, haben wir überlebt. Wir sind dem Herrn sehr dankbar, dass Er unser Leben gerettet hat. Das Haus wurde schwer beschädigt, nur der Korridor, wo wir schlafen, ist intakt geblieben. Ich weiss nicht, wo wir jetzt wohnen sollen. Jetzt im Winter wird es noch schlimmer. Die Heizung im Haus funktioniert nicht mehr, es ist alles zerbombt. Mit dem kleinen Ofen versuchen wir das, was vom Haus übriggeblieben ist, zu heizen. Die Temperatur ist schon unter den Gefrierpunkt gesunken.

leben! Granaten fragen weder nach dem Alter, noch nach dem Namen. Jeden Tag sterben Junge und Alte, werden Häuser zerstört, verlieren Menschen alles, was sie hatten.

Danke, dass wir Lebensmittel und Heizmaterial erhalten. Beten Sie bitte dafür, dass der Herr diesem Krieg ein Ende setzt, damit die Menschen aufatmen und wieder in Frieden leben können. Valentina Antokhina

Ich bin dem Herrn sehr dankbar für die Menschen aus der Schweiz, die helfen, dass wir Lebensmittel und Heizmaterial erhalten. Allein würden wir es nicht schaffen, aber dank ihnen werden wir nicht verhungern. Krieg ist eine schreckliche Sache. Beten Sie viel, viel, viel dafür, dass Sie so etwas nie er-

Die Granate hat ein grosses Loch ins Dach gerissen.

Die Christliche Ostmission hilft Menschen, die in den umkämpften Gebieten zurückgeblieben sind. Über lokale Partner verteilt sie Lebensmittel, Kleider und Heizmaterial.

Temporärer Schlafplatz im Korridor

Der Vorhof vor Valentinas Haus ist mit Trümmern übersät.


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WIR BAUEN AUF durch Bildung und Gewerbefรถrderung

VOM HILFSARBEITER ZUM UNTERNEHMER NEPAL


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Wie viele andere Nepali hatte ich keine Arbeit und suchte mein Glück in Malaysia. Eine Arbeitsvermittlungsagentur versprach mir einen Job als Wächter in einem Hotel. Dafür musste ich der Agentur viel Geld bezahlen, umgerechnet 2000 Franken. Das Angebot entpuppte sich aber als Lüge: Ich musste in einer Holzverarbeitungsfirma Lasten schleppen. Kräne hatte man keine, dafür Gastarbeiter aus Nepal. Nach zwei Jahren kam ich nach Nepal zurück, so mittellos wie damals, als ich das Land verlassen hatte. Geld hatte ich in Malaysia keines sparen können. Aber immerhin fand ich jetzt Arbeit. In einer Baufirma konnte ich Zementsäcke und Ziegelsteine schleppen. Beispiel steckt an Als mich meine Kirche für eine Weiterbildung nach Kathmandu schickte, besuchte ich einen Freund. Ich hatte ihn in Malaysia kennen gelernt, er war auch Gastarbeiter. Ich staunte nicht schlecht: Nun hatte er eine eigene Firma und produzierte Nudeln! «Wäre das nicht auch etwas für mich», fragte ich ihn. «Sicher», meinte er und sagte mir seine Unterstützung zu. In der Ausbildung der Christlichen Mission hatte er nicht nur gelernt, wie man ein Geschäft aufbaut und führt, sondern auch, wie man anderen hilft, ebenfalls einen Familienbetrieb zu starten.

Pro Tag produziert Pawan Tamang 300 kg Nudeln.

Gute Aussichten Jetzt habe ich auch eine eigene Firma. 2000 Franken musste ich investieren beziehungsweise borgen. Das ist gleich viel wie damals für meinen Job in Malaysia. Die Art Nudeln, die ich produziere, ist neu für Pokhara. Aber die Kunden sind begeistert! Pro Tag produzieren und verkaufen wir 300 Kilo an Hotels, Restaurants und Private. Aber nicht nur ich habe eine Arbeit und Verdienst. Meine Frau und meine Söhne arbeiten im Betrieb mit. Für meine Söhne heisst das, nicht im Ausland Arbeit suchen zu müssen. Sie haben erkannt, dass es möglich ist, in Nepal eine eigene Existenz aufzubauen.

«Früher schleppte ich Zement­ säcke und Backsteine – heute habe ich eine eigene Firma.» Ein Zeugnis sein Für uns Christen haben eigene Geschäfte eine weitere Bedeutung als nur die Existenzsicherung. Sie ermöglichen uns, unseren Kunden zu zeigen, dass wir anders sind, anders denken und handeln. Wir gehen auf Kunden ein, sind verlässlich und ehrlich. So ergeben sich viele Möglichkeiten zum Gespräch darüber, weshalb wir so sind. In Nepal ist Mission verboten, aber wenn uns unsere Kunden fragen … Pawan Tamang


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1945, im letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs, kam ich als neuntes Kind der Familie zur Welt. Wir lebten in der Siedlung Buschowka in Russland. Der Familie meines Vaters ging es gut. Sie besass viel Ackerland, wo sie Weizen und anderes Getreide anbaute. Damit verdiente sie genug Geld für ein sorgenfreies Leben. Mein Vater wurde 1892 geboren. Er überlebte den Ersten Weltkrieg, die Revolution und die Entmachtung des Zaren, den Zweiten Weltkrieg und schliesslich die Sowjetunion. Mutter nahm als erste der Familie Jesus Christus in ihr Herz auf. Vater aber genoss seinen guten Verdienst und legte mehr Wert auf gesellige Abende mit Freunden, darunter der Bürgermeister und der Polizeichef. Die eigene Frau umbringen Als die beiden einmal mit Vater zusammensassen und Wein tranken, sagten sie ihm: «In der Gemeinde, die deine Frau besucht, versammeln sich verdächtige Menschen. Sie tun dort jeden Sonntag etwas und verhängen dabei die Fenster. Wäre es etwas Gutes, müssten sie sich nicht verstecken. Du hast eine Pistole. Wenn deine Frau das nächste Mal aus der Gemeinde kommt, erschiesse sie. Wir werden dafür sorgen, dass dir nichts passiert.» Vater sagte seinen «Ratgebern», er werde mit der Pistole zur Versammlung gehen und falls er dort etwas Unanständiges sehe, werde er nicht nur Mutter, sondern fünf weitere Personen erschiessen. Die Ladetrommel enthalte ja sechs Patronen.

«Ist das alles?» Nach einigen Monaten lud Vater die Pistole und folgte Mutter zur Gemeinde. Nach zwei Stunden Gottesdienst, als er Predigten, Lieder und Gebete gehört hatte, ging er auf Mama zu und fragte: «Ist das alles? Tut ihr hier sonst nichts?» Liebevoll erklärte sie ihm, dass sie im Gottesdienst Gott preisen und auf

MEINE WEIHNACHTSGESCHICHTE Seine Worte aus der Bibel hören würden. Vater gestand mit Tränen, was er, angestachelt durch seine Trinkkumpane, geplant hatte. Späte Rache Einige Monate später tat Vater Busse und brach die Beziehungen zu seinen Kumpanen ab. Aber nach einigen Jahren, als Rumänien Moldawien besetzte, teilte einer seiner ehemaligen Trinkbrüder den Gendarmen mit, Vater besitze eine Pistole und habe versucht, damit seine Frau zu töten. Kurz darauf gab es bei uns eine Hausdurchsuchung, man nahm uns alle Tiere und alles Getreide weg. Vor allen anwesenden Familienmitgliedern verprügelten die Polizisten meinen Vater. Um uns einzuschüchtern, fuchtelten sie mit Maschinengewehren herum und taten so, als wollten sie Vater erschiessen. Mama und uns Kinder versetzten sie damit in Angst und Schrecken.


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Obschon Vater alles verloren hatte, liess er sich nicht aus der Bahn werfen. Er war immer fröhlich und dankte dem Herrgott für den Hektar Boden, der ihm geblieben war. Darauf konnte unsere Familie Weizen anbauen. Vater sagte uns, das Wichtigste sei, dass wir Gott erkannt hätten; alles Übrige komme von selbst. Gott hilft durch schwere Zeiten Nach dem Abzug der Rumänen kam die Sowjetmacht, die uns verfolgte, weil wir Christen waren. In den Nachkriegsjahren litten viele Leute Hunger. Aber während dieser ganzen Zeit sorgte der Herr für uns. Vater gelang es, Weizen und Mehl zu verstecken und so die Familie durchzubringen. So verging meine Kindheit und ich trat in die Baufachschule ein. 1964 wurde ich in die Armee eingezogen, wo ich zwei Jahre diente. In dieser Zeit verstarb Vater. Später, als Erwachsener, fand ich Arbeit im Bushof. Neben der Arbeit besuchte ich Abendkurse an der Fachschule und bildete mich weiter, bis ich diplomierter Maschineningenieur war. Als man sich überzeugt hatte, dass ich ehrlich und anständig war, wurde ich von allen Chauffeuren im Autohof geachtet und geliebt. Nach kurzer Zeit wurde ich Leiter der Autokolonne, 700 Personen waren mir unterstellt. Klare Haltung hat Konsequenzen Täglich wurde ich in jener Zeit bearbeitet, ich solle Mitglied der Kommunistischen Partei werden. Ich könne das nicht, antwortete ich immer ganz klar. Ich sei Christ und hätte andere Werte. Als sie realisierten, dass all ihre Bemühungen nichts fruchteten, verlor ich meinen Chefposten. Zwar durfte ich noch in der gleichen Firma arbeiten, aber nur noch als Mechaniker und später als Busfahrer. So war es eben damals. Ich fühlte mich nicht gekränkt, weil ich überzeugt war: Gott weiss, was er zulässt.

Kinder, unsere ganze Familie dient Gott. Zusammen mit Brüdern aus der Gemeinde stellte ich einmal im Sommer ein Zelt auf. Es diente uns als Versammlungsort für Gottesdienste. Den Behörden gefiel das gar nicht. Sie fuhren mit einem Traktor vor und zerstörten das Zelt. Wir gaben aber nicht auf, sondern reparierten es und nutzten es weiter für Gottesdienste. Ich hatte einen Cousin, der Oberstleutnant der Miliz war. Einmal gab er den Befehl, Hunde auf uns loszulassen. Ich ging auf ihn zu und fragte: «Was machst du? Du bist doch mein Cousin!» «Komm mir nicht in die Nähe, wenn ich in Uniform bin und meine Pflicht erfülle», gab er zur Antwort.

Ich war überzeugt: Gott weiss, was er zulässt. Gott ist mächtiger Diese Zeiten sind vorbei. Jetzt, wo die Freiheit gekommen ist, danke ich Gott dafür, dass mein Vater Busse getan hat. Vor seinem Tode ermahnte er uns, auf keinen Fall den Herrn zu verlassen, sondern Ihm unter allen Umständen treu zu bleiben. Ich danke dem Herrn, dass Er mir meine Sünden verziehen und die Möglichkeit geschenkt hat, in der Gemeinde «Quelle des Lebens» in Chisinau als Diakon und Bibliothekar zu dienen. Ich bin glücklich, dass ich zusammen mit der Christlichen Ostmission auf Gottes Acker arbeiten und bei der Verteilung von Kleidern und Lebensmitteln sozial benachteiligten Menschen und Obdachlosen von der Grösse und Macht von Jesus Christus erzählen kann. Diese Macht erlöst uns von Sünden und vollbringt Wunder, unabhängig davon, wer an der Staatsmacht steht und welche Gesetze gegen Christen angewendet werden. Frohe Weihnachten, Gott segne Sie!

1970 liess ich mich taufen und im gleichen Jahr heiratete ich Taissia. Wir bekamen zwei

Nikolay Lujan, Moldawien


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HILFSAKTION KOHLEKOCHER Im Oktober zogen heftige Unwetter über den Norden und das Zentrum Vietnams und lösten schwere Überschwemmungen aus. Flüsse stiegen schnell über die Ufer, Strassen und Brücken wurden weggeschwemmt. 89 Personen kamen ums Leben, über 1000 Häuser wurden zerstört, 100 000 beschädigt. Mit Partnern vor Ort hat die Christliche Ostmission begonnen, den Menschen, die das Unwetter am stärksten traf, Kohlekocher abzugeben. Eine lokale Firma von Christen stellt 600 Kohlekocher her. Es wird darauf geachtet, dass sie auch an Opfer der Unwetterkatastrophe in besonders abgelegenen Gebieten gehen.

600 Kohlekocher für Unwetteropfer in Vietnam

Bild: REUTERS/Jorge Silva

Preis pro Kohlekocher 15 Franken

600 KOHLEKOCHER FÜR UNWETTEROPFER IN VIETNAM


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