Outspoken #12

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Ausgabe 12

Profil

AUTONOME ZENTREN IN DEUTSCHLAND Im Gespr채ch

SHOWYOURTEETH

LAVATCH

JUNGBLUTH CELESTE


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Foto: facebook.com/FuchsBau.Photography

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Inhalt

Interviews Grim Goat 02 ShowYourTeeth 04 Red Apollo 07 Lavatch 11 Celeste 13 Wolves Reign 16 Isolated 18 But We Try It 20 Denison Witmer 22 Less To Forget 26 Jungbluth 28 Blank 31 Dennis Hoffman - JuZe Plochingen 35 Outspoken Global Australien 38 Der Winter naht! Dieser Satz verkommt in Deutschland derzeit zur absoluten Farce. Wir sitzen ohne Jacken draußen und trinken unseren Kaffee bei strahlendem Sonnenschein, Bäume tragen Knospen, die alljährliche Depression rückt in weite Ferne. Mit dementsprechend guter Laune kann man auch auf das musikalisch recht durchwachsene Jahr 2013 zurückblicken und hoffen, dass 2014 die eine oder andere Perle für uns bereit hält. Die Chancen stehen gut. Das Team ist wieder ausgeschwärmt und hat einige Bands zum Interview gebeten. Mit dabei sind dieses Mal ShowYourTeeth, Celeste, Grim Goat, Red Apollo und Denison Witmer, um nur ein paar Namen zu nennen. Unser Outspoken Global führt uns dieses Mal nach Australien und zeigt einen kleinen Querschnitt über die dort ansässigen Bands. Gleichzeitig wagen wir aber auch den Blick nach Südamerika. Die deutsche AZ-Kultur wurde genau so unter die Lupe genommen, wie das sehr unterstützenswerte Projekt Radau gegen HIV. Dass die Hardcore Szene in all ihren Facetten heute einmal mehr zusammen halten muss, zeigt unsere Umfrage zum Thema Rechtsradikalismus im Hardcore. In der letzten Zeit hat sich die rechtsradikale Szene verstärkt auf das Thema Hardcore konzentriert und ist in der Richtung stärker in die Öffentlichkeit getreten, als jemals zuvor. Braunes Gedankengut hat in unserer Szene nichts zu suchen und vielleicht ist es an der Zeit, dass sich alle kleinen Szenen, die sich in den letzten Jahren entwickelt haben, endlich ein Herz fassen und als Ganzes zusammenstehen, statt an der eigenen Borniertheit zu Grunde zu gehen.

Profil Marc Pierschel - Live And Let Live 40 Autonome Zentren in Deutschland 42 Radau gegen HIV 45 The Bookstore 47 DIY Siebdruck 48 Kolumnen Frau Kopf 52 Men grow cold as girls grow old 53 Umfrage Rechtsradikalismus im Hardcore 54 Kurzeinblick Die Szene in Südamerika 56 Rückblick Outspoken Jahresrückblick 2013 59 IMPRESSUM Chefredakteur Alexander Greve Redaktion Marc Köhler, Alexander Maier, Jan Brauer, Tanja Kroll, Matthias Künzel, Yves Loridan, Gina Nicolini, Eike Suwelack, Nick Zatko, Marcel Schläger Art Direction, Grafik & Layout Robin Siegert, Jens Bracht Coverfoto Simon Bierwald Light Logo Erwin Pauls Kontakt & Anzeigenschaltung Henning Jäger, Andreas-Muhr-Str,2, 50829 Köln

Jetzt aber Ausgabe 12. Viel Spaß!

Mobil: 0170/9164454

Alexander Greve alex@outspoken.de

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Foto: Unheard Pictures, Grim Goat

4 Interviews

„Hardcore with a note of Punk and trash.“

GRIM GOAT Hi Alex! Du bist ja der Frontman von Grim Goat, aber da gibt es ja noch mehr. Magst du mir vielleicht ein wenig mehr über euch erzählen? Wer ist eigentlich Grim Goat und was macht ihr? Wir sind vier Freunde, die zusammen seit 2010 Musik machen: Heiner (Schlagzeug), Max (Bass), Nico (Gitarre und Gesang) und eben ich (Gesang). Musikalisch würde ich uns irgendwo zwischen Hardcore und Punk einsortieren. Kleine Anekdote zu unserem Namen: Wir kommen alle ursprünglich aus einer kleinen Stadt in der Nähe von Münster, drumherum viele Bauerschaften. Nico hat früher auf einem Hof gelebt und hatte eine Ziege als Haustier, die es faustdick hinter den Hörnen hatte. So war sie mehr Wach-Ziege als reines Haustier: sie rammte zum Beispiel einen Hund, der andere Tiere auf der Weide anfallen wollte oder stieß die Tür vom Stall zu, wenn jemand drin war und ließ ihn nicht mehr raus. Ein schlaues Tier mit eigenem Kopf. Seit dem 27. Oktober bekommt man „Fear Keeps Us Small“, gibt es eine Geschichte hinter diesem Werk? Die Songs sind alle im Zeitraum zwischen dem letzten Album „Answers Follow From Questions“ und dem Sommer diesen Jahres entstanden. Hinter „Fear Keeps Us Small“ steckt der Gedan-

ke, dass wir als Individuen stets mit unseren Ängsten konfrontiert werden und wir uns durch sie selber unter Druck setzen, beziehungsweise unsere Ängste von anderen ausgenutzt werden, um uns klein zu halten. Konkret können dies Angst vor dem Verlust, dem Leistungsdruck, der Blamage oder dem Fehlen einer Sicherheit sein. Die Liste geht ins Unendliche. Das Leben nimmt an Geschwindigkeit zu und wir müssen uns in verschiedensten Lebensbereichen immer mehr beweisen, was die Gefahr in sich birgt, dass wir vergessen, wer wir sind und auf uns zu achten. Das Cover nimmt Bezug darauf, aber ich möchte hier keine Interpretationen vorweg nehmen. Ein Beispiel: Schau dir an, wie viele Menschen an psychischen Störungen heutzutage erkranken. Angst spielt hier eine zentrale Rolle in der Entstehung und dem weiteren Krankheitsverlauf. Dank des DSM, einem Manual, in dem psychische Störungen klassifiziert werden und welches in diesem Jahr in der 5. Version erschienen ist, wurde die Möglichkeit geschaffen, quasi jede Verhaltensauffälligkeit als eine Störung zu diagnostizieren. Über die Gefahr für die Betroffenen, ein Leben lang mit einem Krankheitsbegriff stigmatisiert zu werden, ist man sich bewusst, aber es kann damit ja Geld verdient


Grim Goat 5

werden. Ein Hoch auf die Pharmaindustrie und die Lobbyisten. Woher nehmt ihr eure Inspiration? Schreibt ihr die Songs eher zusammen im Proberaum oder gibt es ein helles Köpfchen was hinter allem steht? Nico, unser Gitarrist, ist da schon federführend. Er hat meistens die ersten Riffs und auch Textxideen, die wir nachher zusammen im Proberaum zusammenstricken und die Songs formen. Woher stammen eigentlich die Artworks eurer Platten? Das großartige Artwork unseres Albums „Answers Follow From Questions“ haben wir unseren Freunden Josua und Jenny von „Homesick Design“ zu verdanken. Eine mehr als gute Adresse, wenn du ein individuelles und mit viel Liebe gestaltetes Design suchst! Bei „Fear Keeps Us Small“ habe ich mich selbst ans Werk gemacht. DIY – ist doch sicher ein Begriff der euch bekannt ist. Ihr macht schon sehr viel selbst, oder? Auf jeden Fall! Das ist echt einer dieser Einstellungen, für die ich persönlich ein großes Herz habe. Das Demo damals, sowie das Album haben wir beispielsweise komplett selbst produziert im Keller von Max, unserem Bassisten. Das Thema Artwork hast du ja schon angesprochen. Für das Cover unserer Demo damals haben wir ein tolles Shooting mit ein paar Kindern aus Flüchtlingsfamilien gemacht, mit denen Nico arbeitet. Das hat riesigen Spaß gemacht und wir konnten den Familien nachher die entstandenen Bilder schenken. Jetzt beim Vinyl von „Fear Keeps Us Small“ habe ich passend zum Artwork eine Maske geschnitten, sodass wir alle Platten auf der B-Side von Hand besprühen konnten. Das Endergebnis überzeugt und es ist eines dieser kleinen netten Details, die

dieses Release besonders machen. Aufwendig ja, aber es lohnt! Aber auch bei Shows wissen wir das sehr zu schätzen, wenn die Veranstalter und alle beteiligten Menschen sich große Mühe geben mit dem, was sie tun und da Passion und Geld hineinstecken, Essen kochen, Flyer gestalten und verteilen usw. Genauso versuchen wir dies wiederum zurückzugeben, indem wir selbst Shows in Münster organisieren. „Hardcore with a note of punk and trash.” So heißt es auf eurer Facebook-Seite. Was bedeutet bzw. was ist für euch Hardcore? Für mich persönlich beschreibt es mehr ein Gefühl und eine Einstellung, als eine Szene, wobei ich mich meist ungern auf diesen Begriff versteife. Hardcore beschreibt das Genre, in dem wir musikalisch unterwegs sind. Es geht aber viel mehr um den Spaß und die Offenheit, Neues kennenzulernen (Menschen, Orte, Musik, Ideen, was du willst..), mit gesundem Menschenverstand auf das Leben zu schauen und Dinge zu hinterfragen. Gibt es ein Statement für das die Band steht? Ein Bandmotto? Ha! Nein eigentlich nicht. Wenn es eins gäbe, würde es vielleicht „immer feste“ lauten Live läuft es ja schon ganz rund. Zum Glück durfte ich die Release Show miterleben. Was sind denn die nächsten Pläne? So viele Shows spielen wie möglich und Leute, Bands und Orte kennenlernen! Wenn alles gut geht, dann sind wir hoffentlich Anfang nächsten Jahres auf Tour. Was möchte uns die grimmige Ziege sagen? Vielen Dank für das Interview! Wenn ich euer Interesse wecken konnte, dann zieht euch unsere aktuelle Platte, kauft das Vinyl oder kommt zu einer Show und wir quatschen eine Runde. Matthias Künzel


Fotos: Jörg Varga

6 Interviews

„Die Band ist unser Outlet, unsere Gruppentherapie zum Thema Leben…“

SHOWYOURTEETH Österreich, da denkt man eigentlich an die Alpen, das Skifahren und die Volksmusik. Doch wer denkt, dass Österreich nur mit Schlagersängern auftrumpfen kann, der irrt sich gewaltig! Auch die härtere Fraktion hat etwas zu bieten! Schaut man sich die österreichsche Hardcore-Szene an, gibt es einen Namen, an dem man nicht vorbei kommt – SHOWYOURTEETH. Sowohl musikalisch, wie auch performancetechnisch überzeugen die Jungs von SYT und obwohl es die Band noch gar nicht so lange gibt, waren sie schon mit Bands wie Stick To Your Guns und Liferuiner unterwegs. Wir durften ihnen ein paar Fragen zu ihrer Musik und der österreichischen HC-Szene stellen. Stellt euch mal ganz klassisch vor. Wer seid ihr? Woher kommt ihr? SHOWYOURTEETH sind fünf Typen aus Wien bzw. dem Südwesten Wiens. Die Band gibt es seit Mitte 2008, in der aktuellen Konstellation seit ca. einem Jahr. Seit wann macht ihr gemeinsam Musik? Welche Musik hört ihr privat? Privat hören wir eigentlich total verschiedene Sachen. Ich für meinen Teil höre zum Beispiel neben „härterer“ Musik in letzter Zeit total viel deutschen Hip Hop, außerdem zählen Lower Than Atlantis, Deaf Havana oder The Gaslight Anthem zu meinen absoluten Lieblingsbands.

Die neue Dave Hause Platte feier ich auch gerade ziemlich. Im Dezember habt ihr eure neue EP „Differ“ veröffentlicht. An den Texten lässt sich gut erkennen, dass ihr wirklich mit Herz und Leidenschaft dabei seid. Gibt es ein Thema, das euch als Band ganz besonders wichtig ist? Was wollt ihr euren Fans vermitteln? Wir haben als Band jetzt nicht wirklich ein Leitmotiv. Was uns beschäftigt, sind im Endeffekt Sachen, mit denen sich wohl so gut wie jeder andere Mensch in seinem Alltag auch auseinandersetzen muss. Der Konflikt zwischen dem, was man tun will und dem was man tun sollte oder muss. Für viele Leute bedeutet erwachsen werden ganz einfach, seine Träume und Ziele hinter sich zu lassen und aufzugeben, um ein 08/15-Leben wie jeder andere auch zu führen. Ich persönlich glaube nicht daran, dass diese Verhaltensweise zu einem glücklichen und erfüllten Leben führt. Ich glaube das spiegelt sich auch in den Texten zu „Differ“ ganz deutlich wider. Inhaltlich geht es ja stark um den Konflikt zwischen dem „normalen Leben“ und dem Leben auf Tour. Wie schafft ihr es, eure Musik und euer Berufsleben unter einen Hut zu bringen?


ShowYourTeeth 7

Gab es auch schon Phasen an denen ihr gedacht habt, dass ihr die Band aufgeben müsst? Wenn ja, woher habt ihr dann die Motivation genommen weiterzumachen? Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass ich noch kein einziges Mal in meinem Leben einen ernsthaften Gedanken daran verschwendet habe, diese Band aufzugeben. Wir alle richten ganz einfach unsere Leben nach dieser Band. Wir arbeiten in Jobs, die uns wahrscheinlich nicht wirklich glücklich machen und unterbezahlt sind, aber eben so flexibel sind, dass wir genug Zeit für die Band haben. Einige in dieser Band haben Studien, Jobs und andere Ausbildungen zu Gunsten der Band hingeschmissen. Ich glaube, das ist etwas, was vielen Bands, die glauben es ernst zu nehmen, einfach fehlt. Opferbereitschaft. Wir alle ordnen unser komplettes Leben SHOWYOURTEETH unter und das tun wir, weil wir nichts in der Welt lieber machen, als in dieser Band zu sein und Shows zu spielen. Diese Band ist unser Outlet, unsere Gruppentherapie zum Thema Leben, wenn man so möchte. Wahrscheinlich verursachen wir dadurch mehr Probleme, als wir damit lösen, aber keiner hat behauptet, dass in einer Band sein einfach ist. Live klingt die neue EP echt überragend. Man merkt schlicht und einfach, dass viel Arbeit dahinter steckt. Wie lange habt ihr insgesamt an der Platte gearbeitet? Aufgenommen war „Differ“ eigentlich relativ schnell, wir hatten die Songs ja schon längere Zeit so ungefähr fertig. Im Studio wurden dann noch ein paar Details geändert, der Recordingprozess hat wohl so ca. zwei Wochen gedauert, dadurch, dass wir die Tracks dann in die USA zu Pete Rutcho geschickt haben und der halt auch nicht gerade wenig zu tun hat, hat das Ganze dann doch etwas länger gedauert als geplant, allerdings sind wir mit dem Ergebnis bzw. der Arbeit von Pete mehr als zufrieden. Ich würde sagen, alles in allem war „Differ“ in drei Monaten fertig. Was ist euch bei der Veröffentlichung einer neuen EP bzw. eines neuen Albums am Wichtigsten? Dass sie viele Leute kaufen? Dass die Message rüberkommt? Dass die Kids bei den Shows dazu abgehen? Uns ist vor allem wichtig, dass die Kids „Differ“ erstmal eine Chance geben. Es ist ja nicht immer ganz so einfach für europäische Bands das Vorschussvertrauen zu bekommen, das Bands aus USA, UK oder Australien meist im Vorhinein schon inne haben. Mir wäre es wichtig, wenn sich die Leute einfach mal die Zeit nehmen, sich mit dem Gesamtwerk an sich auseinanderzusetzen, sich die Songs anhören, die Lyrics durchlesen und darüber reflektieren. Ich glaube

der Rest kommt dann von ganz alleine. Deswegen kann man die EP ja auch auf Bandcamp gratis streamen, wir wollen, dass die Leute ganz einfach möglichst leicht Zugang zu unserer Musik haben und sich ihre Meinung darüber bilden können. Würdet ihr sagen dass ihr es als österreichische Hardcore-Band schwerer habt, als zum Beispiel deutsche oder britische Bands? Wie ich bereits kurz angeschnitten habe, bestimmte Bands von bestimmten Kontinenten oder Ländern genießen einfach einen bestimmten Status. Viele Leute meinen, Bands vom europäischen Festland meckern einfach zu viel und tun zu wenig, aber das ist leider nur die halbe Wahrheit. Eine Band aus Europa wird sich – vor allem in Europa selbst – immer erst doppelt und dreifach beweisen müssen, bevor sie die Anerkennung erlangt, die jede x-beliebige Band, die zum ersten Mal aus Amerika dahergeflogen kommt, von Natur aus schon hat, weil sie ach so viele Facebook-Likes hat, oder was auch immer. Bitte versteh mich nicht falsch, mir ist klar, dass die Dichte an qualitativ hervorragenden Bands in z.B. den USA auch deutlich höher ist als in Europa, der Punkt ist aber, dass es in Europa durchaus ebenso Bands gibt, die mindestens genauso gut sind und die oft auf der Strecke bleiben, weil auf ihren Shirts unter ihrem Bandnamen nicht „NYC“ oder was weiß ich was steht. Letzten Sommer wart ihr mit Close Your Eyes und Here Lies A Warning europaweit unterwegs. Wie groß sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Staaten (verglichen zu Österreich)? Was ist eure Meinung zur österreichischen Hardcore-Szene? Ich finde, dass sich die Szenen in den diversen europäischen Ländern gar nicht einmal so arg unterscheiden. Tatsache ist, dass es in Ländern wie Deutschland, den Niederlanden oder Belgien ganz einfach viel mehr Bands und Leute die zu Shows gehen gibt, was sich natürlich positiv auf die ganze Szene auswirkt. Österreich hat halt immer seine Ups und Downs, so wie ich das mitbekomme, gibt’s alle drei Jahre immer so einen Höhepunkt, wo total viele Kids bzw. neue Kids zu Shows kommen, die bleiben dann eine Weile, die meisten bleiben aber nicht dabei und wenden sich innerhalb der nächsten drei Jahre halt wieder anderen Sachen zu. Für viele (das gilt aber nicht nur für Österreich) ist Hardcore, Punk, Metal, usw. halt nur eine Phase, was ich persönlich natürlich nicht schön finde, aber eine Tatsache ist, die wohl keiner abstreiten kann.


8 Interviews

die Welt und deren Bürger in ihren Händen, die sie missbrauchen und ausbeuten um sich einen persönlichen Vorteil zu verschaffen. Leben ein Leben in Dekadenz und Maßlosigkeit, während ein großer Teil der Leute auf diesem Planeten nichtmal weiß. wie sie den nächsten Tag überstehen sollen. Allein wenn man sich das vor Augen hält, muss einem doch auffallen, dass da irgendetwas grundlegend falsch läuft. Mich persönlich interessiert noch, wie ihr zu Vegetarismus/Veganismus und zu StraightEdge steht. Was denkt ihr darüber? In unserer Band bin ich der einzige, der Straight Edge ist. Wir essen allerdings alle Fleisch und ja, ich weiß, für manche bin ich dadurch kein „echtes“ Straight Edge Kid, aber das bringt mich auch schon zu unserer Grundeinstellung jeglichen Weltanschauungen gegenüber. Der gute alte kategorische Imperativ, wer den noch nicht kennt, jetzt bitte googlen, den sollte sich der ein oder andere mal zu Herzen nehmen. Ich für meinen Teil bin davon überzeugt, dass es für mich persönlich einfach der richtige Weg ist, nichts zu trinken, zu rauchen oder jegliche anderen Drogen zu konsumieren. Ich hab aber trotzdem kein Problem damit, wenn ich mit meinen Freunden unterwegs bin und sie trinken oder rauchen. Straight Edge ist meine persönliche Entscheidung, ich mache das für mich und niemanden anderen. Ich respektiere die persönliche Entscheidung eines anderen, zu trinken, genauso will ich, dass meine Entscheidung respektiert wird.

Wenn es euch möglich wäre, eine Sache an der heutigen Gesellschaft zu ändern, was wäre das? Es gibt so viel in unserer heutigen Zeit, was ganz einfach grundlegend falsch läuft, ich weiß gar nicht, ob eine einzige Sache da irgendwas bewegen würde. Ich glaube aber, dass es ein guter Start wäre, wenn die Menschheit mal anfangen würde, ein bisschen weiter zu denken als bis zur eigenen Haustür, dem eigenen Bankkonto oder der eigenen Pension. Ich finde, dass unsere Gesellschaft generell viel zu kurzsichtig und eigenbrötlerisch „funktioniert“. Ich will hier jetzt kein 8-seitiges Weltverbesserungsessay anreißen, deswegen versuche ich mich kurz zu halten. Es kann ganz einfach weder gut für die Zukunft der Menschheit sein bzw. wird es vielmehr wohl keine Zukunft für die Menschheit geben, wenn sich ein paar Sachen nicht grundlegend ändern. Ein paar wenige Mächtige halten

Vielen Dank für die Zeit, die ihr euch für uns genommen habt. Abschließende Frage: Was sind eure Wünsche für die Zukunft? Was können wir in Zukunft von SHOWYOURTEETH erwarten? Wir wünschen uns ganz einfach, dass sich möglichst viele Leute unsere neue EP „Differ“ mal anhören und mal auf einer Show vorbeischauen. Wir haben da echt viel reingesteckt und alles, was wir wollen, ist eine Chance. Von SHOW YOURTEETH kann man glaube ich das gleiche wie immer erwarten. Wir werden uns, wie die letzten fünf Jahre auch, den Arsch abspielen und jeden Tag, bei jeder Show alles geben. Wir sind gerade dabei, ein paar neue Touren zu organisieren und schreiben auch schon an neuem Material, es wird also nicht lange dauern, bis wir wieder ein paar Neuigkeiten parat haben. Nick Zatko


Fotos: David Szubotics

Red Apollo 9

„Vor Leuten, die T-Shirts rechtsextremer Bands tragen, spielen wir nicht…“

RED APOLLO Zuallererst ein Dickes Dankeschön für die Antworten!!! Hi, wir haben für das Interview zu Danken! Ganz typisch. Stellt doch mal die Band vor. Wer macht was und warum und wie gut und seit wann? Mein Name ist Björn, ich bin Gitarrist und habe Red Apollo 2007 als eine Art Solo-Projekt gegründet. Ich bin bis heute verantwortlich für einen großen Teil des Songwritings. Über zwei Jahre später stieß David an der zweiten Gitarre dazu und wir haben weitere Mitglieder gesucht, um die bis dahin geschriebenen Songs live umsetzen zu können. Nach einer langatmigen Suche nach einem passenden Schlagzeuger, meldete sich Sascha Mitte 2010 bei uns. Wir kannten Sascha bereits durch seine damalige Hardcore-Band Remember, die direkt gegenüber unseres Raums probten. Wir verabredeten uns, probten einige Songs und hatten alle riesige Lust, miteinander Musik zu machen. Die fehlende Bassisten-Rolle füllten wir durch Christoph, den Sascha durch Sundowning bereits kannte und ihn so mit ins Red Apollo-Boot geholt hat. Unser bis dahin fester Sänger hat uns leider nach den Albumaufnahmen verlassen, weshalb Christoph nun auch

die Vocals übernommen hat. Ein ziemliches Hin und Her, aber wir sind alle super zufrieden damit, wie wir uns gefunden haben und, dass wir uns gefunden haben. Ihr seid ja eine schwer arbeitende Band. Zuerst die Ep, dann die LP, drei Splits. Und das alles seit Ende 2011. Wo wollt ihr hin? Wir sind eine fleißige Band. Haha. Bei EP und LP hatten wir den Vorteil, dass ich alle Songs schon vorgeschrieben hatte. Es gab keinen Songwriting-Prozess als Band zusammen. Lediglich die Lyrics mussten noch angepasst werden. Aus diesem Grund konnten wir auch in kurzer Zeit EP und Album hintereinander raushauen. Bei den aktuellen Split-Songs war das schon etwas schwieriger. Wir haben uns das erste Mal als Band zusammen mit dem Songwriting beschäftigt. Das gibt natürlich eine Menge Diskussionsstoff im Proberaum, im Bandchat und persönlich. Wir gehen da alle sehr emotional an die Sache. Jeder will seine Ideen mit einfließen lassen. Da bekommt sich der ein oder andere bei der Probe mal in die Köpfe, aber am Ende sind alle wieder glücklich und gehen zufrieden nach Hause. Haha. Anstrengend, aber das brauchen wir irgendwie.


10 Interviews

Wo wollen wir hin? Gute Frage. Dass wir nicht auf die großen Bühnen dieser Welt wollen und passen, schließt unsere musikalische Ausrichtung sowieso gänzlich aus. Da gibt es eine Menge anderer talentierter Bands, die da in den Startlöchern stehen. Zunächst einmal wollen wir unser zweites Album fertig schreiben und bis zu den Aufnahmen noch eine Menge Konzerte mitnehmen. Uns allen ist klar, dass wir niemals hauptberuflich mit Red Apollo bestehen können. Das will aber auch keiner. Wir wollen Konzerte spielen und den Leuten unsere Songs zeigen, gute Musik abliefern und alles rausholen, was für uns möglich ist. Wir stehen alle mit beiden Beinen fest im Leben, aber mal eine große Band auf Tour zu begleiten, wäre schon ein großer Wunsch (zumindest meiner). Die drei Split 7“es sind ja eigentlich eine Trilogie. Warum eigentlich? Wir haben uns für eine Triologie entschieden, da unser Sänger beim Schreiben der Lyrics ein übergeordnetes Konzept benutzt hat. Es war fast logisch, musikalisch dann diesem Konzept zu folgen. Warum Splits und keine EP? Bei den Splits hatten wir einfach große Lust, etwas Neues zu machen. Wir haben im Laufe der Konzerte, die wir gespielt haben, eine Menge neue Leute und Bands kennen gelernt und wollten einfach schauen, wie und in welcher Weise man mit anderen Bands musikalisch und visuell zusammenarbeiten kann.

sehr wichtig, weil er sich die Frage gestellt hat, wohin es im Leben letztendlich führen soll. Man bekommt ja auch von Zuhause Erwartungen auferlegt und man bemerkt möglicherweise schnell, dass man denen nicht gerecht werden kann, weil man sich das Leben irgendwie anders vorstellt.

Splitsachen macht man ja auch nur mit Bands, die man gut kennt oder besonders favorisiert. Wie kam es dazu, dass es gerade mit Withers, Gottesmorder und Sundowning kam. Withers haben wir auf unserer Europa Tour im Sommer kennengelernt. Wir kannten ihre Sachen schon vorher und haben uns bei den zwei Auftritten, die wir gemeinsam gespielt haben, einfach super verstanden. Manchmal brauchst du nur ein paar Minuten, um zu merken, dass du da richtig sympathische Leute vor dir sitzen hast. Als dann auch noch Dead Flesh Fashion als Split-Partner kurzer Hand abgesprungen sind, waren Withers unsere erste Wahl. Gottesmorder haben wir angefragt, da wir einfach ihre Musik lieben und sie nunmal unsere Labelpartner bei Alerta Antifascista sind. Einfach eine E-Mail geschrieben und das Ding war besiegelt. Wir haben die Jungs nach Dortmund geholt, einen netten Abend in einer Bar verbracht und zwei Release-Konzerte miteinander gespielt. Good Times.

Eine EP haben wir nicht gänzlich ausgeschlossen. Ganz im Gegenteil. Wir arbeiten gerade daran, nochmal alle Songs auf einen Tonträger zu packen. Dazu wird es noch ein kleines Extra geben. Näheres Infos dazu gibt es bald. Hehe.

Sundowning stand für uns als Splitpartner eigentlich als aller erstes fest. Da Christoph dort singt und wir sehr gut mit den Jungs befreundet sind, war eigentlich schon immer klar, dass mal ein Split her muss.

Worum geht es inhaltlich. Da es ja eine Trilogie ist, muss es ja irgendeinen Zusammenhang geben. Abgesehen vom Titel? Die Transgression Trilogie handelt von dem Konflikt zwischen den eigenen Erwartungen und Wünschen im Kontrast zu den Erwartungen, die die Gesellschaft an einen stellt. Um es mal überspitzt auszudrücken, geht man ja zur Schule, macht seine Ausbildung, arbeitet, gründet eine Familie, stirbt. Dem gegenüber stehen dann natürlich die eigenen Pläne und Erwartungen. Vielleicht will man diese gesellschaftlichen Erwartungen nicht erfüllen und hat keinen Bock darauf, später viel zu arbeiten oder studieren zu gehen und möchte lieber etwas anderes machen. Das Thema war für Christoph in der Zeit, als wir die Songs geschrieben haben, persönlich

Im Moment wird ja viel Sludge und Hardcore mit Black Metal vermischt. Ihr macht das genauso wie Planks und andere Bands. Könnt ihr mir erklären, warum das im Moment so populär ist? Hört ihr privat auch Black Metal? Und was sagt ihr zum, doch recht beliebten, NSBM? Ich denke, dass viele Musikrichtungen manchmal einen Zenit erreichen und ganz einfach neue Sachen her müssen. Da klingt es logisch zwei Sachen, die besonders gut sind, miteinander zu vereinen. Aus diesem Grund wurde der musikalische Mix aus verschiedensten Stilrichtungen in den letzten Jahren auch so populär. Manchmal ist der Markt so übersättigt an Bands, die einfach alle gleich klingen, dass Künstler versuchen, etwas anderes zu erschaffen. Auch wenn das manchen ans Bein pisst,


Red Apollo 11

aber das klappt bei Deathmetal und Hardcore genau so gut wie bei Blackmetal und Shoegaze. Jetzt kommt natürlich der Teil, an dem ich sagen muss, dass wir schon alle seit ewiger Zeit Black Metal hören. Da müssten wir einfach noch ein paar Jahre älter sein, um diese Zeit mitgemacht zu haben, in der Black Metal einen frischen Aufwind bekam. Ist aber natürlich nicht so. Wir hören alle sehr unterschiedliche Musik, aber natürlich auch eine Menge Metal und Black Metal. Das hat schon so weite Züge angenommen, dass du Links von Bands zugeschickt bekommst, bei denen du weder den Namen aus dem Logo entziffern, noch den Namen aussprechen kannst. Haha! Da Black Metal in seinen Wurzeln ja sowieso immer an das eigene Land und die eigenen Traditionen gebunden war, ist es natürlich klar, auch immer Deppen zu finden, die das in irgendeiner Weise auf sich selbst übertragen können. Wir haben uns alle ausgiebig und persönlich mit diesem Thema beschäftigt und distanzieren uns klar von der Musik, ihrer Inhalte und allen Leuten, die in irgendeiner Weise etwas damit zu tun haben. Ich habe leider schon oft die Erfahrung gemacht, dass Leute teilweise überhaupt nicht wissen, was sie

da hören. Da sprichst du jemanden auf seinen Absurd oder Burzum Patch an und derjenige hat überhaupt keine Ahnung, welche Personen und welche Ideologien dahinter stecken. Ob aus Versehen oder sogar mit Absicht – vor Leuten die T-Shirts rechtsextremer Bands tragen, spielen wir nicht. Wie sehr ist der D.I.Y Gedanke in euch verankert. Und wie äußert er sich im Bezug auf die Band? Sehr stark würde ich sagen. Vielen Bands in unserem Umfeld bleibt da auch nicht viel anderes übrig. Geld gibt im wahrsten Sinne des Wortes den Ton an. Es ist nicht zu pauschalisieren, dass das teuerste Studio auch das Beste ist, aber man muss schon einiges investieren, um halbwegs gute Aufnahmen zu bekommen. Wir haben bisher auch alles immer selbst gemacht. Unsere erste EP ist komplett ohne Label, ohne externes Studio oder sonstwen entstanden. Lediglich das Mischen und Mastern hat ein Kumpel übernommen. Auch heute kümmern wir uns noch selber um Releases, Konzerte, Flyer und allen Kram drumherum. Das ist wichtig für uns und hält die Szene am Leben.


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Was kommt 2014 noch alles von eurer Seite auf uns zu? Wir werden für 2014 die Transgression-Trilogie zusammen mit einem Coversong auf Vinyl rausbringen. Alle weiteren Infos dazu wird es bald geben. Ansonsten werden wir natürlich versuchen, uns den Arsch abzuspielen und jedes mögliche Konzert mitzunehmen. Wie sieht das Leben aussserhalb von Red Apollo aus? Arbeit? Studententum? Ausildung? Hartz? Einen Hartz-IV Empfänger haben wir nicht in der Band. Zumindest noch nicht, hahaha. Wir gehen größtenteils Nebenjobs und dem Studium nach. Bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger. Unser Schlagzeuger ist bisher der Einzige, der vollkommen ausgebildet ist. Wie war es für euch als Dortmunder, als Bayern die Meisterschaft gewonnen hat? ;-) Unser Sänger Christoph ist der Einzige bei uns in der Band, der sich nicht für Fußball interessiert. Wir sind da etwas anders. Da wird schonmal vor einem Gig in einer anderen Stadt versucht irgendwo Fußball zu gucken oder kurzer Hand das iPad in der Location rausgeholt. Ich glaube, als Bayern Meister geworden ist, war es nicht allzu schlimm für uns – die werden ja sowieso andauernd Meister – aber das Champions League Finale war doch schwieriger zu verdauen :-( Ihr habt die Wahl zwischen einer Platte auf Vinyl oder als MP3. Wofür entscheidet ihr euch und warum? Eine Vinyl mit Downloadcode wäre für uns am Besten. Das ist aber bei jedem von uns unterschiedlich. Ich persönlich bevorzuge MP3s und kaufe dann im Anschluss ein Shirt, um die jeweilige Band zu unterstützen. Sascha und Christoph sind da schon eher die Vinyljäger in der Band. Da wird viel gekauft und getauscht. Die Backstagefrage ist ein wichtiger Bestandteil der Interviews. Was macht ihr vor und nach der Show? Es ist eigentlich meistens so, dass wir vor einer Show alle immer gut drauf sind. Es wird das ein oder andere Bier getrunken und natürlich eine Menge Quatsch erzählt und rumgeblödelt. Wie das halt so ist, wenn vier Jungs viel Zeit miteinander verbringen und sich vorher im Auto gegenseitig mit ihren körperlichen Ausdünstungen übertroffen haben. Nach der Show kehrt meist Ruhe ein. Wir sind keine Party-Band, die nach jedem Gig in die Disco geht. Wir hängen meist an der Location

rum und wenn dann mal eine Aftershow-Party ist, wird auch mal getanzt. Letzteres aber eher selten, haha! Ist es euch wichtig, wenn Leute auf euch zukommen und mit euch reden wollen? Na klar. Feedback ist für jeden Künstler immer eine gute Sache. Resonanz ist wichtig und ein Motor für jede Band. Besonders wenn die Resonanz gut ist. Viele Leute in den Locations, in denen wir spielen, sind da auch super aufgeschlossen. Zu jedem verkauften Shirt oder zur Vinyl gibt’s dann noch einen kurzen Schnack. Gibt es Bands, mit denen ihr gerne die Bühne teilen würdet? Wir hatten schon das große Glück uns die Bühne mit Bands zu teilen, zu denen wir auf gewisse Art und Weise aufsehen und die wir Jahre lang gehört haben. Mein größter Wunsch wäre es, eines Tages die Deftones zu supporten, was auch immer ein Wunsch bleiben wird. Die bringen ihre Supportbands ja, wenn überhaupt, immer selber mit. Gegen Mastodon, Converge oder Neurosis hätte ich aber auch nichts. Gibt es irgendwelche abschließenden Worte? Wir bedanken uns für das wirklich nette Interview. Haltet die Szene am Laufen, kauft Vinyl und besucht lokale Konzerte...und wenn mal jemand mit einem NSBM-Shirt um die Ecke kommt – klärt ihn auf und werft ihn raus. Marc Köhler


Fotos: Lavatch

Lavatch 11

Eine Reise durch die Zeit mit:

LAVATCH Lavatch aus Köln haben in sieben Jahren drei Alben und zwei EPs veröffentlicht. Auch haben sie sich auf ihren zahlreichen Shows als konsequente Bühnenzerstörer einen Namen machen können. Einige Besatzungswechsel der Vergangenheit betonen, dass das nicht Jedermanns Sache ist und auch bei den Gründungsmitgliedern sorgt dieser verzehrende Lebensstil für Gedächtnisverlust. Zum Glück helfen die Jungs sich gegenseitig wieder auf die Sprünge. Wir haben heimlich dem Bettgeflüster von Jochen (Gitarre) und Jannis (Schlagzeug) gelauscht und Erstaunliches ans Tageslicht gebracht! Jochen fragt Jannis: Wer hatte eigentlich die Idee zu der Band? Meine Schwester. Sie zwang mich vor ca. sieben bis acht Jahren einen etwas wunderlichen Freund (dich, Jochen) kennen zu lernen. Dieser damals schon um die 30-jährige hatte jahrelang erfolgreich den Kölner Seniorensingkreis (Engrave, Anm. der Red.) mit der Gitarre begleitet. Da sich dieser leider aufgelöst hatte, suchte er eine neue Beschäftigung für seine trostlosen Wochenenden. Und da kam ich ins Spiel. Ich nahm ihn in den Keller meiner Eltern auf, fütterte ihn, rasierte seinen Flaum und wir begannen zu musizieren. Wann haben wir uns zum ersten Mal getroffen? Das erste Mal traf ich dich vor ca. elf Jahren. Ich glaube, du warst damals ca. 35 Jahre alt und ich noch zarte 16. Das war auf der Waterdown/ Standstill/Engrave Show in der BüZe in Ehrenfeld, wo du mich auf dem Herrenklo nach Kondomen gefragt hattest. So kamen wir ins Gespräch. Hast du noch die alten Demos? Natürlich. Ich sammle alles von uns, wie du die mittlerweile 40 Kerzen auf deiner Geburtstagstorte.

Was hattest du dir von der Band erhofft in den „Anfangstagen“? Frauen. Ich war, als wir mit der Musik anfingen ca. 19 Jahre alt (und du glaube ich bereits 42) und meine Wochenenden bestanden daraus, kleine Spielzeugfiguren zu bemalen und Leute im Internet zu beleidigen. Ein Freund meinte damals, dass Frauen total auf Musiker abfahren und so fing ich halt damit an. Hätte ich gewusst, dass Schlagzeuger nicht als Musiker zählen, hätte ich den Mist nie angefangen. Wie bist du auf den Bandnamen gekommen? Ich wünschte, ich könnte hier eine mysteriöse Geschichte loswerden, wie zum Beispiel „es war eine himmlische Eingebung“ oder „das sind die Anfangsbuchstaben von meinen 5 erstgeborenen Kindern“, doch es war relativ unspektakulär. Ich habe bei Google gesucht. Ich meine, ich hätte damals eingegeben: „merkwürdiger Bandname bei dem jeder nach der Aussprache fragt“. 0,09 Sekunden spukte die Suchmaschine LAVATCH aus. Warst du sehr aufgeregt beim 1. Mal (Show)? Ich bin immer noch sehr aufgeregt vor jeder Show. Ob bei kleinen Shows vor fünf Mann oder bei großen Shows vor zehn Mann, mir geht jedes Mal die Pumpe. Sogar vor der Show auf Jochens 45. Geburtstag war ich nervös. Ich bin daher vor Shows meist auch kaum ansprechbar und verfalle in eine Art Schockstarre, die erst auf der Bühne endet. Ohne Scheiß jetzt. Show Highlight bis jetzt? Oh, da gab es einige. Natürlich ist es eine große Ehre, mit Bands auf der Bühne zu stehen, die man privat auch gerne hört (z.B. Sick of it All, Walls of Jericho, Napalm Death, Red Chord, Evergreen Terrace), doch auf solchen Shows ist immer alles so hektisch, ich verfalle vor Nervosität wieder in eine Schockstarre und kann den Abend bis nach unserer Show nicht wirklich


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genießen. Da gefallen mir kleine Shows mehr (wie die damals zu deinem Fünfzigsten), wo die Leute auch wegen der Musik und nicht nur wegen ihrem eigenen Aussehen hingehen, sich untereinander alle kennen (im Publikum und unter den Bands) und nach der Show noch gepflegt das ein oder andere Bier zusammen reingeschraubt wird. Bestes Studiohighlight bzw. Tourerlebnis? Unsere Tour von 2011. Eine Woche mit euch Pfeifenköppen eingepfercht in einen maroden VW Bus, unsere Körper ständig schweißgetränkt und übelriechend und unterwegs in ganz Deutschland zu sein, hat sich ewig in mein Hirn eingebrannt. Vor allem den Duft deiner Rheumasalbe werde ich nie vergessen. Ist Alkohol wichtig in deinem Leben? Ja. Alkohol konserviert von innen. Das weißt du ja sicher am Besten, denn du bist mittlerweile 59 Jahre alt, siehst aber wesentlich jünger aus. Das erreicht man nur mit Schnaps und daran arbeite ich hart. Wie man aber vielleicht erkennt, zersetzt er auch das Gehirn, was man der Qualität meiner Antworten entnehmen kann. Dies ist mein erstes Interview und sicherlich auch mein letztes. Ab sofort muss der Marco das wohl wieder übernehmen. Darauf gönn`ich mir n Herrengedeck. Befreit Tibet! Jannis fragt Jochen Jochen, wieso spielst du in einer Band? Hast du nichts Besseres zu tun? Es gibt viele Gründe in einer Band zu spielen. Der einfachste Grund ist Spaß. Das verstehen die meisten Menschen sowieso nicht, wenn man für 30 Minuten Katharsis teilweise 600km Autostrecke fährt oder mit Drecksleuten, wie ihr es seid, eine Woche seines Lebens vergeudet. Jedoch ist mein Drang zur physischen und mentalen Selbstzerstörung mit den Jahren (junge 45 Jahre) gestiegen. Dies kann man am besten kompensieren, indem man in einer solchen Krachkapelle musiziert. Jochen, wieso spielst du MIT UNS in einer Band? Hast du nichts Besseres zu tun? Auslöser war, wie fast immer, deine Schwester, die mich bedrängte und anflehte, mit dir eine Band zu gründen (Die anderen haben wir ja erst später durch diverse Castings rekrutiert). Des Weiteren bekomme ich seit 2006 ein stattliches monatliches Gehalt von deinen Eltern, mit dem ich meinen dekadenten Lebensstil finanziere. Zum anderen missbrauche ich euch als Jungbrunnen, was man eindrucksvoll an einigen in der Band erkennen kann. Während diese jeden Tag altern, wird meine Haut jünger und straffer.

Jochen, hättest du damals nach unseren KellerJams gedacht, dass wir mal zwei EPs und drei Alben produzieren würden? Natürlich. Jedoch habe ich damit gerechnet, dass wir viel mehr auf die Kette kriegen. Mehrere Japan oder USA Touren, mehr als 15 Releases, mehr Frauen und mehr Drogen. Ich denke, es liegt wohl an deinem Unvermögen, dass wir bis dato nur so wenig erreicht haben. Im nächsten Leben besteht meine Band nur aus Leuten, die ihre Instrumente beherrschen und noch jünger sind als ihr. Jochen, nach fast 50 Jahren im Hardcore-Underground, was hat sich im Gegensatz zu deiner Zeit bei Engrave in der Szene verändert? Nicht viel. Die Menschen, die heute in Hardcore Bands spielen, sind immer noch genauso hässlich und asozial wie zu Engrave Zeiten. Ach ja, da wäre noch das liebe Internet, was zu „Engrave-Zeiten“ nur aus zwei Mail Adressen bestand. Ich weiß bis heute nicht, wie wir es geschafft haben, Touren zu planen. Das Internet ist für so einen alten Sack, wie ich es bin, natürlich total aufregend (Ich denke, deswegen mach ich ja auch was mit Medien). Als alter verbitterter Mann und Senior Artist Hardcorer müsste ich jetzt sagen, dass früher alles besser war. Jedoch hat dieses Internet einiges zum Positiven verändert. Es hat jetzt mehr als zwei Mail Adressen, womit die Kommunikation zwischen Bands erheblich einfacher ist. Außerdem spart man sich das Geld und die Zeit schlechte Bands auszuchecken. Ich denke, das ist auch der Grund warum wir mit LAVATCH so wenig verkaufen bzw. generell wenig Resonanz auf unsere Musik bekommen. Man hört Hardcore mit den Ohren und dem Verstand. Wie erklärst du dir, dass die meisten mit den Augen hören? Zunächst einmal leben wir in einer visuellen Welt, was man ja an der Auswahl der Bandmitglieder sehen kann… Die Kids kaufen ja auch eher ein Shirt von einer Band als die Platte. Die kann man sich ja nicht um den Hals hängen und in der nächsten Disko präsentieren. In der heutigen Zeit sind Äußerlichkeiten wichtiger für Bands, als deren eigenen Songtexte (siehe Coversongs). Die generelle Beschleunigung der Gesellschaft lässt es kaum noch zu, sich ernsthaft mit Bands zu beschäftigen. Man wird von einer Band zur anderen getrieben, um möglichst immer „uptodate“ zu sein. Für LAVATCH ist diese Entwicklung komplett zum Nachteil. Für die Kids können wir sowohl für die Ohren als auch für die Augen nichts Interessantes bieten. Dennoch ist diese Band einfach geil und macht ultrabock!!!! Alex Maier


Fotos: Simon Bierwald & Lex Photography

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„Ich kann mit Bestimmtheit sagen, dass wir wohl nie ein Post-Rock Album aufnehmen werden.“

CELESTE Wenn man an Celeste denkt, schießen einem vorrangig Gedanken wie rotes Licht, Stroboskop und eines der hasserfülltesten Alben Frankreichs des Jahres 2013 in den Kopf. „Animale(s)“ kam als Doppelalbum und machte im Punkt Düsternis jeglichem Vorgänger eine lange Nase. Das, was Celeste geschaffen hatten, dürfte ihr eigenes kleines Meisterwerk sein. Grund genug, ganz kurz mit den Franzosen darüber zu sprechen. Danke euch für eure Zeit, stellt euch doch bitte zum Anfang kurz vor und erzählt unseren Lesern wer oder was Celeste überhaupt ist. Johan: Celeste wurde 2005 ins Leben gerufen, als ich Royer, Antoine und Guillaume kennenlernte, die damals befreundet waren und schon einige Jahre zusammen in einer Band spielten. Ab da ging alles recht schnell und wir haben von 2006 bis 2010 vier Alben veröffentlicht. Wir kommen aus Lyon und unsere Besetzung hat sich nur einmal geändert, als unsere Bassist Antoine sich dazu entschieden hatte, in Paris zu studieren und Sebastien, ein guter Freund, zu uns stieß. Am Ende sind wir nur gute Freunde, die gerne zusammen ziemlich düstere und bedeutungsvolle Musik spielen, während wir in unserem Alltag nette und glückliche Jungs sind, die nichts mehr lieben, als miteinander Spaß zu haben und Bier zu trinken.

Es scheint, als hättet ihr es geschafft, auf Animale(s) noch einmal eine Spur düsterer zu werden. Ich hätte nicht gedacht, dass das klappt. Woher nehmt ihr die Möglichkeit dazu, diese Wut und diesen Zorn? Guillaume: Ich weiß manchmal selber nicht, woher das bei uns kommt. Ich denke unsere Musik ist von einer Menge Faktoren beeinflusst. Manche eher unbewusst und sehr persönlich, während andere aus der gemeinsamen Vision davon, wie die ideale Musik für Celeste zu klingen hat, stammen. Und für diese Vision haben wir ein paar Schlagworte in unseren Köpfen, die uns vorantreiben, wenn wir an unserer Musik schreiben. Klar, dunkel, traurig, gewaltig und böse sind einige davon. Für mich begann Celeste als etwas, was mehr in die Richtung von Mihai Edrisch ging. Korrigiert mich, wenn ich falsch liege, aber ich hätte es damals als Screamo bezeichnet. Mit der Zeit hat sich der Sound zu etwas anderem in Richtung Dunkelheit weiterentwickelt, für das ich ehrlich gesagt keinen Namen finde. Wie würdet ihr selber eure Entwicklung von der ersten Platte bis heute beschreiben? Und vor allen Dingen: Als was bezeichnet ihr eure heutige Art von Musik?


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Guillaume: Am Anfang war Celeste wirklich etwas zwischen Screamo und Post-Hardcore. Wir haben damals „Pessimiste(s)“ aufgenommen, weil wir eine Ausgangsbasis brauchten, irgendetwas um den nächsten Schritt definieren zu können. Als wir die Platte aufgenommen haben, wussten wir schon, dass sie für uns eigentlich schon wieder hinfällig war, weil wir schon etwas ganz anderes wollten. Das begann dann mit „Nihiliste(s)“. Danach haben wir versucht, mit jedem Album bis „Morte(s) Nee(s)“ extremer zu werden. Bei „Animale(s)“ ging es uns vorrangig gar nicht mal darum, noch extremer zu werden, sondern mehr darum, unsere Herangehensweise etwas zu variieren. Es ist schwer, unsere eigene Musik zu beschreiben, weil irgendwie kein Genre so richtig zu uns passen möchte. Für uns ist Celeste einfach Celeste und es ist völlig egal, welche Art von Musik es ist. Das Wichtigste für uns ist, bei den Leuten, die uns zuhören, Emotionen hervorzurufen. In einem anderen Interview habe ich gelesen, dass Black Metal nicht wirklich eure Tasse Tee ist. Heißt das also, dass ihr es nicht mögt, mit Bands aus diesem Genre verglichen zu werden? Und wie kommt es, dass in eurem Sound, insbesondere auf „Morte(s) Nee(s)“ und „Animale(s)“, eine gewisse Black Metal Atmosphäre vorherrscht?

Johan: Nein, es stört mich nicht wirklich, mit Black Metal Bands verglichen zu werden. Es ist nur so, dass ich das meistens nicht verstehe. Ich meine, ich verstehe, dass manche Leute denken, dass wir etwas machen, was irgendwie Black Metal genannt werden könnte, aber wenn ich mir dann die Bands anhöre, mit denen wir verglichen werden, dann sehe ich da wirklich keine großen Ähnlichkeiten. Guillaume stand für eine kurze Zeit auf Black Metal, also kann es sein, dass diese Phase ihn ein bisschen beeinflusst hat. Aber es gab auch Leute, die schon viel früher behaupteten, dass wir nach Black Metal klingen, als wir noch nicht einmal versucht haben, welchen zu hören. Am Ende würde ich sagen, wir interessieren uns mittlerweile ein bisschen für dieses Genre, aber nur, weil die Leute halt sagen, dass Celeste irgendwie danach klingt. „Animale(s)“ folgt einem recht düsteren Konzept. Könntet ihr uns darüber was erzählen? Johan: Ich möchte eigentlich nicht zu sehr darauf eingehen, was meine Texte und das Konzept angeht, weil ich die Leute dazu bringen möchte, sie zu lesen und zu verstehen, um dann möglicherweise ihre eigene Interpretation zu entwickeln. Lass uns einfach sagen, es ist eine Liebesgeschichte zwischen zwei jungen Menschen und wie man sich vorstellen kann, endet diese nicht wirklich schön. Es geht darum, wie hart die Jugend für manche sein kann und darüber, wie unsere Instinkte uns manch-


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mal fehlleiten können. Natürlich ist das Ganze wesentlich komplexer, aber da sollte wirklich jeder für sich tiefer einsteigen und rausfinden, was unter der Oberfläche liegt. „Animale(s)“ ist ein Doppelalbum geworden. Hattet ihr so viele Ideen, die nicht auf eine einzige Scheibe gepasst haben oder ist das ebenfalls Teil des Konzepts? Guillaume: Das ist wirklich auch Teil des Konzepts. Als Johan uns erzählte, dass er textlich an einer Geschichte in zwei Teilen arbeitete, haben wir uns dazu entschieden, ein Doppelalbum aufzunehmen. Das hat uns dazu gezwungen, eine gut gewählte Struktur für das Album zu entwickeln, die ein wenig mehr Gegensätzlichkeiten und Abwechslung zu unseren vorherigen Alben beinhaltet. Das war am Ende eine ziemlich gute Idee, weil 70 Minuten unserer Musik mitunter ziemlich anstrengend sein können. Drei Jahre hat es euch gekostet, Animale(s) zu produzieren. Woran lag das? Johan: Wir haben ungefähr ein Jahr damit verbracht, unsere Köpfe von den vorherigen Alben zu reinigen. Dann haben wir ein weiteres Jahr damit verbracht, die neuen Songs zu schreiben. Und noch ein Jahr ging für meine Texte und das Artwork drauf, während wir die Instrumente eingespielt und das Zeug abgemischt haben. Das war eine ziemlich harte Zeit. Wir waren dieses Mal wählerischer als jemals zuvor und gingen ziemlich ins Detail. Daher hat das alles auch

wesentlich mehr Zeit gekostet. Das war für uns ziemlich neu, da wir es ja gewohnt waren, fast jedes Jahr eine neue Platte aufzunehmen. Ich muss gestehen, das war ziemlich frustrierend und anstrengend, aber ich habe das Gefühl, wir haben da alles richtig gemacht. Wenn wir uns beeilt hätten, um es früher fertig zu bringen, wären wir wahrscheinlich nicht mit etwas rausgekommen, was derart vollständig und komplett ist. Letzte Frage: In einem anderen Interview habt ihr mal gesagt, dass, wenn ihr das Gefühl habt, dass Celeste nicht mehr düsterer werden kann, ihr euch auflösen würdet? Habt ihr jetzt, nach „Animale(s)“, das Gefühl, an diesem Punkt zu sein? Guillaume: War das ein aktuelles Interview? :) Man muss immer bedenken, dass dunkle Musik ein extremer Weg ist, sich und seine Absichten auszudrücken. Ich kann mit Bestimmtheit sagen, dass wir wohl nie ein Post-Rock Album aufnehmen werden. Ob das nächste Album aber noch dunkler als „Animale(s)“ werden kann, weiß ich nicht. Ich hoffe es! Alexander Greve


„Am Vergleich mit anderen Bands beteiligen wir uns nicht, das überlassen wir anderen…“

WOLVES REIGN Wolves Reign – Eine vier Mann Kombo aus Köln. Gegründet 2011 und schon einige fette Shows hinter sich, gaben sie diesen Juni ihr Plattendebut mit ihrer s/t 12”. Grund genug, die Jungs mal ins Verhör zu nehmen! Seit der Gründung eurer Band ist sicher viel passiert. Aber vorweg nun erst einmal – wer ist Wolves Reign? Brian (Schlagzeug), Christoph (Gitarre), Daniel (Gesang) und Mirko (Bass). Ralf von Holy Goat Records gehört aber auch dazu.....also sind wir genau genommen zu fünft. Wollt ihr irgendetwas mit eurer Musik bewirken oder habt ihr einfach Bock am Zocken? Wir haben uns keine Aufgabe gestellt. In erster Linie machen wir Musik, weil wir Spaß daran haben. Wenn man sich dann auf die Musik konzentriert, wird die dann so gut wie bei uns…geile Typen, die geile Musik machen, das ist alles!

Versucht mal eure „Karriere“ bis zum Erscheinen eurer Platte in drei bis vier kurzen Sätzen zu beschreiben. Die Band gibt es schon ein paar Jahre. Einige Songs waren schon fertig und als wir einen neuen Bassisten gefunden hatten, wurden die letzten Songs für die Platte fertiggestellt und auf Vinyl gepresst. Wir haben es bis zur Platte, mit der „Karriere“ eher locker gesehen. Nach der positiven Resonanz auf die Platte sind wir aber viel engagierter und man/ihr darf/dürft gespannt sein, was da noch kommt… Eure Platte steht bei Bandcamp zum freien Download zur Verfügung. War das eure Entscheidung? Die des Labels? Und was haltet ihr von dieser Art, Musik zu verbreiten? Wir finden es gut, wenn die Musik frei verfügbar ist. Wenn jemandem die Mucke gefällt, dann holt er sich die Platte eh auf Vinyl. Wir machen unsere Musik nicht, um großen Gewinn zu erwirtschaften und wollen dadurch eher Werbung

Foto: Wolves Reign

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für uns machen. Deswegen war schnell entschieden, dass wir die Songs zum kostenlosen Download auf Bandcamp bereitstellen. Es wurde mit dem Label besprochen, aber letztendlich kam die Entscheidung von den vier aktiven Bandmitgliedern.

Wie sollte ein perfekter Gig oder gar Tag für Wolves Reign aussehen? Ein mehr als reichhaltiges Frühstück, PlayStation zocken, mit Freunden abhängen, Bandprobe, mit Freunden abhängen, Soja Gyros bzw. Krua Thai, Konzert mit Gehenna spielen, saufen.

Wie habt ihr es eigentlich geschafft, das Ganze zu finanzieren? !!!DifuckingY (Es lebe die Szene)!!!.....Die Platte wurde von der Band selbst finanziert. Ralf von Holy Goat hat sich finanziell beteiligt und den B-Seiten-Siebdruck vorgenommen. Wir haben sehr großes Glück, dass unser Gitarrist Christoph Tontechtechniker mit eigenem Tonstudio ( The 79`Sound) ist. Wir proben dort und nehmen auch die Lieder bei ihm auf. Der finanzielle Aufwand beschränkt sich somit auf die Vinylproduktion und Coverdruck. Also mehr als günstig für uns und mehr Geld fürs Essen.

Denkt ihr, es finden irgendwelche Änderungen oder Weiterentwicklungen in der „Szene“ statt? Wenn man erstmal so alt ist, wie wir und so viel gesehen hat, dann macht man sich um Veränderungen in der Szene nicht mehr so viel Gedanken. Es ist schön zu sehen, dass immer wieder neue, sehr gute Bands hervorkommen, alte Bands wieder „auferstehen“ (nicht immer gut) und auch, dass sich immer Leute finden, die Konzerte veranstalten. Szenemäßig hat sich das teilweise so entwickelt, dass man einfach nur gut aussehen muss. Auf Tattoos, Mützen und Schuhe wird leider manchmal mehr geachtet, als auf Musik und die richtige Einstellung. Aber bei all den Veränderungen in der Szene ist es immer wieder schön, Freunde aus alten Tagen zutreffen.

Was steht für euch in naher Zukunft an? Irgendwas geplant? Ein Video? Eine Tour? Wir haben da eine Idee für ein Video, nur ist diese leider nur schwer umsetzbar. Ich verrate nur soviel: Müllcontainer, Feuer, Sänger im Müllcontainer… Im Ernst, wir sind da eher zurückhaltend und überlassen es den Anderen, sich zur Schau zu stellen. Suicidal Tendencies hat mit „Possessed to Skate“ eh schon alles weggeblasen. Was wir wollen: mit Freunden abhängen, Konzerte spielen. Wolves Reign steht übrigens 100%ig hinter der „pro Moshen und pro Fressen“ Kampagne. Neue Lieder und ne 7“ sind für 2014 Jahr geplant...stay tuned. So im Vergleich zu anderen Bands der „Szene“, in der ihr euch bewegt, wo seht ihr euch gerade und wo wollt ihr noch hin? Am Vergleich mit anderen Bands beteiligen wir uns nicht, das überlassen wir anderen. Wo es hingehen soll, hat noch niemand festgesetzt, aber eine Tour mit den Scorpions oder Bon Jovi wäre geil!!! Habt ihr als Band irgendwelche Entscheidungen gemacht, die ihr nun bereut? Irgendwelche wirklich miesen Momente? Musikalisch waren alle Entscheidung 100% richtig. Allerdings muss, was das Bandessen (findet einmal im Monat statt) betrifft, die Vorauswahl der Filme besser diskutiert werden, da haben wir schon das ein oder andere Mal ins Klo gegriffen. Und die besten Momente? Soja Gyros, Soja Medaillons und Predator beim Bandessen. Minitour mit Blank und French Nails diesen September.....Super Bands und super Typen!!!!

Diesbezüglich, seht ihr irgendwelche Probleme, die angegangen werden müssen oder ist alles Friede, Freude, Eierkuchen? Alles Eierkuchen…aber bitte mit Ei-Ersatz. Haha. Wenn ich ein Genie wäre und ihr hättet einen Wunsch frei, was würdet ihr euch wohl wünschen? Vorband von den Scorpions oder Manowar!! Danach können wir dann aufhören Zu guter Letzt: gibt es irgendwas, was ihr schon immer mal loswerden wolltet? Was dem enen sen Uhl is dem enen sen Nachtigall Danke für die Zeit! Ein gutes Jahr 2014 für euch. Yves Loridan


Fotos: Isolated

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Borstel über die heutige Hardcore-Szene

ISOLATED An folgender Stelle möchten wir Isolated aus Quedlinburg zu ihrem 20-jährigen Bandbestehen gratulieren und wünschen weitere 20 Jahre voller HardcorePunk und Leidenschaft. Doch die Band begeistert mit ihrem groovigen Old-School Sound nicht nur die alternative Musikszene, man engagiert sich außerdem für karitative Zwecke. So werden Erlöse aus den Merchandise-Verkäufen und Eintrittsgeldern eingesetzt, um Menschen in Not zu unterstützen. Dabei kommt es nicht darauf an, ob es sich hierbei um enge Freunde oder Menschen in fernen Ländern handelt. Wir packen diese Gelegenheit am Schopf und erfahren die Gedanken derer, die seit 20 Jahren intensiv den HC/ Punk-Untergrund mitgestalten, miterleben und die lokale Szene mit ihrem ureigenen Verständnis von HC/Punk als Jugendbewegung bereichern. Das Wort geht an Sänger Borstel: Ich (Borstel) möchte uns erstmal vorstellen für die Leute, die uns noch nicht kennen. Wir, Isolated, wurden 1993 in Quedlinburg, SachsenAnhalt gegründet und machen seit 20 Jahren Hardcore-Punk. Fangen wir aber mal ganz von vorne an. An einem schönen Frühlingstag (April) im Jahre 1993 traf ich meinen alten Kumpel Andreas Fuchs (Fuxer, Gitarre). Er fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, wieder in`ner Band zu singen. Ich

hatte vorher schon in einer Punkband mit Namen Shakesbeer gesungen, die wir 1988 aus der Taufe hoben. Mit Shakesbeer hatte ich 1990 einen Auftritt und danach lösten wir uns auf. Ich sagte also zu und Isolated waren gegründet. Damals noch mit zwei Sängern, das wurde aber nach zwei Konzerten reduziert auf einen Frontmann. Nach mehreren Besetzungswechseln haben wir seit 2004 eine feste Besetzung. Und nun, 20 Jahre später, viele Konzerte und ein paar Erfahrungen reicher, stehen wir immer noch auf der Bühne. Eigentlich stehen nur zwei Leute 20 Jahre mit Isolated auf der Bühne und das sind Fuxer und ich. Ich könnte euch jetzt zwar mit alten Geschichten langweilen von den guten, alten Tagen, aber wir leben nunmal im Jahr 2013. Also werde ich euch einfach meine persönliche Meinung über die Szene, in der wir uns heute bewegen nahebringen. Es gibt heute und gab damals Sachen, die nicht so toll sind und waren. Ich höre immer wieder „Früher war alles besser, da gab es das und das nicht.“. Sicher, aber ich denke, dass früher nicht alles besser war, sondern anders. Ich vermisse heute einfach die Vielfalt, die ich immer so geliebt habe. Alles ist heute so stereotyp geworden. Die meisten Kids lassen sich


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nur noch berieseln und haben keine Motivation, um selbst etwas auf die Beine zu stellen. Wie gesagt einige, nicht alle sind interessenlos. Ich will hier nicht als verbitterter alter Meckerkopp auftreten, davon gibt es genug, ich möchte nur ein paar Denkanstöße geben. Ein Punkt, der mich am meisten stört, ist die Endpolitisierung. Für mich gibt es keinen unpolitischen Menschen. Jeder hat zu irgendeiner Problematik eine Meinung. Diese Gleichgültigkeit ist ja wie eine Einladung für die falschen Leute und Gruppierungen. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass Hardcore leider in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Dadurch kommen natürlich auch Kids mit HC in Kontakt, die die Wurzeln gar nicht kennen und sich auch nicht dafür interessieren. Und denen es auch egal ist, was für Typen auf den Shows rum rennen. Finde ich persönlich nicht so schön. Das sind dann aber auch die Menschen, die nach ein, zwei Jahren nichts mehr von der ganzen Sache wissen wollen. Ich vermisse diese Antihaltung gegen das System, gegen Nazis, gegen Rassisten, gegen Sexisten, gegen jegliche Ausgrenzung. Hardcore findet halt nicht nur auf Konzerten oder T-Shirts, sondern auch als Kampf auf der Straße statt. Nur noch vor dem Computer sitzen und andere Leute anonym beschimpfen, fressen, saufen, Fernsehen glotzen ist das, was unsere Gesellschaft so gleichgültig macht. Da sollten wir uns als Individuen doch abgrenzen, denn Taten sagen mehr als Worte. Viele Leute nehmen sich auch einfach zu wichtig und denken, sie könnten das Rad neu erfinden, laufen allen Trends nach. Solche Menschen brauchen wir nicht. Genau so, wie selbst ernannte Szenegrößen. Im HC/Punk geht es nicht um Stars und Idole, wir sind alle gleich und darauf kommt es an. Alle sind gefragt und wenn alle an einem Strang ziehen würden, würde auch vieles besser laufen. Denn Solidarität und Zusammenhalt sollten kei-

ne leeren Worte sein. Vielleicht ist das ziemlich blauäugig von mir aber ich bin nun mal einer, der an das Gute im Menschen glaubt. Freunden helfen, die in Not sind oder Leuten, die man nicht kennt, eine helfende Hand geben, wenn sie benötigt wird. Einfach mit anderen teilen, die es nicht so gut haben wie wir. Nun noch ein paar Worte zur Gewalt auf manchen Shows. Sicherlich ist eine Hardcore-Punk Show kein Kaffeekränzchen aber mit voller Absicht in das Publikum schlagen, ist in meinen Augen respektlos und solche Leute haben im Pit nichts verloren. Dieses “ich bin der Härteste hier” finde ich einfach zum Kotzen. Wie gesagt, es soll schon richtig abgehen auf den Shows aber mit Respekt. Ach und noch was an alle die, die sich immer nur aufregen und alles schlecht reden. “Szenegrößen” und Besserwissern möchte ich nur sagen, kommt mal runter von eurem hohen Ross, macht euch locker und habt auch einfach mal nur Spaß! Und nicht vergessen “Never trust a hardcore kid that has not listened to punk!” um mit den Worten von Roger Miret zu enden. Grüße Borstel und ISOLATED Alexander Maier / Borstel Isolated


Fotos: Marko Seifert/But We Try It

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„Wir standen quasi vor einem Scherbenhaufen, Platte fertig, Video fertig und kein Release…“

BUT WE TRY IT But We Try It starten gerade durch. Neues Album, neues Label. Wir haben kurz mit Sänger Jörn über das Jahr 2013 und die Pläne für das noch sehr frische Jahr 2014 gesprochen. Wie sind eure Pläne für 2014? In erster Linie wollen wir so viele Festivals wie möglich mitnehmen, live spielen hat oberste Priorität, wenn es darum geht, bis zum Sommer die heiße Phase für das aktuelle Album zu nutzen. Gerade aktuell gibt es Pläne für eine Tour im Frühling, da ist aber noch nichts konkret. Und in der zweiten Jahreshälfte wollen wir wieder mit dem Schreiben anfangen und neues Material sammeln. Wie ist die bisherige Resonanz bei dem neuen Material? Umfassend positiv, wir haben in allen großen Metalmagazinen gute Reviews bekommen. Der Metal Hammer schrieb zum Beispiel „Genreüberraschung des Monats“, im OX haben wir 9 von 10 Punkten abgestaubt, was mich als alten Punker besonders stolz macht. Insgesamt ist die Resonanz wirklich toll, besonders wenn man bedenkt, dass wir die Promo selber gemacht haben. Bei den positiven Kritiken muss sich das nur noch in den Verkaufszahlen widerspiegeln.

Am Wochenende habt ihr noch eine Show in Chemnitz gespielt. Wie ist das Befinden direkt nach so einem Wochenende? Ich hatte eine Woche Urlaub zuvor, hab mich quasi vorerholt und dann die Show gespielt, ein wenig Schlafentzug habe ich aber schon, haha. Ich konnte ja nicht so hart machen, weil ich gefahren bin und die Jungs heil Richtung Heimat bringen musste. Aber der Montag hat mich leider wieder eingeholt, wie nach jedem Konzertwochenende. Alles in allem geht es mir aber gut. Wie kam es zu der Labelodyssee? Also, wo fange ich da am Besten an?! Wir hatten im Frühjahr 2013 ein sehr vielversprechendes Angebot von Firefield Records und haben dann auch dort unterschrieben. Alles im Vorfeld des Release, lief auch erstmal reibungslos, bis sich kurz vor dem Release rausstellte, dass das Label aufgrund finanzieller Probleme nicht in der Lage war, die Platte rauszubringen. Inzwischen gibt es das Label nicht mehr. Das war im Juli und wir standen quasi vor einem Scherbenhaufen, Platte fertig, Video fertig und kein Release. Also haben wir uns entschlossen, das Album selber rauszubringen, haben aber parallel die Ohren aufgehalten. So kam es kurzfristig zu dem Deal mit Remedy Records. Wir sind sehr glücklich darüber, bei einem so etablierten Label unterge-


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kommen zu sein. Ausschlaggebend für die Zusammenarbeit war am Ende der bestmögliche Vertrieb, den uns Remedy bieten kann. Wann spielt ihr denn wieder in Köln oder im näheren Umfeld? Leider ist momentan noch nicht wirklich etwas geplant, wir haben jetzt zwar schon eine ganze Weile nicht mehr in Köln gespielt, aber ich denke, dass wir das noch in der ersten Jahreshälfte mal wieder hinbekommen. Wir spielen ja meistens in Solingen oder Wuppertal, weil das unsere Homebase ist. Außerdem versuchen wir natürlich, möglichst in Gegenden zu kommen, in denen wir noch nicht waren. Den Osten wollen wir mehr in den Vordergrund stellen, da wir denken, dass dort viel Potential ist. Dort kommen die Leute noch gern auf Konzerte. Selbst die Besucher sind dort sehr offen was die Musik angeht, das habe ich jetzt zuletzt wieder festgestellt, was hier leider häufig nicht ganz so ist. Es liegt womöglich an der Überdosierung von Konzerten in kurzen Zeiträumen und der dadurch großen Auswahl und Sättigung. Was war für dich das Album 2013? Puhh, das ist schwer!! Die neue Alice In Chains hat mich beeindruckt, dass sie ohne Lane Stanley nochmal so einen Knaller rausbringen, hätte ich nicht gedacht. „Youth“ von Citizen kommt definitiv in die Topalben des Jahres und Twitching Toungues haben mich sehr begeistert. Das Metalrelease des Jahres war definitiv die neue Death Angel, das ist der Beweis, dass

auch die alten Herren noch zeigen können, wo der Hammer hängt . Welche Alben /Künstler haben dich 2013 enttäuscht? Also eigentlich äußere ich mich ja nicht gerne negativ über Bands aber All That Remains hat mich ganz schön enttäuscht, das waren alte Helden von mir, finde ich echt schade. Das Album war nicht gut, ganz zu schweigen von dem, was sie live geboten haben. Da fällt mir noch Megadeth ein, ich fand die „Super Collider“ echt schwach, das ging mal gar nicht. Da frage ich mich, was der gute Dave da vor hatte. Worauf freust du dich 2014? Auf das Hellfest in Frankreich, mit dem geilsten Line up ever. 80‘s wo man nur hinschaut, das ist der feuchte Traum jedes Metalfans und wenn das nicht mein Sommerurlaub in Frankreich wird, dann weiß ich es nicht! Ich bin primär gespannt, was sich bei uns noch niederschlägt für das neue Jahr. Besonders die Tour und hoffentlich viele Weekender mit viel trinken und meinen Lieblingsjungs. Gibt halt nichts schöneres, als touren, die Träume der Kindheit wurden wahr. Konzerte vor feiernden Fans, Offdays in schönen Städten, einfach ein bisschen was von der Welt sehen, neue Länder bereisen und Menschen kennenlernen, deswegen machen wir das ja. Aber das soll noch lang nicht das Ende sein, wir nennen uns ja nicht umsonst But We Try It!!! Marcel Schläger


Fotos: Ryan Collerd

24 Interviews

„Sei du selbst und geh deinen Weg, egal ob das schwer ist oder du Zweifel hast…“

DENISON WITMER Bislang hatte ich von Denison Witmer noch nicht viel gehört. Umso überraschter war ich, als ich ihn im Vorpogramm von William Fitzsimmons in der Kulturkirche auf der Bühne erleben durfte. Von diesem Mann ging eine unglaubliche Güte und Sympathie aus, dass ich nicht anders konnte, als ihn zu fragen, ob er in naher Zukunft an einem kleinen Interview für das Outspoken interessiert sei. In seiner sympathischen und dankbaren Art willigte er sofort ein, ich nahm mir seine aktuelle Platte mit und verschwand in der Dunkelheit des Abends. Einige Tage später schrieb ich ihm eine E-Mail, das Ergebnis liest sich wie folgt: Hey Denison, wir haben uns kurz nach deiner Show mit William Fitzsimmons in Köln unterhalten. Ich hoffe, dir und deiner Familie geht es gut. Danke dir, dass du dir die Zeit nimmst, ein paar Fragen zu beantworten. Stell dich doch zuerst mal vor und erzähl uns etwas über dich. Wo kommst du her und was hast du bislang mit deinem Leben gemacht? Zur Zeit lebe ich in Philadelphia, bin aber in Lancaster aufgewachsen. Lancaster ist eine wundervolle kleine Stadt. Die ersten Siedler kamen tatsächlich aus Deutschland und der Schweiz. Meine Großeltern sprechen heute noch eine Sprache, die wir “Pennsylvania Dutch” nennen, dem Plattdeutsch ziemlich ähnlich. Zu meinem 16. Geburtstag haben mir meine Eltern eine

Gitarre geschenkt. Ich habe zu der Zeit viele Gedichte geschrieben und als ich dann gelernt habe, Gitarre zu spielen, wurden meine Gedichte meine Texte und ich habe angefangen, Songs zu schreiben. Mit 19 bin ich nach Philadelphia gezogen und war Inhaber einer kleinen Klamotten-Export Fima. Ich habe da Sachen wie alte Levis Jeans und Nike Sneaker an Geschäfte in Japan verkauft. Wirklich erfüllend war das aber auch nicht. Ich wollte Musik machen. Mein Gitarrenlehrer hatte kurz zuvor Euqipment zum Aufnehmen gekauft und er hat mir angeboten, meine Songs aufzunehmen. Er wollte damit Erfahrung mit dem Equipment sammeln. Also haben wir mein erstes Album “Safe Away” aufgenommen. Die geringste Anzahl an CDs, die ich pressen lassen konnte, waren 1.000 Stück. Das Ende vom Lied war, dass die Pakete bei mir rum standen und zu viel Platz einnahmen. Ich habe dann entschieden, dass eine Tour der einzige Weg ist, die Dinger loszuwerden und habe mir selbst eine kleine Tour zusammengebucht. Ich habe mein gesamtes Geld für die Tour ausgegeben, habe aber alle CDs verkauft. Ich bin dann zurück in meine Firma gegangen und habe für mich erkannt, das Musik zu machen eine tolle Erfahrung ist, es dann aber nicht weiter verfolgt. Bis zu dem Tag, an dem ich eine E-Mail von einem Label namens Burnt Toast Vinyl aus


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Philadelphia bekam. Die hatten mein Album gehört und wollten es noch einmal rausbringen und fragten mich gleichzeitig, ob ich eine neue Platte für sie aufnehmen würde. Seitdem ist viel passiert. Ich lebte ein paar Jahre in Seattle, bin zurück nach Philadelphia gezogen und hatte eine Menge Teilzeitjobs zwischen den Touren. Seit acht Jahren ist die Musik mein Vollzeitjob. Mittlerweile bin ich verheiratet, habe einen zwei Jahre alten Sohn und bin durch Amerika, Europa und Asien getourt. Kürzlich habe ich mein zehntes Album auf Asthmatic Kitty veröffentlicht. Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich das mache und davon leben kann. Aber ich bin ziemlich glücklich darüber und sehr dankbar. Ich möchte dir für die Show im Vorprogramm von William Fitzsimmons in der Kölner Kulturkirche danken. Das war großartig. Wie hast du das Konzert erlebt und vor allen Dingen, wie wirkte die Location auf dich? Danke dir. Es war großartig, da zu spielen. Ich habe so unglaublich viele Bilder von der Kulturkirche gemacht, dass mein Telefonspeicher voll lief. Ich glaube, das war die schönste Location, in der ich jemals gespielt habe, kein Scherz. Alles wirkte so friedlich, magisch und andächtig. Auch die ganzen Leute, die dort arbeiten, waren sehr nett! Wie haste du William kennengelernt und wie kam es, dass ihr beide zusammen auf Tour geht? Ich habe William vor ein paar Jahren auf dem Haldern Pop Festival kennengelernt. Ich war gar nicht da, um zu spielen – ich war da auf meiner Hochzeitsreise! Eine der Bands aus dem LineUp hat in letzter Minute abgesagt und der Veranstalter kam auf mich zu und fragte, ob ich einspringen könnte. Ich sollte direkt vor William auf der gleichen Bühne spielen. Wir haben uns im Backstage getroffen und sind ziemlich gut klar gekommen. Es stellte sich heraus, dass wir beide Fans unserer Arbeit waren, dabei hat keiner von uns beiden gewusst, wer der andere ist, bis uns sein Agent vorgestellt hat. Seitdem sind wir drei Mal zusammen auf Tour gewesen und sehr gute Freunde geworden. Was magst du persönlich an Deutschland am Liebsten? Es ist wirklich schwer, darauf eine klare Antwort zu geben. Ich mag die Leute wirklich sehr gerne und ich mag die Landschaften und die alten Gebäude. Drei meiner letzten Touren durch Deutschland waren im Dezember, also habe ich ziemlich viele Weihnachtsmärkte kennengelernt. Ich LIEBE sie, ich schreibe LIEBE komplett groß, weil ich das wirklich so meine.

Wo bist du derzeit? Immer noch auf Tour oder wieder zu Hause? Was hörst du gerade im Moment? Ich bin jetzt seit ca. einem Monat wieder zu Hause und sitze gerade in meinem kleinen Studio. Diesen Ort nutze ich, um Demos aufzunehmen und die ganze Büroarbeit zu erledigen. Die meiste Zeit habe ich aber mit meiner Frau und meinem Sohn verbracht. Zeit mit der Familie zu verbringen ist ziemlich schwer, wenn du ein Musiker bist, der viel reist, daher ist mir das wichtig. In der letzten Zeit habe ich zwei Künstler sehr ausgiebig gehört. Kim Janssen und Angelo De Augustine. Kims Musik ist in Deutschland ziemlich bekannt und mein Lieblingsalbum ist “Ancient Crime”. Angelo ist noch ziemlich unbekannt. Ich helfe ihm gerade, sein erstes Album fertig zu bringen und ich bin ziemlich aufgeregt. Ich freue mich darauf, es endlich fertigzustellen und es den Leuten zu zeigen. Seine Songs sind wirklich unglaublich und ich habe keinen Zweifel daran, dass die Leute sie lieben werden. Lass uns ein wenig über dein neues Album “Denison Witmer” sprechen. Auf mich wirkt die Platte sehr persönlich. Hat sie deswegen deinen Namen im Titel? Beschreib das Album doch mal kurz in deinen eigenen Worten. Es gibt eine Textzeile in dem Song “Keep Moving Brother, Keep Moving Sister”, in der ich singe: “I consider my name / the one I’m given and the one I became / and the difference between hangs inside the stars my love.”. Als ich den Text geschrieben habe, wusste ich, dass ich das Album “Denison Witmer” taufen musste. Die meisten Texte auf dem Album handeln von einem einzigen Thema: Sei du selbst und geh deinen Weg, egal ob das schwer ist oder du Zweifel hast. Es geht um Geduld, Hoffnung und Achtsamkeit. Ich glaube, viele von uns haben eine klare Vorstellung von dem, was sie sind und wie sie auf Ihre Umgebung wirken. Die Wahrheit ist aber, dass wir unsicherer sind, als wir uns das oftmals wünschen und eingestehen. Das ist, wie in den Spiegel schauen und den Unterschied zu erkennen, zwischen dem, was du bist und dem, was du denkst zu sein. Manchmal sind solche Momente der Erkenntnis ziemlich demütigend. Oft sind das aber auch ermutigende und motivierende Momente. Als ich “Denison Witmer” geschrieben habe, habe ich viel darüber nachgedacht, was meine Musikkarriere mir bislang bedeutet und welchen nächsten Schritt ich wage. Ich bin heute eine komplett andere Person als zu der Zeit, in der ich mit der Musik angefangen habe. Ich habe


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heute völlig andere Erwartungen und Ziele, andere Verpflichtungen und Verantwortungen. Manche Dinge habe ich früher vielleicht besser gemacht als heute. Andere Dinge, die ich im Laufe der Zeit gelernt habe, laufen heute natürlich wesentlich besser. Das Album zeichnet das “Big Picture” auf objektive Art und Weise. Zerreißt es und fügt es wieder zusammen, zu einem hoffentlich produktiveren und bedachterem Bild. Auf mich wirkt “Denison Witmer” sehr beruhigend. Wenn ich die Platte nach einem harten Arbeitstag höre, merke ich, wie langsam alles von mir abfällt. Ich denke, das ist für einen Musiker nicht einfach zu erreichen. Ist das eines deiner Ziele? Danke dir! Das höre ich gerne. Ich freue mich, dass du sagst, dass das Album einen beruhigenden Charakter hat. Das ist es, was ich erreichen möchte. Ich bin ein großer Freund einfacher Schönheit. Wenn die Dinge kaputt gedacht oder überfrachtet werden, verlieren sie für mich meist ihren Reiz. Ich mag es, Ideen festzuhalten, wenn sie noch ganz frisch sind. Ich glaube, diese Art von Ideen sind der echteste und ungetrübteste Teil von uns.

Ist Musik schreiben für dich eine Art von Befreiung? Ist das ein Prozess um die Vergangenheit oder aktuelle Geschehnisse zu verarbeiten? Es kann schon eine Befreiung in dem Sinne sein, dass ich endlich einen Weg finde, ein Gefühl zu beschreiben, mit dem ich mich schon länger rumschlage. Manchmal ist das aber auch ziemlich schwer, weil ich nicht genau weiß, wie ich ausdrücken soll, was ich sagen will. Wenn du es als eine Art Prozess bezeichnest, liegst du damit absolut richtig. Es ist das Pendel, das zwischen Gewinnen und Verlieren hin und her schwingt und das ist es, was ich daran so liebe. Ich mag auch die verschiedenen Richtungen, die eine Karriere einschlägt. Ich mag es sehr, auf die letzten 15 Jahre und zehn Alben zurückzublicken und die verschiedenen Stationen dieses Prozesses zu beobachten.

Als ich das Album aufgenommen habe, habe ich Musiker engagiert, die ein wirklich gutes Gespür für Musik haben. Ich habe ihnen gesagt, sie sollen möglichst einfach spielen und denken. Ich habe ihnen bis zu dem Tag, an dem wir mit den Aufnahmen angefangen haben, keinen einzigen Song beigebracht und habe nur ihre ersten paar Takes jedes Songs aufgenommen. Wenn sich ein guter Musiker von einem Song leiten lässt und sich komplett darauf einlassen kann, fängt er intuitiv an, mit Ideen zu experimentieren. Ich glaube, dass man so die besten Resultate erzielen und das richtige Gefühl für einen Song entwickeln kann.

In Köln hast du ein paar lustige Dinge aus deinem Leben erzählt. Alte Damen in Strumpfhosen und Kirchenorgeln waren nur zwei Dinge davon. Es scheint, als hätte dein Leben dich gut behandelt. Gibt es da eine lustige Geschichte oder vielleicht eine weniger lustige, die du uns erzählen magst, wenn sie nicht zu persönlich ist? Ich bekomme nämlich noch nicht ganz die Verbindung hin, zwischen diesem extrem unterhaltsamen Denison Witmer auf der Bühne und der doch teilweise recht traurigen Musik. Ich habe die Geschichte über die Kirchenorgel erzählt, weil ich mal einen Teilzeitjob hatte, in dem ich Kirchenorgeln stimmen musste. Jedes Mal, wenn ich eine so tolle Orgel, wie die in der Kulturkirche sehe, erinnere ich mich daran, wie ich in den Orgeln rumgekrabbelt bin und versucht habe, alle Pfeien, Drähte und Kabel zu reparieren. Ich musste in der Orgel sitzen, während gespielt wurde und sicherstellen, dass die Orgel bei wichtigen Terminen korrekt funktionierte und sie sehr schnell reparieren, wenn beim Spielen etwas nicht funktionierte. Das war der abgefahrenste Job, den ich jemals hatte.

Du wurdest in der Vergangenheit mit Künsltern wie Nick Drake oder Cat Stevens verglichen. Was denkst du darüber? Ich finde Vergleiche ok. Ich verstehe auch, dass Leute manchmal einfach Vergleiche brauchen, wenn sie über Musik sprechen. Ich weiß, welche Musik mich inspiriert und welche Musik ich gerne selber mache. Manchmal machen die Vergleiche in Reviews für mich absoluten Sinn, aber manchmal bin ich auch ziemlich verblüfft. Aber eigentlich ist auch völlig egal, was ich denke, oder? Für mich ist Musik die emotionale Verbindung zum Hörer. Ich bin nicht verantwortlich für die Meinung der Leute über meine Musik. Entweder mögen sie es oder eben nicht. Wenn sie glauben, ich klinge wie X oder Y, ist das ok. Ich mache das ja auch, wenn Musik höre.

Ich mag es sehr, auf der Bühne Geschichten zu erzählen. Touren ist so lustig und dir passieren so viele verschiedene Sachen. Ich habe einfach das Gefühl, ich muss das mit den Leuten teilen. Ich denke, das ist das Gegenstück zu den doch recht ernsten Themen meiner Songs. Ich bin kein depressiver Mensch und ich will vor allen Dingen nicht, dass jemand mein Konzert mit dem Gefühl verlässt, einem hoffnungslosen Mann 40 Minuten zugesehen und zugehört zu haben. Das Ding ist, ich bin meistens alleine und in mich gekehrt, wenn ich Musik schreibe. Das sind dann die Dinge, die aus mir rauskommen, die Songs beschreiben aber nicht meine komplette Persönlichkeit. Ich liebe Menschen, daher rede ich nach meinen Konzerten auch immer recht lange mit den Besuchern, und ich


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versuche so viel Spaß zu haben, wie nur irgendwie möglich ist. In diesem Moment fallen mir gar keine speziell lustigen oder traurigen Geschichten ein. Mein Leben ist wohl gar nicht so anders oder speziell. Ich liebe meine Familie, hänge gerne mit meinen Freunden ab, schaue viele Dokus, gucke ernste oder komplett dämliche Filme. Ich koche für mein Leben gern (ich mache einen hervorragenden Flammkuchen). Aber klar, auch bei mir gibt es, wie bei jedem anderen auch mal die eine oder andere Notlage. Ich habe oftmals meine Karriere hinterfragt, mein Vater starb vor drei Jahren an Krebs. Gleichzeitig habe ich viele gute Freunde, denen es ähnlich geht; Scheidungen, Verlust von geliebten Menschen. Das Leben legt uns Steine in den Weg, wo es nur kann. Als Künstler ist es meine Aufgabe, all das zu reflektieren und ich hoffe wirklich, dass mir das auf irgendeinem Weg gelingt. Das ist auch der Grund, warum ich nie komplett hoffnungslose Songs schreibe. Ich will, dass die Leute, nachdem sie meine Musik gehört haben, erkennen, dass ich wirklich tief in mich gegangen bin, meine Emotionen rausgelassen habe und, dass ich all das mit Hoffnung mache. Was sind deine Pläne für die Zukunft? Was können wir von Denison Witmer in 2014 erwarten. Ich habe gehört, eine neue Tour mit William ist schon in der Planung? Ich komme im Februar und März mit William zurück nach Deutschland. Danach werde ich ein Album in meinem Studio in New York aufnehmen. Das Album wird wohl im November rauskommen. Ich hab noch viele weitere Pläne, aber noch ist es zu früh, um da konkrete Angaben zu machen. Denison, danke dir noch einmal für deine Zeit. Die letzten Worte gehören dir. Danke dir, Alex. Ich freue mich wirklich sehr darauf, wieder nach Deutschland zu kommen. Wenn ihr also eines meiner Konzerte besucht, kommt hinterher doch vorbei und sagt kurz Hallo. Alles Gute, Denison. Alexander Greve


Fotos: Frederike Winkler

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„Man könnte jetzt die Standardfloskeln bringen wie: Wir wollen was bewegen…!“

LESS TO FORGET Zwischen Dresden und Berlin, da liegt Elsterwerde. Ein bisschen weiter südlich davon findet man dann die Stadt Riesa. Beide Städte, Elsterwerde und Riesa, haben eine Verbindung und diese nennt sich Less To Forget, auch bekannt als David und Eric an den Gitarren, Ricardo am Bass und Mikrofon, Jonas an den Drums und Fronter Daniel, ebenfalls am Mikrofon. Leider auf der andere Seite des Landes, leider zu weit weg für mich, um mich mit den Jungs auf einen Schwatz zu treffen, aber Zuckerberg sei Dank, ein Interview über good ol‘ facebook ist auf jeden Fall immer im Rahmen der Möglichkeiten und so konnte ich ein paar ehrliche und aufrichtige Worte der Jungs bekommen. Daniel, verrate mir doch, seit wann gibt es euch als Band? Unsere Band gibt es seit Herbst 2011. Im Herbst kamen dann Jonas, Eric und Willy dazu. David und Eric übernahmen die Gitarre, Jonas setzte sich ans Schlagzeug, Willy nahm den 4-Saiter und ich hab ins Mikro geschrien. Im Sommer 2012 hatte unser alter Bassist Willy die Band verlassen und für ihn ist der Ricardo eingesprungen. Wie und wo seid ihr zusammen gekommen? Zur Kennenlerngeschichte gibt‘s an sich nichts spektakuläres zu sagen. David und ich (Daniel)

haben dann irgendwann gesagt, dass es Zeit wird, mal alle Instrumente zu besetzen. So bin ich im Internet auf Eric gestoßen und hab ihn kurzerhand angeschrieben. Er war auch gleich voll begeistert und war an Bord. Den Tip mit Jonas haben wir von einem Bekannten bekommen. Wir konnten anfangs kaum glauben, dass Jonas so gut ist, wie unser Freund von ihm geschwärmt hat, bis wir ihn haben spielen sehen. Jonas ist für uns der größte Glücksgriff gewesen. Willy wurde von Eric mitgeschleift und musste wohl oder übel mitmachen. Da Willy die Band aber verlassen hatte, brauchten wir natürlich einen neuen Bassisten. Ricardo ist auch ein guter Bekannter aus unserem Freundeskreis, der sich selber immer schlechter einschätzt und erst Zweifel hatte, aber sich mittlerweile sehr gut eingelebt hat, denke ich... Lasst uns bitte wissen, warum ihr Musik macht. Mhh, man könnte jetzt die Standartflausen bringen wie: „Wir wollen was bewegen, was verändern,..“ Ach, komm schon.. Klar wollen wir mit unserer Musik eine Botschaft rüberbringen! Wir wollen das erzählen, was uns so beschäftigt. Aber jeder soll sich selber einen


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Kopf über das machen, was wir sagen und für ihn das Richtige selber heraus interpretieren. Im Grunde machen wir auch Musik, weil ein Großteil von uns noch nie etwas anderes gemacht hat. Wir machen auch Musik, um einfach mal dem Alltag zu entspringen, einfach raus und etwas machen, an dem wir einfach eine Menge Spaß haben. Ihr sprecht mir aus der Seele! Eine Frage, die ich auch gerne jedem Hörer/Leser stellen würde: Wie seid ihr zur Kernmusik gekommen? Ich denke, dass jeder von uns über die Zeit so zu seinen Künstlern gekommen ist, die ihm mehr zusagen. Hier und da sind diese bei uns schon relativ identisch, aber im Großen und Ganzen hat jeder so seine eigenen verschiedenen Vorlieben, und das spiegelt sich auch in unserer Musik und den Einflüssen, die jeder mit einbringt wider. So wird echt vom technisch anspruchsvollen Metal, über Metalcore bis hin zu emotionalem melodischen Hardcore alles versucht, unter einem Hut zu bringen. Und das gelingt manchmal mehr und manchmal auch weniger, aber macht die Lieder deshalb auch einzigartig. Was wollt ihr den Menschen hier und da draußen durch eure Musik sagen? Wir wollen den Leuten erzählen, was uns bewegt. Sei es in der Liebe oder in der Freundschaft, viel über zwischenmenschliche Beziehungen. Über Sex, Drogen und Vergewaltigungen zu singen kommt für mich einfach nicht in Frage, weil das nicht meinen Ansichten entspricht. In die Texte kann ich sehr viel persönliche Erfahrungen einfließen lassen, was diese auch zu etwas, denke ich, Besonderem machen. Ich bin wirklich sehr froh darüber zu hören, dass du keine Erfahrung mit Drogen und Vergewaltigung gemacht hast! Womit verdient ihr eure Brötchen? Die Berufe, die wir ausüben, sind schon recht verschieden. Wir haben einen Schlosser, einen Heilerziehungspfleger, einen Elektroniker, einen, der grad sein Abi schreibt und auch einen Physiotherapeuten. Durch die unterschiedlichen Berufe ist es meist auch schwierig, Zeit zum Proben bzw. für Auftritte zu finden, da viele in Schichten gehen und sich das meist schneidet. Aber wir versuchen das immer irgendwie zu lösen und alles mitzunehmen was geht! Alter Schwede, dann noch mal eine Portion Lob und Respekt dafür, dass ihr euch trotzdem Zusammenhalten könnt. Sag mal an, welches war das wichtigste und welches das schlimmste Konzert, das ihr je besucht habt? Es gibt, glaube ich, viele Konzerte, wo man sich beim Eintreffen schon denkt: „Ach du Kacke,

was ist denn das?“. Aber erfahrungsgemäß werden das meist die coolsten Shows, weil sich die Leute einfach keinen Kopf darüber machen, wie sie aussehen, was sie anhaben oder sonst was. Die Leute haben einfach Spaß und genießen den Abend und ich denke, darauf kommt es auch an. Lustig ist vielmehr, wenn man bei einer Location ankommt und merkt, dass das Topteil fehlt oder so was, da kommt immer besonders viel Freude auf. Jeder von uns hat so einen persönlichen Favoriten an Shows, die er selber besucht hatte und ich glaube, das sind einfach zu viele, um jetzt alle hier aufzuzählen… Ich weiß, was du meinst, wenn man den Eindruck hat, die Show ist ne Tattooconvention oder Modenshow. Leserinnen und Leser, gebt eure Kohle lieber für Bandshirts aus, anstatt H&M oder Zara euer wohlverdientes Taschengeld hinten rein zu stecken! Was wollt ihr als Band erreichen? Mh, gute Frage. Ich würde sagen, es ist schon genug, dass Leute über unsere Musik reden und vielleicht nach einer Show zu uns kommen und sagen: „EY! Das war cool! Weiter so!“. Wir wollen uns als Band nicht durch die Musik, die wir machen, finanziell bereichern, im Idealfall so, dass wir nicht mit all zu viel Minus aus einer Show gehen. Eine kleine Tour, unser Album und mit diversen weiteren Bands zusammen spielen, stehen auf alle Fälle noch mal auf der To-do Liste. Einfach nur rumkommen und neue Leute kennenlernen. Dass wir dabei schon mit vielen Bands zusammen gespielt haben, die uns musikalisch selber beeinflussen, bedeutet uns sehr viel. Das macht einen doch schon irgendwo ein bisschen Stolz! Das muss wirklich ein großartiges Gefühl sein, ich werde gerade etwas neidisch... Gibt es etwas, das euch wichtiger als die Musik ist? Die Musik steht für uns schon mit an oberer Stelle, aber natürlich auch unsere Familien und Freunde, ganz klar! Denn ohne die Unterstützung von allen wären wir nicht an dem Punkt, an dem wir jetzt sind. Abschließend würde ich gerne wissen, ob ihr heute schon geflucht habt? Ja heute erst auf Arbeit, armer Lehrling (Daniel) Heute zur Probe öfters mal! (David, Jonas) Less To Forget sind fünf wirklich sehr sympathische Herren, die man sich auf jeden Fall mal anhören sollte. Nicht zu vergessen, schaut mal auf deren Facebookseite vorbei, das lohnt sich! Eike Suwelack


Interview mit Jungbluth

JUNGBLUTH

Fotos: Lukas / typ-f fotografie

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Hi Jungbluth. Stellt euch doch mal vor. Wer seid ihr, wie alt und was macht ihr in der Band? Wo kommt ihr her und wo wollt ihr noch hin? Hey Marc. Danke erstmal für die netten Fragen. Fangen wir an: Jungbluth sind Julian (Gesang / Gitarre), Flo (Bass / Gesang) und Hendrik (Schlagzeug). Wir sind alle zwischen 24 und 26, zwei von uns wohnen in Bielefeld, einer in Münster. Wo wir hinwollen? Da gibt es für uns keine Grenzen, dass wir uns wohlfühlen mit dem, was wir machen, ist wohl die Hauptsache. Nachdem sich Alpinist aufgelöst haben, war es eine Zeit lang still um euch. Dann kamt ihr, zumindest als Teil, als Jungbluth zurück. Wo liegt der Unterschied zu Alpinist? Der größte Unterschied ist wohl, dass wir nur noch zu dritt musizieren. Alpinist schläft zur Zeit ne Runde. Da wir uns nie aufgelöst haben und einen „Neuanfang“ nie außer Betracht lassen wollten, gab es dann die neue Band mit teilweise den selben Musikern. Musikalisch haben wir schon von vornherein versucht, andere Gebiete zu erkunden und Dinge zu wagen, die wir uns vorher eventuell nicht getraut hätten. Wie gerade schon gesagt, Alpinist ist zur Zeit nur pausiert. Dass es wieder weitergehen kann, ist auf keinen Fall ausgeschlossen. Persönlich haut alles zwischen uns hin. Ob und wann es wieder in den Proberaum gehen wird, kann ich nicht sagen. Euer Tape war ja auch in kürzester Zeit ausverkauft. Dann kam eine Zweitauflage. Die dürfte es nun auch nicht mehr geben. Was kann man von euch zukünftig noch erwarten? Das Interview ist ja inzwischen schon ein bisschen älter. Sorry dafür, haha. Inzwischen ist unsere erste LP namens „Part Ache“ rausgekommen. Die hat hier in Europa Stefan von Vendetta, in den Staaten Cory von Halo Of Flies rausgebracht. Inzwischen arbeiten wir daran, dass die Zweitpressung gepresst und gedruckt wird. Und im Dezember kommt eine Split 7“ mit den wunderbaren (jedoch total unbekannten) Callow aus Philadelphia raus. Darauf freue ich mich ziemlich, super Band! Ihr wart ja auf Tour mit Birds In Row. Was ging bei euch sonst in 2013? Auch hier ist inzwischen viel passiert. Neben der Tour mit Birds in Row im Februar, die übrigens unfassbar kalt aber super schön gewesen ist, waren wir im Sommer für 36 Tage in Europa unterwegs. Eigentlich war zwischen Schottland, Italien und Russland wirklich alles dabei. Eine super Zeit hatten wir. Jedoch ist es schon ein hartes Dingen gewesen, 36 Tage lang jeden Abend (bis auf 2-3) zu spielen. Danach brauchten wir erstmal ein bisschen Urlaub, haha.

Was macht ihr neben der Musik? So arbeitstechnisch. Jeder von uns studiert zur Zeit. Nebenbei arbeiten einige in der Behindertenbetreuung, hinter der Theke oder in anderen sozialen Einrichtungen. Ist der DIY-Gedanke wichtig für euch? Auf jeden Fall! Das ist quasi eine der Grundlagen für die Band. Unsere ersten Berührungen mit dieser Musik (und der „Kultur“ dahinter) fand bei einem Konzert in einem kleinen Proberaum im Hinterhof eines Getränkelieferanten in Münster statt. Selbstorganisierte Konzerte, Veröffentlichungen in Eigenregie oder mit der Hilfe von Freunden, generell eine nicht kommerzielle Alternative zu erschaffen oder Teil davon zu sein, das ist uns super wichtig. Es passiert immer öfter, dass mir jemand erzählen will, wie groß doch seine Plattensammlung ist. Und dann kommt er mit: „Meine externe Festplatte ist 1TB gross und voll mit HC und Punk!“ Dann denke ich an einen Freund von mir, der ein Zimmer voller Schallplatten aus dem Bereich HC, Punk und Independent hat. Ist es euch wichtiger, Musik wirklich zu besitzen, sie anfassen zu können (z.B. als Vinylscheibe) oder denkt ihr eher: „Hauptsache Musik, egal in welchem Format“ Generell ist das natürlich jeder Person selbst überlassen. Ich höre zum Beispiel auch häufig digital Musik, obwohl ich Platten im Schrank habe. Jedoch ist für mich das Hörgefühl einfach ein anderes. Bei einer Platte habe ich neben dem eigentlichen Vinyl das Cover, ein Inlay, generell Platz für Gestaltung und Informationen, Texte und Hintergründe. Dadurch, dass alle max. 15 Minuten die Plattenseite gewechselt werden muss, steht die Musik viel weiter im Vordergrund. Ich höre dadurch intensiver und beschäftige mich bewusster damit. Musik ist daher nicht nur ein leise im Hintergrund wahrnehmbares Geräusch. Wenn ihr im Proberaum seid, wie geht ihr an eure neuen Lieder ran? Wie erarbeitet ihr die euch? Am Anfang gibt es immer eine Idee, egal von wem. Wir probieren dann viel aus. Jedes Lied von uns existiert in der jetzigen Form nur, weil alle Beteiligten bei der Entstehung mitgewirkt haben. Nur so funktioniert das bei uns. Jeder muss zufrieden sein und das Gefühl haben, seinen Teil dazu beigetragen zu haben. Engagiert ihr euch auch in Projekten? JUZ? AJZ? So was in der Richtung? Wir organisieren schon lange Konzerte in Münster, neuerdings auch in Bielefeld. Das findet


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natürlich nicht alleine statt. Das Schönste daran ist ja nicht nur die Musik, sondern der Fakt, dass wir, gemeinsam mit Freunden, die ähnlich ticken wir wir, Veranstaltungen organisieren können, neue Leute kennenlernen, oder auch Spenden für gute Zwecke sammeln können, was in kommerziellen Läden eher schwierig umzusetzen ist. Apropos viele deutsche Bands. Ihr seid ja ein Teil einer neuen Welle an deutschen Bands. Könnt ihr mir erklären, wo die auf einmal alle herkommen? Eine neue Welle an deutschen Bands? Da habe ich mir ehrlich gesagt noch nie Gedanken drüber gemacht. Klar gibt es zahlreiche Bands aus der Gegend, jedoch fehlt mir persönlich momentan eine gewisse musikalische Vielfalt. Punkbands wie The Now-Denial fehlen einfach … es muss nicht alles langsam, düster und atmosphärisch sein. Gibt es bei euch Vegetarier/Veganer? Oder seid ihr Allesesser? Drei mal vegan bitte. Jedoch nicht als Grundlage der Band, sondern als eine Sache, die uns auch außerhalb dieser verbindet. Inwiefern benutzt ihr Messageboards und Foren? Ich glaube, keiner von uns ist wirklich in Messageboards oder Foren aktiv. Ernsthaft geführte Diskussionen finde ich da eher selten… Worauf kann man sich in Zukunft noch freuen? Split-Geschichten? Mehr Veröffentlichungen? Wie oben beschrieben, die Zweitpressung der LP kommt in den kommenden Wochen raus, eine Split 7“ mit Callow im Dezember und natürlich schreiben wir schon fleißig neue Songs für ein eventuelles zweites Album. Das dauert aber noch ewig. Ende Dezember sind wir für ein paar Tage mit Delos aus Bremen (super Band!) unterwegs, für Februar und den Sommer planen wir gerade andere schöne Dinge. Es bleibt spannend. Was passiert bei euch Backstage? Ist so ne Standardfrage. Falls es einen Backstageraum gibt, trinken wir da ganz gern einen Kaffee oder ne Flasche Pils, essen nen Apfel, ziehen Saiten auf oder quatschen ne Runde. Wir versuchen aber, fix wieder da raus zu kommen, um uns nicht abzuschotten. Ich bedanke mich, dass ihr euch die Zeit genommen habt, um die Fragen zu beantworten. Ja, danke auch! Marc Köhler


Fotos: Blank, Marc Gärtner

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„Die meisten Texte sind persönlicher Natur, da spielen menschliche Abgründe eine große Rolle…“

BLANK Die Herren, vielen Dank für die Zeit, mir ein paar Fragen zu beantworten. Bitte einmal kurz vorstellen, damit die Leser auch wissen, mit wem sie es zu tun haben. Wir sind seit Anfang 2011 Carsten (Gitarre), Christian (Gitarre), Daniel (Bass), Florian (Schlagzeug) und Martin (Gesang). Was hat sich bei euch zwischen „Calix“ und „Suspiria“ getan? Quer durch die Republik gereist oder doch eher mehr der Ruhe gefrönt, wie das halt so ist, wenn man nicht mehr Mitte 20 ist? „Calix“ haben wir ja großteils selbst rausgebracht. Mit Fucking Kill Records und Black Trash Records waren zwei Labels beteiligt, mehr als zwei Drittel der Pressung haben wir aber selbst gestemmt. Daher wollten wir natürlich möglichst viel live zu spielen, um eben auch unsere Platten unter die Leute zu bekommen. Direkt nach der Veröffentlichung sind wir im August 2012 erst mal zusammen mit Unrest aus Münster zehn Tage lang auf Tour durch Deutschland, Belgien, Schweiz und Italien gegangen. Auch ansonsten versuchen wir so viel zu spielen, wie es uns mit nicht mehr Mitte 20 und dem damit einhergehenden Lebenswandel möglich ist. Klappt auch ganz gut, und macht echt Laune! Und gelohnt hat es sich auch, denn dadurch

ist wohl auch Chris von This Charming Man Records auf uns aufmerksam geworden, bei dem „Suspiria“ ja letztendlich erschienen ist. „Suspiria“ klingt in meinen Ohren wesentlich sauberer, fast melodischer als sein Vorgänger, ohne aber den rauen, düsteren Grundcharakter zu verlieren. War das euer Ziel? Oder seht ihr das etwa völlig anders? Sauberer würde ich jetzt nicht sagen, eher aufgeräumter und durchdachter. Das Songwriting war auch deutlich langwieriger als bei „Calix“, denn wir haben sehr viel rumprobiert, bis wirklich alles genau gepasst hat. Das war auf jeden Fall Absicht. Ein anderer Anspruch war, dass die schnellen Teile weniger crustig und dafür düsterer und atmosphärischer klingen. Auf „Calix“ waren halt noch einige Sachen aus den Anfangszeiten der Band, die wir heute so wahrscheinlich nicht mehr machen würden. Wir sind nach wie vor sehr zufrieden mit der Platte und spielen ja auch noch einige der Lieder live, aber „Suspiria“ steht eher für die musikalische Richtung, in die wir in Zukunft gehen wollen. Beide Platten wurde im The 79 Sound Studio von Christoph (Wolves Reign) aufgenommen und von Role in der Tonmeisterei fertig gemacht. Warum gerade diese beiden Anlaufstel-


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len? Und die wichtigste aller Fragen: Zufrieden mit dem Ergebnis? Nur „Calix“ wurde komplett bei ihm aufgenommen. Bei „Suspiria“ haben wir Gitarren und Gesang im 79 Sound gemacht, aber für Bass und Schlagzeug waren wir in der Tonmeisterei. Christoph ist ein Freund von unserem Sänger Martin und sein Studio ist echt klasse. Die Arbeitsatmosphäre ist sehr entspannt und da er in Köln sitzt und wir ja aus derselben Gegend kommen, hat man auch weniger Druck: Wenn‘s nicht klappt, hört man eben auf und macht am nächsten Tag weiter, und Gesang wird dann auch mal abends unter der Woche aufgenommen, ganz in Ruhe. Die Tonmeisterei ist für Hardcore/Punk einfach eins der besten Studios in Deutschland, es rennen ja nicht umsonst so viele Bands dahin! Nachdem wir mit dem Mix/Master bei „Calix“

wirklich zufrieden waren, wollten wir unbedingt auch mal dort einspielen, sodass wir dort Bass und Schlagzeug aufgenommen haben. Schlagzeug ist beim Aufnehmen sowieso die Königsdisziplin, und Role ist in der Hinsicht wirklich unglaublich versiert, das ist echt beeindruckend. Auch beim Mischen / Mastern ist er super und dazu noch ein sehr entspannter und netter Typ. Dementsprechend sind wir mit dem Ergebnis höchstzufrieden! Die Texte sind wie immer sehr kritisch. Was wollt ihr bewirken? Die maximale Anprangerung? Die meisten Texte sind in erster Linie persönlicher Natur, und da spielen menschliche Abgründe eine große Rolle, so ausgelutscht das auch sein mag. Letztendlich kann sich jeder seine eigenen Schlüsse daraus ziehen. Manchmal ist es auch einfach ein ziemlicher Kackjob, Texte zu schreiben. Vielleicht sind auch deshalb


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manche Zeilen sehr pathetisch, weil es dann im Prozess des Schreibens schwer fällt klare Worte zu finden. Es kommt aber auch durchaus vor, dass ein Text ein aktuelles Thema anspricht, wie z.B. Society of Glass (der gläserne Mensch, NSA, Überwachung usw.). Ich mag mich da auch nicht festlegen. Oft ist es einfach so, dass der Song fertig ist und ich dann einfach die Musik auf mich wirken lasse, aus der Emotion heraus bilden sich dann Wörter und Zeilen. Warum der Wechsel zwischen deutschen und englischen Texten. Viele deutsche Bands machen das. Besteht dadurch die Möglichkeit, den Texten noch mehr Ausdruck und Glaubwürdigkeit zu verleihen? Mir geht es da eher um den Klang der Sprache. Englisch hat für mich einen sehr weichen Fluss, was bei flotteren Sachen in meinen Ohren besser klingt. Deutsch hingegen hat einen sehr harten Klang und fast etwas Aggressives. Das nutze ich gerne bei langsamen Stücken, um den düsteren Aspekt zu unterstreichen. Ich will mich aber auch nicht limitieren und das Medium Sprache einfach so nutzen, wie es mir gerade passt. Würde ich noch mehr Sprachen beherrschen, hätte ich noch viel mehr Optionen, das wäre echt großartig. Erzählt mir noch kurz was über die Sprachsamples innerhalb der Songs. Woher stammen die? Samples sind für uns ein gutes Stilmittel, um einen Song zu verzieren. Wir versuchen auch passende Samples für die Thematik oder Stimmung des Songs zu finden. Quellen gibt es da unzählige, z.B. Filme, Radiointerviews, Esoterikscheiß, Nachrichten... Musikalische Schubladen sind immer eine schwierige Sache. Aber steckt euch doch einfach mal in eine, die eure Art von Musik am Besten beschreibt. Ich kann nämlich keine finden, die dem Ganzen gerecht werden würde. Am End ist es ja doch von allem etwas. Scheint so zu sein. Tatsächlich reichen die Ankündigungen der Konzertveranstalter von Punk bis Hardcore, gelegentlich in Kombination mit finsteren Attributen. In einem Fall war sogar absurderweise von Metalcore die Rede! Natürlich muss man bei Konzertankündigungen den Leuten ja auch irgendwie verdeutlichen, wie die Bands klingen. Wenn uns allerdings jemand direkt fragt, verweigern wir entweder die Antwort oder einigen uns einstimmig auf Negativ Hardcore, Ü30 Düster Hardcore oder Rockmusik. Was passiert jetzt mit „Suspiria“. Vier neue Songs, die auf die Menschheit losgelassen werden müssen. Wann wird man die in nächster Zeit auf der Bühne erleben dürfen.

Die Konzertplanungen für 2014 laufen gerade und wir wollen auf jeden Fall weiterhin möglichst viel live spielen. Wer irgendwo hinkommen will, guckt am Besten auf unsere Facebook (facebook.com/blankhc) oder Tumblr-Seite (blankhc. tumblr.com), da haben wir die Konzertdaten immer aktuell. So langsam fangen wir auch mal wieder an, neue Lieder zu schreiben. Wir haben z.B. mit I Not Dance darüber gesprochen eine Split zu machen und hoffen sehr, dass wir das zeitlich hinbekommen. In dieser Ausgabe haben wir einen Artikel über die AZ Kultur in Deutschland. Wie steht ihr zu dem Thema? Braucht jede Stadt ihr AZ? Was jede Stadt definitiv braucht, ist ein Freiraum für politische und unkommerzielle Veranstaltungen, Kunst und Kultur, sei es nun ein AZ, ein selbstverwaltetes Jugendzentrum oder ähnliches. Wir konnten über die Jahre viele AZs in ganz Deutschland kennenlernen. Einige gibt es mittlerweile schon echt lange und die sind auch nicht mehr wegzudenken. Eigentlich unverständlich, dass sich manche Städte so extrem gegen solche Freiräume wehren, da sie doch eigentlich die kulturelle Vielfalt fördern und bereichern. Nicht nur durch Konzerte, dort gibt es ja alle möglichen Arten von Kunst und Kultur. Außerdem bringen viele AZs junge Menschen mit Politik in Berührung, was Regierung und Medien ja leider häufig nicht schaffen. Gerade im Kölner Bereich gab es im letzten Jahr ja massive Probleme. Wie habt ihr das letzte Jahr empfunden und wie schätzt ihr den derzeitigen Kompromiss ein? Habt ihr das neue AZ – beziehungsweise die Zwischenlösung – schon begutachten dürfen? Wir haben zweimal im alten AZ gespielt und waren auch häufiger dort als Besucher auf Konzerten. Aus der Perspektive sieht der Kompromiss eigentlich gut aus. Für unsere Kölner, die beide in der Nähe vom alten AZ wohnen, ist der Ortswechsel natürlich unpraktisch, aber bisher scheint der Laden am Eifelwall eine gute Alternative zu sein. Für eine Zwischenlösung sieht das Ding auch echt gut aus! Nach dem erneuten Umzug scheint es ja dann zum Glück auch eine langfristige Perspektive zu geben. Das wär‘s von meiner Seite. Ich danke euch für die Zeit, wünsche weiterhin viel Erfolg mit der neuen Scheibe und lasse die letzten Worte bei euch! Danke an alle, die sich für unsere Musik interessieren, die Konzerte für uns machen, die für uns kochen, die mit uns fahren, mit uns feiern, mit uns spielen… Alexander Greve


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Fotos: Dennis Hoffman

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„Ich möchte nicht nur Trends folgen, sonst hätte ich wahrscheinlich nur Metalcore Bands bei mir“

JUGENDZENTRUM PLOCHINGEN Jugendzentren sind in jeder Stadt, bisweilen sogar in jedem kleineren Ort zu finden. Sie dienen als Rückzugsort für junge Menschen. Hier kann man sich treffen, Zeit miteinander verbringen und diese sinnvoll nutzen. Dass in solchen Einrichtungen auch Shows – besonders im Hardcore Bereich stattfinden, ist nicht erst seit gestern bekannt. Dennis Hoffmann veranstaltet solche Shows im JUZE Plochingen, wenige Kilometer von Stuttgart entfernt, und stand uns Rede und Antwort. Hallo Dennis, stell dich doch unser Leserschaft mal kurz vor. Was machst du mit deinem Leben und was hat das JUZE Plochingen damit zu tun? Ich bin Dennis Hoffmann, 26 Jahre alt, habe Soziale Arbeit studiert und arbeite im Jugendzentrum Plochingen. Seit meinem Abi 2007 bin ich nun schon im JUZE aktiv. Angefangen als Zivi, dann als meine Praxisstelle während dem Studium in der Dualen Hochschule Stuttgart und mittlerweile seit knapp über zwei Jahren mit 75 % als hauptamtlicher Mitarbeiter. Arg viel mehr gibt es auch gar nicht zu mir zu sagen, denn die Arbeit bestimmt einen großen Teil meines Lebens. Ich versuche mir nebenher auch noch ein Standbein als Sänger in einer Melodic Hardcore/ Screamo Band aufzubauen und starte gerade ein kleines Label bzw. Promotion Seite.

Für wie wichtig hältst du es, den Jugendlichen von heute das Thema Subkultur mit auf den Weg zu geben und sie dafür zu sensibilisieren? Ich denke nicht, dass man sie wirklich sensibilisieren muss. Das kommt schon von ganz alleine. Denn grundsätzlich müssen Jugendliche, ab der Pubertät, also sagen wir mal ab 12, eine Orientierungsphase durchmachen, um herauszufinden, wer sie sind und wohin sie mit sich hin wollen. Die Eltern verlieren ihren Status, als Bezugspersonen, man möchte sich selber ausprobieren. Man hat viel mit Gleichaltrigen zu tun und Medien werden immer wichtiger. Das bedeutet, dass ein Jugendlicher viele Möglichkeiten bekommt, sich unterschiedlich zu entwickeln. Musik und Kleidung sind dabei sehr wichtige Faktoren. Wenn etwas für jemanden interessant ist, dann probiert man es aus, bis es nicht mehr gefällt und verändert es dann wieder. Vieles was dabei herauskommt ist natürlich „Mainstream“, wie z.B. der Hipstertrend und gehört nicht zu den Subkulturen, aber ein paar entscheiden sich eben gegen den Strom zu schwimmen und werden z.B. zu Goths, Metalern, Emos oder eben „Hardcorelern“. Ich persönlich finde dieses Thema sehr wichtig, denn es gibt eben nur einige, wenige Jugendliche, die versuchen anders zu sein und deswegen sollen


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sie auch den Raum bekommen, sich abzugrenzen. Wie und wann bist du selber mit dem Thema Hardcore in Berührung gekommen und hält diese Leidenschaft bis heute? Ich war immer schon ein großer Musik Fan, sowohl Musik zu machen, als auch zu hören. Während meiner Jugend, wie das halt oft so ist, habe ich mich im Mainstream bewegt. Also auch Musik gehört, die z.B. auf MTV lief. Das war vor allem Hip Hop, aber auch viel breitgefächerter Rock. Später gab es in meinem Freundeskreis viele, die Metal gehört haben, In Flames, Dimmu Borgir, Children of Bodom. Das war zwar nichts für mich, aber ich kam schon relativ früh mit „anderer“ Musik in Berührung. Als ich dann 17 oder 18 war, hat mir ein damaliger Freund eine Alexisonfire CD geschenkt und nach anfänglicher Eingewöhnungszeit war ich mittendrin. Das hat sich mit den Jahren und seit ich im JUZE arbeite so entwickelt und gefestigt, bis dann irgendwann auch die Lebenseinstellung hinzukam. Mittlerweile ist Hardcore – zumindest für mich – mehr als „nur“ Musik. Wie lange machst du das schon? Und machst du die Shows dort alleine? Im JUZE selber gab es schon einige Shows vor ein paar Jahren, als ich gerade als Zivi angefangen habe. Das hat sich aber nicht durchgesetzt und ist nach ein paar schlecht gelaufenen Konzerten dann auch für ein paar Jahre auf Eis gelegt worden. Seit anderthalb Jahren, als ich bemerkt habe, dass in unserer nahen Umgebung kaum noch Shows angeboten werden, die Anfragen von Bands aber groß sind, habe ich mir die Aufgabe angenommen, das JUZE wieder als Konzertlocation aufzubauen. Die Shows organisiere ich selber. Das heißt Anfragen beantworten, Termine finden, Bands suchen, Mischer engagieren, Kontakt mit den Bands halten, etc. Ich habe aber auch ein festes Team von vier ehrenamtlichen Helfern, die mich auch immer unterstützen, z.B. mit Flyer entwerfen, Werbung machen oder während der Show hinter der Theke stehen. Alleine könnte ich das alles gar nicht machen. In welchem musikalischen Genre bewegen sich die Shows, die du veranstaltest? Ist das eine reine Hardcore-Geschichte oder ist das musikalische Spektrum in eurem JUZE breiter gefächert? Ich versuche, so offen wie möglich zu sein bei der Auswahl der Bands bzw. der Zusammenstellung der Shows. Ich möchte nicht nur den Trends folgen, sonst hätte ich wahrscheinlich nur Metalcore Bands bei mir. Dadurch, dass die Menschen viele unterschiedliche Musik hören, versuche ich auch viel unterzubringen. Natürlich ist


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der Hardcore und der Punk stark vertreten, weil es in der „Untergrundszene“ viele Bands gibt, aber wir hatten auch schon Alternative-, Indie-, Metal- und Crossoverbands bei uns. Veranstaltet ihr Shows mit rein lokalen Bands oder habt ihr durchaus „bekanntere“ Bands im Programm? Ich will immer versuchen, alle Bands, die sich bei uns bewerben, unterzubringen. Natürlich ist das nicht immer möglich, denn wir haben nur eine begrenzte Anzahl an möglichen Terminen, aber eine Vielzahl an Bands, die bei uns spielen möchten. Mittlerweile bekomme ich auch viele Anfragen von Bands aus dem Ausland – vor allem Frankreich, Italien und England, die bei uns einen Tourstop einlegen möchten, was natürlich sehr cool ist, da man ja sieht, dass die Resonanz der Bands, die bei uns gewesen sind, positiv war und das JUZE schon an Bekanntheit gewonnen hat. Allerdings ist es natürlich schwierig, da allen gerecht zu werden. Außerdem halte ich „lokale Bands“ für einen Mythos. Hier in Plochingen gibt es vielleicht zwei bis drei Bands überhaupt und keine, die im Hardcorebereich Musik macht. Das war vor ein paar Jahren auch mal ganz anders. Wenn man alle Bands aus der nahen Umgebung einmal im Jahr spielen lässt, ist man schnell fertig. Für mich sind daher Bands aus Baden-Württemberg eigentlich schon „lokal“. Zentraler finde ich, eine Mischung aus „bekannten“ und relativ neuen Bands zu finden. Bei uns gab es alleine dieses Jahr mindestens fünf Bands, die ihren ersten Auftritt bei uns gespielt haben und das finde ich super und wichtiger, als ausschließlich große Bands hierher zu holen. Dennoch gab es schon einige Bands, die in ihrem Land oder in ihrer Region sehr bekannt sind, wie z.B. Darko aus England, Edward in Venice aus Italien, The Amsterdam Red Light District aus Frankreich oder Free Ride aus Kroatien. Wie sieht‘s denn mit der Akzeptanz der JUZEBesucher bezüglich deiner Arbeit dort aus? Wie ist die Resonanz. Und vor allen Dingen, in welchem Alter bewegt sich eure Zielgruppe? Zu uns kommen in der Regel Jugendliche und Erwachsene zwischen 16 und 30. Manchmal vielleicht auch älter. Diejenigen, die zu uns kommen sind regelmäßig begeistert von den Shows und überrascht, dass unbekannte Bands qualitativ auch sehr gut sind und kommen in der Regel auch wieder. Vor allem unsere „familiäre“ Atmosphäre kommt sehr gut an. Wir kennen die meisten Stammgäste beim Namen und führen auch viele Gespräche mit ihnen während den Shows. Die Anzahl der Gäste könnte natürlich noch ein wenig größer sein, aber ich bin froh, dass die Tendenz nach oben zeigt. Wichtig ist aber, dass die Leute ihren Spaß haben und sich

Bands anschauen, die noch nicht große Locations füllen können. Was war denn die bislang beste Show für dich persönlich, die du im JUZE Plochingen organisiert hast? Puh… Gar nicht so einfach. Es gab schon ein paar Shows, die ich persönlich sehr cool fand. Entweder weil die Bands und/oder die Stimmung der Gäste sehr geil waren. Aber wahrscheinlich würde ich sagen, dass es das JUZE & Friends Festival war, dass ich am Wochenende vor Weihnachten organisiert habe. Drei Tage mit 17 Bands und Künstlern aus der „nahen Umgebung“. Das war einfach schön zu sehen, wie Bands, die schonmal bei uns gewesen sind, einfach gerne immer wieder zurückkommen und wie man sich freut, sich wiederzusehen. Für wie stark hältst du die Szene rund um Stuttgart, was passiert bei euch? Auch keine einfache Frage und ein Thema, über das ich mich mit vielen Menschen - Stuttgartern und nicht – Stuttgartern - während unserer Shows unterhalte. Zum Einen muss ich wohl sagen, dass wir überhaupt nicht wirklich zur Stuttgarter Szene dazugehören, obwohl wir gerade mal 20 km entfernt sind und auch einige Bands von dort bei uns spielen. Das finde ich natürlich sehr schade. Man behauptet wohl nicht zu Unrecht, wenn man sagt, dass Stuttgarter nicht gerne „rausgehen“. Theoretisch müssen sie das ja auch nicht, denn ihnen wird ja auch einiges geboten. Mit dem JuHa West gibt es eine Location, die regelmäßig große Hardcore und Punk Bands herholt. Dazu auch einige Veranstalter, die in Clubs Shows veranstalten. Jedes Wochenende und teilweise auch unter der Woche ist was los. Dennoch kommt es vor, dass einige Shows kaum besucht werden, bzw. auch schon 0 (!) zahlende Gäste hatten, obwohl einige coole Bands gespielt haben. Vielleicht sind es nur große Events, die attraktiv genug sind. Ich glaube, es ist schwierig, die Stuttgarter Szene wirklich zu durchschauen. Sie machen eben, auf was sie Lust haben. Wenn du dir für das Juze etwas wünschen könntest, was wäre das? Dass ich weiterhin Shows organisieren kann und darf und, dass sie noch mehr von den Leuten beachtet werden. Zuletzt, was steht für 2014 an? Hast du dir mit dem JUZE viel vorgenommen? 2013 hatte ich über 20 Shows im JUZE. Wenn ich das 2014 auch schaffe, bin ich sehr zufrieden. Weiterhin möchte ich versuchen uns noch weiter zu etablieren. Alexander Greve


Fotos: Marc Köhler

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Outspoken Global zu Besuch in Australien

AUSTRALIEN Bei unserer Erdumrundung starteten wir im fernen Japan und fliegen nun in die ehemalige englische Strafkolonie. So klein dieses Land ist, so gefährlich ist es. Zumindest was die Flora und Fauna angeht. Hier leben die tödlichsten Spinnen und Schlangen und Krokodile und Crocodile Dundee. Und natürlich einige bekannte und unbekannte Bands. Wie immer geht es hier quer durch die Musikszenen.
 Wir beginnen in Perth. Dort gründete sich 1994 die Indie-/Emo-Band Jebediah. Nun könnte man meinen, die Band wäre christlich angehaucht, aber nein, der Name zielt auf Jebediah Springfield ab. Was das Ganze umso schöner macht. Ihr Erfolg wurde mit jeder Veröffentlichung größer. Wurde ihre erste LP doch bei einem Sublabel von Sony veröffentlicht, was der Band Touren mit Soundgarden, Everclear, The Presidents of the United States of America und Silverchair einbrachte. Aber alles noch innerhalb von Australien. Ihren internationalen Bekanntheitsgrad konnten sie dadurch erhöhen, dass sie ab ihrer zweiten LP auch in den Staaten und Europa tourten und mit Jimmy Eat World eine 3x7“ Split veröffentlichten. Diese Split war, sozusagen, ihr Durchbruch. Nach ihrer Jubiläumstour zum 10-jährigen Bandbestehen in 2005, legten sie

eine unbestimmte Pause ein. Alle Bandmitglieder widmeten sich anderen, mehr oder weniger erfolgreichen, Projekten. 2010 kam dann die Nachricht, Jebediah seien wieder im Studio, um neues Material aufzunehmen. Seitdem Zeitpunkt geht es stetig bergauf mit Jebediah. Dann hätten wir noch Airbourne. Anfangs meinte man, es sei eine 1:1 AC/DC Kopie. Jedoch war/ ist sie eine selbstständige Rockband. Von Perth aus geht es nun nach Melbourne. Zu einer der wohl ältesten (ohne eine 25jährige Pause) Punkbands, die sich auf dem Planeten und da unten tummelt. Die Rede ist von den Hard-Ons. Ähnlich den kalifornischen Punkbands zu der Zeit (Adolescents, Agent Orange, Bad Religion) waren die Hard-Ons schon immer sehr melodisch und immer gut gelaunt. Was natürlich auch daran liegen konnte, das sie der Surfer- und Skaterszene seeeeeeeeehr nahe standen. Was die Hard-Ons besonders macht, ist, dass sie ihr komplettes Management alleine durchgezogen haben. Aufnahmen, Covergestaltung, einfach alles. Sie suchten sich selbst ihre Supportbands aus und standen selbst am Merchandise Stand. Nachdem sie sich weltweit eine große Fanbase aufgebaut haben, und national und international erfolgreich waren, lösten sie


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sich 1994 auf, um sich Projekten zu widmen, die einen anderen musikalischen Stil hatten als Punkrock. 1997 gab‘s ein Reunion-Konzert mit einer darauffolgenden EP. Seitdem sind die Hard-Ons wieder im Geschäft und haben sich ihre alten sowie neue Fans ins Boot geholt. Ach ja, Nick Cave ist auch Australier. Aber da schreib ich nix drüber. Parkway Drive. Eigentlich ist Metalcore ja genau die Sparte, die mir am wenigsten liegt. Dann lieber Madball. Dennoch. Gegründet wurde die Band 2002 in New South Wales und ist neben I Killed The Prom Queen, die 2014 ein neues Album auf den Markt schmeißen, wohl die bekannteste Vertretung des australischen Metalcore. Im Laufe der Zeit haben sie eine Menge an Material veröffentlicht. Unter anderem LP´s, eine DVD und ein Buch. Ihre erste EP wurde noch in Australien aufgenommen und die Band hatte - trotz NewcomerStatus - eine schnell wachsende Fanbase. Somit wurde dann die erste LP mit dem Gitarristen von Killswitch Engage aufgenommen, während ihre zweite LP schon vom Tool- und Queens Of The Stone Age-Produzenten aufgenommen wurde. Was die cleanen Vocals im Metalcore angeht, ist es meistens ja so: Gute Bands bauen irgendwann in die Hälfte der Lieder cleane Vocals ein. Was den Liedern und der Musik aber nicht wirklich einen Gefallen tut. Trotzdem machen es die meisten Bands, wohl um mehr potentielle Fans

zu erreichen. Parkway Drive machten es genau andersherum. Am Anfang gab es vereinzelt cleane Vocals, die im Laufe der Zeit komplett verschwanden. Des weiteren bauen sie sehr viele Breaks und Soli in ihre Lieder ein. Wie war das noch? Pedal to the Metal. Denke ich an Australien, denke ich an AC/DC. Ich habe vor Jahren mit einem Menschen mit körperlicher Behinderung gearbeitet. Seine Lieblingsband war AC/DC und sein Lieblingslied war Big Balls. Xavier Rudd ist ein Singer/Songwriter und MultiInstrumentalist aus Torquay. Er ist kein klassischer Songwriter in dem Sinne, sondern er kombiniert mehrere musikalische Stile zu „seiner Musik“. Da kommen Ska, Reaggae, Slide Gitarren, Mundharmonikas und Didgeridoos, kombiniert mit klassischem Schlagzeug und Gitarre. Das ganze hat etwas hippieartiges. Aber der Musik merkt man an, dass sie auch sehr vom Strand und vom Sonnenschein inspiriert wurde. Wobei die Texte sich eher an sozialen und gesellschaftlichen Themen orientieren. Genauso kämpft er für die Umwelt, die Rechte von Aborigines und ist Vegetarier. Auf seinen Konzerten ist er von einer Unmenge an Instrumenten umgeben, die er auch alle benutzt. Allen voran, drei Didgeridoos!!! In Kanada und Australien hat er eine große Fangemeinde, während er weltweit mit Größen wie Jack Johnson, Dave Matthews und Ben Harper Touren spielt. 
Marc Köhler


Fotos: Marc Pierschel, Lisa Maria Müller

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Nach „Edge“, „Vegan Lecker Lecker“ und „Vegan!“ kommt „Live And Let Live“

LIVE AND LET LIVE „Edge“, „Vegan Lecker Lecker“, „Vegan!“. Bei manch einem wird es hier direkt klingeln und es wird klar, wo hier die Verbindung besteht, für alle anderen: Marc Pierschel. Nach seinem ersten Film und zwei Büchern steht nun „Live And Let Live“, ein weiterer Film des seit 12 Jahren vegan lebenden Soziologen, in den Startlöchern. Ganz gelassen und ruhig erzählt er mir über seinen neuen Film, in dem Veganismus thematisiert wird, was es mit ihm auf sich hat und warum der Film so ist, wie er ist. Geboren wurde die Idee zu seinem neuen Film bereits während der Dreharbeiten zu „Edge“. Gefestigt hat sich das Ganze dann durch seine beiden Bücher, ohne die er wohl kaum das Startkapital gehabt hätte, seine Idee umzusetzen. „Der Großteil wurde aber über das Crowdfunding finanziert. Es war unglaublich, wie gut das funktioniert hat.“ Und Geld musste 2011 zu Beginn des Drehs auch da sein. Viele der Mitwirkenden kamen aus den Staaten, welche Marc in einer mehrwöchigen Tour besuchte und dort auch durch zufällig auf neue interessante Interviewpartner stieß (Farmageddon).

Dies alles war auch bloß seiner flexiblen Arbeitsstelle im „roots of compassion“ zu verdanken. Dort wurde ihm gut der Rücken freigehalten, damit er ein solches Unterfangen überhaupt erst angehen konnte. Allein mit dem Schnitt hat er ein ganzes Jahr verbracht. Konzept des Films: Menschen, die aus ihrem Leben erzählen. „Filme wie Earthlings gab es ja schon, wieso sollte ich noch einmal so einen drehen?“ Es werden unterschiedliche Persönlichkeiten gezeigt, wie sie ihre individuellen Lebensgeschichten zum Veganismus brachten und wie sie sich selbst mit dem Thema auseinandersetzen. Sei es die Sozialpädagogin Kati Kosler, der Leistungssportler Jack Lindquist oder T. Colin Campbell (The China Study), Biochemiker und Ernährungsforscher. Alle kommen hier zu Wort, um einen kleinen Einblick in ihr Leben zu gewähren. So ist es nicht verwunderlich, dass der Titel „Live And Let Live“ passend gewählt wurde. Der Film will einem keine Lebensweise aufzwingen, sondern um Erfahrungen und Wissen bereichern. Das gelingt ihm mit ungezwungener Leichtigkeit. Auch wenn man stellenweise doch gerne mehr von den Menschen und ihren Ge-


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schichten hören würde. Spannend ist auch eine offene Tierbefreiung der Tierrechtsaktivisten Animal Equality, die in dem Film gezeigt wurde. „Es hat echt lange gedauert, jemanden zu finden, der eine offene Befreiung für die Leinwand mitmacht.“ Diese hat bisweilen auch noch keinerlei negative Konsequenzen mit sich geführt (das gibt zu denken...). Letzten Endes hat es ja nun doch funktioniert und nach einigen technischen Komplikationen und einiger last Minute Schnitt Arbeiten, durfte der Film am 03.11.2013 seine Weltpremiere im Cinema Münster feiern. Marc war natürlich auch gleich mit vor Ort und gespannt auf die Reaktionen seines Publikums. „Das Feedback war bisher zum Glück nur positiv. Im Nachhinein wären aber wohl ein paar mehr Grundinformationen zum Veganismus nötig gewesen “ Positives Feedback ist hier auch genau richtig, schließlich soll der Film 2014 auf Tournee gehen. Nicht nur in Deutschland, auch in umliegenden Ländern und den USA. Sofern möglich, sogar mit dem Mann hinter dem Ganzen direkt vor Ort. Aber das ist nicht alles. Es ist noch mehr geplant. Eine DVD (ein Verleih wird noch gesucht), soll auch erscheinen und dies mit massig Bonus Material. „Manchmal war es echt schwierig das Ganze richtig zu schneiden und zu komprimieren. Grade bei einem drei bis vier Stunden Interview.“ Ferner wäre es auch ein großes Ziel des 35-jährigen Edgers, wenn der Film als Schulversion aufgelegt werden würde. Als Inspiration zu dieser Idee diente ein Freund, welcher als Theaterpädagoge an Schulen tätig ist. Nach all dem Tohuwabohu soll aber endlich mal wieder Alltag einkehren. „Ich bin wohl noch eine lange Zeit mit dem Film beschäftigt, aber dann brauche ich erst Mal eine Pause.“ Dennoch werden wir noch viel von Herrn Pierschel hören, er hat da schon einige, wenn auch noch vage, Vorstellungen. Ich freue mich! Yves Loridan


Fotos: Marcus Fischer, AZ Köln

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Kein Tag ohne!

AUTONOME ZENTREN IN DEUTSCHLAND Eine laue Spätsommernacht in Berlin Mitte. In einem bunt gestalteten Innenhof stehen verschiedene Grüppchen zusammen, es wird getrunken, geredet, ein junger Mann jongliert oberkörperfrei mit Fackeln, andere sitzen gemeinsam auf dem Boden und diskutieren. Aus dem Eingang zum Keller eines angrenzenden Hauses verwirren sich Gitarren und Drums in die Nacht, mischen sich mit der Musik aus der angeschlossenen Kneipe und den vielen verschiedenen Sprachen, die hier gesprochen werden. Wer sich hier nicht auskennt, bemerkt vielleicht auf den ersten Blick nicht, dass das Köpi auf der Köpenicker Straße ein besetzter Häuserkomplex ist. Seit der Wende ist das fast 2000 qm große Areal, das neben mehren Altbauten auch einen Bauwagenplatz umfasst, besetzt und kämpft genau so lange mit Widerständen seitens der Politik und Wirtschaft. Zwangsversteigerungen und angedrohte Räumungen, die unsichere Zukunft der ca. 50 Bewohner und die immer näher rückende Gentrifizierung im Umkreis des Köpis lasten schwer. Konkret bedeutet das, dass „bereits dreimal (...) dieses Jahr schon Teile des Wagenplatzes zur Zwangsversteigerung (standen).“ Wie es weiter geht, ist ungewiss. Eine Situation, die fast allen autonomen Zentren nur allzu bekannt ist und die im vergangenen Jahr für Probleme, und in einigen Fällen auch für die Räumung und Schließung der au-

tonomen Zentren sorgte. Verschärft wird die Situation durch die mediale Darstellung und die, immer noch in den Köpfen vieler Bürger und Anwohner verankerten, Vorurteile gegenüber der autonomen Zentren. So gab es zum Beispiel eine Anfrage einer großen, deutschen Nachrichtensendung an das AZ Köln, ob man vielleicht für die Kamera ein wenig Krawall machen und die stereotype Steine-Schmeißer Situation nachstellen könne. Bilder, die Boulevardmedien gerne zeigen, Angst vor dem Fremden und ein gemeinsames Feindbild, den „linken Autonomen“, hält schließlich zusammen. Dabei ist der grundlegende Gedanke, der zu Besetzungen verschiedenster Immobilien und Areale in fast jeder größeren Stadt in Deutschland führt, der Wunsch nach Freiheit. Nach Individualität und Eigenverantwortung. Autonome Zentren sind selbstverwaltete Freiräume, die ihren Nutzern die Möglichkeit bieten, sich frei von gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Zwängen zu entfalten. Sie bieten einen Schutzraum vor Homophobie, Rassismus oder Sexismus, und laden ein, gemeinsam politisch, künstlerisch oder kulturell aktiv zu werden. Je nach Größe und Möglichkeiten bieten autonome Zentren Platz, um kreativ zu werden, wie zum Beispiel Ateliers und Proberäume. Es muss, im Gegensatz zu


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kommerziellen Angeboten, keine Miete gezahlt werden, für die Nutzung und Instandhaltung ist mensch gemeinschaftlich verantwortlich. Viele AZs bieten sogenannte Umsonstläden an, es wird gemeinsam gekocht, diskutiert und organisiert. Im linkspolitischen Bereich dienen AZs als Versammlungsort, Schutzraum und Startpunkt für Aktionen wie Demos. Pyranha, ein Zusammenschluss von Menschen, die sich vor fast vier Jahren für ein autonomes Zentrum in Köln engagierten, fokussieren sich in ihrer Definition von Autonomie vor allem auf „die Idee (...), den herrschenden Werten und Regeln in Form einer gelebten Alternative entgegenzutreten und Orte einzurichten an denen versucht wird, gesellschaftliche Zwänge zu überwinden, solidarisch miteinander umzugehen und sich Repression gemeinsam entgegenzustellen.“ Ein Gedanke, den alle AZs teilen. Trotzdem gibt es Unterschiede. So muss differenziert werden zwischen autonomen Zentren, autonomen Jugendzentren und Wohnprojekten. Entgegen der weitläufigen Meinung werden die wenigsten AZs auch als Wohnort genutzt. So können zum Beispiel Aktivisten aus fremden Städten oder Bands, die dort gespielt haben, jederzeit im AZ Köln übernachten, allerdings nur nach vorheriger Ankündigung und in Absprache mit den lokalen Organisatoren. Im Gegensatz dazu steht beispielsweise das Köpi, das nicht nur Konzertlocation und AZ ist, sondern ebenfalls Wohnraum für 50 Menschen. Auch ist die Rechtslage von AZ zu AZ verschieden, von illegal besetzen Häusern, die jederzeit mit einer Räumung rechnen müssen, wie das Köpi in Berlin oder die Rote Flora in Hamburg, über geduldete Nutzungen, wie die der neuen Räume des AZ Köln bis hin zu bezuschussten Projekten wie das AZ Mülheim (an der Ruhr) und das JUZ in Mannheim, die offiziell als selbstverwaltete Jugendzentren laufen. Denn, auch wenn es sich bei autonomen Zentren um selbstverwaltete Projekte auf nichtkommerzieller Basis handelt, ist Geld trotzdem immer ein wichtiges Thema – sowohl für die Zentren als auch für die örtliche Politik und Wirtschaft. Rechnungen für Strom und Wasser müssen beglichen werden, Bands bekommen Spritgeld, viele Gebäude sind an einigen Stellen baufällig und müssen ausgebessert und in Stand gehalten werden. Obwohl fast alles selbst gemacht wird, ganz ohne Geld geht es auch im autonomen Bereich nicht. Konzerte und Partys bieten die Möglichkeit, über (freiwillige) Eintrittsgelder und Getränkeverkäufe ein paar Euro zusammen zu bekommen, etwas verdienen tut im AZ aber niemand. Doch es gibt Ausnahmen. In Mülheim können über die Zuschüsse der Stadt Theken-


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kräfte bezahlt werden, insgesamt ist das AZ in einem guten Zustand und eine beliebte und im Sommer besonders schöne Konzertlocation. Diesen kleinen Luxus findet man selten. Nicht nur stehen die meisten AZs komplett auf eigenen Beinen. Ihre Situation ist in den meisten Fällen unsicher und bedroht. Immer wieder versuchen die Städte, über Räumungsklagen und Zwangsversteigerungen, die besetzten Areale leer zu bekommen, Besitzer von Immobilien sind am Verkauf interessiert, denn nicht selten liegen die AZs in wirtschaftlich interessanten Bereichen der Städte. Das Köpi in Berlin liegt in einem Mischgebiet, das Grundstück gilt als „Filetstück“ unter den Interessenten, denn hier könnte man Wohn- und Gewerbeimmobilien errichten, passend zu den überall um das Köpi aus dem Boden schießenden Luxuswohnungen. Berlin Mitte ist eben begehrt und freie Grundstücke mehr als rar. Die gleiche Situation findet sich in Hamburg. 2001 kaufte der Hamburger Klausmartin Kretschmer das ehemalige Flora Theater, Heimat des AZs Rote Flora im beliebten Schanzenviertel. Seitdem gibt es immer wieder Gerüchte um Räumung, die im August 2013 immer konkreter wurden. Gemeinsam mit Immobilieninvestoren wird versucht, den Druck auf die Besetzer zu erhöhen, eine Demoralisierung zu erwirken und am Ende das AZ aufzulösen. Protestaktionen und Solidarisierung mit den Besetzern konnten aber das Schlimmste verhindern. Ende Dezember 2013 kam es dennoch bei einer angemeldeten Demonstration für den Erhalt der Flora und der Esso Häuser im Schanzenviertel wieder zu Ausschreitungen und Gewalt zwischen Demonstranten und Polizei. Nach Angaben der Roten Flora wurden 500 Demonstranten verletzt. Es wird ebenfalls vermutet,

dass die Polizei angehalten war, die Demo zu sprengen und grundlos auf die Demonstranten los zu gehen, um die Demo möglichst schnell aufzulösen. Trotz allem, die Rote Flora hält sich tapfer. Anders erging es dem AZ Köln, was in Köln Kalk in einer leerstehenden Kantine seine Heimat gefunden hatte und sich im Herbst aber dem Willen der Kalker SPD beugen musste. Wo 3,5 Jahre ein Freiraum für linke Kultur geschaffen worden war, werden nun Schulcontainer gebaut und das AZ ist in die Kölner Südstadt umgezogen. Immerhin, eine Zwangsräumung konnte durch Solidarisierungs- und Protestaktionen abgewendet werden, es wurde ein neues Haus angeboten und ein friedlicher Umzug fand statt. Es sind genau diese Aktionen, Demos, Infoveranstaltungen und die Solidarisierung der Gesellschaft mit den autonomen Zentren, die gebraucht werden, um diese Freiräume zu erhalten. AZs sind wertvoll und schaffen ein notwendiges Gegengewicht in der Gesellschaft. Denn sie sind nicht, wie viele denken, einer kleinen linken Subkultur vorbehalten. Viel mehr geht es um die Gemeinschaft, um herrschaftsfreie Strukturen, um Emanzipation, um Luft zum Atmen in einer Gesellschaft, die einem diese durch Zwänge und Repression immer mehr nimmt. Darum ist es wichtig, AZs als eben solche Freiräume wahrzunehmen. Sich zu informieren. Sich zu engagieren. Mitzumachen. Denn was gibt es Besseres als diese kleinen Kellerkonzerte, als bunte Nachttanzdemos, als gemeinsam Yoga zu machen, zu kochen oder im Umsonstladen zu stöbern. Kein Tag ohne! Gina Nicolini


Fotos: Dominik Brüchler

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„Realistische Ziele setzen ist sehr wichtig…“

RADAU GEGEN HIV Seit 2007 bzw. 2009 als Team macht ihr „Radau gegen HIV“. Aber wer genau seid ihr, was macht ihr und was ist eure Ambition? Tobi: Wir sind sechs junge Menschen Anfang bis Mitte 20, abgesehen davon aber recht heterogen. Studenten, Ausbildung, fest angestellt, männlich und weiblich (ok, da ist die Milena als einzige Frau doch arg in der Unterzahl), mit verschiedensten Hobbys und Interessen. Da kracht es auch mal hin und wieder im Team, was aber dazu gehört. Uns eint die Liebe zu Musik der härteren Gangart und der Drang, etwas sinnvolles zu machen. Mario: Die Zusammensetzung des Teams hat sich auch über die Jahre immer mal wieder geändert. Tobi hat 2007 damit begonnen, 2009 kam ich dazu, 2010 dann Dominik und seit diesem Jahr sind wir zu sechst. Wir hoffen, dass das aktuelle Team langfristig zusammen besteht, sind allerdings auch für weitere Interessenten offen. Wer mitmachen will: Einfach melden. Es ist zwar ein Hobby, das auch ein wenig Arbeit bedeutet - dafür macht es aber auch eine Menge Spaß und man kommt mit vielen tollen Menschen in Kontakt. Es haben sich schon richtige Freundschaften mit Besuchern, Musikern etc. entwickelt. Daher kann man schon sagen, dass

Radau gegen HIV mittlerweile einen großen Teil unseres Lebens ausmacht. Und das motiviert. Warum gerade HIV? Es gibt auch sehr viele anderen Krankheiten auf der Welt, woher kam der Fokus auf HIV? Tobi: Der Anfang war schon ein wenig zufällig. Ich habe in der Oberstufe ein fächerverbindendes Projekt zum Thema Zukunft, unsere Gruppe hatte dort HIV als Schwerpunkt. Das war für mich auch die erste Auseinandersetzung mit dem Thema, und während des Projekts dachte ich mir immer mehr, das könne doch nicht sein, dass HIV wieder fast komplett aus den Köpfen verschwunden ist, das ließ mich auch nie ganz los. Eine gewisse Beschäftigung mit dem Thema habe ich also, seit ich 18 bin. Das erste Radau war dann auch mehr ein Experiment für mich, da steckte noch gar nicht ein Konzept oder ähnliches dahinter. Seitdem ist da viel mehr draus entwachsen, die Hauptgründe für den Fokus auf HIV lassen sich kurz zusammenfassen: AIDS und HIV stehen als Stellvertreter für eine bunte Gesellschaft ohne Vorurteile, für Akzeptanz und Toleranz, Aufklärung und Entstigmatiserung. Aber auch für die Auseinandersetzung


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mit gesellschaftlichen Tabus, die eigentlich keine sein sollten - sexuelle Vielfalt, Geschlechtskrankheiten. Radau gegen HIV ist nunmal ein guter Konzerttitel, der Sinn macht und im Kopf bleibt. In Deutschland haben wir ein hervorragendes Netz an AIDS-Hilfen und insgesamt eine gute Präventionsarbeit. Auf dieses Netzwerk greifen wir natürlich sehr gerne zurück und so bilden wir in Zusammenarbeit mit den AIDS-Hilfen Multiplikatoren und es kann direkt bei uns vor der Haustür geholfen werden. 23 Konzerte habt ihr bisher veranstaltet, was könnt ihr uns jetzt schon über Nummer 24 verraten? Tobi: Natürlich planen wir schon weiter, aber Definitives können wir noch nicht bekannt geben. Je nachdem, wann Redaktionsschluss ist, könnt ihr nochmal später nachfragen. Allgemein zu 2014: Es werden definitiv wieder in Lünen und Münster Radaus stattfinden, und die Wahrscheinlichkeit, dass es mehr als die beiden werden ist sehr hoch. Mario: Im Schnitt veranstalten wir vier bis fünf Konzerte im Jahr und wir befinden uns auch schon in ersten Verhandlungen mit interessanten Bands. Insgesamt möchten wir uns 2014 auch gerne musikalisch wieder etwas breiter aufstellen. Es bleibt jedoch immer laut, der Name soll ja Programm sein. Folgt uns am besten bei Facebook, da bekommt ihr immer die aktuellsten Infos.

Was muss man tun, damit man euch unterstützen kann, bzw. wie kann man euch am besten unterstützen? Tobi: Über uns reden und unsere Bekanntheit steigern. In deiner Stadt Flyer verteilen oder Poster aufhängen. Wenn du uns finanziell unterstützen möchtest, lässt sich da sicher auch ein Weg finden. Einfach melden, egal worum es geht. Aber das Wichtigste: Unsere Ziele leben. Sprich dich im Alltag gegen Diskriminierung aus. Verurteile niemanden, der anders ist als du. Und um zum Thema AIDS zurückzukommen: Schütz dich! Mario: Das Besuchen der Konzerte ist natürlich auch eine gute Idee. Wenn ihr die Möglichkeit hättet, weltweiten Einfluss zu haben, was würdet ihr durchsetzen wollen? Tobi: Ganz ehrlich - darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Wir haben Radau gegen HIV absichtlich lokal ausgelegt, da wir im Kleinen etwas verändern können. Realistische Ziele setzen ist sehr wichtig, überhobene Ziele setzen - und daran scheitert letztendlich das Projekt - ist viel zu gefährlich. Aber das wäre sicherlich eine tolle Sache, wenn weltweit die Bereitschaft hochgehen würde im Kleinen etwas zu verändern. Wenige können nicht die Welt ändern - viele können ihre Umgebung ein kleines Stück besser machen und so verändert sich auch im Großen was. Mario: Natürlich ist die weltweite Bekämpfung von AIDS vorantreiben ein sehr schönes Ziel. Wir liefern unseren kleinen Beitrag dazu ab. Matthias Künzel


Fotos: Alexander Graeser

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Bücherwurm

THE BOOKSTORE The Bookstore im Dortmunder Kreuzviertel, den Martin und Sylvia vor einem Jahr nach umfangreichen Umbaumaßnahmen eröffnet haben, ist ein Buchladen wie kein anderer. Klein, fein, gemütlich und ausgewählt sortiert. Das finden wir wunderbar. Freundschaftlich und fast familiär begegnen die beiden ihren Besuchern und so finden sich Interessenten und Leser hier auf Anhieb wesentlich wohler, als vergleichsweise bei der Mayerschen oder Thalia. Sollte an dieser Stelle erwähnt werden, dass Onlineshopping den Fachhandel zerstört? Jedenfalls finden Bücherfreunde und Leseratten hier eine breite Auswahl an Bildbänden und Fachbüchern der Bereiche Design, Kunst, Fotografie und Architektur aber auch englischsprachiger Literatur. Wunderbar ist außerdem auch, dass der Laden, neben seiner bereits erwähnten Auswahl, kleine, handgemachte „D.I.Y.“ Bücher für verschiedene Herausgeber in kleinen Auflagen, wie zum Beispiel ein Fotomagazin bei dem der Herausgeber alle 200 Exemplare selbst gemacht hat, vertreibt. Auf 90 m² und in gemütlicher Atmosphäre kann man hier in Ruhe stöbern, schmökern, suchen und finden. Warum gehen Martin und Sylvia diese Gefahr ein, von den Großkonzernen gefressen zu werden? Die Antwort ist sehr einfach; sie lieben gute Geschichten und schöne Bücher und wer kann das nicht nachvollziehen? In The

Bookstore steckt jede Menge harte Arbeit, Liebe und Leidenschaft, aber es sollte auf jeden Fall nicht unerwähnt bleiben, dass The Bookstore eben nicht nur ein Bookstore ist! Seit der Eröffnung fanden schon einige abendliche Veranstaltungen im Laden statt, wie etwa literarische Lesungen oder sogar Unplugged-Konzert und eben auch dieses abendliche Zusammensein wollen die beiden in Zukunft noch mehr ermöglichen. Somit bieten Sylvia und Martin uns in dieser Zeit der kulturellen Sanktion einen Zufluchtsort, gar eine Begegnungsstätte zum kulturellen und sozialen Austausch. Einen Besuch, ob zur Sichtung der Bücher oder zur abendlichen Begegnung, ist The Bookstore in jedem Fall wert. Sylvia und Martin möchten an dieser Stelle einen Gutschein loswerden und haben sich zu diesem Anlass eine Gewinnspielfrage ausgedacht: Welche amerikanische „Szene Ikone“ ist nicht nur durch ihre Musik bekannt, sondern auch durch ihre Spoken-Word-Performance? Wer die Antwort weiß, möge sie bitte an Martin@the-bookstore.de mailen, der/die GewinnerIn wird von Martin benachrichtigt! Allen Teilnehmern viel Glück bei der Sache. Eike Suwelack


Fotos: Marc Köhler

50 How To

How To:

DIY SIEBDRUCK Zuerst sollten wir einmal klären, was Siebdruck eigentlich bedeutet. Stellen wir uns vor, Siebdruck ist ein großer, schwarzer Raum. Sorry, Filmzitate müssen manchmal sein. Dieses stammt aus der "Feuerzangenbowle" und handelt eigentlich von der "Dampfmaschine". Zurück zum eigentlichen Thema. Bei dem Siebdruck drückt man spezielle Farbe durch ein Sieb auf die zu bedruckende Unterlage. Diese kann aus vielen Stoffen bestehen. Pappe, Baumwolle, Vinyl, Glas, Holz etc.

nehmen, dass man einfarbig drucken kann. Am Besten eignet sich dafür eine Strichzeichnung. Irgendwas leichtes eben. Beherrscht man das, kann man dazu übergehen, mehrfarbig zu drucken. Um das Motiv auf das Sieb zu bekommen, müssen wir es auf Folie drucken. Geht zwar auch anders, aber das ist wieder was für Fortgeschrittene. Dieses Motiv schneiden wir uns dann in die richtige Größe. Ich würde immer einen 2cm Rand vom Motiv abgehend lassen.

Wo fangen wir an, wo hören wir auf? Zu aller erst brauchen wir unsere Arbeitsutensilien. Dazu gehören Farbe, Siebdruckmaschine,
 Rakel mit Gummilippe, Schere, Metermaß/Lineal, Folie, Computer, Drucker, Esslöffel, Klebeband, Beschichter, biologischer Entschichter, Lichtbox bzw. Bauleuchter (400 Watt aufwärts), Heissluftpistole, verschiedene Siebe, Arbeitsplatz, Vinylhandschuhe, Spülbürste, altes Bügeleisen, Klingt viel und teuer? Nur in der Erstanschaffung. Denn mit einem beschichteten Sieb und 500 ml Farbe, kann man eine Menge drucken. Wenn wir etwas drucken wollen, brauchen wir natürlich ein Motiv. Zu Beginn würde ich eins

Folie


DIY Siebdruck 51

Folie

Beschichten

Beschichten

Motiv auflegen

Nun stellen wir das Negativ her. Wir nehmen das Sieb, tragen mithilfe eines Esslöffels - unten auf dem Sieb - eine Linie des Beschichters auf. Diese Linie verteilen wir dann mithilfe des Rakels auf dem Sieb. Beidseitig und ziemlich dünn. Wenn wir es zu dick auftragen, härtet es nicht genug aus, die Folie bleibt kleben und das Negativ ist hinüber. Nachdem wir den Beschichter aufgetragen haben, müssen wir ihn trocken föhnen. Deswegen die Heißluftpistole. Das Trocknen dauert etwas und man sollte sich mit den Seiten abwechseln. Nicht zu nahe an das Sieb rangehen, das verbrennt sonst. Ist mir schon passiert. Also ca. 10 cm vom Sieb weg halten. Ist das Negativ trocken, legen wir unser ausgedrucktes Motiv als Positiv auf die Innenseite des Siebes. Denkt dran, ihr stellt ein Negativ her. Das heißt, wenn ein Schriftzug drauf ist, müsst ihr ihn lesen können und das Motiv muss genauso auf dem Sieb liegen, wie es nachher auf dem T-Shirt, der Tasche oder dem Plakat aussehen soll. Am besten ist es, wenn das Sieb nicht viel größer ist, als das Motiv, denn sonst müsst ihr den Rest abkleben. Das ist unnötig leerer Platz. Natürlich könnt ihr auch direkt zwei Motive auf

das Sieb packen. Da müsst ihr dann das andere Motiv abkleben beim Drucken. Nun zum Belichten. Da gibt es einige Verfahren. Hier mal drei. 1: Wir legen das Sieb mit der bespannten Seite auf den Arbeitsplatz. Dafür eignet sich ein alter Schreibtisch wunderbar. Die Folie legt ihr nun auf die Innenseite des Siebes und positioniert den Baustrahler in einem Abstand von ca. 60 cm von der Mitte des Siebes weg. Ihr schaltet den Baustrahler ein und dann könnt ihr mal 25 Minuten was anderes machen gehen. Gut, wenn man im Winter drucken will. 2: Ihr baut euch einen Belichtungskasten mit ultravioletten Lampen. Gut, wenn man Leute kennt, die so etwas machen können. 3: Ihr latscht im Sommer mit dem Sieb fünf bis zehn Minuten durch die Sonne. Ultraviolettes Licht ist am Besten.


52 How To

Belichtung Ist unser Sieb belichtet, müssen wir es auswaschen. Dazu sollte ein Duschkopf mit einem starken Strahl reichen. Also ab in die Dusche. Wasserstrahl auf das Sieb und mit der Bürste drüber. Ihr werdet sehen, dass sich die Stellen, die abgedeckt waren, sprich die dunklen Felder und Linien, die auf der Folie waren, rauswaschen. Durch diese Felder können wir nachher die Farbe drücken. Nun das Sieb schön trocken machen. Alte Handtücher sind manchmal Gold wert.

auswaschen

Sieb/Maschine Jetzt geben wir die Farbe unten auf das Sieb und ziehen/streichen sie mit dem Rakel nach oben. Dann setzen wir oben neu an und ziehen sie nach unten. Wenn wir die Farbe nach oben ziehen, geben wir etwas Druck auf das Sieb. Ich würde euch raten, es zuerst ein paar Mal auf alter Pappe zu testen, damit ihr wisst, wie viel Druck man ausüben muss. Sonst geht zu wenig oder zu viel Farbe durch das Sieb.

drucken

Wir nehmen unsere Unterlage (T-Shirt, Tasche, Plakat) und packen diese auf unsere Maschine, bespannte Seite nach unten!!! Bei T-Shirts sollte man etwas in das Shirt reinlegen, sonst drückt sich die Farbe durch beide Seiten und der Druck von vorne ist Spiegelverkehrt auf dem Rücken. Nicht gut. Bei einer Maschine klemmen wir das Sieb in eine Vorrichtung und richten dann Shirt und Sieb aus. Natürlich geht es auch ohne Maschine, dann legen wir das Sieb einfach auf die zu bedruckende Unterlage.

drucken


DIY Siebdruck 53

fertig

Nach dem Druckvorgang hebt ihr das Sieb vorsichtig hoch, damit nichts versaut wird. Wenn ihr T-Shirts bedruckt, müsst ihr die Shirts eine Stunde zum Trocknen aufhängen und dann mit einem alten Bügeleisen fixieren. Ihr könnt es auch im Backofen backen, aber Bügeln geht leichter. Also, ihr legt das Shirt auf einen Tisch und geht mal locker 10 - 20 min über den Druck, damit die Farbe fixiert wird. Ihr braucht das Shirt nicht auf links zu drehen. Bei den T-Shirts solltet ihr aufpassen. Nehmt ihr einen Baumwolle/Polyester Mix, dürft ihr das Bügeleisen nicht so heiß machen, sonst "verbrennt" ihr das Material. Klar dauert es dann etwas länger, aber gut Ding will Weile haben. Ich rate euch, immer auf 100% Baumwollshirts

zu drucken. Und nehmt bitte hochwertiges Material. Also nichts aus KIK, LIDL, ALDI und Co. Und schon gar nicht, wenn sie bei eBay ein Konvolut aus Fruit of the Loom Shirts für nen Appel und ein Ei anbieten. Das ist miese Ware. T-Shirt Shops gibt es im Internet genug, bei denen man Mengenrabatte bekommt. Gildan, zum Beispiel, ist eine gute Marke zum Bedrucken. Sie geht beim Waschen nicht ein, verzieht sich nicht, bleibt in Form und ist meistens aus 100% Baumwolle. Ich wünsche euch dann viel Spaß bei eurem neuen Hobby. Ich geh jetzt drucken. Marc Köhler


Fotos: Frau Kopf

54 Kolumnen

Arschlochpumpe Herbstherz.

Frau Kopf Wenn man sich die Texte und/oder das Facebook Profil von Frau Kopf aus Berlin anschaut, merkt man vor allen Dingen eines: Das sprichwörtliche Herz auf der Zunge wird hier zum Leitmotiv. Anfang 30 und unentschlossen, ob sie ihr Umfeld, ihr Spiegelbild und ihr Schaffen wunderbar oder abgrundtief schlecht finden soll, schreibt sich die Dame, die sich selbst irgendwo zwischen Kettenraucherin, Tochter, Angsthase, Rockstar und Spielkind eingliedert, die Gedanken von der Seele und trifft damit den Nerv der Zeit und vor allen Dingen der aktuellen Generation. Kopfkultur eben. „Es geht um meine Form und Verständnis der ungelernten Kunst. Das Zeigen. Mich, Mitmenschen, Blickwinkel und Ideen. Eine Prise Exhibitionismus, den großen Spiegel und den Blick auf meine Mitmenschen. Es geht um den Menschen, mit all seinen Gelüsten, Abgründen, Ängsten und Fähigkeiten. Ich will mitteilen, was mich um- und antreibt. Ich will meine Stimme erheben, ohne allzu laut zu brüllen, da bieten sich Buchstaben an, die sind geduldig.“ - stimmt, fanden auch wir und haben die Frau mit dem lauten Kopf gebeten, bei uns ein wenig mitzumischen. Nach anfänglicher Skepsis kamen wir schnell zu einer Idee dessen, wohin die Reise gehen soll. Frau Kopf, Kolumne, erster Teil. Viel Spaß.

hen? Was will das schon? Pumpen und pochen sollte doch genügen. Nö, da fehlt noch was. Musik! Oralsex! Sahne oben drauf! Mach jetzt und schneller! Gib! Mach! Jetzt! Und bist du nicht willig, so quittiere ich den Dienst, das haste nun davon, Lebemensch. Und jeden Morgen wachst du, ja genau du, auf und stellst das Geschrei auf lautlos, ziehst dich an, gehst zur Arbeit oder zu nächsten Liebelei, hörst laute Musik, säufst, pisst und kackst und vergisst zuzuhören.

Arschlochpumpe Herbstherz. Eingerieben mit Restspeed, Billigbier und ätherischen Ölen. Da tuckert das Menschending so in der Brust vor sich hin, hüpft dann und wann ein wenig wilder, will haben, haben, haben und schmeißt sich wie ein bockiges Kind vor dem Süßigkeitenregal zu Boden, um zu strampeln und zu kreischen.

Arschlochpumpe Herbstherz. Die Blätter fallen, der Groschen sowieso und zum Frühstück gibt’s Bier, Oralsex mit Sahne drauf und ein gar nicht so arschlochiges Herz, das Freudentänze aufführt. Ein gutes Leben führst du da.

Arschlochpumpen Scheißherz, halt mal die Fresse! Kann man dieses Teil nicht mal erzie-

Arschlochpumpe, halts Maul! Tütensuppe, Einwegmucke, die Eltern besuchen, in verrauchten Clubs und Bars ein Stückchen Leben verpennen, dicke Dinger, Hängehaut und Ebenleben. Funktioniert doch und noch und den Ausknopf will und soll eh keine Sau bedienen. Doch und noch und leider so gar nicht. Das Schlagen und der Brustbass machen die Melodie und über kurz oder lang wird nach diesem Takt getanzt. Dann reißt du dir die sorgfältig gebastelte Alltagsmaske vom Gesicht, drehst deinem Chef eine Nase, klärst ihn auf, dass nur du dir Befehle geben kannst und realisierst, dass laute Musik und echte Liebe irgendwie doch klar gehen.

Frau Kopf


Men grow cold as girls grow old 55

„Wir sind angekommen. In uns. Im Leben.“

Men grow cold as girls grow old Warum der sich ausgerechnet mich ausgesucht hat für die Mädchenkolumne, werde ich wohl nie begreifen... und mit mir vermutlich alle, die mich kennen... also schreibe ich mal was mädchenmäßiges. So mädchenmäßig das mit 1,85m und einer 3 vor dem Alter geht. Aber so was kommt davon, wenn man den Chat sichtbar hat für den Chefredakteur – zack – haste verloren. Immerhin ist es nur eine Kolumne und nicht Laminat verlegen. „Men grow cold as girls grow old and we all lose our charms in the end“ wusste schon die gute alte Marilyn und riet uns Mädels zu Diamanten. Ich persönlich bin ein großer Fan des älter Werdens, denn wir verlieren nicht nur unsere Naivität, unser jugendliches Äußeres und volles Haar, wir gewinnen auch dazu. Klar waren das einmalige Zeiten, als wir noch von den Jungs Mercedessterne als Liebesbeweis erhielten, unsere Ledermäppchen mit Bandlogos bemalten und wenige Wimpernschläge später das erste Mal vermummten Polizisten auf einer Demo gegenüber standen, aber mal ehrlich, würdet ihr noch mal 16 sein wollen? Ich nicht. Das Alter hat einen ganz großartigen Vorteil: Gelassenheit. Vor allem, was unseren Musikgeschmack angeht. Wir haben Alben in unseren CD- und Plattenregalen, hören Bands über Itunes und Spotify, bei denen es szeneneuen Teenagern wahrscheinlich die Zähne ziehen würde. Die sind meistens noch viel zu sehr damit beschäftigt, ihre Bravo Hits zu entsorgen und sich mit Hardcore zu identifizieren. Bis in die letzte Pore. Von Kopf bis Fuß auf HC eingestellt. Die alten Hasen können sich da geschmeidig zurücklehnen. Haben wir alles schon hinter uns. Die ersten Shows. Als Besucher. Als Bandmitglied. Als Veranstalter. Das erste selbst improvisierte Vegan-Catering. Das erste Mal so oft in einen Club gehen, bis man den Türsteher beim Vornamen kennt und mit dem DJ Bierchen trinkt. Sich das erste Mal von der breiten Masse abgrenzen, innerlich wie äußerlich und vor allem musikalisch. Wir „Alten“ wir packen „Two Princes“ in unsere Partyplaylist, feiern Bruce Springsteen auf einem seiner wenigen Deutschlandkonzerte oder posten Starship, De la Soul und Otis Redding

auf Facebook– ganz ohne Scham. Klar tragen wir Nike Air, es gibt aber auch Abende, an denen wir in verdreckten Chucks und der simplen Jeans und T-Shirt Variante ausgehen. Auch wir älteren Damen. Ist alles nicht mehr ganz so entscheidend, nicht mehr ganz so wichtig. Das gefühlte Henkersbeil, das auf uns herabsausen könnte, wenn wir ohne Bandshirt am Körper, dafür mit Depeche Mode im Ohr auf die Straße gehen, steht schon lange eingestaubt in einer Ecke unserer Wahrnehmung. Wir sind mehr mit uns im Reinen, stehen zu unseren jugendlichen Musiksünden und schnuppern seit einiger Zeit in alle möglichen anderen Sparten. Es ist nicht mehr ganz so dramatisch, dass wir nicht jedes neue Album schon vorm Release mitsingen konnten, jede neue aufsteigende Band nicht schon kannten, bevor sie stubenrein war. Der Drang, sich vor den Jungs zu beweisen, dazuzugehören, ganz vorne mitzumischen, ließ irgendwann nach... vielleicht nach der zweiten geprellten Nase im Pit oder dem vierten Paar auf irgendeinem verschlammten Festival verlorener Schuhe. Wir kennen unseren Wert, haben unsere Freunde, mit denen wir inzwischen nicht nur Herzschmerz, Umzug und Berufswunschszwickmühlen mehrfach überwunden haben. Wir sind angekommen. In uns. Im Leben. Im Hardcore. Zumindest manchmal. Zeitweise. Für einige Augenblicke, bevor wir uns ärgern, darüber, dass die Chancen echt schlecht stehen, jemals wieder in diese hübschen Hotpants von früher zu passen und, dass wir verlernt haben, morgens im Halbschlaf und noch angetrunken Victory rolls zu frisieren. Ja, ja, ja, ich weiß, wir meckern auch über die Jugend und darüber, wie sich die ganze Szene verändert hat. Wie sich die Backfische auf Shows aufspielen mit all ihrem Bling Bling und dem Geprolle. Aber wie so schön ein Forumuser kürzlich dazu meinte: Das hat Tradition seit tausenden von Jahren. Hannah E.


56 Umfrage

Umfrage: Rechtsradikalismus im Hardcore

Our Daily Broken Dream? „Allen überzeugten Demokraten in Deutschland wäre es wohl lieber, wenn es die NPD nicht gäbe“ sagte Wolfgang Schäuble anlässlich des 60. Geburtstages unseres Grundgesetzes und sprach damit den meisten Deutschen aus der Seele. Rechtsextremes Gedankengut hat in unserer Gesellschaft keinen Platz – darüber herrscht eine umfassende Einigkeit. Warum also gibt es sie immer noch, die NPD, wenn sie seit Jahren von so vielen verboten werden möchte? Ein weiterer Anlauf wurde erst kürzlich vom Bundesrat, also den Bundesländern, gestartet. Schäuble greift diese Frage auf und sagt, dass ein Parteienverbot nur der letzte Weg sein kann, denn „die Freiheitlichkeit einer demokratischen Verfassungsordnung basiert auf dem ungehinderten Wettbewerb von Meinungen und Ideen. Ein Parteiverbot führt zur Ausschaltung politischer Konkurrenz und beschränkt die Freiheit und Offenheit des politischen Prozesses.“ Worte wie Freiheit, Offenheit und ungehinderte Meinungen sind im Englischen Kollokationen zum Wort outspoken. Als geradeheraus, offenherzig und freimütig lässt sich nicht nur dieses Magazin beschreiben, sondern auch die Szene, für die es geschrieben wird. Diese offene Szene nimmt seit einiger Zeit eine Bedrohung, eine Unterwanderung, einen Missbrauch wahr. Die Rechten greifen an. Mit Hardcore-Bands, mit Verführung, mit Programmpunkten auf Festivals. Die Meinungen, wie mit rechten Bands umzugehen sei, hat ein genauso breites Spektrum, wie die Meinungen über das NPD-Verbot. Was ist zu tun gegen die Nazis? Das Outspoken Magazine hat deshalb eine Online-Umfrage geschaltet, die sich mit der politischen Gesinnung und der Wahrnehmung der Outspoken Community auseinandersetzt und ihre Meinungen über rechte Bands und den Umgang mit ihnen zusammenträgt. Wir haben von einiger Zeit bei outspoken.de dazu aufgerufen, eine Umfrage zum Thema rechte Bands auszufüllen. Aus allen Teilnehmern lässt sich das Profil eines Fleisch verzehrenden, deutschen Mannes charakterisieren, der 27 Jahre alt ist, die Linke wählt und auf Frauen steht. Apropos Frauen, diese machten lediglich einen Anteil von 35% aus. Man kann behaupten, dass sich das Profil der Beteiligenden mit dem der Hardcore-Szene in den Eckdaten durchaus deckt und somit als repräsentativ bezeichnen lassen kann.

Bevor man über eine Sache redet, muss die erste Aufgabe darin bestehen, den Gegenstand, über den man redet, zu definieren. Attribute, die die Community dem rechten Lager zuschreibt, sind die Schlagworte Ausländerfeindlichkeit und Nationalismus; Angst, Gewalt, und Frustration (die von der politischen Wissenschaft ebenfalls als Hauptindikatoren für Rechts genannt werden) werden von den Usern kaum gewählt. Nun muss man noch den Begriff „rechte Band“ umreißen. Hier tauchen schon erste Hindernisse auf, die ein Redakteur nur allzu gern umgehen möchte. Es wird immer jemanden geben, der eine rechte Band anders definiert als man selbst. Das hat man bei den Böhsen Onkelz gesehen, das sieht man bei Frei.Wild. Der Outspoken-User findet, dass eine Band spätestens dann rechts ist, wenn sie rechtsradikales Gedankengut in ihren Liedtexten verbreitet (40%) oder sie sich der rechten Szene nahe gibt (33%). Der Community war es mit verschwindenden 8,5% mehr oder minder egal, ob eine Band in Interviews rechtsradikale Äußerungen tätigt – getreu dem Motto, was nach dem Rampenlicht gesagt wird, zählt nicht? Es ist auch ausschlaggebender, wo die Fans der Band politisch stehen (18%), als das was die Band so sagt. Rechts fängt für jeden anders an, unsere Community zeigt sich hier sehr liberal. Das hört allerdings auf bei Bands, die einen rechten Ruf haben. Mehr als sechzig Prozent sagen, dass diese Bands ihr Vertrauen verspielt haben und für sie gestorben sind. Dabei handelt die Community jedoch nicht unüberlegt, ein Großteil findet, dass Bands auch zu unrecht als rechts gelten können, zum Beispiel wenn „der Textinhalt überinterpretiert“ wird, oder wenn „Rufmord betrieben wird“, oder „durch unüberlegte Aussagen“. Ein User formulierte treffend: „Wer sich nicht distanziert oder rechte Fans duldet, ist nicht zu Unrecht in der rechten Spalte gelandet“ und ist damit nicht alleine. Viele User finden, es ist die Aufgabe der Band, sich aktiv zu positionieren und sich nicht einordnen zu lassen. Einen eindeutigen Trend kann man in dieser Frage nicht erkennen. Das Thema ist, nicht gerade überraschend, sehr kontrovers. Wir nehmen den NS-Hatecore, wie die Bundeszentrale für politische Bildung diese Musik bezeichnet, durchaus als reell existierende Größe wahr. Mehr als die Hälfte der User sieht sie auch nicht als eine für sich stehende Gruppierung, sondern haben das Gefühl, dass rechte Bands


Our Daily Broken Dream? 57

in der Hardcore-Szene existieren und dies auch nicht als kurzfristiger Trend abgetan oder der kommerziellen Öffnung des Genres zugeschrieben werden kann. Die Community ist der eindeutigen Meinung, dass wir durch gezielte Aktionen unser Profil schärfen müssen (87%), um diese Bands auszugrenzen, weil sie den rechten Bands durchaus Erfolg innerhalb der Szene zutraut (41%). Vierzig Prozent finden, dass durch rechte Bands die Hardcore-Szene selbst gefährdet ist. Am Besten wäre es daher, wenn man sich mit anderen Aktionsgruppen gegen rechts vernetzt (57%). Wenn man nun weiß, was eine rechte Band ist, und sie auf einem Konzert entdeckt, braucht man einen Verhaltenskodex. Die gute alte „Hau drauf!“-Methode auf Konzerten oder Demos gilt es hierbei tunlichst zu vermeiden, denn schließlich sind wir zivilisierte Menschen, die wissen, dass Gewalt nur Gegengewalt erzeugt. Was also tun, wenn auf dem Lieblingskonzert ein brauner Haufen grölt? Unsere User erwarten, dass sich Sponsoren und Hardcore-Bands von diesem Konzert, respektive Festival, distanzieren und der Veranstalter den braunen Haufen auslädt. Nicht Hingehen kommt für uns allerdings nicht in die Tüte. Allerhöchstens wird die rechte Band mit Desinteresse abgestraft. Dieses Verhalten geht d’accord mt der Tatsache, dass wir auf die Frage „Ich verhalte mich gegenüber rechten Bands folgendermaßen“ mit einem genügsamen „Ich ignoriere sie“ antworten (76%). Lediglich 5% tätigten Aussagen wie „Ich setzte mich mit ihr auseinander und versuche andere darüber aufzuklären“ oder „Ich demonstriere gegen sie“. Wenn wir schon selbstgefällig versuchen, das braune Elend aus unserer Szene wegzuignorieren, dann erwarten wir im Gegenzug gefälligst von Unternehmen, die an Konzerten und Festivals beteiligt sind, etwas gegen sie zu tun. Diesen Schandfleck muss das berühmte „man“ doch aus unserer Mitte entfernen. Wir kaufen die Produkte der Sponsoren nicht mehr (37%) und stellen sie aktiv – ja, hier können dann doch Emails geschrieben werden! (33%) – zur Rede. Allerdings sind auch die Sponsoren einem Teil unserer Community schnuppe (24%). Da trifft es sich gut, dass wir der Meinung sind, dass Protest gegen rechte Bands eine Bürgerpflicht (48%) bzw. für alle Hardcore-Fans Pflicht ist (33%). Wer jetzt aber diesen Protest aktiv zu gestalten hat, das wäre eine weitere spannende Frage. Der Fan an sich hat sich uns eher passiv präsentiert. Hinzu kommt, dass über 20 Prozent den Protest als mehr oder minder sinnlos wahrnehmen. Wenn wir uns in Halb-Lethargie vor der Bühne umdrehen, um uns das fünfte Bier zu kaufen, wenn die Rechten kommen, es draußen genüss-

lich schlürfen und dabei möglichst erfolgreich so tun, als ob es das braune Geseier drinnen nicht gäbe, dann liegt das vielleicht daran, dass sie uns nicht genug aufregen. Dabei erkennen wir die Gefahren von Rechts, dass sie Musik als Propagandamittel für ihr menschenverachtendes Gedankengut missbraucht und mit ihr auf Nachwuchsfang geht. Ein User sagt, dass diese Bands „einfach nur indiskutabel“ sind. Warum also dann dieser aktionslose Aktionismus? Dieses Oxymoron findet sich auch in der Beantwortung der Frage „Meinungsfreiheit“ wieder. Wie eingangs gesagt, ist das Verbot rechter Parteien eine Einschränkung der Demokratie. Wir leben frei, wir sind offen, wir haben eine eigene Meinung. Der Pulsschlag einer jeden demokratischen Gesellschaft ist die Meinung. Und zwar nicht die eine Meinung, sondern das bunte Durcheinander vieler Positionen und die Chance eines jeden, eine Wahl treffen zu dürfen aus diesem Pluralismus. Dies gilt nicht nur für Parteien, Demokratie ist der Grundwert unserer Gesellschaft und gerade wir, als (mehr oder minder) Subkultur, profitieren von ihr. Keiner hat das Recht, uns den Mund zu verbieten, das wäre ja noch schöner, wenn wir Songs für die Freiheit singen und dann sagt uns einer, dass das politisch nicht geht. Aber irgendwann ist Schluss, sagen wir, und zwar genau ab rechts. 67 Prozent unserer User finden, dass die Meinungsfreiheit eingeschränkt werden muss, wenn rechte Inhalte propagiert werden. Grundrechte sollen eingeschränkt werden, weil uns etwas nicht in den Kram passt. Eine schwierige Position für eine Community, die sich selbst gerne die Orden Offenheit und Unangepasstheit verleiht. Wie in der Politik ist es auch in der Gesellschaft fragwürdig, Meinungen zu verbieten, die schwierig sind. Demokratie ist die Herrschaft der Mehrheit, und diese Mehrheit muss in der Lage sein, solche Splitterbomben der Rechten auszuhalten. Alle, die links von rechts stehen, sind dazu angehalten, alle anderen auf ihre Seite zu ziehen, wie weit, ist jedem selbst überlassen. Es ist zu einfach, Rechts zu verbieten, abgesehen davon, dass das sowieso nicht geht. Es ist zu einfach zu sagen „man muss“ und „das geht nicht“. Wir sind eine junge und energiegeladene Szene, wäre es nicht Zeit dafür von einer Front gegen Rechts zu träumen und sie wirklich zu sein? Oder zerbirst unser Traum in tausende Scherben, weil der Protest sinnlos ist? Tanja Kroll


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Argentinien und Peru

Hard- und Metalcore Szene in Südamerika Bands aus Südamerika sind in Europa eher unbekannt. Eine der wenigen Bands, die auch in Europa einen größeren Bekanntheitsgrad erreichen konnte, ist die Hardcore-Punk-Band Nueva Ética aus Buenos Aires. 2007 tourte die Gruppe durch Europa und spielte einige Shows mit Death Before Dishonor. Auch trat das Septett auf dem Ieper Hardcore Fest in Belgien auf. Organisiert wurde diese Tournee von Avocado Booking um Markus Walzl. Eine weitere bekannte Gruppe war A.N.I.M.A.L., welche sich im Jahr 2006 auflöste und zuvor mit ihren Texten auf den unwürdigen Umgang der Bevölkerung gegenüber den Indigenen Völker aufmerksam zu machen versuchte. Auch Carajo aus Argentinien konnten sich zumindest in lateinamerikanischen Ländern einen Namen machen. Nicht umsonst wurde das Trio bereits bei den MTV Video Music Awards Latinoamérica nominiert. Wichtige Labels sind unter anderem Pinhead Records, Avalancha Producciones, Inmune Records und Vegan Records. Letztere Plattenfirma hat hauptsächlich Hardcore-Punk-Bands im Roster, deren Musiker eine vegane Lebenseinstellung an den Tag legen und Straight-Edge leben. Aber auch die Metalcore-Bands Dar Sangre und En Nuestros Corazones stehen derzeit bei Vegan Records unter Vertrag. Der argentinische Punkmusiker Julian Davala (u.a. für Sudarshana aktiv) veröffentlichte 2009 ein Buch, welches sich hauptsächlich die Geschichte der Hardcore-Punk-Szene in Buenos Aires aufgreift. Dieses heißt Buenos Aires Hardcore. Auch erschienen bisher zwei Dokumentarfilme: Buenos Aires Hardcore Punk (2008) und Buenos Aires Hardcore (El Documental) im Jahr 2011. Das Buch und die beiden Dokumentationen sind in spanischer Sprache verfasst. Die Filme sind bei Vimeo bzw. Youtube abrufbar. Die Geschichte des Hardcore-Punk in der Szene in Buenos Aires entwickelte sich in den späten 1980er-Jahren. Zu den ersten Bands der dortigen Szene gehörten Fun People, Dople Fuerza und No Demuestra Interes. Erstere schaffte es aber, sich mit der Zeit von der Szene zu lösen. Zu Anfangszeiten der Szene vermischten die Musiker Elemente des Punk und Metal miteinander. Manchmal fanden sich auch Einschü-

be aus dem HipHop wieder. Viele Musiker des Buenos Aires Hardcore vertreten außerdem den Straight-Edge-Lebensstil und verarbeiten dessen Inhalte in deren Texten. Vor allem in Südamerika und Europa finden diese „StraightEdge“-Bands immer größer werdende Annerkennung. Die Musiker aus dem Buenos Aires Hardcore wurden größtenteils von den Gruppen der New Yorker Schule wie Agnostic Front, Madball oder auch Sick of it All beeinflusst. In Peru lassen sich die Wurzeln des Punks sogar bis in die 1960er-Jahre nachverfolgen. Die in Lima gegründete Band Los Saicos gilt als Pionier in der peruanischen Punkszene, auch wenn die Gruppe – die insgesamt zwei Jahre bestand (1964-1966) kein einziges Album auf dem Markt gebracht hat. 2006 gab die Gruppe mehrere Konzerte, darunter in Spanien und Argentinien. 2012 wurde sogar ein Dokumentarfilm über die Band unter dem Titel SAICOMANIA veröffentlicht, welcher käuflich zu erwerben ist. Aber nicht nur in Argentinien hat sich bereits eine ausgedehnte Szene etabliert. Auch in anderen Ländern Südamerikas, vor allem in Peru, Chile und Brasilien, existiert bereits eine größere Szene. Bands wie Admira mi Desastre, Cenizas, Sophia the Ocean und Incomerose (allesamt aus Chile), sowie Ponto Nulo No Céu, Still x Strong, Bayside Kings und Gloria (allesamt Brasilien), Alhambre, Conflicto Urbano, und Blessing Lies sind hier zu nennen. Gloria aus Brasilien konnte sich sogar mehrfach in den heimischen Single-Charts positionieren. Die meisten Bands in Südamerika schreiben ihre Texte in der eigenen Landessprache, Spanisch bzw. Portugiesisch (in Brasilien), um eine größere Zuhörerschaft erreichen zu können. Eine der wenigen Bands, die englischsprachige Songtexte verwenden, sind Here Comes the Kraken aus Aguascalientes in Mexiko, sowie Bayside Kings und Still x Strong (bilingual) aus Brasilien oder auch Blessing Lies aus Lima, Peru. Allerdings konnten sich nur Here Comes the Kraken von den genannten Bands einen größeren Namen machen. Die Gruppe spielte bereits auf der Warped Tour (2010), zwei Europa-Tourneen und


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auf dem Summerblast Festival 2010 in Trier gemeinsam mit Gruppen wie Annotations of an Autopsy, Bleed from Within und Suffokate. Zuletzt tourten Here Comes the Kraken im Februar 2013 gemeinsam mit Martyr Defiled durch Europa. Allerdings touren auch andere und unbekanntere Bands aus Südamerika in Europa, so wie Mostomalta aus Mendoza in Argentinien, welche 2013 sogar auf dem Ieper Hardcore Fest und dem Resurrection Fest in Spanien (zwei große Hardcore- bzw. Punkfestivals) zu sehen waren. Eine mehrmonatige Europa-Konzertreise unternahmen auch En Mi Defensa aus Chile. In Argentinien zählen heute Gruppen wie DENY, Melian, Oliver, Valor Interior und Mi Ultima Solucion zu den bekanntesten Vertretern des moderen Hardcore. Sie genießen nicht nur in ihrem Heimatland einen hohen Bekanntheitsgrad, sondern auch in anderen Staaten Lateinamerikas. DENY tourte bereits sogar in Chile und Uruguay. Im Oktober 2013 sollte die Band aus dem Norden Buenos Aires´ erstmals im brasilianischen Sao Paulo auf dem Sampa Music Festival auftreten. Valor Interior spielte sogar in Kolumbien, Melian in Peru, während die anderen Gruppen lediglich in Argentinien zu sehen waren. „Core“-Bands aus Südamerika: EN NUESTROS CORAZONES (Post-Hardcore, Buenos Aires): Gegründet im Jahr 2010, besteht die Band aus Julio Bellver, Tobias Gomez Antolini, Federico Ramirez, Mauro Castro und Ariel Menta. Ihr Debütalbum „Un niño murió aquella noche“ erschien im Oktober 2012 via Vegan Records. Produzent war Javier Casas. Anspieltipps: „Pesadillas“, „Serpiente“ und „Entre las Sombras“ VALOR INTERIOR (Emocore, Post-Hardcore, Buenos Aires): Die Gruppe wurde 2005 gegründet und hat bisher ein Album, eine EP und eine LiveDVD veröffentlicht. Valor Interior spielten bereits mit Underoath und The Almost und waren auch im Ausland auf Tour. Die Bandmitglieder sind gläubige Christen, was sich des Öfteren in ihren Songtexten widerspiegelt. Anspieltipps: „Atado a Tu Amor“, „Abriendo Cielos“, „Oceano“ DAR SANGRE (Deathcore, Metalcore, Buenos Aires): Das Quintett besteht seit 2004 und steht derzeit bei Vegan Records unter Vertrag. Zur Diskografie gehören zwei Alben und eine DemoEP. Das letztere Album, „Imperios Por Derrumbar“ (2011), wurde von Javier Casas produziert und fürs Mastering verantwortlich war Tue Madsen (u.a. Sick Of It All, The Haunted und Dark

Tranquility). In Europa wird das Album über das französische Label Useless Pride Records (u.a. Alea Jacta Est) vertrieben. Die Gruppe spielte bereits mit Throwdown, Comeback Kid und Hatebreed. Anspieltipp: „Regreso“ CORALIES (Metalcore, Caballito): Das Sextett wurde 2008 in Caballito, Buenos Aires gegründet. Ihr Debütalbum erschien 2012 und heißt „MMXII“. Es folgte eine Tour, die durch Argentinien, Chile und Uruguay führte. Außerdem war Coralies bereits Vorgruppe für Bring Me the Horizon, Parkway Drive, Whitechapel und Architects. Anspieltipp: „Mi Valor contra Medusa“ PONTO NULO NO CÉU (Metalcore, Gravataí): Ponto Nulo no Céu (PNNC) ist eine 2007 gegründete Metalcore-Band, die ihre Musik mit Einflüssen aus dem Alternative Metal und dem Nu-Metal mischt. Bisher erschien mit „Brilho Cego“ ein komplettes Album, das in Eigenregie aufgenommen wurde. Die Musiker gaben bereits FernsehInterviews mit großen Fernsehsendern wie Rede Globo. Die Gruppe tourte durch Brasilien und spielte als Local-Support für Less Than Jake und Belvedere. Anspieltipps: „Clarao“, „Existenca Seca“ INCOMAROSE (Post-Hardcore, Santiago de Chile): Incomarose (Eigenschreibweise: INCOMAROSE) ist eine chilenische Post-Hardcore-Band aus Santiago de Chile, der Hauptstadt des Landes. Vergleichen lässt sich die Musik der Gruppe mit Asking Alexandria und Miss May I. Bisher veröffentlichte die Gruppe zwei EPs in Eigenregie. Anspieltipp: „Define La Mentira“ VESTRA (Hardcore-Punk, Bogota): Vestra (Eigenschreibweise: VESTRA) ist eine kolumbianische Hardcore-Punk-Band. Ihre erste EP „Interior|Exterior“ erschien Mitte 2012 über Towers of Acre (Kolumbien) und Vegan Records (Argentinien). Anspieltipp: „Reflejo“ CLAY (Metalcore, Buenos Aires): Clay (Eigenschreibweise: CLAY) ist eine Alternative-MetalBand, deren Musik vom Metalcore beeinflusst wird. Inzwischen hat die Gruppe zwei Alben in Eigenproduktion veröffentlicht. Als Opener spielte CLAY bereits für Killswitch Engage, Dis-


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turbed, Trivium und DragonForce. Die Musiker sind außerdem in national bekannten Nebenprojekten aktiv, darunter Plan 4. Anspieltipps: „ZOA“, „Hit Me“ MI ULTIMA SOLUCIÓN (Post-Hardcore, Buenos Aires): Mi Última Solución ist eine Post-Hardcore-Band aus Buenos Aires. Ihr Debütalbum „En Cada Caida“ erschien im Dezember 2012 über Pinehead Records. Produzent war wiederum Javier Casas. Die Gruppe war bereits Opener für Bands wie Memphis May Fire. Ihre Musik erinnert etwas an Her Bright Skies aus Schweden. Anspieltipp: „Aguas Negras“ SUBLIMINAL (Metalcore, Punta del Este): Subliminal ist eine 2010 gegründete Metalcore-Band aus Uruguay bestehend aus Fernando Odella (Gitarre, Gesang), César Corrales (Gitarre, Backgroundgesang), Marcelo Ramón (Bassgitarre, Backgroundgesang) und Lucas Silva (Schlagzeug, Backgroundgesang). Die Debüt-EP „Lo Que Creaste“ („Was du erschaffen hast“) erschien im Dezember 2012. Die Band spielte bisher auf regionaler Ebene und war im bereits Support von DENY in Punta del Este und Montevideo. Anspieltipp: „Lo Que Creaste“

Labels: Entes Anomicos (Peru) Fast Kids Crew (Peru) SP Discos (Peru) Seven Eight Life Recordings (Brasilien) Hearts Bleed Blue Records (Brasilien) Vegan Records (Argentinien) Avalancha Producciones (Argentinien) Firme y Alerta (Argentinien) Inmune Records (Argentinien) Pinhead Records (Argentinien) Inglory Records (Argentinien) Towers of Acre (Kolumbien)

Weitere Bands: Everyone Likes Cathleen (Metalcore, Mexiko) Masquerade Alhambre (Hardcore-Punk, Perú) Hasta Morir Mil Caras (Hardcore-Punk, Argentinien) Nunca Mas Martír (Hardcore-Punk, Chile) Tres Reflection (Hardcore-Punk, Peru) Lo Que Puedes Dar Polybius (Trancecore, Argentinien) El Fin de los Mares Still X Strong (Hardcore-Punk, Brasilien) Marked Till Death Melian (Screamo, Argentinien) Anatomia de un corazón roto All For Love (Post-Hardcore, Argentinien) El Grito de los Debiles Alas Suicidas (Deathcore, Argentinien) Labirintos (de tu ser) Biocore (Deathcore, Perú [inzwischen aufgelöst]) More Break Down Sublevels (Grindcore, Argentinien) Neurofagos Bayside Kings (Hardcore, Brasilien) Living Dead Inside Conflicto Urbanos (Hardcore, Peru) Una Rázon Grito (Hardcore, Kolumbien) Reacción Jan Brauer


Jahresrückblick 61

Das Jahr 2013

Outspoken Jahresrückblick: 2013 Wenn man an das Jahr 2013 zurück denkt, dann kommt es einem vor, als wäre es aus musikalischer Sicht mehr als durchwachsen gewesen. Viel ist nicht in Erinnerung geblieben und dennoch, es gab sie, diese Perlen, die oftmals versteckt blieben, einen aber doch völlig aus den Socken gehauen haben. Ein Teil der Redaktion hat sich bereit erklärt, das letzte Jahr Revue passieren zu lassen und das sieht so aus: Matthias Künzel: Beste Platte 2013: Diese Frage ist immer schwer, denn ich betrachte eine Platte immer aus vielen Blickwinkeln. Unter anderem, was für ein Budget hat der Künstler und wie viel Erfahrung hat derjenige, der hinter dem Werk steckt. Neue Bands schreiben oft ganz anders, als erfahrene Bands und die Qualität hat viel mit Geld zu tun, denn durch Geld gibt es besseres Equipment, bessere Aufnahmemöglichkeiten und so weiter und so fort. Aber nun gut. Die beste Platte 2013 ist von Bring Me The Horizon, denn dort wurde mit viel Liebe zum Detail eine Art Gesamtkunstwerk geschaffen, das viele musikalische Elemente enthält und sich deutlich von den Werken zuvor abhebt. Wenn man den Hype und die Ode an Olli Sykes beiseite lässt, kann man durchaus Gefallen an dieser Platte finden. Verheißungsvollster Newcomer 2013: Ich habe keinen gefunden, bei dem ich sagen könnte, dass dieser es schafft, den Absprung zu bekommen, weil die Musik so einzigartig ist oder, weil sie etwas geschaffen haben, was es vorher noch nicht gab. Aber eine Band, die durch viel Leistung und Bereitschaft zur absoluten Hingabe jetzt eine echte Chance hat: Vitja aus Münster. Die gibt es seit ca. einem Jahr und sie haben es geschafft, durch das Jahr 2013 zu touren, mit diversen Festivalauftritten und einem sehr guten Album. Natürlich geschah das nicht alles ohne Vitamin B, aber verdient. Denn die Menschen, die hinter dem Projekt stecken, haben alle lange Banderfahrung und das Organisieren von Shows, viel Arbeit und Fleiß hat sich durchaus ausgezahlt, um jetzt dort zu stehen wo sie nun sind.

Enttäuschung 2013: Die größte Enttäuschung für mich war die Band Asking Alexandria. Die Befürwortung von harten Drogen und die Art und Weise sind für mich einfach nur enttäuschend – soviel sei gesagt. Beste Show 2013: Ganz klar, die Radau gegen HIV Show kurz vor dem Jahreswechsel in Münster – Svffer, Amenra und War From A Harlots Mouth. Gerade Svffer und Amenra haben mich vom buchstäblichen Hocker gehauen. Amenra, konnte ich das erste Mal bewusst erleben, vorher war es mir verwehrt geblieben, sie auf Platte oder live zu hören. Aber es war einfach ein großartiger Abend. Mit gutem Sound, toller Atmosphäre, lieben netten Menschen und das auch noch für eine gute Sache. Fazit 2013: 2013 war für mich ein Jahr der Neuanfänge. Ich habe meine Arbeit bei Outspoken begonnen. Ich bin nach Münster gezogen. Habe viele neue Menschen durch das Besuchen von zahlreichen Shows kennengelernt. Besonders muss ich noch die Band Kalypso erwähnen, die mir eine wunderbare EP geschickt hat, die ich immer noch rauf und runter hören kann. Meinen Musikgeschmack durfte ich auch um einiges erweitern und es tat einfach gut, wieder unter Bands zu sein, vor Ort mit den Menschen zu reden und der Szene etwas zurück zu geben. Ich möchte mich da auch bei einigen Menschen bedanken, die mir die Möglichkeit bzw. den Mut zum Schreiben gegeben haben: Meine Freundin Ayleen, ohne dich würde ich mich, glaube ich, manchmal nicht aus dem Haus trauen. Alex, der mir immer auf die Finger schaut und mir hilft, wo er kann. Yves, der gerne und alles hasst und mir so immer wieder die kritische Seite der Welt zeigt und meiner Schwester Melanie, die mir immer Mut für meine neuen Ideen gibt. Natürlich möchte auch all den Bands danken, die mir ihre Werke und ihre Zeit zur Verfügung gestellt haben, sowie meinen Freunden, die immer wieder die Geduld für mich haben, mich so zu nehmen wie ich bin.


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Nick Zatko: Beste Platte 2013 Light Your Anchor - Hopesick Defeater - Bastards This Concept - Foundations Seasons In Wreckage - Perspectives Showyourteeth - Differ Verheißungsvollster Newcomer 2013 Inside The Hail This Concept Enttäuschung 2013 A Day To Remember - Common Courtesey Die österreichische Nationalratswahl Überraschung 2013 The Haverbrook Disaster, sowohl musikalisch (Weather The World), als auch live (Europa Tour mit Stick To Your Guns) Beste Show 2013 Being As An Ocean/The Elijah/Capsize in der Arena in Wien - war eine echt emotionale Angelegenheit Allgemeines Fazit 2013 Sehr gutes Jahr, viele gute Platten, super Konzerte, Schule war auch ganz in Ordnung, coole Leute kennengelernt, kaum Enttäuschungen... Nur der Weltfrieden hat ein wenig gefehlt.

Marc Köhler: Beste Platte 2013 Jungbluth - Part Ache Lord Snow - Solitude Doomina - Beauty Verheissungsvollster Newcomer 2013 Lord Snow Doomina Enttäuschung 2013 Black Flag Überraschung 2013 Und wieder: Lord Snow Pelican Allgemeines Fazit 2013 Es war das mieseste Jahr seit Langem, wobei ein paar positive Sachen passiert sind, die die miesen Sachen aber leider nicht aufwiegen können...

Yves Loridan: Beste Platte 2013: 2013 gab‘s so viel Gutes. Vorne mit bei ganz klar Wild Light von 65daysofstatic. Die lief auf meinem Teller bestimmt Tage lang, wenn man mal die Stunden zusammen rechnet. Dann auf jeden Fall noch You, Me And The Violence von Birds in Row und Consequences von The Rode Idiot Engine. Verheißungsvollster Newcomer 2013: Ganz klar Svffer. War zur Releaseshow in der Baracke. Alter Vatter. Bomben Sache. Von denen wird noch viel kommen. Und wenn man sich mal ansieht, wie (viel) die grade unterwegs sind. Das wird was! Enttäuschung 2013: Das neue O‘Brother Album. Garden Window war ne richtig schöne Scheibe, die ich gerne und oft höre. Aber Disillusion brachte ja nichtmal ansatzweise Spaß in meine Gehörgänge. Überraschung 2013: Auf Umwegen kommt man irgendwie doch immer am Ziel an. Musikalisch voll und ganz. Ich hätte nie gedacht, dass ich irgendwann mal zu Black Metal und Crust finden werde. Beste Show 2013: Dürfte - glaube ich - im August Birds in Row, Jungbluth und Duesenjäger in der Baracke gewesen sein. Was hat das geschallt. Was waren die Menschen gut drauf. Was hab ich geschwitzt. Wahnsinn! Allgemeines Fazit 2013: War ein gutes Jahr. Viele neue Bands entdeckt, viele Bands gesehen, wenn auch doch zu wenig. Der Affenjunge darf nun endlich mit Fug und Recht so genannt werden. Eine Menge toller Menschen kennengelernt. Es endlich mal wieder geschafft, wenn auch nur kurz, aus Deutschland raus zu kommen. Einen mega guten Job gefunden. Grandios das Ganze! Wie man es dreht und wendet, für jeden war irgendwie doch immer etwas dabei. Natürlich gab es noch mehr Highlights für die Redakteure. Eike zählte noch Nicolas Jaar, Cult Of Luna und The Psyke Project auf, während Jan - im Gegensatz zu Matthias - Asking Alexandria, aber auch Landscapes und Dream On, Dreamer abfeierte. Alles in allem also eine recht bunte Mischung, für die auch diese Ausgabe und noch viele weitere stehen sollen. Wir freuen uns auf 2014 und darauf, was die Musiklandschaft für uns bereit hält. In diesem Sinne: Auf ein Neues. Outspoken Redaktion 2014


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