dort liegt anscheinend die Inspiration. In den unteren Ebenen der Welt. Je nĂ€her du den feurigen Kreisen der Hölle bist, desto gröĂer ist die Inspiration. Wenn ich mir einen Song wie âIn sinful secrecyâ anhöre, gibt es da eine fast schon fröhliche Melodie im Hintergrund. Wie spielt da die Vierspurmaschine mit rein? Legst du Schicht auf Schicht, bis der Track sich vollstĂ€ndig anfĂŒhlt, oder sind diese Spuren schon von Anfang an in deinem Kopf? Ich mache das so, wenn ich ins Studio gehe: Im Keller schreibe ich nur EntwĂŒrfe. Da gibt es nur zwei Gitarren auf den Demos. Auf einer Spur ist das Schlagzeug, auf einer der Bass und auf zweien die Gitarren. Demos fĂŒr den Gesang nehme ich nie auf. Die kommen das erste Mal beim Aufnehmen des Albums hinzu. Gerade hier möchte ich die Sache spontan halten. Bei meinem Gesangsstil wĂŒrde es sich sonst zu ausgereift und durchdacht anhören. Wenn meine Stimme mehr Melodien singen wĂŒrde, mĂŒsste ich wohl an am Gesang arbeiten, so aber haue ich ihn einfach raus. So kommen die Lieder zustande.
JE NĂHER DU DEN FEURIGEN KREISEN DER HĂLLE BIST, DESTO GRĂSSER IST DIE INSPIRATION.
MIDNIGHT
Foto: Hannah Verbeuren
DER HĂLLE GANZ NAH. Gerade wollten MIDNIGHT mit ihrem letzten Album âRebirth By Blasphemyâ live so richtig durchstarten, da fiel den Amerikanern kurzerhand die Pandemie auf die FĂŒĂe. Nun gibt es mit âLet There Be Witcheryâ eben das fĂŒnfte Album von Athenars Kellerprojekt.
A
thenar, wo bleibt die Seven-Inch mit der Wegwerf-B-Seite? Ich bin ein groĂer Fan dieser Wegwerflieder. Ich liebe sie. Dabei bin ich mir gar nicht sicher, ob es dieses Mal wieder eine Vinyl-Single geben wird. Ich weiĂ nur, dass wir ein Video zu âSzex witcheryâ drehen werden. AuĂerdem wird die Japan-Pressung meines Wissen nach einen Bonustrack enthalten.
noch nie vorher getan, aber es hat SpaĂ gemacht. Die Umstellung danach war nicht so schlimm. Ich verkaufe ja Drogen, um meinen Lebensunterhalt zu finanzieren, wie die meisten Amerikaner â kleiner Scherz. Es war aber wirklich kein Problem. Ich fĂŒhle mich daheim wohl, ich mag es, hier zu sein. Und in meiner Nachbarschaft sind alle nett.
Nun hast du schon erwĂ€hnt, dass es einen Videoclip geben wird. MIDNIGHT sind mit dem letzten Album zu Metal Blade gewechselt, nachdem ihr jahrelange im Untergrund aktiv ward. Wie sind nun die Erfahrungen nach einem Release auf einem gröĂeren Label? Ihre BemĂŒhungen waren groĂartig, das Problem war eher, dass zu dieser Zeit die Welt nicht mithalten konnte. Metal Blade wissen genau, was sie tun. Es wĂ€re richtig gut gewesen, mit ihrer Power rauszugehen, Shows zu spielen und die Dinge zu tun, die jede dahergelaufene Band tut. Wir hatten dazu leider noch keine Gelegenheit. Vielleicht klappt es ja dieses Mal.
Wenn wir schon bei deinen Nachbarn sind: Haben die sich jemals darĂŒber beschwert, dass du im Keller Krach machst, etwa wenn du neue MIDNIGHTSongs schreibst? Nein, ĂŒberhaupt nicht. Manchmal sind sie sogar zu freundlich. Ich frage mich, ob sie nicht einfach mal normale Arschloch-Nachbarn sein können. WĂ€hrend der Pandemie sind wir aber noch ein StĂŒck zusammengerĂŒckt. Da viele nicht arbeiten waren, haben wir uns oft nachmittags getroffen und so Nachbarschafts-Zeug gemacht. Sie wissen aber, dass ich ein Weirdo bin und ĂŒber den Teufel und Satan singe. Das sind ja alles Leute mit normalen Jobs und gehen in die Kirche.
Bevor es mit dem ganzen Schlamassel losging, wart ihr aber viel unterwegs, sogar auf gröĂeren Touren mit OBITUARY und ABBATH. Wie war es nach dieser Intensivierung des Live-GeschĂ€fts wieder alles herunterzufahren und seine Zeit zu Hause zu verbringen? In dieser Phase haben wir tatsĂ€chlich so viel getourt, wie noch nie zuvor. 2019 haben wir gut siebzig Konzerte gespielt. Das war groĂartig. Das hatten wir
Hast du das kommende Album wieder komplett im Keller geschrieben? Ich hatte vor einiger Zeit mal irgendwo gehört, dass du dein Untergeschoss renovieren wolltest. Nein, die Renovierung fiel flach. Das wĂ€re zu luxuriös geworden. Ich mag das GefĂŒhl von BetonfuĂböden und kahlen WĂ€nden. Aber ansonsten, ja, ist wieder alles im Keller entstanden. Dort steht meine Vierspurmaschine,
Gibtâs im Studio auch nur zwei Gitarrenspuren oder dĂŒrfen es hier mehr Layer sein? Erstmal gibt es nur diese beiden, es ist aber im Studio kinderleicht, noch mehr hinzuzufĂŒgen. Wenn du hier noch einen Einfall hast, kannst du es sehr schnell umsetzen. Du sprachst schon von SpontanitĂ€t. Wie spontan ist die Musik von MIDNIGHT generell? FĂŒr mich hört sie sich nicht sehr geschliffen oder verkopft an. Manchmal ist es wirklich schwer, denn ich bin ja nur eine Person. In einer normalen Band kannst du dich ja noch von der SpontanitĂ€t der anderen mitreiĂen lassen. Wenn du zu viert im Raum bist und einer ein cooles Riff geschrieben hat, wird ein anderer davon inspiriert und baut etwas darauf auf. Plötzlich hast du eine ganze Nummer. Das geht alleine eben nicht. Deshalb nehme ich im Keller alles so schnell wie möglich auf. Ich versuche, nicht darĂŒber nachzudenken. Ich nehme es einfach auf. Erst spĂ€ter, wenn mir vielleicht noch einmal etwas einfĂ€llt, Ă€ndere ich im Studio vielleicht etwas an der Leadgitarre und fĂŒge noch Gesang hinzu. FĂŒr mich ist das aber der einzige Weg, hier die SpontanitĂ€t zu erhalten. Du kokettierst ja gerne mit deinem amateurhaften Umgang mit den Instrumenten. Auf der anderen Seite sind deine handwerklichen FĂ€higkeiten in Sachen Songwriting gehobene Klasse. Fast jeder Track ist ein Hit. Woher kommt das? Das ist ein groĂes Kompliment. Diese Form von Kunst ist ja relativ einfach. Es ist jetzt nichts Hochgestochenes. Aber du musst es gut umsetzen. Ich denke, das kommt daher, wie und wo ich aufgewachsen bin. In einer Arbeiterfamilie in Cleveland. Es ging immer darum, dass man das, was man tut, so gut wie möglich macht. Wenn du eine Reinigungskraft bist, sieh zu, dass du das Klo so sauber wie möglich putzt! So ist das auch in der Musik. Und selbst in den extremsten Songs möchtest du gute Hooks haben. Auch HELLHAMMER haben die. Sie haben Refrains, Riffs und Grooves. Es spricht also meiner Meinung nach nichts dagegen, einen gut funktionierenden Song zu schreiben. Manuel Stein
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