FUZE.92

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THE GHOST INSIDE

Foto: Adam Elmakias

KEEP SWINGING. So gut wie niemand dürfte so krisenerprobt und unzerstörbar sein wie die Band aus L.A. Allem voran vermutlich auch noch ihr Bassist Jim, der Dreh- und Angelpunkt der letzten GHOST INSIDE-Krise war. Aber: „Niemals aufgeben“ ist die Devise, und somit folgt die geballte Positivität in Textform.

I

hr bringt demnächst ein Live-Album raus. Fühlt es sich eher wie eine schöne Erinnerung an, die einen an eine bessere Zukunft glauben lässt, oder ist es eher schlimm, daran erinnert zu werden, dass die guten Zeiten – zumindest vorübergehend – vorbei sind? Die Comeback-Show ist eine tolle Erinnerung! Das war echt der beste Abend in unserem ganzen Leben und es hätte wirklich nicht besser laufen können. Deshalb würde ich sagen, es ist eher eine Erinnerung daran, dass immer Licht am Ende des Tunnels sein wird. Wie du dir gedacht haben wirst, habe ich auf Corona angespielt und die horrende Situation für Künstler und andere Freiberufler in verschiedenen Branchen. Für die meisten von uns ist die Pandemie die Hölle auf Erden. Aber wie ist es bei euch? Ich kann mir keine andere Band vorstellen, die so viel durchmachen musste wie ihr, aber trotzdem niemals aufgegeben hat. Ist die aktuelle Situation für euch überhaupt eine Krise oder einfach nur ein weiteres Hindernis auf dem Weg, das ihr eben einfach überwinden werdet? Die Pandemie ist wirklich einfach nur ein Problem von vielen, und deshalb werden wir auch das überstehen. Wir hatten immerhin das Glück, dieses Jahr ein paar Shows in Amerika spielen zu können, und wir sind optimistisch, dass es 2022 noch mehr werden, so dass wir schlussendlich auch wieder nach Europa und Großbritannien kommen können. Es ist schon viel zu lange her, seit wir das letzte Mal da waren! Zwischen eurem tragischen Autounfall und besagtem Live-Konzert lagen genau 1.333 Tage. Unge-

fähr die Hälfte dieser Zeit haben wir nun in der Pandemie hinter uns gebracht. Habt ihr Angst, dass es noch mal genauso lange dauern wird, bis man wieder zu seinem glücklichen Leben zurückkehren kann? Oder ob es jemals wieder dieses glückliche Leben geben kann? Das ist echt Wahnsinn, wenn man sich vorstellt, dass wir jetzt gerade einmal die Hälfte dieser Zeit hinter uns haben! Das zweite Jahr war wirklich sehr hart für uns, und inzwischen sieht man auch, dass zwei Jahre Pandemie und die damit einhergehende Unsicherheit und Instabilität immer mehr Menschen betreffen. Das ständige Verschieben und doch wieder Absagen ist frustrierend, und es fühlt sich schon manchmal so an, als würde es nie wieder zurück zur Normalität kommen. Alles, was man machen kann, ist sich darauf vorzubereiten, wenn es dann doch irgendwann mal wieder weitergeht, damit man das Beste aus dem machen kann, was sich dann für einen auftut. Wir werden es schaffen, da bin ich mir ganz sicher! Wie hat es sich angefühlt, wieder auf der Bühne zu stehen? Es war unglaublich! Als wir hinter dem Vorhang standen, konnten wir das Publikum sehen. Es war echt magisch, nach so langer Zeit nur noch wenige Minuten davon entfernt zu sein, endlich wieder Musik zu machen und all unsere Freunde und Familien dabei zu haben, damit sie daran teilhaben können. Gab es jemals einen Moment in deinem Leben, in dem du geglaubt hast, du hast vielleicht doch den falschen Weg gewählt und den falschen Beruf ergriffen?

Die Zeit nach dem Unfall war extrem hart. Es hat sich schon so angefühlt, als hätten wir all das nur deshalb durchmachen müssen, weil wir uns dazu entschieden hatten, eine Band zu gründen, und wären wir keine Band, wäre all das nicht passiert. Aber es war die Unterstützung unserer Fans, die uns von solchen Gedanken abgebracht hat. Die ganzen Botschaften über „Only the strong will survive“ und „Keep swinging“ haben es schier unmöglich gemacht, jemals aufzugeben. Hast du einen Ratschlag für andere Künstler, die schwere Zeiten durchmachen, sei es finanziell, durch Gatekeeping, weil sie neu sind und noch keine große Fanbase haben, wenn sie Selbstzweifel plagen ...? Wenn du es liebst, Musik zu machen, dann mach Musik! Es geht nicht um das große Publikum, sondern darum, etwas zu erschaffen, das Menschen miteinander verbindet. Diese Verbindungen werden euch durch schwere Zeiten tragen, denn alle Künstler durchleben schwere Zeiten. Wenn ihr glaubt, ihr seid noch nicht gut genug, dann ist das eure Chance zu wachsen und besser zu werden. Wenn du dir eine andere Epoche der Menschheitsgeschichte aussuchen könntest als die heutige, wann hättest du gerne gelebt? Vielleicht in der Renaissance! Es wäre bestimmt cool, großartige Künstler wie da Vinci oder Michelangelo zu treffen. Aber wir haben es in der Gegenwart auch wirklich gut in der Welt. Mit der modernen Technologie hat man alles, was man braucht, immer griffbereit. Jenny Josefine Schulz 35

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