KILL HER FIRST
Foto: Angela Regenbrecht
VERSCHIEDENE GEMÜTSZUSTÄNDE. Die Songs von KILL HER FIRST unterscheiden sich teils deutlich voneinander. Darin drücken sich die kreative Umtriebigkeit der Berliner:innen zwischen Hardcore und Metalcore, aber auch ihr Anspruch aus, frei von Zwängen und Einschränkungen zu agieren.
D
ie neue MCD „Empty Hands“ weist dennoch eine klare Stoßrichtung auf: „Musikalisch gibt’s auf jeden Fall immer aufs Maul“, weiß Schlagzeuger David. „Was rüberkommen soll, ist die Emotion. Ein cleaner Gesangspart kann bei mir ebenso Gänsehaut erzeugen wie ein plötzlicher Breakdown.“ Gero, eine der beiden Frontfrauen, ergänzt: „Die Gegensätze sind uns wichtig. Ich möchte gern Musik machen, die wie das Leben ist: brutal und stürmisch, aber auch sen-
sibel und voller Hoffnung.“ Musikalisch und textlich gibt es von dem Quintett kontraststarke, abwechslungsreiche und auffällige Kost: „Wir haben uns schon immer schwergetan, uns auf ein musikalisches Genre festzulegen“, erklärt Sängerin Giulia. „Dafür sind wir alle zu verschieden. Es fließen von allen Ideen in das Songwriting ein. In diesem Prozess finden wir oftmals viele kleine Teile, die unabhängig voneinander entstehen, aber am Ende ein Bild ergeben. Ich könnte mir nicht
vorstellen, einen reinen Hardcore- oder einen reinen Metalcore-Song zu schreiben. Das würde uns deutlich schwerer fallen.“ Zur Entstehungsgeschichte von „Empty Hands“ führt David an: „Die vier Songs bilden einen längeren Zeitraum ab, als man annehmen mag. Am Ende stellen sie verschiedene Facetten unserer Gemütszustände dar – auch vor dem Hintergrund der Pandemie. Wir haben, jede:r für sich und auch als Band, etwas gehadert, gesucht und in diesem Zug auch Neues ausprobiert.“ Mit dem Ergebnis sind KILL HER FIRST zufrieden: „Besonders gut gefällt uns tatsächlich der rote Faden der Platte“, äußert sich Frontfrau Gero. „Die vier Songs machen eine Entwicklung durch. Das mit den deutschen Lyrics ist sicherlich der Höhepunkt, denn daran hätten wir bis vor kurzem nie gedacht. Es steht für unsere Offenheit Neuem gegenüber. Textlich sind wir zudem bis zum Kern vorgegangen. Alles ist genau platziert. Nichts wurde dem Zufall überlassen.“ Schlagzeuger David hebt weitere Aspekte hervor: „Unsere Zusammensetzung ist ungewöhnlich – relativ reduzierte Instrumentierung mit zwei gegensätzlichen Stimmen. Die Band wirkt für mich bei den neuen Songs da am stärksten, wo sich alles ergänzt. Oft passieren diese magischen Momente wie von selbst. In meinen dreieinhalb Jahren mit der Band habe ich für mich gelernt, nicht an alten Gewohnheiten festzuhalten. Es muss nicht immer Doublebass sein.“ Am Stück hören muss man „Empty Hands“ übrigens auch nicht: „Für diese EP haben wir es nicht für notwendig erachtet, bei Spotify den Shuffle-Button zu verbieten“, bemerkt David. „Die Tracklist reicht von einem für uns ungewöhnlich direkten und reduzierten Track wie ,This ain’t a cherry-picking party’ bis zu unserem neuesten Song ,Dead between the lines‘, der außerdem die meisten neue Ansätze und Experimente enthält.“ Arne Kupetz
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