REVIEWS
VENOM PRISON Erebos
VENOM PRISON sind nicht ohne Grund eine der am meisten gehypeten Bands der Szene. Der britische Export präsentiert mit „Erebos“ den dritten Longplayer und mit einem ersten Blick auf die Tracks wird klar, an welchen Kanten hier noch einmal die Messer gewetzt wurden: War bereits der Sound der letzten Platte technischer ausgefallen und bot Platz für längere, ausgefeilte Tracks, wurde auf „Erebos“ noch einmal feinjustiert. Stilistisch hat sich die Band ein eigenes Verständnis von modernem Metal, Hardcore und Death Metal erschaffen, stets gespickt von einer Portion Atmosphäre, Groove oder auch Nuancen des Black Metal. Die Varianz fällt direkt bei der Wahl der ersten zwei Singles ins Ohr – „Judges of the underworld“ als ein changierendes Paradestück aus dem Extreme-Metal-Kosmos in tonaler Antithese zu den eingängigen, beinahe postigen Anleihen von „Pain of Oizys“. Erstaunlicherweise wirkt „Erebos“ jedoch keinesfalls wie ein reines Konzeptalbum und überrascht mit brutalen Pit-Aktivatoren wie „Golden apples of the Hesperides“ und Riff-getriebenen Songs wie dem justiz- und systemkritischen Closer „Technologies of death“. Mit scharfsinniger Prosa und konzentrierter Angepissheit stellen VENOM PRISON bereits jetzt einen heißen Anwärter auf eines der Alben des Jahres vor. (Century Media) Sarah Weber
PERSEFONE
ALLEGAEON Damnum
Oh What The Future Holds
When Myth Becomes Memory
Dass der Sound von PERSEFONE extrem ist, wird auch auf „metanoia“ schnell klar. Zwischen wilden Gitarrenriffs, melodischen Soli und vertrackten Rhythmen stellen die Musiker aus Andorra erneut unter Beweis, dass sie Meister auf ihren Instrumenten sind. Mit ihrem Prog-Metal-Sound, den PERSEFONE auf „metanoia“ spielen, knüpfen sie an „Spiritual Migration“ an und zeigen sich von ihrer extremen Seite. Während der Titeltrack das Album mit ätherischen Klängen und einem Gastbeitrag von LEPROUS-Sänger Einar Solberg beginnt, liefert das Albumende den komplexen Dreiteiler „Anabasis“. Tracks wie diese und die Singleauskopplung „Merkabah“ enthalten alle Trademarks, die man von der Band erwarten könnte. Mit „Consciousness (Pt. 3)“ bauen PERSEFONE sogar eine direkte Brücke zu „Spiritual Migration“ und liefern viele kleine Bonbons für Fans, die aufmerksame Ohren haben. Alles in allem ist „metanoia“ ein großartiges Progressive-Metal-Album, das den einzigartigen Sound von PERSEFONE erneut unter Beweis stellt und sich von vielen anderen Genre-Releases abhebt. Ein Grund dafür ist der unkonventionelle Umgang mit Strukturen, während die musikalische Expertise der Band überwältigt. Fans von progressiver Musik werden um dieses Album nicht herumkommen, denn PERSEFONE sind damit bereits jetzt zu einem AOTY-Anwärter avanciert. (Napalm) Rodney Fuchs
Ohne Frage sind die US-Amerikaner eine der spannendsten Formationen im Death-Segment. Wobei: Sind Clean-Refrains wie im furiosen „Of beasts and worms“ da überhaupt erlaubt? Das muss jeder Szene-Polizist am Ende für sich selbst beantworten. Fakt ist: Auch unabhängig von der emotionalen Hintergrundgeschichte (diverse Bandmitglieder mussten den Verlust von ihnen nahestehenden Menschen verarbeiten) kommt „Damnum“ mit ungemeiner Wucht daher. Das sechste Album des Fünfers tänzelt dabei durch nahezu alle Facetten, die extreme Gitarrenmusik so schätzenswert machen: Geboten werden fiese Growls und hämmernde Riffs, aber eben auch versierte Solo-Einlagen, episch-sphärische Exkurse und atemberaubende Griffbrett-Exzesse. Zwischendurch geht es dann sogar auch mal ein wenig thrashig zu Werke („Into embers“) – während Frontmann Riley McShane das rasante Liedgut noch mit seinem beeindruckenden Gesang veredelt. Was „Damnum“ am Ende aber in erster Linie zu so einer überzeugenden Platte macht, ist die Fähigkeit der Band, da, wo andere Truppen sich in dumpfen Gekloppe verlieren, melodisch und dynamisch stets den richtigen Twist zu finden. Was nicht bedeutet, dass hier und da („Saturnine“ – was eine wilde Jagd!) das Gaspedal nicht auch einfach mal konsequent durchgedrückt wird. Richtig, richtig stark! (Metal Blade) Anton Kostudis
Wer die Karriere von FIT FOR AN AUTOPSY verfolgt hat und ihre Veröffentlichungen kennt, weiß um die Tatsache, dass sich die sechsköpfige Gruppe stets auf der Suche nach eigenen Lösungsmustern befindet und nicht an die gemeinhin gängigen Standards hält. Auf diese Art und Weise hat sich die Band aus New Jersey einen respektablen Ruf erarbeitet, den sie mit jedem Album ausbaut. „Oh What The Future Holds“ stellt diesbezüglich keine Ausnahme dar. Der sechste Longplayer der seit 2008 aktiven US-Formation besticht durch verständnisvolle Umsicht und findungsreiches Songwriting. FIT FOR AN AUTOPSY stellen auf die Dramaturgie und die Spannungsbögen ab. Handwerk ist bei ihnen Mittel zum Zweck. Die Ausgestaltung der Tracks erfolgt ohne Scheuklappen und unter Missachtung von Genregrenzen. Den Musikern geht es um die effektvolle, nachdrückliche Überführung ihrer Ideen in Songs. Entsprechend variabel und freigeistig erfolgt die Umsetzung. Dass das Sextett gemeinhin dem Deathcore zugerechnet wird, taugt zur Orientierung. SzeneEnge wird dem furiosen und vielschichtigen „Oh What The Future Holds“ aber nicht gerecht. Da ist so viel mehr, denn FIT FOR AN AUTOPSY treten konsequent vorwärtsgerichtet und wagemutig in Erscheinung. Das (noch) Mehr an Atmosphäre und Kontext steht dem neuen Album glänzend zu Gesicht. Jede:r Fan von modernextremen Death-Metal-Core sollte diese famosen Songs gehört haben. (Nuclear Blast) Arne Kupetz
Dass ROLO TOMASSI sich nach den letzten beiden Alben noch weiter in Richtung Melodie entwickeln würden, sollte niemanden überraschen. Trotzdem ist ihr sechstes Werk weit davon entfernt, berechenbar zu sein, denn bei Eva Korman und ihren Mitstreitern folgt auf Licht weiterhin unmittelbar tiefe Dunkelheit, in Form von Schrei- und/oder NoiseAttacken. Das Wechselbad zwischen laut und leise kann innerhalb eines Songs stattfinden, ein Track wie „Closer“ kann aber auch komplett sphärisch und harmonisch verstreichen und erst das nächste Stück erzeugt den Kontrast. Und wenn ein Riff besonders zermalmend daherkommt, wie zum Beispiel bei „Labyrinthe“, wird man sogar an die DEFTONES erinnert. Was die Band ebenfalls unvorhersehbar macht, ist das Songwriting. Denn es findet sich wenig bis kein Material, dass herkömmlichen Pop-Strukturen entspräche. Und wenn doch, sollte man einfach mal versuchen im 4/4Takt mitzuklatschen. Die Chancen, dass es daneben geht, sind hoch. ROLO TOMASSI liefern einmal wieder ihr bestes Werk ab, denn es interessieren sie weiterhin nur für die eigenen Maximen. Und sie lassen sich auf „When Myth Becomes Memory“ genügend Zeit, dass diese nach eigenen Vorstellungen zum Tragen kommen, auch wenn sie dadurch erneut gewisse Rahmen sprengen. Nicht trotzdem, sondern genau deswegen sind Songs wie „Drip“ einfach der Wahnsinn. (MNRK) Christian Biehl
metanoia
FIT FOR AN AUTOPSY
ROLO TOMASSI
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