MAG AZ I N E F O R S T R E E T W E AR , S NEAKERS AN D S KAT E B OAR D I NG I S S U E
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S U M M E R 1
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FW/2012 www.lifetimecollective.com
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skate.vans.com/halfcab20 4
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B r i g h t XV „Ti me f o r l ivi n ’“ M C A ( RI P )
Hier schon mal das Mikrofon, und nicht vergessen, wir drücken die Skip-Taste dann immer so alle drei, vier Sekunden:
– ja, und während irgendwelche Kids sicher auch in diesem Moment in Disneyland bei Goofy im Arm liegen, wollten wir mit diesem kleinen Medley vor allem eines sagen: Sommer ist’s, und höchste Zeit für die BRIGHT XV! Also: Sit back and enjoy the ride! Viel Spaß mit der neuesten Ausgabe des BRIGHT Magazines! Was euch erwartet auf den kommenden 100+ Seiten? Brands, News, Storys, Interviews, Musik, Fanfaren, Legenden, Lifestyles, Philosophien, Stunts, Blut, Scheiß, Tränen, Biere, Schnapsgläser – und dann noch ein bisschen mehr. Warhol hatte es auf 15 Minuten Fame für jeden abgesehen; von uns aus könnt ihr euch gerne etwas mehr Zeit nehmen mit dem Heft. Und überhaupt: 15 richtig gute Sommerwochen wären uns so oder so lieber.
Little darling, it’s been a long cold lonely winter / I can see clearly now / the rain is gone / The lights are much brighter there / You can forget all your troubles / forget all your cares and go / Hot town, summer in the city / Back of my neck getting dirty and gritty / Have a drink / have a drive / go out and see what you can find / Summer breeze makes me feel fine / Blowing through the jasmine in my mind / Doesn’t seem to be a shadow in the city / Oh, when the sun beats down and burns the tar up on the roof / And your shoes get so hot you wish your tired feet were fire-proof / We’ll all be gone for the summer / We’re on safari to stay / Roll out those lazy, hazy, crazy days of summer / those days of soda and pretzels and beer / Stretched out on a blanket in the sand / Kids of all ages diggin’ Disneyland
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“Relentless X Betonhausen”
“One man’s trash is another man’s treasure”
“My Bright Uniform – Staff Edition”
News / Brands
Vintage Furniture Shops
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“Auf Ollie Level”
“Foreign Mission Control”
“The Contest & Demo Sessions 2012”
Ray Barbee
Mission Workshop
Bright Plaza
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“Color me Bad”
“Never Lost in Translation”
“Don’t put me in a gallery”
Sneaker Shooting
Supreme Store London
Product Shooting
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“The wild and the free”
“Dimitri Coste”
“Have you seen B”
Fashion Shooting
Photo Special
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News / Brands
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Berlin
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Stories
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Decks
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Photo Special
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Bright
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Products
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Standards
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10 New Balance 10 Heimatplanet 11 Chocolate 11 Stüssy / Civilist 12 Plan B 12 Top Dog 14 Sitka / Chris Haslam 16 Undefeated 16 Brixton 16 Ransom 18 Vans 38 Lifetime 38 Globe
40 Adidas Skateboarding 42 Wemoto 43 Betonhausen 108 Filling Pieces 108 Rocksmith 108 The Berrics 109 Reell 110 DC / Danny Way 114 Mission Workshop 115 Turbokolor
23 Interview: Grill-Walker 24 Vintage Furniture Shops
27 Generation 13 28 Berlin Nastiness
52 Supreme Store London – “Never Lost in Translation” 56 Ray Barbee – “The Ollie Equivalent” 70 Koen Mortier – “New Flemish Master”
83 UK Special 88 Stereo Cruiser / Chris Patras
46 Bobby Hundreds 60 Andy Mueller 65 Dimitri Coste
94 Alex Flach 117 Jerry Hsu
20 Have you seen “B” 32 My Bright Uniform 74 Bright Ambassador
92 Bright Plaza 99 All Tomorrows
76 Fashion Shooting – “The wild and the free” 102 Sneaker Shooting – “Color me Badd” 122 Product Shooting – “Don’t put me in a gallery”
06 Editorial
126 Imprint
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127 Brands
NE W
BALANCE
HEIM P L A NET
Text – Nada Carls
Text – Souchak
School’s out for summer Gut zuhören, ihr könnt noch was lernen: Obwohl New Balance Athletic Shoe Inc. ein amerikanisches Label mit Sitz in Boston, Massachusetts, ist, hat der Schuhhersteller seine Wurzeln in Großbritannien und Nordirland, wo die Produktionsanlage in Flimbry, Cumbria, 28.000 Paar Schuhe pro Woche produziert. William J. Riley war erst 33 Jahre alt, als er Europas größte Insel und die neuntgrößte Insel der Welt verließ, um in Boston ein Imperium zu gründen, das jede Saison aufs Neue Sneaker-Prachtstücke mit lustigen Namen wie „Babe out of the Blue Ox Pack“ oder „Ref lective Croc Pack“ herausbringt. Jetzt wissen wir auch endlich, warum sie 2010 den unvergesslichen New Balance 576 „Pub Pack“ kreiert haben, ein Tribut an die britische PubKultur, für das ausschließlich Originalmaterialien wie Stuhlbezüge oder Bar Towels verarbeitet wurden. In diesem Sommer kommt bei New Balance eine jugendfreie Version des 574 heraus, die ein unsterbliches Streetwear-Item würdigt: den Rucksack. Mit einer Range von Farben wie sie in einem gut sortierten Federmäppchen oder bei Nylon eines anständigen Eastpak zu finden sind, ist er für diejenigen unter euch, die gerne an ausgelassene Tage erinnert werden – und genau dort wird euch der New Balance 574 „Back to School“ auch abholen.
Pump It Up! Es fühlt sich mit Sicherheit gut an, wenn OutdoorLieferanten, Design-Enthusiasten und nerdige Gearfreaks gleichermaßen ein Loblied auf dich anstimmen. Denn die Jungs beim in Hamburg ansässigen Heimplanet machen offensichtlich alles richtig mit The Cave, DEM Zelt des 21. Jahrhunderts. Vergesst die Fummelei mit Zeltstangen und Heringen, ihr braucht lediglich eine Luftpumpe, um The Cave in Nullkommanix aufzublasen und eine entspannte Nacht oder ein Mittagsschläfchen in der Wildnis genießen zu können. The Cave bietet Platz für zwei, oder, wenn es ein bisschen intimer zugehen darf, auch für drei Personen (eine größere wie auch kleinere Version sind derzeit in Arbeit). Heimplanets innovative Neuerfindung des klassischen Campingzelts – robust und sturmresistent bis zu beeindruckenden Windgeschwindigkeiten – verspricht eine einfache und intuitive Handhabung. The Cave hat so nicht nur den gesunden Menschenverstand auf seiner Seite - sondern auch einen gewissen Space-Age-Appeal, das es durch eine geodätische Struktur der unterstützenden Außenplane erlangt, eine Reminiszenz an R. Buckminster Fullers visionäre Designs. Die Philosophie, intelligente und zweckmäßige Produkte mit einem guten Look zu kombinieren, findet sich auch in den T-Shirt-Kollektionen von Heimplanet wieder, die unter anderem die Kollabo mit dem baskischen Künstler Fernando Elvira beinhaltet, dessen Shirts allesamt unter dem Siegel „Fair Wear Foundation – Ethical Trade and Justice for workers“ produziert wurden.
www.newbalance.de
www.heimatplanet.com
STÜ S S Y
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C I V ILI S T
A
C HO C OL A TE Text – Renko Heuer Tres Choc „Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen; man weiß nie, was man bekommt“, hat einst ein geistig leicht beschränkter Kerl vor laufenden Kameras behauptet, wobei er natürlich nicht an die Leckereien aus dem Hause Chocolate gedacht haben kann, denn die Marke ging erst 1994 an den Start, als der Film schon abgedreht war. Auch sonst lag er natürlich daneben mit seinem schlauen Spruch: Jedes Kind weiß schließlich, dass die nächste Nummer von Chocolate den Herbst definieren und dominieren wird, immerhin reden wir hier vom nächsten Full-Length-Video von Chocolate UND Girl Skateboards, das im November Premiere feiern soll. Das unter der Regie von Ty Evans, Spike Jonze und Cory Weincheque entstandene Filmchen besticht mit einer ultralangen Protagonistenliste, die sich so krass liest, dass sie eher wie ein episches Langgedicht mit 104 Rollen als Fundament anmutet, wie ein viel gerühmtes und längst legendäres Versmonstrum mit Gaps und Stufen und Rails und noch mehr Raum für Schweinereien: Alvarez, B. A nderson, K. A nderson, Berle, Biebel, Brenes, Calloway, Capaldi, Carroll, Castillo, Eldridge, Fernandez, Howard, Iannucci, Johnson, Kennedy, Koston, Malto, Mariano, McCrank, Olson, Pappalardo, Perez, Roberts, Tershy, Wilson. Noch Fragen? 26 Typen, zwei Firmen, ein Video, und ein Titel, der mit „Pretty Sweet“ schon alles sagt – insofern steht also fest, was das Highlight diesen Herbst sein wird... Allerdings lag unser Mr. Schlauer-Spruch mit seinem Schokopralinenorakel gleich noch einmal daneben, denn wir wissen natürlich noch mehr über das Leben und seine Höhepunkte: Um uns die Wartezeit bis November zu verkürzen, wird Evan Hecox, seit mehr als einem Jahrzehnt für die Graphics der Company verantwortlich, schon im Juli eine angenehm unaufgeregte Kollektion für Chocolate auf den Markt bringen. Vom klassischen Workwear-Look inspiriert, gibt’s in der Evan Hecox Design Edition zum Beispiel den Hecox Label Trucker Hat, eine so genannte Station Jacket, und natürlich die passenden Work Pants, die selbst an denjenigen Typen gut aussehen, die genau das tun, was Mr. Hecox seine eigenen Ausstellungseröffnungen so verhasst macht: „Ich mag keine überfüllten Galerien, in denen die Gäste allesamt mit dem Rücken zu den Bildern herumstehen.“
Text – Renko Heuer Foto – Konstantin E.K. Auf eine Nummer wie diese haben wir insgeheim schon seit Ewigkeiten gewartet, denn hier passt mal wirklich alles perfekt zusammen: Also, die Torstraße, die in Berlin natürlich (gibt ja auch eine Filderstadt, Leverkusen und anderswo), die kennt vom Hörensagen oder Shoppen oder Ausgehen inzwischen wohl so ziemlich jeder. (Und das Wort Bowery haben ja auch die meisten schon mal gehört, oder?) Auch die in dieser Region befindlichen Shops Civilist und Firmament dürften vielen Leuten inzwischen ein Begriff sein. Und dann wäre da noch so eine Marke aus Laguna Beach, die zwar kein hiesiges Gewächs ist, wie es die Strandherkunft schon verrät, gleichwohl aber Umlaute verwendet: Stüssy. So, nun einfach alles zusammenrechnen, und schon landen wir bei einem wasserdichten Ergebnis, das von Juli bis Dezember für jede Menge Highlights in Berlin sorgen dürfte: Über 20 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer wird in Mitte der Stüssy Berlin Chapter Pop-Up Store seine Pforten öffnen. Und diese wie gesagt auch erst zum Jahresende wieder schließen. Die Eröffnungsparty des einzigartigen Temporary-Store-Konzepts findet während der BRIGHT am 4. Juli in der Brunnenstraße statt. Neben der aktuellen Sommerkollektion aus dem Hause Stüssy und etlichen exklusiven Kollaborationen werden dort auch die Werke des International Stüssy Tribe zu sehen sein sowie Fotos aus der Zeit des einstigen Stüssy Berlin Chapter von cirka 1989. Ab ins alte Berlin also, und unbedingt die Party am Unabhängigkeitstag notieren! Stussy Pop Up Store – Berlin Chapter Brunnenstrasse 13 10119 Berlin
www.chocolateskateboards.com 11
Plan
B
Text – Renko Heuer Unquestionable Wäre natürlich nicht ganz unpassend gewesen, wenn Plan B ihr neues Video schon in diesem Jahr veröffentlicht hätten – immerhin ist es genau 20 Jahre her, dass ein gewisses, viel kopiertes VHS-Tape mit der Aufschrift „Questionable“ den rollenden Teil der Welt für immer verändern sollte. Auf unsere Nachfrage bei der im kalifornischen Irvine ansässigen Firma erfuhren wir jedoch immerhin, dass sämtliche Teamfahrer derzeit schwer damit beschäftigt sind, jede Menge Footage für den nächsten Rundumschlag zu filmen; der Release sei für 2013 angepeilt. Schon zuvor gibt’s die neuesten Hardgoods, genauer die Era Series, eine brandneue Deck-Kollektion, natürlich basierend auf der Pro. Spec-Technologie, wobei es zu jedem Board auch die farblich passende Snap-Back-Cap von New Era gibt, so dass ab sofort also folgendes Szenario vorstellbar wäre: Das orange-schwarze Board mit der orange-schwarzen Mütze wählen, Restklamotten auch farblich anpassen (Daddys Hollandtrikot z.B.), dazu einen Sonnenuntergangshimmel suchen und viel schwarzen Asphalt vor einer schwarzen Wand, und schon sehen deine Lines bis ins letzte Detail farblich durchdekliniert und stimmig aus – ungefähr wie eine f lippende Hummel im Abendlicht. Die daraus resultierende ultimative Coolness verlangt paradoxerweise nach Abkühlung, doch auch die gibt’s von Plan B: In Form der neuen Coolmax Performance Denims. www.planbskateboards.com
T o pd o g
S U P P LIE S
Text – Renko Heuer Topdog / Underdog Topdog Supplies sind zwar momentan noch in Underdog-Warteposition, aber das wird sich ganz schnell ändern, denn Danny Sommerfeld, also „Deutschlands stylischster Skateboarder“ (Limited Magazine) und seine Dogs /Mannen (B. Wessler & E. Mirbach) sind dermaßen on-point und motiviert, dass selbst die gute alte garment renaissance vom Wu-Tang Clan der Neunziger gegen ihre Pläne wie heiße am Leib getragene Luft wirkt. Dannys Mission ab nächstem Jahr? Die perfekte Hose auf den Markt zu bringen. Und zwar inspiriert vom ästhetischen Spannungsfeld zwischen „East-Coast-Skateboarding, Schwarz-weiß-Fotografie, subkultureller Szenecodierung und wenig dezenter GangVerherrlichung“, wie die Selbstdefinition verrät. Top! Was noch? Neben „Classic Five Pockets mit viel Stretch und dezenten Logos, begleitet durch Chinos und Shorts, alles in dezenten Colorways und Relaxed-Fit- sowie Slim-Fit-Schnitten, gibt es zudem auch eine Reihe T-Shirts, außerdem Zipper und eine Kollaboration mit Starter.“ Dezente Styles für wenig dezente Gang-Posen also – Top! Welcome to the great outdoors! www.tpdgsupplies.com 12
NICK TRAPASSO
ALL STAR TRACTION RUBBER
SOCKLINER
THE TRAPASSO PRO II ABRASION RESISTANT SUEDE
ENGINEERED FOR
DESTRUCTION
S itka Text – Renko Heuer Es gibt eine ganze Reihe von Dingen, die Sitka-Repräsentant Chris Haslam (31), zugleich Teamfahrer aus dem Hause Almost und Globe, nicht tut: Der Minirampengott, der neuerdings seine eigene Kollektion mit Sitka macht, rasiert sich zum Beispiel so gut wie nie. Deshalb hat er auch den krassesten Henry-DavidThoreau-Bart, einen echten Gesichtsbesen, bestimmt ein halbes Kilo Haare vor dem Mund. Was er noch nicht tut: Er bleibt in der Regel nur für ein paar Tage an ein und demselben Ort – absatteln ist nicht –, und er gibt sich auch nie mit dem Zweitbesten oder etwas Halbgarem zufrieden – Kompromisse sind also auch nicht drin. Und natürlich lebt er auch nicht in Berlin, auch wenn er meint, er habe es versucht, also ernsthaft probiert. Wir glauben ihm natürlich und haben ihn getroffen, um seine Gesichtsbehaarung zu bestaunen und um nachzubohren, was ihn denn nun an Berlin gestört hat und warum Absatteln und Abfinden für ihn niemals Thema sein können.
S E TT L E F O R N OT HI N G 14
Chris, beginnen wir mal mit Berlin: Du wolltest hier doch eigentlich herziehen, oder? Nun ja, schon, ich hab’s im Sommer versucht, und eigentlich wollte ich hier in der Stadt ein paar Aktionen starten, aber dann kam der Regen, und es regnete wirklich den ganzen Juni, und im Juli regnete es auch noch, also war mir irgendwann klar: es geht einfach nicht. Ich bin auf den ganzen Regen einfach nicht klargekommen. Trotzdem bin ich ja hin und wieder in der Stadt. Was uns natürlich freut! Deine Post lagert dann momentan wo? Ich habe eine Bude in Los A ngeles, aber die ist eher nur so ein Klamottenlager, eine Art Drehkreuz zwischen den einzelnen Skatetrips – richtig häuslich sieht auf jeden Fall anders aus. Ich verbringe vielleicht eine, zwei Wochen da am Stück, und dann geht’s in der Regel auch schon wieder los. Und das wird dir nie langweilig? Na ja, keine Ahnung. Natürlich wiederholt sich das schon irgendwie alles, auch wenn ich wünschte, etwas anderes berichten zu können. Aber so lebe ich nun mal schon seit zehn Jahren, und deshalb ist das ganz normal für mich – Alltag eben. Wenn ich nicht so herumreisen würde, da hätte ich verdammt noch mal keinen blassen Schimmer, was ich sonst mit mir anfangen sollte. Normalerweise werde ich ja schon unruhig, wenn ich vierzehn Tage am selben Ort verbracht habe. Seit meiner Zeit in Vancouver war ich auch an keinem Ort, der bei mir so einen Ref lex à la „Scheiß drauf, hier kann ich zehn Jahre bleiben“ ausgelöst hätte. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, aber wahrscheinlich wird das alles so weitergehen, bis irgendetwas Einschneidendes passiert – eine Verletzung oder Ruhestand oder so. Warum jetzt schon von Ruhestand sprechen? Na ja, ich meine damit ja nur den Rückzug aus dem Profilager. Ich würde trotzdem weiter skaten. Nur wenn man so viele Verpf lichtungen gegenüber den Firmen
hat, dann verändert das halt den ganzen A nsatz, das ganze Verständnis vom eigenen Skateboarding. Denn selbst wenn man meint, es sei nicht so, wird es da nämlich immer diesen Druck geben, „sie brauchen eine A nzeige, wo bekomme ich jetzt das Foto her?!“ Und schon ist Schluss mit der Freiwilligkeit. Dabei hat dieser Druck doch wahrscheinlich auch seine guten Seiten, oder? Ja, das hat er, stimmt auch wieder. Kommt halt ganz darauf an, wie man mit so etwas umgehen kann. Schwierig wird’s erst, wenn man seinen Part nicht erfüllen kann – wenn man verletzt ist und eine Deadline hat, die Firma sparen muss oder so; dann kann das ganz schön hart sein. Andererseits wäre noch so eine gute Seite, dass diese Verpf lichtungen einem eine Richtung vorgeben, wenn man sonst nicht weiß, was man mit seinem Leben anfangen soll. Sie können also auch als Leitfaden funktionieren, um als Pro ein relativ normales, geregeltes Leben führen zu können. Sprechen wir doch mal konkret über eine dieser Verpflichtungen: deine Kollektion für Sitka. Wie kam es dazu? Die erste Kollektion ist gerade raus, und wir arbeiten momentan an der nächsten. Allerdings ist das ein ganz anderes Arbeiten mit den Jungs von Sitka: Das ist ein kleineres Label, und wir verstehen uns quasi blind. Wir sind eh immer einer Meinung, weißt du? Insofern ist das ganz locker, und ich weiß aus Erfahrung, was für Albträume man da erleben kann! Fühlt sich auf jeden Fall gut an, wenn man noch so andere Dinge nebenher am Laufen hat, also nicht nur skatet. Mein Kopf braucht das einfach. Der braucht auch mal was anderes. Und die Kollektion sieht dann wie aus? Bei der ersten Kollektion waren alle Teile aus Stoffen
auf Bambus-Basis; so ganz dünne Sommerklamotten waren das. Die nächste wird aus dickerem Material gefertigt sein, eher so wie Unterwäsche aus den 1920ern, ganz weich, mit langen Ärmeln; und dazu gibt es Hemden, eine dünnere Jeansjacke und kleine Sachen wie ein Beanie und ein Messer, dessen Griff wie ein Deck geschichtet ist. Klingt super. Könntest du dir noch andere Dinge vorstellen, um deinem Kopf Ausgleich zu verschaffen? Künstlerische Aktivitäten? Das wäre auch eine Möglichkeit. Ich hab ja auch schon diverse Board-Designs für Almost gemacht. Ich brauche diesen Ausgleich unbedingt, um danach wieder mit neuer Energie und klarem Kopf skaten zu können und auf dem Board das zu schaffen, was ich mir vornehme. Die Balance zu finden, das ist der Trick. Ich hasse es, wenn man jeden Tag nur fahren geht, aber nichts klappt, und die Leute andauernd irgendetwas sehen wollen – das geht gar nicht. Ich mag halt nicht, welche Auswirkungen das auf mein Skating hat, und dass man sich dann mit irgendetwas abfinden muss. Abfinden existiert in meinem Wortschatz nicht.
Kein Abfinden also, und kein Stillstand im örtlichen Sinne, kein Absatteln. Stimmt. Im Grunde genommen gab es nur zwei Videoparts, die aus „Cheese & Crackers“ und „Round Three“, in denen ich keine Kompromisse gemacht habe. Ich will halt Sachen veröffentlichen, an die man sich auch nach Jahren noch erinnert. Nur fehlt dafür irgendwie meistens die Zeit. Das ist aber eine neue Entwicklung, oder? In der VHS-Ära war das Tempo doch noch okay... Auf jeden Fall. Vor zehn Jahren konnte man einen ganzen Part in einer Woche filmen – heute schaffe ich nicht mal einen einzigen Trick in einem Monat. Das braucht halt seine Zeit, denn ich bin alles andere als faul. Ich lege halt mental fest, was da noch alles drin ist in Sachen Tricks, doch leider kann ich diesem Anspruch nur in den seltensten Fällen gerecht werden. www.sitkasurf boards.com
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B RI X TON
Ra n s o m Text – Renko Heuer
Text – Nada Carls
U N D FT D Text – Souchak Niemals aufgeben! L.A.’s Ikone für Sneaker, Sportswear und Urban Style, Undefeated/UNDFTD, feiert zehnjähriges Jubiläum und ist damit ein perfektes Beispiel dafür, wie weit man es mit starken Designideen und guter, altmodischer Kreativität bringen kann. Was 1992 von Eddi Cruz und James Bond gegründet wurde und ursprünglich als Independent Sneaker Store in Los A ngeles an den Start ging, ist zu einer regelrechten Erfolgsstory avanciert; inzwischen betreibt UNDFTD sieben Stores in Kalifornien, Las Vegas und Japan. Ob nun innerhalb der unternehmenseigenen Bekleidungslinie oder in Design-Kollabos mit den Größen der Branche (z.B. Adidas, Nike, Puma, Stüssy, W-Taps, Visvim): UNDFTDs Designkonzepte schaffen es immer wieder aufs Neue, aufregend und überraschend zu sein. Auf weitere zehn Jahre!
Heads high, hats off! Nach der Gründung von Brixton im Jahr 2004 sind die drei Surfer aus Oceanside konsequent durchgestartet, indem sie ihr Headwear-Label für klassische Schnitte und beste Qualität bekannt gemacht haben. Mit jeder Saison wuchs das Label so weit, dass es im Frühjahr 2012 die erste Full-Range-Kollektion vorstellte. Männerhosen, gewebte Strickteile, T-Shirts und natürlich eine großartige HeadwearKollektion für Ladies und Gentlemen sind Bestandteile der Kollektion und belegen, dass die Surferboys erfolgreich das nächste Level erreicht haben. Und sie bleiben ihrem Stil treu: modern x traditionell x qualitativ x nicht über-designt, was sie spätestens mit ihrer Holiday Collection 2012 beweisen, in der sie mit Basic-TShirts und Sweatern, geschneiderten Button-Ups und funktionellen Jacken glänzen werden. www.brixton.com
www.undefeated.com
Wildbahnbrecher Ransom gelingt es mit beeindruckender Konsistenz, die freie Wildbahn und die oftmals nicht weniger wilde Stadt unter einen Hut zu bekommen: Zehn Jahre existiert das Label nun schon, das als exklusives Store-Konzept in Toronto einst aus der Taufe gehoben wurde, und im Herbst/ Winter 2012 besinnt man sich bei Ransom wiederum auf die Naturgewalten zurück, genauer auf diejenigen im nördlichen Teil der Vancouver Islands, denn von dort stammt die Inspiration für die kommende Kollektion.
Die gebirgige Landschaft an der nördlichen Westküste hat denn auch gleich zwei neue Allround-Wunder inspiriert – den Army Trail Runner und den Alpine Military Boot. Während letzterer den klassischen Boot-Look mit dezenten Bergsteiger- und Army-Details vereint, ist der Trail Runner ein perfekter Laufschuh für Querfeldeinwege, mit einem Mix aus natürlichen Obermaterialien und viel technischem Know-how. Typisch Ransom also: Durch und durch kanadisch, konsistent und konsequent. www.ransomholdingco.com
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Saturday 4 August 2012 Westergasfabriek, Amsterdam NL Event starts 12 Noon Free Entry Live Webcast â‚Ź50,000 Prize Money www.vans.com www.facebook.com/vanseurope
V a ns Text – Renko Heuer Im Scherenschritt Wenn man bedenkt, dass in jüngster Vergangenheit etliche Bewegungen für ein gesundes, konsumkritisches, nachhaltiges, lokal ausgerichtetes und bewusstes Leben wieder erweckt wurden oder gleich ganz neu aus dem Boden gesprossen sind – da wären z.B. die LOHAS (Lifestyle of Health and Sustainability), die bastelnden Fürsprecher des Repair Manifesto, und diejenigen, die eine Rückbesinnung auf den Geist des DIY predigen –, passt es umso besser, dass in diesem Jahr eine Legende unter den SneakerModellen zwanzig wird, die aus eben jenem DIY-Geist einst geboren wurde: Der Caballero von Vans kam 1989 als High-Top-Modell in die Läden, und schon nach wenigen Monaten begannen die ersten Skater, sie mit einer Schere zu bearbeiten, wie DIY-Schuhdesigner. Besagte Jungs kreierten ihre individuellen MidTop-Modelle, perfekt für heißere Sommertage. Steve Caballero erkannte diesen Trend schon bald (er sah zum Beispiel die Schuhe von Eric Dressen, auch so ein Vorreiter) und tat es ihnen gleich – so entstand ein Vans-Klassiker, der auch nach zwei Jahrzehnten so einzigartig wie zeitlos daherkommt: der Half Cab. 2012 zelebriert Vans nun das runde Jubiläum des Half Cab, und zwar mit monatlichen Exklusiv-Releases in limitierter Auf lage von Januar bis Dezember: Angefangen mit einem Modell, für das Steve wie damals mit Schere und Klebeband aktiv geworden ist, hat er neben diesen exklusiv für Supreme gemachten 20 Paar noch ein weiteres Modell entworfen (das August-Modell) und zeigt damit, dass er nicht nur skaten und Musik machen, sondern auch als Illustrator überzeugen kann. Weitere Highlights der nächsten Monate sind unter anderem das Modell von Mofo ( Juni) – und Mofo war es immerhin, der das Foto geschossen hat, dessen Silhouette auf jedem Half Cab zu sehen ist –, Dirty Donny ( Juli) und die Version von Taka Hayashi, die im September rauskommt. Erst im vergangenen Jahr hat es übrigens ein kleines Update beim Half Cab gegeben: Im Rahmen der Pro-Classics-Kollektion stellte Vans ein Modell vor, das den klassischen Look mit aktuellen PerformanceA nsprüchen vereint, nicht zuletzt, um den eigenen Teamfahrern diesen Komfort-Bonus zu gönnen. Kaum auszudenken, wie viele Jahrzehnte es den Half Cab noch geben wird, wo er dadurch ja sogar noch haltbarer geworden ist. www.vans.com
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Eigentlich hängen sie dauernd miteinander rum. Hin und wieder sieht man sie alleine U-Bahn fahren. Aber zur BRIGHT kommen sie jedes Mal und zwar zusammen! Und so ziemlich jeder, der sie einmal gesehen hat, verspürt den Drang, sie in den Arm nehmen zu wollen, fest zu drücken, mit nach Hause zu nehmen und nie wieder gehen zu lassen – die Rede ist von unseren geliebten BRIGHT Buchstaben. Seit diese sympathischen, stummen Kollegen 2011 von der BRIGHT Brigade aufgenommen wurden, zaubern sie jedem, dem sie begegnen, ein kleines Lächeln auf das Gesicht. Ein Leben ohne das B zum T steht seitdem völlig außer Frage. Bis Anfang 2012 dann etwas Unglaubliches geschah – das Wie und Warum lässt sich nur erahnen. Als Punkrocker im Tiefsten ihres Herzens feierten die Buchstaben während der Messetage im Januar standesgemäß die Nächte durch. In der Nacht vom Donnerstag zum Freitag wurden sie nach dem Crazy Golf gesehen, wie sie Jaloviina zechten, ein finnischer Schnaps, vergleichbar mit Raketentreibsoff. Augenzeugen berichten wie R, I, G, H und T wild Pogo tanzend und brüllend die Bad Brains besangen: „… but the funny thing about you is, you remembered to leave it behind and the funny thing about me is, I’m a member of the Right Brigade …”. Einige Tage später wurde bekannt, dass sie das B verstoßen hatten und er seitdem auf Tippelei in Europa unterwegs sei. BRIGHT bat Freunde aus ganz Europa um Hilfe, es wurden Vermisstenanzeigen auf Facebook veröffentlicht und sogar ein kleiner Finderlohn für selbst den kleinsten Hinweis auf Bs Standort veranschlagt. Nach all diesen Mühen kamen Anfang April nach und nach Postkarten bei der BRIGHT an. Sie stammten von Freunden wie Bertrand Trichet, der B skatend in Barcelona sah; Jonathan Winston erwischte ihn beim Sprung auf einen Londoner Bus und Sami Välikangas sah B im verschneiten Helsinki, als dieser gerade versuchte, sein offenbar geklautes Auto zu reparieren. Die letzte Postkarte kam von David Biondani aus Verona, die auf ein gutes Ende hoffen lässt: B rast auf einem Roller, hoffentlich in Richtung Berlin. Und hier kommt der letzte verzweifelte Aufruf: B, WENN DU DAS HIER LIEST: KOMM BITTE ZURÜCK NACH HAUSE ! WIR VERSPRECHEN, DASS DIE A NDEREN BUCHSTABEN KÜNFTIG NETT ZU DIR SEIN WERDEN UND HOFFEN, DASS DU DIESEN BL ASIERTEN PENNER N NOCH EINMAL VERZEIHEN K A NNST! Und falls irgendjemand B da draußen sieht, lasst ihn bitte wissen, dass wir ihn uns für die BRIGHT im Sommer zurückwünschen. Und umarmt ihn, er hat es sicher nötig. Danke für Eure Hilfe.
Hav e seen Text – Nada Carls
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Ich kann gar nicht so genau sagen, weshalb das so ist, aber irgendwie überkommt mich jedes Mal, wenn ich in Berlin lande, so ein seltsam wohliges Gefühl. Ganz egal, ob der Flieger nun aus dem hektischen London kommt, aus New York oder aus Asien (und dort womöglich ein entspannter Urlaub voranging), stellt sich schon mit dem Aufsetzen der Maschine dieses höchst eigentümliche Gefühl ein – eine Mischung aus innerer Ruhe und Tatendrang, dem Wunsch, sofort da weiterzumachen, wo man Wochen oder Tage zuvor aufgehört hatte. Die Stadt ruft einfach nach Kreativität, Veränderung, immer neuen Wegen – und das permanent und pausenlos.
wel come Ganz gleich, ob du den ganzen Tag schuftest, vor dem Rechner hängst, irgendwelche Jobs wegarbeitest, ist der Druck „jemand sein zu müssen“ hier nicht so sehr zu spüren; stattdessen bist du es selbst, der den Rhythmus, das Tempo, den Ton an- und den Weg vorgibt. In Berlin ist alles noch zu sehr im Werden, um jetzt schon irgendwelche Regeln oder Normen oder hyperkapitalistische Mechanismen den Leuten aufzuzwängen – hier ist alles noch bezahlbar irgendwie, und man kann sich in ganz unterschiedlichen Feldern ausprobieren. Wie sehr man das auskostet, an sich rankommen lässt oder davon profitiert, ist dabei zweitrangig, wenn es um den Genuss der kleinen Dinge geht.
to Werde Existenzgründer, stell was Großes auf die Beine oder unterwirf dich deinem Boss, beantworte irgendwelche Telefone, geh Klos putzen oder lass dich gehen in den Clubs – oder sei doch einfach der nächste Depp, der nach Berlin gezogen ist. All das liegt bei dir: Es ist dein Leben, und entweder gehst du ab und machst was oder du sitzt halt rum wie eine lahme Ente und machst dein Hemd nass: Das Großartige an Berlin ist doch, dass dich nichts und niemand in diese oder jene Richtung drängt.
Den einfachen Freuden begegnet man dabei in ganz einfachen Situationen: Die Kurzstreckentaxis, die dich für schlappe vier Euro für zwei Kilometer durch die Straßen kutschieren; die geräumigen Wohnungen, die doppelt so groß und halb so teuer sind wie die in London, New York oder Paris; und last but not least wären da natürlich die ganzen kulinarischen Freuden am Wegesrand: Currywurst, Döner, und die ganzen Bratwurst-Verkäufer, die einem für läppische 1,50 (max) den besten Snack überhaupt anbieten (wobei der Preis bis vergangenes Jahr noch bei 1,20 lag!) Egal: Wo sonst bekommt man so einen delikaten Klassiker für gerade mal 150 Cent geboten? Das allein macht Berlin schon eine Reise wert – und so liegt die Frage nahe: Wie fühlt sich das an, das Leben als Grillwalker mit dem ganzen Bratwurstduft in der Nase? Wir haben einfach mal einen angetippt und nachgefragt... 22
B e r l in .
Bright: Nun, ich würde gerne mehr erfahren über deinen Job als Grillwalker. Wie, wann, weshalb hast du angefangen, was gefällt dir daran, was nicht, solche Sachen halt. Meine erste Frage: Wie lange muss so ein Baby eigentlich auf dem Grill liegen bei dir? GW: So eine Minute dauert das, so über den Daumen. Ich hab so ein System, bei dem ich in der Mitte des Grills anfange und mich dann zu den Rändern vorarbeite. Die am stärksten angebratene Wurst liegt im Zentrum des Grills, sie geht als erstes weg und danach kommt also die nächste zu einer der beiden Seiten. In der Mitte ist der Grill auch am heißesten. Bright: Kannst du die Temperatur regulieren? GW: Ja, klar. Doch wie du sehen kannst, kommt so alle fünf bis zehn Sekunden ein neuer Kunde an, um eine Wurst zu kaufen. Momentan ist der Grill auf mittlere Hitze eingestellt, und ich hab immer so zwanzig Stück gleichzeitig auf dem Rost. Bright: Gibt es offizielle Entstehungsgeschichte der Grillwalker-Idee? GW: Nicht dass ich wüsste. Du könntest Herrn Uhrlauf anrufen, wenn dich solche Dinge interessieren. Bright: Du meinst deinen Boss? GW: Genau, er ist der Mann. Bright: Wie lange machst du diesen Job nun schon? GW: Ungefähr seit einem Jahr. Bright: Wie viele Bratwürste verkaufst du so an einem Tag im Schnitt? GW: So um die 1000 Stück wenn’s rund läuft.
um auf der Straße deine Bratwürste zu verkaufen? GW: Klar, in Deutschland muss man für jede Art von Verkäufertätigkeit eine Genehmigung einholen.
B R A T W U R S T B ON A N Z A – EINE A LT B E W Ä HRTE B ERLINER IN S TIT U TION Interview – Yasmin Martinelli
Bright: Und entstehen dabei lustige Gespräche mit deinen Kunden? GW: Hin und wieder schon. Die meisten der Leute kenne ich nicht persönlich, obwohl es schon viele gibt, deren Gesichter ich häufiger sehe, weil sie ihre Mittagspause hier verbringen. Leute, die hier in der Nähe auf der Friedrichstraße arbeiten, und die dann ein paar Mal die Woche vorbeikommen für einen Snack, mit denen quatsche ich dann schon länger.
zu schauen, Teenager, die rumalbern und in gefährliche Situationen kommen. Bright: Ist deine Kundschaft eher von hier oder Touristen? GW: 50-50, würde ich sagen. Bright: Deine Arbeitszeiten? GW: 11 Uhr geht’s los, und dann immer bis um sechs Uhr abends. Bright: Ein ganz schön langer Tag, schließlich sieht dein Grill nicht gerade leicht aus. Was wiegt so ein Teil? GW: 20 Kilo.
Bright: Was kannst du hier sonst so alles beobachten? GW: Oh, ganz unterschiedliche Sachen, ist ja auch echt eine viel befahrene Kreuzung. Du hast hier die Tram, sehr viele Autos, die ganzen Fußgänger. Ich sehe also viele Situationen, in denen es beinahe zu Unfällen kommt. Leute, die einfach so über die Straße laufen ohne
Bright: Und ist das deiner, oder mietest du ihn dir? GW: Na, der gehört meinem Boss. Er leitet den Laden und gibt mir den Grill. Bright: Brauchst du da eine besondere Erlaubnis, 23
Bright: Gibt dein Boss dir genau vor, wo du hier zu stehen hast? Und hat jeder Grillwalker hier in der Gegend sein eigenes Revier sozusagen? GW: Genau. Jeder hat sein Gebiet, und jeder hat eine Platzvorgabe, wenn man so will. Ich habe noch einen Partner, und wir arbeiten den ganzen Tag zusammen. Er füllt alles nach, wenn ich Nachschub brauche. Bright: Wie ist denn die Stimmung so zwischen dir und den anderen Kollegen auf der Straße? Eher wie im Team, oder gibt’s da eher Konkurrenzdenken? GW: Das ist schon ein Konkurrenzding. Je mehr ich verkaufe, desto besser – ist ja klar. Bright: Und das Geschäft läuft im Winter besser, oder im Sommer? GW: Auf jeden Fall im Winter. Das sind so um die 150-200 Würste mehr pro Tag. Stattdessen verkaufen dann wohl die Eisverkäufer mehr im Sommer. Bright: Was gefällt dir am besten an deinem Job? GW: Ich mag den direkten Kontakt mit den Menschen. Und ich mag, dass bei diesem Job alles von vornherein klar ist. Ich muss nicht groß anpreisen, was ich verkaufen will. Liegt ja auf der Hand, was es bei mir gibt. Meine Ware ist nicht teuer, sie schmeckt super, und die Leute freuen sich über das, was sie bekommen. Und dann freue ich mich auch.
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ONE M A N’ S TR A S H IS
In ist, was alt ist; old-school ist unendlich viel interessanter und spannender als neu, und gebraucht ist gerade richtig. A ngesagt ist, was eingetragen ist, die papiertaschentuchdünnen T-Shirts aus einer anderen Zeit, die alte Lederjacke von Papa, die er mal kurz mit 20 anhatte, das Geschirr der Großeltern, Vinyl, VHS, und überhaupt alles, was in demjenigen Jahrzehnt produziert wurde, in dem man selbst zur Welt kam – oder noch besser: in dem davor. Es gab einmal eine Zeit, in der hieß Auftragen bzw. das Vererben von Dingen nichts Gutes, denn es bedeutete im Grunde genommen nur, dass man sich keine neuen Sachen leisten konnte. Es war schlichtweg uncool, unzeitgemäß, alt und out und daneben, etwas weiterzugeben. Heute ist es genau umgekehrt: Die Leute können nicht genug davon kriegen, sie sind permanent auf der Jagd nach immer „neuen“ Relikten aus einer anderen Zeit. Sie durchwühlen Kisten, Kartons, Märkte, Dachböden, suchen lange, dunkle Gänge ab, um auch ja die seltensten Schmankerl aufzutun, die unwahrscheinlichsten Fundstücke, die in dieser Form längst nicht mehr produziert werden, ergo unglaublich rar und einzigartig sind. Natürlich liegt der eigentliche Reiz in der Suche selbst – der Weg ist quasi das Ziel –, aber auch das unglaubliche Gefühl, einen Schatz aus einer längst vergessenen Zeit endlich in den Händen zu halten – und diesem Schatz ein vollkommen neues Leben einzuhauchen –, ist mit wenig anderen Aktivitäten vergleichbar. Was tun diese Vintage-Jäger und Sammler also? Sie bewahren greif bar, benutzbar gewordene Ideen, Formen, Konzepte aus der Vergangenheit auf und machen indirekt deutlich, welche Designs wirklich zeitlos sind. Manche dieser Sammler sind dabei spezialisiert auf eine Zeit, einen Stil, während sich andere parallel z.B. Bauhaus, ArtDeco und seltene Stücke aus der Jahrhundertmitte herauspicken. Keine Frage: Mit Vintage-Möbeln wird eine Menge Geld verdient, und ob man nun auf der Suche nach großen Designer-Namen, Exemplaren aus einer bestimmten Epoche oder einfach Inh.: Uwe Mönnikes nur einem funktionalen Möbelstück ist – in Berlin Seit 13 Jahren im Geschäft wird man immer fündig, schließlich gibt es etliche Hotspots in der ganzen Stadt. Wir haben Eine Sache haben neuere Stü10 der besten Locations zusammengetragen und cke und Kopien gemeinsam: die jeweiligen Inhaber gefragt, warum es für sie Ihnen fehlt dieses gewisse vintage sein muss. Inh.: Erica Eskelmann Etwas in Sachen Style und Seit neun Jahren im Geschäft Eleganz, da können sie mit Text – Yasmin Martinelli den Originalen einfach nicht 2003 habe ich meinen Laden mithalten. Das schnittigste aufgemacht, und da ich mich Auto der Welt, die elegantesschon als kleines Mädchen ten Innenausstattungen und für dieses Thema interessiert die wirklich umwerfenden habe, war es einfach an der Architekturmeilensteine wurZeit, meinen vorherigen Job den in der ersten Hälfte des an den Nagel zu hängen und letzten Jahrhunderts entwormit Möbeln zu arbeiten. Ich fen – irgendwann zwischen liebe die verschiedenen A n„Metropolis“ und „James sätze über die Jahrhunderte, Bond“. Aus diesem Grund hadie Designer, und ich genieße ben wir uns auch für authenes, immer Neues über jeden tische Materialien aus den dieser Stile zu lernen. Jeder Dreißigern entschieden, z.B. Stil und jedes Stück besitzt Bakelitüberzüge und Scheineine ganz eigene Geschichte, werfer aus dieser Zeit, was an die kein Ende hat. Luxusliner und Luftschiffe im frühen Art-Deco-Stil erinnert. Ebersstr. 33, 10827 Berlin Dienstag – Freitag: 15 – 19 Uhr; Kantstr. 17, 10623 Berlin Samstag: 11 – 15 Uhr Montag – Samstag: 10 – 19 Uhr
Z e i t l os i m S t i lw e r k
Wo hnzo n e
A NOTHER M A N’ S TRE A S U RE
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V INT A GE - M Ö B EL
Bevor ich diesen Laden aufgemacht habe, war ich Sammler. Ich hatte schon immer ein Faible für Möbel, und irgendwann habe ich dann angefangen, sie zu sammeln, und dann dachte ich mir, dass es natürlich schön wäre, wenn ich irgendwie davon leben könnte, einige meiner Fundstücke zu verkaufen. Tja, der Plan geht offensichtlich auf. Schlesische Str. 38a, 10997 Berlin Dienstag – Freitag: 14 – 20 Uhr; Samstag: 13 – 18 Uhr
TO P
Inh.: Lars Triesch Seit zwei Jahren im Geschäft
Inh.: Anja Schneider Seit gut einem Jahr im Geschäft
Inh.: Stephan Assmann Seit sieben Jahren im Geschäft
B ERLIN
Or i gi nal i n B e r l i n
Haz e l
Komfor t 36
IN
Mir macht es Spaß, alte Dinge aufzuarbeiten und sie in etwas Neues zu verwandeln. Dabei verfolge ich nur ein Ziel mit meinen aufgearbeiteten Stücken: Den Leuten soll die Kinnlade herunterfallen. Holzmöbel, die in großartigen Farben angemalt sind, Stühle, die mit den wildesten und heißesten Stoffen bezogen sind, darum geht’s. Aufgrund meiner zuvor gesammelten Erfahrungen im Bereich Vermietung von Vintage-Möbeln habe ich viel darüber gelernt, und irgendwann wurde mir klar, dass es eine Sache ist, wenn man etwas wertschätzt, nur heißt das noch lange nicht, dass man das tun muss, was alle anderen machen. Inzwischen vertraue ich daher voll auf mein Bauchgefühl, was den Einkauf neuer Stücke angeht; ich konzentriere mich auch wieder verstärkt darauf, an meiner eigenen Sammlung zu arbeiten und parallel dazu immer neue Highlights den Kunden im Laden anzubieten. Cuvrystr. 19, 10997 Berlin Montag – Freitag: 12 – 18 Uhr; Samstag: 12 – 15 Uhr 25
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Schon mit 18 habe ich mein erstes Sammlerauto bekommen, und damit fing eigentlich alles an. Früher habe ich Schlagzeug gespielt in einer Band – Musik, Rock & Roll und Design waren meine wichtigsten Interessen. Mit dieser Leidenschaft hier ging’s dann so mit 20 los, heute bin ich übrigens 32. Ich liebe meinen Job, weil ich permanent unterwegs sein kann, ich f liege in die USA und kann mich überall mit spannenden Leuten austauschen. In zwei Monaten ist ein Umzug auf die andere Straßenseite geplant, in eine Location mit 350 Quadratmetern, was satte 240 Quadratmeter mehr sind als momentan! Wir werden dann auch unsere eigene Polsterei und eine Werkstatt zur Holzaufarbeitung darin unterbringen. Ich würde mal sagen, dass wir nach dem Umzug der größte VintageMöbelladen in Berlin sind, der seinen Schwerpunkt auf die Mitte des letzten Jahrhunderts legt.
Ich habe schon immer Möbel aufgearbeitet und restauriert; ich kenne dieses Geschäft also schon sehr lange. Schon als Kind kam ich damit durch meine Familie in Kontakt. Ganz einfach: Ich liebe Möbel nun mal, und ich liebe gutes Design.
Karl-Marx-Allee 94, 10243 Berlin Montag – Freitag: 11 – 19 Uhr; Samstag: 12 – 16 Uhr
Pintschstr. 1, 10249 Berlin Montag – Freitag (außer Donnerstag): 13 – 20 Uhr; Samstag: 12 – 17 Uhr
Ra g n a m ø b l er Inh.: Ragna Haver Seit zwei Jahren im Geschäft
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S HO P P ING - LO C A TION S Mau e r pa r k Verkäufer: Robert Schmidt Seit sechs Jahren im Geschäft
Für mich gibt es nichts Größeres, als über Flohmärkte und Co. zu ziehen, auf der Suche nach neuen Teilen. Ich picke mir immer das raus, was mich sofort anzieht – ganz gleich, ob es nun alt aussieht oder von einem slicken Designer stammt. Erkennungsmerkmale und Qualität der Handwerkskunst sind da erst mal zweitrangig. A n Vintage-Klassikern liebe ich besonders die ganzen Detailarbeiten: Ich drehe das jeweilige Stück um, mache Türen auf, ziehe Schubladen raus, probiere die Griffe aus und setze mich auch mal drauf, um jeden Aspekt abzuklopfen. Dann werfe ich noch einen Blick auf die Polsterung und die Lackierung von Holzmöbeln. Ich bin schon recht kleinlich und genau, was das angeht, aber letzten Endes profitiere ich davon und somit natürlich auch meine Kunden.
Ich war schon lange bevor ich damit anfing, Sachen zu verkaufen, ein Sammler von alten Möbeln. Es fing also alles als Hobby an, und heute dreht sich mein ganzes Leben darum. Persönlich bin ich sehr stark an der Vorgeschichte der Objekte interessiert, die ich verkaufe. Oft frage ich mich, wie es ihnen ergangen ist – für mich ist dieser Teil der spannendste Aspekt. Jedes Stück ist aufgeladen mit sehr viel Bedeutung, und es hat irgendwann irgendwem ganz viel bedeutet, und das sollte man auch bedenken und respektieren beim Umgang damit. Momentan ist es schwer angesagt, VintageMöbel zu kaufen, besonders hier beim Flohmarkt. Ich finde es großartig, dass ich so meine Leidenschaft mit anderen Menschen teilen kann, denn natürlich ist es immer super, wenn man andere Leute trifft, die genauso an Sammlerstücken interessiert sind wie ich. Seit sechs Jahren verkaufe ich nun schon Woche für Woche meine Möbel hier beim Flohmarkt, und ich könnte mir gut vorstellen, das mein ganzes Leben lang zu machen.
Raumerstr. 35, 10437 Berlin Montag – Freitag: 14 – 19 Uhr; Samstag: 11 – 17 Uhr
Bernauer Straße 63, 10435 Berlin Sonntag: 7 – 19 Uhr (ca.)
Z w i sc h e n z e i t Inh.: Chris Roloff Seit 10 Jahren im Geschäft
VEB O ra n ge
Ar ko napl at z
Inh.: Mario Schubert Seit acht Jahren im Geschäft
Verkäufer: Jakob Werner Seit drei Jahren im Geschäft
Schon als Kind habe ich immer geweint, wenn irgendwer einen Gegenstand zum Müll gestellt hat. Ich liebe die Erinnerungen, die an den einzelnen Objekten haften. Jeden Tag kommen neue Sachen dazu, die Leute bringen Gegenstände vorbei, die ich dann verkaufen soll, solange mein Platzangebot das erlaubt. Bei mir gibt’s für jeden etwas, und jeden Tag lerne ich etwas dazu. Einen absoluten Favoriten kann ich so gar nicht nennen, aber ich liebe die ganzen Kleinigkeiten. Mal ist es vielleicht eine LP, die ich gerade entdeckt habe, und in der Woche drauf ist es schon wieder etwas ganz anderes.
Ich stamme aus einer Tischlerfamilie, wobei ich sagen muss, dass ich derjenige war, der nie so recht in die Fußstapfen treten wollte. Trotzdem hab ich schon immer bewundert, wie viel Können und Hingabe zum Detail es verlangt, wenn man ein besonderes Möbelstück anfertigen will. Der ganze Prozess – die Idee, die Materialsuche, das eigentliche Bauen –, und alles mit den eigenen zwei Händen, das hat mich immer fasziniert. Da ich jedoch nie der beste Handwerker war, musste ich mir einen anderen Platz in diesem Bereich suchen, und so bin ich dann beim Sammeln, Aufarbeiten und Verkaufen von Möbeln gelandet.
Oderberger Str. 29, 10435 Berlin Montag – Samstag: 10 – 20 Uhr 26
Arkonaplatz, 10435 Berlin Sonntag: 7 – 19 Uhr (ca.)
GENER ATION 13. h us t l e r s
Text – Forty „Lass uns mal was erschaffen, was Berlin so noch nicht gesehen hat.“ Sammelleidenschaft – wenn man sie denn akkurat betreibt – hat oft die Tendenz, absurde Züge anzunehmen, allein begründet auf der Tatsache, dass gelebte Passion sich nur schwer für Menschen außerhalb dieses Radius erklären lässt. In vorliegendem Fall: die bedingungslose Hingabe an Farben, Formen, Texturen und Absonderlichkeiten der überlebensgroßen Wundertüte namens Popkultur in Form von Sneakern, (Designer-)Toys, Tees und allem, was dazwischen Platz findet. Einige Leute werden nach wie vor die Nase über diesen exklusiven, manischen und in erster Linie aus Jungs bestehenden Club rümpfen, für den es nahezu eine Selbstverständlichkeit darstellt, nicht ein, sondern zwei Paare desselben Sneaker-Modells zu erstehen. Dazu sei ein ziemlich interessanter Kontrapunkt gestattet: einfach mal entspannen und das Maul halten. Having an addiction like this is awesome! Es ist kein Geheimnis, dass der Berliner Schauspieler Oliver Korritke nicht nur ein leidenschaftlicher Connaisseur von Sneakern ist, sondern zudem das eine oder andere über die letzten drei lebhaften Jahrzehnte Popkultur weiß. Was sich jedoch erst jetzt anfängt herumzusprechen, ist, dass er sich endlich dazu entschlossen hat, seine gesammelten Schätze der Öffentlichkeit zu präsentieren. Im Zentrum Berlins und unter dem Namen „Generation 13“ wird ab September diesen Jahres – in Zusammenarbeit mit den befreundeten Sammlern Niklas Beckert (Madf lavor) und Oliver Kircher (Stüssy Tribe) – ein Teil ihrer beeindruckenden Kollektion (die komplette würde die räumlichen Möglichkeiten sprengen) in einer permanenten Ausstellung (inklusive Café) dem staunenden Publikum vorgestellt. Korritke geht bereits seit einiger Zeit mit dieser Idee schwanger und so fragten wir ihn nach den Gründen, weshalb die Umsetzung sich dann doch länger hinzog, als zunächst vermutet.
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cu l t u r e
„Um ganz ehrlich zu sein, lag es in erster Linie an den Leuten, die mich umgeben hatten… viele waren zwar an diesem Projekt interessiert, waren jedoch nicht in der Lage, den entscheidenden Input zu liefern. Doch irgendwann hat sich das richtige Team herauskristallisiert, die perfekte Ergänzung zu dem, was ich mit in den Topf werfen konnte: meine Authentizität, meine Sammlung, mein Wissen, meinen Namen. Und plötzlich ging es Schlag auf Schlag, von der Gründung der GmbH bis zum location scouting. Dass wir ausgerechnet in der Grossen Hamburger Strasse fündig geworden sind – zentraler geht’s ja eigentlich nicht – war eher ein glücklicher Zufall. Das Konzept sieht jetzt so aus, dass wir in Zusammenarbeit mit diversen Companys halbjährig Ausstellungen angehen und diese durch unsere eigene Sammlung ergänzen werden… beziehungsweise durch einen kleinen Teil unserer Sammlung. Der ganze Wahnsinn geht nicht, das würde die Kapazität der Räume sprengen. Du würdest bei der Reizüberf lutung sonst auch durchdrehen. (lacht) Einige Japaner werden trotzdem ein Sauerstoffzelt brauchen. Der Plan ist ja – und jetzt kommt meine neue Lieblingsformulierung – einen kulturellen Mehrwert zu schaffen. In zehn Jahren wird bei Sotheby’s eher der erste Jordan unter den Hammer kommen, als die Büste von Cleopatra, da sind wir uns sicher. Die Spitze des Eisberges ist längst nicht erreicht, ganz im Gegenteil. Überleg doch mal für wie viel das erste Spiderman Comic oder der Damien-HirstTotenschädel über den Tresen gegangen ist… da wird noch viel nachkommen. Es ist doch nur eine Frage der Zeit, bis diese ganze Blase offiziell kunsthistorisch wird. Wir haben halt das Glück, bereits in Teenagerjahren von Toys und Sneakern fasziniert gewesen zu sein… und genau darum sind unsere Star-Wars-Figuren seit 30 Jahren originalverpackt und wurden halt nicht zu Silvester mit ’nem Böller hochgejagt. Wichtig ist uns zudem, dass der Spaß halt auch nicht so ’ne reine Hipster-Veranstaltung wird. Jeder soll sich eingeladen 27
fühlen, der Vater, der bei uns seine alten Big-Jim-Figuren wiederentdeckt, wie sein Sohn, der staunend vor einem riesigen Transformer steht. Schulklassen sollen eingeladen werden, damit die Kids mehr über diese Kultur erfahren. Vom local hero und Mitte-Club-Inventar zum Zwölfjährigen, der gerade eben erst begonnen hat, sich mit dieser Art von spezialisierter Popkultur auseinanderzusetzen. Offen für neue Ideen und Kollaborationen sein und Zusammenhänge aufzeigen… zu diesem Film gab es diesen Schuh und dieses Tee und diese Toys und so weiter. Wenn z.B. Nike bei uns etwas launchen will, kommt das ergänzende Programm von uns, damit man eine Idee vom bigger picture erhält. Wenn alles gut läuft, soll „Generation 13“ am Ende eigentlich als eigenständiger Brand dastehen. Und da geht es dann wieder, na klar, um Authentizität. Jeder Millionär kann sich ja zumindest theoretisch unsere Sammlung nachkaufen… aber er wird nicht über den Background, den wir haben, verfügen. Natürlich sind auch wir nach all den Jahren ein bisschen satter, als noch vor fünfzehn Jahren, wenn es um die Vervollständigung bestimmter Modelle geht… es ist halt nicht mehr jeder SB Dunk, den man braucht, sondern nur noch jeder vierte. Wir wollen zeigen, dass man auch auf eine entspanntere Art collecten kann, man dreht sonst schnell durch… man bewegt sich ja sowieso schon in einem Fass ohne Boden. Was mir jedoch extrem wichtig ist: nicht nur sammeln um irgendwann mal alles zu verscheuern und sich eine Finca auf Malle zu schießen, sondern auch einfach mal nach 10 Jahren den Air Force One aus’m Regal ziehen und tragen. A nfragen gab es ja genug, man hätte schon längst etliches verkaufen können… aber die Liebe ist einfach zu groß. A ndere ziehen sich’s durch die Nase, ich hab mir halt Sneaker und Spielzeug gekauft. (lacht) Ist ’ne generationsbedingte Krankheit, würd’ ich sagen.“ Generation 13 / Ausstellung und Café / Große Hamburger Strasse 17 / 10115 Berlin
B
B ER
„Das Problem mit den meisten Menschen ist, dass sie nüchtern sind, sobald sie nichts getrunken haben.“ Man muss zugeben, dass in der alten Binsenweisheit „Gleiches mit Gleichem vergelten“ durchaus ein Fünkchen Wahrheit steckt. Zumindest wenn man schwer verkatert aufwacht. In dem Moment, an dem man realisiert, dass einen die bescheidenen motorischen Fähigkeiten nicht sicher durch den Tag bringen werden, erscheint es oft als sinnvoll zum großen Konter zu blasen und einfach weiter zu trinken… denn wie wir in der Sonntagsschule gelernt haben: Alkohol ist der Beweis, dass Gott uns liebt und uns glücklich sehen will. Das Dilemma ist jedoch, dass der angeschlagene Magen oft nicht mitspielt, schon gar nicht, wenn es sich um stark kohlensäurehaltige Getränke handelt. Berlins ureigene Getränkekarte – die alkoholische im Speziellen – hat einen eher zweifelhaften Ruf. In einem heroischen Selbstversuch galt es herauszufinden, ob der Schnaps der Hauptstadt tatsächlich so zweitklassig ist wie sein Fußball – oder ob er unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit längst auf Weltniveau spielt. Das Datum ist der 02. Mai, die Probanden Robby Hardt (Berlins Top-Barkeeper und Co-Owner der Bar „Lining“) und Sven Fortmann (stadtbekannter Trunkenbold).
LIN N A S
Text – Forty
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SAUERN MIT PERSICO. Robby: Wow, der ist jetzt aber besser als erwartet. Und das trotz Farbstoff satt. Sven: Gutes aus dem Hause Grützmacher. R: Echt? Mit dem Sohn habe ich damals zusammen mit Ach und Krach das Abi geschafft. Der Hellste war er nicht. Aber kein Scheiß… der Schnaps ist gut. Ich muss mich nicht ekeln. S: Trotzdem eher ein Oma-Likör. R: Klar, hält sich ja auch schön lange, da steht ’ne Flasche gerne mal zehn Jahre im Schrank. Lässt sich auch prima mit Wasser verdünnen, und schon hat man eine richtig gute Capri-Sonne. Hatte ich alles schlimmer in Erinnerung. Steht immer bei den billigen Likören, hat er aber eigentlich nicht verdient. S: Schmeckt nach alter Wilmersdorfer Eckkneipe in der zum ersten Mal nach Jahren gelüftet wurde. R: Schmeckt nach Getränke-Lehmann, dem übelsten Getränkemarkt von allen. Bin überrascht, wie lange der Geschmack anhält. Gute Portion Zucker drin, würde ich mal vermuten. Geht in Richtung „Schlehenfeuer“, damit habe ich mich neulich in Wolfenbüttel betrunken und im Jägermeister-Gästehaus alle am Kicker weggefegt. Macht prima Kopfschmerzen. Und der hier ist nicht schlechter. Der kommt in mein Programm.
MAMPE HALB UND HALB. Robby: Ich find’s sehr bedauerlich, dass die Flasche ein neues Etikett hat… wobei sich das eigentlich auch sehen lassen kann. Schau dir mal den Kutscher an. Sven: Der scheint auf Crack zu sein… oder hat zumindest mehr als nur eine Flasche Mampe intus. Das Pferd ist auch drauf und versucht gerade im Rausch eine Möwe zu zertrampeln. Ist doch angenehm ehrlich, da weiß man gleich, was einen erwartet. Kann man sich dann auch den Zusatz „maßvoller Genuss“ sparen. R: Sieht irgendwie auch nach Hitlergruss aus, was der Kutscher da macht. Vielleicht eine Originalzeichnung von 1937? Nee, da war mir das alte Etikett mit dem Elefanten irgendwie sympathischer. Egal, Mampe ist definitiv der beste Halbbitter. Das trinkt sich wie ’ne Lindt Schokolade. Sehr gut. S: Der Geruch ist allerdings eher so, als würde man seinen alten Chemiebaukasten nach 20 Jahren mal wieder öffnen. R: Definitiv ein wenig chemisch, das stimmt. Vielleicht waren die Pomeranzen nicht mehr die frischesten. Dem Geschmack tut’s in diesem Fall jedoch keinen Abbruch. Mampe ist und bleibt einfach Chefsache. Noch besser schmeckt er, wenn man ihn sich authentisch von einem genervten Kellner mit zurückgegelten Haaren in irgendeiner zugerauchten Kaschemme in der Schlüterstrasse servieren lässt.
RIXDORFER GALGEN. Robby: (betrachtet das Glas) Hat schon mal einen schicken Ölfilm… kann am dreckigen Glas liegen, kann aber auch auf die ätherischen Öle im Schnaps zurückgeführt werden und dann wird’s gleich lecker. Sven: Erwarte da mal besser nicht zu viel, ich bin seit geraumer Zeit mit dem Galgen per Du… der ist schon speziell. R: (trinkt) Boah, das ist der klassische AltmännerSchnaps. Dazu dann ’ne „Weisse Eule“, die Cohiba Zigarre für Zahnlose. S: Oder eine Ernte 23. R: Vorsicht… Ernte 23 ist die unterschätzteste Zigarette der Welt. Wenn ich mehr Zeit oder generell was zu sagen hätte, würde ich bereits am Comeback dieser Marke arbeiten. Stattdessen gibt es Pall Mall in tausend verschiedenen Farben für die SBZ… ich versteh’s nicht. Egal, den Rixdorfer Galgen brauche ich definitiv so schnell nicht noch mal. S: Ich mag den, weiß aber genau, was du meinst: ist so ein bisschen, als würde man in der U5 zwischen Lichtenberg und Friedrichsfelde für ’ne halbe Stunde im Tunnel stecken bleiben. R: Ganz genau… Schläfendruck, Ekel, A ngstgaumen.
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S INE T S S .
BERLINER BRANDSTIFTER. Robby: Ich kann es gar nicht oft genug wiederholen: Korn ist der bessere Wodka! Wesentlich klarer, keine Fuselstoffe und damit auch am nächsten Tag kein Schädel. Sven: Kommt ja eigentlich aus dem Norden Deutschlands, Berlin hat jedoch auch eine stolze und vor allen Dingen grundsolide Korn-Tradition. R: Absolut… und der Berliner Brandstifter ist zudem premium shit, siebenfach gefiltert und in handgemachten Flaschen abgefüllt. Würde ich persönlich jederzeit dem gehypten Held Wodka vorziehen. S: Trotzdem wirst du niemanden dazu bewegen können, einen Korn-Tonic oder Korn-O zu bestellen. R: Würde ich auch verbieten, Korn muss pur getrunken werden. Die Alkis wissen schon, was gut ist, schön den Einkaufswagen voll mit billigstem Pils und ’ner Flasche Korn. Pils gegen den Hunger und Korn weil’s schmeckt, zeckt und trotzdem keine rote Nase macht. Es gibt mittlerweile auch einen Nobel-Korn aus Düsseldorf, der in alten Terpentinf laschen abgefüllt wird. So ein peinlichartifizielles Rock’n’Roll-Image für Ed-Hardy-Connoisseure. Dann lieber die Drei-Euro-Variante vom Discounter.
KAISER KÜMMEL. Robby: Der Kurze von Grützmacher vorhin, der war fantastisch… wie ’ne f lüssige Kümmelstange. Der hier ist mir zu süß. Sven: Allerdings. Schmeckt wie ein erstes, fehlgeschlagenes Experiment Kinderzahnpasta herzustellen. R: Kommt zu stark, verliert zu schnell. S: Was ich allerdings sympathisch finde ist, dass Kümmel so ’ne abgeschlagene Nischenexistenz fristet. Da lässt sich nix schön reden, Events füllt man damit nicht. R: Absolut richtig. Ist mir aber auch lieber, als mir einen NobelWodka in den Laden zu stellen, wo die Flasche im Einkauf mal schnell €76 kostet. Da fängt man dann schon an zu überlegen, da man sich ja quasi für den selben Preis ’ne Reise nach Polen schießen kann, Wochenendticket, Wodka und ein Lapdance in einem drittklassigen Strip-Joint inklusive.
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FEIGE SAU MIT FRUCHT. Robby: Finster. Wow, mir ist jetzt bereits schlecht. Sven: Sieht dezent nach Eisbombe für Alkoholiker aus. R: Nee, muss mich korrigieren, ist gar nicht so übel. Geht. Mit der Sahne geht’s. S: Widerlich. Definitiv das übelste Gesöff der ganzen Runde. Die in Wodka eingelegte Feige ist von der Textur her auch beängstigend nah an einer Senfgurke. R: Erinnerst du dich noch an den Abend, als ich völlig verpeilt in deiner ersten Bude auf dem Boden gepennt habe? Ein großes, leeres Wohnzimmer in dem ein einziger, dicker Bolzen aus dem Parkett ragte und mir genau dieser die halbe Nacht lang den Rücken malträtierte? Hätte ich vorher ein paar von diesen Jungs hier getrunken, hätte ich den Bolzen problemlos hulk-mäßig aus seiner Verankerung befreit. S: „Feige Sau Mit Frucht“ steht für mich in einer Linie mit Toast Hawaii und Mettigel. Ein kulinarischer Albtraum in schwarz, rot, gold für traurige Spießerseelen. Brauche ich definitiv kein zweites Mal. R: Was für Menschen, die selbst bei Schlagern immer eins neben dem Takt klatschen. Los, gleich noch einen.
THURSDAY 5TH JULY
KAVINSKY CAPABLANCA DOWN+OUT WIZZY L-FÊTES
WEEKEND CLUB BERLIN
A
PARTY
WWW.NIGHTCALLBERLIN.COM 31
My B rig h t Uni f o r m — Sta ff Ed i t i o n Wie gewohnt präsentieren wir in dieser Kategorie kreative Köpfe des Bright-Universums und deren ausgewählte Garderobe. Normalerweise wagen wir einen Blick hinter die Kulissen und stellen unsere geliebten Distributoren ins Rampenlicht, in dieser Ausgabe jedoch fiel die Wahl auf eine Handvoll Menschen, die unsere Tradeshow direkt am laufen halten. So check them out and show some love!
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Y as m i n Ma r t i n e l l i Wo lebst Du? – Berlin, Deutschland Dein Job bei der BRIGHT? – Redakteurin beim BRIGHT Magazine Und Dein richtiger Job? – Mit der wunderbaren Lodown Crew krasse Buchstabensuppen und Worteintöpfe kochen. Und für das soso Magazin schreiben. Welches Highlight erwartest Du während der BRIGHT XV? – Vielleicht breche ich mir beim Versuch den Skatepark zu fahren das Genick und natürlich freue ich mich auf all die tollen Menschen, die zur BRIGHT dazugehören! Uniform – Beanie Lifetime, Lederjacke aus einem Shop in Tokio, Cardigan Chloé, Shirt RVCA, Rock Lazy Oaf, Strumpfhose Wolford, Boots Second Hand Love – lodownmagazine.com; sosomagazine.com
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F
Ka t y
Li nk
T o b i as F r i e db e r g
Wo lebst Du? – Biarritz, Frankreich Wo lebst Du? – Frankfurt a. M., Deutschland Dein Job bei der BRIGHT? – Social Media Management
Dein Job bei der BRIGHT? – Art Director Und Dein richtiger Job? – Linienrichter bei aokimatsumoto.com
Und Dein richtiger Job? – PR und Kommunikation bei Nixon und nebenbei absolviere ich mein Magisterstudium
Welches Highlight erwartest Du während der BRIGHT XV? – Definitiv die Rückkehr des “B”!
Welches Highlight erwartest Du während der BRIGHT XV? – Auf jeden Fall freu ich mich auf die Jungs von Makia und auf die Lamono Crew! Bin gespannt, wer dieses Mal mit dem besten Messestand abräumt und ein bisschen Karaoke wäre nett …
Uniform – Anzug Joop, Hemd Lifetime, Schuhe Carhartt X Vans, Boxers Cleptomanicx, Socken Falke
Uniform – Hut Nixon, Jacke Nixon, Shirt Volcom, Kleid Oxyde, Tasche Bright <3, Socken American Apparel, Schuhe Puma Foto – Jason Horton aka Flashorten Love – Marco, Thomas und die gesamte BRIGHT Crew, die es jedes Mal wieder rocken!
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Nada
Ca r ls
Wo lebst Du? – Berlin, Deutschland Dein Job bei der BRIGHT? – Schreibe für’s BRIGHT Magazine und BRIGHT Blog
Ha r p e r
Und Dein richtiger Job? – Celebrity Ausstattung Levi’s, freie Texterin, PR Lady und Autorin.
Heuer
Wo lebst Du? – Berlin, Deutschland Dein Job bei der BRIGHT? – Regale ausräumen, gute Laune verbreiten
Welches Highlight erwartest Du während der BRIGHT XV? – BRIGHT im Sommer ist generell ein Highlight. Wärmende Sonne, gekühltes Bier, entspannte Menschen – es gibt schlechtere Jobs
Und Dein richtiger Job? – Regale ausräumen, gute Laune verbreiten
Uniform – Sonnenbrille Vans, Tee Wemoto, Denim Levi’s Demi Curve, Schuhe Vans, Tasche A D Deertz, Fahrrad Burgers
Welches Highlight erwartest Du während der BRIGHT XV? – Regale ausräumen, gute Laune verbreiten
Foto – Pisa73 Uniform – Die Sonnenbrille hab ich von meinem Bruder, der sie mit seinem Stereo Vinyl Cruiser bekommen hat; das Kleid stammt von meinem stilsicheren US-Homegirl Dora, bevor sie nach Brooklyn ausgewandert ist, und das Bobby Car ist auch vom Bruder übernommen, fährt bei mir aber irgendwie nur rückwärts
Love – www.hatchkingdom.com
Love – Einfach über Papa Kontakt aufnehmen; trifeca.org
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Ma r c o
Aslim
Ma r cus
Ludw i g
Wo lebst Du? – Frankfurt a. M., Deutschland Wo lebst Du? – Berlin, Deutschland Dein Job bei der BRIGHT? – Gründer/Besitzer Dein Job bei der BRIGHT? – Ambassador & Advocate
Und Dein richtiger Job? – Das ist mein richtiger Job! Daneben bin ich Importeur von Lifetime Collective und Vertreter für REELL
Und Dein richtiger Job? – DC Shoes PR / A A A Agentur Attia, CIVILIST Production & Sales
Welches Highlight erwartest Du während der BRIGHT XV? – Element will make it finally count!
Welches Highlight erwartest Du während der BRIGHT XV? – Alles rund um CIVILIST Berlin, DC Shoes, LookyLooky, Keinemusik und Ambivalent – seid gegrüßt!
Uniform – Jacke Lifetime, Tee Lifetime, Hose Reell, Schuhe Diamond Footwear, Uhr Casio Calculator
Uniform – Cap aN Ything, T-Shirt Civilist REV019, Longsleeve Norse Projects, Hose Levi’s Made & Crafted, DC Shoes Tonik SE Love – www.aaa.mu; www.civilistberlin.com; www.dcshoes.com/de/de
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Erfrischende Momente auf der BRIGHT w端nscht
Budweiser budvar Mehr Budweiser Budvar:
www.budweiser-club.de
LIFETIME
C OLLE C TI V E
GLO B E
Text – Souchak
Text – Yasmin Martinelli
Rausbringen oder sterben Lifetime Collective aus Vancouver hat sich einen sehr guten Namen gemacht, indem es konsequent enge Beziehungen zur lokalen Kunst-, Design- und Modeszene aufrechterhält, ohne dabei eine eindeutig globale Ausrichtung zu verlieren. Die damaligen Twentysomethings Reid Stewart und Trevor Fleming gründeten Lifetime Collective 2002, heute ist daraus nicht nur ein Modehaus mit einer beeindruckenden Reputation, sondern auch ein Treffpunkt für kreative Leute aus der Umgebung und dem Rest der Welt geworden, die sich dort austauschen und Kollabos eintüten können. Ihr zweimal im Jahr erscheinendes Magazin Free Thinkers legt diesbezüglich noch einen drauf: Die aktuelle Ausgabe widmet sich dem kreativen Prozess und stellt die Szene in Topanga der 70er, Thee Oh Sees und Mattson 2 sowie die künstlerischen Arbeiten und Fotografien von Niall McClelland, Ryan Rhodes, Hunter Longe und Michael Jager vor. Außerdem wirft das Magazin einen Blick auf das in Saint Paul ansässige Kollektiv Brass Tracks Publishing, Cameron’s Books in Portland sowie die Jungs aus der Nachbarschaft von Lifetime Collective, die in dem Kunstbedarf Collage Collage in Vancouver abhängen. Wie es aussieht, wächst und gedeiht das Collective stetig weiter.
„How about we chuck another prawn on the barby? “ Das ist ein ziemlich lahmer Witz, aber wenn man ihn in einem erbärmlichen Aussie-Akzent mit einer seriösen Mine erzählt, könnte er witzig sein. Es ist gar nicht so leicht, billigen Tricks zu widerstehen, wenn man Menschen aus diesem magischen und total weit entfernten „Land of OZ“ trifft, vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass ich auf billige Vorurteile stehe, und meinetwegen können sich andere deswegen auch über mich lustig machen. Ganz besonders diese extrovertierten Jungs bei Globe. Sie sind eine Ansammlung von extrem unterschiedlichen Individuen, die ihre Wurzeln im Skateboarding und Surfen und schließlich darin
www.lifetimecollective.com
einen gemeinsamen Nenner gefunden haben: die Leidenschaft und Freude für das, was sie am besten können. Genau dieser Geist hauchte Globe International vor 18 Jahren das Leben ein, hält es bis heute am Leben – und inspiriert die Menschen, Produkte und Programme, die das Label repräsentieren. In der SS 12 ist die GLOBE X THR ASHER-Kollabo zu sehen, die das Ergebnis einer langen gemeinsamen Geschichte ist. Schon auf Events wie Double Stack Cash Attack, Slaughter At The Opera oder The Skate Park Roundup hatten GLOBE und THR ASHER in den letzten Jahren gemeinsame Sache gemacht. Als man sich THR ASHER mit der Bitte näherte, einen Schuh zum Gegenstand ihrer Überlegungen zu machen, entschieden die sich gleich für zwei: The Heathen, entworfen von David Gonzalez, und The Odin, kreiert von Chris Haslam, die beide schon mit dem THR ASHEROath auf die Welt gekommen sind. Beide Schuhe, in klassischen orange und schwarz (SF-Style), sind mit dem THR ASTHER-OathBandana-Print auf dem Fußbett versehen und haben einen OathPin als Bonus. www.globe.tv
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dennis
busenitz
50-50 to pole jam
busenitz pro
www.adidas.com/skateboarding
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Š 2012 adidas america, inc. adidas, the trefoil logo and the 3-stripes mark are registered trademarks of the adidas group.
TRI P LE B U S ENIT Z A DIDAS S K A TE B O A R D ING Dennis, wie fühlt man sich denn so als Teamfahrer für adidas? Fühlt sich schon besonders an, ein Teil davon zu sein. Schließlich ist adidas eine Firma, die unglaublich viel Tradition hat. Sogar mein älterer Bruder war schwer beeindruckt, als er davon erfahren hat, dass ich im Team bin. Als Kind bist du also auch schon in adidas-Schuhen unterwegs gewesen? Oh ja, beim Fußball, beim Basketball, auf jeden Fall. Kannst du dich auch ganz direkt bei Entscheidungsprozessen einbringen? Zum Beispiel auch was euer Team angeht? Ja, ich bin sowohl was Design- und Produktentwicklung angeht ziemlich stark eingebunden in die Prozesse, und die Verantwortlichen geben auch sehr viel auf meine Meinung zum Team, zu den anderen Fahren und den Trips, die wir zusammen unternehmen.
Macht es dir Spaß, dich mit den Produkten selbst zu befassen? Klar, ich genieße das sehr, und das hat einen ganz einfachen Grund: Ich will hinterher Sachen tragen können, die ich selbst einfach perfekt finde. Wie läuft denn die Arbeit mit den Schuhdesignern ab? Wie kann man sich das vorstellen? Nun, hin und wieder fahre ich hoch nach Portland, um mich dort mit den Designern zusammenzusetzen, mir die neuesten Samples anzuschauen und zu erfahren, woran sie gerade arbeiten. Umgekehrt kann es auch sein, dass sie mal nach San Francisco kommen, um mit mir an einem Projekt zu arbeiten. Und dann gibt’s natürlich noch 40
viele Sachen, die wir zwischendurch per Mail abklären müssen. Wie wichtig ist der Faktor Boardgefühl, wenn man einen Schuh entwirft? Das ist für mich der wichtigste Faktor überhaupt! Skateboarding wird nämlich verdammt schwierig, wenn du dein Board nicht richtig fühlen kannst. Du bist bekannt für deine eigenen Kreationen, deine transportablen Ledges zum Beispiel. Was fasziniert dich an diesen Bauprojekten? Etwas zu entwerfen und zu bauen macht einfach Spaß; es ist ganz ähnlich wie das Gefühl, einen neuen Trick zu lernen. Erst musst du dir was ausdenken, es dir vorstellen, und dann arbeitest du daran, dass es Wirklichkeit wird. Nach derartigen Lösungen zu suchen ist eine spannende Herausforderung für meinen Kopf.
Erfüllt es dich also mit Stolz, eigenhändig diese Dinge zu bauen? Würde ich schon sagen, weil es nicht einfach ist. Es gibt mir das Gefühl, etwas geleistet zu haben, und es zeigt mir auch, wie krass die Leistungen anderer in diesem Bereich sind. Kommen wir mal auf Schuhe zu sprechen: Warum hast du dich eigentlich für Fußballschuhe als Vorlage für dein erstes Pro-Model entschieden? Ich habe früher gerne Fußball gespielt im Copa Mundial, und dann habe ich mir halt gedacht, dass die etwas schlankere Form sich bestimmt auch gut zum Skaten anbietet, weil so ein Schuh einfach richtig gut am Fuß sitzt. Traditionell stammen Skateschuhe ja eher aus dem Basketballoder Tennis-Lager, aber die Form von Fußballschuhen funktioniert viel besser – wir mussten also nur noch die Auswahl der verwendeten Materialien verändern. Die Zunge im Stil vom Samba und den vorderen Teil im Stil des Copa Mundial machen dein Modell auf jeden Fall einzigartig. Hattest du Bedenken, was die Reaktionen der Leute angeht? Schon. Ich hab mir da auf jeden Fall meine Gedanken gemacht, aber ich dachte halt auch, dass es sich lohnt, es mal zu probieren. Und jetzt hast du eine VulcanizedVersion deines ersten Modells nachgelegt. Selber Schuh, andere Sohle also – oder gibt’s noch mehr Änderungen? Wir haben schon ein paar Sachen verän-
dert für die Vulcanized-Version. Sagen wir so: Diese neue Variante ist klar inspiriert von meinem ersten Schuh, aber sie ist noch schlichter und minimalistischer, was den Leuten sicher gefallen wird, die gerne Vulc-Modelle tragen. Warum brauchst du sowohl ein Vulcals auch ein Cup-Sole-Modell? Ich mag halt beides. Außerdem finde ich
es gut, wenn ich sie abwechselnd fahren kann, und sich beide Schuhe trotzdem ähnlich auf dem Board anfühlen. Dabei ist das ja noch nicht alles: Es wird gleichzeitig noch ein ganz neues Pro-Model von dir geben. Was kannst du uns darüber berichten? Das ist der Busenitz A DV, wobei die A bkürzung für „Advanced“ steht. Es ist also quasi eine technischere Variante von meinem ersten Schuh und dem neuen Vulc-Modell. Wir haben mit beiden Sohlentypen herumexperimentiert und haben eine Reihe von technischen Neuerungen in dem Schuh integriert, die adidas ursprünglich für andere Sport-
dass ich in allen drei Modellen gerne fahren gehe. Und wie entscheidest du dich überhaupt für einen von ihnen, wenn eine Session ansteht? Dafür hab ich doch meinen Agenten. (Lacht). Oder ist es sogar so, dass du die drei Modelle für ganz spezifische Tricks einsetzen wirst? Also ähnlich wie beim Golf, wo man die ganzen unterschiedlichen Schläger mit sich rumschleppt? Mist, jetzt ist die Katze aus dem Sack. (Lacht). Die Bright ist die wichtigste Tradeshow für Skateboarding in Europa, adidas stammt aus Deutschland, und deine Wurzeln liegen auch hier – Zufall? Gibt es diese Zufälle überhaupt, von denen du da sprichst? Oder anders gefragt: Macht es dich stolz, dass deine neuen Modelle in Deutschland Weltpremiere feiern? Ja, auf jeden Fall.
arten entwickelt hat. Und diese technischen Neuerungen des Busenitz ADV sollen dein Skating also noch besser machen? Das eigentliche Ziel, das wir damit verfolgen, lautet: Meine Füße sollen es mir danken. Die Schuhe sollen außerdem leichter sein und mit neuen Materialien ausgestattet. Bei adidas legt man viel Wert auf Innovation, natürlich gerade bei den auf Performance ausgerichteten Produkten. Lässt sich das mit Skateboarding vereinen? Natürlich, solange es nicht bescheuert aussieht, lohnt es sich auf jeden Fall, diese Dinge auszuprobieren. Was glaubst du, wie würde Adi Dassler über Skateboarding denken? Es würde ihn umhauen! Ich kann mir schon vorstellen, dass er darauf abgehen würde. Findest du, dass deine drei Pro-Models deinen persönlichen Style als Skater widerspiegeln? Ich bin mir nicht sicher, ob ein Schuh überhaupt einen Skatestyle widerspiegeln kann, aber ich kann definitiv sagen, 41
Vielen Dank für das Gespräch über deine ganzen Signature-Modelle, Dennis. Unsere Leser können sie dann ja allesamt live am Stand von adidas bewundern. Ja, ich danke auch! Schaut sie euch an am Stand von adidas! www.adidas.com
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W E M OT O
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Text – Souchak Persönliche Angelegenheiten Das in der kleinen hessischen Stadt Idstein in der Nähe von Frankfurt sitzende Brand Wemoto Clothing ist heute als eines der führenden deutschen Labels von globaler Bedeutung bekannt. Mit einem Fashion-Design, das vom Scheitel bis zur Sohle in Skateboard-Chic, Street Couture und beeindruckenden Graphikkonzepten verankert ist, kommt es seit 2003 mit immer wieder neuem Merchandise um die Ecke. Man muss ihre aktuelle Kollabo mit FreshCotton einfach lieben, in der sie ein simples, absolut umwerfendes Herman Brood-Shirt produziert haben, das mit der smarten Tagline „Never Be Clever“ versehen ist. „Man muss sich seine Kollabo-Partner ganz genau aussuchen“, sagt Stefan Golz von Wemoto. „Wir glauben, dass es keinen Sinn macht, einfach nur so viele Kollabos wie möglich zu machen – lieber weniger, aber dann welche, die auch wirklich herausstechen.“ So sind für Golz und Wemoto gemeinsame Projekte mit anderen Labels und Unternehmen letztendlich eine ganz persönliche Entscheidung. „Wir kooperieren immer mit Brands, mit denen wir uns auch sonst gut verstehen und kennen normalerweise die Leute, die hinter dem Label stecken und mit denen wir zusammen arbeiten. Wir sind stets bereit, bei Wemoto etwas Neues zu machen, z.B. Sneaker, Rucksäcke oder Hüte zu designen. Wir versuchen immer wieder, etwas zu kreieren, das wir normalerweise nicht in unserer Haupt-Linie anbieten. Im Grunde genommen geht es darum, Spaß zu haben und ein überraschendes neues Produkt an den Start zu bekommen.“ Wemoto Clothings neueste Kollabo erfüllt ganz offensichtlich all diese Kriterien: In Zusammenarbeit mit den Ostküsten-Skate-Ikonen Jeff Pang, Peter Bici und Peter Huynh von dem berühmten und sagenumwobenen New Yorker UX A hat Wemoto eine ganze Palette von coolen Sportklamotten unter dem UX A-Logo „Lex The Bex“ produziert, darunter ein rotes und blaues „Built To Last“-Deck. „Die guten Dinge passieren oft ganz von selbst“, sagt Golz. Bei Wemoto Clothing wissen er und seine Partner Gregor Garkisch und Patrick Lotz, wie man businessmäßig über den
Dingen steht, aber trotzdem im Herzen ein Fan bleibt. Die UX A-Kollabo war nämlich, wie Stefan Golz hinzufügt, „ein Jugendtraum, der endlich wahr geworden ist“. www.wemotoclothing.com
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RE L E NTLES S
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BETON HAU S E N
Text – Renko Heuer Concrete plans! Berlin ist zwar nicht die regenreichste Stadt in Deutschland – erst kürzlich hat so ein lokales Halbwahrheitenblatt getitelt, dass es in Berlin immerhin 22 Grad heißer war als auf Rügen, der vermeintlichen Sonnenparadiesinsel –, nur fällt in der Hauptstadt durchaus genügend Wasser vom windigen Himmel, um den einen oder anderen Skater zu vergraulen (wer’s nicht glaubt, der werfe einen Blick ins Haslam-Interview in dieser Ausgabe). Ein Grund mehr also, sich über die News zu freuen, dass gleich neben dem phänomenalen DIY-Outdoor-Spot „Betonhausen“ nun auch noch in der angrenzenden Halle weitergebaut wird, „Betonhausen“ also eine Indoor-Extension verpasst bekommt. Laut frühen Insiderberichten ist hier natürlich wieder einmal Berlins Betonbaumeister Lennie Burmeister am Werk; angeschoben wurde das Ganze dabei von Relentless Energy Drinks und der Skatehalle Berlin, die sich bekanntermaßen auf demselben Gelände wie „Betonhausen“ befindet. Lennie setzt somit das fort, was er gemeinsam mit Jan Kliewer und Jürgen Horrwarth vor ein paar Jahren unter freiem Himmel begonnen hat, lässt die DIY-Rampenlandschaft ins Trockene weiter wachsen – und liefert damit den perfekten Rahmen für diverse spannende Sessions und andere Aktionen, die da kommen mögen. Die offizielle Eröffnung des nunmehr wirklich dem Namen „Betonhausen“ alle Ehre machenden Spots findet während der BRIGHT XV statt, natürlich inklusive Ca$h4Tricks – also unbedingt vorbeischauen in Friedrichshain! Save the date: Donnerstag, 05. Juli 2012, ab 19Uhr, Betonhausen @ Skatehalle Berlin www.betonhausen.com
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I MP A R TIA L OB J E CTIV E S . Fotografie ist eigentlich eine dankbare, da höchst demokratische Kunstform. Sie ist für jedermann umsetzbar, Dank der digitalen Revolution erschwinglich und vor allen Dingen lässt sich – aus genau demselben Grund – das jeweilige Resultat schnell über die elektronischen Kanäle verbreiten. Glücklicherweise gibt es trotz genannter Gründe und trotz des inflationären Gebrauchs des Begriffs „Fotograf“ noch genügend Talente, die aus dem Gros der Masse herausragen. Wir haben einen Fragenkatalog an einige unserer Lieblingsfotografen geschickt – an Bobby Hundreds, Dimitiri Coste, Andy Müller, Alex Flach und Jerry Hsu –, um mehr darüber in Erfahrung zu bringen, wie sich Blogkultur & Co auf ihren Job ausgewirkt hat. Im Gegenzug bekamen wir eine handverlesene Auswahl ihrer Lieblingsfotos inklusive persönlicher Einschätzung über das eigene Leben hinter der Kamera. Fairer Deal also. Texts / Interviews – Forty
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Kreayshawn and White Girl Mob
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BOB B Y HUN D RE D S . Bobby Hundreds – gebürtig Bobby Kim – ist mit einer Überdosis Skateboarding-Kultur und Punkrock in Südkalifornien aufgewachsen, und er ist der erste, der eingestehen würde, dass dieser Background maßgeblichen Anteil am Erfolg seiner Company The Hundreds (2003 zusammen mit seinem langjährigen Buddy Ben Shenassafar gegründet) hat. Bereits zu Teenagerzeiten dokumentierte Bobby die verschiedenen kalifornischen Subkulturen mit seiner Kamera… eine knappe Dekade später besucht eine loyale Fanschar (man spricht von einer soliden Million Hits) monatlich seinen Blog. Wenn man im Hinterkopf behält, dass die Mehrzahl der Menschen Authentizität heutzutage eher skeptisch gegenübersteht – da man diese halt nicht mit einem Preisschild versehen kann –, müsste Bobby eine der meistgehassten Personen dieses Planeten sein. Da sich in wenigen Monaten das zehnjährige Jubiläum von The Hundreds ankündigt, haben wir beschlossen, den Foto-Talk zugunsten einiger Fragen über Brand and Biz in den Hintergrund zu stellen.
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Dave Choe
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für einen bestimmten kalifornischen Lifestyle? So wie ich die Dinge einschätze, gibt es eigentlich keinen Unterschied in der Wahrnehmung… und ich bilde mir ein, dass dies unserer starken Präsenz im Netz geschuldet ist. Mehr noch als andere Brands haben wir bereits früh damit begonnen, einen Querschnitt aus Firmenphilosophie und Personality via Internet zu vermitteln und das hat sich ausgezahlt.
The Hundreds feiert in Kürze zehnjähriges Jubiläum, und glücklicherweise ist es immer noch nahezu unmöglich, euch mit einem spezifischen Label zu versehen. Unabhängig vom Erfolg der Company, wie schwer fällt es dir, dem Business gegenüber nicht zynisch zu werden, sondern enthusiastisch zu bleiben. Haha, danke schön! Wir sind stolz auf unsere Diversität und Widersprüchlichkeit, und ich denke, das einzig Vorhersehbare ist, dass wir unvorhersehbar sind. Gerade heute morgen habe ich eine Email vom Chef einer anderen Company bekommen, der sich fürchterlich darüber ärgerte, dass wir mit einer bestimmten Band kollaborieren… seiner Meinung nach sollte The Hundreds die Finger von ihnen lassen, er mag diese Band sehr und kann keinerlei Kontext zwischen ihnen und unserem Brand ausmachen. Um ehrlich zu sein, hat mich die schiere Ignoranz seiner Worte zum Lächeln gebracht. Die Menschen meinen, alles und jeden kategorisieren zu müssen… vor allen Dingen, wenn es sich dabei nicht um sie selbst dreht. Es scheint für die Mehrzahl extrem wichtig – wenn nicht gar tröstlich – zu sein, aufzeigen zu können, wer was wann warum macht. Eine vermeintliche Weisheit des Business lautet „Stay in your lane!“ Für mich ist das totaler Humbug, eine Philosophie von Vorgestern. Streetwear bezieht seine Anziehungskraft und seinen Charme ja genau daraus, dass niemand wirklich in seiner vorbestimmten Bahn bleibt… genau darum tragen wir T-Shirts und keine Krawatten. Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, dass The Hundreds nicht akkurat mit einem Label versehen werden kann. Niemand lässt sich gerne kategorisieren, warum also sollte das nicht auch für eine Company gelten? Und genau diese Art von Mails macht es mir einfach, dem ganzen Rummel gegenüber nicht zynisch entgegenzutreten. Etwas mit großer Aufmerksamkeit zu verfolgen, ist meines Erachtens unbezahlbar… und so richten wir unsere Aufmerksamkeit auf Dinge, die uns bewegen, erleuchten und vorantreiben. Wir lieben Streetwear über alles, und wir lieben das, was wir mit The Hundreds in diesem Kosmos machen können. We get to be kids forever. What’s there to be cynical about?
Public Label steht für einen eher erwachseneren Blick auf Fashion und Lifestyle… da du ja auch nicht jünger wirst, würde mich interessieren, ob dir PL mittlerweile vielleicht sogar mehr ans Herz gewachsen ist als The Hundreds? Haha, auf keinen Fall. Ich habe schwarze T-Shirts und Dickes bereits mit zwölf getragen, und ich werde das vermutlich auch noch tun, wenn ich auf die hundert zugehe. Ich mag alte Klamotten, verblassende Farben und Graphics… ich mag ill-fitting apparel. Dieser viel zitierte „erwachsenere“ Look ist für mich purer Mythos. Mature and grown-up are what you make of it. Public Label ist für uns die Möglichkeit mit anderen Schnitten, Materialien und Farben zu experimentieren. Es geht alles ein bisschen mehr Richtung Fashion. Ich persönlich jedoch werde mich vermutlich immer wie ein 14-jähriges Kid anziehen… einfach auch weil 14-jährige Kids die coolsten sind! Wie viele andere Companys begann The Hundreds mit einer bescheidenen T-Shirt-Linie… würdest du sagen, dass die meisten der relevanten Entscheidungen, die ihr bezüglich der Expansion der Kollektion – und alles, was damit verbunden ist – das Resultat von Bauchentscheidungen sind, also nicht von knallharten Businessplänen? Absolut! Bis zum heutigen Tag gab es noch nie einen professionellen Businessplan. Eigentlich ist alles reine Bauchentscheidung, es geht darum, was sich richtig anfühlt… auch wenn es dafür oft keinerlei rationale Erklärung oder gar quantitative Bestimmung gibt. Es gab auch Entscheidungen, die in diesem Rahmen getroffen wurden, die schlussendlich nicht aufgegangen sind… aber dann muss man halt seinen Kurs korrigieren. Ich bin der Ansicht, dass unsere Käuferschicht das auch vollends versteht, auch wenn diese Abläufe von ihnen nur unterbewusst wahrgenommen werden können. The Hundreds ist unser persönliches Projekt, es sind unsere Erfahrungen, die wir entweder mit reinbringen oder rausziehen, und unsere Kunden nehmen aktiv an diesem Prozess teil. Das alles wäre undenkbar ohne die Ehrlichkeit und Authentizität, die wir durch unser Produkt und Auftreten vermitteln.
Habt ihr bereits Events und spezielle Kollaborationen und Items zum großen Geburtstag in Planung? Das haben wir in der Tat, aber es ist zu früh, um die Karten auf den Tisch zu legen. Ich bin mir sicher, dass unsere Fans und Käufer sehr zufrieden mit dem Resultat sein werden…; wir sind es nämlich bereits! Würdest du sagen, dass The Hundreds in Europa und Asien anders wahrgenommen wird als in den Staaten… oder steht die Company universell
www.thehundreds.com
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Lee Spielman of Trash Talk
Rainbow
Rainbow Los Angeles is my home. On this day, we had just broke from a thunderstorm, so I crawled up to the roof of our office building and photographed this scene of a double rainbow. All Youtube memes aside, it was awe-inspiring.
Jay Ughh
Kreayshawn and White Girl Mob The Hundreds presented Kreayshawn and White Girl Mob’s first live performance, right off the heels of her “Gucci Gucci” smash single. When we had initially planned it, her hype hadn’t yet exploded so we really didn’t know what to expect. We rented out a small bar in San Francisco to host the event and hours before we opened doors, we already knew we were in for a helluva night. The line stretched down the block, and the crowd was anxious. Needless to say, their first performance, although rusty and glitchy, tore the roof off. Dave Choe The best part about my job are all the great people I get to meet, the relationships I get to build. This shot is of my good friend Dave Choe on the eve of his big solo exhibition with the Lazarides Gallery last year. Dave went on to become renowned for making big off of Facebook shares, but he’s still the same guy. Irreverent, incredibly bright, and a good brother and friend. Dave Choe FTW. Lee Spielman of Trash Talk Perhaps my favorite week of the year to shoot photos is SXSW in Austin, Texas. This year, Trash Talk owned the music festival and showcase, and here‘s a great example as to why. Near the end of their set, while I was shooting onstage, Lee crowd-surfed out into the middle of the floor, turned around, and crucified himself on the tentwire to frame the perfect shot. What resulted was nothing short of evil and eerie, all with a dose of epic. Alysha Nett If anyone knows my work, they know I love shooting beautiful women. But even moreso, I enjoy photographing friends. So when the two collide, it makes for an awesome shared experience, documented in some lovely art. Take for example Alysha Nett, who has garnered notoriety through her pervasive web presence. She’s not just Tumblr famous, she’s a hardworking model who aligns herself with the right projects for her career. Best of all, Alysha just happens to be a great friend of mine and The Hundreds. On this day, we ate lunch and casually shot in the park where “500 Days of Summer“ was filmed. Jay Ughh Jay Ughh is a block representative. Our block, Rosewood and Fairfax, here in Los Angeles. Every day it’s a tug-of-war with the LAPD (Los Angeles Police Department), they’re constantly harassing the neighborhood kids who are out skating and contributing to the community. On this day, Jay Ughh, who also raps in CBG, stood defiant against the officer. I felt like this image captured it all, the attitude, the street life, what it means to be young, what it means to fight back.
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Alysha Nett
Never Lost
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Heinrich Heine (1797-1856) hat den Akt des Übersetzens – also des Übersetzens von Romanen, Gedichten, Literatur eben – einst mit einem Tanz verglichen, allerdings mit einem „Tanz in Ketten“. Ein überaus treffendes Bild, dieses In-Ketten-Tanzen, und es lässt sich nicht nur auf das Übertragen von Texten, sondern auch auf das Übertragen von Konzepten und Geschäftsmodellen von einem Land ins andere anwenden: Auch diesem Tanz sind klare Grenzen gesetzt, auch hier gilt es, gleichwohl beweglich zu bleiben, kulturelle Freiräume zu suchen und zu finden, aber die Ketten des Originals nicht zu sprengen. Keine leichte Aufgabe, und sie wird umso schwieriger, wenn dieses Original von Legenden umrankt und von einer Aura des Bedingungslosen umgeben ist, des Großen, in dem High und Low vollkommen umkodiert werden, des immer wieder Unerwarteten (der Quelle des Cool). Jetzt aber raus aus dem Sack: Supreme N YC hieß die Vorlage, und sie galt es zu übersetzen – nach Europa. Ich weiß noch, wie ich die ersten Anzeigen von Supreme im Grand Royal Magazine gesehen habe, jenem grandiosen Magazin der damals noch dreiköpfigen Beastie Boys, das war gar nicht lange nachdem der längst legendäre Shop an der New Yorker Lafayette St. die Pforten geöffnet hatte. Eine dieser A nzeigen war klein, schwarz-weiß, unscheinbar, doch sie fiel auf, weil sie anders war als die ganzen bunten Annoncen für obskure 7“-Vinyle auf noch obskureren Labels. Irgendwie sah sie aus wie eine Anzeige für Calvin Klein, für Boxershorts, nur ohne Shorts, dafür mit Skatern, die sich unterhielten oder sich einen Insiderwitz zuf lüsterten. Kurzum, die Anzeige imitierte einen gewissen Look, machte ihn sich zueigen, und das war nun also Supreme. Ein Ansatz – in andere Kulturbereiche vordringen, wie gesagt in der Regel in unerwartete Ecken, und dann die heimlichen Highlights dieser Kultur viel, viel früher als der Rest vom Streetwear-Schützenfest in den eigenen Image-Kanon einpf legen –, den Supreme, längst vom Skateshop zum Brand mit Kultstatus avanciert, im Grunde genommen seit nunmehr 18 Jahren verfolgt. So wurde das klassische Box-Logo in Futura Heavy Oblique, das für das Geschmacks-Empire von Gründer James Jebbia steht, unlängst von OF WGKTAs Tyler noch bekannter gemacht als zuvor, wobei besagter Schriftzug zuvor schon so große (wie, wie gesagt, unerwartete) Größen wie Lady Gaga, Raekwon oder Kermit den Frosch geziert hatte, um nur drei Beispiele aus den letzten Jahren zu nennen.
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Aber zurück zu unsrer Übersetzung und den Problemen, die so ein Unterfangen mit sich bringt: Nachdem das Konzept Supreme schon vor Jahren ins Japanische und Westküstlerische (Fairfax in L.A.) übertragen worden war, hat Jebbia vergangenes Jahr also seinen ersten europäischen Shop im Londoner Stadtteil Soho eröffnet und sich dafür die Unterstützung der britischen Design-Agentur Brinkworth ins Boot geholt, wie auch das Know-how der Wilson Brothers; den alten Supreme-Verbündeten Mark Gonzales hatte man kurzerhand temporär mitimportiert (Gonz sollte zwei seiner Shmoos im Shop aufstellen, also die klassischen Vögel-Kreaturen des Krooked-Meisters). Wir wollten wissen, wie genau der Tanz in Ketten aussah in diesem Fall, schließlich ist das Ergebnis ein Shop, der so schlicht wie grandios aussieht – mit zwei Stockwerken, etwas Fischgrätenparkett unten drunter und schalldichten Decken, um die Nachbarn vor Launchparty-Lärm zu schützen. Immerhin steht fest, dass Supreme, nun also mit einem Bein in der Alten Welt angekommen, noch mehr Aufsehen erregen wird in jener oftmals überhitzten Unsicherheitszone zwischen Streetwear, Fashion, Skateboarding und Lifestyle. Wir haben Murray Aitken getroffen, einen der Übersetzer von Brinkworth, der daran beteiligt war, das Werk von James Joyce Jebbia ins Englisch-Europäische zu übertragen.
Text / Interview – Renko Heuer
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Murray, bevor wir auf Supreme zu sprechen kommen, was genau ist dein Job bei Brinkworth? Ich bin einer der vier Associate Directors bei Brinkworth, und ich war für den Supreme-Shop in London verantwortlich, zusammen mit Adam Brinkworth und Ben und Oscar Wilson von den Wilson Brothers. Ich bin nun schon seit über sechs Jahren bei Brinkworth und hatte in dieser Zeit das Glück, mit etlichen großartigen Kunden zu arbeiten, zum Beispiel mit Nike, Converse, Arc’teryx und Foot Patrol, dem Shop in London.
Ideen und Entwürfe für den Store zu machen. Wie sah der Prozess danach aus? War James die ganze Zeit über direkt involviert? James kam so alle paar Monate nach London, um persönlich ein paar wichtige Dinge abzusegnen. Als Kunde ist er schon sehr involviert, und wir haben zwischenzeitlich bestimmt jeden Tag am Telefon über Details diskutiert. Er wusste halt ganz genau, was er wollte und was nicht, wobei er uns trotzdem nie irgendwelche Vorschriften gemacht hat. Wir haben ihm dann unsere Ideen präsentiert, und er hat sie entweder abgenickt oder eben nicht. Als ein paar grundlegende Dinge feststanden, war der Prozess wirklich ganz unkompliziert.
Was fasziniert dich am meisten an deiner Arbeit? Als Design-Agentur befindet sich Brinkworth in der glücklichen Lage, Erfahrungen aus dem kommerziellen Sektor mit ganz anderen, viel kreativeren Aspekten kombinieren zu können, woraus sich ein extrem spannendes Arbeitsfeld ergibt. Dazu kommt, dass in meiner Arbeit permanent viel passiert, also nie wirklich Routine auftritt und ich immer wieder mit Neuem konfrontiert werde.
Wessen Idee war es, die Skulpturen von Gonz im Shop aufzustellen bzw. aufzuhängen? Die Idee kam von James. Er ist ein großer Fan von Marks Kunst, und ganz offensichtlich passt Marks Ansatz zwischen Skateboarding und Kunstwelt perfekt zu Supreme als Marke. Wie lief die Arbeit mit Mark? Wir haben ihn getroffen, als er den Vögeln den letzten Schliff im Shop gegeben und das Wandbild gemalt hat. Mark hat viel um die Ohren, daher ging ein Großteil der Kommunikation direkt über James. Was die Produktion der Vögel angeht, war Ben Wilson dafür verantwortlich. Und da Mark unsere Ansätze alle großartig fand, war die Arbeit mit ihm extrem reibungslos.
Wie genau kam denn der Kontakt mit Supreme zustande? Wir hatten zuvor gemeinsam mit den Wilson Brothers für Michael Kopelman (Gimme5/Hideout) gearbeitet, als es darum ging, dem SneakerShop Foot Patrol in Soho sozusagen neues Leben einzuhauchen. Da sich das Projekt entgegen aller Erwartungen als voller Erfolg entpuppte, fragte Michael, der so oder so für Supreme in UK unterwegs ist, sowohl Brinkworth als auch die Wilson Brothers und organisierte ein erstes Treffen mit James, um herauszufinden, ob wir ihm bei der Eröffnung des Shops in London behilf lich sein könnten. Wir haben uns auf A nhieb super verstanden mit James, und so dauerte es auch nicht lange, bis wir uns hinsetzten, um die ersten
Wenn man mit The Gonz arbeitet, muss dabei doch irgendeine schräge Anekdote herauskommen?! Ja, der Mann ist legendär. Er redete die ganze Zeit von einem Video, das er von sich selbst gemacht hatte in London. Scheinbar hatte er versucht, über einen geparkten Lamborghini zu springen, war aber irgendwie zu spät abgesprungen. Er selbst hatte nichts abbekommen, was ich vom Lambo nicht garantieren kann. Kommen wir noch mal auf den Laden selbst zu sprechen: Wie kamen die Entscheidungen bezüglich Standort, Größe und Grundriss zustande? Warum Supreme nach Soho verpflanzen? Da wir hier vom einzigen Supreme-Store in Europa sprechen, war es einfach nahe liegend, einen Standort zu wählen, der zentral und gut erreichbar war – und zwar nicht nur für Londoner,
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War es nun doch nicht so schwer, dieses USPhänomen erstmals nach Europa zu übertragen? Die Design-Sprache der Stores, die James im Rest der Welt bereits eröffnet hat, ist genau die Sprache, die wir verstehen. Sie ist schlicht und schnörkellos, verfügt zugleich aber über grandiose Details. Insofern spiegelt sie genau das wider, wofür der Name Supreme so oder so steht. Wir wussten um die Nuancen dieses A nsatzes, und so war es in der Tat gar nicht so schwer, diese Sprache in den europäischen Raum zu übersetzen. Ein paar andere Materialien mussten wir verwenden, wie zum Beispiel das Eichenparkett, was einfach besser in die besagte Gegend von London passt, sich aber trotzdem noch nach Supreme-Store anfühlt.
sondern auch für Touristen, die nur kurz in der Stadt sind. Schon deshalb war Soho ganz klar der richtige Standort für uns. Die Gegend ist einfach zeitlos, ein Aspekt, den East London nicht hat, und es gibt in der Nachbarschaft viele andere gute Shops wie The Hideout und Foot Patrol, und außerdem sind auch die nobleren ShoppingGegenden wie Dover St., Bond St. und Saville Row von unserem jetzigen Standort nur einen Steinwurf entfernt. Die meisten Ladengeschäfte in Soho sind eher für Boutiquen geeignet; sie haben nicht das richtige Raumgefühl für das Konzept, das James vorschwebte. Der Laden, auf den die Wahl schließlich fallen sollte, ist absolut untypisch für Soho, weil die Grundf läche relativ groß ausfällt und der Vibe eher industriell anmutet. Was den finalen Grundriss angeht, hat der Laden eine ganz eigentümliche Aufteilung: Das untere Stockwerk ist richtig groß und geräumig, während das Erdgeschoss verglichen damit sehr viel kleiner ausfällt. Somit war klar, dass der eigentliche Verkaufsraum im Untergeschoss liegen sollte, um dieses Platzangebot auch optimal zur Geltung zu bringen; das jedoch bedeutete, den Lagerraum ins obere Geschoss zu nehmen, um unten nicht unnötig die Fläche verkleinern zu müssen. Dann haben wir einen großen Teil der Zwischendecke entfernt, um dem unteren Bereich noch mehr Raumgefühl zu geben, und diese größere Lücke zwischen den Geschossen entpuppte sich als der perfekte Ort, um dort eine der beiden Skulpturen von Mark aufzuhängen. James war absolut wichtig, dass der Laden von der Straße aus betrachtet ein echtes Store-Feeling hat und, genauer gesagt, wie ein klassischer Skate-Store wirkt, also nicht wie eine Galerie oder so. Aus diesem Grund sind auch die Kasse und sämtliche Boards im oberen Bereich zu finden.
Supreme ist für seine extrem hohen Qualitätsstandards bekannt. War das kein Faktor, der die Arbeit erschwert hat? Wir selbst erwarten immer die Höchststandards, ganz gleich, für welchen Kunden wir arbeiten. Daher gehe ich jetzt mal davon aus, dass wir schon deshalb die Erwartungen von James erfüllen konnten. Abgesehen davon war es extrem inspirierend zu sehen, wie kompromisslos man bei Supreme die Sache in Angriff genommen hat. Kaum einer unserer Kunden war ähnlich hartnäckig, wenn es darum ging, den eigenen Willen durchzusetzen, um das absolut Beste herauszuholen. Gilt das auch für die Eröffnungsparty? Wie war die überhaupt? Der Abend ging richtig ab. Kann ich mir vorstellen. Ist die Arbeit für euch jetzt beendet, oder werdet ihr euch auch in Zukunft noch einbringen bei Supreme London? Wir haben erst vor kurzem noch ein paar zusätzliche Verkaufsmöbel entworfen, allerdings nichts Großes. Wenn spezielle Anfertigungen für saisonale Produkte anstehen, dann kann es gut sein, dass wir auch das übernehmen werden, doch insgesamt ist unser Auftrag als Design-Agentur so gut wie abgeschlossen.
Kannst du diesen raumgestalterischen Ansatz auf eine Formel bringen? Ja, die Kernidee lautete, einen Laden zu kreieren, der sich in erster Linie wie ein Premium-SkateStore anfühlt. Der Rahmen, in dem die Produkte präsentiert werden sollten, entstand deshalb durchweg aus vollkommen zweckmäßigen, schlichten Materialien, und wir haben bewusst auch nur ganz wenige Materialien verwendet. Auf diese Weise ist ein dezenter Hintergrund, ein ruhiger Rahmen entstanden, in dem man die oftmals recht bunten Produkte ideal präsentieren kann.
Supreme London 2/3 Peter St. London W1F 0A A
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AUF Oll ie Ray
Ba r b e e
Interview – Renko Heuer Foto – WeSC
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Es gibt da diese uralte Powell-Anzeige, muss wohl 1989 gewesen sein, in der Ray Barbee sein Pro-Model wie eine Gitarre hält und so tut, als würde er darauf so richtig losrocken. Natürlich zeigt er dazu seine Zähne und strahlt übers ganze Gesicht, denn so kennt man ihn halt, den Barbee. Seltsam nur, dass niemand, trotz derartiger Hinweise, so recht bemerkt zu haben scheint, wie viel die Musik diesem Mann schon damals bedeutet hat. Immerhin sollte noch über ein ganzes Jahrzehnt ins Land gehen, bis er schließlich seine ersten eigenen Tracks veröffentlichte. Doch darf man natürlich nicht vergessen, dass Ray Barbee noch nie der Typ war, der irgendetwas aggressiv vorantreibt. Macht er mit seinem Board ja auch nicht. 25 Jahre nach seiner Zeit als junger Pro für Powell-Peralta macht Ray Barbee immer noch das, was ihn erfüllt – und das bedeutet sehr viel mehr als nur perfekte No Complys: Als Fotograf, Skater und Musiker, der seit knapp 10 Jahren auf Galaxia Records beheimatet ist, reist er für seine Sponsoren wie Element, WeSC, Independent und nicht zuletzt Vans durch die Welt, und sie alle unterstützen die Streetstyle-Ikone in seinem kreativen Schaffen. Eigentlich hatten wir geplant, in diesem Interview einzig und allein über die Musik zu sprechen, doch natürlich hat es der zutiefst entspannte Mr. Nice Guy geschafft, von Gitarren bei Boards und dem Leben als Familienvater zu landen, um im Moonwalk zurück sogar bei Klamotten anzukommen, und zwar solchen, mit denen man auch was erledigt bekommt. Ray, wenn ich dich so dabei beobachte, wie du deine Gitarre reparierst, sie so, nun ja, fast schon zärtlich anfasst, drängt sich mir folgende Frage auf: Wie fühlt sich das für dich an, wenn ein Musiker sein Instrument auf der Bühne in Stücke kloppt, um eine Show abzuziehen? Damit habe ich kein Problem, allerdings ist es definitiv nicht mein Ding, so etwas zu machen. Es ist so ähnlich wie bei einem Board, das dir richtig gut gefällt... Das würdest du dann auch nicht kaputtmachen? Na, der Vergleich hinkt wohl doch eher, weil ein Board ja so oder so alt wird und man sich dann davon trennt. Eine Gitarre hingegen kann man für den Rest seines
Lebens behalten, wenn man will. Kommt halt drauf an: Wenn du sie wirklich magst, sie dir wirklich etwas bedeutet – das gilt für ganz vieles –, dann wirst du sie sicherlich nicht zertrümmern wollen. Und die Typen, die so etwas machen, spielen eh in einer ganz anderen Liga, zumindest normalerweise. Wie meinst du das genau? Ich meine damit, dass Typen, die ihre Boards durchtreten, die Bretter ja meistens nicht bezahlt haben. Und bei diesen Typen und ihren Gitarren ist es entweder genauso – oder es ist halt ein wichtiger Teil ihrer Bühnenshow und gehört zum Image. Pete Townshend von The Who, der hat sicher keine Probleme, eine neue Gitarre zu bekommen. Danach haben die Punkbands damit angefangen, und die wiederum hatten eh nur so Billiginstrumente. Deren Gitarren wären wohl eher mit den Boards vergleichbar, die man im Kauf haus bekommt. Und damit kann man bekanntlich eh nicht fahren. Wenn du nun also deine geliebte Gitarre spielst und Musik machst, fühlt sich das ähnlich an wie Skateboarding? Ist es vergleichbar? Na, eigentlich nur in der Hinsicht, dass mir beides Freude bereitet. Und darin, dass es um besondere Fertigkeiten, um Skills geht: Du willst einen neuen Trick lernen, oder du bist echt gut gefahren, und danach fühlst du dich einfach gut. Das gilt dann auch für alle anderen Bereiche des Daseins? Auf jeden Fall, es kommt nicht darauf an, was einen interessiert: Es kommt immer nur darauf an, wie viel Spaß man dabei hat. Dieses Glücksgefühl ist also der gemeinsame Nenner, dieses Zufriedenheitsgefühl, das einen überkommt, wenn man etwas geschafft hat. Musik und Skateboarding sind da noch längst nicht alles. In deinem Fall fällt ja auch die Fotografie in diese Kategorie. Ja, unbedingt. Es geht immer nur darum, welcher Sache man diese Relevanz gibt, ganz persönlich. Kommen wir in dem Kontext doch mal ganz konkrete auf die Musik zu sprechen: Wann und wie ging das los bei dir? Musik hat mir schon immer sehr viel 57
bedeutet, sogar schon bevor es für mich mit Skateboarding losging. Ich bin halt im Kalifornien der Achtziger groß geworden; ich glaube, ich war so in der fünften Klasse, als MTV auf Sendung ging. Und dann kommt dazu, dass ich einen Bruder und eine Schwester habe, und meine Eltern sind einmal die Woche mit uns in den Plattenladen vor Ort gegangen – na ja, vielleicht war es auch nur alle zwei Wochen –, auf jeden Fall durften wir uns dann jeder ein Tape von einer Band aussuchen. So hatte ich alle 14 Tage neue Musik! Das klingt nicht schlecht! Ja, echt cool war das. Ich weiß noch, dass ich schon bald durch MTV auf AC/ DC kam, also war ich Fan von denen und ganz besonders von A ngus Young; davon, wie er abging und Gitarre spielte, was mir damals göttlich vorkam. Aber das fand nun mal im Fernsehen statt, es war außer Reichweite für mich. Doch als ich dann anfing zu skaten, nach der sechsten Klasse, waren die ganzen anderen Skater nebenher alle in Punkbands. Nach unseren Sessions zogen sie also los in den Proberaum, und ich ging halt mit –, und da waren dann Gitarren, die ich anfassen und ausprobieren konnte. Ich bat sie, mir zu zeigen, wie man damit umgeht, und so ging’s also los, nur war die Musik immer zweitrangig und kam erst nach dem Skaten dran. Zumindest bis zur High-SchoolZeit war das so, da wurde die Sache dann schon etwas ernster. Meine erste eigene Gitarre bekam ich aber erst von Stacy Peralta; er kaufte mir eine, nachdem ich bei Powell unterzeichnet hatte. Wow. Yeah, und davor habe ich mir immer nur Gitarren von anderen Leuten geliehen. Irgendwann hast du mal den Ollie mit dem Erlernen einer Sprache verglichen. Gibt es so einen Punkt auch bei der Gitarre? Wann kam für dich dieses OllieLevel, ab dem die Dinge erst so richtig interessant werden? Oh, das hat man schon erreicht, wenn man keine Blasen mehr an den Fingern bekommt. Das geht aber doch recht schnell vorbei mit den Blasen, oder? Trotzdem ist es für die meisten schon
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der Punkt, am dem sich entscheidet, ob sie dabeibleiben oder nicht. Es tut schon ganz schön weh, bis das vorbei ist. Und letzten Endes geht es beim Gitarrespielen doch nur darum, dass das, was deine rechte Hand tut, mit dem koordiniert wird, was die linke tut. Wie beim Ollie, wo der linke und der rechte Fuß zusammenarbeiten. Genau. Du musst deinen Fingern beibringen, wo sie landen müssen, damit saubere Akkorde entstehen. Insofern gibt es keinen wirklichen Ollie-Moment in der Musik, aber die Sache mit der Koordinierung musst du erst mal meistern. Klingt ganz schön mechanisch. Wo bleibt da der Flow, dieses unsichtbare Element? Ich weiß, was du meinst, aber es stimmt doch: meine Hand muss quasi „wissen“, auf welcher Saite sie sich befindet. Und auch beim Skaten hast du dieses fast schon mechanische Wissen als Fundament für den Flow: erst lernst du Pushen, dann Cruisen, dann den Ollie, wie der vordere Fuß auf dem Griptape nach vorne rutschen muss und so weiter. Trotzdem darf man sich dieser Techniken nicht allzu bewusst sein, denn dann ist’s auch schon vorbei mit dem Flow. Und jetzt mal auf die Fotografie übertragen: Wo ist da der Ollie? Den gibt’s da nicht. Trotzdem haben alle drei Bereiche eine Sache gemeinsam: sie basieren auf Kreativität, einem kreativen Geist. Bei der Musik sind es die Ideen, die Melodien, die man dann mit dem Instrument umsetzt. Bei Fotos kann es auch sein, dass man das Bild schon vorher im Kopf hat und sich dann auf die Suche nach genau diesem Motiv macht. Und beim Skaten will ich unbedingt diesen oder jenen Trick machen, also halte ich Ausschau nach einem geeigneten Spot dafür. Der A nsatz ist immer derselbe: Du hast eine Idee und willst sie umsetzen. Welches dieser Gebiete ist dir momentan am wichtigsten? Ich versuche, die richtige Balance dazwischen zu finden. Ist aber doch bestimmt nicht einfach, wenn man dann auch noch eine Familie hat, die Kinder …
Oh, nein, das ist verdammt schwer! Und ich hab auch keine Ahnung, wie ich es jemals schaffen soll. Nur muss ich es ja trotzdem versuchen, weil... ich es halt so will! Ich glaube, ich könnte das noch viel besser managen, aber ich versuche es halt irgendwie. So funktioniert das Leben nun mal: keiner kann dir sagen, welcher der beste Weg ist. Oder nimm die Erziehung: Es gibt kein Buch, das einem darüber wirklich viel sagen könnte. Im Endeffekt muss man es selbst erlebt haben, und nur durch Ausprobieren kommt man zu irgendwelchen Ergebnissen, indem man einfach auch mal ins kalte Wasser springt. Je älter man wird, desto weniger Zeit bleibt einem für solche Sachen, und wenn man dann noch versucht, mehrere davon unter einen Hut zu bekommen, dann kann es echt eng werden. Allerdings habe ich mir gerade ein Haus gekauft, und das treibt einen automatisch an. Es treibt dich an, weil du jetzt die Raten abzahlen musst? Dabei reden wir doch eigentlich von Dingen, die du wahrscheinlich auch dann machen würdest, wenn du dafür kein Geld bekommen würdest, oder? Das stimmt. Wie genau sieht’s bei dir denn momentan mit Sponsoren aus? Wie stehst du zu ihnen? Fühlt sich alles super an, weil die Brands, die ich repräsentiere, allesamt aus dem Lifestyle-Sektor kommen, was auch heißt, dass sie die Kultur als Ganzes unterstützen und eben nicht nur einen Aspekt wie Skateboarding. So kann ich mich ausleben, immer neue Sachen dazulernen und die Firmen bekommen automatisch etwas, mit dem sie arbeiten können – ich habe also die Möglichkeit, ihnen etwas wirklich Substanzielles zu bieten. Und um auf die Frage davor zurückzukommen: Klar, wenn ich kein A lbum veröffentlichen oder nicht mehr in Skatezeitschriften zu sehen sein oder nicht mehr meine Fotos in Galerien zeigen würde, dann wären es trotzdem weiterhin meine Hobbys. Das würde jedoch nur funktionieren, wenn die Basis dafür gegeben ist. Ich könnte ja nicht den ganzen Tag meinen Hobbys nachgehen und dabei vergessen, dass ich eine Familie habe, die es zu versorgen gilt. 58
Will dein Jüngster immer noch der Nachfolger von Michael Jackson werden? Ja, er steht voll auf Tanzen! Und Michael war ein unfassbar krasser Tänzer, das steht mal fest. Kann dein Sohn denn schon den Moonwalk? Nein, aber er ist ja auch erst fünf, weißt du? Wie denken eigentlich deine Kinder über deine ganz alten Videoparts? Mein Jüngster, na ja, ihm ist das ehrlich gesag t ziemlich egal. So à la „Oh, Dad ist wieder auf dem Bildschirm.“ Er ist halt fünf, wie gesag t. Mein Ä ltester steht auf Skateboarding und findet das alles cool, obwohl es ganz egal ist, was du tust: Eltern sind nie cool. Es tut nichts zur Sache: Bis zu einem gewissen A lter ist der Papa der absolute Held. Doch dann entdecken die K ids ihre eigenen Vorlieben und irgendwann endet das zwangsläufig mit: „Oh, Mann, Papa, du bist so old-school.“ Kommen wir zum Schluss: Was ist für den Rest des Jahres geplant? Momentan schreibe ich Songs für ein neues Album, und mein Plan lautet, gegen Ende des Sommers damit ins Studio zu gehen. Und dann arbeite ich an einem Fotobuch mit Vans und WeSC, und ich will mit Greg Hunt filmen gehen für das kommende Video von Vans. Es gibt also wie immer eine Menge zu tun. Eine letzte Frage noch, sie ist verbunden mit unserem Anfangsthema „Wie geht man mit Boards und Gitarren um“: Stimmt es, dass du deine Hemden manchmal jahrelang trägst, obwohl du ja diverse Sponsoren hast und dir andauernd neue Sachen besorgen könntest? Oh ja, das stimmt! Absolut! Ich hab ein paar Flanellhemden, die ich wirklich seit Jahren trage. Es hängt halt immer davon ab, was für ein Typ du bist. Ich bin nun mal so aufgewachsen, dass ich bei einer Sache bleibe, wenn ich sie erst einmal für gut befunden habe. Kleidung muss in erster Linie halten, sie muss schnörkellos sein; so gesehen kann man mich durchaus als Arbeiterklassen-Skateboarder bezeichnen, so à la „Gebt mir halt das, was ich brauche, um den Job erledigen zu können, und fertig.“
A ND Y MU E L L E R . Heutzutage lebt und arbeitet Andy Mueller hauptsächlich in Los Angeles, geboren wurde er jedoch im Mittleren Westen der USA, wo er bereits in jungen Jahren anfing, sich für Skateboarding, BMX, Musik und Magazinkultur zu interessieren. Als Resultat dieser Leidenschaft(en) gründete er 1993 zusammen mit Freunden das Design/Foto/Film-Studio OhioGirl Design. Nur vier Jahre später wagte er mit The Quiet Life den Sprung Richtung Streetwear, der mit einer Kombination aus (foto)grafischen Prints und entspannter Interpretation zeitgenössischer Mode zu punkten verstand. Außerdem arbeitet Mueller bekanntermaßen als Teil des gefeierten Art Dump-Kollektivs für Girl Skateboards.
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26 38 Würdest du sagen, dass deine Karriere als Fotograf eher ein glücklicher Zufall oder das Resultat einer bewussten Entscheidungsfindung ist? Eine Mischung aus beiden Komponenten, würde ich sagen. Obwohl ich bereits in jungen Jahren angefangen habe zu fotografieren – das war Mitte der Achtziger – würde ich mich als student for life bezeichnen… Fotografie ist glücklicherweise ein Handwerk, bei dem man nie auslernt. Ich hatte seit jeher immer eine Kamera griffbereit und daraus wurde irgendwann halt mein Beruf. Fotografie ist ein Teil von mir und ich kann mir nicht vorstellen, dem jemals überdrüssig zu werden.
Nein. Oder besser gesagt: noch nicht. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich mich darauf freuen soll, irgendwann nur noch mit meinem iPhone für einen Job aufzukreuzen. Bereits 1997 hast du The Quiet Life gegründet… bist du eigentlich überrascht, dass es die Company immer noch gibt? Nein, ganz im Gegenteil. Obwohl die ersten Designs bereits 1997 herauskamen, war mir immer klar, dass QL einen langen Atem haben wird. Da ich das Label in erster Linie immer noch als Hobby betreibe, gibt es auch keinen Masterplan, wann, wo, in welchem Maße der Durchbruch oder Ähnliches gelingen sollte… ich bin stolz auf das, was wir mit QL bereits erreicht haben, und es ist toll, dass die Reise bereits so lange andauert. Und weil wir ein relativ kleiner Brand sind, entdeckt man uns selbst nach all den Jahren immer noch.
Schießt du heutzutage immer noch lieber analog oder mittlerweile rein digital? Aus verschiedenen Gründen mag ich mittlerweile beide Varianten. Wären Zeitdruck und Geld kein Thema, würde ich jedoch wahrscheinlich allein analog fotografieren. Leider lassen das viele kommerzielle Jobs nicht zu.
Woran arbeitest du momentan… was werden wir von dir im zweiten Halbjahr dieses Jahres zu Gesicht bekommen? Neben meiner Arbeit für Girl liegt mein Fokus klar auf The Quiet Life, wo in den nächsten Monaten einiges passieren wird: die neue Kollektion, mehrere Art-Shows, ausgesuchte Kollabos und vieles mehr. Um auf dem letzten Stand zu sein, besucht uns entweder auf Facebook (thequietlifeco), auf Instagram oder checkt unsere Website (thequietlife.com). Auf unserer Website findest du auch eine Fotogalerie namens „The Camera Club“, und gelegentlich landen eingereichte Fotos der User in unseren Büchern oder auf T-Shirts. Worauf also noch warten… tretet am besten noch heute dem Club bei. Shooters unite!
Gibt es für dich eine Stadt oder bestimmte Landschaft, zu der du immer wieder gerne zurückkehrst, da du weißt, dass das Resultat einzigartig sein wird? Nein, eigentlich gibt es da nichts Bestimmtes. Wie gesagt, da ich sowieso immer eine Kamera bei mir habe, schieße ich Fotos, wo auch immer ich mich gerade aufhalte… und glücklicherweise reiht sich der Großteil davon ganz harmonisch in mein Portfolio ein. In Zeiten wie diesen, in denen jeder praktisch Fotograf ist, seinen eigenen kleinen Blog betreibt und Shows und Ausstellungen vornehmlich durch das Display seines Smartphones erlebt, wie schwer ist es da für dich aus der Masse hervorzustechen? Hat sich der Job speziell in den letzten Jahren für dich geändert?
www.thequietlife.com www.ohiogirl.com
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06 This is one of my favorite photos... it reminds me to keep shooting photos for myself and to keep shooting with my film cameras. I was on a long term assignment/project with a commercial client and was struggling a bit, so I decided to put away the digital stuff for a few days and get out my old hasselblad 500CM and shoot everything and anything that caught my eye, even if not directly related to the client‘s job. This is one of the results from those out-take photos. 14 I shot this way back in 1994 in Luchenbach, Texas. Still one of my favorite photos. I’ve always enjoyed documenting the people and places I see. 26 Spike Jonze - during the making of „Where The Wild Things Are“ 38 Pinhole camera of the pacific ocean. Palos Verde ( Los Angeles area ), CA - need to start shooting more pinhole photos again. Such a good look. 41 Back in my „indie rock“ days. Shooting photos and hanging out with my friends in the band HUM - 1994. 44 Eisle, Los Angeles - 2007.
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D I M IT R I C OS T E . Der französische Künstler, Fotograf und Filmemacher Coste hat eine Passion für künstlerische Gestaltung. Eine größere Passion jedoch hat er für all die Dinge, die seinen Puls schneller schlagen lassen: Der VansConnaisseur ist geradezu besessen vom life on the road und Roadtrips im Speziellen, vor allen Dingen wenn sich diese auf zwei Rädern und mit genügend Tempo realisieren lassen. Sein Vater arbeitete als Chefredakteur für Publikationen wie Moto-Verte und Bicross und infizierte Dimitiri so bereits in jungen Jahren mit einer Sehnsucht nach Geschwindigkeit und frisierten Motoren. Seit einiger Zeit scheint die wieder entdeckte Liebe zum Motorrad dem Fixie-Hype den Rang abzulaufen und so überrascht es wenig, dass sein Terminkalender bis zum Ende des Jahres einigermaßen unübersichtlich erscheint. So yeah, catch him if you can.
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Rick Thorne, Sunset Blvd, LA, CA, Feb 2005
Scotty Stopnik, Huntington Beach, CA March 2012
Gaelle Pietri@Elite on a B50 BSA Short Tracker, CherryPalace, France, September 2011
Steve Olson, Hollywood, CA, June 2011
Sal Barbier, Fairfax Avenue, LA, CA, 2008 66
Nathaniel Irthum aka Le Admiral, Mons Belgium, November 2010
Virginie Lanoue, Palm Springs CA, May 2010 Würdest du sagen, dass deine Karriere als Fotograf eher ein glücklicher Zufall oder das Resultat einer bewussten Entscheidungsfindung ist? Definitiv beides. Bei mir begann es, als ich mich damals als Journalist versuchte… wobei es nie mein erklärtes Ziel war, mich als Fotograf durchzusetzen. Das passierte alles komplett zwanglos und vermutlich hatte ich zudem noch das nötige Quäntchen Glück. Egal, seitdem jedenfalls arbeite ich an meinen Fähigkeiten hinter der Kamera.
erlebt, wie schwer ist es da für dich aus der Masse hervorzustechen? Hat sich der Job speziell in den letzten Jahren für dich geändert? Ich finde es toll, dass mehr und mehr Leute sich dafür interessieren… andererseits geht aus genau diesem Grund auch eine Menge der Magie vor die Hunde. Der Job hat sich definitiv verändert, da es mittlerweile immer einen Typ gibt, der den Job umsonst macht oder stolz mit der DSCLR winkt. Wenn deine Fotos dich am Ende jedoch von Vibe und Talent freisprechen, bist du selbst heutzutage glücklicherweise schnell Geschichte, da nützen dann auch keine Kontakte mehr.
Schießt du heutzutage immer noch lieber analog oder mittlerweile rein digital? Das ist bei mir eine Sache des Gefühls. Nachdem ich für zehn Jahre ausschließlich mit Film gearbeitet habe, begann ich mich mit Digitalkameras zu befassen… und diese benutze ich nun eigentlich für die Mehrzahl meiner kommerziellen Arbeiten (und für die tägliche Dosis Instagram). Für meine persönlichen Arbeiten versuche ich analog zu bleiben, 35mm und 120mm Film. Es ist, als würde man tagsüber mit dem Roller durch die Stadt fahren, nach Anbruch der Dunkelheit jedoch seine alte, schwere Maschine auf die Strasse wuchten. Eines ist für mich jedoch gewiss: auf lange Sicht wird mich das digitale Diktat langweilen. Es ist viel aufregender, wenn ich meine alte Nikon oder Pentax 67 aus der Schublade hole!
Woran arbeitest du momentan… was werden wir von dir im zweiten Halbjahr dieses Jahres zu Gesicht bekommen? Da wird so einiges passieren: ich arbeite nonstop an eigenen Filmen und Fotos und versuche mein laufendes Racing-Projekt „O.S.F.A.“ an den Start zu bringen. Dann gibt es eine Gruppenausstellung in Biarritz im Juni, die nächste Kampagne für den französischen Designer Jerome Dreyfuss für 2013 und den Film, den ich für Persol geschossen habe. Zudem arbeite ich weiter an meiner „Self Action Photo“-Methode, die es mir erlaubt, gleichzeitig zu fahren und Fotos bzw. Filme zu schießen. Dann habe ich gerade den Schnitt eines 3mm-Films erledigt, bei dem es allein um das Gefühl geht, auf einer alten Triumph durch die Wüste zu fahren. Außerdem wird mein zweiter Signature-Schuh für Vans erscheinen… auch das Video dazu stammt von mir. Ach ja, und dann versuche ich diesen Herbst noch ein Foto-Zine herauszubringen, eine Ausstellung in Paris im November steht an und natürlich werde ich nicht aufhören, meine Kindheitshelden und Chicks auf alten BMX-Rädern zu fotografieren.
Gibt es für dich eine Stadt oder bestimmte Landschaft, zu der du immer wieder gerne zurückkehrst, da du weißt, dass das Resultat einzigartig sein wird? Die Wüste… und generell die USA. In Zeiten wie diesen, in denen jeder praktisch Fotograf ist, seinen eigenen kleinen Blog betreibt und Shows und Ausstellungen vornehmlich durch das Display seines Smartphones
www.dimitricoste.blogspot.de
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Cassidy Alexei@Ford, Sunset Tower Hotel, LA, CA, June 2011
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Eric Dressen, Pasadena, CA, Spring 2011
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Man schrieb das Jahr 2007, als Koen Mortier – einem Paukenschlag gleich – sein Regiedebüt „Ex Drummer“ auf das ahnungslose Publikum losließ, eine bitterböse, schmutzige, saukomische und konkurrenzlos-nihilistische Parabel über Götter, Monster und Punkrock, die das ehemals blühende Seebad Ostende zurück ins Rampenlicht brachte. Nach einigen prämierten Werbefilmen (unter eigenem Namen oder getarnt als Lionel Goldstein, eine fiktive Figur von Mortier und Regiefreund Joe Vanhoutteghem, die sie immer dann aus der Versenkung hervorholen, wenn sie zusammenarbeiten) und dem NIKE-SB-Video „Nothing But The Truth“, kehrte er im letzten Jahr mit seinem heiß ersehnten zweiten Spielfilm „22nd Of May“ zurück, der in puncto visueller Eigenständigkeit und eigenwilligem Storytelling auf Augenhöhe mit dem Debüt war. Wir haben den belgischen Ausnahmeregisseur in ein Gespräch über kreative Prozesse, die wunderbare Welt der Werbung und die Kunst, sich selbst treu zu bleiben, verwickelt, als er Ende März von einem Trip nach L.A. zurückkam, wo er nicht nur mit Sasha Grey einen Clip zum Equal Pay Day schoss, sondern weitere Produzentenmeetings zur nahenden Verfilmung von Chuck Palahniuks Roman „Haunted“ über sich ergehen lassen musste.
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Koen, du bist einer der wenigen Regisseure, die sowohl als Werbefilmer, wie auch auf der Leinwand eine höchst spezifische visuelle und akustische Identität haben. Ich bin mir sicher, dass ich mittlerweile selbst mit verbundenen Augen deine Clips anhand der Musik erkennen würde... Ha-ha, ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich bereits auf diesem Level arbeite. Die meisten aus der Branche wollen, dass ihre Arbeit kommerziell punktet oder zumindest vom Publikum gemocht wird… die Umsetzung dafür erfolgt aufgrund dessen oft auf einem eher zweifelhaften Niveau. They chose happy music and do a “happy-edit.“ Alles, was ich versuche, zumindest bei den Commercials, ist, einen höchst emotionalen Zugang zu schaffen. Und der funktioniert oft am besten durch langsame oder sehr intime und
persönliche Musik. Wenn du diese Musik dann mit Bildern fütterst, die eher ungewöhnlich sind, ist man schon fast am Ziel. Ich weiß auch nicht genau warum, aber diese Methode verwende ich, seit ich mit dem Filmen angefangen habe… und nun versuche ich sie zu perfektionieren. Beginnst du erst, dich mit der Musik zu befassen, wenn das visuelle Konzept steht oder hast du mittlerweile einen riesigen Ordner mit Songs, die bei dir etwas ausgelöst haben, als du sie zum ersten mal gehört hast – und die nur darauf warten, endlich als Soundtrack zu fungieren? Es ist die Variante mit dem Ordner… und der wächst jeden Tag ein bisschen mehr.
FLEMI S H
M A S TER
Zudem gibt es viele Künstler, mit denen ich gerne arbeite oder arbeiten würde. Tim Vanhamel ist so jemand, ich habe seine Musik bereits für ein paar Commercials verwendet und er war auch mit seiner Band Millionaire maßgeblich am Soundtrack zu „Ex Drummer“ beteiligt. Meistens ist es so, dass ich anfange zu arbeiten und eigentlich sofort weiß, welche Musik dazu am besten passt. (lacht) Dummerweise sehen das die meisten meiner Kunden anders. Aber hey, „Les goûts et les couleurs ne se discutent pas“, wie die Franzosen sagen. Ist es immer noch so, dass du dich ums komplette Paket kümmerst… von der Konzeptionierung über das Aussuchen der Musik etc.? So ist es. Und genau darum funktionieren meine Sachen halt auch nicht für jedermann. Ach komm, du hast dich doch selbst bei den ganz Großen auf dem globalen Markt durchsetzen können… Das mag stimmen, aber die allermeisten Klienten hassen zunächst einmal, was ich ihnen liefere. Zum Beispiel den Film, den ich für die Deutsche Bank gemacht habe: die Originalversion befindet sich auf meinem Reel, die Version, die dann ausgestrahlt wurde ist eine andere. Sie haben die Musik gehasst, die ich ausgesucht 71
hatte, einen fantastischen Song von Tom Barman, den er aufgenommen hatte, als er um vier Uhr morgens besoffen nach Hause kam. Der Song ist perfekt, man muss schon sehr dumm sein, um ihn nicht zu nehmen. Am Ende haben sie sich für David Bowies „Rebel Rebel“ entschieden. Nicht dass ich was gegen Bowie einzuwenden hätte, aber genau dieser Song hat jeden intimen Moment und jede Realität, den dir mein Film vorgaukelte, zerstört. Durch diese Wahl wurde etwas Wunderbares und Künstlerisches zu einem billigen Werbefilm. Mein A nsatz ist es, mit meiner Arbeit etwas zu erschaffen, dass sich real anfühlt, auch wenn die Bilder erst einmal surreal erscheinen… meine Arbeit soll konfrontieren und einen zugleich berühren. Das ist der Grund, warum ich in erster Linie angeheuert werde.
Und die Leute sollten mittlerweile wissen, auf wen sie sich einlassen... Yeah, aber das ist leider zu selten der Fall. In erster Linie geht es denen nur darum, einen hippen Namen für die Kampagne gewinnen zu können. Die Wirklichkeit sieht so aus, dass man eigentlich in einer Tour geblockt wird, es gibt nichts, wo sich nicht eingemischt wird… und das, obwohl sie ja mein Reel oder das von Lionel Goldstein kennen. Du weißt ja, wie das ist: sie lieben deine Arbeit, weil du verrückte Ideen umsetzt und auch nicht davor zurückschreckst, mal einen entscheidenden Schritt nach vorne zu gehen… aber wehe, du tust das mit ihrem Produkt! (lacht) Obwohl ich zugeben muss, dass die Dinge manchmal schon ein wenig aus dem Ruder geraten. Wie beispielsweise der Werbefilm, den wir für die f lämische Tageszeitung „De Morgen“ gedreht haben… da scheißt ein Typ einen anderen auf einem afrikanischen Flughafen bei der Drogenkontrolle aus. Der Film ist sehr weird und lustig, aber selbst ich bin mir nicht sicher, ob so ein Commercial aussehen sollte, ha-ha. Ist es eigentlich bei Projektbeginn klar, ob du unter deinen Namen oder als Lionel Goldstein arbeiten wirst? In den meisten Fällen ist das eindeutig… vor allen Dingen, weil der Kunde danach verlangt. Es kommt jedoch oft vor, dass
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die Menschen A ngst davor haben mit Lionel Goldstein zu arbeiten… (lacht) einfach weil es einigermaßen bedenklich ist. It’s concerning. Working with me is not any easier, but it’s less concerning. Der Inhalt der Filme ist weniger schockierend, da geht es mehr um visuelle Freiheit. Aber den Kunden ist schon bewusst, dass Du 50% von Lionel Goldstein ausmachst, oder? Das Verrückte ist, dass es den meisten nach wie vor nicht klar ist. Ich bin zum Beispiel nicht sicher, ob sich das mittlerweile bis nach Deutschland herumgesprochen hat… (lacht) aber Nachfragen nach Lionel Goldstein aus Deutschland halten sich eh in Grenzen. Die deutschen Kreativen und CEOs sind sowieso ein Fall für sich. Das Gros ist sehr von sich eingenommen, zu dumm, dass die Resultate das in den meisten Fällen nicht bestätigen. Das Lustige dabei ist jedoch, dass sie davon überzeugt sind, dass sie echt was drauf haben und das Resultat was kann… (lacht) manchmal versuche ich ihnen zu erklären, dass es dem Projekt vielleicht ganz zuträglich wäre, wenn sie sich mal nicht durchsetzen würden. Aber dann drehen sie komplett durch und schreien einen an. Die Dinge in Deutschland, so wie ich das beruf lich kennen gelernt habe, haben tendenziell etwas Engstirniges.
Nein, eigentlich nicht. Im Endeffekt läuft es auf mich, meinen Computer, und die Fähigkeit, meinem Bauchgefühl zu trauen, hinaus. Ich versuche es zu vermeiden mit Kunden – eigentlich mit jedem – über meine Idee zu sprechen, nur so bleibt sie sicher. Sobald die Leute denken, sich einmischen und ihren Senf dazugeben zu müssen, bin ich eigentlich draußen. Es liegt mir, glaube ich, nicht besonders, nach einem fremden Takt zu marschieren. Das ganze Business ist schwieriger geworden in den letzten Jahren, weitaus konservativer, und das ist genau der Grund, warum mich die kommerzielle Welt weniger und weniger interessiert. Jeder fühlt sich heutzutage als großer Media Player, dabei geht ihnen die Fähigkeit in Bildern zu denken aber komplett ab. Schlimmer noch: Kunden fühlen sich plötzlich zur Kreativität berufen. Meiner Auffassung nach ist es gut für den Marktwert eines K lienten, wenn er sich nicht einmischt. Es wäre fantastisch, nach wie vor komplette künstlerische Freiheit zu haben – aber diese Tage scheinen gezählt –, und es wäre fantastisch, wenn sie einsehen würden, dass wir ihre Karriere oder ihr Produkt nicht sabotieren
Würdest du sagen, dass du einem bestimmten Muster folgst, wenn es um die Entwicklung und Durchführung von Ideen geht?
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wollen… ganz im Gegenteil. A daring marketing CEO is one who has the power to let it go. Du unterschreibst für die Idee und dann lässt du einfach los. Ich denke, dass es keinen Sinn macht, andauernd auf Nummer sicher zu spielen… die Zielgruppe ist nicht dumm und wird das merken. In den letzten Jahren haben wir als Lionel Goldstein bewiesen, dass die Filme besser werden, wenn man sich nicht groß einmischt… die Clips werden im Fernsehen abgefeiert, das ergänzende Marketing funktioniert und die CEOs sind zufrieden. A llein in Belgien haben wir jedes zweite Jahr einen Typ ohne größere Vision dazu verholfen, plötzlich als „Marketeer of the Year“ dazustehen. Ich muss schließend nochmals wegen des Commercials nachhaken, den Du gerade mit Sascha Grey gedreht hast… ziemlich cleverer Spot. Danke, ich bin auch mit dem Resultat zufrieden. Sie ist nicht nur smart, sondern eine richtig gute Schauspielerin. Der Film weist auf den Equal Pay Day hin und zeigt auf, dass die einzige Branche, in dem Frauen mehr Kohle als Männer verdienen können, die Pornoindustrie ist. Ich bin ihr auf dem Filmfestival in Toronto begegnet; sie ist ein großer Fan meiner beiden Spielfilme und würde gerne in meinem US-Debut spielen, der Verfilmung von Palahniuks „Haunted“. Grey mochte die Idee für den Commercial und hat das Ganze sogar umsonst gemacht. Die Reaktion ihrer Fangemeinde war allerdings einigermaßen unerwartet und verstörend, da sie nun als Verräterin angeprangert wird. Du musst dir mal ihre Facebook-Seite anschauen, die hat es echt in sich… Männer schreiben ihr Gedichte und wollen sie daten und voll viel Stalker-Mist. Porn ist echt gefährlich. Anyway, sie ist glücklicherweise eine starke Persönlichkeit, und ich freu mich bereits darauf, mit ihr ein weiteres Mal zu arbeiten. Übrigens, der Look des Commercials, die Bildausschnitte, die wir verwendet haben, sind stark an das Buch „The Valley“ von Larry Sultan angelehnt… kann ich nur empfehlen.
Du hast mir mal erzählt, dass Du Vincent Gallo gerne als männlichen Hauptdarsteller für „Haunted“ verpflichten möchtest… was ist eigentlich aus der Idee geworden? Ich habe ihm eine Mail geschrieben, aber er hat geantwortet, dass er nicht interessiert ist. Dann ist mir eingefallen, dass es ebenso wichtig ist, ihm einen Gehaltsvorschlag zu schicken und genau das werde ich als nächstes tun. Die Produzenten sind wegen des Films gerade ziemlich am ausf lippen, da er ziemlich explizit sein wird… die Gespräche wegen der nötigen Finanzierung entpuppen sich also momentan als nicht wirklich einfach. Der letzte Produzent, mit dem ich über das Projekt gesprochen habe, würde gerne eine Komödie aus dem Stoff machen… (lacht) was für mich in Ordnung geht, da man ja auch „Ex Drummer“ als Komödie betrachten kann, wenn man denn nur will. Er aber wollte eine richtige comedy-comedy, und so musste ich leider passen. Um dir die Wahrheit zu erzählen: Ich habe mich gerade von einem sechsmonatigen writer’s block erholt, und während dieser Zeit hab ich angefangen, Notizen und Gedanken aufzuschreiben… aus einigen dieser Notizen wurden dann Kurzgeschichten und eine im Besonderen ist ziemlich interessant, wie ich finde. Wer
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weiß, wenn die Suche nach einem geeigneten Produzenten für „Haunted“ noch mehr Zeit in Anspruch nehmen sollte, als erwartet, werde ich diese Kurzgeschichte vielleicht in den Fokus für mein nächstes Filmprojekt nehmen. Und worum geht’s? Das kann ich dir natürlich noch nicht sagen, dafür ist es noch zu früh. Ich kann dir jedoch schon verraten, dass die Geschichte ziemlich schockierend ist. Sehr menschlich und vielleicht gerade deshalb so beunruhigend. Ich habe sie einem sehr guten Freund geschickt und er meinte nur, dass ich eingesperrt gehöre, da ich anscheinend den Verstand verloren habe. (lacht) Hey, it’s not me… it’s my mind! Arbeiten und Trailer zu den Filmen von Koen Montier und Lionel Goldstein findet ihr unter: www.czar.be 73
TOTTI N Y B ERG B RIGHT
Name? Totti Nyberg.
A M B A S S A D OR
Alter? 31. Job? Geschäftsführer Analog & Gravis Europa. Verheiratet? Nein. Aktuelle Bartlänge? Ungefähr elf Zentimeter. Und wer ist Buli? Er ist mit Abstand mein bester Freund. Er schläft in meinem Bett und wacht niemals vor mir auf. Er geht mit mir zur Arbeit, liebt Menschen und andere Hunde. Er ist der perfekte Hund: Er kann skaten, macht auf Zuruf Sitz und kann auch sonst alle Tricks.
Eine BRIGHT ohne Totti ist wie Finnland ohne Sauna. Und wie Sauna ohne Bier. Für die meisten aus der Skate- und Streetwear-Branche ist der gebürtige Finne der Typ mit dem unglaublichen Bartwuchs und der Mann hinter Makia. Stimmt fast – seit Frühjahr 2012 ist er der neue europäische Geschäftsführer von Gravis & Analog und gerade mit seinem kleinen Dachshund nach Innsbruck umgezogen. Wir freuen uns, dass er trotz des ganzen Trubels unser BRIGHT Ambassador für den skandinavischen Raum ist. 74
Und dein bester Trick? Frag lieber nicht. Ich bin ein schrecklicher Skater und ein noch viel schrecklicherer Surfer. Ich liebe beide Sportarten sehr und bin auch leidenschaftlicher Boardsportmagazin-Sammler. Aber ich bin ja zum Arbeiten hier und nicht zum Skaten. Wenn ich richtig gut fahren würde, säße ich vermutlich nicht an meinem Schreibtisch, sondern würde bei Arto rumhängen. Trotzdem habe ich mir fest vorgenommen, im nächsten Winter sehr viel zu snowboarden und die neue IBK Skatehalle zu checken, um meinen popeligen Ollie zu üben. Du bist gerade von Helsinki nach Innsbruck gezogen. Was hat sich verändert? Eigentlich alles, bis auf die Branche. Ich bin jetzt von Bergen umgeben und im Büro von vielen Menschen. Die
Supermärkte schließen bevor ich von der Arbeit nach Hause komme (WTF?), das Bier ist billig, und es ist zu dieser Jahreszeit warm. Ich mag es hier sehr! Nur das mit den Öffnungszeiten... Als ehemaliger Marketingverantwortlicher von Makia bist du mit dem Label und seinem/deinem Erfolg gewachsen. Als jetziger Geschäftsführer bei Gravis & Analog Europa arbeitest du mit einem längst etablierten Brand – inwiefern hast du Vorteile aus der Erfahrung?
Ich habe gelernt, ein Ziel zu verfolgen und zu erreichen. Das Know-how kann ich bei Burton für A nalog & Gravis bestens einbringen, um beide Labels dahin zu bringen, wo sie hingehören. Ich denke, dass ich meine beruf lichen Erfahrungen ohne weiteres wiederholen würde – vielleicht mit einigen Ä nderungen und natürlich ohne die Fehler der Vergangenheit. Ich gehe diesen Job jetzt mit dem gleichen Tatendrang an, den ich anfangs bei Makia hatte, um das Label aufzubauen. Jeder Tag ist gerade wie der erste Schultag! Ich freue mich wirklich sehr, dass ich die Möglichkeit bekommen habe für zwei derartige Killer-Brands arbeiten zu können. Was ist der Hauptbestandteil deines Jobs? Ich schätze, ich mache gerade ziemlich viel Lärm um mich herum – ich bin nicht
schüchtern wenn es ums Geschäft geht. Ich war schon immer ein Sales-Mensch, der Marketing liebt und beim Job immer beide Seiten bedenkt. Und deine Mission als BRIGHT Ambassador? Ich bin dafür da, Fragen zur Messe zu beantworten. Ich schicke Pressemails und Angebote an skandinavische Brands, Einladungen an Shops und Magazine und helfe jedem gerne, um den perfekten Trip nach Berlin zu planen. Seitdem ich in Innsbruck wohne ist es zwar schwieriger mit allen da oben im Norden in Kontakt zu bleiben, aber ich stärke der BRIGHT den Rücken, wo ich nur kann. Ich sehe den
eigentlich ausmacht. In den USA ist ein vorgefertigter Stand neben dem anderen in langen Räumen, meistens im Bereich der Konferenzräume von Hotels. Ich schätze, das ist ganz gut für den Verkauf, aber die Umgebung könnte bei weitem entspannter sein. So wie auf der BRIGHT: Business und Spaß zugleich. Was denkst du, was ein Brand am Markt hält? Ich glaube an Qualität und Authentizität. Vans ist ein perfektes Beispiel für ein Brand, das für alle Werte steht, die für mich bedeutsam sind und die ich in meinem Joballtag einf ließen lasse. Bei Gravis und Analog ist es auch so, nur mit weniger Vergangenheit. Aber es macht es wesentlich leichter hinter einem Label zu stehen, das für die eigenen Grundwerte einsteht. Zum Schluss noch ein kurzer Ausblick: irgendwelche Schnitte, Farben, Materialien, die dir aufgefallen sind und in Europa im Kommen sein könnten? Seit geraumer Zeit zeichnet sich ja schon ab, dass schlichte Schnitte und Farben zunehmend angesagter werden, und jetzt ist der Punkt gekommen, an dem auch die breite Masse am Markt in diese Richtung mitzieht. Mit dem Karomuster wird es bald vorbei sein, und Streifen und schlichte Farben kommen in Sachen Hemden wieder zurück. Persus Crew aus Finnland werden richtig durchstarten, und in der Streetwear-Szene werde ich persönlich dafür sorgen, dass die neue Dylan-Rieder-Kollektion von A nalog im nächsten Jahr alles andere in den Schatten stellt.
Ambassador-Job als ein perfektes Hobby! Job, Hobby – hast du irgendwelche Prinzipien, die du verfolgst?! So etwas wie „Kein Bier vor vier“ oder ähnliches... Hä, „Kein Bier vor vier“ ? Nee, bei mir wäre es wohl eher „Oh, schon wieder kurz vor Bier!“ Wenn man nicht mit seinem Hangover umgehen kann oder seinen Job nach einer versoffenen Nacht nicht bringt – better don’t drink! Was unterscheidet die BRIGHT in deinen Augen von anderen Messen? Es ist einfach die Atmosphäre. Man kann das ganz gut im Vergleich mit amerikanischen Messen begreifen, was die BRIGHT 75
Hast du noch ein abschließendes Statement für uns? VITTU SA ATA NA PERKELE P.S. Wer das übersetzt haben möchte, sollte nicht zögern und unseren freundlichen Ambassador Herrn Nyberg persönlich bei der BRIGHT fragen. Text – Nada Carls
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The wild & th e f r ee
Abhängen, herumalbern, Spaß haben, den ganzen Tag, bis zum Einbruch der Dunkelheit. Alles andere vergessen. Es drauf ankommen lassen. Und die ganze Zeit dieses Gefühl, dass alles passieren könnte, weil die Chemie einfach stimmt. Silvan, Patrick und Julia kennen sich eigentlich kaum; der Sommer hat sie jedoch zusammengewürfelt, sie in ihre eigene Welt verfrachtet, an einen Ort, wo nur sie existieren und sonst niemand. Ihre Taschen sind leer, aber sie verfügen über die nötige Zeit, um jedem Einfall und jeder fixen Idee nachzugehen. Und während sie so zusammen abhängen, lachen, den Tag genießen, ereignen sich genügend Geschichten, um davon ein ganzes Leben lang zu erzählen. Wie das sein kann? Ganz einfach: Sie machen ihre eigenen Regeln.
Patrick: LRG – tee
Patrick: Lifetime – shirt, REELL – jeans, WESC – shoes; Silvan: REELL – button-down shirt, WeMoto – tee, REELL – jeans, Element – shoes; Julia: REELL – cap, RVCA – shirt, Altamont – trousers
Foto – Oliver Valente.
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Silvan: Loser Machine Company – cap, Cleptomanicx – shirt, REELL – jeans, Element – shoes
Silvan: Loser Machine Company – cap, LRG – button-down shirt, Altamont – tee; Patrick: Element – button-down shirt; On wall: RVCA – cap, LRG – jacket
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Silvan: REELL – cap, Toy Machine – tee; Patrick: WeMoto – shirt, Cleptomanicx – trousers; Julia: RVCA – shirt, Element – jeans
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Julia: Cleptomanicx – cap, WESC – headphones, Dark Seas – jumper, RVCA – jeans; Silvan: Loser Machine Company – cap, Element – shirt, Cleptomanicx – tee, REELL – jeans; Patrick: WeMoto – jacket and tee, Element – trousers
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Silvan: REELL – cap, Toy Machine – tee, REELL – jeans, Element – shoes; Julia: RVCA – shirt, Element – jeans; Patrick: WeMoto – shirt, Cleptomanic – trousers
Silvan: Julius Errol Flynn – Flynn Effect shirt; Patrick: Julius Errol Flynn – Nora-Jean shirt
Julia: Element – dress
Julia: Lifetime – cardigan, Nikita – dress
Text – Renko Heuer
Decks U K D
Die stets gut gebräunten Menschen im sonnigen Großbritannien sind, nicht nur dank ihrer frühen, durchweg friedfertig-sozialen Schiffsexpeditionen in ferne Weltmeere, rund um den Globus bekannt für eine ganze Reihe von guten Eigenschaften und Vorzügen: Ihr Beharren auf gesundes Essen zum Beispiel, niemals fettig, stets knackfrisch; oder dafür, dass sie so nüchtern durch die Welt schreiten, und sei es nur von Pub zu Pub, wie auch für die innige Zuneigung, die sie für alles und jeden vom europäischen Festland verspüren, was sich auch darin niederschlägt, dass sie stets darum bemüht sind, sich gleich noch eine Fremdsprache anzueignen, wenn eine gemeistert ist. Allerdings gibt es da noch einen positiven Wesenszug, noch eine Stärke, von der nur die wenigsten wissen: Die Briten verstehen durchaus was vom Umgang mit kanadischem Ahorn. Oh ja, ein paar der lässigsten Board-Brands der Welt kommen aus dem verregneten Inselreich. Wir haben vier von ihnen ausgewählt und stellen auf den folgenden Seiten die königliche Board-Flotte vor – dazu empfehlen wir, ganz stilecht, ein abgestandenes Pint und eine Portion Fish & Chips.
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könnten, damit ihr in eurer deutschen Zeitschrift darüber berichten könnt. Denn wie bei so vielen anderen Dingen – Autobahnen, fahrbaren Untersätzen ganz allgemein oder Pünktlichkeit –, sind die Deutschen auch in Sachen Thrash-Metal die absoluten Könige, denn deutsche Thrash-MetalBands halten die Fahne einfach am ehrlichsten und am längsten hoch. Höchste Zeit also, dass wir von Witchcraft uns auch mal vor den Errungenschaften des Vaterlands verneigen und danke sagen. Ganz ehrlich: Ich liebe Thrash-Metal aus Deutschland! Sodom, Kreator, Coronoer, Destruction – sie alle zählen zu meinen absoluten Lieblingsbands. Und sie alle sind immer noch im Geschäft und noch genauso gut wie früher! Ich kann es kaum abwarten, mir das nächste Sodom-Konzert im November in London zu geben. Unsere ‘Funeral Fog’-Tour letztes Jahr nach Frankreich haben wir eigentlich auch nur gemacht, um dort Sodom (und Bolt Thrower) live zu sehen, beim Hell Fest. Sodom machen nicht nur den besten Thrash-Metal-Sound der Welt, sondern sie haben auch das krasseste Artwork; Sodom sind da wirklich unschlagbar. Wenn es eine Liste geben würde mit allen Zutaten für ein großes Kunstwerk oder, besser noch, das perfekte Albumcover, dann sind Sodom diejenigen, die wirklich jeden Punkt darauf erfüllen: Henker, blutende Schädel, Gasmasken, Maschinengewehre, Kettensägen, Panzer, Napalm und so weiter. Egal, was du sehen willst – sie haben’s vorne auf ihrem Album drauf. Daher würde ich sogar sagen, dass sie stets ein guter Ausgangspunkt sind, wenn es darum geht, sich neue Designs für Witchcraft auszudenken – ja wer weiß: vielleicht werden unsere Graphics ja auch irgendwann so legendär wie die von Sodom. Wir verneigen uns in jedem Fall vor Mr. Angelripper und seinen Jungs. Danke für die großartigen Momente, die großartige Musik, die betrunkenen Konzerte und das unfassbare Artwork! Und nicht vergessen: Die Säge ist und bleibt das Gesetz!“
Wer wirklich geglaubt hat, dass die Scorpions schon alles waren, was in Deutschland an großer (gepfiffener) Musik in den letzten Jahrzehnten passiert ist, hat sich natürlich geschnitten – und auch ein Verweis auf Halloween macht es nicht besser. Vielleicht einfach mal einen anderen Sender in der Karre einstellen, oder halt den Fachmann aus UK fragen: Was nämlich Musik der härteren Gangart angeht, gibt es kaum einen versierteren Feinschmecker als French von Witchcraft. Der 32-Jährige hat in den letzten Jahren die krassesten Metal-Designs der Welt vom Stapel gelassen, und dieses Jahr rollt nun sein neuestes hölzernes Schlachtschiff des Bösen vom Stapel, namentlich „The Blasphemer“. Hier sein grollender Kommentar: „Genau, das Brett nennt sich ‘The Blasphemer’ und es wird im Oktober 2012 als 8,8-Zoll-Variante auf den Markt kommen. Das Design ist von den deutschen Black-ThrashMetal-Göttern Sodom inspiriert, und auch der Name des Decks ist vom gleichnamigen Song der ‘In The Sign Of Evil’-EP entliehen. Als ihr mich gefragt habt, was für Boards Witchcraft im Winter 2012 rausbringen wird, war meine erste Reaktion: ‘Mist, wir haben noch nicht mal die Bretter für den Frühling fertig und es ist schon wieder März! Schon wieder zu viel Metal gehört, zu viel geskatet und zu viele Konzerte besucht, um an irgendwelche neuen Graphics zu denken.’ Na ja, ich hab mich dann hingesetzt, lange nachgedacht und bin zu dem Entschluss gekommen, dass wir eigentlich schon mal ein Board mit Bezug zu deutschem Thrash-Sound machen
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alle Teamfahrer fanden das Teil dermaßen groß, dass wir den Entschluss gefasst haben, auf diesem Modell die neue Pro-Serie zu basieren. Mir persönlich gefällt das Chewy-Board am besten, weil es quasi identisch mit der Vorlage ist, aber statt ‘Palace’ steht nun halt Chewys Name drauf. Ganz einfach.“ Selbstverständlich hatte Lev gleich noch mehr News für uns: „Ja, momentan arbeiten wir am offiziellen Palace-Video und an einer DV D-Kollaboration mit Pontus Alv und seinen Jungs von Polar Skateboards.“ Pontus, Polar, Palace – das klingt schon als Alliteration dermaßen rund, dass man der Königin von Schweden und Elisabeth II eigentlich mal auf die schrumpeligen Schultern klopfen und ihnen für die großen Taten ihrer Underground-Untertanen danken müsste.
Erst im Januar haben diese Herren noch live und vor Publikum gezeigt, wie man sich angemessen und standesgemäß über einen schillernden Preis wie den in der Kategorie „Brand Of The Year“ freut (bei der BESA-Zeremonie); danach sorgten sie für überraschtbegeisterte Gesichter, als sie plötzlich mit ihrer Umbro-Kollaboration um die Ecke kamen, und nun geht’s auch schon wieder weiter bei Palace Skateboards, und zwar mit einer neuen ProBoardserie, bestehend aus vier Designs von Bankhead. Nach wie vor also Vollgas auf der linken Spur bei Mastermind Lev Tanju, der folgendes Statement für uns hatte: „Also, die Umbro-Kollaboration, das war so: Wir hatten ganz viele Angebote auf dem Tisch, aber die meisten Kollaborationsideen wirkten irgendwie langweilig und uninspiriert. Da wir nun aber alle auf Fußball stehen, und Umbro die Hammermarke und obendrein auch noch durch und durch englisch ist, war die ganze Sache einfach wahnsinnig nahe liegend. Was das neue Board angeht, das Deck von Chewy, das ich ausgewählt habe, ist es Teil der neuen Bankhead-Pro-Serie mit insgesamt vier neuen Designs. Letztes Jahr hatte Bankhead ein Team-Board gemacht, und
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und wir zogen ohne was zu sagen ab. Wie wir uns also auf den Weg machen zum nächsten Spot, hab ich mich bei dem einen Polizisten dafür bedankt, dass er so locker war, worauf hin er sich umdrehte und sagte: ‘Ich kann nur die Skateboarder ausstehen, die gerade über die Motorhaube meines Wagens f liegen.’ Ich konnte es kaum glauben, dass er das wirklich gesagt haben sollte, aber mir war sofort klar, dass ich diesen Spruch zu einer Graphic verarbeiten musste! Der abgebildete Polizist ist der britische Klassiker schlechthin, entliehen aus der TV-Serie ‘Dixon Of Dock Green’ aus den Sechzigern und Siebzigern, und er hält nun diesen Polizeibericht, in dem seine kranke Sicht auf Skateboarding zu lesen ist. Ansonsten ist auch dieses Board, wie alles bei uns, in unserem eigenen Siebdruckstudio von Hand gefertigt, schön Schicht für Schicht, bis das Board fertig ist und die nächste Session beginnen kann.“ Der abschließende Kommentar von Stu: „Ich mag halt Graphics, mit denen sich Skater identifizieren können, was ja bei der Konfrontation mit den Cops automatisch gegeben ist. Zugleich müssen die Designs immer auch ein wenig ironisch sein, ein wenig albern, schließlich reden wir hier von Skateboards, und zu ernst darf das nun auch nicht sein!“
Die Macher von Lovenskate halten schon seit über zehn Jahren ihre Fahne in den britischen Regen, und da besagten feuchten Lappen der überzeugend-charmante Spruch „Drinkin’ Tea. Gettin’ Rad“ ziert – könnte man auch in Ostfriesland sagen übrigens –, war es wirklich an der Zeit, sie mit ihren neuesten Designs an unseren runden Tisch aus kanadischem Ahorn zu bitten und bei der Gelegenheit auch noch nachzufragen, was sonst so in East London passiert. Wem Lovenskate so gar nichts sagt: Seit 2001 machen sie die Welt nun schon mit ihren erstklassigen Zines, Shirts und Boards unsicher, natürlich alles Siebdruck-Handarbeit mit Individualitätsgarantie, und mit wie viel Liebe zum Detail sie das tun, beweist allein folgende Beschreibung des „Ordinary Copper“-Boards von Head-Honcho Stuart Smith, der dafür sogar mal kurz die Teetasse aus der Hand genommen hat: „Vor gar nicht langer Zeit waren wir in der Stadt unterwegs und hatten eine gute Session an einem unserer Lieblingsspots, an dem man zwar meistens irgendwann verjagt wird, nur probieren muss man’s ja trotzdem immer wieder. Nach einer Stunde kamen also die Bullen, wie üblich. Die machten auch gar kein großes Ding daraus,
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seit Ewigkeiten ein Fan von seinem Skating. Die Graphic stammt von mir, und sie bezieht sich auf seine japanischen Wurzeln. Es gab schon vorher einen Link zwischen Japan und Heroin, denn unser erster Pro, Chopper, stammt von da, und wir haben ein paar eingeschworene Fans da drüben. Die Maneki-Neko-Katze, also die Winkekatze, steht ja für Glück, und das fand ich passend, wo wir doch jetzt international durchstarten. Außerdem ist Daniel selbst Katzenhalter, und er hat sich die Maneki-Neko-Katze auch tätowieren lassen – und ich mag’s nun mal, wenn hinterher einfach alles zusammenpasst. Mir war nur wichtig, dass sich das Design immer noch nach Heroin anfühlt; dann hab ich noch ein paar von Shimizus anderen Tattoos hinzugefügt, und er wollte, dass die Katze einen Schnurrbart hat, so wie seine Hauskatze. Der japanische Text im Hintergrund bedeutet ‘Shimizu’ und ‘Viel Glück’, also positive Energie pur!“ Alles klar, und wir sagen auch: Viel Glück in der regenfreien Engelsstadt!
Gorbatschows Verspätungsspruch stimmt leider viel zu oft: Lange hat’s gedauert bis zu unserem ersten Feature über Heroin Skateboards, und jetzt, wo unser Motto lautet „nur UK-Brands bei den Decks“, machen die uns natürlich voll den Strich durch die Rechnung, weil sie jetzt einen auf international machen: Mit ihrem ersten US-Pro bewegt Heroin sich über den großen Teich, raus aus UK, und dann gleich weiter über den Pazifik, weil besagter Pro auch noch in Japan seine Wurzeln hat, was bedeutet, dass auch die Board-Graphics eher auf Japan verweisen und nicht auf die Queen und deren Vorgarten. Tja, kein verregneter LondonStyle also, aber wir haben den Auswanderer/HeroinHead Mark Foster aka Fos, zugleich Art Director bei Altamont, trotzdem gebeten, uns ein wenig über die großspurig-international angelegten Geschehnisse bei seinem Firmenbaby zu berichten und überhaupt darüber, was so ein Typ aus Südostlondon wie er in L.A. verloren hat. „Na ja, Heroin gibt’s jetzt schon seit 14 Jahren, und was irgendwann in New Cross begonnen hat, hat über schräge und unglaublich verworrene Wege an diesen Punkt geführt, an dem Daniel Shimizu nun tatsächlich unser erster US-Pro geworden ist. Die Tatsache, dass wir jetzt einen US-Fahrer und einen Vertrieb hier in den Staaten haben, macht einen riesigen Unterschied für uns; und ich bin wirklich stolz, das Shimizu sich für uns entschieden hat, denn ich bin schon
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Interview – Renko Heuer
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Die gute alte Stereo Sound Agency ist seit eh und je dafür bekannt, den eklektischen Blick auch mal weit in die Vergangenheit zu richten, um neue Inspiration zu finden, so pf lückten Pastras und Lee schon in den Neunzigern zeitlose Elemente wie Jazz und Super-8-Filmerei aus dem schier endlosen Referenzreservoir des zwanzigsten Jahrhunderts und kreierten daraus den einzigartigen Stereo-Look (und -Sound). Da dem nun also schon so lange so ist, waren wir auch nicht wirklich überrascht, dass sie mit ihren grandiosen neuen Vinyl Cruisern ebenfalls einen Klassiker genommen und ordentlich aufgemöbelt haben. So ordentlich, dass man gar nicht mehr absteigen mag.
Um ihm für diesen neuesten Streich verbal auf die Schulter zu klopfen, haben wir mit Chris Pastras Kontakt aufgenommen, selbst ein Cruiser for life, und ihn bei der Gelegenheit auch zu ganz anderen Dingen (z.B. Nollies) befragt …
Denn während die guten alten Banana-Plastikboards der Achtziger zwar schick aussahen, aber genau genommen echt nervig schlechte Achsen und Kugellager hatten (auch das Plastikdeck wirkte nicht immer verlässlich), stimmt an den kleinen StereoBoards – ähnlich den Bantam-Cruisern von Globe – einfach alles; sie fahren sich ultra-smooth, die Lenkung hat genau den richtigen Buttrigkeitsgrad, und man kommt damit nicht nur stilvoll von A nach B, sondern hat auch keine Parkplatz- oder Übergepäckprobleme, weil sie in jede Tasche passen. Abgerundet mit einer farblich abgestimmten Sonnenbrille, sind diese Cruiser tatsächlich der Inbegriff von Retro-Lässigkeit – das haben wir am eigenen Leib erfahren und getestet.
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Chris, was geht bei dir gerade? Woran sitzt du momentan? Ich bin auf etlichen Baustellen unterwegs, arbeite für Stereo, gehe skaten, mache Kunst, plane Sachen für WeSC, weil ich das Team hier in den USA unterstütze, und dann versuche ich mein Knie wieder fit zu machen und bin als Host für Action Sports Plus bei Fuel TV unterwegs. Was das bisschen Freizeit angeht, das mir da noch bleibt, hänge ich meistens einfach ab, mache was im Garten oder organisiere mein Studio. Und wenn mir das auch noch zu viel Action ist, dann sitze ich einfach auf der Couch und tue gar nichts – oder doch: ich schaue mir Basketballspiele an oder die Dodgers!
Skate-Anfänger können damit ebenso fahren wie HardcoreTypen, die sonst jeden Trick können. Wahnsinnig viele Leute aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis haben mir Fotos geschickt, auf denen ihre Söhne oder Töchter zum ersten Mal auf einem Board zu sehen sind, und das, finde ich, macht diese Boards schon mal unschlagbar. Zweitens: Sie sind natürlich viel leichter zu transportieren und einfacher zu verstauen. Zur Arbeit auf dem Board, in die Bar, zur Schule, und dann halt ab damit in die Tasche, ins Schließfach, fertig. Drittens: Die Augen tun einem nicht so weh wie beim Anblick dieser ganzen kitschigen Designs im Surf-Look, die aus irgendeinem Grund die meisten Longboards auf dem Markt zieren.
Klingt ja echt nach viel Arbeit, was genau sind denn deine Baustellen bei Stereo? Wir feilen gerade an den Produkten für Fall/ Winter, außerdem legen wir jetzt los mit den Dreharbeiten für unser Online-Video, und natürlich braucht auch unser Reiseplan für den Sommer noch ein wenig Feinschliff. Davon abgesehen habe ich gerade zum 20. Jubiläum der Schuhe einen Half Cab für eine Benefizveranstaltung von Askate gemacht, einer Wohltätigkeitsorganisation. Als nächstes werde ich ein Deck bemalen, da geht’s um eine Benefizveranstaltung für einen Skatepark in Detroit. Und weil mein Knie so langsam wieder richtig mitspielt, versuche ich zwischendurch auch noch so viel wie möglich skaten zu gehen.
Stichwort Augen: Woher stammt die Idee mit der Sonnenbrille als Bonus im Package? Wir haben da über verschiedene Sachen nachgedacht, aber die Sonnenbrille passt einfach perfekt zum Vibe des Cruisers: Es geht schließlich um Cruisen, um eine gute Zeit, und wenn man schon einen auf locker macht, kann man sich dabei genauso gut eine Brille aufsetzen. Was ist denn der krasseste Trick, den du damit geschafft hast? Na, ehrlich gesagt probiere ich gar keine Sachen im Flat mit dem Teil, nicht so wie die anderen Jungs. Ich cruise damit nur und fahre Downhill. Selbst mit einem normalen Board bin ich nicht so der Flatground-Typ. Während es mir also nur um Tempo geht, ist Clints 360 Flip wohl noch immer der härteste Trick, der damit gemacht wurde.
Wessen Idee war es denn nun, diese grandiosen Vinyl Cruiser auf den Markt zu bringen? Ich hatte ehrlich gesagt so gut wie immer so einen kleinen Cruiser, sogar in den frühen Neunzigern. Slap hat damals z.B. ein Foto von mir als T-Shirt veröffentlicht, auf dem ich 1994 mit meinem Cruiser einen Hügel in San Francisco runterheize. Der Cruiser, wie wir ihn jetzt auf den Markt gebracht haben, wurde von unserer Gruppe A ntics entworfen und entwickelt. Jason und ich bekamen ganz früh ein Sample zu sehen und machten sofort allen klar, dass das ein Stereo-Produkt werden musste, weil wir beide nun mal diese besondere Beziehung zu derartigen Boards haben. Darauf basierend haben wir uns dann an die Marketing-Strategie gemacht, und bisher hat es echt wahnsinnig viel Spaß gemacht, den Cruiser zu vermarkten.
Hat Paulo Diaz damit schon mal seine Nollies probiert? Nun, die Nose ist ganz schön winzig. Aber wir arbeiten an einem Modell, mit dem er definitiv seine Nollies machen könnte. Und ehrlich gesagt hatten wir gerade erst Kontakt mit ihm – kann also alles noch kommen! Du hast schon immer gesagt, dass Schlichtheit und Style alles sind im Skateboarding. Da nun der Cruiser genau das verkörpert, er ist stylisch und schlicht, drängt sich einem ja irgendwie die Frage auf: Warum nicht schon früher so ein Produkt launchen? Das Timing hat halt erst jetzt gestimmt; wir können jetzt besser neue Produkte launchen, weil wir zu einer größeren Distributions-Gruppe gehören. Früher waren wir zu dritt und haben alles im Alleingang gemacht, da blieb uns kaum Zeit für neue Produkte. Inzwischen sind das rund 30 Mann, die in unterschiedlicher Form
Dann leg mal los: Drei Gründe, warum so ein kleiner, bunter Cruiser von Stereo die bessere Wahl ist als ein x-beliebiges Longboard. Erstens: Jeder sieht darauf gut aus – ganz gleich, ob du vier, vierundzwanzig oder vierundvierzig bist. Kleine Kids und 90
an oder irgendwie für Stereo arbeiten, da geht das nun mal viel einfacher.
alles andere lassen und tagelang am Stück malen kann, aber dazu kommt es so gut wie nie. Seit mit Stereo noch mehr passiert, also schon das ganze letzte Jahr, war das allein weit mehr als ein normaler Vollzeitjob. Und dann hab ich viel Zeit auf dem Board oder auch mit der Genesung meines Knies verbracht, und so konnte ich leider nicht so häufig malen. Aber wenn ich bei einer Benefiz- oder Gruppenausstellung mitmachen soll, dann schaffe ich es doch meistens irgendwie. Hoffentlich werde ich nach dem ganzen Tour-Wahnsinn im Sommer endlich wieder die nötige Zeit finden, um einfach nur drauf loszumalen und coole Sachen zu machen.
Du hast Stereo mit 19 gegründet – das war vor 20 Jahren –; erzähl doch mal, inwiefern sich dein Ansatz und dein Verhältnis zur Company und zum Skateboarding in dieser Zeit verändert hat. Stimmt, 20 Jahre! Aber was die ganzen Veränderungen angeht, kann ich das ehrlich gesagt gar nicht so genau beantworten, weil sich einfach alles verändert hat! Ich würde mal sagen, ich bin schon sehr viel erwachsener geworden und mit den Jahren durchaus in meine Rolle reingewachsen. Und Stereo ist schließlich nicht nur mein persönliches Baby: Die Leute lieben die Marke, haben dazu beigetragen, dass sie so wachsen konnte über die Jahre. Natürlich liegt die Latte da ganz schön hoch, man will ja niemanden enttäuschen, sich selbst am wenigsten, und so ist man permanent am Zuhören und Beobachten, am Verbessern und Lernen. Man muss sich einfach treu bleiben, der Idee treu bleiben, die man am A nfang mal hatte, ohne dass daraus Scheuklappen werden. Man muss im Laufe der Zeit existierende Muster und Routinen also immer wieder auf brechen, sowohl persönlich, als Individuum, als auch als Brand, und einfach gewillt sein, Raum für neue Eindrücke und Erfahrungen zu schaffen.
Was kannst du sonst noch ankündigen für Herbst/Winter 2012/2013? Erstens haben wir geplant, den Vinyl Cruiser zu einer ganzen Komplettboard- und Cruiser-Kollektion zu erweitern, also viele verschiedene Modelle auf den Markt zu bringen, die eben nicht die üblichen Shapes und die Standard-Acht-Zoll-Breite haben. Es soll quasi für jeden etwas dabei sein, und weil der Vinyl Cruiser und unsere bisherigen Completes schon gezeigt haben, wie gut das bei den Leuten ankommt, werden wir da auf jeden Fall noch mehr machen. Außerdem sind noch viele ganz neue Produkte in Planung, aber es ist noch einen Tick zu früh, um jetzt schon darüber zu sprechen – aber auch da gibt’s sicher bald was zu sehen! Schließlich arbeiten wir noch an einer Reihe von Web-Videos, die zusammen wie ein Puzzle ein langes, in sich zusammengehöriges Video ergeben. Der erste Part davon wird Ende des Jahres kommen, und auch für unsere neuen Amateure sind individuelle Parts geplant.
Du hast dich vor ein paar Jahren in unserem Gespräch als „den Donald-Trump-Typen bei Stereo“ bezeichnet, der „mit geleckter Frisur die Verträge unterzeichnet“ – trifft das so immer noch zu? Na, ich würde schon sagen, dass ich inzwischen auch mal zupacke. Ich mache mir zwar nicht viel aus Jobbezeichnungen, aber momentan heißt meine Aufgabe Brand Manager, insofern mache ich eigentlich alles und ganz besonders die ganzen kreativen Aufgaben: Videos, Marketing, A nzeigen, Graphics, Team, und so weiter, und nur so will ich es auch! Wenn du deine Arbeit liebst, fühlt es sich ja eh nicht wie Arbeit an. Dann tut es auch nichts zur Sache, wenn man rund um die Uhr beschäftigt ist damit. Stereo ist definitiv mein Baby, mein brainchild, allein deshalb kann ich die Firma ja gar nicht einfach so an irgendwen abgeben. Ich denke permanent über Stereo nach und lebe und atme meine Company.
Bin gespannt. Danke, Chris! Cheers!
Brauchst du da tatsächliches Skateboarding immer noch als reinigenden Gegenpol? Das würde ich schon sagen. Wobei alles, was einem wirklich Spaß macht, irgendwie reinigend ist. Jedes Mal, wenn man einfach abschalten, das gute alte Hirn mal kurz ausschalten kann, fühlt sich das doch großartig an. Je mehr ich zu tun habe mit den Jahren, umso schwieriger wird es natürlich, diese Momente zu erleben, aber es gibt sie noch! Man muss nur die richtige Session abhalten, den richtigen Spot finden, die richtigen Jungs dabei haben – und schon bist du automatisch ganz woanders. Bei der Kunst ist es genauso: Beim Malen kann ich mich komplett selbst vergessen. Und genau genommen laufe ich auch nur dann vor der Leinwand zu Bestform auf. Du machst also immer noch richtig viel als Künstler? Schon, aber meistens eher dann, wenn konkrete Ausstellungen anstehen. Ich hab halt nicht viel Zeit, um mich einfach mit dem Pinsel hinzustellen und loszulegen. Ich genieße es voll, wenn ich 91
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Diesen Sommer öffnen sich nun schon zum fünfzehnten Mal die Pforten der BRIGHT, und so stand für uns schon seit geraumer Zeit fest, dass anlässlich dieses nicht ganz runden Jubiläums definitiv mehr als je zuvor auf dem BRIGHT Plaza passieren sollte, unserem Sommer-Skatespot in der Hans-Zoschke-Arena gleich neben der Messehalle. Anfang Juli werden sich dementsprechend etliche Skateboarder von Rang und Namen aus sämtlichen Ecken der Welt auf dem exklusiven, hölzernen Parkett tummeln, denn neben diversen Team-Demos wird auch der Relentless Above The Line Skateboard Contest wieder stattfinden, am 04. und 05. Juli. Außerdem gibt’s das Finale von Elements „Make It Count“-Contest-Serie, und Special Guests wie Torey Pudwill und Colin McKay haben sich ebenfalls angekündigt... kurzum, am besten gleich mal den Kalender zücken:
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Los geht’s auf dem BRIGHT Plaza gleich am 4. Juli um 13 Uhr, wenn das RVCA-Team die erste Demo präsentiert. Mit dabei sind Kevin „Spanky“ Long, Josh Harmony, Nestor Judkins, Julian Davidson, Charles Collet, Didrik Galasso, Tom Kleinschmidt, Jarne Verbruggen und Ilja Judizki. Weiter geht’s mit den ersten Runs des Relentless Above The Line Contests, danach gibt’s gleich noch eine große Demo-Session am Independence Day: Das Flip-Team hat sich für 18 Uhr am Plaza in der Normannenstraße angekündigt – gemeint sind damit natürlich Tom Penny, David Gonzalez, Luan Oliveira, Arto Saari, Lance Mountain, Rune Glif berg, Bob Burnquist, Ali Boulala und Co.; danach gibt’s noch Live-Bands und BBQ.
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Am Donnerstag, den 05. Juli, geht’s wieder um 13 Uhr los: „Letting the Kids Play“, so das Motto von LRG, die mit den Teamfahrern Tommy Sandoval, Rodrigo TX, Tom Asta, Felipe Gustavo, Jack Curtin und diversen Europäern (unter anderem Marek Zaprazny und Helder Lima) am Start sind. Um 15 Uhr finden die Finals des Relentless Above The Line Contests statt, gefolgt von einer Demo der Protagonisten aus dem Film „This Ain’t California“ (17.30 Uhr), danach wie schon am Vortag Live-Musik und BBQ.
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Am Freitag haben wir zunächst um 14 Uhr die Finals der europäischen „Make It Count“-Contest-Serie von Element im Programm, gefolgt ab 17 Uhr von einer Element-Demo mit Nyjah Huston, Mark Appleyard, Evan Smith, Levi Brown, Boo Johnson und Nick Garcia. Selbstverständlich werden die US-Fahrer dabei von ihren europäischen Kollegen Michi Mackrodt, Nassim Guammaz und Madars Apse unterstützt. Um 17.30 werden abschließend die Gewinner des Contests prämiert.
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ALEX FL ACH . Alex Flach – aka Foley – wurde 1974 in Berlin geboren, wo er immer noch lebt und am liebsten arbeitet. Am ehesten muss man ihn wohl als passionierten Fotografen mit beeindruckendem Background in Skateboarding (und den verwandten Nischen und Subkulturen) beschreiben, der das Medium Fotografie Mitte der 90er für sich entdeckt hat. Neben seinen Arbeiten in den Bereichen Fashion und Skateboarding, sind es vor allem Szenen aus dem – oder besser: seinem – Berliner Alltag in all seiner verschrobenen Pracht, die Flachs Trademark-Style auszeichnen.
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Nadine Papercurves
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Steve Olson
Sage bats AVE2: Anthony van Engelen shot in Venice Beach, 2010 Nadine Papercurves: Shot during a private session at the infamous “West-Berlin“ space that I shared with Marok in Berlin. By the way, this is Nadine on the pictures. FLND! Steve Olson: I shot him in is Hollywood studio for an interview in 2009. Lemmy Polaroid: Shot this one secretly when his manager wasn’t present in the room. They didn’t want to let me take pictures, even though Lemmy was super easy about it. Sage bats: Shot this photo at Sage Vaughn’s studio in Silverlake, LA. Spent lots of time there! Great guy! Nadine: Shot this photo of Nadine G. at my private studio.
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vornehmlich durch das Display seines Smartphones erlebt, wie schwer ist es da für dich aus der Masse hervorzustechen? Hat sich der Job speziell in den letzten Jahren für dich geändert? Für mich persönlich hat sich relativ wenig geändert. Generell nehme ich die Blog-Kultur nicht wirklich ernst… in den letzten Jahren hat es vielleicht eine Handvoll Blogs gegeben, bei denen es sich lohnt, diese regelmäßig zu verfolgen. Was am Ende des Tages zählt ist, dass du ein Gespür für Situationen entwickelst… und das geht der absoluten Mehrzahl der Blogs komplett ab, da können sich die Betreiber so oft Fotograf nennen, wie sie wollen. Es ist unbestritten, dass es noch nie so einfach war, Fotos zu schießen, wie heute: Kameras werden billiger, sie sind einfacher zu bedienen, dabei jedoch technisch ausgereift. Dasselbe gilt für Smartphones, deren Linsen und Bildbeabeitungssoftware. Und trotzdem: es sind vielleicht 0,1% der selbst ernannten Fotografen, die einen Eindruck bei mir hinterlassen. Einen größeren Eindruck hinterlassen bei mir die Menschen, die nicht jeden Mist online stellen, um sich via Facebook-Likes ihren Ego-Boost abzuholen. Leute, zu denen ich auf blicke und die mir als Inspiration dienen, dokumentieren nicht ihr tägliches Leben via iPhone.
Würdest du sagen, dass deine Karriere als Fotograf eher ein glücklicher Zufall oder das Resultat einer bewussten Entscheidungsfindung ist? Gute Frage… ich würde sagen, eher ein glücklicher Zufall. Ich war damals in erster Linie mit Skateboarding beschäftigt, und als die Zeit dafür immer knapper wurde, habe ich mir die Kamera des Freundes meiner Mutter gegriffen, um damit Freunde abzulichten. Zurückblickend war es etwas, das sich sofort vertraut und richtig anfühlte… die Wand meines Zimmers war praktisch tapeziert mit Fotos, die ich aus Magazinen wie Thrasher oder Transworld Skateboarding ausgeschnitten hatte. Es war einfach an der Zeit, meine eigenen hinzuzufügen. Schießt du heutzutage immer noch lieber analog oder mittlerweile rein digital? Ich liebe es, analog zu fotografieren. Heutzutage jedoch wollen die Leute das Resultat meist bereits ein paar Stunden später sehen, und aufgrund dessen schieße ich halt viel digital… was für mich auch vollkommen in Ordnung geht, weil es nicht nur Geld, sondern auch die Rennerei zum Labor spart. Projekte, die mir am Herzen liegen - wie beispielsweise Ausstellungen oder Bücher - gehe ich aber nach wie vor analog an.
Woran arbeitest du momentan… was werden wir von dir im zweiten Halbjahr dieses Jahres zu Gesicht bekommen? Die größeren, persönlichen Projekte, an denen ich gerade arbeite, werden wohl erst 2013 fertig sein. Ich würde gerne mehr mit Film und Video experimentieren… die ersten Schritte sind bereits geplant. Zudem hoffe ich, dass meine neue, wunderbare Agentur Stink noch so manches Projekt für die zweite Hälfte des Jahres für mich in petto hat. Neben der Fotografie wird es auch das eine oder andere größere Projekt aus dem Hause Civilist geben, die ich mit meinem Partner Andreas Hesse umsetzen werde. Du weißt ja, wie das ist: die Zeit reicht eigentlich nie aus… aber gerade dieses Jahr müsste eigentlich 420 Tage haben, um alles adäquat umsetzen zu können.
Gibt es für dich eine Stadt oder bestimmte Landschaft, zu der du immer wieder gerne zurückkehrst, da du weißt, dass das Resultat einzigartig sein wird? Unbedingt! Die Berlin Bowery… auch bekannt als Brunnenstrasse. Und das nicht allein, weil ich hier den Großteil meines Tages verbringe, sondern weil der Vibe dieser Strasse tatsächlich komplett einzigartig ist. So sehr ich es auch mag, in New York oder L.A. zu arbeiten, in Berlin finde ich einfach momentan die größte Inspiration. Was meiner Reiselust aber keinen Abbruch tut… ich mag es, an Orte zurückzukehren, an denen ich schon mal gearbeitet habe, interessanter ist es jedoch immer, unbekannte Städte zu entdecken. In Zeiten wie diesen, in denen jeder praktisch Fotograf ist, seinen eigenen kleinen Blog betreibt und Shows und Ausstellungen
www.stink.de www.civilistberlin.com
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P a p a ’ s go t new b a g ! Und die ist bis oben hin voll gepackt mit exklusiven Ausstellungen, talentierten Newcomern aus Mode und Design sowie Brands, die ihr bereits längst in euer Herz geschlossen habt. BRIGHT proudly presents: Eine neue Ausgabe von All Tomorrows. Die heiligen Hallen des Kongresssaals im dritten Stock des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit haben garantiert alles zu bieten, was eine perfekte Location für geschäftlichen und kreativen Austausch braucht. Zu den Highlights gehört die Okazi Gallery, die exklusiv ihre Artist-Deck-Kollabo mit Delight Skateboards sowie eine begleitende Ausstellung mit Künstlern wie Andrew Pommier und Ben Fry präsentiert. Mit dabei sind auch unsere Freunde vom Boneshaker Magazine, um zu beweisen, dass die Leidenschaft für’s Fahrrad(fahren) universell ist und dass man dieser nicht nur in ihrer Heimatstadt Bristol frönen kann. Der Ausnahmefotograf Mustafah Abdulaziz wird in Kooperation mit dem Intro Magazin eine Auswahl handverlesener Portraits mit Schwergewichten aus der Musikszene zeigen. Oh, und zudem werden wir euch daran erinnern, warum Sex und Decks eine derartige Win-Win-Kombination sind. Was gibt es noch zu berichten? Das Team der Streetwear Today feiert im Foyer des Kinosaals – ebenfalls im dritten Stock – den 10. Geburtstag des Hefts mit einer Ausstellung, in der etliche Highlights aus den 40 bis dato veröffentlichten Ausgaben zu sehen sind. Und da wir gerade das Kino erwähnt haben: Vergesst nicht, auf der Preview von Marten Persiels gefeierter Doku „This Ain’t California“ vorbeizuschauen, ein ganz persönlicher Erinnerungs-Trip auf den Straßen der Skateboard-Geschichte der ehemaligen DDR. Gezeigt wird der Film exklusiv vor seinem Kinostart am 5. Juli um 16 Uhr. Weitere Infos: www.alltomorrows.de
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P on white: Puma Sue Vintage Distress Low Gravis Quarters Port on orange: Fallen Rambler The Hundereds Johnson Mi The Hundereds Johnson Low Dekline Mason on purple: Cons K A-One Vulc Ox Adidas Lucas Puig Alife Mono Hiker
Photos – Alex Flach www.stink.de Production & Concept – Alex Flach & Forty Selection – Team Bright
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RO C K S MITH Text – Renko Heuer
FILLING P IE C E S Text – Souchak Mind The Gap Als Guillaume Philibert vor drei Jahren seine Firma Filling Pieces in Amsterdam ins Leben rief, waren Message und Designkonzept kristallklar: Er wollte die Lücken zwischen Haute Couture und Street Couture, High Street und Side Street überbrücken. Filling Pieces bedient sich dabei cleaner und knackiger Styles, einem zeitlosen Farbschema von Blau-, Braun- und Weißtönen und High-Quality-Materialen. In einer Kollabo mit dem Amsterdamer Architekturbüro Concrete wurde außerdem eine knallorange Special Edition eines Low Top Leder- und Wildleder-Schuhs produziert, selbstverständlich maßgeschneidert für alle Concrete-Mitarbeiter. Mit einem raffinierten und schicken Look spricht Filling Pieces vor allem Kenner an und ist damit bestens für die Zukunft aufgestellt. www.gsrnnfillingpieces.com
Protect Ya Neck Auf der letzten Wintermesse hat unser Old-School-Herz immer dann einen kurzen Aussetzer gemacht, wenn wir die so lässigen wie schlichten Boards von Rocksmith und Wu-Tang aus dem Augenwinkel erspähten. Ehrlich gesagt mussten wir uns sogar ein wenig zusammennehmen, um nicht – schön OG-Shaolin-Style – eines der Bretter kurzerhand zu schnappen und uns damit aus dem Staub zu machen. Hätte schließlich nicht ganz schlecht ausgesehen neben den ganzen Vinylen von GZA, Meth und ODB, die zu Hause die Nachbarn regelmäßig in Rage bringen.
Doch natürlich haben wir uns dann doch beherrscht, ganz tief durchgeatmet und stattdessen einfach Kontakt aufgenommen mit den Jungs aus N YC, um etwas über alle kommenden Dinge zu erfahren, die ebenfalls von der Rap-Crew aus Staten Island inspiriert sind: „Auf jeden Fall werden wir weiterhin mit dem Wu-Tang Clan zusammenarbeiten“, so Erik Marinos Kommentar. „Diesen Winter wird die Kollektion von Wutang Brand Limited erstmals auch aus Varsity-Jackets, Westen, Denim, Strick und Rucksäcken bestehen. Außerdem stellen wir momentan zwei Skate-Teams zusammen: Das ‘Cream Team’ für Wutang Brand Limited, und dann noch ‘The Ninjas’ für Rocksmith.“ Und was ist mit Baseball? „Die nächste Kollaboration ist schon geplant, und zwar als Capsule mit Ebbets Field.“ Wow, der ging glatt raus aus dem Stadion.
www.rocksmithnyc.com
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Text – Renko Heuer Inzwischen steht der Name The Berrics für eine ganze Reihe von Dingen: Die Namenskombi von Berra & Koston verweist auf zwei Skateparks (einer davon privat, einer öffentlich), auf eine unglaublich aktive und angesagte Website, einen Online-Store („The Canteen“), eine Anzeigenplattform für US-Shops („Unified“), und nicht zuletzt auch auf ein Clothing-Label. „Gar nicht so einfach zu sagen, was The Berrics als nächstes sein wird“, meint Joel Petersen, der in L.A. für den Bereich Business Development verantwortlich ist. „Aber klar: Der Name The Berrics steht längst für eine Marke, und wir werden auch in Zukunft alles dafür tun, ein noch besser funktionierendes Umfeld für Skater und Skateboarding zu schaffen.“ Da das natürlich so grandios wie schwammig klingt, haben wir noch etwas genauer nachgefragt: Habt ihr vor, irgendwann den Schritt in andere Regionen der Welt zu machen? Sind z.B. weitere Skateparks in Planung? Ja, wir planen in der Tat weitere öffentliche Parks, weil wir die Szene hier in den USA aber auch international unterstützen wollen. Wir haben viel durch die Eröffnung unseres ersten Parks gelernt, und hoffentlich können wir diese Erfahrungen nutzen, um die nächsten Schritte zu gehen. Was genau ist deines Erachtens das Geheimnis eures Erfolgs? Die Einsicht, dass Content heute einfach alles ist. Und als Brand, was sind da eure nächsten Ziele? Wir wollen weiterhin Videos kreieren, die einzigartig sind und die Leute daheim vorm Bildschirm inspirieren. Alles andere ist erst mal zweitrangig. www.theberrics.com
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Nymfo (Commercial Suicide). Noch eine wichtige News rund um REELL ist natürlich ihr 15. Geburtstag, den die Marke auf der diesjährigen Sommer-Messe feiern wird. Anderthalb Jahrzehnte: Wenn das nicht nach einer amtlichen Party verlangt! Und die wird mit Sicherheit auf der 15-Jahre-Soiree steigen, die am Donnerstag, 5. Juli, für geladene Gäste stattfindet. Dazu wird REELL ein 15-Jahre-JubiläumsShirt in limitierter Auf lage präsentieren, das auf der BRIGHT für ausgewählte Kunden sowie auf reeljeans.com erhältlich ist. Die Kooperationspartner für diese Kollabo sind bis jetzt noch geheim, werden aber auch bei kommenden Projekten von REELL dabei sein – eins wird z.B. unbekannten Künstlern die Möglichkeit bieten, ihr eigenes T-Shirt-Design bei REELL zu veröffentlichen, das dann in limitierter Auf lage in ausgewählten Stores und Webshops in ganz Europa vermarktet und verkauft werden soll.
Text – Yasmin Martinelli REELL Denim ist eine solide deutsche Marke ohne Schnörkel und Gimmicks. Wie alles andere, was aus Deutschland kommt, meinen die Jungs bei REELL es mit ihrem Business wirklich ernst und geben jeden Tag aufs Neue alles, um Bekleidung von höchster Qualität zu produzieren. REELL startete 1997 mit einer einfachen Idee, nämlich funktional designte Baggy Pants herzustellen, die drei Charakteristiken in sich vereinten: Qualität, Komfort und Style. Seither hat sich aus dieser Grundidee ein europaweit agierendes Denim-Brand entwickelt, dessen Mission in der Kreation von neuen authentischen Produkten mit einem klaren Design und einem unaufdringlichen Style besteht. Seine Inspiration findet das Label in jungen und urbanen Umgebungen, im Extremsport, der Musik- und Kunstszene. Nur logisch, dass REELL ein Skate-Team sowie verschiedene Musiker sponsert. In seiner neuen Kollektion erweitert REELL seine Linie mit farbigen Denims, ganz besonders in den Slim- und den Tapered Fits, sowie seine Shorts-Serie. Außerdem wird bald die erste Signature Pant von Teamrider Henrique Goncalves herauskommen, die übrigens zum ersten Mal auf der BRIGHT präsentiert werden wird. Eine weitere Charity-Kollabo mit Titus Skate Aid wird im Winter starten, für die extra eine Skate-Aid-Pant designt wird; ein Teil der Erlöse wird dem Skate Aid Projekt gespendet. Eine weitere Neuigkeit bei REELL ist der Launch einer brandneuen Skate-Team-DV D: „REELLax“ wird Ende 2012 erscheinen und kostenlos in ausgewählten Stores und Magazinen in ganz Europa erhältlich sein. Ein Freebie also! Und da sagt man immer, heutzutage sei nichts mehr umsonst! Das Unternehmen unterstützt zudem Bands wie Ignite. Ihre Liveshow-DV D „Darkest Days“ wird ab Juli in diversen Stores zu bekommen sein. Zudem startet REELL eine Kooperation mit der Band Dog Eat Dog. Ab Herbst/ Winter 2012 beginnt REELL Kollabos mit verschiedenen DJs, in denen der Kontakt und der Austausch des Brands mit der Musik-Szene intensiviert werden soll. Teil des Projekts sind: Alix Perez (Shogun Audio), Icicle (Shogun Audio), Lenzman (Metalheadz) und
www.reelljeans.com
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Text – Renko Heuer Portrait – Alex Flach Action Shot – Mike Blanc Es gibt da ein Wort, das Danny Way ganz schön häufig benutzt: „absolutely“. Also „unbedingt sogar“. „Auf jeden Fall.“ Ein Wort, das zu seinem Denken und Tun passt: Denn dieser Danny Way, den der eine oder andere nun schon seit über 20 Jahren aus Videos und Zeitschriften „kennt“ – wobei es natürlich auch Leute geben wird, die seinen Namen zum ersten Mal beim Sprung über die Chinesische Mauer gelesen oder im Zusammenhang mit dem Hubschrauber-Stunt oder erst jetzt gehört haben, wo über ihn der Film „Waiting For Lightning“ gemacht wurde –, dieser Mr. Way ist schon immer „unbedingt“ und „auf jeden Fall“ in seiner ganz eigenen Liga beheimatet. Auch hat er sein ganzes Leben (minus die ersten fünf Jahre vielleicht) „unbedingt“ seiner Mission gewidmet, die da lautet: schneller, höher, weiter, krasser. Und zwar bedingungslos – auch wenn es dem eigenen Körper ganz schön zusetzen kann. Betrachtet man sein Leben als „Iron-Man der Skateboard-Welt“, wirkt das nicht gerade wie ein Zuckerschlecken. Allerdings kann man auch davon ausgehen, dass es ihm nicht langweilig wird: Wir reden hier immerhin von Weltrekorden, Megarampen, viel angewandter Physik, dem Kampf gegen den eigenen Körper und der Aufgabe, das alles mit der eigenen Familie zu vereinen – einem Lifestyle also, der immer wieder nach neuer Balance verlangt, besonders vor dem Hintergrund, dass Skateboarding heute kaum noch mit dem zu vergleichen ist, was es zu Beginn seiner Karriere war. Was noch keiner wusste: Der Mann aus dem DC-Lager ist der festen Überzeugung, dass selbst die ruhigste, meditativste Tätigkeit manchmal noch schöner wird, wenn man sie mit dem passenden
Metal-Soundtrack unterlegt. Was nun folgt, ist ein exklusives Gespräch mit diesem Mr. Daniel Way, einer 38-jährigen Legende, die nicht als „der Evil Knievel des Skateboarding“ gelten will. Was nicht heißt, dass es nicht so kommen wird.
Danny, fühlt es sich heute, nach zwei, ja eigentlich drei Jahrzehnten auf dem Brett, immer noch so an wie damals, als du angefangen hast? Oder ist das gar nicht mehr damit zu vergleichen? Skateboarding als Ganzes ist etwas komplett anderes, würde ich sagen. Zumindest was meine Welt angeht, die Position, die ich innerhalb dieser Szene einnehme. Das ist ganz anders als vor 20 Jahren, unbedingt sogar. Gibt es Dinge, die du vermisst, wenn du dich heute so umschaust? Auf jeden Fall! Früher war viel weniger Geld im Spiel, was zwar auch weniger Möglichkeiten bedeutete, aber wenn dann mal Geld f loss, dann war die Wertschätzung eine ganz andere. Heute passiert so viel, und ich habe den Eindruck, dass manche ganz andere Pläne und Ziele innerhalb dieser Szene verfolgen, wenn man das mit früher vergleicht. Damals ging’s halt eher um Leidenschaft, um Herzblut. Und kein Wunder, schließlich haben wir früher vielleicht gerade mal genug verdient, um über die Runden zu kommen. Wenn man also diesen Entschluss fasste, ging man eigentlich davon aus, dass man mit Anfang dreißig noch mal ganz von vorne anfangen musste – zumindest glaubte ich das, als ich mein erstes Pro-Model in der Hand hielt. Mit Skateboarding ging’s bergab zu der Zeit, und ich sagte mir damals: „Okay, wenn
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das so weitergeht, dann wird das irgendwann halt einfach mein Hobby sein.“ Mehr nicht. Nur weiß natürlich jeder, was dann in den letzten 20 Jahren passiert ist, und auch wenn man manches anfangs noch mit Bauchschmerzen beobachtet hat, glaube ich doch, dass gewisse Dinge einfach zu mehr Akzeptanz und auch wirtschaftlich zu mehr Potenzial geführt haben; ich rede hier von ESPN und den X-Games. Natürlich tut sich jeder, der zum harten Kern der Skateboardszene gehört, damit schwer, das zuzugeben, aber wenn man sein Ego mal etwas außen vor lässt, würde ich sogar sagen, dass die X-Games für Skateboarding wie ein Sicherheitsnetz funktioniert haben, wie eine Art Versicherung. Dank dieser Entwicklungen können wir heute davon ausgehen, dass Skateboarding auch in Zukunft noch existiert. Wenn du also heute mal einen Blick in die Zukunft wagst, was siehst du dann? Du bist schließlich gerade 38 geworden, also immer noch extrem jung! Zukunftsprognosen sind nicht gerade meine Stärke, aber ich würde schon sagen, dass Skateboarding – also das Skateboard-Business – inzwischen so aufgestellt ist, dass man durchaus auf längere Sicht planen kann. Die Tatsache, dass in den letzten Jahren überall Skateparks entstanden sind, dass immer mehr Familien die Sache unterstützen und eben nicht nur der eine Außenseiter, der rebellieren will, bietet da ein solides Fundament. Es ist inzwischen eher ein Ding für die ganze Familie, und wenn ich heute in den Skatepark komme, sehe ich da Mütter und Väter, und deren Tochter steht auf dem Brett – das gab’s halt nicht, als ich klein war. Es gab noch keine kleinen Mädels mit rosa Helm auf dem Kopf. Eine
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gute Entwicklung, auch wenn ich selbst damals natürlich genau die Tatsache anziehend fand, dass es anders ablief im Skateboarding, dass es so weit entfernt war vom Mainstream. Dieser Punk-Geist war entscheidend, und letzten Endes konnte man doch nur nicht mehr auf hören, weil Skateboarding einem diese Freiräume gab: einfach auf die Rampe gehen und ausrasten, oder das Board durchtreten, ganz egal. Allerdings hat schon dein Vater dich unterstützt: Er hat gelogen, was dein Alter angeht, damit du rein durftest in Del Mar. Oh ja, unbedingt. Na ja, was ich sagen will ist, dass ich angefangen habe, weil ich Skateboarding als das ansprechend fand, was es damals war, und nicht wegen irgendwas, das heute ist. Ich stelle mir andauernd diese Frage: Wenn ich heute ein Teenager wäre, in Zeiten wie diesen, würde ich mich immer noch für Skateboarding entscheiden? Das wäre meine nächste Frage gewesen. Und, würdest du? Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht. Es war halt diese Zeit, als ich Skateboarding für mich entdeckt habe, und da war es absolut einzigartig, mit nichts zu vergleichen – und, wie gesagt, so weit weg vom Mainstream. Für mich war es das Größte, dass wir damals unsere eigene kleine Posse von Skatern hatten; wir konnten zwar auf der Schule nicht viel mit den anderen anfangen, aber nach Schulschluss traf man sich dann halt immer mit seiner wahren Familie, mit den anderen Jungs halt. Und doch warst du ja nie ein Skateboard-Purist: Surfen, Snowboarding, Motocross – hatten die zwischenzeitlich sogar einen ähnlichen Stellenwert? Nein, oder? Na ja, für mich geht das alles Hand in Hand. Ich bin zum Beispiel schon als kleiner Junge voll abgegangen auf alles, was einen Motor hat. Ein motorisiertes Fahrzeug, das auch noch durch die Luft f liegen konnte – das hat mich voll fasziniert. Nur hatten wir nie die nötigen Mittel, dass mir meine Mutter eine Maschine hätte kaufen können. Hätte sie das Geld gehabt, wäre das meine Wahl gewesen, denn ich fand das ganz, ganz groß. Und was Surfing und Snowboarding angeht,
sind das ja die beiden direkt verwandten Sportarten, und so stand ich auch sofort auf einem Snowboard, als es damit losging. Genau genommen war das so, dass ich als Kind zwei Jahre im Norden des Bundesstaats New York verlebt habe – meine Mutter hatte sich da so einen Typen angelacht –, und da sind wir jeden Tag Ski gelaufen. Das wusste ich gar nicht. Ja, wir als Kalifornier stehen mit einem Mal irgendwo in den Bergen mit richtig viel Schnee und so. Zu der Zeit gab’s noch kein Snowboarding, und deshalb fassten mein Bruder und ich recht bald den Entschluss, dass Skilaufen der beste Zeitvertreib war in so einer Umgebung. Na ja, wir waren schon ziemlich bald recht gut, nur als wir dann nach Kalifornien zurückkehrten, ging es da trotzdem wie zuvor weiter: der ganz klassische CaliforniaLifestyle eben, Skateboarding etc. Als dann jedoch Snowboarding auf kam, hatten wir durch die Ski-Sache ja schon die Erfahrungen im Schnee gesammelt... Vorsprung also. Genau, und dann war das ganz normal, dass man auch Snowboard fahren ging. Dazu kommt, dass mein Stiefvater viel Zeit mit uns am Strand verbracht hat, als wir klein waren. Er war Surfer, und als Kind habe ich das auch viel gemacht, nur dann gab’s halt auch Phasen, wo wir nicht so oft am Strand waren, und das Skateboard war ja immer da – man musste es nur nehmen und auf die Straße gehen. Allein deshalb hatte ich ein ganz anderes Verhältnis zu meinem Board, weil es immer dabei war, man konnte andauernd fahren, und dann war da ja noch die Sache mit Del Mar. Der Gedanke, dass man mit einem Skateboard in einem Pool fahren, durch die Luft f liegen und wieder eintauchen konnte, das hat meinen Bruder und mich nicht mehr losgelassen. In der Dokumentation geht’s auch viel um diese Del-Mar-Ära, und Adrian Demain, ein alter Freund von mir, bringt das da sehr gut auf den Punkt: Wenn man zum ersten Mal in Del Mar ankam, die Rollen auf dem Beton hörte, das Surren der Kugellager, die Geräusche der Achsen auf dem Beton-Coping – dann war man automatisch angefixt. Es gab da schon kein Zurück mehr. Für mich war das die beste Zeit, die ich auf dem Skateboard verbracht 112
habe. Wobei natürlich die ganzen Jahre echt grandios waren, nur damals war ich halt noch jung, und das alles war komplett neu und aufregend, und mir war ja gar nicht klar, wie winzig die Industrie dahinter eigentlich war, bis ich dann selbst irgendwann Pro wurde. Ich hatte mir das alles viel krasser vorgestellt. Nur fand ich Skateboarding durch diesen Nischenstatus sogar noch cooler, und nicht andersherum. Verstehe. Was ich sagen will ist, dass ich mir schon manchmal wünsche, manche Aspekte dieses Old-School-Geists wären noch am Leben – und das sind sie ja dann doch irgendwie –, nur bin ich heute halt an einem ganz anderen Punkt angekommen. Ich wünschte, ich könnte das alles komplett hinter mir lassen und einfach nur um die Welt reisen, ohne Verpf lichtungen und ohne dabei von irgendwelchen Punkten auf der Tagesordnung gestört zu werden. Um einfach nur wieder diesen Sound von der Achse auf dem Coping zu hören, wie in Del Mar. Aber könntest du das nicht, zumindest mal für ein paar Monate? Ich würde das sofort machen, aber mir fehlt da einfach die Zeit. Mein größter Traum ist es, mit meinem Skating so solide zu sein, dass ich wirklich mal ein ganzes Jahr Pause machen und es einfach nur genießen kann. Was nicht heißen soll, dass mir Skaten keinen Spaß mehr macht; meistens macht es Spaß, aber es gibt halt auch viele Tage, an denen ich mich aufs Board stelle, ob ich nun Lust habe oder nicht. Weil ich halt weiß: „Okay, ich muss das jetzt trotzdem machen.“ In solchen Momenten kann man schon mal denken: „Warte mal, das nervt ja richtig.“ Gibt es eine Lektion, die du über deinen Körper gelernt hast? Nach all den Verletzungen? Bestimmt, nur rede ich nicht so gerne über sie. Die Verletzungen sind schließlich nichts, auf das ich stolz wäre. Mir ging es nur um so eine Art Lektion, etwas, das du gelernt hast. Nun ja, unser Gespräch hier kann man nur dann mit 38 Jahren noch führen, wenn man genau das tut, was ich tue – nämlich: Ich gehe nicht auf Partys, ich trinke
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keinen Alkohol, ich ziehe nicht um die Häuser, und ich schmeiße mir keine Drogen ein. Ich lasse einfach nichts Schlechtes in meinen Körper gelangen. Man kann also schon sagen, dass ich da einen eher ganzheitlichen A nsatz verfolge in meinem Lifestyle. Bei mir im Kühlschrank ist alles aus biologischem A nbau, Fast Food gibt es nicht, und ich habe einen ziemlich strikten Trainingsplan, um fit zu bleiben. Was nicht heißen soll, dass ich jetzt klassisches Training mache. Das würde jetzt zu weit führen, dir das detailliert zu erklären, aber es ist auf jeden Fall ganz anders, als man sich das vorstellt. Wenn ich sage, dass ich trainiere, denken die meisten an Gewichtheben und so, um möglichst viel Muskeln aufzubauen, aber mir geht es genau genommen eher um das Gegenteil. Stimmt es denn, dass du in deiner Freizeit auch gerne angeln gehst? Oh ja, ich liebe es. Dabei ist es doch so ganz anders, als aus einem fliegenden Hubschrauber in eine Megarampe zu springen. Fischen ist die erholsamste Sache der Welt. Wenn man manchmal draußen auf
dem Wasser ist, sich die Wasseroberf läche beguckt, dann mag das zwar für andere nach Langeweile und Warterei klingen, bis irgendeiner anbeißt, aber diese Zeit, die man mit Warten zubringt, ist die meditativste Zeit, die man sich vorstellen kann. Einfach nur auf dem Wasser den Wellen zuzuhören, wie sie gegen das Boot klatschen, und du bist so weit draußen, dass dein Telefon ausnahmsweise keinen Empfang hat... Ein noch besseres Ventil für dich also als z.B. Metal-Songs? Hin und wieder höre ich sogar draußen auf dem Meer meine Metal-Songs. Ich hätte jetzt gedacht, dass sich das gegenseitig ausschließt? Kommt drauf an. Es gibt da schon Momente, an denen es einfach dazu passt. Wenn zum Beispiel ein paar richtig fette Thunfische, die du gerade gefangen hast, bei dir im Boot herumzappeln, dann... Dann was? Dann kann dazu sogar ein Track von Slayer passend sein. www.dcshoes.com 113
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Und da man so jede Tasche mit jeder anderen kombinieren kann, hat jeder natürlich die Möglichkeit, sich ein vollkommen individuelles A RKIV-Modell zusammenzustellen. Was unsere Clothing-Kollektion angeht, setzen wir im Winter auf die Klassiker: Eiger, Orion, Faroe und Bosun. Jedes Kleidungsstück aus unserem Haus wird in Nordamerika von Hand angefertigt, natürlich limitiert und nur aus den besten wind- und wasserdichten Materialien und aus neuseeländischer Merinowolle produziert. Und dann planen wir noch, neue Märkte zu erreichen, so sind schon wieder die nächsten Pop-Up-Stores für Ende 2012 und Anfang 2013 angedacht. Es gibt so viele Ecken, in denen wir gerne temporär unsere Zelte aufschlagen würden, nur sind die Tage immer viel zu kurz und wir haben auch nicht ausreichend Personal. Fest steht jedoch, dass Asien und Australien in letzter Zeit häufiger nach mir gerufen haben.
Text – Renko Heuer Die Macher von Mission Workshop aus San Francisco, bekannt für ihre innovativen Kuriertaschensysteme und Technical Apparel, waren in den letzten Monaten in Europa unterwegs, um die neuesten Modelle vorzustellen, ihre Fahrräder auf fremden und oftmals weniger hügeligen Straßen zu fahren und den Europäern obendrein guten Kaffee zu bringen (denn ihre Buddys von Bicycle Coffee hatten sie gleich mit im Gepäck). Höchste Zeit also für ein kurzes Gespräch mit Lyle Barton, verantwortlich für Sales & Marketing bei MW, denn dieser Mann versteht tatsächlich mehr als jeder andere von Taschen und wie man sie richtig packt, schließlich ist er so gut wie permanent auf Reisen...
Wie lang sind denn deine Trips in der Regel? Normalerweise sind das immer so 10 bis 12 Wochen am Stück, und davon dann mehrere pro Jahr.
Lyle, was passiert bei Mission Workshop in den kommenden Monaten? Wir arbeiten weiterhin an unserer A RKIV-Kollektion, basierend auf den ersten A RKIV-Kleidungsstücken und Rail Packs, die wir gerade im Mai gelauncht haben. Bei diesen Packs handelt es sich um ein Bausteinsystem aus verschiedenen Modulen, wodurch man ohne Probleme ganz unterschiedliche kleine Taschen mit der jeweiligen Haupttasche kombinieren kann – also z.B. Kameratasche, Laptop-Hülle und so weiter. A nstatt also die kleinen Taschen von deiner A RKIV-Kuriertasche abzunehmen und sie dann einfach so in deinen A RKIV-Rucksack zu werfen, kannst du deine Sachen nun nahtlos von einer Tasche auf die andere übertragen.
Du hast hier den Shop in Berlin gemacht, aber erzähl doch mal, was sonst so deine Aufgaben sind bei Mission Workshop. International Sales und Marketing, um es kurz und knapp zu sagen. Dadurch bin ich natürlich derjenige, der die Pop-UpStores aufzieht und begleitet. Kurzum, ich bin der arme Idiot, der konstant um die Welt jetten und sich andauernd mit spannenden neuen Leuten austauschen und zu viel Bier trinken muss... nein, ernsthaft: Mein Job ist es, neue Märkte zu finden und quasi die Lage vor Ort zu sondieren. Das ist einer meiner Lieblingsaspekte 114
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an diesem Job, dass ich so viel über andere Kulturen lerne, wie auch über Companys aus anderen Ländern; und diese Erfahrungen kann ich dann wieder bei uns in San Francisco einbringen und an die anderen bei uns weitergeben. Dann mal ganz konkret: Was hast du zum Beispiel in Berlin gelernt? Was waren denn überhaupt die Highlights deiner Zeit in Berlin? Unser Shop hier war wie ein kleines Museum angelegt, in dem wir ein paar Highlights und die Geschichte der Firma zeigen wollten. Matthew McKee, zugleich Eigentümer von Bicycle Coffee und wichtige Kreativkraft bei uns, hat einen einzigartigen, interaktiven Pop-Up-Store entworfen, der es den Gästen erlaubt, auf ganz einfache und lockere Weise mit der Marke in Kontakt zu kommen. Besonders die Idee mit der Diashow an der Wand war genial! Ansonsten bin ich immer wieder davon fasziniert, wie
diese Pop-Up-Stores es einem ermöglichen, neue Kontakte zu knüpfen, Freundschaften zu schließen und die jeweilige Stadt einfach ganz anders zu erleben. Ich hatte mein Rennrad mitgebracht nach Berlin, und es war super, einfach nur die Stadt auf dem Rad kennen zu lernen. Überhaupt gibt es für einen Fahrrad-Enthusiasten wie mich kaum etwas Besseres, als die Straßen in einem fremden Land auszutesten. Wie weit bist du denn sonst in Europa rumgekommen in den letzten Monaten? Extrem weit: Vor kurzem hatte ich einen Tag mit Frühstück und Meeting in Amsterdam, Lunch und dem nächsten Meeting in Brüssel, und zum Abschluss stand ein Dinner in Paris auf dem Programm – ein Tag, den ich so schnell nicht vergessen werde! Was das Erkunden per Fahrrad angeht, bin ich von Berlin aus drei Tage lang durch die deutsche und tschechische Landschaft gefahren, von Berlin nach Prag. Ich spreche keine Fremdsprache so richtig, und es gab da schon ein paar Situationen, wo ich vom Weg abgekommen war und es so aussah, als müsste ich die Nacht auf irgendeinem Acker verbringen, doch dann hab ich im letzten Moment immer doch noch einen Menschen getroffen, der mir den Weg zeigen oder mir sogar gleich mit Kaffee oder Bier aushelfen konnte.
Text – Yasmin Martinelli Turbokolor ist das wahrscheinlich coolste Brand aus Polen, das klassisches Design berücksichtigt, ohne dabei jedoch die Gestaltungsmöglichkeiten der urbanen Landschaft, in der es sich bewegt, aus den Augen zu verlieren. Die Kollektionen von Turbokolor werden vom Gründer des Unternehmens, dem in Warschau lebenden Künstler und Designer Pawel Koslowski-Swanski, entworfen. All seine Teile spiegeln unverkennbar Swanskis Wahnsinn wider; außerdem zeichnen sie sich durch einen hohen Wiedererkennungswert und ein solides Handwerk aus. Jede Saison gibt es neue Modelle, die in Kollabos mit Künstlern des Turbokolor-Enthusiast-Teams kreiert werden: Tempo, M-City, Sorry und Ghettoblaster. Die wichtigsten Inspirationsquellen für Turbokolor sind die Stadt, Kunst, Musik und – yeah! – Skateboarding. Ihr erklärtes Ziel ist es, bequeme, schöne Klamotten zu designen, in denen man sich wohl fühlen kann. Die Rede ist von Klamotten, die den Charakter des Trägers unterstreichen, oder aber auch vielleicht genau das Gegenteil bewirken: Klamotten, in denen man sich nach einem ganzen Tag im Anzug verwandeln kann wie ein Chamäleon. Turbokolor experimentiert konstant mit Schnitten – man schneidert, näht, diskutiert und streitet sich über das Design. Und man mischt Eleganz und verständliche Mode mit Alltagstauglichkeit. In Turbokolor-Klamotten kann man Skaten gehen, Pakete auf einem Fixie ausliefern, ein Bier im Park trinken, Auf legen oder seiner Mutter ein paar Blumen kaufen. Extreme Eleganz ist eigentlich italienischen Schneidern vorbehalten. Dennoch wandelt Turbokolor stetig in den Fußstapfen dieser Italiener, wenn es um Detailverliebtheit geht. Die Kollektion für SS 2013 heißt „Horsemen from the Wild, Wild East“: Die Linie besteht vor allem aus Chinos, erweitert durch Casual Pants, die in stolzen 20 Farben in verschiedenen Fits erhältlich sein werden. Ein experimenteller Teil der Kollektion, genannt „i“, ist inspiriert von amerikanischer Vintage-Bekleidung, in denen sich Swanskis Signatur in Camouf lage-Mustern wiederfindet. Nach einer langen Pause kehrt Turbokolor auch wieder mit einer Damenlinie zurück, die nicht nur aus T-Shirts, sondern auch aus Baseballjacken und Chinos bestehen wird. Und obwohl er voll und ganz in den Designprozess der neuen Kollektionen für Turbokolor involviert ist, gibt Swanski nie das Malen auf. Ihr solltet auf jeden Fall die Facebook-Seite von Turbokolor unter facebook.com/turbokolor besuchen, um euch über Neuigkeiten und außergewöhnliche Entwicklungen des Labels auf dem Laufenden zu halten. www.soundcloud.com/turbokolor www.turbokolor.com www.swanofobia.com
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der Großen Depression ausgebremst wurde, und während des Zweiten Weltkriegs produzierte das Unternehmen Millionen von Uniformen für amerikanische Soldaten. Nach dem Krieg konzentrierte man sich wieder auf die zivile Produktion, C. Don Williams expandierte landesweit und etablierte neue Produktionsstätten, Kauf häuser und Verkaufsgebiete in den gesamten Vereinigten Staaten. In den späten 1950ern wurde Williamson-Dickie zu einem internationalen Unternehmen, indem es die Märkte Europas und des Mittleren Ostens – wo texanische Ölbarone die Marke Dickies einführten – für sich erschlossen. 90 Jahre später stellt Dickies eine riesige Bandbreite von Bekleidung her, insgesamt über 5.000 Produkte, die von hart arbeitenden Menschen auf der ganzen Welt getragen werden. Dickies wird derzeit in den gesamten USA sowie international in Ländern wie Saudi Arabien, Südafrika, Australien, Russland, Chile, Japan, Island, Kanada, Deutschland, Frankreich, Italien, Kroatien, Polen und Mexiko verkauft. Auf der diesjährigen BRIGHT feiert die Company ihren unglaublichen 90. Geburtstag. Nicht einmal meine Großeltern sind so alt geworden, und ich kann nur hoffen, dass ich selbst dieses Alter erreichen werde. Dickies hat dies geschafft, weil es immer noch Authentizität, handfeste Werte und einen unkomplizierten Style verkörpert. Es stand von jeher für Qualität, Stärke und Stolz: allesamt Tugenden eines Arbeiters. Parallel zu seinem Standing in den Workwear-Gefilden, hat sich Dickies auch in der Skate-Szene längst als authentische Marke etabliert. Das Dickies-Skateteam für 2012 besteht übrigens aus Tom Remillard, Jim Greco, Kevin Terpening und Vincent Alvarez, wobei letzterer natürlich auch in dem Videohighlight des Jahres zu sehen sein wird: dem neuen Skatevideo von Girl & Chocolate. Mehr zu Dickies unter folgenden Adressen:
Text – Yasmin Martinelli
Dickies 2012 : 90. Geburtstag Dickies ist inzwischen so etwas wie ein lebender Dinosaurier, selbstverständlich ist das nur positiv gemeint, denn es beehrt den Planeten nun schon seit 1922 mit seinem wunderbaren Workwear. Alles begann als amerikanisches Unternehmen für Arbeitsbekleidung, gegründet von C.N. Williamson und E.E. „Colonel“ Dickie: Die beiden Vettern starteten die Williamson-Dickie Manufacturing Company in Fort Worth, Texas, und riefen damit das Brand Dickies ins Leben. Ihr erstes Produkt, robuste Latzhosen-Overalls, machten den Namen Dickies in ganz Amerika bekannt. Dickies blieb mit der Produktion gut verarbeiteter und bis heute erschwinglicher Hosen und Shirts, genäht aus dem robustestem Drillich-Material, das es auf dem Markt gibt, auf stetigem Erfolgskurs. Über die Jahre kamen eine Menge Innovationen hinzu wie z.B. Messingreißverschlüsse und die ersten Teile aus bügelfreiem Material überhaupt. Seit seinen A nfangsjahren erfreut sich Dickies einem ständigen Wachstum, das lediglich zur Zeit
www.dickies.com www.dickiesskate.com
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JE RRY HS U . Um den Vorwurf des lazy journalism gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen: was bitte kann man noch über Jerry Hsu schreiben, das nicht bereits tausendfach über die üblichen Organe verbreitet worden wäre? Yep, dacht ich’s mir doch. Zugegeben, natürlich wäre es ein relativ einfaches Unterfangen, ein Paar Zeilen mit seinem grandiosen „Hsu 2 Fusion“-Schuh für Emerica zu füllen, über seine Verbindung zu Enjoi, seinen grandiosen „Nazigold“-Fotoblog und so weiter… aber warum lassen wir nicht einfach stattdessen die von ihm ausgesuchten Fotos sprechen, um zu zeigen, was für ein prima Kerl Hsu ist. Verdammt, auch das wusstet ihr schon längst, oder?
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Einige Leute, die ich kenne, haben (mittlerweile erfolgreiche) Foto-Blogs angefangen, um nicht den Kontakt zu Freunden und Familie zu verlieren, während sie auf endlosen Reisen sind… was war deine Motivation für den „Nazigold“-Tumblr? Das war bei mir garantiert nicht der Fall. Ich hatte einfach tausende Fotos mit meinem Telefon geschossen und dachte, dass ich einige davon mit der Öffentlichkeit teilen sollte. Langeweile war definitiv auch ein Faktor. Ich erinnere mich, dass ich mich gerade von einer Operation erholte und mir das Editieren der Fotos zumindest ein wenig das Gefühl gab, irgendwie produktiv zu sein. Um ehrlich zu sein, ist mir nach wie vor nicht ganz klar, warum sich so viele Menschen meinen Blog anschauen. Mittlerweile werde ich sogar von Leuten erkannt, die rein gar nichts mit der Skateboard-Kultur zu tun haben… was ich einigermaßen befremdlich finde.
Gibt es für dich eine Stadt oder bestimmte Landschaft, zu der du immer wieder gerne zurückkehrst, da du weißt, dass das Resultat einzigartig sein wird? Ich mag Osteuropa, und ich mag Russland ganz besonders. It’s totally fucked up and amazing. In Zeiten wie diesen, in denen sich jeder als Fotograf versteht, was ist deiner Meinung nach essentiell um aus der Masse herauszuragen? Gute Ideen zu haben. Was hält der Rest des Jahres für dich bereit? Wahrscheinlich eine gute Portion Elend. www.nazigold.tumblr.com www.emerica.com
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Don’ t P u t M e In A Ga l l e r y Foto – Vera Albers Production – Yasmin Martinelli & Vera Albers Concept – Forty
1. Iriedaily cardigan 2. Lifetime rucksack
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Clockwise from top left: 1. Rocksmith board 2. Wemoto jacket 3. Altamont trousers 4. Volcom bag 5. Makia jacket and jumper
6. Dickies jumper 7. Sweet backpack, cap, decks 8. Joker t-shirt 9. Melodica cap and scarf 10. NikeSB backpack and t-shirt
Clockwise from top left: 1. Cleptomanicx dungarees 2. treches maxi cardigan and shirt 3. The Berrics cap, buttondown and t-shirt 4. Gravis bag 5. The Hundreds khaki trousers 6. Djun cap and sneaker 7. Sitka jacket
Clockwise from top left: 1. Melodica beanie and t-shirt 2. Lifetime jumper 3. The Hundreds beanie, flannel and t-shirt 4. Lazy Oaf shirt 5. RVCA denim jacket and shirt 6. Reell denim shirt
Clockwise from top: 1. Adidas skatebording jacket and t-shirt 2. Volcom jacket 3. The Berrics cap, shirt and t-shirt 4. Lifetime jacket and shirt 5. Lira hoodie and t-shirt 6. Lifetime jacket
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Clockwise from top 1. Sitka cardigan and shirt 2. Makia jacket and shirt 3. Dark Seas hat, jacket and t-shirt 4. Altamont tiedye t-shirt 5. Matix sneaker and trousers 7. Ezekiel t-shirt 8. Atticus t-shirt 9. Volcom cardholder 10. Cleptomanicx beanie and scarf
I m p r e ssu m
Kreativdirektion Marco Aslim, Thomas Martini
Herausgeber Bright GmbH & Co KG Hohenstaufenstraße 13 – 27 / 60327 Frankfurt +49 (0)69 66962158 / hello @ brighttradeshow.com
Chefredaktion / Produktion Sven Fortmann
www.brightmagazine.de www.brighttradeshow.com
Redaktion Yasmin Martinelli, Renko Heuer Druck BluePrint AG Lindberghstraße 17 / 80939 München www.blueprint.de
mitwirkende Redaktion Nada Carls Texte Lisa Schmidt, Thomas Klein
Art Direktion Tobias Friedberg, Paale Lüdcke www.aokimatsumoto.com Grafik Marie Schoppmann
Fotografie Vera Albers, Alex Flach, Oliver Valente, Sven Fortmann, Paale Lüdcke
Korrektur Yasmin Martinelli, Renko Heuer Übersetzung (Englisch–Deutsch) Katja Vaders, Renko Heuer, Sven Fortmann
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# 1031 Skateboards www.1031skates.com
GLOBE www.globe.tv
24/7 Distribution www.247dist.com
A uss t e l l e r
43 Magazine www.43magazine.com
ABEC 11 www.abec11.com ACE Trucks www.acetruckmfg.com adidas Skateboarding www.adidas.com/skateboarding Adio www.adiofootwear.com Aeme www.aeme-clothing.com Airflow Skateboards www.airflow-skateboards.com Alex Flach www.civilistberlin.tumblr.com Alpinestars www.alpinestars.com Altamont www.altamontapparel.com Altamont Apparel www.altamontapparel.com Ambition Snowskates www.ambitionsnowskates.com American Skateboard Stickers www.247dist.com AMOK Trucks www.havoc-distribution.com Amphetamine Bearings www.amphetamine-bearings.com ANALOG www.analogclothing.com Andy Mueller www.andymueller.com Ant!cs www.247dist.com AONO www.aono.bigcartel.com Armourdillo www.armourdillobrand.com ArtPrint www.artprinteurope.com Autobahn www.autobahnwheelshop.com
B BAGAPART www.bagapart.com Baker www.bakerskateboards.com Bennett Trucks www.bennetttruks.com Black Magic www.247dist.com Black Panthers www.247dist.com BlackDiamond Griptape www.havoc-distribution.com Blast! Skateboards www.blastsurfnskate.com bleed clothing www.bleed-clothing.com Blood Wizard Skatebaords www.bloodwizard.com Blueprint www.blueprintskateboards.com Bobby Hundreds www.bobbyhundreds.tumblr.com Bones Bearings www.bonesbearings.com
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H Happy Hour www.happyhourshades.com Heimplanet www.heimplanet.com Heroin www.heroinskateboarding.com HI°FI Wheels www.247dist.com HIGH FIVE e.V. www.wearehighfive.com Holey www.holeytruck.com Holey Trucks www.holeytruck.com Hoopla Skateboards www.hooplaskateboards.com Hopps Skateboards www.hoppsskateboards.com HOSOI Skateboards www.247dist.com HUB Footwear www.hubfootwear.com hubba Wheels www.hubbawheels.com HUF www.hufworldwide.com
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Decay Skateboards www.decayskateboards.com
FENCHURCH www.fenchurch.com
DEKLINE www.dekline.com
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Delight Skateboards www.delightskateboards.de
Foundation Skateboards www.foskco.com
Desillusion www.dslmag.com
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Deville Longboards www.skatedeville.com
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G-SHOCK www.mygshock.de
DIAMOND SUPPLY CO www.diamondsupplyco.com
Girl Skateboards www.girlskateboards.com
Dickies www.dickiesstreetwear.com
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Diefenthal MEN www.diefenthal-accessoires.de
Glassy Sunhaters www.glassysunhaters.com
Kaliber Skateboards www.kaliber-skateboards.de
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Hurley www.hurley.com
I I-Path www.ipath.com Indiana www.indiana.ch
J Jerry Hsu www.nazigold.tumblr.com Jessup www.griptape.com Jessup Griptape www.griptape.com Jessup Griptape www.griptape.com JET Longboards www.jetskateboards.com JIMMY‘Z www.jimmyzworld.com Joker Brand www.jokerbrand.net
Khiro Skateboardproducts www.khiroskateboardproducts.com
NIKITA www.nikitaclothing.com
riptide bushings www.riptidebushings.com
Kreative Klan www.kreativeklan.com
Nitro Snowboards Bags www.nitrousa.com
Riviera www.skateriviera.com
Krown www.krownskateboards.com
L Lakai Limited Footwear www.lakai.com
Rocksmith www.rocksmithnyc.com
o Okazi Gallery www.okazigallery.com
ROGER Skateboards www.247dist.com
Old Man Army www.oldmanarmy.com
Royal Skateboarding Trucks www.royalskateboardtruck.com
Lando Footwear www.landoculture.com
Open Walls Gallery www.openwallsgallery.com
Ruckus Trucks www.247dist.com
Landshark Wheels www.landsharkwheels.com
Orangatang www.orangatangwheels.com
RVCA www.rvca.com
Layback Longboards www.247dist.com
Original Shoe Goo www.shoegooskate.com
Lazy Oaf www.lazyoaf.com
OSIRIS www.osirisshoes.com
Lifetime Collective www.lifetimecollective.com
s Santa Cruz www.santacruzskateboards.com Satori Wheels www.satoriwheels.org
LMC www.247dist.com
p Paradise Longboards www.paradiselongboards.com
Loaded www.loadedboards.com
Paris Trucks www.paristruckco.com
Seismic Skates www.seismicskate.com
Loser Machine Company www.losermachine.com
Part www.parthardware.com
Selfish www.selfishskateboards.com
Lowcard Magazine www.lowcardmag.com
Pas de Mer www.pasdemer.com
SEQUENCE www.sequence-clothing.com
LRG www.l-r-g.com
Phantom Trucks www.phantomtrucks.com
Servant www.servantfootwear.com
Lucky 13 Apparel www.luckylenn.nl
PIG Wheels www.pigwheels.com
Shake Junt www.shakejunt.com
Lucky Bearings www.luckybearingsco.com
Pink Wheels www.abec11.com/products/pink
Shoe Goo www.shoegooskate.com
Place Magazine www.placeskateboarding.de
Shortyâ&#x20AC;&#x2DC;s www.shortysinc.com
Plan B Skateboards www.planbskateboards.com
SITKA www.sitkaclothing.com
Magenta Skateboards www.magentaskateboards.com
Pocket Pistols Skates www.pocketpistolskates.com
SK8 DICE www.sk8dice.com
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t Tech Deck www.techdeck.com The Berrics www.theberrics.com The Hundreds www.thehundreds.com The Skateboard Mag www.theskateboardmag.com THEEVE Trucks www.theevetrucks.com these Wheels www.247dist.com Think Skateboards www.thinkskateboards.com Thrasher www.thrashermagazine.com toy machine www.toymachine.com TPDG Supplies Co. www.tpdgsupplies.com Tracker www.trackertrucks.com Traffic Skateboards www.trafficskateboards.com TRAINERSPOTTER www.trainerspotter.com Transworld Skateboarding www.transworld.net Trap www.trap.eu Triad Trucks www.247dist.com Tricky Wrench Tool www.trickywrench.com Triple 8 www.triple8.com TSG www.ridetsg.com Tum Yeto www.247dist.com Tunnel www.tunnelskateboards.com Tunnel Skateboards www.tunnelskateboards.com Turbokolor www.turbokolor.com Type-S www.type-s.com
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A DE SHO W BR IGH T T R O 3. E TAGE S TA SI-K IN UHR UM 16:00
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W E I rEV 06. JULI
L E BER L IN SK AT EH A L K INO F R EIL UF T UHR UM 2 2:00
DYLAN RIEDER
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