Die Kultur- und Kreativwirtschaft, zu denen Start-ups oder Softwareentwicklung genauso zählen wie Designerinnen, Architekten oder Künstlerinnen, spielt eine zentrale Rolle in der urbanen Entwicklung. Deren Geschäftsmodelle experimentieren, suchen nach neuen Ideen, Kunden und Technologien. So tragen sie dazu bei, die kulturelle Entfaltung einer Stadt und das wirtschaftliche Wachstum zu fördern.
das Büro junge Kreative finanziell, die eigenständig Räumlichkeiten finden, sich das gesamte Investment aber noch nicht leisten können.
Innovatives Potenzial der Subkultur In Amsterdam stand man vor 20 Jahren vor einer schwierigen Situation: In den 1980er und 1990er Jahren gab es viel Leerstand in der Stadt – und in der Folge zahlreiche Hausbesetzungen. Um die Jahrtausendwende, als es zu einem ökonomischen Boom kam, wurden die besetzten Häuser geräumt. Gleichzeitig verschwand die entstandene Subkultur aus der Stadt und damit ihr innovatives Potenzial. Die Amsterdamer Stadtverwaltung suchte eine Lösung für dieses Problem: Sie wollte „Brutplätze“ für die Kreativwirtschaft schaffen, leistbare Büros, Ateliers und Werkstätten. Das Bureau Broedplaatsen wurde zu dem Zweck als Teil der Stadtverwaltung eingerichtet. Den Hausbesetzerinnen und -besetzern öffentlicher Gebäude wurden günstige, befristete Mietverträge angeboten. Die Grundlage dieses weitreichenden Programmes war ein Zensus des gesamten Immobilienbestandes der Stadt Amsterdam in den frühen 2000er Jahren. Brutplätze in Amsterdam Heute betreut das Bureau Broedplaatsen 70 solcher „Brutplätze“, die über die ganze Stadt verteilt und im Besitz des öffentlichen Wohnbaus, der Stadtverwaltung und auch privater Immobilienunternehmen sind. Diese werden von sogenannten „Brutplatz-Managern“ verwaltet – Raumunternehmerinnen und -unternehmern, mit denen das Büro kooperiert. Außerdem unterstützt
Insgesamt beobachtet man in Amsterdam bereits seit einigen Jahren, dass Raum knapper werde, sagt Thomas Bokeloh, Projektmanager bei Bureau Broedplaatsen. Auch die Stadtverwaltung habe zahlreiche Liegenschaften verkauft, die der Entwicklungsstrategie Amsterdams nicht dienten. „Dem haben wir erfolgreich entgegenwirkt und so einige Gebäude gerettet“, sagt Bokeloh. Durch die Zusammenarbeit mit Raumunternehmen konnte man die Sinnhaftigkeit von Zwischennutzungen für die Stadtentwicklung aufzeigen. Aus den entstandenen Mischnutzungskonzepten hätten sich dann oft interessante Nachnutzungskonzepte ergeben, so der Projektmanager. Raumunternehmen prüfen Zwischennutzung Das Raumunternehmen Urban Resort sei der wichtigste Partner für das städtische Büro, meint Bokeloh. Die Gründerinnen und Gründer von Urban Resort kommen selbst aus der gegenkulturellen Bewegung der Amsterdamer Hausbesetzungsszene, ihr Ansatz ist stark nutzerinnenorientiert und sozial – mit dem Hauptziel, leistbaren Arbeitsraum in Amsterdam zu schaffen. Aber, betont der Projektmanager, auch Urban Resort würde die Objekte einer genauen Analyse unterziehen: „Nur wenn wir beide eine Chance in der Zwischennutzung sehen, beanspruchen wir öffentlichen Gebäude für diesen Zweck.“ Die Raum unternehmen mieten die Liegenschaft dann von der Stadt und organisieren die Zwischennutzung. Vier Strategien für die Zukunft In Zukunft werde der Raumbedarf in Amsterdam aber noch wesentlich größer werden, meint Bokeloh. Geeignete Liegenschaften in öffentlichem Besitz werden dann nicht mehr ausreichen. Deswegen habe man vier Strategien entwickelt:
6. INTERNATIONALE FALLBEISPIELE
Ein Überblick mit Thomas Bokeloh, Project Manager
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Broedplaatsen Amsterdam