Yasmo - Lausch - MEFJUS - Liebich - PHENOMEN - UVM
PARADOX
MOTHER’S CAKE Soundtrack für das Unperfekte
WWW.MUSIC-NEWS.AT
EDITORIAL
Wie kommt PARADOX beim Leser an? Ein eigenes Magazin für die heimische Musikszene erschien vielen Leuten als längst überfällig, andere waren wiederum der Meinung, dass die Szene zu klein und irrelevant sei, um ein ganzes Magazin gestalten zu können. Nach viel positiver Resonanz wie auch großer Skepsis fühlen wir uns darin bestätigt, dass PARADOX als Printmagazin der richtige Weg ist, um lokalen Künstlern und Künstlerinnen mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Nachdem das Premieren-Cover von Ivory Parker geziert wurde, musste für Ausgabe 02 etwas Konträres her. Denn PARADOX ist nicht nur Hip-Hop, PARADOX ist Hip-Hop, Pop, Metal, Electro und Rock. PARADOX soll die große Vielfalt in der österreichischen Populärmusik widerspiegeln. Gleichzeitig sollten die neuen Coverstars die Strahlkraft und den Ausdruck haben, wie zuvor Ivory Parker, und ein Beispiel für die internationale Relevanz heimischer Musik darstellen. Mit Mother’s Cake sind wir der Überzeugung, genau diese Band gefunden zu haben. Die Titelseite der zweiten Ausgabe schien von Anfang an Mother’s Cake zu gehören. Doch auch abgesehen von den Prog Rockern aus Tirol hat das neue PARADOX vieles zu bieten, seien es die Panta R&E Labelkollegen Lausch, Steaming Satellites, die nach einer Bandkrise einen Neuanfang schafften, oder Yasmo. Die Wienerin verleiht dem Hip-Hop mit viel Intelligenz und Witz völlig neue Facetten, sie macht den Hip-Hop sogar für Menschen schmackhaft, die das Genre nicht mögen. Visions of Atlantis sind seit 15 Jahren in einem Genre umtriebig, dessen internationale Speerspitze Nightwish sind. Die Symphonic Metal Formation ist seit geraumer Zeit auch international erfolgreich unterwegs. Doch Visions of Atlantis ist beileibe nicht die einzige heimische Band, die sich im Symphonic Metal breitmacht. Mit viel Energie und großem Gespür für Innovationen widmet sich Mefjus seit seiner Jugend einer völlig anderen musikalischen Richtung: dem Drum & Bass und dessen Subgenre, dem Neurofunk. Mit seinem Debüt Emulation konnte er seiner vielversprechenden Karriere die Krone aufsetzen. Es gibt noch so viel zu entdecken…
Juli & Georg Chefredaktion
PARADOX
3
038
094
YASMO
LAUSCH
014
Mother’s Cake
4
SEITE 006 SEITE 024 SEITE 070 SEITE 008
STEAMING SATELLITES
SEITE 098 SEITE 085 SEITE 059 SEITE 046 SEITE 040
RICO BELAFONTE
PARADOX
MIZGEBONEZ FAREWELL DEAR GHOST DIRTY SOUTH ENTERTAINMENT
SOLIDTUBE MEL VEREZ & GORDOPAC DER TIROLER IN AMSTERDAM MAMA FEELGOOD & MR. FARMER
SEITE 080 SEITE 091 SEITE 044 SEITE 057
SEITE 034 SEITE 102 SEITE 082 SEITE 068 SEITE 088
VISIONS OF ATLANTIS CARIBA FEIERABEND MATT VALENTINE WHAT A MUST-HAVE MAURACHER & SONIA SAWOFF
SALOMON’S WRONG CHOICE PANTA R&E MADAME BAHEUX LETTERS FOR JONAH KANN MUSIK GLÜCKLICH MACHEN?
030
MEFJUS
SEITE 036 SEITE 012 SEITE 020 SEITE 064
SEITE 104 SEITE 026 SEITE 076 SEITE 106 SEITE 003 SEITE 093
031
049
LIEBICH
PHENOMEN
STEREOTYP ANARCHO PUNK STEREOTYP TECHNOFAN DER TON MACHT DIE MUSIK LOCATION CHECK: METALSZENE HIGHLIGHTS
PARADOXes REZEPT
SEITE 052 SEITE 055 SEITE 061 SEITE 074
SEITE 114
LIVING IN THE PAST DO IT YOURSELF VINYL SEISMO WIE GRÜNDE ICH EINE BAND?
VORSCHAU & IMPRESSUM
FOLK IN ÖSTERREICH SYMPHONIC METAL IN ÖSTERREICH KRITIKEN EDITORIAL ABONNEMENT
PARADOX
5
Text Alexander Pipam
STEAMING SATELLITES Faszination Weltraum
Foto: Christian Maislinger
Der Weltraum ist schon aufregend. Seit Jahrhunderten fragt sich die Menschheit, was sich genau über ihren Köpfen abspielt. Wie einsam und winzig ist ein einziger Mensch in Anbetracht der unendlichen Größe des Weltalls? Auch die Mitglieder der österreichischen Indie-Größe Steaming Satellites sind vom Weltraum und dem „Lost in Space“- Gedanken sehr angetan, wie nicht nur der Bandname vermuten lässt. „Die Weltraum Thematik dient als Inspiration, erweitert den Horizont und bietet sehr viel Platz für Kreativität“, erklärt Max Borchardt. Der Sänger und Gitarrist muss es wissen, ist er doch für 6
PARADOX
den Großteil des musikalischen und lyrischen Inhalts des neuen Albums verantwortlich. Tatsächlich herrscht in vielen Songs ein sphärischer Klangkosmos, der einen in eine entfernte Galaxie entführen möchte. Space Rock wird das häufig genannt, doch greift diese Genreeinteilung für die mittlerweile wieder vier Kopf starken Steaming Satellites viel zu kurz. Gemeinsam mit Bassist Manfred Mader, der nach einer Auszeit wieder mit an Bord ist, schaffen Max Borchardt, Emanuel Krimplstätter (Synthesizer) und Matthäus Weber (Schlagzeug) auf ihrem dritten Album
Den Himmel haben sie zwar noch nicht erreicht, aber hier auf der Erde machen sie zurzeit große Sprünge: die Steaming Satellites melden sich mit ihrem neuen, selbstbetitelten Album nach zwei Jahren wieder zurück. einen ausgeklügelten Sound, der zwar offensichtlich an der Vergangenheit hängt, zugleich aber sehr modern und alternativ klingt. Gerade erfreut man sich an Pink Floyd-Keyboardflächen, schon ziehen schwere verfuzzte Led Zeppelin-Gitarren einen um die Ecke, nur um im nächsten Moment von sexy Funk-Rhythmen wieder auf die Tanzfläche gezerrt zu werden. Die Basis dieses Spektakels wird zum größten Teil von coolen Schlagzeug-Grooves und pumpenden Bass-Lines gestemmt. Flirrende Keyboards umspinnen dieses Soundgerüst dabei fast permanent, während die markante, vom Soul geküsste Stimme Borchardts alles
zusammenhält. Zusammen mit der Produktion sorgt das für einen lässigen ‘70s Vibe. Aus diesem Soundgemisch brauen Steaming Satellites höchst eingängige und abwechslungsreiche Songs, die mal mit voller Wucht daherkommen („Rocket“, „Back and Forth“), dann wieder sanft umschmiegen („Honey“, „Unfold“) und auch vor epischer Größe nicht zurückschrecken („Move on“). Die Salzburger nehmen uns mit auf einen wilden Trip, bei dem es dank der cleveren Vielschichtigkeit des Sounds auch nach dem x-ten Ritt noch so einige neue Details zu entdecken gibt. Beim Hören dieser grundsätzlich erdigen Songs, erwischt man sich trotzdem immer wieder dabei, wie man verträumt gen Himmel blickt.
Gereift und trotzdem frisch Es war ein langer und nicht gerade einfacher Weg für die Band, um dort anzukommen, wo sie mit „Steaming Satellites“ nun stehen. „Wir haben aus Fehlern gelernt und machen mittlerweile vieles besser und strukturierter als früher, sowohl musikalisch als auch geschäftlich“, erzählt Borchardt. Seit der Gründung 2005 hat sich die Band stetig weiterentwickelt und ihr drittes Album klingt trotz des großen Variantenreichtums so homogen, dass beim Hören das Gefühl entsteht, dass die Musiker nun bei sich angekommen sind. Ursprünglich noch als Progressive/ Psychedelic Rock Band ausgerichtet, war zwar bereits das Faible für den Kosmos vorhanden, aber die Musik noch schwerere Kost. Ein wichtiger Wendepunkt in der Geschichte der Steaming Satellites geschah nach einer gemeinsamen Show mit den Indie-Rock-Größen “Portugal. The Man” im Jahr 2008. Die famosen Alaskaner erkannten das Potenzial der ambitionierten, jungen Band und nahmen sie mit auf ihre Europa-Tour. Dadurch eröffneten sich für die Salzburger nicht nur ganz neue Möglichkeiten, sondern auch eine handfeste Band-Freundschaft: „Ohne Portugal. The Man wären wir heute vermutlich nicht da, wo wir sind. Wir verdanken ihnen sehr viel. Sie gaben uns Starthilfe und haben immer an uns geglaubt“, schwärmt der Sänger der Satelliten über die US-amerikanisch-österreichische Verbindung. Und wenn man über das höchst diverse, aber grandiose Schaffen der amerikanischen Indie-Querdenker um John Baldwin Gourley Bescheid weiß, macht diese Freundschaft durchaus Sinn. Musikalische Brüder im Geiste quasi.
für den Amadeus Award ergattert werden. Kaum zu glauben, dass die Band danach beinahe vor einem Trümmerhaufen stand. „Wir hatten im letzten Jahr einige Kommunikationsprobleme innerhalb der Band und waren kurz davor, uns aufzulösen“, gesteht Mastermind Borchardt im Interview. Glücklicherweise konnten die Differenzen beigelegt und ein Album geschaffen werden, welches runder und ausgewogener klingt als seine Vorgänger. Die Leute sollen „Steaming Satellites“ als ein Debütalbum betrachten, wünscht sich Borchardt, der Mann mit der gewaltigen Stimme. Um den Neustart zu signalisieren, bekam es auch den eigenen Bandnamen verliehen.
Egal wohin, die Sterne sind dabei Die bandinternen Probleme sind dem selbstbetitelten Album keineswegs anzuhören. Vielmehr besitzt es, wie auch schon die beiden Platten zuvor, internationale Klasse. Längst vorbei sind die Zeiten, in denen man für solche Sounds sehnsüchtig in das englischsprachige Ausland blicken musste. Der große Durchbruch könnte Steaming Satellites, die dem Mainstream nicht abgeneigt sind, durchaus mit diesem Neustart gelingen. Wenn die Band ihr neues Album dann auch noch mit der gleichen Leidenschaft und Vorliebe für energiegeladene Jam-Einlagen, die man von ihnen seit Jahren gewohnt ist, auf die österreichischen und internationalen Bühnen bringt, dann steht einem wahren Feuerwerk nichts mehr im Weg. Was aber mit Sicherheit versprochen werden kann, ist, dass der Weltraum immer Teil der Reise der Steaming Satellites sein wird. Sei es auch nur in Form der „Star Wars“- Filme, ohne die die Band keine Tour bestreitet.
Es folgten weitere Support-Shows, unter anderem für „Thin Lizzy und Monster Magnet”. 2014 untermalte ihr Song „How dare you“ vom Debütalbum „The Mustache Mozart Affaire“ die angespannt-kühle Atmosphäre des oscarnominierten Austro-Western „Das finstere Tal“ perfekt und sorgte damit wohl für den besten österreichischen Soundtrackmoment des Jahres. Im selben Jahr konnte auch eine Nominierung
PARADOX
7
Foto: Christian Maislinger
Foto: Alexander Rauch Photography
DIRTY SOUTH ENTERTAINMENT Entwicklungshilfe für die Grazer Hip-Hop Szene Dirty South Entertainment existiert bereits seit dem Jahr 2002 und ist verantwortlich für Partys, Clubevents und Konzerte im Bereich Urban Black Music. Kaum ein Grazer oder eine Grazerin im Alter von 15 bis 30 Jahren kennt die Veranstaltungen von DSE nicht. Ivo Zaricin alias „DJ Lil Dirty“ ist der Gründer und das Mastermind hinter dem Unternehmen. Gemeinsam mit „DJ Seth One“ und „DJ Lazy Skills“ sorgt er jedes Wochenende in einer Vielzahl von Grazer Lokalitäten für fette Partys. Fakt ist, „Dirty South Enertainment“ ist einer der wichtigsten und 8
PARADOX
präsentesten Veranstalter in der Grazer Fortgehszene. Was denkst du, welche Rolle du und dein Team hier einnehmen? „Fakt ist“, klingt schon mal sehr gut. Wichtig und präsent für die Szene zu sein, daran arbeite ich täglich und es freut mich sehr, dass ihr das so seht. Hip-Hop ist die meist gehörte Musik der Welt, somit hat man da schon einen Vorteil. Die meisten Clubs, die früher nur elektronische Musik gespielt haben, haben jetzt R ‘n’ B und Hip-Hop im Programm und buchen uns. Früher hatten sie eher Angst vor uns aufgrund der Besucher. Wir sind jedes
Mal so multikulti wie keine andere Veranstaltung in Graz. Ich denke, nicht einmal der Multikulti-Ball ist so multikulti. Doch mittlerweile ist die Stadt offener und toleranter und es ist nicht nur eine kleine Community unter sich. Momentan sind wir mit einer Reihe von Veranstaltungen in den Grazer Clubs wie PPC, Thalia, Motion, Bollwerk, Bur und Café Bar Orange vertreten. Neben den regelmäßigen Veranstaltungen in diversen Clubs hast du bereits große Künstler nach Graz geholt, was für enormes Aufsehen in der Szene gesorgt hat.
Wie kam es dazu? Dank Radio Soundportal sind wir zu sehr vielen Künstlern und Connections gekommen wie Xzibit, Kollegah, Marteria und so weiter. Mit DMX haben Andreas Schenk aka „DJ Smoke Dogg“ und ich uns zum ersten Mal selbst getraut, einen großen namhaften Künstler nach Graz zu holen. Aber das hätten wir auch nicht machen können, wenn uns Philipp Heiges von der Thalia nicht unterstützt hätte. Wir hatten zwar nur eine Woche Zeit für die Werbung, aber die Show war ein voller Erfolg. DMX selbst hatte nach einer Flasche Hennessy innerhalb von 30 Minuten auch selbst viel Spaß und spielte immerhin zwei Zugaben für das Grazer Publikum. Auch Xzibit war sehr cool. Der alte Hase war stets nett und man bemerkte seine Erfahrung. Er hat eine Flasche Grey Goose getrunken und den ganzen Backstageraum im PPC eingenebelt. Auf der Bühne war er schließlich Bombe.
Resümierend würdest du sagen, dass du mit der Entwicklung von Dirty South Entertainment zufrieden bist? Gibt es ein langfristiges Ziel, auf das du hinarbeitest? Als ich damals die erste Party veranstaltet habe, hätte ich mir nie vorstellen können, dass ich einmal davon meine Familie ernähren werde. Aber 13 Jahre später ist man dann schon zufrieden, wie sich alles entwickelt hat. Natürlich kann man mehr machen und hat auch den Gedanken daran aufzuhören, denn so wie überall gibt es Ups und Downs. Aber ich sage immer, man soll das machen, was man am besten kann, und das ist in meinem Fall Partys zu organisieren. Auch wenn es nicht immer leicht ist, ständig zu feiern, zu lachen und andere Menschen zu unterhalten. Ich habe mir für heuer einige neue Ziele gesteckt, da ich mit der Entwicklung der Szene nicht sehr zufrieden bin. Ich finde, Hip-Hop wird vernachlässigt und da würde ich mich gerne ein bisschen
mehr einsetzen, damit die Kultur nicht vergessen wird. Zusammen mit Andreas Schenk plane ich ein Hip-Hop Magazin für die Stadt, welches erstmals 2016 erscheinen soll. Ich sehe es als ein Medium, welches der Community fehlt, ein Medium, mit dem man die Hip-Hop Community unterhalten und supporten kann. Wenn das funktioniert, ist der nächste Schritt eine qualitative Radiosendung. Mit Rising Girl und dem Song „I know you’ll wait for me“ konntest du vor zwei Jahren selbst bereits Chartluft schnuppern. Erzähle bitte von deinen Erfahrungen im österreichischen Popzirkus. Wir erreichten Platz 1 auf Soundportal und wurden auch auf Antenne Steiermark gespielt. Des Weiteren verkauften wir den Track einige Hundert Male auf iTunes. Für mich war es einfach einmal etwas anderes. Ich wollte immer schon einmal singen und mich selbst im Radio hören.
Foto: we shoot it
PARADOX
9
Foto: Julian Koch
In der Grazer Orange-Bar habe ich Simon Koscher von Rising Girl kennengelernt und mich mit ihm von Anfang an gut verstanden. Wir waren eine Zeit lang unterwegs und saßen im Studio herum. Irgendwann haben wir entschieden, einen neuen Rising Girl Hit zu machen feat. Lil Dirty. Wir riefen den Herrn Fritz Jery, der mit „Tim Tim“ in den 90ern seine Hits hatte und nebenbei für die EAV produzierte, an und fragten, ob er Lust hat, zusammen mit uns etwas zu produzieren. Und auf einmal sang ich „I Know You’ll Wait For Me“ mit Rising Girl vor Publikum. Ich habe damals aber leider auch erkannt, dass, wenn kein Major Label
hinter dir steht, es wirklich schwer ist, etwas zu erreichen. Die Major Labels entscheiden, was verkauft beziehungsweise in den Radios gespielt wird. Wenn man sich die Charts anschaut, sind es fast immer die gleichen drei Major Labels, die vertreten sind. Zum Abschluss hätte ich noch eine etwas andere Frage. Ich weiß, du bist ein Mensch mit Migrationshintergrund. Wie siehst du die momentane Flüchtlingssituation?
alt und bin super empfangen worden. Die Lehrer und Freunde haben sich um mich gekümmert. Integration ist das A und O in Sachen Zuwanderung. Ich sehe die Dirty South Veranstaltungen auch als eine Art Integrationsarbeit. Es gibt Gäste, die kommen seit 13 Jahren und wenn man sich die Fotos von früher anschaut und die von heute, dann sieht man, wie positiv sie sich entwickelt haben und sich integriert haben. Das Wichtigste ist, Menschen mit Respekt und Liebe zu behandeln, denn nur da, wo man sich wohl fühlt, gibt man auch Respekt und Liebe zurück.
1989 bin ich mit der Familie nach Graz gekommen ohne ein Wort Deutsch zu können. Damals war ich neun Jahre
Text Bernhard Hof bauer
! E R U E T K A D E R T H C U S T A . ! T Z T E J H C I MUSIC-NEWS D B BEWIR BUNG
WWW.MUSIC-NEWS.AT/BEWER 10
PARADOX
WWW.PARADOX-RADIO.COM
WIR BRAUCHEN KEINE QUOTENREGELUNG! ÖSTERREICHISCHE MUSIK 24/7
PARADOX radio
SCHICK UNS DEINE MUSIK JETZT AN MUSIK@PARADOX-RADIO.COM
T
H C U S E G N E R O T ADIOMODERA
R
Ein junges Radio braucht junge Mitarbeiter oder solche die sich so fühlen. Hast du Erfahrung an Mikro und Mischpult, bist mit der heimischen Musikwelt vertraut, besitzt in deiner Moderation Personality, Kreativität und Authentizität und noch dazu eine tolle Stimme? Endlich haben wir dich gefunden… BEWIRB DICH JETZT AUF: PARADOX-MAGAZIN.COM/RADIO PARADOX
11
DER GEMEINE TECHNOFAN STEREOTYPEN
DES RAVERS HAUPT Bei der Frisur setzt der Technofan auf Mannigfaltigkeit, doch ein Gesetz wird für alle Zeit Gültigkeit bewahren: „Haargel ist dein Freund!“
BLING-BLING-STYLE Glitzer ist wichtig, Glitzer ist gut… Sei es ein Arm- oder Halsband, an der Kappe oder der Brille. Der Technofan will glänzen, um sein Gegenüber zu blenden.
KULTURBEUTEL
Neben handelsüblichen Glückspillen findet man im sogenannten Kulturbeutel des Technofans auch einen Schraubenzieher, Glitzerpulver und Labello.
SCHUHWERK
Früher, zu Zeiten des Plateauschuhs, galt: „Je höher umso besser“, der Technofan genoss die Höhenluft. Heute zeigen sich die Angehörigen dieser Gattung sichtlich bodenständiger.
12
PARADOX
Der gemeine Technofan leckt jedes Wochenende drei Ecstasy, trägt 30 Zentimeter hohe Buffalo-Schuhe und Schlaghosen. Sein Tanzstil gleicht einem epileptischen Anfall. Zumindest war dies noch so, als ich vor vielen Jahren das eine oder andere „Bollwerk“ besuchte. Allzu viel hat sich in den Jahren bestimmt nicht verändert, die Band Scooter ist schließlich immer noch halbwegs erfolgreich und H.P. Baxxter trägt seine Haare auch noch wie damals. Der Lebensinhalt eines Technofans, auch Raver genannt, besteht stets darin dem Rudelanführer, dem sogenannte Oberraver, auf viel zu laute Elektroveranstaltungen zu folgen, um sich dort voll und ganz der Vernichtung von Gehirnzellen hinzugeben. Der gemeine Technofan folgt der Musik wie die Motte dem Licht. Apropos Motte - Dr. Motte war in den Neunzigern und auch noch später maßgeblich für die größte Zusammenrottung von Technofans mitverantwortlich. Die Loveparade erlaubte den Technofans weltweit Jahr für Jahr die öffentliche Zurschaustellung ihrer Lebensart. Neben den komischen Outfits, den unzähligen Drogen und
der „Musik“ gibt es auch positive Dinge zu erwähnen. So war und ist die Technokultur seit jeher auf den Prinzipien von Frieden und Toleranz, sexueller Freiheit und des Hedonismus aufgebaut. Selbstverständlich wehren wir uns gegen jegliches Schubladendenken und wissen ganz genau, dass sich TechnoMusik und auch Technofans, falls diese Begriffe überhaupt noch existieren, im Laufe der Zeit stark verändert haben. Schließlich hat sich Techno, wie auch jede andere Musikrichtung in viele unterschiedliche Subgenres aufgespaltet. Detroid Techno, Acid Techno, Dubtechno, Trance oder Goa, haben einen wesentlichen Anteil daran, dass wir heute in den Clubs die Musik hören, die wir hören. Heutzutage erkennt man den gemeinen Technofan nicht mehr am Aussehen. Ganz normale Menschen versuchen in den Discos zu shufflen und jeder, der früher Technofans verspottete, würde sich heutzutage unheimlich über eine Eintrittskarte für das Tomorrowland Festival freuen.
Text Bernhard Hof bauer
Paradox_Ski-Opening_Schladming_2015_210x70.pdf 1 05.11.2015 16:39:52
TICKETS AUF PLANAI.AT &
PARADOX
13
MOTHER’S CAKE 14
PARADOX
Soundtrack f端r das Unperfekte PARADOX
15
Mother’s Cake, derzeit eine der aufregendsten Rockbands Österreichs, hat mit ihrem neuen Album „Love the Filth“ zu einem weitreichenden Überholmanöver angesetzt. Schlagzeuger Jan Haußels gibt Einblicke in die Arbeitsweise, Ziele und Absichten der Band. Eines kann vorab gesagt werden: Diese Band kennt kein Limit.
Nur Connaisseuren der alten japanischen Filme über die Riesenechse Godzilla wird bekannt sein, dass es sich beim „König aller Monster“ nicht nur um ein Städte zerstörendes Untier handelt, sondern um einen Beschützer der Menschheit. Den Filmtrash-Liebhabern der Tiroler Progressive Rock-Band Mother’s Cake ist diese Tatsache sehr wohl bewusst und so widmeten sie die Single „Gojira“ vom neuen Album „Love the Filth“ dem missverstandenen Freund. Dabei handelt es sich aber nicht nur um eine reine Huldigung des Filmmonsters, sondern vielmehr um eine Erläuterung der Verbindung zwischen Godzilla und der Band.
„Anfangs war uns immer noch recht egal, was wie gesungen wird. Davon haben wir uns weit weg entwickelt.“
16
PARADOX
Mit der rotzig gesungenen Zeile „I’m just a lonely monster“ und dem finalen Schrei, der sich an Godzillas markantes Gebrüll annähert, macht Gitarrist und Sänger Yves Krismer den Hörern klar, dass die drei Mitglieder von Mother’s Cake sich zum Missverstandenen, Abscheulichen und Unperfekten bekennen. Schlagzeuger Jan Haußels korrigiert leicht: „Es ist mehr als ein Bekenntnis - eine Liebeserklärung. Ich
würde eher sagen, unsere Musik ist der Soundtrack zum Unperfekten.“
Liebe den Dreck Dass das Trio mit dem eigenwilligen Namen ein Faible für das Unvollkommene hat, ist bereits durch den Namen des neuen Albums ersichtlich. Die klare Aufforderung, die der Titel beinhaltet, stellt einen Abgesang auf die perfekte, scheinheilige Gesellschaft dar. Diese Botschaft verdeutlicht Haußels noch einmal im Interview: „Bekenn’ dich zu den schmutzigen Seiten im Leben. Lerne sie zu lieben. Die Welt ist nicht glatt, sauber und perfekt - Gott sei Dank!“ Folgerichtig hört sich auch der Sound auf „Love the Filth“ genau danach an - nach Schmutz. Er ist roh, ungekünstelt und ehrlich. Die natürliche Produktion verstärkt die Ausrichtung noch zusätzlich. Auch hier liebt man den Dreck. Die vom klassischen Songwriting losgelösten Lieder wurden gemeinsam live eingespielt, was sich in dem gewaltigen Groove, der jedem der
Die vom klassischen Songwriting losgelösten Lieder wurden gemeinsam live eingespielt, was sich in dem gewaltigen Groove, der jedem der Songs des zweiten Albums innewohnt, bemerkbar macht. Rein musikalisch betrachtet, bewegt sich die Band allerdings nahe an der Perfektion, auch wenn sie das nicht hören wollen und sich selbst lieber als „filthy“ betrachten. Allerdings kann sich der Drummer mit diesem Gedanken anfreunden, indem er wieder die Verknüpfung zur Kernaussage des Albums herstellt: „Wenn die Leute das als perfekt empfinden, haben sie etwas Wichtiges im Leben begriffen: don’t fight the filth - love it!“ Mother’s Cake lieben ihren Schmutz. Nicht umsonst wurden sie von einer großen österreichischen Tageszeitung liebevoll als „Österreichs dreckigste Rockband“ bezeichnet.
Wer sagt, Virtuosität ist langweilig? Mother’s Cake nur auf ihren dreckigen Sound zu reduzieren wäre allerdings verheerend. Krismer, Haußels und Bassist Benedikt Trenkwalder haben um einiges mehr zu bieten als Schmutz. Die Musik des charismatischen Trios lässt sich nur schwer kategorisieren. Es ist Progressive Rock, der nicht wirklich wie Progressive Rock klingt. Viel organischer, lebendiger und weniger mathematisch ist der Sound von Mother’s Cake. Sie selbst beschreiben ihre Musik als „Space“, was einiges an Interpretationsspielraum offen lässt. Rhythmuswunder Haußels bringt etwas Licht in die Dunkelheit des Universums: „Ein Bekenntnis zum Nerd-Sein Detailverliebtheit - die Faszination, immer etwas unentdeckt zu wissen.“ Dass die Jungs „arge Fanboys“ sind, wie Haußels weiter berichtet, ist dem Nachfolger zu dem 2012 erschienenen Debütalbum „Creations’s Finest“ deutlich anzuhören. Die Band vereint auf „Love the Filth“ so viele Ideen, mit denen andere Künstler zwei Alben füllen könnten.
Diese sind derart virtuos vorgetragen, dass man sich vor der internationalen Konkurrenz keineswegs verstecken muss. Schlagzeuger Haußels wirbelt 35 Minuten lang mit absoluter Präzision über sein Drumkit, dass es eine wahre Freude ist und häufig staunende Ohren hinterlässt, während sein RhythmusPartner Trenkwalder den Bass so funkig und zugleich hart wie melodiös spielt, dass wohl auch Chilischote Flea anerkennende Worte finden würde. Sänger und Gitarrist Krismer sorgt mit Stratocaster und einer fabelhaften Rockstimme bewaffnet für die Glanzmomente. Seien es flotte Funk-Passagen, Rage against the Machine-artige-Riffs oder kunstfertige, häufig mit Wah Wah garnierte Sololäufe. Dabei springen die drei Musiker, denen man ihre tirolerische Herkunft nur beim Sprechen anhört, fröhlich zwischen unterschiedlichen Taktarten hin und her, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Dass pro Song mehrmals die Richtung grundlegend verändert wird, sorgt für Spannungsmomente und verschafft ihnen eine sehr lange Halbwertszeit. Der Hörer wird auf wilde Irrfahrten mitgenommen und hat dabei absolut keine Ahnung, wo die Reise hinführt. Beeindruckend, wie hier mit Hirn, Herz und Gefühl gerockt wird, ohne dass etwas davon auf der Strecke bleibt.
Selbstreflexion auf dem Weg nach oben Die Intensität und die Virtuosität, die sich auf „Love the Filth“ zu gleichen Teilen vereinen, sind ebenso bei den Konzerten von Mother’s Cake präsent. On Stage geben sich die Musiker, die ihr Hobby mittlerweile zu ihrem Beruf gemacht haben, eher wortkarg, aber die Energie, die von dem Trio ausgeht, spricht ohnehin für sich selbst. Live werden die Songs ausgeweitet, da die Bandmitglieder einen ausgeprägten Hang zum Jammen besitzen. Ihre furiosen Auftritte brachten Mother’s Cake nicht nur auf diverse Bühnen Europas, sondern auch nach Australien, PARADOX
17
wo sie 2014 zwölf Shows als Headliner absolvierten. Auch hochkarätige internationale Bands wurden schon vor einigen Jahren auf die Tiroler aufmerksam und so konnten SupportSlots für Iggy and the Stooges, die Deftones oder die Omar Rodriguez Lopez Group ergattert werden. Den neuesten Coup, den die Band landen konnte, waren vier Shows im Vorprogramm der Nu-Metal-Heroen Limp Bizkit, unter anderem eine in London. Die Jungs um Sänger Krismer sind also in den letzten Jahren viel herumgekommen, der ganz große Durchbruch steht aber noch aus, was die Band selbst etwas zum Grübeln bringt: „Natürlich fragen wir uns permanent selber, warum es noch nie richtig geknallt hat und hinterfragen auch unsere Musik.“ Die Antwort auf die Frage gibt sich Haußels aber gleich selbst: „Unsere Idee von ‚einfach‘ und ‚simpel‘ scheint immer noch so weit weg vom Branchenstandard zu sein, dass wir wohl nie Gefahr laufen werden, eine richtig solide Radionummer zu komponieren.“ Eine gewisse Radiounverträglichkeit, zumindest für das Formatradio, lässt sich der Band tatsächlich nicht absprechen - zu aufregend, erfrischend und fordernd ist ihre Musik. Nichtsdestotrotz hat die Band in den letzten Jahren enorme Schritte gemacht. Krismer, Haußels und Trenkwalder vertrauen auf ihre Fähigkeiten und lassen sich nicht von ihrem Weg abbringen.
18
PARADOX
Begonnen hat der Erfolgslauf der Drei in der nicht gerade für ihre Rockszene bekannten Gemeinde Arzl im Pitztal. In dem 3000-Seelen-Ort, den auch SkiAss Benjamin Raich als seine Heimat angibt, fanden 2008 die ersten Proben der drei ambitionierten Musiker statt. Krismer und Trenkwalder konnten ab dem Jahr 2005 Erfolge mit der Band Brainwashed verbuchen. Verbunden durch eine Vorliebe für diverse Suchtmittel und The Mars Volta, stieß Drummer Haußels hinzu. Als bei den ersten Jams klar wurde, welche Chemie zwischen den Dreien schlummerte, wurde die einzig richtige Entscheidung getroffen und eine Band gegründet. Bereits 2010 konnten die Tiroler den Local Heroes Band Contest für sich entscheiden und jedes Bandmitglied unabhängig davon den Preis als bester Sänger, bester Bassist und bester Schlagzeuger des Wettbewerbs abstauben. Zwar stehen die Jungs Bandwettkämpfen noch immer skeptisch gegenüber, doch war der Sieg für sie ein Türöffner. Nach einer EP im selben Jahr wurde zielstrebig auf das erste Album hingearbeitet, das sehr gute Kritiken erhielt. Nichtsdestotrotz wollten sich die passionierten Rocker auch zukünftig weiterentwickeln. Dass dies durchaus gelang, ist daran erkennbar, wenn das Songwriting ihrer beiden Alben genauer beleuchtet wird. War die Gruppe laut eigenen Aussagen beim Debütalbum „Creation’s Finest“ noch nicht so weit, dass sie ein Konzept
für das ganze Album anwenden konnte, durchzieht „Love the Filth“ nun ein roter Faden. Während bei ihrem Erstling noch versucht wurde, mittels der Musik einen dynamischen Bogen zu spannen, lag der Fokus nun auf einem thematischen Rahmen, dem die Auswahl der Sounds und Songs stärker angepasst wurde. Eine interessante Tatsache: Mother’s Cake pflegen es stets zuerst die Musik zu komponieren und erst, wenn das musikalische Grundgerüst erbaut ist, entsteht der Text. Die Lyrics nehmen mittlerweile eine größere Rolle ein als beim Debütalbum, wie der am Songwriting beteiligte Haußels ausführt: „Anfangs war uns immer noch recht egal, was wie gesungen wird. Davon haben wir uns weit weg entwickelt.“
Haußels ist sich außerdem bereits jetzt völlig sicher, dass uns mit dem nächsten Werk der Band etwas komplett Neues geboten wird. Trotzdem soll es die Arbeitsweisen der ersten beiden Platten vereinen. Es erwartet uns also eine LP, die einem klaren Thema folgt, zugleich aber Spannung und Dynamik in der Musik trägt.
dabei eine der derzeit größten österreichischen Bands als Vorbild: „Der Traum ist wohl den Mittelweg aus eigenem Style und Eingängigkeit zu entdecken, um damit den Olymp zu erklimmen: Hut ab vor Bilderbuch an dieser Stelle!“
Allerdings ist dies noch entfernte Zukunftsmusik und wer Mother’s Cake kennt, weiß, dass sie wahre Meister im Hakenschlagen sind. Wo genau sie also mit dem nächsten Album ankommen werden, können sie wahrscheinlich selbst noch gar nicht wirklich erahnen. Wo sie früher oder später hinwollen, wissen sie aber präzise und nennen
Was sich allerdings nicht geändert hat, ist, dass der befreundete Austin Settle der Band beim Schreiben der Texte unter die Arme gegriffen hat. Der USAmerikaner ist ein Multitalent und eine wichtige Stütze für die Tiroler. Auf dem aktuellen Album bekam er sogar noch mehr Platz eingeräumt. Mit den Lyrics zum Sechsminutenwahnsinn „Void“ konnte er seinen ersten eigenen Text verfassen.
Endstation Olymp Stillstand ist ein Wort, das im Mother’s Cake Universum keinen Platz findet. Die Band blickt stets mit einem Auge in die Zukunft und beantwortet damit auch gleich Fragen zum zweiten Album.
Text Alexander Pipam
Fotos AndreasPARADOX Fleckl
19
DER TON MACHT DIE MUSIK Wir fragen zwei Meister an den Reglern im Studio und beim Festival, worauf es bei der Beschallungstechnik wirklich ankommt, was den Tontechniker am meisten ärgert und wovon sie, eine perfekte Welt für Soundkünstler vorausgesetzt, träumen.
Fragt man einen Gitarristen: „Wovon hängt es ab, dass der Ton so klingt, wie er klingt?”, so wird er antworten: „Auf die Fingerkuppen der linken Hand.” Ein Saxofonist wird meinen: „Auf die Lippentechnik kommt es an.” Der Sänger wird auf sein Zwerchfell verweisen, oder ein technophiler Musiker meint vielleicht: „Natürlich macht das Equipment den Sound.” Dies mag alles stimmen, doch auf eines wird in der Berichterstattung über 20
PARADOX
Musiker und Musikevents oft nicht geachtet: Wie kommt der Sound, wenn er aus dem Verstärker auf der Bühne schallt, zum Publikum? Genau, über die PA, auf neudeutsch auch Public Address genannt. Daher hat PARADOX Andreas Neubauer und Tom Zwanzger zum Interview gebeten, um ein wenig Licht auf ein Kapitel des Musikzirkus zu werfen, das auch für viele langjährige Musiker oft noch ein Buch mit sieben Siegeln ist.
Wer sind Andreas Neubauer und Tom Zwanzger? In der Szene genießen die beiden Tontechniker einen hohen Bekanntheitsgrad. Da aber gerade die beiden oft nur den Musikern mit denen sie arbeiten bekannt sind und das Publikum eher auf die Protagonisten auf der Bühne fokussiert ist, wollen wir hier Andreas und Tom auch einmal vorstellen.
Andreas Neubauer kam genau wie Tom Zwanzger aus einer anderen Branche zur Tontechnik: „Ich bin Quereinsteiger und komme aus der Gastronomie. Ich hatte eine Softwarefirma und veranstaltete damals schon Events als DJ und Tontechniker. Ich bin seit elf Jahren Cheftechniker im ReigenLive. Ich habe nebenbei die Schule Ton-Art besucht. Mein Detailwissen ist allerdings autodidaktisch erlernt”, meint Andreas. Tom ist der Punk unter den Tontechnikern: „Ich habe mir das Meiste selbst beigebracht,” und so hat er schon früh als Musiker in diversen Punkbands angefangen. „Ich war bei Cannon Fodder, Antimaniax, Basilikum, Heroes and Ghosts. Im Moment bin ich bei BARRIER REEF THE GREAT. Alles in allem war ich dieses Jahr vier Monate auf Tour.“ Über die Punk- und Skaterszene kam
Tom Zwanzger zur Tontechnik. Mit Glück fand er in einer alten Fassbinderei in Graz-Puntigam schließlich ein Objekt, das den Erwartungen aller Beteiligten entsprach, und der Grundstein für das heute nach wie vor dort residierende S.T.R.E.S.S.- Tonstudio wurde gelegt. Alleine heuer hatte Tom unter anderem Millions of Dreads, EAV, Uptown Monotones und Gnackwatschn bei sich im Studio. Andreas Neubauer ist hingegen vorwiegend als Livetontechniker tätig und entweder Indoor als Cheftechniker von Reigen und Soulveranda in Wien, oder on Tour mit den Bands Wir4, Lichtwärts und Joni Madden. Zu seinen Festival-Highlights zählen das 1. Jazzfestival Kirchberg am Wechsel im August 2014, im September 2014 das Bayimba International Festival of the Arts in Kampala/Uganda, das Vienna Blues Spring Festival, das Wiener Donauinselfest, die NöM Milchstraße
Baden, und das Hafenopenair 2015. Zusätzlich betreut Andreas über das Jahr hinweg eine Vielzahl von Firmenfeiern, Konferenzen, Galas und ähnlichen Events.
Der Punk und der Systematiker PARADOX hat beiden ähnliche Fragen gestellt, um zu sehen, ob diese beiden sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten auch verschiedene Herangehensweisen haben, Prioritäten setzen, aber auch mit verschiedenen Problemen kämpfen. Interessanterweise waren die Antworten stilistisch unterschiedlich, aber inhaltlich nicht so verschieden, wie man glauben könnte. Was sind die größten Herausforderungen bei der Live Tontechnik? Wo sind die Unterschiede zwischen Open Air PARADOX
21
und Indoorevents? Tom: Also man hat viel zu kämpfen mit schlecht klingenden Räumen - man muss Reflexionen beachten. Das ist bei Indoor sicher ein größeres Problem als bei einem Open Air. Bei einem Open Air kann eine schlecht eingestellte Anlage dafür alles vernichten. Aber das gilt bei Indoor auch. Andreas: Das Ziel beim Einsatz einer Großbeschallungsanlage ist üblicherweise eine möglichst gleichmäßige Versorgung des gesamten Publikumsbereiches mit dem Ton über das gewünschte Frequenzspektrum. Daher ergibt sich handwerklich ein kalkulierbarer Planungsaufwand mit dem Ergebnis, dass ein „optimales System” errechnet und geplant wird. Eine Herausforderung ist nun, dieses Optimum an die Wünsche des Veranstalters anzugleichen, was eigentlich immer einen Kompromiss zur Folge hat. Beispielsweise sind Werbeträger, Verkaufsstände, Freiflächen, Distanzen zwischen Bühne, Regie und so weiter selten so durchsetzbar, wie der Toningenieur sich das wünscht. Eine ständige Aufgabe in Zeiten begrenzter Budgets ist es natürlich auch, mit so wenig Material wie möglich auszukommen, und trotzdem ein Maximum an Qualität zu liefern. Neben fachlich ohnehin vorausgesetzter Kompetenz basiert der Erfolg grundsätzlich auf vier Pfeilern: 1. Sehr guter Kommunikation und gegenseitigem Vertrauen zwischen Veranstalter, den unterschiedlichen Beteiligten und allen Lieferanten. 2. Akribischer Planung, die auch halten muss. 3. Die logistisch einwandfreie Abarbeitung der geplanten Tasks, um zum Beispiel ein gegenseitiges Behindern der unterschiedlichen Einrichtungen (Rigging/Ton/Licht/ Video/Catering...) weitestgehend zu vermeiden. 4. Das bestmögliche Fachpersonal,
22
PARADOX
ohne den Punkt 3 nicht funktionieren kann. Die sicherheitsrelevanten Vorgaben sind bei Open Air Veranstaltungen im Vergleich zu Indoorevents grundsätzlich erweitert zu beachten, da zum Beispiel Wettereinflüsse, Untergrund der Bühne, Stromversorgung, Erdung und so weiter zu berücksichtigen sind, was üblicherweise bei ständig betriebenen Indoorlocations ohnehin gewährleistet ist und größenabhängig auch unterschiedlich überprüft wird. Was ärgert den Tontechniker am meisten? Was sind die Hauptprobleme, die auftreten können? Tom: Ärgern, das ist so eine Sache.
Im Studio gibt’s nichts Schlimmeres, als eine nicht vorbereitete Band. Das nervt, denn man verschwendet sehr viel Zeit, um schlecht gespieltes Zeug zu optimieren. Live nervt natürlich schlechter Strom, wo du überall Einstreuungen hast und undisziplinierte Musiker. Wichtig ist, dass man alles mit Konzept macht und sauber arbeitet, denn wenn irgendwo ein Fehler auftaucht, kann man diesen ausfindig machen. Andreas: Mich persönlich ärgert es höchstens, wenn vereinbarte Punkte zwischen Veranstalter und Ausführenden nicht oder mangelhaft erfüllt werden, da dann individuelle Flexibilität erzwungenermaßen gefordert ist. Technische Probleme,
wie zum Beispiel der sehr seltene Ausfall einer Komponente, können und werden üblicherweise gelöst. Auch hier wiederum: Was in der Planungsphase bekannt war, führt normalerweise nicht zu Problemen. Wenn nun beispielsweise am Zufahrtsweg plötzlich eine Luftburg steht, ist das ein Problem und ärgerlich, ebenso wenn die Veranstaltung um zwei Stunden länger dauert und sich alles nach hinten verschiebt. Für den Tontechniker kann es ärgerlich sein, wenn zum Beispiel Künstler ihr Equipment nicht vorher überprüft haben oder sich damit nicht auskennen. Ein Festivalzeitplan ist häufig in Stein gemeißelt. Daher sind auch missverstandene Soundchecks, die zu Proben umfunktioniert werden, ein weiteres Ärgernis. Was gerne gemacht wird: Anderweitige Probleme, die etwa den Ablauf betreffen, werden auf die Technik geschoben. Wer mag das schon? Für ein Open Air ist es typisch, dass man für eine gleichmäßige Beschallung oft Delay-Lines benötigen würde, der Veranstalter diese aus optischen und/ oder budgetären Gründen nicht will. Das hat dann manchmal zur Folge, dass der vordere Publikumsbereich überversorgt wird, um das Publikum, das zum Beispiel 70 Meter von der Bühne entfernt ist, entsprechend zu
beschallen. Das lässt sich mit heutigen hochqualitativen Systemen durchaus etwas ausgleichen, ist aber nicht optimal. Gibt es noch Ziele für die Zukunft, die du als Tontechniker noch erreichen willst? Gibt es noch Projekte, die dich reizen würden? Tom: Eines der Ziele ist mit Sicherheit die Energie und den Spaß vom Anfang beizubehalten... Und solange wie möglich daran Gefallen zu finden. Andreas: Ich bin stolz auf meinen selbst erarbeiteten Ruf als zuverlässiger Partner und baue darauf, dass die Kontinuität der Qualität meiner Arbeit mich weiterbringt - wohin weiß wohl niemand. Ich sehe jedes mir anvertraute Projekt als Aufgabe - manche sind eben größer, manche kleiner. Die Größe ist nicht gleichbedeutend mit Qualität, daher kommt’s schon auf die Musik an, wie reizvoll ein Projekt für mich ist. Natürlich wünscht sich jeder die Möglichkeit, eine Aufgabe ohne jegliche budgetäre Grenzen durchführen zu können, ohne Lottogewinn wird das wohl eher nichts werden.
Text Gregor Sühs
PARADOX
23
MIZGEBONEZ Musiker/innen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Das sind Mizgebonez aus dem Almdorf Gröpz, das eigentlich aus nicht mehr als gerade einmal fünf Bauernhöfen besteht. Rap, Gesang, Hip-Hop Elemente, Dancehall und Urban Dance werden auf der neuen Platte “Inserat” miteinander vereint. Ein einheitliches Genre gibt es definitiv nicht bei der österreichischen Band Mizgebonez, die man vielleicht vom Vorentscheid des Song Contests 2015 kennt. Ihre Songs sind gespickt mit Ironie, Comedy und vielen verschiedenen Musikstilen. Wir wollten einmal hinter die Kulissen der spaßigen Crew blicken, die nicht nur auf Musizieren, sondern auch auf Selfies steht, und haben unter anderem erfahren, dass ihre Musik nicht nur den Mensch ansprechen soll, sondern vor allem auch die gemeine Ente, zu Latein Anas. Wer hat die erste Zeile für Inserat geschrieben und wann war das? Eigentlich Dreista, aber irgendwie auch wieder im Cluster entstanden. Wir haben ein Selfie zu fünft gemacht und unsere Lippen gespitzt, sowie es sich
24
PARADOX
für richtige Enten gehört und dabei kam dann “Menschen plus Enten = Duckface” raus.
sie zum Lachen und Tanzen bringen, sodass sie sich frei fühlen und sich selbst nicht so viele Grenzen setzen.
Habt ihr eigentlich mehr Songs gemacht, als die, die letzten Endes auf dem Album gelandet sind?
Habt ihr eigentlich eine musikalische Ausbildung genossen?
Ja uns gibt es ja schon seit fünf Jahren in der Formation, da kommt einiges zusammen. Wir haben sicher an die 100 Songs gemacht aber die passen ja nicht alle auf ein Album. Der Titel eures Albums lässt ja viel Interpretationsspielraum. Mit welcher Bedeutung ist er aufgeladen? Ja, irgendwie ist er aber auch eindeutig. Ein Inserat gibt man dann auf, wenn man mit den Menschen etwas teilen möchte. Unser Inserat soll Menschen und Enten eine gute Emotion geben,
Ja natürlich. Wir waren alle am Gröpzer Konservatorium für Stimme und Stimmbruch. Haben alle mit Auszeichnung abgeschlossen. Wann wurde euch klar, dass ihr lieber eurer Musik nachgehen wollt? Nachdem der Skirap von DKS bei uns in Gröpz so eingeschlagen ist. Wenn ihr euch entscheiden müsstet - lieber Fahrrad oder Ferrari? F....(Trommelwirbel)...iaker!
Habt ihr als Kinder davon geträumt berühmt zu werden? Wir träumen eher davon Superheros zu sein. Wir sind ja immer noch Kinder und leben voll in unserer Traumwelt, Das merkt man dann in unseren Videos. Gibt es ein Thema, das euch derzeit besonders am Herzen liegt, das euch bewegt, mitnimmt? Natürlich die aktuelle Humanity Welle. Wir finden die Menschen, die zu den Bahnhöfen gekommen sind und bei der Versorgung der Schutzsuchenden geholfen haben, megageil. Das hat uns wirklich berührt.
Hip-Hop und Rap in Österreich, ja generell die Musikszene - wie seht ihr die Szene? Fehlt es ihr an etwas? Es gibt gerade so viele coole österreichische Bands. Es geht gerade voll ab und wir finden es total cool, dass wir Teil dieser Ära sind. Eure Zukunftspläne, wie sehen die aus? Wir wollen jetzt mal weiterhin Musik machen, ein paar Inserate rausbringen und den Menschen den Gröpzer Slang näherbringen. Dann schauen wir weiter...
Wie hat sich eurer Meinung nach Hip-Hop und Rap über die Jahre verändert? Kann man mit diesem Genre heute noch seine Eltern schocken? Hip-Hop und Rap sind Mainstream gegangen, weil es eben geil ist, und unsere Eltern schockt gar nix mehr. Wen oder was findet ihr richtig gut? Wer beeinflusst euch? Michael Jackson. Ute Bock. Xatar. Yoga. Praigott. Haftbefehl. Beyoncé. Wen wollt ihr mit eurer Musik ansprechen?
Text Julia Nestler
Menschen und Enten.
www.versuchskueche.co Two girls cooking
PARADOX
25
FOLK IN ÖSTERREICH In Irland gehören sie längst zur Kultur, in Österreich werden sie immer beliebter - die Irish-Pubs.
So setzen sich immer mehr Österreicher gemütlich in ein irisches Lokal und genießen die ausgelassene Atmosphäre und natürlich die FolkMusik, die auch hier nicht fehlen darf. Folk ist in Österreich vergleichsweise unbekannt, und wenn man auf Banjo und Mandoline stößt, gibt es noch den einen oder anderen skeptischen Blick. Doch Folk ist nicht gleich Folk und so gibt es auch bei uns verschiedene Vertreter dieser Musikrichtung. Drei Bands haben sich bereiterklärt, uns ihre Liebe zur Musik zu schildern und zu erklären, warum gerade Folk das Richtige für sie ist.
Paddy Murphy – Speed Folk Rock aus Steyr Paddy Murphy haben sich dem Folk Rock verschrieben und bestehen aus einem „Gebräu“ von Irish Speed Power Folk, Celtic Folk Rock und Irish Ska. Seit 2009 machen Franz Höfler, Hermann Hartl, Ingolf Wolfseger, Chrisoph Niederhuber und Andy Schechinger zusammen Musik. Die fünf Oberösterreicher machen nicht nur mit ihren Schottenröcken und Karohosen auf sich aufmerksam. Mit Geige, Banjo, Mandoline, Mundharmonika und akustischen Gitarren erweitern sie das klassische Line-up von Drums, 26
PARADOX
Bass und E-Gitarre. Zusammen mit den fünf Männerstimmen ergibt das einen wunderbaren Folk-Mix. Paddy Murphy kombinieren hartgesottenen Rock mit harmonischem, klassischem Folk. Die schnellen Rhythmen zeugen von ihrem Können und Paddy Murphy transportieren eine unbändige Energie, die sie auf ihr Publikum einströmen lassen. Schon 1977 kam Franz Höfler eine Platte von den „Dubliners“ ins Haus und als ihm später auch noch eine CD von Flogging Molly in die Finger kam, war ihm klar, dass er Musik in diese Richtung machen möchte. Das Lebensfrohe, Rebellische, das Mythische und Verträumte sowie das Kämpferische fasziniert die fünf Steyr am Folk Rock. In ihren Songs geht es um Auswanderungsgeschichten, aber auch um Whiskey, Freundschaften, Rebellen und nicht zu vergessen, um die schöne irische Landschaft. Mit ihrer Musik möchten sie den Menschen Freude bereiten, sie positiv stimmen und sie dazu anregen, Spaß zu haben. Dabei soll ihnen auch ein Stück der irischen Seele nähergebracht werden. Ziemlich erfolgreich touren die Folk Rocker durch Europa. Zu ihren letzten Auftritten zählen das Eschweiler Music Festival (Deutschland) und das Irish Open Air in Toggenburg (Schweiz).
Foto: Marco Brigandi
Text Sandra Langmann
Vor 8.000 Menschen spielten die Österreicher im italienischen Padova und sogar vor 12.000 in Rasa (Südtirol), womit Paddy Murphy ein weiteres Land auf ihrer To-Do-Liste abhaken können. Vor zwei Jahren haben sie ihr erstes Album „Dog´s Dinner“ herausgebracht und nun ist auch „Coffin Ship“ auf den Markt gekommen. Paddy-Murphy-typisch geht es in den 13 Titeln um die grüne Insel, den Freiheitskampf und selbstverständlich auch, wie sollte es anders sein, um Whiskey und Guinness. Die fünf mit irischem Whiskey-Atem angehauchten Oberösterreicher laden zum Feiern ein und sorgen für gute Laune. Umso mehr überrascht es, wenn sie mit berührenden Balladen aufzeigen und zwischen dem rockigen und idyllischen Flair einen eigens komponierten Christmas Song hineinschmettern, womit sie garantiert für verwunderte Gesichter sorgen. Auch in Zukunft soll es um die Musiker nicht ruhiger werden. Ihr selbsterklärtes Ziel „Die Weltherrschaft an uns zu reißen“, haben sie immer vor Augen.
PARADOX
27
Foto: Azraeldesign
Foto: Boondock Radio
Foto: Jessie Salomonsson
NAPAEA – Ruhiger Folk Pop von der steirischen Waldnymphe Nach den feierwütigen Paddy Murphys geht es mit der jungen Künstlerin Napaea ruhiger weiter. Sie zeigt uns eine etwas entspanntere Version von Folk. Hinter Napaea steckt Katharina Milchrahm, eine junge Singer-/Songwriterin aus der Oststeiermark, die mit ihrer starken, souligen Stimme und Folk-Pop überzeugt. Bei Napaea handelt es sich um ein DIY-Projekt, und so ist alles im eigenen Zimmer und in der Wohnung eines Freundes entstanden - mit den Mitteln, die ihnen zur Verfügung standen. Inspirieren lässt sich die 19-Jährige von allen möglichen Dingen - von Landschaften und Menschen 28
PARADOX
Foto: Katharina Zehrfuchs
handeln dann auch ihre Texte. Das eine oder andere Lied ist auf einer Reise oder auch in einer schlechten Phase ihres Lebens entstanden. Ihrer Meinung nach gehört auf dieser Welt vieles geändert und Napaea möchte auch ihren Beitrag dazu leisten. Anstatt sich stundenlang über alles Mögliche aufzuregen, verarbeitet sie ihre Emotionen in ihren Songs. „Das ist meine Art und Weise, mir Gehör zu verschaffen und mit Frust umzugehen.“ Doch Katharina kann auch anders und zeigt die fröhlichen Seiten im Leben. So schreibt sie über Nächte mit ihren Freunden, über ihr Zuhause und über ihre Reisen - über das alltägliche Leben. Gerade wenn man unterwegs ist, trifft man die spannendsten Leute, über die es sich auch zu schreiben lohnt. Mit ihren Songs verbreitet die Waldnymphe, wie man den Namen Napaea übersetzt, Lebensfreude und Aufbruchsstimmung. Ihre Lieder sollen zum Nachdenken anregen, doch das gestaltet sich oft schwieriger als gedacht, denn nur selten hören die Leute auch auf die Lyrics. „In meinem Song ‚Low Crime Rate‘ geht es darum, wie alles zugrunde geht; dass sich die Menschen gegenseitig kaputtmachen und um Themen wie Vergewaltigung. Dennoch sagen mir immer wieder Leute, wie schön dieser Song ist.“ Hin und wieder darf auch gerne gecovert werden und dabei spielen Folk- und Punknummern wie von Ben Marwood, The Menzingers oder Frank Turner eine große Rolle. Derzeit arbeitet Napaea an ihrer ersten EP oder dem ersten Album, so genau weiß sie es noch nicht. Bemerkenswert ist aber, dass die Oststeirerin bereits im Juli im Alleingang eine kleine Tour durch Österreich organisiert hat. „Das ist gar nicht so einfach, wenn man noch völlig unbekannt ist und keine Kontakte hat, geschweige denn ein Label oder Management.“ An ihrer Seite ist ihr Bruder mit der Harp und eine Band, bestehend aus Bass und Geige. So war Katharina nie alleine unterwegs. Zusammen tourten sie durch Österreich und
da mussten nicht nur fremde Sofas, sondern auch einmal Fußböden als Übernachtungsmöglichkeit herhalten. Doch es war der Mühe wert, denn obwohl Napaea noch völlig unbekannt ist, ist es ihr gelungen, Leuten ihre Musik schmackhaft zu machen und ihre Konzerte zu besuchen. Was Katharina genau mit ihrem Anglistikstudium anfangen wird, das weiß sie noch nicht. „Ich würde mir einen Job wünschen, bei dem ich nebenbei noch Musik machen kann.“ Wichtig ist es ihr auch zu reisen und weiterhin spannende Menschen kennenzulernen. Wie es genau weitergehen soll, weiß Katharina also noch nicht, aber von der jungen bodenständigen Oststeirerin sollten wir noch einiges zu hören bekommen.
Boondock Radio - Covern was das Zeug hält Eine andere Schiene fahren Boondock Radio, denn sie setzen Folk sehr konträr in Szene. Die sechs FolkRocker verstehen es unter anderem mithilfe von Banjo, Mandoline und Violine, so gut wie jeden Song in Folk zu verwandeln. Von Metallica und Blink 182 bis hin zu Robbie Williams und Avicii wird gecovert, was das Zeug hält. Damit wollen die Steirer die Leute unterhalten und zum Feiern bringen. Obwohl das Publikum anfangs oft skeptisch reagiert, siegt dann doch der Überraschungseffekt: „Hey! Das Lied kenne ich doch“ und das funktioniert immer. „Es macht uns auch Spaß, Liedern unseren Stempel aufzudrücken, bei denen man es anfangs für unmöglich hielt sie zu ‚verfolken’“, verrät Niko, Sänger und Gitarrist der Band. Wenn Boondock Radio live auf der Bühne stehen, wird klar, was damit gemeint ist. Es ist fast unvorstellbar, was die Jungs aus den Songs rausholen. Doch vor allem ist es wichtig, den eigenen Geschmack zu treffen, denn nicht jeder Song kann so einfach gecovert werden. „Meistens stellen wir uns im Proberaum hin und jammen drauflos. Fast immer zeigt
sich relativ schnell das Coverpotential des Songs.“ Und wenn das nicht der Fall ist und das Cover bis zum Schluss nicht gefällt, wird die Idee auch wieder verworfen. Boondock Radio bieten eine unglaubliche Bandbreite. So spielen sie auch traditionelle irische Songs wie „Auld Lang Syne“, doch dann folgt schon wieder „Seven Nation Army“. Abwechslung ist bei ihnen auf jeden Fall geboten. Die gebürtigen Weststeirer verbindet eine langjährige Freundschaft, da sie sich schon seit über zehn Jahren kennen. Sie kommen zwar alle aus der Metal/Punk-Schiene, aber sie haben beschlossen, etwas Neues zu versuchen. Zudem sind sie seit Langem Liebhaber dieser Musik und einige von ihnen haben schon früher in der Irish Folk Punkband „Denny´s Drive-In“ gespielt. Dort kamen sie das erste Mal mit den „exotischen“ Instrumenten (Geige, Mandoline, Banjo) in Berührung. „Wir sind Fans der Musik und der Pubkultur. Einige von uns waren schon in Irland und wer weiß, vielleicht geht sich ja irgendwann eine Pub-Tour durch Irland aus.“ Erstaunlicherweise stellte es kein Problem dar, jemanden zu finden, der Banjo oder Mandoline spielen kann, denn es wurde schon zuvor in anderen Bands in diese Richtung experimentiert. So waren die Mitglieder eigentlich schon komplett als sie den Entschluss fassten, Boondock Radio zu gründen. Die Jungs begeistern mit Charme und Schmäh und schaffen es, „verbrauchte“ Songs wieder hörbar zu machen. Wem „Angels“ von Robbie Williams schon zum Hals raushängt, der kann mit der Version von Boondock Radio wieder etwas anfangen. Es ist verblüffend, wie gut sich das anhört und was die Folk-Rocker daraus machen. Ihre Zukunft stellen sie sich im Gegensatz zu Paddy Murphy etwas bescheidener vor, und zwar „Auf einer Couch im Backstagebereich während einer Festival-Tour im Sommer.“ Boondock Radio sind viel unterwegs und natürlich wird es auch weitere Konzerte geben.
PARADOX
29
MEFJUS The Crown Prince of Drum & Bass
Text Philipp Bohar Foto Colombo | Optical Engineers 30
PARADOX
Aufgrund der langen Geschichte des Drum & Bass in Österreich nicht ganz verwunderlich, aber angesichts der Bedeutung für die internationale elektronische Musikszene doch mehr als beachtlich: das Schaffen des jungen Linzers Martin Schober aka. Mefjus. Binnen weniger Jahre schaffte er den Sprung vom Newcomer zu einem der einflussreichsten Produzenten seines Metiers. Obwohl erst 26 Jahre alt, darf sich Schober schon zu den ganz Großen seines Genres zählen. Sein musikalischer Background liegt vor allem im Hip-Hop. So begann er als 16-Järhiger mit einem Akai Sampler erste Beats zu produzieren. Dieser Einfluss ist auch heute noch in manchen seiner Werke zu hören. Bekannt wurde er schließlich durch seine Interpretation des Neurofunks, einem Subgenre des Drum & Bass. Der Durchbruch gelang ihm im Jahre 2012 mit dem Release der „Distantia/Far Too Close“ EP auf dem Label Neosignal. Seine Herangehensweise, einen Track aufzubauen sowie seine technisch bis ins letzte Detail durchgetüftelten Sounds, blieben von niemandem unbemerkt. Und das zu Recht. Wer einen Track von Mefjus hört, kann nicht still sitzen bleiben. Seine Werke tragen eine brachiale Energie in sich, die selbst für Drum & Bass Verhältnisse erstaunlich ist, und erreichen doch eine
Tiefe, die genug Platz lässt, um sich vollkommen in der Musik zu verlieren.
Eine neue Ära Wenn auch bis zum heutigen Tag stetig weiterentwickelt, ließ sich die Vision des jungen Österreichers bereits in seinen frühen Releases erkennen. Schober scheint nicht in Kategorien zu denken und scheut nicht, mit seiner Musik neue Wege zu gehen. Wenn auch manche musikalische Elemente dem Bild eines typischen Neurofunk Tracks entsprechen, unterscheiden sich seine Werke doch grundlegend in der Verwendung der stilistischen Mittel. Wer einen Track von Mefjus hört, wird diesen auch als solchen wahrnehmen. Stellvertretend hierfür ist nicht nur die mittlerweile oft kopierte und nie erreichte „MefjusSnare“. Dieser Wiedererkennungswert war es wohl auch, der ihn innerhalb kürzester Zeit auf den Olymp des Drum & Bass katapultierte. Als bisheriger Schaffenshöhepunkt ist wohl noch die Erscheinung seines ersten Albums namens „Emulation“ Ende vergangenen Jahres auf Critical Records zu erwähnen. Wer also bis jetzt noch nicht über den Namen Mefjus gestolpert ist, hat definitiv etwas nachzuholen.
LIEBICH
Text Vera Schmidt Fotos David Lenhard
Was ist denn bitte ein oder eine Liebich? Liebich. Schon mal davon gehört? Nein? Dann wird es aber höchste Zeit für eine Aufklärung. Liebich ist der Name einer aufsteigenden Wiener Pop/RockGruppe, die Österreichs Musikszene aufwirbelt. Steffi Fasching, Frontfrau und Songwriterin der Gruppe, schafft es mit ihren Worten mitten ins Herz zu treffen. Ein Talent, das sie stark von anderen Musikern abhebt und auszeichnet. Auch Georg Krommer, der sich an der Gitarre die Finger wundspielt, sticht mit seinem prägnanten Stil sofort aus der Menge heraus. Philipp Wolf, der wohl redseligste der Gruppe, arrangiert mit seinem Rhythmus Liebichs Songs. Als Drummer bringt er die Lieder wohlgekonnt auf ihre Höhepunkte. Dann bleibt noch Uwe Mondschein, der Bassist.
Liebich ist ja ein etwas sonderbarer Name. Wie seid ihr auf den gekommen? Georg: Wir haben irgendwann mal einen Song gespielt und die Steffi hat einfach gesagt: “Das lieb ich“, und so ist der Name entstanden. Wir haben uns angeschaut und gewusst: Wir nennen uns einfach Liebich. Habt ihr, als Gruppe oder privat, irgendwelche großen Visionen? Steffi: Wir wollen mit dem was wir machen einfach Menschen erreichen! Viele Menschen sagen, ihnen ist es
Eher schüchtern und noch ein wenig unsicher zeigt er sich bei unserem Interview. Auf der Bühne weiß er aber, wie man Gas gibt. Diese Viererkonstellation ist also Liebich. Um sie aber genauer kennenzulernen, sind wir ein wenig ins Detail gegangen. Wir haben sie durchlöchert, herausgefordert und manchmal auch beinahe sprachlos gemacht. Um ihre Musik und ihre Philosophie besser zu verstehen, haben wir Liebich getroffen. Rede und Antwort sind sie uns gestanden und haben uns intime Einblicke in ihr Schaffen gewährt.
PARADOX
31
“Steffi ist die 9 Volt Batterie, sie prescht enorm nach vor. Das find ich super!”
ähnlich gegangen, also was unsere Texte betrifft. Denen dann auch ein bisschen die Kraft zurückgeben, dass sie wieder an sich selbst glauben. Könnt ihr euch vorstellen, euer ganzes Leben wegen der Musik auf den Kopf zu stellen? Also wenn ihr so großen Erfolg haben solltet, dass euer Leben so wie es jetzt ist, sich verändert? Georg: Ja, wenn es wirklich soweit kommt selbstverständlich.
32
PARADOX
Was motiviert dich als Songwriterin Lieder zu schreiben? Steffi: Meistens irgendetwas, das ich gerade erlebt habe und das ich verarbeiten kann. So kann ich Erlebnisse am besten verarbeiten, indem ich darüber schreibe. Die meisten Melodien fallen mir an irgendwelchen Busstationen ein, was immer sehr peinlich ist. Ich summe es dann immer so halbversteckt ins Handy hinein.
Wie viel Energie und Zeit investiert ihr in die Band? Auftritte, Proben, Studio alles mit eingeschlossen. Uwe: Geringfügig und den Rest schwarz. Georg: Wie es sich eben ausgeht neben dem Job und allem was sonst noch ansteht. Aber der Rest der freien Zeit fließt eigentlich in die Band. Wenn man so wie ihr, so viel Zeit in Musik investiert und dann auch noch einen Job hat, stellt sich die Frage: Wie entspannt ihr euch?
Steffi: Also für mich ist das Musikschreiben Entspannung und der Ausgleich zum Alltag. Im Winter tut es auch ein heißes Bad, natürlich mit Kerzen. Georg: Ich habe ein paar Monaten wieder einen kleinen Hund und das ist meine Entspannung. Philipp: Mein Ausgleich sind Filme und Computerspiele und ich brauche das auch ein bisschen als Ausgleich zu meinem Job. Ich mache jeden Tag Musik und wenn man das Hobby zum Beruf macht ist das zwar total super, aber es fehlt dann halt irgendwie das Hobby. Was ist für euch das Wichtigste in eurem Leben? Was ist für euch sozusagen der zentrale Faktor? Georg: Das Wichtigste ist, dass man glücklich ist und dass man mit sich selbst im Reinen ist. Philipp: Wenn man das machen kann, worauf man Lust hat und was einem Spaß macht. Das ist dann eh schon das, wo man hin will. Habt ihr schon mal daran gedacht an einer Castingshow teilzunehmen? Steffi: Nein, ich glaube wir sind zu alt für das. Also Georg und ich sind zu alt dafür. Definitiv. Könnt ihr euch gegenseitig kurz beschreiben? Vielleicht beginnen wir gleich mit Uwe, von dem hört man ja am wenigsten. Steffi: Uwe spricht nicht so gerne. Uwe ist unser Technikgenie und einfach ein geiler Bassist! Philipp: Bei Uwe trifft einfach das Sprichwort: “Stille Wasser sind tief” wirklich wie die Faust aufs Auge. Georg: Frontmann, Rampensau und absolute Plaudertasche!
Talent, weil er den Noten trotzt. Er lernt sie nicht und er kann sie nicht. Aber er spielt alles. Philipp: Georg ist der Ruhepol in der Band. Er strahlt eine Gelassenheit aus, die total beruhigt. Uwe: Ich glaube Georg ist von uns am meisten in der Musik während wir spielen. Das ist wirklich cool. So, und noch eine kurze Beschreibung von Philipp bitte. Steffi: Philipp ist sehr professionell in dem was er tut. Er holt uns auch immer zurück in die Realität. Georg: Der Musikprofessor, der es wirklich kann.
“Georg ist der Ruhepol in der Band. Er strahlt eine Gelassenheit aus, die total beruhigt.” Uwe: Philipp ist unser Hauptarrangeur. Er ist von uns am weitesten und zieht uns einfach mit. Jetzt fehlt noch die Frontlady Steffi, was gibt es zu ihr zu sagen? Philipp: Steffi ist die 9 Volt Batterie, sie prescht enorm nach vor. Das find ich super! Georg: Stimmt genau. Life is too short. Uwe: Steffi hat ein unglaubliches Gefühl für Melodie und beim Rest schließe ich mich an. Wie wir gerade lesen konnten, hat Liebich eine ganze Menge zu bieten. Privat als auch musikalisch. Wohin sie ihr musikalischer Weg noch führt, wird spannend. Eines ist aber sicher, sie haben zweifellos das Potential eine der erfolgreichsten Bands Österreichs zu werden. Wie genau sie das anstellen werden, darauf darf man gespannt sein. Für uns steht jedenfalls fest: Liebich lieben wir.
Dann beschreibt bitte kurz Georg ein bisschen. Steffi: Georg hat ein unglaubliches
PARADOX
33
g n o r W ’s n o m o l a S
CHOICE
Foto: Armin Koch
Am Ende ist das Baby entzwei und alle weinen Beim Streit zweier Frauen um ein Kind entschied König Salomon einst, das Baby entzwei zu hacken. Die Band Salomon’s Wrong Choice nutzte diese biblische Vorlage für ihre Namensfindung. „Nobody is perfect … nicht einmal König Salomon“, antwortet uns Christoph Rossmanith auf die Frage nach dem ungewöhnlichen Bandnamen. Salomon’s Wrong Choice, das sind Christoph Rossmanith an Gesang, und Gitarre, Florian Kröppel am Bass, 34
PARADOX
Jörg Falinski an den Drums und Anna Starzinger am Cello. Das Mastermind, der charismatische Frontmann, Songschreiber und Leadgitarrist, Christoph Rossmanith, hat sich Zeit genommen unsere Fragen zu beantworten. Für all unsere Leser, die euch noch nicht kennen, kannst du Salomon’s Wrong Choice kurz vorstellen? Angefangen
hat
alles
mit
einer
Akustikgitarre und meiner Stimme. Um nicht an Einsamkeit zu krepieren, habe ich mich mit meinen zwei ältesten Musikkumpanen zusammengetan, um den Songs ein wenig mehr Tiefe zu verleihen. Da in einem akustischen Set-Up ein Streichinstrument nicht fehlen darf, haben wir noch Anna an Board geholt und dann begann der Stein zu rollen. Erst lässiger Folk Rock, manchmal schmachtend, dann wieder mit gebleckten Zähnen, aber immer schön „laid-back“.
Dann mit der Zeit haben wir unseren eigenen Stil entwickelt, der auch rauere und lautere, verzerrte Klänge zulässt, und haben textlich unsere Wohlfühlzone verlassen. Wenn man eine Schublade für uns braucht, schlage ich die RockSchublade vor. Die ist schön geräumig und man ist in ihr in guter Gesellschaft. Du hast seit deiner Jugend schon die verschiedensten Bands gehabt. Hast du mit Salomon’s Wrong Choice nun die für dich perfekte Bandkonstellation gefunden? Ja, wir harmonieren sehr gut miteinander. Sobald wir gemeinsam Songs spielen, herrscht eine Einigkeit und unsere Gedanken werden gebündelt und zentriert. Das ganze ist sehr intim und energiegeladen. Aber man schaltet dann den Kopf ab und lässt sich einfach mitreißen. Wenn das passiert, weiß man, dass es richtig ist. Nebenbei spiele ich einmal im Jahr ein Konzert mit der Band eX-ecto und arbeite gerade zusammen mit einem Freund an einer Pub-Cover-Band mit Namen „Carcass Robur“. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Anna Starzinger? Ich wollte schon immer ein Streichinstrument in unsere Musik inkludieren, und da das Cello sowohl in den Tiefen als auch den Höhen schöne Töne zaubert, war es das Instrument der Wahl. Dank den Stalkingkünsten unseres Bassisten lernten wir Anna vor circa fünf Jahren kennen und waren gleich von ihr begeistert, da sie ihr klassisches Wissen mit ihren improvisatorischen Fantasien verbindet und uns immer wieder mit schönen Melodien überrascht, die wir niemals in unseren Köpfen gefunden hätten. Wie funktioniert der Schreibvorgang bei Salomon’s Wrong Choice? Ich schreibe circa 99 Prozent der Texte
und Grundstrukturen der Songs selber. Ob zuerst ein Textfragment oder eine Akkordfolge oder eine kurze Melodie den Weg in mein krankes Hirn findet, kann ich nicht beeinflussen. Genauso wenig, ob es dann fünf Minuten oder fünf Jahre dauert, bis ein Song fertig ist. Ich schreibe über fiktive Situationen, in denen ich gerne sein würde oder auch nicht. Ich lasse in meinen Texten auch oft Autobiografisches einfließen, das dann aber so kryptisch verpackt wird, dass ich selbst oft nicht mehr weiß, was das alles eigentlich bedeuten soll. Unterm Strich geht es sehr oft um Liebe, Verlust, Versagen und Hoffnung. Am süßesten sind immer die Früchte ganz oben am Baum, und da ich sie nicht erreichen kann, schreib ich zumindest ein schönes Lied darüber. Ihr habt bisher zwei Alben auf dem Markt und an weiteren Songs wird bereits gearbeitet. Wie kommt ihr voran? Wir haben zwei Alben draußen. Zum einen unser Debüt „Salomon´s Wrong Choice“ und unsen epochalen Zweitling „Dedicated To Love And Thunder“ von 2013. Dieses Jahr haben wir unsere Mini-EP „A Kind Of Tragic“ fertiggestellt, die in Kürze downloadbar sein wird. Wir sprechen hier von vier neuen Tracks, die in eine etwas neue Richtung weisen. Unsere neuen Songs haben wir mit Unterstützung von Michael „Pogo“ Kreiner eingespielt und haben diesmal auf übermäßiges Overdubbing verzichtet und somit den Songs einen frischen, klaren und trotzdem groben Sound verliehen. Das Video zu unserer ersten Single „Sinkig Ship“ gibt es schon im Netz zu sehen. Wie beurteilst du die derzeitige österreichische Musikszene? Schließlich gibt es seit langem wieder einmal kommerziell erfolgreiche österreichische Künstler im Alternative-Bereich, wie Bilderbuch und Wanda.
Gute Bands gab es schon immer. Ich erinnere mich an Diving Deep, Naked Lunch, Orange Baboons, Roter Stern Silberstern, Killed by 9 Volt Batteries et cetera. Es ist in Österreich immer so eine Sache, wenn man Rockmusik spielt und dann noch versucht, etwas Neues und Frisches zu erschaffen. Es muss passen. Vor allem für die Maschinerie, die dich dann vermarktet und dich an die Leute bringt. Oder man reißt sich selbst den Arsch auf und nimmt einen Rund-Um-Die-UhrSelbstvermarktungs-Marathon auf sich. Momentan sind ja wieder deutsche Texte sehr gefragt und ein bisschen Falco-Gehabe schadet auch nicht. Natürlich muss man schon was können und auf den richtigen Zug aufspringen, aber Züge kommen und gehen. Schielt ihr mit einem Auge auch auf Chartplatzierungen oder legt ihr darauf keinen Wert? Zu welchem Preis? Natürlich würden wir uns freuen, wenn sie uns im Radio spielen und wenn wir ein paar Euro mit den Songs verdienen könnten, aber das Wichtigste ist das Spielen an sich. Sei es im Proberaum, wenn du das erste Mal den grandiosen neuen Song spielst, oder im Studio, beim Aufnehmen und vor allem, wenn du ihn dann auf einer Bühne zelebrierst und dem Publikum darbietest. Wir sind halt schon alte Silberrücken außer Anna natürlich, die ist ein Katzerl - und machen unser Ding wie eh und je. Aber das dafür mit Leidenschaft, die nicht von Geld und Marschierpulver beflügelt ist.
Text Bernhard Hof bauer PARADOX
35
DER GEMEINE ANARCHO PUNK STEREOTYPEN
HANDSCHUHE
Ein Punk ohne Handschuhe? Geht nicht. Zwar schnippelt der geübte Punk die Finger des Handschuhs ab, wodurch diese sämtlichen Zweck verlieren, doch sie schauen schon ziemlich bedrohlich aus.
NIETENGÜRTEL
TRENDFRISUR Kein Anarcho Punk ohne Irokese. Die Farbe ist völlig egal, stehen müssen die Haare. Fällt der Irokese, ist das ein Zeichen für eine herannahende Depression, der Punk wird zum Emo.
Es geht nicht nur um die Anzahl der Nieten, die den Gürtel schmücken, sondern zuallererst um deren Länge. Dies ist natürlich ein direkter Ausdruck der Männlichkeit und soll die Energie dessen, was unter dem Gürtel liegt repräsentieren.
FESTES SCHUHWERK
Bezüglich des Schuhwerks gibt es zweierlei Möglichkeiten: Grundsätzlich sind schwarze Kampfstiefel die erste Wahl. Ja richtig - Kampfstiefel, sie sind zum Kämpfen da. In der Freizeit darf es gerne mal ein bequemer Converse sein.
Text Bernhard Hof bauer
36
PARADOX
Um ein Anarcho Punk zu sein, bedarf es vielem. Zuallererst benötigt man ein großes stimmliches Durchaltevermögen, da man die meiste Zeit seiner wachen Stunden damit beschäftigt ist, über die Regierung und das Establishment herzuziehen. Des Weiteren sollte man als Anarcho Punk auch körperlich besonders fit sein, da Schlägereien, vor allem mit der Polizei, zum guten Ton des Anarcho Punks gehören. Bei solchen Auseinandersetzungen hat der geübte Anarcho Punk auch stets eine Kamera am Start, um sich damit selbst als Opfer eines unterdrückenden, korrupten Systems darzustellen. Zu guter Letzt darf es dem Anarcho Punk auch nicht an mentaler Ausdauer fehlen. Schließlich benötigt er jeglichen Hirnstrom, um sich tagein tagaus unterdrückt und schikaniert zu fühlen. An dieser mentalen Disziplin scheitern
die meisten jungen Menschen, die versuchen ein erfülltes Anarcho-PunkLeben zu führen. Trotz unbändigem Hass gegenüber Kapitalismus und Konsum, ist der Ipod Touch des gemeinen Anarcho Punks stets gut gefüllt mit Bands wie Conflict, Crass, Rudimentary Peni oder den Poison Girls. Zur Kleidung des Anarcho Punks gibt es nur ein Wort zu sagen: Schwarz! Schwarze Bandshirts, Bandanas, um sich vor TV-Kameras zu schützen, und eng sitzende schwarze Hosen, vorzugsweise mit radikal anarchistischen Patches, finden sich in jedem gut sortierten Anarcho-PunkKleiderschrank. Schwarze Kampfstiefel runden das Ensemble farblich ab. Der gemeine Anarcho Punk greift auch gerne auf Converse Schuhe zurück, vor
allem seit Converse von Nike gekauft wurde. Schließlich wissen wir alle, dass Nike einer der führenden Unterstützer der anarchistischen Bewegung ist. Anarcho Punks haben selbstverständlich auch einen großen Freiheitsdrang, also versuchen sie jeden anders denkenden Menschen mit ihrer Meinung zu überzeugen. Denn der Weg in die Freiheit führt einzig und alleine über die Anarchie.
PARADOX
37
YASMO
„1000 Liebe“ – mit diesen Worten geht Yasmin Hafedh a.k.a. Yasmo derzeit durch die Welt. Es ist ein Motto, mit dem man viel bewegen kann. Steht nicht der Hass, sondern die Liebe im Vordergrund, gäbe es bestimmt einige Probleme weniger, aber das ist ein anderes Thema. Es geht hier um Yasmo, eine Frau, die es in einer von Männern dominierten Szene geschafft hat sich durchzusetzen. Bislang ist es nach wie vor selten, Frauen in der Hip-Hop Szene auf der Bühne zu sehen. Daher ist die Karriere von Hafedh umso beeindruckender. Sie schaffte es nicht nur, sich mit der Musik einen Namen zu machen. Auch der Poetry Slam gehört zu ihren großen Stärken. Schon im Jahr 2009 konnte Yasmo Erfolge im deutschsprachigen Raum einfahren. In den darauffolgenden Jahren nahm sie an Slam-Touren teil, diese führten sie nach Deutschland und die Schweiz. Sogar in nicht-deutschsprachige Länder wurde Hafedh als Poetin eingeladen, wie zum Beispiel Slowenien, Polen, Tschechien, Luxemburg, Belgien und Ägypten. Wenn die 25-jährige Wienerin mal nicht gerade auf der Bühne steht, dann beschäftigt sie sich auch mit der Materie. Aufgrund ihrer Leidenschaft für das Schreiben widmet sie sich auch auf journalistischer Ebene dem Poetry Slam, allerdings nicht nur dem. Die Autorin Yasmin Hafedh ist nämlich Kolumnistin der Zeitschrift „& Radieschen“; außerdem schrieb sie eine Kolumne für die Zeitschrift „an.schläge“. Unlängst führte Yasmo sogar ein Gespräch mit dem Justizminister Wolfgang Brandstätter, mit Unterstützung der Tageszeitung „Der Standard“. Themen 38
PARADOX
bei dieser Auseinandersetzung waren Jugendkriminalität, die aktuelle Flüchtlingsdebatte, die Vorgehensweise der Polizei und zur Auflockerung wird der Minister auch über Poetry Slam befragt. Hafedh bewies hier mit gezielt guten Fragen an Brandstätter auch ihre journalistische
Stärke. Gesellschaftskritische Fragen stellt sie aber nicht nur in Interviews, in ihren Songs weist Yasmo ebenfalls auf solche Themen hin. Es ist wirklich eine Kunst, solch sensible Themen in Tracks zu verpacken, ohne dabei belehrend zu wirken. Ob es für jemanden belehrend klingt, muss trotzdem jeder für sich
Foto: Yasmo
selbst herausfinden, schließlich sind wir alle unterschiedliche Persönlichkeiten. Das ist auch ein wichtiger Punkt in Hafedhs Musik - eine vorurteilsfreie Welt. Eine Welt, in der man Menschen nicht aufgrund ihres Aussehens immer wieder dieselbe Frage stellt: „Wo kommst du her?“ Neben der stark aufkommenden Gesellschaftskritik in den Texten, kritisiert Yasmo aber auch die HipHop Szene. Die in den letzten Jahren immer größer werdende Szene will unterhalten werden. Der musikalische Wettbewerb endet hier oftmals in einer sinnfreien Musik, in dem nur noch zählt, wer die meisten Wörter innerhalb der kürzesten Zeit abliefert. Die Wienerin ist hier das Gegenteil, kein einziger ihrer Texte ist sinnfrei, denn ihre Texte sind verständlich an den Hörer formuliert. Man könnte meinen, Yasmo wäre die Vorzeigerapperin par excellence, um Hip-Hop den Menschen näherzubringen, die sich mit dieser Musik bislang nicht identifizieren konnten. Zwei Alben hat Hafedh bereits veröffentlicht. In „keep it realistisch“ (2011) und „Kein Platz für Zweifel“ (2013) kann man die starken Texte der Wienerin nachhören. Die aktuellsten Veröffentlichungen von ihr gibt es in Kombination mit Klangkantine, die Songs heißen „Es ist Musik“ und „Eigentlich kein Hip-Hop“. Dass sie nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Englisch rappen kann, beweist Yasmo mit ihrem zweiten Ego. Als „Miss Lead“ hat die Wienerin einen britischen Akzent, eine EP namens „It’s Tea Time“ ist im Jahr 2013 erschienen. Wir sehen also, mit Yasmin Hafedh haben wir eine sehr facettenreiche Person in der österreichischen Musikszene. Sie scheut sich nicht, sensible Themen innerhalb und abseits der Musik anzusprechen, und das polarisiert. Bitte mehr davon.
Text Michael Mišek
Foto: Yasmo
PARADOX
39
40
PARADOX
Text Simon Mucchiut
Fotos Jasmin Schuller
MAMA FEELGOOD & MR. FARMER Obwohl sie immer schon mit Musik zu tun hatte, ehrenamtlich für den Kulturverein Zeiger und beim Springfestival in Graz arbeitete, ist Daniela Andersen eine Spätberufene hinsichtlich ihrer DJ-Tätigkeit. Durch die Betreuung bei Konzerten und Tourneen chauffierte Frau Andersen die Künstler im Auto durch die Stadt zu ihren Auftrittsorten. Die im Auto gespielten, selbst aufgenommenen Mixtapes kamen bei den Deejays und Bands sehr gut an und bald wurde sie nicht mehr mit ihrem Vornamen gerufen, sondern es hieß: “You are our Mama Feelgood, warum legst du denn eigentlich nicht selbst auf?” Vor drei Jahren war es so weit und sie stand das erste Mal an den Turntables. Am Tag ist Daniela im Office Management der CIS (Creative Industries Styria) tätig und am Abend verwandelt sie sich in Mama Feelgood. Ihr Lebensgefährte Colin Farmer wurde in Lewistown, South Wales geboren. Bis Ende der Neunziger war er Einkäufer bei HMV Records in London und hatte unter anderem Suzi Quatro, Henry Rollins, Mick Jones von The Clash und die Super Furry Animals als Kunden. Danach arbeite Colin als Supervisor im National Museum of Science and Industry. Außerdem war er über zehn Jahre lang für eine Anwaltskanzlei in Wales tätig. Die Liebe führte Colin 2014 endgültig nach Graz und als Mr. Farmer legt er mit Mama Feelgood musikalische Leckerbissen, die jede Tanzfläche zum Brodeln bringen, auf.
Bei welchem Konzert habt ihr euch das erste Mal getroffen? Daniela: Mal überlegen... Da war ich 19 und es war Ende 1985, Anfang 1986 bei einem Konzert von King Kurt in der Stadtwerkstatt Linz. Ich ging also zu dem Merchandising Stand, um mir die feilgebotenen Sachen anzusehen, und da erblickte ich Colin. Er war damals 21 und mit der Band dort. Seine pinke Haartolle faszinierte mich. Es war Liebe auf den ersten Blick. Colin: Yes, it was. And still it is.
passiert ist. An meinem Geburtstag im November 2012 bekam ich von Colin ein wunderschönes Billett mit den Covers der Platten unserer damaligen Lieblingsbands. Wir begannen uns erneut ineinander zu verlieben, nachdem unzählige Telefonate und Mails - es sind exakt 5.400 - folgten. Anfang 2014 ist Colin dann zu mir nach Graz gezogen. Colin: Mit 5000 Schallplatten und 1000 Büchern. Wie fühlst du dich in Graz, Colin und wie gefällt dir die Szene?
Was ist dann passiert? Daniela: Wir haben unsere Adressen und Telefonnummern ausgetauscht, nachdem wir eine Nacht miteinander verbracht hatten. Colin ist wenige Wochen später nach Graz gekommen und hat mich von der Schule abgeholt. Wir waren drei Wochen zusammen. Colin musste wieder nach Wales, nach etlichen Briefen, selbst aufgenommen Mixtapes und Telefonaten verlief es sich. Aus den Augen aus dem Sinn? Daniela: Aus den Augen ja, aus dem Sinn nie wirklich. Als ich dann im Frühling 2011 von Colin eine Nachricht in meinem Facebook Posteingang vorfand, konnte ich es nicht fassen. Danach folgten unzählige Mails, deren Inhalt Hochzeiten, Scheidungen, Konzerte und Musik beinhalteten, was in den letzten 25 Jahren halt alles
Colin: Die Stadt ist großartig und sicher. Es stehen nicht überall Polizisten in Krankenhäusern oder Supermärkten herum. Die Szene ist es leider nicht. Kommerzielle große Clubs dominieren, die kleinen haben es sehr schwer. Small Town Mentality sagt man bei uns in Wales dazu. Das ist sehr schade, denn wenn alle an einem Strang ziehen würden, wäre das viel besser. Die Scheuklappen gehören einfach weg. „Adventures in Graz“ nennt sich dein Blog, Colin, und es finden sich darin einige interessante Sachen. Der letzte Eintrag ist von Ende Mai. Keine Abenteuer mehr erlebt? Colin: Doch doch, es sind auch einige gespeichert, die bald online gehen werden. Aber nachdem ich bei In and Out Records arbeite und fast jede Woche auflege, und seit zwei Wochen mit einer lädierter Hand herumlaufe, ist
PARADOX
41
das Bloggen etwas in den Hintergrund getreten. Zurück zum Vinyl. Um das schwarze Gold zu finden, seid ihr auf Flohmärkten unterwegs. Wie oft eigentlich? Daniela: Das kommt ganz darauf an. Wenn wir an einem neuen Ort auflegen, sind wir vorher auf den Flohmärkten, um Neues zu finden. Meist jede Woche, aber sicher drei Mal pro Monat. Colin: Ich würde jeden Tag gehen. Wenn Mama Feelgood & Mr. Farmer auflegen, geschieht das immer im Ping Pong Prinzip. Hat jemals einer von euch gewonnen oder geht das meist unentschieden aus? Colin: Es ist kein Wettbewerb, sondern eher eine Herausforderung. Daniela: Manchmal läuft es in eine komplett andere Richtung, als es ausgemacht war und gibt dem Ganzen einen völlig neuen Kick.
42
PARADOX
Was spielt ihr am liebsten? Daniela: Die besten Partys sind die, bei denen wir alles spielen können und die Genres ineinandergreifen. Aber meist Soul und Funk und Early Hip-Hop. Es kommt aber auch darauf an, wo wir gebucht werden. Beim Multikulti Ball beispielsweise ist es toll, da wir alles spielen können, weil auch unterschiedliche Menschen anwesend sind und den Ball besuchen. Auch im b.eat ist es toll, weil es die besten Burger der Stadt gibt und es eher Lounge Charakter hat. Die Leute dort sind immer lässig. In der Kombüse gibt es die Reggae Nights oder Record Riots. Da sind Colin und ich natürlich auch dabei, die Record Riots sind ja unser Club. Colin: Du musst dich aber auch deiner Umgebung, in der du spielst, anpassen. Am Citybeach Graz kann ich nicht malaysische Versionen eines Led Zeppelin Songs spielen, weil dann die Leute eher erstaunt sein würden. Daniela: Oder „The Cramps“ im Promenade.
Welches Genre würde nie auf euren Plattentellern landen? Colin und Daniela: Goa und Trance Daniela: und Weichspülerhouse Was nervt meisten?
beim
Auflegen
am
Daniela: Wenn das technische Equipment nicht funktioniert, die Turntables von Red Bull verklebt sind, das DJ Booth an einer schlechten Stelle aufgestellt ist und man die Leute nicht sehen kann und keine Interaktion mit dem Publikum möglich ist. Wenn die Lautsprecher falsch stehen und wenn bei einer Veranstaltung alles viel Geld gekostet hat, aber bei der Technik gespart wird. Außerdem mag ich es nicht, wenn die Plattenspieler auf einer Bühne stehen, die wackelt.
Ist es euch ein Anliegen dem Publikum zu zeigen, woher eigentlich die ganzen Original Samples kommen?
Daniela: Ja, da die Mehrheit der HipHop Songs Samples beinhalten, ist der Aha-Effekt beim Publikum zu spüren. Zum Beispiel bei „Just a Friend“ von Biz Markie. Colin: Das Original stammt von Freddie Scott und heißt „(You) got what i need“ und ist komplett gerippd, Biz Markie hat einfach den Text neu geschrieben, das Instrumental so belassen und mehr Bass hinzugefügt. Daniela: Oder von den Jackson Sisters „I believe in Miracles“ aus 1973, da haben sich viele bedient und die Platte ist irrsinnig schwer zu bekommen. Als ich sie letztes Mal gespielt habe, sind Mr. Dero und Afrika Baby Bam von den Jungle Brothers zu mir gestürmt und waren hin und weg, weil ich die Scheibe habe. Was haltet ihr von der endlosen Diskussion Analog versus Digital? Daniela: Wenn man beginnt, ist Digital sicher besser, es hängt aber auch mit dem Alter zusammen. Viele Platten sind einfach nicht mehr, oder nur schwer aufzutreiben. Für mich persönlich ist Analog einfach geeigneter, da kommen auch weniger Leute, um dir ihren Wunsch aufzuzwingen. Wenn du Digital auflegst, ist es schwieriger nein zu sagen. Und bei Analog gibt es einfach keine Playlists, die du vorher zusammenbasteln kannst. Colin: For me is analog the best. Du hast griechische Wurzeln, der griechische Einfluss ist in deiner Musik bis dato aber ausgeblieben, liebe Elli. Daniela: Nachdem meine Mutter 1994 verstorben ist, fällt es mir schwer, etwas aus Griechenland zu hören oder zu spielen. Aber da das 21 Jahre her ist, geht es schön langsam. Ich habe zwar eine stattliche Sammlung, um die mich auch Shantel beneidet, aber es werden
in spätestens zehn Jahren sicher auch Tunes aus Griechenland von mir zu hören sein. Ist die Interaktion zwischen dem Publikum und den EDM Deejays überhaupt noch möglich, wenn man sich die Bühnen und den Abstand ansieht? Daniela: Es geht doch dabei überhaupt nicht um die Interaktion zwischen dem Publikum und den Deejays. Wenn du einen Affen zum Pult hinstellen würdest, wäre es den Leuten auch egal, sie würden es nicht mal merken. Es geht bei EDM nur um Effekthascherei, Feuerwerk, Tam Tam und große Bühnen. Wenn „If you are happy then clap your hands“ schon ein Song ist, na dann gute Nacht. Colin: It´s more about junk for your ears. Etwas, was dich wirklich aufregt, Daniela, ist die Bezeichnung DJane. Korrekt müsste es ja Jockette heißen. Ist es auch das Bild der wenig bekleideten auflegenden Frau, das durch die Medien transportiert wird? Daniela: DJane ist ein deutschsprachiges Phänomen. Es ist abwertend und reduziert dich rein auf das Äußere. Es geht um das Auflegen der Musik und nicht um das Geschlecht. Ein Label, das ich als Frau umgehängt bekomme, und das will ich nicht. Ich bin die Mama Feelgood und nicht die DJane Mama Feelgood. Da wir beide ja große Fans der legendären „Lila Eule“ waren: geht so ein Club in Graz ab? Und wie sollte der aussehen?
die sonst wenige Chancen bekommen. Es sollten nicht immer die gleichen Leute spielen. Musik ist vielfältig, so sollten auch die Clubs und die Auflegenden sein. Wo du hingehen kannst, dich gar nicht verabreden musst, weil du weißt, da sind immer ein paar Freunde, so wie es halt bei der Lila Eule war und der Kombüse ist. Colin: A nice cool Club is missing.
Daniela: Es gibt eigentlich nur mehr die Kombüse, die aber zu klein ist. Es fehlt ein Club, der ohne viel Tam Tam aufsperrt. Ein guter Mix aus verschiedenen Genres wäre wichtig. Man sollte Leute Musik machen lassen,
PARADOX
43
Text Gregor Sühs
MATT VALENTINE Rockiges Songwriting aus der Grünen Mark
Foto: Foto Augenblick
Ein neues Gesicht in der österreichischen Songwriterszene startet durch: Matt Nebel, alias Matt Valentine. Ein weiteres innovatives Konzept, wie es vielleicht funktionieren kann. Nach der Festivalsaison ein kurzer Rückblick und auch ein Ausblick, wie die Szene nächstes Jahr erobert werden soll. Man hat es ja nicht leicht als Musiker in Österreich von seiner Musik leben zu können. Gerade wenn man Anfang Zwanzig ist, muss man sich schon einiges einfallen lassen, dass das auch funktioniert. Am besten ist es sicherlich noch früher anzufangen. Matthias Nebel ist einer, der ganz jungen Songwriter in Österreich, die es mit den eigenen Songs an die Spitze schaffen 44
PARADOX
wollen. Wenn schon, dann ordentlich, geplant, strukturiert, nichts dem Zufall überlassen, so die Devise von Matt. Wir haben den jungen Songwriter im August bei 37 Grad im Schatten am Alberner Hafen in Wien getroffen, wo er seinen Auftritt am Hafen Open Air absolviert hat. Ihr habt über den Sommer mehrmals die Veröffentlichung eures neuen Albums angekündigt. Also, wann kommt es raus? Matt: Ja, wir haben es letztes Jahr fertiggestellt. Wir suchen aber noch immer den richtigen Partner, damit wir es gut veröffentlichen können. Er soll mit uns den ganzen Weg gehen, also
Release und auch Vertrieb. Wir sind in Verhandlung mit einigen möglichen Partnern und ich hoffe, dass Ende dieses Jahres schon die erste Single veröffentlicht wird. Ein Label habt ihr schon? Matt: Es geht um beides, Label und Vertrieb. Auf eine Single soll im Frühling das Album folgen. Also die Single, die auf Youtube zu finden ist, ist also noch gar nicht offiziell veröffentlicht? Matt: Das war nur für die Fans.
Wie war der Festivalsommer für euch? Ist er jetzt abgeschlossen? Matt: Mit dem Hafen Open Air ist für uns der Festivalsommer zu Ende. Wir haben im November noch einige Konzerte ausgemacht, aber das sind eher kleinere Auftritte. Indoor und in Lokalen in der näheren Umgebung? Matt: Genau. In der Steiermark, oder in ganz Österreich? Matt: Nein, Steiermark.
hauptsächlich
in
der
Wo habt ihr verganenen Sommer überall gespielt? Matt: Wir waren dieses Jahr am Novarock. Das war für uns ein großes Highlight. Das ist es wahrscheinlich für jede österreichische Band. Dann das Hafen Open Air, das war auch eine super Sache für uns und sonst hatten wir einige Auftritte bei uns in der Region in der Steiermark, da war auch ein kleines Festival dabei. Wie hat das geheißen? Matt: Das war das Summer Bash, das war daheim in Stainz.
Ich habe das Album selbst geschrieben, aber die Lieder sind nicht so typische Singer/Songwriter Songs, wie man es gewöhnt ist. Daher brauchte ich eine Band, mit der ich die Songs passend live spielen konnte. Die habe ich mir gesucht und dann haben wir das Album aufgenommen. Ich habe das Album mit meinen alten Schulkollegen zusammengestellt.
Hast du eine Komposition?
Ihr seid also Schulband?
Schreibst du Partituren, oder Leadsheets, die du deinen Musikern gibst?
eine
klassische
Matt: Nicht unbedingt. Wir sind alle Freunde, die sich schon aus der Schulzeit kennen. Das Album habe ich dann aus eigener Tasche finanziert. Weil Matt Valentine bin ich und das sind meine Songs und ich will, dass das so auch bleibt, daher habe ich das aus eigener Tasche finanziert. Fällt es dir leicht mit 23 Jahren aus eigener Tasche ein Album zu finanzieren? Matt: Ich mache schon sehr lange Musik und ich bin ja aus der Steiermark und habe mit der steirischen Harmonika begonnen und auch mit Musik schon in frühen Jahren Geld verdienen können. Da habe ich einiges ansparen können und das habe ich jetzt in das Album investiert. Jetzt machst du deine Songs im Genre Rockmusik.
Du bist jetzt Stainzer oder Grazer? Matt: Genau. Matt: Ich bin Grazer, aber ich komme ursprünglich aus der ländlichen Gegend bei Deutschlandsberg, das ist in der Nähe von Stainz. Daher war das praktisch ein Heimspiel. Sonst habe ich in einigen kleineren Klubs gespielt. Ihr seid ja noch nicht lange zusammen als Band. Wie wurde das Album finanziert? Matt: Die Kosten für das Album habe ich selbst finanziert. Ich habe ja als Solokünstler recht früh angefangen.
Du sagst, du bist Singer/Songwirter. Wie entstehen bei dir die Songs? Das ist ganz unterschiedlich. Manchmal bei den banalsten Sachen, manchmal beim Rasenmähen. Das ist ganz verschieden. Meistens hat man eine Melodie im Kopf, da mache ich dann einen Song daraus. Die Lyrics sind für mich auch ganz wichtig, aber meistens ist die Musik zuerst da, und dann kommt der Text dazu.
Ausbildung
in
Matt: Nein, gar nix, ich bin einfach schon sehr früh zum Musizieren gekommen, habe sechs Instrumente in der Musikschule gelernt, darunter auch klassische Clarinette. Ich habe auch in den verschiedensten Genres, auch Volksmusik und Blasmusik, gespielt.
Matt: Nein, ich habe ein kleines Heimstudio zuhause, und da nehme ich die Songideen auf und die Jungs bekommen das dann zum Einüben. Deine Musiker können das dann einfach nachspielen? Matt: Ja, wir treffen uns dann zum Proben, und es ist ja auch so, dass dann von den Bandkollegen auch wer einen guten Einfall hat und dann besprechen wir das und arrangieren die Songs dann im Proberaum. Also du legst ihnen die Demos vor und die können das auch sofort? Matt: Ja, die sind alle sehr professionell. Wir haben alle schon etliche Bands hinter uns, daher funktioniert das sehr gut. Was sind sonst eure nächsten Ziele, außer Single- und Albumrelease? Matt: Darauf legen wir nun sicher den Fokus, aber man muss ja jetzt schon schauen, dass man sich für die nächste Festivalsaison bewirbt, weil sonst ist man zu spät dran. Das Album ist aber sicher das Wichtigste für uns, damit wir die Songs einer breiteren Masse vorstellen können. Die Single im Herbst und im Frühjahr das Album. Wenn das geschafft ist, hoffen wir damit ordentlich durchstarten zu können.
PARADOX
45
Text Robert Winkler
DER TIROLER IN AMSTERDAM Für viele bleibt es ein Traum, für Gerri Jäger wurde es zur Wirklichkeit Er lebt schon seit über 10 Jahren als Musiker in Amsterdam, und zwar in einem Genre, in dem die meisten froh sind, überhaupt als Musiker leben zu können.
Foto: Bokkie Vink
46
PARADOX
Gerri Jäger ist in der zeitgenössischen, exprerimentellen Szene unterwegs und immer auf der Suche nach ansprechenden neuen Rhythmen und Klängen. Wie ist es dazu gekommen? „Es war ein schöner Zufall: Als ich noch in Tirol studierte, besuchte ich zwei Freunde, die schon dort studierten, und weil zu dieser Zeit gerade Aufnahmeprüfungen am Amsterdamer Conservatorium stattfanden, überredeten mich die beiden, mitzumachen. Zum Glück war mein Erwartungsdruck ziemlich klein, da ich große Ehrfurcht vor dem sehr guten Ruf dieser Schule hatte, und konnte somit sehr gut performen und die schwierige Prüfung bestehen. Innerhalb von zwei Wochen musste ich mich dann entscheiden und mein Leben ziemlich umkrempeln“, erzählt Gerri. 2005 konnte ich Gerri zum ersten Mal live erleben. Mit seiner damaligen
Free Jazz/Rockband „Brown vs. Brown“ spielte er im Wiener Rhiz und beeindruckte schon damals durch seine extreme Spielfreude, seine innovativen Ideen und seine abgefahrenen Grooves. Mittlerweile ist er Drummer in zahlreichen Bands, die auf experimentelle Weise Jazz, Klassik, Pop, Rock, Dance und elektronische Musik verbinden. Er verwendet neben den verschiedensten Schlaginstrumenten auch alle möglichen Computer. Effektgeräte, Synthesizer und ein Casio Keyboad, welche er auch gezielt und effektiv einsetzen kann. „Sehr interessant war bisher die Zusammenarbeit mit Raphael Vanoli, meinem Duokollegen bei Knalpot. Er erschien bei unseren Konzerten jedes Mal mit über 50 Effektgeräten, während ich mich mit meinen Drums und ein paar Percussioninstrumenten begnügte. Und um diese große Lücke zu schließen, lernte ich, mich mit den verschiedensten Instrumenten anzufreunden und erweiterte mein Gear um zahlreiche Effektboards, Loopgeräte, Synthesizer und sogar eine Casio Keyboard.“ Mittlerweile kommt es zu einem richtigen Aha-Erlebnis, wenn man bei einem Knalpot LiveAuftritt die Augen aufmacht und statt dem erwarteten Orchester nur zwei Musiker erkennen kann. Nachdem sie zuvor zwei EPs aufgenommen haben, erschien dann 2014 ihr erstes Album. Im Frühjahr sind Konzerte in Österreich beziehungsweise Deutschland geplant, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Die beiden grooven ohne Ende, man tanzt zu Klängen, die man noch nie gehört hat.
2014 stand auch im Zeichen von Naked Wolf, einer wilden Experimental Jazz/Fusion Band mit Mitgliedern (und daher auch Einflüssen) aus Brasilien, Frankreich, Holland, Australien und Österreich. Nachdem das Album „Naked Wolf“ herauskam, wurde in verschiedenen Städten in Europa konzertiert. Das Album ist ein Muss für jeden Jazzfan, der nicht in den 60ern stehengeblieben ist. 2015 gibt es gleich drei neue Projekte für Gerri Jäger: Mit Sgt.Fuzzy entstand Anfang September ein neues Album. Kontrabass, zwei E-Gitarren, Synthie, Midi-Saxofon (Ewi) und Drums lautet die ungewöhnliche Besetzung der Band aus Antwerpen, und obwohl Jazzsound und freie Improvisation einen großen Stellenwert haben, wurde ein sehr zugänglicher Pop/Rockstil kreiert mit Einflüssen von Radiohead, Björk, Alasnoaxis und Weather Report. Ziemlich schräg wurden die Aufnahmen für Bandwidth, einem Electronics Duo aus Paris, welches durch Gerri Jäger als Special Guest verstärkt wurde. David Vilayleck aka Ayankoko und Mathieu Garrouste arbeiten mit Laptop, Turntables, Effekten und E-Gitarre und manipulieren die Sounds sehr drastisch, während auch Gerri Jäger seine Drumloops mit allen Mitteln bearbeitet. Das Ergebnis kann man als Post-Industrial Ambient-Noise Music bezeichnen, wurde für das Wiener Label Moozak produziert und ist als Soundfile im Internet zu haben oder auf lustigen blauen oder gelben Tapes. Im Oktober soll das dritte Album von Rooie Waas herauskommen, eine popartige Band mit kritischen
Foto: Sarah van Sonsbeek
PARADOX
47
niederländischen Texten mit Hang zum Dadaismus. Der niederländische Vokalist Gijs Borstlap und der Finne Mikael Szafirowski gründeten dieses Trio 2011 und schon 2012 erschien das Debütalbum. Bei Rooie Waas wird nicht nur soundmäßig viel experimentiert (vor allem mit E-Drums und Synths), sondern auch textlich. Aber wie ist es nun eigentlich, als Musiker in Amsterdam zu leben? „Sehr inspirierend ist das internationale Flair“, berichtet Gerri euphorisch, „die Musiker kommen von überall her, man kann gegenseitig neue Entdeckungen austauschen, das musikalische und technische Niveau ist extrem hoch und viele Improvisationspioniere wie Han Benning oder Misha Mengelberg kann man live erleben. Um als Musiker in Amsterdam überleben zu können, darf man sich allerdings nicht ausruhen, die Konkurrenz ist groß und die Mieten ziemlich hoch. Sehr viel Spaß macht natürlich auch
48
PARADOX
das Radfahren sowie ein paar coole Underground Clubs. Angenehm ist auch, dass die meisten größeren Städte sehr nahe sind und man deshalb zu den Auftritten nicht so weit reisen muss. Einige Strände wie Zandvoort oder Scheveningen sind nicht weit entfernt und es gibt auch großartige Parks in und um Amsterdam.“ Und wie sieht Gerri seiner musikalischen Zukunft entgegen? „Ich hatte das Glück, die „Werkbeurs Compositie“ gewinnen zu können, eine Stiftung, die eigene Kompositionen fördert. Daraufhin schloss ich mich drei Wochen lang in einem Studio in Polen ein und lies neue Eigenkompositionen entstehen, entdeckte neue Sounds und frische Beats. In der nächsten Zeit werde ich alles dransetzen, diese Ideen umzusetzen.“ Hast du auch Ratschläge für unsere angehenden Nachwuchsstars? „Am wichtigsten ist es, mutig zu sein, Risiken einzugehen und sich
selbst und das Publikum öfter mal zu überraschen. Als Musiker ist es auch notwendig, Menschen zu inspirieren und die interessanten Ideen mit anderen zu teilen.“
Foto: Bokkie Vink
PHENOMEN
mystisch, melancholisch, monumental Back to the Roots – für die Produktion seiner aktuellen EP Nimmerlandblues blickt Phenomen zurück in seine Vergangenheit. Im folgenden Interview schauen wir deswegen aber nicht nur zurück, kommende Projekte und das aktuelle Geschehen sind ebenfalls Thema. Wie würdest du deine Musik jemandem beschreiben, der dich noch nicht kennt? Ich habe früher eine komplett andere Richtung gemacht, was Hip-Hop und Rap anbelangt; auf Technik und Flow habe ich immer sehr viel Wert gelegt. Zudem war ich auch sehr Battleraplastig, habe in einigen Foren gebattelt. Dein Musikgeschmack verändert sich, du kannst nicht immer diesen harten Battlerap machen, das interessiert dann irgendwann keinen mehr, weil das zu der Zeit einfach jeder gemacht hat. Ich wollte in eine andere Richtung gehen und heute kann ich meine Musik so beschreiben, dass sie auf jeden Fall sehr melancholisch ist. Dennoch lege ich sehr viel Wert auf Technik, besonders was Reimpatterns angeht, Flowswitches, et cetera Deinen wahrscheinlich größten Hit hattest du letztes Jahr mit „So Nice“. In diesem Song besingst du die Neunziger Jahre, warum gerade die Neunziger? Ich bin ein Neunziger Kind, genauer gesagt ‘91 geboren. Die Neunziger
Foto: incolour.at
haben mich in dem Sinne beeinflusst, dass ich in der Zeit meine Leidenschaft für die Musik entdeckt habe. Mich verbindet sehr viel damit, vor allem mit den späten Neunzigern und daher dachte ich mir, das ist ein gutes Songkonzept. Wer will denn nicht nochmal gerne Kind sein, und die Sachen wieder erleben? Diese Unbeschwertheit, wieder ein Kind zu sein, mit den Dingen, die in meinen Augen prägend für die Neunziger waren, dieses Feeling wollte ich in dem Song rüberbringen. Deine
EP
Nimmerlandblues
ist
vor kurzem erschienen. Das Nimmerland ist ein Ort aus Peter Pan, wo die Kinder nicht erwachsen werden und man nur an etwas glauben muss, damit es in Erfüllung geht. Wieviel Nimmerland und wieviel Blues steckt in der Platte? Ehrlich gesagt, bei der Wahl des Titels habe ich nicht so explizit an das Nimmerland von Peter Pan gedacht. Es ist aber schon in diese Richtung, das Nimmerland, wo du immer Kind bist. Das ist ein fiktiver Ort, der vollkommen von der Außenwelt abgekoppelt ist. Das beschreibt auch irgendwie die PARADOX
49
Foto: incolour.at
Umgebung, in der ich die letzten Jahre aufgewachsen bin. Es steht sinnbildlich für das kleine Dorf, da bist du immer das Kind gewesen, es gibt nicht viele Perspektiven, und irgendwann willst du von dort weg und die große Welt entdecken. Der Blues bezieht sich auf die starke Präsenz von Gesang und melancholischeren Rhythmen bei den Tracks von Nimmerlandblues. Auch ein roter Faden an Melancholie, der sich durch das Tape zieht, das würde ich auch als Blues bezeichnen. Hattest du bei der Entstehung des Tapes musikalische Einflüsse? Ich bin bekennender Yelawolf Fan. Was mich sehr beeinflusst hat, war die Arena Rap EP. Er war damals seiner Zeit voraus und darauf gibt es coole Samples und eingespielte Instrumente, die das Ganze zu einer Rap/Country50
PARADOX
Mischung geformt haben. Zurzeit höre ich das Twenty One Pilots Album, da kommen auch sehr viele Sachen drin vor wie Rap, Schizophrenic-Pop und viele weitere Einflüsse. Ich glaube, in Zukunft wird das immer wichtiger für den etwaigen Erfolg, dass du dich einfach von der Masse abhebst, und das ist auch mein Ziel. Ich will ein eigenständiger Artist sein, mich als Artist definieren, der einen komplett eigenen Style kreiert. Es ist wichtig für den zukünftigen Deutschrap, sich von der Masse abzuheben, auch ist es wichtig für den generellen Level im Hip-Hop. In einem Pressetext von dir liest man, dass du 2015 einen neuen Level an Musik erreichen wolltest. Ist dir das rückblickend mit der EP gelungen?
Das mit dem Level bezieht sich ja nicht nur darauf, was du jetzt abgeliefert hast, sondern auch was für Möglichkeiten dir zur Verfügung stehen. Phenomen und Not Enough, wir machen von A bis Z alles selbst. Die ganzen Audioproduktionen, ich mische die Dinge selbst, ich mastere sie selbst, wir machen die Videos selbst, ich cutte sie sogar, wie ein richtiges Label. Da hast du aber auch Grenzen, budgetmäßig sowieso, audiomäßig genauso. Man sollte aber immer das Beste rausholen mit den Möglichkeiten, die man zur Verfügung hat. Ich würde sagen, das habe ich schon geschafft mit diesem Tape. In vielen deiner Videos steht die Not Enough Crew im Hintergrund. Wer ist die Not Enough Crew, was macht sie eigentlich?
Das sind Nerds in allen Belangen. (Schaut und lacht dabei zu seiner Crew). Sprich Musiknerds, Fotografienerds, Grafikdesignnerds – ne, das sind grundsätzlich Freunde von mir, die alle auch was vorzuweisen haben. Grundsätzlich sind wir ein Kollektiv aus Musikern, Producern, Grafikern und Designer und jeder hat eben seine spezielle Tätigkeit. Ich und der Canis produzieren die ganze Musik, dann gibt es noch den Christian Schütz, der macht die ganzen Fotos, Grafikdesign und die Videos. Thomas Stadtfeld macht die Promotion und macht die kreativen Dinge. Wir sind eben das beste Team der Welt. Wir sind noch ein sehr kleines Team, aber wir machen jetzt seit einem halben Jahr das Not Enough Ding und im Prinzip sind die Tätigkeiten nicht viel anders als bei einem Independent Label. Du wohnst ja in Wels, musikalisch eher eine kleine Stadt. Es gibt speziell in der deutschsprachigen Hip-Hop Szene Tendenzen nach Berlin zu ziehen. Hast du vielleicht auch solche Gedanken?
Zuerst muss ich dich korrigieren, ich wohne nicht in Wels, ich wohne so circa 15 Kilometer entfernt von Wels, das ist wirklich ein Dorf. Wenn du hier arbeitest, ist das Weiterkommen schwierig, weil die Musikszene in Wien oder Berlin ist. Es ist wirklich so, dass wir vorhaben in diese „Brennpunkte“ zu ziehen, denn dort ist es leichter etwaige Sachen aufzubauen. Natürlich ist heutzutage alles mit den sozialen Netzwerken beziehungsweise dem Internet möglich, aber grundsätzlich ist es immer besser, wenn du auf die Leute zugehst und mit ihnen redest. Darum ist es jetzt auch so, dass ich nach Wien ziehen werde. Das ist mal der erste Step, und was dann passiert, wird sich zeigen.
Text Michael Mišek
PARADOX
51
Foto: incolour.at
Text Alexander Pipam
LIVING IN THE PAST Eine Betrachtung der musikalischen Retrowelle seit Beginn des 21. Jahrhunderts
Foto: Marija Kaniza
Old School Basterds Es ist heutzutage kein Novum, dass neu geschaffene Pop- und Rockmusik ständig im Vergleich mit Musik aus längst vergangenen Pop-Epochen steht. Hier wird der Geist von Led Zeppelin heraufbeschworen, dort wird die sphärische Klangwelt von Pink Floyd erahnt und überhaupt lässt sich immer ein Vorbild in der Vergangenheit finden. Das schicke Wörtchen „Retro“ ist mittlerweile nicht nur in der internationalen, sondern auch in der heimischen Musikszene omnipräsent. Die Anzahl an Musikern, die mit 52
PARADOX
der musikalischen Vergangenheit in Verbindung gebracht werden beziehungsweise sich selbst damit verknüpfen, ist alleine in Österreich schon enorm. Bands wie die Steaming Satellites oder die Grazer Kult-Kombo Sado Maso Guitar Club, die ihren Sound selbst als „sixtiesandhippierock“ bezeichnen, können und wollen auch nicht von den Glanzzeiten des Rock und Pop distanziert werden. Interessant sind auch junge Gruppen, die sich vollends einem vergangenen Genre verschrieben haben und damit
höchst erfolgreich auf Kurs sind. Erwähnenswert ist hier beispielsweise die 50er Jahre Rock’n’Roll-Band Oldschool Basterds.
Eine etwas andere Ära Angesichts der Rückwärtsgewandtheit vieler Musiker/innen stellt sich die Frage, ob die größte Gefahr für die Zukunft unserer Musik ihre eigene Vergangenheit ist. Vermehrt kam es seit den 00er-Jahren nicht nur zum Wiederaufkommen von alten Helden, sondern auch zum musikalischen Recycling, das sich bis heute wenig
Foto: Marija Kaniza
Sado Maso Guitar Club gelegt hat. Vergangene musikalische Genres wurden wiederbelebt und renoviert, älteres, bereits vorhandenes Material wurde weiterverarbeitet und neu kombiniert. Natürlich ist dieses rückwärtsorientierte Phänomen nicht erst im 21. Jahrhundert entstanden, dennoch gibt es einen grundlegenden Unterschied. Früher wurde die RetroMode von einer bewussten Ablehnung der Gegenwart angetrieben. Seit Beginn des Jahrhunderts wirkt es eher, als ob der Wille zur Distinktion fehlen würde. Vergangenes wird mit dem Blick eines Kenners wahllos aufgegriffen, nicht mehr mit dem Motiv eines Abgrenzers, der sich durch das gezielte Zitieren eines Stiles oder eines Genres bewusst von der Masse abheben will. So kam es auch, dass der Ausdruck „Retro“ in der Musikwelt mittlerweile an beinahe jeder Ecke und Akkordfolge anzutreffen ist. Der Terminus wird sehr vage verwendet und bezieht sich allgemein auf ältere Traditionen oder Merkmale nachahmende Erscheinungen.
The good old days Doch was sind die Gründe dafür, dass sich dieser Begriff in unser
kulturelles Verständnis dermaßen eingebrannt hat? Einen der bedeutsamsten Aspekte stellen die technischen Errungenschaften ab der Jahrtausendwende dar. Die größten Innovationen in der Musikwelt zu dieser Zeit waren wohl technischer Natur. Erfindungen wie der iPod oder YouTube haben massive Veränderungen in der Musikkonsumption bewirkt. Durch sie wurde es möglich, jegliche Art von Musik überall und zu jeder Zeit zu genießen. Das wirkt sich auch frappierend auf die Beziehung zur Musik aus. Die romantische Vorstellung, sein hart erarbeitetes Einkommen über Wochen hinweg zu sparen, nur um in die nächstgrößere Stadt zu reisen und die neuesten Platten der Lieblingskünstler zu erwerben, ist längst Geschichte. Diese entfernte Träumerei ist bis dato jedoch so oft in Erinnerung gerufen worden, dass sie beinahe zu einem kitschigen Klischee verkommen ist. Heute befindet sich alles nur wenige Mausklicks entfernt. Die Grenzen zwischen den Genres begannen sich aufzulösen und somit auch etwaige Berührungsängste.
Durch diesen Fakt wird die Musik zum Teil stark entmystifiziert. Noch dazu kommt die überwältigende Menge von Bandrevivals alter Rock-Heroen, Reunion-Touren, Tributalben und so weiter Somit wuchsen die jungen Musiker in den letzten Dekaden in einem Umfeld auf, in dem die musikalische Vergangenheit allgegenwärtig und leicht verfügbar war. Was vergangen zu sein schien, ist zum Bestandteil der Gegenwart geworden. Das Resultat ist ein wiederverwertender Ansatz des Musikmachens, der zu einer sorgfältig organisierten Anordnung von Referenzpunkten und Anspielungen führt. Die eigentliche Essenz der Popmusik ist der Moment. Die großen geschichtsträchtigen und epochendefinierenden Ereignisse geschahen alle innerhalb weniger Minuten. Die Medien ermöglichen es nun aber, auf diese legendären Begebenheiten nach Belieben zuzugreifen. Dadurch werden sie permanent und endlos. Der Moment wird zum Monument. Der Wunsch, vergangene Mythen wieder auferstehen zu lassen, wird so bei PARADOX
53
den Nachwuchsmusikern geweckt. Ein weiterer Grund für diese Entwicklung könnte die Schnelllebigkeit der heutigen Zeit sein. Unser Leben ist geprägt von einem Geflecht aus unendlichen Möglichkeiten, Auswahl und Verworrenheit, gepaart mit einer gehörigen Portion Geschwindigkeit. Durch die ständige Präsenz des Internets vermischen sich Vergangenheit und Gegenwart auf eine Art, die die Zeit selbst schwammig erscheinen lässt. So wirkt der Rückgriff auf Vergangenes wie ein Akt der Entschleunigung in unserer schnelllebigen Zeit. Retro verspricht das Gefühl, dass sich nicht alles ändert. Retro, das steht für Haptik, Optik, Selbstvergewisserung, Vertrautheit und Zeit.
(K)ein Stillstand? Wenn Begriffe wie Recycling, Rückgriff und Wiederbelebung fallen, deutet dies nicht darauf hin, dass ein Stillstand vorherrscht? Nein. Es ist eher das Gefühl, zurück zu etwas zu wollen - sich etwas herbeizusehnen, das lange vorüber ist, doch trotzdem in greifbarer Nähe zu sein scheint. Musik kann auch gefallen und von guter Qualität sein, ohne das Rad neu erfinden zu müssen. Es wäre vermessen zu behaupten, dass etwas grundsätzlich schlecht ist, nur weil es sich auf bereits Vorhandenes stützt. Zumeist beschränken sich die Rückgriffe auch nicht nur auf einen spezifischen Künstler oder ein Genre aus der Vergangenheit. Kann nicht alleine an dieser neuartigen Kombination eine gewisse Innovation erkannt werden? Selbst das simple Zusammenfügen von diversen alten Elementen ergibt etwas Neues. Vielleicht liegt der Fortschritt der Musik dieser und der nächsten Dekaden genau darin? Möglicherweise handelt es sich dabei um eine eigenständige Entwicklungsstufe in der Popgeschichte. Es findet somit jedenfalls eine Art Weiterentwicklung statt. Von einem Stillstand kann nicht gesprochen werden.
Vom Romantischen in der Musik Kunst ist immer von einem subjektiven Urteil, einem subjektiven Bemessungsstab abhängig. Es gibt und gilt folglich keine einzig wahre Tatsachenentscheidung darüber, ob etwas gut oder schlecht ist. Musik muss nicht immer innovativ und völlig neuartig sein. Sie soll berühren. Sie muss persönlich gefallen. Es zeigt sich also, dass der Rückgriff auf Traditionelles und Vergangenes nichts Schlechtes bedeuten muss. Viele Elemente, die in der Vergangenheit geliebt wurden, werden frisch aufgearbeitet und in ein neues Zeitalter transportiert. Dies war in der popgeschichtlichen Vergangenheit der Fall und es trifft auch noch in der Gegenwart zu. Und wie Gustav Mahler schon sagte: „Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche.“
54
PARADOX
DO IT YOURSELF VINYL
Was, wenn Plattenspieler zur Rarität werden und Schallplatten längst zu Staubfängern in Schränken geworden sind oder du gar deine Platten nicht mehr hören willst? Dann ist es an der Zeit zu handeln.
Drei Gründe, warum du aus deinen Platten etwas basteln solltest. Nummer 1 Dein Plattenregal platzt aus allen Nähten, aber im Küchenschrank herrscht gähnende Leere, weil du kein Geld für neues Geschirr ausgeben willst? Dann nimm dir eine entbehrliche Platte, gönn’ ihr ein heißes Wasserbad und schon kannst du sie nach Lust und Laune formen bis eine Schüssel entsteht. Nummer 2 Auf deinem Schreibtisch herrscht ein buntes Durcheinander von Büchern, Zeitschriften und Post? Für die tatsächlichen Aufgaben bleibt in dem Wirrwarr nicht wirklich viel Platz. Es ist also an der Zeit für Ordnung zu sorgen und zwar mit kreativen und dekorativen Ordnungshaltern, wie einer Buchstütze oder einem Zeitungshalter. Nummer 3 Musikalische Jugendsünden - Jeder hat sie begangen und würde sie heute am liebsten verdrängen. David Hasselhoff, Modern Talking und noch viele andere unerträgliche LPs warten jetzt darauf, um von dir in das Backrohr geschmissen und dann in etwas Tolles verwandelt zu werden. Natürlich solltest du auch auf die Umwelt achten - lieber recyceln statt wegwerfen.
Die Vinyl Etagere Eine Etagere ist ein offenes, regalähnliches Gestell mit mindestens zwei bis drei Ebenen. Darauf kannst du tolle Sachen wie Schmuck, Kosmetik, Pralinen, Bonbons, Cupcakes und Ähnliches platzieren. Und das benötigst du dazu: 2-3 Schallplatten, am besten in verschiedenen Größen (7, 10, 12 Zoll), je nachdem wie viele Ebenen du haben willst, und die Stangen der Etagere. Schritt eins: Lege die Platten so, dass die größte, also die 12 Zoll LP, ganz unten ist. In der Mitte die 10 Zoll und ganz oben die 7 Zoll und setze nun die Mittelstange der Etagere durch die Löcher der Schallplatten ein. So schnell und einfach bist du fertig. Praktisch und ein toller Hingucker zugleich. Wenn sie dir mit geraden Platten zu langweilig ist, kannst du sie auch zu Schalen formen. Dabei heizt du das Backrohr auf 75°C Oberhitze auf und legst eine feuerfeste Schüssel, einen Becher oder einen Teller verkehrt auf den Gitterrost. Diese sollten immer etwas kleiner als die zu formende Schallplatte sein, damit sich die Platte an den Seiten nach unten wölben kann. Sobald die Ränder nach unten gesackt sind, kannst du den Rost inklusive Teller und Schallplatte herausnehmen PARADOX
55
Woher bekomme ich Schallplatten? Es gibt so viele Möglichkeiten an Schallplatten zu kommen, vor allem heutzutage, da das schwarze Gold sein berauschendes Comeback feiert.
TIPP:
- schon hast du eine Schale, die du befüllen kannst.
Die Vinyl Wanduhr Dazu benötigst du Folgendes: eine Schallplatte, ein Uhrwerk und Uhrzeiger, Klebezahlen oder selbstausgeschnittene Zahlen und Kleber, eventuell ein Teppichmesser. Schritt eins: Klebe die Zahlen von eins bis zwölf in den entsprechenden Abständen auf die Platte. Als Hilfestellung kannst du dir ein Ziffernblatt ausdrucken und auf die Platte legen. Schritt zwei: Führe das Uhrwerk von hinten durch das Loch in der Platte und schraube es fest. Sollte das Loch dafür zu klein sein, kannst du es mit einem erhitzten Teppichmesser vergrößern.
Du kannst ja mal damit anfangen deine Eltern und Großeltern zu fragen, ob sie noch ein paar Platten im Keller oder auf dem Dachboden versteckt haben. Aber bitte nicht einfach eine aus der Sammlung eurer Eltern nehmen! Das endet dann eventuell nicht gut, da es Platten gibt, die einen besonders hohen Sammlerwert haben. Ausrangierte Schallplatten bekommt man für wenig Geld auf Flohmärkten. Eine andere Möglichkeit wären dann noch die diversen Record Stores in deiner Stadt. Mit etwas Arbeit und einer Portion Phantasie kann eine alte LP eben doch mehr, als sich ‚nicht’ im Kreis zu drehen und im Kasten zu verstauben. Ob Uhr, Traumfänger, Lampe, Beistelltisch, Platzdeckchen/Tischsets, Tasche, Vase oder Schmuck – es ist alles möglich. In diesem Sinne: viel Spaß beim Stöbern nach Schallplatten, Basteln und kreativen Austoben.
Schritt drei: Befestige die Zeiger mit dem Stundenzeiger beginnend auf dem Uhrwerk und schraube sie mit der Mutter fest. Schon kannst du die alte Platte als unikates Werk an deine Wand hängen und du wirst nie mehr die Zeit übersehen. Wenn du möchtest, kannst du deine Vinyl Wanduhr auch zuerst mit einem erhitzten Teppichmesser in eine beliebige Form schneiden.
Text & Fotos Lisa Glettler 56
PARADOX
WHAT A MUST-HAVE: Mauracher & Sonia Sawoff Hubert Mauracher kann auf ein langjähriges und vielfältiges musikalisches Schaffen zurückblicken. Zusammen mit Sonia Sawoff gibt es auch heuer wieder neues Material.
Foto: Chakk Boom
Seit 2012 ist die Grazerin Sonia Sawoff nun die Stimme zu Maurachers Klangwelten. Unter seinem Nachnamen schuf der gebürtige Tiroler Hubert Mauracher schon zuvor ein vielseitiges musikalisches Werk, für das er mit verschiedenen Musikerinnen und Musikern zusammenarbeitete. Bereits 2003 erschien mit „29°“ das erste Album unter diesem Namen, zwei Songs fanden in Werbespots für Schokobananen Verwendung. Zu diesem Zeitpunkt wurde seine Musik noch rein elektronisch produziert.
Mit dem zweiten Album „Kissing My Grandma“ im Jahr 2005 zollte Hubert Mauracher seinen Indie-Rock-Wurzeln Tribut und setzte seine Songs mit einer Band um. Auch das 2008 erschienene Album „Loving Custodians“ kann noch dieser Bandphase zugerechnet werden. Mit dem bereits fertigen Material zu dessen Nachfolgealbum fühlte sich Hubert Mauracher aufgrund des Inputs der Band dann allerdings nicht mehr wohl und beendete das Projekt. Zeiten des schlechten Gewissens gegenüber seinen ehemaligen Weggefährten
folgten, in denen Hubert Mauracher das Musikmachen zeitweise ganz einstellte. Die Zusammenarbeit mit Sonia Sawoff beendete schließlich diese Phase. Die beiden lernten einander bei einem Konzert in Salzburg kennen, bei dem Sonia mit ihrer Schwesternband Sawoff Shotgun und Hubert mit Mauracher auf der Bühne stand. Seit die beiden zusammen Musik machen, hat ein neues Kapitel im Schaffen von Mauracher begonnen, bei dem PARADOX
57
Zusammenarbeit in den Fokus gerückt ist. Hubert Mauracher wurde zuvor gerne attestiert, nicht gerade ein Teamplayer zu sein und mit sprichwörtlicher Tiroler Sturheit zu agieren. Die Kooperation mit Sonia funktioniert nun allerdings ohne viele Reibungspunkte, wie die beiden berichten: „Wir arbeiten sehr professionell. Das funktioniert bei uns auch sehr harmonisch. Wir hatten eigentlich nur einmal eine kurze Reiberei wegen eines Kommunikationsfehlers. Das war‘s aber auch schon wieder. Wir sind ja mittlerweile erwachsen und wissen sehr gut, was wir wollen und nicht wollen.“ Das 2012 erschienene Album „Super Seven“ nähert sich dem früheren elektronischen Schaffen von Mauracher wieder deutlich an und klingt nach schwelgerischem Synthie Pop. Darauf findet sich der Song „Coma“, der wohl auch symbolisch für das Ende von Hubert Maurachers musikalischem Koma steht und für die beiden bis heute etwas Besonderes ist: „Eines der Highlights war sicher unser allererster Song ‘Coma’. Das war quasi unsere Feuertaufe. Das ist immer noch einer unserer stärksten Songs, sowohl auf CD wie Live.“ Für das Folgealbum „Let’s Communicate“, das 2014 erschienen ist, haben Sonia und Hubert erstmals alle Songs gemeinsam geschrieben und eingespielt. Dazu zogen sie sich für fünf Tage aufs Land in Sonias Elternhaus zurück. Der Sound schließt dabei an den Vorgänger an, auch wenn es etwas trashiger wurde. Die Live-Auftritte werden nun zu dritt bestritten, Sonia ist für die Gitarre und den Gesang zuständig, Sasa Nikolic sitzt an den Drums und Hubert kümmert sich um die Elektronik. Für das Jahr 2015 gab es mit dem Song „A Must-Have“ bereits neues Material, eine Vinyl-EP soll folgen. In dem Song geht es um Schnurrbärte als ultimatives MustHave, das Ganze klingt dann sehr schwelgend-träumerisch und auch ordentlich 80ies-lastig. Für das Songwriting hat sich laut Sonia dabei mittlerweile folgendes Muster eingespielt: „Der kreative Prozess läuft anfangs sehr getrennt ab. Hubert bastelt an den Instrumentals und schickt mir dann die Layouts, um die Vocal-Lines und Lyrics zu schreiben. Danach wird gemeinsam arrangiert und gefeilt.“ Die Grazerin ist neben dieser Zusammenarbeit auch mit Sawoff Shotgun musikalisch aktiv, einer Band, die sie mit ihren beiden Schwestern Susanna Sawoff und Monica Reyes betreibt. Dabei lassen sich für sie die beiden Projekte leicht unter einen Hut bringen: „Das geht ganz easy, wobei der Fokus natürlich schon einmal mehr hier oder dort liegt. Aber die meisten MusikerInnen leben nicht nur von einer Band. Ich bin auch der Typ, der gerne unterschiedliche Sachen macht und mit verschiedenen Menschen zusammenarbeitet.“ Betrachtet man Hubert Maurachers bisheriges musikalisches Schaffen, vermutet man schon, dass auch ihm Abwechslung sehr wichtig ist. Zu ständiger Weiterentwicklung bekennt er sich auch ganz klar: „Weiterentwicklung ist mir sehr wichtig. Sonst wird
58
PARADOX
mir innerlich fad, und das Leben als solches ist so gut wie nie fad. Da darf ein Album schon mal ganz anders klingen, aber das sind die Mauracher-Hörer eh schon gewöhnt.“ Der gelernte Chefkoch hat für sich aber mittlerweile auch herausgefunden, dass ihm das Musikmachen mehr Spaß macht, wenn er nicht davon leben muss. Das ist in Österreich naturgemäß schwer: „Wenn man von der Musik leben will/muss, wird‘s sehr schwer. Österreich ist ein sehr kleines Land mit sehr vielen wirklich großartigen Bands, die aber alle im selben Teich fischen müssen. Dann kommt noch die internationale Konkurrenz dazu. Dank alternativen Plattformen wie Radio FM4, diversen Privatradios, InternetBlogs und auch Gotv bekommt man aber doch gute Unterstützung.“ Neben der Musik war Hubert Mauracher schon seit einigen Jahren vormittags als Koch tätig. Nun hat er ein eigenes Lokal namens „schönscharf“ in der Wiener Innenstadt eröffnet, wo er hauptsächlich südostasiatische Gerichte zum Mitnehmen kocht. Trotz der beschriebenen Schwierigkeiten fühlen die beiden momentan Aufwind für die österreichische Musiklandschaft, wenn auch eher hinsichtlich der Qualität als im kommerziellen Sinn: „Die letzten zehn Jahre sind unglaublich gute Bands aus den Proberäumen angetanzt. Das tut dem Land richtig gut.“ Man darf also gespannt sein, wie sich Mauracher & Sonia Sawoff von diesem Aufwind in Zukunft inspirieren lassen werden. Aufgrund von Huberts Lokaleröffnung können sie zwar momentan nur kleine Schritte gehen, doch Sonia glaubt an neues Material: „Ich denke, ein Album wird sicher wieder Thema für uns.“
Text Carina Stiegler
MEL VEREZ & GORDOPAC Auf der Suche nach der Wiener Soulszene. Überall
„The
meint Mel und kommt ins schwärmen:
in der Band und die Hobbymusiker
funkiest Sax in Town“ - Alex Borek
wo
Mel
„Ich brauche das Songwriting, wie
suchten eine Sängerin. „Mel war damals
auftauchen ist Beachparty. Ob bei
andere Leute Tagebuch schreiben.
erst 16, aber ihre Präsenz und ihre
der Pressekonferenz, am Hafen Open
Es ist für mich ein Ventil. Irgendetwas
einzigartige Stimme überzeugten uns
Air, bei Radio Orange im Studio, sie
beschäftigt mich im täglichen Leben,
sofort”, erinnert sich Alex heute noch.
verbreiten Funky Vibes. Ihre gute
eine Melodie entsteht in mir und ich
Man hat natürlich immer Zweifel, wenn
Laune ist einfach ansteckend, gepaart
muss die Idee einfach aufschreiben.
sich eine junge Sängerin vorstellt, ob
mit musikalischer Professionalität wird
Dann ist das abgeschlossen und das
das gut geht. Ein Bandgefüge ist ja ein
alles Gordopac. „Das ist ein Kunstname,
Leben geht weiter.“ Es ist schnell klar,
sehr sensibles Soziotop. Musikalisch
den man nicht so schnell vergisst!”
Mel wusste schon früh was sie machen
verstanden sich die beiden aber sofort,
fand das Soul-Pop-Hip-Hop-Duo. Eine
wollte, und wie sie es anpacken muss.
und bald schon erkannten die beiden,
weitergehende Bedeutung hat der
Alex und Mel kennen einander bald 10
dass sie sich als Songwritingteam
Name nicht. Ist auch nicht nötig, man
Jahre. Borek, untertags Zeichenlehrer
gut ergänzen konnten. Mel schreibt
muss die Vision, die hinter Gordopac
an einem Wiener Gymnasium brachte
die Texte und steuert auch die auf
steht
sich als Autodidakt Saxofonspielen bei
einem Midikeyboard vorproduzierten
und spielte in seiner Freizeit bei der
Songideen bei, während Alex Ideen
Band „Vienna Funkattack“. Er hatte
fürs Arrangement und seinen Saxofon-
damals
Lines mitbringt. Aber auch umgekehrt
einfach
auf
Verez
sich
und
einwirken
lassen.... „Ich
habe
angefangen
schon Songs
mit zu
12
Jahren
schreiben“,
die
„Kapellmeisterfunktion“
funktionierte es sehr gut. „Ich hatte eine Idee für eine Bass-Linie und eine Stunde später schickte Mel einen Text für den Song.“ zeigte sich Alex begeistert. Wie es oft in Hobbybands ist, das Leben der Mitmusiker änderte sich und die Prioritäten verschoben sich. Die Band löste sich auf, aber Mel und Alex wollten mehr. „Damals gab es ja in Wien noch einige Soul-Sessions. Wir waren jede Woche im Luftbad oder im Ost-Club und trafen dort Musiker, die uns im ersten Moment unglaublich
beeindruckten.
Rund
um den New Yorker Bassisten Kris Jefferson und dem Soulsänger aus Oklahoma Big John Whitfield spielten auch viele Wiener Musiker, die ein unglaubliches internationales Niveau hatten.“ Aber auch die Musiker zeigten
Foto: Alex Borek
PARADOX
59
Wenn ich da an die Kollegen in London oder in den Vereinigten Staaten denke, die können zwar an jeder Straßenecke spielen, aber etwas verdienen können damit nur sehr wenige“, meint Mel. „Aber unser Akku ist schon sehr im roten Bereich, weil wir wirklich jedes Wochenende,
gerade
im
Sommer,
unterwegs sind.“ Jedes Wochenende ein anderes Event: „Ich bin aber auch mit dem Wiener Gitarristen Thomas Palme als Duo live auf der Bühne. Wir haben gemeinsam einige jazzige Songs geschrieben und Foto: Christian Novak
sich von Mel und Alex beeindruckt,
Startnext.de finanziert und ist bereits
denn bald durften sie die Sessions als
eingespielt. Das Problem ist nun das
Opening-Act eröffnen. Hier trafen sie
richtige Label und einen Vertrieb
die Musiker, die heute bei Gordopac
zu finden. „Wir sind mit mehreren
spielen. Engel Mayr (guitar), Georgie
möglichen Partnern in Verhandlungen,
Gruber (keys), Rue Kostron (bass) und
aber es ist sicher das Problem, dass
Hermann Aigner (drums).
unsere Musik in Österreich nicht auf den Markt trifft, den wir gerne
„Die Musiker bei Gordopac spielen
hätten.“ meint Alex. Die Lokale, die
bei uns nicht, weil bei uns das große
die Soulszene in den letzten Jahren
Geld zu verdienen ist, sondern weil es
beherbergt
ihnen am Herzen liegt, und das macht
Anrainerbeschwerden nicht so wie
uns stolz. Das sind absolute Profis, die
früher weitermachen. Daher ist wieder
ihr Einkommen aus ihren Band- und
ein hochprofessionelles Umfeld für
Studiojobs haben. Auch bei unserem
Musiker weggebrochen. „Wir lassen
neuen Album haben die Musiker für
uns aber nicht unterkriegen.“ sagt
ihre Mitarbeit kein Honorar verlangt.“
Mel. „Wir planen auch für nächstes
sagt Mel. „Gerade wenn wir live
Jahr wieder mit einer Soul-Session
spielen verzichten Mel und ich oft
anzufangen. Wir sind hier auch mit
auf unsere Gage, damit die Musiker
einigen Lokalen in Wien im Gespräch,
wenigstens
damit die Soulmusiker wieder eine
eine
kleine
finanzielle
Anerkennungsgage bekommen.“ fügt
hat,
dürfen
wegen
„Heimat“ haben.“ Mel ist aber nicht nur mit Gordopac unterwegs, sondern verdient ihren Lebensunterhalt
Covers auf die Bühne.“ sagt Mel. Dieses Pensum an Auftritten ist aber nur mit einer fundierten Ausbildung möglich. Mel hat am Vienna Conservatory Jazzgesang studiert und hat drei Jahre lang Privatstunden bei Shelia Michellé genommen. „Bei ihr habe ich sicher am meisten Lernen können. Besonders dankbar bin ich, dass sie mir viel zum
Thema
beigebracht
Bühnenperformance
hat.
Ich
bin
damals
drei Mal in der Woche zu ihr nach Linz
gefahren
und
sie
hat
mich
richtiggehend „geschliffen“. Wir haben da drei bis vier Stunden gearbeitet. Das hat mir aber auch gezeigt, wie fit man sein muss, wenn man regelmäßig auf der Bühne stehen will.“ Dass Mel auf der Bühne nicht nur fad herumsteht, sondern auch ordentlich Gas gibt, davon kann man sich bei jedem Auftritt überzeugen. PARADOX ist jedenfalls schon sehr auf das neue
Alex hinzu.
Mit Crowdfunding zum Tonträger
die bringen wir akustisch mit einigen
als
Vocal
Album und die Soul-Session in Wien gespannt und wird berichten.
Coach
bei Vocasa Music. Mit ihrem CoverDie Finanzierung ist ja oft ein kritischer
Programm aus Jazzstandards ist sie
Punkt, wenn es um musikalische
jedes Wochenende unterwegs und
Projekte geht. Das neue Album, das
kann für Privat- und Firmenevents als
wahrscheinlich doch erst im Frühling
Mel Verez Jazz-Trio gebucht werden.
herauskommen sollte, wurde über
„Ich bin ja froh, dass man in Wien
die
wenigstens als Musiker leben kann.
60
Crowdfundingplattform PARADOX
www.
Text Gregor Sühs
SEISMO Markus Graf wurde 1982 in Graz geboren und spielt seit Kindesalter Klavier. Seine ersten Projekte, HipHop-Beats für diverse Künstler aus der Schweiz, Deutschland und Österreich, wurden mit Releases auf einigen Alben abgerundet. Zum Auflegen ist Markus vor zehn Jahren gekommen und er produziert seit acht Jahren im eigenen Homestudio. Veröffentlicht werden die Tunes auf Tiefparterre.net. SEISMO gibt es in zwei Varianten, zum einen als Solo-DJ im House-, Technound Deephouse Bereich, wo er mit innovativen und druckvollen Sets, in welche er auch selbst produzierte Tracks mit einfließen lässt, besticht – wodurch seine Sets einzigartig werden. Zum anderen existiert SEISMO seit Kurzem auch als Band mit Sängerin Birgit Lubi und Sänger und Gitarristen Lukas Wassermann. Die Single „I Know You“ von der EP „YOU?“ hat bereits die fünfstellige Marke bei YouTube geknackt und im nächsten Jahr wird es eine weitere Zusammenarbeit mit Tiefparterre geben.
der Musikproduktion eingewiesen, weshalb ich mich zunächst auf HipHop fokussierte. Erst später ist die elektronische Musik hinzugekommen, in deren Bereich ich mich heute hauptsächlich bewege. Was hast du mit der Band oder als DJ schon alles releast? Markus: Da ist schon einiges dabei, was ich veröffentlicht habe, so zum Beispiel war meine erste Veröffentlichung das „In da Hut“-Mixtape, was aus einigen Kollaborationen mit Mcees unter anderem mit „Da Heimleita“ besteht. Dann steuerte ich einige Instrumentals für das „YUX!“ Skatevideo (2009)
Text Simon Mucchiut
bei. 2014 habe ich mit Klumzy Tung für sein World Cup Mixtape zusammengearbeitet, einen Remix von Lisa Hannigans „Lille“ produziert und auf Tiefparterre Records die fünf Track starke EP „YOU?“ veröffentlicht. Mit der Singleauskoppelung „I Know You“ waren wir drei Wochen auf Platz eins der Radio Soundportal Charts und landeten damit sogar auf dem sechsten Platz der Soundportal Jahrescharts 2014. Seit wann gibt es SEISMO in dieser Konstellation? Markus: Birgit Lubi und ich musizieren schon seit geraumer Zeit miteinander,
Foto: Markus Graf
Wann hast du mit dem Auflegen begonnen und wie bist du zum Produzieren gekommen? Markus: Seit acht Jahren produziere ich nun in meinem Homestudio. 2005 hab ich mit dem Auflegen begonnen. Reini, „Da Heimleita“, eine Legende der Grazer Hip-Hop Szene, hat mich dann langsam in die Welt PARADOX
61
Foto: Nikolaus Pommer
vorerst jedoch hauptsächlich aus Spaß am Musizieren und noch ohne Gedanken an das Veröffentlichen unserer Lieder. Nach meiner Ausbildung zum Tontechniker in Wien wurde mein Interesse an der Soundbearbeitung und dem professionellen Produzieren geweckt. Seitdem habe ich dann ordentlich in Equipment investiert. Dann kamen langsam die ersten Auftritte bei Hochzeiten und kleinen Festen. Wann kam euer Sänger und Gitarrist Lukas Wassermann dazu? Markus: Lukas lernte ich 2011 kennen. Damals war er noch Teil der Alternative Rock Band „Madmans County“, die bereits durch diverse Bandwettbewerbe und Auftritte in 62
PARADOX
Graz bekannt war. Als sich die Band schließlich auflöste, ergab sich die Möglichkeit, einen ihrer Songs zu remixen. Unser bisher bekanntester Song „I Know You“, der ursprünglich den Titel „Pipes“ trug, ist das Ergebnis unserer ersten Zusammenarbeit. Seitdem ist Lukas fixes Mitglied unserer Truppe. Welchen Stil verfolgt SEISMO? Markus: Unweigerlich vermischen sich unsere unterschiedlichen Musikvorlieben in unseren Liedern, weshalb eine genaue Kategorisierung schwerfällt. Im Grunde prallen Merkmale zum Beispiel aus Jazz, Folk Music, Pop, Techno, House, Trip-Hop und vieler anderer Genres aufeinander. Ein roter Faden lässt sich aber sehr
wohl erkennen, denn wir lieben das Zusammenspiel aus elektronischer und instrumentaler Musik mit Gesang oder zumindest Gesangselementen. Mit welchen Instrumenten arbeitet ihr am liebsten? Markus: Wir sind gerade in der Entstehungsphase unseres ersten großen Livesets und werden es wohl noch in diesem Jahr, so Gott es will, präsentieren dürfen. Es werden Vocoder, Synthesizer, mein E-Piano, Gitarren, Stimmen und eine Melodica zum Einsatz kommen. Wie ist der Remix für „I Know You“ entstanden? Markus: Die Ursprungsversion stammt wie gesagt von der Band „Madmans
County“. Ich war so begeistert von dem Song, dass ich die Jungs sofort angeschrieben habe. Kurz darauf stellten sie mir dankenswerterweise die Tonspuren aus dem Studio bereit. Nach anfänglichen Spielereien mit dem Originalmaterial und der Idee, das Lied selbst bei einem meiner DJ-Gigs spielen zu können, war schnell klar, dass es sich in Geschwindigkeit und Beat eher an Techno orientieren würde. Dieser Linie blieb ich bis zur Fertigstellung treu. Mit dem Ergebnis waren wir alle sehr zufrieden.
auch diesen Track für meine Sets spielbar zu machen. Seitdem spiele ich diesen Track wirklich gerne und das Beste daran ist, dass man ihn gratis auf unserer Soundcloudseite downloaden kann.
Wie oft kommt SEISMO zum Proben zusammen?
Mit wem würdet zusammenarbeiten?
Markus: Wir versuchen uns mindestens einmal pro Woche zu treffen, um miteinander kreativ zu sein, Neues zu probieren – einfach zu jammen. Das ist nicht immer leicht, da Birgit und ich berufstätig sind und Lukas fleißig am Studieren ist.
Markus: Wenn du mich so fragst, dann wäre mein größter Traum, einmal mit Hans Zimmer an einem Soundtrack arbeiten zu dürfen. Von Birgit weiß ich, dass sie für eine Zusammenarbeit mit Roisin Murphy alles tun würde. Lukas und Bon Iver würden zusammen definitiv auch eine Superfigur abgeben. Aber grundsätzlich sind wir offen für jede Zusammenarbeit!
Welche Bedeutung hat Musik für SEISMO? Markus: Wir alle drei lieben es, uns musikalisch auszudrücken. Musik übt auf uns oftmals auch eine therapeutische Wirkung aus, weshalb sie für uns definitiv mehr als nur ein Hobby ist. Wie politisch darf Musik sein? Markus: Wir wählen unsere Themen fernab von Politik. Deswegen sind unsere Tracks frei von politischer Meinung. Wie ist der entstanden?
Remix
zu
„Lille“
Welche Musik hört sich SEISMO im Privatleben an? Markus: Wir hören vieles – Yann Tiersen, Hans Zimmer, Oscar Peterson, Bon Iver, Daughter, Foo Fighters, Roisin Murphy... ihr
gerne
Du hast mir im Vorfeld erzählt, dass bald etwas Neues kommen wird, wann wird es so weit sein? Markus: Trotz unserer knappen Zeit arbeiten wir stetig an neuen Songs. Viele davon sind auch schon fertig oder zumindest sehr fortgeschritten. Ich darf mit Stolz verkünden, dass für 2016 eine weitere Zusammenarbeit mit Tiefparterre bestätigt wurde und wir eine etwas größere Veröffentlichung geplant haben. Bis dahin werden wir einzelne Lieder inklusive Musikvideos veröffentlichen. So stay tuned!
Markus: Beim Zappen blieb ich bei dem Film „Ondine“ von Neil Jordan hängen, während der Song „Lille“ von Lisa Hannigan lief. Er gefiel mir so gut, dass ich ihn mir sofort besorgte. Er lief dann in Dauerschleife. Nach und nach kam mir eine ähnliche Idee wie bei „I Know You“, nämlich
PARADOX
63
LOCATION CHECK: METALSZENE HIGHLIGHTS Metal und Rock Highlights unter der Lupe: Angenehme Größe, passende Lautstärke, gemütliche Leute und gute Getränke – alles Dinge, die bei der Auswahl einer Konzertlocation sowohl für Band als auch Publikum von großer Bedeutung sein können. Wer hat sich bei einem Konzert nicht schon einmal über zu verwinkelte Gänge zu den Toiletten oder schlecht gemischten Sound beschwert? Es ist nicht einfach, den für sich persönlich passenden Veranstaltungsort zu finden, denn das Beurteilen einer Show nehmen all unsere Sinnesorgane ziemlich ernst. Wir wollen etwas Großartiges zu sehen, zu hören, zu riechen, zu schmecken und nicht zuletzt zu fühlen bekommen. Um euch die Wahl der nächsten Location etwas zu erleichtern, stellen wir euch hier drei Augenscheine genauer vor, die vor allem für ihre Metal und Rock Events berühmt sind. 64
PARADOX
((szene)) Wien Ein ganz besonderes Ass im Ärmel, wenn es um die perfekte Mischung aus gemütlich und doch schweißtreibend schlagkräftig geht, hat unsere Bundeshauptstadt Wien. War sie zuerst ein Kino, so ist die ((szene)) Wien seit den 80ern zu einem der Top-Veranstaltungsorte Österreichs herangewachsenen. Das hat die Location nicht nur ihrer idealen Aufgliederung in Gastgarten, Bar und Konzerthalle zu verdanken, sondern vor allem der Szene Wien KulturbetriebsgesmbH mit Geschäftsführer Martin Sobotnik als
Betreiber. „In der Szene ist jede Musikrichtung willkommen. Einen Schwerpunkt auf Rock gibt es im Live-Bereich immer. Das erklärt sich einfach durch die Musikgeschichte seit dem Entstehen der Beatles und der Rolling Stones”, beschreibt Martin Sobotnik den Erfolg der ((szene)) Wien im härteren und akustischen Musiksektor. So gab es heuer neben diversen Metalformationen wie Sonata Arctica und Trivium auch Irish Folk von Fiddler’s Green oder Industrial von den Krupps auf der Bühne zu bewundern. Bei rund 250 Spieltagen im Jahr ist es kein Wunder, dass die ((szene))
Foto: Amanda Peniston-Bird
Foto: Arne Mueseler
Wien eine Vielzahl an internationalen Größen in ihre Räumlichkeiten lockt. Um vor allem auch ein Anlaufpunkt für lokale Newcomer zu sein, findet in den Sommermonaten von Donnerstag bis Samstag zusätzlich das sogenannte „Chill&Grill” bei freiem Eintritt und ausschließlich mit österreichischer Live-Musik im Gastgarten statt. Die Kapazität von ungefähr 200 bis 450 Besuchern wird bei dem einen oder anderen Konzert bis an ihre Grenzen ausgeschöpft. Nichtsdestotrotz ist man an der Bar stets schnell bedient und kann sich im Gastgarten abkühlen. Martin Sobotnik spielte selbst in den frühen Achtzigern mit seiner Rockband in der ((szene)) Wien und weiß die Kleinigkeiten, die die Location zum Erlebnis machen, zu schätzen: „Der mächtige Sound und das sensationelle Licht waren schon immer die Highlights des Venues. Das ist heute noch so. Bands spielen in der Szene einfach immer um einen Zacken besser, als in anderen Clubs.” Im Großen und Ganzen ist zu sagen, dass die ((szene)) Wien ein Highlight für alle ist, die etwas Persönliches und doch Kraftvolles suchen. „Der Sound passt, die Stimmung passt und das Bier ist uns noch nie ausgegangen. Und den schönsten Gastgarten in Simmering haben wir sowieso”, so die Schlussworte des Geschäftsführers.
Szene Wien KulturbetriebsgesmbH Hauffgasse 26 1110 Wien
Foto: Amanda Peniston-Bird
“““HERE YOU CAN WRITE AN IMPORTANT LINE OR SOMETING LOREM TEXT DALT
Foto: Amanda Peniston-Bird
PARADOX
65
Rockhouse Salzburg
Foto: Günter Flöck
Jugendkulturzentrum Explosiv Graz Viel mehr als nur eine x-beliebige Konzertlocation ist das Jugend- und Kulturzentrum Explosiv in Graz. Seit 27 Jahren sorgt der Verein namens Jugend, Kultur und Freizeitzentrum Explosiv für ein abwechslungsreiches Programm. Neben zahlreichen Konzerten werden den Gästen Modenschauen, Lesungen, Kabarett-Abende oder sogar ein Selbstverteidigungskurs geboten. Dennoch ist das Explosiv größtenteils für seine Metal- und PunkVeranstaltungen bekannt. „Wir haben uns eigentlich nie für diese Richtung entschieden. Es gab schon immer sehr viele Metal und Punk Fans im Team. Wir haben eben in Graz eine sehr große Metal Szene”, erzählt Obfrau und Barchefin Ute Koller. Großen Wert legt der Verein auch auf die Unterstützung der lokalen Szene. Dazu gibt es die sogenannte „Open Stage”, bei der sich Bands auf der Bühne ausprobieren und im Freundeskreis ihren Live-Auftritt verbessern können. Das Explosiv öffnet seine Türen aber nicht nur für Bands, sondern lädt von Dienstag bis Donnerstag im Rahmen des „Offenen Betriebs” zum Chillen im rund 160 Personen fassenden Café-Bereich ein. „Künftig werden wir wahrscheinlich auch Brettspielabende anbieten. Wir haben auch eine Leinwand, Konsolen, ein Musik-Bingo, Grillereien im Sommer, Burger- und Pizza-Workshops, ein Pup-Quiz und 66
PARADOX
vieles mehr”, fasst Ute Koller das volle Programm ein wenig zusammen. Angefangen bei den Graffitis an den Außenwänden und den bemalten Toilettentüren, über den gemütlichen Außenbereich mit Gemüsegarten und Pizzaofen, bis hin zu der Bar und der Veranstaltungshalle mit einer Kapazität von rund 400 Personen – es ist für jeden etwas dabei. Kein Wunder, dass auch große Bands wie Blind Guardian, Die Apokalyptischen Reiter oder die Fun-Metaller J.B.O. den Weg ins Explosiv Graz finden. Das Team rund ums Explosiv beschreibt Ute Koller als einen „buntgemischten Haufen, der im positiven Sinne immer ein bisschen den Wahnsinn raushängen lässt. Die gute Laune und das Wohlfühlen aller stehen eben immer im Vordergrund.“ Sei es bei der Bestellung eines Steirer Ciders, beim Konzert selbst oder beim Verköstigen mit den hausgemachten Pizzabroten – die Besucher bekommen diese positive Atmosphäre immer zu spüren. Wer also große Bands bei gemütlicher Kulisse sehen oder die Musik aus dem eigenen Land und der unmittelbaren Umgebung durch Newcomer kennenlernen möchte, der ist im Explosiv sehr gut aufgehoben. „Es ist einfach schön zu sehen, dass es noch Leute gibt, die sich für einen Verein interessieren und Künstler und Musiker kennenlernen wollen, von denen sie noch nie etwas gehört haben. Es ist einfach eine wunderschöne Erfahrung!”
Gute Atmosphäre, Freundlichkeit, besondere Musik, eine Gastronomie mit Flair – einfach gesagt ist das Rockhouse Salzburg das Zentrum der rockigen und alternativen Salzburger Musikszene. War der Metal in den 90ern noch sehr stark vertreten, so dominieren in den alten Gemäuern des Rockhouse heute eher Rock, Indie, Alternative und sogar Hip-Hop. „Wir passen uns der Nachfrage an, wobei die Lust am Experiment bei uns stets groß geschrieben wird”, gibt Geschäftsführer und Gründer Wolfgang Descho einen ersten Einblick in die Vielseitigkeit der interessanten Konzert-Location. Nach einigen Hürden wurde das Rockhouse im Jahr 1993 ins Leben
Jugend- und Kulturzentrum Explosiv Bahnhofgürtel 55a 8020 Graz
Foto: Günter Flöck
gerufen. Die historische Bedeutung des Hauses als Eiskeller aus dem 17. Jahrhundert hat bis heute nicht ihre Wirkung verloren. So fasziniert vor allem die Rockhouse Bar, die auch außerhalb der Konzerttätigkeiten geöffnet ist, mit einem gewissen Flair. Neben der weiter zurückliegenden geschichtlichen Tragweite ist das Rockhouse auch in der aktuellen Zeitgeschichte kein unbekannter Ort. So waren zum Beispiel die Sportfreunde Stiller in ihren Anfängen als Vorband in den Räumlichkeiten zu bewundern und kehrten aus Freundschaft im Jahr 2013 wieder in den Saal mit einer Kapazität von rund 350 Besuchern zurück. Ähnliches erzählt Wolfgang Descho auch von den Beatsteaks und Queens of the StoneAge: „Bei uns sind oft Bands, die später nicht mehr leistbar sind, aber aus Sympathie zu uns zurückkommen.” Aber nicht nur Gastronomie und Konzerttätigkeit verpassen den historischen Räumlichkeiten einen neuen Anstrich. Neben zahlreichen Videodrehs, Fortbildungen, Diskussionen und Partys sind auch die Workshops ein Anlaufpunkt für junges und älteres Publikum. „Angefangen beim Ferienprogramm für Kinder bis hin zu Fachworkshops für zum Beispiel Mundharmonika oder Stimme sind bei uns Anfänger und Profis willkommen”, so Wolfgang Descho. Auch die lokale Musikszene wird gefördert, indem rund sechs Proberäume für junge Bands bereitgestellt werden. Da die Räume jeweils für ein Jahr vergeben werden, haben auch immer wieder neue Bands eine Chance, einen Proberaum zu bekommen. „So haben wir es heuer geschafft, sogar 27 Bands unterzubringen”, freut sich der Geschäftsführer. Diese facettenreiche Location im Herzen Salzburgs ist also keineswegs zu unterschätzen. „Bei uns finden Besucher und Musiker immer ein offenes Ohr und haben die Möglichkeit, etwas zu machen. Dennoch ist es wichtig, dass keine Routine daraus
wird. Wir sind eine stetige kreative Baustelle. Aber wir werden das Rad nicht neu erfinden. Musik bleibt Musik und Live Musik wird man nicht umbringen.”
Text Lisa Schantl
Rockhouse Salzburg Verein Schallmooser Hauptstraße 46 5020 Salzburg
Foto: Rockhouse
PARADOX
67
Foto: Ludwig Seidl
Text Vera Schmidt
LETTERS FOR JONAH EINMAL GANZ ANDERS Jung. Frei. Verheiratet.
Foto: Martina Gensmantel
Eine Wortkombination, die man vermutlich nicht allzu häufig in direkten Zusammenhang bringt. Die Gruppe Letters for Jonah geben ihnen eine ganz neue Bedeutung und einen neuen Kontext. Letters for Jonah ist ein aufstrebendes, verheiratetes Duo, das sich aus René und Sabrina Podesser zusammensetzt. Sie sind gerade dabei in der deutschsprachigen Musikwelt Fuß zu fassen und veröffentlichten vor kurzem ihr erstes Video “Erster Gedanke”. Der Name René Podesser mag dem einen oder anderem wahrscheinlich ein Begriff sein, da er Frontmann, Gitarrist und Sänger der Gruppe Solarjet ist. Wir haben bei Letters for Jonah ein wenig nachgefragt, 68
PARADOX
vorausgefragt und spannende Informationen erfragt. Mit viel Gefühl, Tiefe, Ehrlichkeit und Humor haben uns René und Sabrina geantwortet und uns ein Interview der ganz anderen Art geboten. Mit tiefsinnigen Hintergründen und Ansichten wollen sie die Welt verändern und Leute berühren. Was habt ihr veröffentlicht?
bis
jetzt
alles
Bisher haben wir eigentlich keine echte Veröffentlichung hinter uns. Wir waren bis jetzt nur live aktiv. „Erster Gedanke“ ist somit unser erstes Baby und der Startschuss für weitere Releases in
naher Zukunft. Wie seid ihr auf den Bandnamen gekommen? Viele kennen vielleicht die Geschichte von Jona in der Bibel. Ein Mann, der genau weiß, was er zu tun hat, der genau weiß, was richtig wäre, aber genau das Gegenteil tut. Ich denke, dieses Phänomen kennen wir alle irgendwie. Viele unserer Lieder erzählen genau davon. Man macht sich auf, man ist entschlossen, scheitert, fällt hin, steht wieder auf und geht weiter. So ist das Leben. Wir überbringen Briefe für die Jonas dieser Welt.
Wie funktioniert bei euch der Songwriting-Prozess?
Was inspiriert euch?
Gute Frage. Meist passiert es einfach. Einer von uns sitzt allein zu Hause, nimmt die Gitarre, Ukulele oder was halt sonst so rumliegt in die Hand und erzählt eine Geschichte dazu, die er oder sie gerade erlebt hat. René fallen die besten Texte unter der Dusche oder beim Zähneputzen ein. Ich (Sabrina) warte meist auf die eine Idee oder Zeile, und sobald mich die Muse küsst, baue ich den Song darum herum. Arrangiert und ausgearbeitet wird das Ganze mit Band dann im Proberaum. Mal entsteht ein Song in ein paar Stunden, mal zieht sich der Prozess über Monate hinweg.
Gott und die Welt, Menschen und Katzen. Pläne für die nähere Zukunft? Jetzt, nach dem Singlerelease, wollen wir natürlich wieder einige Konzerte spielen. Es stehen auch schon ein paar Deutschlandtermine. Die nächste Single kommt im Winter und nebenbei soll auch das erste Album mehr und mehr Form annehmen. An welche Zielgruppe richtet sich eure Musik?
Was hat euch dazu bewegt, Musik zu machen? Wir haben uns ja in einem Musik-Gymnasium kennengelernt und können uns beide an keine Zeit unseres Lebens erinnern, in der Musik keine Rolle gespielt hat. Mein Dad ist selbst Musiker (René) und Sabrina ist auch in einer sehr musikalischen Familie aufgewachsen. Man könnte fast behaupten, dass uns die Musik erst zusammengeführt hat. Da war es nur eine Frage der Zeit, dass wir irgendwann zusammen auf der Bühne stehen werden.
An Jonah und an alle anderen. Es ist für jeden was dabei. Mal ruhig und besinnlich, dann wieder zum Tanzen. Aber das Publikum wird schon eher herausgefordert zuzuhören. Wir sind keine reine Partyband und das Ganze wird ja auch ziemlich unplugged gehalten. Welche Dinge sind euch in eurem privaten Leben ganz wichtig? Authentizität, Freundschaft, Glaube, Awesomeness.
Wieso habt ihr euch genau für diesen Stil von Musik entschieden?
Wie würdet ihr euch als Personen beschreiben?
Es macht einfach Spaß. Unser Set ist ja wirklich sehr vielseitig und ich glaube, da kann man nicht wirklich von einem bestimmten Stil sprechen. „Erster Gedanke“ ist ein typisch leichter Sommersong, getragen von Ukulele, einer eingängigen Melodie und ein paar spannenden Elementen, wie Glockenspiel. Andere Songs sind wieder synth-lastiger und doch sehr nachdenklich. Wir machen das, was passier, und genießen es, dass die Songs zu zweit genauso gut funktionieren, wie mit Band.
René mag Sabrina, Sabrina mag René, alle lieben Chokoflakes. Sabrina, die fantasievolle Realistin, die dickauftragende Minimalistin, und René, der Kaffeeduft-amMorgen-liebende, tighte-Jeans-tragende, nach-Konzertenlang-Duscher. Sabrina mag kurze Fingernägel, barfuß gehen und Fledermäuse. Geile Gitarrensounds und Walt Disney Songs lassen Renés Herz höher schlagen, während Sabrina die ganze Nacht über Haneke-Filme und das Ende von „Tribute von Panem“ nachsinnt.
Was sind denn eure Einflüsse, Lieblingsbands? Auch sehr unterschiedlich. Auf der einen Seite feiern wir Acts wie Cäthe aus Deutschland oder Boy, Feist, Norah Jones und Amy Winehouse. Auf der anderen Seite stehen Bands wie Switchfoot, Kings of Leon, Needtobreathe, Gungor, The 1975 oder Bilderbuch. Jon Foreman ist für uns beide, persönlich wie auch musikalisch, ein großes Vorbild. Was sind die Themen eurer Texte? Wir verarbeiten viel in unseren Texten. Unsere Fragen, unsere Zweifel, soziale und persönliche Probleme und Ungerechtigkeiten. Meist sind die Texte sehr autobiografisch und wir geben so einiges von uns preis. Man findet alles, was auf einen im Leben halt so zukommt. Freude, Trauer, Party, Leid, Liebe, Trennung, Wahrheit, Lüge, et cetera.
PARADOX
69
Foto: Martina Gensmantel
FAREWELL DEAR GHOST Der nächste Frühling kommt bestimmt
Foto: Lena Prehal
Die dunklere, kältere Zeit des Jahres hat uns längst eingeholt. Der Sommer mit seinen Rekordtemperaturen und Festivalhighlights ist bereits eine ferne Erinnerung, und vor uns liegt noch ein langer, langer Winter. Wie schafft man es unter diesen Umständen, sich nicht ganz der Trostlosigkeit der kalten Jahreszeit hinzugeben? Eine richtig gute Möglichkeit wäre es, wieder mal Farewell Dear Ghost aufzulegen. Mit ihrem vor zwei Jahren erschienenen 70
PARADOX
Album „We Colour The Night“ sorgten die vier Grazer in der heimischen Musiklandschaft für ordentliches Aufsehen. Darauf finden sich zehn Indie Rock Songs mit Hang zum Bombast, denen trotz der vorherrschenden Melancholie die Hoffnung nie verloren geht. Ein perfektes Herbstalbum also, das Hoffnung auf den nächsten Frühling weckt. Wir baten Mastermind Philipp Szalay und Bassist Philipp Prückl zum Interview über
Zukunftspläne, chinesische Fans und den Zusammenhang von Songwriting und Lego. Wie würdet ihr eure Musik über das Etikett des Indie Rocks hinaus genauer beschreiben? Philipp Prückl: Die große Geste von Queen im Stadion gepaart mit der intimen Stimme eines Sängers, der sich vor dem Publikum verletzlich macht,
indem er sein Innerstes nach außen kehrt. Philipp Szalay: Ich halte es breit und sage, es ist melancholischer Indie Rock mit Stadiongeste. Euer Name „Farewell Dear Ghost“ ist einem Song von Monta entnommen. Wie kam es dazu? Philipp Szalay: Ich habe Monta irgendwann mal zufällig entdeckt und bin ziemlich auf sein erstes Album „Where Circles Begin“ abgestürzt. Der Song „Farewell Dear Ghost“ ist dann mein Lieblingssong davon geworden. Ich finde die Zerbrechlichkeit des Songs und der Lyrics reflektierte einfach gut das, was ich selbst mit meiner Musik ausdrücken wollte. Außerdem ist es phonetisch ein sehr schöner Name. In eurem Debütalbum „We Colour The Night“ schwingt immer ein gewisser Unterton der Hoffnung mit. Gilt euch das Prinzip Hoffnung als Grundeinstellung? Philipp Prückl: Hoffnung und das Credo, niemals aufzugeben und stets weiterzugehen haben uns dorthin gebracht, wo wir jetzt sind und werden uns noch viel weiterbringen. Philipp Szalay: In gewisser Weise schon, ja. Ich finde, es ist beruhigend, daran zu glauben, dass Geschichten, egal wie dunkel es manchmal ausschaut, am Ende gut ausgehen
werden. Wie gut eignet sich Graz als Ausgangspunkt für eine Bandkarriere? Philipp Prückl: Graz hat den großen Vorteil, sehr überschaubar zu sein. Die Szene, die es durchaus gibt, ist relativ klein. Die Bands treiben sich gegenseitig an und beflügeln einander, wodurch ein guter Drive entstanden ist. Mir kommt auch vor, in Graz bist du einfach weniger abgelenkt als in Wien und es lässt sich fokussierter arbeiten. Wie läuft das Songwriting bei euch grundsätzlich ab? Philipp Szalay: Ich komme meist mit Grundskizzen oder auch fast fertigen Demos an, die dann gemeinsam als Band weiterentwickelt werden. Das ist dann ein Mix aus klassischem Jammen im Proberaum und daheim im Schlafzimmer am Computer produzieren. Ich vergleiche es immer gerne mit Lego bauen: Man schaut welche Teile zusammenpassen, baut wieder auseinander, wenn es nicht passt, und am Ende schaut dann doch immer was Gutes dabei raus. Auf Facebook erblickt man erste Fotos von euch im
PARADOX 71 Prehal Foto: Lena
Foto: Lena Prehal
Studio. Wann ist mit dem nächsten Album konkret zu rechnen und was wird uns erwarten? Philipp Prückl: Momentan arbeiten wir an einer EP mit vier Songs, die im Frühjahr 2016 erscheint. Erwarten darf man einiges, immerhin sind seit dem Debütalbum zwei Jahre vergangen. Wir haben in dieser Zeit sehr viel erlebt, viele tausende Kilometer im Tourbus verbracht, das schweißt einfach zusammen. Diese Dynamik und die Energie, die in den letzten zwei Jahren auf Tour entstanden ist, wird man bei den neuen Songs auf jeden Fall hören. Sind die chinesischen KonzertbesucherInnen tatsächlich so euphorisch und verrückt, wie es euer Schlagzeuger Andreas Födinger in seinem Tourtagebuch beschreibt? Und wie äußert sich das genau? Philipp Prückl: Ja, genau wie er es beschrieben hat. Mir ist vorgekommen, die Fans in China lassen sich viel mehr fallen und zucken richtig aus. In Österreich erlebst du das nur um 2 Uhr in der Früh, wenn alle schon angesoffen sind. Die Fans sind auch direkter. In Europa herrscht eine gewisse höfliche Distanz im direkten Kontakt, vor allem in Deutschland war 72
PARADOX
das gut zu beobachten. In China kamen die Fans nach dem Konzert sofort hergestürmt und wollten Bussis und Fotos. Philipp Szalay: Auf jeden Fall. Bei zwei der vier Shows war das Publikum unglaublich euphorisch. Wir sind noch nie so gefeiert worden, und das von Menschen, die noch nie einen Song von uns gehört haben. In dem Club in Shanghai haben zum Beispiel einfach alle vom ersten Song an mitgetanzt. Was sind für euch die Highlights des Tourlebens? Philipp Prückl: Die Backstage-Partys nach einer gelungenen Show. Philipp Szalay: Die Möglichkeit zu haben, mit deinen Freunden in neue Städte zu reisen, um das zu tun, was du am liebsten machst, und wenn du siehst wie Menschen, die deine Musik das erste Mal hören, mit einem Lächeln im Gesicht zu tanzen anfangen. Dann natürlich auch das Feiern. Ihr seid häufig auf Festivals zu Gast, im vergangenen Sommer wart ihr auch am Frequency. Was sind für euch die Vor- und Nachteile von Fesivalgigs? Philipp Prückl: Ein Vorteil ist sicher das viel größere
Publikum, die Stimmung auf einem Festival ist einfach viel ausgelassener. Das ist als Musiker natürlich sehr angenehm. Philipp Szalay: Ein Nachteil ist eventuell, dass du eine Band von vielen bist und leicht im Überangebot untergehen kannst. Ich hab mir zum Beispiel nach unserer Show am Frequency am Abend Major Lazer angeschaut und war dermaßen überwältigt vom Bombast der Show. Da kannst du als kleine Band wirklich nicht mithalten. Welche Zukunftspläne verfolgt ihr als Band kurz- und langfristig?
der EP und dann das zweite Album. Auf lange Sicht wollen wir international touren und einfach weiter gute Songs schreiben. Die vier weitgereisten Musiker wollen also auch in Zukunft von Graz aus in die Welt touren, wobei Ziele wie die USA, Südamerika oder Island ganz oben auf ihrer Wunschliste stehen. Dabei werden sie auch neue Songs im Gepäck haben. Nach dem vielgelobten ersten Album stellt sich da naturgemäß ein wenig Druck ein, doch Farewell Dear Ghost sind optimistisch, das alte Material nochmals toppen zu können.
Philipp Szalay: Das kurzfristige Ziel ist die Fertigstellung
Text Carina Stiegler
Foto: Lena Prehal
PARADOX
73
WIE GRÜNDE ICH EINE BAND? Für viele von euch ist Musik nicht nur ein „passives“ Hobby, sondern wird auch aktiv durch das Spielen eines Instrumentes ausgelebt. Falls es euch, so wie auch mich vor vielen Jahren, auf die Bühne zieht, gibt es jedoch einiges zu beachten! Eine Bandgründung kann mit vielen rechtlichen, finanziellen und logistischen Herausforderungen verknüpft sein und will gut durchdacht sein. Damit ihr nicht alleine dasteht, finden sich hier Erläuterungen zu den wichtigsten Fragen.
74
PARADOX
Wie finde ich andere Musiker? In Zeiten von Social Media und Smartphones ist das sehr viel einfacher geworden, als es noch vor einer Dekade war. Über Facebook, Musikerforen und ähnliche Plattformen lassen sich innerhalb kürzester Zeit neue Menschen kennenlernen und man kann auch gezielt nach interessierten Kollegen suchen. Zusätzlich empfiehlt sich der Besuch des nächstgelegen Musikladens oder das Studium der lokalen Zeitungen,
da hier oft Inserate von Suchenden aufgegeben werden.
Wie komme ich zu Instrumenten und Equipment? Auch diese Probleme sind dank Internet nicht mehr so schwierig lösbar wie früher. Große Onlinehändler bieten Instrumente zu Discount-Preisen an, und wem das zu teuer ist, findet sein Traum-Equipment mit etwas Suchen auf diversen Flohmarktseiten.
Text Gerald Rendl Für Neulinge empfiehlt es sich, einen erfahrenen Musiker mitzunehmen, um das Equipment zu beurteilen oder zumindest Testberichte aus mehreren Quellen zu lesen.
Wie finden wir einen Proberaum? Viele junge Bands scheitern lange an der Suche nach einem Proberaum. Wer nicht selbst Privaträume zur Verfügung hat, hat aber einige Optionen. In Städten gibt es teils Privatvermieter, die Keller und ähnliche Räumlichkeiten (oft auch stundenweise) vermieten. Außerdem kann es sich lohnen andere Bands anzusprechen, um eine Proberaumgemeinschaft zu organisieren. Manche Gemeinden und Städte bieten übrigens auch
Jugendräume an, die man auf Nachfrage eventuell als Proberaum nutzen kann.
übrigens ab dem Augenblick ihrer Entstehung geschützt, ganz ohne jegliche Anmeldung.
Was gibt es rechtlich zu beachten?
Alle rechtlichen Probleme, Schlupfwinkel und Fallen aufzuzählen würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Damit ihr aber trotzdem bestens mit Infos, Tipps und Hinweisen für Newcomer-Bands versorgt werdet, gibt es demnächst auf music-news.at eine regelmäßige Beitragsserie, die sich genau mit diesen und weiteren Themen beschäftigen wird.
Ihr habt Equipment, Bandkollegen und einen Proberaum und seid bereit loszulegen. Normalerweise steht zu Beginn der Karriere die Namensfindung. Um spätere Probleme zu vermeiden, sollte man bei der Kreation des Namens nicht nur auf den Coolheitsgrad Wert legen, sondern auch darauf, ob der Name bereits verwendet wird. Selbst bekannte Bands wie Linkin Park mussten am Anfang ihrer Karriere aufgrund von Urheberstreitigkeiten ihren Namen ändern. Eigenkompositionen sind
PARADOX
75
Text Lisa Schantl
SYMPHONIC METAL IN ÖSTERREICH Österreich und der Symphonic Metal
Foto: Emilie Garcin
Nightwish, Within Temptation, Delain - sie alle sind die internationalen Größen und Vorreiter des faszinierenden Symphonic Metals, einer melodiösen und zugleich kraftvollen Verschmelzung von Metal und klassischer Musik. Seit den 90ern zieht dieses besondere Subgenre aber nicht nur die nordischen Länder in seinen Bann, sondern findet auch 76
PARADOX
in Österreich großen Anklang. Bands wie Serenity, Edenbridge oder Visions of Atlantis haben den Symphonic Metal nicht nur in ein heimisches Gut verwandelt, sondern ihn auch mit ihren ganz individuellen Varianten geprägt und erweitert. Einen kleinen Überblick über die österreichischen Schmankerl dieser Disziplin erhält ihr in den folgenden Zeilen.
Von der ersten Minute an dabei – Edenbridge Eine Band, die nur zwei Jahre nach Nightwish das Licht der Welt erblickte, ist Edenbridge. Die fünfköpfige Konstellation mit Frontfrau Sabine Edelsbacher ist von der Female Fronted Symphonic Metal Landschaft Österreichs nicht mehr wegzudenken.
Was mit Einflüssen von Dream Theater und Co. begann, hat sich zu einem eigenständigen Sound entwickelt. „Klassik mit Metal zu verbinden, war schon immer mein Ziel – seit ich Songs schreibe”, erinnert sich Gitarrist, Keyboarder und Gründer der Band, Lanvall. Nach elf veröffentlichten und erfolgreichen Alben darf Edenbridge dieses Ziel wohl auch als erreicht ansehen. Auch wenn nach Auftritten am „Busan Rock2 in Korea, Shows in Moskau und Peking und zahlreichen Europatourneen viele Wünsche der Band bereits erfüllt sind, würde sich Lanvall vor allem über einen Gig am „70.000 Tons of Metal” freuen. Bis es soweit ist, ist zuerst aber ein neues Album in Arbeit, mit dessen Songs es voraussichtlich 2016 ins Studio gehen wird. Derzeit gehen Fans aber auch nicht leer aus, denn es kursiert gerade die erste DVD Reihe von Edenbridge,„A Decade and a half … The history so far”.
Vom Profimusiker bis zum Studenten – Siren’s Cry 1999, ein Jahr nach der Gründung von Edenbridge, produzierten Siren’s Cry, eine fünfköpfige Symphonic und Progressive Metal Band aus Wien, ihr erstes Demo, das allerdings nie released wurde. Nach einer Supportshow für keine geringere als Doro Pesch folgte gleich wieder eine längere Pause und die Band wurde erst 2006 mit der neuen Frontfrau Katie wiederbelebt. Seitdem hat es sich die Band zur Aufgabe gemacht, Geschichten zu erzählen. „Je nachdem, was wir erzählen wollen, bedienen wir uns der entsprechenden musikalischen Gerätschaften. Da wir alle Fans von Filmmusik sind und ich auch ein leidenschaftlicher Gamer bin, war dieses Genre die perfekte Mischung für uns”, erzählt Bassist Phillip R. Porter. Zu den Highlights von Siren’s Cry zählen unter anderem Supportshows für
Rhapsody of Fire oder Gigs gemeinsam mit Azylya, einer female fronted Band aus Brüssel. „Wir waren nach den Gigs immer am Merchstand und haben uns unters Volk gemischt. Ich denke, Musik ist da, um Brücken zu bauen und Leute aus verschiedenen Ländern, Schichten und Berufsfeldern unter einem Banner zu vereinigen”, erläutert Phillip die Philosophie der Band. Daher zeigen sie sich auf der Bühne wie sie sind, ohne Maske und ohne einstudierte Acts ganz anders als eine ebenso 2006 in Graz gegründete Band.
Cinematic Metal – Illuminata Die knapp zehn Jahre alte Band aus Graz setzt bei ihren Shows auf kleine Einlagen mit Tänzerinnen, Kostümen und Requisiten, die dem Publikum ein Erlebnis bieten sollen. „Unsere Musik braucht live einen gewissen Rahmen, um sich entfalten zu können”, erklärt Gitarrist Lukas Knöbl die
PARADOX
77
Foto: Emilie Garcin
Foto: Emilie Garcin
aufwendigen Liveshows. Bei der ganz bestimmten musikalischen Richtung, nämlich Female Fronted Symphonic Metal gepaart mit großspurigem Cinematic Metal, ist der Aufwand auch nachvollziehbar. Mit ihrer ganz besonderen, von Filmen und Büchern inspirierten Klangexplosion dürfen wir uns bestimmt noch auf einige Shows freuen, auch gemeinsam mit österreichischen Größen wie Visions of Atlantis und Serenity.
Gelassen und exakt – Serenity Progressiven Symphonic Metal machen die vier fixen Bandmitglieder der grenzüberschreitenden Band Serenity. Ihren Ursprung hatte die aus Österreich, Italien und Deutschland zusammengewürfelte Band 2001, als Sänger Georg Neuhauser bemerkte, dass sein Nachbar dieselben T-Shirts trug wie er und ihn einfach fragte, ob er 78
PARADOX
nicht Lust hätte, in einer Band Keyboard zu spielen. Nach dem ersten Auftritt als Support von einem ehemaligen Black Sabbath Sänger standen Serenity gleich zu Beginn viele Türen offen – und sie haben diese Chance genutzt. „In Atlanta wurde, als wir schon Backstage waren, noch immer unser Name gerufen“, schwärmt Georg Neuhauser von den beeindruckenden Momenten. Die Songs erzählen ebenfalls Geschichten, jedoch geht es um wahre historische Ereignisse. „Schon vor einigen Jahren haben wir beschlossen, dass wir die Alben immer von geschichtlichen Ereignissen und speziellen Momenten wie Schlachten handeln lassen”, das sei naheliegend gewesen, so Georg Neuhauser, weil er selbst Geschichte und Philosophie studierte. Auch auf dem Anfang 2016 erscheinenden neuen Longplayer darf man sich über Interessantes aus dem Leben Leonardo Da Vincis
freuen. Musikalisch bietet Serenity ein Wechselspiel aus solidem männlichen Gesang und stellenweise weiblichen Gastvocals. Eine Mischung, die Serenity groß gemacht hat und die sie bestimmt noch über etliche Grenzen hinaustragen wird.
Irre Themen und femininer Klang – Everlasting Dawn Eine eher unkonventionelle, aber dem 21. Jahrhundert naheliegende Gründung durchlebten Everlasting Dawn vor rund fünf Jahren. Nachdem Sängerin Lisa und Gitarrist Dave Slut ihre alte Band verließen, fanden sie durch Internetforen die ideale Besetzung für ihr female fronted Symphonic Metal Projekt. „Es gibt für mich nichts Mächtigeres, als harte Gitarren und Drums mit einem bombastischen Orchestersound zu verbinden”, ist Dave Slut begeistert.
Foto: Günter Flöck
Durch ihre Einflüsse aus dem Melodic Death Metal heben sich Everlasting Dawn dennoch von dem klassischen Symphonic Metal Sektor ab. Obwohl die Band derzeit eine kleine Pause eingelegt hat, wollen sie demnächst weitermachen und träumen von einem Festival, bei dem auch kleine Bands ein bisschen wie VIPs behandelt werden. Wie unterschiedlich diese
österreichischen Bands aus den Gefilden des Symphonic Metal auch seien, ohne treue Fans und gut gesonnene Labels wäre keines dieser Projekte auch nur ansatzweise möglich gewesen. Nicht nur Lanvall von Edenbridge macht daher auf den „Teufelskreislauf und Tod der Kreativität” aufmerksam, der droht, wenn Streamingportale jegliche Chance
auf Verdienst vernichten. Österreich hat eine fantastische Bandbreite an musikalischen Highlights anzubieten, die es zu fördern lohnt. Dann geht der Traum vom echten Orchester auf der Symphonic Metal Scheibe vielleicht auch bald für einige mehr in Erfüllung, und die Fans freut es bestimmt auch.
PARADOX
79
15 JAHRE VISIONS OF ATLANTIS Vor rund 15 Jahren beschlossen sie, alles umzuwerfen, etwas Neues auf die Beine zu stellen, sich auf einen Musikstil zu konzentrieren, gezielt an einer Karriere zu arbeiten und natürlich einen Namen zu finden. Heute können Visions of Atlantis all diese Dinge auf ihrer To-DoListe zufrieden abhaken. Sie haben nicht nur einen Namen gefunden, sondern sich im Symphonic Metal Bereich auch einen gemacht. „Wir müssen uns nicht mehr als Support Band durchs Business schlagen oder mit Namen anderer Bands für uns werben”, freut sich Manager, Gründungsmitglied und Drummer Thomas Caser. Welche Hürden die Österreicher zu meistern hatten, woran sie gerne zurückdenken und wo sie ihr Jubiläum gebührend feiern werden, hat uns Thomas Caser verraten.
Visionen – nicht nur von Atlantis Die ersten Schritte im Musikbusiness taten viele Mitglieder der Band schon fünf Jahre vor der Gründung von Visions of Atlantis. Werner Fiedler (Gitarrist), Mike Koren (Bassist), Christian Stani (ehemaliger Sänger) und Thomas Caser waren bereits seit 1995 gemeinsam in einer Band namens Vipera Aspis aktiv. Die Benennung nach der zweitbekanntesten Giftschlange in unseren Breitengraden verwandelte sich aber bald in das Kürzel „VA”. Im 80
PARADOX
Jahr 2000 dann, als die vier Jungs beschlossen, endgültig in die Richtung des Symphonic Metals zu gehen, wollten sie nicht alle Merkmale ihres vorigen Bandprojektes hinter sich lassen und nahmen die beiden Buchstaben kurzerhand mit. Visions of Atlantis, im Kürzel „VoA”, war gegründet. „Der Name sollte etwas Fantastisches und Außergewöhnliches haben und in eine fremde Welt entführen. Er soll schon seine eigene Geschichte erzählen”, beschreibt Thomas Caser die Namensfindung. Dass Vision kein Fremdwort für die Band ist, bringt schon ihr erstes Konzert zum Ausdruck. Ohne große Scheu riefen sie 2002 das Festival „Metal For Tolerance“ ins Leben, bei dem sie zum ersten Mal als Visions of Atlantis zu sehen waren. Headliner bei diesem besonderen Event im steirischen Oberaich waren die österreichischen Symphonic Metaller Edenbridge. Auch die Jahre danach ging es bei den Österreichern nicht weniger aufregend und rasant zu: 2003 spielten sie in Südkorea bei dem „Busan Rock Festival” vor rund 20.000 Fans und feierten kurz darauf ihre ersten Europa- und Nordamerika Tourneen. Seitdem sind sie laufend unterwegs und feierten vor allem 2012 beim Wacken Open Air einen neuen Höhepunkt in ihrer Bandgeschichte.
Fantastische Geschichten Genauso wie der Symphonic Metal der sechsköpfigen Formation entführen auch die Texte in eine fantastisch
Text Lisa Schantl
magische Welt. „Wir versuchen, keine politischen oder gesellschaftskritischen Themen aufzugreifen, sondern einfach fantastische Geschichten zu erzählen”, so Thomas Caser. Weg vom Alltag und hinein in das Spektakel des Lebens Visions of Atlantis präsentieren sich auch von dieser Seite visionär. Für den Songwritingprozess an sich setzen sie aber dennoch auf Altbewährtes. So schreiben von Beginn an Werner Fiedler, Thomas Caser und seit 2013 erneut Chris Kamper (Keyboard) an den Songs und Texten. Für die geplante nächste Veröffentlichung werden aber vermutlich auch die gesanglichen Neuzugänge Siegfried Samer und Clémentine Delauney zur Feder greifen.
Von Nightwish und Co. Es ist beinahe undenkbar, dass das Genre des Symphonic Metal nicht mit der berühmten finnischen Band Nightwish in Verbindung gebracht wird. Meisterhafte orchestrale Setzungen, treibende Drums und großartige gesangliche Leistungen zählen seit jeher zu den Merkmalen dieses ganz besonderen Metal Genres. Auch Visions of Atlantis fanden ihre Inspiration in ihrer eigenen Leidenschaft für diese Art von Musik: „Es ist unschwer zu hören, dass es uns Nightwish von Anfang an angetan hatten. Wir wollten genau diese Musik auch machen - Musik, die wir selbst auch hören würden.” So ist es kein Wunder, dass die Gründungsmitglieder in ihrem
Foto: Günther Flöck
Bandprojekt vollends aufgehen und auch 15 Jahre später noch mit vollem Elan und Spaß dabei sind. Auch wenn Visions of Atlantis nicht versuchen, das Genre des Symphonic und Power Metals neu zu erfinden, ist es ihnen doch wichtig, ihren eigenen Klang zu entwickeln und jedem Song einen speziellen Wiedererkennungswert zu verpassen. „Das ist bei uns einfach elementar”, erklärt Thomas Caser. „Einzigartig ist auch das Wechselspiel zwischen einer männlichen und einer weiblichen Stimme, das wir in jedem Song gleichmäßig zu verpacken versuchen. Ich denke, dass das im Laufe der Jahre auch zu einem Alleinstellungsmerkmal von Visions of Atlantis geworden ist.”
Neu- und Wiederfindungen Die wenigsten Bands überstehen einen langen Zeitraum von 15 Jahren ohne einen Besetzungswechsel, und so definierten sich Visions of Atlantis auch ständig neu durch ihre wechselnden
Mitglieder. Vor allem mit den beiden frischen Vocal Parts möchten sie zurück zu den Anfängen und die klassischen Elemente wieder neu beleben. Somit fanden sie nach ihrem letzten Album „Ethera” in Clémentine Delauney und Siegfried Samer zwei gesangliche Größen, die sich dem Abenteuer stellen möchten. Beide haben bereits Erfahrung im Melodic Metal Bereich. Clémentine Delauney beispielsweise zählte für eine gewisse Zeit zur fixen Besetzung der Band Serenity und Siegfried Samer ist seit 2007 mit seinem eigenen Power Metal Projekt Dragony fest im Musikbusiness verankert. „Für mich war es natürlich eine tolle Gelegenheit und auch eine Herausforderung, da sich der Stil des männlichen Gesangs bei Visions of Atlantis doch sehr von den Stilen meiner bisherigen Bands wie Dragony unterscheidet. Da hab ich natürlich gleich zugesagt”, erzählt Siegfried Samer von der neuen Herausforderung.
Upcoming Auch die nächsten Highlights in der Bandgeschichte von Visions of Atlantis lassen nicht lange auf sich warten. Beim „70.0000 Tons of Metal” und einer Headliner-Show in Mexico City werden die sechs Mitglieder 2016 neue Meilensteine in ihrem Bestehen erreichen.
PARADOX
81
FEMININES BALKANQUINTET
MADAME BAHEUX „Welche Musik soll man auf diesem Planeten denn sonst machen?” Madame Baheux: Balkanquintett, Frauenpower, Worldmusic. Mit diesen Worten wird die mit dem Austrian World Music Award ausgezeichnete Band Madame Baheux gerne bezeichnet. Allerdings greift jeder dieser Begriffe einzeln viel zu kurz für das, was Jelena Popržan, Ljubinka Jokić, Maria Petrova, DeeLinde und Lina Neuner auf die Bühne bringen und auf ihrem ersten Album festgehalten haben. Darauf finden sich Bearbeitungen von südosteuropäischen Folk-Songs, Eigenkompositionen sowie Lieder von Ewan MacColl, Bertolt Brecht und Georg Kreisler. Die Instrumentierung mit Viola, (E-)Gitarre, Cello, Kontrabass und Drums ist bei Konzerten auf verschiedensten Ebenen mitreißend. Madame Baheux live zu erleben heißt, zu genießen, zu lachen, zu tanzen und nachzudenken – am besten auch noch alles gleichzeitig. Dabei sind es immer wieder ernsthafte Themen wie Migration und Integration, die von dem Quintett mit einem humorvollen Zugang aufgegriffen werden. Die Musikerinnen entstammen dabei den unterschiedlichsten Genres, die sie in ihrer Musik zu einer energiegeladenen Einheit zusammenbauen. Da finden sich neben den Einflüssen verschiedener Folkmusiken auch mal rockige Gitarren, durchaus jazzige Passagen oder Anleihen am Wienerlied. Die Wurzeln der Band liegen im Jahr 82
PARADOX
2010, als sich Jelena, die für Gesang und Viola zuständig ist, und Ljubinka, die ebenfalls singt und Gitarre spielt, für dieses Projekt zusammengetan haben. Seither kamen die restlichen Mitglieder nach und nach hinzu. Seit 2014 ist DeeLinde mit an Bord und Madame Baheux hat für sich die perfekte Bandbesetzung gefunden. Wir baten das Quintett zum Interview über das nächste Album, Feminismus und die Wichtigkeit von Humor in ihrem musikalischen Schaffen. Wer oder was hat euren sehr speziellen Stil beeinflusst beziehungsweise beeinflusst ihn immer noch? Die Tatsache, dass jede von uns musikalisch ganz anders sozialisiert wurde. Da treffen klassisch Ausgebildete mit Jazz/Rock/Folk-Interesse auf Jazzer, auf Rocker und „Volksmusiker“ und umgekehrt – und es geht sich wunderbar aus.
gegenüber den „Zuagrasten“ und falschen Deutungen über die österreichische Einwanderungsgesellschaft, die sich als solche noch nicht wahrnehmen will. Der Schmäh mit der Wiener Gastarbeiterin aus Klosterneuburg kommt bei den Leuten besonders gut an – Lina wird nach Konzerten immer wieder darauf angesprochen. Eure Auftritte haben durchaus auch komödiantische Aspekte. Wie wichtig ist euch Humor in eurem musikalischen Schaffen? Die kritischen Inhalte mit einer Dosis Humor zu transportieren, ist eine der schönsten Arten. Es ist die Kunst daran, die Absurdität der Missstände ins Lächerliche zu ziehen. Der Träger dieser Kunst ist nicht nur die witzige Interpretation, sondern vor allem die Sprache der Lieder. Und wenn man Humor nicht zulässt, wird man unfreiwillig komisch.
Gibt es für euch so etwas wie Vorbilder? Jede von uns hat sicher ihre eigenen Vorbilder, und manche decken sich sicher. Für die Band selbst fallen uns jetzt keine konkreten ein. Wir kopieren sicher nicht den Stil von irgendwem. Madame Baheux ist vorbildlos, aber hoffentlich vorbildlich. Was bedeutet euch der Austrian World Music Award, den ihr 2014 gewonnen habt? Hat sich seitdem für euch etwas verändert? Das öffnet sicher Türen. Man erreicht die Wahrnehmungsschwelle vieler Leute überhaupt erst, wenn man eine Auszeichnung bekommt. Für uns persönlich ist das eine sehr schöne Bestätigung unserer bisherigen Arbeit, die uns zusätzlich Energie gibt, weiter zu machen. Gibt es bereits Pläne für euer nächstes Album? Was wird uns erwarten? Das nächste Album wird das erste sein, bei dem alle von Beginn an am Schaffensprozess beteiligt sein werden. Wahrscheinlich wird es mehr Eigenkompositionen geben. Aber auch ein paar Bearbeitungen von Traditionals und aussagekräftige Lieder sind wieder im Entstehen. Als ich euch bei einem Auftritt gesehen habe, hat Jelena hinsichtlich des Austrian World Music Awards gescherzt: „Die Ausländer sind so frech, dass sie euch nicht nur die Jobs, sondern auch schon die Preise wegnehmen.“ Wie reagieren die Leute auf diesen speziellen Humor? Ganz unterschiedlich. Man findet es meistens frech, aber man sagt dazu „gut so!“. Das ist natürlich eine Übertreibung angesichts der vielen Ressentiments
Was war für euch das Highlight eures bisherigen gemeinsamen musikalischen Schaffens? Das Zusammenwachsen – zu merken, wie man mit der Zeit immer besser eingespielt ist. Man kann nie voraussagen wann, aber immer wieder entsteht bei einem Konzert plötzlich eine besonders gute Resonanz zwischen den Musikerinnen. Welche kurz- und langfristigen Pläne habt ihr als Band? Neue CD und die Welteroberung. Fast alle von euch haben ihre Wurzeln in Südosteuropa, was auch in eurer Musik deutlich zum Ausdruck kommt. Seid ihr hinsichtlich eurer Herkunft schon mit negativen Reaktionen konfrontiert worden? Im Gegenteil. Es zeigt sich immer wieder, wie viele Leute aus dem Publikum selbst Migrationshintergrund haben. Und erst recht das Personal bei vielen Veranstaltungen… Aber vielleicht sollten wir auch bissl mehr jodeln und einmal etwas „Österreichisches“ spielen – das eröffnet sicher eine fesche Diskussion darüber, welche Musik in diese Kategorie überhaupt passt. Ihr werdet gerne mit Worten wie „Frauenpower“, „Frauencombo“ und ähnlichem in Verbindung gebracht. Seht ihr euch selbst als Feministinnen? Wenn du als Frau nicht die gängigen Bühnenrollen einnimmst, musst du sowieso immer erst erklären, was du tust. Du kannst auch mit lauter Jungs spielen - dann erklärst du eben, dass du nicht wegen der Quote dabei bist und auch nicht zur Deko gehörst. Wir spielen nun in dieser
PARADOX
83
Formation, und das sind ja bitte sehr nicht irgendwelche Frauen, sondern Expertinnen in ihrem jeweiligen Gebiet. Noch immer stehen übrigens 95 Prozent Männer auf der Bühne, und keiner nennt die dann „MännerCombo“. Solange es solche Schieflagen gibt, soll man uns ruhig Feministinnen nennen.
nächsten Album mit einem der energiegeladenen und humorvollen Live-Auftritte überbrücken.
Wie leicht beziehungsweise schwer hat man es in Österreich, wenn man World Music macht? Im Vergleich mit anderen Genres scheint es um Infrastruktur und Publikum recht gut zu stehen. World Music wird jetzt schon so lange totgesagt und lebt dabei so gut weiter… Welche Musik soll man auf diesem Planeten denn sonst machen? Madame Baheux hat also in Zukunft mit neuem Album und Welteroberung eine ganze Menge vor. Dringende Empfehlung: Die Wartezeit bis zum 84
PARADOX
Text Carina Stiegler Fotos Igor Ripak
SolidTube Von der Beiselrockband zur Großen Chance und zurück.
Text Gregor Sühs Fotos Kitball Records
Foto: Andreas Müller
Sie haben einiges im Laufe ihrer Bandgeschichte erlebt und es gibt sie noch immer. Viele Bands zerbrechen auf dem Weg, diese Band nicht. Sie haben beständig an ihrer Entwicklung gearbeitet und haben sich nicht unterkriegen lassen. In den letzten Jahren gibt es ja für junge Bands verschiedenste Formate und innovative Konzepte,
die den Nachwuchs fördern sollen. Castingshows und Crowdfunding sind da nur zwei Schlagworte. Wir haben Solidtube zum Interview gebeten, da es sie schon so lange gibt, dass sie diese Konzepte in der eigenen Bandgeschichte alle ausprobieren konnten und trotzdem noch immer bestehen. Solidtube sind seit über einem Jahrzehnt eine Fixgröße der österreichischen Musikszene,
spätestens seit der Teilnahme bei „Die Große Chance“ sind sie einem breiten Publikum bekannt. Mandana, die Stimme der Band und ihre Musikerkollegen Michael Pobisch (Guitar, Vocals) und Gerry Krautinger (Blues-Harp) spielen als Beiselrockband über 50 Konzerte im Jahr. Dies machen sie meist mit ihrem Cover-Programm, in das sie auch manche eigene Songs einstreuen. PARADOX
85
Foto: Andreas Müller
Wie zwei heimische Musiker die internationale Szene erobern. Gretchenfrage: Wie finanziert man die Albumproduktion? 2008 schafften sie es als erste österreichische Band über die Plattform SellaBand 50.000 US-Dollar von ihren Fans, sogenannten Believern, zu sammeln. So entstand das Album „The running Time“. 2012 nahm die Band an der vom ORF produzierten Fernsehsendung “Die große Chance“ teil, bei der sie es ins Finale unter die besten Drei schaffte. Dadurch wurden sie auch jenseits der Gemeinde der Coverbands bekannt. Sony legte daraufhin ihr Album von 2008 neu auf. 2014 veröffentlichten sie ihr zweites Album „...Searching“. Diesen Sommer haben sie an zwei Festivals teilgenommen, wodurch sich die Möglichkeit ergab sie am Rande dieser Events vor das Mikro zu bekommen.
86
PARADOX
Wie war euer Festival-Sommer? Was habt ihr erlebt? Es war ein toller Sommer. Wir haben neben vielen feinen kleineren Konzerten auch zwei große Bühnen gerockt, zum einen beim Hafenopenair und zum anderen, das absolute Saisonhighlight, beim Purkersdorfer Openair Sommer als Vorgruppe von Umberto Tozzi. Was ist als Nächstes geplant? Konzerttechnisch gibt es noch keine konkreten Pläne, aber eventuell geht es wieder ins Studio. Dieses mal wird sich aber sicher nur eine Single ausgehen. Was habt ihr euch von „Der Großen Chance“ erwartet? Wie waren eure Erfahrungen?
Wir hatten keine hohen Erwartungen an den ORF. Tatsächlich konnten wir aber auf diesem Wege viele Menschen erreichen. Wir sind sicher bekannter geworden. Außerdem konnten wir viele interessante Leute kennenlernen, zum Beispiel Ivory Parker, den Titelhelden eurer ersten PARADOX Ausgabe, den Beatboxer der Uptown Monotones. Wir haben bei dieser Show sehr viele Erfahrungen gesammelt. Songs schreiben sich nicht von alleine. Wie läuft es bei euch mit dem Songwriting ab? Mandana: Die Songs schreibe ich und unser Michi Pobisch. Jeder von uns beiden hat da so seine Ideen. Wir haben neben den bereits produzierten noch einige Schätze im Repertoire. Leider ist die Produktion eines Albums mit sehr hohen Kosten verbunden, darum
werden wir uns auf die Veröffentlichung von Singles konzentrieren. Wie steht ihr zu politischen Songs, beziehungsweise zu Sozialkritik in euren Songs? Musikalisch sind wir politisch neutral. Da Musik einfach ein verbindendes Medium ist, ist das Musikmachen selbst ja ein politisches Statement. Wir stehen absolut zu Menschlichkeit, Toleranz und Gemeinsamkeit. Wie schaut der Alltag in der Band aus? Wie sind die Proben strukturiert? Da wir hauptsächlich in der Lightversion von SolidTube als Trio unterwegs sind, bedarf es da nicht vieler Proben. Das Bandprojekt mit voller Rockband ist da schon wesentlich zeitintensiver vor Auftritten. Es bedarf da vor allem der Koordination und Organisation. Aber Spaß ist immer dabei. Bei einer Band fällt auch viel Administratives an.
Finanzierung der eigenen Songs bei? Mandana: Wir verdienen unser täglich Brot hauptsächlich als Trio-Coverband. Es ist leichter zu Dritt unterzukommen. Für neue Produktionen bleibt da eher wenig über. Das kostet extra. Bei Auftritten mit der vollen Bandbesetzung, da sind wir mit Schlagzeuger, Bassisten und zweitem E-Gitarristen unterwegs, sind wir natürlich sehr abhängig vom Veranstalter und den Gegebenheiten vor Ort. Natürlich sollen auch alle Musiker dabei etwas verdienen. Welche musikalische habt ihr genossen?
Weg Talente zu fördern. Wir spielen in der großen Besetzung selbst mit Musikstudenten, und es ist unglaublich mit welcher Disziplin und Leichtigkeit die an gewisse Dinge herangehen. Was sind eure nächsten Ziele mit Solidtube? Mandana: Wir hoffen nächstes Jahr auf diversen Festivals unterzukommen und auch der Gang ins Studio ist mir ein Herzensanliegen. Wir bleiben auf jeden Fall dran.
Ausbildung
Wir drei sind alle Autodidakten. Was haltet ihr von Musikschulen, der Musikuniversität und PopAkademien? Musikalische Ausbildungen sind nicht wegzudenken. Es ist der beste
Wer kümmert sich bei euch um Booking und Management von Solidtube? Woher bekommt ihr die Grafikvorlagen für eure CDs und Flyer und Plakate? Das Booking läuft hauptsächlich über uns. Ebenso gestalten wir die Homepage selbst. Das übernimmt beides Michael Pobisch. Die Grafik für zum Beispiel unser letztes CDCover und die Plakate kommen von unserem Mundharmonikaspieler, Gerry Krautinger. Gerry: Ich habe auch angefangen für andere Bands und Events Grafiken für Flyer und Covers zu kreieren. Dafür habe ich Krautingers Kreativsalon gegründet. Ich beschäftige mich im Zuge dessen auch mit Videoschnitt und -produktion. Ihr seid auch als unterwegs. Trägt
Coverband das zur
PARADOX
87
Text Claudia Niedermeier
KANN
MUSIK
? n e h c a m h c i l glück
Noch drei Kilometer. Doch Jan kommt die Strecke viel länger vor. Wochenlang hat er für den Marathon trainiert und will heute sein Bestes geben. Aber seine Muskeln schmerzen, Schweiß rinnt seinen Rücken hinab. Jan versucht sich selbst anzuspornen, aber seine Kräfte sind erschöpft. Er möchte aufgeben. Gerade als er im Tempo nachlässt und die Laufstrecke verlassen will, spielt sein MP3-Player
88
PARADOX
den nächsten Track: Reason I Came von Olympique Jan erinnert sich, wie er zu dem Song trainiert hat. Wie oft er ihn im Fitnessstudio oder bei den täglichen Läufen durch den Wald gehört hat. Er merkt, wie die verloren geglaubte Motivation zurückkehrt. Er sammelt noch einmal all seine Kräfte und läuft wieder los. Diesmal ohne Unterbrechung, ohne Zweifel an dem eigenen Durchhaltevermögen. Jan
schafft es schließlich bis ins Ziel, und das mit einer persönlichen Bestzeit. War es tatsächlich die Musik, die Jan zu neuem Mut verholfen hat? Wie lassen sich bestimmte Empfindungen erklären, die wir beim Musikhören durchleben? Kann Musik zum Beispiel bei Liebeskummer aufmuntern? Oder bei persönlichen Krisen wieder neuen Lebensmut schenken?
Fragen wir mal die Experten Ob Musik Einfluss auf unser Gefühlsleben hat oder sogar glücklich machen kann, ist nicht nur für Musikhörer eine spannende Frage. Auch die Wissenschaft interessiert sich für dieses Thema. Vor allem in den letzten Jahren sind die Forschungsbereiche Psychologie, Medizin und Musikwissenschaft diesen Überlegungen nachgegangen. Und zu verschiedenen Ergebnissen gekommen. Dabei entstand beispielsweise eine Studie, die sich mit dem Belohnungsverhalten beschäftigt hat („Anatomically distinct dopamine release during anticipation and experience of peak emotion to music”). Dabei sollten Teilnehmer ihre Lieblingsmusik hören, während sie in einem Körperscanner (fMRT – funktionelle Magnetresonanztomographie) lagen. Währenddessen wurde der Bereich in ihrem Gehirn untersucht, der für Belohnungsempfinden zuständig ist.
Dieses wird eigentlich nur aktiv, wenn wir diverse Drogen konsumieren (Ectasy, Kokain, et cetera), nach längeren Hungerperioden ein Schnitzel verdrücken dürfen oder sexuell aktiv werden. Die Wissenschaftler wollten also wissen, ob unsere Lieblingsmusik uns genauso glücklich machen kann, wie eine unvergessliche Nacht mit dem oder der Liebsten. Das Ergebnis: Musik schüttet Glückshormone aus. Allerdings nicht in dem Ausmaß, wie es bei den andern genannten Beispielen der Fall ist. Außerdem spielen dabei die eigenen Interessen eine sehr große Rolle. Macht den einen von uns ein Hit von Christina Stürmer unsagbar glücklich, bewirkt er beim anderen überhaupt nichts. Eine andere Studie („The Effect of Music Therapy On Mood States“) hat sich mit der Verbindung von Stimmung und Musik befasst. Dabei sollten die Teilnehmer entweder Musik hören oder selbst zum Instrument greifen. Auch Singen war möglich. Anschließend sollten die Probanden Fragebogen
ausfüllen, mit denen anschließend ihre Stimmung ermittelt werden konnte. Auch bei dieser Untersuchung konnte nachgewiesen werden, dass Musik die Stimmung positiv beeinflusst. Einziger Kritikpunkt an der Studie ist, dass die nachgewiesenen Ergebnisse nicht besonders deutlich waren und eigentlich mehr Forschungen notwendig sind. Diese beiden Studien sind nur ein Bruchteil der vorhandenen Untersuchungen. Es gibt noch jede Menge mehr Fragen, Teilnehmer und Antworten. Leider kommen mit jeder Untersuchung auch weitere Fragen auf, sodass bis heute kein eindeutiges Ergebnis feststeht. Beinahe alle Studien sprechen der Musik dabei stimmungssteigernde Wirkung zu. Allerdings muss immer beachtet werden, dass Musik subjektiv wahrgenommen wird. Nur wenn wir die Musik selbst toll finden, hat sie einen positiven Effekt auf uns. Wer Klassik hasst, wird von Mozart weder glücklich noch zufrieden werden. PARADOX
89
Wut und Ärger sind hier viel wahrscheinlicher. Genauso wenig sollte man einem eingefleischten Beethoven-Fan das neuste Album von Rammstein vorspielen, um ihn in Ekstase zu versetzen.
Noch anders nutzbar? Wie lassen sich die gewonnenen Erkenntnisse nun nutzen? Natürlich profitiert die Werbeindustrie enorm von solchen Studien. In Kaufhäusern erklingt die Musik, die zufrieden stimmt und den Geldbeutel lockert. Auch bei Werbespots sorgt Musik für die passende Stimmung. Verschiedene Studien ermitteln beispielweise den typischen Milchtrinker, der unglaublich gerne Austropop hört. Nun könnte Milchwerbung zum Beispiel mit Musik von Wanda untermalt werden. Der Zuschauer verbindet die Milchmarke dann mit der Musik von Wanda und findet die Milch noch leckerer. Als Folge wird er sie anderen Marken bevorzugen und lieber in den Einkaufswagen legen. Theoretisch geht das mit allen Produkten und jedem Musikgenre. Neben Musikeinsatz in der Werbung ist auch der Film erwähnenswert. Wenn wir wissen, welche Musik uns wie berührt, kann sie bestimmte Inhalte viel besser untermalen. Musik, die uns zu Tränen rührt, sorgt im Kino zum Zücken der Taschentücher, wenn der Held stirbt. Motivierende Musik findet Anwendung bei epischen Schlachten, in denen der Zuschauer selbst Mut schöpfen soll. Schließlich soll er sich mit dem Protagonisten identifizieren. Das klingt jetzt nach Manipulation, aber wenn du deine Umwelt aufmerksam wahrnimmst, kannst du selbst bestimmen, was wie auf dich wirkt. Lass dir auf keinen Fall von jemandem einreden, dass es einen Supersong gibt, der jeden glücklich macht. Du selbst weißt, welche Musik du gerne hörst. Nur dieser wird auch deine Stimmung positiv beeinflussen und zu guter Laune führen.
90
PARADOX
WWW.HIPHOP-NEWS.AT
Foto: Daniel Gärtner
CARIBA FEIERABEND Feierabend für den Grazer Hip-Hop Udo Reisner alias Cariba Feierabend ist seit mehr als zehn Jahren in der Grazer Rapszene vertreten. Sowohl als BackupRapper als auch als Frontmann sorgte er bereits an zahlreichen Abenden für gehörige Stimmung in der Hip-HopSzene der steirischen Hauptstadt. Wir haben Cariba zum Interview gebeten und mit ihm über seinen Style, sein neues Album und die Probleme der steirischen Szene gesprochen. Du gehörst bereits seit vielen Jahren zu den fixen Bestandteilen der Grazer Rap-Szene, erzähl unseren Lesern bitte von deinen Anfängen. Also ich kam erst mit circa 18 Jahren in Berührung mit Rapmusik, bei einem Festival in Wiesen. Davor konnte ich überhaupt nichts mit dieser Musik anfangen und hörte eher Sachen aus dem Alternative- und Rock-Bereich. Allerdings war ich von der Performance der Künstler damals derart beeindruckt, dass ich schön langsam anfing, mich in die Materie Hip-Hop einzuleben und bald darauf meine ersten eigenen Texte zu schreiben.
Wie würdest du deinen Stil zu rappen selbst beschreiben? In wie weit lebst du auch den Hip-Hop-Lifestyle? Mein Stil wechselt je nach Stimmung. Ich versuche facettenreich zu sein und alle Geschmacksrichtungen dieser Musik so gut wie möglich abzudecken, wobei ich selbst eher meine humorvolle Seite und den sogenannten “Punchline Rap“ feiere. Ich muss ehrlich sagen, konkret Künstler, die meine Musik beeinflussen, kann ich gar nicht nennen. Ich hör mir allerdings so ziemlich alles, was in Sachen Deutsch- und Amirap auf den Markt kommt, an. Ich finde davon viele Sachen sehr gut und höre das ein oder andere Album dann auch mal eine Zeit länger. Also dieser Hip-Hop-Lifestyle ist ja so eine Sache an sich. Ich war nie ein Fan dieses übertriebenen „Rumgeposes“ à la “Alter, ich bin Rapper – ich mache einen auf hart oder übercool und dergleichen“. Diese Typen sind dann meistens ja genau die, die gar nichts auf dem Kasten haben. Hauptsache große Klappe, den Harten markieren und so weiter, und die Musik rückt in
den meisten Fällen in den Hintergrund beziehungsweise Skills werden komplett vernachlässigt. Ich bin zwar im Herzen Rapper, muss das allerdings nicht bei jeder Gelegenheit präsentieren, geschweige denn mich damit profilieren. Wo und wann schreibst du deine Texte am liebsten? Gibt es einen besonderen Ort an den du dich dafür zurückziehst? Die Idee kommt meistens mit dem Instrumental, das ich von meinem Produzenten Mandrill Beats geschickt bekomme. Der Prozess ist dann eigentlich immer der gleiche: Ich hau den Beat rein, setze mich an meinen Laptop und fange an zu schreiben. Einfach drauf los, je nach Stimmung und Gefühl. So entsteht bei mir ein Song. Du hast vor kurzem das Album B.Z.V.D.M. (Bis zum Verlust der Muttersprache) herausgebracht. Was war dir bei der Arbeit an diesem besonders wichtig? Was erwartet die Fans bei B.Z.V.D.M.? PARADOX
91
Ich wollte einfach einmal ein Soloprojekt releasen und hab dann frei aus dem Bauch heraus angefangen, Songs zu machen und zu recorden. Nachdem in dieser Phase Party machen ein wesentlicher Bestandteil des Entstehungsprozesses war, fiel mir auch auf Anhieb dieser Arbeitstitel ein, der in weiterer Folge auch der endgültige Titel des Albums werden sollte. Bis auf zwei Titel sind es alles Party-Rap-Tracks. Ich wollte einfach mal auf die Kacke hauen. Mein Album ist bei mir persönlich zu haben – jeder, der eines haben will, soll mich einfach auf Facebook anschreiben. Deinem Facebook-Profil war zu entnehmen, dass gerade an einem Video zu „NYC“ gearbeitet wird. Wie läuft die Arbeit daran? Genauer gesagt, wird sogar an zwei Videos gearbeitet und zwar an “NYC” und an “Graz Soprano”. Es läuft soweit sehr gut. Mit den Dreharbeiten sind wir bald fertig. Bei “NYC” ist ein ruhiges dunkleres Video mit vielen Bildern passend zum Track zu erwarten, wobei bei “Graz Soprano” so richtig die Post abgeht mit ordentlich Action und ein paar Überraschungen. Auf deinem Album hast du auch mit verschiedenen anderen Künstlern zusammengearbeitet. Waren Features für dich ein großes Anliegen? Also nachdem ich einige sehr gute Musiker in meinem Freundeskreis habe, war es mir natürlich ein Anliegen, diese auf mein Album zu holen. Sei es in Form von einem Beat oder einem Rap-Gastpart. Bei allen Tracks war es so, dass ich die Songidee hatte und mir dann gedacht habe, der oder der würde da ja gut darauf passen. Dann habe ich denjenigen kontaktiert, und das Ding war wenig später im Kasten. Du als Insider, wie würdest du die steirische beziehungsweise die Grazer Rapszene selbst beurteilen?
92
PARADOX
Von großer Aufbruchstimmung ist von außen nur wenig zu merken oder ist deiner Meinung nach hier gerade etwas Großes am Entstehen? Es gibt in Graz wirklich ein paar ganz starke Rapper, gar keine Frage. Allerdings wird es im Bezug auf Projektentwicklung, -verwirklichung und Vermarktung bei den meisten problematisch. Man muss sich einmal vorstellen, wie viel Arbeit und vor allem Kosten da auf einen zukommen, wenn man alles selbst, ohne Label, in die Hand nimmt, um mit seiner Musik an die Öffentlichkeit zu gehen. Daran scheitern dann die meisten. Und wenn man sich dann auch noch ansieht, wie das Musikbusiness wirklich funktioniert und was einem da speziell in Österreich im besten Falle erwartet, kann ich gut verstehen, dass da dann einige Kollegen den Hut drauf hauen. Mit Rap ist es sowieso extrem schwierig, erfolgreich zu werden. Nichtsdestotrotz hat Graz ein sehr großes Potenzial und natürlich wird bei uns immer weiter gearbeitet. Zum Abschluss, was steht in Zukunft bei dir an? Arbeitest du schon an einem neuen Projekt oder gönnst du dir erst mal eine Pause nach dem jetzigen Album-Release? Nachdem ich ein sehr motivierter Mensch bin, arbeite ich schon an meinem nächsten Projekt. In welcher Form das veröffentlicht wird, kann ich allerdings noch nicht genau sagen. Auf jeden Fall habe ich schon wieder ein paar Songs aufgenommen und werde auch weiterhin viel Zeit im Studio verbringen. Als nächstes kommen jetzt mal die beiden Videos und dann werden wir sehen wie es weitergeht.
Text Bernhard Hof bauer
X ABONNEMENT Spar dir den Gang zur Auslagestelle und den Ärger über vergriffene Hefte. Das ABO machts möglich!
Zwar ist PARADOX an vielen Orten in ganz Österreich gratis erhältlich und früher oder später wird jeder auf ein Exemplar stoßen. Hat man jedoch keine Lust sein Exemplar zu teilen oder will sein noch warmes druckfrisches Heft umgehend nachhause geliefert bekommen, sorgt unser Abo-Service für Abhilfe. Hierfür fallen lediglich die Kosten für Verpackung & Versand an und schon kannst du PARADOX, zwei Ausgaben, in aller Ruhe und ohne Stress genießen. Das Abo verlängert sich jeweils um ein Jahr zu den dann gültigen Konditionen, wenn es nicht sechs Wochen vor Ablauf des Bezugszeitraumes schriftlich gekündigt wird. Die Kündigung muss an den PARADOX-Aboservice geschickt werden.
PARADOX
JAHRESABO Inland für 15 Euro Ausland für 25 Euro
EMPEREOR OF THE MIC
+
THE HUMAN SOUNDMACHINE - IVORY PARKER
FESTIVALGUIDE
Es darf zusätzlich ein beliebiger Beitrag zu Gunsten der österreichischen Musikszene gespendet werden, um junge KünstlerInnen und Bands zu unterstützen.
CANNONBALL RIDE - OLYMPIQUE - JOSHI MIZU - WAELDER - WANDA
JETZT ABSCHLIESSEN AUF: PARADOX-MAGAZIN.COM/ABONNEMENT
WIDERRUFSRECHT Sie haben das Recht, binnen vierzehn Tagen ohne Angabe von Gründen diesen Vertrag zu widerrufen. Die Widerrufsfrist beträgt vierzehn Tage ab dem Tag, an dem Sie oder ein von Ihnen benannter Dritter, der nicht der Beförderer ist, die erste Ware in Besitz genommen haben, beziehungsweise hat. Um Ihr Widerrufsrecht auszuüben, müssen Sie uns mittels einer eindeutigen Erklärung (zum Beispiel ein mit der Post versandter Brief oder Email) über Ihren Entschluss, diesen Vertrag zu widerrufen, informieren. Machen Sie von dieser Möglichkeit Gebrauch, so werden wir Ihnen unverzüglich (zum Beispiel per E-Mail) eine Bestätigung über den Eingang eines solchen Widerrufs übermitteln. Zur Wahrung der Widerrufsfrist reicht es aus, dass Sie die Mitteilung über die Ausübung des Widerrufsrechts vor Ablauf der Widerrufsfrust absenden. PARADOX
93
LAUSCH All we have is glass and blood and bones. Härte bedeutet auch Zerbrechlichkeit – Lauschs neues Album „Glass Bones“ baut auf dem Widerspruch zwischen Starre und Fragilität auf und destilliert die prächtige Rauheit, die auf „Canada is Falling“ so begeistert hat.
Eine gemeinsame Vision, eine Message und 120 Prozent Diese Seiten reichen kaum aus, um alles, was diese Band zu erzählen hat, zusammenzufassen. Denn Lausch – das Alternative Rock Trio bestehend aus Alexander Lausch (Gesang, Gitarre), Arnold Zanon (Bass) und Matthias Ledwinka (Drums) – sind nicht nur erfahrene Musiker, sondern auch interessante Menschen mit einem wirklich beachtlichen künstlerischen Output. Was ist neu oder anders an „Glass Bones“. Da gibt’s einiges: zunächst einmal ist es das erste Album, das Lausch in enger Zusammenarbeit mit ihren Produzenten Jonathan und Georg Gabler (Label Panta R&E) kreiert haben. Diese Kooperation, wie sie mir erzählen – und wie auch deutlich zu spüren ist – ist aus einem engen Vertrauensverhältnis und einer gemeinsamen musikalischen Vision gewachsen und hat sich als außerordentlich produktiv und bereichernd erwiesen. Seit über einem Jahr feilte das Team im Rahmen einer intensiven und ausgedehnten Preproduction an den Songs, von 94
PARADOX
denen jeder einzelne durchdacht und sowohl musikalisch als auch textlich ausgereift und einzigartig ist. Das Ergebnis: ein Album, bei dem „jede Note und jeder Schlag dort sind, wo sie hingehören“. Wie wichtig es ist, dass ein Produktionsteam auf einer Wellenlänge ist, wird in dem Gespräch sehr deutlich. Denn Lausch ist eine Band mit Tiefgang, die Musik nicht nur als Unterhaltung sieht, sondern als Ausdruck genuiner Emotionen – und das ist wohl das „Intimste überhaupt“. Dass das Team rund um Alex Lausch weit mehr verbindet als ein bloßes Arbeitsverhältnis, ist mitunter der Grund, warum die Band und ihre Musik in Zeiten von Musikmassenkonsum so erfrischend authentisch und ‚unverbogen‘ ist. Mit Bones, also Rückgrat, eben. Da wundert es nicht weiter, dass das Crowdfunding, das die Band zur Unterstützung der Produktion – deren Konzept auch den Österreichischen Musikfonds überzeugen konnte – erfolgreich war.
Die Beständigkeit der Erinnerung Wie der Albumtitel „Glass Bones“ bereits vermuten lässt und auch das Albumcover – auf dem ein weißes Keramikherz, eine echte, eigens angefertigte Plastik, zu sehen ist – perfekt zum Ausdruck bringt, gibt es einen thematischen roten Faden in Lauschs neuem Album: „Glass Bones“
Foto: Andreas Jakwerth
Text Eva Triebl
drückt die Zerbrechlichkeit von Härte – die das Leben einem immer mehr abverlangt – und Fragilität aus. Denn genauso wie eine Keramikplastik erst dann brechen kann, wenn sie ausgehärtet ist, bringt Härte auch immer eine größere Zerbrechlichkeit mit sich. „Glass Bones“ könnte, um bei der Metapher zu bleiben, also als ausgereifteres, ‚geschliffeneres‘ Album gesehen werden, das aber gerade auch deshalb persönlicher denn je ist und wirklich unter die Haut geht, weil es genau diese Zerbrechlichkeit ausdrückt. Im Interview wird schnell klar, dass der Tiefgang des Albums ernst gemeint ist und keine Imagepflege: wenn man Alex zuhört, wie er über seine Musik spricht, merkt man, dass das wirklich seine Erfahrungen sind, die da zum Ausdruck gebracht werden. Inspiration für das Hauptthema des Albums holte sich die Band unter anderem von Salvador Dalí, dessen berühmtes Gemälde „Die Beständigkeit der Erinnerung“ gewissermaßen die Lösung für die Härte/Weichheit-Problematik bietet: „time is a fiction“ und durch die Auflösung der Beständigkeit von Erinnerungen in dieser Zeitfiktion kann trotz Abhärtung Zufriedenheit erreicht werden. „Natürlich zucken wir manchmal aus.“ Bei einer Band, die wie Lausch intellektuell anspruchsvoll ist PARADOX
95
und deren (wie sie ihn selbst bezeichnen) „College Rock“ bedeutungsschwer ist, fragt sich das interessierte Fangirl, wie sie sich eine Tour mit Lausch vorstellen kann. Da schmunzeln die Herren: „andächtig.“ Ein gutes Buch oder auch ein paar Mails checken werden da dem Sex, Drugs & Rock’n’Roll-Klischee vorgezogen. Angesichts der vielen erfolgreichen Projekte, die die Bandmitglieder betreiben – alle davon mit 100 Prozent, wie sie betonen – ist das auch wenig verwunderlich. Schließlich hat beispielsweise Schlagzeuger Matthias auch ein Soloprojekt, die Rockband Sergeant Pluck himself, und Alex Lausch ist außer bei Freischwimma auch noch Gitarrist bei Prototyper. Die Band ist auch sehr engagiert in der Kunst-und Kulturszene
96
PARADOX
allgemein. So haben sie unlängst zusammen mit den aufstrebenden Bands Mother’s Cake und MILK+ einen Verein namens „Der Laute Punkt“ gegründet, und einen Beitrag für die ORF 3-Reihe „Artists in Residence“ gestaltet. Diese Mockumentary, die am 8. Oktober ausgestrahlt werden wurde, klingt vielversprechend: der fiktive Charakter Johnny Bulb, gesandt aus den 80ern, reist nach Österreich, um dort das, was er sich unter ‚Rockmusik‘ vorstellt, zu finden – und stoßt auf die drei Bands, die so gar nicht in Johnnys Bild von Rockkultur passen. Humor haben Lausch jedenfalls, und mit etwas Glück lässt sich auch ein Bier mit ihnen trinken – sie sind auf wie hinter der Bühne grandios.
Foto: Andreas Jakwerth
Wenn du das hier liest, poste #PARADOX auf Facebook und gewinne mit etwas Gl端ck eine von zehn PARADOX Tassen.
PARADOX
97
RICO BELAFONTE Eine Soulstimme des österreichischen Hip-Hop, die seinesgleichen sucht. Eine sehr wandlungsfähige Stimme hat dieser Rico Belafonte. Aber wer ist er und was inspiriert ihn genau für seine Songs? Rico ist gebürtiger Wiener, gerade erst Vater geworden, und bekam seine unverkennliche Stimme von seinen Eltern, die beide Sänger waren, in die Wiege gelegt. Seine Songs sind einladend, fesselnd und so individuell, was den Stil angeht, dass sich dafür keine einheitliche Beschreibung finden lässt. Sein Debütalbum erscheint im Jänner kommenden Jahres, man darf also sehr gespannt sein. Du schreibst in deinem Blog, dass du für deine Musik viel aufgegeben hast. Was war die größte Entbehrung für dich? Was hat dir am meisten weh getan? Die größte Entbehrung war, dass ich meine gesamte Freizeit aufgegeben musste, meine damaligen Freunde eingeschlossen. Wenn man an diese Menschen denkt, tut das natürlich auch etwas weh. Ich habe in dieser Zeit das Gefühl für Raum und Zeit verloren, während ich mein eigenes Homestudio eingerichtet habe. All diese Dinge bieten ja genug Stoff für gute Texte. Hat dich das inspiriert? Verarbeitest du diese Verluste auch in deinen Texten? Richtig, nur muss man nicht immer so ins Detail gehen. Geschichten lassen sich so drehen, dass sie am Ende doch eine breite Masse ansprechen. Mein ganzes Leben hat mich inspiriert, natürlich 98
PARADOX
Foto: Manuel Polak
verarbeite ich alles, was man verarbeiten kann mit Musik. Musik muss für einen Produzent und Musiker eine Lebenseinstellung sein. Es kommt mir so vor, als wäre dein Stil nicht eindeutig, beziehungsweise sehr wandlungsfähig auf dem kommenden Album „Jede Richtung”. Probierst du gern neue Dinge aus? Wo holst du dir deine Inspiration, was die Art und Weise zu rappen oder zu singen angeht? Ja, schon richtig erkannt, der Albumtitel beschreibt genau meine Richtung. Ich lege mich nicht auf ein Thema fest, da es so viele gibt. Als Künstler will man so viele Menschen wie möglich erreichen. Das schafft man nicht, wenn man nur in eine Richtung blickt. Die Inspiration hat sich in den letzten Jahren mit meinem Charakter weitergebildet, es ist so wie wenn du in eine dunkle Schatztruhe greifst, und obwohl du nichts erkennen kannst, genau das Richtige für dich rausholst.
Dankeschön, Wie auch in jedem anderen Betrieb gibt es für jede Abteilung einen anderen Meister. Drehbüher schreibe ich noch nicht, dazu müsste ich noch einige Musikvideos mehr drehen und mich dann durch Beobachten selbt weiterbilden, um auch meinen eigenen hohen Ansprüchen gerecht zu werden. Ich arbeite mit vielen verschiedenen Menschen und wenn einer eine gute Story entwickelt, dann überlasse ich auch mal demjenigen das Kommando. Tanzen ist für dich ja auch von sehr großer Bedeutung. Hast du es dir selbst beigebracht, wie das Musizieren oder hast du auch mal einen Tanzkurs besucht? Wie auch für die TonmeisterAusbildung hatten meine Mutter und ich für die Tanzschule kein Geld, Es waren keine leichten Zeiten damals. Alles was ich heute kann, habe ich mir selbst beibringen müssen, und dass
macht mich heute so sicher in allem, was ich tue. Du bist ja kürzlich Vater geworden. Gratulation dazu. Hat dich das verändert? Beeinflusst es zukünftige Werke? Ja richtig, vielen Dank. Ja, ich denke schon, denn seit mein Sohn auf der Welt ist, höre ich den Uhrzeiger lauter. Der Drang ein tolles Vorbild zu sein ist gewaltig, vor allem dann, wenn man selbst keinen Vater hinter sich hatte. Ob es zukünftige Werke positiv beeinflussen wird? Ja, da bin ich mir sicher. Wie schaffst du es Familie und Musik unter einen Hut zu bringen? Ganz ehrlich, ich habe eine wahrlich starke Frau an meiner Seite. Sie gibt mir die Zeit und unterstützt mich, wo sie nur kann.
Was hörst du eigentlich privat für Musik? Gibt es ein Genre, das du bevorzugst? Genau, das, was ich auch produziere, also alles. Nein. Das, was sich besser anfühlt für den Moment, wird bevorzugt. Deine bisherigen Musikvideos wirken sehr professionell und stimmig. Schreibst du für diese auch selbst das Drehbuch oder greift dir da jemand unter die Arme?
“Ganz erlich, ich habe eine wahrlich starke Frau an meiner Seite. Sie gibt mir die Zeit, und unterstützt mich wo sie nur kann.” Foto: Manuel Polak
PARADOX
99
Altstadt Hotel Wien
Deswegen habe ich genug Zeit und Kraft mein Ziel geradeaus weiterzugehen. Meine Pflicht ist es, sie dafür zu entlohnen, wenn ich die Spitze erklommen habe. Parallel zur Musik nütze ich jede freie Zeit mit den beiden. Wann hast du angefangen an deinem Album zu arbeiten? Es sind immerhin 17 Songs, das ist ja ganz schön viel und sicher auch verdammt zeitaufwendig. Nach dem ich den RockTheIsland Contest 2015 gewonnen habe in der Kategorie Hip-Hop, habe ich in drei Monaten ein ganzes Album produziert. Was der Anreiz war, die Nachfrage natürlich. Ich wusste, jetzt wo sie es wollen, muss ich es sofort machen. Wer wartet schon gerne... Du besitzt einen ganz eigenen Stil. Wird dieser von anderen Musikern und Musikerinnen beeinflusst? Ich höre nur auf mein Gefühl. Andere Musiker und -innen haben andere Stile. Jeder sollte seinen eigenen haben, den er beherrscht. Die Erfahrung durch die Jahre in der Szene bilden einen Menschen in jeder Art und Weise. Mit wem würdest du gern einmal auf der Bühne stehen und einen Song, vielleicht auch einen eigenen, performen? Also wenn ich schon auf der Bühne stehe, performe ich meinen Song. Dafür ist die Bühne ja da. Es gibt viele tolle Kollegen mit denen man die Bühne gerne teilen möchte, Doch das muss sich auch entwickeln. Du machst ja alles selbst vom Komponieren bis hin zur Vermarktung - hast du auch Schwächen? Richtig. Soviel wie möglich immer selbst machen ist meine Devise, dann
100
PARADOX
kann auch nur wenig schiefgehen. Ich habe keine Zeit für Schwächen. Das Leben fordert Disziplin. Zu welcher Tageszeit schreibst du am liebsten und was brauchst du dazu? Raum und Zeit verblasst, wenn die Idee erscheint, oder es von mir verlangt wird. Um besser und besser zu werden, musst du immer bereit sein, egal für was. Kannst du dich noch an den ersten Hip-Hop Moment in deinem Leben erinnern? Wie bist du mit Rap in Berührung gekommen? So richtig mit 14 Jahren, da hatte ich meine Hosen fast bei den Oberschenkeln, und die Kappe so, dass ich bloß noch mit einem Auge sehen konnte. Das war damals cool. Tja, das hat sich Gott sei Dank auch wieder normalisiert. Seitdem kann ich Hip-Hop/Rap nicht aus meiner Musik wegdenken. Was hast du für Pläne für das kommende Jahr, abgesehen von deinem Album Release? Meine Pläne beginnen schon ab dem 02. Jänner 2016 mit dem ALBUM Release Konzert im Aera Wien, und hören in Deutschland auf. Es sind auch weitere Musikvideos geplant. Nebenbei wird schon das zweite Album produziert, Interviews und Studiobesuche nicht zu vergessen. Mein Plan für nächstes Jahr ist auf das übernächste vorzubereiten.
Text Julia Nestler Foto: Manuel Polak
PARADOX
101
EXILE ON MAINSTREAM Die Geschichte von Panta R&E Ein unbekannter Musiker meinte vor einigen Jahren: „Die Musik lebt von den Wahnsinnigen, den Wahnsinnigen, die entgegen aller Vernunft all ihr Geld und ihre Zeit für die Musik opfern.“ Man möchte meinen, auch Jonathan Gabler sei einer dieser Wahnsinnigen. Schließlich fasst man auch als Musikliebhaber nicht so einfach den Entschluss, ein professionelles Label aufzubauen, das nationale wie auch internationale Relevanz erreichen soll. Was heute in Form von Panta R&E für Furore in der heimischen Rockszene sorgt, nahm seinen Anfang im Jahr 2012, als Gabler das Bandmanagement von Mother’s Cake übernahm. „Dazu kam es, weil die Jungs bei meinem Vater, Georg Gabler, im Studio waren, um mit ihm ihr Debütalbum „Creation’s Finest” zu produzieren. Sie haben gesucht, ich war verfügbar - so einfach ist es manchmal.“ Gleichzeitig übernahm Gabler „GAB Music“, das Label seines Vaters, das zu dieser Zeit jedoch nur als Grundkonstrukt existierte und inaktiv 102
PARADOX
war. Doch erst als man 2014 Panta R&E als Nischenlabel gründete, fruchtete auch die Arbeit: „Glücklicherweise konnten wir mit unserem Konzept auch einen der weltweit größten Indie-Vertriebe, nämlich Rough Trade Distributions, überzeugen.“ Weiterer wichtiger Partner ist ihr bereits 2009 in Wien gegründetes Studio GAB Music Factory unter der Leitung von Georg Gabler und Oliver Kamaryt, das in den meisten Fällen an der Produktion beteiligt ist. Die GAB Music Factory hält neben dem Studio außerdem Proberäume für Bands parat, die stundenweise vermietet werden. Mittlerweile arbeiten vier Leute bei Panta. Da wären Natascha Veen, die sich um den Verlag und Aufgaben im Bereich Künstlerverträge und Finanzcontrolling kümmert, und Bertram Kolar als Inhouse-Booker. Stephan Reindl kümmert sich um den Bereich der Veranstaltungsorganisation und Buchhaltung. Der vierte im Bunde ist Gabler selbst, der sich neben der Promotion und
Kommunikation um alle anderen Tätigkeiten, die jeden Tag so anfallen, kümmert. Zwar kann Gabler einen alltäglichen Arbeitsablauf bislang noch nicht definieren, doch der Job eines Labelmanagers hört sich vielleicht oft glamouröser an, als er es ist: „Also Whiskey und Zigarren kann ich mir von den Labeleinkünften leider – noch – nicht leisten“, schmunzelt er.
Das Verrückte hegen Der Gedanke, der hinter Panta R&E steckt, ist die Arbeit natürlich dennoch Wert: „Das Label will das abdecken, wofür es bei vielen österreichischen Labels keinen Platz gibt: progressive Gitarrenmusik. Wir versuchen das Verrückte zu hegen und zu pflegen, ja fordern es sogar bis zu einem gewissen Grad ein. Wir finden, dass es an der Zeit ist, den Rock für unsere Generation neu zu definieren.“ Mit eben jenem Hintergedanken hebt sich das junge Wiener Label auch sehr drastisch von den Majors ab, für die Gabler
nur wenig erwärmende Worte übrig hat: „Eigentlich gehen mir die Majors ziemlich weit sonst wo vorbei. Sie sind ein Relikt aus einer Zeit, in der man sogar mit nationalen Acts noch massiv Kohle machen konnte. Ihre Arbeit ist geprägt von unfairen Verträgen und undurchsichtigen Abrechnungen. Durch die fortschreitende Digitalisierung wird ihr Einfluss meiner Meinung nach weiter sinken, weil die Majors zu groß sind, um schnell auf die rapiden Veränderungen des Marktes zu reagieren.“ Das Ergebnis dieser Philosophie lässt sich am besten an den Bands des Labels ablesen, und diese Liste zergeht einem auf der Zunge. Die Speerspitze im Roster sind derzeit unumstößlich Mother’s Cake, die für Gabler auch als Eisbrecher des Labels fungieren, „da hier schon die größten Erfolge verbucht wurden und laufend neue hinzukommen. Bei ihnen geht es derzeit darum, internationale Märkte zu erschließen.“ So erschien das aktuelle Album „Love The Filth“ im Oktober auch in Großbritannien. Doch vielleicht machen erst die anderen Bands Panta R&E zu einem so interessanten Label. Im Oktober erschien „Glass Bones“ von Lausch, bei
dem Gabler als einer der Produzenten agierte. Parasol Caravan, die auf den ganz trockenen Wüstenrock setzen, haben im Herbst mit „Para Solem“ ihr Debüt veröffentlicht. Für zukünftige Releases ist indes bereits gesorgt. Solar Blaze, laut Gabler eine „extrem junge und großartige Jamband“, produzieren ihr Debüt mit dem Frontmann von Milk+. Diese wiederum „produzieren unwiderstehlich guten Space Rock und werden ebenfalls mit ihrer nächsten Scheibe bei uns erscheinen.“ Auch zum Wiener Sextett Palindrome hat Jonathan Gabler Vielversprechendes zu vermelden: „Sie haben ein Genre für sich selbst geschaffen: Ich würde sie unter Avantgarde Progressive Rock einordnen. Ihre LP erscheint Anfang 2016.“ So stellt sich Panta R&E als durch und durch rockorientiertes Label dar, das man auch in Zukunft nicht verwässern will. Für Musik anderer Art hat man jedoch ein Ass im Ärmel: „Für diesen Fall haben wir mit GAB Music ein zweites Label unter demselben Dach. Die perfekte Möglichkeit, mit Künstlern anderer Genres zu arbeiten. Zum Beispiel arbeiten wir mit der großartigen Alternative Pop Band Klay aus Graz zusammen.“
Zurück in die Zukunft Bei einem Label, das „weg vom eingestaubten Lederjackenund Bikerimage, hin zu etwas Modernem“ will stellt sich zwangsläufig die Frage, auf welchen Kanälen man seine Musik vertreibt. Angesprochen auf das Thema Streaming, zeigt sich Gabler zwiegespalten: „Als User darf man natürlich zurecht begeistert sein. Für die Künstler und letztendlich auch für die Labels wird es allerdings nicht unbedingt leichter. Man kann das Streaming aber auch als Chance erkennen, von Usern entdeckt zu werden. Es ist sicherlich ein heißes Eisen. Wir experimentieren selbst ein wenig damit. So haben wir das neue Mother’s Cake Album nicht zum Streaming auf Spotify und Co.
freigegeben. Wir haben dafür einen gratis Stream auf einer BandcampSeite eingerichtet, die komplett in der Kontrolle der Musiker ist und auch transparent abrechnet. Mal schauen, ob ein Unterschied zu spüren ist.“ Doch privat legt Gabler ganz andere Kaufgewohnheiten an den Tag: „Wenn ich Musik kaufe - und sie nicht geschenkt bekomme - dann auf Vinyl“, grinst er. „Am liebsten in geilen Verpackungen und schön schwer, wenn geht mit Download-Code, damit ich mir das auch unterwegs geben kann.“ Die Gegenwart gestaltet sich für Panta R&E, seine Bands und deren Fans also als höchst spannende Epoche in der Geschichte des Labels, die lange in Erinnerung bleiben wird. Stellt sich noch die Frage nach der Zukunft. Wo wird es hingehen für Jonathan Gabler und seine Kollegen? „Wir möchten uns zunächst auf dem deutschsprachigen Markt etablieren und langsam weitere Kreise ziehen. Internationale Bands sind definitiv ein Thema in der Zukunft. Wir möchten außerdem unser Angebot für die Bands stetig festigen und erweitern, wie zum Beispiel mit Booking, Verlag, Veranstaltungen, et cetera.“ So wahnsinnig mag das alles nun nicht mehr klingen, sondern vor allem professionell, zukunftsträchtig und ambitioniert, ein gemäßigter Wahnsinn eben. Die Wurzel allen Wahnsinns liegt in einer Vision oder einem Traum. Und wenn man Jonathan nach seiner Traumband für sein Label fragt? „Persönlich gibt es für mich nur eine Antwort auf diese Frage: Mastodon. Kurz hätte ich auch an Red Fang gedacht, aber Mastodon ist einfach in allen Belangen atemberaubend. Und geile Typen sind das noch dazu.“
Text Georg Zsif kovits PARADOX
103
PASTEIS DE NATA
Nadja Buchmüller und Nina Bacinger
Wir freuen uns wieder die Ehre zu haben für das PARADOX Magazin zu kochen. Und wie schon beim letzten Mal sollte es etwas Ausgefallenes sein. Nur diesmal unter dem Stichwort “weihnachtlich”. Immer nur Weihnachtskekse sind auch fad, also haben wir uns für Pasteis de Nata, DAS portugisische National-Dessert entschieden. Nina hat ja ein halbes Jahr in Portugal studiert und mir schon immer von den herrlichen Pasteis de Nata - kleinen Blätterteigtörtchen gefüllt mit einer Vanille-Creme vorgeschwärmt.
Als ich dann vor zwei Jahren in Lissabon war, musste ich die süßen Dinger dann natürlich unbedingt auch probieren. Und wurde süchtig danach. Für das PARARDOX Magazin wollten wir die kleinen Küchlein mal weihnachtlich pimpen! Bei Nelken und Zimt denkt doch jeder sofort an Weihnachten, also haben wir die Original Rezeptur um diese weihnachtlichen Klassiker ergänzt é Voila:
Zutaten Für 12 Törtchen:
1. Das Muffinblech mit Butter einfetten und in den Kühlschrank stellen. 2. Mit einem Gemüseschäler ein paar Streifen Schale von der Zitrone schaben. 3. Die Vanilleschote halbieren und auskratzen. Auch die Schote selbst aufheben. 4. Die Milch mit der Zitronenschale, den Nelken, der Zimtstange, dem Mark der Vanilleschote und der
1 Packung Blätterteig 3 Eigelb 250 ml Milch 200 g Zucker 35 g Mehl 1 Zitrone 104
PARADOX
1 Zimtstange 15 Nelken 1 Vanilleschote Butter für die Form Muffinblech
Weihnachtliche Pasteis de Nata.
Vanilleschote selbst vorsichtig erhitzen. Soll nur leicht blubbern, nicht richtig kochen. 5. Milch abkühlen lassen, Zitronen, Nelken, Zimt, Vanilleschoten entfernen. 6. Ein Drittel der Milch mit dem Mehl zu einer Paste verrühren. 7. Den Rest der Milch erneut erhitzen. Die Milch-MehlPaste mit Schneebesen unterrühren. 8. In einem Topf 100 ml Wasser und 200 g Zucker zu einem Sirup einkochen lassen. 9. Den Zuckersirup in die immer noch leicht köchelnde Milch rühren. 10. Die Eigelb durch ein Sieb langsam in die Milch-Zucker Mischung rühren. 11. Mit dem Schneebesen kräftig rühren bis eine cremige Masse entsteht. 12. Vom Herd nehmen und mit Klarsichtfolie bedecken, Folie soll wie eine Haut auf der Creme liegen. 13. Aus dem Blätterteig 12 gleich große Stücke schneiden und vorsichtig in die Muffin Mulden drücken, der Rand soll nur leicht überklappen. 14. Die Creme gleichmäßig auf die 12 Schälchen verteilen.
15. Bei 180 Grad 10 Minuten im Ofen backen bis die Törtchen oben leicht braun werden. 16. Herausnehmen, 5 Minuten in der Form abkühlen lassen. 17. Aus der Form heben und gute 10 Minuten weiter auskühlen lassen. 18. Am besten noch lauwarm servieren.
PARADOX
105
Mother’s Cake – Love the Filth
The Trousers – Mother Of Illusion
Ja, Österreich verfügt über Rockmusik von absolut internationaler Qualität. Im Juni 2015 trat die Tiroler Band Mother’s Cake mit der Veröffentlichung ihres zweiten Albums namens „Love the Filth“ dafür den Beweis an. Mit dem Longplayer verwandelten sich Yves Krismer (Vocals, Gitarre), Benedikt Trenkwalder (Bass) und Jan Haußels (Drums) zu der Rockband, an der in Österreich kein Weg vorbeiführt. Ihr sieben Songs starkes Zweitlingswerk vereint rohe Energie mit hoher musikalischer Virtuosität und einer anständigen Portion Verrücktheit. Zumeist werden Mother’s Cake unter dem Progressive Rock-Schirm gestellt. Jedoch präsentiert sich die Musik des alpinen Trios um einiges organischer, psychedelischer und weniger mathematisch, als man es sich von herkömmlichen progressiven Rockbands erwarten würde. Der Funk der frühen Red Hot Chili Peppers und die instrumentale Progression von The Mars Volta sind ständige Begleiter in Mother’s Cake’s Klangkosmos. Klar gemacht werden alle Stärken der Band gleich beim Titeltrack, der nach einem 26 Sekunden andauernden Prelude mit voller Wucht und schreiender Gitarre einsetzt. Wie das gesamte Album ist der Song abwechslungsreich, intensiv und unvorhersehbar. Durch den hohen Variantenreichtum und die unzähligen Ideen, die die Band wie selbstverständlich aus dem Ärmel schüttelt, gleicht kein Song auf „Love the Filth“ dem anderen. Das große Kunststück dabei ist, dass das Album trotzdem gesamt als Einheit funktioniert. Das ist natürlich keine leichte Kost, aber welcher Rockfan will das schon?
Nach drei Alben (das bisher aktuellste erschien 2013) und beinahe zehn Jahren Bandgeschichte gibt’s wieder was auf die Ohren. The Trousers zeigen, wie der Hase läuft. Mit 37 Minuten Länge und zehn Songs ist das Album kürzer als ihre bisherigen. Dafür ist das abgelieferte Material umso überzeugender. Sie bleiben ihrem Stil treu und wirken doch so frisch. Eine Weiterentwicklung ist deutlich spürbar. Irgendwo zwischen den Rolling Stones und AC/DC, inklusive einer moderneren Note liegt ihr Sound, der stets zum mitwippen anregt und einen sogar zum Tanzen bringt. Jeder Song könnte ein Hit sein. Ich fühle mich zurückversetzt in eine Zeit, in der ich noch lange nicht geboren war. Einen Mix zwischen 70er vintage Rock’n’Roll und modernem Garage Rock wollen die Jungs aus dem schönen Budapest bieten. Zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und Sänger Zoltan wissen was sie tun. Gleich beim ersten Song „Buckley Funeral Home“ bin ich in eine Art Bann gezogen. Das Riff zu Beginn passt wie die Faust aufs Auge und macht auf Anhieb jede Menge Stimmung. Schlagzeug und Gesang setzen ein und treiben den Song auf die Spitze. Ein packender Refrain folgt. Beim durchhören zeigt sich, dass jeder Song perfekt in das Album passt. Nichts wirkt fehl am Platz oder gar langweilig. Viele coole Riffs, ein solides Schlagzeug, das die Songs antreibt und der wirklich coole, unverwechselbar rockige Gesang. Das Album ist durch und durch stimmig. Als besonderen Anspieltipp kann ich euch „Break Your Mind“ ans Herz legen. Im Prinzip sind es alle Songs wert, gehört zu werden. Das Album ist bereits erhältlich, und wartet nur darauf die Aufmerksamkeit zu bekommen, die es verdient. Text: Andreas Rössl| Label: Soulmachine Records
Text: Alexander Pipam | Label: Panta R&E 106
PARADOX
Salomon’s Wrong Choice -
Dedicated to Love & Thunder
Lausch - Glass Bones
Das Album „Dedicated to Love & Thunder“ der Wiener Alternative-Folk-Rock Band Salomon’s Wrong Choice erschien bereits im Jahr 2013. Im Vergleich zu ihrem Debütalbum, das den Namen der Band trägt, hat das aktuelle Album definitiv an Vielschichtigkeit gewonnen. Der Sound ist etwas rauer und lauter geworden, trotzdem findet man auch zarte Cello-Arrangements, die zum Zurücklehnen und Entspannen einladen. Thematisch geht es in „Dedicated to Love & Thunder“ um die großen Dinge im Leben wie Liebe, Verlust, Versagen und Hoffnung. Das Album vereint Energie in Form von wohl dosierter Aggressivität mit dem nötigen Drama und einer Portion Melancholie, aber dann blinzelt auch doch immer wieder Frohsinn durch. „Immer mit einem Finger am Abzug und einem zwinkernden Auge“, wie sich die Band bereits einmal selbst charakterisiert hat. Schon der erste Track „I Lost My Head Today“ gibt einen Vorgeschmack, wohin die Richtung des Albums geht und man bekommt Lust auf mehr. Der Song „Fuck, I L**** Her, Fuck“, zu dem es auch ein wunderbares Video gibt, vermittelt das Gefühl der unerwiderten und einseitigen Liebe wesentlich besser als Philipp Poisels „Wie soll ein Mensch das ertragen“. Nach der letzten Nummer des Albums „Rest of Me“ wird man von Salomon’s Wrong Choice mit einem Schmunzeln entlassen. Ich persönlich freue mich schon sehr auf eine Fortsetzung. Die neue Mini-EP „A Kind OF Tragic“ wird bald als Download verfügbar sein.
Um „Glass Bones“ voll zu genießen, sollte man sich Zeit nehmen, um jede der auf den Punkt gebrachten Nummern wirken zu lassen und die vielen Details besser wahrnehmen zu können, das die vielen Facetten von Lausch perfekt zum Ausdruck bringt. Was an Lausch fasziniert, ist die Kombination aus einer ‚no-nonsense‘ Härte, mit der konkrete, Head bangende Beats und rockige Gitarrenriffs mit einer guten Portion Dramatik serviert werden und einer melodiös-lyrischen Zartheit, die die Songs in all ihrer Aufgewühltheit ästhetisch raffiniert und einprägsam machen. Ein Favorit auf „Glass Bones“ ist der gleichnamige Track: beginnt ganz reduziert nur mit Schlagzeug, das nach schnellem Herzschlag klingt, bevor die epische Textzeile „don’t measure me by my words“ die Show beginnen lässt. Von nun an wechseln sich sphärisch-meditative Verseparts mit satten Gitarrenriffs ab und das ganze mündet schlussendlich in einem Refrain, der richtig schön aufgeht und die Kernaussage des Songs beinhaltet: „All we have is glass and blood and bones“. Ein weiteres Highlight ist „Ignition“: Die zurückgelehnte Gelassenheit im Verse, die ‚in-your-face‘-Härte im Refrain und ein ziemlich überraschender Reggae-Part machen den genau richtig dosierten Sex-Appeal des Songs aus. Jeder der neun Tracks auf „Glass Bones“ ist ein eigenständiges, in sich schlüssiges Mosaiksteinchen eines charaktervollen Gesamtwerkes, mit dem Lausch ihrem Stil treu bleiben, sich aber ein ganzes Stück weiterentwickeln und das, was sie am besten können, destilliert präsentieren.
Text: Bernhard Hofbauer | Label: pineapple2-records
Text: Eva Triebl | Label: Panta R&E PARADOX
107
Steaming Satellites – Steaming Satellites
Amandas Nadel – Sticht
Seit bereits 10 Jahren sind die Steaming Satellites mit ihrem aufregenden Stil-Mix in der Indie-Szene etabliert. Jedoch soll dieses Album eine Art Neustart nach bandinternen Differenzen darstellen. Wie gewohnt schaffen die Mannen um Sänger und Gitarrist Max Borchardt aber auch auf dem neuen Werk ein höchst eigenes und abwechslungsreiches Klanguniversum. Die Band ist zwar im Indie-Rock verwurzelt, nimmt diesen aber nur als Ausgangspunkt, um sich durch die geschmeidigsten Musikstile (Soul, Blues, Funk) der Popgeschichte durchzuhangeln. Dementsprechend vielfältig klingen die 13 Songs des selbstbetitelten Albums. Beispielsweise „Rocket“, ein tanzbarer, von einem Synthie-Riff getragender Hit, der an Portugal. The Man erinnert, oder die Single „Honey“, die mit sanften Allman Brothers-Gitarren wohlig und vertraut daherkommt wie ein alter Freund. Der gefühlvolle, clever in der Mitte des Albums platzierte 6/8-Schunkler „Unfold“, der in der Soul-Tradition eines Otis Redding steht, zeugt von der grundsätzlichen Rückwärtsgewandtheit der Band, während Lieder wie „Fill the Cup“ mit unerhörter Lässigkeit und unwiderstehlichem Refrain beweisen, dass die Salzburger durchaus auch modernes Denken beherrschen. Auf internationaler Ebene kennt man solche grandiosen Songs von Bands wie Kasabian. Was allerdings alle Tracks eint, ist die groovende Natürlichkeit der Vier, die unglaubliche Coolness ausstrahlt und die einzigartige Stimme Borchardts, die an einen unverbrauchten Caleb Followill (Kings of Leon) erinnert.
Wortspiel beim Debütalbum und andere Kuriositäten. So kann man Amandas Nadel kurz beschreiben. Lasst euch jedoch nicht sofort abschrecken und gebt der Band eine Chance. Amandas hat durchaus ihre Existenzberechtigung. Der gleichnamige Frontmann lässt schon beim ersten Hinhören feststellen, dass die Band etwas Besonderes ist. Wenn dies auch nicht automatisch etwas Gutes bedeuten muss. Die deutschen Texte sind sehr kreativ. Das Gefühl gleicht dem der Betrachtung moderner Kunst. In den Refrains möchte man meinen, der Gesang stamme aus einem ganz anderen Genre. Poppige Musik möchte man fast sagen. Der Opener beispielsweise fängt goth-rockig und düster an. Sobald es aber in den Refrain geht, welcher übrigens Ohrwurmpotential mit sich bringt, wird es seltsam. Pop trifft Gothic. In gewisser Hinsicht wirkt das Ganze trotzdem wieder stimmig. Spätestens beim Hören von „Mein Herz sagt“ ist man wieder verwirrt. Mit „Bla bla bla bla,bla bla bla bla“, beginnt der Song. Im Refrain dieses Songs denkt man an diesen italienischen Popsong, dessen Name einem entfallen ist. Leicht melancholisch und mit gewissem Ohrwurmpotential. „Hej, danke!“, kommt überraschend böse daher und startet mit einem eingängigen Riff. Dann kommen Songs wie „Männertränen“, bei denen sich Parallelen zu Herbert Grönemeyer offenbaren. Instrumental kann die Band überzeugen. Gitarre, Bass und Schlagzeug arbeiten gut zusammen. Euer Musikhorizont wird um ein großes Stück erweitert, wenn ihr Amandas Nadel zu hören bekommt.
Text: Alexander Pipam | Label: The Instrument Village
Text: Andreas Rössl | Label: Echozone
108
PARADOX
Ashes Of Moon –
The Darkness Where The Past Lay Sleeping
The Inner Me – A New Horizon
Das Reich des Todes öffnet wieder einmal seine Pforten und lässt Liebhaber harter Musik aufhorchen. Die 2009 gegründete Band veröffentlichte vor kurzem ihr zweites Album. Zwei der Mitglieder waren zuvor in der Black Metal Band „Hellsaw“ tätig und stiegen noch vor Veröffentlichung der ersten Full Length Scheibe ein. Dies erklärt möglicherweise auch die unterschiedlichen Stilistiken, welche in Ashes of Moon zusammentreffen. Melodic Death Metal mit skandinavischem Einfluss sowie einem leichten Einschlag Richtung Black Metal machen sich in unseren Gehörgängen breit. Hin und wieder wird das Paket durch ruhigere Passagen etwas aufgelockert. Dies trägt zur eigenen Note der Band bei und wirkt sehr stimmig. Der Opener „Black Coffin“ beginnt und gefällt auf Anhieb. Liebliche Melodien, raue Screams und tiefe Growls ergeben einen wohlklingenden, leicht melancholischen Sound. „Eine eher ruhige Partie“, schießt es einem durch den Kopf. Diese Vermutung bestätigte sich beim Hören des restlichen Albums. Auch wenn es mal schneller zur Sache geht, die Truppe behält stets eine gewisse Gemächlichkeit bei. „The Secret“ ist der zweite Song des Albums, ein absoluter Anspieltipp. “Black Metal” kommt einem zu Beginn dieses Liedes in den Sinn - sehr melodischer Black Metal. Positiv auffallend sind die Drums. Die meiste Zeit eher zurückhaltend, treten sie an den geeigneten Stellen sehr prägnant und stimmig auf, so dass eine tolle Atmosphäre entsteht. Neun Tracks und über eine Stunde Musik sind bereit, euch zu beschallen. Fans harter, melodischer Musik können ohne Bedenken zugreifen.
„Auf dieser Scheibe spiegelt sich meine 30-jährgie Begeisterung für harte Klänge wider. Man kann und darf hier alles entdecken, was für mich Hard Rock und Heavy Metal ausmacht“, so Reinhard „Kotza“ Müller, Gitarrist, Produzent und Gründer von The Inner Me. Stilistisch will sich die Band nicht nur selbst verwirklichen, sondern auch an Größen wie Metallica, Megadeth und Scorpions anlehnen. Vielversprechend klingt das schon, doch wie ist das Endprodukt wirklich? Streckenweise erinnert die Band an Iced Earth. Der Gesang will manchmal unglaubliche Höhen erreichen und pendelt sich dann wieder auf die durchaus angenehme, nicht zu hohe, aber auch nicht zu tiefe Stimmlage ein. Instrumental sind sie auf jeden Fall auf einem hohen Niveau. Die Songs sind zu einem großen Teil sehr melodisch. Als besonderes Highlight sorgte der Ex-Gitarrist von King Diamond beziehungsweise Megadeth, Glen Drover, für das Mastering der Songs. Außerdem ist Drover für ein Soli auf dem Album verantwortlich. Besonders dramatisch wirkt der Song „Elephants In The Sky“, der sich durch und durch stimmig und interessant präsentiert. Gesanglich lässt die Band hier wirklich teilweise glauben, man höre Iced Earth. Der Song ist ein absoluter Anspieltipp. In dem Lied ist übrigens auch Frauengesang untergebracht, der sich sehr gut in das Gesambild einfügt. Das gibt dem Song nochmal eine speziellere Note und macht ihn zu etwas Besonderem. „The Chase“ entpuppt sich als fesselnder Ohrwurm, der Refrain lädt zum Mitsingen ein. The Inner Me haben ihren Hörern eine Menge zu bieten.
Text: Andreas Rössl | Label: Wormholede
Text: Andreas Rössl | Label: Kromazonta PARADOX
109
Gerard - Neue Welt
Joshi Mizu - MDMD
Hört man sich nur die Beats des Albums an, so könnte man meinen, es handelt sich hier um einen Act aus der Electronic Szene. Allerdings steht da der Name Gerard auf dem Albumcover. Es hat wohl sehr viele überrascht, mit welchem Sound sich der Wiener Rapper nach zwei Jahren Pause wieder zurückmeldet. Damit zeigt der Künstler eine weitere Facette des Hip Hop auf. Gerard trifft mithilfe der Produktion von Patrick Pulsinger den Zeitgeist, wie man so schön sagt. Die Thematiken auf Neue Welt sind futuristisch. Man stellt sich die Frage, wie man auf die heutige Zeit zurückblicken wird. Was für Spuren hinterlassen wir? Für was wird unsere gegenwärtige Gesellschaft in der Zukunft bekannt sein? Wie wird die neue Welt aussehen? Gerard versucht diese Fragen zwischen den Zeilen zu beantworten. Auf insgesamt zwölf Songs bietet uns der Musiker ein kompaktes Album. Es lässt sich sehr gut in einem durchhören, der musikalische rote Faden ist gegeben. Für die nötige Abwechslung sorgen die Featuregäste OK KID, Maeckes (die Orsons) und LOT. Bei der Videoauskopplung zu „Höhe fallen“ zeigt uns Gerard das wohl abstrakteste österreichische Musikvideo der letzten Jahre. Mit „Licht“ bekommen wir ein sehr persönliches Lied zu hören, es ist Gerards verstorbenen Großvater gewidmet. Alles in allem ist dem Künstler mit Neue Welt ein Album gelungen, das auf lange Sicht gesehen sehr gut funktionieren kann.
„Nach MDMA kommt MDMD, und wenn du dich fragst was das heißt ganz einfach nur: Montag der Morgen danach“. Schon der Albumtitel zeigt, in welche Richtung das Album geht. Das Album macht Spaß, man hört Joshi Mizu gerne zu, wenn er von der letzten Party erzählt. Hat er letztes Jahr noch in Tokio Party gemacht, so macht er heuer Party in Las Vegas. Auf den Weg dahin passieren viele Dinge, man albert herum. Zwischendurch macht man sich über nordkoreanische Diktatoren lustig, vergisst ab und zu mal Namen, und bestreitet diverse Dinge getan zu haben, für die man sonst Ärger bekommen würde. Wie gesagt, es macht Spaß sich diese Seite des Albums anzuhören, aber diese Seite ist sehr kurzweilig. Einige Songs haben keinen Langzeitgedanken und sind zum skippen verurteilt. Trotzdem findet man auf MDMD auch einige Perlen. Dazu gehört so ziemlich jeder Refrain auf dem Album. Joshi Mizu hat einfach eine Begabung dafür eine gute Hook abzuliefern. Das tröstet auch oftmals über einen durchwachsenen Part hinweg. Das Album bietet 13 Songs, ab der Hälfte des Albums kommen Featuregäste hinzu. Ein Song, bei dem das Feature hervorragend geklappt hat ist „Kreaturen“. Joshi Mizu wird hier von seinem langjährigen Kumpel RAF Camora unterstützt. Die Beiden liefern damit einen der besten Songs des Albums ab. Der Text, der Flow und auch die Hook hätte man hier nicht besser machen können. Die Steroids sorgten mit ihrer Produktion für ein einheitliches Soundbild, das Album ist somit gut in einem durchzuhören.
Text: Michael Mišek | Label: Heart Working Class
Text: Michael Mišek | Label: Indipendenza
110
PARADOX
Phenomen - Nimmerlandblues
Mefjus - Emulation
Angefangen bei einem Grillenzirpen, beendet von einem sommerlichen Song. Bei Phenomens Nimmerlandblues könnte man meinen, er will den Sommer prolongieren. Auf insgesamt neun Anspielstationen gelingt das dem Musiker auch zum Großteil, allerdings regt das Tape auch stark zum Nachdenken an. Durch einen melancholischen roten Faden, der sich durch die gesamte Platte zieht, schafft Phenomen eine besondere Atmosphäre. Oft kommt dabei Gänsehaut auf, oft aber auch ein Gefühl von Heimat. Da Phenomen aus einem ländlichen Umfeld kommt, und sein Umfeld in den Texten verarbeitet, kann man das darauf zurückführen. Die Gegend, in der der Musiker aufgewachsen ist, ist genauso abgeschottet wie das Nimmerland. Daher stammt auch der Titel des Tapes Nimmerlandblues. Durch eingängige, schon fast poppige Refrains, die auf gewisse Art und Weise immer noch melancholisch sind, haben einige Songs auf der CD einen Ohrwurmfaktor. Besonders bemerkbar macht sich das auf den Songs „Billy“ und „Windfrei“. Es gibt zwei Tracks auf Nimmerlandblues, die sich thematisch abheben. Bei „Mhmmm“ geht es textlich härter zur Sache, Phenomen teilt hier kräftig aus. Es handelt sich hier um den Raplastigsten Song des Albums, lediglich die Hook geht wieder ins Melancholische. Auch im Track „Whiskey gesippt“ geht es textlich deutlich härter zur Sache, allerdings kommt hier Rap-untypisch die E-Gitarre zum Einsatz. Diese kann man auf Nimmerlandblues häufiger hören, und das tut dem Tape sehr gut.
Selten zuvor in den letzten Jahren herrschte um eine Veröffentlichung eine derartig große Erwartungshaltung und Euphorie innerhalb der Drum & Bass Szene. Zu massiv war der Einfluss den der junge Österreicher in den Jahren zuvor auf die Entwicklung des Neurofunks und damit die Entwicklung der gesamten Szene hatte. Insgesamt 14 Tracks befinden sich auf dem Album. Sechs davon entstanden in Kooperation mit folgenden Künstlern: Dope D.O.D, Phace, Misanthrop, Maksim, sowie zwei mit Zoe Klinck. Der erste Track des Albums „Change Of Mind“ ist eine Kooperation mit dem MC Maksim. Mit diesem gemeinsam veröffentlichte er bereits die Tracks Struggle & Pain sowie Primal Instinct und auch bei dieser Hip-Hop/Halftime Nummer harmoniert die Kombination außerordentlich gut. In diesem Werk wie auch in „Taking“ gemeinsam mit Zoe Klinck zeigt sich Mefjus Hip-Hop vergangenheit. Letzterer ist außerdem der Geheimtipp des Albums. Doch auch wer sich nach den Mefjus typischen Dancefloorkillern sehnt, wird nicht enttäuscht. „Continous“, „Suicid Bassline“ oder der alles vernichtende, aus einer reinen Basswall bestehende „Surrounded“ zeigen die brachiale Energie die Mefjus im Stande ist freizusetzen. Hervorzuheben ist auch noch der Titeltrack „Emulation“, der wie der Name schon sagt zu 100% synthetisch, ohne das hinzufügen von zusätzlichem Audiomaterial produziert wurde. Alles in allem ein sehr gelungenes Debütalbum, dass den Zeitgeist der internationalen Drum & Bass Szene eingefangen hat und zugleich ein Statement bezüglich der Entwicklung des Neurofunks darstellt.
Text: Michael Mišek | Label: Not Enough
Text: Philipp Bohar | Label: Critical Music PARADOX
111
Folkshilfe - Mit F
Es war höchste Zeit für ein Debütalbum von folkshilfe „Mit F” erschien diesen Sommer. Die Band macht Musik für alle Altersgruppen, und wie sie mit “Mit F” zeigen, auch für jede Gefühlslage. Die Texte der oberösterreichischen Alpenrockband folkshilfe bringen einen schnell zum Schmunzeln. Man merkt, dass die drei Vollblutmusiker Spaß an der Musik haben. Die Bandbreite auf der sich ihr Debütalbum, das diesen Sommer erschienen ist, bewegt, ist gewaltig. Ein Misch aus Indie, Folk, Rock und Pop, gespickt mit Balladen, die für einen leider nur kurz andauernden Gänsehautschauer sorgen. Schlagzeug, Synthies, Gesang, Quetschn und ein ganzes Sammelsurium an Effekten, die gerade beim ersten Song „Für Di“ dezent an die Konzertopener von Hubert von Goisern erinnern. Der zweite Song „Seit a poa Toag“, gehört definitiv zu den charakterstärksten. Man bekommt sofort das Gefühl, ja das ist es. Die Songs von folkshilfe funktionieren, sie erwärmen das Herz, sind voll von Harmonien und so einfach, dass man ganz schnell selbst mitsingt. Mit F ist abseits der Balladen sehr kreativ und energiegeladen, aber viele der neuen Lieder wirken im Vergleich zu den Altbekannten eher platt und eintönig. Es wirkt fast so als hätten sie den Swing und Groove verloren, den Folkshilfe gerade bei einem Livekonzert sämtlichen Anwesenden vermittelt. Dennoch gibt es auch einige Tracks, die sich definitiv als Sommertrack für das kommende Jahr entpuppen könnten, wie zum Beispiel „Summa Sun“ und „Schene Lady“, was die fetten Grooves eindeutig beweisen. Alles in allem ein gutes Debütalbum, von dem man sich allerdings etwas mehr Pepp und Abwechslung erwartet hätte.
WWW.MN-SHOP.AT 112
PARADOX
Text: Julia Nestler | Label: Caprida
Christina Stürmer - Das Beste
Parasol Caravan - Para Solem
Früher waren Best-Of-Alben etwas, das erst gegen Ende der Karriere veröffentlicht worden ist. Christina Stürmer ist erst etwa 12 Jahre im Musikbusiness und hat sich trotzdem genau für eine solche Platte entschieden. Auf dem Album „Gestern.Heute – Best Of“ finden wir 15 Songs. Eine Mischung von alten und zwei neuen Liedern. Hits wie „Nie genug“, „Millionen Lichter“ oder „Engel fliegen einsam“ lassen alte Erinnerungen aufkeimen. Eine Österreicherin die Pop, Rock und deutsche Texte ganz eigen kombiniert.
Parasol Caravans Debüt mag beim ersten Durchlauf sperrig und schwer zugänglich rüberkommen, man könnte Gefahr laufen, es nicht zu mögen. Doch das ist nicht die Schuld der Band. Para Solem ist ein Album zum Hören. Wer gefällige Musik für den Hintergrund sucht, der sollte die Finger davon lassen. Auf Para Solem muss man sich einlassen, den Songs der Platte Zeit geben, um sich im Gehörgang zu entfalten. Ist man bereit die Musik mit dem nötigen Ernst zu genießen, dann erkennt man, dass Para Solem ein großes Geschenk ist. Das Album wird durchzogen vom Motiv der Raumfahrt. Dazu passend trägt der instrumentale Opener den Titel „Take Off“, der würde übrigens auch exzellent auf das nächste Tool Album passen, so es denn jemals erscheint. Erst nach etwa 43 Sekunden von „Rising“ offenbart uns Sänger Alexander Kriechbaum erstmals seine Stimme, die ähnlich druckvoll daherkommt, wie das Soundgefüge, das sich durch die 49 Minuten des Albums zieht. Para Solem ist viel Tool und auch Kyuss, man möchte auch einen unterbewussten Hauch Audioslave vernehmen. Para Solem ist bittersüß mit „Snash“ und extrovertiert mit „Veneer“ und gewaltig mit „Black Monolith“ und stimmungsvoll mit „Diarancor“. Para Solem ist bemerkenswert. Die Existenz ist berechtigt, der Kauf empfehlenswert bis notwendig. Über die nächsten Monate und Jahre muss die Scheibe lediglich beweisen, wie hoch ihr Wiederhörfaktor ist. Einstweilen müssen Parasol Caravan zeigen, dass sie diese Latte, die sie sich mit ihrem Debüt gelegt haben, auch noch überspringen können. Wir empfehlen, Para Solem auf deinen nächsten Raumflug mitzunehmen.
Zu den neuen Hits zählt beispielsweise der Opener „Was wirklich bleibt“. Der Song ist dir vielleicht schon im Radio begegnet. Die 33-Jährige Christina Stürmer singt über die Dinge, die wirklich wichtig sind im Leben. An die wir uns im Alter noch erinnern werden und die es wert sind erlebt zu werden. Musikalisch ist Stürmer leider etwas ruhiger geworden. Im Opener „Was wirklich bleibt“ verzichtet Stürmer beispielsweise auf ihre typische Mischung aus Rock und Pop. Stattdessen verwendet sie einfachere Melodien und Rhythmen. Die sind zwar perfekt zum Mitsingen und Mitwippen, driften daher aber auch teilweise in die Schlagerschiene ab. Allerdings besteht die Best-Of-Platte hauptsächlich aus alten Songs, die in den Charts top platziert waren. Für Fans von deutscher Pop-Musik ist es eine schöne Sammlung der bisher besten Werke von Christina Stürmer!
Text: Claudia Niedermeier | Label: Universal Music
Text: Georg Zsifkovits | Label: Panta R&E PARADOX
113
VORSCHAU NÄCHSTE AUSGABE ÜBERALL ERHÄLTLICH AB JUNI 2016
IMPRESSUM: VERLAG & HERAUSGEBER mindpark AG Schützenstraße 38/o CH – 9100 Herisau REDAKTIONSLEITUNG Julia Nestler Georg Zsifkovits redaktion@paradox-magazin.com REDAKTION Philipp Bohar, Lisa Glettler, Bernhard Hofbauer, Sandra Langmann, Michael Mišek, Simon Mucchiut, Claudia Niedermeier, Eva Oswald, Alexander Pipam, Gerald Rendl, Andreas Rössl, Lisa Schantl, Vera Schmidt, Carina Stiegler, Gregor Sühs, Eva Triebl, Robert Winkler ANZEIGEN Lucas Nestler sales@paradox-magazin.com FOTOGRAFIE Philipp Seidnitzer Andreas Fleckl DRUCK LEYKAM - Let’s Print Holding AG Bickfordstraße 21 A-7201 Neudörfl
Foto: Nicouleur
114
PARADOX
FACELIFT
Für unverlangt eingesandtes und nicht mit einem Urhebervermerk gekennzeichnetes Bild- und Textmaterial wird keine Haftung übernommen. Beiträge, die namentlich gekennzeichnet sind, geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Vervielfältigung, Speicherung sowie Nachdruck nur mit Genehmigung des Verlages. Gerichtsstand ist Herisau.
Bei uns erf채hrst Du alles zum Thema Hanf: -
Politik Anbau Recht Wirtschaft Hanfszene Medizin
-
Termine Eventberichte News aus aller Welt Produkttests Szeneleben Infos und vieles mehr
Melde dich jetzt zu unserem Newsletter an unter: www.hanf-magazin.com/newsletter
PARADOX
115
WWW.AUDIOINTERFACE-SHOP.COM
audiointerface-shop.com ist eine spezialisierte Kaufberatungs-Plattform für DJ‘s, Produzenten, Studiobetreiber und Musiker aller Art. Vom Einsteiger bis zum Profi werden hier für alle Einsatzgebiete die passenden Audiointerfaces vorgestellt und beschrieben. Mit einer großen Produktvielfalt über alle Preissegemnte und Qualitätsstufen spricht audiointerface-shop.com jeden Suchenden an.