PARADOX | Ausgabe 01

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PARADOX

EMPEREOR OF THE MIC

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THE HUMAN SOUNDMACHINE - IVORY PARKER

FESTIVALGUIDE CANNONBALL RIDE - OLYMPIQUE - JOSHI MIZU - WAELDER - WANDA


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EDITORIAL

Ist es paradox sich mit einem auflagenstarken Gratismagazin hinter die heimische Musikszene zu stellen? Ein Musikmagazin aus dem Nichts zu schaffen, mit dem Vorsatz es zu dem Größten am österreichischen Markt zu machen? Die totgespielten Stars liegen zu lassen und die jungen talentierten Künstler zu unterstützen, die von vielen Medien nur sehr stiefmütterlich behandelt werden? Ja, das ist PARADOX! Für dieses allererste PARADOX durften wir Musiker aus den verschiedensten Bereichen zum Interview bitten. Witchrider verstreuen ohne Rücksicht den kalifornischen Wüstensand in unserer Alpenrepublik und der großartige Ivory Parker bringt die weltbesten Beatboxer – zu denen er zweifellos auch selbst zählt – nach Graz. WAELDER erzeugen elektronische Klänge abseits des Mainstream und Olympique sagen, angesprochen auf ihre Tour mit Bilderbuch, „Lecko Mio“. Um die Regel mit einer Ausnahme zu bestätigen, sprachen wir mit den schwedischen The Bongo Club über Iglos und Ikea. Bei all unseren Interviews mit heimischen Künstlern wurde klar, dass die österreichische Musik derzeit nicht die Wertschätzung erfährt, die sie verdient. Auf den folgenden Seiten findest du nun unzählige Gründe, die heimische Musikszene nicht nur wertzuschätzen, sondern zu lieben. Wir wünschen eine aufregende Reise durch diese vielfältige Musiklandschaft.

Juli & Georg Chefredaktion

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WANDA

WAELDER

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Empereor of the mic

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NOWHERE TRAIN

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FOLKSHILFE

PARADOX

THE BEARDS THE BONGO CLUB JOHNNY GOES TO BAD

JOHANN SEBASTIAN BASS TAGTRAEUMER LADIES ON DECKS FRANK LEMON & DAS FRESHE PROJEKT

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WITCHRIDER WHITE MILES SCHIRENC PLAYS PUNGENT STENCH ACROSS A BLACKENED SKY

JULIAN LE PLAY WILD CULTURE GERARD OSTBLOCK REKORDS MACHTKAMPF IN DER FESTIVALSZENE


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JOSHI MIZU

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OLYMPIQUE

CANnONBALL RIDE

DER GEMEINE METALLER DER GEMEINE HIP-HOPPER THE SKY IS THE LIMIT STYLEGUIDE FÜR DIE FESTIVALSAISON

FESTIVALGUIDE EDITORIAL ABONNEMENT VORSCHAU & IMPRESSUM

PARADOX

SEITE 088 SEITE 104 SEITE 108 SEITE 106

BÄRTE - WARUM SO SEXY? FLEISCH & FISCH PRALINEN KRITIKEN 5 INSTRUMENTE DIE DIR DAS FESTIVAL VERSÜSSEN


Text Carina Stiegler

WHITE MILES

Job: Vollzeit-Musiker, Diagnose: Tour-Wahnsinn

„Wie viel Zeit und Geld eine Band auf bringen kann, um am Erfolg intensiv arbeiten zu können, zählt zu einem der wichtigsten Faktoren. Es ist unmöglich zu sagen wer mehr oder weniger Chancen hat.“ White Miles verstehen sich selbst als Pole Dance Stoner Blues Rock Duo und touren im Moment unaufhaltsam durch ganz Europa. Es wird also höchste Zeit, um sie näher kennenzulernen und mit ihnen über ihre musikalischen Einflüsse, die österreichische Rockszene und über Pole Dancer zu sprechen. Öffnet man das Debütalbum des Zweiergespanns White Miles aus Tirol, dann springen einem zwei Sätze ins Auge: „Kill the man inside your mind“ und „Pull the trigger honey – it’s okay.“ Diese Kampfansage kommt von Medina Rekic (Gesang, Gitarre) und Hansjörg „Lofi“ Loferer (Schlagzeug), die sich 6

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2005 bei einem Bandwettbewerb in Hall in Tirol kennengelernt haben und seitdem eng befreundet sind. 2011 begannen sie unter dem Namen White Miles gemeinsam Musik zu machen und Ende 2014 erschien ihr Debütalbum „job: genius, diagnose: madness“. Das hat nicht nur einen klingenden und vielversprechenden Titel, sondern steht auch für treibende Drums und schmutzige, im Blues verankerte Gitarrensounds. Dazu gesellen sich eindringliche, teilweise ungestüme Gesangsparts. Doch auch ruhigeren Momenten wird genügend Platz eingeräumt, sodass sich ein dynamisches, vielschichtiges Album

daraus ergibt. Zwischen Led Zeppelin und PJ Harvey Irgendwann muss man eine Band als verantwortungsbewusste Musikjournalistin natürlich nach ihren Einflüssen fragen. Bei den White Miles ergaben sich daraus zwei recht verschiedene Antworten. Lofi gab große Namen zu Protokoll: „Mich inspirieren Bands und deren Drummer wie Led Zeppelin, Mötley Crüe, The Dead Weather.“ An dieser Stelle fällt es schon allein wegen der Zweierkonstellation schwer, nicht an The Kills zu denken, bei denen wie bei


The Dead Weather Alison Mosshart am Mikro steht. Medina beschreibt ihre Einflüsse allerdings folgendermaßen: „Ich ertrinke oft im Kolorit vieler meiner Vorbilder, sodass ich mich manchmal in meinem Überfluss an Gedanken und der Auffassung alltäglicher Angelegenheiten total verliere und nicht mehr weiß, was ich persönlich davon halten soll. Dieser Einfluss meiner Vorbilder hat meist nichts mit der Musik zu tun, die Musik schreibe ich und nicht Lindsey Buckingham oder PJ Harvey. Ich lasse mich gerne von einem Gitarrensound inspirieren, aber die Musik und der Text kommt von mir.“ Keine andere Wahl Hört man den Album-Opener „Fake Smile“, dann könnte man den Eindruck gewinnen, dass Medina über die Entscheidung der beiden singt, ihre Jobs aufzugeben und sich fortan nur mehr der Musik zu widmen wenn sie singt: „Well do you know what I gave up? I chose this life – no matter if I am on crack.“ Eine folgenreiche aber unumgängliche Entscheidung, wie die Band selbst bestätigt: „Es gab keine andere Wahl. Wenn du Musik machen willst, brauchst du Zeit für Musik. Mit einem anderen Beruf würde man sich nur im Weg stehen beziehungsweise wäre Musik dann nur ein Hobby. Das ist es für uns nicht. Es ist Kunst, Leben und die Befriedigung unserer Lüste, zugleich aber auch das Mildern unserer Brainfucks, bis zu einem gewissen Grad.“ Damit geht für das Duo auch die Möglichkeit einher unermüdlich zu touren. Alleine 2014 waren sie mit den Truckfighters, Valley of the Sun, Courtney Love und der Grazer Band Witchrider unterwegs. Für die berühmt-berüchtigte Cobain-Witwe haben die beiden nur gute Worte übrig: „Courtney Love, eine unglaublich interessante Person, die wenn man sie abseits der Bühne erlebt, mit ihrer Live-Performance total überrascht und mitreißt. Es war intensiv mit ihr auf Tour zu sein. Wir lieben sie und ihre Musik.“

„Es gibt so viele Bands wie immer schon und so viele gute, einschlägige Bands und spannende Musiker. Wir sind unglaublich froh, dass immer mehr Leute um uns rum stehen, wenn wir auf ein Konzert gehen. Es entwickelt sich wieder eine Konzert- und Rockszene.“ 7

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Ein Tourleben mit vielen Highlights Auch die Frage nach den Grazer Tourpartnern sorgte für eine euphorische Antwort: „Witchrider sind geniale Dudes, die Musik und das Tourleben lieben und das auch in vollen Zügen ausleben - sei es bei einer Aftershowsession oder während ihrer Show selbst!!“ Auch die White Miles genießen ihr Tourleben kräftig, wie in ihrem Tourmovie „Another Rock’n’Roll History“ deutlich wird. Darin kann man zwei energiegeladene Menschen auf und hinter der Bühne erleben, die immer für ein Späßchen oder einen Plausch mit dem Taxifahrer bereit sind. Für das Zweiergespann zählt nach eigenen Angaben jeder motivierte Konzertgänger und auf der Bühne erfasst sie nach wie vor eine Gänsehaut, wenn ihnen klar wird, was sie da gerade wirklich erleben. Doch das ist noch nicht alles: „Dazu kommt die Tatsache, dass Leute auf unser Konzert kommen, die uns bereits live erlebt haben, um mit uns abzuhängen, mit uns was zu trinken, reden, rauchen, Spaß zu haben und ordentlich bei der Show abzugehen. Und wenn dir das tausende Kilometer weit weg von zuhause passiert, dann kann es leicht dazu kommen, dass man mal gerührt vor dem Spiegel steht und nicht glauben kann, dass man das ‘high on life-Gefühl‘ erleben darf.“ Bei gezählten 70 Auftritten alleine im Jahr 2014 muss einem doch irgendwann die Energie ausgehen. Selbst dagegen haben Medina und Lofi allerdings ein Mittel gefunden: „Wir hatten noch nie keine Lust mehr auf Musik. Auf einer Tour gibt es ‚nach Luft ringende Momente‘ oder das Gefühl kurz vor einem Blackout zu stehen, wo man sich jedoch trotzdem irgendwie wieder mit der Energie des Songs auftankt und diese Energie treibt dich in solchen Situation voran.“ Von Österreich in die Welt? Bei so viel Tourerfahrung ist ihre Einschätzung der österreichischen Rockszene natürlich besonders interessant: „Es gibt so viele Bands wie immer schon und so viele gute, einschlägige Bands und spannende Musiker. Wir sind


“Ich lasse mich gerne von einem Gitarrensound inspirieren, aber die Musik und der Text kommt von mir.“

unglaublich froh, dass immer mehr Leute um uns rum stehen, wenn wir auf ein Konzert gehen. Es entwickelt sich wieder eine Konzert- und Rockszene.“ Das klingt durchaus optimistisch und entspricht auch ein wenig dem momentan heraufbeschworenen österreichischen Gitarrenrock-Hype. Doch was braucht es, um als österreichische Band international erfolgreich sein zu können? „Wie viel Zeit und Geld eine Band aufbringen kann, um am Erfolg intensiv arbeiten zu können, zählt zu einem der wichtigsten Faktoren. Es ist unmöglich zu sagen wer mehr oder weniger Chancen hat.“, sprechen die beiden wohl vor allem aus eigener Erfahrung. Den White Miles wäre es jedenfalls zu wünschen, dass sie auch weiterhin so voller Energie touren und ihre Facette des wahren Rock’n’Roll-Spirits verbreiten wie bisher und damit ganz Europa und noch mehr erobern. Doch was ist jetzt mit den eingangs erwähnten Pole Dancern? Angeblich feiern die beiden gerne Proberaumpartys mit alten Schwarz-weiß-Filmen, lauter Musik und Pole Dancern. Darauf angesprochen bleiben sie allerdings ebenso kryptisch wie verheißungsvoll: „Bei uns gibt’s mehr als Pole Dancer im Proberaum.“

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Johann Sebastian Bass Mit Grazie, gepuderten Wangen und dem nötigen Bass begeistert das Electrococo Trio Johann Sebastian Bass seine Fans. Ist es das Gesamtkonzept, das die Zeitreisenden so begehrt macht? Bombastisch und gleichermaßen einladend verlockt einen die Ouvertüre oder Opener „Incantatio“ des Albums „Sugar Suite“ zur genauen Betrachtung dieses Kunsttrios. Auf einmal waren sie da im hier und jetzt, damals im Jahr 2011 im 15. Bezirk unserer Hauptstadt. Beabsichtigt war weder der Unfall am Hof von König Ludwig XV., noch die Tatsache, dass

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die Zeitmaschine die drei unehelichen Söhne Johann Sebastian Bachs in die Zukunft geschickt hat. Wirklich angekommen sind die drei allerdings nicht im Hier und Jetzt. Es gibt immer noch Dinge, die die Drei wirklich vermissen. Reifröcke. „Wir würden uns schon mehr Damen in großen Reifröcken wünschen bei unseren Konzerten. Aber auch die

jetzige Mode hat natürlich ihren Reiz. Wenn nicht sogar zu großen Reiz.“ Die weiblichen Fans der Moderne nehmen kein Blatt mehr vor den Mund, was die drei Herrschaften allerdings auch nicht stört. „Unser Vater hat ja schon damals gesagt, der Bass muss ficken. In welchem genauen Zusammenhang er das gemeint hat, darüber lässt sich streiten. Wer weiß.“


„Und womit wir uns noch nicht anfreunden können ist, dass die Perückenläden so stark abgenommen haben. Im 18. Jahrhundert gab es da doch mehr Auswahl und Möglichkeiten sich auszustatten. Heutzutage werden wir nur noch im Faschingsfundus fündig und werden dort ausgelacht. Das war früher ein bisschen anders“, gibt Johann Domenicus Bass zum Besten. Allerdings spenden die Worte der Fans und die vielen positiven Reaktionen auf Facebook und Co Trost. Ein wahrlicher Balsam für die Seele, wie Johann Davidus Bass schwärmt. „Wir hätten bei Weitem nicht mit soviel positivem Zuspruch gerechnet. Wir hatten das auch nicht wirklich einschätzen können, in wie weit die Öffentlichkeit heutzutage auf Perücken reagiert und so altmodische Cembalo-Verzierungen in unseren Werken. Aber umso mehr erfreut es uns, dass wir doch nicht so altmodisch sind, wie wir erscheinen mögen.“ Ihre Perfomance auf der Bühne wirkt nicht gekünstelt, aber dennoch bis

ZUM VIDEO INTERVIEW

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nach wie vor doch das Gold für unser Haar.“ Für jede Band ist der Anfang in Österreich schwer, egal aus welcher Zeit sie kommt. Promotion ist gerade heute wichtig, wie Johann Martinus Bass erklärt: „Ich glaube die Promotion von österreichischen Bands kann wirklich toll sein. Es passiert auch viel. Der Österreicher muss erst wieder lernen, österreichische Musik zu schätzen. Ich glaube das ist der wichtigste Punkt an dem man ansetzen muss. Und ich glaube es passiert auch im Hier und Jetzt etwas. In fünf Jahren steht die österreichische Musikszene im Auge

„Kein Bier, weil wir doch ein bisschen Anspruch haben an das was wir tun. Der Gerstensaft ist zwar auch vieles wert, aber Milch ist nach wie vor doch das Gold für unser Haar.“ ins kleinste Detail geplant. Neben kapriziösen Chorälen, Clubbeats, Funk und einer Spur Bass ist es vermutlich die Verschmelzung von Barock und Moderne, die diese Band so einzigartig macht. Neben absolutem Hörvergnügen bescheren einem die Elektro-Pop Künstler auch etwas fürs Auge. Vielleicht liegt’s an der Milch? Anders als bei manch anderer österreichischen Band liegt die Milch im Fokus der drei Jungs aus Wien: „Kein Bier, weil wir doch ein bisschen Anspruch haben an das was wir tun. Der Gerstensaft ist zwar auch vieles wert, aber Milch ist

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des Sehers, Hörers oder Betrachters ganz woanders. Das ist schön so. Doch momentan ist es noch ein kleiner Kampf. Aber die Lage bessert sich.“ Bilderbuch und Wanda will Johann Domenicus Bass daraufhin ein Danke aussprechen. „Für Bands, die jetzt in ihre Fußstapfen treten können, ist der Weg wirklich schon etwas leichter. Aber es ist nach wie vor noch viel zu tun.“ Ende 2014, nach intensiver Zusammenarbeit mit dem Produzent Zebo Adam, war es dann endlich soweit, das Debütalbum „Sugar Suite“ wurde präsentiert. Vorboten dieser nicht nur musikalisch, sondern auch grafisch, besonders ansprechenden


Platte waren die beiden Singles „Heart Of Stone“ und „Voodoo“, sowie die fünfTrack-EP „Cantata Per Una Macchina, Opus 1“ und die Single „Computer Lovin“ aus dem Jahr 2012. Im Rahmen des Begräbnisses eines bekannten Komponisten lernten sich die drei in Leipzig 1757 kennen. Die drei Brüder Johann Davidus Bass (Basspauke), Johann Martinus Bass (Sprechkasten) und Johann Domenicus Bass (Cembalo) verstehen es opulente Bässe und barocke Klänge so verschmelzen zu lassen, dass aus ihren Melodeyen nicht nur Funk fürs Schlafzimmer wird, sondern viel mehr tanzbeinschwingendes Neodisco Repertoire und genau dieser Musikmischung bleiben sie auch nach wie vor treu, wie die Songs „Absolutio“ und „Monsters“, die im Rahmen des Songcontests 2015 geschrieben wurden, beweisen. Ihr Erfindungsreichtum und Hang zum Drama, was ihre Performance angeht, ergänzen ihre spätbarocken Intermezzi. Ihr Sound wird durch das vielseitig eingesetzte Cembalo, aber auch durch die sogenannte Talkbox geprägt, mit deren Hilfe Johann Martinus Bass seine Stimme gelegentlich verzerrt. Festgefahren ist ihr Set allerdings nicht. Erst kürzlich offenbarten sie im Radio Kulturhaus eine ruhige, fast schon atmosphärische Seite und tauschten ihre Clubsounds gegen ein Kammerorchester ein. In ihren Werken besingen sie nicht nur die Liebe, sondern auch Sehnsucht, den Teufel und die Leidenschaft, was Johann Martinus Bass wie folgt erklärt: „Man besingt natürlich Situationen, die man erlebt und auch Menschen, die man getroffen hat. Ob es immer die große Liebe ist, über die man singt, oder einer heimlichen Liebe gewidmet ist, das lassen wir offen. Der Teufel ist immer dieselbe Person. Da haben wir damals, wie auch jetzt über denselben gesungen. Die Leidenschaft ist auch immer die Selbe. Wir werden älter. Das 11

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Testosteron wird weniger – so auch die Leidenschaft. In unseren Texten ist das Thema nicht immer gleich Inhalt. Oft werden Dinge thematisiert, für die gewisse Dinge nur als Metapher stehen. Wenn’s um eine Beziehung geht, muss es nicht sofort eine Liebesbeziehung sein. Es könnte auch eine Beziehung zwischen einem Börsenmakler und der Natur sein. Und so hat jeder Song seine eigene Interpretation von unserer Seite und ich hoffe auch vom Publikum.“ Der Börsenmakler also – vielleicht ist er der jemand, der sich hinter dem Song „Heart of Stone“ versteckt. Besagter Song hat nicht nur viele Fans, was die Social Media Kanäle angeht, sondern auch ein Video, das für Gänsehaut sorgt. Im Video selbst verliert Johann Martinus Bass sein Herz an eine entzückende, halb verweste Zombiedame, die zwar eine Beziehung mit ihm eingeht, ihm aber längst nicht die Liebe entgegen bringt, die er ihr schenkt. Zum Schluss erwischt er sie in flagranti. „Es war nicht unsere Idee. Es war die Idee unseres mittlerweile besten Freundes Silvan Huber, der an uns herangetreten ist und gesagt hat, dass er unsere Konzerte schon seit eineinhalb Jahren verfolgt. Wir sind ihm sehr dankbar. Zusammen mit

Michael Eisinger ist Silvan auf die Idee gekommen. Es hat uns irrsinnig Spaß gemacht. Es war eine sehr schöne Zusammenarbeit.“ Johann Sebastian Bass, eine postmoderne Band mit barockem Hintergrund. Die Zukunft bringt neben zahlreichen Konzerten und Festivalauftritten noch mehr. Ob es jedoch eine EP, ein Album, ein Oratorium oder eine Messe wird, ist noch unklar. Doch was auch immer bei ihrer Kreativarbeit herauskommt und mit Federkiel auf Notenpapier gedeiht, wird sicherlich nicht spurlos an uns vorbeigehen.

Text Julia Nestler Fotos Silke Traunfellner


DER GEMEINE HIP-HOPPER STEREOTYPEN

BASE-CAP Das Alter kann dem Hip Hopper nichts an, denn eine Baseballkappe ist obligatorisch. Im Idealfall wird sie verkehrt getragen und mit einem Bandana darunter Akzente gesetzt.

BLING-BLING-STYLE Als essentiellstes Accessoire erachtet man eine glänzende Halskette, eine sollte es mindestens sein.

YO BITCH

Bezüglich der Gestik geht man im Hip Hop noch einen Schritt weiter, als man es in anderen Musikszenen pflegt. So streckt der Hip Hopper für gewöhnlich vier seiner fünf Finger von sich, meist in einer äußert unergonomischen Art und Weis

BAGGY

Der Hip Hopper pflegt Hosen zu tragen die ihm mehrere Nummern zu groß sind. Das erschwert zwar den Gang, bietet aber die Möglichkeit die Hose flexibel weiterzuvererben

Text Bernhard Hof bauer

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Der Hip Hopper ist besonders einfach in einen Stereotypen zu fassen. Er spricht und tanzt komisch, kifft, trägt übergroße Klamotten, ist frauenverachtend und intolerant gegenüber sämtlichen anderen Genres. Wenn man den Hip Hopper nicht sofort am Aussehen oder am Kopfnicken erkennt, dann spätestens wenn die ersten Worte aus seinem Mund kommen, denn die meisten Exemplare dieser Gattung sind für ihren ganz speziellen Jargon bekannt. Möchte man sich mit einem Hip Hopper unterhalten, sollte man schon wissen was gemeint ist wenn die Worte „Swag“, „Diss“ oder „Bitchmove“ fallen. Außerdem sind die meisten ihrer Gattung so gestrickt, dass sie der ganzen Welt bei jeder Gelegenheit mitteilen möchten, dass sie Hip Hopper sind und ausschließlich Hip Hop hören. Kaum ein anderer Musikfan ist so leidenschaftlich bei der

Sache wie der Hip Hopper, und dafür gebührt ihm auch Respekt. Vom Aussehen her hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Die Baggy Pants, in denen viele Hip Hopper früher sogar wohnten, wurden weitgehend abgelöst. Auch die übergroßen Jerseys und den „Bling-Bling-Style“ findet man in unseren Breiten heutzutage nur noch selten. Einzig das Base-Cap und die Sneakers gehört noch immer zu den unersetzbaren Accessoires eines jeden Rap-Fans. Leider hat in den letzten Jahren eine bedenkenswerte Kommerzialisierung sowohl in der Musik als auch beim Style Einzug gehalten. Immerhin werfen heutzutage „Fans“ ihre Hände zur Musik von Casper und Cro in die Luft, die die Jungs mit den Baggy Pants früher in die Mülltonne gesteckt hätten. Die vielen Klischees, die es noch in den 90ern über Hip Hopper

gab, sind mittlerweile weitestgehend überwunden, da sich die Musikrichtung in sämtliche Gesellschaftsschichten ausgebreitet hat. In letzter Zeit fiel mir bei meinen Besuchen auf Rap-Konzerten allerdings eine interessante, körperliche Veränderung bei vielen jungen, männlichen Fans auf. Spargeltarzans wurden zu 300-Kriegern – Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Die Bosstransformation von Kollegah hat tatsächlich Einzug gehalten.


EMPEREOR OF THE MIC Ivory Parker The Human Soundmachine



Grenzen existieren nur im Kopf. Regeln sind da, um gebrochen zu werden. Das ist die Geschichte von Ivory Parker, dem es gelang, ohne technische Hilfsmittel neue Maßstäbe in der heimischen Musiklandschaft zu setzen. Wozu der menschliche Körper alles im Stande ist erstaunt immer wieder aufs Neue. Auch bei der Musik ist das der Fall. Der Fortschritt der Technik ermöglicht es heute jedem Bedroom Producer mit einem billigen Rechner Musik zu kreieren, wie es früher nur in den besten Studios der Welt möglich gewesen wäre. Umso erstaunlicher erscheint ein musikalisches Phänomen, welches in dieser Form bereits seit den 80ern besteht, dabei aber auf nahezu jegliches technische Hilfsmittel verzichtet und dennoch immer mehr Verbreitung findet.

Man muss seine Musik selber ref lektieren können und einfach selber machen. Es kommt im Leben sowieso immer anders als man denkt.

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Die Rede ist vom Beatboxing. Hierbei handelt es sich um die Kunst nur mit Mund, Nase und Rachen verschiedenste Geräusche und Instrumente imitieren zu können. Wer zum ersten Mal live eine Beatbox-Performance sieht, wird vorerst ungläubig zurück bleiben. Die einzigen Hilfsmittel denen sich ein Beatboxer beizeiten bedient, sind ein Mikrofon und manchmal eine Looping Station, um die verschiedenen Klänge, die er erzeugt aufzunehmen und zu arrangieren. Im Grunde kann aber auf beides verzichtet werden. Letztlich bleibt der eigene Körper des Beatboxers sein Instrument, mit dem er sämtliche Klänge erzeugen kann. Obwohl aus den USA kommend, ist Europa mittlerweile die Hochburg der besten Beatboxer der Welt. So scheint es kein Zufall mehr zu sein, dass gerade in einem kleinen Land wie Österreich ein Beatboxer lebt, der stellvertretend für den ganzen Fortschritt und Wandel des Beatboxing steht: Ivory Parker.

Elf Jahre ist es mittlerweile her, dass der in New York geborene, mit fünf Jahren nach Deutschland und anschließend nach Österreich übersiedelte Ivory das erste Mal mit dem Beatboxing konfrontiert wurde. Damals war er 17 Jahre alt und wohnte noch im kleinen Saalfelden in Salzburg. Bis dahin hatte er eine Lehre als Maler absolviert und war lange Zeit im Nachwuchs des Fußballvereins Austria Salzburg aktiv. Bereits zu dieser Zeit war die Musik seine große Leidenschaft und so muss es eine Art Berufung gewesen sein, als ihm ein Freund erstmals eine Mp3 Aufnahme eines Beatboxers zeigte. Es brauchte Zeit und Geduld bis er seine ersten Auftritte ablieferte und an den ersten Beatbox-Battles teilnahm. Durch diese Battles konnte er sich mit Gleichgesinnten austauschen und auch messen, wodurch er ein klares Bild bekam woran er noch arbeiten müsse. Als Ivory 21 Jahre alt war, folgte er dem Ruf seiner ersten Band, den „Paraminds“, und zog in die steirische Landeshauptstadt Graz. Gerade die Anfangszeit in der neuen Stadt entpuppte sich aber als hartes Pflaster für ihn, musste er sich doch in der neuen Umgebung zurechtfinden. Heute hat er sein Ziel erreicht und kann von seiner Musik leben. Ein wenig liest sich seine Laufbahn hier wie ein Märchen, aber man darf die jahrelange harte Arbeit und den Willen nicht außer Acht lassen, den Ivory aufbrachte um seinen Traum zu verwirklichen. Trotz


des Erfolges ist er immer bodenständig und dankbar geblieben. Er weiss um sein Privileg genau Bescheid und versucht sich dessen immer bewusst zu sein. Wie kein Zweiter steht Ivory für die Verlagerung des Beatboxing von den USA nach Europa. Ivory ist kein gewöhnlicher Beatboxer, der zu Beatbox-Battles fährt, auftritt und seine Beats runter performed. Natürlich hat er auch schon bei einigen Battles mitgemacht, ist viermaliger österreichischer Staatsmeister und erreichte bei der Weltmeisterschaft den dritten Platz. Er wollte nie der beste Beatboxer der Welt sein, sondern den Menschen etwas geben, das ihnen Freude bereitet und Wert hat. Sein Schaffen beschränkt sich längst nicht mehr nur auf das Beatboxen an sich, vielmehr ist er ein kreativer Freigeist, was sich auch an seinen unterschiedlichen Projekten ablesen lässt. So war er lange Zeit Teil der Funk Band „Paraminds“, bei der er einfach als Beatboxer den Part des Drummers übernahm. In Graz lernte er auch die Reggae Band „Millions Of Dreads“ kennen, mit denen er des Öfteren gemeinsam auftrat. Er arbeitete mit Jazzmusikern und Opernsängern zusammen und beteiligte sich als Soundeffektkünstler an Filmprojekten. Obendrein reizt er regelmäßig, gemeinsam mit seiner „Massive Beats Crew“, die Grenzen des Beatboxing weiter aus. Seit einiger Zeit ist Ivory auch Teil der Grazer Band „The Uptown Monotones“, die spätestens seit dem Erreichen des Finales der Show „Die große Chance“ österreichweit Bekanntheit erlangten. Erst vergangenen Dezember erschien ihr neuestes Album mit dem Namen „Fragments In A Frame“. Der Stil und das Genre der „Uptown Monotones“ lässt sich kaum beschreiben, sondern muss live erlebt werden. Die Formation, bestehend aus Heli Markfelder, Werner Posekany und Ivory Parker besticht durch ihre unglaubliche Bühnenpräsenz und die

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Vielschichtigkeit ihrer musikalischen Darbietung. Obwohl es bei Ivorys enormer Umtriebigkeit schwer wird überhaupt noch irgendwelche Engagements hervorzuheben, die nicht ohnehin schon vom normalen Weg abweichen, ist hier noch seine Tätigkeit bei diversen Theaterproduktionen zu erwähnen. So war er Teil des Stücks „Supergute Tage“, das bis April im „Next Liberty“ lief. Auch davor war er bereits an diversen Aufführungen beteiligt, unter anderem der „t’eig“ Produktion „Eskalation ordinär“, bei welcher er den Sound lieferte. Und als ob das alles noch nicht reichen würde, ist er auch noch als DJ und Produzent tätig. Hierbei setzt er bei Auftritten auf eine Mischung aus Beatbox, DJing und Liveset. Die Facetten des Künstlers Ivory Parker sind mindestens so zahlreich wie die Sounds die er aus seinem Mundwerk zaubern kann. Sei es als Beatboxer, als DJ oder als Organisator des BeatboxBattles in Graz - Ivory sprengt jegliche Genre- und Schaffensgrenzen. Das zuvor erwähnte Beatbox-Battle organisiert er bereits seit vielen Jahren im Grazer Dom im Berg. Dabei holt er die besten Beatboxer der Welt zu sich und lässt sie gegeneinander antreten. Man darf gespannt sein, was er als Nächstes vorhat. Weißt du noch wann du ungefähr mit dem Beatboxen angefangen hast? Beatboxen hab ich vor elf Jahren angefangen, nachdem ich einen Beatboxer das erste Mal gehört habe. Das war eine Mp3 Aufnahme, die mir ein Freund gezeigt hat, auf welcher gebeatboxt und gesungen wurde. Auf das hin hab ich versucht Gehörtes zu imitieren und Gott sei Dank hat das gut hingehauen. Warst du davor bereits musikalisch tätig? as ist jetzt wirklich ein Insider. Es gibt einen legendären Song von mir. Also

ZUM VIDEO INTERVIEW

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ich kann mich nicht mehr so ganz dran erinnern, aber ich hab früher einen alten Kassettenrekorder gehabt, mit dem man aufnehmen konnte. Und als ich so sechs bis sieben Jahre alt war, hab ich einen Banana-Song gemacht. Das Lustige war, meine Eltern und die Freunde von meinen Eltern haben den Song beim Vorglühen immer sehr gefeiert. Wie bringt man sich eigentlich selber Beatboxen bei? Bei mir war das damals noch schwierig. Beatbox-Videos auf YouTube waren eher rar. Ich hab einfach versucht zu imitieren, nachzumachen und zu schauen, ob ich das irgendwie hinkriege, wofür man halt viel länger braucht. Heutzutage gibt es viele Möglichkeiten. Thomas Rieder von meiner Massive Beats Crew, hat ein Buch geschrieben, wo man selber ohne irgendeinen

Wenn ich mich verarscht fühle, würde ich schon sagen: „Mann, was geht mit dir?“. Lehrer easy Beatboxen lernen kann. Und auch sonst gibt es einige Möglichkeiten über YouTube oder andere Homepages, genauso wie Programme wie Ventrilo und Teamspeak. Die sind ziemlich crazy. Da haben die Leute ähnlich wie bei Skype eine Konferenz, nur viel größer mit teilweise 110-120 Leuten. Die haben da richtige Battles mit 30-40 Teilnehmern aus der ganzen Welt und dann geben sie es sich so richtig online. Also es gibt genug Möglichkeiten. Beatboxen kann jeder lernen. Das Wichtigste ist nur, dass man sich motiviert. Gab es als du angefangen hast bereits so etwas wie eine österreichische Beatbox-Szene? Ja, wobei die ersten zwei österreichischen Staatsmeister nicht 18

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mal selbst aus Österreich waren. Also das war noch ein offenes Battle, da hat es die Championship gegeben, aber es waren noch nicht so viele Leute dabei. Ich glaub ich war bei der dritten oder vierten das erste Mal dabei. Ich hab als ich Beatboxen gelernt hab, Rahzel imitiert und der nannte sich immer Beatbox-Champion Of The World. Der konnte Beatboxen und singen, und ich konnte halt auch seine ganzen Beats. Mittlerweile gibt es eine coole Szene, einige Battles, einige Beatboxer, auch einige Mädels die Beatboxen. Bis jetzt sind alle weiblichen Teilnehmer mindestens auf dem dritten Platz gelandet. Hattest du Vorbilder, als du zum Beatboxen angefangen hast? Also wie ich angefangen habe eben Rahzel. Dann Killa Kella, Kenny Mohamed und dann gibt es mit der Zeit immer wieder Beatboxer, die einen inspirieren. Also ich war jetzt nie so der Mensch, der eine Person extrem als Vorbild hatte. Es war mehr so, dass sie mich inspiriert haben. Ich hab es nachgemacht und da sind dann mit der Zeit immer mehr dazugekommen. Weißt du noch wo und wann du das erste Mal auf der Bühne gestanden bist? Das aller erste Mal war mit meiner ersten Band, die hieß Paraminds und es war zu gleich mein erstes richtiges Konzert. Wir haben nur fünf Songs vor nur 200 Leuten gespielt. Andi, ein Beatboxer meiner Crew, und ich konnten auch nur einen Beat. Wir haben die Beats dann immer aufgeteilt oder sie gleichzeitig gemacht und die Leute sind zu unserem Glück abgegangen. Hast du irgendwelche Rituale die du vor jedem Auftritt durchführst? Rituale habe ich nicht so. Früher hab ich immer gern ein Bier getrunken, jetzt aber weniger. Vielleicht bissl aufwärmen und den Vibe catchen, das war es dann aber schon.

Kennst du so was wie Lampenfieber noch? Ja, aber es ist verschieden. Wenn ich vor vielen Leuten auftrete und es ist ein normales Konzert, ist es nicht so schlimm, weil die Stimmung einfach gut ist und die Leute Party machen. Wenn ich jetzt einen Auftritt bei einem Beatbox-Battle habe, wo ich weiß es sind extrem viele Leute da, die einfach extrem gut beatboxen und es sehr gut beurteilen können, dann ist es natürlich was anderes. Es ist aber ein kommen und gehen mit dem Lampenfieber. Komischerweise bin ich nervöser wenn ich vor nur zehn Leuten auftrete weil es eine viel intimere Sache ist. Da merkst du das Feedback von den Leuten viel mehr. Auf der Bühne hast du mehr deinen Bereich und deine Area und auch wenn es nicht gut läuft hast du noch deinen Bereich. Vor zehn Leuten ist es gleich viel frontaler. Du organisierst ja bereits seit einigen Jahren ein Beatbox-Battle im Grazer Dom im Berg. Wie kam es dazu und gibt es international vergleichbare Formate? Es gibt international schon vergleichbare Formate, das Grand Beatbox-Battle in Basel und die Beatbox-Weltmeisterschaft. In Frankreich gibt’s auch noch ein paar internationale Sachen. Die Idee warum ich das Battle mache hat so begonnen: ich wurde zum Vokal Total Festival eingeladen. Da war ein Vocal-Percussionist aus Japan da und wir haben dann gemeinsam eine Show gemacht. Es ist ziemlich gut angekommen. Auf das hin ist dann der Oliver Harisch zu mir hingekommen und fragte, ob ich Lust hätte ein Beatbox-Battle zu machen. Ich meinte, wenn ich es mache, will ich es richtig machen. Welche Kriterien muss man als Jury hierbei beachten? Welche Aspekte unterscheiden einen guten Beatboxer von einem Weltklasse Beatboxer? Es gibt gewisse Kategorien: Rhythmik,


Technik, Show, Originalität und Musikalität. Wichtig ist eine gute Balance zu haben. Es gibt ein paar Beatboxer, die in einem besser, virtuos sind und mit ihrem Stil überzeugen können. Beim Beatbox-Shootout am 24. Juli haben wir einen Beatboxer der ist spezialisiert auf rückwärts Beats, was ziemlich crazy ist. Weil du schon meintest der Showfaktor spielt auch eine Rolle: Muss ein Beatboxer gleichzeitig Entertainer sein? Es wär nicht schlecht. Es gibt immer wieder bei den österreichischen Meisterschaften Beatboxer, die auf der Bühne stehen, eine Jacke anhaben und auf den Boden starren, einen Rucksack noch umgeschnallt haben und einfach mega introvertiert Beatboxen. Also ich würde es sehr empfehlen, dass man ein bisschen was für die Leute macht. Es ist einfach spannender und man kann eine coolere Dramatik erzeugen. Wenn jemand wirklich voll gut in den anderen Kategorien ist, dann ok, aber sagen wir bei den Top 20 Beatboxern der Welt geht das gar nicht mehr anders. Wie sieht es im Allgemeinen mit der internationalen Beatboxszene aus? Gibt es einen regen Austausch oder sind Beatboxer mehr Einzelkämpfer? Es ist alles sehr, sehr familiär. Du könntest auch als Anfänger zum Weltmeister hingehen und nach etwas fragen und er würde es dir erklären. Also Beatboxer sind grundsätzlich sehr freundliche und gemütliche Leute, die Szene ist traumhaft. Weil die Szene halt immer größer wird, gibt es leider immer mehr Leute, die versuchen negative Energie reinzubringen. Jeder kennt es, wenn du auf YouTube ein Video anschaust, wird es immer irgendwen bei den Kommentaren geben der haten wird. Aber wenn du die Szene live triffst wirst du draufkommen, wie gechillt das ist. Man kennt dich auch als Mitglied der Grazer Band The Uptown

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Monotones. Wie kam es eigentlich zu dieser Fügung? Das war, als ich damals noch mit Paraminds, der Band aus Saalfelden, gespielt habe und wir beim Woodstockenboi Festival waren. Heli und Wern sind nach dem Konzert gleich zu mir gekommen und haben gefragt, ob ich Lust hätte ein bis zwei Songs mit ihnen zu jammen und ich hab ja klar gesagt. Wir haben gemerkt, dass es sehr gut funktioniert und daraus entstanden die Uptown Monotones wie wir sie jetzt kennen. Wir haben vor ein paar Monaten unsere CD released, was meiner Meinung nach ein cooles Album geworden ist. Ich bin da normalerweise sehr kritisch wenn ich was produziere, aber mit dem Album bin ich sehr happy. Da arbeiten wir momentan auch an Musikvideos fürs Album. Wir arbeiten da mit Adam Herzog, der auch das Video für „Sleep“ machte, was, dafür wie niedrig unser Budget war, sehr cool geworden ist. Da haben wir auch Helis Zimmer etwas verunstaltet. Deshalb freu ich mich umso mehr auf das nächste Video weil wir mehr Budget und Zeit haben. Es wird sicher cool. Könntest du dir vorstellen einmal selbst bei einer Casting-Show in der Jury zu sitzen? Ja sicher aber sagen wir so, es kommt darauf an wie das abläuft. Es ist für mich immer etwas undurchsichtig wie so etwas abläuft. Bei einem Battle weiß ich wie das abläuft, ich kenne das Event. Wenn es jetzt bei der Casting-Show so ist, dass ich Leute fertig machen soll, glaube ich wär das nicht so mein Ding. Aber ich bin schon ehrlich und direkt weil ich finde es ist wichtig, dass die Leute wissen, ob was scheiße ist oder nicht, aber es muss halt auch mit Respekt passieren. Wenn ich mich verarscht fühle, würde ich schon sagen: „Mann, was geht mit dir?“. Was steht als nächstes als Solokünstler an? Ich bin jetzt über zwei Monate bei der Expo in Mailand. Da bin ich schon


richtig gespannt, weil ich dort sehr viele Konzerte hab. Ansonsten arbeite ich an einem kleinen Album, EP, Single, weiß noch nicht was es wird, weil ich sehr kritisch bin. Da kann ich noch nicht viel dazu sagen. Ich hoffe, dass es bald fertig wird, weil ich auch in die Richtung DJing und Producing mehr machen will. Das macht mir auch sehr Spaß und ist ein kompletter Kontrast zum Beatboxen. Das Ziel wäre, dass ich eine Show mache, wo ich Beatboxing, DJing und Producing zusammenführe und eine richtig fette Show daraus mache. Was würdest du als dein bisheriges Karriere-Highlight beschreiben? Fiese Frage. Es gab so viele Sachen die cool waren, ich will da eine Sache gar nicht raus highlighten, weil so viele Sachen echt wichtig waren für mich. Es ist da echt schwer zu beurteilen was cooler war und was weniger. Es gab Sachen die intensiver waren andere weniger. Aber im großen und ganzen ist für mich das Highlight, dass ich Musik machen und davon leben kann, und dass es Leute gibt denen das gefällt. Das ist das Oberhighlight. Was wäre dein nächstes musikalisches Ziel? Es gibt ganz viele Ziele. Wenn man mal eine Zeit lang im Musikbusiness ist, findet man heraus, dass man Sachen oft nicht ganz genau so steuern kann, wie man will. Das heißt ich erhoffe mir mehrere Sachen, aber ob es so passiert ist immer schwer zu sagen. Momentan versuch ich mehr ins Ausland zu kommen, weil ich das auch sehr wichtig finde. In Österreich habe ich schon viele Locations bespielt und ich würde einfach sehr gerne die Musik die ich mache, die wie eine Message für mich ist, nach außerhalb tragen. Das würde ich als nächstes Ziel wählen. Mit wem würdest du gerne einmal zusammenarbeiten? Da gibt es ganz viele. Momentan hör ich sehr viel Culprate, dem sein neues Album ist voll krass, es ist so eine

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Mischung aus Pink Floyd, Aphex Twin, Dubstep, Drum and Bass, Chill Out und Rock. Das hat mich auch sehr inspiriert, wie ich in Zukunft arbeiten möchte und meine Songs machen will. Aber es gibt so viele gute Musiker. Ich habe auch gerade einen Werbespot gemacht, wo ich mit einem Orchester gespielt habe, das war auch sehr geil. Ich wollte schon immer mal mit einem Orchester was machen und würde mich freuen auch in Zukunft nochmal etwas mit einem Orchester zu machen.

hatte und es sich einfach nicht anders ausgegangen ist. Ich habe mich halt rauf gearbeitet und gespart und jetzt habe ich daheim ein kleines Studio, viele Möglichkeiten Musik zu machen und die Möglichkeit an viele Leute ran zu treten und zu sagen „Hey machen wir was!“, weil es einfach über jahrelange Arbeit entstanden ist. Man muss seine Musik selber reflektieren können und einfach selber machen. Mut haben, Spass haben und aufs Beste hoffen. Es kommt im Leben sowieso immer anders als man denkt.

Wie fühlst du dich als Künstler in Österreich vertreten? Findest du, dass du gut unterstützt wirst? Ich finde schon. Ich glaube ich habe ziemliches Glück, dass es nicht so viele Beatboxer gibt, die versuchen vom sozialen und den Medien so zu arbeiten wie ich. Aber ich weiß auch, dass es viele Bands, Musiker und DJs gibt die es schwer haben. Viele Leute reden halt immer nur. Als ich nach Graz kam, hatte ich nichts, war sehr verschuldet, musste mit meiner Playstation Internet surfen und E-Mails schreiben, weil ich keinen Computer

Text Philipp Bohar

Fotos: Philipp Seidnitzer


Text Valerie Siba Rousparast

LADIES ON DECKS Einige der weltweiten Stars der Popmusik sind Frauen.

Foto: © Felix Hohagen

Frauen stehen ihren männlichen Kollegen in nichts nach und erfahren den Erfolg, der ihrem Talent angemessen ist. In kleineren Subgenres oder auch Szenen wie der Elektronischen Musik sind die Verhältnisse allerdings immer noch etwas anders. Dort sind Künstlerinnen schlicht unterrepräsentiert. Das internationale Netzwerk für Frauen in der elektronischen Musik und digitalen Kunst Female:Pressure kommentierte 21

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beispielsweise 2013, dass selbst ein Anteil von zehn Prozent weiblichen Künstlerinnen in Chartlisten und auf Festival-Lineups noch eine gute Bilanz sei. Dazu kommen Aussagen wie von DJ Tatiana, die in einem Interview angab, deutlich häufiger gebucht worden zu sein, als sie sich im Rahmen eines Selbstexperiments als Mann verkleidete. In die Top 100 DJs des DJ Magazine haben es 2014 die Zwillingsschwestern

Die Szene scheint tatsächlich ziemlich Männer dominiert zu sein, aber wenn man genau hinschaut, gibt es doch auch viele weibliche Kolleginnen. von Nervo auf Platz 21 und Krewella auf Platz 33 geschafft. Die geringe Frauenquote ist nicht darauf zurückzuführen, dass weibliche DJs weniger können. Vielmehr ist es an der Zeit, dass sie sich trauen ihren Platz im Scheinwerferlicht einzufordern, auch, wenn das in einer patriarchal geprägten Gesellschaft nicht immer leicht ist. Um einen Eindruck davon zu erhalten,


wie unterschiedlich junge Künstlerinnen den Einstieg und die Arbeit im Musikbusiness erleben, haben wir zwei von ihnen zum Interview gebeten. Interview mit Bebetta: Bebetta ist seit 2008 Teil der EDM-Szene. Der Name der Bremerin, abgeleitet vom Englischen “be better”, ist in der Szene bekannt, denn sie hat sich mit ihrer Techno-House Mischung schnell Freunde gemacht. Die Mischung aus treibenden Beats kombiniert mit sanften Melodien kommt gut an. Du arbeitest in einer vermeintlich von Männern dominierten Szene. Ist das überhaupt noch so? Die Szene scheint tatsächlich ziemlich Männer dominiert zu sein, aber wenn man genau hinschaut, gibt es doch auch viele weibliche Kolleginnen. Hast du das Gefühl, dass du andere Erfahrungen im Lauf deiner Karriere machst als männliche Künstler? Ich glaube, dass ich es als Frau am Anfang etwas leichter hatte. Wäre ich ein Mann gewesen, hätte ich wahrscheinlich nicht so viel Beachtung bekommen und niemals den Weg eines DJ´s eingeschlagen. Es war nämlich gar nicht meine Absicht, als DJ durch die Clubs zu ziehen. 2008 wollte ich in einer kleinen Bremer Bar einfach nur zwei Schallplatten ineinander mischen. In diesem Augenblick entdeckte mich eine Veranstalterin und lud mich direkt zu meinem ersten Gig ein. Das Bild einer Frau hinterm DJ-Pult ist wegen seiner Rarität vielleicht doch etwas auffälliger. Was und wer inspiriert dich - Künstler, Orte, Menschen, Situationen? Die Nächte inspirieren mich. Meine besten Ideen kommen zu den unmöglichsten Uhrzeiten. Deshalb arbeite ich liebend gerne nachts. Was glaubst du sollte passieren, damit Frauen sich in der Kunstindustrie als gleichgestellt repräsentiert fühlen? Ich glaube, es gibt eigentlich nichts was einer Frau im Wege steht. Jeder hat die selben Chancen. Also einfach loslegen und das tun, was einem Freude macht. Gibt es irgendwelche anstehenden Projekte, die du mit unseren Lesern teilen möchtest? Heute habe ich gerade erst einen Remix für Seth Schwarz fertig gebastelt, der bald auf 3000 Grad veröffentlich wird. Außerdem steht eine EP für Monaberry an.

Interview mit Ziemba: Ziemba ist gar nicht so sehr Kind der elektronischen Musik. Sie ist das alter Ego von René Kladzyk. Konzeptuelle Performancekünstlerin, Tänzerin und experimentelle Musikerin. Wo und wann hast du deine Musikkarriere begonnen? Musik war immer wichtig in meinem Leben - ich habe immer gesungen, bin mit dem Klavierspielen groß geworden und habe früh Songs geschrieben. Ich würde nicht sagen, dass ich eine “Karriere” in der Musik angestrebt habe, bis vor kurzem. Ich habe über die Jahre in vielen Projekten von Freunden mitgemacht, in Chören gesungen und Songs geschrieben - alles ganz privat. Erst in den letzten ein, zwei Jahren habe ich angefangen mit meinen eigenen Sachen solo zu performen und habe so erstmals die Mechanismen der Musikindustrie erlebt. Du arbeitest in einer Männerdomäne, oder nicht? Ich schätze schon, ja und nein. Ich bin zu verschiedenen Graden in unterschiedlichen Szenen unterwegs. Ich würde sagen, dass meine momentane Szene, die Künstler um mich herum in NYC und speziell in Bushwick & Bed Stuy, Brooklyn, zum größten Teil genderqueer sind und sensitiviert für die weitreichenden patriarchalen Strukturen und Machtdynamiken unserer Gesellschaft. Ich bin umgeben von so vielen starken weiblichen Künstlern und von Frauen betriebenen Spielorten. Aber als weibliche Solo-Musikerin würde ich sicher sagen, dass ich mir darüber bewusst bin, dass der größere Teil der Musikszene von Männern dominiert ist. Ich meine es gibt offensichtlich überall inspirierte Menschen diverser Backgrounds, die tolle Musik machen, aber es ist frustrierend, wenn man das Gefühl hat, dass der Diskurs um Rock & Roll, Folk, Country oder Elektronische Musik von weißen cis-Männern diktiert wird. Hast du das Gefühl, dass die Erfahrungen, die du in deiner Karriere machst, sich von denen eines männlichen Künstlers unterscheiden? Das Gefühl habe ich, aber die Unterschiede, die ich erlebe sind nicht unbedingt auf die Musik beschränkt. Ehrlich, in den meisten Industrien ist es doch so, wenn du eine Frau in einer Führungsposition- oder Verhandlungsposition bist, kommen Machthierarchien ins Spiel und dein Geschlecht wird zu einem entscheidenden Faktor. Es ist nur besonders tragisch, finde ich, dass das Patriarchat so ein sichtbares Regime über den Mainstream der Kunst führt, egal ob über Klang, Bewegung oder das Visuelle. Beeinflusst oder inspiriert dich die Tatsache, dass du eine Frau bist, bei deiner Arbeit? Ich würde sagen, dass mein Verständnis von Gender und

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Foto: © Ben Grad Photo

Identifikation ist ja ein wirklich interessanter Prozess und als Künstlerin bin ich ständig dabei Dinge zu benennen und kategorisieren. wie ich mir das zu eigen mache einen signifikanten Einfluss auf meine Arbeit hat. Identifikation ist ja ein wirklich interessanter Prozess und als Künstlerin bin ich ständig dabei Dinge zu benennen und kategorisieren. Ich werde von den meisten Menschen als Frau verstanden und bin zufrieden mit dieser Zuweisung. Aber ich habe ein fließendes Verständnis von Identität und das kann zu einer sehr weiten und holistischen Weltanschauung führen und ich denke, dass diese Offenheit meine Kunst grundlegend prägt. Was und wer inspiriert dich - Künstler, Orte, Menschen, Situationen? Ja und ja. Ich denke nicht, dass es etwas gibt, dass Futter für Inspiration sein kann. Einer der erfreulichsten Teile am Leben ist doch von den Dingen überrascht zu werden, die dich faszinieren. Ich finde mich ständig in Situationen wieder, in denen ich unerwartet von etwas oder jemandem bewegt werde. Für mich ist, inspiriert sein, ein Zustand, eine Art von Wahrnehmung. Wenn man sich in der Welt als neugieriger lernender Mensch orientiert, sind die Wunder grenzenlos. Was denkst du sollte passieren, damit Frauen sich in der Kunstindustrie gleichwertig repräsentiert fühlen? 24

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Genau wie in der Politik, oder sonst wo, geht es bei der Repräsentation darum Zugang auf alle Positionen innerhalb der hierarchischen Strukturen zu erhalten. Es müssen mehr Menschen mit marginalisiertem Status in Führungspositionen in der Kunstwelt gelangen können und praktisch weiß ich nicht genau, wie das funktionieren kann. Ich glaube es benötigt einen totalen Wechsel im Diskurs über Gender, Identität und Machtbeziehungen. Es involviert ein Umschreiben aller dominanten Narrative, die menschliche Ideen von Erfolg, Gemeinschaft und Selbstwert formen. Also, was eintreten muss, damit sich Frauen gleichwertig repräsentiert fühlen und das auch werden, ist ein ideologischer Umbruch, der sich in praktischer und konzeptueller Reorganisation von allem, was Menschen berührt oder beschäftigt, äußert.


SCHIRENC PLAYS PUNGENT STENCH Pungent Stench gehört zu den erfolgreichsten Metal Bands Österreichs und ist unter anderem für obszöne Thematiken in ihren Songs, die bis hin zu SM Erläuterungen gehen, bekannt. Doch all dies wird mit einer guten Würze an Humor verpackt. Die Band hatte bereits kurz nach ihrer Gründung 1988 einige Erfolge zu verzeichnen. Darüber wie alles begann, sowie über den derzeitigen Stand des Projekts, das nun den Namen „Schirenc Plays Pungent Stench“ trägt, habe ich mit Herrn Schirenc höchstpersönlich geplaudert. Wie war es damals als Pungent Stench gegründet wurde? Ich habe damals mit Alex Wank, dem Schlagzeuger, in einer Band gespielt, die hieß Carnage. Das war in der Mitte der 80er, die hat sich dann aufgelöst und danach haben wir beschlossen ein neues Projekt zu starten. 1988 haben wir dann unseren Bassisten, den Jacek Perkowski dazu genommen, und dann Anfang Februar war die erste Probe. Ihr habt dann relativ schnell Erfolg gehabt, und seid auch auf Tour gegangen? Naja wir haben anfangs hauptsächlich selbstorganisierte Konzerte in der Punkszene gehabt, weil die offener war, man muss ja bedenken, die Musik 25

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war damals noch relativ unbekannt in Österreich. Und wir haben dann Anfang 89 im Proberaum ein Demo aufgenommen. Ein knappes Jahr später haben wir ein Angebot von Nuclear Blast Records bekommen, eine Split LP mit Disharmonic Orchestra aus Klagenfurt zu machen. Von da an waren wir bei Nuclear Blast unter Vertrag und haben dann mehr oder weniger regelmäßig Alben herausgebracht.

Dein Spitzname ist „El Cochino“, wie ist es dazu gekommen? Wir haben immer verschiedene Namen genommen, das war irgendwie eine Hommage an die 80er Metal Bands wie Venom, die auch alle unter Künstlernamen aufgetreten sind. „El Cochino“ ist glaub ich, zur „Club Mondo Bizarre“ Platte entstanden, das ist spanisch und heißt „kleines Schweinchen“, oder „junges Ferkel“, oder auch „dreckiger alter Mann“, das hat irgendwie zu dieser Thematik, wie


S&M Zeug, gepasst. Aber ihr habt diese SM Themen und andere obszöne Dinge mit einem gewissen Witz verbunden, könnte man das so sagen? Ja, also wir haben ja immer so ein bisschen einen unterschwelligen Humor und Witz dabei gehabt, weil die Thematiken die wir in den Texten gehabt haben ja schon so übertrieben waren, dass man die ja eigentlich nur humorvoll sehen konnte. Dieses toternste, wie es im Black und Death Metal vorkam, war uns dann doch ein bisschen zu aufgesetzt, weil so ist ja niemand, oder die meisten Leute nicht. Das ist ja teilweise wirklich witzig wenn sich erwachsene Männer in Windeln wickeln lassen. (lacht) Bist du an den CD Artworks immer beteiligt, sind das immer deine Ideen? Das war meist unterschiedlich, die ersten Artworks, wie die Split LP und auch eine Split Single, hab ich gezeichnet, die nächsten beiden Alben waren dann Bilder von einem 26

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amerikanischen Fotografen, Joel Peter Witkin, das war dieses Cover wo ein durchgeschnittener Kopf sich küsst. Danach haben wir zweimal ein Artwork von Stefan Weber, vom Drahdiwaberl, genommen, später dann die Fotos wo wir als Priester angezogen waren, und haben das mit ein bisschen unterschwelliger Pädophilie verarbeitet, bearbeitet! (lacht) Ich hoffe nicht verarbeitet!? Wir haben es nicht verarbeiten müssen! (lacht) Zum Glück nicht. Das letzte Cover, von „Ampeauty“, war von Gerhard Aba, der ist ein Fetischist, er steht auf amputierte Frauen und er ist mal an uns herangetreten und hat uns seine Fotos gezeigt und wir waren natürlich restlos begeistert. Diese Fotos sind alle ästhetisch und hoch erotisch eigentlich, er hat auch immer Freundinnen denen irgendwas fehlt. Viele Ideen sind uns also auch durch Zufall zugeflogen und waren nicht Aufträge von uns. Es gibt ja Leute die eine etwas abwegigere Vorliebe haben und die sind bei uns immer an der richtigen Adresse.

Ich muss natürlich auch die Auflösung von Pungent Stench ansprechen, und wie es dann zur Anklage gekommen ist, weil du unter dem Namen „The Church of Pungent Stench“ weitergemacht hast. Hast du mit so etwas gerechnet? Damit hab ich schon gerechnet, ja. Ich hab zwar gehofft, dass das kein Problem ist, das „The Curch Of Pungent Stench“ eine klare Bezeichnung ist, und nicht mehr „Pungent Stench“ ist, auch weil das Line-Up nicht mehr dasselbe war. Aber das hat das Gericht eben nicht so gesehen, und dadurch nennen wir uns jetzt eben „Schirenc Plays Pungent Stench“. Bist du jetzt gerade am Songwriting? Naja momentan konzentrieren wir uns noch darauf auf den verschiedensten Festivals zu spielen, unter anderem auch beim „Rock in Vienna“. Und soweit ich weiß sind wir die einzige österreichische Band, was eh ein bisschen traurig ist wenn man bedenkt, dass das Festival in Österreich ist, aber wenigstens ist eine dabei und wir sind froh, dass wir es sind. (lacht)


! E R U E T K A D E R T H C U S T A . S MUSIC-NEW DAS GANZE GELABER LANGWEILT DICH? DU BRAUCHST ACTION? DU GEHST GERNE AUF KONZERTE? DU BIST EXTROVERTIERT UND BELASTBAR? DU HAST KÖPFCHEN UND EIN GESPÜR FÜR MUSIK? UND DU WILLST MIT UNS ARBEITEN? DANN KOMM INS MUSIC-NEWS TEAM. DEINE AUFGABENGEBIETE CD Previews und Reviews Interviews mit Musikern, Bands und Künstlern Konzertbesuche mit anschliessender Berichterstattung UNSERE ANFORDERUNGEN Gute Deutschkenntnisse in Wort und Schrift prägnanter, eigener Schreibstil Objektivität, Aufgeschlossenheit und Liebe zur Musik gute Kenntnisse für spezifische Musikgenres (gerne auch sehr speziell) gutes Zeitmanagement, Verlässlichkeit, Ehrlichkeit, Erreichbarkeit und Kommunikation

! T Z T E J H C I D BEWIRB UNG B R E W E B T/ .A S W E -N IC S U .M W WW


Du hast auch noch andere Projekte, und zwar Hollenthon und Zombie Inc. Vom musikalischen Stil her weicht Hollenthon ziemlich ab von Pungent Stench, wo fühlst du dich eher verwirklicht? Pungent Stench hab ich vom spielen her immer lieber gemocht, weil ich eher auf dieses minimalistische stehe, wenn man einfach auf die Bühne geht, man steckt sich an und spielt, das ist alles mehr Rock`N`Roll als bei Hollenthon. Bevorzuge ich halt etwas, aber das ändert sich auch immer wieder, ich hab auch gern mit Hollenthon Konzerte gespielt. Du hast schon angesprochen, dass ihr dieses Jahr einige Festival Shows spielen werdet, aber kannst du dir auch vorstellen wieder mal länger auf Tour zu gehen? In Österreich ist es so, dass man ja nicht so viel touren muss, weil es im Herzen Europas liegt und man kann ja schnell irgendwohin fliegen und fahren. Da die Festival Season schon von Mai bis fast Oktober geht, ist die 28

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Tourzeit sehr begrenzt, und da ist alles unterwegs. Darum bin ich gar nicht mal so undankbar, dass ich nicht so viel auf Tour mehr muss, weil das ist mir auch schon ein bisschen zu unbequem, die ganze Zeit in einem Bus herumfahrend der immer versiffter wird. Aber bei Shows auf anderen Kontinenten ist es fast gar nicht anders möglich. Obwohl wir das im letzten Jahr zweimal gemacht haben, wegen einem Konzert nach Amerika zu fliegen und heuer werden wir das auch wieder machen.

Text Eva Oswald Fotos Simon Jappel



MACHTKAMPF IN DER FESTIVALSZENE Dass Musikfestivals seit Jahren nicht nur in Österreich boomen ist kein Geheimnis. Es gibt kaum etwas Schöneres als seine Lieblingsbands im strahlenden Sonnenschein zu bewundern ... Ein paar Tage Ausnahmezustand, ein paar Tage Abkehr von den alltäglichen Problemen und von der lähmenden Routine. Doch für die Veranstalter bedeutet ein Rockfestival nicht nur gute Laune, Dosenbier und Campingzelte. Begriffe wie Wachstumsschub, Kapitalerhöhung und Quartalsbericht scheinen das Gegenteil von Sex, Drugs and Rock’n’Roll zu sein und doch sind sie mittlerweile fester Bestandteil in Berichten über Festivals. Für die Durchführung eines Festivals fallen hohe Kosten an, welche zu einem Großteil durch Sponsoring abgedeckt werden. Sponsoring bedeutet eine Zusammenarbeit mit Wirtschaftsunternehmen. Daraus ist abzuleiten, dass die Festivallandschaft einer Kommerzialisierung unterliegt. Es kommt zu einem Wettrüsten der Gagen, dessen Auswirkungen auch die kleineren Festivals zu spüren bekommen. Noch floriert die Szene, doch es ist gut möglich, dass schon im nächsten Jahr die Blase platzt. Welch beinhartes Geschäft mittlerweile auf dem Festivalsektor betrieben wird, zeigt sich heuer unter anderem auch in 30

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Österreich. Zu den beiden großen österreichischen Rockfestivals, dem „Nova Rock“ und dem „FM4 Frequency Festival“, gesellt sich heuer das „Rock in Vienna“, hinter dem die Deutsche Entertainment AG (DEAG) steht. Das Line-Up ähnelt auffallend stark der „Nova-Rock“Ausrichtung der letzten Jahre (ua. Metallica, Kiss und Limp Bizkit). Zeitlich findet das „Rock in Vienna“ eine Woche vor dem „Nova Rock“ statt, das darüber hinaus nur 70 Kilometer von Wien entfernt abgehalten wird. Kein Wunder also, dass der bisherige Monopolhalter der österreichischen Festivallandschaft, Skalar Music, nicht gut auf das „Rock in Vienna“ zu sprechen ist. Ewald Tatar, der ausführende Veranstalter des „Nova Rock“, schlug eine mögliche Kooperation mit dem neuen Wiener Festival aus und warnte, dass der Markt zwei so große Festivals innerhalb einer so geringen Zeitspanne nicht verkraften können wird. Die DEAG sieht das naturgemäß anders und betrachtet ihr Event als eine


Zu den beiden großen österreichischen Rockfestivals, dem „Nova Rock“ und dem „FM4 Frequency Festival“, gesellt sich heuer das „Rock in Vienna“.

Text Alexander Pipam

Ergänzung für den österreichischen Festivalmarkt. Dabei hat das „Rock in Vienna“ aber das erklärte Ziel, neue Maßstäbe in Österreich setzen zu wollen. Diese sind zumindest nicht aus dem Line-Up ersichtlich. Man hat so gut wie jede Band bereits auf einem der großen österreichischen Rockfestivals gesehen. Ein „innerstädtisches Wohlfühlfestival“ soll es werden. Soll übersetzt heißen: gepflegte Toiletten, kurze Wege und Flair mitten in der Stadt. Allerdings sehen darin viele den ursprünglichen Geist von Rockfestivals angegriffen. Dass das „Rock in Vienna“ tatsächlich ein anderes Flair als gewohnt aufweisen wird kann jetzt schon gesagt werden, werden doch 50.000 Besucher erwartet, aber nur für etwa 5.000 Personen Campingplätze zur Verfügung stehen. Ein Hotel mag zwar seine Vorzüge haben, doch verursacht es zu den ohnehin schon sehr üppigen Preisen zusätzliche Kosten. Der einfache Festivalpass exklusive Camping wird mit nicht gerade schlappen 199,90 Euro 31

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Wirtschaftliche Interessen versus Kultur

Neben dem Irrsinn, der sich im Hardrock- und Metal-Bereich abspielt, regt sich zusätzlich noch einiges am österreichischen Festivalmarkt. Das sonst eher für gitarrenlastigen Indie-Rock geschätzte „Frequency“ tendiert in den letzten Jahren in eine andere Richtung. 32

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Österreichische Bands im Abseits


angeschlagen. Wer campen will darf zusätzlich 30 Euro locker machen. Neben dem Irrsinn, der sich im Hardrock- und Metal-Bereich abspielt, regt sich zusätzlich noch einiges am österreichischen Festivalmarkt. Das sonst eher für gitarrenlastigen IndieRock geschätzte „Frequency“ tendiert in den letzten Jahren in eine andere Richtung. Statt den härteren Klängen des „Nova Rock“ und des „Rock in Vienna“ wie gewohnt mit Indie zu begegnen, setzt das „Frequency“ heuer auf ein Programm, das mit dem Schwerpunkt Allgemeines gut beschrieben scheint. Das in St. Pölten stattfindende Event wandelt sich langsam von einer ehemaligen Hochburg für Indie-Rock und –Pop hin zu einer Veranstaltung für den Mainstream. Die DJ-Kultur und die Electro-Sounds übernehmen die Überhand. Wie sonst erklärt man sich Acts wie Martin Garrix, Major Lazer und Fritz Kalkbrenner auf den Hauptbühnen, wenn es doch einen eigens für elektronische Musik eingerichteten Nightpark gibt? Auffallend ist auch, dass es auf den drei großen Festivals nur wenig musikalische Beteiligung aus Österreich gibt. Die derzeit in Deutschland groß abgefeierten Bands aus unserer schönen Heimat trifft man hier eher auf den kleineren Festivalbühnen des Landes. Beispielsweise auf dem neu positionierten „Nuke-Festival“, welches heuer von Arcadia Live, einem 2015 gegründetem österreichischdeutschen Joint Venture, veranstaltet wird. Das ehemals von Skalar organisierte Festival soll einen stärkeren Fokus auf heimische Musik legen. So teilen sich die deutschen Erfolgsgaranten Seeed und Cro nicht

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nur die Bühne mit der Parov Stelar Band und Olympique, sondern auch mit Bilderbuch und Wanda. Obwohl die beiden Bands in Deutschland gerade mächtig durch die Decke gehen, werden sie vom österreichischen MainstreamRadio noch immer eher stiefmütterlich behandelt. Und auch die großen Festivals Österreichs zollen ihnen nicht den angemessenen Respekt, findet Bilderbuch-Sänger Maurice Ernst. Bandintern bezeichnen sie Skalar sogar als „Mafia“, wie er in einem Interview mit dem Falter kundtat. Der Frust der österreichischen Bands nährt sich unter anderem von den Festivals, behauptet er weiter. Und tatsächlich, wenn man die Hauptbühnen des „Nova Rock“ und des „Frequencys“ der letzten Jahre betrachtet, durften sich nicht viele österreichische Musiker darauf beweisen. „Nova Rock“-Veranstalter Tatar weist die Aussagen Ernsts zurück und bekundet durchaus Interesse an der Band. Er stellt ihnen eine gute Gage und einen angemessenen Slot in Aussicht, fordert dafür allerdings einen exklusiven Auftritt der Band auf einem der beiden von Skalar veranstalteten Großfestivals. Auch beim neuen „Rock in Vienna“ wird nicht auf die gerade angesagten österreichischen Künstler eingegangen. Es besteht zwar wie bei vielen großen Festivals die Möglichkeit, sich einen Slot zu erspielen, doch handelt es sich hier auch um kleinere Bands und um Uhrzeiten, die Zuhörer nicht gerade anlocken. Wie sich zeigt, ist der Neoliberalismus längst in der Musikindustrie angekommen. Die wirtschaftlichen Kämpfe der großen Festivals wirken sich auf die gesamte Branche aus. Die Megaveranstaltungen überbieten sich gegenseitig mit Gagen für die ohnehin schon wenigen Headliner.

Das wäre für kleinere Festivals auch noch nicht weiter tragisch, allerdings versuchen die großen Rockfestivals sich auch auf den Ebenen darunter zu übertrumpfen. Für die Veranstalter der mittleren Open-Air-Events wird es dadurch immer schwieriger Zusagen von Bands zu bekommen, da diese sich erhoffen, sich an den Budgets der Großfestivals laben zu können. Ein weiteres Problem, das für Bands und kleinere Festivals hinzukommt, ist der Gebietsschutz. Soll heißen, dass die Bands mit den Verträgen der großen Festivals eine Verpflichtung unterschreiben, auf keinem anderen Festival in der weiteren Region auftreten zu dürfen. Das Heikle für die kleineren Bands dabei ist, dass sie auf die Menge der Auftritte angewiesen sind. Die angesagten Bands beehren die großen Festivals und fallen somit um die kleinen um. Newcomer-Bands, die nicht auf den gigantischen Bühnen spielen, locken zu wenig Zuseher auf die kleinen Festivals. Die Vielfalt der Kultur ist dadurch zunehmend gefährdet. Dass der Festivalboom in dieser Konzentration nicht weiter gehen wird, ist durchaus anzunehmen. Die Konkurrenzsituation, die durch die großen Konzerne heraufbeschworen wird, werden mit Sicherheit nicht alle Veranstalter durchhalten. So förderlich Konkurrenz auch sein mag, in einem kleinen Land wie Österreich ist der Markt schnell gesättigt. Sowohl das „Nova Rock“ wie auch das „Rock In Vienna“ sprechen die gleiche Zielgruppe und streben rund 50.000 Besucher täglich an – eine Anzahl an Menschen, die bisher allein am Nova Rock zu finden war. Österreichische Bands werden dabei nicht spezifisch gefördert. Es geht ganz klar um Wirtschaftsinteressen, nicht um die Kultur und die Musik.


JOSHI MIZU Ich bin bei Interviews nervöser als vor Auftritten... Aber mit den Sachen, die ich jetzt in Deutschland rausgebracht habe, generell in Deutschland, da bin ich noch kein Oldie. Da gehöre ich eher noch in die Newcomer Kategorie. Zu den Veränderungen, körperlich habe ich mich auf jeden Fall verändert. Vielleicht bin ich ein bisschen reifer geworden. Aber ich bin immer noch so verrückt wie damals. Musikalisch habe ich mich natürlich verändert. Es wäre schlimm, wenn sich Musiker während ihrer Laufbahn nicht verändern würden. Ich habe mich von Album zu Album, von Track zu Track verändert, was eigentlich logisch ist, wenn man das wie ich schon 14 Jahre macht. Aber der harte Kern, ja der Charakter ist auf jeden Fall immer da.

Ein Newcomer ist Joshi Mizu in Österreich keinesfalls mehr. Bereits in den 2000er Jahren hat der Wiener als Teil der Gruppe Family Bizz schon Erfolge gefeiert. Mit seinem Debütalbum MDMA, welches letztes Jahr erschien, konnte er an diese Erfolge anknüpfen. Nun arbeitet Joshi Mizu an seinem zweiten Album. Wir trafen den Rapper und er verriet er uns alles zum Thema Songwriting und seinem Plan für den 34

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Festivalsommer. Du bist schon seit den 2000er Jahren im Hip Hop aktiv, man könnte dich durchaus schon als Oldie in der Szene bezeichnen. Hast du dich in den Jahren verändert? Wie viel Joshi Mizu von damals, findet man im heutigen Joshi Mizu? Zur Oldie Frage. Laut meinem Pass bin ich vielleicht ein Oldie. Meine Karriere, Laufbahn, alles was ich gemacht habe macht mich vielleicht zum Oldie.

In den vergangenen 14 Jahren hast du auch viel erlebt. Du warst und bist immer noch Teil der österreichischen Hip Hop Szene. Wie hat die ganze Szene sich in den letzten Jahren deiner Meinung nach entwickelt? Es sind mehr Leute geworden, mehr hungrige Leute. Die Leute, die mit Rap angefangen haben, sind immer jünger geworden. Jetzt gibt es auch ziemlich viele Sparten, auch schon in Österreich, in Deutschland natürlich noch viel mehr. Mittlerweile hat sich Hip Hop meiner Meinung nach sehr gut entwickelt, mal


abgesehen von den Verkaufszahlen. Das ist aber jedem Musiker klar, dass die Verkaufszahlen nicht mehr so wie damals sind. Aber speziell im Hip Hop Bereich, finde ich, dass mittlerweile alle Sparten abgedeckt sind. Es gibt nicht nur die NullSiebenElf-Clique oder die Mongo-Clique, jetzt mal auf Deutschland gesagt, sondern es gibt auch für jeden Bereich jemanden, der das bedient. Es gibt verschiedene Straßenrapper, es gibt verschiedene Gute Laune Rapper, Backpack-Rap ist wieder zurückgekommen, Pop-Rap wie man an Cro sieht. Ich finde das hat eine gute Entwicklung genommen, jetzt von der musikalischen Seite her. Aber von der finanziellen Seite her, von den Verkaufszahlen, ist das eine andere Geschichte. Da will ich jetzt aber auch nicht zu sehr ins Detail gehen. Du bist seit deiner Geburt in Wien, du lebst hier, oder? Ja, durchgehend die meiste Zeit in Wien. Es gab so ein paar Abschnitte in meinem Leben, wo ich in Berlin gewohnt hab, aber auch nicht für lange Zeit. Mittlerweile pendle ich sehr viel. Die Hälfte vom Jahr bin ich dort, und die andere Hälfte bin ich hier. Ich habe gehört, du ziehst jetzt nach Berlin. In einem anderen Interview habe ich gelesen, dass du dir nicht vorstellen kannst Wien zu verlassen. Wie schaut das jetzt aus, bist du dann ständig in Berlin oder kommst du auch ab und zu wieder zurück in deine Heimat? Ich komme auf jeden Fall zurück, mehr als ab und zu. Meine Familie ist hier, ich habe auch einen kleinen Bruder und auch sehr viele Freunde. Mittlerweile ist auch das Reisen nicht mehr so anstrengend, man kriegt immer wieder günstig Flüge. Dadurch, dass ich schon so viel gependelt bin, ist es für mich eigentlich schon ein Katzensprung. Ich kenne auch die Strecke mit dem Auto, und habe da immer meine Anhaltspunkte. Wenn man die Strecke mal richtig gewohnt ist, ist sie gar nicht mal so lang.

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Was hat das jetzt auch für Vorteile, wenn du nach Berlin ziehst? Ist Wien auch ein Dorf, wenn es um Hip Hop geht, oder muss man zwangsläufig irgendwann mal nach Berlin ziehen? Es muss ja nicht Berlin sein. Aber der Unterschied zwischen Österreich und Deutschland ist viel größer, einfach auch von der Einwohnerzahl her. Natürlich da wo mehr Einwohner sind, besteht auch eine größere Möglichkeit, dass es Leute gibt, die sich von deiner Musik angesprochen fühlen. Das ist schon mal der ausschlaggebende Unterschied, warum man den Schritt nach Deutschland macht, wenn man wirklich Geld damit verdienen will. Wenn man sich sein Leben finanzieren möchte, dann muss man auf jeden Fall den Sprung rüber machen, als Hip Hopper jetzt. Ich kann nur als Hip Hopper sprechen, es gibt Pop-Künstler und Volkssänger, die halt nur von den österreichischen Verkaufszahlen leben können. Aber als Hip Hopper ist das ganz wichtig, es ist ja auch mein ganzes Management dort, mein Label ist dort. Wenn zum Beispiel eine Tour startet, dann geht die nicht in Wien los, dann geht die von Berlin aus. Wo wir gerade von einer Tour sprechen, du bist im Juli bei den Hip Hop Open in Wien dabei. Du trittst neben Größen wie Afrob, Samy Deluxe oder A$AP Rocky auf. Wie ist für dich das Gefühl, neben so großen Namen auch selbst dabei zu sein? Es ist immer wieder ein schönes Gefühl um ehrlich zu sein. Es ist nicht mein erstes Festival mit so vielen großen Namen. Aber ich liebe Festivalauftritte einfach, es ist quasi wie ein Klassentreffen unter den Rappern. Man kennt sich ja untereinander, und freut sich wieder ein paar Leute zu sehen, die man auf Festivals trifft. Man hat eine gute Zeit, Festival bedeutet auch immer Sommer, da ist sowieso jeder immer glücklich.

Der Sommer steht ja vor der Tür, wirst du noch auf weiteren Festivals zu sehen sein, oder konzentrierst du mehr auf dein nächstes Album? Ich bin etzt gerade in der Albumproduktionszeit, man ist aber auch ständig irgendwie in der Albumproduktionszeit, und man ist ständig auch auf Tour, nach dem Motto „Vor der Tour ist nach der Tour“ und „Vor dem Album ist nach dem Album“. Die Festivals, die mir noch einfallen sind Splash Festival, dann am Trailerpark Openair in Berlin, Trailerpark Openair im Hamburg mit SSIO, Eko, Trailerpark, Alligatoah, BRKN, Battleboi Basti und so weiter. Ich trete noch bei der offiziellen Afterparty beim Hip Hop Open in Stuttgart auf, das ist so ein Clubauftritt. Also ein vollgepackter Terminplan. Du hast ja auch schon reichlich Bühnenerfahrung, hast mit Freestyles begonnen, du bist auch immer laufend auf Tour. Du warst ja auch bei Sierra Kidd Support Act. Bist du vor Aufritten eigentlich auch noch manchmal nervös? Ich bin bei Interviews nervöser, also vor Auftritten (lacht), nein ich mache Spaß. Nein, nicht wirklich nervös, es ist mehr aufgeregt, mehr so eine Freude. So ein Nervenkitzel ist nicht dasselbe, wie nervös sein. Es macht einfach Spaß, als Künstler auf der Bühne zu stehen. Zu sehen, dass Leute deine Musik lieben, dabei mitmachen und abgehen, das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Ich glaube viele Musiker machen das auch wegen dem Live-performen. Wie schreibst du ein Lied? Gibt es irgendwelche Einflüsse von außen, die dich beeinflussen? Erlebnisse, die ich gesammelt habe, Dinge, die mir passieren, Stimmungen am Tag, Gefühle. Es ist eine gute Frage, das haben mich schon mehrere Leute gefragt. Aber man kann das eigentlich gar nicht so gut beschreiben, um ehrlich zu sein. Vielleicht habe ich gerade etwas erlebt, dass mich so sehr bewegt, das ich dann anfange einen Song darüber zu schreiben. Aber


eigentlich ist es oft so, dass ich viele Instrumentals zusammensammle, und mich einfach heransetze. Dann überlege ich mir, was ich in letzter Zeit erlebt, was ich gefühlt habe, und versuch dann darüber zu schreiben. Also ist zuerst immer der Beat da und dann kommt der Text, oder versuchst du schon einen Beat zu finden, zu dem ein bereits existierender Text passen könnte? Oft ist es so, dass ich ein Thema im Kopf habe und dann suche ich mir einen passenden Beat. Danach versuche ich das Ganze umzusetzen, und so entsteht der Sound. Am Ende kommt immer etwas dabei raus, ob es gut oder schlecht ist, das ist die andere Sache.

ZUM VIDEO INTERVIEW

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Text Michael Mišek Fotos Peter Schings I HAD Studio


Text Georg Zsif kovits Fotos Mário Macedo

The Bongo Club sind nicht hier, um die Rockmusik neu zu erfinden. Sie sind hier, um sie in neue Höhen zu treiben. Oldschool sind diese vier Kerle, die sich in einen zu kleinen Bus setzen, um sechs Wochen durch Europa zu touren. Oldschool sind vier Kerle, die auf Computer und DJ verzichten und die Menschen mit ihrer Musik begeistern. Schlagzeug, Gitarre, Bass, Stimme, das ist oldschool. Oldschool sind vier Kerle, die auch vor sieben Leuten spielen, als würden sie vor siebentausend stehen. The Bongo Club sind oldschool. Genau genommen sind The Bongo Club Jesper Jansson, Erik Ahlblom, Fabian Brogeby, Jonatan Andrén. Schon seit geraumer Zeit pfeifen die vier Schweden auf sämtlichen modernen Schnickschnack, den die Musikgeschichte in der jüngeren Vergangenheit abgeworfen hat, und machen ihr Ding. Durchschlagenden, gitarrenverzerrenden Indierock mit dem Popappeal, der den schwedischen Rock so erfolgreich macht. Im Gegensatz zu Artgenossen wie Mando Diao, bleiben The Bongo Club geradlinig bei der Sache, nehmen ihre Alben im Studio live auf und liefern genau die energiegeladene Musik, die man auf ihren Konzerten um die Ohren bekommt. Kein Wunder also, dass

die europäischen Clubs im letzten Winter unter der Gewalt ihrer Auftritte zusammenzukrachen drohten und die Fans sich in Ekstase tanzten, egal ob es nun derer sieben oder siebzig waren. Mit „Be Careful Not To Stare“ steht seit einigen Wochen der erste Longplayer der Vier zum Verkauf. Aufgenommen wurde mit der Unterstützung von Kultur Ungdom, einer schwedischen Non-Profit Organisation zur Förderung junger Kulturschaffender, die auch bei der Planung der Europatour unterstützend zur Seite stand. Was sind eure Beweggründe die Musik zu machen die ihr macht?


Natürlich sind wir uns gegenseitig auf die Nerven gegangen. Wer würde das nicht? Fünf Männer, die jede Minute jedes Tages gemeinsam verbracht haben, für sechs Wochen. Man muss schon der Dalai Lama sein, um nie genervt zu sein.

Warum nicht zum Beispiel Drum’n’Bass oder Jazz? Zuallererst ist das die Musik die wir selbst hören. Wir hätten möglicherweise eine Jazzband sein können, hätte früher jemand unsere iPods damit gefüllt. Da das nicht passiert ist, sind wir nun hier. Wie kam es zum Bandnamen The Bongo Club? Es ist wirklich ein alberner Name. Wir haben nicht viel darüber nachgedacht. Wir saßen im Studio, haben mit Ideen um uns geworfen und plötzlich war er da. Wir sind davon ausgegangen, dass 38

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der Name hängen bleiben würde, also blieben wir dabei. Dahinter versteckt sich keine tiefere Bedeutung. Letzten November und Dezember habt ihr sechs Wochen auf Tour quer durch Europa verbracht. Welche Ereignisse sind euch im Kopf geblieben? Gibt es lustige Anekdoten von der Tour zu erzählen? Wir wollen nichts an die große Glocke hängen, also werden einige Dinge wohl mit ins Grab genommen. Gentlemen’s agreement und so. Aber wir haben viele interessante Menschen getroffen und einige großartige Shows gespielt.

Die vorletzte Show war verrückt. Unser Bassist hat drei Stage Dives gemacht … nach der Show. Das will schon was heißen oder? Gab es Zeiten auf Tour in denen ihr euch gegenseitig auf die Nerven gegangen seid? Natürlich sind wir uns gegenseitig auf die Nerven gegangen. Wer würde das nicht? Fünf Männer, die jede Minute jedes Tages gemeinsam verbracht haben, für sechs Wochen. Man muss schon der Dalai Lama sein, um nie genervt zu sein. Alles in allem waren wir aber in einer wirklich guten


Stimmung. Im Endeffekt hatten wir die Zeit unseres Lebens. Wie läuft bei euch für gewöhnlich das Songwriting ab? Alle zusammen oder einer alleine? Neuerdings versuchen wir die Songs gemeinsam zu schreiben, um den ganzen Prozess so demokratisch wie möglich zu gestalten. Auch wenn es vielleicht der schwerste Weg ist einen Song zu schreiben, ist es ein unheimlich gutes Gefühl, wenn wir vier uns schlussendlich auf eine Sache einigen. Wenn jeder von uns das mag was wir schreiben, ist es wohl das Zeichen für einen guten Song. Die Texte jedoch schreibt beinahe zu hundert Prozent Jesper alleine. Habt ihr schon mal darüber nachgedacht einen Song über IKEA zu schreiben? Nein, absolut nicht. Nein, nein, nein, nein, nein! Wen würdet ihr als eure größten musikalischen Einflüsse bezeichnen? Wir werden vor jedem neuen Song, den wir schreiben, von einem Haufen Dinge und vielen verschiedenen Musikern beeinflusst. Aber der Haupteinfluss ist wohl eine Mischung aus einigen der großen schwedischen Rockbands, wie The Hives, Mano Diao und so weiter, und dem Großteil der britischen Gitarrenmusik der letzten 25 Jahre. Im März erschien euer Debütalbum „Be careful not to stare“, wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus? Wir versuchen dieses Jahr wirklich verdammt beschäftigt zu sein. Bucht uns und wir werden spielen! Das Hauptziel für 2015 ist es, auf einigen Showcase Festivals zu spielen, damit die Leute merken, wie irre gut wir live sind. Pass auf Europa – Bongo kommt zu euch! Habt ihr Brotjobs, um eure Musik zu finanzieren?

Ja haben wir, unsere Vermieter lassen uns unsere Wohnung nicht gratis bewohnen. Es ist Schwachsinn, aber wir machen die Regeln nicht. Noch nicht... Was verbirgt sich eurer Meinung nach hinter dem internationalen Erfolg schwedischer Musiker? Es hat viel mit Wohlfahrtsorganisationen und anderen staatlichen Mitteln zu tun. Die Menschen haben es ziemlich gut hier oben. Wir haben auch von klein auf ein großes Angebot an Musikkursen in den Schulen. Das muss damit zu tun haben.

Wir neigen dazu Iglus zu bauen und uns Faustkämpfe mit Eisbären zu liefern. Oder könnte es unser gutes Aussehen sein? Was treibt man während des schwedischen Winters, wenn man nicht gerade dröhnenden Indierock spielt? Wir neigen dazu Iglus zu bauen und uns Faustkämpfe mit Eisbären zu liefern. Ist nicht auch Weihnachten irgendwann zu dieser Zeit? Mit welchen drei Worten würdet ihr eure Heimat Schweden beschreiben? Nicht groß genug.


r e t i e h r e m m i -

FOLKSHILFE

Foto: © Kevin Rieseneder

Bodenständig, ein bisserl verrückt aber auf den Punkt gebracht. Folkshilfe, das sind Mathias Kaineder (Gesang, Gitarre), Florian Ritt (Gesang, Steirische Harmonika) und Gabriel Haider (Gesang, Schlagzeug) aus Oberösterreich. Folkshilfe, das ist ehrliche Musik. Angefangen auf den Straßen Österreichs, über die Bühnen und das Fernsehen, bis in unser Herz, beschreiten die drei Burschen ihren Weg und sprechen nicht nur ihren Fans direkt aus der Seele. Für viele erst 40

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nach dem Vorentscheid des Eurovison Song Contest bekannt, schafften die drei allerdings schon 2013 ihren Durchbruch mit „Quetschn“, Gitarre, Schlagzeug und Mundart Gesang. Ihre Songs sind nicht überladen. Sie sind authentisch, mitreißend und voller Leben, genau wie ihre Live-Auftritte. Egal ob im Fernsehen, in kleinen Clubs, Modeläden oder auf großen Festivalbühnen, sie fühlen sich überall zu Hause und sorgen für Stimmung.

Ihre Songs funktionieren und animieren das Publikum regelrecht zum Mitsingen und -tanzen. Egal ob „Karl und Resi“, „Summersun“ oder „Seit a poa Tog“, das Publikum gibt sich dem Auftritt und der Harmonie der Band hin. Viele Medien tun sich schwer was den Überbegriff für diese Musik angeht. Die drei Jungs ebenfalls: „Ich glaube einen Überbegriff in dem Sinn gibt es nicht. Mit einem Begriff unsere Musik zu


erklären fällt eher schwer. Da müssten wir ja unsere ganze Musik in einem einzigen Begriff bündeln. Unsere Musik ist schon sehr speziell und hat es in dieser Art und Weise auch noch nicht gegeben. Es ist irgendwie alles dabei. Es ist einfach Folkshilfe.“ Die sympathischen Oberösterreicher sind auf dem richtigen Weg ihr Ziel zu erreichen. Folkshilfe ist längst keine kleine Straßenband aus dem Mühlviertel mehr, sondern bekannt, beliebt und gleichzeitig ein Begriff für die ehrliche Musik, die einem den Frohsinn zurück bringt, den man manchmal im Alltag doch schmerzlich vermisst. Beim Thema Inspiration scheiden sich die Geister. Die drei haben verschiedene musikalische Hintergründe, die sich natürlich auch was das Schreiben der Songs angeht, bemerkbar machen. Anders als viele andere Bands nehmen sie alle ihre Ideen mit in den Proberaum und feilen solange zusammen herum, bis eben so ein grandioses, ansteckendes Werk wie „Seit a poa Tog“ entsteht - ein gemeinsames Ganzes mit besonderer Mischung. „Die Harmonika polarisiert. Und uns fällt es immer schwer, weil auf der einen Seite ist bei uns Humor dabei, aber auf der anderen ist es uns auch wichtig, dass die Idee nicht in eine Richtung abgleitet, die wir vielleicht nicht wollen.“ Genregrenzen gibt’s für Folkshilfe nicht. Ihre allein schon ungewöhnliche Instrumentierung und das Ausleihen verschiedener Musikrichtungen in ihren Werken macht sie einzigartig und bewundernswert. Drei Videos gibt’s bisher zu drei außergewöhnlichen Songs, „Shake Your Body“, das im Zuge eines Flashmobs am Strand der kroatischen Insel Krk gedreht wurde, „Seit a poa Tog“, welches ebenfalls aus der Feder von Kevin Rieseneder stammt und zusammen mit Manuel Prammer und Ricarda Oberneder in der Tabakfabrik Linz gedreht wurde. Und „Loss da helfn“, bei dem LMmedia Kamera und Schnitt übernahm

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und welches im Zuge des Noppenair Musikfestivals entstand. „Bei „Seit a poa Tog“ war eigentlich ganz klar, dass wir ein Video wollten, was auf der einen Seite hochwertig produziert wird, eine Story hat, aber auch den Witz mitbringt.“ Einen Wunsch nach Veränderung: So eine Promotion könnte es öfters geben. Laut Folkshilfe geschieht so manches, aber der Wunsch nach mehr österreichischer Musik im Radio bleibt dennoch bestehen. „Es tut sich grad einiges. Es gibt eine Musikszene. Von Seiten der Medien ist sie manchmal nicht so gut beleuchtet. Wir haben als eine von wenigen Bands beim Vorentscheid des ESC auftreten dürfen. Es war cool, dass der ORF so einen Schritt gewagt hat. Es ist unglaubliche Werbung.“ Die drei Vollblutmusiker touren nicht nur durch Österreich, sondern auch mit ihrem sogenannten Tourlaub durch angrenzende Länder wie Kroatien, Italien, Deutschland und die Schweiz. „Österreicher, Deutsche und auch die Schweizer konsumieren heimische Musik der verschiedensten Facetten, ohne irgendwelche Werte. Die Leute finden es interessant was so gemacht wird.“ Anders als man erwartet treten die Drei aber nicht auf den Bühnen großer Konzerthäuser auf, sondern auf der Straße und schaffen es trotzdem, egal wo sie spielen, den Folkshilfe Funken überspringen zu lassen und durch ihre energiegeladenen Tracks neue Fans zu generieren. Das Altersspektrum der Fans reicht vom groovenden Opa bis hin zum tanzenden Baby, es ist einfach alles dabei. „Auf der Straße musst du dir deinen Platz erkämpfen. Am Anfang kostet das wirklich Überwindung sich hinzustellen und Musik zu machen. Aber man kommt doch recht schnell rein in dieses ganze Konzertfeeling.“ Folkshilfe ist sich einig. Wenn man von dem überzeugt ist was man macht und es gern macht, und sich dessen bewusst ist, heißt es dran bleiben.

Foto: © Silke Traunfellner

Foto: © Silke Traunfellner


Das Musikerdasein ist nicht nur jeden Abend Bier trinken, sondern enormen Aufwand in Struktur und Organisation zu betreiben, sich Partner suchen mit denen man gerne arbeitet und das Ganze bis zu Ende denken. Genau das ist auch ihr Tipp für aufstrebende Bands, die in ihre Fußstapfen treten und selbst Musik machen wollen. Dieses Jahr soll sich der bereits im März erschienenen vier Track EP „Seit a poa Tog“ das Debütalbum anschließen. Wann das jedoch der Fall sein wird und welchen Titel das Werk trägt, steht laut Folkshilfe noch in den Sternen. Aktuell befindet sich das gute Stück in der Fertigstellung. „Andere Bands machen ein Album und gehen dann auf Tour. Wir spielen Live und machen daraus unser Album.“ Auch wenn Florian Ritt selbst keinen Plattenspieler hat, ist er doch stolz darauf, dass das Debütalbum mit dem Arbeitstitel „Folkshilfe Debütalbum“

ebenfalls als LP erhältlich sein wird. Unter anderem ist eine Album Release Tour im Zuge der Veröffentlichung geplant. Abschließend bleibt zu sagen, dass Folkshilfe nicht nur durchgehendes Hitpotential haben, sondern eine Vorzeigeband für alle jene sind, die ihren Traum von der Musik leben zu können wahr machen wollen.

ZUM VIDEO INTERVIEW

music-news.at/youtube

Text Julia Nestler

Foto: © Kevin Rieseneder


DER GEMEINE METALLER STEREOTYPEN

MANO CORNUTA

oder: Teufelsgruß, Satansgruß, Satanistengruß, Pommesgabel, Metalhand und englisch Devil horns (‚Teufelshörner‘), goat horns (‚Ziegenshörner‘), hook ’em horns, throwing the goat oder metal fork.

BIERBAUCH

HAARPRACHT

Im Alter wandelt sich auch der Metaller, während die Haarpracht stetig abnimmt, gedeiht nach jahrelanger Arbeit ein stattlicher Bierbauch.

Auch die Haarpracht variiert je nach Subgenre, doch eine lange Mähne ist nie verkehrt.

METALLISCHE STIEFEL

Die martialischen Stiefel variieren je nach Typ und Subgenre in Form und Höhe, oftmals werden sie mit Nieten und Schnallen aus Metall verziert.

Text Bernhard Hof bauer


Klischees über die Metaller und ihre Szene gibt es wie Sand am Meer, also nicht alles was man liest allzu ernst nehmen!

XAVIER NAIDOO 05. JULI | KAISERWIESE WIEN Singer, Songwriter, Mitbegründer der söhne Mannheims und Teil des Bandprojekts “Xavas” ist ein Ausnahme Künstler.

MUSICAL ROCKS 02. OKTOBER | WIENER STADTHALLE F „Musical Rocks!“ ist eine energiegeladene Best-Of-Musical-Rockshow mit den bekanntesten Superhits aus Rockmusicals seit den 70ern - bis heute.

BILD: WOLKENFREI

BILD: ERIC ULLRICH

Dass dem nicht so ist und man nicht alle Metaller in einen Topf schmeißen kann, wird wohl jedem klar sein. Dies zeigt sich schon in den vielen verschiedenen Stilrichtungen, in die sich der Metal im Laufe der Zeit aufgesplittet hat. Heavy Metal, Black Metal, Speed Metal, Nu-Metal, Death Metal und Gothic Metal sind nur einige von vielen Ausprägungen, in die sich die Musikrichtung entwickelt hat. Dass sich die Hörer all dieser Stile hinsichtlich Aussehen und Verhalten kaum unterscheiden, scheint wohl mehr als nur aus der Luft gegriffen zu sein, doch die vielen Klischees über Metaller laden definitiv zum Schmunzeln ein.

So wird beispielsweise der PowerMetaller mit wallender, mächtiger Mähne assoziiert. Er besitzt neben seinen kriegerischen Eigenschaften mindestens ein Schwert zuhause und besucht damit regelmäßig Renaissance-Messen und LiveRollenspiele. Im Vergleich zu anderen Kollegen kleidet der Power-Metaller sich eine Nuance weniger schwarz. Ein weiteres Exemplar ist der DeathMetaller. Er ist ein etwas düsterer Geselle, der trinkt, raucht und durch seine finstere Art gut bei Frauen ankommt. Er trägt gerne furchteinflößende Shirts von Cannibal Corpse oder Amon Amarth, Sneakers und Baggyoder Camo-Shorts, die seine lasche Körperhaltung unterstreichen. In seiner Glotze laufen lediglich Horrorfilme und er liebt es, den Menschen in seiner Umgebung seine Haare ins Gesicht zu „bangen“.

BILD: WWW.EHNPICTURES.COM

Der Metaller ist laut, hat lange Haare, ist ungepflegt, trägt alte Metal T-Shirts und Lederjacken, rülpst, grunzt und trinkt ausschließlich Bier. Je mehr er davon in sich hineinkippen kann und mit je mehr Reihen sein Nieten-Armband bestückt ist, umso höher ist seine Rangordnung in der Metalszene. Seine Freizeit verbringt er vorwiegend vor dem Computer, um in irgendwelchen Fantasiewelten Drachen zu töten. So oder so ähnlich klingen oftmals Stereotypen-Beschreibungen über Metaller.

DIE SCHLAGERNACHT DES JAHRES 22. NOV | WIENER STADTHALLE D mit Andrea Berg, Howard Carpendale, Semino Rossi, Roland Kaiser, Matthias Reim, Voxx Club, Wolkenfrei, Die Paldauer


ACROSS A BLACKENED SKY Die aus Saalfelden am Steinernen Meer, Salzburg, stammende Band „Across A Blackened Sky“ gibt es nun schon seit circa fünf Jahren. Live können die Salzburger durch technisch astreinen Metal und vielseitige Lieder überzeugen und sind immer motiviert am Werk. Da die Band sich regional bereits einen Namen gemacht hat und die erste EP veröffentlicht wurde, wird es höchste Zeit die Jungs vorzustellen: Danke, dass ihr mich zu diesem Interview in euren Proberaum eingeladen habt. Stellt euch bitte vor. Hallo, die Freude ist ganz unsererseits. Kein Problem, also Across A Blackened Sky besteht aus Marco Lochner (22 Jahre, Bassist/Backing Vocals), Christian Seidl (29 Jahre, Vocals), Robert Brunner (24 Jahre, Gitarrist) und Christoph Aigner (21 Jahre, Drums). Wie kamt ihr zum Namen „Across a Blackened Sky“? Unser alter Gitarrist Mario schlug diesen Namen vor, den er aus dem Text eines Machine Head Liedes hatte. Wie würdet ihr eure Stilrichtung beschreiben und hat sich diese im Laufe der letzten Jahre auch verändert? Seit unser Ex-Gitarrist Mario nicht mehr 45

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in der Band ist hat sich unsere Richtung ziemlich verändert. Er tendierte mehr in die Metalcore-Richtung während wir jetzt eher auch „experimentelle“ Richtungen ausprobieren und versuchen technisch „irrer“ zu werden. Der persönliche Geschmack hat sich in den letzten fünf Jahren auch eindeutig geändert. Wenn man unsere erste EP „Chaos of Mind“ mit den aktuell neuen Liedern vergleicht, merkt man schon, dass wir uns eher aus der CoreRichtung entfernen. Da ihr ja aus einer ländlichen Gegend kommt würde ich gern zurück zu den Anfängen gehen und euch fragen, wie ihr anfangs die Metal-Szene am Land so erlebt habt? Es ist nicht so schlimm wie man denken mag. Es gab damals recht viele Veranstaltung für die härtere Musik. Im Kunsthaus NEXUS in Saalfelden, wo wir unseren ersten Gig absolvierten, wurden regelmäßig Metal-Events veranstaltet. Auch heute noch sind dort Bands die spielen wollen gern gesehen. Unseren ersten Auftritt durften wir damals mit „Mastic Scum“ vor knapp 200 Leuten durchführen, was für unsere Gegend schon ein recht ansehnliches Publikum ist. Ok, ihr habt euch ja natürlich musikalisch sehr weiterentwickelt. Hattet ihr auch schlechte

Text Gerald Rendl Foto Across A Blackened Sky

Erfahrungen am Land oder musstet ihr gar mit Vorurteilen kämpfen? Nein, prinzipiell ist die Community gerade hier ziemlich cool. Da es nicht so viele Metalheads wie in den Städten gibt, ist der Zusammenhalt in der Szene extrem stark. Wir haben viele „StammHörer“, die zu den meisten Konzerten kommen und uns unterstützen. Man kann sagen, wir sind schon fast eine regionale Familie. Also gibt es auch hier viele Veranstaltungen für Metal und Rock? Ja, besonders das Rockfest Fusch hat schon jahrelange Tradition. Es gibt auch viele Bar-Besitzer, die immer wieder Rock- und Metal-Bands spielen lassen. Das Angebot an Veranstaltungen ist also recht gut. Ihr habt zu Beginn euer erstes Album erwähnt. Könnt ihr uns etwas über die Entstehung der CD erzählen? Wir haben auf jeden Fall gelernt, dass wir uns beim nächsten Studiotermin weitaus besser vorbereiten müssen. Die meisten Lieder saßen noch nicht richtig und so würden wir nicht mehr in ein Studio gehen. Circa 70 Stunden wurden in die Aufnahmen gesteckt und uns wundert es heute noch, dass der Tontechniker so viel Geduld mit uns hatte. Aber genau das sind eben Erfahrungen aus denen man lernt.


Und lohnt es sich, als „Jung-Band“ ein eigenes Album zu produzieren? Naja, man braucht auf jeden Fall etwas zum Herzeigen damit man ernst genommen wird. Natürlich ist es auch selbst ein kleines Erfolgsgefühl, wenn man seine eigene CD in Händen hält, mal abgesehen von den musikalischen Lektionen, die uns das Aufnehmen gelernt hat, zum Beispiel das Spielen mit Metronom. Was haltet ihr von Contests? Als aufstrebende Band habt ihr doch sicher schon Erfahrungen damit gemacht? Ja, bei ein paar Contests haben wir schon gespielt. Gewonnen haben wir aber leider noch nie. Wie kommt man dazu? Es gibt diverse Veranstalter, die solche Events abhalten. Mitmachen kann eigentlich jeder, der genug Karten verkauft oder genug Leute mitbringt. Anders ist es leider sehr 46

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schwer zu gewinnen, da doch die Zuschauerwertung oft viel ausmacht. Jedoch ist es eine gute Chance mal in großen Location vor viel Publikum zu spielen – nur auf den großen Durchbruch darf man nicht hoffen. Und was hat es damit auf sich, dass man öfter mal hört, dass so Contests Abzocke sind? Nun ja, es fängt halt schon oft damit an, dass man sich seinen Slot im Timetable durch verkaufte Karten „erkaufen“ muss. Die Veranstalter machen da natürlich das meiste Geld. Viele Bands gehen auch mit zu vielen Erwartungen hin und sind dann enttäuscht wenn sie keine gute Wertung bekommen. Ok, also hat es zumindest als Erfahrungswert einen Sinn. Da wir jetzt schon am Ende unseres Interviews sind möchte ich mich recht herzlich für eure Zeit bedanken und überlasse euch das letzte Wort an die Leser.

Wir sagen auch Danke für die Gelegenheit ein Interview geben zu dürfen. Wer uns noch nicht kennt, kann gern unsere Musik checken. Wir sind alles lockere und sympathische Typen und auf Facebook, sowie auf YouTube durch unseren Bandnamen leicht zu finden.


FRANK LEMON UND DAS FRESHe PROJEKT

Frank Lemon ist DnB-DJ, Produzent und Besitzer des hauseigenen Labels FRESH RECORDZ. Mit seinen gerade einmal 22 Jahren ist der junge Grazer dabei sich einen Namen in der österreichischen Drum and Bass Szene zu machen. Wie bist du auf die Musikrichtung Drum and Bass gekommen? Ganz allgemein waren meine musikalischen Einstiege über Pendulum und The Prodigy. Später kamen dann Freunde von mir auf SPOR und der spielte damals auch in der Postgarage. Dort bin ich hin, hab mich in die erste, zweite Reihe gestellt und war einfach voll weggeblasen. Ab dem Zeitpunkt dachte ich irgendetwas in die Richtung muss ich machen, das fasziniert mich.

Veranstaltungs-Crew MOONBASS im Keller vom GÜ in Judendorf. Aber an wirklich viel kann ich mich nicht erinnern und wahrscheinlich hab ich es auch schon absichtlich vergessen. Beschreibe ein klassisches Frank Lemon DJ-Set in drei Worten? Erfrischend, abwechslungsreich, unerwartet

Ich glaube die Hauptmerkmale sind, dass ich schon immer versucht habe mich nicht auf eine spezielle Stilrichtung festzulegen. Es geht halt darum, dass die Leute einem vertrauen wenn du das spielst, was sie ohnehin schon kennen. Nachdem du ihr Vertrauen gewonnen hast sind sie bei dir, egal was du auflegst und dann schockst du sie mit irgendwas komplett Perversem. Jump-Up oder so.

Was unterscheidet deine Sets von anderen?

Das war im Jahr 2009. Wie lange hat es von da an gedauert bis du selbst mit dem Auflegen angefangen hast? Es hat dann eigentlich nicht so lange gedauert bis ich mir Equipment zugelegt habe. Kurz nach dem Event habe ich mir einen kleinen PlastikController von Hercules um 80-100 Euro gekauft. Das richtige Equipment kam dann ein paar Monate später zu meinem 17. Geburtstag. Pioneer 400er, alles schön in Limited Edition in Blau, die hab ich immer noch daheim herumstehen und die werde ich glaub ich nie verkaufen, mein ganzes Leben lang nicht, weil das sind einfach die Player mit denen ich angefangen habe. Kannst du dich noch an deinen ersten wirklichen „Auftritt“ erinnern und wenn ja, wie war er? Das war mit unserer damaligen Foto: © Fresh


CD, Vinyl oder Digital? Also ich finde sich auf Formate festzufahren ist komplett unnötig. Durch mein Equipment hab ich mit CDs angefangen. Das Gerät hatte aber auch einen USB Slot. Da ich nur eine CD zu Hause hatte, hab ich die Tracks auf den USB-Stick gespeichert. Dann hat es eine Zeit gegeben in der ich dachte, ich bin jetzt ein richtiger DJ und kaufte mir einen Plattenspieler. Auf jeden Fall fühlt man sich mehr mit der Musik verbunden. Ich bin aber auch schnell draufgekommen, dass ich mit der Geschwindigkeit nicht klar komme und das ist eine der wichtigsten Sachen beim Auflegen: Flexibel zu sein und schnell agieren zu können. Im Endeffekt bin ich aber dann komplett auf Digital umgestiegen. Was ist der Worst Case bei einem Auftritt? Für mich ist der Worst Case, wenn die Musik ausfällt und das ist schon so oft passiert. Ein Kollege ist bei der ersten FRESH-Veranstaltung über ein Kabel gestolpert und das war das Stromkabel... oder einmal haben wir die Turntables nicht zum Laufen gebracht... Du veröffentlichst ständig neue Tracks, kann man bald mit einem Album rechnen? Im Moment nicht. Vor allem bis meine Produktionsqualität auf dem Level ist, bei dem ich sagen kann: ok, jetzt muss ich der Welt ein Album schenken, weil sonst verschwende ich da irgendwas. Es steht auf jeden Fall auf meiner Bucket List. Davor kommt noch eher eine EP. Mittlerweile ist die Technik fortgeschritten und DJ-ing ist relativ leicht geworden. Was macht deiner Meinung nach einen guten DJ aus? Das Wichtigste ist die Verbindung zur Crowd. Die Leute die auf dem Dancefloor stehen sind dein Chef. Sie bestimmen deine Arbeit. Die Leute wollen von ihrem Alltag abgelenkt

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werden, was komplett neues erleben oder einfach nur ihren Lieblingstrack zum 10.000 Mal hören. Würdest du sagen, es reicht die Interaktion durch die Musik oder muss der DJ auch eine Art Animationsprogramm liefern? Also Animationsprogramm im Sinne wie es die neuen EDM-DJs machen, die alle zehn Sekunden ins Mikro schreien „Are you ready...?“ ist meiner Meinung nach nur mehr wie die Animateure bei den All-inclusive-Urlaubsressorts. Ich finde es ein bisschen lächerlich. Grundsätzlich sollte die Musik sprechen, aber du solltest auch nicht nur hinterm Pult stehen und aussehen wie eine Schlaftablette. Ab und zu reicht es die Leute anzusehen oder sie anzulächeln.

Das wechselt. Rob Swire ist ein bisschen ein Idol für mich, denn er hat einfach Eier genau das durchzuziehen was ihm gefällt und er sagt auch immer ehrlich seine Meinung. Außerhalb der DnBSzene sehe ich mir auch die SocialMedia-Profile von Artists an und wie sie mit ihren Fans umgehen. Da finde ich Deadmau5 teilweise witzig. Was bedeutet „der Durchbruch“ für dich, was gehört dazu und gibt es eine persönliche Deadline für deinen Durchbruch? Also mit 27 muss ich sowieso sterben, das ist ganz klar (lacht). Mein Durchbruch und zwar in meinem ganzen Leben ist, wenn ich mit dem was ich gern mache auskommen kann, meine Brötchen verdienen kann. Ich muss nicht super bekannt werden oder super reich, mir geht’s nur darum

Welche Tipps hast du für angehende DJs? Ich persönlich würde sagen, immer mit offenen Augen und Ohren auch andere DJs beobachten. Es geht darum was man selbst will, wenn man in den Club kommt. Man muss seinen eigenen Style finden. Was war dein peinlichster Auftritt? Ich hab eigentlich eine Grundregel und die lautet: Immer nüchtern auflegen. Leider habe ich diese Regel schon mehr als einmal gebrochen unter anderem beim Urban Art Forms Festival, wie ich gemeinsam mit MatCap beim Infected Tour Bully gespielt habe. Ich habe fast gar nicht zu dem Tour Bully gefunden, weil ich schon so angetrunken war.

Foto: © Fresh

Welche Musik kannst du unter keinen Umständen hören beziehungsweise würdest du nie selbst auflegen? Ich versuche immer offen zu sein. Gewisse No-Gos gibt’s natürlich. Musik, die ich persönlich nie hören würde, ist zum Beispiel Schlager oder Volksmusik. Das ist einfach nicht mein Ding. An welchen Artists orientierst du dich, wer sind deine Vorbilder?

Foto: © Fresh


Foto: © Julia Pirkenau

das zu machen, was ich gerne mache. Was ist Musik für dich? Was bedeutet sie dir? Leben. So wichtig wie das Blut in meinen Adern. Ich denke ohne Musik würde ich nicht wirklich lange meinen Verstand behalten.

Stay FRESH! Eine Community, um die Szene ein Stückchen besser zu machen. FRESH ist eine von Frank Lemon gegründete Community mit dem Hintergedanken junge Künstler zu finden und zu supporten, sei es bei den hauseigenen Events, mit einem Release auf Fresh Recordz, als Gast im Podcast oder als Push auf diversen Social Media Plattformen. An diesem Projekt arbeiten Max & Steve alias White Locusts, Fabe, MatCap und Frank Lemon selbst. Sie teilen sich mitunter Organisation, Sponsoring, Podcast-Umsetzung sowie Planung und alles was sonst noch dazugehört. Das Projekt feierte erst kürzlich seinen ersten Geburtstag und konnte bis dahin mit bereits vier Veranstaltungen aufwarten. Hierbei versucht die Truppe unter anderem auch internationale Acts als Headliner zu booken, bisheriges Highlight: Heist. Für die Zukunft steht vor allem eins im Fokus: Weg vom Konkurrenzdenken, um ein gut funktionierendes Netzwerk aufzubauen, das nicht nur einzelne Artists unterstützt, sondern auch Veranstalter aus ganz Österreich, MCs, Visualizer, Produzenten und so weiter.

Text Julia Pirkenau

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STYLEGUIDE FÜR DIE FESTIVALSAISON

Text Jasmin Teichtmeister Fotos Elisa Teichtmeister

Stylisch auf’s Festival & Fashion Fauxpas, die man lieber vermeidet Mit dem Coachella Festival im April fiel der offizielle Startschuss der Saison. Auch in Österreich startet die Festivalsaison und erreicht neue Höhen – wir zeigen dir wie du deine Garderobe auf den FashionHöhepunkt bringst! Maxiröcke in Neoprenoptik, Blumenprints, Streifen, Leder und Fransen in allen Variationen, Crop Tops und taillenhohe Shorts – ein Mix aus all den Trends machen deinen Festivallook unvergesslich. Doch bevor ihr euch mit Blumen und Fransen überhäuft, beherzigt unsere sechs Styling Tipps und setzt ein klares Fashionstatement. Paradox hat sich auf die Suche nach den besten Festivaloutfits gemacht und zusammen mit dem Grazer Modelabel LouB und Blumenkränzen von Miss Lilly Hats die aufregendsten Outfits im Botanischen Garten in Graz festgehalten. Die Kombi zwischen mädchenhaften Haarschmuck und rauen Wildleder Accessoires wie Fransenketten und wendbaren Ledertaschen geben euren Outfits das gewisse Etwas. Wer denkt, dass Jeansshorts und Band T-Shirts den Festivallook komplett machen, der sollte sich auf den nächsten Seiten inspirieren lassen. So keep calm and rock on. 51

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Fashion Fauxpas #1 Große, schwere Statementketten Willst du wirklich wie ein Christbaum geschmückt auf dem Festivalgelände in der Sonne braten? Außerdem wohin mit dem ganzen Zeug? Besser du bleibst bei leichtem Schmuck, wie die Fransenketten von LouB. Lederfransenketten peppen jedes T-Shirt auf und verleihen dir den sommerlichen Bohochic. Fashion Fauxpas #2 Bunte Federkränze fürs Haar Wer auf Haarschmuck nicht verzichten will, sollte die wunderschönen handgeflochtenen Blumenkränze von Miss Lilly Hats nicht außer Acht lassen! Jeder Blumenkranz ist ein Unikat und setzt ein Fashionstatement für sich selbst. Wer kein Blumenfan ist, sollte mit feinen Lederbändern oder zarten Federbändern sein Outfit auffrischen. Fashion Fauxpas #3 Fransen-Overload Ok, Fransen sind voll angesagt aber zu viel davon, macht ein langweiliges Outfit nicht unbedingt aufregender. Deswegen besser auf Details wie Ketten oder Fransentaschen setzen, um dein Styling festivaltauglich zu machen.



Fashion Fauxpas #4 Unhandliche Taschen Die Handtasche einer Frau – ja wir können auch auf Festivals nicht darauf verzichten. Wer die wichtigsten Dinge lieber bei sich trägt, als im Zelt zu lassen sollte in bequeme Umhängetaschen oder handliche Clutches investieren. Die Designerin LouB vereint Style mit Praktischem und entwirft wendbare Ledertaschen in allen Größen und Farben. Die perfekten Festivalbegleiter – unser Liebling die pinke Wildlederclutch mit Fransen. Fauxpas #5 Hohe Schuhe, auch wenn es Wedges sind! Hohe Schuhe gehören nicht aufs Festival auch wenn sie das ein oder andere Outfit besser aussehen lassen. Deswegen packt eure Lederboots ein und verzichtet auf offene Schuhe; die Verletzungsgefahr ist einfach zu groß, dass euch jemand auf die Zehen tritt. Gummistiefel von Hunter sind auch immer gern gesehen, denn wir wissen, die Regenwahrscheinlichkeit in Österreich ist ziemlich hoch.

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Fauxpas #6 Kurze Röcke Bevorzugt lieber kurze Shorts und Overalls, denn auf Festivals wird schließlich getanzt und gefeiert! Und wer möchte schon freien Blick auf sein Höschen gewähren, wenn man auf den Schultern seiner Freunde seine Lieblingsband feiert? Abschließend zu den Fashion Fauxpas, die man lieber vermeidet unser Styling Tipp der Redaktion: Packt euer Lieblingsoutfit und zwei Accessoires, die ihr zu allem tragen könnt ein und vergesst nicht die Sonnenbrille – denn auf Festivals neigt man dazu, die Nacht zum Tag zu machen. Große Sonnenbrillen lassen eure Müdigkeit im Nu verschwinden und passen zu jedem Outfit solange sie nicht weiß oder neonfarben sind.

Interview mit Laura Boscia, Designerin vom Label LouB Wie würdest du deinen Style in einem Satz beschreiben? So gerne ich für mein Label mit Musterstoffen (zum Beispiel Blumendruck, Streifen, Karo) arbeite und farblich experimentiere, halte ich mich selbst meistens eher schwarz bedeckt. Ich würde es als zurückhaltend klassisch, vielleicht sogar eher unauffällig bezeichnen.



Hast du schon Pläne für den Sommer? Entspannung ist keine geplant, dafür arbeitsreiche Tag- und Nachtschichten. Sollte es zeitlich möglich sein, wäre ein Heimaturlaub auf Sardinien geplant. Würdest du sagen, dass deine italienischen Wurzeln deine Designs beeinflussen? Ich glaube schon, dass die eigene Persönlichkeit das Entstehen der Designs beeinflusst. Je nach persönlichem Wohlbefinden kleidet man sich. Da ich charakterlich mehr der italienischen Mentalität entspreche als der österreichischen, kann ich diese Frage mit JA beantworten. Gehst du gern auf Festivals? (Wenn ja, wie sieht dein perfektes Festivalwochenende aus?) Ich muss gestehen, noch nie ein Festival besucht zu haben - Coachella wäre auf jeden Fall interessant gewesen. Was sind die drei wichtigsten Festival-Musthaves modemäßig? Laut der aktuellen Modezeitschriften, sowie den Berichten des CoachellaFestivals sind das dann wohl Boots, Taschen, Ketten, Jacken, usw, - mit 55

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Fransen. Welchen Star würdest du gerne in deinem Outfit sehen? Hahaha .... ähm Lagerfeld, in einem meiner Kleider. Nein ... keine Ahnung ... es wäre wohl bei jedem bekannten Gesicht aufregend für mich. Ist Musik eine Inspirationsquelle für deine Ideen? Ja, auf jeden Fall. Während ich arbeite, läuft immerzu Musik - wenn nicht FM4 dann eine zusammengefasste Playlist. Welche Musik hörst du, um dich inspirieren zu lassen? Das ändert sich laufend. Derzeit bin ich dem Indie Rock/und -Pop verfallen. Was hat dich dazu bewegt, Designer zu werden? Geplant war das eigentlich nie. Ich habe mein erarbeitetes Geld immer schon gerne in Klamotten investiert (wohl auch meistens mehr als notwendig). Die Idee selbst Gewand zu designen entstand eigentlich aus einem Spaß heraus und ist seitdem auch nicht mehr aus meinem Leben “wegzudenken”. Würdest

du

sagen,

dass

deine

Designs deine Persönlichkeit zum Ausdruck bringen? Hahhaha ... Laut meinen Freunden ja. Was sind deine Lieblingsstoffe- und Muster? Vorrangig arbeite ich mit Jersey und Stretch-Stoffen, aber auch Baumwolle, Wolle mag ich und Leder sowieso. Dein persönlicher Styling Tipp für den Sommer? Das gilt für alle Jahreszeiten... Tragen worin man sich wohlfühlt. Darin sieht man auch am Besten aus.








OLYMPIQUE: mystisch, melancholisch, monumental

„Intensiv, authentisch, extrovertiert“, so beschreiben die Mitglieder von Olympique ihre Musik selbst. Damit hat es das Trio ins Burgtheater, aufs Frequency und in die willhaben.at Werbung geschafft. Ein Portrait über eine aufstrebende Rockband aus Salzburg und ihre melancholische, energiegeladene Musik. Der Name macht neugierig, der Titel und das reduzierte Artwork des Debütalbums wirken vielversprechend, besonders das Omega-Zeichen fällt auf. Und dann diese Songs. Die Songs von Olympique sind groß, mehr als das, sie sind episch. Bei solchen mächtigen Worten ist naturgemäß Vorsicht geboten, doch die Musik von Fabian Woschnagg (Gesang und Gitarre), Leo C. Scheichenost (Keyboards, Piano, Bass und Gesang) und Nino Ebner (Drums) verdient dieses Prädikat. Auf diese besondere Stimmung ihrer Songs angesprochen, die auch einer gewissen Melancholie und mystischen Anklängen nicht entbehrt, erklärt die Band: „Das liegt daran, dass unsere Songs aus Emotionen heraus entstehen, und als kreativ verwertbare Emotionen gelten wohl eher solche, die schwer auf der Seele liegen. Mystisch wird das Ganze dann, wenn es einen selbst überrascht, was da alles unterbewusst mitschwingt. 62

PARADOX

Episch wird es dann, wenn man das ganze möglichst befreiend und brachial nach außen tragen will.“ Wenn man dann etwa Songs wie „The Reason I Came“ oder „No Estate to Remind“ hört, möchte man diese Worte definitiv unterschreiben. Und dennoch besitzt letzterer Titel so eine Breitenwirksamkeit, dass er es bis in die aktuelle Fernsehwerbung des Online-Anzeigenportals willhaben.at geschafft hat.

Ein ausgeklügeltes Gesamtkonzept Auch das Video von „No Estate to Remind“ ist bemerkenswert. Darin reisen die Bandmitglieder durch die gesamte Filmgeschichte und sind in über 50 bekannten HollywoodFilmen unter anderem neben Arnold Schwarzenegger, Robert De Niro und Sharon Stone als Protagonisten zu sehen. Auch bei ihrem ersten Musikvideo zu „The Reason I Came“ wurde kein geringer Aufwand


betrieben. Ein fast 3000 Kilometer langer Roadtrip führte nach Slowenien, Kroatien, Bosnien, Serbien, Italien und schließlich wieder ins Salzburger Land. Daraus wurde ein atmosphärisch dichtes und episches Video. Insgesamt wurden zu acht Songs von „Crystal Palace“ Videos gedreht und jedes einzelne davon ist besonders. Bei Olympique wird also anhaltend am Gesamtkonzept gefeilt, Videos, Grafiken und Fotos miteinbegriffen. So zieht sich auch das Ω-Symbol konsequent durch das Schaffen der Band, sei es im Bandnamen oder in den einzelnen Szenen des bereits erwähnten Videos zu „No Estate to Remind“. Der visuellen Umsetzung der Songs misst die Band dementsprechend große Bedeutung bei: „Jeder möchte Videos produzieren, die nicht nur kreativ und qualitativ hochwertig sind, sondern auch die Band und im Speziellen den Song repräsentieren. Videos sind nach wie vor essentiell, um sich als Band ein Image aufzubauen und um der Musik ein visuelles Gesicht zu verleihen.“ Zurück zu den Anfängen Vor dem Erscheinen des Debütalbums sind die drei Bandmitglieder schon einen weiten Weg zusammen gegangen. Die Wurzeln von Olympique reichen zurück bis in die Schulzeit von Fabian und Nino, die durch Musikprojekte zusammengefunden haben. Anfangs verstanden sich die drei Salzburger als Indie-Band, mittlerweile „orientieren wir uns aber nicht mehr an ein Genre, sondern ziehen uns Inspirationen von überall heraus, wodurch es uns leichter fällt, uns zu entfalten und unseren eigenen Stil zu kreieren.“ Und dieser Stil wird etwa auf der Facebook-Seite der Band als Melodramatic IndependentPop-Rock beschrieben. Nach ihrer Schulzeit bot sich dem Dreiergespann die Möglichkeit in England aufzutreten. Eine prägende Erfahrung, wie sie betonen: „Die Auftritte in London und Manchester waren für uns aufgrund der einprasselnden Realitätsschübe

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bandintern die Anstöße, die wir brauchten, um professionell Musik zu machen.“ Festgehalten hat Olympique diese Erfahrungen auch im Titel des Debütalbums: „Crystal Palace ist die Endstation der Buslinie 3, in die wir uns spontan gesetzt haben. Wir haben zwar nicht das Ziel vor Augen gehabt, aber uns bewusst dazu entschlossen, eine Reise anzutreten, und ein solcher Entschluss ist immer dann eine Bereicherung, wenn es um die Reise selbst geht, und nicht um das Ziel. Crystal Palace ist daher sinnbildlich zu dem geworden, was wir unser Debütalbum nennen.“ Und dieses Debüt wurde teilweise live und gänzlich ohne Metronom eingespielt, was wohl für die unbändige Energie und Dynamik sorgt, die aus jeder Sekunde jedes Songs perlt. Ganz große Momente Besonders im speziellen Ambiente des Burgtheaters glänzten diese Songs ganz außergewöhnlich, sodass dieser Auftritt der Band heute als einer der Höhepunkte ihrer Karriere gilt. Daneben waren die Eröffnung des Frequency-Festivals 2014 und die eigene Headliner-Tour wichtige Meilensteine. Doch auch viele SupportShows in Deutschland standen auf dem Programm, um dort Fuß zu fassen. Das scheint auch gelungen zu sein, wurde Olympique in deutschen Musikmedien doch bereits als „Österreichs neuester Exportschlager“ bezeichnet. Dennoch kann das Tourleben mitunter beschwerlich sein, schlussendlich zahlt sich das für die drei aber immer aus: „Die weiten Strecken zu fahren und der ganze Auf- und Abbau-Zirkus jedes Mal sind natürlich anstrengend und nervenaufreibend. Wenn man sich aber dessen bewusst wird, dass es letzten Endes nur um die Showtime auf der Bühne geht, ist man am Ende immer happy, wenn dort alles passt.“ Am Ende zählen also vor allem die Momente auf der Bühne, darüber hinaus genießt es Olympique aber auch, in kürzester Zeit so viele verschiedene Orte zu

sehen und unterschiedliche Menschen zu treffen. Die Musiker haben auch eine interessante Definition davon, was ein Highlight ist: „Highlights entstehen meistens dann, wenn sie die Erwartungen nicht erfüllen, sei es in positiver oder negativer Hinsicht.“ Die heimische Szene Spricht man die Mitglieder von Olympique auf ihre Einschätzung der Rockszene in heimischen Gefilden an, bekommt man folgende Antwort: „Da gibt es so viele unterschiedliche Bands und Stilrichtungen, dass wir uns nicht anmaßen, darüber zu urteilen, denn manches funktioniert gut, auch im Ausland, ohne dass hier ein kommerzielles Medieninteresse besteht.“ Hierzulande scheint es im Moment besonders im Rock-Sektor recht heiß herzugehen, geistert doch vermehrt der Begriff eines „AustroGitarrenrock-Hypes“ durch die heimischen Medien. Spürt man als österreichische Band denn tatsächlich Auswirkungen dieses angeblichen Hypes? Dazu gibt es von Olympique ein klares Statement: „Das kann man nicht nur auf Österreich beschränken. Analoge Musik wird früher oder später wieder zurückkommen, als Gegenbewegung zur Overdose an elektronischer Popmusik. Und was wäre da authentischer als bodenständiger Rock?“ Diese Einstellung manifestierte sich auch bei „Crystal Palace“ deutlich, indem, wie bereits erwähnt, auf ein Metronom verzichtet und die technischen Einflüsse gering gehalten wurden. Wenn Rockmusik international wieder ganz groß rauskommt, dann liegt es nahe als österreichische Band kräftig mitmischen zu wollen. Doch wie gut eignet sich Österreich als Ausgangsbasis für eine Band, um eine internationale Karriere starten zu können? Die Musiker von Olympique schätzen die Chancen auf internationale Erfolge eher gering ein, wenn es auch Ausnahmen gibt: „Die Chancen bleiben bescheiden, solange man im internationalen Vergleich nicht


hervorsticht. Bands wie Bilderbuch haben dies eindrucksvoll gezeigt, indem sie den Spagat zwischen Rockmusik und Popkultur vollzogen haben. Den Steaming Satellites ist dies auch zuzutrauen, auf ihre Art. Und wir versuchen es auf unsere.“ Da ist es bestimmt kein Nachteil, sich den Produzenten mit Bilderbuch zu teilen, die momentan ganz oben auf der Hype-Welle surfen. Dabei handelt es sich um Sebastian „Zebo“ Adam, der ehemals bei Russkaja mitwirkte und eine Reihe weiterer österreichischer Bands produzierte wie etwa Johann Sebastian Bass. Mit Bilderbuch waren Fabian, Leo und Nino auch zusammen auf Tour, was sie mit lediglich zwei kleinen, die Fantasie anregenden Wörtchen kommentierten: „Lecko Mio!“ Und wo soll der Weg von Olympique in Zukunft noch hinführen, welches Ziel verfolgend die drei Musiker? „Von der Musik so leben können, dass wir uns ihr voll und ganz hingeben können.“ Das wünschen wir Olympique und uns ebenso, damit auch wir uns in Zukunft noch vielen weiteren mystischen, melancholischen, monumentalen Songs dieser außergewöhnlichen österreichischen Band hingeben können.

Text Carina Stiegler Fotos Matthias Heschl


Text Robert Winkler

OSTBLOCK REKORDS Das verrückte Label aus dem Nordosten Österreichs

Ostblock Rekords ist ein kleines Independent Label von Thomas Holzinger und Gilbert Handler. Seit zehn Jahren wird dort von experimenteller Elektronik über Blockflötenmusik bis hin zu emotionellem Punk alles gemacht, was den Musikhörer überraschen könnte. Im Vordergrund steht experimentelle elektronische Musik. Das Album „Kapo/Ambro“, eine Sammlung diverser Tracks elektronischer Musik zeigt uns, was in diesem Bereich alles möglich ist. Auch das Album „An ihren Daten sollt ihr sie erkennen“ bringt sehr unterschiedliche und interessante

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elektronische Experimente mit sich. Auch mit klassischen beziehungsweise Jazzmusikern arbeitet Ostblock Rekords sehr gerne zusammen wie z.B. mit dem Klavier/Elektronik Ensemble „Newton“, welches interessante Sounds durch elektronisch verzerrte Klavierklänge produziert oder mit „Fruitmarket Gallery“, einem Klassik/ Elektronik Quartett. Die Gruppe „Der böse Zustand“ mit der sehr seltenen Mischung aus TRASHMETAL, Freejazz und Klassik ist bei Ostblock Rekords ebenso vertreten wie das elektronische Instrumentalmusiktrio Schweiger, Stangassinger, Boesze

oder das Flötenquartett „Mikado“, welches Musik aus dem Mittelalter, der Renaissance und dem 20. Jahrhundert aufnahm. Einige der Bands des Labels kann man regelmäßig live erleben, wie zum Beispiel Gil Cheri ein verspieltes Hawaiigitarren/Elektronik/Gesangsduo aus Wien, das neben den Auftritten in Clubs und Diskotheken auch den Soundtrack für „Tag und Nacht“, ein Film von Sabine Derflinger, gemacht hat, und der mit dem „Goldenen Sputnik“ in der Kategorie „Bestselling Soundtrack“ ausgezeichnet wurde. Die Band „Alberner Hafen“ ist live


auch sehenswert, zwei Musiker machen mit Casioorgel und Gesang sehr originelle Coverversionen und verleihen den Hits der Pop- und Rockgeschichte ihre „wahre Bedeutung“, wie Gilbert Handler meint. „Mit minderen Mitteln kratzen sie an den wirklich großen Gefühlen.“, oder „Wie ein Orgasmus, nur billiger”, wie es die Konzertbesucherin Hilde F. bildlich beschreibt. 25 Jahre auf der Bühne wird bei „Wunder von Wien“ gefeiert: Die Band, die sich als Under-Cover-Punk bezeichnet („Spurlos durch die Musikgeschichte“) ist penibel darauf bedacht, ausschließlich live wahrgenommen zu werden. Nach Konzertentourneen, die sie bis nach Kairo, Japan und New York führten, gab es dann zum großen Jubiläum die große Ausnahme: „Die Forelle“, eine Scheibe, die Punk, Rock und Fusion zu einem Gesamtkunstwerk verdichtet. Eigene Projekte dürfen bei Ostblock Rekords natürlich nicht zu kurz kommen und das musikalische Langzeitprojekt „Die Relativitätstherapie“ von Günther Rabl und Gilbert Handler setzt auf Konfronationen: Zwei Titanen treten hier gegeneinander an und schaffen etwas, das man nur mit einem Wort umschreiben kann: „Eine Naturgewalt”. Das passt auch zu Ostblock Rekords. Wie ist Ostblock Rekords entstanden? Als junger Musikant fand ich es anfangs schwierig, an ein Label heranzukommen, hat man es geschafft, fand man meist unangenehme Bedingungen vor, man passte nicht hinein oder bekam furchtbare Verträge, daher beschloss ich, mit Thomas ein eigenes Label zu gründen. Wir hatten dann plötzlich soviele Aufträge, dass wir uns erstmal gar nicht um unsere eigenen Projekte kümmern konnten. Wie sieht dein typischer Arbeitstag aus? Um 6.15 stehe ich meist auf, um meine drei Kinder zu versorgen, ab 8 Uhr beginne ich dann in meinem Studio mit der anfallenden Büroarbeit. Nach 1-2 Stunden Gesangsübungen recherchiere ich für meine aktuellen Kompositionsaufträge, lese Theaterstücke durch, etc. Den Nachmittag widme ich dann wieder meinen Kindern und am Abend wird dann geprobt oder komponiert. Welche Instrumente spielst du? Mein Hauptinstrument ist natürlich meine Stimme, daneben spiele ich auch diverse Tasteninstrumente, Trompete, Gitarre, Bass, und vor allem mit meinem Wutzler (Tischfußball), den ich mir nach einer gelungenen Gagenverhandlung gegönnt habe. Wo kommst du her? Ich bin aus Klosterneuburg und habe in einem kleinen Nachbarort meine Familie, mein Haus und mein Studio. Wie hast du angefangen? Seit ich 17 bin habe ich in Bands gespielt, meist Alternative

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PARADOX

Rock, auch viel Wiener Lied, weil das keiner machen wollte. Und Theater natürlich. Was muss man mitbringen, um bei Ostblock Rekords als Künstler aufgenommen zu werden? Mein Tipp an alle Nachwuchsstars unter euch: Besser den persönlichen Kontakt suchen und z.B. bei einem Auftritt des Labelbetreibers dabeisein anstatt unpersönliche Mails schreiben. Welche Projekte gab es zuletzt von Gilbert Handler? 2014 haben wir den Nestroy für die beste Bundesländeraufführung bekommen! Für „Höllenangst“ von Nestroy im Theater Phönix in Linz! Mit mir singenderweise live auf der Bühne, wie geil! Und vorletztes Jahr hatte ich als voraussichtlich letzter Mensch die Möglichkeit, die Musik für eine Uraufführung eines Erich Kästner Stücks zu schreiben, da oben in Dresden! Jetzt sind gerade sechs weitere Stücke in Vorbereitung. In Wien machen wir im Herbst im Volkstheater wieder einen Nestroy („Zu ebener Erde und erster Stock“), ich bin wieder musikalischer Leiter, durfte Wiens emotionalste Garagenrockband zusammenstellen und werde gemeinsam mit Paul Skrepek und Martin Zrost spielen: wie wunderschön! Was war für dich der größte Erfolg? Dass ich nie auf die „schiefe Bahn“ gekommen bin, also mehr oder weniger immer das machen durfte, was ich tun wollte, und dass es immer interessante Aufträge gibt. Welche Musik hörst du privat? Im Moment liegen gerade “Whats going on” von Marvin Gaye, sowie Alben von Chet Baker, Amy Winehouse und den Pixies auf meinem Plattenteller. Gibt es eine Botschaft von Ostblock Rekords? Einfach machen und sich niemals davon abbringen lassen!


Text Vera Schmid

TAGTRAEUMER Die Newcomer des Jahres

Foto: © Warner Music

Die Gruppe Tagtraeumer setzt sich aus fünf Jungs, die alle um die 20 sind, zusammen. Sie werden als die österreichischen Newcomer schlechthin bezeichnet, und verzeichnen große Erfolge mit ihrem Lied „Sinn“. Man kann ihren musikalischen Aufstieg als ein modernes Märchen bezeichnen, da sie ohne Kontakte im Musikbusiness und ohne Geld einen sensationellen Start in dieser Branche hingelegt haben. 67

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Tagtraeumer bestehen aus dem Frontmann und Leadsänger Thomas Schneider, dem Gitarristen Kevin Lehr, dem Bassisten Alexander Putz, dem Pianisten Matthias Kalcher und Tobias Fellinger an den Drums. Auch wenn viele sagen, dass ihnen Tagtraeumer kein Begriff ist, kommt spätestens nach einer kurzen Hörprobe der Aha-Effekt und es klingelt dann bei den meisten. Vor kurzem brachten sie auch ihr erstes Album “Alles OK” auf den Markt,

das sie in ganz Österreich präsentiert haben. Wir haben Tagtraeumer getroffen und ihnen ein bisschen auf den Zahn gefühlt. Was hat euch dazu bewegt Musik zu machen? Thomas Schneider: Mich persönlich hat ein tragischer Vorfall bewegt Musik zu machen. Eine Person ist gestorben, dann habe ich angefangen Texte zu schreiben, gerappt und dann


Foto: © Julia Pirkenau

irgendwann gesungen. Was ist für euch Musik? Also wie würdet ihr Musik beschreiben? Alexander Putz: Es ist eigentlich ein Lebensinhalt, eine Kunstrichtung. Es kann Gefühle auslösen, es kann Emotionen auslösen, auch Probleme lösen. Kevin Lehr: Spaß eigentlich. Musik ist ein Fluchtort. Thomas Schneider: Naja, Musik ist jetzt meine Arbeit, mein Hobby und meine Leidenschaft. Was war vor Tagtraeumer eure Arbeit oder euer Beruf? Thomas Schneider: Ich mache seit ich 17 bin nichts anderes. Ich hab mich wirklich nur darauf fixiert, dass ich Musik mache und ja, so lernt man es eben am besten, wenn man nur das macht. Alexander Putz: Ich hab nach der Matura eine HTL angestrebt, ein Kolleg für Innenarchitektur. Kevin Lehr: Ich spiele seit ich zwölf Jahre alt bin Musik in verschiedensten Bands und dann habe ich nebenbei die Matura gemacht und dann Zivildienst und jetzt Tagtraeumer. Was macht ihr denn ganz privat so? Was macht ihr beispielsweise an einem normalen Sonntagnachmittag? Kevin Lehr: Gemütlich laufen gehen vielleicht, oder ein 68

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bisschen lernen, Gitarre spielen, auch Musik machen. Wenn es im Sommer schön ist ins Freibad gehen oder an den See fahren oder mit Freunden gemütlich einen Radler trinken. Alexander Putz: Ich verbringe sonst Zeit mit meiner Freundin und sonst eigentlich nur Musik. Thomas Schneider: Ich mache Musik. Das ganze Star-sein und in den Charts-sein, das ist ja neu für euch. Wo fängt das Star-sein an Spaß zu machen und wo kommt ihr dann an eure Grenzen? Kevin Lehr: Es macht unheimlichen Spaß wenn man irgendwo in der Schlange steht und irgendwer ruft: „He, du bist ja der, geh her zu mir!“ Alexander Putz: Ja, mir macht es unheimlich viel Spaß und das ganze Drumherum eigentlich auch und Live-Spielen halt vor allem, das ist genau meins. An die Grenzen stoße ich, wenn der Tag halt zu lang wird. Thomas Schneider: Da war einmal ein Mädchen, sie stand vor meinem Haus. Das immer und immer wieder und ich habe nicht gewusst warum. Naja, ich habe gewusst warum, aber das war mir dann schon ein bisschen unangenehm. Sie hat dann auch die Handynummer von meinem Bruder irgendwie bekommen und hat ihm dann geschrieben, weil ich sie schon fünfmal auf Facebook blockiert habe, mit fünf verschiedenen Accounts. Weil sie mich immer wieder


ZUM VIDEO INTERVIEW

music-news.at/youtube

Foto: © Julia Pirkenau

geadded hat und sich treffen wollte. Habt ihr persönlich auch so Favorit-Bands, oder Gruppen die ihr bewundert? Kevin Lehr: Die Inspiration von meiner Seite her kommt jetzt von Musikern wie zum Beispiel Jamie Cullum oder von Bands wie Apologize, One Republic zum Beispiel, das sind coole Sounds. Könnt ihr euren Musikstil mit nur drei Worten beschreiben? Kevin Lehr: Melancholisch. Alexander Putz: Popig. Thomas Schneider: Textlich anspruchsvoll. Ihr seid jetzt schon relativ berühmt in Österreich, was ist für euch das Schönste dran? Thomas Schneider: Ja, es ist schon so, dass uns einige Leute immer wieder erkennen und die trauen sich dann nicht herzukommen. Das find ich schön. Die schauen uns dann an, zeigen eventuell mit dem Finger auf uns. Das ist echt cool. Kevin Lehr: Ja, ich war mal im Kino und da sind so drei Mädchen an einem Tisch gesessen und ich habe gemerkt, dass die über mich reden: „ Ja, das ist er.“ Und dann holen sie meistens das Handy raus, „schau das ist er wirklich“, und 69

PARADOX

“Ich bin nur der Bassist, mich kennt keiner.”

dann stehen sie auf und kommen her und machen ein Foto. Alexander Putz: Ich bin nur der Bassist, mich kennt keiner. Wie steht ihr persönlich zur österreichischen Musikszene? Kevin Lehr: Ich finde die österreichische Musikszene, so wie sie jetzt ist, ziemlich cool. Alexander Putz: Ja, es ist eigentlich gerade komplett im Wandel. Wenn man das mit vor zehn Jahren vergleicht, das ist weit nicht so viel. Ja, ich finde das auch sehr cool. Thomas Schneider: Unendlich cool, ja ich finde die Entwicklung geil.


GERARD Das Warten auf den Durchbruch Das Warten auf den Durchbruch –

Schritt. Belohnt wurde er von den Fans

machte der MC mit Singles und

davon träumen viele Musiker. Ob

mit Platz 11 in den österreichischen

Mixtapes auf sich aufmerksam. Das

Gerard

bereits

Albumcharts. Nun im Jahr 2015 folgt

erste Album ließ auch nicht lange

geschafft hat, darüber kann man

ein neues Album plus Tour, und der

auf sich warten. Rising Sun erschien

diskutieren. Auf jeden Fall hat der

Druck ist wohl so groß wie noch nie.

im Jahr 2007, damals noch unter

den

Durchbruch

gebürtige Welser es schon in das

dem Namen Gerard MC. In der

sogenannte Musikfernsehen geschafft.

Bereits in jungen Jahren, was heutzutage

gleichnamigen

Single

„Rising

Sun“

Ein Meilenstein, um den ihn sicher

nicht unüblich im Musikbusiness ist,

sieht man den damals 20-Jährigen

viele Musikerkollegen beneiden. Mit

beginnt der musikalische Weg von

noch komplett anders. Kaum mit

der Single „Lissabon“ seines letzten

Gerald Hoffmann, so der bürgerliche

dem heutigen Gerard zu vergleichen,

Albums “Blausicht” schaffte er diesen

Name von Gerard. Schon als Teenager

wirkt er damals im dazugehörigen Musikvideo noch ziemlich hektisch und

unbeholfen.

Er

wirkt

aber

auch hungriger und aggressiver als heutzutage. Dass diese Eigenschaft abgelegt wurde, liegt aber wohl in der Natur eines jeden Musikers. Man verändert sich ja schließlich mit den Jahren und kann nicht immer gleich klingen. Mit seinem ersten Album im Gepäck folgt anschließend auch ein Auftritt beim Splash 2007, und das mit gerade einmal 20 Jahren. Es gibt nur wenige Rapper, die Ähnliches in ihrer jungen Karriere erreicht haben. Die Vorzeichen für seine kommenden Projekte könnten also nicht besser sein. Es wird oft gesagt, dass das zweite Album oft das schwerste ist, denn nun muss man Musikalisches bestätigen, mindestens wiederholen, wenn nicht sogar toppen. Letzteres hat Gerard MC mit seinem zweiten Studioalbum Blur geschafft. Prominente Unterstützung für das Album holte er sich mit Maeckes von den Orsons, der den


sehen wir zu der Zeit eine gewisse Ähnlichkeit

zu

Chakuzas

Musik.

Dieser hat sich zu der damaligen Zeit ebenfalls wie Gerard auch zum ruhigeren

und

melancholischeren

Künstler entwickelt. Darum war es auch nicht mehr so überraschend, als der eine Oberösterreicher Gerard den anderen

Oberösterreicher

Chakuza

auf dessen Album Magnolia im Track „Stehenbleiben“ featured. Dieser Song ist vorerst die letzte Zusammenarbeit Track „Dunkelblaugelb“ produzierte.

für

Insgesamt

auf

Universität Wien, welches bestimmt

dieser Platte ruhiger als auf seinem

auch in einer Laufbahn als Musiker

Debütalbum, das beweist nicht nur die

seine

Videosingle „Was bleibt“. Der Musiker

kann es nie schaden, eine Option B

wirkt hier viel melancholischer und

zu haben, falls es mit der Musik nicht

nachdenklicher, er schafft es mit

klappen sollte. Aber diese Phase sollte

seinen Texten Bilder in den Kopf zu

Gerard

malen, die einen selbst nachdenklich

haben. Im Sommer 2012 kommt dann

machen. Vergleiche mit Prinz Pi waren

eine der bislang bekanntesten Singles

die Folge dessen, und wie der Zufall

,„Lissabon“, und kurz darauf auch

so will, dieser wurde auch auf Gerard

„Manchmal“. In beiden Songs dreht

MC aufmerksam. Anschließend nahm

es sich um eine Beziehung mit ihren

Prinz Pi den Musiker 2011 mit auf Tour,

Höhen und Tiefen. Sicherlich jeder

schließlich wurden auch die Medien

Mensch, der schon einmal eine längere

auf ihn aufmerksam. Das spiegelte

Beziehung hatte kann sich gut in diese

sich vor allem dadurch wider, als

Lieder hineinversetzen. Der Musiker

Gerard MC 2011 und 2012 auf CDs

schafft es mit seinen Texten, dass

der Juice vertreten war. Das letztere

man sich in seiner Musik verliert. Ein

Juice Exclusive gab es sogar mit seinem

Beispiel dafür ist „Ich fühl mich wohl

Namensvetter Thunderbird Gerard aus

bei dir/ falls du die nächsten Jahre

den USA, die beiden liefern auf „Keep

noch nix fix geplant hast dann wohn

Going“ einen guten Track ab. Das

bei mir/ seitdem läuft alles rundum

Sahnehäubchen war wohl der Auftritt

rund/ seitdem bist du mein wunder

bei der Juice Jam, bei der auch noch

Punkt“. Durch die beiden Videosingles

Rapper wie Marsimoto, Prinz Pi, Raf

werden diverse Musikmedien auf den

3.0, Megaloh und Olson performten.

Österreicher aufmerksam, er wird zu

wirkt

der

Rapper

Rechtswissenschaften

Wichtigkeit

schon

hat.

lange

an

der

Außerdem

überwunden

diesem Zeitpunkt als einer der besten Das MC fällt weg, was übrig bleibt

Newcomer im deutschen Hip Hop

ist Gerard. Nun startet der Musiker

gehandelt. Es folgen Vergleiche mit

so richtig durch. Ungefähr zeitgleich

Casper & Prinz Pi. Wenn wir mal unsere

beendet

Augen nicht auf Deutschland richten,

71

er

auch

PARADOX

sein

Studium

der beiden Musiker, von der wir gerne auch noch mehr gehört hätten. Schließlich erscheint im Herbst 2013 das Album Blausicht. Neben den schon bekannten Videos zu „Lissabon“ und „Manchmal“

bekommt

das

Album

im Laufe der Zeit noch zwei weitere Videoauskopplungen.

„Irgendwas

mit Rot“ und „Alles jetzt“ bekommt ebenfalls noch ein Video verpasst, generell kann man sagen, dass alle Videoauskopplungen sehr ansehnlich geworden sind, sowohl optisch, als auch akustisch. Für die Akustik des restlichen Albums hat Gerard mit DJ Stickle und Patrick Pulsinger ein Team gefunden, welches es geschafft hat, dass Blausicht einen musikalischen roten Faden besitzt. Dadurch kann man die Platte sehr gut in einem durchhören, ohne Songs skippen zu müssen. Auf dem Album gefeatured wird nur die Band OK KID, die einen ähnlichen musikalischen Stil pflegt, wie

den

des

Oberösterreichers.

„Atme die Stadt“ heißt das Ergebnis deren Zusammenarbeit auf Gerards Album. Eine weitere Zusammenarbeit gab es auch auf OK KIDs Album aus dem Jahr 2014, welches den Titel des Bandnamens hat.


die vorher erwähnten Musiker auszeichnet, gezielt produziert wird, „weil es gerade im Moment so erfolgreich ist“. Oft wird den Künstlern hier nachgesagt, sie klingen wie Casper oder wie Marteria. Natürlich brauchen die Hörer Vergleiche, um Musik zu kategorisieren. Aber dann zu behaupten, jemand macht das nur aus dem Grund, weil es sich gerade gut verkauft, geht zu weit. Jeder Musiker, so auch Gerard, lässt persönliche Foto: Daniel Gottschling

META & FOSE PRESENT POOLBAR// FESTIVAL

Es wird oft behauptet, dass diese Art von Musik, die

Geschichten in Texte einfließen. Würden diese Texte komplett aus erfundenen Geschichten bestehen, merkt das die Hörerschaft. Bei Gerard ist das eben nicht der Fall, man kauft ihm auf Blausicht seine Lyrics ab, was sich gut durch seine Musikvideos zeigt. Denn dort muss man schon ein verdammt guter Schauspieler sein, um ein Image zu verkaufen, das man nicht selbst ist. In der Gegenwart angekommen sind seit Blausicht zwei Jahre vergangen. Wer bis heute die Lieder noch nicht

10.7. — 15.8.15 Altes Hallenbad Feldkirch poolbar.at Jack Garratt Jaguar Skills Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi James Hersey Wanda Pusha T Darwin Deez William Fitzsimmons Olympique Dillon Dorian Concept Cid Rim Wandl King Khan & The Shrines Etienne de Crecy Patrice Charlie Winston The Menzingers Kele ( live / Bloc Party) u.v.a. poolbar//wiese Open Air jeden Samstag bei freiem Eintritt um 19.30 Uhr

auswendig kann, ist selbst schuld. Aber noch bleibt etwas Zeit bis zur nächsten Tour des Musikers, zu viel Zeit haben wir trotzdem nicht mehr. Es soll noch dieses Jahr ein Album und eine Tour geben. Gerard selbst hat bisher nur verraten, dass das Album wunderschön wird. Er ist aktuell fleißig am Aufnehmen, wie es auf seinen Facebook-Bildern ersichtlich ist. Auf jeden Fall wird seine kommende Platte heiß erwartet, zählt er doch zu den erfolgreichsten österreichischen Rappern. Bis dahin heißt es fleißig Texte aus seinem letzten Album lernen, auf zukünftigen Konzerten werden diese sicherlich gebraucht. Der sympathische Musiker aus Wels arbeitet schon eifrig an Neuen.

Text Michael Mišek Foto Kidizin Sane


WANDA Eine Band so typisch wienerisch wie ihre legendäre Namensgeberin, die Zuhälterin Wanda Kuchwalek, auf dem Weg zum Kultstatus. Wanda sind ein bisschen so was wie der David Alaba der österreichischen Musikszene. Seit Monaten kommt keine Zeitung ohne einen Bericht über die junge Wiener Band aus, kein Musikportal kann sie unerwähnt lassen. Im Unterschied zu Alaba beziehen Wanda ihre Kraft allerdings nicht aus Jesus, sondern eher aus den schäbigen Beisln unserer Hauptstadt und den Geschichten ihrer skurrilen Gäste. Zumindest drängt sich dieser Verdacht auf, wenn der lässige und leicht schmutzige Pop der Band erklingt. Das Endprodukt ist auf jeden Fall Amore. Die positiven wie auch die negativen Seiten der Liebe stehen textlich im Vordergrund. Dass sich beinahe niemand Wandas „Amore“ verwehren kann, haben die letzten Monate gezeigt. Mit der Veröffentlichung ihres Debütalbums im Oktober 2014 ist ein regelrechter Hype um die fünf Musiker losgetreten worden. Ein Hype, auf den die Österreicher offenbar nur gewartet haben. Medien und Presse überschlugen sich mit Lobeshymnen

und erhoben Wanda zu den Anführern, Rettern und Heilsbringern des Austropops. Der Anführer der Anführer, Marco Michael Wanda, sieht sich und seine Mannen allerdings gar nicht als Austropopper. Für den Liedermacher ist das vielzitierte Genre eine abgeschlossene musikhistorische Episode, zu der er dennoch eine Beziehung pflegt, wie er uns mitteilte: „Ich hör Austropop immer noch gerne aus der Jukebox in Beisln und tanze auch gerne mit betrunkenen Frauen zu Wolfgang Ambros.“ Apropos Alkohol.

Text Alexander Pipam Fotos Flo Senekowitsch Wolfgang Seehofer


„Wenn’s bsoffen wirst, redst immer nur von ihr“ Zu jeder guten Geschichte gehört eine gehörige Portion davon. Das weiß die Wiener Seele, das weiß auch Wanda. Deshalb spielt der Spiritus auch stets eine gewichtige Rolle in ihren Lyrics. Dass dies so prollig wie auch charmant und clever dargeboten wird, darin liegt der Reiz der Band. „Alles was ich will ist Schnaps“ wird einem da lallend entgegen gebrüllt und dann im nächsten Moment wieder „Wenn’s bsoffen wirst, redst immer nur von ihr“ geraunzt. Dass die Jungs selbst dem Genuss von Alkohol, in welcher Form und mit welchem Volumengehalt auch immer, nur zu gerne frönen, scheint dabei nur logisch. Auf die Frage, ob die Wandas denn eher eine Bier- oder Wein-Band seien, antwortet Sänger Marco Michael deshalb auch 74

PARADOX

nur konsequent: „Wir trinken so wie Männer trinken sollten.“ Das Problem mit der Liebe Alkohol steht allerdings nicht direkt im Mittelpunkt von Wandas lyrischem Kosmos, sondern ist nur die folgerichtige Konsequenz der ständigen Enttäuschungen und des Liebeskummers. Leidenschaft heißt auch immer leiden. So pendeln die „Lebensfreunde“ Marco Michael Wanda, Manuel Christoph Poppe (Gitarre), Christian Hummer (Keyboard), Ray Weber (Bass) und Lukas Hasitschka (Drums) stets zwischen von Liebe verursachten Hochgefühlen und frustrierender Niedergeschlagenheit. Aber im Prinzip ist ja eh alles Oasch. Und wie

kann man dieser leicht lebensmüden Einstellung besser entgegentreten als mit Alkohol, Sarkasmus und dem guten alten Wiener Schmäh? Da kann es schon mal selbstsüchtig und mitleidig zugleich hergehen, ohne jemals auf den vulgären und bissigen Unterton zu vergessen (als Beispiel: „Ich sauf keinen Schnaps, ich sauf einen Pistolenlauf“). Dass es allerdings nie tieftraurig wird, dafür sorgen die flotten Akkordwechsel, das simple aber effektive Schlagzeugspiel und der allgegenwärtige Kneipencharme. Die Songs sind wie die Zugeständnisse an die Liebe des Besoffenen an der Theke, dem zwar wieder mal das Herz gebrochen wurde, der aber doch nie ganz den Glauben verliert. Dass Wanda diese kaputten, verkorksten und doch irgendwie romantischen


Texte so locker aus der Hüfte schießen, ist beeindruckend. Schmissige Verse, knackige Refrains, clevere Wirtshauspointen und kaum ein Song über vier Minuten – das ist das Erfolgsrezept. Mit Ehrlichkeit zum Erfolg Zu diesen Zutaten gesellt sich ein Frontmann, der einem gleichermaßen charismatisch wie arrogant erscheint und vom Gebärden nach eher einem Kneipen-Rauswurf bei helllichtem Tage zugeordnet werden möchte, als zu den großen Musikbühnen. Und das ist auch gut so. Wären die fünf AmadeusPreisträger nur schnöde Posterboys ohne Ecken und Kanten, wäre ihre Musik keineswegs so authentisch. So zeigt sich die Authentizität aber nicht nur in den mit diesem sagenhaften Delay vorgetragenen Textzeilen, sondern manifestiert sich auch in jeder einzelnen Sekunde ihrer LivePerformance. Da werden schon mal schmierig-lasziv die Hüften gekreist, sich gegenseitig abgebusselt und auch auf den Hintern geklopft. Und wer sich von dem ganzen Schweiß- und Rauchgeruch nicht zu sehr ablenken lässt, der erkennt auch das noch immer vorhandene Glitzern in den Augen der Musiker, das Zufriedenheit, Freude und ein Damenspitzerl suggeriert. Dass dieses „Konzept“ in Deutschland mindestens genau so hervorragend funktioniert wie in ihrem Heimatland, verwundert auch den Frontmann: „Die Deutschen brauchen Wiener, ich weiß wirklich nicht warum.“ Also ist es schlussendlich doch Austropop? Nun ja, immerhin ist es eine Abkehr vom Hochdeutschen. Ohne das berühmtberüchtigte Meidlinger L wäre die Botschaft ja auch nur halb so deutlich. Eher haben Wanda mit ihren, man muss es so sagen, Hymnen, aber die

vorhandene Lücke zwischen Austropop und Indie-Rock gefüllt. So sieht auch Marco Michael seine Vorbilder zwar größtenteils im anglo-amerikanischen Bereich verankert, fühlt sich aber auch von österreichischen Textern beeinflusst, „die erkannt haben was uns die Amerikaner lange voraus hatten; wahre Poesie und vulgäre Beschreibungen von Wirklichkeit.“ Wanda stehen nun ebenso in dieser

Tradition. Dabei hat so gut wie jeder Song auf „Amore“ Hitpotenzial. Die Melodien sind so simpel, dass sie aus Kinderliedern stammen könnten, dazu schrammelt die Gitarre wie frisch vom Lagerfeuer importiert. Mehr braucht es nicht. Wiens The Clash werden sie oft genannt, sie selbst nennen es einfach „Popmusik mit Amore“.

„Ich sauf keinen Schnaps, ich sauf einen Pistolenlauf“


THE SKY IS THE LIMIT EVERYDAY! „Den Boden unter den Füßen verlieren.“, diesen Spruch kennen wir alle. Nur wenige von uns wissen aber wie sich das wirklich anfühlt. Paragleiten zählt mitunter zu den anspruchvollsten Flugsportarten überhaupt. Ein Einblick in die Welt des Gleitschirmf liegens, um mit gängigen Vorurteilen aufzuräumen und die wahre Essenz des Fliegens zu vermitteln. Entscheidet man sich dafür die Sportart „Paragleiten“ zu erlernen, so sollte man sich darauf einstellen, dass es kein Zuckerschlecken wird. Nachdem man eine passende Flugschule gefunden hat, um seine Ausbildung zu beginnen, steht man das erste Mal am Übungshang: meist ein kleiner Hügel auf dem man die Grundlagen des Startens und Landens erlernen soll. Bevor es aber losgehen kann, muss man sich 76

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mit der bereitgestellten Ausrüstung vertraut machen. Diese beinhaltet ein Gurtzeug, einen Gleitschirm und einen Helm, sowie einen Rettungsschirm. Alle notwendigen Teile müssen sowohl auf Körpergröße als auch auf Eigengewicht abgestimmt sein. Hat dich dein/e FluglehrerIn passend ausgestattet und du dein Gurtzeug richtig eingestellt, besteigst du endlich den Hügel, um dort festzustellen: „Ich habe einen Wirr-

Warr an Leinen, an denen ein riesiges raschelndes „Kipferl“ hängt und das soll alles sein was mich in die Luft bringt?“ Kaum zu glauben, aber so geht es zu Anfang all deinen KollegInnen. Nachdem der Schulungsgruppe erklärt wurde welche Leinen wofür zuständig sind, wie man das Gurtzeug richtig an sich und folglich am Schirm befestigt, kann der Spaß losgehen. Alles was jetzt noch nötig ist, ist ein wenig Gegenwind,


Der Blick nach oben auf alles was dich trägt und natürlich die KollegInnen.

Die Welt von oben erleben und das zu jeder Jahreszeit.

Text Julia Pirkenau Fotos Daniel Roos Konzentration und die Motivation zu Laufen. Hat man alles richtig gemacht wird man mit den ersten kleinen „Hopsern“ belohnt. Später mit den ersten kleinen Flügen.

Spektakulär: Der Landeanflug auf eine verschneite Ortschaft.

Es ist noch (k)ein Meister vom Himmel gefallen Nach tagelangem Auf- und Ablaufen am Übungshang kann man den ersten Höhenflug kaum mehr erwarten. Allein dein Können entscheidet darüber, ob dich dein/e LehrerIn mit auf den Startplatz nimmt, zum ersten Höhenflug. Das bedeutet: Der erste Start, dein erster Flug ganz allein im Schirm. Dein einziger Begleiter: ein Walky-Talky über das du die Startund Landeanweisung bekommst. Es geht also los: das Herz schlägt dir bis zum Hals, alles ist vorbereitet, der 5-Punkte Check (Schirmkappe ok, Leinen ok, Gurtzeug/Helm/Karabiner geschlossen, Windrichtung ok, Luftraum frei) abgeschlossen, bereit zum Start. Der/Die FluglehrerIn gibt das Signal zum Abheben. Du rennst los, die Kappe kommt gleichmäßig, sie ist über dir, kurz anbremsen, laufen und plötzlich bist du in der Luft. Ein unbeschreibliches Gefühl, ein atemberaubendes Gefühl und ein vorerst auch leicht beängstigendes – da du noch keine Ahnung hast wie 77

PARADOX

KostenCheck AUSBILDUNG

DAUER

KOSTEN

Grundausbildung Höhenflugkurs Paragleiterschein Überlandberechtigung (Streckenfluggkurs) Tandemschein

ca. 1 Woche ca. 1 Woche ca. 4 Tage innerhalb eines Jahres

ab 300 Euro ab 300 Euro ab 300 Euro ab 150 Euro

innerhalb eines Jahres

ab 400 Euro

“““HERE YOU CAN WRITE AN IMPORTANT LINE OR SOMETING LOREM TEXT DALT


« Wer hoch fliegt, sieht weiter. » Anke Maggauer-Kirsche

Den Boden unter den Füßen verlieren.

das Ganze funktioniert. Da sitzt du jetzt also und gleitest durch die Lüfte, der Wind rauscht dir um die Ohren, bläst dir ins Gesicht, über dir deine Schirmkappe, die mit rund zehn Metern Länge nahezu monströse Ausmaße zu haben scheint – aber sie trägt dich – wie ein Wunder. Die erste Begegnung mit Thermik Jeder hat schon von „Thermik“ gehört, die dir das Aufsteigen in der Luft ermöglicht. Bis zur ersten wahren Begegnung mit ihr kannst du gar nicht erahnen welche Kräfte in ihr wirken. Thermik bedeutet, dass warme Luftmassen in der kälteren Umgebungsluft aufsteigen und somit Auftrieb entwickeln. Diese Strömungen macht man sich als ParagleiterIn zu Nutze, indem man in der Thermik „aufdreht“. Glaub mir, das ruckelt ganz schön! Wer bereits Turbulenzen im Flugzeug erlebt hat ist nicht mal nahe an dem Zustand wenn man einen Thermikschlauch kreuzt. Nur keine Panik! Diese Turbulenzen treten nur bei Ein- und Austritt aus dem System auf und mit ein wenig Erfahrung und vor allem Vertrauen in sich selbst und den Schirm, wünscht man sie sich sogar, denn mit ihrer Hilfe kannst du auch größere Strecken, als die bis zum Landeplatz überwinden. „Über den Wolken, muss die Freiheit wohl grenzenlos sein...“ Über die Wolken schaffen wir es natürlich nicht, aber mit ihrer Hilfe als optimale Thermikanzeiger können wir mit dem Gleitschirm auf Reise gehen. 78

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Ein Tandemflug ermöglicht erste Einblicke in die Welt des Paragleitens


Was bedeutet das? Streckenfliegen heißt sich durch Kombination von Thermik & Aufwind, Technik & Wissen vom „Hausberg“ zu entfernen, um eine kilometerlange Distanz in der Luft zurückzulegen. Alle vorhin genannten Faktoren sind jedoch unnütz, verfügt man als PilotIn nicht über das nötige Maß an Respekt, Gefühl und physischer sowie mentaler Stärke. Es verlangt zu Beginn besonderen Mut, da man seine gewohnte Umgebung/ safety zone verlässt. Wetterlage und geographische Gegebenheiten spielen (abgesehen von dem/der Piloten/in) die wichtigsten Rollen. Der längste Streckenflug in Europa wurde übrigens über eine Distanz von 412 Kilometer in rund 8,5 Stunden Flugzeit geflogen. Der Weltrekord eines Afrikaners liegt bei 502,9km bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 50 km/h! Hike & Fly & Flugreisen Paragleiten ist zur Überraschung Vieler ein sehr facettenreicher und bis auf Hin- und Rückfahrt vom Berg auch naturverbundener Sport. Möchte man sich die Höhenmeter nicht nur im Schirm erarbeiten, so entscheidet man sich für die Hike & Fly-Variante – ein Trend der in letzter Zeit immer beliebter wird. Man packt seine sieben Sachen und erwandert sich den Weg bis zum Startplatz – die weitere Strecke wird in der Luft zurückgelegt. Mit guter Ausrüstung sind auch MehrTages-Touren möglich. Wer auf Zelt & Schlafsack gänzlich verzichten

Das Üben am Boden oder auch Groundhandeln, gehört zu den wichtigsten Grundlagen.

möchte, wickelt sich des Nächtens einfach in den Schirm. Und nicht nur der Nachthimmel belohnt dich mit unzähligen Sternen, sondern die ersten Sonnenstrahlen wecken dich am Morgen. Romantischer geht’s nicht! Wer auch im Urlaub nicht ohne seinen Schirm sein möchte hat die Option mit ihm auf eigens organisierte Reisen zu gehen. Die Technik hat es mittlerweile möglich gemacht die verschiedenen Teile der Ausrüstung auf recht handliche Größe und geringes Gewicht zu reduzieren, sodass nicht nur Hike & Fly, sondern auch Flugreisen nichts mehr ihm Wege steht. Viele Flugschulen bieten fast ganzjährig Flugreisen in viele Länder Europas, als auch weltweit an. Paragleiten ist doch sehr gefährlich?! Bullshit! Es ist das wahrscheinlich hartnäckigste Gerücht, das diesem Sport nachgesagt wird. Paragleiten ist rein statistisch gesehen weniger gefährlich als 95 Prozent deiner täglichen Tätigkeiten. 99.9 Prozent der Paragleit-Unfälle sind auf Fehlentscheidungen des/r Piloten/ in zurückzuführen. Viele KollegInnen verunglücken beispielsweise im Frühjahr, weil sie den ganzen Winter nicht geflogen sind und die Thermik überschätzen. Einige vergessen ihre Karabiner zu schließen, andere fliegen zu knapp an der Felswand. Die Liste der Unfallursachen ist lange, aber in den seltensten Fällen fremdbedingt oder gar materialbedingt. Allerdings: Ein/e gute/r PilotIn kennt seine/ihre Grenzen

und geht auch mal wieder runter vom Berg sollte sich das „schlechte Gefühl“ melden. Paragleiten ist eine Genusssportart. Körperliche Fitness, ein hohes Maß an Eigenverantwortung und gute Selbsteinschätzung sind die Schlüssel zu dieser wundervollen Sportart, die weder von Alter, Geschlecht noch Jahreszeit abhängig ist. Hat sie dich einmal in die Luft gebracht, begleitet sie dich ein Leben lang!

Text Julia Pirkenau Fotos Daniel Roos

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Text Bernhard Hof bauer

Fotos Philipp Seidnitzer

WAELDER BRINGEN NEUES LEBEN IN DIE CLUBBING-SZENE Hinter dem Projekt WAELDER stecken Jan Preissler aus Wien und Moritz Nahold aus Berlin. Dem eigenen Wortlaut zufolge machen die beiden „experimentelle, elektronische Musik für Menschen zum Anhören“.

Sämtliche Höhen und Tiefen, die wir während des einjährigen Arbeitsprozesses hatten, wurden darin verarbeitet.

WAELDER schaffen es auf gekonnte Art und Weise mit ihrer Musik Landschaften zu erschaffen, in denen man verweilen möchte. Lässt man sich auf die spezielle Mischung aus Ambient und Noise ein, findet man sich nur allzu schnell in seiner eigenen Gedankenwelt versunken wieder. Am 10.04. dieses Jahres veröffentlichten WAELDER ihr DebütAlbum „Anachronie“. Wir haben die 80

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beiden hochsympathischen Jungs bei ihrem Tour-Stopp getroffen und zum Interview gebeten. Wie würdet ihr die Musik, die ihr macht, selbst beschreiben? Zu welchem Genre könnte man sie zuordnen? Moritz: Das ist immer schwierig zu sagen. Es handelt sich um eine Mischung aus Ambient, Post Dubstep, Pop und Noise.

Jan: Ich finde es immer ganz schön, wenn sich die Leute die darüber schreiben etwas dazu ausdenken. Man selbst hat nämlich oftmals eine ganz andere Vorstellung von der Musik die man macht als jene, die sich die Musik anhören. Wie kam es zu dem Namen „WAELDER“? Was steckt dahinter? Moritz: Wir haben lange darüber nachgedacht. Schlussendlich war es


eine Art Geistesblitz. WAELDER ist ein Wort, das cool klingt, cool aussieht und relativ neutral ist. Jan: Weiters stehen in einem Wald viele Bäume dicht aneinander. Sie grenzen einen Platz ein und machen ihn zu einem dichten Raum. So oder so ähnlich trifft das auch auf unsere Musik zu – ein metaphorischer Musikwald. Wie genau entstehen eure Sounds eigentlich? Produziert ihr alle Nummern ausschließlich selbst? Moritz: Ja, wir machen definitiv alles selbst. Momentan passiert sehr viel Produktion am Laptop. Was für unsere Musik charakteristisch ist, dass viele Feed-Recordings vorkommen. Wir arbeiten oftmals mit schlecht aufgenommenem, komisch klingendem Material. Im Gegensatz zur modernen Musik, wo vieles so glattpoliert klingt, ist unser Sound eher kantig. Jan: Beats müssen nicht immer so krass schieben, oder fett ausproduziert sein. Bei unserer Musik kann man nicht jeden Sound genau erkennen. Dadurch wird ein Interpretationsraum geschaffen. Wir benutzen mit Absicht oftmals billige Mikrofone, wo man mal den Wackelkontakt im Kabel noch hört. Aber genau das macht die Arbeit für uns so spannend. In wie weit fließen eure persönlichen Gefühle in die Musik ein? Jan: Das neue Album ist sehr emotional. Sämtliche Höhen und Tiefen, die wir während des einjährigen Arbeitsprozesses hatten, wurden darin verarbeitet. Für uns sind die persönlichen Gefühle besonders wichtig, da unsere Musik zu einem großen Teil von emotionalen Bildern getragen wird. Sind eure Tracks auf der Bühne noch veränderbar oder handelt es sich dabei um feste Konstrukte, die genau so gespielt werden wie sie auch auf der Platte zu finden sind? Moritz: Es handelt sich dabei definitiv nicht nur um einen Knopfdruck auf die Play-Taste. Jan spielt Gitarre. Ich spiele Synthesizer und mache am Computer Beats. Wir haben das Setup so aufgebaut, dass wir in der Lage sind jederzeit einen Weg zu gehen, den wir auf der Bühne fühlen. Auf dem neuen Album haben wir mittlerweile Tracks, die eine gewisse Struktur haben, der wir zu folgen versuchen. Es gibt allerdings immer Momente, um gewisse Sachen zu verändern. Jan: Live zu spielen ist das, was wir an der elektronischen Musik so spannend finden. Es ist ein ständiger Prozess, der sich durch jeden Controller, den man sich kauft, weiterentwickelt. Wie funktioniert die Interaktion mit dem Publikum bei euren Live-Konzerten, weil so richtig tanzbar ist die Musik von WAELDER ja oftmals nicht.

Jan: Wir kommunizieren tatsächlich nur durch die Lautsprecher mit unserem Publikum. Das Schöne an dieser Art von Musik ist, dass man gar nicht direkt mit dem Publikum kommunizieren muss. Es erfolgt nur über die Musik. Als Zuhörer muss man sich auf jeden Fall darauf einlassen. Es ist keine Musik die dem Publikum etwas vorgibt. Wenn man sich fallen lässt, ist es definitiv einfacher zu genießen. Wir beide kommunizieren über Blickkontakt miteinander und befinden uns während des Auftritts sozusagen in einer Blase. Wie wichtig sind bei euren Auftritten die Visuals von VJ Pathfinder? Moritz: Durch den VJ eröffnet sich eine zweite Ebene. Wir arbeiten eng mit ihm zusammen, weil wir wollen, dass seine Bilder ins Konzept unserer Musik passen. Mit VJ Pathfinder haben wir jemanden gefunden, der das sehr gut verstanden hat, wie für uns die Musik wirkt und wie sie aussehen könnte. Worum geht es in „Anachronie“? Gibt es ein zentrales Thema, das darin behandelt wird oder kann es für jeden Zuhörer etwas anderes bedeuten? Moritz: Es kann natürlich für jeden etwas anderes bedeuten... Jan: ... was nicht heißt, dass es beliebig ist. Moritz: Anachronie ist ein beliebtes Stilmittel, das in Filmen und Büchern verwendet wird. Es bedeutet, dass geschichtliche Ereignisse nicht in der korrekten chronologischen Reihenfolge auftreten. Das Album ist so eine Art Querschnitt aus den letzten zwei Jahren. Ideen, die wir schon vor Jahren hatten, wurden umgesetzt. Es finden sich auf dem Album aber auch Tracks wieder, die erst vor kurzer Zeit entstanden sind. Durch eure Touren kommt ihr ja viel herum. Wie würdet ihr die österreichische Club-Szene beschreiben bzw. bewerten? Moritz: Österreich ist ein sehr kleines Land. 80 Prozent unserer Shows haben wir nicht in Österreich gespielt.


Die Musikszene ist ja total super, es gibt viele gute Bands. Das Problem ist, dass es nur zu wenige Leute gibt, die zu den Konzerten gehen. Jan: Das liegt aber auch daran, dass es in Österreich nicht so viele Städte gibt, in welche man mit dieser Musik hinfahren kann. Es fehlt auch an den geeigneten Locations für unsere Musik. Moritz: Mir kommt vor, dass man zuerst im Ausland Erfolg haben muss, damit man in Österreich anerkannt wird. Mir fehlt ein wenig der Support, zumindest für unsere Art der Musik. Wie würdet ihr die österreichische Musikszene im Allgemeinen bewerten? Jan: Die Musikszene ist ja total super, es gibt viele gute Bands. Das Problem ist, dass es nur zu wenige Leute gibt, die zu den Konzerten gehen. Ich hab beim Musikmachen generell den Anspruch die Leute ein wenig zu erziehen. Ihnen muss bewusst werden, wie gut das österreichische Kulturangebot eigentlich ist.

Zu guter Letzt, könnt ihr unseren Lesern noch drei Gründe nennen, warum sie sich auf die Musik von WAELDER einlassen sollten? Moritz: Weil es ein spannendes Hörerlebnis ist. Weil es Spaß macht. Weil man einfach einmal anderer Musik eine Chance geben kann.

ZUM VIDEO INTERVIEW

Es war zum Beispiel total schön, dass FM4 unser gesamtes Album durchgespielt hat. Kein Radiosender traut sich im Normalfall solche Musik in der Daily Rotation zu spielen. Das gilt nicht nur für WAELDER, sondern auch für viele andere Bands.

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music-news.at/youtube


CANNONBALL RIDE

Text Helena Becherstorfer Foto Shervin Rafsandjani

Die oberösterreichische Metalband Cannonball Ride hat sich mit über 200 Live-Shows in Europa schon einen Namen gemacht - uns standen Sänger Siegi, Gitarrist Gertsch und Drummer Michi Rede und Antwort. Stellt euch doch mal vor, wer seid ihr, seit wann gibt’s euch als Band? Siegi: Die Band gibt es seit 2009 – sie besteht aus fünf Mitgliedern und einem Manager (Mani). Wir haben letztes Jahr unsere erste LP „Emerge&See“ nach zwei EPs rausgebracht und spielen im Jahr zwischen 20 und 30 Auftritte. Wir versuchen so gut wie jedes mögliche freie Wochenende mit Shows zu belegen und spielen eine Mischung aus Metal, Metalcore und Rock. Wo und wann war eure allererste Show als Cannonball Ride? Michi: Das war in Prambachkirchen am WUKS ALIVE mit Krautschädl und Kontrust, am 15.08.09 noch vor der eigentlichen Release-Show für die erste EP „Breaking Walls And Building Bridges“. Welche Themen behandelt ihr in euren Texten generell und speziell beim neuen Album? Siegi: Wir versuchen, uns nicht in eine Schublade pressen zu lassen, das heißt, die Texte, die wir schreiben, sind sehr breit gefächert und haben einen Interpretationsspielraum. Hauptsächlich werden sozial- und gesellschaftskritische Themen behandelt, Lebensfragen, dezidiert unpolitisch, wir schreiben einfach über 83

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das Leben. Was war die bisher peinlichste Situation bei einem Auftritt? Gertsch: Beim Wurmfestival bin ich gleich zweimal in einem Bühnenloch verschwunden, das von Kabeln verdeckt war. Ich bin mit einem Fuß abgetaucht und habe mir dann mit der Gitarre ins eigene Gesicht geschlagen, ganz wunderbar. Nichtsdestotrotz ein guter Auftritt! Habt ihr irgendwelche Rituale vor der Show? Gertsch: Fast immer essen wir bei Johny’s in Pöchlarn einen Burger, solange wir uns westwärts zu einer Show bewegen. Siegi: Natürlich, im Backstagebereich stehen wir alle beisammen, wärmen uns auf und motivieren uns gegenseitig. Kurz vor der Show wird nochmal abgeklatscht! Es ist uns auch sehr wichtig, den Bandzusammenhalt zu spüren, immerhin kennen wir uns ein gefühltes Leben lang und machen schon ewig miteinander Musik, ein Teil von uns musizierte auch schon vor Cannonball Ride miteinander. Gibt es für euch einen Traumgig, den ihr spielen wollt, in einer Traumlocation, mit einer Band eurer Wahl? Gertsch: Mit der Original-Besetzung von Guns’n’Roses im Wembley-Stadion. Siegi: Witzig, denn diese Frage haben wir vorher eben im Johny‘s noch besprochen; es gibt halt so persönliche Favourites, ist halt nicht ganz einfach

zu wählen. Eine Tour mit den Deftones wäre da schon ganz nett… Habt ihr irgendwelche Bands oder Lieder, die ihr als „guilty pleasure“ bezeichnen würdet? Siegi: Florence And The Machine! Gertsch: Ich höre daheim fast keine Musik mehr… Michi: Big Bands höre ich hin und wieder gerne. Wie politisch darf Musik sein? Siegi: Für uns gar nicht, man polarisiert dadurch sehr stark und wird eventuell deswegen unter Umständen auch instrumentalisiert, wird „schubladisiert“ und das wollten wir von Anfang an gar nicht. Jede Band die das machen will, gerne, aber für uns ist das nichts… Michi: Eigentlich sind wir auch privat nicht unbedingt politisch orientiert oder engagiert, deswegen scheidet das von vorne herein irgendwie bei uns aus. Wessen Familie würdet ihr als größte Fans bezeichnen? Michi: Bei uns daheim wird geprobt, betrifft also mich und meinen Bruder, Florian, den zweiten Gitarristen. Bei Gertsch daheim wurde aufgenommen im Keller, Siegi‘s Eltern haben uns beim Videodreh durch diverses Material unterstützt und Gertsch’s Vater hat zum Beispiel auch im Video mitgespielt. Fans sind sicher das Wichtigste für die Band, allgemein gesehen. Unterteilt in Unterstützer, wie die vorher genannten und die Fans, wie Freunde und Liebhaber unserer Musik eben.


Die, die auf Shows nachfahren, die CDs kaufen und die Videos und LiveAuftritte abfeiern! Was singt ihr so unter der Dusche? Michi: Ich singe zu Big Bands… Siegi: Meistens nur so BrabbelStimmübungen… Gertsch: Alles, mit meinem massiven Vibrato unterlegt, das ja legendär ist (lacht). Steht ihr bei Konzerten lieber auf „Walls Of Death“ oder „Stage Dives“? Michi: Am besten ist es, wenn alle in einem gewissen Ausmaß „werken“. Wenn immer ein paar so „Freischwimmer durchradieren“, dann ist halt gleich mal Sense vor der Bühne. Siegi: Eine Wall Of Death nimmt halt eventuell auch mal kurz den Flow aus der Show, weil dies die Band vom Publikum und auch der Musik trennt. Schöner ist es, wenn gemeinsam etwas entsteht und Publikum und Band zu einer Einheit verschmelzen. Deswegen finde ich den Stage Dive besser, weil der die Interaktion ausmacht. Gertsch: Violent Dancer zerstören den ganzen Flow. Michi: Leute, die ohne Rücksicht auf Verluste reinmetzgern, sind natürlich 84

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nicht so toll. Es gibt aber auch welche, die das gezielt einsetzen und Rücksicht auf andere nehmen, das wirkt dann super! Was wünscht ihr euch für die Zukunft der Musikszene? Siegi: Weg von der „McDonaldisierung“ der Musik und der Szene. Die Musik soll wieder etwas wert sein, die Leute sollten mehr als zehn Sekunden dafür aufwenden, eine Band auszuchecken und dafür bereit sein, was zu bezahlen, sei es auf Konzerten oder für eine CD. Klar brauchen wir alle Social Media, aber es wäre schön, wenn nicht die gesamte Bandpräsenz an einer Plattform bemessen wird, an der sich ein Unternehmen bereichert. Gertsch: Und dass nicht jeder DJ oder Tontechniker mehr verdient als die Band. Michi: Ja, realistische Gagen wären toll. Was sind eure Pläne für dieses Jahr, was sind die größten kommenden Shows? Siggi: Bezüglich der größeren Shows gibt’s zwei zu nennen – zum einen das TwoDaysAWeek in Wiesen am 19.07. mit Iggy Pop, Arch Enemy, Therapy und Kvelertak; dann noch das Seerock

am 30.07. in Graz mit Judas Priest und KoRn…. dazwischen jede Menge ClubShows in Österreich. Michi: Ein Video für den Song „New Sick Industry“ ist auch angedacht. Gibt’s zum Schluss noch irgendwas, was ihr loswerden wollt? Michi: Wir danken dir für das Interview. Siegi: Ebenso Danke an die Leser und Leserinnen. Gertsch: Ich hoffe, wir sehen euch Leser und Leserinnen auf der einen oder anderen Show – wir halten Ausschau.


Text Alexander Pipam

Fotos Philipp Seidnitzer

WITCHRIDER GRAZER WÜSTENSÖHNE

Graz und Stoner Rock – eine unvereinbare Kombination?

Keineswegs! PARADOX besuchte die Mitglieder von Witchrider in ihrer Wohngemeinschaft und plauderte mit ihnen über ihr Debütalbum, ihre Einflüsse und die österreichische Musikszene. Die Steiermark ist als das grüne Herz Österreichs bekannt. Nur dürfte Witchrider darüber niemand informiert haben. Oder es ist ihnen einfach egal, denn so selbstverständlich wie die vier Grazer das grüne Herz in eine staubige 85

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und mystische Landschaft verwandeln, ist keine Liebe zu saftig grünen Wiesen erkennbar. Die Grazer Wüste lebt und die Sonne darüber brennt unbarmherzig. Und wenn es Nacht wird in der Wüste schlurfen düstere Gestalten umher und praktizieren okkulte Riten an jeder zweiten Ecke. Schwer zu glauben, dass die Band erst im September 2012 begann, ihren dreckigen Wüstensand in Graz zu

verbreiten, so abgebrüht klingt das Debütalbum „Unmountable Stairs“, das im November 2014 erschien. Als sich Michael Hirschmugl, Daniel Dorninger und Hans-Peter Leitner entschlossen gemeinsame Sache zu machen, geschah das zuerst noch unter dem Namen Desert Mountain (benannt nach dem legendären „Desert Sessions“Projekt von Josh Homme und Brant Bjork, aus dem auch Queens of the Stone Age hervorgingen). Hirschmugl


und Dorninger waren zu dieser Zeit schon ein eingespieltes Team, fühlten sie sich doch bereits mit der Band Supercruel dem Stoner Rock verpflichtet und bildeten darüber hinaus noch zusammen das Elektro-Duo Trauma. Dass mit HansPeter Leitner, einem vormaligen Mitglied der Band Phi, ein perfekter Partner zu den beiden stieß, ist dem Album in jeder Minute anzuhören. Nach langer Suche entschlossen die Drei sich schließlich, dass der Name Witchrider sich besser zu ihrer Musik fügt. Interessant an dieser Wahl ist, dass der Name bereits beschlossene Sache war und sich erst anschließend der Sinn herauskristallisiert hat. Der Ausdruck „riding the witch“ steht für eine Schlafparalyse, mit der Gitarrist Leitner selbst bereits zu kämpfen hatte, und ist tatsächlich sehr treffend für den oft hypnotisierenden Sound der Band, der hin und wieder doomig und zäh anmutet. Der häufig pumpende Bass und das okkulte Feeling verleihen den Grazern eine unnachahmliche Atmosphäre und versetzen den Hörer nicht selten in eine andere Sphäre. Fans von Fans Dass diese Formation von Anfang an sehr vielversprechend war, bewiesen sich die Musiker bereits einige Wochen nach ihrer Gründung mit ihrer selbstbenannten und – aufgenommenen EP. Der Song „Black“, der sich ebenfalls auf ihrem Album in einer neu aufgenommenen Version befindet, schaffte sogar den Sprung in das Airplay von Radio Soundportal. Obwohl die drei Studenten alle Instrumente auf ihrer EP selbst einspielten, unterstützt sie seither Bernhard Weigl bei Live-Auftritten am Bass. Ambitioniert und motiviert absolvierte das Quartett viele Gigs in und um Österreich, drehte in Eigenregie ein Video zu ihrem Song „Shedevil“ und ergatterte schließlich einen Vertrag bei der bekannten schwedischen Plattenfirma Fuzzorama Records. Darauf folgte eine ausgedehnte Europatournee mit den befreundeten White Miles und den Stoner RockGrößen Truckfighters, von denen selbst Josh Homme ein großer Anhänger ist. „Wir waren schon jahrelang Fans der Truckfighters, besuchten erst wenige Monate zuvor ein Konzert von ihnen und plötzlich melden sie sich bei uns und gestehen, wie angetan sie von unserer Musik sind“, kommentiert Hirschmugl den ersten Kontakt. Mit den Truckfighters sehen sich die vier Grazer im Geiste verbunden. Beim erstmaligen Vernehmen der Klänge von Witchrider kommt es einem auch in den Sinn, dass hier Stoner Rock nach offensichtlichen Vorbildern vorliegt. Witchrider also eine klassische Stoner Rock-Band? Dorninger widerspricht: „Ich glaube nicht wirklich, dass es klassischer Stoner Rock ist. Es ist eher eine Mischung aus dem Stoner Rock wie in Kyuss gemacht hat mit unterschiedlichen Einflüssen wie Queens of the Stone Age, englischen New Wave wie The Cure, aber auch Nirvana, Joy Division, The Doors und Jimi Hendrix.“ Genau hier liegt ein großes Geheimnis ihrer Wirkung begraben. Hört der geschulte Fan zum ersten Mal ihr Debütalbum,

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tauchen ihm/ihr wohl unweigerlich Queens of the Stone Age vor dem inneren Auge beziehungsweise Ohr auf. Die Musik mutet im ersten Moment vertraut an und berührt sofort, ist aber zugleich nicht von Beginn an voll zugänglich. Dadurch wird eine intensivere Auseinandersetzung mit der Musik heraufbeschworen, in welcher erst die unterschiedlichen Einflüsse wirklich realisiert werden können und die wahren Perlen sich einem erst jetzt offenbaren. Ähnlich verhält es sich mit Dorningers teils sogar fast lieblicher Stimme, die zu Beginn gar nicht so recht ins Klangbild passen möchte. Doch diese ist ebenso ein großer Teil von Witchriders Erfolgsformel, bei der sich die Annahme aufdrängt, dass sie in einem großen Hexenkessel auf einer nebligen Waldlichtung bei Nacht von dunklen Gestalten zubereitet wird. Seine Stimme ist so variabel wie geschickt eingesetzt, dass sie die atmosphärische Dichte der Songs perfekt unterstreicht und ihnen nicht selten den nötigen Punch verleiht. Allgemein variieren die Lieder doch von Zeit zu Zeit merkbar und trotzdem ergibt sich insgesamt ein homogenes Gesamtbild. Das ist der Band hoch anzurechnen. In einem so überladenen wie auch traditionellen Feld wie dem Stoner Rock spannend zu sein und auch zu bleiben, gelingt nur den Wenigsten. Eine Sache unter Freunden Was desweiteren für Witchrider spricht, ist der unbestreitbare Tatendrang noch weiter kommen zu wollen. Die großen Bühnen dieser Welt sind das ausgeschriebene Ziel der vier Musiker. Dass die Band eine äußerst ambitionierte ist, zeigt schon ihre Geschichte. Und dass für die Bandmitglieder eigentlich kein Tag ohne Auseinandersetzung mit Witchrider vergeht oder eigentlich vergehen kann, beweist ein Besuch in der WG von Hirschmugl, Dorninger und Leitner. Witchrider ist allgegenwärtig. Tourposter, mit Gitarren bestückte Wände, selbstgebastelte Figuren aus dem „The Fog“-Musikvideo. Ja selbst die WG-To-Do-Liste trägt den Namen „Witchrider“. Dass das Tonstudio in der gesamten Wohnung verteilt ist, kann in dem Fall auch als kein


Nachteil gesehen werden. Allzeit bereit neue Ideen sofort in die Tat umzusetzen. „Unmountable Stairs“ entstand zur Gänze in der erstaunlich hellen Wohnung der drei Stoner-Rocker. „Der Vorteil ist, dass man im Studio schläft und der Nachteil ist, dass man im Studio schläft“, fasst Schlagzeuger Hirschmugl ironisch zusammen. Dass sich mit dieser Konstellation einiges voranbringen lässt, haben Witchrider bewiesen. Dennoch warnt Sänger Dorninger vor den „Unmountable Stairs“, die sich durch die permanente Beschäftigung und die immer vorhandene Möglichkeit, in die aufgenommene Musik eingreifen zu können, ergeben. Derzeit geht das Rezept allerdings vollends auf. Von den „Unmountable Stairs“ selbst ist auf dem Debütalbum keine Spur. Trotz aller Souveränität strotzt es förmlich nur so vor Spielfreude und vermittelt dem Hörer das wundervolle Gefühl, dass es sich hierbei um eine Herzensangelegenheit handelt. Der Eindruck, dass die junge Band genau weiß wohin sie will, und dass sie dabei auch noch großen Spaß am Musikmachen hat, wie sie erzählen. So ist die WG auch mehr als eine reine Zweckgemeinschaft, die aus praktischen Gründen eingerichtet wurde. Es fällt trotz der doch sehr düsteren und unheimlichen Klängen auf, dass sich die Band wohlfühlt mit dem was sie tut und auch in der Stadt, in der ihre Musik entsteht. Witchrider wollen Graz etwas zurückgeben, wie sie im Interview erläutern. Der Stadt, in der sie ihre ersten Schritte gemacht haben und die sie stark beeinflusst hat. Dem aufmerksamen Fan mag nicht entgangen sein, dass sich der Uhrturm auf 87

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dem Cover von „Unmountable Stairs“ befindet. Eine kleine Hommage an die Heimat. „Wir können ja auch die Stadt Graz unterstützen wie sie uns unterstützt hat“, findet Hirschmugl anerkennende Worte. Trotz der live immer bewiesenen Coolness handelt es sich bei Witchrider um eine äußerst sympathische und fokussierte Band, die Musik macht, die ihnen selbst gefällt, die ihnen wichtig ist. Zu wünschen bleibt, dass die Band sich diesen Gedanken weiterhin beibehält, soviel Spaß macht „Unmountable Stairs“. Die Hoffnung lebt stark, dass sie ihren Weg weiterhin so engagiert verfolgen und sich ihre erfrischende, unverkrampfte Spielfreude erhalten. Wenn dem künftig so ist, rücken die großen Bühnen tatsächlich in greifbare Nähe.

ZUM VIDEO INTERVIEW

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WARUM SIND BÄRTE SO SEXY? Was offenBART die männliche Gesichtsbehaarung? Die männliche Gesichtsbehaarung gilt seit jeher als Symbol der Lebenskraft, Gesundheit und der sexuellen Reife. Über die Jahrhunderte gab es unzählige verschiedene Trends und Bartmoden, vom glattrasierten „Babyface“, über den Schnurrbart in all seinen Varianten, zum aktuell modernen Vollbart. 88

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Ein Bart ist und bleibt ein Ausdruck der Männlichkeit und einer gewissen Dominanz. Er unterstreicht die Individualität. Man kann ihn je nach Belieben tragen und stylen, wie man möchte. Der berühmte Dreitagebart, zum Beispiel, soll ja bei Frauen besonders beliebt sein, dass die Stoppeln eventuell beim Küssen stören, wird in Kauf genommen. Ich persönlich muss gestehen: I like big beards and I cannot lie. Je bärtiger, desto besser, allerdings immer gepflegt und am besten in Kombination mit einem guten Haarschnitt. Ein Bart hat einfach

etwas Natürliches, Raues an sich und bietet einen guten Kontrast zu einem sonst smarten, minimalistischen Look. Die Witze über Conchita Wurst haben mittlerweile eigentlich alle … genau, einen Bart. Ihr „Gesichtsflaum“ war wohl im letzten Jahr einer der am meisten diskutierten und hat für viel Gesprächsstoff gesorgt. Er ist ja auch wirklich sehr dicht, gleichmäßig und gut gepflegt, das muss man ihr lassen! Man darf aber nicht vergessen, dass es auch andere Künstler und Musiker gibt, die durch ihre „maskulinen Gesichtswärmer“ Aufmerksamkeit erregen.


Text Helena Becherstorfer

“I like big beards and I cannot lie. Je bärtiger, desto besser, allerdings immer gepf legt und am besten in Kombination mit einem guten Haarschnitt” Allen voran hätten wir da die drei Rocker von ZZ Top, von denen natürlich ausgerechnet der eine, dessen Nachname „Beard“ ist, den glattrasierten Look bevorzugt. Die anderen zwei haben allerdings genug Bart, um das zu kompensieren. Schauspieler Shia Labeouf, beeindruckt momentan auch durch seinen Mut zum Bart. Movember: Behaarung guten Zweck

für

den

Das Prinzip vom Movember ist simpel: Am 1. November beginnt man glattrasiert, dann wird einen 89

PARADOX

Monat lang der Schnurrbart kultiviert. Dadurch soll man zur sprechenden Werbetafel werden und durch sein offensichtlich verändertes Aussehen Gespräche anregen. Ziel des Ganzen ist es, Aufmerksamkeit auf Männergesundheit und Krebsvorsorge zu lenken und Spenden für verschiedene Organisationen, die sich eben genau diesen Themen widmen, zu sammeln. Also: Im Movember Schnurrbart tragen und die Welt ein Stückchen besser machen!

Bartpflege will gelernt sein Mit dem Trend zum Bart wächst natürlich auch der Bedarf an Pflegeprodukten und sogenannten Barbershops, also Friseursalons, die sich auf das Kämmen und Stutzen der Gesichtsbehaarung spezialisiert haben. Für die Pflege zu Hause gibt es spezielle Shops mit Bartreiniger und Wachs zum Stylen. Egal, ob nur leichte Stoppeln oder eine ganze „Gesichtsmatratze“, es bleibt zu sagen: Jedem das seine. Aber am liebsten ist mir ein Mann mit Bart.


tattoomodels.at > foto begsteiger > attacked by HAI.CC

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Text Helena Becherstorfer

BEARD REVOLUTION THE BEARDS Bärte inspirieren – manche Leute sogar zur Produktion ganzer Alben.

„The Beards“ ist eine Comedy- und Folk Rock Band aus Adelaide, die ihre Musik ausschließlich der vielseitigen Gesichtsbehaarung widmet. Alle vier bisher veröffentlichten Alben, sowie jedes einzelne der Lieder, enthalten in irgendeiner Form das Wort „Beard“ im Titel. So hätten wir da zum Beispiel „Still Got My Beard“ oder „Damn That’s A Nice Beard“. Aber auch Frauen kommen bei The Beards nicht zu kurz („All The Bearded Ladies“). Ihr Genre bezeichnen sie selbst als Beard Rock, oder auch einfach nur „bearded“. Sie haben es sich zum Ziel gemacht, die Welt bart-freundlicher zu machen und eine Bart-Revolution zu starten. Sie fordern alle bärtigen Männer dazu auf, die Rasierer und Trimmer wegzulegen und dem Wildwuchs freien Lauf zu lassen. In den letzten Jahren waren The Beards 91

PARADOX

auf einigen Tourneen durch Australien unterwegs. Ein Highlight ihrer Karriere war der Auftritt bei der „World Beard and Moustache Championship“ in Alaska. Die Single „You Should Consider Having Sex With a Bearded Man” war 2012 als Bester Song des Jahres bei den APRA (Australasian Performing Right Association) Awards nominiert. Ende letzten Jahres waren The Beards auch in Europa unterwegs, um das neue Album „The Beard Album“ zu promoten. Momentan ist die Band auf der

ausgedehnten „Strokin‘ My Beard Tour“ quer durch das Heimatland Australien unterwegs. Begleitet werden die behaarten Männer von The Stiffys, einer Art Rock Band aus Melbourne, die sich mindestens genauso wenig ernst nimmt wie The Beards. Abgesehen davon, dass das Konzept von „The Beards“ einfach lustig ist, ist die musikalische Umsetzung der Songs auch noch wirklich gut. Also unbedingt reinhören!


JULIAN LE PLAY Worauf andere ein halbes Leben hinarbeiten, hat der 23-jährige Österreicher Julian Heidrich, besser bekannt als Julian Le Play, innerhalb weniger Monate geschafft. Der junge Mann ist nicht nur im Radio als Moderator zu hören, sondern ist auch äußerst erfolgreich als Singer/ Songwriter unterwegs. Le Play ist im Musikbusiness streng genommen kein Newcomer mehr. Bereits im jungen Kindesalter hat er beim Kiddy Contest von ORF teilgenommen und durfte sein Können unter Beweis stellen. Aber so ganz genau kann Le Play den Zeitpunkt, ab wann die Musik eine große Rolle in seinem Leben eingenommen hat, gar nicht bestimmen. Sie hat ihn irgendwie in allen Lebenslagen begleitet – ob im Kirchenchor, während Klavierstunden oder als Mitglied von Schulbands. Dass er seinen Lebensunterhalt damit verdienen will, wurde ihm bewusst, als er einen Talentwettbewerb an seiner Schule gewann: Er hatte einen Song für eine Mitschülerin geschrieben, die bei seinem Auftritt auch noch im Publikum saß. Eigentlich sah sein Plan für die Zukunft einmal ganz anders aus und Le Play zog mit 15 ein Jahr nach Australien. Die weite Entfernung zu seiner Heimat in Österreich und das Leben in einem komplett anderen Land haben den Sänger geprägt und ihm unglaubliche Erfahrungen beschert. Wieder zurück in Österreich, beginnt 2010 dann aber Le Plays mediale Karriere: Er belegt bei der österreichischen Castingshow „Helden von morgen“ den siebten Platz und versucht sein Glück ebenfalls beim deutschen Contest „Guten Morgen 92

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Düsseldorf“. Ab jetzt geht es in Sachen Musikkarriere steil bergauf für ihn. Le Play unterschreibt 2011 einen Plattenvertrag beim Label GRIDmusic und veröffentlicht sein erstes Album, das den Titel „Soweit Sonar“ trägt. Die daraus ausgekoppelte Single „Mr. Spielberg“ wird zum Chartstürmer und hält sich wochenlang in den obersten Rängen, er wird sogar zum meistgespielten Titel des Jahres 2012. Le Play tourt durch Österreich und veröffentlicht weitere Songs. Seinen Erfolg untermauert er mit Musikpreisen: Ihm wird der „Amadeus Music Award“ in den Kategorien „Pop/ Rock“ sowie „Best Engineered Album“ verliehen. Kein Wunder, denn die Songs, die Le Play schreibt, sind so poetisch und gefühlvoll, dass sie im Handumdrehen in seine verträumte Welt entführen. Le Play schreibt seine Songs bewusst auf Deutsch, die Sprache in der er denkt und so seinen Gefühlen am besten Ausdruck verleihen kann. Die Intensität der Lieder ist beeindruckend. Le Play schafft es, seine Gefühle musikalisch darzustellen und die Melancholie, Freude oder Angst auf seine Zuhörer zu übertragen. Getragen werden seine tiefgehenden Texte von Klavier- und Gitarrenklängen. Le Play ist schon jetzt unglaublich erfolgreich und ein Ende seiner musikalischen Laufbahn scheint weit entfernt. Erst dieses Jahr hat der junge Musiker ein neues Album veröffentlicht, das den Titel „Melodrom“ trägt und damit sofort an das Wort „Melodram“ erinnert. Dieser Begriff kommt aus dem Griechischen und verbindet die Wörter „melos“ (Klang) und „drama“

Text Claudia Niedermeier Fotos Kidizin Sane

(Handlung) miteinander. Vielleicht eine Anspielung auf die kleinen Geschichten, die Le Play uns mit jedem seiner Lieder mitteilt? Gut vorstellbar. Was aber sicher feststeht, ist, dass Le Plays Texte berühren, noch eingängiger als es in seinem Debütalbum der Fall war. Le Play singt über die Liebe, über Verlust und Leiden und verwendet dabei immer Metaphern. In seiner Hitsingle „Rollercoaster“ geht es um die Manege, um Clowns und um das ständige Umherziehen der Artisten. Doch singt er wirklich vom Zirkusleben? Sind Le Plays Texte nicht viel mehr Metaphern, die unsere eigenen Gefühle bildlich darstellen? Oder wenn Le Play in seinem Song „Wir haben noch das ganze Leben“ feststellt, dass es nicht hektisch und eilig zugehen muss, wenn man Glück zu zweit genießen will. Weil dann die Zukunft unendlich scheint und so gut wie alles möglich wird. Weil Sorgen und Ängste zusammen besser überwunden werden können und nicht einschüchtern. Wer mit 23 Jahren solche Überlegungen und Fragen aufwirft, sogar zu literarischen Auseinandersetzungen mit Songtexten anregt, kann zweifelsfrei von sich als Poet reden. Daher scheint es auch angemessen, dass Julian Heidrich seinen Künstlernamen an den französischen Sozialwissenschaftler Pierre Guilleaume Fréderic Le Play anlehnt, der unter anderem für sein Bestreben nach sozialer Gerechtigkeit und Idealismus bekannt ist. Auch für seine neue Platte hat Le Play wieder den Amadeus Music


Le Play ist schon jetzt unglaublich erfolgreich und ein Ende seiner musikalischen Lauf bahn scheint weit entfernt.

Award erhalten, diesmal in der Kategorie „Album des Jahres“. Weil Le Plays Liveauftritte großen Erfolg verzeichneten, entschied man sich die Melodrom-Tour fortzusetzen. Le Play wird sich im Anschluss der Arbeit an einem neuen Album widmen, sodass Österreich in naher Zukunft live wenig vom Sänger hören wird. Am 03.06 wird Le Play in Wien auftreten, anschließend am 13.06 in Graz und schließlich am 28.06 in Imst. Bei seiner Bühnenperformance wird er vom österreichisch-isländischen Singer/ Songwriter Thorsteinn Einarsson supportet.


JOHNNY

GOES TO BAD - Wer ist Johnny? Die Grazer Blues-Funk-Rock Formation Johnny Goes To Bad hat 2015 zum Kreativjahr ausgerufen. Neben der Veröffentlichung ihrer ersten EP, nutzen sie die Zeit, um in ausgelassenen Jamsessions neue Songs zu kreieren. Als Ergebnis soll es Ende des Jahres ins Studio gehen, um ein Album aufzunehmen. Wer ist Johnny? Jule: Jeder Mensch kann ein Johnny sein und jeder Mensch kann böse sein. Es geht darum was man als Mensch sein kann, und dass man Dämonen in sich trägt. Es gibt Menschen die das mehr ausleben und andere weniger. In unserer Welt gibt es Menschen, die ihre Dämonen ganz stark ausleben. Igi: So wie du! Jule: Ja, so wie ich. (lacht) Verfolgt ihr mit eurer Musik ein bestimmtes Ziel oder geht es nur um den Spaß am Musizieren? Con: Weltfrieden… Nein, mir geht es hauptsächlich um den Spaß dabei, nicht nur um den eigenen, sondern auch um den Spaß der Hörer. Natürlich sind unsere Texte thematisch oft schwierig, aber wir machen sicher keine finstere depressive Musik. Wir sind auch keine Band, die sich darum kümmert, ob wir 94

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kommerziell erfolgreich sind. Es geht wirklich um den Spaß. Jule: Beim Texte schreiben verarbeite ich schon gewisse Dinge und möchte auf Themen aufmerksam machen. Einige Songs haben kaum Text. Ist das ein Stilmittel oder gab es keinen passenden Text? Jule: Ich finde, ein Text ist überhaupt nicht obligatorisch. Die Musik und der Gesang an sich sind eine Form der Sprache, eine Sprache die jeder versteht, in der es nicht diese Barrieren gibt. Jeder Mensch fühlt sich angesprochen von Musik und deswegen ist es auch nicht so wichtig immer einen Text zu haben. Schreibt ihr eure Lieder gemeinsam? Igi: Das ist verschieden. Oft passiert es beim Jammen und manchmal fällt einem Zuhause etwas ein. „Heartbreaker“ habe ich begonnen. „Moving“ ist entstanden, als wir im Park gesessen sind. Es passiert… Es ist aber noch kein einziger Song zur Gänze alleine Zuhause entstanden.

Richie: Ich glaube, ein riesen Problem ist das Konkurrenzdenken. Graz ist zum Beispiel eine kleine Stadt in der es hundert oder zweihundert Bands gibt, die sich bekämpfen, anstatt gemeinsam Konzerte zu machen. Con: Jetzt hört man die ganze Zeit, dass der Austropop wieder da ist, aber in Wirklichkeit gibt es Unmengen an Stonerrock und Alternativerock Bands und Metal Bands, die ihren eigenen originellen Sound haben. Man tut so, als gäbe es nur volkstümliche Musik und Austropop, aber das stimmt nicht. Es gibt Landesweit zu wenig Selbstbewusstsein, um das Potential zu nutzen. Das müsste sich ändern. Wie steht ihr zur Club- und Festivalszene in Österreich? Igi: Als Besucher ist es super. Con: Als Band müssen wir erst mehr Erfahrungen sammeln. Jule: Auf österreichischen Festivals - Nova Rock, Frequency – wird auch immer das Gleiche gespielt. Es wäre cooler mehr kleine Festivals zu haben, auf denen jede Band spielen kann. Auf den großen Festivals gibt es irgendein Casting um einen Slot zu Mittag in einem kleinen Zelt. Igi: Das ist wieder das Kokurrenzdenken. Auf diesen Contests treten Bands auf, die sich gegenseitig ausschalten müssen. Richie: Ich will keine Fans beleidigen, aber zum Beispiel eine Band wie Metallica ist live grottenschlecht, trotzdem gehen die Leute hin und zahlen zweihundert Euro. Wenn es ein kleines Konzert mit fünf Euro Eintritt gibt, ist keiner bereit das zu zahlen. Aber zu irgendeiner Band mit großem Namen stürmen die Leute hin, egal ob die gut sind oder nicht. Das ist ein riesen Problem beim Publikum. Die sind nicht bereit fünf Euro für eine kleine Band zu zahlen, sondern schmeißen das Geld für ein Dreckskonzert raus. Das muss man mal sagen. Nur weil eine Band Metallica heißt oder wie auch immer… Ich habe Metallica gesehen, das ist ein riesen Scheiß.

Ich glaube,“ ein riesen Problem ist das Konkurrenzdenken. Graz ist zum Beispiel eine kleine Stadt in der es hundert oder zweihundert Bands gibt, die sich bekämpfen, anstatt gemeinsam Konzerte zu machen. “

Gibt es Musik die ihr wirklich abgrundtief hasst? Igi: Dubstep… Das halt ich nicht aus. Jule: Bei mir ist es Minimal Techno. Cruz: Ich mag eigentlich alles. Wenn es mir gefällt, gefällts mir. Con: Ich habe meine Probleme mit dem Großteil der volkstümlichen Musik. Richie: Wenn es gut gemacht ist gefällt mir jede Musik. Igi: Da hast du recht. Wenn ein Instrument geil gespielt ist, dann gefallen mir auch einzelne Passagen. Jule: Außer das Banjo. Igi: Gerade das Banjo, ich werde mir jetzt eines kaufen. Con: Es gibt Musik, die ich nicht gerne höre, aber jede Musik ist toll zu machen. Was denkt ihr von der österreichischen Musikszene? Richie: Ich glaube es gibt sehr viele gute Bands, in jeder Musikrichtung. Aber es ist schwer fußzufassen. Es gibt sehr viele unbekannte gute Bands. Cruz: Der Markt bei uns ist nicht so groß. Es gibt drei oder vier große Radiosender, um da reinzukommen musst du bestimmte Musik spielen.

Was müsste sich eurer Meinung nach ändern, dass unbekannte Bands eine Chance haben?

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Wer sind eure Lieblingskünstler aus Österreich? Cruz: Mother’s Cake Jule: Modula Nation sind unheimlich geil. Igi: Kinky Natalie Jule: Spring and the Land Con: Palindrome, Blank Manuskript... Drei Bands sind einfach zu wenig. Lausch, Jigsaw Beggars. Richie: Ich tu mir schwer und Falco lebt nicht mehr.


Was gehört für euch zu einem unvergesslichen Live-Auftritt? Igi: Ein geiles Publikum. Jule: Das Publikum gibt einem den Kick. Man braucht eine gewisse Rückmeldung. Da brauchen nur zwei oder drei zum Schreien anfangen, dann merkt man, dass es passt. Für mich ist es bei einem Konzert das Schönste, wenn ich merke, ich kann mich völlig frei fühlen. Je freier ich mich fühle, desto geiler ist es für mich und desto glücklicher bin ich. Desto mehr kann ich mich mit meiner Band und dem Publikum connecten. Das ist für mich dieser Rausch.

Aber wir wollen keine Predigten halten. Eigentlich sind unsere Texte und Inhalte eher Dinge bei denen sich die Menschen verstanden und weniger belehrt fühlen sollen.

Darf Musik auch politisch sein? Igi: Musik darf alles sein. Seht ihr euch als Künstler in einer besonderen politischen oder sozialen Verantwortung euren Hörern gegenüber? Con: Das ist man automatisch, weil man sehr vielen Leuten Messages mitgibt. 96

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ZUM VIDEO INTERVIEW

Text Georg Zsif kovits Fotos Olivia Fürnschuss

music-news.at/youtube


Text Philipp Bohar Fotos Kitball Records

Ein sonniger Nachmittag in einer der berühmtesten Städte der Welt, Sydney. Gerade haben wir die Harbour Bridge überquert, von der aus wir noch ein paar letzte Blicke hinüber zum Opera House werfen konnten. Als wir uns wieder dem Stadtinneren nähern, sehen wir ein Plakat, dass auf den ersten Blick eine gewöhnliche Veranstaltung bewerben soll. Location und Venue sind angeführt, ebenso ein paar lokale DJs. Beim Betrachten des Headliners sticht uns plötzlich doch eine Besonderheit ins Auge: Wild Culture/Austria. Es handelt sich um keinen Druckfehler oder um die häufige Verwechslung von Austria und Australia. Mehr als 14.000 km von zu Hause entfernt, treffen wir tatsächlich auf einen österreichischen Musikexport, der nicht auf Grund seiner Gesichtsbehaarung zu solcher Ehre kommt. Was die ganze Sache noch erstaunlicher macht, es handelt sich sogar nur um einen Stopp einer ganzen Australien Tour. Haben wir es hier mit einer Art Falco der Gegenwart zu tun? Und wenn ja, warum hat man den Namen Wild Culture noch nicht von der Spitze der heimischen Charts lachen gesehen? Doch eines nach dem andern. Wild Culture, bestehend aus den gebürtigen Vorarlbergern Florian Fellier und Felix Brunhuber, sind 97

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ein österreichisches Produzenten Gespann, deren Sound sich am ehesten in das Genre Deep House einordnen lässt. Schon bevor es zur Gründung von Wild Culture kam, waren beide als Produzenten und DJs tätig. So dauerte es bis zum Jahre 2011, als die beiden nach einer gemeinsam durchzechten Nacht beschlossen noch ins Studio zu gehen. Es folgten zahlreiche Releases auf verschiedenen Labels. Mit ihrem Track „The Tide“ lagen die beiden über sechs Wochen in den Beatport Top Ten Deep House Charts und ihre enorme Fanbase auf Soundcloud und Facebook spricht für sich. Der Wild Culture Remix für Glass Animals „Gooey“ zählt allein auf Soundcloud über drei Millionen Plays und auch einige ihrer anderen Werke haben die Millionen Marke bereits überschritten. Damit scheint die Frage wie es zur Australien Tour kam, bereits geklärt zu sein doch steht die Erklärung nach der fehlenden Prominenz in Österreich noch aus. Teufelskreis Radio: Was gespielt wird gefällt und was gefällt wird gespielt Nun ganz Unbekannte sind sie auch hierzulande nicht mehr. Wer sich schon etwas intensiver mit der heimischen Musikszene, speziell der elektronischen, auseinander gesetzt hat, dem wird der Name Wild Culture bereits ein Begriff sein. Schließlich legten die beiden von Anfang an

einen rasanten Aufstieg hin. Über das Mannheimer Label Circle Music kamen sie zu Kittball Records und es dauerte auch nicht mehr lange bis sie Support von Ibiza Global Radio und Majestic bekamen. Ein weiteres Highlight dürfte der erst vor kurzem von ihnen erschienene Remix für den Londoner Producer Witness sein, der auf keinem geringeren Label als Ultra Music erschien. Auch beim Sound von Wild Culture hat sich über die Jahre einiges getan. War ihr Sound anfangs noch etwas härter und mit einigen Tech-House Einflüssen versehen, liegt der Fokus mittlerweile klar auf dem Deep House Sektor. Ihr Sound wurde massentauglicher und spricht mittlerweile ein breitgefächertes Publikum an. Was den Sound von Wild Culture auszeichnet und sich durch alle ihre Werke zieht, ist ihr enormes Verständnis für Technik und Harmonien sowie ihre Liebe zum Detail. Zudem scheuen die beiden keine Experimente mit anderen Künstlern und Musikrichtungen, wie ihr erst kürzlich erschienener Song mit dem Sänger der Band Nihils offenbart. Hierbei weichen sie vom elektronischen Weg ab und erzeugen eine feinfühlige, akustische Soundlandschaft. Dabei ist es schön zu sehen, dass die beiden Producer sich nicht in Nischen drängen, sondern ihren Ideen freien Lauf lassen. Man darf gespannt sein


Wie zwei heimische Musiker die internationale Szene erobern. in welche Richtung sich der Sound von Wild Culture noch verändern wird. Obwohl erst wenige Jahre im Geschäft, scheint Wild Culture bereits eine internationale Größe zu sein. Der Grund für ihren Aufstieg lässt sich allerdings nicht mit Glück oder Marketing erklären, vielmehr stecken jahrelange harte Arbeit und der Glaube an sich selbst dahinter. Wohin der Weg für Wild Culture in Zukunft führen wird, steht noch offen, nur die Richtung nach oben lässt sich schon erkennen. Wie lang gibt es das Projekt Wild Culture schon? Das Projekt Wild Culture gibt es jetzt seit vier Jahren. Zu dieser Zeit waren Felix und ich bereits im elektronischen Bereich tätig. Vor allem im härteren Elektro-House Bereich. Felix hatte ein Projekt am Laufen das Upside Hustlaz hieß. Mein Projekt damals hieß Beats 98

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4 Education. Wir kannten uns schon von verschiedenen Partys und nach einer Party auf der wir beide spielten, gingen wir in der Afterhour das erste Mal gemeinsam produzieren. Wir haben da begonnen gemeinsam an einem Track zu feilen und trafen uns noch mehrmals, um diesen fertig zu machen. Schnell erkannten wir, dass wir die gleiche Liebe zu analogen und organischen Beats hatten und beschlossen ein gemeinsames Projekt zu gründen. Zunächst arbeiteten wir unter unseren beiden Nachnamen Fellier & Brunhuber, doch kamen wir recht schnell zu dem Entschluss, dass ein anderer Name her muss, der uns auf einen gemeinsamen Nenner bringt. Wir dachten dabei zuerst an unsere Heimat, die Landschaften, die Berge, die Wälder, die Seen. Dann haben wir weiter überlegt und uns gedacht, dass der Jazz und Funk Bereich uns

immer inspiriert hat, und dass es da viele coole Klänge gibt mit denen wir arbeiten. Alles was da einfloss war irgendwie wild. Ein Freund von uns brachte dann das Culture ein und der Name Wild Culture gefiel uns so gut, dass wir ihn beibehalten haben. Für unser Logo wollten wir ein starkes heimisches Tier nehmen. Wir haben uns überlegt welches Tier bei uns im Wald das mächtigste ist. So kamen wir auf den Hirsch. Der Kreis in dem er steht, steht für eine Schallplatte, da wir schon immer eine Liebe zu Vinyl hatten. Euer Genre lässt sich am ehesten in die Kategorie Deep House einordnen. War von Anfang an für euch klar, das machen zu wollen? Das Ganze fing vor circa drei bis vier Jahren an als uns die Deep House Welle erreichte. Zu dieser Zeit hat uns der


Elektro-House nicht mehr so zugesagt und wir wollten schon länger etwas melodischeren und minimalistischeren Sound machen. Anfangs war das aber eher noch normaler House. Der Sound den wir da machten, ging zwar schon in die Richtung Deep-House, aber war noch viel minimalistischer und härter als jetzt. Eben eher normaler House. Was waren eure Einflüsse zu der Zeit und wer hat euch inspiriert? Wir haben schon immer viel alternativen Sound gehört, eher unbekanntes Zeug. Aber auch Sachen wie NoiDoi haben uns damals beeinflusst. Adam Port gefiel uns zu dieser Zeit sehr gut und eben viele Underground Sachen. Und um einen österreichischen Vertreter noch zu erwähnen, durch Kruder & Dorfmeister haben wir gesehen, dass es auch wenn man aus Österreich kommt, möglich ist International zu bestehen und viele Leute zu inspirieren. Weißt du noch was der erste Song war den du dir gekauft hast? (Lacht) Den ich gekauft hab? Da muss ich nachdenken... Kann es dir nicht mehr so genau sagen, aber einer meiner ersten war von David August, der gefiel mir damals ganz gut und da gab es diese eine Nummer, habe aber vergessen wie die hieß. Am 31. März erscheint ja ein Remix von euch für den Londoner Producer Witness auf dem wahrscheinlich größten Label für elektronische Musik weltweit Ultra Music. Wie kam es zu dem Engagement? Wir waren im Winter 2013 gemeinsam mit Tube & Berger, den Label Bossen von Kittball Records, auf einer Hütte und haben Jägermeister getrunken. Die meinten so, dass zwar unser Sound schon ganz rund und alles ist, aber wenn wir mehr Leute erreichen wollen, sollten wir etwas kommerzielleren Sound machen, der auch clubtauglich ist. Das war eigentlich das, was wir sowieso wollten. Dieses Jahr kam dann der große Switch. Wir haben nun einen

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neuen Manager, Johannes Cordes, den ehemaligen Universal Germany Manager. Mit ihm kamen wir dann auch zu dem Entschluss, dass es Zeit ist den nächsten Schritt zu machen. Also haben wir uns zusammengesetzt und überlegt auf welchen Labels wir was machen könnten. Da ergab sich die Möglichkeit etwas auf Ultra Music zu machen. Dieses Jahr werden noch drei Releases auf Ultra erscheinen. Hättet ihr euch gedacht in doch relativ kurzer Zeit so schnell aufzusteigen? Eigentlich ging es uns immer zu langsam. Bei Kittball gesigned zu werden war natürlich der erste große Schritt. Dann kam der Support von FM4 und dann auch schon Majestic. Als wir die ersten Beatport Top20 Platzierungen hatten merkten wir langsam, da geht was. Wir fingen an die Sachen sehr gezielt und bewusst anzugehen. Wir wollen Tracks machen wo die Leute wissen, dass wir es sind. Die Leute sollen die Augen zu machen

und den Track auf sich wirken lassen können. Er soll ein Kopfkino erzeugen, aber er soll auch clubtauglich sein. Der Track soll eine Geschichte erzählen und Gefühle beim Zuhörer erzeugen. Wir glauben mittlerweile den richtigen Schlüssel dazu gefunden zu haben. Aber wir haben natürlich noch große Ziele. Wir wollen in unserem Stil die breitere Masse noch weiter öffnen und zeigen, dass auch Leute die aus den Bergen kommen, Musik machen können. Unsere Musik soll auch unsere Herkunft widerspiegeln. Nächste Woche startet eure Australien Tour. Auch in den USA scheint ihr bereits einen großen Bekanntheitsgrad zu haben. Meiner Wahrnehmung nach scheint ihr aber gerade in eurer Heimat Österreich den Leuten noch nicht so bekannt zu sein, wie es in solch anderen, viel größeren Staaten der Fall ist. Gibt es dafür Gründe die ihr euch erklären könnt? Wir haben uns lange überlegt


warum uns die Österreicher noch nicht so mögen. Es liegt wohl an dem generellen Problem, dass die Leute in Österreich nicht so offen für Neues sind. Oft ist es auch so, dass die Leute uns hören und ihnen der Sound gefällt, ihnen dann aber nicht bewusst ist, dass der Song von uns ist. Kommerziellerer Deep House wie Robin Schulz oder Klangkarussel findet durch das Radio seine Verbreitung. Was nicht regelmäßig im Radio läuft, verfolgen die Leute auch nicht so. Das macht es teils schwierig in Österreich. Die österreichische Musiklandschaft ist aber eben einfach noch nicht so offen wie die in anderen Ländern. Sie zieht aber langsam nach. Was steht neben der Tour als nächstes bei euch an? Momentan sind wir mit einigen Kooperationen beschäftigt. Wir arbeiten da an etwas anderem. Die Erste ist mit dem Sänger der Band Nihils. Der Sänger heißt Ramon und ist ein sehr talentierter Songwriter und hat eine sehr unique Stimme. Bei der Nummer sind einige Indie-Rock Einflüsse vorhanden. Die zweite Kooperation haben wir mit der US Band Karmin. Die beiden sind ein richtiges YoutubeWunder und haben auch auf Facebook schon eine große Fangemeinde. Hier wird bald der erste Track auf der Ultra-Compilation veröffentlicht. Die 100

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dritte Kooperation haben wir mit der rumänischen Sängerin Inna. Hier haben wir einen Remix und einen vs. Track mit der Sängerin gemacht. Inna hat auch schon mehr als elf Millionen Facebook Fans. Zudem sind noch ein paar Kooperationen mit anderen österreichischen Künstlern in Aussicht und es folgen sicher noch ein bis zwei andere Releases. Was war euer bisheriges Highlight? Im Kindergarten meines kleinen Cousins musste jedes Kind sein Lieblingslied vorstellen und er stellte ein Lied von uns vor. So ein kleiner Mensch von sechs Jahren ist einfach noch unberührt und ehrlich, dem gefällt einfach was ihm gefällt. Das war sicher mein persönliches Highlight. Karrieremäßig gesehen wohl zunächst, dass „The Tide“ schon seit sechs Wochen in den Beatport Deep House Charts unter den Top 10 ist. Das hat uns einfach gezeigt, dass wir schon mit den großen Namen mithalten können. Das war sicher ein Highlight. Und dann eben der Step zu Ultra, wodurch es jetzt viele Leute gibt, die mit uns zusammenarbeiten wollen. Jetzt wollen wir den Namen 2015 weiter rauf pushen, um weitere Touren spielen zu können und Österreich international vertreten zu können und etwas Bergluft in der weiten Welt verbreiten zu können.

Was wäre euer nächstes Ziel und mit wem würdet ihr gerne einmal zusammenarbeiten? Wir wissen zwar, dass es ein sehr hochgestecktes Ziel ist, aber wir würden gerne in zwei Jahren mit einem Superstar, wie z.B. Rihanna, einen Track machen. Darauf wollen wir hinarbeiten und wer weiß was noch kommt. Ein Artist mit dem wir 2015 noch eine Kooperation machen können ist Julian Le Play. Ein im deutschen Sprachraum bereits sehr bekannter Artist mit einer sehr schönen Stimme, der auch tolle Texte und Lieder schreibt. Ein sehr sympathischer Typ der mit seinem Charakter großes Potenzial in dieser Branche hat.


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Text Georg Zsif kovits

NOWHERE

TRAIN

m m a r g o r P st i der Name

Betritt man einen Saal, in dem sich Nowhere Train auf einen Gig vorbereiten, wuselt es. Natürlich tut es das, hat doch die Band nach unbändigem Drang zur Vermehrung mittlerweile acht Mitglieder. Banjos und Ukulelen, ein bisschen Schlagzeug, ein unhandlicher Kontrabass, im Zuschauerraum liegt eine Lap Steel Gitarre. Das sind Nowhere Train, die nun endlich die Fragen beantworten, die wir uns schon immer stellten. Wohin fährt der Nowhere Train? Stefan Deisenberger: Tja, der Name ist Programm: Wir wissen es nicht. Der Weg ist das Ziel.

Ian Fisher: Von Tag zu Tag... Das heißt es gibt keine größeren Ziele, die erreicht werden sollen? Deisenberger: Für uns ist es wichtig, dass wir für uns gute Musik spielen. Ob sie wen erreicht oder nicht, darauf haben wir es nicht angelegt. Sonst würden wir klingen wie Mumford & Sons und das wäre auch wieder fad. Von dem her haben wir keine großen kommerziellen Interessen. Wenn kommerzieller Erfolg passiert, werden wir uns nicht wehren, aber es geht eigentlich eher um uns. Es ist also eine sehr egoistische Haltung. Fisher: Es geht aber auch um unsere

Fans, denn die sind beinahe Mitglieder der Band. Deisenberger: Deswegen stehen immer 60 Leute auf der Gästeliste und wir verdienen noch weniger. Wie schwierig ist es für acht Alphafiguren gemeinsam Musik zu machen? Fisher: Am Anfang war es schwierig. In den letzten zwei Jahren ist es besser geworden. Wir sind von einer Band zu einer Familie geworden. Deisenberger: Das Problem ist eher terminlich und weniger zwischenmenschlich. Ich möchte das mit den Alphafiguren etwas

Foto: © Andreas Jakwerth

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relativieren, das ist irgendwie Quatsch. Aber man hört es dennoch immer wieder über euch. Fisher: Ja, das ist wohl wie es früher war, aber es ist besser geworden. Wir hatten viele Erlebnisse zusammen und haben Zeit gemeinsam verbracht. Deisenberger: Wir wissen genug über den anderen, dass man ihn ordentlich unter Druck setzen kann. (lacht) Wie funktioniert bei euch das Songwriting? Fisher: Es gibt fünf Liederschreiber, jeder schreibt total seperately. Deisenberger: Jeder für sich schreibt Lieder. Es spielt ja auch jeder in anderen Bands und teilweise haben wir die eigenen Bands gecovert. Erst die jüngste Entwicklung war so, dass gezielt für Nowhere Train geschrieben wurde. Im Live-Set ist aber nachwievor beides enthalten. Was sind eure Pläne für die nähere Zukunft? Fisher: Wir spielen auf zwei Festivals im Sommer, beim Donauinselfest und Acoustic Lakeside. Im Dezember machen wir eine Tour durch Österreich und Deutschland. Deisenberger: Da wissen wir aber noch nichts genaues, das ist gerade im Booking. Gibt es darüber hinaus schon Pläne oder Ideen? Deisenberger: Es gibt den Wunsch wieder einmal so eine Reise zu machen, wie mit dem Zug damals, aber eben nicht mehr mit dem Zug, sondern mit etwas anderem. Was das sein wird, das wissen wir noch nicht. Muss man dann konsequenterweise den Bandnamen ändern? Deisenberger: Nein der Name wird sich nicht ändern. Fisher: Nowhere Plane… Deisenberger: Eher Nowhere Rescue Boat, irgendwas das wir uns leisten können. (lacht) Es hat die Idee gegeben mit einem Hausboot den Mississippi

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runterzutuckern, aber das ist schlicht unbezahlbar. Irgendwann wird es bestimmt wieder etwas geben, aber im Moment haben wir noch keine Ahnung was es sein wird. Ich habe das Video zu „Play in the Sun“ gesehen. Gibt es etwas das euch peinlich ist? Deisenberger: Nun, ich muss die Würde meines Oberkörpers bewahren, ich würde mich nicht unbedingt ausziehen, sonst ist mir alles wurscht. Peinlich ist immer Ansichtssache. Ich finde es peinlicher, wenn Leute Videos machen und sich in eine Position begeben, die ihnen nicht zusteht. Irgendwelche Bands die Glamourvideos machen, die schauen total panne aus. Das ist zehnmal peinlicher, als wenn wir den Trottel machen. Ich glaub es ist in Zeiten wie diesen kein Fehler, sich nicht zu ernst zu nehmen. Habt ihr eine Bezeichnung für eure Musik? Fisher: Ne, wir bekommen diese Frage immer, aber haben nie eine gute Antwort. Deisenberger: Es gibt kein Genre dafür aber es sind in Wirklichkeit unsere österreichischen Popsongs auf Country interpretiert. Wer beeinflusst Nowhere Train? Deisenberger: David Guetta… (lacht) Nein, jeder von uns hat andere Einflüsse, meine sind unter anderem Neil Young, Gram Parsons. Fisher: Hank Williams, Willie Nelson… Gibt es Musik die ihr abgrundtief hasst? Deisenberger: Nickelback! Ich glaube Nickelback sind das Böse. Soll ich noch mehr sagen? Da schließt sich nämlich auch der Kreis mit dem Video und wie man unfreiwillig peinlich ist. (alle lachen) Was denkt ihr über die österreichische Musikszene, gibt es gute Bands? Deisenberger: Absolut. Es sind gerade

völlig zu Recht zwei Bands richtig dick am durchstarten und zwar Bilderbuch und Wanda. Es sei ihnen auch von ganzem Herzen gegönnt, dass in diesem Land etwas größer funktioniert, gerade aus dem Indie Bereich. Parov Stelar funktioniert eh schon lange super. Fisher: Auch ältere österreichische Musik gefällt mir sehr. Ambros. Ich find das geil. Was denkt ihr über die heimische Musikförderung? Deisenberger: Ich finde es ist ein komplexes und schwieriges Thema, ob man Musik überhaupt fördert. Wenn man sich ansieht wie das mit dem österreichischen Musikfond läuft. Ich will nicht kritisieren, dass es ihn gibt, aber hin und wieder versteht man die Jury-Entscheidungen einfach nicht. Man denkt sich, ob es nicht besser wäre, wenn man gar nicht fördert. So würden nur Bands nach oben schwimmen, die es wirklich wollen. Der Rest lässt es bleiben. Ich hab mir nur ein paar Gedanken dazu gemacht. Wichtiger wäre, dass man Veranstaltungsorte fördert. Ob es was bringt Bands Geld in den Arsch zu schieben, dass sie eine CD aufnehmen. Jede Band, die das wirklich will kann das selber machen. Mit voller Hose ist es leicht stinken. Ich bin auch schon vom Musikfond gefördert worden, aber ich glaube das trotzdem. Fisher: Vielleicht sollte man Tourneen fördern oder auch mehr Geld in Künstlerversicherungen und derartiges investieren.


FLEISCH & FISCH PRALINEN

Nadja Buchmüller und Nina Bacinger

Rotwein-Bällchen 250 g Rinderhack 1 kleine Zwiebel 1/2 Ei 1 Handvoll Semmelbrösel 1/16 Rotwein 1 EL Brunch Kräuter 1 TL Sojasauce etwas Cayennepfeffer, Salz , Sesamöl Olivenöl

Semmelbrösel in eine kleine Schüssel geben und mit dem Rotwein vermischen. Je nach Konsistenz fallweise noch etwas Rotwein hinzugeben und ca. 5 min ziehen lassen. Zwiebel klein hacken, Ei verrühren. Alles in eine Schüssel geben und zu einer konsistenten Masse verrühren. Ein kleines Testbällchen formen. Erst wenn dieses beim Ziehen lassen nicht auseinanderfällt die restliche Masse zu Bällchen in der gewünschten Größe verarbeiten.

Champignon-Bällchen 250 g Rinderhack 75 g Champignons 1/2 Esslöffel Olivenöl 1 knappen Esslöffel Brunch Kräuter 1 Ei 50 g Zwiebel 1/2 Esslöffel Petersilie, Salz und Pfeffer Öl zum braten

einer Menge verkneten. (wenn die Masse zu flüssig ist eventuell noch Semmelbrösel dazu geben, bei uns hats auch ohne geklappt) Ein Testbällchen ziehen lassen. Die Bällchen 10 Minuten in heißem Wasser ziehen lassen (es soll nicht mehr kochen aber schon noch ordentlich heiß sein) Abtropfen lassen. In Olivenöl anbraten

Champignons klein würfeln und in heißem Olivenöl kurz anbraten, auskühlen lassen. Hackfleisch mit den ausgekühlten Champignons, Brunch, klein gehackter Zwiebel, Petersilie, Ei, Salz, Pfeffer zu

www.versuchskueche.co Two girls cooking


Garnelen-Bällchen 200 g gekochte, geschälte Garnelen halber Bund Koriander 1 Chili 1 Knoblauchzehe halbes Ei Semmelbrösel nach Gefühl Garnelen klein hacken. Garnelen mit Ei, Koriander,

gehacktem Knoblauch, Salz im Mörser zu einer Paste verarbeiten. Bällchen rollen, Erdnussöl in einer beschichteten Pfanne heiß machen und die Bällchen 3-5 Minuten, unter vorsichtigem wenden, scharf anbraten. Einen tiefen Teller mit Küchenrolle auslegen und die Bällchen etwas abtropfen lassen.

Chili,

Hackfleischbällchen beide Rindvarianten Suppenwürfel Salz Einen Liter Wasser in einen weiten Topf geben und zum kochen bringen. Suppenwürfel hineinkrümeln, danach die Temperatur so reduzieren, dass es nicht mehr blubbert aber dennoch

dampft und ein Test-Bällchen 10 min ziehen lassen. Wenn dieses nicht zerfällt, das Testbällchen herausnehmen und abtropfen und die restliche Masse zu Bällchen Formen und 10 Minuten ziehen lassen. Die Rind Varianten sollten allerdings nicht zusammen in einem Topf landen. Für beide Fleischbällchen-Sorten sollte eine frische Brühe aufgesetzt werden.

Zubereitung + Toppings Kürbis-Topping Sesamöl & Gehackte Kürbiskerne Sesamöl in einer beschichteten Pfanne heiß machen, einige der WeinFleischbällchen hinzugeben und 2-3 Minuten lang scharf anbraten. Gouda/Röstzwiebel 200 g Gouda & Röstzwiebel Olivenöl in einer beschichteten Pfanne heiß machen, einige der Wein-Fleischbällchen hinzugeben und 2-3 Minuten lang scharf anbraten. Einen tiefen Teller mit Küchenrolle auslegen und die Bällchen etwas Schoko/Chilli Kochschokolade & Scharfe Chillischote & Chillifäden Olivenöl in einer beschichteten Pfanne heiß machen, die ChampignonFleischbällchen hinzugeben und 2-3 Minuten lang scharf anbraten. Einen Honig/Rosenblüten Honig der Lieblingssorte & Rosenblüten getrocknet Den über

Honig in Wasserbad

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einer Schüssel schmelzen. Die

Einen tiefen Teller mit Küchenrolle auslegen und die Bällchen etwas abtropfen lassen. Gehackte Kürbiskerne auf einen kleinen Teller streuen und die Bällchen darin nacheinander rollen, bis sie von Kürbiskernen bedeckt sind. abtropfen lassen. Gouda über einem Wasserbad schmelzen, Röstzwiebeln auf einen Teller streuen. Die Bällchen nacheinander in den geschmolzenen Käse legen und mithilfe einer Gabel mit Käse umwickeln. Bällchen solange der Käse noch weich ist durch die Röstzwiebeln rollen tiefen Teller mit Küchenrolle auslegen und die Bällchen etwas abtropfen lassen. Die Schokolade in einer Schüssel über Wasser schmelzen. Den Chili fein geschnitten einrühren. Die Bällchen mit der Schokolade überziehen. Auf ein Teller setzen und mit Chilifäden dekorieren. Garnelenbällchen in den Honig geben. Bällchen solange sie noch mit flüssigem Honig überzogen sind durch die Rosenblüten rollen.


Text Julia Pirkenau Sommerzeit ist Festivalzeit. Ist man bereits in den Genuss eines Festivals gekommen, weiß man, dass dort nicht nur Musikbegeisterte, sondern auch Kreative zusammentreffen. Und spätestens nach ein bis zwei Tagen hat man gelernt, dass man aus jedem Ding etwas basteln kann – egal ob Schuh, Flasche oder ganzes Sofa. Wer sich musikalisch verwirklichen will und eventuell weniger Aufwand betreiben möchte, dem möchten wir hier fünf kleine und leistbare Instrumente vorstellen.

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1. Das Kazoo ist ein kleiner oft metallener Begleiter, der bei richtiger Benutzung die Stimme verzerrt. Er besteht aus einem länglichen Körper dem ein Zylinder mit Membran aufgesetzt ist. Die beiden Öffnungen an den Enden des Körpers dienen gemeinsam mit der Membranöffnung der Erzeugung des Tons. Singt man das sogenannte Membranophon, so sollte sich das Ergebnis wie eine alte Tonbandaufnahme aus den 20erJahren anhören. Ab drei Euro ist dieser Krawallmacher zu haben. 2. Die Maultrommel kennt man im mitteleuropäischen Raum vor allem aus der Volksmusik. Ihr Ursprung liegt aber vermutlich in Asien. Die Basis zur Stimmerzeugung bildet eine durchschlagende Zunge, durch deren Schwingung in Kombination mit der Mundhöhle ein Ton entsteht. Je nach Größe des Zupfidiophons können verschiedene Tonlagen erreicht werden. Mit ein wenig Übung und einem Mindestbudget von rund sieben Euro, steht dem Spaß nichts mehr im Wege. 3. Die Okarina, was übersetzt „kleine Gans“ bedeutet, wurde von Giuseppe Donati im Italien des 19. Jahrhunderts entwickelt. Von da an verbreitete sie 106

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sich rasant in der ganzen Welt. Die gängigsten Modelle haben je nach Größe und Form vier bis zwölf Löcher. Die kleinen Gefäßflöten werden mit beiden Händen gespielt und können bis zu drei Oktaven wiedergeben. Lochanzahl und Materialart bestimmen den Preis, so muss mit mindestens 15 Euro für eine schlichte Okarina aus Keramik gerechnet werden. 4. Der Regenmacher stammt aus einer der trockensten Regionen Chiles und wurde traditionell während Regenzeremonien verwendet. Das 25 bis 150 Zentimeter lange Rohr wurde aus abgestorbenen, verholzten Kakteen gefertigt, deren Stacheln nach innen gestoßen wurden. Danach wurde das Rohr mit Kieselsteinen befüllt und verschlossen. Dreht man das Effektinstrument der Länge nach in die Vertikale, rasseln die Steinchen im Inneren gleichmäßig an den Stacheln vorbei und erzeugen so einen angenehmen Ton, der an Regen erinnert. Länge und Stachelanzahl bestimmen dabei die Intensität. Kurze Varianten des Regenmachers werden meist geschüttelt. Einen günstigen Regenmacher erhält man ab zehn Euro oder man bastelt ihn selbst.

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5. Das Daumenklavier ist ein veralteter Ausdruck für das Lamellophon. Dabei handelt es sich um einen Resonanzkörper an dem verschiedene Lamellen befestigt sind. Diese werden mittels zupfen mit beiden Daumen zum Schwingen gebracht und erzeugen den Klang. Das in seiner Urform aus Afrika stammende Instrument gibt es in den verschiedensten Ausführungen und kann auf jede beliebige Tonart (mittels vor- und zurückschieben der Lamellen) gestimmt werden. Günstige Lamellophone kann man ab zehn Euro erstehen.


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Die Orsons - What’s goes?

Olexesh - Masta

Nach ihrem letzten Album „Das Chaos und die Ordnung“ aus dem Jahre 2012 haben die Orsons eine Wandlung gemacht. Man könnte sagen, dass ihr aktuelles Album What’s goes eine Platte zwischen Genie und Wahnsinn ist. Eine gewisse Portion Verrücktheit, die in ihren Texten auf jeden Fall vorhanden ist, gepaart mit teilweise sehr Rap-untypischen Beats, wofür Tua verantwortlich ist – diese Kombination findet sich auf dem neuen Orsons Album wieder. Diese Ausgefallenheit zeigte sich schon in der Promophase. Auf dem Großteil der Songs sind lustige Wortspiele und maßlose Übertreibungen Programm. Außerdem würden die Orsons in dieses auch die Musik von David Guetta gerne herunterspülen, wie man es auf „Schwung in die Kiste“ hören kann. Dennoch findet man auch Anspielstationen, auf denen nicht auf Teufel komm raus probiert wird, die Lachmuskeln der Hörer zu beanspruchen. Ein gutes Beispiel ist einer der besten Songs auf dem Album „Feuerrot“. Um die Verwobenheit der einzelnen Parts zu verstehen, muss man möglicherweise das Lied erst ein paar Mal hören. Ein weiterer sehr starker Track ist „Sunrise 5:55AM“, auf diesem triefen die Texte von Kaas nur so vor Positivität. Triefen ist hier wohl das passendste Wort, denn nicht nur der Text, auch mit dem Instrumental hat man das Gefühl, als wäre die ganze Thematik des Liedes in Zuckerwatte verpackt, die einem das Leben auf kitschige Art und Weise versüßt. Da Tua das gesamte Album produziert hat, hat man hier auch einen musikalischen roten Faden, der sich sehr positiv auf “What’s goes?” ausgewirkt hat. Man kann das Album sehr gut in einem durchhören, ohne Lieder skippen zu müssen.

Jung und hungrig präsentiert sich der Olexesh mit seinem neuesten Werk „Masta“. Er legt sogar noch eine ganze Schippe drauf, denn die Flowvariationen auf Tracks wie „Halt den Ball flach“ wirken routinierter und sattelfester als noch vor zwei Jahren. Olexesh schafft es diesbezüglich, die Beatauswahl betreffend, dem Hörer viel Abwechslung zu bescheren. Von Trap, bis hin zu klassischen Beatstrukturen, ist zwar alles dabei, doch wirkt das Gesamtkonstrukt nie zerfasert durch diese Vielfältigkeit. Neben den, thematisch simpel gestrickten, Straßensongs kommt auch der Humor nicht zu kurz. „Arschkontrolle“ ist ein derartiges Beispiel für die Verquickung des stereotypischen Straßenrappers, mit einer gesunden Portion Selbstironie.

Text: Michael Mišek | Artwork: Nico Wöhrle

Text: Björn Jerrentrup | Artwork: 385ideal / Unikat MGMT

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Dieser Ansatz setzt sich mit „Avtomat“ und dem Track „Kavalier“ fort. Auch was die Featureparts anbelangt gibt sich die LP keine, beziehungsweise fast keine, Blöße. Wenn Celo und Abdi auf „Meine Mannschaft“ oder Hanybal auf „HaHaHaHa“, routinierter und professioneller wirken als Altmeister Sido, mit seinem fast schon schlampigen Part zu „Schwitze im Bugatti“, ist diese Qualitätsschwankung eher ein Armutszeugnis für Sido, als für ein sonst sehr rundes Album. So bleibt am Ende der LP das Fazit, dass der deutsche „Ivan Drago“ anscheinend gekommen ist um zu bleiben. „Masta“ ist keine Stagnation und erst recht kein Schritt zurück. Olexesh will sich etablieren, festbeißen in der Deutschrapszene. Ein Vorhaben, welches ihm mit solchen Releases denkbar einfach fallen wird.


LEMO - So leicht

Nowhere Train - Tape

Wenn ein Künstler Popmusik auf Deutsch singt, dann befindet er sich immer auf einem schmalen Grad – besonders wenn ein männlicher Sänger tiefgehende Gedanken und Träume darlegt. Der am 20.02.2015 veröffentlichte Track nimmt den Hörer mit auf eine Reise zu einer ganz persönlichen Seite des Sängers. Mit seiner neuen Single, die unter dem Label GRIDmusic veröffentlicht worden ist, stimmt er dagegen ganz andere Klänge an. Der Singer-/Songwriter beschäftigt sich nun mit der Zukunft und geht auf die Zweifel und Fragen ein, die wohl jeden von uns beschäftigen. Er gibt zu, dass das Leben nicht nur aus Heiterkeit und Sonnenschein besteht, sondern Arbeit und Mühe beinhaltet. Träume erfüllen sich nicht von heute auf morgen, sondern verlangen Durchhaltevermögen und Geduld. „Es wär leicht, so leicht einfach aufzugeben“ erklärt LEMO. Dennoch hat er seine eigene Veränderung durchgezogen und erfreut uns mit seiner außergewöhnlichen Stimme. Die Texte von LEMO sind bewusst auf Deutsch. Nicht nur, weil sich der Singer/Songwriter selbst damit identifiziert, sondern so sein Publikum besser erreichen kann. Die zurückhaltende Musik, die ihn dabei unterstützt, lässt viel Raum und ermöglicht es den Textzeilen Wirkung zu entfalten. Der digitale Track ist ebenfalls als Instrumentalversion verfügbar und kann mit eigenen Gedanken und Emotionen gefüllt oder beim nächsten Karaoke-Abend abgespielt werden. Wem die Single von LEMO nicht genügt, der darf sich auf weitere Songs freuen! Der 29-jährige aus Wien wird im Herbst 2015 sein eigenes Album veröffentlichen, auf das man schon jetzt gespannt sein darf!

Züge sind das langsame und übelriechende Pendant zu Flugzeugen. Doch dieser Zug ist anders. Dieser Zug ist der Nowhere Train, die Zugstrecke nennt sich Tape, ein Mix aus allem und nichts. Die Passagiere sind acht Musiker die gemeinsam eine Reise machen, auf der sie sich auf musikalischem Wege miteinander beschäftigen, bis der Zug anhält und sie alle wieder ihrer Wege gehen. Bis dahin verzaubern sie uns. Glaubt man sich in Österreich, durchkreuzt der Zug die Weite der USSüdstaaten, zweigt manchmal in diese wundersame Welt ab, in der der Stephansdom seinen Schatten auf die texanische Prärie wirft. „Nothing“ führt uns in einen Saloon. Die österreichischen Einflüsse sind nicht zu überhören. Dass der Song sein Ende in einem Wiener Wirtshaus findet, kommt dennoch überraschend. „Play in the Sun” bringt die sommerliche Leichtigkeit ins Ohr. „Run“ wirkt beruhigend. Es ist okay älter zu werden, im Schaukelstuhl auf der Veranda zu sitzen, schließlich kann man dabei dieses Lied hören. Kleine Momente machen diesen Trip so märchenhaft. Seien es die melancholischen („Don’t push me“), die witzigen („Toolbox of Love“), die fröhlich traurigen (selten klingt der Spaß im Leben so traurig wie in „Fun“). Sei es die mutige Abwechslung und der drastische Bruch, der mit „Hammerschidgossn“ geboten wird, oder der Höhepunkt der Reise, der mit „9 to 5“ folgt. Das elektrisierende Gitarrenintro würde Neil Young stolz machen, die Westernnummer, die es einleitet Tarantino inspirieren. Mit dem Soul von „Get right friends“ geht die Zugfahrt zu Ende, die Türen auf und der Nowhere Train ist Vergangenheit, bis man wieder auf Play drückt.

Text: Claudia Niedermeier | Artwork: GRIDmusic

Text: Georg Zsifkovits | Artwork: Nowhere Train

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Tagtraeumer - Alles OK?!

Christoph Pepe Auer - songs i like

Am 27.03.2015 ist das erste Album der Tagtraeumer in Österreich erschienen. Alles OK heißt es und ist mit insgesamt elf Liedern bestückt. Unter anderem befinden sich darauf auch “Sinn”, “Tagträumen” und “Mein Herz”, welche zuvor schon als Singles erschienen sind. Sinn belegte sogar den siebten Platz in den österreichischen Charts und hielt sich auch für ganze 38 Wochen in den Charts, was für Neueinsteiger eine beachtliche Leistung ist. Wenn man im Album die rein musikalischen Leistungen der fünf Tagtraeumer unter die Lupe nimmt, dann lässt dies keine negative Kritik zu. Jeder harmoniert mit seinem Instrument und beherrscht es vor allem auch erstklassig.. Wieder einmal bestätigt sich, dass im Musikbereich die Stimme eine wertvolle Waffe sein kann, da Thomas Schneider in diesem Bereich sehr überzeugen kann. Thomas Schneider, Songwriter und Sänger der Tagtraeumer, hat zweifellos eine große Gabe was das Schreiben und Formulieren von Texten betrifft. Er findet Worte die unglaublich viele Menschen ansprechen und mit denen sich auch einige identifizieren können, was in der heutigen Zeit wahrlich eine starke Leistung ist. Es ist zweifelsfrei eine wirklich gelungene Produktion, nur gleichen sich die Lieder untereinander sehr. Dies liegt großteils an dem Arrangement der Songs, da sie instrumental teilweise sehr ähnlich aufgebaut sind und folglich auch so klingen. Es zieht sich ein bestimmter Stil durch das ganze Album, was ja nicht unbedingt schlecht sein muss. Wenn man ein Fan von dem Lied “Sinn” ist, dann werden einem garantiert auch die anderen zehn Songs nicht missfallen.

Christoph Pepe Auer veröffentlichte am 10. April sein neues Album basierend auf musikalischen Jugenderinnerungen. Die gesampleten Sounds seiner Bassklarinette bilden das Fundament für die elektronischen Beats. Durch Instrumente wie Drehleier, Akkordeon und Cello entstand eine Mischung aus Jazz, Weltmusik und Elektronik. Das Album beginnt entspannt mit „Warming Up On A Bass Clarinet“. In „Chokladkaka“ wird der Energielevel mittels funkigem Bassklarinettenriff geboostet, der elektronische Beat lässt einen aber weiter chillen. Special Guest Eva Klampfer aka Lylit wird dann in „90s Therapy 2“ gefeatured. Zu Beginn ist Evas Stimme etwas zu präsent, sobald sie sich in den Gesamtklang einfügt, entsteht aber ein wirklich schönes Lied. Worldmusic flair dann bei „One Moment Of Insight“, ein tangoartiger Zwischenteil führt zu einem zarten Höhepunkt. Beim Song „90s Therapy 3“ kommt Matthias Loibner zum Einsatz, der erdige Sound der Bassklarinette schafft eine ausgezeichnete Basis für die interessanten Ostinatoriffs. Etwas düster wird es beim „Session Work Song“, Christoph Pepe Auer kreiert aus einem Molldreiklang eine nachdenkliche Melodie und Christian Bakanic bringt interessante Effekte am Klavier ein. Der ideale Song für die Fahrt in den Sommerurlaub ist „Mbira“: exotische Athmosphäre mit einem eleganten Akkordeonsolo. Danach lassen Clemens Sainitzer und Christian Bakanic dieses sehr gelungene Album in „Nebensonnen“ mit ein wenig Wehmut ausklingen. „Songs I Like“ ist ein besonders stimmungsvolles Album geworden. Es macht Spaß, den interessanten Effekten und den ausgeklügelten Riffs zu folgen.

Text: Vera Schmidt | Artwork: Warner Music

Text: Robert Winkler | Artwork: Ostblock Rekords

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Cardiac Move - The Larchmont Sessions

The Bongo Club - Be Careful Not To Stare

Fünf Jahre haben sich Cardiac Move Zeit gelassen, um ein neues Album zu veröffentlichen. The Larchmont Sessions strotzt nur so vor Facettenreichtum, überraschenden Stilelementen und Refrains, die einen mitreißen. Die kalifornische Sonne, die das langersehnte Album der österreichischen Band durchflutet, ist nicht nur am Sound spürbar. Für das neue Album wurden keine Kosten und Mühen gescheut. Unter der Regie von Robert Carranza produziert, mit Mixes von Shane D. Wilson ausgestattet und einem Mastering von Joe LaPorta, entpuppt sich The Larchmont Sessions als eingängiges Gesamtwerk des Pop-Rock Genres. Eine ganze Bandbreite darf man auf der Platte erwarten, neben der mitreißenden Stimme des Frontmanns Johnny, sind es vor allem die sich abwechselnden sanften, fetzigen, rockigen, hymnischen Töne, die das Album absolut hörenswert machen. Egal welcher Stimmung man unterliegt, jeder Song eignet sich dafür und zaubert einem ein Lächeln auf die Lippen. Einer der wohl bekanntesten Tracks und zugleich die erste Single Auskopplung ist „So Good“. Ähnlich wie viele Songs der Österreicher befasst sich auch dieser mit dem Gefühl, das fast jeden Menschen innerlich, wie auch äußerlich bewegt: Liebe. Eine Ballade, die nicht nur zum Mitsingen einlädt, sondern auch zum Nachdenken. Auch auf ihrer neuen Platte bedienen sich Cardiac Move der Ohrwurm-Melodien, die sie bekannt gemacht haben und ihnen erneut Ewigkeitswert verleiht. Allerdings sind sie im Vergleich zu älteren musikalischen Werken erfrischend rockig verpackt. Cardiac Move beschäftigen sich mit ihrem Album The Larchmont Sessions mit den wesentlichen Fragen, die die Welt auf den Kopf stellen.

Viele Begriffe beschreiben was The Bongo Club auf ihrem Debüt-Silberling servieren, einer bringt es auf den Punkt: “swedishness”. Die spacigen Töne, die „Be Careful Not To Stare“ eröffnen, führen einen in die völlig falsche Richtung, denn was man nach den ersten sechs Sekunden bekommt, ist so roh wie ein frisch gelegtes Hühnerei. Schlagzeug, Bass, zwei E-Gitarren und Sänger Jesper, der seine englischen Texte mit schwedischem Charme ins Mikro schmettert. „The Hush Hush Song“ wird zum Hit noch bevor man ihn zu Ende gehört hat. Mit den weisen Worten ‚Take it down a notch‚ cause you’re talking way too much‘ reißen die vier Kerle aus dem südschwedischen Borås uns in den nicht weniger hitverdächtigen Kracher „High Horse“, aus dem sie uns nach knackig bleibenden vier Minuten mit einem zuckersüßen ‚Ohlalala‘ wieder rausschmeißen. Gangsterhaftes Gitarrenspiel zieht uns in den Bann von „Turn Off The Lights“, das endgültig einen Grund gibt, unser bisheriges Leben hinter uns zu lassen und auszuflippen. Das Schlagzeug ignoriert den Beat passagenweise so drastisch, dass das ganze schon wieder genial ist und alle Regeln der Kunst über den Haufen wirft. Egal wie oft der Song durchläuft, die Faszination lässt nicht nach. Unfassbar cool, wenn mal jemand auf Theorie und Herkömmliches pfeift. Doch auch nach diesen bombastischen ersten Minuten lässt die Platte nicht nach und zieht den Hörer weiter mit sich. „Who Are You To Say?“ oder „Hound”... It’s about swedishness. Die Band droht nie die Ingredienzien ihrer Musik zu zerkochen. Bis zur letzten Minute bleibt es frisch, roh und ‚in your face‘. The Bongo Club werden das nächste große Ding aus Schweden.

Text: Julia Nestler | Artwork: Cardiac Move

Text: Georg Zsifkovits | Artwork: The Bongo Club

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FESTIVALGUIDE SPRINGFESTIVAL RELOADED Datum: 03. – 07. Juni Ort: Graz Info: springfestival.at

NOVA ROCK Datum: 12. – 14. Juni Ort: Nickelsdorf Info: novarock.at

THE FULL HIT OF SUMMER FESTIVAL Datum: 29. Juni Ort: Wien Info: psimusic.com/fhos

SICK MIDSUMMER Datum: 04. Juli Ort: Scharnstein Info: sick-midsummer.at

EINE IN TEICH FESTIVAL Datum: 10. – 11. Juli Ort: Arriach Info: eineinteich.cursedrecords.at

POOLBAR FESTIVAL Datum: 10. Juli – 15. August Ort: Feldkirch Info: poolbar.at

OPEN AIR OTTENSHEIM Datum: 17. – 18. Juli Ort: Ottensheim Info: openair.ottensheim.at

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JUNI BIS DEZEMBER 2015 ROCK IN VIENNA Datum: 04. – 06. Juni Ort: Wien Info: rockinvienna.at

URBAN ART FORMS Datum: 18. – 20. Juni Ort: Wiesen Info: urbanartforms.com

SUNSPLASH Datum: 03. Juli Ort: Wiesen Info: seewiesenfest.at

CLAM ROCK FESTIVAL Datum: 05. Juli Ort: Klam Info: clam.at

HARVEST OF ART Datum: 10. Juli Ort: Wiesen Info: wiesen-festivals.at

THE NOVA JAZZ & BLUES NIGHT Datum: 11. Juli Ort: Wiesen Info: wiesen-festivals.at

ROCK IM DORF Datum: 17. – 18. Juli Ort: Inzersdorf Info: rockimdorf.at

SEEWIESENFEST Datum: 06. Juni Ort: Kleinreifling Info: seewiesenfest.at

DONAUINSELFEST Datum: 26. – 28. Juni Ort: Wien Info: 2015.donauinselfest.at

LOVELY DAYS Datum: 04. Juli Ort: Wiesen Info: wiesen-festivals.at

ELECTRIC LOVE FESTIVAL Datum: 09. – 11. Juli Ort: Plainfeld Info: electriclove.at

ROCK DEN SEE Datum: 10. - 11. Juli Ort: St. Andrä im Lavanttal Info: rockdensee.at

HIPHOP OPEN AUSTRIA Datum: 17. Juli Ort: Wien Info: hiphopopen.at

WOODSTOCKENBOI Datum: 17. – 18. Juli Ort: Stockenboi Info: woodstockenboi.com


TWO DAYS A WEEK Datum: 17. – 19. Juli Ort: Wiesen Info: wiesen-festivals.at

SEE ROCK Datum: 30. Juli Ort: Unterpremstätten Info: see-rock.at

SUNNY DAYS Datum: 31. Juli – 01. August Ort: Dietersdorf Info: wakmusic.com

WIESENROCK Datum: 15. August Ort: Wattens Info: wiesenrock.at

LAKE FESTIVAL Datum: 19. – 22. August Ort: Unterpremstätten Info: lake-festival.at

VIENNA SUMMERBREAK FESTIVAL Datum: 28. – 30. August Ort: Wien Info: viennasummerbreak.at

BRUCKER RING-FESTIVAL Datum: 12. September Ort: Bruck an der Mur Info: ring-festival.com

ELEVATE Datum: 22. – 26. Oktober Ort: Graz Info: elevate.at

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SUMMERTIMEBLUES Datum: 17. – 19. Juli Ort: Gamlitz Info: summertimeblues.at

BESERLPARK FESTIVAL Datum: 30. Juli – 01. August Ort: Mank Info: beserlpark.at

LAKE ON FIRE FESTIVAL Datum: 07. – 08. August Ort: Waldhausen Info: lakeonfirefestival.com

FM4 FREQUENCY FESTIVAL Datum: 20. – 22. August Ort: St. Pölten Info: frequency.at

SPIELBERG MUSIKFESTIVAL Datum: 25. – 30. August Ort: Spielberg Info: projekt-spielberg.com

NUKE FESTIVAL Datum: 29. August Ort: Graz Info: nuke.at

WAVES VIENNA Datum: 30. Sept. – 04. Oktober Ort: Wien Info: wavesvienna.com

BEATPATROL Datum: 25. Oktober Ort: St. Pölten Info: beatpatrol.at

ACOUSTIC LAKESIDE Datum: 24. – 25. Juli Ort: Eberndorf Info: acousticlakeside.com

SZENE OPENAIR Datum: 30. Juli – 01. August Ort: Lustenau Info: szeneopenair.at

PICTURE ON Datum: 07. – 08. August Ort: Bildein Info: pictureon.at

KALTENBACH OPEN AIR Datum: 20. – 22. August Ort: Spital am Semmering Info: kaltenbach-openair.at

INTERNATIONALES JAZZFESTIVAL Datum: 27. – 30. August Ort: Saalfelden Info: jazzsaalfelden.com

MOST & JAZZ Datum: 10. – 13. September Ort: Fehring Info: mostundjazz.com

GLOBAL BEATZ FESTIVAL Datum: 01. Oktober Ort: Wien Info: art-form.at

STYRIAN SOUNDS Datum: 26. – 28. November Ort: Graz Info: styriansounds.at



VORSCHAU NÄCHSTE AUSGABE ÜBERALL ERHÄLTLICH AB KALENDERWOCHE 48

MOTHER’S CAKE

IMPRESSUM: VERLAG & HERAUSGEBER mindpark AG Schützenstraße 38/o CH – 9100 Herisau REDAKTIONSLEITUNG Julia Nestler Georg Zsifkovits REDAKTION Helena Becherstorfer, Philipp Bohar, Bernhard Hofbauer, Björn Jerrentrup, Michael Mišek, Claudia Niedermeier, Eva Oswald, Alexander Pipam, Julia Pirkenau, Gerald Rendl, Valerie-Siba Rousparast, Vera Schmidt, Carina Stiegler, Jasmin Teichtmeister, Robert Winkler ANZEIGEN Lucas Nestler sales@paradox-magazin.com FOTOGRAFIE Philipp Seidnitzer Elisa Teichtmeister Silke Traunfellner Julia Pirkenau KAMERA Dominik Kamper Michael Forster

LABEL PANTA R&E

DIY VINYL

STYLING Jasmin Teichtmeister Mojca Hlupic DRUCK Let’s Print Holding AG Bickfordstraße 21 A-7201 Neudörfl

Foto: © Oliver Lukesch

YASMO

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