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PASSAU HÖCHSTPERSÖNLICH –UND KULINARISCH
DIE REIHE „PASSAU HÖCHSTPERSÖNLICH – MEHR ALS NUR DREI FLÜSSE“ PORTRAITIERT MENSCHEN, DIE DAS LEBEN ZWISCHEN ATEMBERAUBEND SCHÖNEN ALTSTADTGASSEN UND JAHRHUNDERTEALTEN BAUTEN ENTLANG
VON GRÜNEN FLUSSUFERN UND BELEBTEN EINKAUFSSTRASSEN PRÄGEN. IN DIESER GESCHICHTE GEHT ES UM KULINARIK – UND UMS ANKOMMEN.
JEDE MENGE SÜSSES UND NOCH MEHR GASTFREUNDSCHAFT
Bei Kamal und Taghrid Saballil darf verkostet werden: Baklava, Mushabak, Grießschnitten. Lila – Syrische Süßigkeiten heißt ihr Laden an der Ecke Frauengasse/ Brunngasse. Wer die beiden hier besucht, spürt schnell die Leidenschaft, die in diesem kleinen Betrieb steckt – und natürlich die Gastfreundschaft.
Mit ihrem Gebäck haben sich die Saballils in Passau ein neues Leben aufgebaut. Sie sind 2014 mit ihren drei Kindern aus Syrien geflohen. Die beiden wollten schnell wieder auf eigenen Beinen stehen. Eine Möglichkeit, ihre bisherigen Berufe auszuüben, fanden sie nicht.
Kamal ist Rechtsanwalt, Taghrid ist Zahnärztin. In der Geflüchteten-Unterkunft in Wegscheid buk ihr Mann Süßigkeiten für die Gemeinschaft, erzählt Taghrid Saballil: „Viele fanden es lecker und haben gefragt: Warum verkauft ihr Euer Gebäck nicht?“ Gefragt – getan: Im Herbst 2017 eröffneten sie ihren Laden in Passau, 2020 zogen sie dann in größere Räume gegenüber.
Eine Spezialität will Kamal Saballil unbedingt noch servieren. Er bringt einen Teller mit gefüllten Röllchen an den Tisch: Halawet el Jibn. Ein Teig aus Mozzarella, Grieß, Rosenwasser und Sirup, aufgerollt mit einer Füllung aus Mascarpone, getunkt in gemahlene Pistazien. Es schmeckt cremig. Süß, aber nicht zu mächtig. Verkostung gelungen. Kamal Saballil ist zufrieden.
Von Sp Tzle Und Ganz Viel Mut
der Technik. „Ich habe eine Presse ausprobiert, eine Reibe, eine Spätzlehexe“, zählt sie auf. Heute arbeitet Julia mit einer Gastroreibe, der Teig wird in große Edelstahlwannen geschabt.
Ihre Zutaten wählt sie sorgfältig aus und kauft sie regional ein. Das gilt fürs Mehl ebenso wie für den Käse, die Kräuter und die Gewürze. Und den Pfeffer: Diesem hat Julia Lang sogar extra eine kleine Station im Lokal eingerichtet. Auf einem Sideboard stehen verschiedene Sorten in Mühlen bereit, mit denen die Gäste sich ihre Spätzle verfeinern können.
Kamal Saballil serviert arabischen Kaffee mit Kardamom. Servieren, das wird er während des Gesprächs öfter. Ein paar Mal verschwindet er hinter der Theke, bringt kleine Häppchen. Er will, dass man verkostet – so haben seine Frau und er es von Anfang an mit neuen Kunden gemacht: "Wir geben immer erst etwas gratis zum Probieren", erzählt er. Einige Baklava-Skeptiker haben sie so schon überzeugt: "Viele kennen nur türkisches Baklava und finden es zu süß. Unser syrisches Baklava ist weniger süß, mit mehr Nüssen."
Neue Wege eingeschlagen hat auch Julia Lang. Sie traute sich vor vier Jahren, ihren Job als Architektin zu kündigen, einen kleinen Foodtruck zu kaufen und sich damit auf den Wochenmarkt zu stellen, um dort Spätzle zu verkaufen. Heute betreibt die 31-Jährige ihr eigenes Lokal namens Julis Spätzlerei in der Grabengasse. Mit ihrem Team aus zehn Mitarbeitenden bedient sie viele zufriedene Gäste, sechs Tage die Woche.
„Ich hatte nette Kollegen, ein tolles Büro. Aber ich wollte einfach etwas Anderes machen“, erzählt sie. Spätzle, „das könnte gut funktionieren, das gibt es noch nicht so oft“, dachte Julia Lang einst, als sie ihren Plan vom Foodtruck schmiedete. Wochenlang feilte sie am Rezept – und an
So viel Liebe Julia Lang auch in ihren Laden steckt, die Lust auf den Foodtruck ist immer noch da. Der hat momentan Pause. Aber nicht mehr lange: Ihre Kolleginnen haben sie überzeugt, damit wieder mehr unterwegs zu sein. Auf Events zu stehen, auf privaten Feiern. Auf Märkten. So wie am Anfang.