Bamberger 07 | Das Magazin

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Preis 4,00 Euro

DIENSTLEISTUNGSCHECK: BAMBERGER BIERGÄRTEN REPORTAGE: NOTFALL. SANITÄTER. NOTARZT. KLINIK. WOLFGANG HEYDER: MEIN KONFLIKT MIT STOSCHEK GERÜCHTE. WAHRHEITEN. GLOSSEN. CARTOONS. DIE PROMINENTESTEN BAMBERGER. HIER GELEBT.

Nr. 7

Frühsommer 2015


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BRANDT präsentiert den Designboden MEISTER Silent Touch für höchste Ansprüche. Strapazierfähig, fußwarm und pflegeleicht bietet dieser Boden die ideale Lösung für Räume aller Art. Bei einem großzügigen Format einer Landhausdiele von 2150x216mm lassen 18 Dekore keine Wünsche offen. Dazu ist der Silent Touch 100% PVC-und Weichmacher-frei! Mit nur 5mm Aufbauhöhe eignet sich dieser Boden per Multiclic auch perfekt für die Renovierung. Bei BRANDT in der Ausstellungshalle, Ihrem Großhändler in Niederfüllbach, können Sie sich davon selbst überzeugen.

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(Bildquelle: MEISTER Designboden Silent Touch DD 300 | Pinie Altholz 6951 | Holznachbildung).

Die Ausbau-Experten.


INHALT

Bamberger / Das Magazin AUSGABE 7. FRÜHSOMMER 2015 8 HÖREN. SEHEN. STAUNEN IN BAMBERG 11 STADTGESPRÄCH 16 44 68 70 79 80 81 82

WOLFRAM HEGEN MARTIN SETTELE

REAKTIONEN THEATERVORSCHAU STATISTIK GALERIE IMPRESSUM MONACO FRANKE AUF EIN WORT DAS LETZTE

NOTFALL.SANITÄTER.KLINIK. 18 Wenn es hart auf hart kommt. BAMBERG LEBT AUF 24 Bilder vom Frühlingserwachen. HEYDER

WOLFRAM HEGEN

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WOLFRAM HEGEN

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WOLFRAM HEGEN

DIE PROMINENTESTEN BAMBERGER 42 Hier gelebt

ANONYME TESTER

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WOLFRAM HEGEN

VEGANES ESSEN 52 Der neue Megatrend

WOLFRAM HEGEN

SIGI HIRSCH 56 Eine Annäherung

WOLFRAM HEGEN SEBASTIAN BUFF

HIER WOHNTE... 60 ...ein Mitbürger

WOLFRAM HEGEN

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WOLFRAM HEGEN VALERY THOERMER

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Das Interview.

HINTER DEN KULISSEN Die Profis hinter den Baskets

DIENSTLEISTUNGSCHECK Die Biergärten

BAMBERGER UNTERNEHMEN Weyermann

OFFEN IM ZWEIER Autotest BMW 220D Cabrio

TITEL-ILLUSTRATION. „Frühlingsregen“

Dasha Petrenko und einheuser.ardis&friends

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AUSGABE 7 / FRÜHJAHR 2015


Foto: Dimitrios Vogiatzis

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AUSGABE 7 / FRÜHJAHR 2015

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INHALT

32 HEYDER

Das Interview

46 DIENSTLEISTUNGSCHECK Biergärten

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PORTRAIT Sigi Hirsch

AUSGABE 7 / FRÜHJAHR 2015


INHALT

24 BAMBERG LEBT AUF Fotos von Martin Settele

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18 NOTFALL.SANITÄTER.KLINIK. So läuft es ab.

VEGANES ESSEN Der neue Megatrend

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HÖREN. SEHEN. STAUNEN

HÖREN. SEHEN. STAUNEN. IN BAMBERG JUNI || JULI

IM JUNI A-CAPELLA-KONZERT Tschingderassabumm 25 Jahre Sixpack – höchste Zeit für eine Jubiläumsrevue der fränkischen a-capella-combo. Die gibt es am Dienstag, den 16. Juni um 20 Uhr im E.T.A.-Hoffmann-Theater in Bamberg zu sehen. Highlights aus einem Vierteljahrhundert, eine „sensationelle Enthüllungsshow“ mit dem Titel „Tschingderassabumm – Eine Revue, die niemals hätte passieren dürfen“. Und sie wird trotzdem über die Bühne gehen: Edith Piaf trifft auf Boss Hoss, Fanta 4 auf Truck Stop, die Spider Murphy Gang auf Ossi-Ronnie. Six Pack ohne Sixpacks, aber mit brillantem Gesang und reichlich Quatsch. Hingehen, zuhören, hinschauen, Jubiläum feiern!

LIKE A ROLLING STONE Bob Dylan in Bamberg Über 25 Jahre Karriere kann er nur lachen: Bob Dylan ist einer der wichtigsten Singer/Songwriter der Rockgeschichte. 110 Millionen Mal gingen

seine Platten über den Ladentisch, zahlreiche Grammies hat er abgeräumt, Generationen an Musikern weltweit beeinflusst. Und jetzt gibt es die Gelegenheit, diesen Ausnahmekünstler in der Region zu sehen. Er kommt am Dienstag, den 23. Juni im Rahmen seiner Deutschlandtournee auch nach Bamberg. Also noch Karten sichern und eine Legende live erleben um 20 Uhr in der brose Arena.

KLASSIK-KONZERT

OPER Zehn Jahre jetzt Im Sommer 2005 ging es ganz klein los: Junge Musikerinnen und Musiker trafen sich, um gemeinsam eine Oper auf die Bühne zu bringen. Heute, zehn Jahre danach, ist daraus ein europäischer Opern- und Orchesterworkshop ersten Ranges geworden. Das wird natürlich gebührend gefeiert mit der Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart. Am 28., 29. und 30. Juni jeweils um 10 Uhr im E.T.A.-Hoffmann-Theater in Bamberg

Symphoniker außer Haus Die Bamberger Symphoniker verlassen ihre traditionelle Bamberger Heimat und statten dem Dom einen Besuch ab zu einem Sonderkonzert am Samstag, den 27. Juni. Auf dem Programm steht die letzte Sinfonie von Anton Bruckner, die Symphonie Nr. 9 d-Moll, die unvollendet blieb und im Wirken des Komponisten und in der Musikgeschichte eine Sonderstellung einnimmt. Unterstützt werden die Symphoniker von der Bamberger Dommusik, am Dirigentenpult steht Jonathan Nott, Beginn ist um 20 Uhr.

KLASSIK-OPEN-AIR

IM JULI OPEN-AIR-KINO Leinwand in frischer Luft Cineasten kommen auch in diesem Sommer im Hainbad auf ihre Kosten: Vom 1. bis zum 12. Juli gibt es dort Kino unterm Sternenhimmel. Der Bamberger Kinosommer direkt an der Regnitz zeigt jeden Abend um 20 Uhr besondere Werke der jüngeren Kinogeschichte: Von „American Sniper“ zum „Grand Budapest Hotel“.

Sommerduft, Abendrot und klassische Musik: die Rosengarten-Serenaden sind ein ganz romantisches Stück Bamberger Sommer. Gleich mehrfach kommen auch in diesem Jahr hochklassige Ensembles und Solisten in die Domstadt. Am 27. Juni zum Beispiel das Klarinettenquartett Opus 4, am 1. August das Streichtrio München oder auch am 29. August das Alma Quartett aus Essen. Nur drei von einer ganzen Reihe an hörenswerten Konzerten in traumhaftem Ambiente. Beginn ist jeweils um 20 Uhr und das komplette Programm gibt es im Netz.

Bob Dylan

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Bildquelle: Filmfestival

Bildquelle: Veranstaltungsservice Bamberg

Sound unter dem Himmel

OPen Air Filmfestival AUSGABE 7 / FRÜHJAHR 2015


Bildquelle: Pressestelle Erzbistum Bamberg

HÖREN. SEHEN. STAUNEN

Heinrichstfest auf dem Domberg

HEINRICHSFEST Das Heinrichsfest 2015 erinnert am zweiten Juliwochenende an die 1000jährige Geschichte des Klosters auf dem Michaelsberg. Bereits am Freitagabend um 20 Uhr geht es los mit Andachten, Meditationen, Musik und Lichteffekten. Am Samstag wird es dann auch zünftig mit Jazzmusik. Ein Motorradgottesdienst steht dann ebenso auf dem Programm wie Livemusik und eine Schnippelparty, bei der alle Gäste gemeinsam kochen können. Mehr Infos unter www.heinrichsfest.de.

FESTIVAL Bamberg zaubert

Foto: Markus Raupach

Wenn Magiere, Jongleure, Clowns, Stelzenläufer, Pantomimen, Feuertänzer und andere lustige Gesellen die Bamberger Innenstadt bevölkern, dann wird es wieder magisch in der Domstadt: Bereits zum 17. Mal findet vom Freitag, den 17. Juli bis Sonntag, den 19. Juli „Bamberg zaubert“ statt, das Internationale Straßen- und Varietefestival. Drei Tage und drei Nächte ist Bambergs gute Stube dann noch ein wenig zauberhafter als sonst. Und bereits eine Woche davor, vom 10. bis 12. Juli bilden die „Fuchs-Galas“ den Auftakt. Im E.T.A.-HoffmannTheater gibt es dann wieder fünf Varieteshows mit internationalen Stars.

Bamberg zaubert AUSGABE 7 / FRÜHJAHR 2015

WASSER-FEST Wird wieder feucht Die größte Fläche der Erde, der größte Anteil am Menschen, das wichtigste Nahrungsmittel und doch irgendwie so selbstverständlich, dass man normalerweise nicht darüber nachdenkt: Wasser. Um dem feuchten Nass dann doch die Bedeutung zu geben, die es hat, gibt es in diesem Jahr bereits zum zehnten Mal Canalissmo – Das Wasserfest am Alten Kanal. Vom Donnerstag, den 23.7. bis zum Sonntag, den 26.7. dient das Gebiet rund um Schleuse und Unterer Brücke als idealer vielschichtiger Ort, um die vielen Themen rund ums Wasser zu spielen: Los geht’s an den beiden ersten Tagen ab 16 Uhr, am Samstag ab 15 und am Sonntag am 11 Uhr.

FESTIVAL Blues & Jazz Blues- und Jazzmusiker aus der ganzen Welt zum Nulltarif, das gibt es für alle Besucher des Tucher Bluesund Jazzfestivals. Zehn Tage lang vom 7. bis zum 16. August sorgen 70 Konzerte dafür, dass ein bisschen der Geist von New Orleans durch Stadt und Landkreis Bamberg zieht. Mehr Infos und das Programm unter www.blues-jazz-festival.mybamberg.de..

Bildquelle: Jaboo Foto

1000 Jahre Geschichte

They have the blues.... BAMBERGER | DAS MAGAZIN

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QUALITÄT IST DAS MASS DER DINGE

ROBERTO BAUER HERRENMODEN ÜBERNIMMT VERANTWORTUNG Frühlingszeit – Modezeit. Auch bei Roberto Bauer Herrenmoden in Lichtenfels machen die Kollektionen Lust auf Neues. Neue Farben, Formen und Schnitte. Doch bei ROB geht es um mehr als um schöne Mode, und das nicht erst seit diesem Jahr: Es geht um Wertigkeit, um Nachhaltigkeit, eben um Qualität im eigentlichen Sinn. Der COBURGER hat sich dazu mit Roberto Bauer unterhalten. COBURGER: Roberto, Ihr Unternehmen legt ja schon lange Wert auf höchste Qualität. Warum ist das heute wichtiger denn je? Roberto Bauer: Wir leben ja in einer Zeit des Überflusses, in einer Spirale des schneller, höher, weiter, mehr. Darüber sollten wir nachdenken, die Folgen sind ja bekannt. Wir aber müssen Verantwortung übernehmen für die nächsten Generationen, und wir werden auch nur mit Verantwortung für unser Tun eine Welt schaffen, in der wir selbst gerne leben wollen. Das geht aber nur mit Qualität, mit Wertigkeit.

COBURGER: Wie sieht das bei Ihnen konkret aus? Roberto Bauer: Wir können unseren Kunden immer sagen, wo unsere Ware produziert wird, wie Produktionsbedingungen dort vor Ort sind, welche Stoffe verwendet werden, welche Farben, wie die Verarbeitung erfolgt. Daher arbeiten wir auch ausschließlich mit Familienunternehmen zusammen, 80% davon aus Italien, 20% aus anderen europäischen Ländern wie Österreich oder Deutschland. Und wir kennen alle diese Firmen, weil wir uns selbst einen Eindruck verschafft haben. Andere Labels dagegen, die nicht unserer Philosophie entsprechen, auch ganz bekann-

te Marken, haben wir daher nicht mehr im Sortiment. Da sind wir konsequent.

Stilberatung bereits durch die professionelle Dekoration.

Farben, Formen, Emotionen machen Lust auf Neues

COBURGER: Wie reagieren die Kunden darauf? Roberto Bauer: Ich möchte ja als Einzelhändler anders sein als die anderen. Und da darf ich nicht alles wollen, sondern ich muss das Richtige tun. Das versuchen wir. Im Mittelpunkt steht dabei immer der Kunde. Und unsere Kunden fragen nach Qualität, nach Echtheit, Design, Service. Es geht um Wertigkeit, eigentlich ganz einfach.

COBURGER: Aber wie soll das gelingen, als einzelner Betrieb Verantwortung zu übernehmen? Roberto Bauer: Man darf nicht auf die anderen zeigen,nein, ich muss bei mir selbst anfangen, wenn ich etwas verändern möchte, und das tun mein Team und ich seit vielen Jahren, oder sagen wir besser, wir versuchen es. Eigentlich geht es nur um alte Tugenden, an denen sich jeder einzelne wieder stärker orientieren sollte. Die meisten kleinen Betriebe früher waren ja Familienbetriebe, die hatten ja Grundsätze. Doch Vieles davon ist verschütt gegangen in der modernen, globalisierten Gesellschaft.

Öffnungszeiten Montag bis Freitag: 10.00 Uhr - 19.00 Uhr Samstag: 9.00 Uhr - 15.00 Uhr oder nach Vereinbarung

Für Maßanfertigung einfach Termin vereinbaren Kontakt Telefon 09571 42 55 info@robertobauer.de www.robertobauer.de Bamberger Straße 2 96215 Lichtenfels Von links nach rechts: Roberto Bauer, Sara Bauer-Oertel und Christine Räder

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STADTGESPRÄCH

STADTGESPRÄCH... CHAMPAGNER FÜR BAMBERG Falk Zimmermann, stellvertretender Chefredakteur des Fränkischen Tags aus Bamberg, musste sich bei der Verleihung der 5. Coburger Medienpreise als ganz besonderer Mundschenk beweisen:

preis Oberfranken in der Kategorie Wellenschläger. Und das bereits zum zweiten Mal nach 2011.

Sie holten vor zehn Jahren den ersten Meistertitel im Basketball nach Bamberg und wurden dafür Ende Mai ausgiebig gefeiert: Trainer und Mannschaft des damaligen GHP Bamberg.

Aus Bamberg zudem nominiert waren in diesem Jahr in der Kategorie Nachwuchs Hendrik Steffens von der Mediengruppe Oberfranken für „Mohammed“ – die Geschichte eines syrischen Flüchtlings, und Daniel Savic von der midnight productions GmbH für den Werbespot „Der Fässla-Zwerg“.

Das Team unter Trainer Dirk Bauermann hatte 2005 das entscheidende fünfte Spiel gegen die Skyliners aus Frankfurt mit 68:64 für sich entschieden und damit den lange ersehnten Titel in die Domstadt geholt, den ersten von bis zu diesem Zeitpunkt insgesamt fünf. Jetzt hat die Stadt Bamberg das Team bei einem Empfang geehrt.

Fotos: Val Thoermer

Cartoon: einheuser.ardis&friends

Bei einer Champagnershow des Artisten Laiz Franzen aus Wiesbaden sollte er eine Sektpyramide füllen, die dieser auf seinem Kinn balancierte. Zimmermann bewies eine ruhige Hand – die Gläser wurden voll, das Jackett des Künstlers blieb dagegen fleckenfrei.

EHRUNG FÜR BASKETBALLER

Norbert Kastner wird Anwalt

Preisträger Til Mayer aus Bamberg

Davor hatte Zimmermann vor den 250 Gästen zwei Laudatios gehalten, zum einen für den Preis Wellenschläger national, der an eine Plattform über Lobbyismus in der EU ging, zum anderen für den Bamberger Journalisten und Fotografen Till Mayer, der die Jury mit seinem Ausstellungsprojekt „Barriere:Zonen“ über das Leben von Menschen mit Behinderung im Krieg überzeugte hatte. Dafür erhielt Mayer den Coburger Medien-

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Falk Zimmermann gießt ein.

Dirk Bauermann, so heißt es, soll dafür gesorgt haben, dass auch der in Ungnaden gefallene Wolfgang Heyder mit dabei war. Außerdem waren Spieler und Trainer auch beim 3. Halbfinalspiel gegen Ulm in der brose-Arena und wurden dort von den 7000 Fans begeistert gefeiert.

Fortsetzung auf Seite 12

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STADTGESPRÄCH

Illustration: einheuser.ardis&friends

Fortsetzung von Seite 11

Die Bamberger Klappan Gruppe ist jetzt auch in München aktiv. Sie ist jetzt auch Eigentümerin des „Montgelas-Park“ in München Alt-Bogenhausen. Die Immobilie mit über 7000 Quadratmetern Bürofläche in bester Lage wurde vom renommierten Münchner Architekturbüro Steidle entworfen. Anfang Juli soll der Einstieg auf den Münchner Immobilienmarkt zudem mit einem come-together in dem Komplex gebührend gefeiert werden. KLAPPAN hatte in den vergangenen Jahren unter anderem mit dem Neubau der Universität Bamberg auf dem ERBA-Gelände von sich reden gemacht.

NICHT NEUES IN HALLSTADT In Coburg hat man heftig um die Umbenennung einer Straße in „Max-Brose-Straße“ diskutiert und konnte sich der negativen wochenlangen Aufmerksamkeit überregionaler Medien sicher sein: Coburg buckle vor dem Unternehmer Michael Stoschek, der seinem Großvater und Unternehmensgründer ein Denkmal setzen wolle, trotz dessen Vergangenheit als Nazi-Mitläufer, Coburg rehabilitiere als erste deutsche Stadt einen Alt-Nazi. So und ähnlich lauteten die Urteile. In Hallstadt sieht man die Diskussion gelassen. Dort gibt es eine Max-Brose-Straße bereits seit 15 Jahren. Damals nämlich benannte man die Straße des Hallstadter Brose Werks nach Max Brose – und niemanden interessierte das wirklich. Man habe von den aktuellen Vorwürfen damals nichts gewusst, so Bürgermeister Thomas Söder. Und so gebe es aktuell auch keine Diskussionen darüber, ob man die Straße anders nennen solle.

E.T.A. Hoffmann Selbstportrait

NEULAND FÜR KLAPPAN

der Student Anselmus aus „Der goldene Topf “, Schreckgestalten, Doppelgänger - nach den Punschabenden schrieb er seine Geschichten, die ihm den Namen „Gespenster-Hoffmann“ einbrachten.“ Hoffmans Punsch aber, das zeigten auch Nachbrauversuche des Bambergers Frank Gundermann, ist mit einem heutigen nicht zu vergleichen, sondern eher mit einer Feuerzangenbowle: Der bekannte Schriftsteller Peter Braun wird vom BR so zitiert: „Das war vor einigen Jahren in Bamberg, in einem Gewölbekeller. Ich stieg die Treppen hinunter und stand in einer Alkoholdampfwolke. Es war überhaupt nicht nötig, auch nur einen einzigen Schluck zu probieren. Die Dampfwolke selber hat wirklich vollständig gereicht. Hab aber dann …. natürlich doch einen Schluck genommen aus Neugier, und ich dachte mir fallen die Ohren ab. … Das war derart stark, dass man‘ s echt nicht trinken konnte.“ Kein Wunder: Hoffmanns Punsch bestand aus Arrak, Cognac und Rum – drei hochprozentige Alkoholika. Den Schriftsteller selbst schien die Mischung zu beflügeln: „Man spricht so viel von der Begeisterung, die die Künstler durch den Genuss starker Getränke erzwingen und gewiss ist es, dass das geistige Getränk den Umschwung der Ideen befördert, das durch den Prozess erzeugt wird, wenn man Kognak, Arrak oder Rum anzündet und auf einem Rost darüber gelegten Zucker hineintröpfeln lässt. Die Bereitung und der mäßige Genuss des Punsches hat für mich etwas Wohltätiges und Erfreuliches.“

PUNSCH FÜR E.T.A Eine schöne Geschichte erzählte der Bayerische Rundfunk unter dem Titel „Elixiere des Teufels“ über E.T.A. Hoffmann. Der BR greift darin die ja bekannte Liebe des Schriftstellers zum Punsch auf, dem er oft und gerne zugesagt hat. „Der Mönch Medardus aus „Die Elixiere des Teufels“,

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STADTGESPRÄCH

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LIKE A ROLLING STONE....

VON BOB DYLAN BIS ZU NABUCCO Der Veranstaltungsservice Bamberg hat auch in diesem Sommer wieder ein umfangreiches Programm zusammengestellt. Musiklegenden, Comedystars, Rockröhren, Opernsänger – da ist für jeden Musikgeschmack etwas dabei. Vor allem auf Schloss Eyrichshof geben sich die Stars Mitte Juli die Klinke in die Hand. Und schon im Juni gibt es für alle Musikfans in der brose-Arena einen Pflichttermin. Dann nämlich kommt Bob Dylan in die Domstadt. Er gilt ohne Zweifel als wichtigster einzelner Interpret der Rock-Ära, als Inkarnation einer Gegenkultur und Songschreiber des Jahrhunderts. Der Ausnahmekünstler bedeutet „für die Popmusik das Gleiche wie Einstein für die Physik“, schrieb das US-Nachrichtenmagazin Newsweek. Die zahlreichen Grammy-Auszeichnungen, auch für sein Lebenswerk, dokumentieren die globale Wirkung dieses genialen Singer/Songwriters. Er definierte mit seinen Songs Ideale, Ängste, Stimmungen von Generationen. Dylan-Songs sind nicht nur Klassiker, sondern lebensnahe Dichtung. Viele von ihnen sind in die amerikanische Literatur eingegangen: „The Times They are A-Changin’ “, „Blowin’ in the Wind“, „Like a Rolling Stone“, „A Hard Rain’s A-Gonna Fall“, „Chimes of Freedom“ - um nur einige zu nennen. Letztes Jahr erschien sein legendäres Konzert vom 16. Oktober 1992 im New Yorker Madison Square Garden unter dem Titel „The 30th Anniversary Concert Celebration – Deluxe Edition” erstmals auf DVD und Blu-ray. Ein Highlight für jeden Bob Dylan-Fan, das natürlich nur noch von einem Besuch einer seiner Live-Auftritte getoppt werden kann. Der Wegbereiter der Folk- und Rockmusik, dessen Gesamtauflage mehr als 110 Millionen Tonträger beträgt, kommt am 23. Juni in die brose-Arena nach Bamberg. Um 20 Uhr geht es los.

Außerdem präsentiert der Veranstaltungsservice Bamberg in diesem Jahr erstmalig eine Open-AirReihe in einer eindrucksvollen Renaissanceanlage nahe Ebern, im malerischen Schlosshof von Schloss Eyrichshof. An fünf Abenden gastieren dort namhafte Künstler.

NABUCCO

Wie Giuseppe Verdi zum Ende seines Lebens selbst schreibt, begann mit der Arbeit an Nabucco seine „wirkliche“ künstlerische Laufbahn. Die Meisteroper mit dem berühmten Gefangenenchor wurde zum gigantischen Erfolg und Verdi damit zum großen Opernkomponisten seiner Zeit. Bis heute hat die Oper um das Streben des jüdischen Volkes nach Freiheit aus der babylonischen Gefangenschaft nichts an ihrer Beliebtheit verloren und rangiert mit ihren aufwirbelnden Massenszenen, grandiosen Melodien und brillanten Arien in der Hitliste der populärsten Opern ganz weit oben. In Zusammenarbeit mit der Venezia Festival Opera wird auf Schloss Eyrichshof eine monumentale Neuinszenierung unter der musikalischen Leitung von Nayden Todorov (Gasttourneen durch England, Frankreich, Skandinavien, Deutschland, Schweiz, Spanien, Italien u.a.) zu sehen sein.

Bob Dylan

BLACKMORE`S NIGHT Blackmore`s Night ist das einzigartige, musikalische Renaissance- / Folk- / Rock-Projekt des legendären Gitarristen Ritchie Blackmore (ehemals Deep Purple und Rainbow) und der preisgekrönten Sängerin / Songschreiberin Candice Night und ihren Sängern. Diese Band hat ihre eigene Art von Musik geschaffen, die die Melodien aus der Zeit der Renaissance und des europäischen Folk kombiniert und sie an die Gegenwart anpasst. Sie haben die Romantik,

Nabuco Venezia Festival

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Bob Dylan, brose-Arena Bamberg, Dienstag, 23. Juni Nabucco, Schloss Eyrichshof, Mittwoch, 15. Juli Blackmores Night, Schloss Eyrichshof, Donnerstag, 16. Juli Heißmann & Rassau, Schloss Eyrichshof, Freitag, 17. Juli Rea Garvey, Schloss Eyrichshof, Samstag, 18. Juli Pink Floyd performed by Echoes, Schloss Eyrichshof, Sonntag, 19.

Karten gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen, telefonisch unter 0951-23837 oder unter www.kartenkiosk-bamberg.de sowie in den Geschäftsstellen des Fränkischen Tag.

Leidenschaft und Ritterlichkeit des Zeitraums eingefangen und zu einem Synonym für „Fantasy“Musik gemacht. Ritchie ist ein Meister der akustischen Gitarre, Mandoline, Mandola und natürlich der E-Gitarre. Candice Night ist Lead-Sängerin und spielt außerdem Holzblasinstrumente der Renaissance. Die instrumentale Vielfalt der talentierten Bandmitglieder bringt ein hohes Maß an Feierlichkeit in ihre Konzerte.

Blackmores Night

HEISSMANN & RASSAU Das neue Programm von Frankens beliebtestem Comedy-Duo: Volker Heißmann und Martin Rassau in der zweistündigen Spaß-Revue „Unterhaltungsabend“. Mit Tempo, Witz und Charme albern sich die beiden Verwandlungskünstler durch jede Menge absurde Situationen. Mit dabei: die Pavel Sandorf Big Band – für stilechte musikalische Begleitung im Show-Format! Natürlich dürfen die berühmt-berüchtigten fränkischen Witwen „Waltraud und Mariechen“ nicht fehlen, die mit bissigen Kommentaren eine ganz eigene Sicht auf die Dinge haben. Aber auch zahlreiche andere kuriose Charaktere und schräge Vögel tauchen im Laufe des „Unterhaltungsabends“ auf und machen den Auftritt zu einem turbulenten Erlebnis für die ganze Familie.

REA GARVEY Rea Garvey geht seinen Weg konsequent weiter. Nicht ohne „Stolz“, wie sein aktuelles Album „Pride“ überschrieben ist, bekennt er sich zu seinen Wurzeln, die eine Brücke von der Vergangenheit in die Zukunft schlagen. Rea und seine brillante Begleitband überzeugen mit einem spannenden Set, das natürlich die Favoriten seiner Solo-Alben in den Mittelpunkt stellt, aber auch andere Hit-Highlights

Heissmann und Rassau

seiner Karriere enthält. Mehr als 100.000 Fans sahen 2013 die letzte ausverkaufte Tournee. Im März 2014 gab Rea Garvey auf fünf bewusst minimalistischen Club-Gigs, deren Tickets in Minutenschnelle vergriffen waren, einen euphorischen Ausblick auf den bevorstehenden Live-Zyklus.

PINK FLOYD PERFORMED BY ECHOES Pink Floyd – Giganten des Progressive- und ArtRock, Architekten gewaltiger magischer Klanggebäude mit einzigartiger musikalischer Ästhetik, Zeremonienmeister bombastischer Live-Shows - ein Monolith im Strom der Rockgeschichte. Pink Floyd sind eine der größten Bands aller Zeiten und haben längst ihren Platz im Rock-Olymp. Die Pink Floyd-Tributeband Echoes mit dem Ausnahme-Gitarristen und -Sänger Oliver Hartmann (Rock Meets Classic, Avantasia) trägt das Erbe dieser legendären Band weiter. Die aufwändige Produktion, bestückt mit intelligenten Scheinwerfern, computergesteuerten Videoprojektionen und zahlreichen weiteren Elementen der Original-Shows von Pink Floyd, garantiert in Verbindung mit der ebenso aufwändigen Soundanlage ein absolut außergewöhnliches und einzigartiges Live-Erlebnis.

Rea Garvey

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REAKTIONEN

REAKTIONEN „REAKTIONEN“ Straßen, Brücken, Schulen – die Infrastruktur in Deutschland verliert an Substanz. Das war eines unserer Themen im letzten BAMBERGER. Außerdem haben wir uns mit der Frage beschäftigt, warum es gerade zwischen Nachbarn so häufig kracht, haben Bamberger Cafes getestet und bewertet, uns der Fleischeslust zugewandt (Steak!), die prominentesten Bamberger aufgelistet und Einiges mehr. Per Mail und am Telefon haben uns zu diesen Themen kritische Rückmeldungen erreicht. KLISCHEE?

BAMBERGER?

„Typisch Journalisten, immer alles schlecht machen“ hieß es vereinzelt zu unserer Geschichte über Nachbarschaftsstreitigkeiten. „Also wir vertragen uns bestens mit unseren Nachbarn, feiern miteinander und helfen uns, wo es geht. Also hört bitte mit diesem Klischee auf“ schrieb Tanja Schmidt aus Bamberg.

Auch das wir Thomas Gottschalk zu einem der prominentesten Bamberger gemacht haben, gefällt seinen Fans nicht: „Tommy ist und bleibt ein Kulmbacher“ sagt Jenny, und sie hätte auch Recht, wenn es um die prominentesten Bamberger geht, die nicht in Bamberg geboren sind.

Gottschalk ein Bamberger

Aber Thomas Gottschalk, bekanntester deutscher TV-Moderator, hat nun einmal in Bamberg

Auch unsere Geschichte über den Substanzverlust der deutschen Infrastruktur löste bei manchen Zeitgenossen einen Sturm der Entrüstung aus: „Das ganze Gejammer über den Zustand unserer Infrastruktur ist doch von der Wirtschaftslobby gesteuert, und Ihr lasst Euch auch noch instrumentalisieren“ wirft uns Dr. Wilhelm Laurenz vor.

das Licht der Welt erblickt. Und um die ging es im letzten Magazin. In diesem BAMBERGER kommen andere Bamberger zu Ehren.

INSTRUMENT?

MEINUNGSFREIHEIT? Wir haben Cafes getestet, und zwar anonym und natürlich auch ganz subjektiv. Zu unsere Bewertung für das Cafe Müller hat uns eine Mail von einem Touristen aus Österreich erreicht. Heinz Hitziger aus Ramsau schreibt: „ Anlässlich unserer Städtereise nach Bamberg haben wir auf Grund ihres Berichtes das Cafe Müller aufgesucht. Leider mussten wir feststellen, dass ihr Bericht in keiner Weise mit unseren Wahrnehmungen übereinstimmt. Ambiente: Laut und vermittelt den Eindruck einer Bahnhofshalle. … Die Manchmal gibt es doch böse Nachbarn

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REAKTIONEN

ursprüngliche (ältere) Kellnerin war kompetent und freundlich. Nach dem Schichtwechsel waren die jungen Damen teilweise … überfordert ... Beim Bezahlen mussten wir … längere Zeit warten. Die Kuchenecke war mehr als mickrig, und die Weinauswahl … vollkommen unbefriedigend. Es stellt sich daher die Frage wie ihre Tester zur Note „sehr gut“ kommen konnten. …“ Stellungnahme der Redaktion: Bei unserem Test hat das Cafe Müller einen sehr guten Eindruck gemacht. Die Meinung von Herrn Hitziger deckt sich nicht mit unseren Erfahrungen.

BLUTIG? Unter dem Titel „Wie blutig darf es denn sein?“ haben wir dann noch Appetit auf saftige Steaks gemacht, Zubereitungstipps gegeben und das Ganze mit geschmackvollen Bildern garniert. Dachten wir, aber es gibt auch Menschen, die das Thema Fleischkonsum gar nicht so appetitlich und lecker finden und die uns in einer Mail ordentlich angegriffen haben: „Wer so plakativ Werbung für das Essen von Tieren macht, darf sich über die Auswüchse der Fleischindustrie, über Massentierhaltung, über Tierquälerei nicht wundern.“ I hm sei der Artikel über veganes Essen in dieser Ausgabe empfohlen..

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Foto: News5

INHALT

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VON CORNELIA STEGNER FOTOS: VAL THOERMER

EIN AUTOUNFALL, EIN STURZ VON DER LEITER, EIN BRAND, EINE HERZATTACKE. TAGTÄGLICH, STÜNDLICH, MINÜTLICH EREIGNEN SICH NOTFÄLLE, GERATEN MENSCHEN AN DIE GRENZE ZWISCHEN LEBEN UND TOD. DANN SIND HELFER GEFRAGT, SANITÄTER, NOTÄRZTE, FEUERWEHRLEUTE, DIE WISSEN, WAS ZU TUN IST. GUT AUSGEBILDET, EINSATZBEREIT. UND EIN SYSTEM, DAS FUNKTIONIERT, DESSEN RÄDCHEN INEINANDERGREIFEN, UND DAS SO SCHNELL UND SO GUT WIE MÖGLICH. SCHLIESSLICH GEHT ES DARUM, LEBEN ZU RETTEN. EIN BESUCH BEI MÄNNERN UND FRAUEN, DIE GENAU DAS TUN, TAG FÜR TAG. Piiiiieeeeeeep! Auf der Tonleiter von ganz unten nach ganz oben. Der langgezogene Ton des Defibrillators beim Laden, den die meisten Menschen wohl nur aus TV-Serien oder Filmen kennen, ist diesmal echt. Hier, in der Fahrzeughalle eines BRK-Rettungsdienstes, checken der Rettungsassistent und ein Notfallsanitäter-Azubi gerade ihren RTW. Der RTW, kurz für Rettungstransportwagen, ist ein Mercedes 906 mit 170 PS. „Eine kleine Intensivstation“, sagt Frank Eske, der gerade den Bestand an Notfallmedikamenten überprüft. Was am meisten verbraucht wird? „ Kreislaufmedikamente, Betablocker“, sagt Frank Eske. Herzinfarkte gehören zu den häufigeren Einsatzgründen. Zum Routinecheck der Fahrzeuge gehört aber auch, dass nachgesehen wird, ob der Teddy, eingepackt in Plastikfolie, an seinem Platz ist. Der Teddy hat von Haus aus einen verbunden Arm und ein Pflaster am Kopf. Den brauchen die Notärzte, Rettungsassistenten, Rettungssanitäter nicht nur für kleine Kinder. „Manchmal auch für 17- oder 18-jährige“, sagt Frank Eske, der den weichen Tröster bis zum nächsten Motorradunfälle haben jetzt Saison. Schwerstarbeit für Rettungskräfte. AUSGABE 7 / FRÜHJAHR 2015

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NOTFALL

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NACH SPÄTESTENS 12 MINUTEN MUSS EIN RETTUNGSWAGEN AM EINSATZORT SEIN

Notfall wieder im Schrank verstaut. Maximal 2 Minuten bleiben dem Team nach einem Alarm zum Ausrücken. 12 Minuten darf es dauern, bis ein Rettungswagen am Einsatzort ist - zumindest in 80-prozentiger Abdeckung des Versorgungsbereiches in Bayern. Wenn Journalisten auf einen Notfall (natürlich einen der harmloseren Sorte) hoffen, weil sie darüber schreiben wollen, tritt selbstverständlich keiner ein. Alles ist ruhig an diesem Wochentags-Nachmittag. In den Aufenthaltsraum scheint die Sonne. Er ist eingerichtet wie ein Wohnzimmer der neunziger Jahre. Orangefarbene Wände, schwarze Ledercouch, ein Fernseher. Von der Wand, über einem Porzellanengel, blickt das Porträt von Henri Dunant, Friedensnobelpreisträger und Begründer der Internationalen Rotkreuzbewegung. Die Ruhe täuscht. Neun Notarzteinsätze in den vergangenen 24 Stunden. „Atemnot, Herzinfarkt, Reanimation“, so der Leiter. Ob die Reanimation erfolgreich gewesen sei? „Leider nein“, und kommt im selben Atemzug auf den Erste-Hilfe-Kurs zu sprechen. „Da werden Basics vermittelt, die wirklich Leben retten können“. Die Zahl der Einsätze steigt. Dabei geht es nicht immer um Leben und Tod, ein Großteil der Einsätze kommt durch Krankentransporte oder Maßnahmen der Gebietsabsicherung zustande. „Die 112 wird heute früher angerufen, als es noch vor Jahren der Fall war“. Ob

In Bayern gibt es 14 Rettungshubschrauber

Ihre PR-Abteilung. Auf Abruf. Jederzeit.

das gut oder schlecht ist? „Beides! Sowohl der Herzinfarkt als auch Bagatellen werden schneller gemeldet“. Und auch hier wieder: Weil es für den Laien schwierig einzuschätzen ist, ob es sich um einen akuten Notfall mit Lebensgefahr handelt, oder eben nicht, sei ein Erste-Hilfe-Kurs nie falsch. Hier werde nämlich auch vermittelt, in welchen Fällen die „112“ gewählt werden muss. Die „112“ ist die europäische Notrufnummer, die in allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union rund um die Uhr von Menschen in Not angerufen werden kann, um sofortige Hilfe von der Feuerwehr, einem medizinischen Team oder

MIT DER 112 KANN MAN ÜBERALL IN DER EU LEBEN RETTEN 20

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SANITÄTER.NOTARZT.KLINIK.

Mobile Intensivstation: das Innere eines Rettungswagens AUSGABE 7 / FRÜHJAHR 2015

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NOTFALL

EIN TEDDY ZUM TRÖSTEN IST IMMER MIT AN BORD

Foto: Spotmatik

der Polizei zu erhalten. Die Nummer 112 ist sowohl vom Festnetzanschluss als auch vom Mobiltelefon aus erreichbar - und überall kostenlos. Wer die „112“ wählt, hat in der Regel einen Disponenten der Integrierten Leitstelle am anderen Ende der Leitung. Dort werden die Anrufe im Notfall entgegengenommen. Hier entscheidet sich, welche Feuerwehr bei einem Mülltonnenbrand alarmiert oder welche Fachklinik vom Eintreffen eines Unfallopfers benachrichtigt wird. Es ist die Zentrale, von wo aus alle Informationen in Sachen Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz zusammenlaufen oder weitergeleitet werden. Auch in der ILS scheint es gerade ziemlich ruhig. „Wir haben heute aber schon einen Wohnhausbrand gehabt“. 12 Stunden dauert eine Schicht in der Notruf-Leitstelle, drei davon im Bereitschaftsdienst. Bei richtig großen Unwettern sind alle sechs Einsatzleitplätze mit Disponenten besetzt. In Spitzenzeiten werde auch zusätzlich noch Personal bereitgestellt, das speziell dafür geschult sei, die Notrufe entgegenzunehmen, aus denen danach die Prioritäten für die Einsätze festgelegt werden. „Menschenrettung geht immer vor, aber nicht jeder Anruf bedeutet eine Notsituation“. Am Tag nach den Besuchen in der Integrierten Leitstelle und beim BRK-Rettungsdienst erwähnt der Rettungsdienstleister übrigens bei einem Telefonat: „Übrigens: zehn Minuten, nachdem Sie gegangen sind, hatten wir Notfall-Alarm.“ Natürlich!

Foto: Djols

Foto: Sfam foto

Notfallroutine in den Kliniken rettet Leben.

Unfallchirurgen

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Intensivstation

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SANITÄTER.NOTARZT.KLINIK.

IM NOTFALL RICHTIG VERHALTEN: DIE FÜNF „W“ Damit die Mitarbeiter der Integrierten Leitstelle schnell geeignete Einsatzkräfte alarmieren können, müssen die Anrufer wichtige Informationen durchgeben.

WO IST DAS EREIGNIS? Geben Sie den Ort des Ereignisses so genau wie möglich an (zum Beispiel Gemeindename oder Stadtteil, Straßenname, Hausnummer, Stockwerk, Besonderheiten wie Hinterhöfe, Straßentyp, Fahrtrichtung, Kilometerangaben an Straßen, Bahnlinien oder Flüssen)!

WER RUFT AN? Nennen Sie Ihren Namen, Ihren Standort und Ihre Telefonnummer für Rückfragen!

WAS IST GESCHEHEN? Beschreiben Sie knapp das Ereignis und das, was Sie konkret sehen. Beispielsweise Verkehrsunfall, Absturz, Brand, Explosion, Einsturz, eingeklemmte Person etc.

WIE VIELE BETROFFENE? Schätzen Sie die Zahl der betroffenen Personen, ihre Lage und die Verletzungen! Geben Sie bei Kindern auch das - gegebenenfalls geschätzte - Alter an!

WARTEN AUF RÜCKFRAGEN! Legen Sie nicht gleich auf, die Mitarbeiter der Integrierten Leitstelle benötigen von Ihnen vielleicht noch weitere Informationen! Wenn andere Personen Hilfe brauchen, leisten Sie Erste Hilfe, soweit Sie sich nicht selbst in Gefahr bringen. Helfen Sie den Einsatzkräften beim Auffinden des Ereignisortes - beides kann Leben retten. Rettungsleitstelle

LAUT DER BAYERISCHEN LANDESREGIERUNG WUSSTEN BEI EINER UMFRAGE DER EUROPÄISCHEN KOMMISSION NUR KNAPP ÜBER EIN VIERTEL (26 %) DER BEFRAGTEN EU-BÜRGER SPONTAN, DASS MAN ÜBER DIE NUMMER 112 AN JEDEM ORT IN DER EU DIE FEUERWEHR ODER DEN RETTUNGSDIENST ERREICHT.

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BAMBERG LEBT AUF Fotos von Martin Settele

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WOLFRAM HEGEN FOTOS: SEBASTIAN BUFF

NIEMAND KONNTE SICH VORSTELLEN, DASS ES BASKETBALL IN BAMBERG OHNE IHN GIBT: MANAGER WOLFGANG HEYDER. HEYDER RETTETE DAS TEAM VOR KONKURS UND ABSTIEG, HEYDER HOLTE DEN ERSTEN MEISTERTITEL UND DANN NOCH WEITERE VIER, UNTER IHM ENTSTAND DIE ARENA FÜR HEUTE 7000 ZUSCHAUER, ER MACHTE DIE BROSE BASKETS ZU EINER FÜHRENDEN MARKE. DOCH IM SYSTEM BROSE FIEL ER BALD IN UNGNADEN, WURDE IN DEN JUGENDBEREICH DEGRADIERT, KURZ DANACH AUSSORTIERT, HAT IM BASKETBALL KEINE ZUKUNFT MEHR. ALSO WECHSELTE ER IN DIE NACHBARSTADT COBURG. IN DIE ZWEITE LIGA. ZUM HANDBALL. WOLFRAM HEGEN HAT SICH ÜBER SEINEN NEUEN ZIELE UND DEN SCHMERZHAFTEN ABSCHIED AUS BAMBERG UNTERHALTEN.

ES GEHT IMMER UM BROT UND SPIELE 1

Wolfgang Heyder, Sie sind jetzt seit einigen Wochen der erste Mann beim HSC Coburg. Wie lautet Ihr erstes kleines Fazit?

Also prinzipiell haben die Verantwortlichen hier für ihren personellen Rahmen schon viel geleistet, das muss man ganz klar sagen. Mit zwei ehrenamtlichen Geschäftsführern, die beide voll im Beruf stehen, mit einem Hauptamtlichen in der Geschäftsstelle und einem hauptamtlichen Trainer sind sie schon ziemlich weit gekommen. Aber wenn wir den Anspruch haben, in die erste Liga aufzusteigen und das Ganze hier als Programm nach vorne zu bringen, dann wird es komplett in eine andere Richtung gehen müssen, das ist auch klar.

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Das klingt ein bisschen so, als kommt jetzt Wolfgang Heyder vom Basketball, den er entscheidend mit geprägt hat, und nimmt sich jetzt den deutschen Handball vor?

Nein, ich bin da nicht arrogant, aber das ist schon auffällig, dass es da Unterschiede gibt. Und für mich ist es einfach wichtig, nachdem ich das jetzt gemerkt habe, dass ich erfolgreiche Elemente aus dem Basketball hier auch umsetze. Ich weiß auch, weil ich ja ein ziemlich ungeduldiger Mensch bin, dass ich jetzt nicht alle überfordern darf, sondern ich muss natürlich ein gewisses Tempo einhalten.

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Sie kommen ja in Ihrem Engagement sehr stark über die Emotionalität. Klappt das in der neuen Sportart jetzt schon?

Nein, ich muss da wirklich noch viel lernen. Viele Themen wie Team und Motivation und Einstellung sind zwar sehr leicht umsetzbar. Das ist ja in jeder Mannschaftssportart ziemlich ähnlich. Aber die technische Ausführung des Handballs, wie Handball funktioniert, das ist schon noch einmal ein ganz anderes Thema.

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Basketball in Bamberg war ja ein Produkt, eine Marke. Kann man so ein Erfolgsmodell auf einenan deren Sport, auf einen anderen Standort übertragen?

Ja. Ich würde das in vier Punkte gliedern. Das eine Thema ist der Sport. Ich denke, es gehört dazu, dass man in zwei Jahren den Aufstieg schafft. Das kann man auch nicht wegdiskutieren. In diesem Zusammenhang ist mir ein gutes funktionierendes Jugendkonzept zentral wichtig. Das wurde hier ganz stark ehrenamtlich geleistet, das muss man professionalisieren. Wir brauchen Manpower und wir müssen auch gewisse Prozesse komplett verändern. Die Jugendlichen trainieren zwei bis drei Mal die Woche. Wir müssen es hinkriegen, dass die Toptalente früher zum Handball kommen und dann mit einer viel höheren Intensität trainieren.

Das heißt, Sie haben Ihre Entscheidung noch nicht bereut?

Es ist sehr viel Arbeit hier, das war mir klar, und es ist noch mehr, als ist gehofft habe. Im Basketball habe ich halt Bescheid gewusst in der höchsten deutsche Spielklasse, habe die Trainerlizenz, habe lange als Trainer gearbeitet, konnte auf dieser Basis hundertprozentige Entscheidungen treffen. Hier ist es so, dass ich mich ganz intensiv in das Handballthema einarbeiten muss. Ich war viel unterwegs auch bei anderen Bundesligisten, habe mit Trainern gesprochen, mit Managern. Also diese Phase, mich in das Handballthema richtig einzuarbeiten, die ist schon sehr intensiv. Und was man auch sagen muss: Der Handball hinkt dem Basketball hinterher. Was den Event betrifft, was die Show betrifft, was den Hallenauftritt betrifft, die VIP-Räume, auch zum Teil den Jugendbereich. Diese Dinge wollen wir natürlich von Anfang an besser machen.

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DER HANDBALL HINKT DEM BASKETBALL HINTERHER AUSGABE 7 / FRÜHJAHR 2015


LEBEN VON INHALT DER SUBSTANZ

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INTERVIEW WOLFGANG HEYDER

IN COBURG STADT UND LAND GIBT ES VIEL MEHR HANDBALLVEREINE ALS ES BASKETBALLVEREINE IM BAMBERGER UMLAND GIBT

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Braucht man dazu nicht auch die anderen Vereine in der Region? Im Basketball gab es auch intensive Kooperationen?

Ja, das ist der zweite Punkt, den wir in Bamberg sehr gut gemacht haben: das Thema community. Also es war mir wichtig, alle Vereine mit einzubinden, es war nie Brose Baskets gegen den Rest der Welt, sondern wir haben viele Vereine eingebunden in das Konzept. Das schwebt mir hier auch vor. Es ist momentan so, dass der HSC hier zwar das ganze Thema Handball nach vorne führt, aber sich relativ wenig für die ganzen anderen Vereine interessiert. Für mich ist es aber wichtig, dass wir die alle mit ins Boot holen. Wenn wir Handball zur Marke machen wollen, dann müssen wir alle Vereine mitnehmen, das ist für mich ein zentraler Punkt. Und wir brauchen natürlich auch ein breites Sponsorennetzwerk. Für mich war in Bamberg der Businessclub zentral, wir hatten 600 bis 700 Mitglieder, an dem Thema werde ich auch hier arbeiten. Wir wollen den Unternehmen hier eine Plattform schaffen - neben dem Sport - die ihnen einen Mehrwert bietet. Und es ist mir auch sehr wichtig, dass die Halle ausverkauft ist. Auch dazu brauchen wir diese breite Community. Und der vierte Punkt ist dann natürlich: Der HSC muss zu einer dominierenden Marke werden. Das ist für mich ein ganz zentraler Punkt. Eine Marke wie die Brose Baskets, auch national, das geht natürlich nur mit dem Aufstieg, aber das Thema Markenbildung liegt mir sehr am Herzen.

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Trotzdem war in Bamberg die Situation ja anders, als sie dort angefangen haben: Sie konnten den Verein aufbauen, der zwar in der ersten Liga gespielt hat, aber in einer schwierigen Situation war. Jetzt haben Sie sich als Sportmanager einen Namen gemacht, die Erwartungen an Sie sind höher, der Druck ist ein ganz anderer, wie gehen Sie damit um?

Ich muss mir ja nichts beweisen. Ich habe aber natürlich meine Strategie und meine Vorstellungen und will alle hier mitnehmen. Wobei man eines nicht vergessen darf: In Bamberg war der Verein damals kurz vor der Insolvenz, wir haben dann zwei Jahre massiv um den Klassenerhalt gespielt in der 1. Liga. Hier in Coburg muss es erstmal geschafft werden, in die 1. Liga aufzusteigen. Aber Coburg ist eine Handballstadt. Ähnlich wie Bamberg eine Basketballtradition hat, ist es hier mit dem Handball. Das darf man nicht unterschätzen, in Coburg Stadt und Land, in Südthüringen, in Lichtenfels gibt es viel mehr Handballvereine als es Basketballvereine im Bamberger Umland gibt. Also insofern ist da eine gute Basis da, die muss man jetzt aktivieren, man muss die Menschen gewinnen, damit sie sich hinter das Thema stellen.

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Was sind denn dann die Ziele bei so einer Basis: 1. Liga und auch dann dort mal oben mitspielen? Also das ist viel zu weit weg. Das wird erst einmal ein harter Weg, aufzusteigen und außerdem die notwendigen Strukturen zu schaffen. Also erst einmal haben wir viel Arbeit und dann reden wir über die nächsten Ziele.

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INTERVIEW WOLFGANG HEYDER

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Der Standort Coburg hat für Sie ja eine spezielle Note, es ist der Unternehmenssitz von Brose, dem Hauptsponsor der Brose Baskets Bamberg. Und in Bamberg sind Sie ja nicht gerade im Frieden auseinanderge - gangen. Spielt das irgendeine Rolle?

Das spielt für mich keine Rolle. Es ist so, dass ich schon sehr sehr enttäuscht bin, wie mit mir umgegangen wurde, ohne Grund und Sinn. Und auch, wie das jetzt gehandhabt wird. Aber damit lebe ich. Ich habe eine neue Aufgabe, die aber nichts, aber auch wirklich gar nichts damit zu tun hat, dass das hier Coburg ist und dass da der Brose-Chef Michael Stoschek lebt. Für mich war es einfach so, ich hatte drei bis vier Angebote vom Basketball, die alle nicht funktioniert haben, die alle nicht gepasst haben. Auch das Angebot vom Deutschen Basketball Bund war nicht in dem Sinne, wie ich es mir vorgestellt habe, wie ich es auch für notwendig erachtet hätte für den deutschen Basketball. Und die Coburger haben sich außerdem massiv um mich bemüht und mir auch eine Perspektive aufgezeigt. Das war für mich schließlich von der Perspektive her die interessanteste Aufgabe und deswegen habe ich mich dafür entschieden. Das hat mit Brose gar nichts zu tun.

„Muss da wirklich noch viel lernen“: Heyder bei einem Heimspiel

ICH HABE EINE NEUE AUFGABE, DIE ABER NICHTS, ABER AUCH WIRKLICH GAR NICHTS DAMIT ZU TUN HAT, DASS DAS HIER COBURG IST UND DA MICHAEL STOSCHEK LEBT AUSGABE 7 / FRÜHJAHR 2015

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INTERVIEW WOLFGANG HEYDER

WENN DU SO GEGANGEN WIRST, DANN KANNST DU NICHT GLÜCKLICH SEIN, DAS WIRD DER SACHE NICHT GERECHT 10

Wie schmerzhaft war der Abschied aus Bam berg nach so vielen Jahren, vor allem die Art und Weise? Am Ende ist es so, wenn Du 16 Jahre lang so ein Thema von Null auf das Niveau aufbaust, und das auch extrem erfolgreich in allen Bereichen, und dann so gegangen wirst, dann kannst Du nicht glücklich sein, das wird der Sache nicht gerecht. Nur kann ich es nicht ändern und es betrifft am Ende auch nur mich, und damit gehe ich jetzt gut um und schaue nach vorne. Für mich ist das Thema vorbei. Mich zieht es auch nicht zu den Spielen der Brose Baskets.

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Wie ist das Verhältnis zu früheren Mitarbeitern, Sponsoren, Partnern bei den Brose Baskets heute?

Ja, ich bin schon enttäuscht von dem einen oder anderen Mitarbeiter, den ich geholt habe, den ich immer gut behandelt habe, den ich auch gefördert habe und der dann auch komplett umschwenkt. Da gibt es schon Enttäuschungen, gar keine Frage, aber damit muss man leben, am Ende betrifft es wie gesagt nur mich. Und außerdem ist es auch so, dass viele Sponsoren, viele Mitarbeiter, viele Weggefährten auch sehr positiv mit mir umgehen, nach wie vor.

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Gibt es die Bamberger Basketballfamilie 12 noch? Es ist ja so, dass vieles oder fast alles, was ich installiert habe, weitergeführt wird. Trotzdem aber wird am Ende der Erfolg entscheidend sein. Es geht immer um Brot und Spiele. Also wenn in Bamberg weiter erfolgreich Basketball gespielt wird, sind viele mit im Boot, die schon immer mit im Boot waren, das ist auch normal, das ist auch nicht verwerflich.

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Brose als globales Unternehmen braucht internationale Präsenz, und mit der Euroleague und den Brose Baskets hat es ja nicht so richtig funktioniert. Das war sicher nicht befriedigend für den

Hauptsponsor. Also musste mehr investiert werden.

Die Frage ist doch, warum haben wir es nicht vorher gemacht. Wir hätten auch Chris Fleming drei Millionen Euro mehr geben können, weil grundsätzlich habe ich dafür natürlich Verständnis. Wenn man solche Ziele erreichen will, muss man auch entsprechend investieren, das ist keine Frage. Und wir haben halt momentan leider noch nicht

die Vermarktungssituation im Basketball - das gilt im Übrigen auch für Handball - die es erlaubt, im nationalen Bereich die notwendigen Partner zu finden, um Budgets zu bekommen, damit man in Europa richtig mitspielen kann.

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Wird es Sponsoren der Brose Baskets geben, die sagen, ich könnte mir auch Handball in Coburg vorstellen?

Also es ist so, dass Sponsoren schon rausgegangen sind bei den Brose Baskets. Ich kann mir natürlich vorstellen, dass der eine oder andere nach Coburg gehen wird. Aber das ist ja kein Entweder-Oder. Es kann auch gut sein, dass der eine oder andere sagt, ich will in Bamberg investieren, ich will in Coburg

investieren. Das wird auch passieren. Wobei man sagen muss, wir sind momentan zweite Liga. Das ist noch einmal ein gewaltiger Unterschied zu einer deutschen Spitzenmannschaft, die europäisch mitspielt. Also insofern muss man da auch differenzieren.

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INTERVIEW WOLFGANG HEYDER

ES GEHT IMMER UM BROT UND SPIELE 14

Wenn Sie sich jetzt so in Coburg für den Handball engagieren wie 16 Jahre lang für den Basketball in Bamberg, haben Sie nicht irgendwo die Befürchtung, es könnte Ihnen hier auch einmal so gehen, wenn die Anfangseuphorie verflogen ist und Ziele nicht erreicht werden?

Also ich bin ein durch und durch positiver Mensch. Ich habe mich auch nicht verkrochen, sondern bin meinen Weg weitergegangen, auch in anderen Bereichen. Also insofern bin ich auch jetzt positiv. Wohlwissend, dass das auch wieder eine Enttäuschung geben kann. Aber das ist wie im Leben, ein Auf und Ab, manchmal muss man auch unten sein, um dann wieder nach oben zu kommen. Ich bin positiv, ich will das hier positiv gestalten,

ich will mit den Menschen hier zusammenarbeiten. Was am Ende rauskommt, kann ich heute noch nicht abschätzen, das ist für mich trotzdem großes Neuland. 16

Und ist Arbeitstag hat immer noch 18 Stunden?

Ja, der hat immer noch 18 Stunden.

DER ARBEITSTAG HAT IMMER NOCH 18 STUNDEN AUSGABE 7 / FRÜHJAHR 2015

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EIN SPIEL DER BROSE BASKETS IST MEHR ALS NUR EIN KAMPF UM KÖRBE, PUNKTE, SIEGE UND TITEL. ES IST EIN EVENT, EINE SHOW, EIN EREIGNIS. DAMIT DIE 6800 ZUSCHAUER EINEN TOLLEN SAMSTAGABEND HABEN, BEGINNT DAS ORGA-TEAM SCHON TAGE VORHER MIT DEN ARBEITEN HINTER DEN KULISSEN UND IST AN JEDEM SPIELTAG SCHON AM MORGEN IM EINSATZ. STICHWORTE UND ABLAUF EINER SPIELTAG-VORBEREITUNG AM BEISPIELS EINES PLAYOFF-SPIELES SAMSTAG 17 Uhr.

SECHS TAGE FÜR DEN GROSSEN MOMENT. MONTAG

FREITAG VOR DEM SPIEL

• Verantwortlicher: Marius Kröger, Spieltags- und Eventorganisation, im dritten Jahr bei den Brose Baskets, zuständig für Vorbereitung und Durchführung aller Eventmaßnamen im Inneren der Halle.

• Vorbereitung Spieltag, Aufbau in der Halle, bei

• Team: Zwei Praktikanten, zwei Aufbauhelfer, 20 Ordner, 25mal Security, Ticketing, Merchandising, VIP-Betreuung, Marketing • Nachbereitung des Spieltags in einer Feedback Runde. Dazu Treffen von zehn Leuten: Vertreter von Ticketing, Merchandising, VIP-Betreuung, Praktikanten Event, Marketingleitung, Marketingassistenz, Spieltags- und Eventorganisator

MITTWOCH UND DONNERSTAG • Planung, Organisation und Koordination von Bandenwerbung, Werbung Videowürfel, Sponsorenaktionen, Gewinnspielen, Trainingszeiten, TVTeam, Rahmenprogramm, Entwickeln und Planen von Eventideen.

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Spielen mit Sicherheitsrisiko (v.a. Euroleague) Sicherheitskonferenz mit Ordnungsamt, Polizei, Feuerwehr.

SAMSTAG • 5 Uhr: Absperren der Parkplätze. • 9 Uhr: Begrüßung Gäste, Feedback Anreise und Unterkunft, Schlüsselübergabe und Prüfung Kabinen • 9 bis 10 Uhr: Training Gastmannschaft • 10-11 Uhr: Training Brose Baskets • 11 Uhr: Aufbau TV-Team • 11 bis 15 Uhr: Kontrollpunkte ablaufen in der Halle, Aufbau der statischen Banden durch die Helfer, Vorbereitung der Gewinnspiele, Verteilung der Klatschpappen, Verteilung der Arbeitsbänder, Soundcheck Halle, Kontrollgang Fluchtwege, Vorbereitung Trikots Einlaufkids Fortsetzung auf Seite 40

Fotos: Sebastian Buff

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Fortsetzung von Seite 38

• 12 bis 15 Uhr: Training Danceteam, Koordination des Trainings mit Hallenverantwortlichen und TV-Team. • 15:00 Uhr: Ankunft Ordner, Eintreffen der Mannschaften • 15:15 Uhr: Ankunft und Aufbau Kampfgericht, Scouting • 15:30 Uhr: Hallenöffnung, Öffnung Foyer und VIP-Bereich, Ankunft Schiedsrichter, Warm-Up der Teams • 15:45 Uhr: Eintreffen Kommentatoren, Übergabe Ablaufplan an Gastverein und Kommissar • 15:45 Uhr: Treffen interne Führungsgruppe - Verantwortliche der Ordner, Security, Hallenbetreiber, Brose Baskets, Feuerwehr: Letzte Absprache, Klärung von Besonderheiten am jeweiligen Spieltag • 16:00 Uhr: Briefing Moderator und DJ, Halleneinlass Zuschauer, Ankunft Einlaufkids, Start Videowerbung • 16:29 Uhr: Einlaufen Gastverein • 16:30 Uhr: Einlaufen Brose Baskets, Eintreffen Maskottchen • 16:48 Uhr: Einlaufkids, Wischer und Danceteam bereit • 16:50 Uhr: Vorstellung von Schiedsrichter und Kommissar, Gastmannschaft, Brose Baskets, Aufwärmphase, Präsentation der Starting Fives • 17:00 Uhr: Spielbeginn

Hinter den Kulissen arbeiten insgesamt inklusive Catering, Ordner, Security, Praktikanten, Ticketing und Pressebetreuung vor und während eines Spieles 120 Personen. 40

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Im letzten BAMBERGER veröffentlichten wir die – unserer Meinung nach –prominentesten Bamberger, die in Bamberg geboren worden sind und es im Laufe ihres Lebens über die Region hinaus zu Bekanntheit, manchmal auch Berühmtheit geschafft haben. Nun leben und lebten ja aber in Bamberg nicht nur gebürtige Einheimische. Als Bamberger darf sich ja auch zählen, wer in der Domstadt gemeldet ist, eine gewisse Zeit lebt und seine Spuren hinterlässt, ein paar Jahre seines schöpferischen Lebens hier verbracht hat, ohne hier geboren zu sein. Für den zweiten Teil unserer Serie haben wir uns also auf die Suche gemacht nach „Neubambergern“, die über ihre neue Heimat hinaus auf sich aufmerksam gemacht haben - und auch dieses Mal ohne Anspruch auf der Weisheit letzter Schluss und ohne Reihenfolge.

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CLAUS PHILIPP MARIA SCHENK GRAF VON STAUFFENBERG geb. 15. Nov 1907 in Jettingen, gest. 21. Jul 1994 Berlin. Stauffenberg war eine der bedeutendsten Personen des militärischen Widerstandes gegen das NSRegime. Der ranghohe Offizier war zunächst jahrelang überzeugter Patriot und Nationalist, kehrte dem Regime aber dann wegen des verbrecherischen Vorgehens und der militärischen Aussichtslosigkeit den Rücken und fungierte schließlich als Hauptfigur des misslungen Attentats auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944. Hitler überlebte den Bombenanschlag, der Staatsstreich scheiterte, Stauffenberg wurde am 21. Juli 1944 kurz nach Mitternacht gemeinsam mit anderen Attentätern standrechtlich erschossen. Sein Bezug zu Bamberg geht auf das Jahr 1926 zurück. Damals begann er seinen Militärdienst beim Reiterregiment 17 in Bamberg und blieb der Stadt bis zu seinem Tod verbunden. So heiratete er 1933 in der Domstadt Nina Freiin von Lerchenfeld, mit der er fünf Kinder

hatte und die erst 2006 in Kirchlauter bei Bamberg verstarb. So wohnte er in der Schützenstraße 20 im Hainviertel, noch heute ist sein Haus als Stauffenberg-Villa bekannt. So wurde auch die Sterbeurkunde für Stauffenberg im November 1951 in Bamberg ausgestellt. Gedenktafeln im Rathaus und im Dom und drei nach ihm benannte Bamberger Schulen erinnern unter anderem bis heute an den Widerstandskämpfer.

Bildquelle: Bundesarchiv

BAMBERGER NICHT IN BAMBERG GEBOREN

Bildquelle: Bundesarchiv

DIE FÜNF BEKANNTESTEN

WILHELM EMIL MESSERSCHMITT geb. 26. Juni 1898 in Frankfurt am Main, gest. 15. Sep 1978 in München. Willy Messerschmitt, Pionier der Luftfahrt, erfolgreicher Unternehmer, Flugkonstrukteur – und ab seinem achten Lebensjahr Bamberger. Der Weg schien vorgezeichnet: Schon als kleiner Junge baute Willy Flugzeugmodelle, lernte bald den Segelflugenthusiasten Friedrich Harth kennen, studierte Ingenieurwissenschaften und gründete in Bamberg bald die Messerschmitt Flugzeugbau GmbH, die einige Jahre später nach Augsburg umzog. Das Unternehmen, seine Rechtsnachfolger und Tochtergesellschaften entwickelten und bauten Verkehrs-, Sport- und später auch Kampf- und Jagdflugzeuge. Messerschmitt erhielt während der NS-Zeit zahlreiche Ehrungen, sein Betrieb wurde zum nationalsozialistischen Musterbetrieb gekürt. Nach dem

Krieg wurde er als Mitläufer eingestuft, durfte aber zunächst keine Flugzeuge mehr bauen, sein bekanntestes Produkt war der legendäre Messerschmitt Kabinenroller. Später ging das Unternehmen in die Messerschmitt-Bölkow-Blohm-Gruppe auf, kurz MBB. Immer an seiner Seite war all die Jahrzehnte die finanzstarke „Baronin“ Lilly Stromeyer aus der Bamberger Tabakindustrie, die ihren Mann oft vor dem finanziellen Kollaps bewahrte. Ihr Tod 1972 war für Willy ein schwerer Schlag. Er starb sechs Jahre später und ist in Bamberg neben seiner Frau beerdigt.

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Bildquelle: University of Adelaide

Bildquelle: Sigismund von Dobschütz

Bildquelle: Mainfränkisches Museum Würzburg

DIE PROMINENTESTEN BAMBERGER

BALTHASAR NEUMANN

E.T.A. HOFFMANN

geb. 13. Dez 1937 in Schweinfurt. Das Sams machte ihn als Kinderautor in Deutschland bekannt, spätestens seit den Verfilmungen der Geschichten über das freche Fabelwesen mit den Titeln Das Sams, Sams in Gefahr sowie Sams im Glück in Bamberg. Dabei musste er viele Hindernisse überwinden, um Schriftsteller werden zu können. Denn während hin sein Großvater in seiner Leidenschaft unterstützte, hielt der aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrte Vater gar nichts von der Schriftstellerei. Doch Paul Maar ließ sich nicht beirren, war Autor für die Schülerzeitung am Gymnasium, und als junger Vater von drei Kindern entstand in ihm das Bedürfnis, das in der eigenen Kindheit vermisste nachzuholen und für Kinder zu schreiben. 1968 erschien sein erstes Buch „Der tätowierte Hund“, der Beginn einer großen Karriere als Kinderbuchautor. 1973 dann sein erster Sams-Band, 2011 der letzte. Daneben

geb. 27. Jan 1687 in Eger, gest. 19. Aug 1753 in Würzburg. Johann Balthasar Neumann war einer der bedeutendsten Baumeister des Barock und des Rokoko in Süddeutschland. Er schuf rund 100 bedeutende Brücken, Kirchen, Klöster, Schlösser, Wohn- und Geschäftshäuser. Zu seinen bekanntesten Werken zählt die Würzburger Residenz, der 1981 von der UNESCO weltweite Bedeutsamkeit zugesprochen wurde. Die Residenz darf aufgrund der Entscheidung den Titel Welterbe führen. Auch die Basilika Vierzehnheiligen im Landkreis Lichtenfels gehört zu seinen herausragenden Werken, auch wenn sie nicht von ihm fertiggestellt werden konnte. Den überwiegenden Großteil seines Lebens verbrachte er in Würzburg, wo auch sein Architekturbüro war. Ab 1714 war er als

geb. 24. Jan 1776 in Königsberg, gest. 25. Juni 1822 in Berlin. Als E.T.A. Hoffman ist er bekannt geworden, eigentlich heißt er aber Ernst Theodor Amadeus Hoffmann, wobei er den Beinamen Amadeus erst sehr viel später annahm aus Bewunderung für Mozart. Hoffmann wurde vor allem einer der bedeutendsten Schriftsteller der Romantik bekannt, darüber hinaus aber war er ein wahrhaftes Multitalent: Schriftsteller, Zeichner, Komponist, Kritiker, Karikaturist, Jurist, Kapellmeister. Als solcher nämlich kam er nämlich 1808 in die Domstadt ans Theater, entschlossen, Künstler zu werden. Doch seine musikalische Premiere in Bamberg ging gründlich daneben. Die Pannen bei seiner Opernaufführung waren die Folge von Intrigen, so wurde Hoffmann seinen Job schon nach kurzer Zeit wieder los. Er wendete sich der Schreiberei zu, kehrte zwei Jahre später auch noch einmal an das Bamberger Theater zurück

Bildquelle: Immanuel Giel

PAUL MAAR

viele andere Geschichte und Bücher wie Onkel Florians fliegender Flohmarkt, Lippels Traum, Kartoffelkäferzeiten, In einem tiefen dunklen Wald, Herr Bello und das blaue Wunder, für die er zahlreiche Literaturpreise gewann und die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden. So ganz nebenbei gilt er auch noch als der meistgespielte lebende Theaterautor in deutscher Sprache. Paul Maar lebt mit seiner Frau Nele in Bamberg.

Ingenieur in Diensten des Würzburger Hochstifts. Auf seinen Feldzügen mit den fränkischen Truppen und vielen Reisen lernte er Baumeister und ihre Werke in ganz Europa kennen. 1729 dann wurde er Baudirektor von Bamberg. Neumann aber war nicht nur ein hervorragender Baumeister, er errang auch höchste militärische Ehren und war erfolgreicher Unternehmer. Er starb als Oberst der Artillerie und fürstbischöflicher Oberbaudirektor und wurde in der Marienkapelle in Würzburg beigesetzt.

als Direktionsgehilfe, Dramaturg und Dekoraktionsmaler, verließ dann die Domstadt aber, nachdem er sich unglücklich in eine junge Gesangsschülerin verliebte. Sein schriftstellerischer Durchbruch gelang ihm erst nach seiner Bamberger Zeit. Hoffmann wurde zum gefragten Autor von Taschenbuch- und Almanach-Nacherzählungen. Und auch musikalisch lief es besser: Seine Oper Undine wurde 1816 im Nationaltheater in Berlin uraufgeführt. Textquelle: Wikipedia

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ZUSCHAUEN.HÖREN.

THEATER & MUSIK. DEMNÄCHST. E.T.A. HOFFMANN THEATER FILMERFOLG AUF DER BÜHNE

WIE IM HIMMEL

Schauspiel nach Kay Pollak

DARUM GEHT ES

Auf dem Höhepunkt seiner Karriere wirft ein Herzinfarkt den Stardirigenten Daniel Daréus aus der Bahn. Daraufhin lässt er die weltgrößten Konzertbühnen hinter sich und zieht sich in die Abgeschiedenheit eines Dorfes zurück. Zunächst widerstrebend, dann mit zunehmender Begeisterung übernimmt er die Leitung des Kirchenchors. Für die Mitglieder beginnt damit etwas völlig Neues. Sie entdecken, dass Singen nicht nur mit Stimme und Atem, sondern mit Herz, Leib und Seele zu tun hat. Und dass Dissonanzen im eigenen Leben einen klaren Klang verhindern. Schwelende Konflikte werden erstmals thematisiert: Scheinheiligkeit, Gewalt in der Ehe, Demütigungen seit Kindertagen. Das aber passt in dem scheinbar idyllischen ländlichen Umfeld nicht jedem – Daniel stößt auf Ablehnung, Misstrauen, sogar Gewalt. Um an einem internationalen Chor-Wettbewerb teilnehmen zu können, müssen sich die Chor-Mitglieder ihren Konflikten stellen. Und Daniel sich den seinen: Ein Mann, der tausend Frauen hatte, aber noch nie sagen konnte „Ich liebe dich“. Der Film „Wie im Himmel“ des Regisseurs Kay Pollack war übrigens 2005 für den Oscar nominiert.

WER WAR ES?

„Wie im Himmel“ ist von Heidemarie Gohde inszeniert worden, die Chorleitung hat Ingrid Kaspar und für die Ausstattung sorgt Jens Hübner.

WER IST DABEI?

Verena Ehrmann, Iris Hochberger, Aline Joers, Nadine Panjas, Ulrike Schlegel, Karin M. Schneider, Elena Weber, Ulrich Bosch, Florian S. Federl, Gerald Leiß, Eckhart Neuberg, Volker J. Ringe, Matthias Tuzar, Florian Walter, Agata Kubiak, Tatjana Scheibner. Außerdem die beiden Bamberger Chöre Kantorei St. Stephan und der musica-viva-chor.

WANN?

Im Juni gibt es noch vom 12. bis zum 15. Juni und vom 18. bis zum 21. Juni Vorstellungen. Beginn ist jeweils wochentags um 20 Uhr und am Wochenende um 19:30 Uhr. Am 21.Juni beginnt der Abend bereits um 19 Uhr (Junges Abo).

VOM AUSBRECHEN

TSCHICK

Schauspiel nach Wolfgang Herrndorf

DARUM GEHT ES

Der erste Tag der Sommerferien. Alle sind auf der Party von Tatjana. Das schönste Mädchen der Welt, findet Maik, der aber leider als einziger nicht eingeladen ist - mal abgesehen von Tschick, aber der ist neu in der Klasse und auch sonst irgendwie unheimlich. Und plötzlich steht er vor Maiks Tür, mit einem „geliehenen“ Auto, und lädt Maik zu einem

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Trip in die Freiheit ein… So beginnt eine abenteuerliche Reise, einfach geradeaus, querfeldein, ohne Ziel, denn „Landkarten sind für Muschis“. Ihre Offroad-Odyssee führt Maik und Tschick durch unglaubliche Landschaften, zu allerhand Erkenntnissen über das Leben und immer wieder zu seltsam-verrückten, aber auf ihre Weise hilfsbereiten und liebenswerten Menschen – und schließlich zu Isa, die so ziemlich das exakte Gegenteil von Tatjana ist. Was Maik aber gar nicht so übel findet… Die Geschichte von Maik und Tschick handelt vom Ausbrechen, von unerwarteten Freundschaften und von einer Reise. Sie ist durchtränkt von dem Gefühl von Freiheit und Abenteuer – und gleichzeitig voller Wehmut, weil der Sommer nicht ewig andauern kann.

WER WAR ES?

Für die Inszenierung ist Frank Behnke verantwortlich, für die Ausstattung Markus Pysall.

WER IST DABEI?

Sybille Kreß, Felix Pielmeier, Bernhard Georg Rusch

WANN?

Im Juni finden die letzten Vorstellungen von Tschick statt, und zwar vom 11. bis zum 14. Juni täglich um 20:00 Uhr im Studio.

IN RUSSISCHER SPRACHE

SCHULD UND SÜHNE

nach dem Roman von Fëdor Dostoevskij

DARUM GEHT ES

Nach einem Jahr Vorbereitungszeit bringt die Theatergruppe der Slavistik der Universität Bamberg den Roman eines der berühmtesten russischen Literaten, Fëdor Dostoevskij, auf die Bühne des E.T.A.-Hoffmann-Theaters in Bamberg. Was gewinnt in der Welt? Selbstsucht, Grausamkeit, Gier nach Reichtum und Macht? Oder Güte, Mitgefühl, Reue? Was ist schwieriger: ein Verbrechen zu begehen oder seine eigene Schwäche zu bekennen? In seinem Roman „Schuld und Sühne“ gibt Dostoevskij klare Antworten auf diese und viele andere wichtige Fragen. Im Mittelpunkt der Handlung des Romans steht ein Mord. Der arme Student Roman Raskolnikov begeht ein Verbrechen, auf das zwangsläufig Gewissensbisse folgen: Seine Seele, durch die Sünde des Mordes belastet, wird zwischen Glaube und Unglaube, Hoffnung und Verzweiflung hinund hergerissen. Er versucht zu verstehen, ob er der Tat würdig ist und ob er das Recht hat, über das Leben anderer zu urteilen. Die Ermittlungen des Detektivs Porfirij Petrovič und die Liebe zu Sonja Marmeladova treiben diese innere Zerrissenheit auf ihren Höhepunkt, so dass er eine Entscheidung treffen muss… Das philosophischsoziale Drama in Verbindung mit einem spannenden Kriminalroman wird keinen gleichgültig lassen.

WER WAR ES UND WER IST DABEI?

ArtEast, die studentische Theatergruppe der Slavistik der Otto-Friedrich-Universität Bamberg.

WANN?

Es gibt insgesamt drei Vorstellungen: Am 18., 19. und 20. Juni jeweils um 20:00 Uhr im Treff. An der Abendkasse gibt es keine Tickets, Karten nur im Vorverkauf am Lehrstuhl für

slavische Literaturwissenschaft der Universität Bamberg oder in der Buchhandlung Collibri in der Austraße 12.

KAMPF FÜR DIE GERECHTIGKEIT

ROBYN HOD

Freilicht-Fassung von Rainer Lewandowski

DARUM GEHT ES

Zu einer Zeit, in der Fehde, Hunger und Seuchen Epoche machten, fand sich eine Gruppe tapferer und fröhlicher Menschen im Sherwood Forest zusammen, um dem geldgierigen Sheriff Osbert de Lacy Widerstand zu leisten. Robyn Hod, der Anführer der Merry Men und Merry Women, schafft es dank seiner Kampfkunst immer wieder, dem Sheriff die eingezogenen Gelder zu entreißen, um sie an die Armen weiterzugeben. Durch diese Niederlagen tief gekränkt, schmiedet Osbert de Lacy einen teuflischen Plan. Er engagiert den Kopfgeldjäger Guy of Gisborne, der sich in die Bande einschleicht, und will damit den König der Diebe in eine Falle locken. Währenddessen beschäftigt sich das Lager der Gesetzlosen mit einer ganz anderen Angelegenheit: Das alljährliche Maifest steht bevor. Zu den Vorbereitungen zählt dieses Jahr auch die Wahl der neuen Maikönigin. Eine Entscheidungsfindung, die das Lager in Zwiespalt bringt. Bevor es jedoch zur endgültigen Abstimmung kommt, fordert ein Hilferuf die ganze Aufmerksamkeit der Bande. Maid Marian gerät in die Fänge des Sheriffs. Robyns Achillesferse ist getroffen und trotz aller Geschicklichkeit kommt es bei der Rettung zu unerwarteten Geschehnissen.

WER WAR ES?

Die Inszenierung liegt bei Georg Mittendrein, für die Ausstattung sorgt Jens Hübner und für die Kampfchoreografie zeichnen Tamás von Mandy und Peter Kolloch verantwortlich.

WER IST DABEI?

Verena Ehrmann, Iris Hochberger, Sybille Kreß, Nadine Panjas, Ulrike Schlegel, Karin M. Schneider, Elena Weber, Ulrich Bosch, Florian S. Federl, Gerald Leiß, Eckhart Neuberg, Felix Pielmeier, Volker J. Ringe, Bernhard Georg Rusch, Matthias Tuzar, Florian Walter, Stefan Dzierzawa.

WANN?

Die Premiere findet am 4. Juli um 20:30 Uhr in der Alten Hofhaltung statt. Weitere Vorstellungen sind am 5., am 14., vom 16. bis 19. Juli, und vom 21. bis zum 25. Juli.

SOMMEROPER 2015

DIE ZAUBERFLÖTE

Von Wolfgang Amadeus Mozart

DARUM GEHT ES

Die Zauberflöte, Mozarts letzte Oper, uraufgeführt im Todesjahr 1791, ist ein eigentümliches Werk. Hervorgegangen aus der Zusammenarbeit mit dem Theatermann Schikaneder und als Spektakelstück für dessen Theatermaschinerie konzipiert, versammelt das Libretto Einflüsse aus Märchenwelten, Wiener

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Kasperliaden, altägyptischer Mythologie und aufklärerischem Gedankengut. Der junge Prinz Tamino, sein Begleiter Papageno und die Prinzessin Pamina werden auf ihrer Suche nach der Liebe hin und her gerissen zwischen den Machtsphären der Königin der Nacht und des Sonnenpriesters Sarastro. Sie setzen sich Gefahren aus und haben schwierige Prüfungen zu bestehen, aber die Zauberkraft der Musik beschützt sie.

WER WAR ES?

Der Opern- und Orchesterworkshop der Sommer Oper Bamberg kooperiert zum sechsten Mal mit dem E.T.A.Hoffmann-Theater. Er bietet einem internationalen Ensemble aus Nachwuchskünstlern die Gelegenheit, sich an einem Meisterwerk des Repertoires zu beweisen. Die Musikalische Leitung hat Till Fabian Weser, für die Inszenierung sorgt Doris Sophia Heinrichsen, für die Ausstattung Jens Hübner und die Chorleitung liegt bei Lorenzo da Rio.

WER IST DABEI?

Danae Kontora, Svetlana Merzlova, Bele Kumberger, Alexandra Steiner, Florentine Schumacher, Simone Krampe, Maria Isabel Segarra, Ulrike Malotta, Szulc Bartosz, Kyodong Kum, Saya Lee, Timo Schabel, Ludwig Obst, Oliver Pürckhauer, Lluís Frigola Rodríguez, Ferdinand Keller, Johannes Schwendinger, Yuka Beppu. Die Vorstellungen werden mit alternierenden Ensembles gespielt. Bei der Derniere am 26. Juli kann man beide Besetzungen an einem Abend erleben.

WANN?

Die Premiere 1 mit einem Ensemble findet am 20. Juli 2015 um 19 Uhr im Großen Haus statt, die zweite Premiere am 22. Juli zur selben Zeit am selben Ort. Weitere Vorstellungen sind am 23. Und am 25. Juli, auch jeweils um 19 Uhr, außerdem findet am 26. Juli um 17 Uhr eine Festvorstellung aus Anlaß des 10jährigen Bestehens der Sommer Oper Bamberg statt.

DAS WAR’S

DANKE UND TSCHÜSS! Ensembleabschiedsfest

DARUM GEHT ES

Am Ende der für Intendanten Rainer Lewandowski und viele Schauspieler letzten Spielzeit verabschiedet sich das Ensemble mit einem großen Sommerfest. Alle Verantwortlichen und das Team laden ein, nochmal zu feiern, ins Gespräch zu kommen, sich gemeinsam zu freuen über viele spannende, aufregende, lustige, bewegende Theaterjahre. Neben Speis und Trank erwarten die Besucher musikalische Spotlights der Ensembleband „Balladensalat“, der Band „Dampfer“ und auch die eine oder andere Überraschung.

WER WAR ES UND WER IST DABEI?

Alle

WANN?

Am 26. Juli um 14 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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Wo Bayern noch Bayern ist B I E R G Ä R T E N

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Der Biergarten ist eigentlich eine oberbayerische Erfindung aus dem 19. Jahrhundert. Doch in aller Bescheidenheit: Franken, und vor allem Bamberg hat den Oberbayern längst den Rang abgelaufen. Schier endlos nämlich ist die Zahl der Möglichkeiten in Bamberg Stadt und Land, sich ein frisches Bier im Freien zu gönnen. Ob nun in Bierkeller, –garten oder „Außengastronomie“.

WO BAYERN NOCH BAYERN IST

Das Tagwerk ist geschafft, die Luft angenehm mild, die Sonne lacht noch über dem Horizont. Es lockt ein kühles Bier, dazu eine zünftige Brotzeit oder zur Abwechslung mal etwas ganz Unfränkisches. Die Bierkeller und -gärten in der Region haben da ganz unterschiedliche Angebote vorzuweisen.

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Zahlreiche gibt es in Stadt und Land. Im Grünen, in Innenhöfen, mitten in der Stadt. Wir haben ganz zufällig sechs ausgewählt und bitten schon jetzt alle die um Entschuldigung, bei denen wir nicht waren. Nächstes Jahr dann. Ausgerüstet waren wir wieder mit Smartphone, Block, Durst und Hunger.

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DIENSTLEISTUNGSCHECK BIERGARTEN

Ambiente Auf Du und Du mit der Brauerei sitzt man im Innenhof der Ambiente Brauerei Keesmann. Im Hintergrund steht schon mal ein Bierlaster, so weiß man, dass man sich direkt an der Quelle befindet, daran schließt sich der klassische Biergarten einer Brauereigaststätte an: grüne Tische, Schirme, Gedecke, Geranienkästen. Das Publikum ist gemischt, im Zentrum des Biergartens philosophiert der Stammtisch, drum herum verteilen sich weitere Stammgäste, Familien, Studenten, Geschäftsleute. Die gut 100 Plätze im Freien sind dann allerdings auch schnell voll, aber wenn man einen Stuhl ergattert hat, wird man, wie es sich für eine Gaststätte gehört, ordentlich, schnell und freundlich bedient.

500 Plätze unter alten Kastanien - der Fässla-Keller in der Moosstraße ist groß und urig zugleich. Und wenn das Wetter mal nicht so passt, kann man sich auch überdacht platzieren, in direkter Nähe zu Billardtisch, Flipper und Großbildleinwand. Diese Ambivalenz zwischen klassischem Keller und Angebot wie in einer Spielhalle ist auch irgendwie typisch für den Fässla-Keller: Hier ist jeder willkommen. Der einfache Mann, der hier seine Halbe zum täglichen Frühschoppen trinkt, wie auch die sogenannte bessere Gesellschaft – im Biergarten sind sowieso alle gleich. Hier kann man sich eigentlich nur wohlfühlen und die Seele baumeln lassen.

Auswahl Es gibt ja fast nichts, was es nicht gibt im Biergarten der Braue- Auswahl Wer hier nicht satt wird, ist selbst schuld. Üppige Portionen, reigaststätte Keesmann. Natürlich eine breite Auswahl an allem, was die fränkische Küche an Brotzeiten und an warmen Speisen so zu bieten hat, und das ist ja schon eine ganze Menge. Man kann also wirklich jeden Tag hin und immer etwas anderes zu sich nehmen. Und die Küche endet nicht im Frankenland, sondern wendet sich durchaus anderen Ländern zu. Dazu gibt es die Bierspezialitäten von Keesmann, logisch, das Herren-Pils gilt manchen ja als das beste der Stadt, dazu Helles, Lager, Weizen, Josephi-Bock und an einem warmen Oktobertag vielleicht ja auch nochmal den Keesmann-Bock.

BRAUEREI KEESMANN WUNDERBURG

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egal ob man sich für die fränkische Küche entscheidet, die mit Schäufala, Bratwürsten, Lebenkäs mit Ei, Quark, Dosenwurst, Gerupftem und anderen Produkten aus heimischen Gefilden bestens vertreten ist, oder für andere Gerichte wie Nudeln oder Lachssteak. Dazu kommen natürlich die Gerstensäfte der Brauerei Fässla zum Einsatz, ob Goldpils, Lager, Zwergla, der Bambergator oder das Weizla. Süffige Spezialitäten, bei denen man ohnehin nicht viel falsch machen kann. Und für Fahrer, Kinder oder Nichttrinker gibt es natürlich eine ganze Reihe an alkoholfreien Getränken.

FÄSSLA KELLER

16.04.2015 18.27 UHR

MOOSSTRASSE

Gesamteindruck Wer Wert auf, wie es so schön heißt, „gepflegte Gesamteindruck Bierseligkeit der besonderen Art – der Fässla-KelGastlichkeit“ legt, ist in der Brauereigaststätte Keesmann immer gut aufgehoben, und das gilt natürlich auch für den Biergarten im Innenhof. Kein Bamberger Keller zwar, kein Biergarten „im Grünen“, aber dank der Bäume trotzdem grün, gemütlich, und vor allem dank der guten Keesmann-Biere, der Küche und der aufmerksamen, freundlichen, schnellen Bedienung immer einen Besuch wert. Und natürlich hält sich auch die Wärme an einem Biergartenabend in so einem Innenhof immer etwas länger, wenn durch die Keller vielleicht schon eine kühle Brise weht.

ler gehört zum absoluten Pflichtprogramm für Einheimische und Touristen. Hier nämlich zählt das Motto „Leben und leben lassen“ noch etwas, hier kann man alleine, mit Frau, Freundin, Mann, Freund, Familie, Bekannten, Kollegen eine schöne Zeit verbringen, ob man nun eine Halbe oder ein paar mehr zu sich nimmt, etwas isst oder eben nicht, still vor sich hin schweigt oder das Gespräch sucht. Hauptsache, man ist da und genießt sein Leben, und lässt die anderen dasselbe tun. So muss es ja auch sein in einem Bierkeller.

Fazit Klassischer Biergarten eines Brauereigasthofs.

Fazit Bierkeller für Jedermann und Jedefrau.

Note gut.

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Note Sehr gut.

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DIENSTLEISTUNGSCHECK BIERGARTEN

Ambiente

Direkt an der Regnitz, im Wald unter Eichenbäumen und mit der Abendsonne im Gesicht: Das Bootshaus am Hain mit seiner einmaligen Kombination aus Grün, Wasser und dem roten holzvertäfelten Bootshaus ist schon ein ganz besonderes Stück Bamberg. Die Premiumplätze auf modernen Rattanimitaten direkt an der Regnitz garantieren zudem einen freien Blick auf (zumeist) durchtrainierte Ruderinnen und Ruderer, die hier ihrem Sport nachgehen. Der übrige Bereich besteht aus klassischer Biergarteneinrichtung, einige Tische sind für den kurzen Sommerregen auch überdacht. Große Schirme schützen ansonsten auch, zumindest vor etwaiger durch das dichte Laubwerk durchdringender Sonne.

Ambiente

Es ist wie bei einer wertvollen Immobilie: Die Lage macht es aus. Und die ist beim Spezialkeller nicht zu übertreffen. Hoch über der Stadt, mit einer einmaligen Aussicht auf die Türme, Kirchen und Dächer des Weltkulturerbes. Der Bierkellergast ist der Stadt und ihrem hektischen Treiben damit auf der einen Seite so nah, fühlt sich aber auf der anderen Seite so weit weg und entrückt, fast ein bisschen wie im Himmel. Zudem gibt es ganz unterschiedliche Möglichkeiten, Platz zu nehmen, gemütlich rustikal oder eher gepflegt unter dem Dach. Der Windel säuselt in den Bäumen, die Sonne wirft ihr Abendlicht auf Bamberg. Man könnte romantisch werden.

Auswahl Es ist jetzt keine typisch fränkische Karte, aber es ist viel Ein- Auswahl Der „Spezi-Keller“, wie er im Volksmund heißt, was bei Ortsheimisches auf ihr zu finden: Brotzeitplatte, Ziebeleskäs, Gerupfter, Blaue Zipfel und vor allem natürlich viele viele Bräten und Fischspezialitäten am Sonntag. Aber auch die Freunde überregionaler Biergartenküche kommen auf ihre Kosten: Nudeln aus dem Wok, Matjes, Pommes Frites und natürlich Salate in verschiedensten Formen, z.B., liegt ja nahe, ein Ruderer-Salatteller. Und jeden Tag gibt’s eine Tageskarte obendrauf. Dazu eine große Auswahl ein einheimischen Bieren, Rauchbier natürlich, aber eben auch Weizen, Lager, Pils und andere.

HAINBAD MÜHLWÖRTH

17.04.2015 16.12 UHR

unkundigen manchmal die Frage aufwirft, ob es denn nur Colamischgetränke gibt, ist ganz im Gegenteil ein zünftiger fränkischer Keller mit allen Spezi-alitäten der einheimischen Koch- und Braukunst: Leberkäs, Gerupfter, Ziebeleskäs, Brotzeitteller, aber auch warme Speisen wie Räuchersaibling, ein Schäuferla, Rindfleisch mit Kren oder natürlich Bratwürste. Dazu gibt es die Biere der Brauerei Spezial: Neben dem Rauchbier auch Weißbier oder Lager. Das alkoholfreie Weißbier wird aus Südbayern geliefert, das Pils aus Norddeutschland … nun ja. Sonst aber ist das Angebot auf dem Spezikeller wirklich durchgehend fränkisch.

SPEZI-KELLER STERNWARTSTRASSE

16.04.2015 18.27 UHR

Gesamteindruck Wie auch beim Spezikeller gilt: Lage, Lage, Lage. Gesamteindruck Die Lage des Spezikellers an sich hat ja schon etWo kann man schon so gechillt direkt an einem Fluß sitzen, sich ein Bamberger Bier durch die Kehle rinnen lassen, etwas Zünftiges essen und mit Freunden, Familie oder auch mal ganz alleine den lieben Gott einen guten Mann sein lassen? Dass man auch noch bedient wird, muss jetzt in einem Biergarten ja eigentlich nicht sein, aber angenehm ist das natürlich schon. Und wenn man möchte, kann man den Besuch im Bootshaus ja auch noch mit einem Spaziergang durch den Wald ergänzen oder mit einem Sprung ins kühle Nass im Hainbad gleich nebenan.

Fazit

Ein Festival für alle Sinne. Note sehr gut.

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was Berauschendes. Die Biere tun dann noch das Ihrige dazu. Ein Besuch dieses Kellers ist also ein Genuss für alle Sinne. Zu erwähnen sei noch, dass man sich Bier und Speisen selbst holen kann, aber nicht muss: Man wird an den Tischen auch bedient, wenn man das möchte. Für die Kleinsten gibt es zudem auch einen Kinderspielplatz. Und damit man sich auch als ausgewachsener Mensch vor dem Genuss der Gaumenfreunden etwas bewegt, sei zur Anreise der Fußmarsch aus der Stadt empfohlen: Parken unten in einem Parkhaus und dann den Berg hinauf. Dann schmeckt die erste Halbe umso besser.

Fazit Berauschendes Bier, berauschender Blick. Note sehr gut.

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DIENSTLEISTUNGSCHECK BIERGARTEN

Ambiente Die Vögel zwitschern, es duftet nach Sommer, man sitzt idyl-

lisch unter Kastanien, findet in der Regel auch einen Platz, weil bei etwa 1500 Plätzen auch schlichtweg genug da ist, und das alles mitten in der Stadt: Der Wilde Rose-Keller ist der Klassiker unter Bambergs Bierkellern. Ob an traditionellen Biertischgarnituren, an rustikalen Holztischen oder an weißen Tischen, je nach Gusto kann man sich hier gemütlich niederlassen und sich Bier und Brotzeit schmecken lassen. Der alte Musikpavillon aus dem 19. Jahrhundert mit den überdachten Plätzen (und manchmal auch einem Konzert) und gusseiserne Laternen versetzen den Gast zudem nicht nur kulinarisch, sondern auch optisch in eine andere Welt.

Auswahl Zunächst mal vorneweg: Man darf sein Essen hier natürlich auch selbst mitbringen, muss man aber nicht, auf der Karte nämlich steht eine Fülle an vor allem fränkischen Spezialitäten: Zwetschenbames, Obatzder, Hausmacher Keller- oder Schinkenplatte, Pressack, Sülze mit Musik, Dosenfleisch, Bratwürste, Quark und vieles mehr. Und selbst, wenn es für die Kleinsten mal eine Portion Pommes sein soll, wird der Kellerbesucher fündig. Dazu verschiedene Bamberger Bierspezialitäten wie „Wilde Rose“ - Kellerbier, Pils oder Weißbier, aber auch ein Schlenkerla-Rauchbier, ein Herren Pils von der Brauerei Keesmann und natürlich eine ganz Menge an alkoholfreien Getränken.

WILDE ROSE-KELLER OBERER STEPHANSBERG

17.04.2015 16.12 UHR

Gesamteindruck Der Wilde Rose-Keller, ehemals nach dem damaligen

Brauereiinhaber „Leichtskeller“ genannt, hat schon weit über 100 Jahre auf dem Buckel. Und es werden noch viele Jahre dazukommen. Er hat Kultcharakter, nicht nur, weil es am Ausschank schon mal fränkisch-kurz angebunden zugehen kann: „Hamma“ oder „Hamma ned“. Dazu sitzt man mitten im Grünen mitten in der Stadt, das Bier ist schon kühl, das Essen schmeckt, man trifft nette Leute oder geht mit der ganzen Familie hin. Jeder wird sich wohlfühlen, und Platz ist auch genug da. Mit dem Parken kann es zwar eng werden, aber der Anstieg zu Fuß auf den Stephansberg ist ohnehin gesünder.

Fazit

Traditioneller Klassiker unter den Bamberger Bierkellern.

Note sehr gut.

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INHALT

VEGANES ESSEN DER NEUE MEGATREND

MAXIMILIAN HELLER

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Vegan ist im Trend. Der Verzicht auf sämtliche tierische Produkte ist in der Gesellschaft angekommen. Dabei war und ist die vegane Lebensweise in erster Linie nur die logische Fortführung des Vegetarismus, bei dem zwar auch komplett auf Fleisch verzichtet wird, andere Tierprodukte wie Milch, Eier oder Honig aber durchaus gegessen werden.

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MEGATREND INHALT VEGANES ESSEN

Die ursprüngliche Motivation des „Veganen“ war es jedoch, keinerlei Produkte von Tieren mehr zu nutzen, da nach der eigentlichen Überzeugung auch etwa Honig und Milch vom Menschen eigenmächtig entnommen werden. Milchkühe beispielsweise geben nur dann immer weiter Milch, wenn diese regelmäßig vom Kälbern – oder eben den Bauern – abgezapft wird. Für den überzeugten Veganer ein mindestens ebenso unakzeptables Verhalten, wie das eigentliche Schlachten der Tiere. Und dennoch: Längst ist die vegane Ernährung nicht mehr von ethischen oder moralischen Standpunkten abhängig. Zwar ist die Abneigung gegen Massentierhaltung und genetisch und medizinisch belastete Fleischsorten nach wie vor der Hauptgrund für den Start in ein veganes Leben. Das ist aber nicht immer so. Tatsächlich ist ein fleischfreies Leben nicht nur für die Tiere besser, die um die Schlachtbank herum kommen. Sondern auch für den einzelnen Menschen. Denn vegan essen ist gesund – und bietet dabei sogar noch

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die Möglichkeit einmal über seinen kulinarischen Tellerrand zu blicken. Tatsächlich muss der menschliche Körper bei der veganen Ernährung bis auf einige Ausnahmen wie das Vitamin B12 oder auch teilweise auf Vitamin D auf nahezu keine wichtigen Stoffe verzichten – im Gegenteil. Weil die oft ungesunden tierischen Fette und das Fleisch grundsätzlich wegfallen, isst man sogar gesünder. Und auch das Cholesterin, Verursacher von Zucker- und Herzkrankheiten bleibt ohne tierisches Eiweiß fast von allein auf einem gesunden Maß.

MENSCHEN SIND WIE TIERE Denn tatsächlich ist der Mensch nicht vom Fleisch oder anderen Tierprodukten abhängig. Der Grund dafür ist simpel: Genau genommen sind nämlich auch Menschen nichts anderes als Tiere. Und

die sind wie Kühe, Ziegen, Hühner oder andere „Pflanzenfresser“ in der Lage, die pflanzliche Nahrung in fast alle benötigten Vitamine, Mineralien und Nährstoffe aufzuspalten und im Körper zu speichern. Rein biologisch betrachtet, müssen Menschen keine tierischen Produkte zu sich nehmen, weil der menschliche Organismus eben fast alles Lebensnotwendige selbst produzieren kann.

TIERZUCHT SEIT 2000 JAHREN Tatsächlich sind der moderne Mensch und dessen Verdauungsapparat gar nicht auf die Unmengen an Fleisch ausgelegt. Denn erst seit gut 2000 Jahren betreiben wir überhaupt Tierzucht. Und erst in der Zeit seit dem zweiten Weltkrieg ist in Europa und Nordamerika rund um die Tierzucht eine Industrie entstanden, die es uns erlaubt, zu jedem uns beliebigen Zeitpunkt so viel Fleisch zu essen wie es uns gerade passt. Eben aber zum Leidwesen

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MEGATREND VEGANES ESSEN

“DIE VERNUNFT BEGINNT BEREITS IN DER KÜCHE” FRIEDRICH NIETZSCHE

die wichtigste Quelle für Vitamin D weg. Zur Vorbeugung von Diabetes, Osteoporose, Multipler Sklerose, Bluthochdruck und sogar einiger Sorten von Krebserkrankungen ist eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D enorm wichtig. Da es nur sehr wenige pflanzliche Quellen für dieses Vitamin gibt, bleibt Veganern nur, ausreichend Zeit in der Sonne zu verbringen – ihre Strahlen aktivieren eine Vorstufe des Vitamins, die auch in menschlichen Zellen lagert.

BIS ZU 10 KILO WENIGER

positives Körpergefühl stellt sich ein. Dennoch ist „Vegan“ nicht für jeden un­ problematisch. Trotz der grundsätzlichen positiven Auswirkung, lauern auch einige Gefahren für den Vegan-Einsteiger. Denn Menschen, die sich vegan ernähren möchten, müssen Experten für jede Art von Lebensmittel sein, um trotzdem gesund zu bleiben. Sie müssen sich intensiv mit der Zusammensetzung von Produkten und den Inhaltslisten auf der Verpackung auseinandersetzen, um herauszufinden, wo für sie wichtige Nährstoffe versteckt sind und wo nicht. Das alles kostet natürlich Zeit – automatisiert sich aber im Laufe der Zeit.

AB IN DIE SONNE

Und weil die Verdauung besser mit der Urzeitlichen Nahrung zurechtkommt, stellen sich auch Abnehm-Erfolge schnell ein. Wie übrigens auch beim Umstieg auf die vegane Ernährung. Durch die vielen Ballaststoffe wird die Verdauung angekurbelt und überschüssiges Fett schneller verbrannt. Gewichtsverluste von fünf bis zehn Kilo in nur einem Monat sind da keine Seltenheit. Hinzu kommt: Weil auch der Stoffwechsel wieder neu belebt wird, fühlen sich Veganer in den ersten Wochen oftmals fitter und deutlich wacher. Ein

Für Menschen, die sich längere Zeit für den Veganismus entscheiden, wird auch das Vitamin B12 zum entscheidenden Faktor. Zwar kann das Vitamin vom Körper bis zu einem Jahr gespeichert werden, doch die Zufuhr ist nur über tierische Produkte wie Fleisch, Milch oder Eier möglich. Darauf hat allerdings die Lebensmittelindustrie bereits reagiert. So finden sich mittlerweile auch in verschiedenen Produkten wie Reismilch oder Soja-Joghurt ausreichend Vitamin B12. Durch den Verzicht auf tierische Produkte fällt auch

Viele Veganer greifen deshalb zu Nahrungsergänzungsmitteln, um Mangel­erschein­ ungen vorzubeugen. Vitamin-Ergänzungspräparate sind jedoch kein Zaubermittel - sie können vom Körper meist nicht so effizient verwertet werden wie Vitamine aus natürlichen Quellen und auch Eisen lässt sich aus Gemüse nicht so erfolgreich gewinnen wie aus tierischen Produkten. Wirkliche Mangelerscheinungen sind deshalb zwar durchaus möglich – kommen aber in der Praxis kaum vor. Ein wirklicher Verzicht auf eine komplett vegane

der Tiere und der Menschen. Denn weil der Körper mit so viel Energie nichts anzufangen weiß, lagert er diese als Fett im Körper ab – der vielbekannte Wohlstandsbauch. Nicht umsonst sind sogenannte „Steinzeit“-Diäten zurzeit mindestens genauso im Trend wie die vegane Ernährung. Mit viel Gemüse, Obst und Nüssen – und dafür extrem wenig Nudeln, Kartoffeln oder Fleisch wird der Speiseplan der frühen Höhlenmenschen imitiert.

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MEGATREND VEGANES ESSEN Ernährung ist dagegen während der Schwanger­ schaft unumgänglich. Denn vor allem der Nährstoffhaushalt ist während dieser körperlich belastenden Phase für Frauen besonders wichtig, da sie möglicherweise von manchen Defiziten selbst nichts bemerken, die ihrem

auch in den ersten Lebensjahren ihren Kindern keine rein pflanzliche Kost verabreichen, da besonders in den ersten Entwicklungsphasen der Energiebedarf des Nachwuchses besonders hoch ist. Trotz dieser möglichen Gefahren, birgt eine vegane Ernährung deutlich weniger Risiken als

Nachwuchs jedoch Schaden zufügen können. Auch deshalb rät die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) gar davon ab, sich während der gesamten Schwangerschaft und Stillzeit rein pflanzlich zu ernähren. Laut DGE besteht ein Risiko für neurologische Störungen und Entwicklungsverzögerungen, wenn sich stillende Mütter rein vegan ernähren. Ebenso sollten Eltern

ein übermäßiger Fleischkonsum, der vor allem das Herz-Kreislauf-System immer stärker belastet. Der größte Faktor der veganen Ernährung ist aber tatsächlich die Zeit. Wer sich aber diese zumindest regelmäßig nimmt, der kann mit einer veganen Ernährung sich selbst und seinem Körper eine echte Wohlfühlkur gönnen.

ÜBERMÄSSIGER FLEISCHKONSUM BELASTET VOR ALLEM DAS HERZ-KREISLAUFSYSTEM

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VON WOLFRAM HEGEN FOTOS SEBASTIAN BUFF

Er hat Buster Keaton interviewt, Konrad Adenauer und Walter Mehring. Erich Kästner hat für ihn geschrieben. Yoko Ono hat ihn nach London eingeladen, Wolfgang Neuss, Bruno Ganz und Peter Zadeck haben zu ihm gehalten, Ludwig Erhard gehörte zu seinen Abonnenten, er hatte den Jerry-Cotton-Autor Heinz Werner Höber ...

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INHALT

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SIGGI HIRSCH ...unter Vertrag, hat eine 160 Jahre alte Locke von Queen Victoria gefunden. Wollte man die Bedeutung eines Menschen an Prominenz im Umfeld messen, Sigi Hirsch würde einen hohen Wert erreichen. Vor allem aber ist der heute in Bamberg arbeitende, im Frankenwald lebende und in Bad Salzuflen geborene Hirsch ein Multitalent: Autor, Dichter, Kabarettist, Maler, Verleger. Kein Konformist, kein Angepasster, kein Kleingeist. Jetzt feiert er seinen 70. Geburtstag. Der Versuch einer Annäherung. „Mit seinen Bildern wie mit seinem gesamten künstlerischen Schaffen überhaupt, mit seinen Liedern und Gedichten, seinen Parodien und Geschichten, erweist sich Sigi Hirsch als ein Tänzer zwischen den Welten“, sagt der Bamberger Kunsthistoriker Dr.

Matthias Liebel. Und Weike Winnemuth, Bestseller-Autorin und STERN-Kolumnistin schreibt über ihn in einem Vorwort zu seinem Nonsens-Krimi „Der Nudelmord“: „Möglich ist es, dass der echt ist. Unwahrscheinlich, aber möglich.“ Um sich dem Tänzer zwischen den Welten trotzdem zu nähern - der heute von sich selbst sagt, er sei mittlerweile ganz schlicht ein Malerpoet - der vielleicht mittlerweile selbst zum Gesamtkunstwerk geworden ist, hilft vielleicht ein Blick zurück auf sein Leben, auf einzelne entscheidende Wendepunkte, die sich heute zu einem Gesamtbild zusammen fügen: Sigis Vater ist ein musischer Mensch. Und ein kritischer Geist. Dieses Alles-Hinterfragen und die von

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Widersprüchen strotzende Nachkriegszeit, all das prägt Sigi Hirsch. „Es hat mir immer Spaß gemacht, nicht alles so hinzunehmen, wie es ist“ sagt er rückblickend und fragt sich, warum heute Studenten nahezu klaglos Studiengebühren hinnehmen. „Früher hätte da in Berlin die Universität gebrannt.“ Die große Politik, das große Ganze, das packt den jungen Sigi: Selbst als Chefredakteur einer Schülerzeitung in Bremen zeigen sich seine großen Ambitionen. Buster Keaton und Bundeskanzler Konrad Adenauer werden für das Magazin interviewt.

einer öffentlichkeitswirksamen Waschung als „total sauberer Verleger“. Hirsch ist zwar ein Linker, und das im Herzen auch bis heute, aber wie man Aufmerksamkeit erregt, wie man Geschäfte macht, das wusste er schon damals. Am Ende, der Verlag ist mittlerweile in Berlin, liegt die Auflage bei 30 000 Stück. Doch die Zeiten ändern sich, die linke Bewegung driftet in Richtung RAF ab. „Also habe ich aufgehört mit Total“. Ein plötzlicher Schnitt, so typisch für das Leben von Sigi Hirsch, der damals auch ganz zufällig, ohne es zu wissen, Andreas Baader trifft, einen der führenden Köpfe der RAF.

Der Weg ist vorgezeichnet: Noch in Bremen gründet Sigi Hirsch das Satiremagazin „Total“. Natürlich mit einem besonderen Anspruch: Den Dadaismus wiederbeleben und literarisch gegen politische Unstimmigkeiten vorgehen, hatte er sich vorgenommen: Schriftsteller und Denker wie Erich Kästner und Allein Ginsberg schreiben für Total, Walter Mehring, deutsch-jüdischer Schriftsteller und einer der bedeutendsten satirischen Autoren der Weimarer Republik gibt für Total sein letztes Interview.

Sigi Hirsch wechselt das Genre und geht in die Unterhaltungsindustrie, die damals entsteht. Er scheint fast so, als macht er seinen Frieden mit dem Kapitalismus, mit dem Nachkriegsdeutschland, als er gemeinsam mit zwei Kollegen eine Verlagsgesellschaft gründet und den Jerry-Cotton-Autor Heinz Werner Höber unter Vertrag nimmt, der auch unter zwei anderen Pseudonymen seine Geschichten veröffentlicht. Ein lohnender Deal: 25% aller Ein-

Die Redaktionssitzungen finden in London statt. Und natürlich hat das Magazin auch einen handfesten Skandal mit internationaler Ausstrahlung: Eine Beilage zeigt 1967 eine Fotostrecke mit nackten Hinterteilen. Die Post weigert sich darauf, die „unzüchtige Darstellung“ an die Abonnenten zu versenden. Sigi Hirsch entscheidet: Dann wird das Magazin eben in einem verschlossenen Umschlag ausgeliefert. Gesagt, getan. Ein großer Werbeeffekt war ihm ohnehin sicher: Yoko Ono, damalige Freundin und spätere Frau von John Lennon und schon damals angesehene Künstlerin, lädt ihn nach London ein, der legendäre Kabarettist und Schauspieler Wolfgang Neuss spendet Geld – und Sigi Hirsch selbst nutzt die Frankfurter Buchmesse zu

nahmen gehen an den Verlag, der schon bald 17 Millionen Euro Umsatz im Jahr macht und 17 Leute beschäftigt. Das Unternehmen betreut auch Kunden wie Lufthansa oder Volvo. Doch zunehmend macht das Geschäft keinen Spaß mehr. Andere hätten das Geld genommen und weitergemacht, Sigi Hirsch hört auf. Wieder ein Bruch -der Wechsel hin zur Bildzeitung, bei der er zwei Jahre arbeitet. Doch schon bald lockt wieder das Verlagsgeschäft. Dieses Mal aber zieht es ihn nicht in die große weite Welt, nach London oder Berlin, sondern – nach Oberfranken, als Verlagsleiter des Coburger Tageblatt. „Als ich am Bahnhof ankam, dachte ich, das ist ja wie eine S-Bahn-Haltestelle in Berlin.“ Sigi aber bleibt, saniert das kriselnde Blatt, auch indem er die

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SIGGI HIRSCH Rechtsnationalen sowohl inhaltlich als auch als Abonnenten des Blattes vergrault, auch, indem er Bühnenstars der damaligen Zeit in die Provinz holt: Freddy Quinn, Chris Robert, Otto, Carolin Reiber und viele mehr. Die Erinnerungen an damals füllen ganze Fotoalben. Und dann: wieder ein Schnitt. „Ich saß ja nur noch rum, die Zeitung konnte sich nicht viel weiter entwickeln.“ Also kauft er die Albrechtsche Hofbuchhandlung, die er 12 Jahre betreibt und die in einer Insolvenz ihr Ende findet, aus der aber ein Antiquariat hervorgeht mit dem Schwerpunkt der herzoglichen Geschichte Coburgs. Er verdient gut und beginnt, Bücher zu schreiben und zu verlegen, wie das über Baron von Stockmar. Hirsch zieht mit seiner damaligen Freundin in eine gemeinsame Wohnung nach Bamberg und nimmt das Antiquariat mit. (Sigi war dreimal verheiratet und mit vier Frauen liiert. Mit der längsten seiner Beziehungen, schmunzelt er, war er nie verheiratet. Er hat zwei Söhne aus seiner zweiten Ehe und lebt heute mit seiner Frau im Frankenwald bei Helmbrechts, wenn er sich nicht gerade in seinem Wohnatelier in der Nürnberger Straße in Bamberg aufhält). Jetzt hat es ihm vor allem eine Aufgabe angetan: das private Album von Baronin Lehzen, einer Erzieherin der Queen Victoria, ausfindig zu machen, darin: ein Originallocke der Queen. Zwei Jahre lang recherchiert er,

Siggi Hirsch im Gespräch mit Wolfram Hegen

dann wird er fündig und veröffentlicht das Album. Ein Sensation, die ihn auf die Titelseite der Londoner Times bringt. „Ich wurde in den Kensington Palast eingeladen, sollte dann auch zur Queen“. Doch wenige Tage vor dem Besuch der nächste Einschnitt: Sigi Hirsch erleidet einen Schlaganfall. „Da habe ich gemerkt, ich muss mal etwas ganz anderes machen.“ So landete er beim Kabarett, tritt auf, entdeckt Poetry Slams für sich, stellt aus, schreibt Nonsens-Krimis, veranstaltet Lesungen, malt. Heute ist sein berufliches Zuhause seine Poetry-Art-Galerie in der Nürnberger Straße in Bamberg. „Ich werde jetzt mal wieder etwas mehr malen“, sagt er. „Und wenn ich male, fällt mir dann auch schon mal ein Gedicht ein.“ Man wird ihn eben nie endgültig beschreiben können, den Sigi Hirsch, nur sich etwas an diesen so „unmöglichen“ Menschen annähern, das könnte möglich sein.

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Foto: Val Thoermer

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HIER WOHNTE...

VON WOLFRAM HEGEN FOTOS: SEBASTIAN BUFF

HIER WOHNTEN…

...GARTENLIEBHABER ES IST EIN SCHMUCKSTÜCK GEWORDEN, DAS HEUTIGE HOTEL VILLA GEYERSWÖRTH IN DER GEYERSWÖRTHSTRASSE, SEIT DIE ZWEI ALTBAUTEN SANIERT UND UM EINEN NEUBAU ERGÄNZT WURDEN. KAUM VORSTELLBAR, DASS HIER BIS VOR ZWÖLF JAHREN VOR ALLEM MÄUSE LEBTEN UND MÜLL ABGELAGERT WURDE, IN EINEM GARTEN, DER FRÜHER ZUM BENACHBARTEN SCHLOSS GEYERSWÖRTH GEHÖRTE. Inmitten der Bamberger Altstadt, in direkter Nachbarschaft zum Alten Rathaus und zum romantischen Mühlenviertel, wird das inselartige Gelände Geyerswörth durch die umfließenden Wasserarme der Regnitz und des Ludwig-Donau-Main-Kanals begrenzt. Seinen Namen verdankt das Areal der Familie Geyer, die sich Anfang des 14. Jahrhunderts in Bamberg niederließ, um dort eine schlossartige Anlage zu bauen, die von mehreren Familienzweigen bewohnt wurde. Der Begriff “wörth” bezieht sich auf die Insellage, mit wohl damals sumpfigem Gelände. Als das Schloss Geyerswörth in der zweiten Hälfte des 16.Jahrhunderts an das Hochstift Bamberg fiel, begann der Ruhm der Gärten von Geyerswörth: Fürstbischof Johann Georg Zobel von Giebelstadt veranlasste die Zusammenlegung der vielen kleineren Gärten im Umfeld zu einer großen Anlage. Und das, obwohl er, von Krankheit geplagt, nur drei Jahre lang sein Amt innehatte, bevor er 1580 starb. Sein Grabdenkmal von Bildhauer Hans vom Wemding befindet sich übrigens seit der Stilrestaurierung des Domes von Bamberg in der Michaelskirche. Dort ist es im linken Seitenschiff der Kirche zu finden. Es zeigt die Person des Bischofs zwischen zwei Säulen, darüber

eine Ahnenprobe bestehend aus acht Wappen. Aber auch nach seinem Tod wurde der Garten weiter entwickelt: Die nachfolgenden Fürstbischöfe nämlich scheuten keine Kosten für die Ausgestaltung des Gartens, der weit über die Grenzen des Hochstifts hinaus Bekanntheit erlangte. Das Schloss wurde umgebaut und diente bis zum Jahr 1703 als fürstbischöfliches Stadtschloss. Nach dem Einzug des Bischofs Lothar Graf von Schörnborn im Jahr 1705 wurde das Schloss zum Behördenbau umgestaltet und vieles sollte sich ändern: So manche Malerei wurde übertüncht oder ganz vernichtet. Nach der Säkularisation des Hochstifts Bamberg 1803 fiel Schloss Geyerswörth an den bayerischen Staat. Im Laufe des bewegten Wandels wurden auch die prächtigen Gärten vernachlässigt, bis diese im 18. Jahrhundert ihre einstige Bedeutung verloren. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts erwarb der Kaufmann Michael Anton Bayerlein das Gelände außerhalb des Schlossareals und erbaute dort ein Lager- und später ein Wohnhaus, die beiden Gebäude, die heute ein Teil vom Hotel Villa Geyerswörth darstellen. Mit ihnen und dem Park um sie herum wurde die Geschichte der Gärten auf Geyerswörth sozusagen im kleinen Stil fortgesetzt -

1882 nämlich begann der Bauherr mit der Gestaltung des Gartens im landschaftlichen Stil: Es wurden Wege angelegt, die sich durch das parkähnliche Gelände schlängelten. Ein Plan der Anlage ist im noch heute existierenden Katasterplan einzusehen. 1920 ging das Anwesen in den Besitz des Arztes Dr. Adolf Hübscher über, der das Haus zu einer Privatklinik umbaute und den Garten primär für den Anbau von Obst und Gemüse für die Familie und die zu versorgenden Patienten nutzte. Zur Gestaltung der Gartenanlage verwendete man auch Ausstattungselemente aus früheren Jahrhunderten. Einige dieser Elemente wurden zu Beginn der Bauarbeiten für die Errichtung des Hotels Villa Geyerswörth entdeckt: eine barocke Sandsteinbalustrade, ein Brunnenbecken sowie zwei Frauenskulpturen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die die Betongusstechnik dieser Zeit gut dokumentieren. Diese Findlinge sind restauriert und in das ca. 1500 qm große Parkgelände um das neue Hotelensemble der Villa Geyerswörth integriert worden.

Quellen: Architekt Geyer, Rede 1.6.2003/ Homepage Villa Geyerswörth/ Wikipedia

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HIER WOHNTE...

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HIER WOHNTE...

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Bildquelle: Kaeser

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BAMBERGS GROSSE UNTERNEHMEN TEIL 2. MALZFABRIK WEYERMANN

VON DANIELA GRESCHKE

Vor Weyermann war das Malz. Also durch Mälzung gekeimtes und getrocknetes Getreide, wie Gerste, Roggen, Weizen, Dinkel oder Mais. Ein Produkt, dem später einmal namensgleiches Bier zu Ruhm verhelfen sollte. Oder umgekehrt.

VON MUCKEFUCK KOSCHEREM MALZ Doch nicht, was Weyermann betrifft, das Bamberger Traditionsunternehmen. Nicht gleich jedenfalls, wie ein Rückblick auf den 4. Oktober 1879 beweist. Ein denkwürdiger Tag für Johann Baptist Weyermann. Eröffnet er doch an selbigem seine Malzrösterei. Um unter dem Namen „Mich. Weyermann’s Malzkaffee Fabrik“ fortan, richtig: Malzkaffee zu produzieren, und verschiedene Sorten Fruchtkaffee. Firmensitz: das Anwesen seiner Schwiegereltern in der Laurenzistraße 28 am Kaulberg. „Produktionsanlage“: eine kleine durch eine Zeltplane geschützte Rösttrommel. Ach, einen Arbeiter beschäftigt Johann Baptist auch. Zudem ist er familiär geprägt, wie der Firmenname erkennen lässt: Durch die kleine Getreidehandlung seines Vaters Michael. Schwungvoller wird es schnell, auch dank Baptists Nachkommen, Rudolf und Carl. Während Rudolf sich mit Kenntnissen an der Akademie für Landwirtschaft und Brauerei in Weihenstephan wappnet, studiert Carl an der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin. Was letztendlich Erfolg verspricht und bringt. Plus größere Produktionsanlagen erfordert. In der Spezialmalzfabrik am Neu-Standort

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BAMBERGS GROSSE UNTERNEHMEN

Bildquellen: Weyermann

DER JAHRESUMSATZ LIEGT BEI 600 MILLIONEN EURO

Sabine Weyermann: Chefin & Biersommelière

Memmelsdorfer Straße/Brennerstraße, einer der modernsten Mälzereien ihrer Zeit. Bereits 1896 künden Preise und internationale Auszeichnungen von der hohen Qualität der Malzprodukte der Bamberger. Wie auch von früher weltweiter Vernetzung. Um 1902 wird es dann richtig spannend: Zu diesem Zeitpunkt widmet man sich dem Farbebier, man erfindet es quasi. Ein Kaiserliches Dekret patentiert Johann Baptists „Verfahren zur Herstellung geschmackloser Farbmalz-Abkochungen und -Maischen oder concentrirter Extrakte aus Farbmalz zwecks Bereitung dunkler Biere und Färbebiere“. Und SINAMAR®, so der Name des eingedampften

Bieres, ist geboren. Muss allerdings in der Fremde, im preußischen Potsdam, aufwachsen. Schließlich ist die Herstellung von Farbebier in Bayern verboten. Doch es gedeiht trotzdem prächtig: Einhundert Jahre später verwendet eine Vielzahl von Brauereien und Lebensmittelbetrieben ebendieses Naturprodukt zur Farbkorrektur. Als Johann Baptist am 25.Oktober 1919 in einem Thüringer Sanatorium stirbt, endet zwar die Ära des Firmengründers, doch das einstige Kleinstunternehmen ist schon erheblich im Aufschwung begriffen. Heute ist Weyermann global ein Begriff, hat 170 Mitarbeiter. Wenn man die Bamberger Firma im Internet besucht, findet man alleine in der Kategorie Braumalz 15 Erzeugnisse, wie etwa Rauchmalz, Malz böhmischen und belgischen Typs, Caramelmalz oder koscheres Malz. Und trifft den alten Bekannten SINAMAR. Oder noch klangvolleres wie Diastasemalz. Sie alle durchleben bei der Mälzung das Darren. Das schonende Trocknen beendet einen

fünf- bis siebentägigen Prozesses, der im Wasser seinen Anfang nimmt. Hier keimt das Getreide bei rund 15 Grad fröhlich vor sich hin. Nebenbei steigt sein Wassergehalt auf etwa 40 Prozent an. Was die Bildung von Enzymen zum Eiweiß- und Stärkeabbau begünstigt. Diese Enzyme machen aus den Reservestoffen des Mehlkörpers lösliche Stoffe, die dem Keimling das Wachsen erleichtern. Mit dem Darren wird auch der herausgewachsene Keimling entfernt. Und schon ist gebürtiges Getreide Malz. Das Besondere in Bamberg: Es wird anschließend noch geröstet. So entstehen sehr dunkle und aromareiche Sorten. Und mancher landet auch in einer Caramelisierungstrommel. Was das Darren ersetzt und für einen Hauch von Toffee sorgt. Oder von Caramel. Für die Weiterverwendung wird das Malz noch geschrotet oder vermahlen. Und bleibt uns ergeben, nicht nur im Doppel mit Hopfen. Sondern vielleicht auch im Whisky, im anfangs erwähnten Malzkaffee oder in Malzmehl (meist aus Weizen), das triebschwachen Mehlen

Weyermann ist Weltmarktführer bei Spezialmalzen

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WEYERMANN

Bamberger Besonderheit: Die Rösttrommeln

helfen soll. Denn vergärbare Zucker und Enzymen kurbeln die Gasbildung in Teigen an, und die anschließende Bräunung des Gebäckes. Die Weyermannsche Erfolgsgeschichte hingegen erfuhr unter anderem seit 1990 Aufschwung, seitdem steht die 4. Generation der Gründerfamilie am Ruder. In dieser Zeit hat sich die Malzfabrik zum Weltmarktführer in Sachen Spezialmalze gemausert. Ein Bild skizzieren die aktuellen Schlagzahlen. Von 2 Millionen Säcken Malz und 35 Vertriebspartnern weltweit beispielsweise. Von 5000 Kunden, die beliefert, 50000 Biere, die beeinflusst werden. Containern, die in 135 Länder reisten. In Summe die imposante Menge von 95.000 Tonnen Malz.

Apropos: Ob und wie gerne die aktuellen Weyermann-Chefs Sabine Weyermann und Thomas Kraus-Weyermann Bier trinken, wissen wir auch. Sie machen das schon von Berufs wegen, beide sind ausgebildete Biersommeliers. (neben 16 anderen im Hause Weyermann). Und besuchen deshalb jedes Jahr Brauereien in den Kundenländern, um deren Biere zu verkosten. Ja, das ist jetzt der richtige Zeitpunkt zum Seufzen. Wem das alles zu bierlastig war, der kann ja nun zu einem Bonbon greifen, der Form halber müsste es allerdings ein Malzbonbon sein. Oder wenigstens zu einem „Nährbier“. Denn selbst das gibt es bei Weyermann.

UNTERNEHMENSGESCHICHTE Gegründet: 1879 vom Bamberger Getreidehändler und Schiffermeister Johann Baptist Weyermann, zunächst Getreide- und Fruchtkaffeeproduktion. Später: Spezialmalze zur Bierherstellung. Weyermann entwickelte die Malzsorten Carapils®, Carafa® oder Caramünch ®. Produktion der Spezialmalze: seit 1888 im Gebäudekomplex in der Brennerstraße in Bamberg 1973 werden die historischen Produktionsgebäude in Bamberg zum Industriedenkmal erklärt. 1902 startet die Produktion von Weyermann´sche Farbebier aus selbst hergestellten Röst- und Farbmalzen. Das surrogatfreie, entbitterte schwarze Röstmalzbier Sinamar wird von 1905 bis zum Zweiten Weltkrieg im Filialbetrieb „Farbebierbrauerei Johann Baptist Weyermann“ in Potsdam hergestellt. Danach in Bamberg unter dem Namen „Röstmalzbierbrauerei Heinz Weyermann GmbH“. Ab 1990: Weyermann erkennt den Craft Beer Trend in den USA und reagiert mit der weltweit größten Malzpalette.

Insgesamt hat das Unternehmen 27 Zertifikate auf seine Produkte, unter anderem: Bioland ®, Demeter®, koscher oder für bestimmte Länder, wie z.B. Japan. Quelle: Weyermann und Wikipedia

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BAMBERG im Vergleich

MIT BAYREUTH UND ASCHAFFENBURG

ASCHAFFENBURG BAYREUTH BAMBERG

Wohngebäude

2013

ASCHA

1051

194 49

187

Ausgaben

Brutto in Mio. 2013

Gewerbesteuer

45900

43300

49000

54

RG U B N FFE

12324

2013

46

71600

13033

Einwohner

71000 174

425

RG E B BAM UTH E R Y A ??? B

67800

12540

in Mio. 2013

2

32/3 4

24/2

Verschuldung pro Einwohner

3 36/3

2013

Beschäftigte 2013

Fläche in Hektar

2013

Allgem. bildende Schulen Berufl. Schulen 2013

5458

6696

6245

Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung Januar 2015/ Stand 2011/2012 Infografik: © einheuser.ardis&friends, 2014

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ZUSCHAUEN.HÖREN INHALT

Wir entwickeln, konstruieren und produzieren: •

Hydraulische Gesenkschmiedemaschinen

Barnickel. Ich bin Leiter der

Hydraulische Pressen für die Massiv- und Blechumformung sowie die Pulvermetallurgie

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Entwicklung und Konstruktion

Querkeil- und Reckwalzen

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Automatisierungen

Mein Name ist Harald

bei Lasco. Eine Aufgabe, die mich fordert. Jeden Tag.

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LASCO Umformtechnik GmbH Personalabteilung Hahnweg 139 ∙ 96450 Coburg info@lasco.de · www.lasco.de BAMBERGER | DAS MAGAZIN

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GALERIE

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DIETMAR THEILE

GALERIE

L A N D S C H A F T   &   T I E R E

DIETMAR THEILE Das Fotografieren ist für Dietmar Theile Ausgleich zum Führungsjob bei einem Augenoptiker. Es fasziniert ihn, Momente in Bildern festzuhalten und anderen Menschen auf diese Weise neue Blickweisen zu eröffnen. Außerdem liegt ihm Oberfranken sehr am Herzen. Hier sucht und findet er die meisten seiner Motive. In der Natur, auf den Straßen und Plätzen in Stadt und Land.

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GALERIE

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DIETMAR THEILE

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BAYERISCHER SOMMER

Fotos: Val Thoermer

Das BMW 220d Cabrio

In Franken ist es schon sehr schön, vor allem jetzt im Frühling und Sommer, wenn man die Naturlandschaft so richtig genießen kann. Gerne zu Fuß, auf dem Rad oder in einem Biergarten sitzend, aber natürlich auch mal im Cabrio. Auch wenn man dazu auf ein bayerisches Auto zurückgreifen muss, weil es Franken nun mal keinen Autohersteller gibt. Sei es drum, wenn man dafür mit so einem perfekten Oben-Ohne Erlebnis wie im neuen BMW 2er Cabrio belohnt wird, spielt die Herkunft keine Rolle. Und noch ist Franken ja bayerisch.

B

MW hat ja schon mit den letzten Modellen den endgültigen Beweis angetreten, dass man auch in München Design kann und nicht nur ein paar Kilometer weiter südlich über dem Brenner. Das trifft auch auf das 2er Cabrio zu, den Nachfolger des offenen 1er. Elegante Linienführung, harmonisch, sportlich, aber nicht zu aggressiv, und eben ein Stückchen länger als sein kleinerer Vorgänger. Da kann man als Fahrzeugdesigner schon mal eine Linie richtig ausklingen lassen. Das sieht man. Außerdem freuen die paar Zentimeter mehr vor allem die Fondspassagiere. Für längere

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Reisen ist das Sitzen auf der Rückbank zwar nach wie vor nicht geeignet, aber mit einem 2er Cabrio fährt man ja auch nicht mit der ganzen Familie in den Urlaub, sondern eher mit der Liebsten durch die Fränkische Schweiz. Der Kofferraum reicht allemal fürs große Handgepäck, zwischen 280 Litern bei offenem Dach und 335 Litern bei geschlossenem Dach passen rein. Das ist eine ganze Menge. Zur Vorbereitung auf unseren motorisierten Ausritt heißt es erst einmal Mütze runter. Der 2er nämlich hat ein Stoffverdeck, kein Hardtop. Kein Multifunktionsauto, sondern ein echtes Cabrio eben. So muss das sein, das ist wenigstens ehrlich. Und mit einem Trick schaffen es die Münchner dennoch, die Geräusche im Innenraum erträglich zu halten, wenn man denn doch mal geschlossen fahren muss, was aber natürlich angesichts der unsteten Wetterverhältnisse in unseren Breitengraden durchaus vorkommen kann: Ein paar Lagen Segel- und Dämmtuch für das Mützchen, und schon kann auch ein Stoffverdeck durchaus mit einem Hardtop mithalten, was den Schallschutz angeht. Aber wir wollen das natürlich jetzt gar nicht. Die Sonne lacht, was soll ein Dach? Also runter mit den Klamotten. 20 Sekunden dauert es, und das Verdeck verschwindet. Funktioniert bei bis zu 50 Stundenkilometern. Die Verdeckfarbe kann man übrigens wählen: schwarz, anthrazit oder braun. So, jetzt also mal aufs Gas. Wir testen die Variante Sport Line, die, wie der Name schon

sagt, ein paar dynamische Features mehr vorweist als andere Varianten, z.B. ein Sport-Lederlenkrad oder Sportsitze. Die machen dann schon Sinn und umso mehr Spaß, weil die 190 PS des knapp 2000 Kubikzentimeter-Dieselaggregates den Fahrer zwar nicht gerade in den Sitz drücken, aber schon mit einem ordentlichen Schub in gut 7 Sekunden auf 100 bringen. Das ist ordentlich angesichts 1,5 Tonnen Lebendgewicht, die durch notwendige Stabilisierung des Cabrios im Unterbau auf der Waage zusammen kommen. Es flattern die Haare im Frühlingswind. Es lacht das Herz des Cabriofahrers. Auch angesichts der Fahrleistungen des Bayern: Tiefer Schwerpunkt heißt gute Kurvenlage, das Fahrwerk ist schön hart, nimmt jede Bodenunebenheit im Tiefflug, die Lenkung reagiert exakt, klar, Autos bauen können Sie ja auch in der Landeshauptstadt. 6

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AUTOTEST Gänge sorgen dafür, dass man, auf dem Höhepunkt der Überlandgeschwindigkeit angelangt, mit leisem Geblubber durch die Landschaft cruisen kann. Und, wenn man denn möchte, die Geschwindigkeitsregelanlage anwirft, um den Gasfuß ein wenig zu entlasten. Man wird ja nicht jünger. Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass es noch drei andere Motoren gibt, allesamt Benziner mit Pferdestärken zwischen 184 und, Achtung, 326 PS. Soviel Power bringt die 3-Liter-Turbomaschine im 235i auf die Straße. Festhalten…und ein bisschen mehr Geld für die Tankstelle mitnehmen. Auch beim Erwerb dieses schicken Bayern darf man nicht geizig sein: bei gut 38000 Euro geht’s es los, dann hat man aber ein ziemlich nackerts` Auto ohne Extras und mit der einfachsten Motorisierung. Die getestete Variante mit Sportpaket, als Diesel und mit einiger Sonderausstattung schlägt dann schon mit gut 48000 Euro zu Buche. Dafür bekommt man dann aber auch viel technischen Schnickschnack: Navigationssystem Business, die schon ge­ nan­ nten Sportsitze und das Sportlenkrad, die Geschwindigkeitsregelanlage mit Bremsfunktion, Nebenscheinwerfer selbstverständlich, weil Nebel auch einem Cabriofahrer droht, ScheinwerferWaschanlage, Sitzheizungen, Park Distance Control hinten und vieles mehr.

TECHNISCHE DATEN

BMW 220D CABRIO Verbrauch

4,4/ 3,8/ 5,5 (Gesamt/ Überland/ Stand)

Hubraum

1995 ccm

Leistung kW/PS

140/190

Fahrleistungen

Höchstgeschwindigkeit 225 km/h 7,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h

Preis

48.055 Euro getestete Version (Grundversion 220D 38.050 Euro)

ES LACHT DAS HERZ DES CABRIOFAHRERS. AUTO BAUEN KÖNNEN SIE IN MÜNCHEN.

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SCHATZSUCHE: 2000 EURO WIR HABEN IN BAMBERG 2000 EURO VERSTECKT!

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Was es mit dem Roman, dem Autor und seinen Protagfonisten auf sich hat, erfahrt Ihr auf der Facebookseite des BAMBERGERs. Dort gibt es die noch fehlenden Hinweise, die Sie zum nächsten Schritt des Rätsels führen. Zunächst aber an den Ort, von dem aus Sie dem Schatz näher kommen.

5

Noch ein kleiner Tipp: Alle Hinweise auf unserer Facebookseite werden dort nicht gelöscht. Sie können dort immer wieder nachlesen. Hinweise, die wir in der Stadt anbringen allerdings, haben eine geringe Halbwertzeit und sind nach einigen Tagen wieder verschwunden.

Wir geben es zu, ein Schatz sieht größer aus. Aber andererseits bedenken Sie, wie groß Ihre Chance ist, einen richtigen Schatz zu finden? Sehen Sie! Unser Schatz ist real. Die 2000 Euro gibt es tatsächlich. Sie sind versteckt. In Bamberg. Und wenn Sie die zwanzig Hunderter finden, gehören sie Ihnen. Ob Sie davon eine Grillparty schmeißen, noch einen weiteren Urlaub einlegen oder ein Leasingauto anzahlen, ganz egal. Ist Ihr Geld. Hier steht, wie Sie es finden können: Wir geben Ihnen Rätsel auf, leiten Sie durch die Stadt und führen Sie schließlich zu dem Ort, an dem unser Schatz verborgen ist. Das Ganze dauert etwa eine Woche. Hinweise gibt es in diesem BAMBERGER, auf unserer Facebookseite oder auch mitten in der Stadt, vielleicht auf Postern oder gar in Schaufenstern. Wenn Sie den Schatz als erster finden, gehört er Ihnen. Sollten wir Sie dabei erwischen und fotografieren, stehen Sie sogar im nächsten BAMBERGER.

1

Wir fangen mal ganz einfach an. Hier ist unsere erste Frage und die Antwort führt Sie an einen Ort in Bamberg, an dem Sie einen weiteren Hinweis finden. Es beginnt mit einem Buch. Der Autor lebt nicht mehr. Doch einer seiner Romane ist gerade mit einer Neuauflage von 80 000 Exemparen wieder erschienen. Ein furioses Stück Literatur, das in einer großen europäischen Hauptstadt zu einer ganz anderen Zeit am Ende einer Epoche spielt.

2

Als kleine Hilfe können wir Ihnen mitteilen, dass der Autor mit Vornamen eigentlich Reinhard heißt und sich ganz anders nennt. Ein berühmter deutscher Feulletonist und Literaturkritiker, mit Vornamen Fritz, hat die Neuauflage übrigens auf den Weg gebracht. In einem furiosen Finale; denn kurz darauf nahm sich der Fritz das Leben.

3

In dem besagten Roman wird von einem jungen Musiker berichtet, der gegen seinen Willen auf ganz anderen Instrumenten spielen muss und das nicht mehr ertragen kann. Den Namen dieses Musikers solltet ihr Euch für den weiteren Verlauf der Schatzsuche merken.

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SCHATZSUCHE

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ADVERTORIAL

PAPIER AUS STEIN SCHNEIDER PRINTMEDIEN AUS WEIDHAUSEN BEDRUCKT UMWELTFREUNDLICHES STEINPAPIER

Astreines Papier und kein Baum musste dran glauben. Wo gibt es denn sowas? Bei der Druckerei SCHNEIDER PRINTMEDIEN in Weidhausen bei Coburg. Sie ist eine von wenigen Druckbetrieben in Deutschland, wo das umweltfreundliche Steinpapier durch hochtechnisierte Maschinen saust.

Unschlagbare Ökobilanz Das Resultat: Eine ökologisch begrüßenswerte Alternative zu den Zellulose- und Kunststoff­pro­ dukten. Schließlich ist Kalkgestein der am meisten verbreitete Rohstoff auf der Erde, während viele Wälder maßlos überrodet sind. Außerdem wird für die Fabrikation verglichen mit Frischfaserpapier weniger Kohlendioxid freigesetzt.

Eine neue Papiergeneration ist geboren: Die weißen Steinpapiere werden gänzlich ohne Holz, Wasser, Bleichmittel und Säure produziert. Als Zutaten braucht es lediglich Steinmehl und zum Binden eine geringe Menge ungiftigen Kunstharzes BioPolyethylen.

Wasserabweisend, reißfest Auf den ersten Blick ist kein großer Unterschied zum herkömmlichen Papier auszumachen. Felsenfest überzeugt ist man von dem Steinerzeugnis aber spätestens, wenn Wasser ins Spiel kommt. Keine Wellen, Risse oder verlaufene Schriften - Nässe

kann den reißfesten Bögen nichts anhaben und eignet sich deshalb hervorragend für Werbebanner und Plakate im Freien, Landkarten, Türanhänger, Anleitungen, Hand- und Wartungsbücher, etc. Zurück in den Kreislauf „Cradle to Cradle“, von der Wiege zur Wiege, so lautet das Konzept, nach dem das Steinpapier ge­ fertigt wird. Der Hintergedanke: Produkte werden am Ende ihrer Tage nicht mühsam entsorgt, sondern fließen unkompliziert in den natürlichen Kreislauf zurück. Bei Steinpapier ist das in zweierlei Hinsicht erfüllt: Entweder wird es durch Bakterien oder Pilze zersetzt oder zerfällt durch das Sonnenlicht wieder zu Kalk.

„ ...UNKOMPLIZIERT IN DEN KREISLAUF ZURÜCK...“

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IMPRESSUM

IMPRE SSUM

BAMBERGER – Das Magazin Ausgabe 10/April 2015 Dritter Jahrgang Erscheinungsweise viermal jährlich Auflage 3500 Stück www.bambergermagazin.de Verlag: Das Magazin Verlagsgesellschaft UG (haftungsbeschränkt) Creidlitzer Str. 3b 96482 Ahorn Telefon: 01523.404.3021 info@das-magazin-verlag.de Herausgeber: Peter Einheuser und Wolfram Hegen Chefredakteur: Wolfram Hegen Stv. Chefredakteur: Peter Einheuser redaktion@das-magazin-verlag.de Weitere Autoren dieser Ausgabe: Wolfram Porr Daniela Greschke Heidi Schulz-Scheidt Frederik Leberle Cornelia Stegner Maximilian Heller

Fotografen dieser Ausgabe: Val Thoermer Martin Settele Sebastion Buff Henning Rosenbusch Shutterstock

WIR SIND BA MBERGER | DA S M AG A ZIN

Wolfram Hegen

Herausgeber und Chefredakteur

Daniela Greschke

Peter Einheuser Herausgeber und stv. Chefredakteur

Wolfram Porr

Journalistin und freie Mitarbeiterin

Freier Mitarbeiter und Journalist

Heidi Schulz-Scheidt

Frederik Leberle

Martin Settele

Lothar Wendler

Freie Mitarbeiterin und Lehrerin

Fotograf und freier Mitarbeiter

Sebastian Buff

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Alexander Mrazek

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Fotograf und freier Mitarbeiter

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Illustrationen / Cartoons: Peter Einheuser Layout / Grafik / Gestaltung / Blatt Peter Einheuser

Anzeigengestaltung: einheuser.ardis&friends, Frankfurt Anzeigenvertrieb: anzeigen@das-magazin-verlag.de Telefon: 01523.404.3021

Es gilt die Anzeigenpreisliste 01/2015 Druck: Schneider Printmmedien GmbH 96279 Weidhausen/Coburg Preis: 4 € inkl. 7% MwSt., Briefe an die Redaktion: briefe@das-magazin-verlag.de

AUSGABE 7 / FRÜHJAHR 2015

Wolfram Hegen ist einer der beiden Gründungsherausgeber des BAMBERGER. Der studierte Diplom-Journalist und Absolvent des Hagener Management-Studiums hat jahrelange Radio-, TV-, Zeitungs- und Zeitschriftenerfahrung, arbeitet als Pressesprecher und ist seit über 15 Jahren selbständig. Unter anderem leitet er iTVCoburg und ist Pressesprecher des Coburger Designforums Oberfranken. Mit der Gründung der “Das Magazin Verlagsgsgesellschaft UG” greift er eine alte Leidenschaft als Zeitschriftenmacher wieder auf.

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MONACO FRANKE

DER MONACO FRANKE NEUES AUS DER HAUPTSTADT Horchen’s amoll: Wissen Sie, was den Monaco Franken so richtig aufregen kann? Wenn seine Landsleute immer nur auf ein paar wenige Charaktereigenschaften oder Klischees reduziert werden: Auf den Nermbercher Christkindlesmarkt zum Beispiel. Oder aufs Bier und die guten Brodwerschd. Gehört zwar zu uns, schon richtig. Ist aber extrem ungerecht! Als hädd’n mir ned mehra zu bieten?! Das geht schon an der Autobahn los. Wer von Nürnberg kommend die A 73 oder die A 9 in Richtung Norden düst, wird auf Schildern am Straßenrand freundlich daran erinnert, dass er hier gerade durch die „Genussregion Oberfranken“ fährt. Der Zusatz „Land der Brauereien“ darf da natürlich auch nicht fehlen. Schließlich – wer wüssad des ned?! - gibt es hier in Oberfranken die höchste Brauereidichte weltweit. Vorher hat der Durchreisende bereits erfahren, dass die ländliche Idylle links und rechts der Autobahn „Fränkische Schweiz“ heißt und offenbar zur „Metropolregion Nürnberg“ gehört. Wofür diese Information gut sein soll, hat sich zumindest dem Monaco noch nicht so recht erschlossen. Wahrscheinlich will sich eine Stadt da interessanter und größer machen als sie ist, ganz wie ein Balzgockel, der gerade a boar scheena Henna entdeckt hat und mit seiner Männlichkeit prahlt, um zum Zug zu kommen. Aber genau zu diesem Zweck – der ganzen Welt zu sagen, wie toll man und wie schön es bei einem ist - sind ja solche Schilder da und die mehr oder weniger originellen Slogans. Die meisten der 16 Bundesländer haben sogar ganz offizielle Werbesprüchla. Der berühmteste: „Wir können alles – außer Hochdeutsch“. Die Baden-Württemberger beweisen damit ja wenigstens ein bisschen Humor – eine Charaktereigenschaft, für die Schwaben und Badener (übrigens zwei in etwa so ungleiche Volksgruppen wie Bayern und Franken!) gemeinhin nicht wirklich berühmt sind. Andere versuchen es mit sehr einfachen Botschaften – „Bremen erleben“ ist so einer oder auch „Wir machen’s einfach.“ Welches Bundesland? Raten Sie doch mal! Nein, es ist nicht Berlin, das (ja, leck!) einfach so das Geld ausgibt, das es nicht hat. Thüringen? Auch falsch. Die haben zwar einfach mal einen Linken zu ihrem Landesvater gemacht. Ihr Spruch lautet aber: „Deutschlands starke Mitte“. (Ich nenne das Irreführung. Schließlich klingt

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das eher wie ein CDU-Wahlplakat …) Also, der Monaco verrät’s ihnen: Rheinland-Pfalz ist die richtige Lösung. Leider bleibt uns das Plakat die Antwort schuldig, was rund um die Landeshauptstadt Mainz einfach gemacht wird. Den FC Bayern haben sie dort in dieser Saison jedenfalls auch wieder nicht geschlagen und die Geburtenrate ist auch nicht höher als anderswo in Deutschland … Ob es im „Land der Frühaufsteher“ (Sachsen-Anhalt) nicht auch ein paar versprengte Langschläfer gibt, lässt der Monaco an dieser Stelle mal ebenso dahingestellt wie die Frage, ob Sachsen

wenigen Bundesländer keinen Spruch. „Freistaat Bayern“ oder „Willkommen in „Bayern“ muss genügen. Die schönste Straße für den Münchner und Altbayern ist ja bekanntlich immer die, die ihn möglichst schnell zurück in sein „gelobtes Land“ zurückbringt. Im Maximilianeum, so ist deshalb zu vermuten, ist man bisher sicher davon ausgegangen, dass die Schönheit der Landschaft, der Berge und Seen, Wiesen und Felder, ganz einfach für sich spricht. Und im neuen Heimatministerium war vor lauter Umzugsstress wohl noch keine Zeit, sich etwas Sinniges auszudenken.

Cartoon: Leslie Ann Murray 2014

wirklich, wie es die Eigenwerbung verspricht, ein „Land von Welt“ ist. Die inzwischen zum Glück langsam abebbenden Pegida- und Legida-Demonstrationen in Dresden, Leipzig und anderswo sprechen jedenfalls erstmal nicht dafür. Realistischer in ihrer Selbsteinschätzung sind da schon unsere nordwestlichen Nachbarn: „An Hessen führt kein Weg vorbei“ heißt es da. Und das stimmt wohl für die allermeisten innerdeutschen Langstreckentrips per Auto, Zug oder Flugzeug. Ob das freilich immer ein Segen ist, steht auf einem ganz anderen Blatt. Der Freistaat Bayern hat übrigens als eines der

Dabei läge das eine oder andere ja auf der Hand: „Land der Amigos“ würde sich zum Beispiel anbieten. Das ist international und betont die Gastfreundschaft. Auch „Franz-Josef-Land“ wäre naheliegend. Leider leider trägt aber bereits eine russische Inselgruppe im Nordpolarmeer diesen Namen (und die ist nicht mal nach FJS, sondern nach Franz Joseph I. von Österreich-Ungarn benannt). Ja, suu wos Bleeds! Schätzla, schau wie iech schau! Für den BAMBERGER von Wolfram Porr Jetzt Freund werden von Monaco Franke auf facebook AUSGABE 7 / FRÜHJAHR 2015


AUF EIN WORT

Starke, Lange, Metzner,

Nur ein toter Fisch schwimmt mit dem Strom Der Gastbeitrag von Hans G. Tanner man kanns garnet auseinander halten...

Für Lachse beginnt die Reise ihres Lebens im Meer. Eine Reise zurück an ihren Geburtsort. Eine Reise stromaufwärts ins Süßwasser, an die Laichplätze. Dabei überwinden die Lachse Hindernisse und Gefahren, müssen ihren Feinden entkommen. Bären lauern an Wasserfällen, Fischer hoffen auf einen guten Fang, Lachse überwinden Stromschnellen und Wehre. Am Ziel angekommen, fangen sie an zu laichen. Neues Leben entsteht. Allen Widrigkeiten allen Bedrohungen, allen Anstrengungen zum Trotz sind sie ihren Weg gegangen. Es ist ein langer Weg.

Fleming, Heyder, Trinchieri....

Das entschlüssel ich jetzt nicht. Jetzt geh ich heim.

Es gibt auch viele Beispiele von Menschen, die gegen den Strom schwimmen, die ihre Ziele erreichen wollen, ihre Ideen realisieren und damit Innovationen, Neues schaffen. Gegen alle Bedrohungen, Ängste, Feinde, Missgunst. Sie wollen etwas um jeden Preis erreichen. Solche Menschen haben es schwer in einer zunehmend auf den Erhalt des wirtschaftlichen status quo ausgerichteten Umgebung, die Angst vor Veränderung hat. Sie haben es schwer in einer Welt, in der das Denken über Grenzen hinaus schon durch schulischen und universitären Fächerwahn unerwünscht ist, in denen Konventionen, Konformismus, Bürgerlichkeit, Sauberkeit, Ordnung und Materialismus im Zentrum der Werteordnung stehen. Sie haben es schwer, weil sie mit ihren Ideen oft genug auch bestehende Machtverhältnisse in Frage stellen. Fortschritt und Innovationen – eine Hassliebe. So muss sich abseits von Rhetorik, abstraktem Wertekanon und grundsätzlicher Wertschätzung von Innovationen ausgerechnet in modernen Gesellschaften das Neue oft gegen heftigen Widerstand durchsetzen. Und meistens setzt es sich nicht durch. Aber nur ein toter Fisch schwimmt mit dem Strom. An dieser Stelle laden wir Leser und Nichtleser, Zu- oder Abgereiste herzlich ein, ihre Meinung kund tun. Hier in unserem Magazin. Wenn Sie etwas zu sagen haben, sprechen Sie uns an.

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DAS LETZTE BAMBERGER | Das Magazin erscheint wieder im August 2015. Anzeigenschluss ist der 25. Juli 2015

AUSGEWANDERT

PEGIDA HAT SICH DURCHGESETZT. WOANDERS.

RUSH HOUR

...UND DAS ZUM SCHLUSS „Nehmen Se de Menschen, wie se sind. Andere jibt et nich.“ Konrad Adenauer

„Wer sich ärgert, büßt die Sünden anderer Leute.“ Konrad Adenauer

„An optimist sees an opportunity in every calamity; a pessimist sees a calamity in every opportunity“ Winston Churchill

“A lie gets halfway around the world before the truth has a chance to get its pants on.” Winston S. Churchill

“Do one thing every day that scares you.” Eleanor Roosevelt

„Patriotismus ist Liebe zu den Seinen; Nationalismus ist Haß auf die anderen.“ Richard von Weizsäcker

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Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, die ein Geschäft untergehen lassen. Bei denen auch gute Steuerberater und Anwälte nicht mehr helfen können. Missgeschicke passieren. Wer ist Ihr Versicherungsmakler?

Tilmann Bornmüller · Versicherungsmakler für Freie Berufe · Gewerbe und regionale Industrie Am Herrgottsbaum 20 · 96120 Bischberg b. Bamberg · 0951.297500 · info@axis-versicherungsmakler.


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