Bamberger 04 | Das Magazin

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Nr. 6

Fr眉hling 2014

Magazin f眉r Gesellschaft. Lifestyle.Politik.

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Preis 4,00 Euro

SEX-TOURISMUS IN OBERFRANKEN 路 BELOGEN UND BETROGEN 路 TODESANGST BEIM BASE-JUMPING


Jenseits von Putz und Tapete gibt es viele aufregende Alternativen.


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INHALT

Bamberger / Das Magazin AUSGABE 4. FRÜHLING 2014 8 HÖREN. SEHEN.STAUNEN IN BAMBERG 11 STADTGESPRÄCH 16 50 68 78 80 81 82

DANIELA GRESCHKE

BRIEFE THEATER & KONZERT GALERIE IMPRESSUM/INTERN MONACO FRANKE AUF EIN WORT DAS LETZTE

SEXTOURISMUS IN OBERFRANKEN 18 Rotlichtviertel ohne Grenzen.

VAL THOERMER UND C. DUSCHINGER

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WOLFGANG NEUSTADT UND WOLFRAM HEGEN

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WOLFRAM HEGEN PETER EINHEUSER

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WOLFRAM HEGEN

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DANIELA GRESCHKE

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WOLFGANG NEUSTADT VAL THOERMER

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DAS BLÜHENDE LEBEN Fotos vom Frühling in Oberfranken.

DIE DÄMMLÜGE Hausbesitzer: belogen und betrogen.

SOFTWARE-CHAMPIONS Weltweit vorn: Computerspiele von CRYTEK .

EIN PAAR METER BIS ZUM TOD Base-Jumper betreiben Sport am Limit.

LEICHTE GAUMENFREUDEN Spitzenköche erzählen vom Essen.

HIER WOHNTE... nicht nur das Schöne, Gute und Wahre

PETER EINHEUSER

SCHMUCKSTÜCK AM HANDGELENK 74 Die Uhr mit den zwei Seiten

WOLFRAM HEGEN

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LEGENDE AUF RÄDERN Der Landrover auf Bambergs Straßen.

TITEL-ILLUSTRATION. „Die Eisprinzissin geht“ Illustration von Bati Reinsbach

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B A M B E R G E R | D A S M A G A Z I N

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FRÜHLINGSIMPRESSIONEN Fotos vom Frühling in Oberfranken

Foto: Wolfgang Zwanziger

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INHALT

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SEXTOURISMUS

Rotlichtviertel ohne Grenzen.

B A M B E R G E R | D A S M A G A Z I N

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DÄMMLÜGE

Belogen, Betrogen, Bedroht.

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INHALT

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BASEJUMPER

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SOFTWARE-CHAMPIONS

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Todesangst springt mit

Entwickler-Elite

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HIER WOHNTE nicht nur das Schöne, Gute und Wahre

GAUMENFREUDEN Spitzenköche erzählen vom Essen

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SCHMUCKSTÜCK

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LEGENDE AUF RÄDERN

Die Uhr mit den zwei Seiten

Der unverwüstliche Landrover

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HÖREN. SEHEN. STAUNEN

HÖREN. SEHEN. STAUNEN. IN BAMBERG MÄRZ || APRIL || MAI

IM MÄRZ TIERISCHE AUSSTELLUNG Reptilienbörse Es krabbelt, kreucht, fleucht und schlängelt sich in der brose Arena: Am Sonntag, den 16. März von 10 bis 16 Uhr können Besucher immer beliebter werdende Reptilien erwerben, tauschen oder einfach nur bestaunen. Über 80 Anbieter aus ganz Deutschland und dem angrenzenden Ausland präsentieren an dem Sonntag eine große Auswahl an Reptilien, Amphibien, Spinnen und Insekten. Neben Schlangen, Vogelspinnen, Schildkröten, Fröschen und Echsen gibt es auch jede Menge Zubehör für Ihr Tier auf der Reptilienbörse zu kaufen. Terrarien verschiedene Größen sowie Einrichtungsgegenstände, Sand, Wurzeln, Pflanzen, Palmen und Orchideen für eine artgerechte Haltung von Chamäleons, Warane und Co. findet man am Sonntag auf dieser Börse.

MUSIKMISCHUNG MUSICAL ROCKS Sind Sie schon reif? Für 120 Minuten mit den größten Musical-Hits? Die führen von Lady Marmelade über Jesus Christ Superstar bis hin zu atemberaubenden Queen und ABBA-Medleys. Plus eine Ladung Rocky Horror Picture Show, etwas Moulin Rouge, Grease, Dirty Dancing und Evita. Abgeschmeckt mit dem Lion King. Zu erleben am 20.März um 20.00 Uhr in der Konzerthalle Bamberg.

Garniert wird das Kraftpaket mit bewegenden Balladen, die für auch für sanfte Momente sorgen. Sicherlich.

IN DER STADT Howard Carpendale Endlich ist er wieder da! Zurück nach kreativer Schaffenspause. Und nun auf großer Tour mit seinem neuen Album „Viel zu lang gewartet“. Am 25. März um 20.00 Uhr wird Carpendale in der brose Arena Bamberg beweisen, dass Stillstand für ihn ein Fremdwort ist. „Es gibt keine Möglichkeit, als Künstler lange zu überleben, wenn man dauernd der Gleiche ist und bleibt“. Sagt er. Und geht nach fast 50-jähriger Karriere fürs neue Album noch einmal ebensolche Wege.

SPORT The Harlem Globetrotters Prädikat: Erfolgreichste Basketballmannschaft der Welt. Keine Mannschaft hat mehr Spiele gewonnen als die Harlem Globetrotters. Trotzdem scheint die Frage nach Sieg oder Niederlage für die Ballvirtuosen eher nebensächlich. Bei ihren spektakulären Auftritten steht vor allem die Show - und damit der Spaß für die Fans - im Vordergrund. So auch am 25.März um 18.30 in der HUK-Coburg arena in Coburg.

April sowie am 10. Mai sowie an weiteren Terminen.

IN DER STADT Olaf Schubert Ja, Olaf ist untergewichtig. Aber überbegabt. Und auch sonst ist alles beim Alten, schließlich sagt er in er seinem neuen Programm: „So!“ Und das steht für weitaus mehr als seine spiegelbildlichen Initialen. Denn wer “So!” sagt, hat Reserven. Die Schubert wahrscheinlich niemals angreifen muss, er ist sowieso schon legendär und schafft es beispielsweise, seine leicht mageren 65 Kilogramm Lebendgewicht durch pure Bühnenpräsenz wie eine Tonne wirken zu lassen. Nebenbei wird er wie immer viel erzählen, obendrein singen und Kenner befürchten, dass er auch tanzt. Am 7.April um 20.00 Uhr in der Konzerthalle Bamberg.

UNTERFRÄNKISCHES STIMMWUNDER Andreas Kümmert Live Tour 2014 Seit seiner sagenhaften Interpretation des gleichnamigen Elton-John-Welthits bekannt als „Rocket Man“, oder natürlich vor allem als „The Voice of Germany 2013“, bewegte er doch bereits bei den Blind-Auditions alle vier Coaches aus den roten Dreh-Stühlen. Nun treibt er das Publikum von der Atemlosigkeit direkt in Jubelstürme, sagt man. Zu beobachten am 12.April um 20.00 Uhr in der Stadthalle Lichtenfels.

IM APRIL IM KINO

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© Andreas Kümmert

Foto: Thommy Mardo

LA BOHEME aus New York Ein besonderes Kulturhighlight gibt es am 5.April um 19 Uhr im CineStar Filmpalast. Live aus der MET in New York wird Puccinis Oper „La Boheme“ übertragen. Die Geschichte dreht sich um die vier armen Pariser Künstler Rodolfo, Marcello, Colline und Schaunard, deren dramatisches Leben unausweichlich auf eine Katastrophe zusteuert. Die Oper wird in französisch gesungen, damit jeder Opern- und Kinofreak mitkommt, wird die Liveübertragung aber mit deutschen Untertiteln versehen. Weitere Liveübertragungen mit musikalischen Höhepunkten aus der MET gibt es auch am 5. und 26.

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HÖREN. SEHEN. STAUNEN ratscht mit den Zuschauern und jammert deutlich mehr als man philosophiert. Und das ausschließlich witzig, frech und hintersinnig, gepaart mit einer großen Portion Selbstironie. Das weibliche Pendant des Duos darf selbstverständlich nicht fehlen: Waltraud & Mariechen, die fast schon Kultstatus genießenden älteren Damen. Je älter sie werden, umso weniger ist vor ihnen sicher. „Wer nicht alt werden will, muss eben jung sterben!“ Aber sicher nicht am 5. Mai um 19.30 Uhr in der Konzerthalle Bamberg. © Wolfgang Buck

© Annett Louisan

DER SINGENDE HOLLÄNDER Herman van Veen Mittelalterliche Semester werden sich erinnern: An den unbekannten holländischen Clown, der kaum Deutsch sprach, aber singen konnte wie ein junger Gott. In Deutschland gesehen im Mai 1974. Wie, das ist schon viermernaham“ gebeutelt. Weil hin- und hergerissen zwischen Heimatliebe und Fernweh.

FRAUENPOWER Annett Lousian Vieles musste sie aushalten. Zum Beispiel Titulierungen wie: Strohfeuer, Eintagsfliege oder One Hit Wonder. Und während gewartet wurde, ob und wie sie das verkraften würde, verwandelte sich die scheue Bühnenfigur Annett Louisan, die sich vor jedem Auftritt Mut anrauchte, stetig in ein Souverän im Rampenlicht. Wobei sie weder Charme noch helle Buschwindröschenstimme einbüßte. Überprüfbar am 13. April um 20.00 Uhr in der Konzerthalle Bamberg.

IM JUNI BAMBERGER SOMMEROPER Sommernachts-Galakonzert Keine Angst vorm 13. Juni, auch wenn der diesmal auf einen Freitag fällt. Doch die Stimmen ehemaliger Sommer-Oper-Sänger und Till Fabian Weser werden wacker gegen etwaige Widrigkeiten am Opernhimmel ansingen. Auf dem Domplatz Bamberg wunderbar begleitet vom Georgischen Kammerorchester Ingolstadt. Unter and rem mit Melodien aus La Bohème, der „Zauberflöte“ und Rigoletto oder Carmen...

IN DER STADT SONDASCHULE Plus Special Guest: Rogers Klare Ansagen vorab deuten deutlich darauf hin, dass Sondaschule gerne Muttis schöne Welt zerstören, sowie das Fahren von Skateboards und das Hören von Punk­ rock favorisieren. Aussagekräftig und mit einer größeren Menge Rock melden sich die Sieben am 17. April im LiveClub Bamberg zurück.

BESONDERS BEGEHRT Heißmann & Rassau „Ein Duo kommt selten allein“: Das frische Programm von und mit Volker Heißmann und Martin Rassau inkludiert fränkischen Frotzeleien, einen Haufen Gschmarri, sowie skurrile Gedanken. Man sinniert über große und kleine Alltäglichkeiten, die Untiefen fränkischen Lebens,

Foto: Peter Thomsen

IM MAI

UNTER FREIEM HIMMEL Tim Bendzko & Band Er freut sich schon auf seine „Ich steh nicht mehr still“ Tour. Dann kommt er endlich mal raus und muss nicht ständig nur seine Erfolgsalben betrachten, wie das Doppelalbum „Am Seidenen Faden – Unter die Haut Version“. Eine um zwölf Songs erweiterte Fassung des bereits vergoldeten Nummer 1 - Albums „Am seidenen Faden“, das nun, mit über 250.000 verkauften Tonträgern, auch schon Platin meldete. Für diese Tournee hat sich der Berliner Bendzko zwei ganz besondere Spezialgäste eingeladen, um die Konzerte zu eröffnen: Tom Klose und Julia Engelmann. So auch am 14. Juni um 20.00 Uhr auf dem Domplatz.

zig Jahre her? Allerdings ja nicht nur für die Zuhörer der ersten Stunde, sondern fairerweise auch für den Künstler, der damals in Holland schon gefeiert wurde. Letzteres wird hoffentlich auch am 23. Mai passieren, ausdauernd und begeistert ab 20.00 Uhr beim Wunschkonzert in der Konzerthalle Bamberg.

IN DER STADT

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© Tim Bendzko

Foto: Sven Grundmann

Wolfgang Buck Daheim ist es ja am schönsten. Angeblich. Wieso bitte wird sonst der Satz „Kommt mir nur nach Hause!“ als Drohung empfunden? Das gilt es am 23. Mai ab 20.00 Uhr in den Bamberger Haas-Sälen auszudiskutieren. Mit dem Bamberger Songwriter Wolfgang Buck. Denn selbst der ist in seinem neuen Soloprogramm „Kummd-

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NEUES LAND ROVER AUTOHAUS IN OBERFRANKEN FÜR BAMBERG UND COBURG UND LICHTENFELS Mit einer großen Feier am 5. und 6. April 2014 eröffnet in Dörfles-Esbach das erste Land Rover Autohaus Deutschlands im neuen Design des britischen Traditionsunternehmens. Bereits seit September 2013 bietet das Land Rover Team im Autohaus Am Eichberg ein professionelles Verkaufs- und Serviceangebot - die Eröffnung des neuen Autohauses rundet nun den Auftritt der legendären Offroadmarke in der Region Coburg ab. Sehr zur Freude der Coburger Automobil-Enthusiasten, denn der Name Land Rover ist in der Automobilwelt Legende: Die britische Marke steht seit 60 Jahren für höchste Allradkompetenz, umfassenden Komfort und anspruchsvolle Technik. „Land Rover und Range Rover sind starke Marken die wir als regional verwurzelte Unternehmer für den gesamten Landkreis exklusiv betreuen. Dabei ist unser Anspruch hoch: Kunden sollen Vertrauen in die Marke Land Rover und in unsere Dienstleistungen „erfahren“, dazu gehört für unser Land Rover Team auch höchste Kundenzufriedenheit und beste S er v ic e qu a l it ät“, erklärt Autohausbesitzer Ralph Speyerer. Während der zweitägigen Eröffnungsfeier erwarten Besucher des neuen Land Rover Autohauses zahlreiche Unterhaltungsangebote und natürlich ein Off-Road-Parcours auf

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Ansprechpartner Verkauf: Christopher Schoenau Tel. 09561 35757142 · Fax 09561 3575719 schoenau@landrover-coburg.de

Ansprechpartner Service: Tommy Scheler-Stöhr Tel. 09561 3575710 · Fax 09561 3575719 ts@landrover-coburg.de

dem die Geländetauglichkeit der Land Rover Fahrzeuge live getestet werden kann. Gleichzeitig präsentiert sich die Traditionsmarke erstmals auch bei der Coburger Automeile. Unten: Das erste seiner Art in Deutschland: Das Land Rover Autohaus Am Eichberg im neuen Design des britischen Traditionsunternehmens.

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STADTGESPRÄCH

STADTGESPRÄCH... STARKES STÜCK

krönter Journalist, einflussreicher Intellektueller und Dissident“, wie schon die FAZ in einem Portrait im letzten Jahr schrieb. Ein Grund, ihn zu wählen, ist auf jeden Fall seine Liebe zum heimischen Bier: „Konfuzius sagt: Bierkeller in Bamberg am besten!“ wird er zitiert.

STROMGESCHICHTEN I Die Stadtwerke Bamberg hatten wahrlich keinen guten Einstieg in das neue Jahr: Bamberg sei der größte Stromverschwender der Republik, heißt es

Foto: Prewski

Cartoon: Einheuser

Der Kommunalwahlkampf trieb in diesem Jahr besonders kuriose Blüten: Da prangte doch auf dem Titelblatt des Bamberger Stadtmagazins „die zwiebel“ Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke, daneben der bekannte SPD-Würfel mit der Bamberger Silhouette und den Aufschriften „STARKES BAMBERG“, „STARKE SPD“ und natürlich das Wahlkampfmotto: „Wer Starke will, wählt SPD“. Wahlwerbung auf dem Titel eines journalistischen Magazins? Ein STARKES Stück, auch wenn die Seite links oben klein als „Anzeige“ gekennzeichnet war (allerdings über dem Titel „zwiebel“, was

rer“ widersprach also Stadtwerke-Pressesprecher Jan Giersberg. Er nämlich kommt auf ganz andere Zahlen. Wer also hat nun Recht? Die Studie hat nur Online-Abschlüsse ausgewertet, die Stadtwerke selbst haben den Überblick über alle Stromzähler... die Wahrheit wird wie immer in der Mitte liegen. Und überhaupt wurde das Thema Stromkosten schnell überlagert von den Hiobsbotschaften zum Bambados. „Zu kalt und zu teuer“ wurde getitelt. Das ist natürlich Gift für den Besucherstrom, der ohnehin mehr und mehr nachließ: Gut 200 000 fanden im letzten Jahr den Weg in die grüne Hölle an der Pödeldorfer Straße. Kaltes Wasser, kalte Umkleiden, hohe Eintrittspreise bemängeln Gäste.

Beim Häuten der Zwiebel

Eistaucher in Bamberg?

bedeuten würde, das „zwiebel“ ein Teil der Anzeige ist…). Aber auch die Kakophonie an Wahlplakaten, die nahezu keinen Blick mehr zuließ auf die Weltkulturerbestadt Bamberg, war außergewöhnlich und nicht immer von hoher Qualität. Doch es gab auch Originelles zu lesen: „Ich bin ein Bamberger! Ich stehe für Bamberg! Ente gut, alles gut“ ist das Motto des chinesischen Superstars in der CSU, You Xie, den das Studium 1988 nach Bamberg führte. Heute besitzt er einen China-Imbiss in der Domstadt, falsch: den China-Imbiss, und ist „preisge-

in einer Studie. Laut des Onlineportals „preisvergleich.de“ nämlich verjubeln die Bamberger Bürger über 20 Prozent mehr Strom im Jahr ein deutscher Durchschnittsbürger. Nun dürften sich die Stadtwerke darüber ja eigentlich freuen, spült doch jede Kilowattstunde mehr auch ordentlich Geld in die letztlich städtischen Kassen. Doch das negative Image, in Zeiten der Energiewende und des Klimawandels als Stromverschwender an den Pranger gestellt zu werden, möchte man auch wieder nicht.“Die Bamberger sind doch richtige Stromspa-

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„Der Saunabereich boomt“ konterten die Stadtwerke…und auch außerhalb des Saunabereichs hat man jetzt die Heizungen wärmer eingestellt. Das ist interessant vor dem Hintergrund, dass das Bambados europaweit das erste Hallenbad war, das nach dem Passivhausstandard errichtet wurde und deshalb extrem wenig Energie verbraucht. Die größte Einsparung sollte in diesen Berechnungen …. beim Heizstoffverbrauch liegen. Ob diese Fortsetzung auf Seite 12

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STADTGESPRÄCH Fortsetzung von Seite 11

keinen winter gehabt. jetzt scheint schon wieder die sonne. die ganzen touristen kommen schon wieder. das kindergeplärre an ostern. und die radfahrer da überall. und jetzt noch die mopeds. nur noch mist heutzutage.

Rechnung jetzt noch aufgeht? Bei den Stadtwerken spricht man angesichts der gefühlten Kälte im Bad jetzt schon von einem „architektonischen Problem“. Siehe dazu auch Seite …. „Dämmlüge“: Ein Zusammenhang? Wir gehen der Sache nach.

BETONKOPF Zurzeit werden drei der sieben Bamberger Hauptkirchen restauriert, sind also teilweise oder komplett wegen der Arbeiten oder Einsturzgefahr geschlossen. Dazu gehören die Pfarrkirche „Zu Unserer Lieben Frau“ und die Benediktiner Klosterkirche St. Michael. Außerdem wird auch die Bamberger Martinskirche saniert, obwohl die zuletzt schon in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts instandgesetzt worden war. An sich sind Sanierungsintervalle von 30 Jahren heute kaum noch etwas Ungewöhnliches, aber wenn dann herauskommt, dass zuletzt bis zu 100

für vorbildhafte Sanierungs- oder Neubauprojekte im Altstadtbereich aus. Das passiert alle vier Jahre, zuletzt also 2010, jetzt wieder 2014. Bis 30. Juni muss man sich mit seinem Projekt bewerben. Mit Glück und dem Wohlwollen der Jury gewinnt man dann. Wobei es mehr um die Ehre geht, für das Preisgeld von 1500 Euro nämlich bekommt man noch nicht einmal eine neue Haustür.

STROMGESCHICHTEN II

Die Sterzer Mühle soll bald Strom erzeugen, wenn es nach Helmut Müller geht. Der hat für die brachliegende Mühle einen Investor aufgetan, der die Mühle zur Stromerzeugung nutzen möchte. Das ist Nachhaltigkeit. Und natürlich will und wird man damit irgendwann auch einmal Geld verdienen. Das Wasserwirtschaftsamt hatte dagegen keine Renditechancen gesehen und die Stromerzeugung daher abgewiegelt. Mit dem Vorstoß könnte jetzt doch

Cartoon: Einheuser

Erwischt beim Mogeln: Michael Busch

Tonnen Beton im Dachstuhl verbaut worden waren, darf man stutzig werden. Zwar geben Kuppeln mit Deckenmalerei nun einmal nach, wie aber konnten Steuergelder so schnell dahingehen: Schon damals nämlich war diese Lösung die „ultima ratio“, die Restaurierung jetzt ist noch teurer. Und wie sieht das eigentlich mit der Statik aus bei 100 Tonnen Beton? Die Martinskirche wird damit jetzt vielleicht zum Anlass, die zeitlich- technischen sowie kostenmäßigen Bedingtheiten der Restaurierungen im hehren Bamberger Weltkulturerbe zu hinterfragen…vielleicht sollte man dann doch lieber gleich neu bauen.

noch Bewegung kommen in die Situation der sogenannten Unteren Mühlen.

WACHSTUMSKURSE Während Facebook für „Whats-App“ 19 Milliarden auf den Tisch geblättert hat, hat fast unbemerkt auch ein anderes internationales Schwergewicht noch einmal eingekauft - mit Wirkungen auch für Bamberg. Der japanische Online-Händler Rakuten nämlich hat für 900 Millionen US-Dollar den Voiceover-IP-Dienst Viber erstanden. Rakuten selbst gehört zu den zehn größten Internetunternehmen der Welt. Die Deutschlandzentrale wiederum ist in Bamberg. Mitte 2011 nämlich haben die Japaner in

So lobt die Arbeitsgemeinschaft Historische Städte in diesem Jahr wieder einmal einen Bauherrenpreis

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STADTGESPRÄCH POSITIONSWECHSEL Die Medienszene in der Region wird zur Zeit räumlich und personell ordentlich durchgewirbelt: Katja Herrmann verlässt den Hofer Sender TV Oberfranken und wird Nachfolgerin von Jens Korn in der Unternehmenskommunikation des baldigen Neu-Bamberger Unternehmens Brose. Korn wiederum wird wohl 1. Mann seiner Heimatgemeinde Wallenfels im Landkreis Kronach.

ABWÄRTS? Bei den Brose Baskets ist irgendwie die Luft raus. Selbst aus dem Eurocup ist man ausgeschieden. Das war angesichts der Umstände (man hätte ja in Sassari in Italien verlieren dürfen, aber eben nicht so hoch wie geschehen) genauso überflüssig wie das Ausscheiden aus der Euroleague, als das Team kurz vor dem Weiterkommen auch noch abgefangen wurde. Fazit: Die Siegermentalität früherer Jahre ist abhanden gekommen. Von den großen Ansprüchen des Hauptsponsors ist nicht mehr viel übriggeblieben.

Deutsche Niederlassung der Weltfirma Rakuten in Bamberg

Jetzt kann es nur noch darum gehen, den Bayern ihre Lederhosen auszuziehen und den Titel zu verteidigen. Dafür hat man mit Jared Jordan von den Telekom Baskets Bonn kurzfristig aufgerüstet. Ein Kampfansage nach München: Anderen Teams mal eben die Besten abspenstig machen, das kannte man nämlich bisher nur vom FC Bayern. In dieser Hinsicht ist man auf jeden Fall auf Augenhöhe.

AUFWÄRTS?

Beeindruckendes Wachstum: Upjers aus Bamberg

der Domstadt das Unternehmen Tradoria übernommen und 2012 in Rakuten umgenannt. Die weltweite Shopping-Tour von Rakuten hat System: auch Buy. com aus den USA, Priceminister aus Frankreich, Ikeda aus Brasilien oder Play. Com von der Insel Jersey wurden aufgekauft. Und übrigens ist Rakuten Eigentümer einer eigenen Baseball-Profimannschaft…

Ruth Vollmar ist die neue Leiterin der Wirtschaftsförderung der Stadt Bamberg. Damit setzt die Stadt Bamberg, so heißt es in einer Pressemitteilung „bewusst auf die Erfahrung und hohe Kompetenz aus den eigenen Reihen“. Das kann man so ausdrücken, denn immerhin kennt sie Bamberg gut, sehr gut sogar, seit mehreren Jahrzehnten: Ruth Vollmar ist seit 1996 in der Wirtschaftsförderung tätig und begleitet seit bald 18 Jahren die Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Bamberg. „Der studierten Diplom Kauffrau und Absolventin der Bamberger Universität lagen nach ihrem Quereinstieg aus der freien Wirtschaft von Anfang an die ansässigen Unternehmen am Herzen.“ Alles andere wäre auch keine Wirtschaftsförderung…

Auch ein anderes Bamberger IT-Unternehmen ist auf Wachstumskurs: Der Entwickler und Publisher von kostenlosen Browsergames upjers erweitert seine Büroflächen. Die braucht man, damit man weiter Spiele entwickeln zu können, so wie das Wimmelbildspiel Uptasis, das wohl in diesem Jahr noch gestartet werden soll. Auch Undermaster oder Little Fellies sind Spiele aus dem Hause upjers. Browsergames wird eine rosige Zukunft vorhergesagt.

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INHALT

kinder muss man schützen. vor gewalt. vor armut.

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unterstützen sie den kinderschutzbund mit einer spende. Bank für Sozialwirtschaft Konto: 7488000 BLZ: 25120510 IBAN: DE25251205100007488000 BIC: BFSWDE33HAN

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BRIEFE

BRIEFE Der Dezember 2013 kam – und mit ihm die dritte Ausgabe von „BAMBERGER – DAS MAGAZIN“. Danach erreichten uns wieder zahlreiche Nachrichten unserer Leser. Außerdem haben wir aktuelle Themen der Stadt auf unserer facebook Seite (facebook.com/BambergerMagazin) diskutiert. Wir fassen das Wichtigste zusammen und kommentieren es bei Bedarf. ROLLENDE ZEITBOMBEN? LKW-Fahrer sind ein Sicherheitsrisiko. Übermüdet, ausgenutzt, immer am Rande der Legalität. Verantwortlich sind Logistikunternehmen, die von ihren Fahren Unmögliches verlangen. Und wer da nicht mitfährt, fliegt raus. Das war das Fazit von Christiane Schult in ihrer Reportage. Dazu erreichte uns ein Leserbrief von Volker Hamann, den wir hier gerne in Auszügen wiedergeben (den gesamten Leserbrief finden Sie unter facebook.com/BambergerMagazin):

Foto: Val Thoermer

Ihr Artikel kann und darf so nicht unkommentiert stehen bleiben. Die Zeilen unterstellen einer ganzen Branche ausbeuterischen Umgang mit Ihren Mitarbeiter (Fernfahrern) und wirft ein völlig falsches Bild – mehr noch, das negativ belegte Image der Fernfahrer wird noch mehr beschädigt. Als ehemaliger Speditionsinhaber kenne ich die Branche sehr gut. Sie … haben - in Einzelfällen - Recht! Diese negativen Beispiele gibt es aber … in allen Branchen – auch bei Journalisten, Metzgern, Bäckern etc .! (… ) Ihre Un-

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terstellungen bringen jedoch das ganze Transportgewerbe unberechtigt in ein falsches Licht. (…) Firmenchefs halten Ihr Personal an, sich innerhalb der gesetzlichen Rahmen zu bewegen, da die Strafen und Kontrollen fast durchgängig sind. Im digitalen Tacho werden alle Daten, Fahr- und Pausenzeiten bis zu einem Jahr rückwirkend nachvollziehbar notiert … und stehen mindestens zwei Jahre allen Prüfungen der Gewerbeaufsichtsämter zur Verfügung. (…) Zudem unterstellen Sie, dass Unternehmer die Fahrerstrafen übernehmen – das ist nicht korrekt und würde bei Lohnsteuerprüfungen durch das Finanzamt auffallen. Zudem haben auch Disponenten … und die Unternehmer ein großes Interesse die gesetzlichen Rahmen einzuhalten, … bei jeder Strafe an den Fahrer erhält der Unternehmer meist die gleiche Strafe in der 2 oder 3-fachen Höhe (oftmals mehr) . Es ist nicht die Last und das Risiko des Fahrers sondern des Unternehmens! Dies verschweigt Ihr Artikel! Zudem: Auch beim besten Willen, die Fahrzeitgesetze einzuhalten, müssen die Rahmenbedingungen vorhanden sein. Fahren Sie mal mit einem 40-Tonner um Mitternacht auf der Autobahn und suchen einen Parkplatz. Ihr digitaler Tacho mahnt mit einem eindringlichen Warnton das Ende der Fahrzeit an, bis zu 11 Stunden Pause sind notwendig, und alle Parkflächen sind überfüllt. Es ist unzumutbar einem Fahrer einen Parkplatz am Straßenrand zuzuweisen ohne Dusche, WC, Wasser und Versorgungsmöglichkeit! Gewerbegebiete werden für LKW in der Nacht gesperrt, um keine „Verunreinigungen“ zu bekommen – was soll denn der Fahrer tun? (… ) Man sollte dem Gewerbe deutlich mehr Achtung und Beachtung zukommen lassen und nicht mit solch aufreißerischen Bildern von Seite 24/25 Ihres Magazins den Lesern suggerieren, es würden im Land nur Verbrecher am Bock sitzen – und nicht der engagierte Fernfahrer, der in der Nacht bei Regen, Schnee und Nebel die Tageszeitung transportiert! (Oder den COBURGER, Anm. der Redaktion).

HUMLFLUG Im letzten BAMBERGER haben wir jubiliert: unsere Melle ist Ministerin. Die 38jährige Bambergerin hatte geschafft. Staatsministerin für Gesundheit und Pflege. Wir aber stellten uns die Frage, ob man das wirklich braucht oder ob Frau Doktor Melanie eher die oberfränkische Zwangsimpfung für Restbayern ist. Auf unsere satirische Lobeshymne auf Huml hin hatten wir ein persönliches Gespräch erwartet. Im Vorfeld der letzten Ausgabe war das ja noch daran gescheitert, „dass sie momentan sehr viel in Berlin ist.“ Jetzt, nach ihrer Rückkehr ins gelobte Land Bayern, tat sie ihre Pflicht: Huml nämlich lud auch den BAMBERGER zum traditionellen Presseessen am 16. Januar ein. Aber dass sie darin über ihre persönlichen Ziele informiert, und „gerne einen Einblick in die ersten 100 Tage ihrer Amtszeit als Bayerischen Staatsministerin für Gesundheit und Pflege gibt“, fanden wir nur mäßig spannend. Wir fragen, wir sagen, was wir wissen wollen, das finden wir spannender, und wir denken, unsere Leser auch. Danke trotzdem für die Einladung, wir melden uns zur Terminvereinbarung.

ZWITTERAUTO Im letzten BAMBERGER sind wir den Lexus IS 300 Hybrid Probe gefahren. Lautlos durch Stadt und Land. Dazu haben wir schöne Fotos von diesem edlen Boliden geschossen. „Angucken ist nicht schlecht, ist ein tolles Teil“, kommentierte Renate Schwesinger, die ihn allerdings nicht haben möchte, weil sie be-

Foto: Val Thoermer

„ME FALLS A STONE FROM MY HEART“

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BRIEFE fürchtet, dass man ihn „ohne Garage und Wachpersonal“ nicht lange genug besitzt … Martin Beck schrieb „Hybrid finde ich sehr interessant. Japaner in dieser Preislage lassen wahrscheinlich keine Wünsche bei der Ausstattung offen.“ Jürgen Zetzer Zetzmann wollte daraufhin gleich mal die Preislage wissen und wer den Lexus vertreibt. Kein Problem: der Lexus kostet 45900 Euro, die getestete Version mit viel Sonderausstattung 57700 Euro. Hier in der Region gibt es allerdings keinen Händler. Der nächste ist das Lexus-Forum in Nürnberg.

VORSÄTZLICH Neues Jahr, neues Glück? Oder die alten Probleme. Wir wollten von unseren Lesern wissen, was sie sich vorgenommen haben. Tamara „Itsthelittlethings“ Walther schrieb, sie lasse es auf sich zukommen, Paul Kertel, er wolle die schönen Dinge im Leben viel mehr genießen und die anderen Dinge nicht aus den Augen verlieren. „Denn wer die schlechten Dinge aus den Augen verliert, hat verloren!!!“ Das ist philosophisch und gefällt uns natürlich besser als das Ansinnen für 2014 von Lisa Carina Oppermann, die uns empfahl, Rechtschreibung zu üben. Da hat sie aber natürlich Recht, auf unserer kleinen Karikatur hatte sich beim „BAMBERGER“ das „E“ verflüchtigt. Wir entschuldigten das mit dem Zustand unserer silvestergeschädigten Illustrators. Und Nancy Müller wusste genau, was los ist: „Dacht scho ich bin schon betrunken.“

GLÜCKWUNSCH In Zusammenarbeit mit dem Veranstaltungsservice Bamberg haben wir wieder Tickets verlost. Dieses Mal unter anderem für Willy Astor, den Wortakrobaten unter den Comedians. Er war am 7. Februar in Bamberg. Gewinnen wollten viele seiner Fans, beispielsweise Dietmar Theile, „weil ich der Erste war, der geliked hat“, Katja Nikisch „weil wir schon sooooooooo lange gerne Willy Astor hören!!!!!“, San NE, „Vieles, was uns im Januar begegnet, lässt einem die Lachmuskeln gefrieren, Willy Astor wäre perfekt um die wieder aufzutauen! ...Krumm-und-buckelig-gelacht sehen wir gleich wieder viel lustiger aus“, Nicole Klebeg, „weil Willy Astor auf seine Art und Weise Humor, Musik und Bayern verbindet! Seine Wortspiele sind einzigartig und er damit als Comedian nicht vergleichbar mit anderen“, Annette Neeß, „weil er einfach super ist“, Dagmar A. Reed, weil sie „auf Oral… Apostel“ steht und Thomas Schörner: „Free Willy – Astor? Me falls a stone from my heart, wenn ich mich auch ohne Sitz!Heizung in die oral B-Teuerungen des Wortakrobaten begeben darf! Darauf einen Choco Champus, ojaje!“ Dann also Prost, Thomas Schörner aus Bamberg. Er war nämlich der Gewinner. Kleiner Tipp: in diesem Frühjahr verlosen wir Tickets im Wert von fast 1000 Euro! Wer mitmachen will, muss nur Fan von uns werden.

Dazu unter zum Mitdiskutieren einfach auf facebook.com/BambergerMagazin gehen oder eine email an leserbrief@das-magazin-verlag.de schicken. AUSGABE 4 / FRÜHLING 2014

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Foto: Stephen Orsillo

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VON DANIELA GRESCHKE FOTOS: FRANK WUNDERATSCH

SEXTOURISMUS IN

OBERFRANKEN

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EINBLICKE IN DAS ROTLICHTMILIEU

Beruf Prostituierte: Isabel aus Spanien

Als „größter Puff der Welt“ wird Deutschland allgemein belächelt. Die Grundlagen schuf 2002 das neue Prostitutionsgesetz. Auch für Zwangsprostitution und Menschenhandel. Vielleicht ja sogar für Sextourismus? Den suchten wir in Oberfranken ... Grenzenloser Verkehr: Sicherheit in acht Sprachen

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sabel hat sich umgezogen. Zu Beginn des Besuches noch in einen NetzCatsuit gehüllt, der die Dessous mehr präsentierte als verhüllte, steht sie nun im knappen Polizistinnen-Outfit mit Overknee-Stiefeln in der Küche und bietet lächelnd Kaffee an. Nebenbei repariert sie mit einer Gabel ihre Peitsche. Isabel ist 34 Jahre alt, Spanierin und Prostituierte. Oft ist sie in Oberfranken, meist für einen Zeitraum von 14 Tagen. Freiwillig, wie sie sagt, und gerne. Seit rund sechs Jahren empfängt sie hauptberuflich Männer. Heute in einem großzügigen Raum, dominiert von einem Doppelbett, umrahmt von Spiegeln und erhellt von Kerzenlicht. Lila Tulpen stehen gleich neben dem Möbelstück, auf dem sonst die verschiedensten Kundenwünsche erfüllt werden. Ausgesprochen von Männern aus allen Schichten und aller Altersgruppen. „Von 21 bis 70, 80 Jahre alt. Manche können zwar nicht mehr,“ erzählt Isabel, „aber wollen gerne eine Frau im Arm halten.“ Beruflich Erfolgreichere wünschen sich oft devoten Sex. Isabel ist selbständig tätig. Für 80 Euro am Tag hat sie sich im Porky´s eingemietet, Werbung inklusive. „Die Frauen sind taff und unabhängig“, sagt Michael H., ihr Vermieter, „sie fahren Auto und verdienen ihr Geld.“ Mit Zwangsprostitution habe hier niemand zu tun. Es gibt zwar immer mal Anfragen von Rumäninnen, die mit Ehemann oder Bruder einziehen wollen. Doch so etwas will er nicht. „Ich fühle mich hier wie zu Hause.“ erklärt die grünäugige Spanierin. Kürzlich, ergänzt Michael H., habe

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SEXTOURISMUS IN OBERFRANKEN er sie mit zu sich nach Hause genommen, zu seiner Frau. Die wollte ihr bei einem Problem helfen. Das klingt fast schon beschaulich und so gar nicht nach Rotlichtmilieu. Noch weniger nach Zwangsprostitution, nach Schlepperbanden, nach Horden ausländischer Gäste.

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extourismus gibt es bei uns weniger, das ist hier alles relativ überschaubar im ländlichen Raum.“ sagt der Kriminaldauerdienst der Polizei auf Anfrage. Zwar ist der Andrang aus Bulgarien und Rumänien spürbar. So wurden in der Domstadt im vergangenen Jahr 56 feste Rotlicht-Damen registriert. Und zwischendurch waren es sogar noch weit mehr: Gab es im Jahr 2000 nur fünf bis sechs genehmigte Bordellbetriebe, schwoll die Zahl bis 2012 auf 20 an. Doch dann griff die Stadt durch. Baurechtlich bedingt machte sie viele Läden zu. Heute ist die Bordelldichte wieder auf dem Anfangsniveau.

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er zwischenzeitliche Rotlichtboom hatte einen Auslöser: Das Prostitutionsgesetz von 2002. Das Gesetz, eines der liberalsten der Welt, sollte Sexarbeit zu einem ganz normalen Job machen. Inklusive aller Rechte und Pflichten, ja sogar mit Kranken-, Renten- und Pflegeversicherung. Vorher galt die Rotlicht-Arbeit als sittenwidrig. Heute wird auch derjenige nicht mehr bestraft, der eine Wohnung für das Gewerbe an- oder vermietet, also für das Arbeitsumfeld sorgt: Solange er keine Prostituierten ausbeutet. Und doch scheint das global gesehen stärker der Fall als zuvor, wurde manch Großbordell erst durch die Reform möglich. Ursachen: der wachsende Markt und die Nachfrage nach illegal eingeschleusten Prostituierten. Und die kommen. Die Armut in den Heimatländern treibt die Frauen seit der EU-Zugehörigkeit von Rumänien und Bulgarien nach Deutschland. Die Aussicht auf tolle Jobs und viel Geld lässt sie in Flatrate-Puffs landen. Diese werben dann mit Slogans wie: „20 Minuten Sex für 20 Euro“ oder „Sex so oft du willst, solange du willst und wie du willst.“ Und das für schlappe 70 Euro. Was sich oft weder für Prostituierte noch Kunden lohnt, die meisten Freier, so der allgemeine Tenor, stoßen bereits nach dem zweiten Mal an ihre Grenzen. Eher für die Betreiber, denen gesetzlich nur schwer beizukommen ist, wenn die Papiere der Damen in Ordnung scheinen. Manchmal jedoch klappt es: Eine ganze Kette „Flatrate-Clubs“ wurde 2010 in Heidelberg, Wuppertal, Stuttgart und Berlin geschlossen, die Prostituierten waren illegal in Deutschland und keine 21 Jahre alt. Nur wenige schaffen den Ausbruch aus solch misslicher Lage, kaum eine spricht über eine solche Situation. Warum, erklärt Kriminalhauptkommissar Harald Förtsch. „Auf so etwas kann man nicht hoffen, auch aus Angst vor Ausweisung oder Repressalien aus dem Milieu.“ Es sei eher die Ausnahme, dass sich eine Prostituierte einem Polizeibeamten anvertraue.

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owohl in der Szene als auch bei der Polizei schien man mit dem „Bockschein“ glücklicher. So nannte man im Volksmund das amtsärztliche Gesundheitszeugnis, das Prostituierte in Bayern bis zum Jahr 2001 regelmäßig vorweisen mussten. Wobei „Bock“ den gynäkologischen Untersuchungsstuhl bezeichnete. Die meisten Damen erneuerten das Attest freiwillig, Nichtvorlage endete schlimmstenfalls in der Gewerbeuntersagung. Doch nicht nur der regelmäßige Gesundheitscheck der Liebesdienerinnen war vorteilhaft, erinnert sich Michael H. „Außerdem wusste die Stadt, wer anwesend war.“ Was dann ja auch korrekte Arbeitspapiere einschloss. Statt „Bockschein“ gibt es heute einen in der „Hygieneverordnung“ verankerten Kondomzwang.

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etztendlich scheint rein rechtlich alles etwas schwammiger seit der Gesetzesänderung durch Rot-Grün, sind Menschenhandel oder Zuhälterei schwerer nachzuweisen. Das belegen auch die bundesweit geltenden Zahlen. 151 verurteilten Zuhältern aus dem Jahre 2000 stehen 2011 nur noch 32 gegenüber. Ungleich kleiner, die oberfränkischen Ziffern: Die aus dem Jahr 2000 erzählen in drei Fällen von Menschenhandel und siebenmal von „Zuhälterei“. Letzteren Tatbestand gibt es rein statistisch elf Jahre spä-

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Sicher durch die Nacht: Hygieneartikel und Kondome gehören dazu

ter gar nicht mehr, zwei Personen werden wegen Menschenhandels verurteilt.

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och Veränderungen sollen kommen. Welcher Art, ist allerdings noch unklar: Im nach den Bundestagswahlen 2013 ausgehandelten Koalitionsvertrag wird eine „umfassende Überarbeitung“ des Prostitutionsgesetzes prognostiziert. Auch die gesetzliche Grundlage für Kontrollen der „Luststätten“ will man verbessern. Was Zwangsprostitution und Menschenhandel angeht, hofft man auf mehr Schutz für die Opfer

und härtere Strafen für die Täter. Eine für Freier interessante Passage: Strafen drohen künftig dann auch denen, „die wissentlich und willentlich die Zwangslage der Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution ausnutzen und diese zu sexuellen Handlungen missbrauchen“. Ob Mann damit Probleme hat, mit einer zwangsprostituierten Frau zur Sache zu kommen, ist eine Thematik, die bereits in einschlägigen Internet-Foren kontrovers diskutiert wird. Und deren Auslegung zum jetzigen Zeitpunkt nur im ethischen Empfinden jedes Einzelnen liegt. Noch.

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Ein Stück Zuhause im Puff: Kleiner Altar am Bett

klingt sehr menschlich, nicht nach schillernder Bordellwelt. „Bordellbetriebe, wie man sie aus dem Fernsehen kennt, gibt es weniger.“ weiß Kriminalhauptkommissar Lieb. Zumindest hier in der Region, in der Provinz. Statt luxuriöser Lusttempel eher Appartements und kleinere Betriebe.

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sabel jedenfalls hat ihren Weg frei gewählt. Wochenweises Pendeln zwischen Orten in Oberfranken und Sachsen. Nein, die Familie weiß nichts von ihrem Job. Sie hat nur sporadisch Kontakt nach Hause, ist schon lange nicht mehr dort gewesen. Sie habe einfach Spaß am Sex, sagt sie und kann auch erklären, welche Männer es zu ihr treibt. Und warum. „Ich denke, die Ehefrauen haben keinen Bock mehr auf Sex, deswegen kommen die Männer her.“ Sei eine Beziehung erst einmal eingefahren, rede man nicht mehr so viel miteinander, ziehe sich nicht mehr verführerisch an. „Wenn ich mal einen Mann haben werde, werde ich mich für ihn immer sexy anziehen.“ plant sie ein bisschen ihre Zukunft. Reden, das ist auch das, was die Freier hinterher oft wollen. Sie erzählen dann von zu Hause, von ihren Problemen. Bevor sie wieder aus dem Doppelbett verschwinden und in den Alltag eintauchen. Das

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ie Probleme in der Rotlichtprovinz sind andere: Heimarbeiterinnen. Sie sind den Betreibern und Bewohnerinnen der Bordelle ein Dorn im Auge. Frauen, die ihre Dienste anbieten, zu Dumpingpreisen, zu Hause, und dazu oft auch ohne Kondome. Angebote zum schnellen Sex um die Ecke gibt es viele. Das Netz und Zeitungen sind voll mit Kleinanzeigen. Für jeden Wunsch, jede Vorliebe ist etwas dabei. FO bietet eine Inserentin da an und FT: Französisch ohne und Französisch total. „Oral wollen viele Männer ohne Gummi.“ sagt Michael H. Laut „Kondomverordnung“ aber verboten – zum Schutz der Prostituierten und ihrer Kunden. Doch beikommen kann man der Konkurrenz aus dem Wohnzimmer kaum. „Proben gibt es meist, wenn sich jemand beschwert.“ heißt es seitens der Polizei. Wenn sich Bewohner also am bezahlten Sex in der Nachbarwohnung stören. Wenn Freier ein und aus gehen. Doch schon die schiere Zahl an Angeboten macht es unmöglich, alle zu überprüfen, so die Polizei. Immerhin kann das Zollamt eingeschaltet werden, wenn es Zweifel an Aufenthalts- oder Arbeitserlaubnis gibt.

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ie viel Geld sie letztlich verdienen, wollen Isabel und Alisia nicht sagen. Die regionalen Preise bewegen sich zwischen 50 Euro für eine Viertelstunde bis rund 150 Euro für sechzig Minuten. Auch die unmittelbare Nachbarschaft zu einem Hotel wirkt sich positiv aus. Die roten Lampen heischen in der Dunkelheit Aufmerksamkeit. „Manchmal wird auch eine Frau rüber bestellt über Nacht.“ Wie lange sie noch so arbeiten will? Isabel lächelt und schüttelt energisch die dunklen Locken. Darüber hat sie sich noch keine Gedanken gemacht.

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Foto: C. Duschinger

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Foto: Val Thoermer

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Foto: Wolfgang Zwanziger

Foto: C. Duschinger

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Foto: Harald Biebel

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Foto: Val Thoermer

Foto: Martin Settele

Foto: Val Thoermer

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Foto: C. Duschinger

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Foto: Jon Bor

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Foto: zoomzoom. USA

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WOLFGANG NEUSTADT UND WOLFRAM HEGEN

„ARMUTSRISIKO ENERGIESPAREN?“ DAS DÄMMEN VON HÄUSERN KOSTET VIEL GELD UND BRINGT NICHTS. GANZ IM GEGENTEIL: WER DÄMMT, ZAHLT DRAUF. UND WER DÄMMT, RISKIERT AUCH NOCH SCHIMMEL, NASSE WÄNDE, UNKALKULIERBARE FOLGEKOSTEN. DAS ZUMINDEST BEHAUPTEN KRITIKER DER AKTUELLEN DÄMMPOLITIK. IHRE ARGUMENTE HABEN WOLFGANG NEUSTADT UND WOLFRAM HEGEN ZUSAMMENGEFASST.

DIE DÄMMLÜGE BELOGEN UND BETROGEN.

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DIE DÄMMLÜGE

ONLINE-RECHNER FÜHREN ZU OFT IN DIE IRRE Der Wahnsinn begann 2002. Damals trat auf Basis des Energieeinsparungsgesetzes die ENEV in Kraft, die Energieeinsparverordnung. Unter diesem harmlosen Namen verbirgt sich seither eine Gelddruckmaschine für eine ganze Industrie, Planer und Banken, bezahlt von Hausbesitzern und Mietern, so Kritiker. Eine gigantische Geldumverteilung von unten nach oben.

Oben und unten: Verstopft - Lüftungsrohre in gedämmtem Haus

Die ENEV schreibt vor, welchen Anforderungen Gebäude in Sachen Energieeffizienz genügen müssen. Offizieller Titel: Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz und energiesparende Anlagentechnik bei Gebäuden. Zuletzt erneuert im Oktober 2013: Diese „ENEV 2014“ gilt dann ab 1. Mai. Sie ist Basis für staatlich verordnete Investitionen von Privathaushalten in Milliardenhöhe. Die Bundesregierung schießt noch einmal Milliarden in die Förderung des Neubaus energieeffizienter Häuser oder des Umbaus bestehender Altbauten. Es wird sich für die Bürger finanziell lohnen, rechnet das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung DIW vor: 2020 könnten Einsparungen von knapp 4 Milliarden Euro noch über 7 Milliarden Investitionen gegenüberstehen, 2030 würden Häuslebesitzer und Mieter dann aber schon über 11 Milliarden Euro an Energiekosten sparen, aber nur neun Milliarden investieren müssen. Und im Jahr 2050, so das DIW, würden wir alle 18 Milliarden Euro mehr sparen als wir investieren. Das Deutsche Institut für Wirtschaft betreibt mit dieser simplen Hochrechnung Lobbyarbeit für die Industrie: Stimmung für alle, die am Dämmen mitverdienen. Bereits für das Jahr 2020, so das DIW, gäbe es in der Branche zudem 30 000 zusätzliche Arbeitsplätze, 2030 bereits 66 000.

Fotos im Artikel: Konrad Fischer

Mittelfristig Geld sparen, Arbeitsplätze schaffen, und noch etwas fürs Klima tun: Die Gegner tun sich schwer, gegen solche Argumente wahrgenommen zu werden. Die ENEV nämlich entstammt ursprünglich dem Kyoto-Protokoll von 1997 zum Klimaschutz. Die Bundesregierung legte daraufhin fest, bis 2050 einen nahezu klimaneutralen Gebäudebestand zu erreichen. Und wer möchte schon als Klimakiller oder als Leugner des Klimawandels gelten, als Umweltsünder oder Ewiggestriger?

Medien-Blickpunkt: Geschichten von vergammelten Häusern

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Foto: Val Thoermer

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DIE DÄMMLÜGE Doch man sollte schon genau rechnen, bevor man sein Haus in Styropor einpackt und die Schotten dicht macht: Denn das Dämmen von Wänden, das neue Dach, dreifachverglaste Fenster, neue Türen, alles das kostet richtig Geld. Das Internet ist voll mit Online-Rechnern: Jeder Hausbesitzer kann sich ganz simpel ausrechnen, wie viel Geld er in die Hände nehmen muss und wann sich sein Investment rechnet. Die meisten Rechner freilich stellen Unternehmen zur Verfügung, die am Dämmen oder an gedämmten Immobilien mitverdienen.

Online-Rechner führen in die Irre

Wir haben auch die Bayerische Architektenkammer um die Beantwortung einiger Fragen zum Thema Dämmen gebeten. Die Fragen gingen der Architektenkammer eine Woche vor

Beispiel: Der Online-Rechner von Immonet. Hier gibt man ein, was für ein Haus man hat, wie alt es ist, wie viel Wohnfläche vorliegt, wie viele Stockwerke, welche Wände das Gebäude hat, wie alt die Heizung ist und einige weitere Angaben. Und nach nicht einmal einer Minute kommt als Ergebnis: Eine Dämmung lohnt sich, heißt es dann. Die Investitionskosten lägen bei unserem Beispiel bei exakt 23702 Euro, die Forderung betrüge 2370 Euro. Damit sänken die Heizkosten sofort von über 2000 auf unter 1000 Euro. Und in zehn Jahren sogar von angenommenen fast 4000 auf unter 2000 Euro! Wenn man das hochrechne, mache der Häuslebauer innerhalb von 20 Jahren über 20 000 Euro Gewinn! Da-

Redaktionsschluss zu. Trotz Zusage erreichten uns rechtzeitig keine Antworten mehr. Gerne veröffentlichen wir eine eventuelle Stellungnahme in einer der nächsten Ausgaben.

Schwarz wie die Nacht: Fehlerhafte Dämmung zieht Staub und Schmutz

runter dann noch der Hinweis: „Auf Basis ihrer Angaben können Sie kostenlos und unverbindlich eine Anfrage an Fachbetriebe in ihrer Region stellen!“ Was der Rechner verschweigt: Er geht von einer Heizkostensteigerung von fast 100 Prozent in den nächsten zehn Jahren aus. In Wirklichkeit stiegen die Heizkosten in den letzten zehn Jahren in Deutschland von 2002 bis 2012 aber nur um 43%, wie es Anfang Januar aus dem Bundesumweltministerium verlautet. Auch nicht berücksichtigt: Die Zinsen für die Investitionskosten. Die belaufen sich in zehn Jahren je nach Zinssatz auch leicht auf zwei bis dreitausend Euro. Neue Heiztechnologien: Fehlanzeige. Dabei lässt sich auch mit Niedrigtemperatursystemen Geld sparen. Selbst die angenommenen Investitionskosten von gut 23000 Euro sind zu niedrig angesetzt, sagen Handwerker auf Anfrage. Hauptproblem aber: der angenommene Verbrauch. Schon die deutsche Energieagentur dena räumt in einer Studie ein, dass Untersuchungen gegenüber dem berechneten Bedarf systematisch einen geringeren gemessenen Energieverbrauch ergeben haben als eigentlich angenommen. Damit aber kommt die schöne Hochrechnerei endgültig ins Wanken. Das Schweizer Beratungsunternehmen Prognos geht noch weiter: Sanieren kostet mehr, als sich bei den Heizkosten der nächsten Jahre einsparen lässt. Investitionen ließen sich nicht allein aus den eingesparten Energiekosten finanzieren, heisst es in dem Gutachten laut „Welt“.

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Fraunhofer: Gedämmte Häuser brauchen mehr Doch warum sollte das so sein, dass Dämmen mehr kostet als es bringt? Weil alle Rechenmodelle nur die sogenannten U-Werte berücksichtigen, sagen die Kritiker. U-Werte sind grob vereinfacht gesagt die reinen Dämmwerte eines Hauses, sie geben nur Auskunft darüber, wie viel Energie von innen nach außen fließt. Doch was ist eigentlich mit der Energie, die von außen kommt? „Solare Wärmegewinne tragen wesentlich zur Reduzierung des Heizwärmebedarfs bei.“ räumt auch das für die ENEV zuständige Bundeswirtschaftsministerium auf Anfrage des BAMBERGER ein. „Die Sonne aber wird in diesen Formeln nicht berücksichtigt, also die externe Energiezufuhr auf ein Gebäude.“ sagt einer der aggressivsten Dämmgegner, der Architekt Konrad Fischer aus Hochstadt am Main (siehe Interview im Anschluss an diesen Artikel). Er bestreitet nicht, dass gedämmte Häuser einen besseren U-Wert haben. Er behauptet aber auch,

der Verlust an Sonnenenergie würde diesen Vorteil ins Gegenteil verkehren. Sie kann die eigentliche Fassade nicht mehr erwärmen. Wände unter einer Dämmung bleiben folglich immer kalt, müssen von innen aufgewärmt werden. Das kostet Energie. Er beruft sich auf zahlreiche Studien wie die vom Fraunhofer Institut Mitte der 80er Jahre, nach denen gedämmte Häuser mehr Energie verbrauchen würden als ungedämmte Häuser. Das Fraunhofer Institut selbst verwehrt sich zwar gegen eine solche eindeutige Interpretation der eigenen Studie. Doch selbst das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie räumt auf Anfrage des BAMBERGER ein: „Die Untersuchung des Fraunhofer Instituts aus den 80er Jahren, die zeigt, dass gedämmte Häuser nicht weniger, sondern mehr Energie verbrauchen als nichtgedämmte Gebäude, ist bekannt.“ Warum aber steckt die Bundesrepublik Deutschland und damit wir alle Steuerzahler Milliarden in die Dämmung von Gebäuden, wenn doch in §1 der ENEV der Verlust an Sonnenenergie würde diesen Vorteil ins Gegenteil verkehren. Sie kann die eigentliche Fassade nicht mehr erwärmen. Wände unter einer Dämmung bleiben folglich immer kalt, müssen von innen aufgewärmt werden. Das kostet Energie. Er beruft sich auf zahlreiche Studien wie die vom Fraunhofer Institut Mitte der 80er Jahre, nach denen gedämmte Häuser mehr Energie verbrauchen würden als ungedämmte Häuser.

nachts den Taupunkt und ertrinken im Kondensat, zeigen viele Beispiele. Die Schimmelpilzgefahr ist extrem. Die entsprechende Instandsetzung frisst die erhofften Ersparnisse wieder auf. Bei Fachwerkwänden können Dämmungen außen wie innen die Holztrocknung erheblich stören, Vermorschung droht. Dämmungen sind stoßanfällig oder werden aufgrund von Rissbildungen schnell undicht, Wasser dringt ein. Jede Durchfeuchtung führt zu zusätzlichem Wärmeverlust, weil feuchtes Material nicht dämmt. Sogar die hochgelobten Niedrigenergiehäuser können deutlich mehr Heizenergie verbrauchen als ihr Beipackzettel ausweist. Gründe sind u.a. die mitempfohlenen 3-fach Isolierverglasungen. Mögliche Folgeerscheinungen: Feuchtigkeit und Schimmel. Dagegen sollen angeblich Zwangslüftungen helfen. Dafür sind aber eine aufwändige Wartung mit regelmäßiger Reinigung und Desinfizierung erforderlich, die kalkulatorisch eben nur selten in das Gesamtkostenpaket eingerechnet sind.

Das Fraunhofer Institut selbst verwehrt sich zwar gegen eine solche eindeutige Interpretation der eigenen Studie. Doch selbst das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie räumt auf Anfrage des BAMBERGER ein: „Die Untersuchung des Fraunhofer Instituts aus den 80er Jahren, die zeigt, dass gedämmte Häuser nicht weniger, sondern mehr Energie verbrauchen, als nichtgedämmte Gebäude, ist bekannt.“ Warum aber steckt die Bundesrepublik Deutschland und damit wir alle Steuerzahler Milliarden in die Dämmung von Gebäuden, wenn doch in §1 der ENEV sogar steht: „Zweck dieser Verordnung ist die Einsparung von Energie in Gebäuden.“ Schimmel statt wohlige Wärme: Feuchte KunststoffIsolierfenster

Branddirektor sieht in EPS sogar einen Brandbeschleuniger: „Hat es einmal Feuer gefangen, setzt es enorme Hitze und giftige Gase frei. Wie bei einem flüssigen, brennenden See, als hätte man mehrere Tausend Liter Benzin entzündet“. Der Dämmstoff müsse überprüft, das weitere Verbauen von EPS sofort gestoppt werden, fordert er.

Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie: „Die Untersuchung des

Überwiegend negativ bewerten die DämmgegFraunhofer Instituts aus ner auch den stadtplanerisch-ästhetischen Effekt vieler den bisher 80er vor allem im Bestand ausgeführten Jahren, die zeigt, Dämmungen. Gedämmte Fassaden ähneln verteidass gedämmte digungsähnlichen Trutzburgen: Häuser wuchtige Wände, wie Schießscharten erscheinende, möglichst nicht weniger, sondern mehrkleine Fenster und Türen. Kleinere Öffnungen bedeuten verbrauchen als Wärme, aber auchEnergie weniger Tageslicht und weniger also wieder mehr Energieverbrauch. Denn auch der nichtgedämmte Austausch vieler ein- oder zweifachverglaster Fenster gegen Gebäude, Dreifachglas istist denbekannt.“ Dämmgegnern zufolge unsinnig: Altfenster mit Einfachverglasung ohne

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Unkalkulierbare Risiken Denn selbst, wenn andere Zahlen aus diesem Ministerium stimmen sollten, nach denen ein Forschungsprojekt der TU Braunschweig deutliche Einsparungen von energetisch modernisierten Häusern ergeben habe, sind die Folgekosten in allen diesen Rechnungen nicht berücksichtigt: Die Wartungskosten aber lägen, sagen die Kritiker, bei einer mit EPS, also mit Hartschaum gedämmten Fassade 9 Euro pro Quadratmeter pro Jahr höher als bei einer verputzten Massivfassade. Man geht sogar davon aus, dass diese Dämmungen keine 20 Jahre mehr vor ihrer Amortisierung erleben: Dann bleiben nur Verbrennungsanlage und Sonderdeponie. Viele Erfahrungen von Häuslebauern und Mietern sprechen eine klare Sprache: Dämmen kann ein unkalkulierbares Risiko sein: Bei den üblichen EPS-, also Hartschaumdämmungen, bleibt das Mauerwerk vor Sonnenstrahlen abgeschirmt, die Sonne kommt gar nicht heran, es kühlt aus und es muss von innen gegengeheizt werden. Solche Fassaden unterschreiten

In EPS-Dämmungen sind ökologisch sowie gesundheitsgefährdend äußerst fragwürdige Flammschutzmittel und auch Biozide gegen Schimmelbildung verarbeitet (Nervengifte: Terbutryn oder Diuron). Die Material-/ Fassadenfeuchte transportiert Biozide an die Oberfläche, die dann der Regen auswäscht. Fünf Jahre dauert es, bis die Pilz- und Algenkiller aus der Fassade raus sind. Dann geht das böse Spiel der Schimmelbildung eigentlich erst richtig los, doch da ist ausgerechnet die Gewährleistung verstrichen. Für den ausführenden Handwerker gibt es keine Materialalternativen, wenn er vorzeitige Gewährleistungsansprüche vermeiden möchte.

Brandbeschleuniger Dämmung Hausbesitzer gehen bei EPS-Dämmungen zudem unkalkulierbare Brandrisiken ein. Zusammen mit Dreifach-Verglasungen erschweren sie laut Feuerwehr die Brandbekämpfung erheblich. Frankfurts

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DIE DÄMMLÜGE

WENN DER SCHIMMEL KOMMT, IST DIE GEWÄHRLEISTUNG LÄNGST VERSTRICHEN Dichtlippe (bzw. die mittlerweile von über 80% der Sachverständigen abgelehnte „nutzerunabhängige Zwangslüftung“) lassen wesentlich mehr Sonnenwärme hinein und sorgen für gesündere, trockenere und energiesparender zu beheizende Raumluft, wie z.B. Verbundfenster in Kombination mit Fensterläden/Rollos.

Niemand muss dämmen Fazit: Die aktuell gültigen Förderanreize als auch die EPS-Dämmwerte und -Preise sind verführerisch. Und auch der Verkaufswert einer Immobilie steigt mit der Umsetzung der gesetzlich ja vorgeschriebenen Maßnahmen. Zudem wird es ohne den verlangten Energieausweis mittelfristig schwer sein, ein Haus noch zu einem vernünftigen Preis zu verkaufen oder zu vermieten.

Algenbefall

Ob dem Klima damit aber wirklich geholfen wird, ob Hausbesitzer und Mieter wirklich sparen, erscheint fraglicher denn je. Es sieht mehr danach aus, als ob es im besten Fall ein Nullsummenspiel ist. Doch Pleitegehen muss niemand, gibt es doch eine Befreiung von den Pflichten der ENEV. Laut Gesetz nämlich müssen sich die Kosten innerhalb der üblichen Nutzungsdauer rechnen – es gilt das gesetzliche Wirtschaftlichkeitsgebot. Und immer mehr Hausbesitzer bekommen inzwischen mit, dass sich die versprochene Energieeinsparung nicht so einstellt wie eigentlich angenommen. Wie man sich aber von der „Energiesparpflicht“ befreien lassen kann, darüber muss jeder Architekt oder Energieberater aufklären. Er ist es, der die Wirtschaftlichkeit der Planung als vertragliche Nebenpflicht schuldet. Damit die eigenen vier Wände nicht im Fiasko enden.

Kalkulation für Hochhaussanierung: Nach einer Generation soll es sich rechnen

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DIE DÄMMLÜGE INHALT

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LASCO Umformtechnik GmbH Personalabteilung Hahnweg 139 ∙ 96450 Coburg info@lasco.de · www.lasco.de B A M B E R G E R | D A S M A G A Z I N 41


INTERVIEW

„Mafiöse Strukturen“ Fragen an Konrad Fischer, den Dämmrebell aus Hochstadt am Main. Von Berufs wegen ist er Architekt und Denkmalpfleger. In Wirklichkeit aber Widerstandskämpfer gegen die „Dämmmafia“. Doch ist er in seiner Rolle als Robin Hood der Baubranche einfach nur ein cleverer Vermarkter seiner selbst? Ein Populist? Weil er kein Blatt vor den Mund nimmt? Weil das in TV-Sendungen und bei Vorträgen gut ankommt? Weil er die Rolle David gegen Goliath perfekt spielt? Oder ist an seinen Thesen wirklich etwas dran? Um diese nämlich wird erbittert gestritten. Klar, legt er sich doch so ziemlich mit allen an, die mit Bauen und Sanieren Geld verdienen. Nur einer bleibe beim Milliardengeschäft Dämmen auf der Strecke, sagt er: Der Kunde.

Konrad Fischer

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Herr Fischer, sie behaupten, gedämmte Häuser würden mehr Energie verbrauchen als ungedämmte. Wie kommen Sie zu dieser Behauptung?

Konrad Fischer Die gesamte Energieeinsparverordnung (EnEV) geht von falschen Annahmen aus. Die sogenannten U-Werte, die für die energetische Sanierung von Häusern ausschlaggebend sind, beruhen auf Laborwerten. Die Sonne wird in diesen Formeln nicht berücksichtigt, also die externe Energiezufuhr auf ein Gebäude.

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Sie gehen also davon aus, dass die Sonne einem ungedämmten Haus tagsüber mehr Energie zuführt als es nachts verliert?

Konrad Fischer Es ist jedenfalls eine nicht unerhebliche Menge, auch in der Heizperiode. Das muss man sich mal überlegen: Da werden Photovoltaik und Solarthermie-Anlagen gebaut, aber keiner denkt mehr dran, die Außenfassade eines Hauses als Energiespeicher zu nutzen. Stattdessen dämmen wir die Häuser so, dass die Fassaden darunter immer kalt sind. Und das kostet Energie. Deswegen verbrauchen gedämmte Häuser mehr.

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Dafür gibt es aber keine anerkannten wissenschaftlichen Beweise.

Konrad Fischer Doch, alle relevanten, aber häufig eben nicht veröffentlichten Untersuchungen zeigen, dass gedämmte Häuser nicht weniger, sondern mehr Energie verbrauchen als nichtgedämmte

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Gebäude. Die ersten Untersuchungen stammen übrigens aus den 80er Jahren vom Fraunhofer-Institut. Schon damals hat man erkannt, dass durch die massive Dämmung der Außenwände weniger Wärme von außen kommt und so länger geheizt werden muss. Aber keiner will das wahrhaben. Stattdessen wird die ENEV weiter verschärft.

Außenluft, sondern durch den Himmel statt. Der hat oft Temperaturen sehr weit unter dem Gefrierpunkt, vor allem in sternenklaren Nächten. Dagegen hilft für die Fenster ein Außenrollo oder Klappladen am besten. Das haben schon die Großväter gewusst.

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Das müsste einem Hausbesitzer ja aber auffallen, dass durch Dämmung der Energieverbrauch steigt? Viele berichten ja aber in der Tat von gesunkenen Energiekosten nach einer Sanierung.

Konrad Fischer Ja, aber oft handelt es sich um Maßnahmenbündel für immens viel Geld. Dach, Dämmung, Fenster, Türen, Heizung. Und dann kann man nicht mehr auseinanderdividieren, welche Maßnahme in einem Einzelfall vielleicht mal Sinn macht. Oft ist es einfach der Austausch der Heizung gegen eine kleinere, die weniger Verluste produziert, und schon sinkt der Energiebedarf.

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Zu so einem Maßnahmenpaket gehören vor allem auch die Fenster. Auch hier sprechen Sie sich entgegen aller aktueller Entwicklungen und Innovationen immer noch für Einfachverglasung aus. Warum?

Konrad Fischer Ganz einfach: Auch da wird das Licht vergessen. Ein dreifach verglastes Fenster lässt viel weniger Sonnenenergie ins Haus. Weil der schwere Rahmen dann auch noch dicker ist, kommt nochmal weniger Licht durch. So einen Raum muss ich dann natürlich auch mehr aufheizen, abgesehen von den hohen Investitionskosten für die Fenster. Dann lieber ein Einfachglas und ein Rollo davor. Die größte Abkühlung nämlich findet nicht durch die

Sie behaupten also, dass alles, was vom Gesetzgeber gefordert und gefördert wird, unsinnig ist, weil es genau das Gegenteil von dem bewirkt, was es zum Ziel hat. Sind Sie ein Innovationsverweigerer. Sollen wir wieder leben wir früher?

Konrad Fischer Es ist nun einmal so: Viele Innovationen im Bereich des Hausbaus und der Sanierung sind den Möglichkeiten der alten Techniken unterlegen. Schon früher mussten die Leute Energie sparen und in den Städten auch die Luftverschmutzung in Grenzen halten. Wenn man z.B. den Heizenergieverbrauch pro Kubikmeter in Berliner Mietshäusern aus dem 19. Jahrhundert mit heutigen Durchschnittszahlen vergleicht, dann waren das damals Niedrigenergiehäuser nach heutigem Standard. Warum also sollten wir dann so viel Geld für sinnlose Investitionen ausgeben, die nichts einsparen und obendrein unsere Fassaden verpfuschen und vergiften?

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Damit legen sie sich natürlich mit allen an, die mit Hausbau und Sanierung Geld verdienen und dabei ja nur die gesetzlichen Vorschriften der EnEV umsetzen.

Konrad Fischer Die EnEV und die Urteilslage bis zum BGH sagen aber auch, dass sich Investitionen innerhalb von 10 Jahren amortisieren müssen. Doch egal, was ich bisher durchgerechnet habe, die Rechnung geht quasi nie auf. Zum Glück kann man

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DIE DÄMMLÜGE Schimmel im Haus

SIEHE DAZU AUCH SEITE 12 „STADTGESPRÄCHE“: THEMA BAMBADOS - EIN ZUSAMMENHANG? WIR GEHEN DER SACHE NACH.

sich von den Vorschriften der EnEV befreien lassen, wenn man das nachweisen kann. Manche Architekten aber stehen jetzt vor dem Problem, dass sie in Haftung genommen werden, weil sich die von ihnen geplanten Energiesparinvestitionen nicht rechnen. Das ist eine gigantische Haftungsfalle.

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Das ist ein massiver Vorwurf. Warum sollten denn manche Planer, Architekten oder Energieberater ihre Kunden falsch beraten?

Konrad Fischer Das kommt alles davon, daß unsere Ausbildung den späteren konstruktiven Herausforderungen nicht genügt. Diese tragische Lücke füllen Firmenprospekte und die Berater der Hersteller. Sie übernehmen kostenlos die Planung, die Kostenschätzung und die Ausschreibung, natürlich gerne auch für öffentliche Auftraggeber wie Staats- oder Stadtbauämter. Mit einem gravierenden Nachteil: Da steht dann pflichtwidrig in der Ausschreibung drin: „Dämmstoff von Hersteller X oder gleichwertig“. Bei anderen Produkten ist das genauso. Die Ausschreibung geht dann so raus. Es ist auf Seiten einer produktmanipulierten Planung zu wenig Interesse am Kunden, sie verkommt zum Transmissionsriemen für die Bauindustrie, liefert leider oft überteuerten Pfusch. Und ordentliche Provisionen werden da auch bezahlt. Das sind mafiöse Strukturen. Und das Ganze auf Kosten des Kunden. Der bekommt so nämlich keine wirtschaftliche Planung.

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Das sind heftige Vorwürfe, haben Sie dafür Belege?

Konrad Fischer Lassen Sie uns doch in eine x-beliebige Ausschreibung schauen. Auf dem 2010er Kalkseminar der bayerischen Kirchenmaler bestätigten mir die anwesenden Handwerker öffentlich, noch nie eine produktneutrale Ausschreibung erhalten zu haben. Mir persönlich sind von Baustoffherstellern schon 10-15% Umsatzbeteiligung angeboten worden, wenn ihr Produkt genommen wird.

Die Fragen stellte Wolfram Hegen

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SOFTWARE-CHAMPIONS

WOLFRAM HEGEN UND PETER EINHEUSER

VOM ERFOLG EINES FRÜHER EINMAL OBERFRÄNKISCHEN UNTERNEHMENS

Es ist eine märchenhafte Story, die der drei Brüder Faruk, Avni und Cevat Yerli. Es ist aber kein Märchen, es ist eine wahre Geschichte: Die drei Söhne eines türkischen Gastarbeiters gehören mittlerweile zu den erfolgreichsten Spielentwicklern Deutschlands. Auch international sind sie mit ihrem Unternehmen ein Begriff: Crytek. Die Kreativschmiede zog 2006 von Coburg nach Frankfurt und hat weltweit heute über 850 Mitarbeiter. Die Kritik an ihren Ballerspielen ist nahezu verstummt. Gelegenheit für einen Rückblick. Die Geschichte beginnt in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts. Die drei Brüder wachsen auf, als die ersten Computer auf den Markt kommen, der Atari oder der Commodore C64. Die Spiele sind einfach, machen aber trotzdem Spaß - auch den drei Jungs. Der jüngste der drei Yerli-Brüder, Cevat, ist es dann, der das heutige Unternehmen auf den Weg bringt, ohne wohl zu ahnen, welche Dimensionen

es einmal annehmen würde: Er will nicht nur selbst spielen, er möchte Spiele entwickeln. „Doch das war damals schwer“, erinnert sich sein größerer Bruder Faruk. „Es gab ja keine Community so wie heute.“

DAS NETZ MACHT ES MÖGLICH In den 90er Jahren aber kommt das Internet immer mehr auf, jetzt werkeln die Drei gemeinsam mit Entwicklern aus aller Welt an ihren Ideen. Es entstehen Prototypen, Demoversionen, die Brüder besuchen Messen in den USA. Nebenbei studieren sie, aber ihre Leidenschaft und ein großer Teil ihrer Freizeit gehört der gemeinsamen Vision, etwas Großes zu schaffen. 1999 gründen sie Crytek, jetzt wollen sie Ernst machen. Und es klappt: 2001 finden sie in einem französischen Unternehmen einen wichtigen Partner.

Düstere Welten, zu allem entschlossene Kämpfer: Mit Ballerspielen ist Crytek groß geworden

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INHALT

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SOFTWARE-CHAMPIONS

KULTURMINISTER VERLEIHT PREIS Jetzt kommt eine bunte Truppe aus Entwicklern nach Deutschland: Esten, Russen, Amerikaner, Australier. Doch sie machen es richtig: Im Mai 2002 wird die CryEngine veröffentlicht, eine Software zur Entwicklung von 3D-Spielen. Ein Meilenstein. Das erste Spiel des Unternehmens auf dieser Basis ist der Ego-Shooter Far Cry. Der Titel kommt im März 2004 auf den Markt und wird ein Welterfolg: Über 2,6 Millionen Exemplare werden verkauft. Gleichzeitig müssen sich die Brüder mit der auf kommenden Diskussion über Ballerspiele auseinandersetzen. „Wenn es ein Verbot von solchen Spielen in Deutschland gibt, gehen wir ins Ausland“ sagen sie in einem Interview. Heute hat sich die Diskussion beruhigt. Das Actionspiel Crysis 2 aus dem Hause Crytek erhält 2012 sogar den Deutschen Computerspielpreis – und zwar aus den Händen von Kulturstaatsminister Bernd Naumann.

OBERFRANKEN WIRD ZU KLEIN Crytek also kann in Deutschland bleiben, verlässt aber Oberfranken. „Wir hatten 2006 110 Mitarbeiter, das Büro platzte aus allen Nähten“ erzählt Faruk. Und wenn man schon einmal umzieht, beschließen die Brüder, dann richtig, dann dorthin, wo man sich besser entwickeln kann. Eine Umfrage unter Mitarbeitern ergibt Frankfurt als idealen Standort. Klar: der Flughafen um die Ecke bringt das Unternehmen näher an die Kunden in aller Welt. „Wir hatten Geschäftspartner in London, die gesagt haben: wir sind doch schneller in New York als bei Euch.“ Mittlerweile arbeiten etwa 850 Mitarbeiter weltweit an neun Standorten für Crytek, davon über 400 alleine in Frankfurt. Eine rasante Entwicklung, die so weitergehen soll. Wie lange die drei Brüder dabei selbst mit an vorderster Front kämpfen, weiß Faruk noch nicht. „Die letzten 15 Jahre sind unvorstellbar schnell vergangen“, sagt er. Da bleibt wenig Zeit für die eigene Familie, und alle drei haben Kinder. Die Familie ist wichtig für die Brüder: „Unser Vater war Gastarbeiter, wir sind in einfachen Verhältnissen aufgewachsen, insgesamt fünf Kinder, das hat uns schon geerdet“ sagt er. Und auch, wenn sie natürlich heute mehr reisen oder schönere Autos fahren, „eigentlich ist das alles nur Kosmetik, wir haben uns nicht wirklich verändert.“

ZUM ZAHNARZT NACH COBURG So kommen sie immer noch nach Hause, um Familie oder Freunde zu besuchen, selten zwar, aber regelmäßig. „Ich gehe immer noch zu meinem früheren Zahnarzt, einen besseren findest Du in ganz Frankfurt nicht.“ schmunzelt Faruk. Ein Schild am ehemaligen Büro von erinnert noch an ihre Wurzeln. Seine Heimat aber ist jetzt Frankfurt. Zurück möchte er nicht mehr.

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SOFTWARE-CHAMPIONS

Detaillierte Szenen am Beginn der Spieleentwicklung

MULTIPLAYER-SHOOTER WARFACE: BIS EIN SPIEL AUF DEM MARKT KOMMT, VERGEHEN JAHRE

KONZERTHÖHEPUNKTE IN IHRER NÄHE TICKETHOTLINE: 0951/2 38 37

SOMMER OPER BAMBERG 13. JUNI

ONLINE: WWW.KARTENKIOSK-BAMBERG.DE

bauerlive 20 Jahre

SOMMERNACHTSGALA-KONZERT

Kälberer

Sommer Oper Bamberg & Till Fabian Weser präsentieren neue Stimmen am Opernhimmel, begleitet vom Georgischen Kammerorchester Ingolstadt. Die SOB versammelt die Besten unter den jungen Stimmen am Opernhimmel.

momentnsammler unterwegs booking: www.backstagepromotion.de

www.wernerschmidbauer.de

TIM BENDZKO &BAND

14. JUNI LA BRASS BANDA SUPPORT:

MUNDWERK-CREW

15. JUNI

ICH STEH NICHT MEHR STILL TOUR

13.03.2014

BAMBERG

Auf seiner „Ich steh nicht mehr still – Tour“ präsentiert Tim Bendzko neben seinem neuen Album seine großen Hits „Nur noch kurz die Welt retten“, „Wenn Worte meine Sprache wären“ und „Unter die Haut“.

e D as ge fe ie rt is K on ze rt er ei gn

LIVE TOUR 2014 Vor der Bandgründung im Jahr 2007 hätte niemand gedacht, dass man mit einer solchen Besetzung und bayrischen Texten auf den größten Festivals bestehen kann. LaBrassBanda können das und haben es oft bewiesen.

Fantasy

29.03.2014

BAMBERG

D as ge fe K on ze er ei gn

ANTONIA aus Tirol G.G.Anderson Andreas Martin

28.03.2014 Konzerthalle Bamberg www.THOMANN-Management.de I Burgebrach

www.seminorossi.com

Samstag

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www.fame-recordings.de

14.03.2014 KONZERTHALLE BAMBERG

29.03.2014 19:30 Uhr BAMBERG

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KARTEN AN ALLEN-DVD BEKANNTEN VVK-STELLEN, IM INTERNETab UNTERdem WWW.KARTENKIOSK-BAMBERG.DE TELEFONISCH UNTER 0951-23837 Die Live zur Tour 07.03.14 imODERHandel

BAMBERGER | DAS MAGAZIN 92 x 125 mm

Die Live -D


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WIR SIND IN GANZ EINFACHEN VERHÄLTNISSEN AUFGEWACHSEN

Faruk, Cevat, Avni: Drei Brüder

Der Erfolg kann sich sehen lassen: Firmenzentrale in Frankfurt

FARUK YERLI, 42 Jahre im Bild links - Studium Marketing und Wirtschaftswissenschaften, dann Leitung eines Unternehmens für Kommunikation und Design - Gründungsmitglied und Managing Director der Crytek GmbH, zuständig für Organisation. Zudem ehrenamtliches Mitglied der China Game Developers Conference CEVAT YERLI, 36 Jahre im Bild Mitte - Studium der Wirtschaftswissenschaften - Erfinder der CryEngine und der Videospiel-Serie Crysis - Gründungsmitglied, Präsident und Geschäftsführer der Crytek GmbH, zuständig für Kreativität und Expansion AVNI YERLI, 44 Jahre im Bild rechts - Studium der Ingenieurwissenschaften, dann Projektmanager für Planung und Consulting sowie Managing Director in verschiedenen Unternehmen, außerdem selbständiger Berater. - Gründungsmitglied und Managing Director bei Crytek, zuständig für Geschäfts- und Strategieentwicklung. Darüber hinaus beratend tätig für die Game Developers Conference Europe. Über 800 Mitarbeiter gibt es weltweit: Crytek ist heute ein großer Arbeitgeber

Jede Figur ein Einzelstück: Entwickler bei der Arbeit

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Wurde irgendwann zu klein: das ehemalige Crytec-Büro AUSGABE 4 / FRÜHLING 2014


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850 MITARBEITER AN NEUN STANDORTEN ARBEITEN FÜR CRYTEK

Praxisnah studieren Theorie und Praxis miteinander verbinden – Ryse-Sun of Rome: Eintauchen in die Welt der Gladiatoren

Wer das will, ist an der Hochschule Coburg genau richtig. Die Professorinnen und Professoren haben Erfahrungen aus Unternehmen und Institutionen. Führungskräfte aus der Praxis bringen Know-how als Lehrbeauftragte ein. Und die anwendungsbezogene Forschung liefert Lösungen und initiiert Innovationen in der Region und darüber hinaus.

Studienangebot: • •

20 Bachelor-Studiengänge 10 Master-Studiengänge

Bauen und Design Technik, Informatik und Naturwissenschaften Soziale Arbeit und Gesundheit Wirtschaft Fibble: Flick ‘n’ Roll: Da haben auch Kinder ihren Spaß

Der Spielentwickler Crytek GmbH wurde im September 1999 von den drei Brüdern Avni, Cevat und Faruk Yerli gegründet. Der Hauptsitz Cryteks befindet sich heute in Frankfurt am Main in Deutschland, zusätzlich gibt es Studios in Kiev (Ukraine), Budapest (Ungarn), Sofia (Bulgarien), Seoul (Südkorea), Nottingham (UK), Shanghai (China), Istanbul (Türkei) und Austin (USA). 850 Angestellte arbeiten in diesen neun Studios weltweit. Crytek entwickelt Videospiele für PC und Konsolen, die mit der eigens produzierten 3D-Spieletechnologie Cryengine entstehen. Bekannte Titel sind Far Cry, die Crysis-Serie und Ryse: Son of Rome. Zudem entwickelte Crytek Fibble – Flick`n´Roll und Warface. Außerdem ging Crytek kürzlich mit Gfacee online, eine neue Art soziales Zentrum, in dem Freunde und Gaming Hand in Hand gehen. AUSGABE 4 / FRÜHLING 2014

www.hochschule-coburg.de BAMBERGER | DAS MAGAZIN

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ZUSCHAUEN.HÖREN.

THEATER & MUSIK. DEMNÄCHST. E.T.A. HOFFMANN THEATER ABGRÜNDE DES LEBENS

DER EINSAME WEG

Schauspiel von Arthur Schnitzler

A DARUM GEHT ES

Die Vergangenheit holt die kranke Gabriele Wegrat ein. Sie erzählt ihrem Sohn Felix von einem Porträt, das einst Julian Fichtner von ihr malte. In jungen Jahren waren Fichtner, Gabriele und ihr späterer Mann von Aufbruchstimmung und dem Traum von einem Künstlerleben getragen. Als Felix das Porträt zu sehen bekommt und den Blick seiner Mutter erfasst, erahnt er die dahinter liegende Wahrheit – kennt er seinen Vater wirklich? Und auch Felix’ Schwester Johanna hat viel Gespür für Dinge, die anderen verborgen bleiben … So klafft bei allen ein Abgrund zwischen Lebensentwurf und Realität. Sie ringen um ihre Ziele, Träume und selbst um ihre Lebenslügen – bis Johanna eines Tages plötzlich verschwindet …

DER SPATZ VON PARIS

EDITH PIAF

Musical von Pit Holzwarth

A Edith Gassion war ein Mädchen von der Straße – klein, dürr, arm und schon mit einem Fuß in der Pariser Halbwelt. Aber sie hatte eine Gabe: Wenn sie sang, dann war ihre Stimme wie ein Liebesschrei, beschwor den Schmerz aller verzweifelt Liebenden herauf. So wurde sie »La Piaf«, der Spatz von Paris, eroberte die Varietébühnen und die Herzen im Sturm. War keine Nacht allein und dennoch immer einsam. Und all ihre bittersüßen Chansons erzählen von ihr selbst: von einem Leben am Abgrund, auf dem schmalen Grat zwischen Exzess und Absturz, immer auf der Flucht vor der

zerbombte München. Kontrastierend dazu verarbeitet Franz Liszt in seiner „Dies irae“-Paraphrase ein traditionsreiches kulturgeschichtliches Thema: Schauermusik ersten Ranges, illustriert sein Totentanz für Klavier und Orchester das tief im kollektiven Gedächtnis verankerte Bild des die Lebenden heimsuchenden Knochenmannes mit der Sense. Einen ganz konkreten Bezug weist wiederum Anton Bruckners Symphonie Nr. 7 auf, deren innig-überwältigender zweiter Satz dem Andenken des während der Kompositionszeit verstorbenen Richard Wagner gewidmet ist.

B UND C

Er gehört zu den jungen aufstrebenden Stars der Klavierszene: der 1989 in Hamburg geborene Alexander Krichel. Mit sechs Jahren erlernte er das Klavierspiel und bereits im Alter von 15 Jahren wurde er Jungstudent an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Er gewann mehrere erste Preise bei internationalen und nationalen Wettbewerben und ist mittlerweile Exklusivkünstler bei SONY Classical. Als Solist in Liszts „Totentanz“ ist er nun erstmals bei den Bamberger Symphonikern zu erleben. Das Konzert wird geleitet von Chefdirigent Jonathan Nott. D Mittwoch, 19.3.2014, 20 Uhr, Konzerthalle Bamberg, Joseph-Keilberth-Saal

B WER WAR ES?

Inszenierung: Reinhardt Friese, Ausstattung: Annette Mahlendorf.

C WER IST DABEI?

Verena Ehrmann, Ulrike Schlegel, Eva Steines, Ulrich Bosch a.G., Eckhart Neuberg, Volker J. Ringe, Matthias Tuzar, Florian Walter

D WANN?

Premiere ist am 22.März um 19:30 Uhr im Großen Haus. Weitere Vorstellungen am 23., sowie vom 26. bis 30. März und vom 2. bis 6. April, unter der Woche um 20 Uhr und am Wochenende um 19:30 Uhr.

DER ÜBER LEICHEN GEHT

DIE OPFERUNG VON GORGE MASTROMAS

Schauspiel von Dennis Kelly, Deutsch von John Birke

A Vom Aufstieg und Fall des Gorge Mastromas – gleich einer

Moritat erzählt Dennis Kelly die Geschichte der Wandlung eines Durchschnittsmenschen zum milliardenschweren Global Player. Bis sich Gorge mit Anfang 30 eine einmalige geschäftliche Chance bietet, hat er zumeist nach ethischen Gesichtspunkten entschieden. Die Aussicht auf einen hochdotierten Posten aber lässt ihn jegliche Moral und Loyalität vergessen. Mastromas hat Erfolg, weil er zum kalten Egozentriker wird, der buchstäblich über Leichen geht. Wie von einem Bumerang wird er jedoch am Ende mit seinen eigenen Waffen geschlagen: von einer Lüge … B Inszenierung: Frank Behnke, Ausstattung: Markus Pysall C Iris Hochberger, Sybille Kreß, Florian S. Federl, Gerald Leiß, Volker J. Ringe D Premiere ist am 26. April 2014 um 20:00 im Studio. Weitere Vorstellungen: 27. April, 4., 8. – 11., 16. – 18., 23. + 24. Mai.

großen Liebe, aber ohne Angst vor dem Tod, den sie ja bei jedem Auftritt ein wenig starb, und vor allem, trotz allem: ohne Reue. B Musikalische Leitung: Franz Tröger Inszenierung: Nora Bussenius Ausstattung: Jens Hübner C Verena Ehrmann, Nadine Panjas, Ulrike Schlegel, Eva Steines; Eckhart Neuberg, Bernhard Georg Rusch, Patrick L. Schmitz, Matthias Tuzar D Premiere ist am 3. Mai 2014 um 19:30 Uhr im Großen Haus Weitere Vorstellungen am 4., 7., 9. – 11., 14. + 15., 17. + 18., 24. + 25. Mai.

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KONZERT DER BAMBERGER SYMPHONIKER

GANZ GROSSES KINO

Werke von Korngold und Bruckner

KLAGEGESÄNGE

A Bei kaum einem Komponisten stimmt die Aussage, dass „klassische“ Orchesterwerke manchmal wie Vorläufer der Filmmusik klingen, so wörtlich wie bei Erich Wolfgang Korngold. Er war ein Wunderkind, komponierte Opern, Kammermusik, Orchesterwerke – und wurde dann von Hollywood entdeckt. Für seine Filmmusik zu „Robin Hood“ mit Errol Flynn erhielt er sogar den Oscar. Sein Violinkonzert aus dem Jahr 1945 verbindet beides: Es ist ein Solokonzert im klassischen Sinne – und klingt doch stellenweise wie der moderne Soundtrack zu einem Hollywood-Blockbuster. Neben Korngolds Violinkonzert steht Anton Bruckners 7. Symphonie auf dem Konzertprogramm. Sie ist auch anekdotisch nicht uninteressant: der Musiker an den Becken sitzt eine halbe Stunde auf der Bühne und spielte dann einen Beckenschlag. Es ist bis heute nicht abschließend geklärt, ob Bruckner diesen Beckenschlag überhaupt vorgesehen hatte…

A Gegen Ende des 2. Weltkriegs erreicht den greisen Richard Strauss ein Kompositionsauftrag des Schweizer Dirigenten Paul Sacher. So entstand die einzigartig instrumentierte Studie der Metamorphosen, ein ergreifendes Abschiedswerk im Gedenken an die Heimatstadt des Komponisten, das

B +C Es spielen die Bamberger Symphoniker. Das Konzert wird geleitet von Chefdirigent Jonathan Nott, Solist in Korngolds Violinkonzert ist der Konzertmeister der Bamberger Symphoniker Bart Vandenbogaerde. D Mittwoch, 26.3.2014, 20 Uhr, Konzerthalle Bamberg, Joseph-Keilberth-Saal,

BAMBERGER SYMPHONIKER KONZERT DER BAMBERGER SYMPHONIKER

Werke von Strauss, Liszt und Bruckner

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Neulich in der Oper

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ZUSCHAUEN.HÖREN KONZERT DER BAMBERGER SYMPHONIKER

B UND C

ORCHESTRALE BRILLANZ

Werke von Debussy, Dalbavie und Bartók

A Ein weiteres Mal in dieser Spielzeit übernimmt das Orchester selbst die „Hauptrolle“. Claude Debussys Erste Suite für Orchester schwelgt in schillernden Farben und bietet einem Orchester die Möglichkeit, sich als Hauptakteur zu präsentieren. Marc-André Dalbavies Flötenkonzert ist ein Musterbeispiel hochvirtuoser Neuer Musik französischer Prägung und Bela Bartóks Konzert für Orchester deutet im Titel schon an, welchen Herausforderungen sich jeder Einzelne im Orchester stellen darf. B UND C Solist in Dalbavies Flötenkonzert ist einer der berühmtesten Virtuosen auf diesem Instrument unserer Zeit: Emmanuel Pahud. Der 1970 in Genf geborene Musiker wurde im Alter von 22 Jahren Soloflötist der Berliner Philharmoniker, eine Position, die er seitdem innehat. Er ist Preisträger zahlreicher Wettbewerbe, seine CDs erhielten renommierte Auszeichnungen und seit vielen Jahren ist er gefragter Gastsolist bei den berühmtesten Orchestern und Festivals der Welt. Bei den Bamberger Symphonikern ist er erstmals als Solist zu hören. Dirigent ist François-Xavier Roth. D Samstag, 5.4.2014, 20 Uhr und Sonntag, 6.4.2014, 17 Uhr, Konzerthalle Bamberg, JosephKeilberth-Saal KONZERT DER BAMBERGER SYMPHONIKER

FANTASTISCHES AUS FRANKREICH Werke von Saint-Saëns und Berlioz

A) Bei den Bamberger Symphonikern war er erstmals im Jahre 1977 zu Gst – als Solist und Dirigent in Personalunion; im April 2014 steht er nun zum 150. Mal am Pult des Orchesters: Christoph Eschenbach. Zur Feier des Tages zünden die Bamberger Symphoniker ein orchestrales Feuerwerk. Das feinsinnig-wilde 2. Klavierkonzert von Camille Saint-Saëns und Hector Berlioz‘ grandiose „Symphonie Fantastique“ gehören seit jeher zu den Glanzstücken des französischen Repertoires, in denen sich Furor und Delikatesse zwanglos verbinden.

Solist in Saint-Saëns‘ Klavierkonzert ist der Pianist Tzimon Barto, der ebenfalls in Bamberg kein Unbekannter ist: Seit seinem Debüt mit „den Bambergern“ im Jahre 1986 war er mehrmals in der Domstadt zu Gast. Er ist einer der führenden amerikanischen Pianisten seiner Generation und hat ein Hobby, das unter klassischen Musikern eher selten anzutreffen ist: Er ist Bodybuilder. Außerdem spricht er fünf Sprachen fließend, liest Latein, Altgriechisch und Hebräisch und lernt zur Zeit Mandarin. Dirigent ist Christoph Eschenbach.

D Freitag, 25.4.2014, 20 Uhr und Sonntag, 27.4.2014, 17 Uhr, Konzerthalle Bamberg, JosephKeilberth-Saal. KONZERT DER BAMBERGER SYMPHONIKER

MOMENTE DER RÜCKSCHAU

Werke von Wagner, Lidholm und Dvořák

A Herbert Blomstedt hat zeitlebens einen Bogen um die Opernbühne gemacht, deren Geschichte er freilich sehr gut kennt. Man darf daher besonders neugierig sein auf seine Interpretation von Vorspiel und Liebestod aus Richard Wagners „Tristan und Isolde“. Ein Werk, das er dagegen bestens kennt, ist Ingvar Lidholms Poesis, entstanden zum 50. Geburtstag des Philharmonischen Orchesters Stockholm, mit dem er es 1963 uraufgeführt hat. B UND C Mit Herbert Blomstedt verbindet die Bamberger Symphoniker eine lange Geschichte – und Blomstedt mit ihnen geradezu eine Liebe. „Die Bamberger Symphoniker sind ein Ausnahme-Orchester“, sagt Blomstedt, „man kann nicht anders als sie bewundern und lieb haben.“ Blomstedt hörte die Bamberger Symphoniker als Student bei einem Gastspiel in Stockholm in den 50er Jahren unter Joseph Keilberth. Er selbst dirigierte „die Bamberger“ erstmals 1982 – und ist seitdem regelmäßiger Gast in der Domstadt. Im März 2006 wurde er vom Orchester zum Ehrendirigenten ernannt, das er mittlerweile in über 140 Konzerten geleitet hat. Mit ihm absolvierten die Bamberger Symphoniker im Jahre 2012 eine ausgedehnte Japan-Tournee – die 13. in der Geschichte des Orchesters. D Freitag, 9.5.2014, 20 Uhr, Samstag, 10.5.2014, 20 Uhr und Sonntag, 11.5.2014, 17 Uhr, Konzerthalle Bamberg, Joseph-Keilberth-Saal

Montag bis Samstag 17:30 - 23:00 Uhr Warme Küche bis 21:30 Uhr | Sonntag Ruhetag

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0951 2083095 | info@josch-restaurant.de Untere Königstraße 28 · 96052 Bamberg

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BASE-JUMPER

Die Füße stehen über dem Abgrund. Der Blick geht nach unten. Mehrere hundert Meter. Die Menschen - kleiner als Ameisen. Im Kopf geht Hajo Schirber seine Checkliste durch. Der Puls rast, der Blutdruck schießt nach oben, das Adrenalin sprudelt. „Das kannst Du Dir nicht abtrainieren.“ Doch genau danach sucht er, nach diesen Grenzsituationen, immer wieder. Und will jedes Mal seine Scheißangst besiegen. Das schafft er auch dieses Mal. Er stößt sich leicht

von Wolfram Hegen

ab, lässt sich nach unten fallen, in die Tiefe. Mit über 200 Stundenkilometern dem Abgrund entgegen. Zwei, drei Sekunden freier Fall, dann öffnet

BASE-JUMPING. KEIN HOBBY. LEBENSSTIL. IM GRENZBEREICH.

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sich der Schirm. Die restlichen Minuten zurück auf den sicheren Boden sind der pure Genuss, die Gefäße voll mit Endorphinen. „Es ist eine Sucht, ganz klar“ gibt Hajo Schirber zu. „Die Sucht nach Adrenalin.“

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INHALT

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BASE-JUMPER Schirber aber ist kein junger Wilder, kein Draufgänger, er ist ein ganz normaler Typ, groß, schlank, 50 Jahre alt und steht mitten im Leben, hat eine gute Position in einem unterfränkischen Industrieunternehmen, lebt beschaulich in Königsberg im Landkreis Hassberge. Er glaubt genau zu wissen, was er tut, nach fast 5000 Fallschirmsprüngen und bald 800 Basejumps. Er springt von Brücken, Hochhäusern, Windrädern, Sendemasten. „Basen ist eine Geschichte, da ist man selbst für alles verantwortlich. Das ist das Faszinierende daran. Ich entscheide, wo wann wie ich springe.“ Dass seine Mitmenschen das ganz anders sehen, weiß er. „Wie gestört muss man sein, um sein Leben zu riskieren.“ hört er immer wieder. Und natürlich springt die Todesangst immer mit. Vier seiner Bekannten hat er schon durch den Sport verloren. Seit 1981

1000 Meter hohen Steilwand in Kalifornien, sieht, wie Fallschirmspringer sich dort hinunterstürzen. Für ihn ist klar: Das möchte ich auch. Er wird Fallschirmjäger, springt bis 1998 viele Tausend Male aus Flugzeugen. Erfüllt sich damit einen Traum. Doch er will mehr, er weiß, es gibt etwas, über das keiner in der Branche redet. Es gibt sie, die Männer, die sich von Brücken und Häusern stürzen. „Das war damals alles total geheim, undercover, das durfte und sollte keiner wissen.“ Doch er merkt: Ein guter Freund muss auch dazu gehören, zu dieser kleinen Gruppe. Er bohrt nach, fragt. Der gute Freund wird sein Mentor. Zuerst übt er die Sprünge aus dem Flugzeug, den Umgang mit dem speziellen Schirm, der doppelt so groß ist wie beim Fallschirmspringen. Einen Reserveschirm gibt es nicht. „Dafür wäre bei einem Basejump auch gar

sind insgesamt über 220 Todesfälle erfasst. Vierzig davon alleine im Lauterbrunnental in der Schweiz, einer senkrechten Felswand, bei allerdings in jedem Jahr bis zu 20 000 Sprüngen. „Eigentlich ist Basejumpen von der Technik her sehr sicher, das einzige Risiko ist der Mensch.“ Topfit muss man sein, Herr seiner Sinne, Respekt haben, Erfahrung. „Schon das richtige Packen des Schirmes ist die beste Lebensversicherung.“

keine Zeit.“ Eines Nachts 1998 ist es soweit: Der Freund nimmt ihn mit. Der Weg führt sie zu einer Autobahnbrücke südlich von Stuttgart. „Ich erinnere mich noch heute an jedes Detail.“ Der erste Sprung hat sich tief eingegraben in seine Persönlichkeit. Und das „Basen“ lässt ihn nicht mehr los. „Das war damals eine absolute Mini-Szene. Eine Handvoll Leute, die in Deutschland diesem Hobby nachgegangen sind“.

Los geht alles 1988. Hajo Schirber sieht im Fernsehen Aufnahmen vom El Capitan, jener legendären

Das ändert sich mit den Jahren: Hersteller steigen ein, Filme zeigen die halsbrecherischen Stunts.

Vom Windrad in die Tiefe: Basejumper Hajo Schirber

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BASE-JUMPER

SCHON DAS PACKEN DES SCHIRMES IST DIE BESTE LEBENSVERSICHERUNG

ein dynamisches team von spezialisten...

Heute kommt ohne actioncam am Helm keiner mehr aus. Mit mindestens einer, manchmal auch drei oder vier. Die Zeit der Heimlichkeiten ist lange vorbei. Die Basejumper sind ganz legal im VDO organisiert, dem Verein Deutscher Objektspringer. 100 von ihnen sind dort gemeldet, ein paar mehr springen aktiv in Deutschland. Alles ist ordentlich geregelt: Sprünge müssen genehmigt werden, Eigentümer von Objekten und von Landeflächen müssen ihre Erlaubnis erteilen. Ein Geländegutachten wird erstellt, die Ausrüstung muss zugelassen sein, Basejumper müssen ausgebildete Fallschirmspringer sein, auch eine Haftpflichtversicherung ist erforderlich. Nicht genehmigte Sprünge sind dagegen eine Straftat. „Das Springen selber zwar nicht“ lacht Hajo, „aber das Landen.“ „Ungenehmigte Außenlandung“ heißt das im Behördendeutsch. Verfolgt werden solche Straftaten in der Regel zwar nicht. Auch Hajo Schirber sieht es allerdings nicht gerne, wenn Baser sich illegal von Brücken stürzen. Wem das alles zu kompliziert ist in Deutschland, der kann in die Schweiz oder nach Österreich. „Da kannst Du von jeder Brücke runterspringen, wenn Du Lust hast.“ In Frankreich saß er dagegen einmal bis früh um vier Uhr auf der Polizeiwache im Pariser Ortsteil La Defense. Dort war er von einem Hochhaus gesprungen. „12 Polizisten mit den Händen an ihrer Pistole haben mich in Empfang genommen. Das war mir eine Lehre.“

Er hat wirklich viel erlebt in seinen 16 Jahren Basejumpen. So wie den Sprung 2010 beim Wolkenkratzerfestival vom Messeturm in Frankfurt. Er muss wohl einen merkwürdigen Eindruck gemacht haben, als er oben stand, direkt am Abgrund: Sonst hätte die Security ihn wohl nicht gefragt, was denn mit ihm los sei. „Nichts“ hat er geantwortet, „gar nichts … aber ich habe ganz einfach zehn Jahre auf diesen Moment gewartet.“ Dann ließ er sich fallen. Auch der Sprung vom „Skyper“ in Frankfurt 2013 war etwas ganz Besonderes. „Da standen tausende Leute unten, und ich habe dann eine Punktlandung im Park hingelegt, da war ich schon richtig stolz“.

Er will noch oft springen. Aber Wingsuiten, das Fliegen entlang eines Geländes, an den Konturen eines Berges entlang, wie Batman durch Felsspalten, das reizt ihn nicht. Zu gefährlich. „Basen ist relativ entspannt, Wingsuiten aber wie Formel 1“. Früher war die Technik das Problem, heute der Faktor Mensch. „Du hast ja keine Möglichkeit, zu reagieren, jeder Fehler ist Dein letzter.“ Ein kleiner Aufwind, weil die Sonne höher als beim ersten Sprung steht, winzige Temperaturunterschiede, eine harmlose Erkältung und deswegen die falsche Entscheidung, weil du nicht ganz fit bist, und „du bist tot“. Beim Basejumpen Ein paar Sekunden freier Fall: Base-Jumping an einer Felswand

...holt die punkte für unsere mandanten. immer wieder. Bei uns finden Sie Fachanwälte für

Foto: Magnus Manske

Familienrecht, Medizinrecht, Arbeitsrecht, Erbrecht, Versicherungsrecht, Verwaltungsrecht, Sozialrecht, Strafrecht sowie Mietund Wohnungseigentumsrecht. Kasernenstraße 14 D - 96450 Coburg

Telefon 09561 / 80110 info @ hoernlein-feyler.de www. hoernlein-feyler.de AUSGABE 4 / FRÜHLING 2014

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Foto: Katja Lenz

BASE-JUMPER INHALT

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INHALTvon Frankfurt Eldorado für Basejumper: die Wolkenkratzer

BASE-JUMPER oder erst Recht beim Fallschirmspringen gibt es dagegen immer noch kurze Zeitfenster, um einen Fehler zu korrigieren. Ist er sich sicher. Außerdem: Wingsuiter wollen fliegen, er aber will lieber von Gebäuden runterspringen. Wie hat er einmal in einem Interview gesagt: „Ich kann hundert Mal die gleiche Brücke gesprungen sein, jeder Sprung bleibt etwas Besonderes. Es ist das Gefühl, die Technik sauber zu beherrschen und die eigenen Ängste zu besiegen. Wenn du unten sicher gelandet bist, weißt du, dass du für dich und dein Handeln absolute Verantwortung übernehmen kannst. Denn eines sind wir Baser ganz sicher nicht: lebensmüde.“ Und so kann er sich vielleicht noch den einen oder anderen Wunsch erfüllen. „Ich bin Franke, ich würde daher natürlich mal gerne vom Nürnberger Funkturm springen.“ Bisher gab es dafür aber keine Genehmigung. Und auch das andere große Traumziel wird wohl unerfüllt bleiben: der El Capitan in den USA, 1000 Meter Senkrechte. Springen strengstens verboten. „Da verstehen die Amis keinen Spaß“. Doch auch in der Region gibt es genug Brücken oder Windräder für den zweisekündigen Kick, den kleinen Adrenalinschub. Solange es Spaß macht und körperlich geht, will er weitermachen. Nicht mehr jedes Wochenende, „ich bin ja auch schon etwas älter, ich suche mir jetzt die Jumps schon gezielt aus.“ Aber ein paar Jahre hat er noch, der älteste Kollege ist 72…

BASE-JUMPING: Springen mit einem Fallschirm von festen Objekten. Base steht zum einen für die feste Unterlage, von der Baser abspringen, aber auch für B wie Building (Gebäude), A wie Antenna (Sendemasten), S wie Span (Brücke) oder E wie Earth (Boden). Ein spezielle Form des Basejumping ist das Springen mit Flügelanzügen, sogenannten Wingsuits, das gerade in den letzten Jahr für viel Aufsehen gesorgt hat.

BASEJUMPING-GESCHICHTE:

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Chinesische Artisten haben sich schon zu Zeiten Marco Polos mit schirmartigen Gebilden aus Seide von Türmen gestürzt

1617 springt ein Kroate mit einem Schirm vom Campanile di San Marco oder einer Brücke in Venedig oder vom Glockenturm des 86 m hohen St. Martinsdoms in Bratislava

1912 Der Österreicher Franz Reichelt springt vom Eiffelturm mit einer Art Wingsuit in den Tod.

1963 Der erste Basesprung weltweit mit gutem Ausgang: Der Münchner Hartmut Huber

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Foto: Kontizas Dimitrios

Foto: Agentur X of 711, USA

BASE-JUMPER

Der besondere Kick: Rückwärts in den Abgrund

Foto: Richard Schneider, USA

In Memoriam: Verein Deutscher Objektspringer trauert um seine Opfer

Sprung vom höchsten Gebäude Chinas in Shanghai

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Fehler lassen sich nicht korrigieren: Wingsuit-Flieger AUSGABE 4 / FRÜHLING 2014


BASE-JUMPER

„DER SPION, DER MICH LIEBTE“ IST EIN BASEJUMPER

1999 springt der österreichische Basejumper Felix Baumgartner vom rechten Arm der Christusstatue auf dem Corcovado in Rio de Janeiro aus mit dem Fallschirm ab.

1966 Michael Pelkey und Brian Lee Schubert springen vom El Capitan, einer 1000 Meter hohen Felswand im Yosemite-Nationalpark.

2007 springt Felix Baumgartner als erster Mensch vom damals höchsten Gebäude der Welt, dem Taipei 101 (508 m) in Taipeh.

1970 Berthold Rubin aus Köln springt von der 190m hohen Europabrücke bei Innsbruck.

2010 springen zwei Baser vom Burj Khalifa, dem mit 828 Meter höchsten Gebäude der Welt.

Foto: Richard Schneider, USA

springt insgesamt fünf Mal mit einem bereits vor dem Absprung von Passanten offen gehaltenen Rundkappenfallschirm T10R von der 68m hohen Mangfallbrücke.

Batman in Dubai: Anflug mit dem Wingsuit

1975 Owen Quinn springt vom World Trade Center in New York.

1976 Rick Sylvester springt vom Mount Asgard rd. 1100 Meter tief für den Vorspann des James Bond-Filmes „Der Spion, der mich liebte“.

1990 springt Russell Powell von der Whispering Gallery der Saint Paul’s Cathedral in London aus einer Höhe von gut 30 Meter den bis dahin niedrigsten Sprung innerhalb eines Gebäudes.

Die Absprunghöhe war auf gut 670 Metern. •

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2013 springt der Russe Valery Rozov von der Nordwand des Mount Everest aus einer Höhe von 7220 m. Mit einem speziell für die niedrige Luftdichte entwickelten Wingsuit fliegt er hinunter bis zu einem mehr als 1000 m tiefer gelegenen Gletscher, landet per Fallschirm und erzielte damit den Weltrekord für den Base-Jump aus der größten Höhe.

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FRÜHLING AUF DEM TELLER

FRÜHLING AUF DEM TELLER SPITZENKÖCHE ERZÄHLEN VOM ESSEN. Der Winter war zwar kein wirklicher Winter. Dennoch haben wir die eher schwere winterliche Küche sehr genossen. Nachteil: das sieht man jetzt auch an den Hüften. Es wird also höchste Zeit für die eher leichte, frühlingshafte Küche der nächsten Monate. Das versprechen die beiden Drei Gänge Menüs, die uns zwei Köche gezaubert haben: Wesley Matthysen vom Welcome Hotel Residenzschloss Bamberg. Und Stefan Beiter, Küchenchef im Romantik Hotel Goldene Traube in Coburg. Esszimmer/ Victoria Grill im Romantik Hotel Goldene Traube „Bei mir kommt nur auf die Karte, was ich auch selbst esse“. Getreu diesem Motto kreiert Küchenchef STEFAN BEITER seine Menüs. Er will seine Gäste überraschen, mit einer Abwechslung von süß und salzig, kalt und warm ihre Gaumen kitzeln. Neue Experimente lässt der geborene Schwabe vom ganzen Team verkosten, ehe sie den Weg ins Esszimmer oder den Victoria Grill finden. Dafür erhielt der Aufsteiger des Jahres gemeinsam mit seinem Team einen der begehrten Sterne im Restaurantführer „Guide Michelin“. So ist das Esszimmer im Romantik Hotel Goldene Traube am Viktoriabrunnen 2 auch unter prominenten Feinschmeckern bekannt. Über deren Namen allerdings schweigt Stefan Beiter diskret. Mehrgänige Menüs sind die Spezialität des Hauses, ein einziger Vierertisch kann so an einem Abend schon mal 40 Gerichte bestellen. Für seine Gäste ist Stefan Beiter das Außergewöhnliche gerade gut genug.

„NUR, WAS ICH AUCH SELBER ESSE!“ Küchenchef Stefan Beiter

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SPITZENKÖCHE ERZÄHLEN VOM ESSEN

CHRISTIANE SCHULT & DANIELA GRESCHKE

VON

FOTOS:

FRANK WUNDERATSCH

Christiane Schult darf vom Essen berichten.

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FRÜHLING AUF DEM TELLER Für unser Frühlingsmenü hat der Küchenchef ein Dreigänge Menü ausgewählt, eine Mischung aus Victoria Grill und Esszimmer. Es gibt zur Vorspeise eine Spargelcremesuppe mit Bärlauchöl. Für den Hauptgang röstet STEFAN BEITER Quinoa, ein Getreide, das auch Inkareis genannt wird. Passend, denn UN-Generalsekretär Ban Ki Moon kürte das Jahr 2013 zum Jahr der Quinoa. Wir bekommen die kleinen Körner wie Popcorn gepufft mit Curry als knusprige Kruste auf dem Lachs serviert. Dazu gibt es Gurke und Buttermilchspuma. Als Nachspeise kommt ein Joghurt Limonensorbet mit Gurkensüppchen auf den Teller. Eine ungewöhnliche Kombination, die ein ausgewogenes Geschmacksfeuerwerk auslöst!

3-GÄNGE-FRÜHLINGSMENÜ. FÜR 4 PERSONEN VIKTORIA GRILL & ESSZIMMER

Das Gourmetrestaurant Esszimmer hat Dienstag bis Samstag ab 18:30 Uhr, der Victoria Grill Montag bis Samstag von 12 bis 14:30 Uhr und von 18 bis 23:30 Uhr für Sie geöffnet. Geheimtipp: Zum 20jährigen Hoteljubiläum in diesem Jahr gibt es im März und April 3-Gänge-Sterne-Menüs zum Sonderpreis.

Lauwarmer Lachs mit Quinoa Curry an Gurke und Buttermilchspuma

Spargelcremesuppe

Für die Suppe... 2l Spargelsud 100g Butter 100g Mehl Salz Zucker 500ml flüssiger Sahne

Die Butter im Topf schmelzen lassen. Das Mehl mit Schneebesen einrühren und bei geringer Hitze farblos anschwitzen lassen. Dann unter ständigem Rühren die Sahne zugeben und direkt danach den Spargelsud. Gut rühren und die Suppe langsam 5 Minuten kochen lassen. Bei Bedarf mit Salz und Zucker abschmecken. Den gekochten Spargel als Einlage verwenden. Mit frischem Bärlauchöl garnieren. Oben: Stefan Beiter bringt nur auf die Karte, was er auch selber isst.

HAUPTGERICHT VORSPEISE Spargelcremesuppe

Für das Gurkensorbet

Für den Spargelsud...

1 Gurke 75g Glucose 1 Blatt Gelatine Salz Sushiseasoning 1 Msp. Wasabipaste Zucker Die Gurke waschen, entkernen und mit der Schale mixen. Danach durch ein Sieb passieren. Eine kleine Menge an Gurkensaft erhitzen und die Glucose und die eingeweichte Gelatine darin auflösen. Den Rest des Gurkensaftes zugeben und auf Eiswasser kalt rühren. Die Masse mit den restlichen Zutaten abschmecken und gefrieren lassen.

1 kg Weißer Spargel (oder Bruch/2. Wahl) 2 l Wasser 20 g Zucker 24 g Salz 1 Biozitrone 50g Butter Den Spargel schälen. Einen großen Topf mit Wasser, Salz, Zucker, Butter und ausgepresster Zitrone aufsetzen. Die Spargelstangen im leicht köchelnden Wasser durchgaren. Wernn der Spargel fertig ist, herausnehmen, mit kaltem Wasser abschrecken und in kleine Stücke schneiden. Den Sud zur Seite stellen.

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Lauwarmer Lachs mit Quinoa Curry an Gurke und Buttermilchspuma

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SPITZENKÖCHE ERZÄHLEN VOM ESSEN DESSERT

Für den Lachs... ca 500g Lachs Etwas Sojasoße Senf Öl geröstete Koriandersamen Rosa Beeren Den Lachs in ca 60g Stücke schneiden. Auf einen gebutterten Teller mit Klarsichtfolie abdecken und bei 50-55 Grad im Ofen garen. Für das Buttermilchspuma ... 500ml Buttermilch 5-6g Xanthan Salz Pfeffer Sushiseasoning Die Buttermilch im Standmixer mit Xanthan mischen. Abschmecken und in einen Sahnesiphon geben. Mit zwei Gaskapseln versehen. Der Gurkensalat... ½ Gurke Salz Zucker Mirin Die Gurke waschen und in hauchdünne Scheiben schneiden. Dann zu kleinen Röllchen drehen und mit weiteren Zutaten marinieren.

Joghurt-Limonensorbet mit Gurkensüppchen Für das Joghurt -Limonensorbet 270g Joghurt 50g flüssige Sahne 160g Zucker Saft von 2,5 Zitronen 1 Limette, Saft und abgeriebene Schale Die Sahne mit dem Zucker aufkochen. Topf vom Herd nehmen und restliche Zutaten unterrühren. Masse in der Eismaschine gefrieren lassen.

Joghurt-Limonensorbet mit Gurkensüppchen

Das Quinoa... 1 TL Currypulver orientalisch Etwas Öl in der Pfanne erhitzen. Das Quinoa zugeben und – wie Popcorn – puffen lassen. Auf ein Metallsieb geben und das Fett abtupfen. Das Quinoa mit Curry und einer Prise Salz würzen.

Den fertigen Lachs mit Quinoa Curry bestreuen und mit Gurkensorbet, Buttermilchspuma und Gurkensalat anrichten.

Für das Gurkensüppchen... 1 Gurke 4 Dillspitzen Prise Salz Die Gurken waschen und entkernen. Ungeschält mit dem Dill mixen. Mit wenig Salz abschmecken. Den Sud auf Eis stellen Das Limonenspuma... 250ml Sahne 60g Zucker Saft von 1 Limone 1 Blatt Gelatine ½ Vanilleschote Die Vanilleschote auskratzen. Das Mark mit dem Zucker in der Sahne erwärmen. Die eingeweichte Gelatine in der Sahne auflösen. Limonensaft einrühren und in einen Sahnesiphon geben. Zwei Patronen geben der Masse Stand und Luftigkeit. Die Gurkenscheiben anrichten, daneben das Sorbet im Süppchensee mit Dill garniert.

Es wird angerichtet. Das Hauptgericht von Stefan Beiter.

Internationale Küche trifft Fränkisches im “RESIDENZSCHLOSS BAMBERG”. Unter besonderen Bedingungen: der 26jährige Südafrikaner WESLEY MATTHYSEN singt beim Kochen. Diese Leidenschaft wurde bei dem Wahlbamberger bereits im Alter von acht Jahren geweckt. Heute macht es nicht nur Spaß ihm zuzuhören, sondern auch ihm bei der Arbeit zuzusehen. Etwa, wenn Wesley die Bri-ochescheibe ganz zart mit einer Knoblauchzehe einreibt: “aber nur eine Seite, das habe ich von einem italienischen Sternekoch gelernt.” International wie sein Werdegang ist auch seine Einstellung: “Ich nehme alles von der ganzen Welt und mache es auf meine Art.” Was dabei entsteht, scheint laut Managerin Julia Luft anzukommen, “immer mehr Bamberger kommen mittlerweile her.” Und speisen im Ambiente der beiden Restaurants oder im sommerlichen Barockgarten. Wer nun Lust auf einen Besuch bekommen hat, kann zwischen 6:30 Uhr und 22:00 Uhr vorbei schauen, im Sommer auf der Brunnenterasse bis 23:00 Uhr.

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FRÜHLING AUF DEM TELLER

3-GÄNGE-FRÜHLINGSMENÜ. FÜR 4 PERSONEN. RESIDENZSCHLOSS BAMBERG VORSPEISE

DREIERLEI FRÜHLINGS-BRUSCHETTA

Tomaten -Rhabarber-Chutney 200 g Fleischtomaten 100 g Rhabarber 30 g Zucker 50 ml Portwein 1 rote Zwiebel 1 Knoblauchzehe 1½ Chilischote Salz schwarzer Pfeffer Saft von ½ Limette 2 ½ EL Olivenöl ½ Bund Koriander

Oben: Mit Mangoldduelle gefüllte Maispoularde

Spargelsalsa 100 g weißer Spargel 1 TL + 1 Prise Zucker 60 g Pinienkerne 60 g Paprika 2 Lauchzwiebeln 4 Eßl. Balsamico blanc-Essig 3 Eßl. Olivenöl kleine Handvoll fein gehackter frischer Thymian ½ Limette

Spargelsalsa... Pinienkerne in einer Pfanne ohne Fett rösten. Thymian untermischen, dann herausnehmen und hacken. Paprika fein würfeln. Lauchzwiebeln in Ringe schneiden. Essig, Salz, Pfeffer mit 1 Prise Zucker verrühren und Öl unterrühren. Paprika, Lauchzwiebeln und Thymian-Pinienkerne untermischen.

Bärlauchpesto

Küchenchef aus Südafrika: Wesley Matthysen kocht im Residenzschloss

Fürs Tomaten-Rhabarber-Chutney... …Tomaten in kochendes Wasser legen, häuten, klein würfeln. Rhabarber klein würfeln, dann kurz anbraten. Mit Zucker bestreuen, karamellisieren lassen, mit Portwein ablöschen. Zwiebeln, Knoblauch und Chilis entkernen, fein hacken und mit Tomaten und Rhabarber mischen. Mit Salz, Pfeffer, Limettensaft und Öl verrühren. Eine Handvoll gehacktes Koriandergrün einrühren.

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200 g Serano-Schinken 2 Bund frischer Bärlauch 1 Eßl. Pinienkerne 50 g Käse (Pecorino oder Padano) 100 ml Olivenöl, extra vergine (nicht viel, dafür vom Besten nehmen!)

Für das Bärlauchpesto... Bärlauch mit Wiegemesser ganz fein hacken. Die Hälfte mit den Pinienkernen im Mörser zerstampfen. Pecorino fein reiben. Alles in eine Schüssel geben, mit Olivenöl überdecken und verrühren. Zwei bis drei Stunden ziehen lassen. Mit schwarzem Pfeffer und Salz abschmecken. Rechts oben: Dreierlei Frühlings-Bruschetta Darunter: Holunderblütenmoussee AUSGABE 4 / FRÜHLING 2014


SPITZENKÖCHE ERZÄHLEN VOM ESSEN

Beilage für das Hauptgericht: Grüner Spargel

Brioche 500 g Mehl (Type 550) 1 Eßl. feines Meersalz 1/2 Würfel frische Hefe (21 g) 60 g Zucker 6 Eier (am besten Bio) 250 g Butter

Brioche... Mehl und Salz in eine Schüssel sieben. Hefe mit Zucker verrühren. Eier verquirlen und mit der Hefe zum Teig geben. Mit dem Knethaken gut verkneten. Butter nach und nach unterkneten. Den glatten Teig mit feuchten Geschirrtuch oder Frischhaltefolie abdecken, im Kühlschrank zwei Stunden gehen lassen. Halbieren und zu zwei Teigsträngen ziehen. Auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen, dabei etwas drehen. Wichtig: Brioches brauchen Abstand zum Aufgehen. Im vorgeheizten Backofen bei 180 Grad, (Umluft 160 Grad, Gas Stufe 3) auf unterer Schiene etwa 45 Minuten backen. HAUPTGANG

MIT MANGOLDDUXELLE GEFÜLLTE MAISPOULARDE MIT GRÜNEM SPARGEL, KARAMELLISIERTEN SCHALOTTEN & HAUSGEMACHTEM SAFRAN-PESTO-NEST

4 Maispoulardenbrüstchen 1 kg frischer grüner Spargel 200 g kleine Schalotten 30 g Zucker 70 ml Weißwein 50 ml Balsamico Essig rot 30 g Butter

Mangoldduxelle 150 g Mangold 6 große Champignons 4 Eßl. Olivenöl

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2 Eßl. Essig (Cidreessig) Die Schalotten... 1 TLSenf, feiner Zucker karamellisieren lassen, kleine Schalotten darin 1/2 Tasse schwenken, mit Balsamicoessig ablöschen und solange Petersilie, glatte, grob gehackt ziehen lassen (mind.5 Min.), dass die Schalotten noch 1 Tasse Basilikum, frisch, grob gehackt bissfest sind. 1 Tasse Pinienkerne, kurz geröstet DESSERT 1 große Schalotte(n), fein gehackt HOLUNDERBLÜTENMOUSSE Muskat

Pasta 4 Eier 400 g Mehl 3 Eßl. Olivenöl ½ Tl Safran gemahlen 3 Eßl. lauwarmes Wasser 2 Prisen Salz

Mangoldduxelle... Mangold, Champignons, Petersilie in Ölivenöl anbraten, mit Essig ablöschen. Fein gehackte Schalotten und Kräutern erhitzen, zusammen geben & gehäckselt als Mousse abschmecken mit Salz, Pfeffer, Muskat.

MIT SCHOKOLADEN-KIRSCHMANDELPRALINE

Holunderblütenmousse 1 frische Limette 200 ml süße Sahne 150 g Mascarpone 60 ml Holundersirup 8 Minzblätter 4 BlattGelatine

Pralinen 200 g Mandeln 150 g Zartbitterschokolade 100 g Amarenakirschen 50 g Kakaopulver

Maispoularde... Die Duxelle zwischen Haut und Fleisch füllen, dann mit Salz und Pfeffer würzen. Weißwein mit der Poularde in Form füllen und bei 175 °C für ca. 80 Min in den Ofen geben.

Pasta... Pastarezept nach klassischer Rezeptur (Hausrezept wird nicht verraten) Pastateig ausrollen und zu Tagliarini schneiden

Den Spargel... schälen und das Ende abschneiden. Kurz blanchieren und mit Salz & Pfeffer in Butter schwenken.

Holunderblütenmousse... Gelatine in kaltem Wasser einweichen. Limettensaft mit Holundersirup in einem Topf erhitzen, Gelatine dazugeben. Sahne steif schlagen, Mascarpone in eine Schüssel geben und Holundermischung zu einer homogenen Masse verrühren. Sahne nach und nach unterheben. Nach dem Abkühlen servieren.

Für die Pralinen... Schokolade raspeln und Mandeln anrösten. Mandeln, Amarenakirschen und Schokolade vermengen und mixen. Anschließend auf ein Blech geben (ca. 1 cm dicke Schicht) und zwanzig Minuten durchkühlen lassen. Mit Form ausstechen und in Kakaopulver wälzen.

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Foto: Val Thoermer

INHALT

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HIER WOHNTE...

VON WOLFGANG NEUSTADT FOTOS: VAL THOERMER

HIER WOHNTE…

…NICHT NUR DAS SCHÖNE, GUTE UND WAHRE. KRATZTECHNIK – DAS KLINGT NUN WAHRLICH NICHT GLEICH NACH KUNST. IST ES ABER SEHR WOHL, NÄMLICH BAUKUNST. WIE, DAS ZEIGT DIE FASSADE AM MARKUSPLATZ 1 IN BAMBERG. SIE FÄLLT VOR ALLEM DURCH IHRE SGRAFFITO VERZIERUNGEN AUF. SGRAFITTO – EINE BESONDERE PUTZTECHNIK, MITTELS DER MAN DURCH AUSKRATZEN VON MOTIVEN EINEN STARKFARBIGEN UNTERPUTZ HERVORHOLT. SO ENTSTAND AUCH DIESER BEMERKENSWERTE, FÜR BAMBERG EINMALIGE FASSADENSCHMUCK. DIE BESONDERE HISTORIE DIESES HAUSES ABER IST VOR ALLEM AUCH EINE ANDERE: DIE DER WIDERSPRÜCHLICHEN DEUTSCHEN GESCHICHTE SCHLECHTHIN.

D

ie Die Bebauungen rund um den Markusplatz gehören zu den bedeutendsten gründerzeitlichen Bamberger Stadtensembles des ausgehenden 19. Jh., neben Ludwig-, Luitpold- , Emil-Lessingstraße oder Schönleins-, Wilhelms- und Marienplatz. Auslöser der Stadtentwicklung waren, wie in vielen europäischen Städten, der Bahnanschluss 1844 mit nachfolgender Industrialisierung. Die Bevölkerungszahl stieg rasant, Wohnraum war dringend nötig. Der Mietwohnungsbau erreichte um 1889 seinen Höhepunkt, auch das Gebäude am Markusplatz 1 entstand zu dieser Zeit, gebaut von dem aus Württemberg zugereisten Bauunternehmer Jakob Maier. Neben dem original baufesten Bestand innen wie Treppe, Türen, fränkischen Parkettböden, Stuckgesimsen und Deckenrosetten ist eben vor allem die Fassadengestaltung bedeutend: Architekturgliedernde und figürliche Elemente jeweils in den verputzten Obergeschossen. Steinsichtig das Erdgeschoss, die Eckverzahnungen und Gesimse. Alles klassisch-antik übernommen von Renaissance- bzw. Barockquellen, historistisch neu aufgemischt. Figürlich dargestellt sind u.a. 4 Damen auf kräftig rotem Grund, Personifikationen der Künste wie Dichtung, Malerei, Musik und Architektur. Der Architekturdekor besteht aus Rahmungen, Bekrönungen, Friesen sowie Frucht- und Blütengirlanden, immer als schwarz-lineare Sgraffitozeichnung zu beige gealtertem, ursprünglich hellem Putzton. Ein Programm getragen ganz von akademischem Schöngeist und überdeutlichem Kunstwollen dieser Zeit.

Das Karl Steinbauer Haus am Markusplatz AUSGABE 4 / FRÜHLING 2014

Die Bronzeplatte rechts am Eingang hilft weiter: „In diesem Haus lebte und wirkte Professor Dr. Hans Fiedler 1891-1989, Freund des Schönen, Guten und Wahren in Landschaft, Kultur und Menschentum, Ehre seinem Andenken“. Fiedler war promovierter Kunsthistoriker, ab 1916 Gymnasiallehrer an beiden Bamberger Gymnasien und von 1950 an bis zu seiner Pensionierung Oberstudiendirektor am Alten Gymnasium. Und er macht sich mit Veröffentlichungen zur Bamberger Dombaugeschichte vor und nach 1945 einen Namen: Für sein Werk „Dome und Politik: Der staufische Reichsgedanke in Bamberg und Magdeburg“ erhielt er 1937 ein heute allerdings zweifelhaftes Kompliment: Reichsführer SS Himmler verfasste an den Bamberger eigens ein Dankschreiben für die „sorgfältige und gewissenhafte Arbeit ...“. Dabei war der Text selbst aus heutiger Sicht kein rein NS- durchtränktes Traktat, wenngleich es schon mit arg grenzwertigem Duktus die mittelalterlich-christliche Kolonisierung der deutschen Ostgebiete preist. Das schon, aber auch nicht sehr viel mehr. Vielleicht erklärt sich damit immerhin, warum Fiedlers Gedenkplatte in der Zusammenstellung der Bamberger Denkmäler und Gedenkplatten keine Erwähnung findet, obwohl er ja noch – 1958 – das Bundesverdienstkreuz erhielt. Wofür, ist allerdings nicht bekannt. Viele der Ausgezeichneten verweigerten ja auch die Annahme (Heinrich Böll, Ossip Flechtheim…) bzw. gaben den Orden zurück, mit der Begründung, dass sie bis dato zu vielen Nationalsozialisten verliehen worden sei. Welchen Terror die Nazis auch in Bamberg verbreiteten, das lässt eine weitere der drei Haustafeln erahnen: Sie verweist auf Karl Steinbauer (1906-88). Nach einer frühen, aber 1932 wieder aufgegebenen NSDAP-Mitgliedschaft leistete er als Pfarrer maßgeblich Wider-

stand sowohl gegen das NS-Regime als auch gegen NS- Gleichschaltungsbestrebungen außerhalb sowie innerhalb der evangelischen Landeskirche. Insgesamt vier Mal wurde er verhaftet, 1938 musste er im Bamberger „Sandbad“ einsitzen. 1940 verbrachte er neun Monate im KZ Oranienburg-Sachsenhausen, zusammen mit Martin Niemöller. Danach wurde er zum Kriegseinsatz „begnadigt“ und schwer verwundet. Ein im unteren Treppenhaus hängendes Ausstellungsplakat macht Steinbauers kämpferisches Selbstverständnis unmissverständlich klar: „Ich glaube, darum rede ich! Redeverbot? Nein...“. Das Plakat bildet u.a. zwei Schreiben von 1939 ab, eines von Himmler und eines von Heydrich: Beide nehmen Bezug auf Steinbauers unermüdlich aufmüpfiges Verhalten und seine „Unbelehrbarkeit“, mit daraus resultierender Schutzhaftandrohung. Und im ersten Obergeschoss hängt ein originales Thora-Fragment aus der Synagoge von Dünaburg in Lettland, das Karl Steinbauer Ende Juni 1941 an sich genommen und über das Kriegsende hinaus gerettet hatte. So war es nur konsequent, dass Pfarrer Dr. Johannes Rehm das Haus 1996, nach Vererbung von einer Tochter Fiedlers mit Übergang an die Bamberger evangelische Kirchengemeinde, in „Karl Steinbauer -Haus“ umbenennen ließ. Ganz im Bewusstsein der am Haus Markusplatz 1 festzumachenden, äußerst widersprüchlichen deutschen Geschichte: Zweimal Himmler im selben Bamberger Haus, zweimal deutsche Geschichte und ihre Bewältigung, die kaum gegensätzlicher hätte sein können.

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HARALD BIEBEL

GALERIE

AUS DEM PORTFOLIO UNSERER FOTOGRAFEN

HARALD BIEBEL Harald Biebel lebt in Steinhöring, 35 Kilometer östlich von München. Wir haben in unseren Magazinen schon häufiger seine beeindruckenden Landschaftsbilder aus Nordbayern und Franken abgedruckt. Heute stellen wir Ihnen zwei weitere Kategvorien aus seinem fast unerschöpflichen Portfolio vor: Die Lebensmittelund Pflanzenfotografie. Biebel ist ein ausgesprochener Outdoorfan und reist sehr viel. Wir werden ihn demnächst etwas ausführlicher im COBURGER vorstellen.

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HARALD BIEBEL

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DIE UHR MIT DEN ZWEI SEITEN

DIE GRANDE REVERSO ULTRA THIN DUOFACE VON JAEGER-LECOULTRE Die Reverso ist eine Legende aus der Schweizer Luxus-Uhrenmanufaktur Jaeger-LeCoultre. Bereits 1931 kam sie auf den Markt – die Uhr mit den zwei Zifferblättern. Kürzlich, zum 180. Firmenjubiläum, wird sie mit der Grande Reverso Ultra Thin Duoface neu aufgelegt.

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ine Uhr, die sich im Gehäuseträger drehen lässt. Das war 1931 bei der Einführung der Reverso schon ein Meilenstein der Uhrengeschichte. Eine internationale Uhr, eine Uhr mit zwei Zeitzonen auf der Vorder- und Rückseite. Die Entwicklung ging übrigens auf die Bedürfnisse der britischen Armee zurück. Die war damals in Indien stationiert, da war es schick, zwei Zeitzonen am Handgelenk zu tragen. Ein kleiner Handgriff – und man war in der Heimat. 1994 dann der nächste technische Quantensprung: die Uhrmacher von Jaeger-Le Coultre entwickelten für die Reverso ein Uhrwerk, das beide Anzeigen auf den zwei

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getrennten Zifferblättern alleine ansteuern konnte. Eine Revolution. Man nannte das Prinzip ganz einfach Duoface. 2011, zum 80. Geburtstag der Reverso erwies Jager-Le Coultre mit der Grande Reverso Ultra Thin 1931 der legendären Uhr eine ganz besondere Ehre. Und jetzt, nur zwei Jahre danach, freuen sich Uhrenliebhaber auf der ganzen Welt über die Grande Reverso Ultra Thin Duoface. Die kommt gerade mal auf gut 9 Millimeter Dicke. Und das mit zwei Zifferblättern, eine wahrhafte Meisterleistung. Ihre Besonderheit entfaltet die neue Reverso beim Umdrehen. Dann erscheint statt dem weißen ein schwarzes

Zifferblatt. Zum einen mit der Zeitzone in einer 12 Stunden-Anzeige und als besonderer Clou mit einer 24-Stundenanzeige und den Wörter „Night“ links und „Day“ rechts. So wird auch die neueste Auflage der Kultuhr aus dem schweizerischen Vallee de Jou ihrem Ruf als Uhr für den Mann von Welt wieder mehr als gerecht. Nicht nur wegen der schon angesprochenen mechanischen Meisterleistung, die sich in den wenigen Millimetern Uhrmacherkunst verbirgt, sondern vor allem auch wegen ihrer Ästhetik. Die Reverso verströmt seit jeher den Esprit des Art Deco. An ihrem Design hat sich seit den 30er Jahren nicht viel verändert, das wohl ist es auch, was

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JAEGER LE COULTRE Sammler so sehr an ihr schätzen. Typisch ist die schlichte Verzierung der Kanten, die einfache Linienführung des rechteckigen Gehäuses. Auch der Schriftzug REVERSO geht auf den aus den 30er Jahren zurück. Eine Reverso ist damit immer auch ein Klassiker der Designgeschichte. Das mechanische Uhrwerk mit Handaufzug, das Jaeger-LeCoultre Kaliber 854/1, setzt sich bei einer Höhe von nur 3,80 mm aus 180 Einzelteilen zusammen, seine Unruh schwingt mit einer Frequenz von 21.600 Halbschwingungen pro Stunde und ist hinsichtlich der Präzision und Zuverlässigkeit mit den neuesten Errungenschaften der Jaeger-LeCoultre-Forschung ausgestattet. Die Grande Reverso Ultra Thin Duoface gibt es zum einen in 18 Karat Rotgold Version oder auch in Edelstahl erhältlich. Beide Versionen sind mit einem Armband aus schwarzem Alligatorleder mit einer zum Gehäuse passenden Schließe ausgestattet. Ob Schmuckstück, Geldanlage oder als besonderes Geschenk. Diese Uhr ist immer irgendwie zeitlos. Foto: Jaeger LeCoultre

MANUFAKTUR JAEGER-LECOULTRE. 1833-2013. DIE ERFINDER DES VALLÉE DE JOUX. Jaeger-LeCoultre ist seit 1833 ein wichtiger Akteur in der Geschichte der Uhrmacherei und feiert nun sein 180-jähriges Bestehen. Zu einer Zeit, in der die Schweizer Uhrmacherei noch von kleinen Heimwerkstätten geprägt ist, beschließen Antoine LeCoultre und sein Sohn Elie, die verschiedenen Fertigkeiten der Uhrmacherei unter einem Dach zu vereinen. LeCoultre & Cie wird so die erste Manufaktur im Vallée de Joux. Sie beherbergt heute die mehr als 180 verschiedenen Fertigkeiten, die für die Konzeption und vollständige Fertigung hochwertigster Uhren erforderlich sind.

deutschlands schönste plätze * besuchen sie uns in coburg * Magazin WirtschaftsWoche 18.05.2012

ihr stadtmarketing coburg Foto: Jaeger LeCoultre AUSGABE 4 / FRÜHLING 2014

www.stadtmarketing-coburg.de

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Fotos Frank Wunderatsch

WIE AUF EINEM THRON DER NEUE RANGE ROVER SPORT Das britische Königshaus steht für Glamour, Luxus, die guten alten Zeiten, prachtvolle Paraden, Bewunderung. Für all das muss man nicht gleich nach London reisen, es reicht auch eine Fahrt mit dem neuen Range Rover Sport durch heimische Gefilde. Range Rover – schon die Marke lässt das Herz des Autofans höher schlagen, die neue Sportvariante – ein Fahrzeug, in dem man dann auch wahrhaft erhaben sitzt, wie auf einem Thron. Seit Herbst letzten Jahres ist der jüngste Spross des automobilen Königshauses auf dem Markt.

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er ein britisches Fahrzeug fährt, sollte sich zuerst mit Stammbäumen beschäftigen. Ein Range Rover nämlich bringt einen nicht nur von A nach B, er ist immer auch ein Statement. Also: Der Range Rover kommt aus dem Hause Land Rover. Eine Marke mit einer stolzen, aber auch sehr wechselvollen und nicht immer würdigen Geschichte, die 1948 mit den Land Rover Geländewagen begann. Die Marke ging 1966 in British Leyland auf. Ende der 70er dann die Auferstehung von Land Rover als eigenes Unternehmen innerhalb einer Firmengruppe, zu der auch Jaguar und Triumph

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gehörten. Allesamt klangvolle Namen, zu denen sich 1994 auch noch BMW gesellte. Die Bavarisierung des britischen Landadels aber dauerte nicht lange, Land Rover gelangte über die Umwege Amerika und Indien (Ford und Tata) wieder zurück ins Königreich. Und da gehört die Marke auch hin.

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ach dieser Geschichtsklausur dürfen wir jetzt Platz nehmen auf dem Thron im neuen Range Rover Sport. Wir testen die Basisvariante, das klingt harmlos, heißt aber: eine Dreiliter-V6 Turbodiesel Maschine wummert unter der ausladenden Motorhaube. Wer möchte, kann sich aber auch einen Dieselhybrid, einen V8-Diesel mit fast viereinhalb Litern Hubraum oder einen 5 Liter V8-Benziner zulegen. Der kostet zwar schon in der Basisvariante 88 300 Euro, über Geld aber spricht man nicht, wenn man so ein Auto fahren möchte. Ein Range Rover ist kein Fahrzeug, er ist eine Lebenseinstellung.

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port nennt er sich, weil die britischen Autobauer dem Fahrzeug eine strenge Abmagerungskur verordnet haben. Eine selbsttragende Aluminium-Monocoque-Karosserie ersetzt dazu das alte Rahmen-Konzept. Das Schwergewicht ist jetzt

420 Kilogramm „leichter“ als der Vorgänger (wiegt aber immer noch über 2 Tonnen). Das schont bei einem Verbrauch von deutlich unter zehn Litern den Geldbeutel seiner stolzen Besitzer und macht den Boliden spritziger. In unter 8 Sekunden schnurrt das Kätzchen auf 100 Stundenkilometer, maximal sind gut 210 drin. Die spürt man - gut eingepackt in einer stabilen Karosserie - kaum, der Range Rover liegt so flach auf der Straße, wie ein Fahrzeug dieser Höhe liegen kann. Die Lenkung spricht locker an, die frühere Schwergängigkeit solcher Boliden ist schon lange Geschichte. Schön leise ist es auch, dem gepflegten Gespräch mit dem Beifahrer steht kein Brummen im Wege. Und wenn es mal brenzlig wird: Die Bremsen kommen mit dem Gewicht locker zurecht und lassen sich trotzdem schön sauber abstimmt einsetzen.

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LAND ROVER

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ir aber nehmen die erste Ausfahrt. Wir wollen ausreiten, so wie es Briten doch gerne tun. Und immerhin ist der Range Rover ja ein Geländewagen. Dazu begeben wir uns abseits der Straße in die Wildnis (aber frei für Fahrzeuge). Bergauf, bergab, über Berge und durch Täler, durch Sandgruben, ins Unterholz. Der Range Rover hat für jede Frage, die wir ihm stellen, die richtige Antwort. Verschiedene Elektronik-Programme ermöglichen Bergan- und -abfahrten, kontrollieren Bremsen, Traktion, Luftfederung, Dämpfung je nach Anforderung. So wird der Ausritt zum puren Vergnügen. Macht ihn das jetzt zum Geländewagen? Oder ist das eher eine Demonstration seiner Stärke: ich könnte, wenn ich wollte und ich bring Dich überall sicher hin.

TECHNISCHE DATEN

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ohl eher, denn eigentlich ist der Range Rover Sport natürlich vor allem ein Stück Luxus. Er er ist stark, er ist mächtig, er ist schön. Wie ein gutgebauter Modellathlet mit adliger Abstammung. Und auch seine inneren Werte lassen es nahezu an nichts fehlen: Standheizung, beheizbare Vorder- und Rücksitze, vollverglastes Panoramaschiebedach, Kühlfach, Dreizonen-Klimaregelung, beheizbares Lenkrad etc. pp. uvm. ua. Also dann mal lieber ab in Richtung Stadt. Ein Statement abgeben. Hier bin ich – Euer König.

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RANGE ROVER SPORT TDV6 Verbrauch

l/100km: 7,3/ 6,7/ 8,3 Diesel (kombiniert/ Überland/ Stadt)

Hubraum

2.993 ccm

Leistung kW/PS

190/258 bei 4.000 Umdrehungen/min

Fahrleistungen

Höchstgeschwindigkeit 210 km/h (7,6 Sekunden 0 auf 100 km/h )

Preis

ab 59.600,00 € (Basisversion)

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BAMBERGER INTERN

Wir bieten Ihnen eine Hausverwaltung mit betriebswirtschaftlicher und technischer Kompetenz, perfekter Organisation, und unkomplizierter Erreichbarkeit. Instandhaltung. Mietverwaltung. Gewerbeverwaltung.

Aus Verlag und Redaktion Neu im Team ist Wolfgang Neustadt aus Hallstadt bei Bamberg. Er arbeitet seit 30 Jahren als Kunsthistoriker, denkmalpflegerischer Bauforscher und freier Publizist. Schon seit langem wirft er einen kritischen Blick auf aktuelle Entwicklungen, vor allem was (Bau-)kultur betrifft. In seinen Berichten nahm er schon in verschiedenen Veröffentlichungen kein Blatt vor den Mund. Für dieses Heft hat er zahlreiche seiner Recherchen für unseren Bericht über die „Dämmlüge“ zur Verfügung gestellt und als Co-Autor fungiert, außerdem besuchte er in unserer Rubrik „Hier wohnte“ das Haus am Markusplatz 1.

Unser Cover hat für diese Ausgabe Bati Reinsbach gestaltet. Sie ist ein kreatives Multitalent, fertigt Illustrationen für namhafte Magazine und Bücher an und kalligrafiert Urkunden. Ihre Grundausbildung erhielt sie in München, wo sie nicht nur Agenturerfahrung sammelte sondern auch für Zeichentrickfilme zeichnete. Nebenbei entwickelte sich ihr Talent, Messestände der besonderen Art zu entwerfen, die den Besucher in Optik und Haptik (positiv) verblüffen. Ihr Messestand der “1000 Dachlatten“ wurde mehrmals kopiert. Sie designt auch Möbel und richtet Läden und Büros ein. Einige Kunden werden es bereits gemerkt haben. Das Magazin hat eine Tochtergesellschaft gegründet: Die „Anzeigenvertriebsgesellschaft Nordbayern“. Diese hat die Betreuung von Anzeigenkunden für den BAMBERGER übernommen und berät gemeinsam mit dem TV Sender iTV auch Kunden in Sachen hochwertiger TV- und Kinoproduktionen. Diese Anzeigenvertriebsgesellschaft wird sich in der nächsten Zeit personell weiter verstärken. Neue Möglichkeiten ergeben sich für Werbekunden durch die Kooperation mit dem Schwestermagazin COBURGER und zukünftig mit weiteren Stadtmagazinen in Nordbayern.

Löwenstraße 13 · 96450 Coburg · Telefon 09561/794110

Der Vertrieb des BAMBERGER wird in Zukunft noch besser organisiert als bei den bisherigen drei Ausgaben: Wir werden mit einem neuen Partner gemeinsam dafür sorgen, dass der BAMBERGER an allen wichtigen Verkaufsstellen erhältlich ist. Außerdem werden viele Exemplare an öffentlichen Stellen ausgelegt sowie über den Lesezirkel in Praxen, Büros und Kanzleien einzusehen sein. Der BAMBERGER wird zudem auch seine redaktionellen Kooperationen mit Partnern in der Domstadt ausbauen, um näher an den Themen der Bamberger dran zu sein. Das Konzept des BAMBERGER ist mittlerweile auch über die Grenzen des Magazins hinaus auf Aufmerksamkeit gestoßen: So haben sich Kollegen eines Passauer Stadtmagazins bei uns gemeldet, um sich über unsere Philosophie zu informieren.

Email: info@coresale.de · www.coresale.de

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IMPRESSUM

IMPRE SSUM

Bamberger – Das Magazin Ausgabe 4/ Frühling 2014 Erscheinungsweise viermal jährlich Auflage 3500 Stück www.bambergermagazin.de Verlag: Das Magazin Verlagsgesellschaft UG (haftungsbeschränkt) Creidlitzer Straße 3 96482 Ahorn Telefon: 01523.404.3021 info@das-magazin-verlag.de Herausgeber: Peter Einheuser und Wolfram Hegen Chefredakteur: Wolfram Hegen

WIR SIND BA MBERGER | DA S M AG A ZIN

Wolfram Hegen

Herausgeber und Chefredakteur

Daniela Greschke

Peter Einheuser Herausgeber und stv. Chefredakteur

Wolfram Porr

Freie Mitarbeiterin und Journalistin

Freier Mitarbeiter und Journalist

Heidi Schulz-Scheidt

Wolfgang Neustadt

Freie Mitarbeiterin und Lehrerin

Freier Mitarbeiter und Journalist

stv. Chefredakteur: Peter Einheuser redaktion@das-magazin-verlag.de Weitere Autoren dieser Ausgabe: Daniela Greschke Wolfram Porr Heidi Schulz-Scheidt Wolfgang Neustadt Fotografen dieser Ausgabe: Val Thoermer Frank Wunderatsch Peter Einheuser Shutterstock Illustrationen / Cartoons: Peter Einheuser Bati Reinsbach Layout / Grafik / Gestaltung: Peter Einheuser Christian Bittner

Val Thoermer

Christian Bittner

Bati Reinsbach

Frank Wunderatsch

Henning Rosenbusch

Vanessa Koch

Freier Mitarbeiter und Fotograf

Freier Mitarbeiterin und Illustratorin

Freier Mitarbeiter, Journalist und Fotograf

Freie Mitarbeiter und Grafikdesigner

Freier Mitarbeiter und Fotograf

Freie Mitarbeiterin

Anzeigengestaltung: einheuser.ardis&friends, Frankfurt Anzeigenvertrieb: Denise Waletzko anzeigen@das-magazin-verlag.de Telefon: 01523/1788179 Es gilt die Anzeigenpreisliste 12/2013 Druck: FROMM Druck- und Verlagshaus 49074 Osnabrück

Daniela Greschke ist seit Anfang an im Team dabei. Sie ist eine Spezialistin für Beiträge, die besonderen Einsatz erfordern: Durch den Wald mit Marathonläufern, zu Besuch bei Schmet-

Preis: 4 € inkl. 7% MwSt., Abo-Preis, jährlich: 18 € inkl. Porto und Versand Briefe an die Redaktion: briefe@das-magazin-verlag.de

terlingskindern, oder für diese Ausgabe zum Interview mit Prostituierten ins Rotlichtmilieu. Außerdem unterstützt Daniela Greschke den Bamberger auch in der Redaktion, vereinbart Termine und organisiert. Viel zu tun für Daniela, die das alles aber irgendwie unter einen Hut zu bekommen scheint.

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MONACO FRANKE

DER MONACO FRANKE DIE PROMINENZ „Wos willst’n do unt’n? Bei uns is doch schee?!“ Haben Sie sicher auch schon mal gehört, die Frage! Folgt danach auch noch der Satz „do konnst fei ned meggern“, dann ist das die vermutlich größte Liebesbezeugung an seine Heimat, zu der der gemeine Franke fähig ist. Dahaam is halt am schönsten, Neid ein Wesenszug, den er in diesem Zusammenhang kaum kennt. Denn dass es woanders auch schön ist, auch klar! Aber man muss auch gönnen können, das leuchtet hier den meisten Menschen ein. Im Frankenland ist man zufrieden mit dem, was man hat („wos willst’n nuch mehra?“), ist bescheiden („bassd scho!“) und protzt nicht gern („do kömma zufrieden saa!“). Wenn jemand behauptet, das hätte damit zu tun, dass wir in der nordbayerischen Provinz ja sowieso nichts hätten, um das man uns beneiden könnte, dann ist das eine böse Unterstellung! „Börschla, gell!“ Es ist einfach so, dass wir uns schon über die kleinen Dinge des Lebens freuen – was viele Nasehochs aus dem oberbayerisch-voralpenländischen Berge- und Seenland eben nicht können, weil sie sich selber im Wege stehen. Die schöne Natur zum Beispiel oder die Schafkopfrundn in der Wirtschaft ums Eck –a Draum! Und so a glaans Böödla auf der Regnitz oder auf dem Rothsee, is doch aa wos scheens, gell? Schaua’s! Auf dem Starnberger See würde ein großkopferter Oberbayer mit genau demselben kleinen schiff baren Untersatz schnell zum Gespött seiner Lacosteträgerfreunde. So schön er es insgeheim findet – ehe der sich der Gefahr aussetzt, damit gesehen zu werden, lässt er es dann lieber ganz und spart aufs Sportboot oder die Segelyacht. Ein anderes Beispiel: Essen. Ein schönes Krenf leisch oder ein Bierbraten, dazu ein Kloß mit Soß‘ für die Kinder, der vielleicht sogar nichts kostet, schon stellt sich bei einem Franken extreme innere Zufriedenheit ein. 250 Kilometer weiter südlich wird ob so eines profanen Mahls nicht selten die Nase gerümpft. Da muss die Currywurst schon vom Schuhbeck sein und der Braten von der glücklichen Bio-Landsau. Mindestens. Manch gutsituierte Familie bereitet sich auf ihren mittäglichen Sonntagsausf lug in eine zünftige, original altbayerische Wirtschaft ja vor, als ginge es um den Besuch des letzten Indianer-

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reservates. Ganz nach dem Motto: Heute schauen wir mal, wie der „Ureinwohner“ so ausgeht. Ein bisschen Heimat- und Sozialkunde schadet aber schließlich niemandem. Scho schee, wenn man über die Oberbayern a weng lästern kann, oder? Aber es ist doch so: Natürlich leidet der Franke unter der bayerischen Zwangsherrschaft, wie es Kabarettist Bernd Regenauer ausdrückt. Aber bevor er seine Bodenständigkeit aufgibt, nimmt er diese lieber in Kauf. Frotzeln ist die fränkische Art der Auf lehnung. Eigentlich – das zeigen Umfragen – ist er ja sogar ganz glücklich mit sich und seiner Heimat.

Auch wenn Bekanntheit in unseren Breiten kein Kriterium ist, eins muss man freilich schon zugeben: Selbst in Oberfranken ist man auf seine Vorzeige-Promis stolz: Kulmbach hat Thomas Gottschalk, Coburg seine Prinzen, Bamberg schmückt sich gerne mit international renommierten Basketballern, und Bayreuth macht jeden Sommer auf Hochkultur und legt den Thurn und Taxis, Merkels und Ferres-Maschmeyers den Roten Teppich aus. Aber überall ist man auch froh, wenn alle wieder weg sind, wenn hinterher wieder Normalität einkehrt. „Des hädd’ma aa widder g’schafft!“, ist dann der allgegenwärtige Erleichterungsseufzer der Einheimischen.

„Prominent san mia“

Er zeigt’s halt nicht so. Protz und Selbstdarstellung sind ihm ein Gräuel (Ausnahmen bestätigen auch hier wie immer die Regel), einen anständigen Lebensstil zieht der dem „Lifestyle“ jederzeit vor. Der Zeitgeist darf gerne woanders spuken. Auch das großstädtische Sehen und Gesehenwerden ist ihm fremd. Das überlässt er gerne den Reichen und Schönen und denkt sich seinen Teil, etwa: „Die werr’ns halt scho nödich ham.“ Wie hat Heiner Geißler mal gesagt? „Die Berühmtheit manches Zeitgenossen ist unmittelbar mit der Dummheit seiner Bewunderer verbunden.“ Der Mann ist zwar kein Franke, der Spruch könnte aber von einem sein.

© Leslie Murray 2014

Mit so a weng Glamour auf Zeit kann sich der Franke also noch anfreunden. Mehr widerstrebt seiner Natur. Da tickt die Schickeria-Stadt München natürlich komplett anders. Das Selbstwertgefühl der Schwabinger, Bogenhausener oder Haidhausener definiert sich maßgeblich über den Glanz, den ihnen die Stars und Sternchen dieser Welt verleihen. Genügend Futter für gleich drei Boulevardzeitungen, die sich täglich gegenseitig mit Promigeschichten überbieten. Da es sich bei der Landeshauptstadt ja aber bekanntlich um ein Millionendorf handelt – den Nobel-Vorort Grünwald im Süden zählen wir mal dazu - haben es die Paparazzi und Klatschkolumnisten nicht AUSGABE 4 / FRÜHLING 2014


AUF EIN WORT

Wir brauchen mehr Ketzer Der Gastbeitrag von Hans G. Tanner

so schwer. Wer internationale Superstars oder die Polit-Prominenz vor die Linse kriegen will, schaut im „Vier Jahreszeiten“, im „Bayerischen Hof “ oder den umliegenden Bars vorbei. Eine sichere Bank sind für sie außerdem seit Jahrzehnten das Restaurant „Käfer“ in der noblen Prinzregentenstraße und die nicht weit davon gelegene Nobel-Diskothek „P1“, wo sich Sportler, Schauspieler, Sänger sowie lokale Größen der B- und C-Promikategorie tummeln. Wie sang schon die Spider Murphy Gang? „Ja in Schwabing gibt’s a Kneip’n, die muss ganz was B’sonders sei‘. Da lassen’s solche Leit wia di und mi erst goar ned nei!“ Und wenn mal wirklich gar nichts geht, lohnt sich immer ein Besuch bei Christine Neubauer oder Fritz Wepper. Aber auch wer nicht nach ihnen sucht, kann in München an praktisch jeder Ecke bekannten Gesichtern über den Weg laufen. Da sieht man schon mal Literaturkritiker Hellmuth Karasek beim Dallmayr, die Effenbergs im „Tambosi“ sitzen, trifft Bastian Schweinsteiger in einem Café am Gärtnerplatz und Komiker Wigald Boning beim Joggen an der Isar oder beim Schwimmen im Müller’schen Volksbad. Mit etwas Glück kann man sich bei so einer Begegnung sogar ein bisschen „Angeberwissen“ aneignen. Natürlich muss man nicht wissen, dass Fußball-Moderatorin Jennifer Kastrop ihren Hund nach dem französischen Fußballspieler „Anelka“ benannt hat oder Willi von „Willi will’s wissen“ gerade das neueste Buch von Paolo Coelho liest. Aber das kriegt man eben mit, wenn man in der Lach- und Schießgesellschaft zufällig am selben Tisch sitzt oder im Bus gegenüber. Und vielleicht kann man mit solchen Insiderinformationen ja am Fußballer-Stammtisch oder im VHS-Literaturkreis punkten. Bekannte Franken laufen einem auch gelegentlich über den Weg, in der Regel allerdings an Orten, die nicht so in und chic sind. Da kommt halt wieder das fränkische Understatement durch. Die Ausnahme? Sie ahnen es! Aber bevor ich hier den Schwabinger Stamm-Thai von Lothar Matthäus verrate … Dahaam is am schönsten, hatten wir doch gesagt, oder? Schätzla, schau wie iech schau! (Der Monaco Franke sucht auch auf Facebook neue Freunde: reinklicken und Gefällt mir drücken) Für den Bamberger von Wolfram Porr AUSGABE 4 / FRÜHLING 2014

Die Süddeutsche Zeitung berichtet in einer Ausgabe vom Sommer letzten Jahres unter dem Titel „Feigheit vor der Zukunft“ über die Zögerlichkeit und die Vorsicht deutscher Entscheidungsträger in Unternehmen: „Sie übersehen vor lauter kurzfristigen Erfolgen die Chancen – ein fataler Trend. Offenbar fehlt es an Mut. Lieber bleiben die Konzerne beim Vertrauten.“ Der Autor nimmt als Beispiele Siemens oder Bosch, die sich aus der Solartechnologie zurückziehen, die Autoindustrie, die bis auf BMW lieber auf die alte Welt setzt als auf Elektroautos. Konzerne, die Angst vor Veränderungen haben und stattdessen auf das Bewährte setzen: Funktionierende Abläufe, vertraute Geschäftsmodelle. Immer noch also vertraut Deutschland auf seine Industrieführerschaft mit den Methoden der Vergangenheit. Kreativität, Andersdenken, das ist dagegen gefährlich. Die Reaktion von Politik und Gesellschaft ist immer gleich: Andersdenkende werden ausgegrenzt, wie auch immer man sie nannte oder nennt: Schamanen oder Medizinmänner, Priester, Hexen, Zauberer und Ketzer, Forscher, Wissenschaftler, Kreative und Künstler. „Neuerer“ war schon im Mittelalter ein Schimpfwort, als Ketzer gegen die „göttliche Ordnung“ wurde er entweder umgebracht, eingesperrt, aus der Gemeinschaft ausgeschlossen, galt als Spinner, Gestörter, Verrückter. Die Gesellschaft und auch die Politik nämlich wird von den „Gehemmten“ bestimmt, wie das Wirtschaftsmagazin Brand EINS sie genannt hat. Diese Geschichte wiederholt sich. Neuerer gelten auch heute noch viel zu vielen Unternehmen als Ketzer oder Spinner gegen die Ordnung. Aber nur mal so nebenbei: Die meisten Nobelpreise wurden an Menschen verliehen, denen Grenzüberschreitungen gelungen sind. Gegen alle Widerstände. Sie sind die „Gestörten“, wie Brand EINS sie nennt. Sie fördern Neues, in ihren Sternstunden Geniales und Wegweisendes zu Tage. Wissenschaft und Wirtschaft sind dort, wo sie am besten sind, im Wesentlichen also institutionalisierte Ketzerei. Wir also brauchen in unserer modernen Gesellschaft mehr Ketzer – denn Veränderung ist das einzig Beständige. Wir müssen aufhören, eingeschlagene Wege immer tiefer auszutrampeln, bis wir in ihnen verschwinden, wir müssen neue Wege gehen. Nur ein freier Geist kann kreativ und innovativ sein. An dieser Stelle laden wir Bamberger und Nicht-Bamberger, Zu- oder Abgereiste herzlich ein, ihre Meinung kundzutun. Hier in unserem Magazin. Wenn Sie etwas zu sagen haben, sprechen Sie uns an.

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DAS LETZTE Bamberger | Das Magazin erscheint wieder im Juni 2014. Anzeigenschluss ist der 27. Mai 2014

JEDE STIMME ZÄHLT FÜR ETWAS

SELFIES SIND IN

...UND DAS ZUM SCHLUSS „Dem guten Frager ist schon halb geantwortet.“ Friedrich Nietzsche „Arm ist nicht, wer wenig hat, sondern wer viel braucht.“ Peter Rosegger „Nichts macht uns feiger und gewissenloser als der Wunsch, von allen Menschen geliebt zu werden.“ Marie von Ebner-Eschenbach „Wer mit 19 kein Revolutionär ist, hat kein Herz. Wer mit 40 immer noch ein Revolutionär ist, hat keinen Verstand.“ Theodor Fontane „Der Jammer mit der Menschheit ist, dass die Klugen feige, die Tapferen dumm und die Fähigen ungeduldig sind.“ Truman Capote

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In der Zeit, in der Sie eine Tasse Kaffee trinken,...

...könnten Sie auch eine Online-Überweisung ausführen. Zum Beispiel an die Deutsche KinderKrebshilfe. Das Konto finden Sie etwas weiter unten. Und sollten Sie Morgen den ersten Menschen, dem Sie auf der Straße begegnen, anlächeln, dann haben Sie gleich zwei schöne Tage hintereinander.

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