BAMBERGER 01 | Das Magazin

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Nr. 1

April 2013

Magazin f체r Politik. Gesellschaft. Lifestyle.

4 199999 904003

Preis 4,00 Euro

Seite 34: Bamberg kommt unter die R채der


Bücher bilden. Schon ganz früh.

Eine kleine Erinnerung des Bamberger Buchhandels Buchhandlung Colibri Austr. 12 Buchhandlung Görres Grüner Markt 5 Buchhandlung Hübscher Grüner Markt 16 Fachbuch Schmidt Friedrichstr. 2 Bahnhofsbuchhandlung Ludwigstr. 6

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B a m b e r g e r | D a s M a g a z i n

Ausgabe 1 / April 2013



Inhalt

Bamberger / Das Magazin Ausgabe 1 . April 2013

8 hören. sehen. staunen. in Bamberg 11 Stadtgespräch 16 Editorial 54 Theater & Konzert 66 Fotogalerie Bamberg 79 impressum 80 Monaco Franke 81 Auf ein Wort 82 Das Letzte

da niel a gre schke

18 Geisterfahrer

Fotos trecke

Falschfahrer in Oberfranken. Warum so viele?

26 F rühling in Oberfranken Traumhafte Fotos zum Winterende

Wolfr a m Hegen 34 B amberg kommt unter die Räder Verkehrsinfarkt Bamberg

Interv ie w 40

Verkehrsinfarkt Bamberg

Interview mit OB Andreas Starke

Wolfr a m Hegen 44 F ull Time Als Profi-Basketballer bei

den Brose Baskets

Wolfr a m Hegen 50 Macig Marcus da niel a gre schke Preisträger Marcus Geuß ist auf allen

deutschen Kleinkunstbühnen zu Hause.

Wolfr a m Hegen 57 Ein genussvoller Lenz Bamberger Köche erzählen vom Essen

Va ne ss a Ko ch 62 Das Haingebiet Bambergs Kleinod

Wolfr a m Hegen 70 Vorfreude

auf den Frühling

Pe ter Einheuser

72 B älle suchen und Raus

Wolfr a m Hegen

76 D ie Uhr mit den zwei Seiten

Offener Muskelprotz von Chevrolet Fit werden für den Golf-Frühling

Die Grande Reverso Ultra-Thin Duoface von Jaeger-LeCoultre

Titel-Illustration. Bamberger Verkehrsidylle

Illustration von Peter Einheuser

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Frühling in Oberfranken Die schönsten Frühlingsbilder unserer Redaktion


Inhalt

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Bamberg kommt unter die R채der

18

Geisterfahrer

Falschfahrer in Oberfranken

Verkehrsinfarkt Bamberg

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Ausgabe 1 / April 2013


Inhalt

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72

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Full Time

Als Profi bei den Brose Baskets

Bälle Suchen und Raus Fit für Den Golf-Frühling

Ausgabe 1 / April 2013

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Die Besten Fotos

50

Magic Marcus

62

Das Haingebiet

70

Frühlings-Vorfreude

Genussvoller Lenz Bamberger Köche erzählen vom Essen

Aus dem Portfolio unserer Fotografen

Auf allen deutschen Kleinkunstbühnen

Bambergs Kleinod

Offener Muskelprotz

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Was ist los in Bamberg

Hören. Sehen. Staunen. In Bamberg April || Mai || Juni

IM APRIL Theater Harry liest vor Der Übersetzer, Kolumnist und Lindenstraßen-Gelegenheitspenner Harry Rowohlt zündet am 21. April im E.T.A.-Hoffmann-Theater ein sprachbrillantes Feuerwerk. Das tief brummende, bärtige Naturereignis schleust die Zuhörer mit eigenen Texten, Vierzeilern und Anekdoten ins Rowohlt‘sche Subuniversum.

In der Stadt Tag des Bieres Im 19. Jahrhundert hatte Bamberg mit der stattlichen Anzahl von 65 Brauereien eine einmalige Stellung innerhalb der Bierregion Franken. Heute wird noch in neun zumeist mittelständischen Brauereien Bier gebraut. Am 23. April feiert Bamberg den Tag des Bieres. Besucher können am Maxplatz die unterschiedlichsten Biersorten ausprobieren, vergleichen und genießen. Weißbier, Ungespundenes, Rauchbier, Pils – was darf‘s denn sein?

Wunschpunktestand vom Sams können Kinder ihre Wünsche zur Veränderung Bambergs in den Himmel steigen lassen und ihre eigene kleine Traumwelt basteln. Wie immer ist das gesamte Angebot kostenlos und offen für alle!

sich in Bewegung, 11000 Sportler schnüren die Laufschuhe, und bei gutem Wetter werden 40000 Zuschauer erwartet. Bamberg feiert also am 5. Mai nicht nur ein großes Sportfest, sondern auch ein großes Bürgerfest – ab 9.30 Uhr in der Innenstadt.

In der Stadt

BreitengüSSbach

Fränkischer Tanzflur Der Bürgerverein 4. Distrikt, InteresSAND und die Haas Säle veranstalten in Kooperation mit Antistadl einen großen Tanzabend in der Sandstraße. Am Dienstag, 30. April, spielt Boxgalopp Musik aus Franken und anderen schönen Ländern. Kommen darf jeder, der Lust hat sich zu bewegen oder der sich im Zweifelsfalle die Sache erst einmal anschauen möchte. Vorkenntnisse braucht es nicht. Mögliche Tanzschritte werden kurz erklärt, so dass jeder mitmachen kann. Die Tänze sind traditionelle Rundtänze, wie sie heute in Franken getanzt werden.

Solo für DAS EICH Stefan „DAS EICH“ Eichner bringt nach „Zum Schreia“ und „Der Schwachsinn galoppiert“ sein drittes Soloprogramm „Das dritte Eich“ heraus! Und wer den entspannten Franken kennt, weiß: Eine EICH-Show ist immer etwas Besonderes. Sie müssen tapfer sein! Und zwar in Helmut‘s Hofschänke, Gut Leimershof, 10. Mai um 19.30 Uhr.

IM MAI

Theater

Theater

Plädoyer für die Liebe Maximal 32 Besucher passen in das Brentano-Theater, die Bühne selbst ist nicht einmal zwei Quadratmeter groß. Genau diese Nähe von Publikum und Akteuren und die intime Atmosphäre, die daraus entsteht, machen die Besonderheit des Theaters aus. Auf dem Spielplan im April: Was die ersten Menschen wirklich so dachten. Mark Twains „Tagebücher von Adam und Eva“ sind voll Witz und Satire - aber bei aller Ernüchterung doch ein herrliches Plädoyer für die Liebe! Mit Dorothea Schreiber und Martin Neubauer.

Tot - oder lieber nicht tot? Eine ziemlich schwarze Komödie, bei der die Zuschauer gefragt sind. Sieglinde Kranzmeier bereitet nichts weniger als ihr Ableben vor und zwar stilvoll, während im Fernsehen der legendäre Filmklassiker „Vom Winde verweht” läuft. Sie hat alles perfekt vorbereitet, doch dann gibt der Fernseher seinen Geist auf. Der Fernsehnotdienst bringt Hilfe in Person von Winfried Palinski. Praktisch veranlagt, gibt er Sieglinde wertvolle Ratschläge für die Umsetzung ihres letzten Stündleins. Man kommt sich näher, und es stellt sich plötzlich die Frage: Tot oder lieber nicht tot? Theater am Michelsberg, 3. Mai, 20 Uhr.

In der Stadt Das Sams kommt Beim 15. Integrativen Spielfest am 28. April von 14 – 17.30 Uhr rund um den Innenhof von St. Martin gibt es tolle Bewegungs- und Bastelangebote für die ganze Familie. Um 15 Uhr zeigt das Kindertheater Chapeau Claque „Das kleine Ich bin Ich“. Am

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Volkssport Bamberg läuft Zum 6. Mal schon freut sich Bamberg auf den Weltkulturerbelauf, der seit seiner ersten Auflage im Jahr 2003 im zweijährigen Rhythmus stattfindet. Dieses Mal ist es am 5. Mai soweit: Eine ganze Region setzt

Stechert-Arena Comedy Der Global Bayer Michael Mittermeier war in der Welt unterwegs und kommt nun mit einem neuen Soloprogramm nach Hause. In „Blackout“ zieht er die Röntgenbrille auf und durchleuchtet das Weltgeschehen, filetiert die kleinen Schweine und zerschnitzelt die großen Sauereien. Denn die Deppen da draußen sind nicht weniger geworden und sie haben sich bis an die Zähne bewaffnet. Deswegen kommt er gleich zweimal, am 16. und 17. Mai, jeweils um 20 Uhr.

Führung Hainviertel Im Spätklassizismus und Historismus entstand das Villenviertel im Bamberger Haingebiet. Die Anlage des Wilhelmsplatzes, die repräsentativen Bauten des Justizpalastes und der Hauptpost in Formen der Neurenaissance setzten einen neuen städtebaulichen Akzent. Stadtbaurat Hans Erlwein prägte um 1900 maßgeblich das Stadtbild. Die VHS-Führung von Designerin Lore Kleemann beginnt am 17. Mai um 16 Uhr am E.T.A.-Hoffmann-Platz.

Musik-Festival Telemann, Tango und das Tier Vom 16. bis 20. Mai erklingt der Frühling im ba-

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Was ist los in Bamberg rocken Ambiente von Schloss Seehof. Mitglieder der Bamberger Symphoniker-Bayerische Staatsphilharmonie, das Bamberger Streichquartett und hochkarätige Gäste gestalten das Pfingstfestival in der Orangerie. Die Klänge entführen nach Argentinien, Ungarn, Wien und ins barocke Universum Vivaldis und Händels. Das Internationale Damensalonorchester Bella Donna begibt sich auf die musikalische Suche nach dem „Tier in mir.“

eindrucksvollen Prozession mit dem prachtvollen Domkreuz im Mittelpunkt nehmen die Bamberger Pfarreien und viele Vereine und Gruppen teil. Und das seit 1390! Die Katholiken bezeugen damit – in diese Jahr am 30.Mai - ihren Glauben an die bleibende Gegenwart Jesu im Sakrament der Eucharistie.

Ebern

Pommersfelden

Top-Model und Drachenjagd Hermann Freiherr von Rotenhan lädt zum 10. Gartenfest auf sein Schloss Eyrichshof. Auch in diesem Jahr gibt es vom 18. bis 20. Mai wieder einen Markt mit mehr als 170 Ausstellern und ein buntes Programm für die ganze Familie: Dynamische Seilakrobatik vor dem Schloss, Workshops für alle Besucher, den Besuch eines echten Top-Models, die Kunstwiese, Gartenvorträge, Kochvorführungen, Schlossführungen und ein kreatives Kinderprogramm mit Holzspielen, Drachenjagd und Schmieden.

Grüner Daumen 150 Aussteller bieten Pflanzenraritäten, Gartenmöbel, Pflanzgefäße und Gartenkunst. Dazu versprechen Musik und Kulinarisches aus der Region ein erlebnisreiches Wochenende auf Schloss Weissenstein. Fachvorträge handeln von Glockenblumen, Thymian, Orchideen, dem Anbau von Weintrauben, Rosen und einer grünen Apotheke. Vom 31. Mai bis 2. Juni, täglich von 10 bis 18 Uhr.

IM JUNI

VHS-Leiter Martin Kohl am 8. Juni kommt der Anschaffung eines Holzjochs und eines neuen Klöppels für die Marienglocke zugute.

In der Stadt Fête de la Musique Jedes Jahr zum Sommeranfang am 21. Juni erklingt weltweit das Fest der Musik. Was 1982 mit der Idee des damaligen französischen Kulturministers Jack Lang, ein paar Stromanschlüssen und viel musikalischem Idealismus in Paris begann, hat sich längst zu einem globalen und populären Ereignis entwickelt. Inzwischen verbindet Fête de la Musique die Menschen in 340 Städten weltweit, davon 90 in Europa. Zu hören gibt es Gratis-Musik aller Stilrichtungen - dank all der Bands, Orchester, Chöre und Solisten, die an diesem Tag ohne Honorar auftreten. In Bamberg in der Sandstraße!

Ebing Feiern und laufen Der Lauf rund um den Ebinger See lockt die Laufbegeisterten wegen der schönen Atmosphäre und dem gleichzeitig stattfindenden Ebinger Seefest. Gelaufen wird auf einem unbefestigten Weg um den Ebinger See. Die Strecke misst rund 1866 Meter. Jede Läuferin und jeder Läufer, egal welchen Alters, kann eine, aber auch fünf Runden um den See drehen. Am 21. Juni um 18 Uhr.

Ausstellung Hallo Maria! Achtung, Engel von oben! Das christliche Thema der „Verkündigung an Maria“ wurde tausendfach gemalt, gemeißelt oder in Bronze gegossen. Jetzt haben sich 53 Künstlerinnen und Künstler der Gegenwart wieder dem Thema gewidmet. Zu einer Ausstellung sortiert hat das Ganze die Berliner Kuratorin Sabine Maria Hannesen. Zu sehen im Diözesanmuseum am Domplatz.

Geisfeld

© Leslie Murray, 2012

„Ist hier zufällig ein Hamlet-Experte im Publikum?“

In der Stadt

In der Stadt

Kannst Du haben! Der Kleiderschrank ächzt unter der Last von Kleidungsstücken, die niemals getragen werden. Das Regal bricht unter Bergen von Deko und Büchern zusammen und was sich in Keller und Dachboden türmt, soll erst gar nicht genannt werden. Die Tauschbörse im Jugendkulturtreff IMMER HIN kann hier am 26. Mai um 15 Uhr Abhilfe schaffen.

Im grünen Weltkulturerbe unterwegs Von 11 bis 16 Uhr führen die Spuren am 2. Juni zu verborgenen, verschwundenen oder wieder entdeckten Grünanlagen Bambergs. Es gibt Ausstellungen, Führungen und Vorträge und ein ganz spezielles Programm für junge Entdecker. Und das Beste: die Angebote sind völlig kostenfrei.

In der Stadt Barocke Frömmigkeit Fahnen, Weihrauch, Kerzen, Gesänge - die Fronleichnamsprozession durch die Bamberger Altstadt gilt als Inbegriff des gelebten Katholizismus. An der

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Bamberger Dom Heiliger Bimbam Trittsicherheit, ein Alter über 14 Jahre und mindestens 12 Euro sind die Voraussetzungen für eine Begehung des Nordostturmes des Bamberger Domes. Mit im Programm ist eine Klangprobe der 700 Jahre alten Heinrichsglocke. Der Erlös der Führung durch

Dämonenabwehr Dem Volksglauben nach soll das Johannisfeuer böse Dämonen abwehren, die Krankheiten hervorrufen oder Viehschaden bewirken. Zur Sommersonnenwende flackern fast überall in Europa die Flammen zu Ehren des Heiligen Johannes. Das Johannisfeuer der Kulturellen Dorfgemeinschaft Geisfeld e.V. wird am 24. Juni um 19 Uhr am Griess-Keller entzündet.

Vortrag & Führung Süßholzraspler Süßholz war im Mittelalter die wichtigste Kulturpflanze der Bamberger Gärtner. Seit einigen Jahrzehnten wird es von der Bamberger Süßholzgesellschaft wieder kultiviert und vermarktet. Auf dem Süßholzfeld an der Bamberger Kräutergärtnerei MUSSÄROL erzählt die Gärtnerin Gertrud Leumer am 26. Juni vom Weg der seltenen Pflanze: Anbau, Raspeln bis zur Lakritzschnecke. Mitbringen: Regenschutz und Gummistiefel. Eine kleine Kostprobe ist inbegriffen.

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Stadtgespräch... Reden mit vollem Mund Gutes Benehmen will gelernt sein. Auch und vor allem für Stadtoberhäupter. Und so traf sich kürzlich Bambergs Oberbürgermeister mit seinen SPD-Kollegen aus Oberhaid, Gundelsheim, Strullendorf, Hallstadt, Gerach und dem Bischberger Kollegen von den Freien Wählern zu einem Kniggekurs. Das allein wäre noch nichts besonderes, wohl aber, was die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung in ihrer Ausgabe vom 7. April von der Tafelrunde berichtet: Bischberg und Oberhaid wissen beispielsweise, dass man beim Smalltalk über Sex, dreckige Witze oder Religion nicht reden darf. Oberhaid macht den obersten Hemdknopf ungern zu und trägt zudem die falschen Schuhe. Hallstadt findet es furchtbar, das hintere Ende der Krawatte ins Hemd zu stecken. Das macht Bischberg aber gern. Strullendorf wiederum findet Polohemden unterm Sakko cool, weil es an Miami Vice erinnert und freut sich über Talente, die einen halben Teller Spaghetti auf die Gabel aufwickeln können. Erlaubt sind übrigens zweieinhalb Zentimeter. Bambergs OB dagegen weiß, dass man sich am besten ein „gefahrloses“ Essen bestellt, mit dem man sich nicht bekleckert. Nach dem anstrengenden Benimmkurs haben sich dann alle eine kleine Stärkung verdient. Einer redet, mit vollem Mund: Bamberg. Guten Appetit.

Hameln lässt grüSSen Stadtrat Norbert Tscherner ging unterdessen auf Stimmenfang. Im Visier: Asylbewerber, von der Stadt Bamberg in der ehemaligen Jugendherberge Wolfsschlucht untergebracht. Im wahrsten Sinn des Wortes eine „Not“-lösung. Stadtrat Tscherner war das egal: er sammelte gemeinsam mit seinen Gefolgsleuten 7000 Unterschriften. Sein offizielles Anliegen: die Jugendherberge sollte ab sofort ununterbrochen von Kindern und Jugendlichen weitergenutzt werden. Dabei wurde das Haus ohnehin nur noch durch Schulgruppen genutzt. Als Jugendherberge war es nämlich schon lange nicht mehr brauchbar. Dafür hatte die Stadt eine neue Herberge am Kaulberg errichtet. Tschirners Unterschriftenaktion war also reiner Populismus auf dem Rücken der Asylbewer-

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ber. Hintergrund: Noch 2001 war der heute 72jährige Stadtrat als Macher in die Bamberger Stadtgeschichte eingegangen. Damals hatten Bauarbeiten die Verbindung zwischen Bamberg und Bug an der großen Schleuse über den Kanal unterbrochen. Tschirner ließ von Mitarbeitern seiner Baufirma

sich in Anspruch. Fakt ist: Der Wahlkampf naht. Vielleicht wird er ja dieses Mal im Boxring ausgetragen. Das wäre mal ein besonderer Event. Natürlich auf dem Maxplatz.

in 36 Stunden eine Behelfsbrücke bauen – kostenlos. Das brachte ihm und seinem Bürgerblock viele Stimmen für die Stadtratswahlen 2002 und 2008 ein. Seine Getreuen aber hatten ihn nach seiner 180-Grad-Wende zur letzten OB-Wahl verlassen. Jetzt braucht er dringend neue Anhänger.

Brose-Arena?

Feier(un)laune Feiern kann so schön sein, aber auch so ärgerlich, wenn man nämlich anfängt, sich darüber zu streiten. Das geschieht zur Zeit in Bamberg. Großveranstaltungen haben nämlich nicht nur Freunde, sondern auch Gegner. Diese Feierunlaunigen beklagen die übermäßige Nutzung der Innenstadt durch Events. Die Partygänger dagegen berufen sich auf die Familienfreundlichkeit und die vielen Besucher bei jeder Veranstaltung. Die Lager waren und sind zerstritten. SPD samt OB und Citymanager wollen gerne mit den Bambergern weiterfeiern, CSU und andere Fraktionen nehmen Bürgernähe aber für

Leichte Misstöne dagegen rund um das Namens-Sponsoring der Bamberger Basketball-Arena. Der bisherige Sponsor Stegner, Geschäftsführer bei Stechert Stahlrohrmöbel, hat sich verabschiedet. Man habe hinter seinem Rücken verhandelt. Das hat ihm nicht gefallen. Mit ihm verabschieden sich auch die 250.000 Euro, die seine Firma jährlich in den Bamberger Basketball investiert hat. Ob es wohl bald eine Oettinger-Arena in der Bierhauptstadt geben wird? Eher nicht. Wahrscheinlicher ist, dass Hauptsponsor Brose sich auch noch den Hallennamen sichern wird, passen würde es zum Gesamtengagement der Firma in Bamberg und Umgebung.

Fortsetzung auf Seite 12 Ausgabe 1 / April 2013


Stadtgespr채ch

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stadtgespräch Fortsetzung von Seite 12

Der Preis ist heiSS Doppelter Abiturjahrgang und Ende der Wehrpflicht – das war der Grund für den bisherigen Höhepunkt der Studierendenzahlen in Bamberg. Viele Investoren investierten und investieren daher in Appartements, um an der studentischen Wohnungsnot mitzuverdienen. Das ist ihr gutes Recht - doch nun dürften die Studierendenzahlen nach und nach zurückgehen. Ob die Studentenbuden dann leer bleiben? Wohl kaum, in Bamberg herrscht ohnehin Mangel an Wohnraum. Man muss ihn sich halt dann auch leisten können.

Riesenrad auf den Maxplatz? Der Bamberger Plärrer muss den Brose-Bauplänen weichen. Die meisten Bamberger sehen es mit etwas Wehmut, schließlich war der Plärrer für die Jugend der 70er und 80er eines der Highlights im Jahreskreis. Seitdem allerdings waren die Besucherzahlen rückläufig.

Gastrovolution Nachdem er aufgrund der städtischen Auflagen seinen kleinen Imbiss in der Fleischstraße schließen musste, fand der Kalifornier David Stenson mit seinen Partnern vom morphclub eine neue Heimat im alten Griesgarten. Der erfreut sich nun seit einiger Zeit größter Beliebtheit als gelungene Mischung von TexMex und Franken mit besonderem Vegetarier-Angebot und den Knoblauchbratwürsten von Metzger Brand, die zu den Hauptattraktionen des Judenstraßenfestes gehören.

Franken-Tatort aus Bamberg Aus unbestätigten Quellen sind Gerüchte bis zu uns vorgedrungen, dass der neue Franken-Tatort in Bamberg spielen wird. Inhaltlich geht es um den Mord an einem Parküberwacher, der offensichtlich relativ wählerisch bei der Auswahl seiner „Opfer“ war. Am Ende stellt sich dann allerdings heraus,

Die Bayerische Eisenbahngesellschaft BEG hat gemeinsam mit der agilis Verkehrsgesellschaft die Zugeinheiten umverteilt, wie es im Amtsdeutsch heißt. Bedeutet: ein zusätzlicher Triebwagen für den Zug früh um kurz nach sieben von Bamberg nach Lichtenfels und Bayreuth. Einer weniger dagegen für die Strecke Forchheim-Ebermannstadt.

Cafe Katzenberger Das Bamberger Online-Spieleunternehmen Upjers will jetzt mit einer Blondine Geld verdienen. „My Café Katzenberger“ ist ein Café-Restaurantspiel rund um TV-Blondine Daniela Katzenberger. Der Spieler übernimmt die Leitung seines eigenen Cafes. Mit neuen Rezepten für ausgefallene Getränke und Speisen lockt er immer mehr Gäste an. Zufriedene Gäste lassen die Kasse klingeln und die Spieler können mit dem erwirtschafteten Umsatz ihr Café individuell einrichten und vergrößern. Nachdem das Café selbst bereits am 22. März erfolgreich in

So kommt es ganz recht, dass man Standort und Konzept zwangsweise überdenken muss. Vielleicht kann man sich ja zu einem Straßenrummel wie bei der Fürther Michaeliskerwa durchringen – dann stünde das Riesenrad auf dem Maxplatz und der Autoscooter am Heumarkt. Im Grunde eine schöne Vorstellung, wenn da nicht die Eventgegner wären…

Neues Feeling Bierkellerfreunde aufgepasst: In diesem Sommer gibt es für endlich mal wieder etwas Neues: Nach einem Spaziergang im Hain kann man mit der neuen Concordia-Fähre direkt zum anderen Ufer übersetzen und dann den Stephansberg besteigen. Das Don-Bosco-Jugendwerk macht es möglich.

Neue Ölquelle Obwohl die Bamberger mehrheitlich nicht glücklich über den Abzug der GIs aus der Domstadt sind, wächst doch die Vorfreude von Stadtrat und Investoren auf die Übernahme des riesigen Areals am 1. Oktober 2014. Ob man sich da mal nicht zu früh freut: Wenn man den Erzählungen älterer Mitbürger Glauben schenken darf, waren die Amerikaner in den ersten Jahrzehnten nach dem Kriegsende nämlich nicht gerade zimperlich, was das Ablassen von Erdöl anging. Spaziergänger im Hauptsmoorwald berichten auch heute noch davon, dass kleine Rinnsale, die den Wald durchziehen, bei Regen immer wieder voll von schwarzer, dickflüssiger Masse sind. Vielleicht ist man deswegen so schnell mit der Übergabe an die Stadt Bamberg…

dass der PÜD-Bedienstete lediglich zu lange auf der Lauer war und dabei von einem Blitz getroffen wurde.

Ausgebremst In Bamberg kam es zur ersten Auflage der sogenannten Bamberger Gespräche. TVOberfranken und Radio Bamberg diskutierten darin über die Pläne der Deutschen Bahn bezüglich der neuen ICE-Trasse. Gesponsert wurde das Ganze von der VR-Bank. Der Fränkische Tag, obwohl Radiomitgesellschafter, bliebt dagegen auf der Strecke.

Eingestiegen Auch viele Schüler und Pendler aus dem nördlichen Landkreis Bamberg und aus dem Raum Lichtenfels blieben bisher außen vor, wenn der Zug abfuhr: Für sie war einfach kein Platz mehr, wenn sie einsteigen wollten. Jetzt gab es allerdings eine Lösung.

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die neue Saison gestartet ist und auch die Webseite komplett neu überarbeitet wurde, geht pünktlich zur großen Eröffnungsparty des Cafés der Kultblondine am 4. Mai “My Café Katzenberger“ in die Open Beta-Phase. Dann kann offiziell gespielt werden. Daniela Katzenberger selbst ist vom Café-Spiel begeistert: „Jeder ist herzlich eingeladen, von Daheim mein virtuelles Café Katzenberger zu managen, Gäste zu bewirten und das Feeling von Mallorca zu erleben.“ Wieso, wächst da der Pfeffer?

Haben auch Sie etwas gehört, gesehen oder gelesen, was andere eigentlich auch erfahren sollten? Dann schreiben Sie uns eine Email an redaktion@ das-magazin-verlag.de. wir recherchieren, prüfen und veröffentlichen. Niemand wird erfahren, von wem wir es wissen… pssst!

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Das Auch Noch

Wir produzieren Werbung. einheuser.ardis&friends Ausgabe 1 / April 2013

09561/8363520 Ba mberger | Da s Mag a zin

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Briefe

Briefe Brief an unsere Leser

Wenn Sie wissen wollen, was Ihnen mit dem Bamberger Blüht, dann lesen Sie mal. Ende 2012 erschien die erste Ausgabe von „COBURGER – DAS MAGAZIN“. Danach erreichten uns per Mail, über facebook (facebook.com/CoburgerMagazin) und auch per Post viele Nachrichten unserer Leser. Sie lobten ihre neue Stadt­ illustrierte, sie tadelten sie und diskutierten über Stadtpolitik. In unseren Briefen fassen wir das Wichtigste zusammen.

COBURGER macht Lärm

Liebe Leser, Wir möchten uns bei Ihnen bedanken. Dafür, dass Sie die erste Ausgabe des BAMBERGER gekauft haben. Das zählt heutzutage schon etwas, da ja vieles andere inzwischen umsonst zu haben ist. Darüber, dass Sie dem Bamberger auf Anhieb Ihr Vertrauen schenken, freuen wir uns natürlich am meisten. Wir sind nicht ganz die übliche Stadtillustrierte. Der Bamberger ist mehr ein Bilder- und Lesebuch. Fast so wie früher, nur mit gleich viel zu Lesen aber noch mehr Bildern. Er ist voll mit kleinen und großen Geschichten und den besten Fotos aus Bamberg und er zeigt die Stadt, wie wir sie sehen. Bei Licht, aber auch bei Schatten. In ihrer Schönheit und auch mit ihren Widersprüchen. Provinziell und weltmännisch zugleich, erfolgreich aber auch nachlässig, modern aber auch altbacken. Das ist Bamberg und macht das macht es spannend und lebenswert. Der BAMBERGER zeigt die Vielseitigkeit der Stadt in Fotos und Illustrationen und beschreibt Menschen und Themen in seinen Geschichten. Eine Entdeckungsreise in jeder Ausgabe.

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Der BAMBERGER ist der (große Bruder) des COBURGER, den wir bereits seit einem halben Jahr veröffentlichen. Sie finden daher in dieser ersten Ausgabe auch ein paar Ausflüge in die nördliche gelegene Nachbarstadt und auf dieser Seite Eindrücke der ersten beiden Ausgaben aus Coburg, in den Worten der Coburger Leser. Wir freuen uns, wenn Ihnen die Mischung gefällt. Wenn Sie sich beim Lesen mal so richtig freuen können, auch wenn dem ein oder anderen gelegentlich mal vielleicht der Suppenlöffel aus der Hand fällt. So wie es halt im richtigen Leben auch ist. Der BAMBERGER ist für Sie. Um Sie zu unterhalten. Ab sofort viermal im Jahr.

Peter Einheuser und Wolfram Hegen

Auch Michael Donhäuser sparte (schon vor der Veröffentlichung!) nicht mit Kritik via Facebook: „Ich hab’s nicht gesehen und will nicht vorschnell urteilen: klingt aber irgendwie wie Satire: ‚ ... die Qualität beschränkt sich aufs Papier, wir haben nicht viele Anzeigen verkauft und Geschichten haben wir auch keine, deswegen drucken wir große Bilder…‘ “ „Ich hab’s nicht gesehen… urteile aber vorschnell…“ – hier warten wir noch auf eine Entschuldigung ;-) . Und Raz Banton schrieb: „Welche Art der Coburger Prominenz wird da angesprochen?“ Wir haben ihm geantwortet: „Politik, Gesellschaft, Kunst und jeder, der glaubt, er gehöre dazu... also fast alle“. Unangenehm ist uns, was wir Christel Müller angetan haben. Sie schrieb uns zwar: „Gelesen und für gut befunden“, aber eben auch „Leider ist das Format so, dass ich es als Nachtleser beim Einschlafen dann fallen lasse, was nicht ohne Krach abgeht“. Wir haben ihr bereits geantwortet: „Wir versprechen dir, dass wir uns Gedanken machen, wie wir das Geräusch herabfallender Magazine dämpfen können.“ Noch ist uns allerdings leider keine Lösung eingefallen, aber Christel: wir arbeiten dran. Länger als der Bau eines Flughafens kann es nicht dauern. Ehrlicherweise gefreut haben wir uns über eine Mail von Uwe Rendigs von der Stiftung für krebskranke Kinder Coburg: „Es ist schön, dass Sie an uns gedacht haben, und ich bedanke mich auch im Namen meiner Vorstandskollegen und des Stif-

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Briefe tungsrates ganz herzlich für die Veröffentlichung in Ihrem neuen Magazin.“ COBURGER – DAS MAGAZIN hatte in seiner Erstausgabe einen großen Spendenaufruf für die Stiftung veröffentlicht. Wir wollen auch hiermit wieder dazu auffordern, diese wichtige Institution nach Kräften zu unterstützen.

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unächst einmal gab es für uns ein böses Erwachen: die Erstausgabe des Coburger nämlich stieß auf eine vernichtende Resonanz. So traf uns vor allem der über facebook geäußerte Vorwurf von Manfred Bartl: „Kann es sein, dass „Coburger – Das Magazin“ eine Hauspostille der CSU ist?“ Nein, das sind wir nicht, wollten wir antworten, haben aber stattdessen leichtsinnigerweise einen provokanten Ton angeschlagen: „...und kann es sein, dass du das Magazin noch gar nicht gelesen hast? Schau mal nach, wer alles zur Redaktion gehört. Du wirst feststellen, dass uns an qualitativ guten Bildern und Ar-

Inhalt

Preis 4,00 Euro

Aus g A be

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De ze mber

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Dezember 2012

coburger | DA s mAg A zin

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Die erste Ausgabe des Coburger im Dezember 2012

tikeln liegt, um unseren Lesern Freude zu bereiten. Politisch? Ja, sind wir. Jeder bei uns für sich. Nur eines haben wir gemeinsam: Wir mögen keine bornierte Dummheit und freuen uns über alle, die sich ideologiefrei, logisch und intelligent einbringen. Gleichgültig, was sie wählen. Menschen und keine Grabenkämpfer. Egal ob rot, schwarz, grün oder gelb.“ Richtigerweise schrieb Manfred Bartl daraufhin: „Tolle, hochtrabende Worte, Respekt. Und was die bornierte Dummheit angeht, lesen Sie doch einfach mal die Kommentare zu Ihren Artikeln!“ Ach Manfred, es tut uns leid, wir wollten nicht überheblich sein, wir entschuldigen uns hiermit. Wir wollen doch nur spielen.

Platzmangel Und dann bekamen wir noch einige Tipps, Themen, Einladungen, Ideen. Danke dafür. Gerne würden wir mal etwas über die Kreisverkehrswacht schreiben, die in der Region hervorragende Dienste leistet, über Marcel Brell und Band, die im Februar in der Sonderbar aufgetreten sind, Killerartworx,

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über Patrick Aigner und sein Buch „Kartschevco“, über einen Coburger, der mit seinem VW unter den Top20 „SpeedStars 2013“ in Deutschland ist. Allein, es fehlt der Platz. Vielleicht klappt es später einmal.

Eigenlob stinkt nicht Und dann wollen wir noch kurz aus ein paar anderen Mitteilungen zitieren und uns wirklich ganz herzlich dafür bedanken: „Endlich ein Magazin, das dem anspruchsvollen, lebendigen, schönen und besonderen Leben Coburgs entspricht, die Titelseite ist fantastisch.“ (Peggy Hoffmann) – „Gratuliere zum neuen Magazin! Sehr schön! Habe es heute bei Riemann an der Kasse entdeckt und gleich gekauft.“ (Doris Henkel) – „In der Tat ist dieses Magazin ein interessantes Kontrastprogramm. Und bleiben Sie damit so locker-kritisch!“ (Prof. Michael Pötzl) – „Gratulation zur Nr. 1 und Respekt für euren Mut, den Coburger mit diesem Format herauszubringen. Die Beiträge und Fotos haben eine besondere Qualität und mich zum Lesen, Anschauen und Nachdenken angeregt. Alles Gute und viel Erfolg auch für die weitere Arbeit.“ (Patrick Josten) – „Schöne Texte, schöne Fotos, elegantes großzügiges Layout.“ (Bodo Busse) – „Ich muss sagen, ist ein sehr tolles Magazin geworden, das mir persönlich viele Einblicke gewährt… vor allem als „Zugereiste“ gewinne ich sehr interessante Eindrücke und Sichtweisen durch das Magazin.“ (Tina Söllner) – „WOW! Habt ihr im Lotto gewonnen? So ein Ding zu produzieren! Gefällt mir sehr gut – lebt natürlich sehr von den Bildern.“ (Markus Reissenberger) – Anmerkung der Redaktion: Nein, wir haben nicht im Lotto gewonnen, sondern in der Klassenlotterie… – „Ich habe das Heft heute in der Stadt ergattert und in einem Rutsch gelesen. Ich bin begeistert, supertolle Fotos, schöne und interessante Artikel, ansprechendes Layout. Weiter so...“ (Alexandra Hahn) – „Wirklich eine sehr junge und stylische Aufmachung. Gefällt mir sehr gut.“ (Kerstin Pilipp) – „Vor allem bin ich von der Werbung überrascht. Da sich diese sehr gut in das Gesamtdesign des Magazins eingliedert, empfinde ich sie nicht als störend. Ansonsten bin ich immer Fan von großen Fotos. Also alles TIP TOP“. (Fabian Metzner) – „Der erste Laden, wo ich ihn am Erscheinungstag gesehen hab’, war übrigens eine Tankstelle in KRONACH.“ (Stephan Forkel) – Anmerkung: was machst du in Kronach?

MB Spiele präsentiert Zum Abschluss noch etwas zum Schmunzeln: Landrat Michael Busch ist jetzt nicht mehr der Facebook-Freund von unserem Herausgeber Wolfram Hegen! Das haben wir nicht gewollt. Unser kleiner Facebook-Cartoon über seine im Coburger Tageblatt veröffentlichte Sammelleidenschaft von REWE-Bildchen und der danach noch veröffentlichte Wunschzettel ans Christkind waren dann wohl doch zuviel. Der Landrat schrieb per Mail: „Sehr geehrter Herr Hegen, fand ich die Karikatur noch irgendwie witzig (nicht wirklich gut), so finde ich den Wunschzettel ausgesprochen niveaulos. Sollte das die Qualität Ihres Magazins sein, dann ist der Titel sicherlich genau der richtige. Denn im Landkreis werden Sie damit nicht ankommen. Mit noch immer freundlichen Grüßen, Michael Busch“. Puh.

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Anwaltskanzlei B端schel-Girndt | Hofer | Kestel


von Daniela Greschke

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s ist schon dunkel an diesem Winterabend. Jette R. fährt von der Arbeit nach Hause. Wie immer auf der A 73, in Richtung Staffelstein. Als sie weiter vorne in der Ausfahrt Vierzehnheiligen ein Fahrzeug stehen sieht, hat sie gleich ein eigenartiges Gefühl. Angst, so wird sie später sagen, sei das jedoch nicht gewesen. Nur ein Aufmerken, ein kurzes Stutzen eben. Die vage Ahnung, dass hier etwas falsch ist. Sie kann nicht genau sagen kann, was. Eine Panne? Vielleicht. Oder jemand, der Hilfe braucht? Sie weiß nur, dass sie die Position des Fahrzeuges eigenartig findet. Es steht mitten in der Autobahnausfahrt. Und: Nicht in Fahrtrichtung, sondern gerade. So, als ob es sich zwischen Links- und Rechtsabbiegen entscheiden müsste. Zu diesem Zeitpunkt ist Jette R. etwa 500 Meter von dem Auto entfernt. Plötzlich fährt das Auto los und auf

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Illustration aaron röSSner

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Geisterfahrer

die Autobahn. Entgegen der Fahrtrichtung. Was nun folgt, erlebt Jette R. wie ferngesteuert. Das Auto zieht zielgerichtet auf die Überholspur, auf der sie selber fährt. Und kommt ihr entgegen. Ihr bleibt nur eine Chance, der Seitenstreifen. Sie hat Glück, der Platz reicht aus. Der Geisterfahrer saust an ihr vorbei. „Ich muss ehrlich sagen, ich hab es in dem Moment noch nicht richtig realisiert.“ sagt Jette R., fast schon entschuldigend. Sie ist immer noch gefasst. Zieht sofort ihr Handy aus der Jacke und wählt die Nummer der Polizei. „Die hatten noch nie so einen ruhigen Notruf bekommen.“ habe man ihr hinterher versichert. Und sogar nochmals nachgefragt. Als sie auflegt, erklingt die Warnung bereits im Radio. Und jetzt erst fällt alle Spannung von ihr ab. Jetzt erst wird ihr bewusst, was sie da eigentlich gerade erlebt hat. Wie knapp sie dem Tode entgangen ist.

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ls sie zehn Minuten später an einer Videothek anhält, um noch wie geplant Filme abzugeben, schlottert und zittert sie. Im Radio wird gemeldet, dass ein Geisterfahrer in zwei Autos gerast ist. Der Geisterfahrer, der ihr kurz zuvor entgegengekommen war. Er selber stirbt bei dem Zusammenstoß, die anderen beiden Fahrer werden verletzt. „Im Nachhinein“, so Jette R., „war klar, dass es Absicht war.“ Sie weiß jetzt: Das Stehen an der Ausfahrt war der letzte Schritt zur Verwirklichung einer Entscheidung. Ein Sammeln des letzten Mutes. Ein Warten auf den geeigneten Moment, auf entgegenkommende Fahrzeuge. Dass sie sich alleine auf der Straße befand, war für Jette R. letztendlich lebensrettend. „Zwei Minuten später hätte ich das sein können.“ sagt sie, wenn sie an die Unfallopfer denkt. Nicht auszudenken, was das Ganze für ihre Kinder bedeutet hätte. „Die waren damals erst zwei und vier Jahre alt.“ Wieder zu Hause, geht sie noch einmal zu den schlafenden Kleinen, steht lange vor ihren Bettchen. Erst da wird ihr bewusst, „wie hilf los man eigentlich ist.“ Wie schnell etwas passieren kann, welche Vergänglichkeit das Leben hat. Rückblickend, so sagt sie, „finde ich es immer noch eigenartig, wie ruhig ich da war.“ .

Selbstmord mit dem Auto

Der Geisterfahrer, ein Rentner, verlor an diesem Abend sein Leben. Auch er hatte eine Familie, Angehörige, denen sein plötzlicher Tod Schmerz und Kummer brachte. Und die versuchen mussten, zu verstehen, warum so etwas Schreckliches geschieht. Rund zehn Prozent der Falschfahrer, so Paul Freudensprung von der Verkehrspolizei Bamberg, wollen Selbstmord begehen. Extremfälle, gegen die man kaum etwas unternehmen kann. Es sei denn, man könnte sie auf irgendeine Weise stoppen. Warum die Betreffenden gerade diese grausame Todesart wählen, ist schwer zu sagen. Es sind auf jeden Fall vor allem Männer, sagt der Bamberger Psychologe Dr. Wolfram Hoffmann. Dahinter stünden oft extreme Aggressionen. „Männer wollen auch in dieser Situation bewusst die Kontrolle behalten.“ beschreibt Hoffmann. Die Kontrolle über das Auto, das sich dabei in eine Art Waffe verwandelt. Dass ein derartiger Selbstmord nicht gleich als solcher erkennbar sei, wäre eine Form des Schutzes für die Hinterbliebenen. Wer gegen Brückenpfeiler oder Bäume rase, richte die Aggression nur gegen sich selbst. Ein Geisterfahrer jedoch auch noch gegen andere. Oft empfände er Wut auf das Unrecht, das ihm die ganze Welt angetan habe. Insofern müsse noch jemand anders dafür büßen, dass es ihm so schlecht ginge. Hoffmann erinnert sich an einen vergleichbaren Fall, bei dem unbeteiligte Augenzeugen klar erkannten, dass der Fahrer zielgerichtet auf die andere Seite gezogen sei. Dieser hätte große private Probleme gehabt und sei entsprechend verzweifelt gewesen. Völlig anders verhält es sich mit unfreiwilligen Geisterfahrern, erzählt Verkehrspolizist Freudensprung. „Im Schnitt haben wir pro Jahr 12 Meldungen über Falschfahrer.“ Eine spezielle Altersgruppe sei dabei jedoch nicht zu ermitteln. „Man kann nicht sagen, dass Ältere überproportional oft als Falschfahrer unterwegs sind.“ Die Altersspanne reicht von 24 bis 85 Jahren. Drei Fahrer waren unter 30, einer 33, einer 69, drei weitere 73, 74 und 85 Jahre. Derartige fatale Irrtümer gehen im Raum Bamberg allerdings meist noch glimpflich aus. Verglichen mit der Art und Häufigkeit solcher Unfälle auf großen Autobahnen. 18 Menschen kamen alleine im Oktober und November 2012 deutschlandweit durch Geisterfahrer zu Tode. In Bamberg gab es im Jahr 2011 17 Falschfahrer, 2012 waren es 8. Die traurigen Folgen: 7 Verletzte und 1 Toter im Jahr 2011, 2012 starben 5 Menschen bei einer besonders tragischen Geisterfahrt, die sich im Oktober ereignete: Eine unbekleidete Coburgerin war mit ihren 4 und 7 Jahre alten Töchtern auf der A73 bei Bamberg in falscher Richtung unterwegs. Die 31Jährige, ihre siebenjährige Tochter und der Fahrer des entgegen kommenden Autos versterben noch an der Unfallstelle, die Vierjährige und der Beifahrer des anderen Fahrzeugs später im Krankenhaus. Die Ursachen dieser Geisterfahrt werden wohl nie ganz geklärt werden.

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ie meisten Geisterfahrten aber gehen glimpflich aus. Und viele Geisterfahrer können nie ausfindig gemacht werden. Bis die Polizei vor Ort eintrifft, vergeht Zeit. Die meisten haben bis dahin ihren Irrtum bemerkt und die Straße verlassen. Einige Muster allerdings sind laut Polizei erkennbar: Sehr oft ergäben sich vor allem bei älteren Verkehrsteilnehmern Situationen, in denen falsch aufgefahren wird. Gerade ältere Fahrer bewegen sich oft auf gewohnten Routen. Werde dann auf diesen etwas verändert, seien sie schneller überfordert. Dann sind in Einzelfällen Geisterfahrten die Folge. Örtliche Schwerpunkte, so Freudensprung, gebe es im Bamberger Land jedoch

Nur knapp dem Tod entronnen: Jette R. rettet sich auf den Seitenstreifen.

Traurige Konsequenz einer Geisterfahrt: Ein Leben im Rollstuhl

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Foto: Sergey Lavrentev

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Inhalt Horrorcrash auf der A73: Coburger Geisterfahrerin reisst sich und vier andere Menschen in den Tod.

nicht. „Das ist ja die Aufgabe der Polizei, die zu bekämpfen.“ Erkannte Gefahrenstellen werden deshalb mehrfach abgefahren und eingehend analysiert, warum es hier zu Irrtümern kam.

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ie Berichterstattung in den Medien hat dagegen hat zwei Seiten. Häufen sich in einem bestimmten Zeitraum Meldungen über Geisterfahrer, kann das ängstliche Fahrer noch mehr verunsichern. Und ist auch ein Signal über die Grenzen der Region hinaus. So empfand das jedenfalls der Freund von Jette R., nachdem er von Nordrhein-Westfalen nach Bayern gezogen war. „Was ist denn bei euch los?“ wunderte er sich über häufige Falschfahrer-Meldungen. Auf der anderen Seite sind diese Meldungen extrem wichtig, können sie doch Leben retten. „Früher habe ich durchgehend CD gehört“, sagt Jette R., „jetzt höre ich regionale Sender. Wegen des Verkehrsfunks.“. Bei einer derartigen Meldung gilt es bis zur Entwarnung rechts zu fahren und nicht zu überholen. Wer selbst zum Geisterfahrer geworden ist, sollte sofort die Warnblinkanlage anschalten, das Auto rechts heranfahren und eng an der Leitplanke anhalten, sich selbst hinter der Leitplanke in Sicherheit bringen und die Polizei rufen.

Kampf gegen Geisterfahrer

Doch bestenfalls sollte es gar nicht zu Geisterfahrten kommen. Maßnahmen gibt es viele. „Sind sie falsch unterwegs, kommen Ihnen beim Auffahren die Pfeile auf der Fahrbahn entgegen.“ Sagt Freudensprung. Bei schlechter Sicht und Witterung nützt das allerdings wenig. In Österreich gibt es daher seit 1997 die „gelbe Hand“ an Autobahnen. Mit nur teilweisem Erfolg: Die Österreicher haben trotz gelber Hand immer noch viele Falschfahrer. Dennoch wird die Methode gerade auch in Südbayern getestet. Radikaler geht es in anderen Ländern zu. In der Türkei oder Teilen Amerikas schlitzen im Boden installierte Eisenkrallen die Reifen auf, wenn man falsch auffährt. Eine effektive Methode. Für Deutschland ist sie allerdings nicht im Gespräch. Manchmal sind Anfahrten von Rettungswagen zu Unfallorten nur in falscher Richtung möglich. Das wäre dann ausgeschlossen. Bei Eis und Schnee bleiben die Reifenschlitzer zudem wirkungslos. Auch Fahrsicherheitstrainings haben nur geringen Einfluss. Die machen meist nur diejenigen, die noch gut fahren. Dennoch empfiehlt sich ein solches Training zum Selbsttest. Dabei wird das Lenken, Bremsen und Ausweichen bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten und auf verschiedenen Straßenbelägen geübt. Wer möchte, kann zusätzlich einen Seh- und Reaktionstest machen. Für mehr Sicherheit im Straßenverkehr sind zudem auch die Angehörigen gefordert: Wenn ein Familienmitglied unsicher ist oder neue Strecken zu

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Geisterfahrer Letzte Ausfahrt Krankenhaus: Überleben ist Glückssache

fahren sind, hilft es, gemeinsam zu üben. Spätestens ab 50 Jahren beginnt der körperliche Abbau. Man hört und sieht schlechter, die Reaktionszeiten verlangsamen sich. Oft kann man das bei genauem Hinsehen im eigenen Umfeld beobachten. Da wird beim Linksabbiegen nach links, nach rechts und wieder nach links geschaut. Und eigentlich ist alles richtig. Nur ungleich zögerlicher. Und bis man sich endlich entschließt loszufahren, ist schon wieder ein Auto da. Natürlich hätten Ältere mit gewissen geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen zu kämpfen, so sieht das auch Polizist Freudensprung. Eine Fahrtauglichkeitsprüfung ab einem bestimmten Alter wäre also absolut angebracht. Für Personenbeförderer und LKW-Fahrer ist diese ab dem Alter von 50 Jahren übrigens seit langem schon Pflicht.

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inem generellen altersbedingten Fahrverbot stehen viele allerdings skeptisch gegenüber, so auch der ADAC. Manch Fünfundfünfzigjähriger ist körperlich schon extrem angeschlagen, manch Achtzigjähriger dagegen noch absolut fit. Wer soll da die Grenzen ziehen? „Wenn ein Autofahrer mit selbstkritischem Blick nicht erkennt, dass er nicht mehr fit genug zum Fahren ist, könnte der Hausarzt ihm ins Gewissen reden“, erklärt ADAC-Sprecher Collatz. Ärzte sollten ihre Patienten bei Routineuntersuchungen testen und ansprechen, falls sie Zweifel an deren Fahrtüchtigkeit hegen.

Eine große Hilfe erhoffen sich viele durch mehr Technik am Fahrzeug. Das Auto werde irgendwann in der Lage sein zu erkennen, wenn man falsch auffahre und dann blockieren.

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er Zulieferer Continental hat angekündigt, dass bei einem deutschen Hersteller schon in diesem Jahr ein Assistenzsystem in Serie gehen wird, dass „Einfahrt verboten“-Schilder erkennt und dann den Fahrer akustisch und visuell warnt. Reagiert dieser nicht darauf, vibrieren Lenkrad oder Sitz, das Gaspedal erzeugt Gegendruck. So macht das Fahrzeug selbst auf die gefährliche Situation aufmerksam.

Die Polizei selbst kann oft nur eingreifen, wenn es zu spät ist. Man also bereits zum Geisterfahrer geworden ist. Oder bei extrem auffälligem Fahrverhalten. Wird man in einer solchen Situation gestellt, ergeht Meldung an die Führerscheinstelle und man muss zur Untersuchung. In vielen Fällen reagieren auch die Angehörigen erleichtert, wenn der Betreffende aus dem Verkehr gezogen werde, erzählt ein Polizist. Warum es so schwer und manchmal fast schon ein Tabu ist, innerhalb der eigenen Familie Kritik am Fahrverhalten zu äußern, weiß jeder, der das schon einmal versucht hat. Gerade für Männer ist das Fahrzeug auch Freiheit, Selbstständigkeit und nicht zuletzt ein Statussymbol.

Ende mit 92

Eher selten ist daher ein Verhalten wie das von Arnold Schaller. Er gab im Alter von 92 Jahren seinen Führerschein ab. Freiwillig. „Mein Vater hat gemerkt, dass er nicht mehr so gut hört und sieht, und dass die Reaktionszeiten länger werden. Er durfte von minimalen Blechschäden abgesehen 75 Jahre lang unfallfrei fahren, das sollte so bleiben.“ erzählt Sohn Reinhard. Als Arnold Schaller 2012 dann auch noch Probleme mit dem Herzen bekam, hätte er nicht lange gezögert: „Jetzt ist die Zeit gekommen.“ So lange alles gut gehe, werde man zwar schon bewundert, wenn man in diesem Alter noch selber fahre, sagt er. Aber wenn erst einmal etwas passiere, sei es zu spät. Schaller ist mit seiner Entscheidung eine Ausnahme. Und dass, obwohl mehr Menschen über 60 auf den Straßen unterwegs sind als Fahranfänger unter 25 Jahren. Doch nur wenige geben in der Führerscheinstelle in Bamberg ihre Fahrerlaubnis ab. Wobei es, laut Helmut Hartwig, dem Leiter der Führerscheinstelle Bamberg, ab und an schon vorkommt, dass Familienangehörige um Hilfe bitten. In solch einem Fall versuche man sich ein Bild zu machen und den Betreffenden mit den richtigen Worten von seiner mangelnden Fahrtauglichkeit zu überzeugen. Manche sehen das eigene Fahrverhalten eher verklärt. Das weiß auch eine junge Lehrerin aus eigener Erfahrung. Sie erinnert sich an einen ehemaligen Nachbarn, der in der Tiefgarage der Wohnanlage den Parkplatz neben ihr hatte. „Die Betonpfeiler waren mit Schaumstoff umwickelt“, weil der ältere Herr immer mal wieder dagegen gefahren sei. Trotzdem sei er von seiner Fahrfähigkeit absolut überzeugt gewesen: „Ich fahre noch, bis ich 100 bin“, habe er zu ihr gesagt.

Foto: Frank Wunderatsch

Es kann jedem passieren

Dummy beim Crashtest: Schon mit 50 km/h sind die Knie durch

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Unschuldige Opfer: Kind auf der Intensivstation

Letztlich ist keiner davor gefeit zum Falschfahrer zu werden, können Hektik und Angst zu falschen Entscheidungen führen. Aber anhand einer Linkskurve müsste man eigentlich stutzig werden, handelt es sich doch beim richtigen Auffahren immer um eine Rechtskurve. Bei Jette R. jedenfalls fährt die Erinnerung nun immer mit. Am prägnantesten war es, als sie die bewusste Strecke das erste Mal im Dunkeln fahren musste. Sie hofft, dass sie selber nicht noch einmal mit einer solchen Situation konfrontiert wird, weiß aber: So selten sind Geisterfahrten nicht. In ihrem Bekanntenkreis gab es schon derlei Erlebnisse. Und auch Psychologe Wolfram Hoffmann hatte schon eine solche Erfahrung. „Das Navi hat mich durch ein Signal alarmiert: Vorsicht, da kommt ein Auto entgegen.“ Er wechselte daraufhin sofort auf die rechte Spur. Bis zur Entwarnung.

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Foto: depositphotos


Foto: Martin Settele


Frühling in Oberfranken Die schönsten Frühlingsbilder unserer Redaktion. Ebenso auf vielen Doppelseiten im Magazin.

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Inhalt

Fotos von Frank Wunderatsch Illustration Peter Einheuser

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Inhalt

Bamberg boomt. Über 70000 Einwohner zählt die Stadt. Die Universität wächst. Touristen strömen durch die Gassen. Bamberg ist Verkehrsknotenpunkt für Autobahnen, WasserstraSSen und Bahntrassen. Aber eben auch Weltkulturerbe und Stadt zum Leben.

Bamberg kommt unter die Räder

Verkehrsinfarkt Bamberg Leitartikel von Wolfram Hegen

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Bamberg kommt unter die Räder

Bamberg 2013. Die Stadt ist lebendig, wächst, pulsiert. Der historische Stadtkern, die vielen Wasserstraßen, erfolgreiche Unternehmen, sportliche und kulturelle Spitzenklasse, und nicht zuletzt der Titel „Weltkulturerbe“, das alles lockt Einwohner und mehr und mehr Touristen in die Stadt, die schon lange weit mehr ist als nur die „Domstadt“, als die sie oft bezeichnet wird. Doch der Erfolg wird zum Fluch. Der kulturelle Schatz Bambergs, die vielen denkmalgeschützten Gebäude, die unglaubliche Schönheit, aber auch das Leben der Menschen kommt immer mehr unter die Räder. Busse, Bahn, Autos, Schiffe überfahren das, was Bamberg ausmacht.

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eispiel Hotel Messerschmitt an der Ecke Lange Straße und Promenadenstraße. Die Geschichte des Hauses lässt sich bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts zurückverfolgen. Seit 1832 befindet es sich in Familienbesitz. Anfang des 20. Jahrhunderts wuchs Willy Messerschmitt hier auf, ein Flugzeugpionier, der noch in Bamberg seine berühmte Messerschmitt Flugzeugbau GmbH gründete. Nach dem Krieg machte er vor allem mit seinem Messerschmitt-Kabinenroller von sich reden. Im Gästebuch des traditionellen Weinhauses im Hotel Messerschmitt finden sich die Unterschriften von Bundespräsidenten, Kanzlern, Mitgliedern des Weltadels, Kirchenfürsten

und Prominenz vergangener und heutiger Zeit. Das Weinhaus, die Person Messerschmitt, das Haus in der Langen Straße insgesamt, all das sind Zeugnisse der Bamberger und der deutschen Geschichte. Ein Kulturgut. Doch heute durchziehen Risse die Fassade. Das jahrhundertealte Mauerwerk verschiebt sich millimeterweise. „Irgendwann können unsere Hotelgäste durch die Risse die Passanten auf der Straße begrüßen“, scherzt Ursula Medenwald, die in sechster Generation das Haus leitet. Dabei ist ihr so gar nicht zum Scherzen zumute. Vor allem in den letzten zwei bis drei Jahren gäbe es immer mehr Risse, sagt sie. Dabei sei 2006 noch alles frisch renoviert und gestrichen worden. Der Schuldige an den Schäden ist für sie klar: es sind die vielen Busse, die über das alte Pflaster der Promenadenstraße zu ihren Haltepunkten am Zentralen Omnibusbahnhof rumpeln. „Das Haus leidet, das Geschäft leidet, da will doch niemand übernachten“, kritisiert sie. Doch immer mehr Busse fahren durch die Promenadenstraße und halten hier. Regionalbusse, Schülerbusse, Touristenbusse. Die bisher provisorischen Haltepunkte an der südlichen Promenade direkt vor dem Hotel Messerschmitt sollen zudem baulich umgestaltet werden, um sie, wie es in einem Schreiben des Baureferats vom März heißt, optisch aufzuwerten. „Es ist nicht vorgesehen, auf diese Weise den ZOB zu erweitern.“ schreibt die Stadt. Nicht wenige Anlieger der südlichen Promenade aber bezweifeln diese Aussage. Dabei ist der Straßenuntergrund in der Promenadenstraße für die zunehmenden Belastungen nicht geeignet, das

Zulassungszahlen in zehn Jahren verdoppelt: Verkehrsinfarkt in Bambergs City

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gesamt Gebiet gründet auf Schutt, vor Hunderten von Jahren vom Domberg angekarrt. Noch mehr Verkehr hieße wohl noch mehr Schäden an Gebäuden. Oberbürgermeister Andreas Starke aber bezeichnet die Diskussion um die südliche Promenade in einem Interview mit dem BAMBERGER als völlig überzogen (ausführliches Interview auf Seite 40).

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atürlich spielen auch Einzelinteressen eine Rolle. Schließlich geht es auch um wirtschaftliche Werte, um Geschäft. Das ist auch völlig legitim. Aber es geht eben auch um kulturelle Schätze und um Lebensqualität. Diskussionen, die gerade im Jahr 20 nach der Ernennung zum Weltkulturerbe ernsthaft geführt werden müssen, die nicht abgetan werden können, derer sich die Stadt annehmen sollte. Doch viele kleine Beispiele belegen: das Verkehrssystem der Stadt hinkt der Bevölkerungsentwicklung und den Touristenströmen hoffnungslos hinterher. Es ist vom Grundsatz her 50 Jahre alt, viele Probleme hat ein Verkehrsgutachten der TU München aus dem Jahr 1991 schon angesprochen. Achzig Prozent des Verkehrs sind innerstädtischer Transport- oder Parksuchverkehr. Kein Wunder, die Zulassungszahlen haben sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt, viele Pendler strömen in die Stadt, und die Ernennung zum Weltkulturerbe brachte einen weiteren Verkehrsschub. So müssen allein die bis zu 170.000 Touristen von den in diesem Jahr erwarteten 700 Kreuzfahrtschiffen in die Stadt und wieder zur Anlegestelle transportiert werden. Das sind fast 3000 Busse. 1992 waren es acht. Zusätzlich zu den privat oder mit dem Reisebus anreisenden Gästen. Bamberg lebt gut vom Tourismus. 5000 Menschen, so der OB bei einer Diskussion im März, verdienen mit den Gästen aus der ganzen Welt ihren Lebensunterhalt. Sie arbeiten in Hotels, Restaurants, Geschäften, als Fremdenführer oder Museumsleiter. Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt geworden. Touristen, Einheimische, Pendler, dazu Studenten und Lehrpersonal der boomenden Universität - sie alle bevölkern die Straßen. Jetzt kommt auch noch Brose mit vielen hundert Arbeitnehmern und wieder mehr Verkehr. Die Stadt aber und vor allem ihre kulturellen Werte leiden mehr und mehr darunter. Die Menschen ohnehin.

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ie Familie Goetz wohnt in der Oberen Schildstraße 21. Anfang der 70er Jahre hat man hier gebaut. Direkt an den Gleisen der Deutschen Bahn. Hätte man damals gewusst, was auf einen zukommt, hätte man sich das anders überlegt, sagt Franz Goetz heute. Die Zahl der Güterzüge hat sich vervielfacht, heute fährt fast alle zehn Minuten ein Zug am Einfamilienhaus des älteren Ehepaars vorbei. Mit bis zu 70 oder 80 Waggons und alten Rädern. Nachts könne man oft nicht mehr schlafen, wache bis zu 15 Mal auf, das Haus hat Risse, im kleinen Gartenteich kräuselt sich das Wasser, wenn ein Zug vorbeidonnert. Die über zwei Meter hohe massive Wand als Grundstücksbegrenzung und die neuen Lärmschutzfenster helfen nur wenig. Lärm und Erschütterungen aber werden zunehmen: nach den aktuellen Plänen der Bahn in Zusammenhang mit der Trassenführung des ICE sollen es vier statt zwei Gleise wie bisher sein, dann fahren laut Bahn alle zwei bis drei Minuten ICE- oder Güterzüge am Haus von Goetzens vorbei. Und das schneller als heute, die Geschwindigkeiten sollen nämlich erhöht werden. Die Bahn plant daher in ihrem Bereich eine 5 Meter hohe Lärmschutzwand. Damit das alles überhaupt umzusetzen ist, soll zudem der Straßenverlauf vor ihrem Haus noch geändert werden. Dafür soll die Familie Goetz noch einmal die Hälfte ihres Gartens hergeben. Das Haus aber habe ohnehin schon viel an Wert verloren: „ Wer kauft denn sowas noch?“. Fortsetzung auf Seite 39... Ausgabe 1 / April 2013

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Bamberg kommt unter die R채der

Schwerlastverkehr der anderen Art: Busverkehr nimmt zu

Mit 200 durchs Weltkulturerbe: die Zukunft des ICE?

Villa Wassermann

Hotel Messerschmitt

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ie Familie Goetz ist lange kein Einzelfall. Etwa 11000 Bamberger sind von den ICE-Plänen der Bahn betroffen. 2017 soll im Rahmen des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit die neue Trasse von Ebensfeld über Coburg, Erfurt, Leipzig bis nach Berlin fertiggestellt sein, das Stück von Nürnberg bis nach Ebensfeld soll bis 2025 folgen. Dazu gehört auch der Abschnitt Bamberg. Neun Varianten liegen auf dem Tisch. Der ICE soll dann mit bis zu Tempo 200 durch Bamberg donnern, dazu fahren vor allem nachts Güterzüge. Um die Bamberger Bürger vor dem Lärm zu schützen, sollen bis zu 7 Meter hohe Wände die Stadt durchschneiden. Die Vorschläge seien hoffnungslos veraltet, kritisiert Robert Bartsch von der AG Bahnsinn-Bamberg, die den Kampf gegen die Bahn aufgenommen hat. Der Lärmschutz sei aus dem letzten Jahrhundert. Er fordert eine Trasse östlich von Bamberg. Oberbürgermeister Starke fürchtet durch die hohen Lärmschutzwände eine Zerstörung der Sichtachsen. In Dresden hat ein ähnlicher Fall zu einer Aberkennung des Status als Weltkulturerbe aberkannt. Starke kann sich daher eine Tunnellösung vorstellen, ähnlich wie in Offenburg.

Franz Goetz vor Bahntrasse ohne…

…und mit möglicher Lärmschutzwand

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s ist ein Hin-und-Her zwischen verschiedenen Interessen. Bürger und kulturelle Schätze Bambergs leiden unter dem Lärm und den Erschütterungen durch ICE und Güterzüge. Das Weltkulturerbe gerät zudem durch die hohen Lärmschutzmauern in Gefahr. Dabei ist gerade das Welterbe die Klammer, die Bamberg zusammenhält. Fast alle Bamberger, Einheimische und Zugereiste sagen, der Titel Weltkulturerbe sei für sie wichtig. Fast dreiviertel befürchten aber, dass er in Gefahr ist. Und auch, wenn das immer wieder bestritten wird: Selbstverständlich ist der Titel Weltkulturerbe nicht garantiert, wenn eine Stadt so im wahrsten Sinne des Wortes einschneidende Maßnahmen zu erwarten hat wie Bamberg. Daher gibt es wohl nur zwei mögliche Lösungen: Untertunnelung oder Umfahrung der Stadt, wenn Lebensqualität und kulturelles Erbe nicht Schaden nehmen sollen. Der ICE-Haltepunkt Bamberg ist ohnehin nicht in Gefahr, der ist vertraglich garantiert.

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urück in der südlichen Promenade am Schönleinsplatz. Gegenüber dem Hotel Messerschmitt liegt die Villa Wassermann. Das ehemalige jüdische Bankhaus ist auch Zeugnis der dunklen Seiten der Bamberger Geschichte. Später, in den 1970er Jahren sollte es abgerissen werden. Engagierte Bürger wehrten sich dagegen. Ende der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts ist die Villa Wassermann dann aufwändig und liebevoll saniert worden. Dafür gab es die bayerische Denkmalschutzmedaille. Die Villa Wassermann, auch ein gutes Stück Bamberg. Ein Vorzeigeobjekt. Doch auch das ehrwürdige Haus leidet unter dem Verkehr, der das Gelände fast von allen Seiten fest im Griff hat. Autos und vor allem Busse. Wolfram Kohler, Vorstand des seit 10 Jahren im Haus untergebrachten Kolping-Bildungswerks berichtet von stark zunehmenden Erschütterungen in den letzten Jahren. Ein fingerdicker meterlanger senkrechter Riss im Flur dokumentiert die Kräfte, denen das Haus ausgesetzt ist, Messegeräte den Verfall. Nicht nur im Flur, auch an der Außenwand sind sie Zeugnis der Schäden. Das Kopfsteinpflaster der Straße überträgt die Erschütterungen des Schwerlastverkehrs auf das Gebäude. Auch Claudia Kundmüller und ihr Hotel Central gegenüber leiden. Bis 2007 hatte sie noch alles renoviert, Alterserscheinungen am Gebäude beseitigt, auch über Jahrzehnte entstandene Risse. Die zeigen sich aber jetzt schon wieder, nach nur sechs Jahren. Sie fühlt sich von der Stadt hingehalten, schrittweise baue man den ZOB aus. Ohne Rücksicht auf die Anlieger und auch die Bausubstanz.

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amberg wächst also, die Menschen kommen gerne, ein Geschenk in einer Zeit, in der viele Regionen mit dem demografischen Wandel zu kämpfen haben und Bevölkerung verlieren. Gerade vor diesem Hintergrund können die Themen ICE, Tourismus, ÖPNV, Autoverkehr, kann also die Organisation der explosionsartig zunehmenden Verkehrsbelastung der letzten Jahre in der von ihren kulturellen Werten lebenden Stadt nicht länger Gegenstand kosmetischer Operationen oder Einzelfallentscheidungen sein. Und es ist schon gar nicht Sache der Stadtverwaltung alleine. Alle, die wirklich Interesse an einer auch in Zukunft lebenswerten Stadt haben, denen der Status Weltkulturerbe wirklich etwas bedeutet, sind aufgerufen, an einem tragfähigen dynamischen Verkehrskonzept der Zukunft zu arbeiten, damit Bamberg nicht wirklich noch unter die Räder kommt.

Hotel Central

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Verkehrsinfarkt Bamberg Fragen an Oberbürgermeister Andreas Starke Das Verkehrssystem Bambergs ist im Grundsatz ein halbes Jahrhundert alt. Nicht mehr zeitgemäß für Bevölkerungsentwicklung und Touristenströme. Die Stadt versucht zwar mit vielen kleinen Maßnahmen Schritt zu halten. Doch das misslingt, man hechelt dem zunehmenden Verkehrsaufkommen hinterher. Und andere Vorschläge finden keine Mehrheit. Dazu noch die Diskussion um die neue Bahntrasse quer durch die Stadt. Die Menschen leiden, das kulturelle Erbe der Stadt leidet. Und einen Masterplan für die Zukunft gibt es nicht. Oberbürgermeister Andreas Starke dazu im Interview mit Wolfram Hegen.

das war alles absehbar, seit Bam2 Aber berg 1993 Weltkulturerbe und damit attraktiver wurde. Bereits kurz davor gab es zudem ein Verkehrsgutachten der TU München mit ähnlichen Ergebnissen. Warum ist trotzdem so wenig passiert in Sachen Verkehrsplanung?

Andreas Starke

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Immer mehr Busse, immer mehr Autos, mehr Touristenschiffe und jetzt auch noch eine Mauer für den ICE: Wird Bamberg vom Verkehr überrollt?

Andreas Starke Bamberg hat seit Jahrzehnten ein Verkehrsproblem. Das hat mehrere Ursachen: Zum einen wegen der topographischen Lage. Wir sind keine typische mittelalterliche Stadt mit einem Stadtkern in der Mitte, der mit einem Kreisverkehr umrundet werden kann, um auch den innerstädtischen Bereich vom Verkehr zu befreien. Das ist in Bamberg nicht möglich. Zum anderen: Das Verkehrsaufkommen hat sich in den vergangenen Jahren sehr deutlich erhöht. Die Kfz-Zulassungszahlen haben sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Auch die Pendlerströme aus der Region belasten die Stadt massiv. Wir haben in Bamberg 47.000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse – ein Großteil dieser Personen lebt im Umland und pendelt nach Bamberg. Und es kommt noch hinzu, dass sich auch die Touristenzahlen sprunghaft nach oben entwickeln.

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Andreas Starke In den vergangenen Jahren ist vieles versucht worden. Leider haben die Ergebnisse aus den Verkehrsgutachten keine Zustimmung im Stadtrat gefunden. Zudem haben wir in den vergangenen sechs Jahren zwei Mediationsverfahren durchgeführt. Einmal zum Thema „Innenstadt“ und dann zum Thema „Mobilität im Berggebiet“. Dort sind Vorschläge erarbeitet worden, die teilweise auch umgesetzt wurden und werden. Schade, dass der Verkehrsversuch im Berggebiet, der eine Entlastung möglich gemacht hätte, nicht zustande kam, weil es dafür keine Mehrheit gab. kommt, die Amerikaner ziehen ab, 3 Brose die Landesgartenschau fand statt, das Jubiläum Weltkulturerbe steht vor der Türe, viele große Themen also in jüngster Zeit. Fällt dabei die Verkehrsplanung hinten runter? Andreas Starke Verkehrspolitik ist in Bamberg eine dauernde Aufgabe. Unsere Stadt darf keine autogerechte Stadt sein. Nur ein ganzes Bündel von einzelnen Maßnahmen ist sinnvoll: Dazu gehört, dass wir den motorisierten Individualverkehr zurückdrängen und den ÖPNV weiter stark fördern. Bamberg hat überdurchschnittlich gute Fahrgastzahlen im ÖPNV – da zeigen unsere Bemühungen erste Früchte. Aktuell arbeiten wir an einem neuen Nahverkehrsplan, um Stadt und Land besser zu verbinden. Gleichzeitig muss die Innenstadt immer gut erreichbar bleiben. Es liegt also nicht an Nachlässigkeiten in der Verwaltung oder an mangelndem Mut in der Kommunalpolitik, sondern an der Komplexität des Themas und der unterschiedlichen Interessen.

stark belastet ist die südliche 4 Sehr Promenade mit Busverkehr. Die Anleger dort haben sich ja in der IG Promenade formiert. Gibt es keine Alternativen, um dort für Entlastung zu sorgen? Andreas Starke Die Diskussion an der südlichen Promenade ist vollkommen überzogen. Es war ein großer Fortschritt, dass wir die Schülerbusse an die südliche Promenade verlagert haben. Früher standen die Schüler direkt an der Willy-Lessing-Straße und waren erheblich gefährdet. Jetzt gibt es mehr Sicherheit für unsere Schüler und das sollte oberste Priorität haben. Dass die Gäste aus den Flusskreuzfahrtschiffen mit Bussen über die südliche Promenade direkt in die Stadt gebracht werden, hat auch Vorteile. Dies begrüßen vor allem Fremdenführer und viele Einzelhändler in der Langen Straße, weil sie natürlich von den Besuchergruppen profitieren. Eine intakte Innenstadt lebt davon, dass Handel und Wandel funktionieren. Und man sollte nicht vergessen: Früher war die südliche Promenade sehr stark durch den PKW-Verkehr belastet, den wir erfolgreich zurückgedrängt haben. Es wird eine Aufgabe für die Zukunft sein, die südliche Promenade städtebaulich aufzuwerten. Idee war ja, Touristen von Fluss5 Eine kreuzfahrtschiffen über andere Schiffe näher an Anlegestellen in die Stadt zu bringen und dadurch die Promenade wenigsten von diesen Bussen zu entlasten. Andreas Starke Die Fachleute sehen das anders. Die Größenordnungen von Flusskreuzfahrtschiffen lassen nur im Hafengelände ein Anlegen zu. Anlegestellen im Main-Donau-Kanal, etwa im Bereich Ketten- oder Löwenbrücke, sind entweder rechtlich nicht zulässig oder technisch nicht machbar. Deshalb sollte man die Sache nicht weiter komplizieren. Die Flusskreuzfahrschiffe halten oft nur wenige Stunden auf ihrer Tour hier in Bamberg. Da bleibt meist nur Zeit für Fremdenführungen, Einkäufe oder Cafébesuche. Diese Kombination haben wir zu berücksichtigen, „Zubringerschiffe“ würden das Problem nicht besser lösen.

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Interview mit Andreas Starke

Politik. Gesellschaft. Lifestyle. Lokal.

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Dennoch: Weltkulturerbe heißt mehr Touristen, heißt mehr Belastung. Wie viel Tourismus kann sich Bamberg leisten? Andreas Starke Der wirtschaftliche Nutzen des Tourismus ist unbestreitbar. Wir gehen von 225 Millionen Euro Umsatz pro Jahr aus. Das sind die Fakten. Wir haben nun mal eine attraktive Stadt, die gastfreundlich ist und die Besucher herzlich willkommen heißt. Wir wollen aber keinen Museumstourismus, sondern setzen auf den qualitätvollen Kulturtourismus. Da haben wir so viel zu bieten wie kaum eine andere Stadt.

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Zu PKW, Schüler- und Regionalbussen und den vielen Touristen kommt jetzt auch noch die ICE-Diskussion. Haben Sie nicht Angst davor, dass Bamberg von den Verkehrsproblemen überrollt wird? Andreas Starke Die ICE-Planungen sind eine große Herausforderung. Es muss uns gelingen, drei wichtige Ziele zu erreichen: Erstens müssen wir ICEHalt bleiben, zweitens brauchen die Bewohner den erforderlichen Lärmschutz und drittens müssen die Belange des Welterbes streng beachtet werden. Wir sind dabei in einem konstruktiven Dialog mit der Bahn. Dazu gibt es neuerdings eine Koordinierungsrunde mit dem Thema Bahnausbau Bamberg, wo alle Themen und Perspektiven des ICE-Ausbaus beraten werden sollen. Es ist uns gelungen, dass die Bahn von ihrer ursprünglichen Planung abgewichen ist und jetzt alle Ausbau-Varianten ergebnisoffen geprüft werden. Das war bis zum Beginn dieser Gesprächsrunde nicht der Fall. Ich freue mich auch darüber, dass die Bürgerschaft sich deutlich zu Wort meldet und sich einmischt. Das unterstütze ich ausdrücklich!

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Aber dennoch fehlt doch der große Masterplan in Sachen Verkehrsinfrastruktur in Bamberg. Wann wird es den geben? Andreas Starke Ich glaube nicht an das „Ei des Kolumbus“ oder den „Urknall“, der alle verkehrspolitischen Aufgaben löst. Hilfreich ist ein deutliches Bekenntnis zum ÖPNV. Der grenzüberschreitende Busverkehr wird gegenwärtig neu definiert und strukturiert. Wir wollen auch die verschiedenen Verkehrsträger besser miteinander verknüpfen. Bus, Bahn, Fahrrad und Auto müssen angebotsfreundlich aufeinander abgestimmt werden. Deswegen investieren wir in die erforderliche Infrastruktur, z.B. am Bahnhof mit einem Fahrradhaus, einer Park + Ride-Anlage, einem Fußgängertunnel und zusätzlichem Bushalt. Es liegt aber noch viel vor uns, vor allem wenn ich an die Verbesserung unserer Radwege denke. Das Zusammenwirken vieler Einzelmaßnahmen ergibt auch einen Masterplan, ohne ihn als solchen zu bezeichnen.

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Vier Mal im Jahr.

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Foto: Frank Wunderatsch

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Als Profibasketballer bei den Brose Baskets

Bambergs größte Bühne steht im Süden. Wenn sich in der Stechert-Arena Woche für Woche der Vorhang für die Brose Baskets hebt, werden seit Jahren herausragende Stücke gegeben. Fünf Mal deutscher Meister, viermal Pokalsieger, Euroleague-Teilnehmer, 7000 Fans in der Halle und viele Tausend in der gesamten Region. Auf dem Parkett werden Helden geboren, andere zu Grabe getragen. Ein Engagement im Starensemble der Brose Baskets ist eine Auszeichnung an sich. Doch wer eine Hauptrolle spielen möchte, muss hart arbeiten. Nicht die 40 Minuten auf dem Feld, sondern die vielen Stunden, Tage und Wochen zwischen den Spielen. Und vor allem abseits der großen Bühne. Das Beispiel Maik Zirbes.

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ienstagabend, 20:15 Uhr, Noch-Stechert-Arena Bamberg. Das Mannschaftstraining der Brose Baskets geht spät zu Ende. Die Stimmung ist angespannt, zwar steht das Team ganz vorne in der Basketball-Bundesliga, aber ein paar Niederlagen geben den Verantwortlichen zu denken - es läuft nicht so richtig rund. In der Top-16 Runde der Euroleague ist man ohne Sieg. Auch das hatte man sich anders vorgestellt, wenigstens der eine oder andere Achtungserfolg im Feld großer internationaler Teams wäre drin gewesen, am Ende aber hat es nie ganz gereicht. Mahnende Blicke von Chefcoach Chris Fleming, Journalisten sind noch nicht erwünscht im weiten Rund. Wer in der Beko-BBL ganz oben steht und weiter stehen will, lebt in dünner Luft. Vom Erfolg der vergangenen Jahre kann man sich nichts kaufen. Jede Trainingsminute ist kostbar, da will man nicht gestört werden – verständlich. Wenige Minuten später ist das Training beendet, es ist kurz vor halb neun am Abend. Im Fernsehen kommt gleich Fussball-Champions-Ligue, das interessiert hier niemand. Bälle aufräumen, Pläne durchgehen, ein paar letzte Würfe auf den Korb, Einzeltraining. Maik Zirbes läuft der Schweiß herunter. Er nimmt sich seine Flasche Wasser aus dem Kasten. Jeder Spieler hat seine eigene, mit Nummern markiert. Nichts wird dem Zufall überlassen. „Was wollt Ihr denn jetzt noch hier?“, fragt er. „Ist ausgemacht, komm, dauert auch nicht lange“ vermittelt Thomas Meyer von der Pressestelle.

Bamberg, Strullendorf, München, Berlin, Oldenburg, Kaunas, Madrid, Athen, viele Städte, viele Trainingseinheiten, offizielle Termine und vor allem viele Gemütszustände liegen hinter Maik Zirbes in seiner ersten Saison bei den Brose Baskets. Himmelhochjauchzend auf der einen Seite, frustriert und gedemütigt auf der anderen. Das Leben in einem Spitzenclub ist nicht nur Glamour, es fordert viel von seinen Spielern. Die werden zwar für deutsche Basketballverhältnisse gut bezahlt, der Verein ist mit geschätzten 9 Millionen Euro Jahresbudget neben Bayern München und Alba Berlin einer der drei Großen, dafür bestimmt der Sport aber auch ihren Lebensrhythmus. Sieben Tage die Woche. Flugzeug, Hotel, Halle, Spiel, Hotel, Flugzeug, Training, Heimspiel, Interviews, Autogrammstunden – „am liebsten sind mit die mit Kindern, die freuen sich halt so richtig, das macht schon Spaß“ - und vor allem Training, Training, Training. Einen fixen Wochenplan gibt es nicht. Jede Woche, jeder Tag ist anders. Zwar bekommen die Spieler nach jedem Match einen Plan mit allen Trainingszeiten, Fortsetzung auf Seite 47...

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Full Time allen Terminen, Interviews, Sponsorengesprächen, Autogrammstunden, Besprechungen, aber es kann immer was dazwischenkommen. Das Privatleben steht hinten an, sich selbst etwas vornehmen geht fast nur kurzfristig, erzählt Zirbes.

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n diesem Dienstag beginnt sein Arbeitstag nach dem Frühstücken um zehn Uhr, zunächst dehnen und mit großen Kunststoffrollen einzelne Muskelpartien aufwärmen, „diese Rollen hasse ich ja total“, dann ab in den Kraftraum. Jeder hat sein eigenes individuelles Programm, für Maik Zirbes geht es vor allem darum, athletischer zu werden, die Sprungkraft und vor allem die Schnelligkeit zu steigern, dabei aber nicht zuzunehmen. „Was nutzen Dir dicke Oberarme, wenn Du nicht mehr hochkommst.“ 115 Kilogramm bei zwei Meter und sieben Zentimetern Körpergröße, Maik ist ein physischer Spieler, einer, der sich durchbeißt unter dem Korb. Er gilt als harter Arbeiter, Brose-Baskets-Manager Wolfgang Heyder traut ihm viel zu, er könne es schaffen, auch international, er habe Biss, hat er in einem Interview mit dem Basketball-Magazin BIG gesagt, aber eben auch, dass er bei noch lange nicht bei seinem vollen Leistungsvermögen angekommen sei. „Es ist mir egal, wie hart der Job ist und was da alles dranhängt“, so Zirbes, „ich wollte das machen und ich kann mir auch nichts anderes vorstellen“. Die Entscheidung für die Brose Baskets fiel 2012. Euroleague zu spielen, im Kampf um die nationalen Titel mit im Rennen zu sein, das reizte den damals 22jährigen. Und die Bamberger hatten ihn schon lange beobachtet, wollten ihnen schon vier Jahre früher nach Franken holen. Die Zeit ihn Trier aber hat Zirbes genutzt, um besser zu werden, viel besser. Nur Playoff-Erfahrung, internationale Erfahrung, das fehlte ihm in Rheinland-Pfalz.

Manager Heyder, der ihm einen gefährlichen Hang zur Selbstgefälligkeit nachsagt. Er müsse immer noch ein Stückchen weiterkommen wollen, so sein Chef. Nicht aufhören, sondern weitermachen. Das wünsche er sich von ihm, nur dann könne er einer der Besten werden. „Schade, dass der Manager den eigenen Spieler nicht kennt“, kontert Zirbes in 5Vier, einem Trierer Medium. Mittlerweile hat man Gespräche geführt, mit Maik geht es wieder bergauf, Trainer und Manager stehen hinter ihm. Coach Chris Fleming sieht Maik auf einem guten Weg, Heyder räumt das eine oder andere Missverständnis ein und auch der Spieler selbst sagt über sich: „Ich bin raus aus dem Tief, jetzt kann es weitergehen.“ Doch diese Phase prägt Maik Zirbes wie kaum eine andere. Gerade die Kritik über die sozialen Medien sei hart gewesen. „Jetzt gucke ich da eigentlich nicht mehr rein.“ Auf der einen Seite hochgelobt zu werden, „krass gefeiert zu werden“, auf der anderen Seite der Depp zu sein, wenn man mal nicht trifft, diese wechselnden Stimmung sind schwer zu ertragen für

individuellen Einheiten weiterging. „Ich bin halt immer noch ein wenig unsicher bei Presseterminen“, räumt er ein, wer will es ihm verdenken. Er sei kein Model, wisse nicht, wie er auf Fotos rüberkomme, fühle sich nicht sehr fotogen, es sei halt einfach ein komisches Gefühl, so im Mittelpunkt zu stehen in den Medien. „Aber es gehört eben ganz einfach dazu.“ Das Fotoshooting macht ihm dann sichtlich Spaß. Duelle unter dem Korb, Dehnungsübungen. Basketballprofi zu sein, das ist heute eben ein Fulltimejob. Jeder Tag ist durchgeplant, 7 Tage die Woche. Auch am nächsten Abend kann Maik Zirbes nicht durchschnaufen. Die Sponsoren warten auf ihn und seine Mitspieler zum gemeinsamen Essen in der Business-Lounge in der Stechert-Arena. Viele Tische, die Spieler sitzen verteilt, die Sponsoren sollen an ihre Stars nah herankommen. Bier für die Gäste, Wasser für die Spieler. „Das ist natürlich schon interessant, die alle mal kennenzulernen“ sagt Maik, auch wenn er sich oft schwer tue, gerade wenn es bei Niederlagenserien schon auch mal kritische

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ereits im Jahr 2007, das ist Zirbes gerade mal 17 Jahre jung, wird er Profi in Trier: „Irgendetwas musste ich ja machen, da kam dann damals das Angebot und Basketball hat mir halt einfach Spaß gemacht“. Die Voraussetzungen waren gut, bereits seit 2005 war er im Nachwuchsprogramm der Trierer, außerdem mit seinen 207 Zentimetern Körpergröße und seinen langen Armen mit einer Gesamtspannweite von über 2 Meter 20 prädestiniert für den Job unter den Körben. Er macht von sich reden, wird U18-Nationalspieler, als wertvollster Spieler der Nachwuchsliga NBBL ausgezeichnet, spielt in der Beko-BBL für die Trierer. Noch heute sagt Zirbes über die TBB Trier, dort habe man ihn geschnitzt und ausgebildet, sie ist sein Heimatverein, dem er viel zu verdanken habe. 2012 dann der Durchbruch, er darf das erste Mal im AllStar-Game der Bundesliga ran und wechselt in der Saison 2012/2013 nach Bamberg. Auch dort steigt er fulminant ein. Im ersten Spiel gegen die Eisbären Bremerhaven macht er 22 Punkte und ist damit Topscorer. Die Welt ist in Ordnung, es scheint nur noch aufwärts zu gehen für Zirbes. Er wird als Nachfolger von Tibor Pleiß gehandelt, der nach Spanien gewechselt ist, er ist Nationalspieler, die Fans feiern ihn. Doch Maik Zirbes lernt in seiner ersten Saison in Bamberg auch die Kehrseiten des Erfolgs kennen. Schlechte Leistungen, wütende Fans, schmerzhafte Kommentare im Netz, öffentliche Kritik von

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Nach der Karriere.

den Neuen im Dress der Brose Baskets. Das hat er jetzt immer im Hinterkopf, wenn er wieder bejubelt wird. „Man muss sich da trotzdem immer ein bisschen raushalten, das nicht zu sehr an sich rankommen lassen.“ Und vor allem „von Spiel zu Spiel denken, sich nicht mit zu vielen anderen Themen aufhalten.“ Auch seiner Freundin habe er verboten, im Internet nach Nachrichten mit seinem Namen zu googeln. „Ich will davon nichts mitbekommen“, sagt er. Seine Freundin ist für ihn das Wichtigste neben dem Basketball. Sie hilft ihm, mit ihr kann er reden, über das, was ihn bedrückt, über seinen anstrengenden Tag oder über das, was beschäftigt

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ach dem Training, abends um 21 Uhr, will er mit ihr noch in Ruhe essen gehen, sagt er mit Blick auf die Uhr und in unsere Richtung. Dennoch nimmt er sich die Zeit für uns, so langsam fällt der Alltagstrainingsstress an diesem Dienstag von ihm ab, das nach einer 90minütigen Mittagspause nachmittags mit Krafttraining, normalem Mannschaftstraining und dann noch einmal

Fragen gebe. „Was soll ich da groß sagen, das ist halt einfach manchmal so“. Aber Sponsorentermine sind wichtig für Maik Zirbes und seine Mitspieler. Die vielen Unterstützer in der Region und darüber hinaus machen es überhaupt möglich, dass seit vielen Jahren deutscher und sogar europäischer Basketball auf der Bühne in Bamberg gegeben wird. Seit Jahren steigen die Sponsorengelder, mehr und mehr Unternehmen nutzen damit die Brose Baskets damit als Imageträger, es macht sich gut, im Umfeld eines Spitzenteams zu werben. Doch damit das auch so bleibt, muss jeder im Team hart an sich arbeiten. An diesem Dienstag waren das für Maik Zirbes jetzt gute zehn Stunden. Kurz vor 21 Uhr, in der Stechert-Arena gehen die Lichter aus. Wir werden rausgeschmissen. Es war ein langer Tag. Morgen ist der nächste. Immer nach vorne schauen, von Spiel zu Spiel.

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s ist faszinierend, das Spiel mit den Illusionen. Wenn Unmögliches möglich wird. Gegenstände verschwinden und wieder auftauchen. Magische Momente den Zuschauer verzaubern. Bamberg freut sich alljährlich auf das Spiel der Illusionen. Bei Bamberg zaubert, in diesem Jahr vom 19. bis 21. Juli. Dann bevölkern wieder Magier, Jongleure, Clowns, Akrobaten, verschiedene Straßenkünstler und Stelzenläufer, Pantomimen, Musikbands, Feuertänzer und Komiker die Innenstadt. Ganzjährig hat Marcus Geuss geöffnet. In seiner Zauberwelt nur eine halbe Stunde von Bamberg entfernt, direkt an der A73 in Grub am Forst im Landkreis Coburg. Wir haben ihm einen Besuch abgestattet.

war sehr lustig, da bin ich in einem Revue-Theater vor einer Reisegruppe aus Lichtenfels aufgetreten.“ Und das ist nur die Spitze des Tournee-Eisbergs.

Marcus Geuss zog es schon immer auf die Bühne. Schon ganz früh, als Kind. Schauspieler war sein Traumberuf. Der aber scheiterte an der finanziellen Situation der Familie. So kam er zum Zaubern, als eine Art Ersatz. Der Grundstein für seine Karriere. Schnell langweilten ihn die Zauberkästen für Kinder. Er wollte mehr und landete an der Zauberschule in Ulm. Die ließ ihn nicht mehr los und er sie auch nicht. Die Patentante half, sie wohnte zufälligerweise in Ulm. Fortan gab es zwei Leben für ihn. Die Arbeitswoche mit der Ausbildung zum Schriftsetzer. Und die WoMarcus Geuss, Künstlername Marcelini, ist ein chenenden, an denen er sich in Ulm dem Studium echtes Multitalent: Zauberer, Bauchredner, Imder Zauberei widmete. Drei Jahre lang über sechs provisateur, Autor, Conferencier oder SynchronsSemester dauerte die Ausbildung. Das haben nicht precher. So leiht er zum Beispiel Elchköpfen seine Marcus Geuss über sein Leben alle durchgehalten.„Bei der Prüfung waren wir mit Stimme, die die oberfränkische Firma Hofmann für auf der Bühne mir nur noch zu viert.“ Es war eine Zeit, die ihn präWeihnachtsmärkte in ganz Deutschland und sogar gen sollte. „Dort habe ich auch meine Zaubermeisin London herstellt. Zum anderen ist er in ganz ter kennengelernt, Dondo Burghardo.“ Aus dieser Deutschland gefragt, als Mann für viele Bühnen, als einer, der beliebt und gern gesehen ist, der über vielerlei Kontakte in der Begegnung ist eine tiefe Freundschaft geworden. Bis Dondo vor zwei Jahren gestorben ist. Die beiden aber sind über den Tod hinaus miteinander verbunBranche verfügt. „Jahre lang war ich mit Wommy in ganz Baden-Württemberg unterwegs“, erzählt Geuss. Und meint Frl. Wommy Wonder, den großen Tra- den: Dondo hat Marcus einige Wertvolle Requisiten und seinen Zaubermantel hinterlassen. vestiestar aus eben diesem Bundesland. Doch auch am Hamburger Schmidt Theater, im Berliner Tempodrom und am Stuttgarter Renitenztheater gastierte Der Weg auf die Bühnen war steinig für Marcus Geuss. Natürlich habe er auch er schon. An letzterem sogar drei Jahre lang mehrere Wochen, mit Wohnung schon mal Lehrgeld zahlen müssen. Amüsiert erinnert er sich an eine Panne. über dem Theater: „Das waren meine schönsten Sommer.“ Oder in Brüssel, „das Eine große Veranstaltung, viele Besucher. Doch dann misslang ein Zaubertrick. Ein Ring sollte verschwinden und in einem Kaugummiautomaten wieder auftauchen. Der Ring aber kam nicht zum Vorschein. Marcus Geuss begann auf der Bühne, den Automaten auseinander zu legen. Doch der Ring war einfach weg. Peinlich. Wütend stellte er das Requisit hinter der Bühne ab. „Da macht es laut Wumm. Und der Ring kam aus der Maschine heraus.“ Heute, so sagt er, würde so eine Panne keiner im Publikum mitbekommen, aber damals fehlte ihm ganz einfach die Routine, den Fehler zu überspielen.

„Kleinkunst ist groSSe Kunst im kleinen Rahmen“

Der Mann mit dem Hund – oder steckt da noch mehr dahinter?

von Daniela Greschke und wolfram hegen Ausgabe 1 / April 2013

Vor 15 Jahren übernahm er aus Ulm den Zauberladen und eröffnete in Grub am Forst seine Zauberwelt. Aus einem kleinen Zauberladen mit Probebühne wurde im Laufe der Zeit mit unglaublich viel Herzblut und noch mehr Geld ein Kleinkunsttheater. Ein kulturelles Schmuckkästchen für die ganze Region. Geuss entschied sich für das reine Künstlerleben und gab dafür seine Festanstellung beim ASB auf. Er hat diese Wahl nie bereut. Auch wenn es nicht einfach sei, sich auf dem Markt zu behaupten, räumt er ein. Generell habe es die Kleinkunst, meint Geuss, auch nicht so leicht in Deutschland. Anders in Frankreich. Die erfolgreichste Sendung dort sei eine Varietésendung: „Le grand Cabaret Du Monde“. In dieser treten vor allem Varietékünstler auf. Prominente sind dann

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deren Paten. Ein Riesenaufwand, so wie bei „Wetten, dass...“ in Deutschland. Nur einen Bruchteil davon wünscht sich Geuss auch für hiesige Gefilde. „Kleinkunst ist große Kunst im Kleinen Rahmen“, so wie sie die Gäste der Zauberwelt an den Abenden dort live erleben können. Ob Künstler aus dem ganzen Bundesgebiet oder Marcelini selbst.

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och Marcus Geuss ist ohne seinen Hund Oskar nicht vorstellbar, dem er seine Bauchstimme leiht. Vor 13 Jahren verliebte er sich auf der Nürnberger Spielwarenmesse in diese Figur. „Irgendwann hat jemand gesagt, ich möchte Sie nur mit dem Hund buchen. Ich sagte, ich sei kein Bauchredner. Ich bin doch Zauberer. Aber die Leute wollten eigentlich nur den Hund, so entwickelte sich Oskar zu einer selbstständigen Figur mit Eigenleben.“ Seitdem sind die beiden ein Paar. Aber nicht nur seine Figuren sind wichtig, auch die persönliche Entwicklung. „Manche sehen Kabarettisten im TV und denken, die waren schon immer so. Die haben aber auch klein angefangen und irgendwann den richtigen Menschen an der richtigen Stelle getroffen...“. Das erfordert neben Fleiß und Talent eben auch Glück, weiß Geuss. Und die Nummern müssten allmählich wachsen. Über Monate, über Jahre. „Kleinkunsttheater und Varietés sind doch vor allem dafür da, die bunte Kulturlandschaft und Vielfalt zu zeigen.“Und Geuss selbst steht für diese bunte Kulturlandschaft, in seiner Zauberwelt zusammen mit seinem Team oder auf den deutschen Bühnen als Einzelkämpfer, aber viel gefragt. Das muss auch so sein, Geuss lebt von seiner Passion. „Hier, in der Heimat, liegt meine Tagesgage viel niedriger als im restlichen Bundesgebiet oder gar in der Schweiz.“ Er ist viel unterwegs, reichlich Arbeit inklusive. Die Suche nach Auftrittsmöglichkeiten, die Organisation seines Theaters, der Kartenvorverkauf, die Werbung, das Verteilen von Flyern, das Schreiben von Pressemitteilungen, das Buchen für zukünftige Programme und weitaus mehr. „Das sind so viele Sachen und irgendwann denkst du: Mein Gott, du brauchst ja auch einmal eine neue Nummer.“ Das erfordere eine Auszeit, auch wenn das oft schwierig sei. „Du musst auch in der Stimmung sein, du setzt dich nicht einfach hin und sagst, so jetzt schreibe ich etwas Neues. Du brauchst Input.“ Inspiration dazu holt er sich durch Erlebnisse oder bei seinen Auftritten. Ständig wird an Neuem gearbeitet, neue Texte; Zauberkunststücke, Programme oder gar neue Figuren. „Edna van de Flitterglitter ist das neuste Mitglied in meiner Familie“. Damit wird es im Laufe des Jahres Travestie einmal

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ganz anders in der Zauberwelt zu sehen geben. Wann, wie und was ist noch ein kleines Geheimnis, wie so bei Zauberkünstlern üblich... Oft tritt er außerhalb der Heimat auf, so in Erfurt oder Kassel in der Konzertscheune. „Das klingt ein bisschen ländlich, es ist sehr ländlich, aber für mich eines der schönsten Häuser in Deutschland, wirklich ein ganz tolles Varieté.“ In Erfurt hat er drei Monate gespielt, in Kassel sechs Wochen. Doch schaut er sich auch gerne andere Shows an, wie die Michael Jackson Show des Cirque du Solei. „So einen Aufwand und so tolle Ideen habe ich selten gesehen“. „Das beflügelt mich mit dem weiterzumachen, was ich tue“, sagt er.

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ein größtes Herzblut jedoch steckt in seinem eigenen Theater in Grub, in der Zauberwelt, die seit drei Jahren durch einen Förderverein für Kleinkunst und Varieté unterstützt wird. Ohne den Verein würde es wohl keine Vorstellungen mehr geben, und aus diesem Grund sucht der Verein auch ständig Mitglieder und Sponsoren, die durch ihr Engagement diese Kulturarbeit möglich machen und unterstützen. Eigentlich bliebe Geuss dafür zu wenig Zeit, wenn er sich nur noch auf seine Karriere konzentrieren würde. Aber das eigene Haus ist auch ein großer Vorteil. „Ich kann meine eigenen Sachen ausprobieren, meine eigene Show spielen.“ Und Geuss holt namhafte Kollegen aus der ganzen Republik und darüber hinaus ins Coburger Land. Andreas Rebers oder Kay Ray waren schon hier, Dr. Eckart von Hirschhausen, bevor er im Fernsehen bekannt wurde. Kollegen wie Stefan Bauer oder Desimo haben in Grub ihre Vorpremieren gespielt. Auf diese Weise zeigen Künstler hierzulande Programme, die sonst nie zu sehen gewesen wären. Mit normalem Kabarett ist man in der Region gut bestückt. Das machen Mitveranstalter. Geuss aber geht einen anderen Weg. „Ich versuche hier Perlen zu zeigen, die man sonst nicht sehen würde, wie Travestieshows, Zaubershows, Varieté oder spezielle Musikprogramme.“ Zum Beispiel kommt jetzt Roger Stein, mit ihm hat er zusammen in Hannover gespielt. Einer der ganz Großen, der auch Kabarettpreise gewonnen hat.

„Auch wenn die Zuschauer die Namen mancher Künstler nicht kennen, wenn das Thema interessiert, lassen sie sich einfach darauf ein. Die Zauberwelt steht für gute Unterhaltung und zauberhafte Abende, die den Alltag vergessen lassen.“

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Multitalent mit vielen Gesichtern: Marcus Geuss mit Hund Oskar (links), gut versteckt zwischen Kollegen und Weggef채hrten (links unten) und mit Thomas Meyer, seinem Partner am Klavier.

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Zuschauen.Hören.

theater & Musik. Demnächst. E.T.A. Hoffmann Theater Softe Seele sucht Sinn

Der Mann von La Mancha Musical // Mitch Leigh / Dale Wasserman / Joe Darion

A DARUM GEHT ES Spanien, Ende des 16.Jahrhunderts: Ein Dichter im Gefängnis? Ja, denn Miguel de Cervantes wird Gotteslästerung vorgeworfen. Und damit nicht genug: Seine zwielichtigen Mitinsassen rauben ihm alle Habe, darunter auch das Romanmanuskript des Don Quixote. Um zu beweisen, dass es sich um sein künftiges Werk handelt, spielt er mit den Gefängnis-Bewohnern Szenen daraus nach. Er selbst schlüpft in die Rolle des Landjunkers Quijana, der, dem Wahn verfallen, Realität und Fantasie nicht mehr unterscheiden kann. Er zieht aus, das Übel der Welt zu besiegen. Wobei es mit dem Bekämpfen einer Windmühle noch nicht getan ist, weitere Abenteuer warten. Als solches könnte man auch Don Quixotes Verehrung der Prostituierten Aldonza bezeichnen, die er für die Prinzessin Dulcinea hält. Obwohl sie ihm ihre wahre Identität drastisch vor Augen führt. Doch Cervantes-Don-Quixote ist überzeugt: „Tatsachen sind die Feinde der Wahrheit.“

Schwierige Liebe, leichtes Liedgut

99 Luftballons 80er-Jahre-Revue - Koproduktion mit dem Landestheater Schwaben

A Katherine gehört zur Generation Fun. Heißt, sie ist lebenslustig, aufgeschlossen, ungebunden und jung. Zudem besitzt sie eine gehörige Portion Selbstbewusstsein: Sie weiß, was sie will. Und bringt dies auch klar zum Ausdruck. Und: Sie ist gerade wieder solo. Fred ist ein regierungskritischer junger Mann: Er engagiert sich für die Umwelt, gegen das Kapital und den Konsum-Kapitalismus. Als sich die beiden in einer Karaoke-Bar treffen, funkt es sofort. Doch nach einer heißen Affäre merken sie, dass ihre unterschiedlichen Lebenseinstellungen extrem aufeinander prallen.

Können sie dennoch zusammen glücklich werden? In über 60 Musiknummern lässt diese Revue die Zeit der „Neuen deutschen Welle“ wieder auferstehen. Die Figuren unterhalten sich mit und in Liedern, manchmal braucht es nur ein oder zwei Zeilen eines Liedes. Wer gerne die Karaoke-Bar „99 Luftballons“ besuchen möchte, seine kleine Taschenlampe parat hat, um sie brennen zu lassen und bei all dem den Skandal im Sperrbezirk vermeidet, den erwarten in diesem Musical „Geile Zeiten“. B Musikalische Leitung hat Boris Stark, inszeniert Rainer Lewandowski, die Ausstattung macht Sabine Manteuffel und Konrad Haas ist verantwortlich für die Arrangements. C Josephine Bönsch, Matthias Tuzar, Matthias Wagner D Premiere war bereits am 16. November 2012 im Landestheater Schwaben. Nun sind die Bamberger dran, und zwar am 29. und 31. Mai, sowie am 1. und 2. Juni um 20:00 im Studio.

Das Musical gehört zu den Broadway-Klassikern und wurde 1966 mit fünf Tony Awards ausgezeichnet. B WER WAR ES? Die musikalische Leitung hat Manfred Knaak, die Inszenierung machte Ernö Weil, verantwortlich für die Ausstattung ist Karin Fritz, Choreografin ist Daniela Rüger. C WER IST DABEI? Verena Ehrmann, Iris Hochberger, Aline Joers, Sybille Kreß, Nadine Panjas, Ulrike Schlegel, Ulrich Bosch, Florian Federl, Gerald Leiß, Eckhart Neuberg, Felix Pielmeier, Volker J. Ringe, Patrick L. Schmitz, Stephan von Soden, Florian Walter, Stefan Dzierzawa, Marcus Grau. Und nicht zu vergessen, die Band: ensembleKONTRASTE D WANN? Los geht es am 11. Mai um 19:30 Uhr im Großen Haus. Weitere Vorstellungen folgen am 12. und am 15. bis 17. Mai, am 1. und 2. Juni, vom 7. – 9. Juni, sowie am 13. + 14. Juni. Wochenenden um 19.30 Uhr und in der Woche um 20.00 Uhr. Ausnahme am 19.6.: um 19.00 Uhr.

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Zuschauen.Hören. Der Preis der Freiheit

Schattenland Nach Platons Höhlengleichnis (jETA Club)

A Die halbe Welt schläft; die Übrigen träumen...Was passiert, wenn es in einer Welt voller Schattenexistenzen einer wagt, vom Licht zu sprechen? Wenn in einer Gesellschaft von Verblendeten einer nach der Wahrheit fragt? Wenn in einem Volk von Mitläufern einer nach Freiheit ruft? Das schilderte Platon und zwar schon 400 v.Chr.. In seinem Höhlengleichnis. Ein Ansatz, der seither Philosophen, Schriftsteller und Künstler umtrieb. So George Orwell (1984), Ray Bradbury in Fahrenheit 451, Aldous Huxley (Brave New World), Jostein Gaarder im Kartengeheimnis, Michael Ende in den Katakomben von Misraim. Ein Ansatz, der aber auch in Filmen wie Matrix oder Equilibrium thematisiert wird. Inspiriert von diesen Texten erarbeitete der jETA Club eine Collage. Bewegung, Musik, Licht, sowie fremde und eigene Texte bilden eine Einheit. Und erzählen so eine Geschichte über Gruppendruck und Individualität. Über Massenmenschhaltung und Selbstentfaltung. Über Mitläufer und Freiheitskämpfer – und über den Preis der Freiheit. B

B bis D Inszeniert hat Georg Mittendrein und ausgestattet Jens Hübner. Die Premiere ist am 29. Juni um 20.30 Uhr in der Alten Hofhaltung. Weitere Vorstellungen am 30. Juni und im Juli (2. – 7., 9. – 11., 16. – 18., 20. und 21. Juli).

Bamberger Symphoniker Tastender Abend

Beethoven trifft Nielsen Laufet, Brüder, eure Bahn

A Musik ohne tiefere Botschaft, ohne Bekenntnis zu den eigenen Idealen war undenkbar für Beethoven und so wirkt sein glanzvolles letztes Klavierkonzert Nr. 5 in Es-Dur, das in symphonischer Manier die Kräfte von Solist und Orchester vereint, wie ein feierlicher Appell an die Zeitgenossen - und die Nachwelt. Geradezu Beethoven’sche Kompromisslosigkeit spricht zudem aus der fünften Symphonie von Nielsen, um dessen Werke sich Herbert Blomstedt seit Jahren große Verdienste erworben hat. B und C Dirigent ist Herbert Blomstedt, am Klavier Yefim Bronfman.

damalige Sonderpreisträger Łukasz Borowicz leitet seit mehreren Jahren als Chef das Polnische Radio-Symphonieorchester Warschau. Ainars Rubikis, Gewinner 2010, debütierte im Sommer 2011 als Preisträger des »Nestlé and Salzburg Festival Young Conductors Award« bei den Salzburger Festspielen und wurde kürzlich zum Musikdirektor der Oper in Nowosibirsk berufen. Ab dem Semifinale am 12. Juni hat die Öffentlichkeit Zutritt zum Wettbewerb. Die Preisverleihung findet dann im Rahmen des Finalkonzertes am 14. Juni in der Konzerthalle Bamberg statt. Hier präsentiert sich der Wettbewerbsgewinner mit den Bamberger Symphonikern - Bayerische Staatsphilharmonie. Details und Zeitangaben gibt es rechtzeitig unter www.bamberger-symphoniker.de B bis D 12 ausgewählte Nachwuchsdirigenten. Das Semifinale findet ab dem 12. Juni statt, das Finalkonzert am Freitag, dem 14.Juni um 19.00 Uhr im Joseph-Keilberth-Saal der Konzerthalle Bamberg.

Konzert für den Himmelsgarten

Carl Orff Carmina burana Benefizkonzert für das Weltkulturerbe Bamberg

Leitung: Anja Simon, Alina Tammaro

C Kathrin Fels, Ramona Frank, Elias Gruber, Christian Kleibel, Nicole Knoblach, Julius Nebel, Christian Pflanzner, Ragna Schaller, Tanja Thaller, Jonathan Wimer D Premiere ist am 3. Mai um 20:00 Uhr im Studio, außerdem wird am 4. und 5. Mai jeweils um 19.30 Uhr gespielt.

Naturnahe Zeitreise

Von Zeit zu Zeit Nach Karl May/ Für die Bühne bearbeitet von Rainer Lewandowski

A 1410: Henning von Wedel auf Friedland tut Verbotenes: Er betritt das Gebiet des seit Jahren verfehdeten Ritters Simon von Güntersberg. Dort trifft er auf die Tochter seines Feindes: Brunhilde von Güntersberg. Schlimmer noch: Er verliebt sich in sie. Doch wie kann er sie wiedersehen? 400 Jahre später, gleicher Ort: Ein Wilderer treibt sein Unwesen. In Förster Kunos Waldstück. Im Dorf geben sie ihm den Namen des „Bösen“: Samiel. Er trifft alles, worauf er schießt, hinterlässt aber keine Spuren – außer einem Brief an Kuno. Die Jagd nach dem Jäger beginnt. Zwei verschiedene Schicksale zu zwei verschiedenen Zeiten. Zu erleben in einem Stück mit Reise in die Vergangenheit, bei der den Orten eine Schlüsselfunktion zukommt. Die Menschen, die an ihnen vorübergehen, ändern sich. Aber ihre Geschichten schreiben sich in die Schauplätze ein: Und erzählen von Liebe, Rache und Eifersucht. Geschrieben von dem Autor, der mit seinen Romanen über Winnetou bekannt wurde – Karl May.

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D In diesen Genuss kommen Sie am Samstag, dem 4.5. und am Sonntag, dem 5.5., jeweils um 20.00 Uhr in der Konzerthalle Bamberg im Joseph-Keilberth-Saal.

Auf dem Sprung zur Weltkarriere

4. Gustav-Mahler-DirigentenwetTbewerb Talentsuche

A Es ist wieder soweit: Nur alle 3 Jahre bietet sich den Bambergern die Gelegenheit begabte Nachwuchsdirigenten in Aktion zu erleben. Dafür wurden 12 von 407 Bewerbern aus 60 Nationen ausgewählt. Seit seiner ersten Austragung 2004 gilt der Wettbewerb als das Forum der künstlerischen Nachwuchsförderung. Der Gewinner 2004, Gustavo Dudamel, startete eine Weltkarriere, der

A Die Bamberger Symphoniker - Bayerische Staatsphilharmonie und ihr Chefdirigent Jonathan Nott spielen Carl Orffs „Carmina Burana“ für die Stiftung Weltkulturerbe der Stadt Bamberg. Es soll ein Konzert der Superlative zu Gunsten der Michaeliskirche werden. In ihr fielen unlängst zwei wie Puzzlesteine zusammenpassende Teile von der Decke des berühmten Himmelsgartens, die eine darunter stehende Bank schwer beschädigten und für einen Menschen tödlich hätten sein können... Die Kirche ist seitdem geschlossen, und es steht fest: Das Gotteshaus muss saniert werden. Wie viel Geld die Stadt Bamberg als Eigentümerin dafür aufbringen muss, weiß noch niemand. Klar ist aber: Es werden Millionen von Euro sein. Deshalb dieses Konzert der Bamberger Symphoniker, Bayerische Staatsphilharmonie an einem für klassische Musik äußerst ungewöhnlichen Ort: in der Stechert-Arena. Im Dezember war die Idee von Gabriele Heyder und Michael Stoschek geboren worden. Innerhalb weniger Tage hatte Veranstaltungs-Managerin Heyder zusammen mit Michael Stoschek, dem Vorsitzenden des Kuratoriums Stiftung Weltkulturerbe der Stadt Bamberg, und Symphoniker-Intendant Wolfgang Fink das Programm auf die Beine gestellt. 5000 Zuschauer sollen in der Arena die Carmina Burana von Carl Orff erleben dürfen. Bis zu 300 Sänger aus der Region werden diese mitgestalten. Die Symphoniker und ihr Chefdirigent Jonathan Nott spielen ohne Gage. Die aus dem Kartenverkauf erzielten Erlöse kommen zu 100 Prozent der Sanierung zugute. B bis D Dirigent: Jonathan Nott Tenor: Benjamin Bruns, Bass: Dominiki Köninger, Sopran: Robin Johannsen, Chor unter Mitwirkung von Bamberger Laiensängern. Das Konzert findet am Freitag, dem 19. Juli um 20.00 Uhr in der Stechert-Arena statt.

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Ein Genussvoller Lenz Bamberger Köche erzählen vom Essen. Der Winter war lang, sehr lang. Vielen hat das auf das Gemüt geschlagen, die winterliche schwere Küche auch auf die Hüften. Doch jetzt kommt wieder die Zeit für leichte, phantasievolle Gerichte, für gesunde Menüs mit frischen Zutaten, für Knackiges vom Markt, aus dem eigenen Garten oder einem der vielen Lieferanten aus der Region. Wir haben zwei Gourmetrestaurants in Bamberg um ihre ganz persönlichen 3-Gänge Frühlingsmenüs gebeten: das Eckerts und das Restaurant La Villa in der Villa Geyerswörth.

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in Jahr ist es jetzt geöffnet, das Eckerts – Wirtshaus und Esszimmer, an der oberen Mühlbrücke 9, direkt am und über dem linken Regnitzarm. Die beiden Chef köche Christian Hörner-Seiser und sein Kollege Georg Schrenker stehen dort seitdem für eine konsequent regionale, gesunde, moderne frische Küche zu normalen Preisen. Kochen ist dabei nicht nur ihr Job, sondern auch Herzensangelegenheit. So veranstalten sie in der dem Restaurant angeschlossenen Genusswerkstatt Kochkurse für Jedermann. „Das ist immer auch ein Stück Ernährungsberatung“, sagt Hörner-Seiser, der den Menschen ein Gefühl für wirklich guten Geschmack abseits von Fast Food mit auf den Weg geben und Freude am Kochen vermitteln möchte. „Kochen ist keine Materialschlacht“, sagt er, der vor seiner Tätigkeit im Eckerts 12 Jahre in der Sternegastronomie unterwegs war, „das muss alles nicht kompliziert sein.“

Wirtshaus ganz lecker Diesen Anspruch schmeckt man dann auch bei jedem Gericht im Gourmetrestaurant Esszimmer, das nur im Winter geöffnet hat, und im Wirtshaus. Beides im Eckerts unter einem Dach. Doch egal, wo man zu Tisch gebeten wird, der Großteil der Zutaten kommt aus Franken. Ob Fisch, ob

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Aufgeschrieben von

Wolfram Hegen

Mit Fotos von

Frank Wunderatsch

Wolfram Hegen darf vom Essen berichten.

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Genussvoller Lenz

Fleisch, ob Gemüse. Die Chefköche kaufen wenn möglich direkt beim Lieferanten ein, frischer, besser und gesünder geht es nicht, und außerdem ist das Einkaufen in der eigenen Region für sie auch ein Stück soziale Verantwortung.

3-Gänge-Frühlingsmenü Eckerts - Wirtshaus & Esszimmer für 4 Personen

So ist das 3-Gänge-Frühlingsmenü von Christian Hörner-Seiser dann ein echt fränkischer Genuss: Das Rind kommt aus Feuchtwangen, die Rote Beete aus dem Landkreis, die Lachsforelle aus dem Jura, und auch der Rhabarber ist von hier. Wer sich im Eckerts mal selbst bekochen lassen möchte: Es hat täglich geöffnet von 7 Uhr früh bis 1 Uhr nachts.

Das Rinderfilet... in 20 gleichmäßige, dünne Scheiben schneiden und unter einer stabilen Folie hauchdünn plattieren. Kurz vor dem Servieren mit Salz und Pfeffer würzen. Die Rote Beete... gründlich waschen. Die Zwiebel schälen und würfeln. Danach die Zwiebelwürfel im Topf mit Öl anschwitzen, mit Zucker karamellisieren und mit Portwein ablöschen. Alles mit Wasser auffüllen und salzen. Die Rote Beete zugeben und weich kochen. Die gekochte Rote Beete schälen und in feine Würfel schneiden. Den braunen Zucker vorsichtig auflösen, mit dunklem Balsamico ablöschen und mit dem Rote Beetesaft auffüllen. Solange einkochen, bis sich Blasen bilden. Das Dressing... Essig, Öl, Joghurt und Meerrettich zu einer homogenen Masse mixen und mit Salz und Zucker abschmecken.

Oben: Christian Hörner-Seiser und sein Kollege Georg Schrenker stehen für eine konsequent regionale Küche. Unten: Christian Hörner-Seiser bei der Zubereitung des Frühlingsmenüs.

Vorspeise

Feuchtwanger Rinder Carpaccio mit Meerrettichdressing und Rote Beete 250g Rinderfilet pariert, Salz, Pfeffer 1 Rote Beete 1 Zwiebel 40 ml Portwein Salz, Zucker, brauner Zucker 250 ml Bio Rote Beetesaft dunkler Balsamico 20 ml Weißweinessig 20 ml Öl 60 g Joghurt 1 Eßl. Tafelmeerrettich

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Hauptgericht

Jura-Lachsforelle auf Blumenkohlpüree, Cashewkerne und Orangen-Salsa - Verde 750 g Lachs Salz, Pfeffer, Öl 5o g Cashewkwerne 1 eingelegtes Sardellenfilet 5 Stk. Kapern 3 Eßl. feingeschnittenen Schnittlauch 1 unbehandelte Orange Balsamico Bianco, Olivenöl Salz, Pfeffer 1/2 Kopf Blumenkohl

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Genussvoller Lenz 25 g Butter, Salz 4 große Stangen Rhabarber Zucker, Wasser

300 ml Milch 150 ml Sahne Zucker, Salz, Pfeffer, Öl

Die Butter ... ( Raumtemperatur) mit dem Zucker schaumig schlagen, Mehl und Backpulver hinzugeben. Danach den Joghurt, die Mandeln und die Oliven in den Teig kneten. Die Eier mit einem Handrührgerät aufschlagen und vorsichtig unter die Masse heben. Den Teig in eine mit Backpapier ausgelegte Form füllen und bei 160°C 20 Minuten goldgelb backen.

Die Jura-Lachsforelle... in fünf gleichmäßige Stücke portionieren. Danach salzen, pfeffern und auf einem gebutterten Blech im vorgeheizten Backofen bei 150°C ca. 7 Minuten garen. Die Cashewkerne ... im Ofen bei 180°C leicht bräunen lassen. Das Sardellenfilet und die Kapern ... fein schneiden. Von der Orange die Zeste und die restlichen Zutaten zu einer homogenen Vinaigrette verrühren und abschmecken. Aus dem Blumenkohl... 20 sehr kleine Röschen heraus schneiden und zur Seite legen. Den Rest des Blumenkohles mit Stumpf und Stiel kleinschneiden. Den kleingeschnittenen Blumenkohl mit Milch, Sahne, Salz, Pfeffer und einer Prise Zucker in einem Topf weichkochen. Den gegarten Blumenkohl auf ein Sieb geben und mit etwas von dem Milch - Sahnegemisch zu einem glatten Püree mixen. Die feinen Blumenkohlröschen in Öl anbraten, mit Salz und Pfeffer würzen und im Ofen fertig garen.

Dessert

Warmer Olivenkuchen mit Rhabarberragout und Butterkaramel 100 g Mehl 100 g Butter 100 g Zucker 1/2 Päckchen Backpulver 2 Eier 100 g Joghurt 25 g gehackte Mandeln 35 g fein gehackte schwarze Oliven 75 g Zucker 50 g Sahne, 50 g Milch

Den Zucker... vorsichtig in einer Sauteuse auflösen, mit Sahne und Milch ablöschen. Nun auf mittlerer Stufe langsam einköcheln lassen und zum Schluss eine kleine Prise Salz und die Butter mit dem Zauberstab rein mixen. Die Enden des Rhabarbers ... entfernen und die Stange mit Hilfe eines kleinen Messers schälen. Die Schalen in einen Topf geben, mit Wasser bedecken und für 5 Minuten richtig durchkochen. Den geschälten Rhabarber in gleich große Stücke schneiden und wiegen. 1/3 Zucker auf die gewogenen Rhabarberstücke geben und kurz ziehen lassen. Den Fond der Schale durch ein Sieb in eine Schüssel passieren. Jetzt die Stücke nebeneinander in eine Auflaufform geben und mit dem Fond bedecken. Alles abgedeckt im vorgeheizten Ofen bei 180°C für ca. 15-20 Minuten backen.

Frisch duftender Olivenkuchen

„Man muss dem Leib etwas Gutes bieten, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen“. ieses Zitat von Winston Churchill ziert das Restaurant LaVilla im Hotel Villa Geyerswörth in der Geyerswörthstraße 15 in Bamberg. Churchill selbst hatte zwar etwas viel auf den Rippen. Wer wollte seiner Aussage aber nicht Recht geben. Und so arbeitet das kleine Team rund um Küchenchef Andre Gebhardt Tag für Tag an neuen Ideen für ihr Konzept einer zeitlosen, frischen Küche mit internationalen Einf lüssen, schließlich sind in der Villa Geyerswörth oft Besucher aus aller Herren Länder zu Gast. Zur Standardkarte gesellen sich saisonale Gerichte, wenn möglich mit Zutaten von Lieferanten aus der Region. Entscheidend ist immer die bestmögliche Qualität.

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Internationale Küche Im La Villa kommt dann aber auch nur Frisches auf den Tisch, eine ausgewogene Küche mit Vitaminen, Fett, Eiweiß, Kohlehydraten, allem eben, was der Körper braucht und was schmeckt. „Wir wollen unsere Gäste glücklich machen, sie sollen spüren, dass wir Freude bei der Arbeit haben“, sagt der 36jährige Chefkoch und fügt schmunzelnd hinzu: „Satt sollen sie aber auch werden.“ So entstehen im La Villa immer wieder besondere Kreationen, das Team probiert gerne Neues aus, gerne geht man auch auf persönliche Wünsche der Gäste ein.

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Genussvoller Lenz

3-Gänge-Frühlingsmenü Restaurant La Villa für 4 Personen Das Frühlingsmenü stimmt den Gast auf die warme Jahreszeit ein. Die Vorspeise besteht aus zweierlei Fisch, etwas Leichtes eben. Die Hauptspeise weckt Vorfreude auf die Spargelsaison und beim Nachtisch greift man zur Tonkabohne, ein exotisches Gewächs, das wegen seiner leicht berauschenden Wirkung auch einmal verboten war. Dabei schmeckt sie so herrlich vanillig-zimtig und passt damit wunderbar zum Rhabarber, einem typischen Frühlingsgemüse. Das Restaurant La Villa ist übrigens von Montag bis Samstag immer mittags und abends geöffnet.

Vorspeise

Lauwarmer Thunfisch und Jacobsmuschel an Radieschen-Wakamesalat 200 g Thunfisch 8 Jakobsmuscheln 150 g Algensalat 50 g Radieschen

Den Thunfisch... in gleichmäßige Würfel schneiden. Zusammen mit den Jakobsmuscheln in einer Pfanne kräftig anbraten. Die Radieschen... in feine Streifen schneiden und mit dem Algensalat vermengen. Das Ganze mit Salz, Pfeffer, Essig und Zucker abschmecken. Danach den Thunfisch und die Muscheln auf dem Salat anrichten Küchenchef Andre Gebhardt mit seinem besten Messer (oben) und beim Anrichten des Hauptgerichts (unten).

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Genussvoller Lenz

Thunfisch in der Pfanne Hauptgericht

Rosa Kalbsfilet an grünem Spargel und Kräutersaitlingen und Kartoffelkrapfen 800 g Kalbsfilet 1 Bund grüner Spargel 300 g Kräutersaitlinge 500 g Kartoffeln (mehlig kochend) 100 ml Milch 50 g Butter 150 g Mehl 3 Eier Das Kalbsfilet... in gleiche Stücke teilen und scharf anbraten. Je nach Garstufe zwischen 3 und 15 Minuten bei 180 Grad in den Backofen, danach würzen. Die Kartoffeln... kochen, schälen und durchpressen. Aus der Milch, der Butter, dem Mehl und den Eiern einen Krapfenteig herstellen und unter die Kartoffelmasse mengen. Den Teig mit einem Kaffeelöffel formen und in Fett schwimmend ausbacken. Grünen Spargel ... putzen und bissfest kochen. Die Kräutersaitlinge je nach Größe vierteln oder sechsteln, in einer Pfanne anbraten, mit Salz und Pfeffer würzen. Alles anrichten.

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Dessert

Panna Cotta von der Tonkabohne auf Erdbeer-Rhabarberragout 320 ml Sahne ¼ Tonkabohne 3 Stangen Rhabarber 100 g Zucker 2 Blatt Gelatine 1 Schale Erdbeeren 500 ml Rhabarbersaft

Die Sahne... mit der Tonkabohne und 50g Zucker erhitzen. Die Gelatine zugeben, durch ein Sieb geben, in vier Gläser oder Stürzformen geben und ca. 2 Stunden kaltstellen. Den Rhabarber... putzen und in Stifte schneiden, danach 50g Zucker im Topf karamellisieren und mit dem Rhabarbersaft ablöschen. Danach den Rhabarber zugeben und ziehen lassen. Die Erdbeeren... putzen und in Stücke schneiden, mit dem Rhabarber mischen und in einen Teller geben. Zum Schluss die Panna Cotta hinzugeben.

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Das Haingebiet - Bambergs Kleinod

Das Haingebiet – Bambergs Kleinod Bamberg, das sind viele verwinkelte Gässchen und alte Gebäude. Das ist die wundervoll erhaltene Altstadt mit ihrem historischen Stadtkern. Das ist das an der Regnitz gelegene Kleinvenedig. Aber eben auch das Hainviertel, eines der schönsten Wohngebiete Bambergs. von Vanessa Koch Fotos: Frank Wunderatsch

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er Hain zählt zu den Nobelvierteln der Stadt. Das Viertel zwischen Schützenstraße und Hainstraße, von den beiden Regnitzarmen umschlossen, verdankt seine Entstehung vor allem der damaligen wohlhabenden Schicht der Bamberger Juden. Die waren ab Anfang des 19. Jahrhunderts vermehrt nach Bamberg gekommen, als Folge der neuen Freizügigkeit auf Grund des Edikts von 1813 in Bayern. Schnell gewinnen die jüdischen Familien in Bamberg an Ansehen und Einfluss. Einige Familien der jüdischen Gemeinde zählten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu den wohlhabendsten in Bamberg. So ist das Haingebiet letztlich geprägt von deren Repräsentationswillen und der Funktion als Zentrum des jüdischen Hopfenhandels. Die Hauseigentümer aus der sozialen Oberschicht waren Erbauer, Gestalter und Bewohner, gaben dem neuen Wohngebiet seine Identität. Für viele war es wohl auch eine „Flucht aus der Enge der Stadt.“ Ein Drittel der Eigentümer waren Baumeister oder hatten ähnliche Berufe, sie bauten oder kauften vorwiegend in der Schützenstraße. Die Hopfenhändler wiederum fanden sich vor allem in der Hainstraße.

Hainstraße 25

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Als Gebäudeform dominierte, neben prächtigen Einfamilienhäusern in der Schützenstraße, eindeutig die Villa. Eine Villa des 19. Jahrhunderts zeichnete sich durch ihre Einzelbauweise aus, eine freie Stellung mit möglichst allseitiger Abgegrenztheit durch Park- oder Gartenanlagen, hatte normalerweise zwei Vollgeschosse mit wenigstens fünf Fensterachsen, eine reiche Fassadendekoration und repräsentative Bauelemente. Die typische Lage in der Nähe des Theresienhains vereinte das bürgerliche Stadtleben mit dem Charme des Landlebens. Neben dem Spätklassizismus, der sich in vielen Gebäuden wiederfindet, gibt es auch eine Villa mit Elementen des flämischen Barock, wie sie die Villa Dessauer aufweist. Des Weiteren kann man Dekorationsmotive des fränkischen Rokoko, der Neurenaissance im Stil Louis XIII. und des Maximilianstils antreffen. In der Hainstraße 11 findet man eine romantisierende Burgvilla im Stil der deutschen Renaissance. Ein Haus weiter begegnet man bereits einer neugotisch umgestalteten Villa. Das heutige Staatsarchiv gilt als „mehrteilige, schlossartige Anlage aus barockisierenden Quadratbauten“.

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m Gegensatz zur Altstadt, die der Krieg weitestgehend verschonte, gab es in den Rand- und Neubaugebieten Bambergs vereinzelte bis starke Zerstörungen. Auch das Haingebiet wurde mehrmals getroffen. Am Abend des 2. Januar 1945 warf ein Bomber, der sich auf dem Weg zum Großangriff auf Nürnberg befand, seine Ladung frühzeitig wegen eines Notfalls ab. Diese Bomben trafen Bereiche der Hain-, Soden- und Schützenstraße. An diesem

Abend wurde das Staatsarchiv schwer beschädigt. Weitere Bombenabwürfe gab es am 16. Januar und am 22. Februar 1945, einem der schwersten Bombenangriffe auf Bamberg.

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ennoch veränderte sich der Anblick des Haingebiets während des Kriegs nur unwesentlich. Ganz anders als die Einwohnerstruktur. Die Juden wurden während des Nazi-Terrors enteignet, mussten ihr Zuhause während des 3. Reiches für an Bruchteil des Wertes an NSDAP-Genehme verkaufen, und nach der Kapitulation und Übernahme Bambergs drangen Angehörige der US-Armee in das Haingebiet ein. Sie wandelten viele Häuser und Wohnungen in Besatzungsunterkünfte um. Neben Offiziersunterkünften fanden sich im Haingebiet vor allem Dienststellen des amerikanischen Gerichtsoffiziers und das Büro des US-Gouverneurs.

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as südliche und südöstliche Haingebiet wurden nach dem Krieg erheblich ausgebaut. Dort finden sich heute eine Vielzahl von Wohnungen, die der typischen Bebauung nach dem Krieg entsprechen, mit kleinen Ein- und Mehrfamilienhäusern sowie kleineren, Mietskasernen ähnlichen Häuserblocks. In der Schützen- und Hainstraße sind heute, neben Wohnhäusern, vorwiegend Büros wie Anwaltskanzleien, Versicherungen und Arztpraxen angesiedelt.

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Das Haingebiet - Bambergs Kleinod

Quellen: Eidloth: Das Bamberger Hainviertel (1988). Loebl (1999).

Sodenstraße 6

Hainstraße 29

Hainstraße 5

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Schützenstraße 50

Hainstraße 31 Ausgabe 1 / April 2013


Das Haingebiet - Bambergs Kleinod

Sodenstraße 11

E.T.A.-Hoffmann-Straße 1

Hainstr. 33

Hainstr. 49

Sodenstraße 1

Hainstr. 7

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Coburger Bilder

Val Thoermer

Frank Wunderatsch

Martin Settele

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c o b u r g e r | D a s M a g a z i n

Val Thoermer Ausgabe 1 / Dezember 2012


Coburger Bilder

Frank Wunderatsch

Frank Wunderatsch

Galerie Franken

Aus dem Portfolio unserer Fotografen

Raupach Settele Thoermer Val Thoermer

Wunderatsch

Frank Wunderatsch Ausgabe 1 / April 2013

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Coburger Bilder

Markus Raupach

Val Thoermer

Frank Wunderatsch

Frank Wunderatsch

Val Thoermer

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Frank Wunderatsch

Markus Raupach

Martin Settele Ausgabe 1 / April 2013

Frank Wunderatsch Ba mberger | Da s Mag a zin

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Fotos Frank Wunderatsch und Martin Settele (Fahrerfoto)

Vorfreude auf den Frühling

Er war ein Kultauto, der Camaro. Seit den 60er Jahren bis 1992. Dann verschwand er von der Autobühne. Bis er im Retrolook 2009 zurückkehrte. Seit letzter Saison gibt es ihn wieder als Cabrio. Wir sind mit ihm ins Abendrot geritten.

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Man kann ihm ja viel vorwerfen, aber eines nicht: dass er langweilig ist, der Chevrolet Camaro. Ein Auto, über das man streiten muss. Ein kompromissloses Fahrzeug und bestimmt nicht everybodys darling. Ein Auto wie ein Halbstarker, angeberisch, protzig, ein bisschen ordinär. Ein Macho. Ein Auto, das säuft, raucht, so politisch unkorrekt ist, dass es schon wieder geil ist. Beim Camaro geht es weniger um Technik, da geht es um das Gefühl, wie ein Cowboy durch die Stadt zu reiten, sich ab und zu mit einem Tritt aufs Gaspedal Respekt zu verschaffen, wenn das sanfte Blubbern der 8 Zylinder in der 6 Liter Maschine zu einem lauten Röhren mutiert. Im Camaro ist jeder ein James Dean, cool, sexy, mit Sonnenbrille. Jede Straße wird zur Route 66, Freiheit, Abenteuer. Man redet nicht über den Verbrauch, denn wer Camaro fährt, dem geht es um ein Lebensgefühl, um Spaß. Natürlich kann man mit dem dicken Teil auch seine 2 Kinder in die Schule bringen und mit Mama danach noch einen Ausf lug machen, aber als Familienkutsche eignet sich der Camaro wirklich nicht. Die Kinder bekämen zwar gehörigen Respekt von ihren Klassenkameraden, aber wer will schon sein Kindergeld durch den Auspuff jagen: mit 14 Litern Verbrauch sollte man schon rechnen, allerdings nur wenn man lässig und entspannt durch Stadt und Land cruist. Wenn man

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die über 400 PS aber mal so richtig galoppieren und dabei jeden Porsche wie ein junges Pferd hinter sich lässt, säuft der Motor schon mal ein halbes Ölfeld leer. Zeitgemäß ist das sicher nicht. Aber schon ein gutes Gefühl, wenn einen die Beschleunigung auch jenseits der 100 Stundenkilometer noch in den Sitz presst. Da ist man ja noch fast im zweiten Gang, im dritten Gang geht es dann rauf bis auf gut 150, der vierte bis über die 200, und im Fünften hat man dann den Gipfel erreicht. Die A73 f liegt an uns vorbei. Der sechste Gang dient dann der Entspannung. „Mein Maserati fährt 210“ sang schon Markus in den 80er Jahren, da fängt der Camaro erst an, würde er sich nicht selbst bei knapp 260 abregeln. Aber eigentlich ist der Bolide ja nicht zum Rasen da, sondern will gezähmt wie ein wildes Pferd sanft blubbernd über die Straßen gleiten. Wir wählen eine kleine Kreisstraße und beenden unseren Ausritt.

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er Camaro fährt, hat auch ein Stück Autogeschichte unterm Hintern. Mitte der 60er Jahre entwickelte Chevrolet das Fahrzeug. Der Camaro sollte den erfolgreiche Ford Mustang zum Duell herausfordern und verschaffte sich schnell Respekt. Muscle-Cars nennt man solche Fahrzeuge, man könnte es nicht besser beschreiben. Im eigenen

GM-Konzern bekam der Camaro dann noch vom Opel Manta Konkurrenz. Lang ist es her. Vier Generationen lang avancierte der martialische Muskelprotz zum Kult, doch im Sommer 2002 war erst einmal Schluss. Trotz guter Verkaufszahlen, trotz des starken Markennamens. Schon damals aber war das Fahrzeug wohl nicht mehr zeitgemäß, neue Modelle wie SUVs drängten auf den Markt. 2005 dann der Rückfall im Hause Chevrolet: auf der Detroit Motor Show stellte man ein Konzeptfahrzeug vor, das wieder sehr stark an die 60er Jahre erinnerte. Der Retro-Look kam an. 2009 wurde der Camaro wieder aufgelegt. 2011 dann auch als Cabrio.

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Vorfreude auf den Frühling

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ben ohne in den Frühling mit dem Camaro, das ist nichts für die gestylte Fönwelle, für Bussi-Bussi und Prosecco, das ist kernig, bullig, bodenständig, selbstbewusst, ein ordentlicher Bizeps am nackten Oberarm kann nichts schaden. Ein Feeling für den ganzen Mann oder die ganze Frau. Kraft und Autorität braucht man, um die über 400 PS und die 2 Tonnen im Griff zu haben, wenn man durch kleine Bamberger Gassen tuckert, ein Zucken im Fuß, und schon schießt der Camaro davon. Dazu eine dunkle Sonnenbrille, um den vielen aufgeschreckten, neugierigen oder neidischen Passanten nicht zu tief in die Augen schauen zu müssen. Und damit genug der Klischees, die sich bei der Fahrt in einem Camaro aber wirklich mit jedem Kilometer bewahrheiten und von denen es noch einige zu erzählen gäbe.

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nsonsten, mal ganz sachlich betrachtet, muss man sich dagegen von einigen Vorurteilen verabschieden: die Verarbeitung nämlich braucht sich absolut nicht zu verstecken, auch wenns statt dem Plastikinterieur ein bisschen mehr edler Purismus sein könnte, Fahrgefühl und Fahrkomfort sind prima, hart genug für einen Sportwagen, gleichzeitig so angenehm, dass man ohne Kreuzschmerzen gemütlich cruisen kann. Gut, dass die Amerikaner da ein bisschen nachgearbeitet haben. Und auch die Ausstattung kann sich sehen lassen: Einparkhilfe mit Kamera, Isofix-Halterung für die Kinder, ABS, ESP, Bordcomputer, elektrisch verstellbare Außenspiegel, Berganfahrassistent, Tempomat, Gurtkraftbegrenzer, ein vernünftiges CD-Radio für die Hits aus den 60er Jahren, Doppelrohrauspuffanlage aus poliertem Edelstahl (sehr wichtig). Das alles für nur etwa 45.000 €. Bei anderen Marken wäre man bei der Leistung und Ausstattung im sechsstelligen Bereich. Die Automatik versucht koste zwei Tausender mehr, empfiehlt sich aber nicht. Sonst sind keine Varianten des Cabrios auf dem Markt. Keine anderen Motorisierung, keine andere Ausstattung, kein anderer Preis. Sonderausstattung gibt’s zwar auch, die Liste ist aber erfreulich kurz, es geht also nur um „Kauf mich oder lass mich ganz einfach in Ruhe“ – kompromisslos eben.

Technische Daten und Ausstattung

Chevrolet Camaro Verbrauch

10,2 l (außerorts) · 20,9 l (innerorts) · 14,1 l (kombiniert) Benzin

Hubraum

6200 cm3

Leistung

432 PS

Höchstgeschwindigkeit 250 km/h Preis

ab 39.900 € (Coupé), ab 44.990 € (Cabrio)

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as einzige Ärgernis ist nur, dass man nach dem Öffnen des Verdecks eine Abdeckung darüberstülpen muss. Das geht heute eigentlich schon wesentlich komfortabler – aber sei es drum.

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Fit in den Golf-Frühling

Bälle suchen und raus Auch wenn es vielen noch zu kalt ist. Jetzt ist Es Zeit. Fit werden für den Golf-Frühling. Von Peter Einheuser

Ein kleiner Teil der Golf-Enthusiasten hat über den Winter nie aufgehört zu spielen und selbst bei kältesten Temparaturen die Schläger herausgeholt. Doch die Mehrheit hat spätestens Ende Oktober zusammengepackt und sich auf fünf Monate „ohne Ball“ eingestellt. Sich nach dem extrem langen und kalten Winter darauf zu freuen, bei milden Temperaturen und an der frischen Luft endlich wieder zu golfen, ist mehr als verständlich. Wir alle sind begierig darauf die Clubs aus dem Keller zu holen und zu entstauben, damit es endlich wieder raus geht auf die erste Runde. Aber eine Frage kann nicht ausbleiben: Wie mache ich mich fit? Wie schüttle ich den Rost von meinem Golfschwung ab und wie komme ich schnell wieder in die Punkteränge des Vorjahres?

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it der körperlichen Fitness fängt es an. Denn bevor man die Schläger wieder in die Hand nimmt, sollte man seine allgemeine Fitness überprüfen und, wie in jeder anderen Sportart auch, allmählich steigern. Es ist selbstverständlich ein Unterschied, ob man mit Anfang dreißig gleich vom Skitraining und dem täglichen Fünf-Kilometer-Lauf die Golfausrüstung auf die Ladefläche des SUV schiebt oder ob man nach mehreren Monaten Enkelbetreuung vor dem Kamin mit ausführlichem Erklären Grimmscher Märchen mühsam die Golftasche in den Kofferraum hievt.

Kuckucksei. Gerade nach einer langen Winterpause sind ungewollte Kunstschüsse nicht selten.

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Generell gilt es gerade beim Golf für eine gewisse Grundkondition zu sorgen und eine ausreichende körperliche Beweglichkeit sicher zu stellen. Ob man sich die Ausdauer bei morgendlichem Joggen oder zu Hause am Ergometer holt, ist dabei lediglich eine Frage von Neigung und Möglichkeiten. Golf ist ein Ausdauersport, bei dem man auf einer vollständigen Runde vier bis sechs Stunden unterwegs ist. Noch wichtiger als eine gute Kondition ist die Beweglichkeit; denn Golf beansprucht den ganzen Körper und es schadet nicht, ein wenig über den Zusammenhang zwischen Körpermechanik und Golfschwung zu verstehen. Eine erfolgreich ausgeführter Golfschwung erfordert Flexibilität, Gleich-

gewicht, Kraft und Ausdauer. Unzureichend oder falsch trainiert, sind Golfer-Ellbogen, -Schulter, Meniskusschäden und schwere Rückenverspannungen sogar bei jungen Golfern nach langer Spielpause gute Möglichkeiten, sich in den ersten Wochen der Saison ausschließlich an Loch Neunzehn aufzuhalten. Daher sind regelmäßige Dehn- und Schwungübungen im Garten oder auf dem Balkon in unseren Breitengraden ab Anfang März genau richtig, wenn man im April zum ersten Mal auf die Driving-Range will. Sehr hilfreich ist, wenn man in der Zeit sein Lieblingsholz in der Nähe hat und immer wieder für Griffübungen in die Hand nimmt.

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icht jeder Golfer kommt perfekt in eine neue Saison, aber um Verletzungen zu verhindern, sind Trockenübungen wichtig. Überbelastungen entstehen durch zu häufigen Bodenkontakt bei den Abschlägen und ungenaues

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Fit in den Golf-Frühling

Sonntagsvergnügen: Mit Freunden am Grün.

Balltreffen. Und beides hat auch mit Unbeweglichkeit nach einem langen Winter zu tun. Nach der ersten Runde Golf im neuen Jahr sollte man sich auf einen Drink mit Freunden freuen können und nicht bereits an Loch 4 darüber nachdenken, wo man die Telefonnummer des Physiotherapeuten gespeichert hat.

oder Metall und Ihren vertrauten Putter. Sobald es das Wetter und Ihre körperliche Kondition zulässt, besuchen Sie das Übungsgelände und bringen Sie sich mit Ball und Schlägern in Schwung. Völlig unabhängig von Ihrer Erfahrung und Spielstärke ist es ratsam die ersten Schläge im Beisein Ihres Pros oder eines erfahrenen Mitspielers auszuführen.

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ich mental darauf einzustellen, dass es länger als zwei Wochen dauert, auf die alte Punktzahl der letzten Saison zu kommen, ist mehr als hilfreich. Gute Golfer wissen, wie man Ehrgeiz und Geduld kombiniert. Sie bereiten ihre erste Runde bereits Monate vor dem ersten Abschlag vor und schließen ein mentales Training mit ein. Profigolfer machen es genauso. Lassen Sie sich am Ende der Golfsaison Übungen für den Winter geben oder wenigstens rechtzeitig vor dem Frühling einen individuellen Vorbereitungsplan, der auf Ihre Stärken und Schwächen abgestimmt ist und alle Aspekte des Spiels enthält. Die Umsetzung führt dann automatisch neben der Verbesserung der körperlichen Fitness zu einem mentalen Training. Einzelne Übungen bekommen einen ganz anderen Wert, wenn Sie sich dabei vorstellen, sich auf einer Runde an einer ganz bestimmten Stelle ihres Golfplatzes zu befinden. Erst wenn Sie sich mit diesen Trainingseinheiten zu Hause im Form gebracht haben, sollten Sie sich mit Schläger UND Ball beschäftigen.

assen Sie es ruhig angehen und trainieren Sie nach dem vorher aufgestellten Plan. Vermeiden Sie vor allem „einseitige“ Übungstage und simulieren Sie statt dessen ein komplettes Spiel mit langen Abschlägen, Annäherungsschlägen, Kurz-, und Bunkerschlägen sowie Putten. Belassen Sie es nicht bei einem Besuch auf der Driving-Ran-

ge. Erst wenn sich Sicherheit und Routine in den Schlägen eingestellt haben, planen Sie Ihr erstes Frühlingsspiel. Aber halten Sie es kurz. Neun Loch reichen für den Anfang. Und das Neunzehnte ist Ihnen ohnehin unbenommen. Sollten Sie noch nicht Golf spielen, aber Lust verspüren, einmal auszuprobieren, ob Golf Ihr Sport sein könnte, besuchen Sie einen der lokalen Golfclubs und schnuppern Sie mal rein. In Bamberg und Breitengüßbach gibt es einen Achzehn- und einen Neun-Loch-Golfplatz. Innerhalb eines Umkreises von 30 Minuten sogar noch sieben weitere Golfclubs, die alle sehr gepflegt sind und über gute Standards verfügen. Der Bamberger wird regelmäßig über Golf schreiben und Ihnen die lokalen Clubs nach und nach vorstellen.

Erstes Aufsetzen nach dem langen Winter

Nichts geht über den ersten Tag auf dem Platz.

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ange bevor Sie auf dem Übungsgelände Ihres Clubs das Lang- und Kurzspiel üben, können Sie bereits im Wohnzimmer an Ihren Puttingfähigkeiten arbeiten. Natürlich können Sie sich im einschlägigen Zubehörhandel ein Puttingset für Büro und Wohnzimmer kaufen. Doch davon raten wir eher ab; denn es ist nicht so sinnvoll mit einem anderen Putter im Büro zu üben und dann mit Ihrem „echten“ auf dem Platz zu spielen. Besser Sie benutzen zu Hause ein Putting-Cup aus Plastik

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Die Uhr mit den zwei Seiten

Die Grande Reverso Ultra Thin Duoface von Jaeger-LeCoultre Die Reverso ist eine Legende aus der Schweizer Luxus-Uhrenmanufaktur Jaeger-LeCoultre. Bereits 1931 kam sie auf den Markt – die Uhr mit den zwei Zifferblättern. Jetzt, zum 180. Firmenjubiläum, wird sie mit der Grande Reverso Ultra Thin Duoface neu aufgelegt.

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s gibt Spielzeuge, die nicht so günstig sind, die einem aber jeden Tag Freude machen. Für alle, die eben lieber mal ein kleines Auto fahren und dafür etwas Großartiges am Handgelenk tragen wollen, ist die aktuelle Neuheit aus dem Hause Jaeger-LeCoultre genau das Richtige. Eine Uhr, die sich im Gehäuseträger drehen lässt. Das war 1931 bei der Einführung der Reverso schon ein Meilenstein der Uhrengeschichte. Eine internationale Uhr, eine Uhr mit zwei Zeitzonen auf der Vorder- und Rückseite. Die Entwicklung ging übrigens auf die Bedürfnisse der britischen Armee zurück. Die war da-

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Uhrenliebhaber auf der ganzen Welt über die Grande Reverso Ultra Thin Duoface. Die kommt gerade mal auf gut 9 Millimeter Dicke. Und das mit zwei Zifferblättern, eine wahrhafte Meisterleistung. Ihre Besonderheit entfaltet die neue Reverso beim Umdrehen. Dann erscheint statt des weißen ein schwarzes Zifferblatt. Zum einen mit der Zeit­ mals in Indien stationiert, da war es schick, zwei zone in einer 12-Stundenanzeige und als besonderer Zeitzonen am Handgelenk zu tragen. Ein kleiner Clou mit einer 24-Stundenanzeige und den Wörter „Night“ links und „Day“ rechts. So wird auch die Handgriff – und man war in der Heimat. 1994 dann der nächste technische Quanten- neueste Auflage der Kultuhr aus dem schweizesprung: Die Uhrmacher von Jaeger-LeCoultre ent- rischen Vallée de Joux ihrem Ruf als Uhr für den wickelten für die Reverso ein Uhrwerk, das beide Mann von Welt wieder mehr als gerecht. Nicht nur wegen der schon angesprochenen meAnzeigen auf den zwei getrennten Zifferblättern alleine ansteuern konnte. Eine Revolution. Man chanischen Meisterleistung, die sich in den wenigen Millimetern Uhrmacherkunst verbirgt, sondern vor nannte das Prinzip ganz einfach Duoface. 2011, zum 80. Geburtstag der Reverso erwies allem auch wegen ihrer Ästhetik. Die Reverso verJaeger-LeCoultre mit der Grande Reverso Ultra strömt seit jeher den Esprit des Art Deco. An ihrem Thin 1931 der legendären Uhr eine ganz besondere Design hat sich seit den 30er Jahren nicht viel veränEhre. Und jetzt, nur zwei Jahre danach, freuen sich dert, das wohl ist es auch, was Sammler so sehr an

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Jaeger-LeCoultre ihr schätzen. Typisch ist die schlichte Verzierung der Kanten, die einfache Linienführung des rechteckigen Gehäuses. Auch der Schriftzug REVERSO geht auf den aus den 30er Jahren zurück. Eine Reverso ist damit immer auch ein Klassiker der Designgeschichte. Das mechanische Uhrwerk mit Handaufzug, das Jaeger-LeCoultre Kaliber 854/1, setzt sich bei einer Höhe von nur 3,80 mm aus 180 Einzelteilen zusammen, seine Unruh schwingt mit einer Frequenz von 21.600 Halbschwingungen pro Stunde und ist hinsichtlich der Präzision und Zuverlässigkeit mit den neuesten Errungenschaften der Jaeger-LeCoultre-Forschung ausgestattet. Die Grande Reverso Ultra Thin Duoface ist zum einen in 18 Karat Rotgold-Version oder auch in Edelstahl erhältlich. Beide Versionen sind mit einem Armband aus schwarzem Alligatorleder mit einer zum Gehäuse passenden Schließe ausgestattet. Ob Schmuckstück, Geldanlage oder als besonderes Geschenk. Diese Uhr ist immer irgendwie zeitlos. Wer also etwas Großartiges am Handgelenk tragen möchte, sollte einfach ein paar Tausend Euro weniger in ein Auto, sondern lieber in eine Legende der Uhrmacherkunst investieren. Der Preis liegt nämlich bei 8.100,– € für die Version in Edelstahl und bei 15.800,– € für die in Rotgold. Foto: Jaeger LeCoultre

Manufaktur Jaeger-LeCoultre. 1833-2013. Die Erfinder des Vallée de Joux. Jaeger-LeCoultre ist seit 1833 ein wichtiger Akteur in der Geschichte der Uhrmacherei und feiert nun sein 180-jähriges Bestehen. Zu einer Zeit, in der die Schweizer Uhrmacherei noch von kleinen Heimwerkstätten geprägt ist, beschließen Antoine LeCoultre und sein Sohn Elie, die verschiedenen Fertigkeiten der Uhrmacherei unter einem Dach zu vereinen. LeCoultre & Cie wird so die erste Manufaktur im Vallée de Joux. Sie beherbergt heute die mehr als 180 verschiedenen Fertigkeiten, die für die Konzeption und vollständige Fertigung hochwertigster Uhren erforderlich sind.

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* Magazin WirtschaftsWoche 18.05.2012

ihr stadtmarketing coburg www.stadtmarketing-coburg.de Foto: Jaeger LeCoultre Ausgabe 1 / April 2013

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Inhalt

SPIEL ZEIT 2012/2013

Roland Fister

Steht Sünde dem Menschen ins Gesicht geschrieben?

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Impressum

Impre ssum

Bamberger – Das Magazin Ausgabe 1 / April 2013 Erscheinungsweise viermal jährlich Auflage 5000 Stück www.bambergermagazin.de Verlag: Das Magazin Verlagsgesellschaft UG (haftungsbeschränkt) Seidmannsdorfer Straße 84 96450 Coburg Telefon: 01523.404.3021 info@das-magazin-verlag.de

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FreeRiding, Eisklettern und Wintergolf

Der Monaco Franke Neues Aus Der Hauptstadt

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eder blamiert sich halt so gut er eben kann. Die in Berlin genauso wie die in München, Hamburg oder Stuttgart und ja, auch wir Franken. „Das kann ein bisschen länger dauern“, sagen die Kids zu ihrer Mutter, als die sie auffordert, das Legostein-Schlachtfeld im Wohnzimmer aufzuräumen. „Wir bauen einen Großflughafen.“ Ja, wer den Schaden hat … Auf Facebook und den diversen sozialen Netzwerken machen hämische Cartoons wie dieser, bitterböse Zeichnungen, spöttische Witze und Bemerkungen über das Berliner Flughafendesaster die Runde. Und wir Franken lachen mit! Dabei sind auch wir nicht von Preisexplosionen und hochnotpeinlichen Fehlplanungen verschont. Man denke nur an die Hofer Freiheitshalle, bei der die Kosten für die Generalsanierung im Laufe der Bauarbeiten von zunächst 25,9 auf inzwischen mehr als 36 Millionen Euro regelrecht durch die Hallendecke gegangen sind. Oder man schaue nach Würzburg, wo sich der Umbau des alten Getreidespeichers am Hafen zum sogenannten Kulturspeicher nur deshalb um einen mittleren sechsstelligen Betrag verteuert hat, weil die Glasfassaden so zugebaut wurden, dass sie nicht mehr gereinigt werden konnten. Auch was Terminverzögerungen und schlechtes Timing angeht, können wir Oberfranken mitreden – die Bayreuther können sogar (ha!) eine Arie davon singen. Mit dem Slogan „Bayreuth 2013 – da steckt Wagner drin“ wirbt die Stadt am Roten Main für ihr umfangreiches Kulturprogramm im Wagner-Jubiläumsjahr. Schließlich feiert man in diesem Sommer den 200. Geburtstag des Komponisten. Doch dieses Versprechen wird die Stadt kaum halten können. Sicher ist, dass in diesem Sommer zwar noch mehr Touristen in die oberfränkische Regierungshauptstadt kommen werden als sonst. Sicher ist aber auch, dass die sich richtig ärgern werden: über das zumindest in weiten Teilen geschlossene Richard-Wagner-Museum (zur Festspielzeit sollen für eine Ausstellung des Hauses der Bayerischen Geschichte über Wagners großen Gönner Ludwig II. jetzt wenigstens einige Räume zugänglich sein) und ein eingerüstetes Fest-

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spielhaus. Klar, musste man die „Villa Wahnfried“, das zum Museum umgewandelte ehemalige Wohnhaus des Meisters, schließen, wenn es nun mal renoviert werden soll. Doch ausgerechnet jetzt? Die Pläne dafür wurden seit Jahren immer wieder verschoben oder verzögerten sich unnötig aufgrund eines langwierigen Architektenwettbewerbs für einen Neubau auf der Hausrückseite und wegen eines Streits um die Kosten, der sich letztlich an der Frage aufhängte, ob das Museum auch ein Café beherbergen sollte oder wie jetzt beschlossen doch nur (man stelle sich das mal in den Pinakotheken vor) einen Getränkeautomaten. Ach Goddla naa! Klar ist das Baugerüst

©Leslie Murray 2012

am weltberühmten Festspielhaus für die Sicherheit der Besucher schlichtweg unabdingbar, wenn es ansonsten offenbar rote Backsteine auf die Fans von Parsifal, Tristan und Isolde regnen würde. Aber war nicht schon viel länger bekannt, dass die Fassade des Opern-Mekkas am Grünen Hügel bröckelt und dringend etwas getan, sprich investiert werden muss? Auch darüber streiten inzwischen die Parteien – Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe auf der einen, ihre politischen Gegner und die Wagnerianer auf der anderen Seite. Dass das gerade erst zum Weltkulturerbe erklärte Markgräfliche Opernhaus derzeit

ebenfalls restauriert wird und das ganze Jahr über geschlossen bleibt, macht den Image-Super-GAU für die Wagnerstadt noch perfekt. „Kumm i heid ned, kumm i morgen“ könnte man die Bayreuther Posse auf gut Fränkisch überschreiben. Denn obwohl das alles (das Jubiläum genauso wie der Renovierungsbedarf) genau so überraschend kam wie die Tatsache, dass Heiligabend auch dieses Jahr auf den 24. Dezember fällt, ist man geneigt von einer gewissen „Wurschtigkeit“ zu sprechen, die uns Franken ja manchmal zu eigen ist. Im Januar hat nun Finanzminister Markus Söder (gut, der Mann ist Franke und muss im Zweifelsfall zahlen, aber warum eigentlich nicht Kunstminister Wolfgang Heubisch?) Bayreuth einen Betroffenheitsbesuch abgestattet und sich für eine Komplettsanierung ausgesprochen. Söder sagte bei seiner Ortsbegehung wörtlich: „Flickschusterei fände ich für Bayreuth nicht gut. Was in München möglich ist, muss auch in Bayreuth möglich sein.“ Schön und gut, aber niemand sollte sich zu früh freuen. Wenn es wie auf Flaschen auch einen Pfand auf leere Versprechungen gäbe, Franken wäre wohl das mit Abstand reichste Land weit und breit! Zugegeben: Der Freistaat hat immerhin bisher als einziger der drei Festspiel-Gesellschafter konkrete Zahlungsbereitschaft signalisiert. Dabei ist von 16 Millionen Euro die Rede, die bis 2020 bereitgestellt werden sollen. Söders Ministerkollege Heubisch schiebt den Schwarzen Peter derweil sowohl beim Stillstand in der Frage der Festspielhaussanierung, die nach vorsichtigen Schätzungen in etwa das Dreifache der genannten 16 Millionen Euro verschlingen dürfte, wie auch beim Umbau des Richard-Wagner-Museums dem Bund zu. Berlin erhebe „gigantische Auflagen“ und tue gerade so, „als wären wir hier in einer Bananenrepublik“, so der FDP-Politiker – sich im Moment seiner Äußerung möglicherweise nicht dessen bewusst, dass seine Liberalen im Bund (noch) mit in der Regierungsverantwortung stehen. Aber zurück nach München: Die alte PR-Weisheit „bad news are good news“ im Hinterkopf, schaut man hier fast schon ein klein wenig neidisch auf die Pannenherde der Republik. In Berlin haben sie den Großflughafen, Hamburg schreibt die nicht enden wollende Geschichte der nach wie vor nur halbfertigen Elbphilharmonie. Selbst die Schwaben haben mit ihrem unterirdischen Bahnhof „Stuttgart 21“ ein Pfund, mit dem sie wuchern können und mit dem

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Inhalt

Klaustrophobie

Der Gastbeitrag von Hans G. Tanner

sie seit vielen Monaten die Schlagzeilen füllen. In der bayerischen Landeshauptstadt kann man an der Stelle gerade nicht mithalten („Zefix!“). Nicht weil es keine Großprojekte gäbe. Nur die nehmen sich gegenüber den Genannten geradezu bescheiden aus. Für den Bau der dritten Startbahn für den Flughafen Franz Josef Strauß, der sicherlich ein gewisses Pannenpotenzial gehabt hätte, haben ihnen die Wähler bei einem Bürgerentscheid jüngst einen Strich durch die Rechnung gemacht. Auch aus der Austragung der Olympischen Winterspielen 2018 ist ja nun nichts geworden – da hat das südkoreanische Pyeongchang den Münchnern die Show gestohlen. So bleiben ein relativ neues, aber leider asbestverseuchtes Justizzentrum, eine an der gleichen „Krankheit“ leidende Neue Pinakothek (geschätzte Renovierungskosten: 60 Millionen Euro) oder die von Eitelkeiten und einer gewissen Großmannssucht geleitete Diskussion um eine neue Konzerthalle. Soll noch einer sagen, die „Preißn“ - also in diesem Fall die Hamburger - würden die Münchner nicht inspirieren! Ein Projekt gibt es noch, und das hat vielleicht am ehesten das Zeug dazu, „PR-technisch“ mit Berlin oder zumindest Hamburg Schritt zu halten: der zweite S-Bahntunnel quer durch die Münchner Innenstadt. Hier streiten Stadt, Land und Bund ebenfalls seit Jahren darum, wie die zunächst veranschlagten Kosten in Höhe von rund 2,2 Milliarden Euro verteilt werden sollen. Kürzlich verkündete Ministerpräsident Horst Seehofer den „Durchbruch“, nachdem man sich an ein vergessenes Darlehen der Stadt an die Flughafen München GmbH erinnert hatte, das man sogleich zurückforderte. Doch kaum schien alles geklärt, rechnete die Bahn in einem internen Bericht vor, dass die voraussichtlichen Kosten deutlich höher sein werden als angenommen. Das Verkehrsministerium zeigte sich überrascht, woraufhin die Bahn ihre Meinung höflich revidierte. Dabei hatte sie ihre Prognose gut begründet: mit Planungsfehlern, die neue Investitionen und zusätzlichen Bauaufwand nach sich ziehen dürften. Ein Schelm, wer jetzt Böses dabei denkt, gell?! Schätzla, schau wie iech schau!

Ich wache auf. Vorsicht beim Aufstehen. Nicht den Kopf an der Dachschräge anstoßen. Schräg aus dem Bett fallen lassen. Bett an die Wand klappen. Zwei Schritte krabbeln. Aufrichten. An der Unterseite des Bettes ist meine Kleidung für diesen Arbeitstag. Hose, Hemd, Krawatte, Blazer, die Schuhe sind mit einem Gummi am Bett festgezurrt. Ich ziehe alles an. Dann drehe ich mich um 180 Grad, mache einen Schritt nach vorne. Am Waschbecken Zähne putzen, rasieren, waschen, schick machen. Waschbecken ausspülen. Hinter dem Waschbecken ist ein Brett angebracht. Ich klappe es herunter, meinen Frühstückstisch. Aus dem Unterschrank hole ich einen Kaffeebereiter für eine Tasse Kaffee. Heißes Wasser und Kaffeepulver hinein, runter drücken, fertig. Ich trinke hastig. Dann drehe ich mich um 90 Grad nach links, greife nach oben zur Aktentasche, öffne die Türe darunter. Auf dem Gang noch schnell auf die Gemeinschaftstoilette und ab zur Arbeit. Ich…. Mein Gegenüber unterbricht mich. Ich solle mal langsam machen, was denn eigentlich mein Problem wäre, es sei doch schön, dass ich einen so gutbezahlten Job habe, dass ich mir eine Wohnung… „Eine Wohnung?“ unterbreche ich ihn. Das sei keine Wohnung, das sein ein Sarg zum Leben, will ich sagen, er aber spricht ungerührt weiter… …dass ich mir eine Wohnung mitten in Bamberg leisten könne…das könne nicht jeder von sich behaupten, nachdem die Stadt mittlerweile sogar Sylt überholt habe. Eine Geldanlage in Bamberg sei doch Gold wert. Dazu das internationale Publikum in den Biergärten. Urlauber, Touristen, Ferienhausbesitzer. Gut, im Winter wären viele nicht da, würden in ihre Fincas auf Mallorca ziehen, dann sei es halt ein bisschen ruhig in Bamberg, aber das sei doch auch mal ganz schön. Ich breche das Gespräch ab. Er tut sich leicht. Er wohnt irgendwo im Itzgrund. In so einem Dreckskaff. 250 Quadratmeter Wohnfläche, acht Zimmer für einen Appel ohne Ei. Längst abbezahlt. 1000 Quadratmeter Garten, eine glückliche Frau, drei glückliche Kinder, wahrscheinlich sind auch seine Katze und sein Hund die glücklichsten auf der Welt. Ich such mir einen anderen Psychiater. Der hier wird mich nie verstehen!

An dieser Stelle laden wir Bamberger und Nicht-Bamberger, Zu- oder Abgereiste herzlich ein, ihre Meinung kundzutun. Hier in unserem Magazin. Wenn Sie etwas zu sagen haben, sprechen Sie uns an.

Für den Bamberger von Wolfram Porr

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Bamberger | Das Magazin erscheint wieder im Juni 2013. Anzeigenschluss ist am 13. Mai 2013

Kulturbetrieb Wortlose Kunst

Ohne Worte

...Und das zum Schluss Gutes Benehmen liegt im Verbergen dessen, wie viel wir von uns selbst und wie wenig wir von anderen halten.

Mark Twain Die Zukunft hat viele Namen. Für die Schwachen ist sie das Unerreichbare. Für die Furchtsamen ist sie das Unbekannte. Für die Tapferen ist sie die Chance.

Victor Hugo Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie die Intelligenz. Jeder ist der Meinung, er hätte genug davon.

René Descartes Great minds discuss ideas. Average minds discuss events. Small minds discuss people.

Eleanor Roosevelt

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In der Zeit, in der Sie eine Tasse Kaffee trinken,...

...könnten Sie auch eine Online-Überweisung ausführen. Zum Beispiel an die Deutsche KinderKrebshilfe. Das Konto finden Sie etwas weiter unten. Und sollten Sie Morgen den ersten Menschen, dem Sie auf der Straße begegnen, anlächeln, dann haben Sie gleich zwei schöne Tage hintereinander. Kreissparkasse Köln Spendenkonto 82 82 82 BLZ 370 502 99 Stichwort „KinderKrebshilfe“ Eine kleine Erinnerung von Bamberger - Das Magazin.


Der n채chste Bamberger erscheint am 17. Juni 2013


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