COBURGER 12 - Das Magazin

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Preis 4,00 Euro

Nr. Nr.12 11

Magazin für Gesellschaft. Lifestyle. Politik.

FLUGPLATZ: LUFTHOHEIT UM DIE WAHRHEIT KRANKHAFTES VERGNÜGEN: TIERQUÄLER NASS UND HART: UNTERWASSER-RUGBY STROMERN MIT STERN: MERCEDES B ELECTRIC DRIVE SCHATZSUCHE: START IN DIE NÄCHSTE RUNDE.

Sommer Herbst 2015


Jenseits von Putz und Tapete gibt es viele aufregende Alternativen.


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Die Ausbau-Experten. Innovative Oberflächeneigenschaften und die große Auswahl an Dekoren machen unsere Innentüren zu den perfekten Türen für jedes Raumkonzept: BRANDT unte stützt Sie bei der Gestaltung Ihrer Räume und bei der Eröffnung neuer Wohnwelten. Die hier gezeigten Türen von GARANT werden im Thüringer Werk mit höchster Präzision und Qualität hergestellt. Trotz modernster Produktionstechnik geben erst die handwerkliche Arbeit und das geschulte Auge erfahrener Mitarbeiter allen Türen den letzten Schliff. Garantiert umweltverträglich: Ein bewusster Umgang mit Re sourcen ist für BRANDT selbstverständlich. Alle GARANT-Produkte z.B. dürfen das Gütesiegel »schadstoffgeprüft« der Landes Gewerbe Anstalt (LGA) tragen. Damit führt BRANDT einen der ersten Türenhersteller, der eine uneingeschränkte Umweltverträglichkeit seiner Produkte nachgewiesen hat.

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INHALT

Coburger / Das Magazin AUSGABE 12. HERBST 2015 8 HÖREN. SEHEN. STAUNEN IN COBURG 11 STADTGESPRÄCH 16 18 40 68 70 79 80 81 82

MEINUNGEN SCHATZSUCHE THEATERVORSCHAU STATISTIK GALERIE IMPRESSUM MONACO FRANKE AUF EIN WORT DAS LETZTE

TIERQUÄLEREI

WOLFRAM HEGEN

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ANDREAS ZERNDL

HERBST IN OBERFRANKEN 24 Fotografien von Andreas Zerndl

Ein krankhaftes Vergnügen.

WOLFRAM HEGEN PETER EINHEUSER CONSTANTIN HIRSCH

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PETER EINHEUSER

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WOLFRAM HEGEN

DIENSTLEISTUNGSCHECK WEINKAUF 42 Beratung bei Prozenten

WOLFRAM HEGEN SEBASTIAN BUFF HENNING ROSENBUSCH

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LUFTHOHEIT UM DIE WAHRHEIT Der neue Verkehrslandeplatz.

SOCKENSCHLUSS MIT LANGWEILIG Ungwöhnliche Geschenke unterm Weihnachtsbaum

SAFTIGE BURGER AN KALTEN TAGEN Spitzenrestaurants in Coburg und Bamberg

WOLFRAM HEGEN MARTIN SETTELE

NORA GOMRINGER 52 Bachmann Presiträgerin im Interview

WOLFRAM HEGEN

NASS UND HART 56 Unterwasser-Rugby

HEIDI SCHULZ-SCHEIDT HENNING ROSENBUSCH

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WOLFRAM HEGEN

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WOLFRAM HEGEN SEBASTIAN BUFF

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HIER WOHNTE... Altes Schützenhaus

COBURGER UNTERNEHMEN Waldrich

MERCEDES UNTER SPANNUNG Autotest: Mercedes .....

TITEL-ILLUSTRATION. „Herbstlaub“ einheuser.ardis&friends

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AUSGABE 12 / HERBST 2015


24 OBERFRANKEN IM HERBST Fotografien

AUSGABE 12 / HERBST 2015

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INHALT INHALT

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DIE LÜGENSCHLACHT

Luftkampf um den Verkehrslandeplatz

GOMRINGER GOMRINGER 5252NORANORA Die Bachmann-Preisträgerin Die Bachmann-Preisträgerin

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SOCKENSCHLUSS Geschenke ganz anders

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SOCKENSCHLUSS Geschenke ganz anders AUSGABE 12 / HERBST 2015


INHALT

56 NASS UND HART Uterwasser-Rugby

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18 TIERQUÄLEREI

Ein krankhaftes Vergnügen

STROMERN MIT STERN Mercedes B-Klasse Electric Drive

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HÖREN. SEHEN. STAUNEN

HÖREN. SEHEN. STAUNEN. IN COBURG NOVEMBER || DEZEMBER || JANUAR

IM NOVEMBER

WEBER, BRAHMS & MILHAUD Philharmonisches Orchester pro bono

COBURG GANS OFFEN Schauen und Shoppen

Gute Musik hören und ganz nebenbei etwas Gutes tun. Das geht am 11.11. um 19.30 Uhr bei Leise am Markt.

IM DEZEMBER CHRISTKIND UND NIKOLAUS Coburger Weihnachtsmarkt Endlich geht los! Die schönste Zeit im Jahr beginnt am 27.11. und endet am 23.12. Mitte auf dem Marktplatz. Von früh bis spät. Der Coburger Weihnachtsmarkt öffnet seine himmlischen Pforten. Wer einen Blick aufs Christkind oder den Nikolaus erhaschen oder einfach einen Feierabend Absacker rum ums Albert-Denkmal zu sich nehmen will, der ist hier goldig richtig.

Viele liebevolle Aktionen warten am 8.11. in der Coburger Innenstadt auf Sie, wenn die Automeile und „Coburg Gans offen“ Besucher und nah und fern in die Vestestadt einlädt. Und wenn’s keine Gans sein soll, dann vielleicht das erste Weihnachtsgeschenk?

Ein Benfizkonzert zugunsten der Flüchtlingsprojekte von Terre des Hommes. Mitglieder des Philharmonischen Orchesters des Landestheaters spielen Werke von Carl Maria von Weber, Johannes Brahms und Darius Milhaud.

DRAG QUEENS

ITALIENISCHE OPER

WEIHNACHTSVARIETÉ

Travestie vom Feinsten

Ganz andere Klänge

Zimt und Zauber

Verkleidete Männer in ausladenden Abendkleidern auf goldfarbenen Stilettos und mit blond hochtoupierten Dallas-Mähnen? It’s Showtime! Beim Festival der Travestie am 8.11. um 19.30 Uhr im Kongresshaus.

Es ist die Leidenschaft fürs Hören, die am Donnerstag, den 12.11. um 20 Uhr Nils Liebscher vom Landestheater und Alexander Heinrichs in dessen Klanggalerie Heinrichs zusammenführt: In „Wort & Ton“ geht es mal ganz anders um die Italienische Oper.

Viele Fans warten schon auf diesen Termin Anfang Dezember. Am 3.12. um 20 Uhr ist es wieder soweit in der Veranstaltungshalle Babucke in Meeder: das „Weihnachtsvarieté – Zimt & Zauber“ veranstaltet von der Zauberwelt rund um Markus Geuß. Artistik, Musik, Varieté und Zauberkunst. Alles an einem einzigen Abend in einzigartiger Atmosphäre. Schon seit 12 Jahren. Fast schon ein Klassiker. Weitere Termine: 4.12., 5.12. und 6.12.

Eine Theaterrevue der Extraklasse macht Station in Oberfranken. Stand-up Comedy, Schlagermelodien und Tanzeinlagen auf höchstem Niveau. Da muss man mal genauer hinschauen.

DIE ECHSE Michael Hatzius Sie finden, Puppenspieler sind langweilig? Dann kennen Sie Michael Hatzius nicht. Der ist wieder auf Echse mit einer neuen Soloshow „Echstasy“. Am 20.11. um 20 Uhr präsentiert der mehrfach Preisgekrönte sein tierisches Ensemble rund um die allwissende mürrisch-charmante Echse.

VERB-BRECHER Einen Verbalsurfer auf der Schalkwelle nennt man ihn. Rechtzeitig zum 30-jährigen Bühnenjubiläum stellt Deutschlands bekanntester Verb-Brecher und Silbenfischer seine neuesten Kreationen aus dem Flunkerbunker vor. „Loostickergates.net“ mit Willy Astor am 25.11. um 20 Uhr im Kongresshaus.

Die Echse kommt.

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Foto: Henning Rosenbusch

Pressefoto: Christine Fiedler

Willy Astor

Coburger Weihnachtsmarkt. AUSGABE 12 / HERBST 2015


HÖREN. SEHEN. STAUNEN

Bildquelle: Tango TransitPressebilder

Zeit für ein paar Lacher im heimischen Dialekt. Der „Jahresrückblick“ vom TBC am 27.12. um 19 Uhr im Kongresshaus gibt die eine oder andere fränkisch-muffelige Sichtweise der Dinge zum Besten und wärmt das Herz in der kalten Jahreszeit auf alt bewährte Weise.

IM JANUAR LACHMUSKELTRAINING Coburger Comedy Gala

Tango Transit

WEIHNACHTS-TANGO Engelsrausch Engelsrausch- played by Tango Transit. Dieses Trio interpretiert Weihnachtslieder auf sehr eigenständige, originelle, jazzig-groovige Art. Originell kommt auch der Musikliterat Konrad Beikirchner daher, der Ihnen zusammen mit seinen Freunden am Akkordeon, Kontrabass und Schlagzeug ein ganz neues Musikerlebnis schenken kann. Am 5.12. um 20 Uhr bei Leise am Markt

KLASSIK, POP UND ROCK 12 Tenöre Die größten Hits aller Zeiten versprechen „The 12 Tenors“ mit ihrer Greatest Hits Tour. Klassische Arien, Pop-Hymnen und Rock Klassiker. Für jeden Geschmack sollte da etwas dabei sein. Aus ganz unterschiedlichen Nationen kommen die Sangeskünstler, waren letztes Jahr überall auf der Welt zu hören und begeistern dabei mit spektakulärer Lichtshow und eindrucksvollen Choreografien. Am 17.12. um 20 Uhr im Kongresshaus.

FRÄNKISCH-MUFFELIG Jahresrückblick

Ein Feuerwerk der witzigen Abendunterhaltung erwartet Sie bei der 4. Coburger Comedy Gala am 5. Januar im Kongresshaus. Abwechslungsreich, spontan und anstrengend – aber nur für die Lachmuskeln. Ausgewählte Comedians aus Funk und Fernsehen reisen also für einen guten Zweck nach Coburg

FRANTZ AM FLÜGEL Music for Friends Die traditionelle Neujahrstournee unter dem Titel „Musik for Friends“ mit Justus Frantz und der Philharmonie der Nationen tourt durch Deutschland und macht nur 15 Mal Halt. Und wir sind mit dabei! Am 19. Januar um 20 Uhr im Kongresshaus Coburg. Neben einem Überraschungsprogramm wird auch Justus Frantz himself sich ans Klavier setzen und ein Solo darbieten. Ein Teil des Erlöses geht als Spende an die Welthungerhilfe.

KING OF POP Moonwalker Wer kennt ihn nicht? DEN Popstar des 20. Jahrhunderts mit seinem spektakulären Moonwalk. Eine Verneigung vor dem King of Pop am 27. Januar um 20 Uhr im Kongresshaus: „Moonwalker – a tribute to Michael Jackson“. Eine 4-köpfige Band, Vocals, Artisten und Tänzer präsentieren die Musik und den Spirit von Michael Jackson in einer 2-stündigen Live-Show. Beat it!

Totales Bamberger Cabarett AUSGABE 12 / HERBST 2015

Bildquelle: Markus Geuß

Foto: Reinhard Haberberger

Die Weihnachtsgans liegt schwer im Magen. Der Gesprächsstoff am Familientisch geht langsam aus?

Markus Geuß und Oskar COBURGER | DAS MAGAZIN

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INHALT

Angefangen hat alles in einem Keller in Sonnefeld: Die beiden Geschäftsführer Uwe Meyer und Frank Feihe im Jahr 2001

18 Jahre - süc//dacor wird „volljährig“ Aus dem Sonnefelder Keller zum Unternehmen für Coburg und die Region In einem Keller in Sonnefeld im Landkreis Coburg fing 1997 alles an. Das Unternehmen dacor wurde aus der Taufe gehoben, damals als dacor//services ohg. Das Ziel der beiden Gründer Frank Feihe und Uwe Meyer war ambitioniert: die Region fit zu machen für die Telekommunikation des kommenden Jahrtausends. Die ersten Kunden werden an das WorldWideWeb angebunden, das Internet wird schneller und schneller, man geht eine Partnerschaft mit der SÜC ein, seit 2003 heißt man süc//dacor GmbH, zieht um nach Coburg. Jetzt, 2015, ist die süc//dacor GmbH volljährig. 20 Mitarbeiter arbeiten für das kleine mittelständische Unternehmen. Der Traum der Gründer ist wahr geworden: Sie haben die Region fit gemacht für die Telekommunikation des 3. Jahrtausends – die süc//dacor GmbH ist der Dienstleister für schnelles Internet über VDSL und Glasfaser in der Region Coburg und darüber hinaus bis nach Thüringen und Unterfranken, Partner für viele Kommunen, Dienstleister für Hard- und Softwarelösungen, Spezialist für Voice-Over-IP, verfügt gemeinsam mit der SÜC über ein Rechenzentrum und mit iTVCoburg über einen eigenen Fernsehsender.

Die süc//dacor GmbH ist Teil des Konzern Stadt Coburg. Das Unternehmen hat seinen Firmensitz am Schillerplatz 1 in Coburg und beschäftigt gut 20 Mitarbeiter. Die Geschäftsbereiche sind Providing, Hosting, Hard- und Software, VoiceOver-IP und der lokale TV-Sender iTVCoburg.

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STADTGESPRÄCH

STADTGESPRÄCH... WAS SOLL DAS?

tin Ruggaber. Der war wegen sexuellen Kontakten zu einem minderjährigen Prostituierten verurteilt worden und hatte einen Strafbefehlt akzeptiert, sein Stadtratsmandat allerdings behalten. Hähnlein sprach daraufhin in einer Mail gegenüber einem Dritten von der Vergewaltigung Minderjähriger und forderte den Rücktritt Ruggabers. Der verklagte ihn daraufhin auf Unterlassung und trat von seinem Stadtratsposten zurück. Das aber genau war ja das Ziel von Rene Hähnlein. Vor dem Oberlandesgericht Bamberg wurde jetzt als Abschluss der Affäre noch ein Vergleich geschlossen. Keiner äußert sich demnach mehr zu den Vorfällen.

Cartoon: einheuser

Cartoon: einheuser.ardis&friends

Cartoon: einheuser

Landrat Michael Busch machte einen guten Job beim Regionentalk der Sparkasse gemeinsam mit iTVCoburg, dem Tageblatt und Radio EINS zum Thema „Coburg hilft – und wer hilft uns?“ zur Flüchtlingskrise. Umso stinkiger war er danach, dass er als einziger vom Mitveranstalter Radio EINS nach der Sendung nicht interviewt worden ist, wofür sich der Coburger Sender dann aber auch brav entschuldigt hat. Währenddessen hatte sein Mitdiskutant Jürgen W. Heike von der CSU nach der Sendung ganz andere Probleme: er vermisste seine Aktentasche. Mittlerweile aber ist sie wieder aufgetaucht.

Liebt Harfouch Seßlach?

Norbert Kastner wird Anwalt

Busch gut in Form aber einfach missachtet....

WAS KOSTET MEINUNGSFREIHEIT? Wenn eine private Email nicht privat bleibt, kann das zu einem Rechtsstreit führen: Das zeigte der Fall zwischen Stadtrat Rene Hähnlein (Die Linke bzw. SBC-Stadtratsfraktion) und Ex-Stadtrat Mar-

von der Mohrenstraße kommend und dorthin fahrend, tagein, tagaus, jahrein, jahraus - eine große Belastung für den neuen teuren Bodenbelag. Und so war es dann auch: nach ein paar Jahren musste das neue Pflaster am Theaterplatz bereits ausgebessert werden, in der Georgengasse hat man es sogar ganz entfernt. Es wurde wieder geteert. Das ist jetzt zwar nicht so schön, was man ja eigentlich wollte, hält aber. Die Kosten: sechsstellig, man hat es ja … ach ja: Die Seidmannsdorfer Straße hat man, frisch erneuert, und auch gleich wieder gesperrt, um den Straßenbelag zu sanieren.

Falsch gedacht....

WAS KOSTET DIE WELT? Erst vor wenigen Jahren sind Theaterplatz und Georgengasse mit einem teuren Bodenbelag neu gepflastert worden. Man wusste natürlich, dass täglich Stadtbusse über das neue Edelpflaster fahren, viele Linien vom Morgengrauen bis in die Nacht,

WAS KOSTET EIN VERBRECHEN? Der 41jährige Holger W. ist wegen der Verbreitung kinderpornografischer Filme vor dem Amtsgericht Coburg zu 1000 Euro Geldstrafe, 15 Monate auf BeFortsetzung auf Seite 12

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STADTGESPRÄCH

Illustration: einheuser.ardis&friends

Fortsetzung von Seite 11

Busse und Fahrer zu schwer?

währung und Behandlung bei einem spezialisierten Therapeuten verurteilt worden. 4 Fälle konnten ihm nachgewiesen werden. Obwohl es um weitaus mehr Filme ging. Und es waren nicht irgendwelche harmlosen Filmchen, es waren Pornos mit Kindern unter 12 Jahren. Da nimmt sich die Strafe geradezu harmlos aus, aber mit Kinderpornografie hat das Land nicht erst seit der Affäre Edathy wohl keine so großen Probleme.

Illustration: einheuser.ardis&friends

WAS BIN ICH? Der junge Stern Max Forkel, in frühen Jahren schon JU-Kreisvorsitzender und Coburger Stadtrat, scheint ein erstes Mal zu verglühen: Ursache ist der Streit mit einem Busfahrer der SÜC im Jahr 2014. Forkel habe sich daraufhin in einem Schreiben bei der SÜC über den Busfahrer beschwert, heißt es. Problem dabei: Forkel ist im Aufsichtsrat der SÜC und hat das Schreiben auch so unterzeichnet, also eine private Angelegenheit mit seinem politisch/ wirtschaftlichen Amt verquickt. Auch Kreisvorsitzende Dr. Birgit Weber, 2. Bürgermeisterin der Vestestadt, fand das gar nicht lustig und forderte ihn zum Rücktritt auf. Auch sonst hat Forkel innerparteilich mächtig Gegenwind: Jürgen W. Heike sei von Forkel abgerückt, heißt es, und zudem macht ihm die karriereorientierte Christina Biegner ganz schön Dampf.

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...und wieder losgelassen....

WO GIBT’S PIZZA? Nach 16 Jahren ist Schluss für den Stammitaliener vieler Coburger: Das Maccaroni macht zu. Der Chef allerdings macht in Scheuerfeld weiter mit einigen seiner Mitarbeiter, im Sportheim vom TC Rot-Weiss Coburg. Ins dann ehemalige Maccaroni soll ein anderes Restaurant kommen, wohl von der Frau vom Chef von der ARAL-Tankstelle am Südkreisel. Und der ehemalige Chefkoch von Miles & more arbeitet jetzt im Cafe Sorgenfrei in der Webergasse. Außerdem gibt es jetzt in Coburg endlich auch eine Sushi-Bar.

Sushi in der Stadt

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STADTGESPRÄCH

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ADVERTORIAL

INHALT

DAS CAFE SORGENFREI HAT JETZT AUCH ABENDS GEÖFFNET Gut möglich, dass man Benjamin Reimers im Herbst im Wald bei Mitwitz beim Pilzesammeln über den Weg läuft, oder im Frühling am Staffelberg beim Bärlauchernten, oder auf einem der vielen Märkte in der Region. Der gebürtige Hamburger legt Wert auf frische gesunde natürliche Produkte. Und weil er diesen Anspruch an Qualität und Frische mit originellen Rezepturen verbindet und der Gast seine Kreationen dann auch noch in einem wunderschönen historischen Ambiente genießen kann, ist sein Café Sorgenfrei mittlerweile mehr als nur ein Geheimtipp in der Vestestadt. Und das jetzt auch abends.

Café Sorgenfrei, Di bis Sa 9 bis 22 Uhr, 9 bis 17 Uhr Tageskarte, 17-21 Uhr Abendkarte. Durchgehend warme Küche. Feiern für bis zu 80 Leute möglich. www.cafe-sorgenfrei.de. Telefon 09561 3514993.

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INHALT

Vor drei Jahren kam der gebürtige Hamburger nach Coburg. Seitdem ist in der Webergasse nichts mehr wie es war. Das Sorgenfrei ist heute Café und Restaurant, hat seit kurzem auch abends offen, und vor allem steht es heute mehr denn je für Qualität. Kompromisse nämlich sind nicht die Sache des gelernten Restaurantfachmanns und leidenschaftlichen Kochs. „Ich koche für meine Gäste so, als ob sie bei mir zu Hause wären“. Kochen ist für „Benny“, wie ihn seine Stammkunden nennen, kein Beruf, sondern eine Berufung. Einfach, natürlich und ehrlich kochen: mit Salz, Pfeffer, ein paar frischen Kräutern und Gewürzen. So gut wie alles ist selbstgemacht, die Burger, die Suppen, die Soßen, das Brot, die Nudeln oder zum Beispiel auch sein Pana Cotta aus selbstgemachtem Heusirup. Das Heu dazu holt er aus dem Lesachtal in Österreich. Es stammt aus über

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2000 Metern Höhe, wird mit der Hand geerntet, und hat einen großen Anteil an Wildkräutern und Wildblumen. „Das Aroma haut einen um“ sagt er voller Begeisterung. So ist alles, was es im Café - oder vielleicht besser Café und Restaurant - Sorgenfrei gibt, ein echtes Geschmackserlebnis (und ganz nebenbei geeignet für alle, die sich mit Unverträglichkeiten herumärgern). Lachs mit Bärlauchrisotto, Spaghetti mit Knoblauchgarnelen und Rucolapesto, argentinisches Rumpsteak, gratiniertes Lammsteak und vieles mehr. Die Karte hält je nach Jahreszeit neue Überraschungen parat. Jetzt im Herbst z.B. frische Teigtaschen mit Pilzen oder auch in Zukunft mal Wild oder auch mal eine Entenbrust. Und wenn es frischer Fisch sein soll, der Hamburger hat gute Kontakte ans Meer ….

Benjamin zur Seite stehen dafür drei Köche, einer von Ihnen hat sich in Coburg in einem anderen Restaurant auch schon einen Namen gemacht hat: Stefan Vogel. Auch ihm gefällt das kreative Konzept mit frischen hochwertigen Produkten, die Kombination mit einer kleinen feinen Wein- und Cocktailkarte, die auch die eine oder andere Überraschung bereithält, und der Charme der Räumlichkeiten aus dem Jahr 1727, die Reimers in den letzten drei Jahren mit viel Engagement noch schöner gemacht hat. Übrigens: Sehr sehr guten Kaffee gibt im Café Sorgenfrei natürlich auch. Immerhin war Reimers jahrelang der Hauptbarrista für ganz Deutschland und Österreich bei Lavazza, einer der bekanntesten Kaffeemarken der Welt.

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MEINUNGEN „MEINUNGEN“ Mitten im Sommer erschien der letzte COBURGER. In der größten Hitze … wobei es ja eigentlich höchste Hitze heißen müsste, weil eine Temperatur ja nicht groß werden kann, aber sei es drum. Unser Freibadtest auf jeden Fall war der Jahreszeit angepasst Bildquelle: COBURGER Das Magazin

und stieß auf reichliche Reaktionen. Genau wie das, was bei hohen Temperaturen anstrengend, aber auch besonders aufregend ist, die Lust nämlich, um die es unter anderem in unserer Geschichte über Hedonismus ging. Diese besonders schöne Form des Genusses blieb nicht unkommentiert, ebenso wie andere Themen. Wir haben das Geschriebene und Gesagte kurz zusammengefasst und nehmen uns wie immer das Recht heraus, es mit Anmerkungen zu versehen. HEDONISMUS VERSTÖRT Das antike Aufmacherbild unseres Leitartikels über Hedonismus mit einem sichtbar erregten männlichen Körperteil fanden jetzt nicht alle unserer Leser so angebracht. Ob wir uns denn auf Boulevardniveau begeben würden, um auf uns aufmerksam machen zu müssen, fragte einer unserer Abonnenten am Telefon, wobei er lieber nicht genannt werden möchte. „Muss das

Coburger zu prüde für römische Bildhauerei?

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Coburger baden nicht in Neustadt.

sein, ich schätze Euch eigentlich als nieveauvolles intelligent gemachtes Stadtmagazin und hebe mir gerne jede Ausgabe auf.“ Nein, Sex ist doch menschlich, allzu menschlich, befanden wir, man kann ihn genießen, wie auch eine Flasche Wein, einen Herbstwald oder ein Leberkäsebrötchen. Aber hätten wir das nicht abbilden dürfen? Was meint Ihr?

BÄDER ERFRISCHEN Der COBURGER sprang zum Test in die kühlen Fluten der Freibäder in Coburg, Neustadt, Ebern und Sonnefeld. Es sollte eine Orientierungshilfe sein für Sommerfrische in den Ferien. Preis/Leistungsverhältnis, Angebot, Ambiente haben wir ausprobiert, bewertet und danach festgestellt, dass ein Freibad nicht einfach ein Freibad ist, sondern eine Sache des Lokalpatriotismus. Coburger gehen ins

Beliebte Künstlerin: Bati Reinsbach AUSGABE 12 / HERBST 2015


MEINUNGEN

SCHATZSUCHE GEHT WEITER

Aquaria, Neustadter ins Märchenbad, Sonnefelder bleiben unter sich, nur Ebern wurde als Alternative für Stadt- und LandkreisCoburger von allen Seiten akzeptiert. Tja. Aber jetzt ist ohnehin erst einmal Winter.

BATI GEFÄLLT Die Coburger Zeichnerin, Malerin und Illustratorin Bati Reinsbach hat uns im neuen COBURGER einen Blick in ihr Portfolio erlaubt. Kleine Kunstwerke ganz groß. Wir sind froh, dass wir sie haben, und unsere Leser scheinbar auch. Auf den Punkt brachte es mit einfachen Worten Inge Schanz: „Sehr gelungen.“

PARKOUR BEGEISTERT Was ist „Parkour“? Wer kennt die Jungs und Mädels, die in der Stadt keine Hindernisse kennen, Mauern

Hubert von Goisern in Coburg.

Darauf haben viele gewartet. Die Schatzsuche des COBURGER geht demnächst weiter. Behaltet dieses Magazin und auch den Shopping & Event Guide „COBURGER Herbst“. Einige der Fragen werden sich auf Inhalte beziehen, die in diesen Magazinen zu finden sind. Ende November werden wir - wie immer auf Facebook - die nächste Runde starten. Wer alle Antworten zusammen hat, kann dann im nächsten Magazin, der Winterausgabe im Dezember in großen Schritten zum nächsten Schatz finden. Diesmal werden wir wertvolle Gegenstände im Wert von über 2500 Euro in Coburg verstecken. Ob es eine Reise ist, ein E-Bike oder ein Einkaufsgutschein eines Coburger Geschäfts verraten wir jetzt noch nicht. Aber Sie werden es bald erfahren.

Aber eines können wir Ihnen jetzt schon mitteilen. Konzentrieren Sie sich auf die Artikel „Zuschauen“, „Nora Gomringer“, „Nass und Hart“ sowie auf die Werbeanzeigen in diesem Magazin. Wenn Sie dazu den Veranstaltungskalender aus dem Shopping & event Guide nicht verlieren und den großen Stadtplan behalten, sind Sie schon mal ganz gut gerüstet.

Nur einzelne Geschäftsflüge am Tag. Kein Passagierver-

hoch laufen, mit Saltos von Ihnen abspringen, als ob es keine Schwerkraft gäbe? Die gibt es auch in Coburg, nicht nur an ihrem Geburtsort, der Megastadt Paris. Wir haben sie gefunden und fotografiert, als sie an den Arkaden am Schlossplatz trainiert haben. Bilder und die Story der Menschen, die Wände hoch laufen. Alles im letzten COBURGER. First Class Sun Coburg schrieb dazu: „Respekt an diese Jungs und Mädels. Schaut hammermäßig aus.“ Und Ryan Gonzales, der „Vater“ der Coburger Mauerläufer, bedankte sich artig bei seinem Stammverein, der Coburger Turnerschaft. Dort ist die Abteilung Parkour vielleicht das Coolste, was das Coburger Vereinsleben zu bieten hat.

Ohne Schwerkraft. Parkour in Coburg.

sem Jahr unter anderem die Scorpions und Hubert von Goisern auf den Schlossplatz führte. Jeweils zwei Karten gab es zu gewinnen. Darüber freute sich Christian Walter, der sich mit einem einfachen „Brenna tuats guat“ um die Tickets bemüht hatte. Katrin Rack wiederum durfte zu den – pardon - alten Männern aus Hannover, die so richtig – pardon - geil abrockten. Das hätten auch andere Bewerber gerne gemacht wie zum Beispiel „Caro Lin“: „Das ist die Chance, um doch noch mit Daddy abzurocken.“ Leider dieses Mal nicht. Aber gerne wieder mitspielen. Wir verlosen bald wieder Tickets.

Wie immer gilt, wer liest, weiß, wo es lang geht. Schauen Sie mal in die diversen Bestsellerlisten, um sich etwas zu orientieren. Ach ja, hin und wieder mal nachschauen, wann wir unsere Facebook-Postings wieder aufnehmen.

Schon jetzt wünschen wir viel Spaß. Vieleicht sehen wir uns ja auch auf dem Weihnachtsmarkt.

TICKETS ERFREUEN Der COBURGER hat wieder mal Tickets verlost wie er das gerne macht. Beste Gelegenheit dazu bot der HUK-Coburg-open-air-Sommer, der in die-

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Mitreden, Meinung sagen, Anregungen, Wünsche: Ganz einfach unter info@das-magazin-verlag.de oder auf unserer Facebook-Seite.

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Foto: W. Chawarung

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REPORTAGE

VON WOLFRAM HEGEN

EIN KRANKHAFTES VERGNÜGEN RASIERKLINGEN IN DER BOCKWURST: HUNDEKÖDER IN RÖDENTAL GEFUNDEN. ANSCHLAG AUF HUNDE: WURST MIT GIFT VERSETZT. MIT NÄGEL GESPICKTE WÜRSTCHEN: TÖDLICHER HUNDEHASS. SOLCHE UND ÄHNLICHE SCHLAGZEILEN WAREN IN DEN LETZTEN WOCHEN UND MONATEN OFT ZU LESEN. BEDAUERLICHERWEISE GEHÖRT TIERQUÄLEREI MITTLERWEILE ZUM ALLTAG UND HAT VIELE GESICHTER.

D

ie Fälle sind so vielfältig, dass man sie kaum aufzählen kann: So wird im Juni in Lichtenfels ein Bauer zu zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt, weil er ein Jungrind hatte elendiglich verhungern lassen. Tatbestand: Tötung eines Wirbeltieres. Was bei einem menschlichen Todesfall zu einer langjährigen Gefängnisstrafe geführt hätte, gilt bei einem Tier bei Beschuldigten manchmal noch als so etwas wie ein Kavaliersdelikt. Wie sonst lässt es sich erklären, dass der Bauer es nicht einmal für nötig hielt, vor Gericht zu erscheinen, wäre er nicht von der Polizei vorgeführt worden. Erstaunlich zudem, dass die Staatsanwaltschaft gerade mal eine Geldstrafe beantragt hatte. Nur der Richterin war es zu verdanken, dass dieser Fall von Tierquälerei wenigstens mit einer einigermaßen harten Strafe geahndet wurde. Oder der letztjährige Fall eines Brandenburger Zulieferbetriebes einer Tochterfirma des Wiesenhof-Konzerns, die viel Geld mit Enten verdient: Mitarbeiter spießten die Tiere auf und warfen sie in einen Container. Nach einem Bericht distanzierte sich der Wiesenhof von dem Mastbetrieb und sprach von schweren Tierrechtsverstößen. Man habe Strafanzeige gestellt. Im hohen Norden gab es erst kürzlich eine Serie von Angriffen auf Pferde. Die Tiere wurden gequält und verletzt, sind teilweise sogar sexuell misshandelt worden. Ein paar

Hunde an Ketten sind verboten. Im Coburger Land dennoch zu sehen. AUSGABE 12 / HERBST 2015

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TIERQUÄLER

LAUT GESETZ GEHTS HINTER GITTER

Jahre vorher, zwischen 1993 und 2003, hatte ein Serientäter zahllosen Pferden die Bäuche aufgeschlitzt. Er wurde nie gefasst. Erst im September berichtet die Bildzeitung von gleich drei brutalen Quälereien gegenüber Tieren: In Bad Dürkheim hing ein Hund blutüberströmt und kopfüber mit aufgeschlitztem Bein am Zaun eines Zwingers. Er hatte aus der Enge des Zwingers ausbrechen wollen und war dabei im Drahtgeflecht hängengeblieben. Auch andere Hunde in dem Zwinger wiesen schwere Verletzungen auf, nachdem sie ihre Köpfe durch den Zaun gesteckt hatten. In Osthessen wiederum waren fast 30 Katzen aus einem Messi-Haushalt befreit worden und wurden an andere Halter vermittelt. Für mindestens eine von ihnen begann der Horror damit aber erst: Sie wurde gequält, ihr wurden die Knochen gebrochen, am Ende wurde sie in einem Eimer ertränkt. Und in Michelstadt misshandelte ein Unbekannter ein Pony so lange, bis es verendete.

Foto:USA Today

TIERQUÄLEREI BOOMT

Foto: MaxRes

Klebeband als Maulkorb

Tierquälerei hat – ein böses Wort - Konjunktur in Deutschland: Alleine zwischen 2009 bis 2013 habe sich die Zahl der Verstöße fast verdoppelt, so die Hannoversche Allgemeine Zeitung. Es sind Fälle von Tierquälerei im privaten Bereich, in der Tierzucht, der Tiermast, im Zirkus, in Zoos. Und wer denkt, es handele sich um Einzelfälle, wer denkt, Tierquälerei sei überall, aber nicht vor der eigenen Haustüre, täuscht sich. Dabei geht es um Delphine mit dem fast so hohen IQ eines Menschen, die im Nürnberger Zoo in einem nach wie vor viel zu kleinen Becken ihre Runden ziehen müssen, dabei geht es um Tierversuche für Sojasauce, dabei geht es um den Stierkampf, den man sich im Urlaub mit einem wohligen Schauern schon einmal angeschaut hat, dabei geht es aber auch um die Fälle dessen, was man klassischerweise als Tierquälerei bezeichnen würden: Rasierklingen oder Nägel in Wurststückchen in der freien Wildbahn im Raum Coburg in den letzten Wochen, die in der letzten Zeit für Aufsehen und Angst vor allem unter Hundebesitzern, aber auch bei Eltern sorgten, deren Kinder auf und an Spielplätzen auch mal nach allem greifen, was so herumliegt. Dabei geht es um Ponys, die auf Veranstaltungen wie dem Coburger Vogelschießen stunden-, tage-, wochenlang bei Hitze und Lärm zur allgemeinen Belustigung im Kreis laufen müssen, bis sich die Stadt Coburg so wie andere Städte zu einem Verbot dieses Angebots entschlossen hat.

BIS ZU DREI JAHREN HAFT

Halsband aus Draht

Tierquälerei aber ist eine Straftat. So wird laut Gesetz mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft, wer ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund tötet oder einem Wirbeltier entweder aus Rohheit erhebliche Schmerzen oder Leiden oder länger anhaltende oder sich wiederholende erhebliche Schmerzen oder Leiden zufügt. Dennoch sind die Fälle selten, in denen Tierquäler wirklich hinter Schloss und Riegel müssen, außer es handelt sich um drastische Fälle so wie im Fall des Ebersdorfer Spinnenmanns vom Frühjahr 2015. Er sitzt 1 Jahr und zehn Monate, weil er gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin, die zu einer Geldstrafe verurteilt worden ist, über 150 Reptilien, darunter Giftschlangen, sowie über 100 Säugetiere von Mäusen bis hin zu Affen, außerdem Vögel und hunderte Spinnen und Insekten, nicht artgerecht gehalten und ihnen damit erhebliches Leid zugeführt zu haben. Dabei lässt das Tierschutzgesetz nicht viel Spielraum: Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat, so besagt §2, muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen, darf die Möglichkeit des Tieres zu artgemäßer Bewegung nicht so einschränken, dass ihm Schmerzen oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden, und muss über die für eine angemessene Ernährung, Pflege und Unterbringung des Tieres erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen.

DIE KÖDER SOLLEN HUNDE QUÄLEN. UND KLEINE KINDER GLEICH MIT. (RECHTS) 20

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Foto: Peter Einheuser

TIERQUÄLER

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Foto: Bull‘s-Eye Arts

TIERQUÄLER

Arbeitsplatz seit 45 Jahren: Michael Möller am Steuer Ziege in einem „Headlock“ während einer Versteigerung

FREUDE AM QUÄLEN Was aber muss in einem Menschen vorgehen, der nicht nur diese gesetzlichen Vorschriften zur Haltung eigener Tiere missachtet, sondern sogar aktiv andere, fremde Tiere quält, sie tötet, massakriert, vergiftet. Bei Mast- oder Zuchtbetrieben mag es der Preisdruck sein, der jegliches Rechts- und Moralverständnis zerstört. In der Messi-Umgebung mögen es asoziale Lebensverhältnisse sein, die einen artgerechten Umgang mit Tieren unmöglich machen. Auf jeden Fall gibt es auch die unbeabsichtigten Misshandlungen von Tieren, oft auch wegen mangelnder Kenntnisse oder der Bereitschaft, sich mit dem Wesen und der Psyche von Tieren so zu beschäftigen, wie es bei Menschen eine Selbstver-

ständlichkeit wäre. Auch die Einschätzung, Tiere könnten nicht leiden oder Schmerz empfinden, ist häufig vorzufinden. Alles das ist zwar nicht entschuld-, aber doch erklärbar und kann mit allen Mitteln der Strafverfolgung ja auch erkannt und von der Justiz geahndet werden. Oft nicht mit den Maßstäben, die man anlegen würde, wenn es um Menschen ginge, aber das ist wohl auch ein Stück Weltanschauung. Tiere haben in unserer Gesellschaft nun mal nicht den Wert wie ein Mensch. Aber darüber hinaus: Was aber ist mit denen, die Tiere quälen im eigentlichen Sinne des Wortes? Was bringt einen Menschen dazu, Freude am Leiden eines lebendigen Geschöpfs zu empfinden?

Bildquelle: PETA

NUR PRIMATEN SIND IN DER LAGE, ANDERE GESCHÖPFE ZUM EIGENEN VERGNÜGEN ZU QUÄLEN. Mit Luftgewehr ins Auge geschossen.

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Foto: Suzanne Tucker

TIERQUÄLER

Durch Steinwurf erblindet

TIERQUÄLEREI IST KRANKHAFT Psychologen unterscheiden zwei Typen: die normale und die krankhafte Tierquälerei. Kleine Kinder zum Beispiel, die wenig Aufmerksamkeit bekommen, viel auf sich gestellt sind und über wenig emotionale Intelligenz verfügen, haben dann auch kein Gespür dafür, wenn ein Tier leidet, haben keine Empathie. Größere Kinder wischen dann auch unter einem Gruppendruck durchaus eventuelle moralische Bedenken beiseite und misshandeln Tiere, wenn keiner eingreift. Das alles aber gilt immer noch nicht als krankhafte Tierquälerei. Die ist dagegen oft „Ausdruck seelischen Ungleichgewichts, beispielweise durch körperlichen oder sexuellen Missbrauch oder häusliche Gewalt.“

Unter Psychologen wird diese krankhafte Tierquälerei als Symptom der Störung des Sozialverhaltens beschrieben. Das Tier sei wehrlos, sei ein geeigneter Prügelknabe, so Psychologen. Gerade wenn man selbst gequält worden sei, baue man Aggressionen oft auch an Tieren ab. Spätere Gewalttäter seien in ihrer Kindheit und Jugend häufig bereits als Tierquäler aufgefallen. Und es bestehe auch ein Zusammenhang zwischen der Gewalt gegen Tiere und der zwischen Menschen. Wenn die Hemmschwelle dann erst einmal überschritten ist, kann es nach dem Tier später auch einen Menschen erwischen.

barsgrundstück nicht der falschen Erziehung durch den Hundehalter, sondern dem Tier an sich ankreiden und sich an ihm für schlaflose Nächte rächen wollen, anstatt mit dem Nachbarn ein Gespräch zu suchen. Menschen, die sich zurecht über Hundehaufen am Wegrand aufregen, aber ihren Frust ebenso nicht direkt dem Hundehalter mitteilen, sondern in sich hineinfressen und dann auf krankhafte Art abbauen. Und auch Menschen, die genervt sind wegen der Liebe, die andere ihren Haustieren entgegenbringen, während sie alleine vor sich hin vegetieren.

TIERHASSER SIND ÜBERALL

ABER DAFÜR KÖNNEN DOCH DIE TIERE NICHTS.

Von Sadisten gequälter Hase

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Hund mit Konservendosen-Halsband

Foto: USA-Weekly

Bildquelle: PETA

Foto: Rebecca Poling

Und dann gibt es noch die Tierhasser. Menschen, die das permanente Hundebellen aus dem Nach-

Erwischt: Sarah Palins Enkel zeigt Respekt.

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HERBST IN OBERFRANKEN FOTOS VON ANDREAS ZERNDL

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INHALT

WOLFRAM HEGEN PETER EINHEUSER CONSTANTIN HIRSCH

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LEITTHEMA INHALT

LUFTHOHEIT UM DIE ULTIMATIVE WA H R H EIT Wohl kaum ein Thema hat Coburg Stadt und Land in den letzten Jahren so gespalten wie die Diskussionen um den neuen Flugplatz in Meeder-Neida. Für sachliche Diskussionen ist fast kein Platz mehr. Um Fakten geht es schon lange nicht mehr. Es ist eine Schlacht der Lügen geworden. Da tut sich leicht, wer Ängste bedient. Ein Leitartikel

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FLUGPLATZ

KEROSIN IN DEN VORGÄRTEN. DAS SIND DIE BOTSCHAFTEN.

W

ir schreiben das Jahr 2025: Vom neuen Flugplatz Meeder-Neida aus startet gerade ein Ferienflieger Richtung Mallorca. Eine andere Maschine dreht unterdessen eine Runde über dem Callenberger Forst und lässt sicherheitshalber noch einmal ein paar Liter Kerosin ab. Die stinkende Flüssigkeit landet im Garten von Werner P. in Coburg-Beiersdorf. Ärgerlich, weil dadurch seine Brombeeren Schaden nehmen,

Die Großkopferten freilich kümmert das wenig, ärgert sich P. Die sitzen ja in ihren Luxusvillen auf der Brandensteinsebene, die sie sich damals unter den Nagel gerissen haben. Ein überspitztes Szenario, zugegebenermaßen. Aber wenn man Argumente der Flugplatzgegner aus dem letzten halben Jahr zusammenfasst und verdichtet, könnte die Zukunft in und um Coburg

alle Versuche, Fakten zu sprechen zu lassen, sind gescheitert. Wenn die Gräben erst einmal tief genug sind, sieht man den Gegner auf der anderen Seite ja auch überhaupt nicht mehr, um mit ihm ins Gespräch zu kommen. Und die Argumente der Flugplatzbefürworter sind halt einfach auch nicht so plakativ, nicht so emotional wie die Ängste, die von den Gegnern bedient werden. Bei den Befürwortern geht es um „Infrastruktur“, um den

die er sonst auf dem Markt in Coburg verkauft. Er braucht das Geld dringend, damit er sich ein Hörgerät für seine kaputten Ohren zusammensparen kann, und weil die Stadt Gebühren und Steuern erhöht hat, wo es eben ging. Die Terminals, die Gastronomie, Parkplätze und Zufahrtsstraßen zum neuen Flugplatz waren einfach viel zu teuer.

so aussehen. Fluglärm, Enteignung, Landverschwendung, überbordende Kosten, Kerosin in den Vorgärten, das sind Botschaften, mit denen man leicht Angst machen kann. Populismus pur, gegen den sich irgendwie schwer argumentieren lässt. Denn wer will sich schon gegen Bürger und ihre ja auch berechtigten Interessen stellen. Doch

„Standort“. Das klingt alles ziemlich öde. Und wenn Unternehmen dann Investitionen einfrieren und über ihre Zukunft in der Region nachdenken, dann wird das als Angstmacherei abgetan, die man selbst weidlich betrieben hat. Und wenn dann die Fakten doch einmal eine klare Sprache sprechen, heißt es nur: „Stimmt ja alles nicht.“ Was da so alles

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LUFTHOHEIT UM DIE WAHRHEIT

DIESE FLUGZEUGE KÖNNEN HIER STARTEN UND LANDEN. MEEDER-WIESENFELD

HOF-PLAUEN

Der geplante Verkehrslandeplatz in Meeder-Wiesenfeld hat eine Landebahn von 1420 Metern Länge. Das schränkt den möglichen Flugbetrieb deutlich ein. Geschäftsflugzeuge der mittleren Größe ist (siehe unsere Tabelle unten) können hier starten. Die Größe reicht für die hier bereits vorhanden Beachcraft Turboprop-Maschinen und auch für die kleinen Cessna Citation Geschäftsjets. Natürlich können hier auch Geschäftshubschrauber landen, wie zum Beispiel der EuroCopter. Für Große Geschäfts-

Der Platz war mal als Flughafen für den Passagier- und Geschäftsverkehr ausgebaut worden. Allerdings können nur sehr kleine Passagierflieger im Regionalverkehr in Hof starten. Selbst die kleine Embraer 135 mit ihren 35 Passagiersitzen ist knapp zu groß. Die Global 5000 allerdings, könnte in Hof einen Zwischenstopp einlegen. Für den Geschäftsverkehr ist Hof sicherlich geeignet. Viel mehr geht allerdings nicht.

Einmotoriges Propellerflugzeug. Beispiel Bonanza. 4 - 6 Sitze. Charterverkehr z.B. nach Frankfurt. Geschwindigkeit 326 Km/h Reichweite 1.700 km. Zweimotoriges Turbopropflugzeug. Beachcraft 90. 7 Sitze. Werksverkehr. Reichweite 2.300 km. Geschwindigkeit 504 Km/h. Minimum Startbahn 605 Meter Zweimotoriges Turbopropflugzeug. Beachcraft 250. 10 Sitze. Werksverkehr. Reichweite 3200 km. Geschwindigkeit 570 Km/h. Minimum Startbahn 643 Meter Zweistrahliger Geschäftsjet. Cessna Citation M2. 7 Sitze. Werksverkehr. Reichweite 3.200 km. Geschwindigkeit 748 Km/h. Minimum Startbahn 978 Meter

Die kann hier nicht starten:

Zweistrahliger Geschäftsjet Global 5000. 13 Sitze. Werksverkehr. Reichweite 9630 km. Geschwindigkeit 902 Km/h. Minimum Startbahn 1690 Meter Zweimotoriger Geschäftshubschrauber Eurocopter EC 135. 6 Sitze. Zubringerverkehr. Reichweite 630 km. Geschwindigkeit 252 Km/h.

flugzeuge mit Langstreckenfähigkeit wie die Global 5000 ist nicht nur die Startbahn zu kurz. Auch auf ihr Gewicht ist der neue Verkehrslandeplatz nicht ausgelegt.

DER BRANDENSTEINEBENE

Alles in allem hat die Region gegenüber den dichter besiedelten Gebieten in Deutschland durchaus einen Nachteil, wenn es um den schnellen Werksverkehr geht. Den Urlauber trifft das nicht so hart. Wer Zeit hat und entspannt ist, kann sich - mit Sicherheitspuffer - in 90 Minuten nach Nürnberg und in drei Stunden nach München aufmachen. Nach Frankfurt dauert es dann eine halbe Stunden länger.

Die Brandensteinsebene hat ein Landebahnproblem. Sie ist einfach zu kurz und kann den vorgeschriebenen Sicherheitsbestimmungen nicht genügen. Inzwischen haben das auch einige Befürworter für die Beibehaltung des aktuellen Landeplatzes erkannt. Lediglich die einmotorige Bonanza könnte dort künftig gefahrlos auch bei schlechtem Wetter landen. Das ist jedoch zu wenig

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FLUGPLATZ

mitschwingt: Wir lassen uns doch nicht erpressen! Wir sind das Volk! Den Medien kann man nicht mehr glauben. Stecken doch mit Wirtschaft und Politik unter einer Decke. Lügenpresse.

NOCH DISKUSSIONEN?

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s ist wie so oft in den letzten Jahren in und um Coburg und darüber hinaus: Ein paar sind dafür, ein paar sind dagegen, der Mitte ist es eigentlich egal, man hat eigene Probleme, oder es geht einem einfach zu gut. Also wird emotionalisiert, auf Fakten kommt es dabei nicht immer oder immer seltener an. Die sind bei einem Flugplatz auch extrem komplex, doch ein paar einfache Wahrheiten gilt es festzuhalten:

DIE MÄR VOM FLUGHAFEN

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er neue Verkehrslandeplatz für Coburg wurde anfänglich gerne mit anderen Flugplätzen verglichen, Hof zum Beispiel. Auch überregionale Medien griffen diesen Vergleich gerne auf, weil er so schön plakativ ist. Das schreckte natürlich schon einmal ab, Hof war vor allem durch große Defizite in den Schlagzeilen. Urlaubsflieger starteten und landeten dort. In der Tat handelt es sich zwar auch in Hof offiziell um einen Verkehrslandeplatz, auch von den Maßen her, ansonsten aber hinkt der Vergleich: Der dortige Flughafen Hof-Plauen verfügt über eine ganz andere Infrastruktur, als sie Coburg haben soll und haben wird: Terminals, Läden, Gastronomie, Parkplätze. Wie der Allgäu Airport in Memmingen, der von bayernweiten Medien als Vergleichsflugplatz herangezogen wurde, oder als extremster Vergleich der Flughafen Stuttgart, der von den Flugplatzgegnern selbst ins Spiel gebracht wurde. Dort seien 150 000 jährliche Starts und Landungen möglich. Das ginge auch in Coburg, hieß es. Das ist zwar richtig, weil aus Sicherheitsgründen ein Taxiway da ist, eine Art Boxengasse, um die Start- und Landebahn freizuhalten. Aber glaubt das irgendjemand ernsthaft?

DIE MÄR VON DEN KOSTEN

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er neue Hauptstadtflughafen ist allgegenwärtig. Ein Milliardengrab und ein bequemes Hintergrundrauschen für Flugplatzgegner, wenn es um die Kosten für den Flugplatz Meeder-Neida geht. Wie oft nämlich hat man in Berlin angekündigt, in Aussicht gestellt, Kosten angegeben, Eröffnungstermine genannt, und am Ende war immer alles Schall und Rauch. Da fällt es den Planern hierzulande schwer, für sich Glaubwürdigkeit in Anspruch zu nehmen, auch wenn der Flugplatz Coburg ja relativ leicht zu kalkulieren sein müsste: Eine Start- und Landebahn mit 1,4 Kilometer Länge, der Taxiway, zwei kleine Verbindungsstücke zwischen beiden, ein Platz für Hangars und Parkplätze, ein Tower, ein Zaun, eine Fliegerklause. 30 Millionen Euro soll das kosten, das erscheint einem Laien schon als relativ teuer. Doch die Gegner reden von 72 Millionen. 42 Millionen Euro Mehrkosten also. Wo sollen die herkommen? Zudem hat die Projektgesellschaft die Kosten auf 30 Millionen Euro gedeckelt. Und in ihr sind Unternehmen, die für große Teile der Kosten aufkommen, diese aber nicht steuerlich gelten machen können. Die haben wohl größtes Interesse daran, die Kosten im Rahmen zu halten. Zweimotoriges Geschäftsflugzeug auf der Rollbahn

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LUFTHOHEIT UM DIE WAHRHEIT

Foto: Pieter Beens

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FLUGPLATZ

DIE MÄR VON DER BRANDENSTEINSEBENE

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ie Behauptungen zum bestehenden Flugplatz auf der Brandensteinsebene sind vielfältig: „Er hat früher auch gereicht.“ Ja, die Brandensteinsebene hat einen Bestandsschutz als Flugplatz. Die Regeln für Flugplätze aber haben sich geändert, deswegen geht vieles aktuell nur mit Sondergenehmigung oder gar nicht mehr. „Jetzt geht’s ja auch“. Falsch, vieles geht nicht mehr. Zum Beispiel ist kein Charterbetrieb mehr möglich. Das wäre gewerblich. Dazu muss man höhere Sicherheitsanforderungen erfüllen als auf der Brandensteinsebene möglich. Gerade viele kleinere Unternehmen ohne eigenes Flugzeug haben früher aber die damals noch möglichen Charterangebote genutzt. „Dann muss man 2019 halt einfach die Ausnahmegenehmigung verlängern lassen.“ Geht nicht, weil die Ausnahmegenehmigung nur erstellt wurde unter der Voraussetzung, dass ein neuer Flugplatz geplant wird. „Oder wir bauen die Brandensteinsebene aus.“ Theoretisch ist das möglich, aber es ist eine Lüge, das als die beste, logischste und wirtschaftlichste Lösung zu bezeichnen. Und ein gewerbliches Lufttaxi wie früher von Ten-Air angeboten wäre auch dann nicht möglich.

DIE MÄR VOM ENDE DES FLUGPLATZES

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Foto: Aleksandar Milosevic

as von den Flugplatzgegnern veröffentlichte Statement des Luftamtes Nordbayern aus Ansbach mit dem angeblichen Ende für den Flugplatz Meeder-Neida war keine Bewertung des Luftamtes, sondern nur eine Zusammenfassung der Einwände. Die zitierte Bemerkung „Eine weitere Abwägung findet nicht statt“ gilt nur, wenn der Flugplatz nicht genehmigungsfähig wäre. Und das hat das Schreiben nicht behauptet. Nur sozusagen mögliche Hindernisse auf dem Weg zu einer Genehmigung genannt. Dass so ein Schreiben als Begründung für das Ende des Flugplatzes missbraucht wird, könnte ihm den Namen „Ansbacher Depesche“ einbringen.

Zweimotoriges Geschäftsflugzeug geparkt

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ANDERE MÄRCHEN

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ass Kerosin abgelassen werden muss, ist Quatsch. Flugzeuge im Werksverkehr haben überhaupt keine Möglichkeit, etwas abzulassen. Den entsprechenden Knopf gibt es nur in großen Jets und nur für den Notfall, um dann Risiken abzumildern.

Dass die Unternehmen doch den Flugplatz Bamberg oder den Flughafen Nürnberg nutzen könnten, geht auch an der Thematik vorbei. In der Domstadt verfügt man nur über einen Landeplatz ohne Instrumentenflug, ein Ausbau dort scheitert an Autobahn und Berliner Ring. Und am Flughafen Nürnberg müsste sich ein Geschäftsflugzeug mal abgesehen von der An- und Abreisezeit und den Kosten ganz hinten anstellen. Und dass der Boden am vorgesehenen Flugplatz Meeder-Neida ein guter landwirtschaftlicher Boden ist, das ist zwar unbestritten. Den schutzwürdigen Rotmilan aber als Argument gegen den Flugplatz anzuführen, ist nur die halbe Wahrheit. Der freut sich sicherlich auch nicht darüber, dass dort hochgewachsene Monokultur wächst. Jagen kann er dort jedenfalls nicht. Klar ist: man kann natürlich gegen einen Flugplatz sein. Man kann dagegen sein, weil man keine Flugzeuge vor dem eigenen Vorgarten haben will. Weil man Globalisierungsgegner ist. Weil man Landwirt ist. Aber man sollte einräumen, dass es sich vor allem um persönliche Gründe handelt. Die sind legitim, haben aber mit dem Gemeinwohl nicht zwingend etwas zu tun:

Unter dem Strich nämlich kommt ein in die Jahre gekommener Flugplatz weg, eine neuer moderner wird gebaut. Eine wichtige Entscheidung für die Zukunft: Die Unternehmen in der Region, und nicht nur die drei in der Projektgesellschaft vertretenen Brose, Kapp und Schumacher, benötigen wieder eine moderne Anbindung, um sich weiter zu entwickeln, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Wieder, weil die Brandensteinsebene früher das alles ermöglichte, was jetzt aus genehmigungstechnischen Gründen nicht mehr erlaubt ist. Es ist legitim, das für sich, für sein Unternehmen zu fordern. Und warum sollten die Unternehmer dazu auch noch eigenes bares Geld in die Hand nehmen, wenn es für sie und damit für uns alle in der Region nicht sinnvoll wäre? Sie könnten sich auch an anderen Standorten weiter entwickeln, an denen man sie willkommen heißt. Coburg ist nun mal nicht der Nabel der Welt.

JETZT GIBT ES AUCH EINE ANSBACHER DEPESCHE AUSGABE 12 / HERBST 2015


ADVERTORIAL ADVERTORIAL

SERVICE RUND UM DEN OLDIE Autohaus Ernst ist Classic Competence Center

Sie haben mindestens 20 Jahre auf dem Buckel, so viele PS, dass man sich auch heute noch daran erfreuen kann, Karosserien und Annehmlichkeiten, die auch heute alltagstauglich sind, verbreiten aber gleichzeitig den Charme der guten alten Zeit: Classic Cars. Die alten Golfs, Käfers, Passats und ihre Brüder erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Und man wird an ihnen auch lange Zeit seine Freude haben, wenn man sie gut pflegt und im Winter bestenfalls einmottet. Das Autohaus Ernst als einer von 30 bundesweiten Spezialisten für Young- und Oldtimer aus dem Hause VW, Audi und Porsche hat aus diesem Grund einen Serviceplan Classic entwickelt. Der Grund lag auf der Hand: Das Autohaus Ernst ist nicht nur Spezialist für Reparaturen an den jungen Alten und hat Zugriff auf die originalgetreuen Ersatzteile im Rahmen des Programm „VW Classic Parts“, sondern weiß auf Grund der jahrzehntelan-

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gen Erfahrung auch, auf was es ankommt, damit es dem Oldie bis ins hohe Alter gut geht. Dieses Know-How ist eingeflossen in den Serviceplan Classic: Darin findet sich unter anderem ein Oldie-Check: Der prüft den Klassiker auf Herz und Nieren, also Motor, Innenleben und Karosserie. Daneben sorgt der eigentliche Serviceplan für regelmäßige Untersuchungen, die kleine „Zipperlein“ sofort beheben und größeren Aufwand bestmöglichst vermeiden. Zudem gibt es Tipps, was man jetzt vor dem Winter besonders beachten sollte beim Einmotten des Fahrzeugs: Z.B. ein möglichst trockenes Winterlager suchen, Fenster ein wenig öffnen, Reifendruck erhöhen oder einen Öllappen in den Auspuff und über den Vergaser stecken. Ausführliche Informationen gibt es bei Autohaus Willy Ernst in der Neustadter Straße 14 in Coburg oder unter Telefon 09561/ 863080. www.ernst-auto-classic.de

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WEIHNACHTSGECHENKE

SHADOWPLAY

THE JACKS

ONELID

FASZINIEREND – WÜRDE SPOCK SAGEN

VERRÜCKT – KANN MAN SAGEN

PRAKTISCH – WARUM KAM NOCH KEINER DRAUF?

Eine Sonnenuhr ist faszinierend. Archaisch, naturverbunden und vor allem – immer pünktlich. Funktioniert das auch mit einem Finger? Zumindest sieht es bei der SHADOWPLAY so aus, auch wenn das Prinzip ein ganz anderes ist. Eigentlich nämlich zeigt diese Uhr gar nichts an.

Den Asiaten sagt man ja durchaus einen speziellen Humor an, der bisweilen ziemlich deftig ausfällt, zumindest für europäische Verhältnisse. Dieses Urteil bestätigen auf jeden Fall die koreanischen Kerzenhalter THE JACKS . Die sind irgendwie so gar nicht

Jedes Töpfchen hat sein Deckelchen – bis es weg ist, kaputt, verbogen, zerbrochen, zerkratzt. Was macht das arme Töpfchen jetzt so alleine? Es freut sich auf seinen neuen Partner ONELID – ein Topfdeckel, der auf so gut wie jedes Unterteil bis zu einem Durchmesser von

Erst wenn man einen Finger in die Mitte der Uhr führt, wird aus dem Schatten ein Uhrzeiger - oder besser zwei: einer für die Stunden, einer für die Minuten. 3 Wiener haben die Uhr erfunden. In Österreich gehen die Uhren anders.

romantisch, sondern eher ein bisschen skurril: Schädel mit Hirn, Reh mit Geweih, Hase mit Löffeln oder lieber Hirn mit Hasen und Schädel mit Ohren: Seid kreativ, ist die Botschaft, und ein bisschen verrückt natürlich auch.

22 Zentimeter passt. Darüber hinaus soll Onelid Überkochen verhindert und das Abgießen von Wasser ganz einfach machen. Dafür sorgen Löcher im Deckel. Ein MultifunktionsTopfdeckel. Das ist wirklich praktisch. >>> Fortsetzung Seite 74

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ZUSCHAUEN.HÖREN

ZUSCHAUEN. DEMNÄCHST IM LANDESTHEATER ALLER GUTEN DINGE SIND DREI?

SECRET AFFAIRS Dreiteiliger Ballettabend mit Choreografien von Tara Yipp, Po-Sheng Yeh und Mark McClain mit Musik von Wolfgang Amadeus Mozart, Frangis Ali-Sade und John Lennon/Paul McCartney

A DARUM GEHT ES Ein Orchester, das tanzt. Eine Trance, die nicht aufhört. Ein Käfig, der inspiriert.

B WO UND WANN SPIELT ES

Gestern und hier. Heute und dort. Morgen und überall. Musik und Tanz bleiben zeitlos und frei: Wolfgang Amadeus Mozarts Klavierkonzert Nr. 20 (KV 466) trifft auf Musik von Frangis Ali-Sade und Interpretationen der Beatles-Hits von John Lennon und Paul McCartney, arrangiert von Leo Brouwer und Per Arne Glorvigen.

C WAS ERWARTET MICH

Während im Musiktheater oder im Schauspiel ein vorgegebener Handlungsrahmen die Grundlage für das Bühnengeschehen absteckt, genießt das Ballett umfassende Freiheiten in der Darstellung und Entwicklung der jeweils eigenen Geschichten. Musik und Bewegung ergänzen sich, Bilder und Assoziationen entstehen, Gefühle und Gedanken werden ausgelöst – stets subjektiv und durch die eigene Interpretation bedingt. So bringen in dem Ballettabend SECRET AFFAIRS drei Choreographen ihre ganz eigenen Handschriften auf die Bühne: Ballettmeisterin Tara Yipp, die mit ihren Choreographien in WOYZECK, FOUR LADIES’ NIGHT und GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN das Coburger Publikum begeistert hat, eröffnet den Abend mit einer neuen Choreographie unter dem Titel CONCERTO. Dabei greift sie den Standardsatz der Ballettausbildung auf, dass der Körper eines Tänzers sein Instrument sei, und stellt die Tänzer zunächst als eine Art Orchester auf die Bühne. Die zweite Choreographie entwickelt das langjährige Ballettensemblemitglied Po-Sheng Yeh, der bereits mit Choreographien in der Reihe FIRST STEPS und TANZZEIT seinen unverwechselbaren Stil beeindruckend zum Ausdruck gebracht hat. Unter dem Titel TRANCE interpretiert er den Bewusstseinszustand in jener geheimnisvollen Zwischenwelt. Für die dritte Choreographie ist Ballettdirektor Mark McClain verantwortlich,

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der mit so unterschiedlichen Arbeiten wie PEER GYNT, MARIA DE BUENOS AIRES oder DER NUSSKNACKER immer wieder seine Fans verzauberte. Er beschäftigt sich unter dem Titel CAGED mit den Auswirkungen des Gefangenseins – im eigentlichen, wie auch im übertragenen Sinne.

D WER IST DABEI

Wie bei einem großen Ballettabend nicht anders zu erwarten, steht die gesamte Ballettcompagnie auf der Bühne. So tanzen in CONCERTO und CAGED Chih-Lin Chan, Eun Kyung Chung, Natalie Holzinger, Lauren Limmer, Eriko Stock, Mariusz Czochrowski, Federico Frigo, Po-Sheng Yeh und Takashi Yamamoto. In TRANCE „verfallen“ ChihLin Chan und Eun Kyung Chung, sowie Mariusz Czochrowski, Federico Frigo, Po-Sheng Yeh und Takashi Yamamoto. Für die Ausstattung ist Susanne Wilczek verantwortlich.

E WANN

Vor der Premiere am 28. November im Großen Haus gibt es auf der Soiree am 18.11. um 19.00 die Möglichkeit, erste Eindrücke zu gewinnen. Weitere Vorstellungen folgen im Dezember (3.12., 11.12., 16.12., 18.12. und 27.12.), im Januar (7.1. und 27.1.), sowie am 16.2. und 13.3.2016.

EINE FREUNDSCHAFT FÜRS LEBEN - UND FÜR IMMER.

NOVECENTO – DIE LEGENDE VOM OZEANPIANISTEN Monolog von Alessandro Baricco

A Danny Boodman T. D. Lemon Novecento ist an Bord des Ozeandampfers Virginian geboren. Er ist dort aufgewachsen. Und er hat dort gelernt Klavier zu spielen. Er spielt auf eine Weise wie niemand vor oder nach ihm. Aber er ist noch nie von Bord gegangen. Alle Versuche ihn dazu zu bringen, die Welt einmal mit eigenen Augen zu sehen, schlagen fehl. Bis Novecento plötzlich mitten auf dem Ozean beschließt, im nächsten Hafen - nach zweiunddreißig Lebensjahren auf dem Meer - das Schiff zu verlassen. Eine halbe Ewigkeit steht er auf den Stufen des Stegs, der vom Dampfer führt. Er steht und schaut...

B Das Meer. Das endlose Meer. Mit all seinen Stimmungen. Mal stürmische See, mal mörderisches Unwetter, mal ruhiges Wasser. An Deck und unter Deck. Zwischen Liverpool und New York, Rio

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ZUSCHAUEN.HÖREN

de Janeiro, Cork und den Antillen. Im Ballsaal der ersten Klasse und bei den armen Schluckern von Auswanderern. Vom ersten Jahr des neuen Jahrhunderts bis zum Ende des zweiten Weltkriegs. Und ein paar Jahre danach. C Tim Tooney erzählt die Geschichte seines Lebens. Mit siebzehn an Bord der Virginian gekommen, um dort in der unnachahmlichen Atlantic Jazz Band Trompete zu spielen, lernt er den geheimnisvollen, aber bereits legendären Pianisten Novecento kennen. Zwischen den beiden entsteht eine einzigartige Freundschaft, an der Tim das Publikum in Rückblenden teilhaben lässt. Was als Erzählung beginnt, nimmt bald eine ganz eigene Dynamik an, die Tim und die Zuschauer immer tiefer in den Strudel der Abenteuer und Erlebnisse an Bord der Virginian zieht. Die Regieassistentin Mascha Pitz gibt mit NOVECENTO – DIE LEGENDE VOM OZEANPIANISTEN ihr Regiedebüt am Landestheater Coburg und kann dafür auf eine Erzählung zurückgreifen, die als Bestseller bereits Millionen inspiriert hat. Mit ihrem Ausstatter Thomas Unthan legt sie den Blick auf die Studiobühne der Reithalle frei und lässt dort Räume entstehen, die Platz für Fantasien schaffen. D Als Tim Tooney liegt es in den Händen (und in der Stimme) von Frederik Leberle, die Legende von Novecento zum Leben zu erwecken. In knapp achtzig spannenden und kurzweiligen Minuten erzählt, spielt, lebt und atmet der Schauspieler die berührende Geschichte um die beiden Freunde und die turbulenten Ereignisse an Bord der Virginian – von Novecentos Kindheit über seine erste Begegnung mit einem Klavier bis hin zu dem unvergesslichen Duell mit dem selbsternannten Erfinder des Jazz. Nachdem Frederik Leberle zuletzt mit den Produktionen TSCHICK und DAS INTERVIEW selbst beeindruckende Regiearbeiten gezeigt hat, steht er nun wieder als Schauspieler auf der Bühne der Reithalle, wo er unter anderem als Mephisto in URFAUST, Danny in WAISEN oder Fernando in STELLA zu sehen war. E Nach der Premiere in der Reithalle am 7. November folgt in den nächsten Wochen eine Vielzahl von Vorstellungen, um die vorweihnachtliche Zeit mit dieser abwechslungsreichen Geschichte zu verkürzen. Auf dem Spielplan stehen bisher Termine am 8., 10., 20., 21. und 22. November, sowie am 2., 11., 12., 13., 15., 25., 26. und 27. Dezember. In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!

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AUF INS NÄCHSTE ABENTEUER!

DER RÄUBER HOTZENPLOTZ

Familientheater nach Otfried Preußler

A Die Geschichte ist bekannt: Die Kaffeemühle ist weg. Geklaut. Und dafür kann doch wohl nur einer verantwortlich sein. Natürlich: DER RÄUBER HOTZENPLOTZ. Ein Räuber kann halt das Räubern nicht lassen. Der Wachtmeister Dimpfelmoser scheint nicht ohne Hilfe weiterzukommen und so müssen - natürlich – der Kasperl und der Seppel die Geschicke in die eigenen Hände nehmen, um für Gerechtigkeit zu sorgen. Ob dabei auch nebenbei für jede Menge Spass gesorgt werden darf? Natürlich! B Geschrieben hat Otfried Preußler sein Kinderbuch 1962, doch auch diese Geschichte kann man getrost als zeitlos bezeichnen. Die abenteuerliche Suche nach Großmutters Kaffeemühle führt Kasperl und Seppel aus der Stadt erst in den Wald, dann zum Unterschlupf des Räubers Hotzenplotz und von dort auch noch ins Schloss des Zauberers Zwackelmann – bevor die Reise im Spritzenhaus des Wachtmeisters Dimpfelmoser endet. C PIPPI LANGSTRUMPF, MICHEL AUS LÖNNEBERGA, DER LEBKUCHENMANN, HEIDI und DIE KLEINE HEXE. Gerade wenn man denkt, was soll denn da jetzt noch kommen, präsentiert das Landestheater ein weiteres Highlight zur Weihnachtszeit für die ganze Familie. Und das legt man in die Hände des Schauspielers Thorsten Köhler, der sich in den vergangen Spielzeiten bereits als Regisseur der Produktionen LANCE MAN und DANN MACH ICH MIR ’NEN SCHLITZ INS KLEID, sowie als Kostümbildner der Komödie DER NACKTE WAHNSINN auszeichnete. Somit darf man nicht nur ein aufregendes Erlebnis für die jüngsten Theatergänger, sondern mit Sicherheit auch eine ordentliche Prise bester Unterhaltung für alle Mütter, Väter, Tanten, Onkels, Omas und Opas erwarten. Das Bühnenbild von Marcel Bontempi sorgt mit zauberhaften Illustrationen für den passenden Hintergrund, die Kostüme von Katharina Lorenz runden das ästhetische Gesamtkonzept ab. Ebenfalls zum Team gehören Steve Michaelis, der für die Videogestaltung verantwortlich ist, sowie der Balletttänzer Takashi Yamamoto, der die Produktion mit entsprechenden Choreographien bereichert. D Besetzungen sind oft eine sehr subjektive Sache.

Einigkeit herrschte aber in diesem Fall wohl nicht nur innerhalb des Theaters, sondern mindestens bis an die Grenzen der Stadtmauern Coburgs bei der Besetzung der Titelrolle. Und so spielt – natürlich - Stephan Mertl den Räuber Hotzenplotz und muss sich mit der Tatsache abfinden, dass die größte Beifallsbekundung selbst für einen sympathischen Schurken in einem Kinderstück eigentlich ein gellendes Pfeifkonzert ist. Auch der Seppel wird mit Oliver Baesler aus dem Ensemble besetzt. Für den Kasperl dagegen wurde als Gast Denis Wiencke engagiert. Als Wachtmeister Dimpfelmoser und Zauberer Petrosilius Zwackelmann ist (ebenfalls als Gast) Tom Wild zu sehen. Anne Rieckhof spielt neben der Großmutter auch die Fee. E Der Premiere im Großen Haus am 14. November (um 14.00) geht traditionell eine Matinee in der Reithalle voraus. Am 8.11. um 11.00 werden dann nicht nur einzelne Charaktere der Geschichte vorgestellt, sondern für die schönsten RäuberHotzenplotz-Bilder auch die Gewinner des Malwettbewerbs prämiert. In insgesamt 49 Vorstellungen sorgen dann auch Kasperl, Seppel und der Räuber Hotzenplotz dafür, dass die Zeit bis Weihnachten nicht zu lang wird. Vorstellungen laufen zumeist um 11.00 und 14.00, es gibt jedoch auch einige Abendvorstellungen um 17.00 oder 18.00. Ein Blick in den Spielplan des Landestheaters verhindert Kindertränen vor verschlossenen Theatertüren. Die letzte Vorstellung läuft am 9.1.2016.

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Wein ist nicht nur einfach ein alkoholisches Getränk. Er ist je nach Betrachtungsweise Genussmittel, Arznei, Religionsersatz, Aphrodisiakum, Statussymbol. Und das seit vielen tausenden Jahren. Heute bemühen sich viele Weinanbaugebiete rund um den Globus um den Weintrinker. Ob rot, weiß oder rose: der Wein ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen, selbst in Discountern bekommt man für erträgliches Geld ein ordentliches Tröpfchen. Beratung aber bekommt man dort nicht. Dazu gibt es den gutsortierten Weinfachhandel.

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Wir sind mit einer erfundenen, aber durchaus typischen Fragestellung losgezogen: Wir selbst haben nicht viel Ahnung, bräuchten daher eine Weinempfehlung für ein kleines Familienfest mit 8 bis 10 Personen, die Mutter kocht eine geschmorte Rehkeule mit Orangensoße und Rotkohl. Der Wein

soll nicht über zehn Euro kosten und die Oma mit ihrem empfindlichen Magen soll ihn auch vertragen. Und außerdem wollen wir gerne wissen, ob wir zur klaren Festtagssuppe mit Flädle zum Auftakt auch etwas kredenzen sollen, einen Prosecco vielleicht?

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DIENSTLEISTUNGSCHECK WEINKAUF UND BERATUNG

Ambiente

Es sieht schon sehr einladend aus, das frühere herzogliche Zeughaus vom Anfang des 17. Jahrhunderts, in dem die angesehene Coburger Weinhandlung Oertel jetzt schon in der fünften Generation beheimatet ist. Dort auch lagern die meisten Weine, im Gewölbekeller darunter nämlich. Das ist schon einmal von großem Vorteil, so ein Keller verspricht stabile Temperaturen und wenig Licht. Im Laden selbst steht eine ordentliche Auswahl an Weinen zur Verfügung, nicht überbordend, sondern übersichtlich angeordnet, vor allem deutsche Weine, Frankenweine, Europäer. Aber auch andere Angebote, Sekt, Prosecco, Geschenke.

Ambiente Klein, aber fein ist die Weingalerie Kötterl in der Wiesenstra-

ße neben der Galerie Späth. Erst einmal: praktisch ist es natürlich, direkt vor der Türe zu parken, gerade wenn es einmal ein paar schwere Getränkekisten zu transportieren gibt. Das kann man bei der Weingalerie ohne Angst vor einem Strafzettel. Auch die Architektur des vor noch nicht so vielen Jahren sanierten Gebäudes ist stilvoll. Und im Inneren sind erst kürzlich neue Regale aufgebaut worden. Es sieht aufgeräumt, hell und leicht aus in der Weingalerie, die sich nicht nur als Weinhandel, sondern vor allem auch als geeigneter Ort für gesellige Weinproben einen Namen gemacht hat.

Beratung Nach kurzen Nachdenken werden wir zum Regal mit dem deut- Beratung Ohne großes Drumherum habe man gleich das Richtige, meint schen Wein geführt. Man greift zu einem trockenen Spätburgunder Dernauer Klosterberg 2013. Der würde gerade zu dem zarten Reh hervorragend passen. Und er sei gut verträglich wegen des geringen Säureanteils. Aber bitte bei Zimmertemperatur trinken, der Wein sei im Laden fast etwas zu kühl. Auf die Frage zur Festtagssuppe meint man, man könne man schon etwas Kleines zum Anstoßen reichen, „ein Prosecco auch?“ fragen wir, ja klar, das könne man machen. Wir lassen es erst einmal bei einer Flasche Spätburgunder zum Testen. 7 Euro 80 für den Liter, der Preis ist im Rahmen.

COBURG WEIN OERTEL

SA 31.10.2015 09:45 UHR

man bei der Beratung, einen Primitivo Doppio Passo aus Apulien. Der passe hervorragend zu einer Rehkeule. Man gießt mir gleich eine kleine Probe in ein Gläschen ein, „auch wenn es jetzt noch ein bisschen früh ist.“ Das Angebot nehmen wir gerne an und bekommen noch den Tipp, den männlichen Gästen halt nicht zu sagen, dass er halbtrocken sei, das könnte eher abschrecken. Auf jeden Fall könnten wir nicht sehr falsch liegen, das sei der meistverkaufte Wein. Und zur Suppe? Lieber nix als einen kalten Prosecco. Dann schon lieber gleich den Wein ausschenken. Wir zahlen 6 Euro 95 für die 0,75 Liter Flasche.

COBURG WEINGALERIE KÖTTERL

SA 31.10.2015 10:30 UHR

Gesamteindruck

Gesamteindruck Das Gesamtpaket hat gepasst, auch wenn so eine

Fazit Für normale Ansprüche ok.

Fazit Der Ton machte die Musik

Note: Befriedigend (3)

Note: Gut (2)

Die Beratung war freundlich, aber nicht sehr ausführlich. Der Wein ist uns empfohlen worden, auch der geringe Säureanteil wurde genannt, aber so richtig wussten wir aber nicht, warum dieser Wein zu einer Rehkeule mit Orangensoße passen soll. Auch eine Alternative ist uns nicht angeboten worden. Ganz ok, aber eben nicht so richtig befriedigend war die Empfehlung zur Festtagssuppe. Ob man da nämlich wirklich einen Prosecco dazu trinken sollte? Immerhin passte der Wein mit knapp acht Euro für einen Liter genau in unseren finanziellen Rahmen. Und man behandelte uns trotz unserer sichtbaren Ahnungslosigkeit mit Freundlichkeit und Respekt.

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schnelle Lösung gleich noch mit der bereits offenen Flasche zur kleinen Weinprobe auf den ersten Blick fast ein wenig überstürzt wirkt. Immerhin folgte auch eine kurze Begründung, warum der Wein gut passe und auch die Oma ihn vertrage. Die Tipps dazu mit dem Hinweis auf den halbtrockenen Wein, die Probe an sich, der aufgeräumte Ton, das gehört irgendwie ja auch zum Weinkauf. Man fühlte sich auf jeden Fall und gut aufgehoben und auch der Begründung, man wolle doch nicht zur heißen Suppe einen eiskalten Prosecco servieren, kann man als Kunde folgen.

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DIENSTLEISTUNGSCHECK WEINKAUF UND BERATUNG

Ambiente

Die Lage am Ortsrand von Mitwitz in einem Wohngebiet ist jetzt erst einmal nicht so einladend, je näher man über den Hof zum Weinhof kommt, desto mehr merkt man aber, dass man hier schon einige Zeit verbringen kann: Eine große Auswahl, nach eigenen Angaben über 1500 Weine aus den wichtigsten Anbaugebieten der Welt, führt der Weinhof Brettel. Dazu Spirituosen in großer Auswahl und auch die eine oder andere Köstlichkeit zum Selbstabfüllen. Einziges Manko: Der Laden ist fast schon unterdimensioniert, vor allem weil sich zu dieser Zeit am Samstagmittag zahlreiche Kunden in ihm drängen.

Beratung Man kommt meiner Bitte um eine Weinempfehlung nach, indem

man einen Spezialisten holt. Nach kurzem Nachdenken empfiehlt man uns einen kräftigen Wein und hat dazu zwei Ideen: einen Wein aus der Toskana, ähnlich einem Chianti, aber weicher, oder, weil die Oma ja empfindlich ist, einen nahezu ohne Säure, einen Contrada del Falco Rosso Salento aus Apulien. Wir sollen ihn bei Zimmertemperatur trinken, aber nicht bei 23 Grad wie heute üblich, sondern bei 16-18 Grad. Man erklärt uns auch die Zusammensetzung der Weine. Zur Festtagssuppe würde man keinen Prosecco empfehlen, vielleicht einen Rose oder einen Weißwein, schön leicht und kühl, aber man könne auch schon den Rotwein aufmachen. Wir zahlen 6,95 Euro für den apulischen Wein.

MITZWITZ WEINHOF BRETTL

SA 31.10.2015 11:30 UHR

Gesamteindruck Die Verkäuferin verweist uns an den Spezialis-

ten, gut so, dass man uns ernst nimmt und uns nicht gleich mit dem erstbesten Wein abspeist. Auch, dass man uns gleich einmal zwei Weine vorschlägt, gefällt uns sehr gut. Man nimmt sich Zeit, denkt nach, überlegt und schlägt uns dann Weine vor. Auch der Tipp mit der „Zimmertemperatur“ ist für Weinlaien ein durchaus wertvoller Hinweis. Dass man den Prosecco eher ablehnt, nehmen wir wohlwollend zu Kenntnis. Beim Bezahlen bekommen wir auch noch den wichtigen Hinweis, dass man von dem Wein auch genug auf Lager habe, wenn wir uns dafür entscheiden sollten.

Wichtig!

Die sehr gute Weinhandlung Müller in Creidlitz konnten wir nicht besuchen, da das Geschäft am Tag unseres Tests bereits geschlossen war.

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Fazit So muss Weinhandel sein. Note: Sehr Gut (1)

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SAFTIGE BURGER AN NASS VON DER IMBISSBUDE INS RESTAURANT Es ist nicht lange her, da hat man als Gast eines Restaurants die Mundwinkel die Stirn gerunzelt, hätte auf der Abendkarte ein „Burger“ gestanden. Burger, Hamburger, das gab es doch in einem Schnellimbiss, wie Currywurst mit Pommes oder Bockwurst mit Kartoffelsalat, das hatte aber doch mit einem gepflegten Abendessen nichts zu tun. Diese Zeiten sind lange vorbei. Burger essen, das gehört heute zum guten Ton, ein Burger hat nichts mehr mit einer lieblos gebratenen Rindfleischscheibe auf einem labbrigen Weizenbrötchen zu tun. Ja, er findet sich mittlerweile auf Karten auch gepflegter Restaurants, woher er aber seinen Namen nun hat, ist immer noch nicht klar, der Hamburger, heute umgangssprachlich meist nur Burger genannt. Irgendwas aber, da sind sich alle Theorien einig, hat er auf jeden Fall mit einer Stadt Hamburg zu tun, ob nun mit der deutschen Hansestadt oder einer gleichnamigen im US-Bundesstaat New York. Und nach jeder Theorie bestand er schon immer hauptsächlich aus zwei Zutaten: einer Scheibe Rindfleisch und einem Brötchen. Mittlerweile aber hat sich der (Ham)burger verselbständigt, vom schnellen Imbiss an der Bude für den schnellen Hunger zur vollwertigen Mahlzeit mit Beilagen. Vom phantasielosen Kohlehydrat-, Eiweiß- und Fettlieferanten mit Ketchup zur Vollwertkost mit Biobrötchen, Fleisch aus kontrolliertem Anbau, Grünzeug und selbstgemachten Soßen. Auch hier in der Region werden Burger kredenzt, die keine Wünsche offen lassen. Wir haben uns dazu in Coburg im Viktoria Grill und im Zapfhahn in Bamberg jeweils einen Burger zubereiten lassen, der den Namen des eigenen Restaurants trägt.

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BURGER IM HERBST

VON

WOLFRAM HEGEN MIT FOTOS VON

SEBASTIAN BUFF HENNING ROSENBUSCH

Foto: Henning Rosenbusch

KALTEN TAGEN

Viktoria Grill in der Goldenen Traube in Coburg. Schon beim Zuschauen wird man hungrig

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IN TÖPFE UND PFANNEN GESCHAUT

ZAPFHAHN BAMBERG, UNTERE SANDSTRASSE 14, WWW.ZAPFHAHN-BAMBERG.DE: ZAPFHAHN BURGER RESTAURANT ZAPFHAHN. BAMBERG

David Stenson und Till Deininger vom Zapfhahn

David Stenson ist ein fränkischer Chef(burger)koch, wie er besser nicht sein könnte. US-Amerikaner, in Bamberg geboren, die Sprache immer hin und her lavierend zwischen „American English“ und fränkisch. So einem muss man einen perfekten Burger abnehmen. Dazu die Geschichte der beiden Chefs, beide mit einem Studium in der Tasche, das man wohl brotlos nennt, der eine, Till, hat Politikwissenschaft studiert, Lars Germanistik, beide kennen sich noch aus Studienzeiten. Die Kombination macht aus ihrer Burgerbude, pardon, aus ihrem Restaurant,

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schnell ein Gesamtkunstwerk, das seinen Reiz noch dazu aus den 35 regionalen und 10 Craftbieren zieht, die eigentlich vor den Burgern da waren, immerhin heißt ihr Laden ja auch Zapfhahn. Und so empfiehlt die Karte zu jedem der über zehn Burger ein Bier, entweder als Kontrast oder als Verstärkung des Aromas. Das Konzept kommt an, Samstag, erzählen die Junggastronomen, muss man schon mal zwei Wochen vorbestellen. Die Gäste schätzen den hohen Anspruch der Inhaber an die Qualität ihrer Gerichte: Das Fleisch ist aus der Region, die Brötchen nach

spezieller Rezeptur von einem Bäcker um die Ecke, außer der Majo sind alles Soßen selbst gemacht, die Karte ändert sich mit der Jahreszeit, jeden Burger gibt es auch vegetarisch oder sogar vegan. „Es ist wie bei einem guten Menü, die Einzelteile müssen gut zusammenpassen“. Selbst bis in die gefühlte Heimat der Burger, bis in amerikanische Blogs, hat man es schon geschafft. Und in ein Buch mit Burgerläden in Deutschland, weil man unter anderem den „open-face-burger“ erfunden hat. Der kommt ohne Deckel daher. „annersch halt“, wie David Stenson sagt.

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BURGER IM HERBST

180 GR. RINDERPATTY UND KÄSE NACH WAHL, GETOPPT MIT TOMATE, RUCOLA, KOPFSALAT, KARAMELLISIERTEN ZWIEBELN, BOURBON-EGERLINGEN, GEGRILLTEM BACON, BIO SPIEGELEI, ALFAFA SPROSSEN UND ROTWEIN-DIJON SENF. DIE BIEROTHEK EMPFIEHLT DAZU BELGISCHES BIER.

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BLICK IN DIE TÖPFE UNSERER CHEFKÖCHE

VICTORIA GRILL, AM VIKTORIABRUNNEN 2 IN COBURG, WWW.GOLDENETRAUBE.COM: VICTORIA GRILL BURGER RESTAURANT VICTORIA GRILL. HOTEL GOLDENE TRAUBE, COBURG

Stefan Beiter, jüngster Sternekoch in Franken

180 GR. FEINSTES BEEF ODER ORIGINAL JAPANISCHES WAGYU BEEF MIT ROMANA, BACON, GEBRATENEN ZWIEBELN, TOMATE, FLEUR DE SEL, BARBECUE SOSSE.

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Der Victoria Grill in Coburg im Hotel Goldene Traube ist auf den ersten Blick der absolute Kontrast zum Zapfhahn: keine Studentenatmosphäre, keine dunklen Holztische, kein Kneipenfeeling, sondern sauber eingedeckte Tische, Wein- und Wassergläser, Kerzen, gedämpfte Gespräche. Das Restaurant ist führend in Sachen Steaks und Seefood und so finden sich auf der Karte gebackene Sushi und geröstete Knoblauchgambas, Rib Eye Steak und Roastbeef, aber eben immer auch zwei verschiedene Burger, die entweder mit feinstem Rindfleisch oder mit original japanischem Wagyu Beef bestellt wer-

den können, was sich zwar im Preis niederschlägt, geschmacklich aber ein echtes Erlebnis ist: Das Fleisch ist marmorierter, hat einen höheren Fettanteil und damit mehr und vor allem einen intensiveren Geschmack. Gereicht werden dazu schmale und daher ganz knusprige Pommes allumettes. Natürlich macht man so gut wie alles selbst, die Soßen vor allem. Ein Experiment war es schon, erzählt Chef Bernd Glauben, als man die Burger vor fünf Jahren mit auf die Karte genommen hat. Das war ein ungewöhnlicher Schritt für ein gehobenes Restaurant. Ein Entscheidung, die sich gelohnt hat. Und so

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SAFTIGE BURGER IM HERBST

kann es heute schon sein, dass auch bei ihm mal mit der Hand gegessen wird. „Das muss bei einem Burger jeder selbst wissen.“ Eines aber ist im Viktoria Grill schon ganz anders als im Zapfhahn. Im Victoria Grill sollte man eher einen Wein trinken. Nicht, dass es keine Auswahl an Bieren gäbe, die Weinkarte aber ist dieselbe wie im Sternerestaurant Esszimmer im selben Haus. Und die führt 450 Weine. Die Kombination Burger mit Wein also kann wohl weit und breit nicht hochwertiger ausfallen als hier.

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Es gibt Nora Gomringer, die Lyrikerin. Es gibt Nora Gomringer, die Direktorin. Es gibt die Nora Gomringer, die nach ihrem Smartphone im HelloKitty-Style sucht. Am Tisch eines Bamberger Straßencafés sitzt heute hauptsächlich eine Nora Gomringer, die etwas gehetzt ist. Vier Tage zuvor hat sie in Klagenfurt mit dem IngeborgBachmann-Preis einen der wichtigsten Preise der deutschsprachigen Literaturszene gewonnen. Seitdem versucht die Deutsch-Schweizerin all den Interviewanfragen und Glückwünschen Herr zu werden. „Ich habe in den letzten drei Tagen 17 Interviews gegeben“, zählt sie auf. Die Anzahl der

Die Deutsch-Schweizerin Nora Gomringer kümmert sich als Direktorin um die Künstlerinnen und Künstler in der Villa Concordia. Nun hat sie selbst einen der renommiertesten Preise der deutschsprachigen Literatur gewonnen. In einem Porträt spricht sie über ihr Arbeitspensum vor und nach dem BachmannPreis, über die Neujahrsansprache vor den Bambergern und einen ungewöhnlichen Lieblingsort.

VON CORNELIA STEGNER FOTOS MARTIN SETTELE 52

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INHALT

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NORA GOMRINGER

Nachrichten per Twitter, Facebook, SMS und E-Mail hat sie auch parat: „1248 Messages, auf allen Kanälen“. Und alle, alle bekommen eine Antwort. Vor ihrem Hello-Kitty-Handy hat Nora Gomringer im Moment fast ein wenig Angst. „Ich guck da drauf und wieder sind es 120 neue Nachrichten!“, sagt sie. Den Hype um den Bachmann-Preis packt die Literatur- und Medienwelt einfach so oben drauf - auf ein sowieso schon irrsinnig dichtes und mit Aufgaben vollgepacktes Leben. „Ich bin seit 15 Jahren das, was ich bin“, sagt die 35-jährige, und meint damit ihre Arbeit als Lyrikerin und Rezitatorin. Seit 2010 leitet Nora Gomringer als Direktorin das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia in Bamberg; sie ist Gastgeberin für Musiker, Literaten und Bildende Künstler, die

Nora-Eugenie Gomringer kommt als einzige Tochter der Germanistin Nortrud Gomringer und des Schweizer Dichters und ehemaligen Professors an der Düsseldorfer Kunstakademie Eugen Gomringer zur Welt; sie hat sieben Halbbrüder. Im fränkischen Wurlitz, das heute zu Rehau gehört, wächst sie auf. 1996 zieht sie mit der Mutter nach Bamberg; nach einem amerikanischen HighSchool-Diplom macht sie hier das Abitur am FranzLudwig-Gymnasium. An der Otto-FriedrichUni­ versität studiert Nora Gomringer Anglistik, Germanistik und Kunstgeschichte. Das Studium sei etwas, das gefühlt in einem anderen Leben stattgefunden habe, sagt sie heute. Der künstlerische Output seitdem: Lyrik, Opernund Hörprojekte, Zusammenarbeit mit Wortart ganz anderes gewesen: Die Neujahrsansprache der Stadt Bamberg in der Konzert- und Kongresshalle. „Weil ich das gefühlt hab: ich muss eine schöne, gesetzte Rede schreiben, die hoffentlich animiert, amüsiert und ein bisschen Transzendenz verspricht. Aber eigentlich stand ich vor lauter Menschen aus Bamberg, Bürgerinnen und Bürger, die mich auch vergleichen: wer ist denn das? Ach das ist diese Junge von der Villa Concordia. Hätte ich mich da blamiert, hätte das ein schlechtes Licht auf alle Künstlerinnen und Künstler geworfen, die ich da mitverwalte. Das hätte ich nicht ertragen. Ich war wirklich irre angespannt!“ Ein ganz normaler Arbeitstag als Direktorin sieht ungefähr so aus: Aufstehen zwischen fünf und sechs Uhr, danach gleich mit der Arbeit beginnen. Natürlich noch niemanden anrufen, denn dafür ist es noch zu früh. „Aber ich mache eine To-do-liste für den Tag: wer wann was wollte. Ich schreibe auch Auftragstexte, also Reden oder Katalogtexte oder Vorworte für andere Autoren.“ Mit ihrer eigenen Lyrik verfährt sie ebenso: „Ich formuliere an mich selbst Aufträge: Schreibe Gedichte über 25 Krankheiten! Oder 25 Monster. Oder 25 Modephänomene!“ Daneben laufen NetflixSerien, denn Nora Gomringer schaut „unheimlich gern“ Fernsehen, schon immer.

ein Jahr lang in Bamberg leben und arbeiten; das Bayerische Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst ist ihr Arbeitgeber. Einen Spagat zwischen verantwortungsvoller administrativer und repräsentativer Funktion und dem „Selber-Künstler-sein“ gebe es so nicht, sagt Nora Gomringer. Wenn man Leute so mag wie sie, dann gehe das. Wenn man sich zurücknehmen könne. „Es fällt mir nicht schwer, so altruistisch zu sein. Ich bin gerne nicht nur mit mir selbst beschäftigt“, sagt Nora Gomringer.

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Ensemble und Poetry Slams. Auszeichnungen seither (Auswahl), darunter der Jakob-GrimmPreis (2011), der Joachim-Ringelnatz-Preis (2012) und aktuell für ihre Geschichte um eine Autorin, die den tödlichen Sturz eines 13-Jährigen aus einem Hochhaus untersucht, eben der IngeborgBachmann-Preis. Ein Höhepunkt. Seitdem herrscht Ausnahmezustand. Viel aufregender als der Bachmann-Wettbewerb sei für Nora Gomringer in diesem Jahr aber etwas

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NORA GOMRINGER

Ab halb neun dann der Switch zur Leitung der Villa Concordia und am Abend eine von jährlich rund 80 Veranstaltungen, die eröffnet werden wollen: mit Leuten, die begrüßt werden wollen und mit denen man Kontakt halten muss. Dazu kommen die vielen Repräsentanzen und Auftritte im In- und Ausland. Was sie an ihrem letzten freien Abend in Bamberg unternommen hat? Dazu fällt Nora Gomringer ausnahmsweise einmal nicht sofort etwas ein. Nach längerem Nachdenken: „Das ist lange her. Ich weiß nicht mehr, wann das war!“ Viel mehr als Nachtleben vermisst Nora Gomringer aber ein wenig sportliche Routine. Es gab eine Zeit im vergangenen Jahr, da konnte sie es sich leisten, jeden Morgen zum Schwimmen ins Bambados zu radeln. „Das habe ich drei Monate gemacht im Sommer. Das war toll!“, erzählt sie – und auch, dass sie mit

Die Schweiz ist ihr wichtig. Zürich ist eine der Städte, in der sie sich ein Leben vorstellen könnte. Neben Franken, das sie sehr schätzt. Auf keinen Fall Berlin oder München! „Ich mag die Franken ja gern. Und am liebsten die von da, wo ich aufgewachsen bin, in Wurlitz. Die sind schon auch ein bisschen fränkisch muffelig, aber aufgeweckt. Und wenn die mal was machen, dann ist das ziemlich scharf!“ Einer ihrer Lieblingsplätze in Bamberg ist für Nora Gomringer übrigens die städtische Müllverbrennungsanlage. Dort habe sie ihr erstes Date gehabt, mit einem Jungen, in den sie mal „ziemlich verliebt“ gewesen sei. Der hat bei sich zu Hause entrümpelt – und gemeinsam und mit einem „Haufen Mist“ im Auto sei man eben zur Müllverbrennungsanlage gefahren und habe das

Wenn das Jahr 2015 zu Ende geht, werden sechs neue Bücher von Nora Gomringer erschienen sein, heißt es. Zwei davon liegen schon vor ihr auf dem Tisch: der Gedichtband „Morbus“ als zweiter Teil ihrer „Trilogie der Oberflächlichkeiten“ und der Sammelband „Mein Gedicht fragt nicht lange“. Und als frischgebackene Preisträgerin wird sie auch ihren Bachmann-Text Ende August beim Erlanger Poetenfest lesen.

„HÄTTE ICH MICH DA BLAMIERT, HÄTTE DAS EIN SCHLECHTES LICHT AUF ALLE KÜNSTLERINNEN UND KÜNSTLER, DIE ICH DA MITVERWALTE, GEWORFEN. DAS HÄTTE ICH NICHT ERTRAGEN. ICH WAR WIRKLICH IRRE ANGESPANNT!“ Nora Gomringer über ihre Neujahrsansprache, die sie für die Stadt Bamberg gehalten hat Begeisterung Langstrecke gelaufen ist. „Ich sehe zwar nicht so aus, aber es ist so!“, lacht sie. Überhaupt, das Aussehen. Nora Gomringer verändert da öfters mal das ein oder andere. Für die BachmannPreis-Frisur – ein dezenter Undercut unter wilden Locken – ist sie extra nach Leipzig gefahren. „Und in der Schweiz, da sehe ich so aus!“, sagt Nora Gomringer an dem Tisch im Café, und zeigt auf ein Verlagsprospekt, auf dem sie mit Sonnenbrille und Tattoo-Ärmelstrumpf die Faust reckt.

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Zeug hinuntergeworfen. Auch heute noch geht Nora Gomringer manchmal dorthin. „Es ist ein gigantischer Ort, der sehr viel über unsere Zivilisation preisgibt. Ich bin ja hier umgeben von Schönheit und dafür bin ich dankbar. Mich macht es betroffen und froh, wie friedlich wir hier leben. Dass du auf einer Wiese liegen und in den Himmel gucken kannst und da ist Frieden.“ Die Müllverbrennungsanlage sei für sie dagegen so etwas wie ein “Reminder an den Krieg“, ein Ort, an dem es nicht so gerade und rund zugeht wie gewohnt.

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VON CORNELIA STEGNER FOTOS: ALEXANDER MRAZEK

Ein Spiel in drei Dimensionen? Vorwärts, rückwärts, rauf und runter? Und zwar nicht nur der Ball, sondern auch die Spieler? Gibt es das? Ja, das gibt es, das Spiel heißt Unterwasserrugby, ist ziemlich spektakulär und hat hier in Oberfranken eine der erfolgreichsten Mannschaften überhaupt: die Unterwasser-Rugby-Abteilung des Tauchclub Bamberg. Die erste Mannschaft hat neunmal den Deutschen Meistertitel geholt und dreimal Silber beim Champions Cup. Und auch Kinder kämpfen schon unter Wasser um den Ball. Aber wie funktioniert Unterwasserrugby jetzt eigentlich?

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Das Geheimnis ist der Ball: Der ist mit Salzwasser gefüllt. Und weil Salzwasser schwerer ist als das Süßwasser eines Schwimmbades, sinkt der Ball, und zwar ganz schön schnell, mit mindestens 1 Meter pro Sekunde nämlich. Das ist auch wichtig, im Gegensatz zum Wasserball nämlich wird ja nicht über der Wasseroberfläche gespielt, sondern darunter. Sonst kann man auch keine Tore erzielen, oder besser gesagt Körbe. Die sind bis zu 5 Meter tief am Boden des Beckens angebracht. Dorthin gilt es

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Foto: Camilo Diaz. All rights reserved.

PARCOUR INHALT

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Kraftsport unter Wasser. Fotos: Heike Müller

UNTERWASSER-RUGBY

Spielfeld. Foto: Joe Kramer

denn Ball zu bugsieren, diesen auf dem Weg dorthin zum Mitspieler zu passen, auch das nämlich ist möglich, ähnelt aber mehr einem Stoß als einem Pass, und vor allem sich der Angriffe der Gegner zu erwehren, die zwar keine rohe Gewalt anwenden dürfen, aber den ballführenden Spieler angreifen natürlich schon. So kann es durchaus ganz schön zur Sache gehen, wenn man nicht schnell genug unterwegs ist, den Ball

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abgibt, ein guter Schwimmer ist. Man kann sich als Hobbytaucher leicht vorstellen, dass so ein Spiel Einiges an Ausdauer, Kraft und vor allem – einen langen Atem erfordert. Und weil der auch dem besten Taucher irgendwann einmal ausgeht, darf fliegend gewechselt werden. Drei Ersatzspieler sorgen dafür, dass die sechs Spieler unter Wasser regelmäßig eine „Verschnaufpause“ bekommen in den zweimal fünf-

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Kraftsport unter Wasser. Fotos: Heike Müller

NASS UND HART

zehn-minütigen Spielzeit. Und so erfolglos der deutsche Rugbysport international ist, so erfolgreich die Unterwasservariante. Liegt wahrscheinlich daran, dass der Sport in Deutschland, in Mülheim an der Ruhr, Anfang der 60er Jahre erfunden wurde. Dennoch reichte es für die Deutschen zwar oft zu Vizeweltmeisterschaften, aber noch nie für die Goldmedaille. Auch in diesem Jahr bei der WM in Kolumbien musste man sich mit Platz 2 hinter Norwegen begnügen. Mehr Informationen unter www.tauchclub-bamberg.de

BEI DER WM IN KOLUMBIEN IN DIESEM JAHR GAB ES EINE SILBERMEDAILLE. AUSGABE 12 / HERBST 2015

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Foto: Val Thoermer

HIERINHALT WOHNTE...

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VON HEIDI SCHULZ-SCHEIDT FOTOS: HENNING ROSENBUSCH

HIER WOHNTEN…

...DIE SCHÜTZEN EIN BAUDENKMAL AM RANDE DER STADT. IDYLLISCH AN EINEM KLEINEN SEE GELEGEN. JETZT IM HERBST MIT EFEU ROMANTISCH BEWACHSEN. IM WEICHENGEREUTH STEHT DAS SCHÜTZENHAUS SEIT NUNMEHR 112 JAHREN UND DIENTE LANGE JAHRE DER COBURGER SCHÜTZENGESELLSCHAFT ALS GESELLSCHAFTSHAUS UND VERSAMMLUNGSORT. Aber es ist gar nicht das „Alte Schützenhaus“, wie unwissende Neu-Coburger immer sagen, wenn sie dort einkehren. Es ist das Neue Schützenhaus. Bereits um die Jahrhundertwende diskutierten die Schützenbrüder immer wieder über die schlechten Zustände der Schießanlage auf dem Anger. Die jetzige Bamberger Straße war damals lediglich ein Schotterweg. Und die großen Fenster des alten Schießstandes am Anger dienten tatsächlich als Schießscharten. Von hier aus schossen die Schützen in Richtung Turnplatz. Der Platz war zu diesen Trainingszeiten dann zwar abgeriegelt. Im Jahre 1902 jedoch passierte es. Ein Zieler wurde durch einen tragischen Unfall erschossen. Die Stadt duldete auch aufgrund dieses Zwischenfalls diese Schießanlage nicht mehr. Sie musste aufgegeben werden. Ersatz war dringend nötig. Nach langwierigen Verhandlungen mit dem Baron von Erffa kaufte die Schützengesellschaft ein über 40 000 Quadratmeter großes Gelände im Weichengereuth. Der heutzutage idyllisch anmutende See und das Tal, in welchem die Schießanlage und das Schützenhaus errichtet wurden, entstanden jedoch durch die Abtragung von Erdmassen für den Bau des Güterbahnhofes. Das Gelände schräg gegenüber war nämlich von jeher

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hochwassergefährdet. Durch die Aufschüttung des Aushubes konnte das Gelände trocken gelegt werden. Nach einjähriger Bauzeit wird das Neue Schützenhaus im Mai 1904 feierlich eingeweiht. Mitgebaut hat neben vielen kleineren Coburger Handwerksbetrieben auch die Firma Otto Hauch, die ja bekanntermaßen bis heute existiert. Bemerkenswert. Am Giebel zum Biergarten hin findet man heute noch ein Zeugnis dieser alten Schützentradition. Neben einem Emblem der Coburger Schützengesellschaft ziert die Jugendstilinschrift „Üb Aug und Hand fürs Vaterland“ diese schöne Hausansicht. Gegründet wurden die Schützengesellschaften bekanntermaßen zum Schutze der Stadt und ihrer Bevölkerung. Denn als im 14. Jahrhundert die Grafen von Henneberg die neue Stadtbefestigung errichten ließen, brauchten sie gleichzeitig zielsichere, kampferprobte Bürger, die im Ernstfall die Mauern und Türme der Stadt verteidigten. Die Geburtsstunde des Schützenwesens in Coburg. Eine über 660-jährige Geschichte.

Schießanlage auf dem hinteren Teil des Geländes, wie sie in ihrer heutigen Form besteht. Mehrere Pächterwechsel hat das Schützenhaus mittlerweile hinter sich. Schlagzeilen machte das Gebäude im August 2013, als in einer Wohnung oberhalb der Gasträume die Ehefrau des Gastronoms Ulrich S. durch eine Gewehrkugel gewaltsam zu Tode kam. Wochenlang waren die tödlichen Schüsse im Schützenhaus in aller Munde. Ein Sachverständiger des Landeskriminalamtes aus München reiste extra an um nachzuprüfen, ob der Angeklagte tatsächlich, wie er behauptete, im Keller auf Rattenjagd gegangen war und er deswegen am Unglückstag eine Schrotflinte in der Hand hatte. Denn dann hätten Schmauchspuren festgestellt werden müssen. Wie der Prozess ausging, ist bekannt. Mittlerweile herrscht wieder Ruhe und Frieden im „Neuen alten Schützenhaus“. Die Wohnungen sind zu Studentenappartements umgebaut worden und erfreuen sich großer Beliebtheit. Ab zu flattern Enten über den Schützenteich. Und seit die neuen Pächter aus Neustadt hier kochen und ihre Gäste bedienen, ist das Schützenhaus nur noch aufgrund der Pizzas und Nudelgerichte fast im wahrsten Sinne in aller Munde.

Wirtschaftliche Argumente brachten die Schützenbrüder 1982 dazu, das Schützenhaus im Weichengereuth an den Rödentaler Gastronomen Heinz Kamleitner zu verkaufen. Kurz zuvor erfolgte der Spatenstich für die neue

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HIER WOHNTE...

Nicht immer können wir innen fotografieren. Doch das alte Schützenhaus ist es wert, trotzdem vorgestellt zu werden. 62

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HIER WOHNTE...

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Bildquelle: Waldrich

COBURGS GROSSE INHALT UNTERNEHMEN

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INHALT

COBURGS GROSSE UNTERNEHMEN

VON WOLFRAM HEGEN

VIERTER TEIL.WALDRICH

WERKZEUGMASCHINENFABRIK WALDRICH

RICHTIG GROSSE T E I L E 2020 wird wohl groß gefeiert im Hahnweg in Coburg. Dort ist die Werkzeugmaschinenfabrik Waldrich zu Hause. Und die entwickelt sich in den letzten Jahren wieder hervorragend. Das war nicht immer so, wen wundert es bei einer fast 100jährigen Geschichte.

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WALDRICH

Bildquelle: Waldrich

WALDRICH STARTETE 1920 IN DER GERBERGASSE

800 Mitarbeiter hat Waldrich

Eigentlich sorgt Waldrich von den Coburger Unternehmen für das größte Aufsehen, und das im wahrsten Sinne des Wortes: Wenn sich nämlich überbreite überlange Schwertransporter durch die Stadt schlängeln, begleitetet von Polizeifahrzeugen, vorzugsweise nachts, und geradezu monströse Werkzeugmaschinenteile ausliefern.

Das war allerdings nicht immer der Standort des Unternehmens Waldrich, als es vor fast 100 Jahren gegründet wurde. 1919 nämlich war es, als Adolf Waldrich aus Siegen, wo er schon Teilhaber einer Werkzeugmaschinenfabrik gewesen war, nach Coburg kam. Gemeinsam mit einem anderen Ingenieur übernahm er in der Innenstadt, in der Gerbergasse nämlich, eine kleine Fabrik und gründete dort die Globuswerke. 20 Leute waren zunächst mit der Reparatur von Werkzeugmaschinen beschäftigt.

Doch schon bald merkte man, dass man mit der Entwicklung von Glasbearbeitungsmaschinen mehr verdienen kann. Und weil sich das Unternehmen sehr schnell sehr gut entwickelte, brauchte man Platz, fand den im Hahnweg und nannte sich ab sofort „Maschinenfabrik Adolf Waldrich“, weil der auch ab sofort alleine war, nachdem der Mitgründer sich zurückzog. Es ging bergauf, vor allem auch durch das Patent auf den ölhydraulischen Antrieb, den man entwickelt hatte. Im Krieg stieg die Mitarbeiterzahl auf 400, danach jedoch folgte der Einbruch. Nur ein Bruchteil der Mitarbeiter blieb übrig und machte sich daran, das Unternehmen langsam wieder aufzubauen. Die schon immer erfolgreichen Hobelmaschinen wurden ergänzt um Schleif- und Fräsmaschinen sowie andere Neuentwicklungen. Bald hatte man annä-

Bildquelle: Waldrich

Uneigentlich ist das Unternehmen relativ unauffällig im Stadtgeschehen. Das liegt jetzt weniger an den Fabrikhallen an sich, in die man wohl die Einfa-

milienhäuser eines ganzen Stadtviertels problemlos unterbringen könnte. Das liegt vielmehr daran, dass das Unternehmen im Hahnweg sein Zuhause hat, nicht gerade an einer Einfalls- und Hauptverkehrsstraße, und noch dazu eingebettet in die grünen Ausläufer des Festungsberges, an dessen Fuß man sich befindet.

Steuerung

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Bildquelle:Waldrich

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Dieselmotoren

hernd wieder 400 Beschäftigte. 1950 war man also wieder voll da, als Firmengründer Adolf Waldrich mit gerade mal 61 Jahren verstarb. Übrig blieb der Sohn, Otto Waldrich, der das Unternehmen bis 1986 führte und erst in diesem Jahr, im Juli 2015, als Dank für seine Verdienste zum Coburger Ehrenbürger ernannt wurde. Ihm ist ein großer Teil des Erfolges zu verdanken, den das Unternehmen Waldrich heute wieder auszeichnet. Neue Maschinen wurden entwickelt, der Export stieg, Mitarbeiter wurden eingestellt. Glück im Unglück war eine Gasexplosion 1965. Den Wiederaufbau nutzte man gleich zum Bau neuer Büros und Fertigungshallen. 1970 war man dann ganz oben: 1000 Mitarbeiter zählte das Unternehmen, jetzt war man im Schwermaschinenbau angekommen. 1975 zog das erste Mal ein monströses Teil aus dem Hahnweg durch die Stadt: 18 Meter lang, 5 Meter breit. Dann aber erfolgte ein großer Einschnitt: Otto Waldrich verkaufte an die amerikanische Ingersoll-Gruppe, die ebenfalls Großfräsmaschinen herstellte. Ingersoll hatte zuvor schon im Jahr 1971 die 1840 gegründete Maschinenfabrik H.A. Waldrich er-

worben und in Waldrich Siegen Werkzeugmaschinen GmbH umbenannt. In Coburg wurden Mitarbeiter entlassen, das Produktionsprogramm ergänzt. Doch Ingersoll machte 2004 Pleite. Die Maschinenfabrik Adolf Waldrich landete über einen Umweg 2005 bei einem chinesischen Unternehmen Bejing No. 1. Anfängliche Befürchtungen am Standort Coburg über die Zukunft von Waldrich wurden schnell zerstreut, die Chinesen stärkten den Standort Coburg, investierten 40 Millionen Euro in neue Produktionshalle und Maschinen, Büroräume und soziale Einrichtungen. Es folgten die erfolgreichsten Jahre der Geschichte. Der Umsatz verdoppelte sich, die Mitarbeiterzahl steigt mit 800 fast wieder auf den Höchststand der 70er Jahre.

Werkzeugmaschinenfabrik Waldrich Coburg GmbH Gründung: 1920 Sitz: Coburg Leitung: Hubert Becker Mitarbeiter: 800 Branche: Werkzeugmaschinenbau Website: www.waldrich-coburg.de

Heute produziert das Unternehmen Präzisionsbearbeitungsmaschinen. Diese Produkte finden ihre Anwendung im Dieselmotorenbau, für Kraftwerkskomponenten, im Werkzeug- und Formenbau, Druck- und Papiermaschinenbau, in der Windkraftindustrie, für Baumaschinen, Schienen- und Weichenbau, in der Luft- und Raumfahrt und für die Fertigung von Schiffspropellern. Stolz kann man fast 100 Jahre nach der Gründung von sich sagen: „ Wir sind Weltmarktführer im Großwerkzeugmaschinenbau.“

2005 LANDETE DIE WALDRICH BEI DER CHINESISCHEN FIRMA BEJING NO. 1 AUSGABE 12 / HERBST 2015

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COBURG im Vergleich

COBURG

MIT AMBERG UND MEMMINGEN

AMBERG

MEMMINGEN

Einwohner/Zugelassene Kfz

Verbrauchsärmste Autos

Jeweils 20 aktuelle Modelle mit geringstem Verbrauch.*

40900

23700

Spritfresser

41600

23150

41700

23700

Jeweils 20 aktuelle Modelle mit höchstem Verbrauch.*

Teuerste Autos

Jeweils 20 teuersten Autos.*

Günstigste Autos

Jeweils 20 aktuelle Modelle mit günstigstem Preis.*

52 61 42

* bezogen auf die bundesweite Statistik des KBA

5 5 5

1224 1059 1216

6138 6135 5498

128 131 115

129 39 75

838 767 776

2030 2147 2206

Cabrios Sportwagen SUVs Elektroautos

Quelle: Kraftfahrbundesamt, Flensburg. Stand 31.12.2014 Infografik: © einheuser.ardis&friends, 2015

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INHALT

Wir entwickeln, konstruieren und produzieren: •

Hydraulische Gesenkschmiedemaschinen

Barnickel. Ich bin Leiter der

Hydraulische Pressen für die Massiv- und Blechumformung sowie die Pulvermetallurgie

Spindelpressen

Entwicklung und Konstruktion

Querkeil- und Reckwalzen

Stauchanlagen

Sondermaschinen

Automatisierungen

Mein Name ist Harald

bei Lasco. Eine Aufgabe, die mich fordert. Jeden Tag.

Wir rüsten namhafte Firmen in 62 Ländern der Erde mit innovativ wegweisender Maschinenbautechnik für die Metallmassivumformung und die Baustofferzeugung aus.

Für diese Herausforderungen suche ich Kollegen, die mich unterstützen. Im weltweiten Wettbewerb. Ich bilde sie auch aus oder arbeite sie ein. Vielleicht lernen wir uns ja schon bald kennen.

LASCO Umformtechnik GmbH Personalabteilung Hahnweg 139 ∙ 96450 Coburg info@lasco.de · www.lasco.de AUSGABE 12 / HERBST 2015

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GALERIE

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JOHANNA SPRINGER

GALERIE

I L L U S T R A T I O N E N

JOHANNA SPRINGER Buntstift und Tinte oder Grafiktablett und Photoshop? Bei ihr egal! Neugierde und die Leidenschaft zur Illustration prägt sie. Im Thüringer Wald beheimatet verbrachte sie fünf Jahre in Coburg für ihr Studium der Innenarchitektur. Heute spaziert durch Hamburgs windige Straßen und arbeitet als Illustratorin freiberuflich und mit einer Grafik-Agentur zusammen. Von ihr stammt unser Herbst-Cover 2013. AUSGABE 12 / HERBST 2015

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GALERIE

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JOHANNA SPRINGER

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Fortsetzung von Seite 39

AKROBATISCH FLOTT UNTERWEGS.

MAL SCHNELL EINE COKE MACHEN

GEGEN DIE NUTELLA-DIEBE

Schon mal jemanden auf einem elektrischen Einrad gesehen? Werden Sie aber bald. Denn das ist das nächste Ding nach dem Segway. Funktioniert ähnlich mit nur einem Rad und ohne Lenker. AIRWHEEL heißt es. Und es kostet nur einen Bruchteil eines Segways. Das Fahren

Klingt irgendwie verrückt. Stimmt‘s? Wo doch Coca Cola sein Rezept bis heute mit allen Mitteln geheim hält. Aber es stimmt. Mit dem KEURIG GOLD macht man Limonaden mit Kapseln wie den Espresso mit den kleinen Kaffeemaschinen. Er sieht auch so aus. Nur, dass

Schon wieder das Nutella-Glas leer? Und dabei haben Sie doch bisher kaum etwas davon gegessen. Das ist wirklich ärgerlich. Aber jetzt können Sie etwas dagegen tun. Schließen Sie doch einfach das Nutella-Glas ab. Das geht mit CHOCOSAFE erhältlich bei Ebay.

lernt sich spielend leicht. Und das AirWheel verhindert mit seiner speziellen Technik ein Umkippen. Schenken Sie es jemandem, dem das Skateboard zu langweilig ist.

er mit seinen Kapseln Kaltgetränke spendiert. Neben Coke gibt es Sprite, Soda, Eistee und vieles mehr. Ein tolles Geschenk nicht nur an Abstinenzler.

Einfach das Schloss über den Deckel schieben und abschließen. Ganz einfach. Wenn Sie das verschenken, wird ihnen das Nutella-Glas immer offen stehen.

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WEIHNACHTSGECHENKE

AIRWHEEL

KEURIG GOLD

CHOCOSAFE

WHEEME

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SELBST IST DIE FRAU (ODER DER MANN) Man kennt sie ja schon als Rasenmäher oder Staubsauger, die alleine für sich ihre Arbeit machen. Kleine Roboter. Wieselflink sausen sie von Ecke zu Ecke über die Wiese, das Parkett, die Fliesen. Verrichten brav die Arbeit, die eigentlich von Menschenhand verrichtet wird. Jetzt kann man sich von solchen elektronischen Helferlein sogar selbst verwöhnen lassen. Der WHEEME Roboter nämlich massiert. Vollautomatisch. Was für ein Geschenk! Das muss Mann oder Frau gar nicht mehr selbst Hand am Partner

anlegen … gut, schade eigentlich. Aber wenn man das ohnehin nicht oder nicht mehr möchte, verspricht der Roboter einen wenigstens einigermaßen gleichwertigen Ersatz, wenn auch vermutlich eher gefühllos. Und man zeigt damit, dass man es gut mit dem anderen meint. WheeMe ist jedenfalls ein originelles Geschenk. Hinlegen, anschalten, und mit 4 Zentimetern pro Sekunden gleitet WheeMe über den Rücken, rubbelt, kratzt, massiert. Und fällt dabei nicht runter, dafür sorgen Sensoren.

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DIE MERCEDES B-KLASSE ELECTRIC DRIVE

Fotos: Sebastian Buff

Stromern mit dem Stern

Immer noch ist das Fahren aus der Steckdose in unserem Land eher exotisch als alltäglich, die politischen Ziele in Sachen Elektromobilität nach aktuellem Stand eher unerreichbar. Dabei springen immer mehr auch deutsche Hersteller auf den Elektrozug auf. So wie die Edelmarke Mercedes mit ihrer B-Klasse, dem ersten schwäbischen Großserienmodell auf Strombasis.

D

er normale Diesel- oder Benzinfahrer wird immer noch kindische Freude empfinden in einem Elektroauto. Wahlweise fühlt er sich dann als Captain Kirk, S-Bahn-Schaffner oder wie im Autoskooter. Nicht nur die Beschleunigung begeistert, sondern dieser einem Schweben ähnliche Gleitzustand, in dem man erst das Säuseln der Lüftung oder das Rumpeln durch ein Schlagloch wahrnimmt, aber eben keinen Motor. Gerade beim Start, beim Anfahren, das mehr einem Wegrollen gleicht als einem Fahren. Aber gut, genug kindliches Geschwärme, mit rosaroter Brille ist eine nüchterne Bewertung eines Fahrzeugs kaum möglich, immerhin muss es sich ja im Konzert der vielen Normalantriebler und Gattungsverwandten durchsetzen. Die Fahrt führt durchs oberfränkische Land, über

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Autobahnen, Landstraßen und durch Ortschaften. Wobei „lange Fahrt“ und „Elektroauto“ ja in den meisten Fällen immer noch ein scheinbar unüberbrückbarer Widerspruch sind. Das ist bei der B-Klasse ED auch nicht anders: Die Lithium-Ionen-Batterie mit 28 kwH hat genug Strom für maximal 200 Kilometer, je nach Fahrstil und gewünschtem Komfort: Soll es gerade jetzt im nahenden Winter kuschelig warm sein, endet die Fahrt dann halt schon früher. Irgendwo muss der Strom ja herkommen. Wenn man „weitere“ Fahrten machen möchte, sollte man sich auf jeden Fall auf den Economy Plus Modus beschränken mit 88 PS. Da ist dann zwar bei 110 Stundenkilometern Schluss, man kommt aber weiter als im Sportmodus, der reichlich Vergnügen bereitet bei einer Beschleunigung von 0 auf 100 in 7,9 Sekunden, aber eben dann auch von kurzer Dauer ist. Die standardmäßige „Abstandskontrolle“ ist anfänglich etwas ungewohnt, dann aber durchaus angenehm, wenn das Fahrzeug selbst darauf aufpasst, ob man dem Vordermann zu nahe kommt, im besten Fall sogar einen Auffahrunfall vermeidet, aber dann auch wieder Leine lässt, wenn genug Platz zwischen B-Klasse und vorausfahrendem Fahrzeug entstanden ist. Und eigentlich nennt sich das Ganze ja auch nicht „Abstandskontrolle“, sondern im Techni-

ker-deutsch „Rekuperation“, also Energierückgewinnung beim Bremsen. Das also macht das Fahrzeug manchmal selbst, auf dem mercedestypischen Bildschirm in der Mittelkonsole läuft das im Modus „Energiefluss“ dann unter „Laden“. Sicherheit kombiniert mit Energieeffizienz. Wenn dann der „Tank“ doch einmal leer ist, einfach tanken: Stecker rein, Laden, sich eineinhalb Stunden mit etwas anderem beschäftigen, Stecker raus, davor aber das Entriegeln des Fahrzeugs nicht vergessen, sonst hängt der Stecker fest. Ansonsten aber ist die B-Klasse Electro Drive schon ein richtiger Mercedes traditioneller Bauart: Stabil, gut verarbeitet, sicher, langlebig, aber halt auch ein bisschen bieder. Die B-Klasse kommt auch in ihrer Elektroversion nicht so richtig vom Rentnerimage

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AUTOTEST

weg. Im Großen und Ganzen ist der Innenraum ja auch nicht von seinem benzinmotorisierten Bruder zu unterscheiden, nur fehlen wegen des Platzbedarfs für die Batterie die längsverschiebbare Rückbank und die Liegefunktion beim Beifahrersitz. Außerdem ist das ganze Fahrzeug 4 Zentimeter höher. Das erleichtert noch einmal den Einstieg, und in Kombination mit dem Elektromotor fühlt sich die B-Klasse dann auch manchmal so an wie ein Luxus-Rollstuhl für gefühlte oder angehende Senioren, und das ist durchaus positiv gemeint. Weil die Automatikschaltung auch noch rechts am Lenkrad angebracht ist, kann man auch immer beide Hände am Lenkrad lassen. Wobei Schalten beim Elektroauto ja ohnehin eine andere Bedeutung hat.

TECHNISCHE DATEN

Mercedes B-Klasse ED Verbrauch

im Durchschnitt 16,6 kWh/100 Km

Hubraum

entfällt

Leistung kW/PS

65 kW/88 PS bis maximal 132 kW/180 PS

Fahrleistungen

Höchstgeschwindigkeit 160 km/h 7,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h

Preis

Standardmodell ab 39.151,00 Euro

Die getestete Version in Zirrusweiß und der Ausstattungslinie Style hatte übrigens noch das Ausstattungspaket Range Plus mit an Bord, also eine kleine Reichweitenerweiterung, getönte Scheiben und eine beheizte Frontscheibe. Auch ein Tempomat, ein Totwinkel Assistent und ein Park Assistent fahren immer mit. Da landet man dann bei einem Neuwagen schon deutlich über 40 000 Euro. Das muss man einem das gute Gefühl dann schon wert sein, wenn man nicht mehr fahren, sondern schweben möchte oder besser, wie Elektromobilisten sagen, „segeln“. Von Wolfram Hegen mit Fotos von Sebastian Buff

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ADVERTORIAL

Noch sind die Erinnerungen frisch an den Open-air-Sommer auf dem Coburger Schlossplatz in diesem Jahr, da lohnt sich schon ein Blick auf den August 2016. Der Veranstaltungsservice Bamberg hat es wieder geschafft, drei absolute Topstars in die Vestestadt zu holen.

SARAH CONNOR - DAS COMEBACK Es hat über 5 Jahre gedauert, aber jetzt ist sie mit einem Paukenschlag zurück. Mit ihrem ersten deutschsprachigen Album „Muttersprache“ liefert Sarah Connor die musikalische Überraschung des Jahres. In der ersten Woche schaffte es ihr neues Album „Muttersprache“ direkt auf Platz 1 der Offiziellen Deutschen Albumcharts und erreichte nach wenigen Tagen Goldstatus. Im Herbst 2015 ging Sarah Connor mit ihrer renommierten Live-Band endlich wieder auf Deutschlandtournee. Aufgrund der großen Nachfrage wird sie ihre Tournee 2016 fortsetzen. Unter anderem auch in Coburg. Am Freitag, den 12. August um 20 Uhr gastiert sie auf dem Schlossplatz.

Sarah Connor

UNHEILIG – EIN LETZTES MAL Der Graf geht das letzte Mal auf Tour. Am 13. August 2016 um 20 Uhr macht er dabei Station auf dem Coburger Schlossplatz. Dann können sich der Ausnahmekünstler und seine Fans gebührend voneinander verabschieden. Ein letztes Mal darf nochmals ausgelassen gefeiert werden. Ein letztes Mal wird Der Graf mit seiner markanten Stimme eine energiegeladene Show präsentieren. Ein letztes Mal wird Der Graf sagen: Dankeschön! Das war UNHEILIG.

CRO - UNPLUGGED

Unheilig

Nach der sehr erfolgreichen Mello Tour mit über 200.000 Besuchern und zahlreichen Festivals geht CRO 2016 mit seiner MTV Unplugged Platte und großem Orchester einmalig auf große Open Air Tour. Diese Konzertreise verspricht wieder ein Megaseller zu werden, denn schon Album und DVD waren in den Charts ganz oben. Auch Cro selbst freut sich: „Wir spielen lauter verrückte und schöne Locations, wo wir vorher noch nie gespielt haben.“ Na, dann herzlich willkommen in Coburg am 14. August 2016 ab 19:30 Uhr.

Karten gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen, telefonisch unter 0951-23837 oder online unter www.eventim.de.

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Cro - Unplugged

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IMPRESSUM

IMPRE SSUM

Coburger – Das Magazin Ausgabe 12/Herbst 2015 Dritter Jahrgang Erscheinungsweise viermal jährlich Auflage 3500 Stück www.coburgermagazin.de Verlag: Das Magazin Verlagsgesellschaft UG (haftungsbeschränkt) Bockenheimer Landstr. 108 60323 Frankfurt am Main Telefon: 01523.404.3021 info@das-magazin-verlag.de Herausgeber: Peter Einheuser und Wolfram Hegen Chefredakteur: Wolfram Hegen Stv. Chefredakteur: Peter Einheuser redaktion@das-magazin-verlag.de Weitere Autoren dieser Ausgabe: Wolfram Porr Heidi Schulz-Scheidt Frederik Leberle Cornelia Stegner Fotografen dieser Ausgabe: Sebastion Buff Henning Rosenbusch

WIR SIND COBURGER | DA S M AG A ZIN

Wolfram Hegen

Herausgeber und Chefredakteur

Heidi Schulz-Scheidt

Peter Einheuser Herausgeber und stv. Chefredakteur

Wolfram Porr

Freie Mitarbeiterin und Lehrerin

Freier Mitarbeiter und Journalist

Martin Settele

Frederik Leberle

Sebastian Buff

Henning Rosenbusch

Fotograf und freier Mitarbeiter

Fotograf und freier Mitarbeiter

Schauspieler und Freie Mitarbeiter

Fotograf und freier Mitarbeiter

Val Thoermer

Fotograf und freier Mitarbeiter

Illustrationen / Cartoons: Peter Einheuser Layout / Grafik / Gestaltung / Blatt Peter Einheuser Anzeigengestaltung: einheuser.ardis&friends, Frankfurt Anzeigenvertrieb: anzeigen@das-magazin-verlag.de Telefon: 01523.404.3021

Es gilt die Anzeigenpreisliste 01/2015 Druck: Louis Hoffmann Druck- u. Verlagshaus GmbH 96242 Sonnefeld/Coburg Preis: 4 € inkl. 7% MwSt., Briefe an die Redaktion: briefe@das-magazin-verlag.de

Johanna Springer ist mal wieder bei uns. Nachdem sie bereits mit dem Titel unserer Ausgabe 4 den Bahnfahrern viel Geduld bescheinigte, stellt sie jetzt Illustrationen aus ihrem Portfolio vor. Inzwischen lebt Johanna in Hamburg und arbeitet dort als Illustratorin.

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MONACO FRANKE

DER MONACO FRANKE NEUES AUS DER HAUPTSTADT Ganz ehrlich? Der Monaco ist sauer oder eher so a weng durcheinander, zwiegeschbaldn halt! Die letzten Monate mit den zum Teil unsäglichen rechten, rassistischen, volksverhetzenden Äußerungen irgendwelcher Gscheidhaferla einerseits und der unglaublichen Hilfsbereitschaft der Bevölkerung andererseits können einen schon fuxdeufelswild werden lassen. Zuletzt bedauerte in Dresden sogar ein Schriftsteller, also ein Künstler (!), und noch dazu einer mit eigenem Migrationshintergrund, dass die KZs ja derzeit „leider nicht mehr in Betrieb“ seien. Iech glabb, der hod a bissala zu viel vo dem Katzenfudder vo sei’m Felidae erwischt! Da bleibt dem Monaco nicht viel mehr übrig als – tschuldichung – a großes Aamerla oder wenigstens des Näpfla von seiner Katz zu holen und ordentlich neizuschbei’n! Ja, da kann sogar der Monaco mal ernst und grantig werden bei so viel verbalem Dünnpfiff, der von irgendwelchen Bimberlas auf Pegida-Demos, in Internetforen oder diversen Talkshows abgelassen wird. Jeder, der sich Demokrat nennt, muss diesem geistigen Sondermüll etwas entgegensetzen. Ich sowieso, denn ich trage das Integrative schließlich schon in meinem Namen: „Monaco Franke“. Ich bin sozusagen die Fleisch und Wort gewordene Verbrüderung, der Beweis, dass zwei Dinge, die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen, trotzdem harmonieren können! Gut, ich habe als Oberfranke kein Visum und auch kein Notaufnahmelager gebraucht, als ich seinerzeit vor mehr als zwei Jahrzehnten das „Zonenrandgebiet“ verlassen und mich in der Landeshauptstadt angesiedelt habe. Aber ich weiß, es gibt Leute in Franken, und gar nicht mal so wenige, die einem für diesen Schritt mindestens den Bayerischen Verdienstorden oder wenigstens eine Tapferkeitsmedaille verleihen würden. Als Franke, das stimmt schon, braucht man seine Zeit, bis man mit München und Oberbayern halbwegs warm wird. Anders als wir, die Fremden gegenüber eher so ein bisschen muffig sind, besticht ein echtes Münchner Kindl, egal ob männlich oder weiblich, durch seine Direktheit. Das kommt schnell als arrogant und unfreundlich rüber. Ein Wesenszug, auf den die Leute durchaus stolz sind und den sie entsprechend pflegen. Als Tourist kann man noch darüber hinwegsehen. Als Zugezogener muss man lernen, damit umzugehen. Denn zu spüren bekommt man das überall, sogar im Gasthaus. Wie sagte ein Kollege aus München mal zu mir? „Wann’st in Minga in der Wirtschaft hockst und die Bedienung is fraindlich, nochad kannst dei Geld zurückverlanga!“ Zu den am meisten gehörten Sätzen

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in Münchner Wirtshäusern gehört „do schleichst di, des is der Platz von XY“. Oder auch: „Hamses etzad amoi? Ich hob ned ewig Zeit!“ Umso erstaunlicher ist das, was seit ein paar Wochen am Münchner Hauptbahnhof passiert. Mit einer so noch nicht gekannten Herzlichkeit kümmern sich Münchnerinnen und Münchner um Flüchtlinge, helfen, spenden, spendieren oder haben einfach nur ein Lächeln oder ein gutes Wort parat. Einige von denen, die sonst überall ihr Gesicht in die Kameras halten, haben sich hier nicht blicken lassen, sondern stattdessen lieber Stammtischparolen (“Wir sind nicht das Sozialamt der Welt“ gehört noch zu den harmloseren) zum Besten gegeben, um auf dem Rücken und zu Lasten der Schau net so blöd. Der Alte liegt noch im Bett. Weihnachtsmarkt. Gestern.

fliegenden Bimberlaswichtichs wirklich ticken, der muss nur mal eine Festnahme miterlebt haben: Im Polizeigriff (also im wörtlichen Sinne „im Handumdrehen“) wird die Neonazi-Glatze ganz schnell zum Greinmeicherla, der nach dem Rechtsstaat schreit, den er gerade noch abschaffen wollte! Da muss gleich nochmal des Aamerla herhalten! Ach und eins noch: Was den Monaco auch noch sauer macht, ist diese Ignoranz, die ganze Teile der Gesellschaft durchzieht. Die große Mehrheit schweigt. So lange wir in diesen Tagen allen Ernstes darüber diskutieren, ob wir künftig auch am Sonntag bis 24 Uhr shoppen können oder wann endlich die neuen Facebook-Emoticons freigeschaltet werden, so lange Quote oder schwul.

Cartoon: Peter Einheuser. 2015

Flüchtlinge Wahlkampf zu betreiben. ganz ehrlich? Bei aller Bitterkeit und Monaco zum allerersten Mal stolz auf und stolz darauf, irgendwie einer von wenn auch nur als „Zug’roaster“!

Schäbig. Aber Prass war der die Münchner ihnen zu sein,

Leider hält die Freude über so viel Engagement und Mitmenschlichkeit nie lange an. Direkt vor unserer Haustür, in Bamberg, wollten im Oktober ein paar Rechtsextreme Anschläge auf zwei Asylbewerberunterkünfte verüben, wurden aber rechtzeitig festgenommen. Wer wissen will, wie die Rednerpultpolterer und die in den Hinterzimmern ihrer rechtsextremen Gruppierungen agierenden, geistig tief

es unser größtes Bestreben ist, so auszusehen wie Gigi Hadid oder Khloe Kardashian und uns die Frage umtreibt, wo wir die coole Basecap herbekommen, die Mark Foster immer trägt, oder wie wir unseren HipsterSalafistenbart pflegen, so lange haben wir keine echten Probleme! Also amüsieren wir uns weiter, machen uns über die naiven „Gutmenschen“ lustig, die ihren Mund aufmachen, sich politisch engagieren und etwas riskieren, und schauen weiter auf unser Smartphone, unseren besten Freund, whatsappen oder daddeln, ohne aufzusehen. Und die Freundin ist plötzlich nicht mehr Manuel Neuer, und Guido singt dazu den BratmaxeSong! Schätzla, schau wie iech schau!

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AUF EIN WORT ...des ist jezz die Zeit. Glühbier passt scho...

Gutmenschen und Monster. Gastbeitrag von Hans G. Tanner ...brauch mer kan Weihnachtsmarkt dafür...

Wir sind Gutmenschen und Monster, wenn die nimmermüde Berichterstattung in ARD und ZDF recht hat. Auf der einen Seite die Guten, die sich bis zur Erschöpfung für die Flüchtlinge aufopfern und aus eigenem Portmonee Lebensmittel kaufen und verteilen. Auf der anderen Seite die PEGIDA-Marschierer und Facebook-Hetzer mit ihrem dunkelbraunen Rand der Brandstifter und Morddroher. Dazwischen eine geteilte schweigende Masse, diejenige, die entweder mitleidet und Merkel stützt oder die, denen das Fremde zu viel ist und die ihr Leben in diesem Land davon schwimmen sieht. Zu den Vorsprechern beider gehören in diesen Tagen erstaunlich wenig Politiker, da es wenig zu ernten gibt. Hier Merkel und ein wenig Gabriel, dort die AFD und da ein paar Grüne. Und mittendrin irgendwo noch Horsti Seehofer. Und in Deckung all jene, die sonst nicht laut genug sein können und mit immer neuen Ideen die Politwelt und das Volk beglücken. Nur stellvertretend für viele andere steht Andrea Nahles, der es auch bei „Flüchtlingspraktikanten“ erst mal um den Mindestlohn geht. Hilfreich die wenigsten. Überfordert hingegen alle.

...das merkt mer schneller für weniger Geld...

Die lokalen Politiker „an der Front“ reden anders. Sie versuchen über Wasser zu bleiben und den hunderttausenden Menschen ohne hiesige Sprache und vielfach auch ohne Lesekenntnisse gegen Hunger, Kälte und Nässe zu helfen. Boris Palmer, grüner Oberbürgermeister aus Tübingen, ist einer von ihnen und wird von seiner Partei gescholten, weil er nicht ins Konzept passt. Parteiprogramme passen aber gerade gar nicht. Weder auf der einen noch auf der anderen Seite. Dazwischen die, um die es geht. Sie kommen aus Syrien, dem Irak, Afghanistan, Pakistan und aus Albanien. Die einen fliehen um ihr nacktes Leben, die anderen, weil das eigene Land zu rückständig ist. Alle suchen eine neue Zukunft und erträumen sich eine deutsche Lebenswelt, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt. Ein Teil darf bleiben, der größte Teil nicht. So sagt unser Grundrecht. Und das ist so in Ordnung. Ein viel größerer Teil darf nicht und kommt trotzdem, weil er auf eine Duldung hofft, die es jetzt nicht mehr geben kann. Auch nicht in Nordrhein-Westfalen, wo das neue Asylgesetz schon wieder umgangen werden soll. Ja nach politischem Standpunkt kommen syrische Ärzte oder Sozialschmarotzer mit Sympathien für den Islamischen Staat. Beides ist falsch. Die Masse der Flüchtlinge ist weder das eine noch das andere.

...sollts halt ständig gebn. Auch im Sommer.

Mit denen, die bleiben, werden wir künftig umgehen. Sie sind Mitmenschen und werden Mitbürger. Dabei ist unter allen zu lösenden Problemen das der fehlenden Wohnungen noch eines der kleineren. Schwieriger ist die Integration in unser Rechts- und Wertesystem. Staat über Religion, Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, das Recht auf freie Meinungsäußerung inklusive Mohammed-Karikaturen sind nur einige unverrückbare Regeln, die man nicht mögen aber akzeptieren und leben muss, um bei uns bleiben zu können. Auf jeden, der jetzt bleibt, werden im Rahmen der Familienzusammenführung noch mehrfach andere kommen. Wer Parallelgesellschaften und No-Go-Areas wie in Frankreich vermeiden will, muss mehr tun, als Häuser bauen. Hier sind wir alle gefragt. Gutmenschentum hier und Hetze dort bringen uns nicht weiter. Eine helfende Hand beim Weg in unsere Lebensart und Wertbegriffe ist so wichtig, wie der Respekt vor mitgebrachter Kultur. Aber auch eine klare Kante bei Regelverletzungen. Wir können es schaffen, dass die kommenden Generationen der Neubürger integrierte deutsche Europäer werden. Alle anderen sind uns nicht willkommen. An dieser Stelle laden wir Coburger und Nicht-Coburger, Zu- oder Abgereiste herzlich ein, ihre Meinung kundzutun. Hier in unserem Magazin. Wenn Sie etwas zu sagen haben, sprechen Sie uns an.

AUSGABE 12 / HERBST 2015

COBURGER | DAS MAGAZIN

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Coburger | Das Magazin erscheint wieder im Dezember 2015. Anzeigenschluss ist der 3. Dezember 2015

ALLES KANN GEREGELT WERDEN

Kaum noch „Nicht-Beamte“ im Parlament

HAU AB.

...UND DAS ZUM SCHLUSS „Eine Satire, die der Zensor versteht, wird mit Recht verboten...!“ Karl Kraus

„Leute sagen, Satire sei tot. Sie ist nicht tot. Sie lebt im Weißen Haus“ Robin Williams

“Dummköpfe sind mein Thema. Lass Satire mein Lied sein” Lord Byron

„Satire is a sort of glass, wherein beholders do generally discover everybody‘s face but their own.“ Jonathan Swift

„Jede Nation spottet über die andere, und alle haben recht.“ Arthur Schopenhauer

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C O B U R G E R | D A S M A G A Z I N

AUSGABE 12 / HERBST 2015


In der Zeit, in der Sie eine Tasse Kaffee trinken,...

...könnten Sie auch eine Online-Überweisung ausführen. Zum Beispiel an die Deutsche KinderKrebshilfe. Das Konto finden Sie etwas weiter unten. Und sollten Sie Morgen den ersten Menschen, dem Sie auf der Straße begegnen, anlächeln, dann haben Sie gleich zwei schöne Tage hintereinander. Kreissparkasse Köln - Spendenkonto DE65 3705 0299 0000 9191 91 BIC COKSDE 33XXX Stichwort „KinderKrebshilfe“ Eine kleine Erinnerung von COBURGER - Das Magazin.


Wann ist ein Geldinstitut gut für die Region? Wenn es für die Region und die Menschen in der Region da ist. Als Partner in Sachen Finanzen und mit sozialem und gesellschaftlichem Engagement.  Sparkasse Coburg - Lichtenfels


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