COBURGER 01 | Das Magazin

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Inhalt

Preis 4,00 Euro

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Dezember 2012

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B端cher bilden. Schon ganz fr端h.

Eine kleine Erinnerung des Coburger Buchhandels zur Weihnachtszeit.

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Inhalt

Ausgabe 1 . DeZember 2012

8 Hören. Sehen. Staunen. In Coburg 11 Stadtgespr äch 14 Briefe 66 Fotog alerie Coburg 78 Geschenk t 79 impressum 80 Monaco Fr anke 82 Da s Le t z te

Wolfr a m Hegen 18 Abgebr annt Nach dem Feuer.

Val Thoermer 26 Coburger Wintermärchen Traumhafte Fotos zur Weihnachtszeit.

Wolfr a m Hegen 34 Coburgs Zukunf t Wie leben unsere Kinder? Was wird aus uns? Wir fragen nach. Wer hat Konzepte?

Thoma s Apfel 44 Handball ist br achiale Ge walt

Handballspieler müssen einiges aushalten. Und am nächsten Tag wieder ins Büro.

Frederik Leberle 50 Kein rot wein zum frühstück

Hochleistungstraining, auswendig lernen und üben. Hinter den Theaterkulissen fließt der Schweiß.

Wolfr a m Hegen 56 genuss isst gesund

Coburger Köche erzählen vom Essen.

Pe ter Einheuser

61 Saisonge tr änk

Wolfr a m Hegen 62 Hier wohnte Einst Jenny Me jo

Wolfr a m Hegen

Wolfr a m Hegen 74 Freeriden, eiskle t tern und Wintergolf

In dieser Villa lebt die alte Zeit weiter, mit moderner Technik. Der Garten blüht wie eh und je.

72 warm anziehen Stromer von Renault

Ga stautor 80 Auf ein Wort

Herr Tanner hat etwas zu sagen.

Titel. Stadt wüste

Illustration von Peter Einheuser und Madalina Iordache-Levy

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in der 26 Coburg WeihnachtsZeit Val Thoermer hat Coburg in der Weihnachtszeit fotografiert. Seine schรถnsten Bilder in diesem Heft.

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unserer Kinder. 34 DieWohinZukunft geht Coburg? Ein Gutachten bescheinigt Coburg, gegenüber Bamberg und Würzburg nicht mehr konkurrenzfähig zu sein. Kritiker sagen, dass die Stadt nicht flexibel genug ist, sich auf die Zukunft einzustellen. Bürger und Politiker hingegen streiten leidenschaftlich über den Standort einer Bratwurstbude. Wohin geht Coburg?

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44 Brachiale Gewalt Handballspieler müssen viel ertragen.

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Inhalt

18 Abgebrannt

Relax Your Mind And Shape Your Body

Was wurde aus den Opfern der Brandkatastrophe?

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Aus dem Portfolio unserer Fotografen

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Vollstopfen ISST Genussfrei! Coburger Köche erzählen vom Essen

Yoga ohne Ommmmmh! Power-YoGa Kurse Studio Yoga-Reisen

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Leiden und Leidenschaft Frederik Leberle über Schauspieler

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Warm Anziehen Wir haben den Twizy getestet.

Trendsportarten FreeRiden, Eisklettern und WinterGolf

Nadja Kücker Theaterplatz 5 96450 Coburg Tel: 09561 / 630878 nadja@yogate.de

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Hören. Sehen. Staunen. In Coburg Dezember || Januar || Februar

Im Dezember I n d e r S ta dt

Glühwein mit Zimt Mit und ohne Schneegestöber schön ist vom 30.11. bis 23.12. der Coburger Weihnachtsmarkt. Wer in Reichweite der herrlich glitzernden Marktplatztanne seine kalten Füße mit der wohlig dampfenden Tasse eines Heißgetränks bekämpfen möchte, ist hier genau richtig. Spätestens am 1.12. sollte dann endgültig Weihnachtsstimmung aufkommen beim Einkaufs- und Kulturvergnügen Winterzaubernacht mit verschiedenen Aktionen rund um den Coburger Marktplatz bis 24 Uhr Ko n z e r t u n d Va r i e t é

Glitter und Klaviermusik Ordentlich auf die Ohren bekommen kann man bei der Schwarzblonden Weihnacht des Berliner Glamour Pop Entertainment Duos Schwarzblond. Irgendwo zwischen selbst entworfenen Glitterkostümen, schrillem Popgesang und Klaviermusik trifft man Benny Hiller und Monella Caspar kurz vor der dann wirklich stillen Nacht am 22.12. um 20 Uhr in der Zauberwelt in Grub a. Forst. Augenzwinkernde Poesie meets bittersüße Wirklichkeit – Weihnachten mal poppig. Ba l l s p o r t h a l l e

Aufstieg in die Bundesliga Gleich dreimal bittet die Volleyball-Schmiede VSG Coburg/Grub im Dezember in die HUK Coburg Arena. Am 1.12., 15.12. und 22.12. um jeweils 19:30 Uhr wollen die Zweitligisten in der Hammer­ halle mit den Hammerfans und den Hammer­ blockern ihren Spitzenplatz verteidigen. Musi C a l

...und die sieben Zwerge Genug von den Altpapierbergen aus Geschenk­ papier und nimmermüdem Nachwuchs im Spielrausch? Dann schicken Sie die Großeltern mit ihren Enkelkindern ab vier Jahren am 27.12. um 16 Uhr ins Kongresshaus und lassen sie diese auf ihre Kosten musikalisch berieseln – nicht von sanft

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fallenden Schneeflöckchen, sondern von einer kindgerechten und anspruchsvollen Interpretation von Schneewittchen – das Musical . Mit viel Musik und tollen Kostümen kommt hier die ganze Familie auf ihre Kosten – und Sie zu ein paar ruhigen Stunden zuhause.

Im Januar Ko n z e r t

Die drei Tenöre Wer am Dreikönigstag nicht in die Kirche geht, der hat um 11 Uhr Zeit, einer großen Anzahl Operetten­a rien und stimmungsvoller Walzer im Kongresshaus Rosengarten zu lauschen, wenn die drei Tenöre des Staatsopernchores des Württembergischen Staatstheaters und das Alt-Wiener Strauss Ensemble Stuttgart zum Neujahrskonzert laden. Und es kann doch auch kein Zufall sein, dass die Moderatoren Dr. Eduard Strauss und Thomas Strauss heißen. Fa sch i n g

Schluss mit Ernst Wer Muskelkater im Zwerchfell und Lachfalten im Gesicht bevorzugt, der sollte auf gar keinen Fall die Prunksitzung der Coburger Narrhalla im Kongresshaus am 19.1. um 19:30 Uhr verpassen. Hier trifft sich das Who is Who der Coburger Bürgerschaft zum unterhaltsamen Stelldichein – egal ob waschecht-einheimisch oder von weither zugereist. Ba l l s p o r t h a l l e

Dreimal zuschlagen Entzugserscheinungen werden Mitte Januar schon die Fans von Handball-Zweitligist HSC 2000 Coburg haben. Kein Heimspiel seit dem 8. Dezember. Dafür gibt’s dann gleich einen Dreierpack am Stück. Am 20. Januar gegen Bernburg, am 3. Februar gegen Baunatal und am 16. Februar gegen Auerbach. Immer zu Hause. Immer vor mehr als 2000 Zuschauern. Danach wird man mehr wissen, ob es klappen kann mit dem Ziel Aufstieg in Liga 2.

Revue

Herrendamen sind Diven Licht aus! Spot an! Die Stimmung steigt! Genug der kuscheligen Abende auf dem heimischen Sofa mit Ingwertee und bullerndem Ofen. Hören Sie, wie schön Erotik knistern kann. Und das nicht im Pariser Lido, sondern – ganz nah – am 31.1. im Kongresshaus Rosengarten. Vorhang auf für die Galanacht der Travestie . Edle Herrendamen und charmante Diven in üppigen Kostümen und perfekt sitzender falscher Haarpracht geben ihre Interpretationen von bekannten Popsongs zum Besten und unterhalten mit amüsanten Parodien aus der Welt der Stars. Revue, Revue!

Im Februar Ba l l s p o r t h a l l e

Weltmeisterschaften Zum Höhenflug auf die Lauterer Höhe kann man vom 3. bis zum 9.2. ansetzen und zwar anlässlich der Weltmeisterschaften im Indoor Modellkunstflug. Der Aero Club Coburg gibt sich die Ehre und macht aus der HUK Coburg Arena in diesen Tagen einen Landeplatz für Modellflieger aus der ganzen Welt. Bleibt zu hoffen, dass Schirmherr Norbert Kastner nicht mit abhebt, sondern lediglich den Startschuss für die Wettkämpfe gibt. Ko n z e r t

Hymnen und Medleys Eine Boygroup mit spektakulärer Lichtshow begleitet von einer rein weiblichen Liveband? Nein, nicht Robbie Williams oder Justin Bieber wollen optisch und musikalisch einheizen, wenn es draußen so richtig schmuddelig und kalt ist. Die zwölf Tenöre gastieren am 6.2. um 20 Uhr im Kongresshaus und zeigen ihrem Publikum von ernsthaften klassischen Opern-Arien über Pop, Hymnen und Michael Jackson-Medleys, dass man durchaus auch in nur einer einzigen Stimmlage abwechslungsreich unterhalten kann. Und als hätten wir es nicht längst geahnt: die Jungs können nicht nur singen,

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Wa s ist los in Coburg

sondern auch tanzen und moderieren: hören – sehen – staunen. Fa sch i n g

Der Höhepunkt Nicht nur in Coburg gibt es sie, die fünfte Jahreszeit, die manch einer meidet, weil es ihm zu laut und zu bunt und zu närrisch wird. Wenn Sie und Ihre Kinder aber Lust auf Prunksitzung, Kinder­fasching, Elferratssitzung, Prinzenball und Gaudi­w urm haben, dann sind sie in der Zeit vom 9.2. bis zum 12.2. genau richtig. Nach dem großen Faschingsumzug durch die Innenstadt enden die tollen Tage auf dem Marktplatz mit einer großen Radio 1 Party, bei der auch die originellsten Gruppen des Umzugs prämiert werden. V e s t e Co b u rg

...in anmutigen Posen Werke des verstorbenen Bildhauers Ferdinand Lepcke werden im Workshop „Das Edle bei Lepcke im Spiegel der Zeit“ genauer unter die Lupe genommen. Den Arbeiten des Coburger Künstlers, eher bekannt für seine Darstellungen weiblicher Körper in anmutigen Posen, wird am 16. und 17.2. von 10 bis 17 Uhr in den Kunstsammlungen der Veste Coburg zuerst visuell zu Leibe gerückt. Da werden dann die Gesichter von Lepckes Plastiken mit Starfotos von heute verglichen, um heraus zu finden, was genau ein Gesicht „edel“ aussehen lässt. Im Anschluss kann der Laie mit Freude am Modellieren selbst versuchen, ein Gesicht anmutig aussehen zu lassen. S ta n d - u p Com e dy

...ob Sie,s wussten

Ich weiß gar nicht ob Sie’s schon wussten, aber Rüdiger Hoffmann hat ein neues Bühnenprogramm und dabei spielt er sogar am Klavier! Wer sich dem trockenen Humor des Stand-up Comedians nicht entziehen kann, kommt deswegen bei „Aprikosenmarmelade“ am 23.2. im Kongresshaus voll auf seine Kosten. Denn bei dem schlitzohrigen Paderborner ist jeder noch so harmlose Satz ein Treffer.

© Leslie Murray, 2012

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Coburger, das Magazin erscheint viermal im Jahr. Und man kanns auch abonnieren. Für nur 15 EuroCoburger kommt , das Magazin erscheint viermal im Jahr. es dann frei Und man kanns auch abonnieren. Für nur 15o Haus , Port Euro kommt es dann frei Haus, Port o inklusive. inklusive. c o b u r g e r | D a s Ma g a z i n

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Wir produzieren Werbung. einheuser.ardis&friends 10

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09561/8363520 Aus g a be

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Stadtgespräch... Nachtleben Im Rahmen seiner Saison-Vorbereitungen richtete der HSC im Sommer ein hochklassiges und kurzweiliges Handballspiel gegen ein All-StarTeam aus. Vor dem Match trafen sich Spieler, Funktionäre, Freunde und Prominente in der Bar der Traube bei einem offiziellen Pressetermin zu einem kleinen Umtrunk. Ein Ex-Nationalspieler fragte einen der umstehenden Coburger, wo man denn später in Coburg noch hingehen könne und erntete Schulterzucken. Sportfotograf Henning Rosenbusch, der die Frage mitgehört hatte, meldete sich nicht ganz so leise zu Wort und ließ wissen, man solle doch den anwesenden Oberbürgermeister fragen. Der kenne sich im Coburger Nachtleben gut aus und könne bei Bedarf auch die Sperrstunde verkürzen. Lautes Gelächter, das der eben genannte grinsend quittierte, war die Folge. Die nächtliche Strecke durch Coburg endete übrigens gegen 6 Uhr morgens im Steinweg.

zuzuschreiben. Sie nominierten Dressel, obwohl er schon im Vorfeld keine Chance auf einen vorderen Listenplatz hatte. Und den hätte er gebraucht, weil das Direktmandat gegen CSU-Mann Hans Michelbach wohl nur schwer zu holen ist. Dressel habe, wie Parteikreise kolportieren, mit einem Rundruf vor der Nominierung Stimmung für sich gemacht. Schade für Coburg und schade für Bürgermeister Norbert Tessmer. Der hätte als SPD-Kandidat für Coburg und Kronach gute Chancen gehabt, sowohl über die Liste, als auch als Direktkandidat.

machte sich beim ein oder anderen Vertreter der Stadt Unwohlsein breit – vor dem Grußwort von Hochschulpräsident Prof. Michael Pötzl nämlich. Der greift bei öffentlichen Gelegenheiten gerne mal die Stadt an. „Hoffentlich motzt er nicht wieder nur rum“, formulierte es eine junge Frau so gar nicht festlich. Kurz danach war sie beruhigt: alles verlief friedlich. Nur die Häppchen waren etwas knapp.

Meine Name ist Bond, Stefan... Das konnte man von der Eröffnung des neuen Fin-

Helm auf Während sein Chef sich im wohlverdienten Urlaub auf den Weihnachtsmarkt vorbereitete, wurde es für seinen Pressesprecher, Michael Selzer, martialisch. Er befand sich zur Weiterbildung in der Bundeswehrakademie für Information und Kommunikation in Strausberg. In dem idyllischen Flecken östlich von Berlin trainiert die Bundeswehr ihre Presseoffiziere mit Interviewtraining, Kursen für digitale Fotografie und Redakteursschulungen. Hauptmann (der Reserve) Michael Selzer ist da nicht unerfahren, hat er doch einige Zeit als Presseoffizier beim Bundeswehrkontingent in Afghanistan verbracht. Eine solche Abstellung muss er jetzt nicht fürchten. Die kommenden Kampfhandlungen finden eher politisch statt. Neben Bundestags- und Landtagswahlen gilt es sich auf den Oberbürgermeister-Wahlkampf 2014 für seinen Chef vorzubereiten. So dieser denn noch einmal antritt.

Kandidatenwalzer Die Coburg-Kronacher SPD hat unterdessen schon einen Notfallplan für das zu erwartende Scheitern von Carl-Christian Dressel bei der Bundestagswahl erarbeitet. Irgendjemand muss sich ja dann für die SPD um die Interessen des Wahlkreises kümmern. Dass es überhaupt soweit kommt, haben sich die Coburg-Kronacher Sozialdemokraten allerdings selbst

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Er sei, so heißt es, „jetzt nicht gut auf Dressel zu sprechen“. Andererseits wäre jetzt der Weg frei in Richtung OB-Kandidatur. Denn vielleicht weiß Sambaco-Geschäftsführer Rolf Beyersdorf etwas, was wir nicht wissen: er begrüßte nämlich bei seiner Geburtstagsfeier den OB Norbert Kastner als „Oberbürgermeister Norbert Tessmer“.

Knappe Happen Im Oktober ist der neue Campus Design der Hochschule Coburg eingeweiht worden. Der Festakt war ein launiges Frage- und Antwort-Spiel auf der Bühne des neuen Audimax. Nur vor einem Auftritt

ori-Stores in Untersiemau nicht behaupten: die Gäste wurden nicht nur Augenzeugen neuer Maßstäbe in Sachen Selbstinszenierung – Firmenchef Stefan Finzel ließ sich bei der feierlichen Einweihung zu James Bond-Klängen auf einem trohnähnlichen Sessel von einem Gabelstapler auf die Bühne transportieren, die 300 Gäste honorierten die Showeinlage mit Riesenapplaus, das Menü an diesem Abend umfasste 14 Gänge. Einziger Wermutstropfen einer kurzweiligen Gala: die Einnahme der Speisen zog sich dadurch über zwei Stunden hin. So verpassten einige der fast 300 Gäste den eigentlichen Grund ihres Besuchs: die Präsentation des Showrooms

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...Und Das auch noch gegen Ende der Veranstaltung. Sie mussten vorher ihre Kinder ins Bett bringen.

Keine Musik Drin Während man in Untersiemau stolz auf das Erreichte sein kann, geht in Coburg-Cortendorf nichts voran. Die geplante Großraumdisko in der ehemaligen Porzellanfabrik Griesbach ist gescheitert. Investor Martin Rogowski plant die Rückabwicklung des Geschäfts. Im Sommer letzten Jahres war das noch perfekt, so schien es. Jetzt geht die Suche nach einem Investor von vorne los. Die Porzellanfabrik Griesbach gehört zur Insolvenzmasse der früheren Porzellanfabrik Goebel in Rödental.

sche Ziehsohn des Landtagsabgeordneten Jürgen W. Heike könnte auf die Stadtratsmehrheit bauen. Die Entscheidung fällt schon im Januar 2013.

Alles nur Kaffee Der neue Intendant am Coburger Landestheater, Bodo Busse, hasst Kaffeemaschinen. Kaffee müsse gebrüht werden wie bei Muttern, erzählte er in

Woo für Steuergeld Nur wenige Meter weiter, im Landratsamt Coburg, übt sich das Regionalmanagement jetzt als Konzertpromoter. „Dr. Woo’s Rock ’n’ Roll Circus“ kam nach Coburg und wurde von Regionalmanager Stefan Hinterleitner als musikalischer Leckerbissen angekündigt. Promotion für ein Konzert im Auftrag des Bayerischen Wirtschaftsministeriums. Was für ein Zirkus.

Alte Pl ak atköpfe ... Wer 2017 als oberster Stadtvertreter die Jungfernfahrt des ICE durchs Coburger Land begleitet, entscheidet sich im Frühjahr 2014 bei den Kommunalwahlen in Coburg. Ob Norbert Kastner weiter auf Rekordjagd geht, ist noch unklar, ob Norbert Tessmer (siehe Seite 11) nach seinem Rückzug von der Bundestagskandidatur in die Bresche springt, ebenso. Klar ist: die CSU schafft es auf jeden Fall nicht mehr, die bei der Klausurtagung 2011 auf Kloster Banz vollmundig gemachte Ankündigung einzuhalten, bis zum Frühsommer 2012 einen Kandidaten aufzustellen, die Zeit ist lang verstrichen. Stellt sich die Frage, ob angesichts des jetzt anstehenden Winters 2012/2013 die möglichen Protagonisten Birgit Weber, Hans-Herbert Hartan, Thomas Engel und auch noch Thomas Bittorf schon kalte Füße bekommen haben? Und was ist mit Jürgen Heeb? Nach seinem Ausscheiden aus dem Vorstand des HSC liebäugelt der jetzige Stadtrat und neue Vorsitzende des Stadtverbandes für Leibesübungen ja möglicherweise mit einer Kandidatur für die Freien Wähler. Die Grünen wollen wohl auch, die CSB vielleicht – und gibt es eigentlich die Piraten noch? Sieht schon jetzt nach Stichwahl aus.

... und neue Auf Rekordjagd begibt sich der Freie Wähler Marc Holland bei der OB-Wahl in Neustadt: er ist gerade 23 Jahre jung und wäre damit jüngstes Stadtoberhaupt weit und breit. Als Amtsinhaber Frank Rebhan das erste Mal antrat, war Holland gerade mal 5 Jahre jung. Der zweite Gegenkandidat für Rebhan kommt von der CSU: Frank Altrichter. Der politi-

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X-Games auf der Bank Wer dagegen im Norden Coburgs, auf der Lauterer und Bertelsdorfer Höhe, spazieren geht, durfte gelegentlich auf schönen Parkbänken Rast machen. Die aber sind in zunehmend schlechtem Zustand. Coburgs Skating-Gemeinde nutzt sie als Trainingsgelände, nachdem der Skatepark aus Kostengründen geschlossen ist. So fallen der Stadt die Kosten am Ende doch noch auf die Füße.

eier zu hart Bisher musste sich vor allem Ex-Kanzler Helmut Kohl mit Eierwerfern herumschlagen. Doch die Unsitte machte jetzt auch vor dem Landkreis Coburg nicht halt. In Ahorn bewarfen Unbekannte gleich mehrere Hauswände mit Eiern. Ob es sich auch in diesem Fall um politisch motivierte Taten handelte oder eher um einen Dummenjungen- oder Dummenmädchenstreich, ist nicht bekannt. Die Wände der Häuser sind auf jeden Fall beschädigt – es muss sich wohl um hartgekochte Eier gehandelt haben. der Homestory von iTVCoburg. Mit der ganzen modernen Kaffeetrinkkultur könne er überhaupt nichts anfangen. Entweder mit Filtertüten, Kaffee rein und heißes Wasser drauf oder wenn schon Maschine, dann die zum Drücken.

Landratswahlen demnächst Überrascht dürfte sich die Augen reiben, wer über das Hotelportal booking.com eine Nacht im Hotel Arcadia im Coburger Süden buchten möchte. Das nämlich, so das Portal, liege im Landkreis Ketschendorf. Fehlt nur noch die Unabhängigkeitserklärung der Ketschendorfer. Dann hätte man auch eine neue Verwendung für das bisher als Jugendherberge genutzte Schloss. Dort könnte die Ketschendorfer Regierung einziehen.

PR-Profis aus dem Norden Während Coburger Unternehmen, wenn sie’s tun, dann auf hohem Niveau über die eigenen Probleme klagen, schafft es der benachbarte Sonneberger Landkreis unter der Überschrift „Vom Osten lernen“ in die Wochenzeitung „Die Zeit“. Ausgerechnet in Deutschlands Problemzonen fänden sich Antworten auf die Gefahr des Fachkräftemangels. Respekt.

Na Bitte, geht doch GRÜBIDA heißt ein neues Projekt an der Heimatringschule Coburg. Die Abkürzung steht für GRüßen, BItten, DAnken. In Rollenspielen werden Formen der Höflichkeit eingeübt, wie richtiges Grüßen, eine Bitte, einen Wunsch höflich vortra-

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… und Da s Auch Noch gen und sich freundlich für das Entgegenkommen bedanken. Die ganze Schule, das ganze Personal macht mit, und auch die Eltern sollen mithelfen: auf keinen Wunsch reagieren, der ohne Bitte daherkommt, „Dienstleistungen“ rückgängig machen, wenn kein Dank erfolgt, auf freundlichem Grüßen bestehen und sich mit Namen ansprechen. Soll man sich jetzt darüber freuen oder weinen?

Keinen Zwanziger mehr Coburg ist auf dem Weg zur oberfränkischen Sportstadt Nummer 1. Die Volleyballer der VSG Coburg /Grub sind auf dem Weg in die Bundesliga, die Handballer des HSC auf dem in die 2. Liga, die Basketballer des BBC auf dem in die Regionalliga. Und während alle drei in ihren Ligen mit Abstand Zuschauerkrösus sind, lockt König Fußball in der Vestestadt niemand hinter dem Ofen hervor. Nicht einmal Viertligist VfL Frohnlach kommt in einem normalen Ligaspiel (wenn es nicht gerade gegen Bundesliga-Reseveteams geht) auf mehr als ein paar hundert Zuschauer. König Fußball, in der Region ein Bettelmann.

Türsteherszene Coburg ist auch Partystadt Nummer 1 weit und breit. Klar, wenn man sich bis in die frühen Morgenstunden volllaufen lassen kann. Vor allem viele Gäste im Steinweg tun das sehr gerne und häufig und wenn man schon mal da ist, wird noch ordentlich geprügelt. Konsequenz: die Kneipen werden wohl schon bald früher zumachen müssen. Am Wochenende um vier und unter der Woche um zwei. So könnte es kommen. Außerdem müssen alle Kneipiers für Türsteher sorgen. Und wenn man einen Vorschlag der CSU weiterdenkt, könnten die Jungs von der Security ja dann ab 7 Uhr gleich als kinderliebe Verkehrskadetten weitermachen. Die Christsozialen möchten nämlich den Steinweg mal wieder für Autos freigeben.

Antreten zum Service. Marsch Ja, es ist schon angenehm, mit dem Auto bis direkt vor die Haustüre zu fahren. Das kann man auch im neuen Kids Play Land in Frohnlach. Und während die Kinder im Indoor-Spielplatz herumtoben, können die Erwachsenen doch wenigstens ein wenig im Internet surfen, um auch Bewegung zu haben, oder? Denkste. W-LAN gibt es nicht im Kids Play Land, braucht es auch nicht, meint die Geschäftsführung auf Nachfrage. Servicewüste Deutschland.

ICE-taufe Noch dauert es bis 2017, bis der ICE fahrplangemäß wenigstens zweimal in Coburg hält. Früh und abends. Hat Bundesbahnchef Grube versprochen. Ein kleines Geschenk gab es schon vorab: einen ICE, getauft auf den Namen Rödental. Die Taufe für den Schnellzug fand aber trotzdem in Coburg statt. Wer fehlte, war der Coburger Oberbürgermeister. Er war nicht eingeladen. Und immerhin fährt ja schon seit 2003 ein ICE „Coburg“ durch deutsche Landen.

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Briefe Brief an unsere Leser

Alle Augen in den Bann ziehen Egal, ob Tokio,New York, Saint Tropez, Miami oder Berlin... die Wurzeln sind in Coburg fest verankert und ich wünsche euch als Sprachrohr Coburgs ganz viel Erfolg und hoffe, dass ihr bald alle Augen in euren Bann zieht, die dann lesen, was ihr uns zu erzählen habt. Shelly Phillips aus Coburg, fast „Unser Star für Baku“

Wir freuen uns Den Wirtschaftsjunioren liegt die Region sehr am Herzen. Mit unserer bundesweit prämierten wirtschaftsorientierten Jugendbildungsarbeit leisten wir einen aktiven Beitrag zum Wirtschaftsstandort Coburg. Umso mehr freut es uns, dass aus der Innovations-, Design- und Kreativszene Coburgs nun auch ein regionales Magazin entsteht. Wir freuen uns auf das neue Medium „Coburger – Das Magazin“ mit vielen interessanten Beiträgen, Reportagen und Insidertipps und wünschen den Initiatoren viel Erfolg und gutes Gelingen! Uwe Müller Wirtschaftsjunioren Coburg

Liebe Leser, Wir leben jetzt seit 22 Jahren in Coburg. Der Eine zwanzig und der andere zwei Jahre. Ehrlicherweise hätte der eine von uns beiden im Jahr 1992 nicht daran gedacht, sich hier länger aufzuhalten und der andere von uns hat immer noch ein eher ambivalentes Verhältnis zur Vestestadt. An jedem gelebten Tag in Coburg sammeln sich unsere positiven und negativen Eindrücke, innere und äußere Zusammenstöße, Glücksmomente und frustrierte Fassungslosigkeit. Wir sind überrascht von der Borniertheit mancher und der überwältigenden Freundlichkeit der meisten Coburger Bürger zugleich. Diese Stadt ist liebevoll und abweisend zugleich und genau darum genauso wenig langweilig. Wer Coburg kennenlernen möchte, muss es erleben wollen. Und das Leben findet dort statt, wo die Coburger sind. Zuhause oder im Beruf, auf dem Markt, im Café, vor der Ampel, Rathaus oder in der Sportarena. Von diesem Leben und seinen Umständen berichten wir ab sofort regelmäßig in Coburger, dem Magazin. Wir zeigen das Lächeln wie den wütenden Blick, die Ratlosigkeit sowie das Schmunzeln, Wir zeigen Coburg, wie wir es sehen und wie es vielleicht auch wirklich ist. In diesem Magazin. Um Sie zu unterhalten.

Liebe Macher... ...hinter „Coburger - Das Magazin“, ich freue mich darauf, die erste Ausgabe in Händen halten zu können. Ein hochwertiges Magazin mit Themen, die Coburg bewegen, mit einem Schuss Lifestyle und angereichert mit hochwertigen Fotos und Illustrationen, füllt eine Lücke in der sonst hervorragend aufgestellten Coburger Medienlandschaft. Dazu, dass Wolfram Hegen und Peter Einheuser Journalisten, Fotografen, Layouter und Illustratoren - kurz Coburgs „Kreative“ - an einen Tisch geholt haben und das Wagnis eingegangen sind, ein eigenes Magazin herauszugeben, meinen herzlichen Glückwunsch. Dem gesamten Team wünsche ich viel Erfolg, jede Menge innovative Ideen, das Gespür für die wichtigen Themen und eine große, zufriedene Leserschaft. Norbert Kastner Oberbürgermeister der Stadt Coburg

Peter Einheuser und Wolfram Hegen

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Briefe

Pfiffig, Emotional, Informativ Ein weiteres Printmedium im Zeitalter von App und Social Media also. Und dann noch über Coburg, genauer gesagt die „Coburger“. Ein mutiger Schritt, aber auch nicht. Warum? „Coburger – Das Magazin“ kommt pfiffig, emotional und informativ daher. Leistet es sich den Luxus, das Identitätsstiftende seriös aber mit einem Augenzwinkern, selbstkritisch aber durchaus selbstbewusst zu platzieren und ganz bewusst auch die vielen Nicht-Coburger „anzustecken“, hätte dieses Printmedium seine Berechtigung und einen Platz im Zeitschriftenregal verdient. Den Machern viel Erfolg und den Mut dazu! Prof. Dr. Michael Pötzl Präsident der Hochschule Coburg

Bodenlose Frechheit Jetzt ist es also soweit. Analphabeten und sogenannte „Komedians“ haben sich zusammen getan und eine Zeitschrift herausgebracht. Das Ergebnis läd zum Fremdschämen ein. Ich bin fünfunddreißig Jahre Lehrer gewesen und habe mich intensiv mit unserer Sprache beschäftigt. Über viele Jahre war ich gar freiberuflich für die GEW-Zeitung (Feuilleton) tätig. Seit über 40 Jahren bin ich Leser der Süddeutschen Zeitung. Das nur vorneweg, damit Sie wenigstens im Ansatz verstehen, dass ich Ihnen aus triftigen Gründen nach vorübergegangener Sprachlosigkeit schreibe und Sie auffordere, Ihr Blatt umgehend einzustellen. Detaillierte Gründe verkneife ich mir, da ich sicher bin, dass Ihr Sprachverständnis nicht ausreicht, sie zu verstehen. Schützen Sie unsere Umwelt und vermeiden Sie weitere Papierverschwendung! Diesen Leserbriefschreiber... ...hat es bis jetzt nicht gegeben. Wenn Sie jedoch seine fiktive Meinung vertreten, dann schreiben Sie uns. Wir lernen immmer gerne dazu. Sollten Sie unser Magazin jedoch mögen, schreiben Sie uns erst Recht. So sehr wir ehrliche Kritik brauchen, um so mehr lieben wir ehrliches Lob.

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Vier Mal im Jahr.

Für 15 Euro frei Haus. abo@das-magazin.de

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Inhalt

von Daniela Greschke Fotos Frank Wunderatsch

�Viel war nicht mehr zu retten, ein Hefter mit den wichtigsten Dokumenten, eine Pinnwand mit Wasserflecken und ein Foto von Oma und Opa“ Florian Kirchner | Coburg verlor beim GroSSbrand zu Pfingsten seine Wohnung

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Abgebr annt

„Man kann es einfach nicht realisieren.“

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teffi Cestone denkt zurück an die Nacht, die sich vielen Coburgern unauslöschlich ins Gedächtnis gebrannt hat. Eine Nacht, die manches Leben durcheinanderwirbelte, vieles in Frage stellte. Fast ein halbes Jahr ist das jetzt her. Noch erinnert am Ort des Geschehens nur wenig an das, was bis zum Pfingstsonntag Alltag war. Ein Alltag, der verschiedenste Menschen in zwei Häusern in der Herrngasse 10 und 12 geeint hatte. Und in dem die Geschäftsleute in sechs Läden im Erdgeschoss Tag für Tag aufs Neue ihr täglich Brot verdienten. „Das war eine schöne Gemeinschaft“, wird nicht nur Steffi Cestone später charakterisieren.

Steffi Cestone Sie gehört zu den wenigen, die reden wollen über das Geschehene und auch sie erbittet sich vorab Bedenkzeit... stimmt letztendlich aber zu. Die blonde Coburgerin sitzt an einem kleinen Ecktisch in einem Coburger Restaurant. Es ist der erste Tag des Wochenendes, sie hat bis jetzt gearbeitet. Gefasst versucht die Geschäftsfrau die Atmosphäre in den Nachtstunden des 26. Mai zu beschreiben. Ein Bild entsteht vom Samstagabend, an dem die Teilnehmer des Coburger Convents gemeinsam mit ihren Gastgebern in der Innenstadt feiern. Ausgelassen und unbeschwert. Noch weiß keiner, dass direkt am Zentrum des Geschehens, im Dachstuhl des Hauses Nummer 12 in der Herrngasse, zeitgleich ein Feuer wächst. Es ist bereits früher Sonntagmorgen, als es klar erkennbar lodert und die Polizei die Hausbewohner aus den Betten klingelt, um sie vor den Flammen zu retten. „Die Familien standen teilweise nur mit Decken bekleidet vorm Haus. Es war ein chaotisches Bild: Sie hatten keine Schuhe an, waren barfuß“, so wird es einer der ersten vor Ort eintreffenden Retter beschreiben. Rund 80 Bewohner, auch aus den angrenzenden Häusern, werden evakuiert. „Die Leute haben geweint, sie waren außer sich und verzweifelt“, bestätigt Steffi Cestone, die an bewusstem Wochenende ihr zweijähriges Geschäftsjubiläum feierte. Stolz war sie auf ihren Modeladen, auf das, was sie damit geschaffen hatte. Ein langgehegter Traum hatte sich mit der Eröffnung der eigenen Boutique erfüllt. Warme Töne dominierten die Räume, Holzboden und ausgefallene Leuchter wetteiferten miteinander. Der Name, „Emozione“, charakterisiert auch die Besitzerin treffend. Sie sprudelt energiegeladen beim Erzählen, gestikuliert oft und versprüht italienische Lebenslust, die, so lässt sich erahnen, zu einem nicht unbeträchtlichen Teil auf der Freude zufriedener Kunden basieren dürfte. Nicht zuletzt deshalb hatte man an diesem Maiabend mit vielen Gästen, mit Familie und Freunden gefeiert. Bis der Anruf kam. Dessen Bedeutung, so Steffi Cestone, habe sie nicht gleich erfassen können. Schnell sei man in die Stadt gefahren und „völlig schockiert gewesen.“ Entsetzen, aber auch Erleichterung darüber, dass keiner körperlich verletzt war. Inwieweit ihr Geschäft vom Feuer und den mit den Löscharbeiten einhergehenden Wassermassen beschädigt worden sei, habe man aufgrund der Lichtverhältnisse nicht klar erkennen können. „Es war ja Nacht, man hat gar nichts gesehen. Natürlich sah mein Fenster noch super aus“, beschreibt die Modespezialistin die unwirkliche Szenerie. Ins Haus zu gelangen, war ausgeschlossen. Bis um halb sechs früh habe man gemeinsam mit den anderen in der Stadt ausgeharrt, sei „eigentlich vor allem wirr umher gelaufen.“ Und schließlich, wieder zu Hause, völlig erschöpft ins Bett gefallen. Am anderen Tag habe sie beim Aufwachen gehofft, das Ganze könnte sich als schlechter Traum entpuppen. Doch der Anblick ihres vom Wasser ramponierten Geschäftes bei Tageslicht habe sie schnell vom krassen Gegenteil überzeugt. Durch Decken und Wände gedrungen, hatte das Wasser selbst Lampen aus dem Mauerwerk gespült... „Dann stehst du da und denkst: Jetzt ist alles vorbei.“ Doch wirkliche Resignation sei zu keinem Zeitpunkt im Spiel gewesen, „Dafür liebe ich meinen Job zu sehr und war auch viel zu stolz auf meine

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„Die Leute haben geweint, sie waren auSSer sich und verzweifelt“

Boutique.“ In Kummer und Verzweiflung, schon während sich die Flammen durch Mauerwerk und Dachbalken fraßen, mischten sich von Anfang an auch hoffnungsvolle Gefühle. Von der Hilfe in der Nacht, dem Zusammenhalt in der Stadt, den Spenden, sei man überwältigt worden. Die schlimmste Arbeit? Steffi Cestone zögert keinen Augenblick: „Den Laden komplett leerzuräumen.“ Äußerlich war der betroffenen Ware vielmals nichts anzusehen. Natürlich hatte hier und da die Löschflüssigkeit ihren Tribut gefordert. Der beißende Geruch jedoch habe sie eines Besseren, nein, eines Schlechteren belehrt. Und letztlich dafür gesorgt, dass nach einiger Zeit der Aufbewahrung „für die Versicherung“ all die schönen Stücke im Müll gelandet wären. „Das hat so giftig gerochen, das konnte man doch keinem mehr zumuten.“ Brauchbar sei nichts mehr von dem gewesen, was sich im Laden befunden hätte, auch wenn ein Bericht Gegenteiliges habe vermuten lassen. Natürlich war alles versichert. Die bereits vor dem Brand fristgemäß georderte neue Kollektion war schon unterwegs und musste nun umgeleitet werden. Nach einer Zeit der Ratlosigkeit und vielen Fehlversuchen „zu weit entfernt, zu teuer, zu große Investitionen nötig“, fand Steffi Cestone schließlich geschäftliches Asyl. Im Wäscheladen von Marlene Wolf, der sie unendlich dankbar ist. „Wegen Großbrand: Bis 31.12.2012 im Steinweg 4“ so steht es auf der Internetseite des Emozione. Noch. Denn die Wiedereröffnung, auf die sich vor allem die Inhaberin freut, ist für den kommenden Frühling geplant. „Wir gehen mit dir hin, wo du auch unterkommst“, versprechen Mails von Kunden, „das find ich auch schön, das zu wissen“, sagt Steffi Cestone.

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Foto: News5 / Herse


Für Flo Kirchner geriet am Pfingstsonntag 2012 die private Welt ins Wanken. „Bei mir war eigentlich fast alles betroffen“, erinnert sich der 26jährige. Bereits eine Woche nach dem Inferno bezog er sein Übergangsdomizil in der Hindenburgstraße. Drinnen ist es gemütlich, die Wohnung großzügig geschnitten und eigentlich alles Nötige vor Ort. Bis auf die Waschmaschine, welche „unmöglich da hinauf transportiert werden kann“, erklärt der Wohnungsinhaber, während er auf eine schmale Wendeltreppe deutet, die direkt zum Waschmaschinenanschluss führt. Er agiere jetzt eben aushäusig in einem Waschsalon. Im Wohnzimmer vereint ein Patchwork-Arrangement einträchtig Stühle von der Oma („Ist ja jetzt wieder modern.“) mit Wohnraumaccessoires eines schwedischen Großausstatters und Spenden heimischer Firmen. KFM hat für Matratzen gesorgt, Ewald Schillig mithilfe eines großzügig und bequem anmutenden Sofas das ohnehin schon angenehme Raumklima verbessert. Allerdings musste das gute Stück mit Hilfe einer Hebebühne über den Balkon einziehen...

Florian Kirchner Der Informatiker, grundsätzlich sowieso eher lebensbejahend gestimmt, sieht den Abend des Infernos etwas anders als die anderen. „Ich bin mit Distanz an die Sache ran“, erklärt der seit fünf Jahren in Coburg Beheimatete. Zwar habe er seine alte Wohnung schon sehr gerne gemocht, immerhin besaß die den Status der ersten eigenen, spezielle Erinnerungen inklusive ... Auch war ein Zimmer für den in Bamberg studierenden Bruder und dessen Freundin reserviert. Aber ihm fehle das Schockerlebnis der restlichen Bewohner, sagte er. Flo Kirchner befand sich zur verhängnisvollen Zeit auf der Erlanger Bergkichweih. Natürlich war da was, „12 Anrufe“ zum Beispiel. Doch als die Aktionen des Handys zur Belastung wurden, „habe ich es einfach lautlos gestellt.“ In Alarmbereitschaft, so der ehemalige Handballer, habe er sich erst am anderen Morgen begeben. Da kündeten rund hundert Anrufe beziehungsweise SMS von der Dringlichkeit des Anliegens. Viel war nicht mehr zu retten, so zeigte sich nach kurzer Bestandsaufnahme in den heimischen Räumen. Ein Hefter mit den wichtigsten Dokumenten war das erste Rettungsgut, das der junge Mann aus seiner Wohnung barg, als er sie für zehn Minuten betreten durfte. Hinzu kamen später noch zwei von der Endreinigungsfirma geborgene Kommoden plus eine Pinnwand im „Wasser-

flecken-Style“, sowie ein Pärchen relativ unversehrter Fotos. Eines davon zeigt Oma und Opa und steht auch heute wieder an prägnanter Stelle. Weh tat der Verlust geliebter Erinnerungsstücke, favorisierter Lieblingskleidung und ja, der Ledercouch, sowie des Laptops oder anderen elektronischen Equipments. Wobei es immerhin, für manchen unvorstellbar, Backups gab, „schließlich bin ich Informatiker“, lächelt Flo. In der Nacht nach dem Brand „ging es es erst mal zu einem Freund auf die Couch. Danach habe ich mich ziemlich schnell an die Wohnungssuche gemacht.“ Rückblickend seien das anstrengende Tage gewesen, in denen es viel zu erledigen galt. Trotzdem und zum allgemeinen Entsetzen ist er zwei Wochen später in den bereits gebuchten Urlaub nach Kreta gefahren. „Das kannst du doch nicht machen“, hätten viele gesagt. „Aber es war super, der perfekte Erholungsurlaub“, resümiert der junge Mann. Und hätte ihm zum nötigen Abstand verholfen... „Ich will es nicht noch mal erleben, ich wünsche das auch niemandem“, versucht er das Ganze zusammenzufassen, jedoch sei eines für ihn sicher: „Ich habe das Beste daraus gemacht.“ Und wenn die Zeichen denn gut stehen, will er auch wieder zurückkehren in die Herberge

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Abgebr annt

in der Herrngasse. Er favorisiert nicht nur deren zentrale Lage, sondern auch Ruhe und Wohnungsschnitt. Und dass dort auch die Waschmaschine wieder mit einziehen dürfe. Der ehemalige Mieter aus der Herrngasse 12 ist damit eher die Ausnahme als die Regel. Viele der einstigen Bewohner hätten mittlerweile schon woanders Fuß gefasst, so erklärt es Hausbesitzer Bernhard Flenner. Der Zeitraum sei einfach zu lang gewesen sei. „Seit dem Tag des Brandes mache ich nichts anderes mehr, als mich um diese Häuser zu kümmern“, erklärt er und wirkt dabei dennoch gefasst. Jeden Morgen fährt er von Stegaurach nach Coburg. Und nachmittags retour ins heimische Büro. Ja, die Familie komme viel zu kurz. Gut, dass drei von vier Söhnen schon ihre eigenen Wege gingen, nur der 16jährige ist noch zu Hause. Alle anderen Projekte habe er „erst mal auf Eis gelegt oder weiter delegiert“, die schwierigen Umstände hätten das erfordert. Denn im Rahmen der Brandsanierung traten auch unerwartete Unzulänglichkeiten der Häuser zu Tage. Die Statik war so ein Problem. Dass ihn die Auswirkungen des Brandes derart lange und intensiv beschäftigen würden, war dem Architekten anfangs nicht bewusst. Er könne, so sagt er, allenfalls auf Erfahrungen mit Wasserrohrbrüchen verweisen, die nicht im Geringsten mit derartigen Schäden vergleichbar wären. Und fügt hinzu „So was hab ich noch nie erlebt. Ich mach’ den Beruf jetzt seit 30 Jahren.“

lässt sich das Zentrum der größten Anstrengungen schnell lokalisieren, der Dachstuhl von Nummer 12 ist fast fertig. Noch ist ein Blick unter den Fußboden möglich, dort habe man „einen halben bis dreiviertel Meter Schutt gefunden, der sich im Laufe der Jahrhunderte angesammelt hatte.“ Besagter Dachstuhl, „hier ist der Brand ausgebrochen“, wirkt

„Viele der einstigen Bewohner haben mittlerweile schon woanders FuSS gefasst.“

schon überaus sympathisch, frische Holzbalken, von vereinzelten schwarzen Fußabdrücken verziert, queren stolz den Luftraum. Einzig der Giebel zur Straßenseite erschreckt noch durch Holzkohleoptik. „Ich hatte mir den Wiederaufbau des Daches einfacher vorgestellt“, gesteht Flenner, der nun auch Haus Nummer 10 sein eigen nennt. Häuser und Lage gefielen ihm so gut, dass er sogar damit liebäugele, zu gegebener Zeit den eigenen Alterswohnsitz hierher zu verlegen. „Wenn man da oben ist“, sagt er, und deutet auf die zweite Etage der künftigen Studiowohnungen, „dann sieht man über ganz Coburg hinweg.“ Dieser Blick lässt sich schon ein Stockwerk tiefer vage erahnen und macht dann fast ein wenig neidisch... Rund 800 000 Euro hat der Hauseigentümer eingebüßt, weil der Versicherungsvertreter es seinerzeit versäumt habe, die Summe nach einem Umbau entsprechend anzuheben. Doch sei der Bau nicht nur Last, es mache ihm auch Spaß, bekundet Flenner, wenngleich auch heute leicht lädiert. Ihn habe vorhin ein überraschend herabfallender Stein kontaktiert, als er sich mitten im Raum befand. Ja, er sei allein gewesen, als ihn dieses Geschehnis ereilte. Vielleicht ja ein Zeichen ... , denn Flenner spricht von einem steinigen Weg, dessen Ende erst Mitte nächsten Jahres erreicht sei. „Noch zwei, drei Wochen akzeptables Wetter, dann ist das Dach dicht,“ ergänzt er hoffnungsvoll. Und auch wenn Mitte nächsten Jahres nicht alles wieder beim Alten sein wird in der Herrngasse, so gibt es doch sicher einen positiven Neuanfang. „Die Hausgemeinschaft war gut, ich hoffe, das wird wieder so sein.

Bernhard Flenner Der Mieter der Cocktailbar „Gingers“ habe ihn damals nachts angerufen. Nach der Aussage „Herr Flenner, das Dach brennt“ sei er, noch relativ gefasst, zügig vom nahe Bamberg liegenden Heimatort nach Coburg gefahren. Auch, weil er wusste, dass die Feuerwehr bereits vor Ort agierte. Was ihn dort erwartete, empfindet er noch heute als unvorstellbar. „Als ich ankam, war ganz Coburg eine Rauchwolke.“ Zum Glück sei keinem etwas passiert in den verwinkelten, verschachtelten Häusern, deren Löschung sich zu einer überaus komplexen Angelegenheit entwickelte habe. Auch heute noch wirken die 400 bis 500 Jahre alten Gemäuer, in denen emsig gearbeitet wird, nicht wirklich wohnlich: „Doch das sieht schlimmer aus, als es ist.“ Dank über ein Radio verbreiteter Heavy Metal-Klänge

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Sehr geehrte Kundin, nach 7 Jahren Auftritt auf der Mauer 24 ist die Zeit gekommen f체r Ver채nderungen. Wir haben 7 aufregende neue Marken in unser Sortiment aufgenommen. Darunter einige sehr bekannte Labels und einige Newcomer.

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Foto: Valeri Thoermer, 2010

Val Thoermer ist der Fotograf dieser Bilder. Er kam vor 20 Jahren aus Novosibirsk in Sibirien nach Coburg. Er hat sein Studio in Niederf端llbach und produziert f端r die Presse und die Werbeindustrie. Seine Bilder haben weltweit Anerkennung gefunden. Sogar die New York Times druckt seine Fotos.

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Foto: Valeri Thoermer, 2010

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Foto: Valeri Thoermer, 2010

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Foto: Valeri Thoermer, 2010


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Illustration: einheuser.ardis&friends

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Jahrelange politische Grabenk채mpfe, jetzt der Sparzwang: in Coburg regiert die Kunst des Machbaren. Verwalten statt gestalten. Diesem Pragmatismus werden Visionen geopfert. Die aber braucht die Stadt.

Coburgs Zukunft Ist Die Zukunft Unserer Kinder von Wolfram Hegen


Da s Coburg unserer Kinder

Stellen wir uns vor, Coburg wäre ein Unternehmen, das in die Krise geraten ist. Sparen ist angesagt, viele Zukunftspläne sind im Keim erstickt. Dann müsste man sich zusammensetzen und Fragen stellen: Wofür steht das Unternehmen? Worin liegen die Stärken? Worin die Schwächen? Und vor allem: Was wollen wir eigentlich?

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Foto: Val Thoermer

Foto: VJoachim Opelka

Villen bauten? Vor diesem Hintergrund mag das Festhalten am Status quo als realistisches Ziel durchgehen – motivieren für die Gestaltung einer gemeinsamen Zukunft kann dieses nüchterne Denken sicherlich nicht. Die Angst vor dem demografischen Wandel ist, wenn auch berechtigt und nachvollziehbar, ein schlechter Berater, um die in der Stadt zahlreich vorhandenen Kräfte freizusetzen. Doch das Rückwärtsgewandte hat vielerorts das Sagen. „Coburgs neuer Süden“ bleibt Brachland. Das Konzept ist ad acta gelegt worden. Kein Investor mochte sich finden, der alles bezahlt. Für die von vorneherein zum Scheitern verurteilte Ausschreibung hat die Stadtkämmerei noch einmal tief in die Stadtkasse greifen müssen. Jetzt bleibt erst einmal alles beim Alten. Die von allen Seiten befürwortete und längst erforderliche Tiefgarage unter dem Schlossplatz ist bisher trotz einer zweckgebundenen Spende noch nicht beschlossen, die dem Kaufhof-Chef Lovro Mandac zugesicherte Anbindung des Kaufhofs an den Steinweg nicht realisiert, das Güterbahnhofgelände dämmert vor sich hin. Doch nicht nur im politischen Coburg, auch in anderen Institutionen bestimmt Skepsis das Denken: wie geht es weiter mit der Frühchen-Station

oburg im Jahr 2012. Ein Ort zum Wohlfühlen. Man hat es sich eingerichtet. Es lebt sich gut in der Vestestadt. Das Theater, jetzt der Weihnachtsmarkt, Shopping in der Innenstadt. Es ist schön, richtig schön. Doch der schleichende Niedergang hat begonnen. Unmerkbar fast, und er trägt einen Namen: Pragmatismus. Die politischen Grabenkämpfe der letzten Jahre haben Ernüchterung einkehren lassen, Visionen werden dem Sparzwang geopfert. Die Kunst des Machbaren hat das Regiment übernommen. Coburg, so scheint es, hat nur noch ein Ziel: dem demografischen Wandel die Stirn zu bieten. Es soll am besten alles so bleiben wie es ist. Die Einwohnerzahl darf nicht unter 40000 absinken, ist erklärtes Ziel der Stadtführung. Schon in den letzten Jahren war sie zurückgegangen: von 42629 im Jahr 2002 auf 40915 im Jahr 2011. 1714 weniger Coburger in nicht einmal 10 Jahren. Das klingt dramatisch, ist es auch. Im Jahr 2030 soll jeder dritte in Coburg älter als 60 Jahre alt sein, prognostizieren Demografie-Experten. Coburg wieder auf dem Weg zurück zur Stadt der Privatiers wie Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, als viele Gutverdiener nach Coburg kamen und hier prächtige

Coburg 2012: ein Ort zum Wohlfühlen

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Bamberg 2012: die Konkurrenz schläft nicht

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Da s Coburg unserer Kinder am Klinikum Coburg? Die Einwohnerzahl im Einzugsbereich reicht eigentlich nicht aus, um diese Abteilung zu halten. Doch ein Klinikum in Coburg ohne die notwendige Sicherheit für angehende Eltern mag man sich nicht vorstellen. Der private Wohnungsbau findet fast nicht statt, und wenn, dann werden Wohnungen nicht selten gleich mal so konzipiert, dass sie sowohl studenten- als auch altengerecht sind. Das ist aus Investorensicht sicherlich sinnvoll und weitsichtig, psychologisch kommt dieses Vorgehen aber einem Rückzugsgefecht gleich, einer Anerkennung dessen, was unausweichlich scheint. Wenn keine Studenten mehr da sind, können ja immer noch Senioren in die Wohnungen. Und wenn keine Senioren mehr da sind? Nur wenige von vielen Beispielen, wie der Pragmatismus als Leitbild um sich greift. Ein Pragmatismus, der sicher in die Abwärtsspirale führt.

Führungsrolle beanspruchen

Auch die Zusammenarbeit von Stadt und Landkreis ist diesem Denken geschuldet. Sie orientiert sich am gemeinsam Machbaren und vergisst dabei, dass es einen Unterschied gibt zwischen Stadt und Landkreis. Das mag in einer ohnehin kleinteiligen Region kleinkariert wirken, aber momentan sind beide rechtlich eigenständige Einheiten. Und da ist Coburg das Pferd, das den Karren ziehen muss und das ja auch immer gerne und stolz getan hat. Unternehmen, Kultur, Bildung, Handel, gesellschaftliches Leben, dafür steht das Oberzentrum Coburg. Die Mehrzahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten aus Stadt und Landkreis arbeitet bei Unternehmen in der Stadt Coburg. Das ist sicher ein Geben und Nehmen, die Führungsrolle aber hat Coburg inne. Diese Position gilt es in der Zusammenarbeit mit dem Landkreis zu leben und die eigenen Interessen auch durchzusetzen. Es bräuchte ein ganz klares, eindeutiges, immer wieder deutlich kommuniziertes und mit dem Landkreis abgestimmtes Ja zu einem neuen Flugplatz. Es hätte rechtzeitige Gespräche mit den Menschen im Lautertal über eine Werrabahn gebraucht, die laut dem neuesten, leider durch handwerkliche Fehler in Misskredit geratenen Gutachten, eine bezahlbare und höchst effektive Verbindung darstellen kann. Man muss das Sagen haben im gemeinsamen Regionalmanagement Coburger Land und dafür sorgen, dass dort nach Fördergeldern aus Brüssel, Berlin oder München gegraben wird, dass Zukunftsprojekte auf den Weg gebracht werden und nicht passiert, was Ergebnis der ersten Regionalkonferenz war: diese bezeichnet unter anderem Entwicklungen touristischer Produkte wie FahrRAD & Fitness als dringend und wichtig für die Region als Grundlage eines gemeinsamen Tourismusmarketings. Als weniger dringend wurde dagegen die Bestandspflege von Unternehmen eingestuft. Bei diesen aber verdient der überwiegende Teil der Menschen aus der ganzen Region ihr Geld, nicht im Tourismus. Das wird auch niemand in Frage stellen. Erstaunliche Zielsetzungen vor dem Hintergrund der Brose-Entscheidung im Jahr 2012, nicht in Coburg, sondern in Bamberg 250 Millionen Euro zu investieren. Die Folgen wird man spüren: mittlerweile fordert der Bamberger Oberbürgermeister Starke auch technische Studiengänge für die dortige Universität. Man sei ja jetzt auch Autostadt mit bis zu 2500 Mitarbeitern bei Brose, sagte er bei der Einweihung eines neuen Universitätsgebäudes. Immobilienmakler gehen schon mit der Brose-Ansiedlung hausieren, Investoren zieht es mehr nach Bamberg, weniger nach Coburg. Zuerst geht die Wirtschaft, dann die Menschen. Zweifelhafte Gutachten und fehlende Flächen hin oder her. Die Botschaft „Brose geht nach Bamberg“ war nicht gut für Coburg und hat gezeigt, dass Bestandspflege eben ganz existenziell ist und nicht der Tourismus. Selbst in Sachen Breitbandanbindung verliert die Stadt ihre Führungsrolle: eine städtische Unternehmenstochter erschließt mittlerweile Landkreisgemeinden und breitet sich sogar nach Südthüringen aus. Die Stadt Coburg wartet auf Grund früherer Stadtratsbeschlüsse so lange lieber auf das schnelle Glasfaser für alle. Da kann sie mit Blick auf die Kassenlage lang warten. Dass ein neuer ICE als ICE „Rödental“ durch Deutschland fährt, mag in diesem Zusammenhang wie eine Randnotiz wirken, ist aber symptomatisch für die aktuelle Situation der Schwäche, auch wenn ein ICE „Coburg“ schon seit 2003 unterwegs ist.

Blick nach vorne

Die Lähmung in der Stadt ist allgegenwärtig. Das hat seinen Grund: Coburg ist nach jahrelangen politischen Grabenkämpfen in der Krise und muss dazu jetzt auch noch sparen. Das ist richtig so, aber das

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ist man eben nicht gewohnt. Geld war immer genug da. Viele Jahrzehnte gefördertes Zonenrandgebiet und bis heute gute Gewerbesteuereinnahmen. Die Zonenrandförderung aber ist Geschichte und die Gewerbesteuern sind eingebrochen: von gut 60 Millionen netto 2007 auf zwischenzeitlich gut 33 Millionen 2010. Das ist immer noch viel Geld. Ähnlich große Städte wie Ansbach mit 8 Millionen Euro, Weiden mit 15 Millionen oder Memmingen mit 20 Millionen hatten wesentlich weniger. Doch Coburg gibt zu viel aus: noch im Februar 2009 hatte der Stadtrat ein eigenes Konjunkturpaket aufgelegt. Mitten in der Finanzkrise. Schon damals gab es viele Mahner gerade auch aus der Verwaltung, die vor zu hohen Ausgaben warnten. Stadtratsentscheidungen waren in den fetten Jahren davor zu Wunschkonzerten für Wünsche jeglicher politischer Couleur verkommen. Jetzt zahlt man dafür den Preis. Das ist der normale Gang der Dinge. Doch sollte man darüber nicht den Blick nach vorne vergessen. Sparen ja, aber dennoch oder gerade deswegen investieren in die Zukunft. Jetzt muss man sich überlegen, wofür man das Geld wirklich ausgeben will. Stellen wir uns vor, Coburg wäre ein Unternehmen, das in die Krise geraten ist. Sparen ist angesagt, viele Zukunftspläne sind im Keim erstickt. Dann müsste man sich zusammensetzen und Fragen stellen: Wofür steht das Unternehmen? Worin liegen die Stärken? Wird aus einer oder mehrerer unserer Stärken in den nächsten Jahrzehnten eine Chance? Wie wollen wir diese Stärken entwickeln? Welche Schwächen müssen wir dazu beseitigen? Wo liegen Risiken? Wo gehen wir strategische Partnerschaften ein? Kurz gesagt: Welches Ziel hat das Unternehmen und wie kommt es dahin? Und zwar alle im Unternehmen gemeinsam. Wie wichtig solche Fragestellungen sind, daran lässt auch das Gutachten zur nachhaltigen Konsolidierung des Haushalts der Stadt Coburg aus dem Jahr 2011 keinen Zweifel. Es fordert an Stelle einer „Maximierung mit überbreiten Schwerpunkten“ eine „Fokussierung, Priorisierung und Aufgabenbeschränkung“.

Foto: Detlev-Mielczarek

Gefühlte GroSSstadt?

Foto: Alexander Petrosjan

Rathaus Oberhausen: Deutschlands Pleitehochburg

Schon das in die Jahre gekommene städtische Motto „Werte und Wandel“ ist heute nämlich kein Wegweiser, kein Differenzierungsmerkmal mehr, denn wer möchte nicht von sich behaupten, Traditionelles zu pflegen und dennoch fortschrittlich zu sein. Es ist mehr eine Zustandsbeschreibung, „nicht Fisch nicht Fleisch“ und damit irgendwie bezeichnend für die aktuelle Ratlosigkeit. Der Slogan ist aber eben auch typisch für die Vielschichtigkeit der Stadt, für das, was das Integrierte Stadtentwicklungskonzept im Jahr 2008 mit dem Begriff „gefühlte Großstadt“ meinte und worauf die Coburger ja zu Recht stolz sind. Ja, Coburg ist schön, hat viele Sehenswürdigkeiten, jetzt sollen auch Radwege gebaut werden, andere basteln an Coburg als Lutherstadt und als Stadt von Prinz Albert, die Royal Albert Hall kennt doch jeder weltweit, aber ist Coburg deswegen Tourismusstadt? Oder ist die Schönheit der Stadt und der Region doch nicht eher ein Argument zum Hierbleiben als nur zum Urlauben? Ja, Coburg ist Designstadt, weil hier anerkannte Designtage stattfinden und die Fakultät Design einen guten Ruf weit über die Region hinaus hat. Das nächtliche Lichtdesign ist beeindruckend. Aber reicht das, um sich im Wettbewerb mit anderen Designregionen zu behaupten? Coburg ist Familienstadt, weil die Stadt auf Grund ihrer guten Versorgung mit Krippen- und Kindergartenplätzen, mit ihren Schulen und Angeboten für Familien deutschlandweit hervorragend dasteht. Ja, aber reicht das in der öffentlichen Wahrnehmung – Familienstadt zu sein? Googelt man „Familienstadt“, stößt man auf 161 000 Ergebnisse. Ein Alleinstellungsmerkmal ist das sicherlich nicht. Coburg ist Hochschulstadt, weil die Studentenzahlen stark steigen und der „Coburger Weg“ der ganzheitlichen und individuellen Ausbildung ein bundesweit in seiner Form einmaliges und auch mit vielen Millionen gefördertes Projekt ist. Mittlerweile sind über 50% der Studenten nicht aus der Region, sondern aus anderen Bundesländern. Aber dringt diese erfolgreiche Botschaft genug nach außen? Coburg ist mit seinen Weltfirmen in der Automobilindustrie und im Maschinenbau, vielen Hidden Champions und seinem großen Versicherungsunternehmen Wirtschaftsstandort, und – damit kein falscher Eindruck entsteht – viele Unternehmen fühlen sich wohl in Coburg und investieren auch in Coburg, so wie aktuell das Unternehmen Kaeser. Die Entscheidung von Brose für Bamberg war vor diesem Hintergrund ein Einzelfall. Der soll sich aber eben

Ukrainische Stadt: Ähnlichkeiten rein zufällig. Fortsetzung auf Seite 43

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Wann Zieht Coburg Nach Bamberg? Fragen an Oberbürgermeister Norbert Kastner und IHK-Präsident Friedrich Herdan Coburgs Zukunft ist die Zukunft unserer Kinder – zu dieser Frage wollten wir auch die Meinungen der beiden politischen Hauptströmungen in der Stadt wissen und haben bei Oberbürgermeister Norbert Kastner und IHKPräsident Friedrich Herdan um ein Doppelinterview gebeten.

Wir wollten beide getrennt voneinander befragen. 16 Themen zur Zukunft der Stadt, z.B. warum die Stadt finanzielle Probleme hat, worin ihre Stärken liegen, welche Misserfolge sie zu verkraften hat oder welche Aufgaben als nächstes zu erledigen sind. Bereits vor einigen Monaten haben wir dieses Interview angekündigt und die Zusage zur Beantwortung der Fragen erhalten. Die Teilnahme ist uns auch von beiden Seiten bestätigt worden. Leider haben wir die Fragen an beide Protagonisten aus redaktionellen Gründen etwas spät übermittelt, also zweieinhalb Wochen vor Redaktionsschluss. Wir sind davon ausgegangen, dass es sich dabei um eine ausreichende Zeit zur Beantwortung handelt. Wir haben allerdings nicht berücksichtigt, dass sich die beiden Kommunalpoitiker zu diesem Zeitpunkt im Ausland befinden würden; Herr Herdan auf Geschäftsreise und Herr Kastner im wohlverdienten Jahresurlaub. Ersterem ist die Beantwortung trotz seiner Abwesenheit noch möglich gewesen, Oberbürgermeister Norbert Kastner hatte allerdings keine Möglichkeit, die Fragen zu beantworten, wofür wir natürlich Verständnis haben. Aus Fairness-Gründen wollen wir das Interview allerdings nicht nur mit den Antworten von Friedrich Herdan drucken und haben uns daher entschlossen, das Doppelinterview erst in der nächsten Ausgabe des „Coburger“ im März 2013 zu veröffentlichen. Die Redaktion

P.S.: Den entstandenen freien Platz in dieser Ausgabe haben wir genutzt, und schaltem nebenstehende Anzeige, mit der Bitte, die Stiftung für krebskranke Kinder, Coburg zu untestützen.

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Stiftung f端r krebskranke Kinder Coburg

Ihre Spende Ist Herzlich Willkommen Sparkasse Coburg-Lichtenfels Konto 920 115 19 - BLZ 783 500 00

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Verantwortlich f端r diese Anzeige:cCoburger o b u r g e r| Das | D aMagazin. s Ma g a z i n

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Da s Coburg unserer Kinder Fortsetzung von Seite 39

möglichst nicht wiederholen. Coburg ist Kreativstandort, ist Sambacity, Einkaufsstadt, Theaterstadt, Nordzipfel der Metropolregion Nürnberg, Zentrum für Nordwestoberfranken und Südthüringen für ein Einzugsgebiet von je nach Definition bis zu 500 000 Menschen. Diese Vielseitigkeit macht den Reiz der kleinen Stadt aus, aber darin liegt zur Zeit auch ein Fluch. Für einen gemeinsamen Weg in Zukunft nämlich muss man sich gerade in Zeiten knapperer Kassen auf Leitthemen konzentrieren. Eine Speerspitze formulieren. Doch wie will Coburg wieder angreifen?

Coburg hat Qualität

Wenn man verschiedene Analysen, die ja schon erarbeitet wurden, auf ihre wesentlichen Aussagen reduziert, zeigen sie den Weg auf: Forschung und Entwicklung, Innovationen, Bildung. Coburg hat in diesen Bereichen Qualität, hat Stärken: viele öffentliche und private Bildungseinrichtungen, viele erfolgreiche auch weltweit tätige Unternehmen. Das ist anerkannt, das belegen Studien. Ja, Coburg ist schon traditionell ein starker Wirtschaftsstandort, ja, Coburg ist ein Bildungs- und immer mehr auch Innovationsstandort. Jetzt gilt es, die Stärken in diesen Bereichen zu bündeln, ein klares Ziel daraus abzuleiten, und das Geld, das man hat, gezielt zu investieren: in ein Band für Wissenschaft, Technik und Design, in ein Kongresshotel als Infrastruktureinrichtung und Treffpunkt für Unternehmen und Unternehmer. Platz schaffen und Geld ausgeben für schlaue Köpfe. Das wird sich lohnen und Coburgs soziale, kulturelle und gesellschaftliche Vielfältigkeit wird davon profitieren. Denn: das Geld ist zwar knapper als bisher, das aber ist gut so, dann überlegt man sich besser, wofür man es ausgibt.

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Foto: Henning Rosenbusch

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Handball ist brachiale Gewalt Wer es regelmäSSiG spielt, Muss schmerzbereit sein. Immerzu.

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Foto: Henning Rosenbusch

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andball ist ein harter Sport – ein äußerst harter Sport. Die begeisterten Coburger Sportfans, die alle zwei Wochen in die Arena auf der Lauterer Höhe zu den Spielen des HSC 2000 Coburg pilgern, wissen das. Nahezu ungeschützt treten sich Handballer gegenüber. Der Torhüter verfügt über einen Unterleibschutz, viele Spieler tragen einen Mundschutz, einige Ellbogen oder Knieschützer. Andere stabilisieren oder entlasten mit Tapes oder Orthesen Muskeln und Gelenke. Der Rest ist eigenes Risiko. Auf dem Feld geht es immer kampfbetont zu, es wird geschoben, geschlagen und gehalten. 60 Minuten voller Körperkontakt hinterlassen Spuren bei den Protagonisten. Einer, der Woche für Woche seinen Körper bis zum Extrem schindet, ist der 33jährige Mirza Cehajic. Der gebürtige Bosnier ist bereits im dritten Jahr für die Coburger Handballer aktiv. Er ist die Schaltzentrale und das Hirn des Coburger Angriffsspiels und absolviert bislang eine überragende Saison im gelb-schwarzen Trikot. Cehajic hat ein bewegtes, aber eben auch sehr schmerzhaftes Handballerleben hinter sich. Mit zehn Jahren begann er seine Karriere in Gracanica im damaligen Jugoslawien. Schnell entdeckte er seine Leidenschaft für den schnellen und harten Mannschaftssport Handball. Kleinere Blessuren wie verstauchte Finger und Kapselverletzungen steckte das Handballtalent locker weg. Er hatte ein großes Ziel – er wollte Profihandballer werden. Dieser Traum war mit 21 Jahren aber fast beendet. Damals spielte er in Israel bei einem Europapokalspiel mit. In der Halle in Rishon Le Zion lief es gut für den Bosnier. Doch nach einem Drücker in der Luft kam er mit dem linken Bein unkontrolliert auf. Ein stechender Schmerz schoss in sein Bein oberhalb des Knöchels. Ihm wurde schlecht. Betreuer stürmten auf das Spielfeld. Sie ahnten, was Cehajic noch nicht wusste. Der Physiotherapeut zog ihm Schuh und Strumpf aus. Blutverschmiert. Cehajic dachte an einen abgerissenen Fußnagel. Doch der talentierte Bosnier hatte sich bei der Landung einen offenen Bruch des Unterschenkels zugezogen. Er verlor kurz das Bewusstsein. Danach schossen ihm Gedanken an ein frühzeitiges Karriereende durch den Kopf. Mirza Cehajic wurde operiert, ihm wurden vier Schrauben eingesetzt, der Bruch fixiert. Doch Cehajic stand wieder auf. Schon im Krankenhaus hatte er in Gedanken an seinem Comeback gefeilt. Unglaublich: knapp drei Wochen nach der

Andreas Ißle, Coburger Handball-Legende; seit über 30 Jahren schont er weder sich noch Gegner

Operation nahm er sein Arbeitsgerät, den Handball, wieder in seine rechte Hand. Cehajic wollte so schnell wie möglich wieder spielen, einfach nur Handballspielen. In den ersten Matches nach seiner schweren Verletzung versuchte er so gut wie gar nicht an seine Schrauben im Unterschenkel zu denken. Nur ein Jahr später führte der Weg der bosnischen Mannschaft wieder nach Israel, wieder in dieselbe Halle, und wieder war der Gegner Rishon Le Zion. Das Schicksal hatte es wohl so gewollt. Cehajic hatte schon vor dem Spiel ein mulmiges Gefühl. Und die Geschichte wiederholte sich: erneut verletzte sich der Bosnier schwer. Diesmal krachte sein rechter Daumen bei einem Wurfversuch an den Kopf seines Gegners, war mehrfach und kompliziert gebrochen. Cehajic wurde wieder operiert, wieder wurden ihm Schrauben eingesetzt. Doch die Flinte ins Korn schmeißen – für Cehajic kam dieser Gedanke auch

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Handball ist br achiale Ge walt

sehen, was coburg bewegt. unsere kameras sind dort, wo coburg lebt. wir sind das

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in coburg.

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Handball ist br achiale Ge walt dieses Mal nicht in Frage. Er wurde wieder gesund, ging seinen Weg und absolvierte im Laufe seiner Karriere sogar 67 Länderspiele für Bosnien-Herzogowina. Er hat sich durchgebissen. Immer mit Schrauben im Körper. Cehajic hat nun seine sportliche und private Heimat in Coburg gefunden. Ohne Schmerzen Handball spielen, „das gibt es nicht“, sagt der Routinier mit einem Lächeln auf dem Gesicht. In seiner langen Karriere hat er nie zu Schmerzmitteln gegriffen. Einmal habe er bislang mit einer schmerzstillenden Spritze gespielt, erzählt er. Es ist die Routine, die ihn in seinen Körper hinein hören lässt, wo dessen Grenzen sind. Und es ist die Erfahrung, manch einer gefährlichen Situation in der Sporthalle aus dem Weg zu gehen. Doch auch heute noch sehen die Zuschauer in der Arena den ehemaligen Nationalspieler des öfteren mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Hallenboden liegen. Für Cehajic ist Handball die härteste Sportart überhaupt, auch weit vor Rugby oder American Football. Der Familienvater würde seinen Kindern trotz seiner Erfahrungen nicht von diesem Sport abraten. Schmerzen gehören für den Bosnier im Leben einfach dazu. Der Fuchs Mirza passt auf seinen Körper sehr gut auf, er ist das Kapital des Profihandballers. Und beim HSC 2000 Coburg wird auch nichts dem Zufall überlassen. Es gibt einen Mannschaftsarzt und Physiotherapeuten, die sich um das Wohlbefinden der Coburger Handballer kümmern.

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ber ist Handball wirklich eine der gefährlichsten Sportarten? Bei den Ballsportarten auf jeden Fall. Etwa 1,46 Millionen Unfälle ereignen sich laut einer Statistik der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin jährlich beim Sport in Deutschland. Etwa ein Drittel davon beim Fußball. Der Grund liegt auf der Hand: es wird keine andere Sportart in Deutschland von so vielen Menschen betrieben wie Fußball. Der Handball nimmt in der Statistik unter den Ballsportarten den zweiten Platz ein. Die meisten Unfälle ereignen sich durch Einwirkung eines Gegenspielers. Im Vergleich zu anderen Ballsportarten sind bei Handballspielern Verletzungen des Arms und der Hand besonders häufig. Bei Stürzen, etwa aus der Wurfposition heraus, wenn der Gegner angreift, kommt es nicht selten zu schweren Schulterverletzungen. Die hohe Spielgeschwindigkeit im modernen Handball verbunden mit schnellen Richtungsänderungen führt dazu, dass auch Knie- und Sprunggelenke häufiger in Mitleidenschaft gezogen werden. Immer öfter gibt es bei Handballern deswegen Kreuzbandrisse und andere Knieverletzungen.

Schnelle Beschleunigung, Abbremsen und Sprünge können darüber hinaus zu Verstauchungen, Bänder- und Sehnenrissen führen. Auch der Verschleiß ist bei einem Handballer nicht zu unterschätzen, der Raubbau am eigenen Körper. Ein durchschnittlicher Handballer wirft im Jahr etwa 40 000 mal mit einer Geschwindigkeit von um die 100 Stundenkilometer auf das Tor. Alleine dadurch wirken große Kräfte auf den Körper. Und Torhüter müssen ohnehin hart im Nehmen sein. Ihnen fliegen aus nächster Distanz die Geschosse nur so um die Ohren oder eben auch manchmal ins Gesicht – und das mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 130 Stundenkilometern. Viele Handballkeeper haben aufgrund eines Kopftreffers schon einen Blackout erlitten. Dennoch hat Handball gerade auch hier in der Region viele Anhänger, die sich Woche für Woche quälen und Spaß dabei haben. Nicht nur Handballprofis.

auch schon Sachen getan, die er im Nachhinein als falschen Ehrgeiz bezeichnet. Vor einem wichtigen Spiel um den Klassenerhalt in der Bayernliga ließ sich der Neuseser Kälberblut in den Fuß spritzen. Ein Ermüdungsbruch hatte so große Schmerzen verursacht, dass an Handball eigentlich nicht zu denken war. Ißle spielte damals, das so wichtige Spiel in Rothenburg ging trotzdem verloren und die Schmerzen waren nach den anstrengenden 60 Minuten präsenter als davor. Trotz all der Verletzungen fiel der gebürtige Coburger auf der Arbeit aber selten aus. Er schleppte sich auch unter Schmerzen zum Job. Wie viele andere Hobbysportler nahm er Schmerzmittel ein. Die linderten zwar die Pein. Doch danach kehrten die Schmerzen noch viel heftiger zurück. Handball ist und bleibt die gefährlichste Ballsportart überhaupt, so sieht das auch Andreas Ißle, der in seiner Bayernliga Zeit den liebevollen Namen „Handballgott“ verpasst bekam. Weil es eben ständig und immer wieder Körperkontakt gibt, egal ob im Angriff oder in der Abwehr. Dabei passiert es aber auch immer wieder, dass beim Handball Gegenspieler verletzt werden. Platzwunden am Kopf, gerissene Bänder oder gebrochene Knochen, der Hobbysportler hat in seiner langen Karriere alles erlebt. Dazu kommen die Folgeschäden. Verschleißerscheinungen in der Schulter, den Knien oder den Knöcheln. Viele ehemalige Sportler leiden unter fortgeschrittener Arthrose. Doch Ißle hat zu keinem Zeitpunkt die Wahl seiner Sportart bereut. Genauso wie Mirca Cehajic. Viele Glücksmomente und tolle Erlebnisse im Team

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ndreas Ißle ist Hobbyhandballer. Er ist mittlerweile 38 Jahre alt und schnürt immer noch Woche für Woche seine Handballschuhe für den TV Neuses in der Bezirks­ oberliga. Seine Verletztenliste liest sich wie das Nachschlagewerk eines Orthopäden. Innenbandriss und Außenbandriss im Knie, mehrfache Bänderrisse in den Knöcheln, Dehnung der Bänder in den Schultern, entzündeter Schleimbeutel im Ellbogen. Auch der Zahnarzt kam bei Ißle mehrmals zum Einsatz. Mehrere ausgeschlagene Zähne sind Indiz für die Härte im Handballsport. In seiner über 30jährigen Handballkarriere hat der Coburger

Ballgeschwindigkeit gg Fußball

110 km /h

Handball

120 km /h

Tischtennis

180 km /h

Eih Ei shockey k

193 km k /h

Baseball

203 km /h

Tennis

Eigentlich hat Cehajic immer ein Lächeln auf den Lippen. Das geht ihm beim Handball allerdings, wie auf den Bildern zu sehen ist, manchmal verloren. Ein Griff in den Wurfarm ist für Handballer ein absolutes Schreckensszenario. Oft landen auch Fäuste und Ellbogen im Gesicht eines Angreifers, eine besonders schmerzhafte Erfahrung. Cehajic weiß, dass es ohne Schmerzen und Qualen nicht geht. Fotos: Henning Rosenbusch Aus g a be

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245 km /h

JaiAlai(la Crosse)

302 km /h

Badminton

322 km /h

Golf

326 km /h

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Der passende Bodenbelag gibt Ihrer Wohnung den individuellen Charakter.


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Inhalt

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Kein rotwein zum frühstück Wenig Glamour und viel SchweiSS. Theaterschauspieler sind Sportler, Schwerarbeiter und Künstler in einer Person.

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ie stehen um 11 Uhr auf, oftmals neben ges auf den Bühnenbrettern zu stehen, die die Welt wechselnden Lebenspartnern, frühstü­ bedeuten – reist dann von Stadt zu Stadt, um die cken dann ausgiebig in einem Coburger Prüfungskommissionen von seinem spezifischen Café, nicht ohne dabei vier Tassen Kaf­ Talent und seinen besonderen Fähigkeiten zu überfee zu trinken, lesen in dieser Zeit vorzugsweise zeugen. Doch am Ende eines solchen Vorsprechens intellektuelle Literatur oder fachsimpeln mit – das nur äußerst vage mit den heutigen Castingihresgleichen über den Lauf der Dinge, verab­ shows im Fernsehen verglichen werden kann, sich reden sich in diesem Zusammenhang gleich für aber wie diese auch über mehrere Runden erstreckt abends, frönen aber vorher noch zwei Stunden ih­ und in dem Fall meiner Hochschule aus einem Anrer gutbezahlten Leidenschaft, die sie zum Beruf sturm von über 800 Bewerbern ein Semester aus in gemacht haben, lassen sich feiern und bejubeln, der Regel sechs Studenten zusammenstellt – steht treffen sich im Rausch des eigenen Erfolgs mit den nicht die Aufnahme einer CD, das Cover-Shooting Bekanntschaften vom Nachmittag, trinken einige für eine Modezeitschrift oder ein großer Koffer voll Flaschen Rotwein, rauchen starke Zigaretten und Preisgeld, sondern ein vierjähriges Studium. Ein Studium, das es in sich hat. In den ersten sinken dann in den Morgenstunden alleine oder in Begleitung in die Federn. So könnte man das beiden Semestern habe ich Frankfurt so gut wie Klischee eines Schauspielerlebens zusammen­ nie bei Tageslicht gesehen. Auch dies wurde mir fassen. Dass es nicht so ist, kann man vielleicht erst im Nachhinein klar, als ich plötzlich in den erahnen, aber wie sieht das ganz normale Leben Semesterferien der Skyline, dem Museumsufer und eines Schauspielers wirklich aus? Das wollten wir den Parkanlagen in meiner Wahrnehmung Farben von Frederik Leberle wissen, Schauspieler am zuordnen konnte. Bunte Farben, keine Grautöne… Landestheaters Coburg. Wir haben ihn um sein Davor war ich jeden Tag im Morgengrauen von ganz persönliches Tagebuch gebeten. Hier der meiner Wohnung zur U-Bahn-Station gelaufen, hatte die U-Bahn unmittelbar vor dem Hochschulerste Teil. gebäude wieder verlassen und bis zum Sonnenuntergang den gesamten Tag in der Hochschule verbracht. Lang waren diese Tage, ermüdend und kräftezehrend, aber auch: aufregend und faszinierend! Während des Studiums muss der zukünftige Schauspieler auf seinen Beruf vorbereitet werden: Die Stimme muss so ausgebildet werden, dass sie in einem vollbesetzten Theater mit bis zu tausend Plätzen auch den hintersten Zuschauer noch erreicht und in den Bann zieht. Der Körper soll auf „Seinen eigenen Weg zu verfolgen, der Bühne nicht nur fechten, tanzen und kämpfen bleibt immer das Vorteilhafteste: Denn können, er soll auch ganz unterschiedliche Rollen dieser hat das Glückliche, uns von Irrin ihrer Körperlichkeit unverwechselbar machen. wegen wieder auf uns zurückzuführen.“ Weiterhin gibt es Einblicke in besondere Theater(Johann Wolfgang von Goethe) formen wie Maskenspiel, Pantomime oder asiatische Bewegungskünste. Der Kopf beschäftigt sich „Vergessen Sie nie: Sie haben einen der schönsten währenddessen mit der Geschichte und Theorie des Berufe, die es gibt!“ Als der Direktor meiner Schau- Theaters, seiner Bedeutung für die Gesellschaft und spielschule diesen Satz wieder und wieder während seiner Aufgabe für die Zukunft. Über all dem steht jedoch die Entwicklung des vierjährigen Studiums an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst wiederholte, fragte des eigenen Charakters, der dann auf der Bühne ich mich jedes Mal, welchen Sinn diese Aussage unzählige weitere Charaktere – die vielen verschiehaben sollte. Denn dass ich einen der schönsten denen Rollen – erschaffen und mit Leben füllen überhaupt denkbaren Berufe anstrebte, stand ja soll. Neben dem Textverständnis, der Fähigkeit nun außer Frage und war daher keiner besonderen aus geschriebenen Worten eine schlüssige Persönlichkeit zu erschaffen, ist hier die Leidenschaft, die Erwähnung wert. Und die größte Hürde auf dem Weg zu dem Sehnsucht und die Verletzlichkeit des SchauspieTraumberuf des Schauspielers hatte ich meines lers die treibende Kraft für eine glaubwürdige und Erachtens zu diesem Zeitpunkt doch bereits über- den Zuschauer berührende Darstellung einer Rolle. Die Länge der Arbeitstage war für mich weder wunden: die Aufnahmeprüfung. Jedes Jahr finden diese Aufnahmeprüfungen für die wenigen Studi- ein Schock noch eine Überraschung. Ich hatte zuenplätze an den staatlichen Schauspielschulen statt. vor ein Jura-Studium absolviert und „nebenbei“ in Und jedes Jahr sammeln sich erneut unzählige Aspi- einem Bundesligateam Basketball gespielt. Wenn ranten, um einen dieser begehrten Plätze durch ein man die Vorlesungen, Übungen und Lerngruppen Vorsprechen zu ergattern. Dieser Tross von jungen an der Universität mit täglichem Training in der Menschen – verbunden durch den Traum, eines Ta- Sporthalle, diversen Einheiten im Kraftraum und

Der Weg nach Coburg

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Fotos: Henning Rosenbusch

Kein Striese Weit und Breit

Wie kann man sich nur so viel Text merken...

bis zu sechsstündigen Hin- und ebenso langen Rückfahrten zu den Auswärtsspielen am Wochenende unter einen Hut bringt, wird so ein Schauspielstudium doch eher eine leichtere Übung sein. Dachte ich. Vier Jahre später wusste ich es besser. Warum ich denn nach meinem Studium nicht Jurist geworden bin, wo ich doch nun das erste Staatsexamen in der Tasche hatte, ist eine der beiden Fragen, mit der ich in den folgenden Jahren am häufigsten konfrontiert wurde. Die andere Frage war stets die, wie man sich denn so viel Text merken könne. Die erste Frage hat der Direktor meiner Schauspielschule ja bereits für mich beantwortet – wie hätte ich dem schönsten Beruf der Welt entfliehen können? Und die zweite Frage? Oh ja, die zweite Frage… Text lernen ist eine Frage der vorhandenen Zeit, der eigenen Motivation und der natürlichen Begabung – sowie gegebenenfalls eines geduldigen, aber resoluten Partners. Doch das Lernen des Textes ist nur die tückische Spitze des Eisbergs – einen auswendig gelernten Text aufzusagen, ist ein wenig so, wie dem Lehrer im Vokabeltest zu sagen, auf welcher Seite die von ihm gewünschte Vokabel zu finden sei. Den Text mit Leben zu füllen, dem Zuschauer den Eindruck zu vermitteln, dieser Text entsteht gerade in Gedanken beim Sprechen, das ist die Herausforderung. Und dies jeden Abend, jede Vorstellung zu wiederholen, ohne diese Lebendigkeit zu verlieren, also jeden Augenblick auf der Bühne situativ zu erleben, macht den Reiz und die Schwierigkeit des Berufs aus.

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... und nebenbei noch Basketball spielen.

So ist auch jede Vorstellung ein Unikat, ein einmaliges Erlebnis – anders als eine DVD oder ein Kinofilm, die auch bei mehrmaligem Ansehen immer dasselbe zeigen. Eine Zuschauerin offenbarte mir einmal in einem Publikumsgespräch, sie habe dieselbe Inszenierung nun bereits achtmal gesehen und es sei jedes Mal anders und immer ungemein spannend, da sie jeden Abend ihren Fokus speziell auf einen anderen Charakter auf der Bühne richte. In so einem Moment weiß man definitiv, dass man etwas richtig gemacht hat. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich auch das zweite Nadelöhr des Traumberufs Schauspieler bereits durchquert: das Erstengagement. Sowohl die

wie hätte ich dem schönsten Beruf der Welt entfliehen können? Zwischenprüfung nach der Hälfte des Studiums, als auch das abschließende Diplom, das aus einem szenischen Vorspiel mehrerer Rollen, einer mündlichen Theorieprüfung und einer wissenschaftlichen Hausarbeit besteht, wirft nur wenige Kandidaten aus der Bahn – dafür wird bereits bei der Aufnahmeprüfung mit Argusaugen auf das ausreichende Talent und die besondere Begabung geachtet. Doch alle Absolventen der Schauspielschulen bewerben sich dann erneut – diesmal an

den Theatern in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Und konkurrieren dabei um die wenigen freien Stellen, die die Theater jedes Jahr zu besetzen haben. Erneut heißt es viel zu reisen, um zwischen Wilhelmshaven, Dresden, Saarbrücken und Graz für ein Engagement vorzusprechen. Und dort wird es dann persönlich. Ich kenne keinen anderen Beruf, bei dem die Einschätzung einer Leistung so subjektiv erfolgt – ganz abgesehen davon, dass die Kritik nur in seltenen Ausnahmen darauf verzichtet, die Persönlichkeit des Schauspielers zu beurteilen. Es gibt keine Haltungsnoten oder technische Basiswerte wie beim Eiskunstlauf oder Turnen, ganz zu schweigen von objektiveren Kriterien. Und in der Beurteilung ist es dann stets der Schauspieler, der langweilig, uninteressant oder einfach nicht der richtige Typ ist. Wenn es dann doch nicht an der Haarfarbe lag… Selten wird differenziert zwischen der Rolle, ihrer Darstellung und dem Schauspieler. Denn, wie der Schriftsteller Max Frisch so wunderbar formulierte, der Schauspieler hat nur sich selbst. Kein Gemälde, kein Instrument, kein anderes Werk außerhalb seiner Persönlichkeit, das beurteilt werden kann. Dazu kommt das Warten. Eine weitere Fähigkeit, die ein Schauspieler beherrschen sollte. Warten auf Ab- oder Zusagen, Warten auf Verträge, Unterschriften oder Honorarzahlungen. Warten auf Arbeit. Umso erfreulicher, wenn ein Theater dann direkt nach dem Vorsprechen ein Vertragsangebot vorlegt. Wie bereits nach den Aufnahmeprüfungen

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Kein Striese Weit und Breit für das Schauspielstudium kam ich erneut in die luxuriöse Situation zwischen mehreren Angeboten wählen zu können. Wobei sich die Auswahlkriterien wohlgemerkt auf geografische Lage, Größe und Anziehungskraft der Stadt, den eigenen Eindruck des Theaters und der zukünftigen Kollegen sowie bestenfalls noch angebotene Rollen beschränken – nicht aber auf die Einstiegsgage. Diese lag damals bei 1.550 Euro und ist im Laufe der letzten knapp zehn Jahre auf 1.650 Euro „gestiegen“. Dies ist die tariflich garantierte Mindestgage, von der lediglich renommierte Theater in den Metropolen oder einzelne Theater in den betuchteren Bundesländern abweichen können oder wollen. Für einen Berufseinsteiger mit vierjährigem Hochschulstudium bedeutete das also ein Nettogehalt von knapp unter 1.000 Euro – womit einem die führenden Banken nicht einmal ein kostenloses Girokonto zugestehen... Selbstverständlich spielte es für die Gage auch keine Rolle, dass dies bereits mein zweites abgeschlossenes Studium war. Und ebenso selbstverständlich stand nun beim Blick auf meine ehemaligen Jura-Kommilitonen und deren Einstiegsgehälter in Kanzleien, Wirtschaftsbetrieben oder dem Staatsdienst fest, dass ich den Wechsel vom juristischen auf den künstlerischen Lebensweg nicht aus finanziellen Beweggründen vorgenommen hatte. Natürlich erhöht sich die Gage mit den Jahren und weiteren Engagements, wenn auch nicht in dem Ausmaß wie in anderen Berufszweigen – sei es durch individuelle Verhandlungen, sei es durch Tariferhöhungen. Wenn (zumindest die fest angestellten) Künstler aber im Gagengefüge eines Theaters an unterster Stelle stehen, so wird dies doch durch die angenehmen Arbeitszeiten ausgeglichen. Oder etwa nicht? Denn wer kann in seinem Beruf schon bis 8:30 Uhr ausschlafen und hat erst um 10:00 Uhr bei der Arbeit zu erscheinen? Gut, eventuell etwas früher, um sich umzuziehen, einzusprechen, zu dehnen, einzusingen oder aufzuwärmen. Für die Tänzerinnen und Tänzer des Balletts also teilweise doch bereits gegen 9:00 Uhr. Die achtstündige Arbeitszeit verteilt sich dann auf zwei Blöcke: von

Leise Töne bei der Probe...

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10:00 bis 14:00 Uhr und von 18:00 bis 22:00 Uhr. Zwischen den beiden Proben bleibt genug Zeit für eine erholsame Mittagspause, die zwei, drei organisatorischen Dinge, die noch auf dem Zettel stehen, den kurzen Einkauf fürs Wochenende, die Nachund Vorbereitung der Proben, das Textlernen für die derzeitige Produktion, die Vorbereitung auf eine der bevorstehenden Vorstellungen, deren Text ebenfalls wieder präsent zu sein hat, musikalische

der Tagesrhythmus eines Schauspielers hat eine nicht zu unterschätzende Auswirkung auf dessen Privatleben. oder choreographische Proben, Kostümanproben oder Maskentermine, Werbeveranstaltungen des Theaters oder einfach einen kurzen Nervenzusammenbruch. Und wer einmal regelmäßig bis 22:00 Uhr abends gearbeitet hat, weiß, was das bedeutet: die Probebühne verlässt man realistisch doch erst gegen 22:15 Uhr – und dann wird es bereits sehr eng, in einer Stadt mit weniger als einer halben Million Einwohnern noch etwas Warmes zu essen zu bekommen. Bereits beim Sommermärchen der Fußball-WM 2006 zeigten sich insbesondere die Gäste aus südlicheren Ländern überrascht von den deutschen Essgewohnheiten. Die wenigen Lokalitäten, die zu dieser späteren Stunde dann noch warme Mahlzeiten anbieten, werden daher auch dementsprechend von den Künstlern frequentiert. Doch wehe, die Küche ist dann schon geschlossen, da seit 21:30 Uhr kein Gast mehr eine der vielen Speisen bestellen und so die Küche warm halten wollte. Als Alternative bietet sich dann nur die eigene Küche an. Kochen, Essen und Abwasch, dazu noch ein Blick ins Textbuch für die morgige Probe und es ist längst nach Mitternacht. Aber der Geist ist weiterhin auf Touren, da der Organismus zunächst eine Weile braucht, um herunterzufahren – genau wie

mein veralteter Computer… Viel zu spät komme ich also zur Ruhe, doch den Schlaf kann ich ja am Wochenende nachholen, genau genommen am Sonntagmorgen, denn am Samstag wird ebenfalls von 10:00 bis 14:00 Uhr probiert. Der Samstagabend ist natürlich prädestiniert für Vorstellungen, so dass ich zumeist entweder im Großen Haus oder in der Reithalle auf der Bühne stehe. Der Sonntagvormittag wird mir aber dann wirklich nur hin und wieder von einer Matinee oder einer Nachmittagsvorstellung streitig gemacht, bevor am Sonntagabend möglicherweise die nächste Abendvorstellung auf dem Programm steht. Selbst enge Freunde oder die eigene Familie können diese Arbeitszeiten übrigens nicht verinnerlichen: Seit Jahren schmunzle ich über die Fragen auf meinem Anrufbeantworter, ob ich noch oder schon schlafe, im Kino, bei Freunden oder in der Kneipe bin, und warum ich denn so lange bräuchte, um mich zurückzumelden – während mein ausgeschaltetes Handy in der Garderobe des Theaters während einer Probe oder Vorstellung auf mich wartet. Überhaupt hat der Tagesrhythmus eines Schauspielers eine nicht zu unterschätzende Auswirkung auf dessen Privatleben. Da Schauspieler (von wenigen Ausnahmen abgesehen) den Probenplan, d. h. die für sie angesetzten Arbeitszeiten für den nächsten Tag, erst am Nachmittag des jeweiligen Vortages erfahren, tendiert die Planbarkeit des eigenen Privatlebens gegen Null. Mit verlässlichen Zusagen bezüglich bevorstehender Familienfeiern, Hochzeitseinladungen oder einfach nur einem Abendessen unter Freunden, ebenso wie dem lang ersehnten Konzert oder Sport­event darf nicht gerechnet werden. Meine Freunde freuen sich inzwischen bereits, mich überhaupt persönlich am Telefon zu erreichen! Welche Konsequenzen das wiederum für das eigene Beziehungsleben hat, kann sich jeder vorstellen. Viele Künstler bleiben diesbezüglich unter sich – zum einen, da ohnehin kaum Zeit oder Gelegenheit besteht, Menschen, die nicht ebenfalls in einer Scheinehe mit dem Theater leben, kennenzulernen, zum anderen, da die wenigsten, die diesen

... für „Viel Lärm um Nichts“

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Zuschauen.

Demnächst im Landestheater Der Zimtstern für Geniesser

Der Nussknacker Ballet von Marc McClain Musik von Peter I. Tschaikowski A) Darum geht es

Das Fest ist vorbei. Klara hat von ihrem Paten­ onkel Drosselmeyer einen Nussknacker geschenkt bekommen. Dieser erwacht in Klaras Traum zum Leben und bekämpft nicht nur den Mäusekönig und dessen Gefolge, sondern nimmt sie auch mit auf eine Reise in die Zauberwelt der Puppen. Der – Klaras Patenonkel nicht ganz unähnliche – Kavalier und seine Zuckerfee feiern die Ankunft der beiden in einem rauschenden Fest mit exotischen Tänzen. Doch was wird bleiben, wenn Klara wieder erwacht?

usz Czochrowski als Kavalier und Emily Downs als Zuckerfee, die beiden Gäste Robert Kedzinski als Mäusekönig und Sylvain Guillot als Klaras Bruder Fritz, die beiden Elevinnen Greta Giorgi und Yukina Hasabe, sowie Chih-Lin Chan, Takashi Yamamoto, Natalie Holzinger und Niko Ilias König sind in vielen weiteren Rollen zu sehen. Ballettdirektor Mark McClain und Ballettmeisterin Tara Yipp wagen sich nach „Dracula“ und „Das Leben – ein Chanson“ erstmals (und erfolgreich) an ein klassisches Handlungsballett. E) Wann

Premiere am 27.10.2012 im Großen Haus, weitere 7 Vorstellungen im Dezember (1.12., 8.12., 16.12., 19.12., 23.12., 25.12. und 30.12.) sowie am 24.1.2013 und 13.2.2013.

B) Wo und wann Spielt es

St. Petersburg kurz vor der Jahrhundertwende, zunächst in Drosselmeyers realem Spielzeugladen, später in der traumhaften Konfitürenburg.

Das versteckte Juwel

Waisen Schauspiel von Dennis Kelly

C) Was erwartet mich

Ein Abend voller Magie, Fantasie und Grazie. Wer klassisches Ballett liebt, wird verzaubert. Mit höchster Intensität tanzt sich das Ballett Coburg, die vielbeschäftigste Abteilung des Theaters, in die Herzen des vorweihnachtlichen Coburgs. D) Wer ist dabei

Adrian Stock als Nussknacker und Eriko Ampuko als Klara harmonieren mit jedem Atemzug. Mari-

A) Candlelight-Dinner in den eigenen vier Wänden. Helen und Danny sitzen beim Abendessen. Plötzlich geht die Tür auf und Helens Bruder Liam steht blutüberströmt in der Wohnung. Was passiert ist, kann er genau erklären – wären da nur nicht diese vielen Widersprüche… Widersprüche, die auch in der Beziehung des jungen Paares zum Vorschein kommen. Wenige Stunden später ist nichts mehr, wie es war und es stellt sich die Frage, wie

Foto: Henning Rosenbusch

Lebensrhythmus kennengelernt haben, damit auf Dauer zurechtkommen. Am erfolgversprechendsten haben sich diesbezüglich Partner erwiesen, die selbst einer selbständigen oder freiberuflichen Tätigkeit nachgehen und so eine gewisse zeitliche Flexibilität ihr Eigen nennen. Wenn dann jedoch alle zwei, drei oder vier Jahre bedingt durch einen Intendanzwechsel oder die Nichtverlängerung des eigenen Vertrages ein Umzug quer durch die Republik oder gar nach Österreich oder in die Schweiz ansteht, geraten auch diese Beziehungen oft an ihre Grenzen. In jungen Jahren ist dies bisweilen eine willkommene Abwechslung und ein Neubeginn – mit zunehmendem Alter lässt die Freude, alle paar Jahre eine neue Wohnung suchen und einrichten zu dürfen, jedoch rapide nach. Und dass nicht nur, da es in Deutschland Sitte ist, seine eigene Küche mitzunehmen und nicht in der Wohnung zu belassen, in die sie maßgenau hineinpasst… Die Proben für eine Produktion dauern sechs Wochen, zunächst auf einer provisorischen Probebühne, in den letzten beiden Wochen vor der Premiere dann vermehrt auch auf der (Original-) Bühne. Am Montag nach der Premiere beginnen dann zumeist die Proben für die nächste Produktion, ausgenommen an den Abenden, an denen die erste Produktion noch gespielt wird. Nach zwölf Wochen gesellt sich dann eine dritte Produktion in diesen Kreislauf, während die ersten beiden weiter gespielt werden. Gegen Ende der Spielzeit kann es einem also passieren, dass man fünf, sechs oder gar sieben Stücke parallel spielt, das eine Mittwoch, das zweite Donnerstag, das dritte Freitag und die beiden anderen dann am Wochenende – während vormittags am sechsten Stück probiert wird. Hier könnte nun sogar die Frage nach der sich zu merkenden Textmenge wieder aufgegriffen werden, doch viel entscheidender ist es, die facettenreichen Charaktere der einzelnen Rollen voneinander zu trennen, so dass nicht plötzlich der naive Liebhaber Charaktereigenschaften des stürmischen Helden zeigt – oder gar des intriganten Grafen. Da ist es noch die kleinste Sorge, den fragenden Blick meiner Bühnenpartnerin in einem Musical zu sehen, die ich gerade mit den Worten „Das ist meine Verlobte!“ vorgestellt habe, obwohl sie in den letzten zehn Vorstellungen stets zu hören bekam: „Das ist meine Freundin!“ Nur den Kollegen, die am Vorabend mit mir als Philipp, Prinz von Burgund, in dem entsprechenden Drama auf der Bühne standen, ist dann ein wissendes Lächeln anzusehen – hatte ich doch diese Textzeile dort entwendet… Dem Applaus der Zuschauer tat diese im Stück nicht vorgesehene Intensivierung meiner Beziehung keinen Abbruch. Vielmehr war es dieser Applaus, der Blick in die erschöpften, aber glücklichen Gesichter meiner Kollegen und die dritte Zugabe, die wir in den völlig verschwitzten Tweed-Anzügen tanzten, die mir erneut bewusst machte, warum dieser Beruf so schön, so einzigartig, so intensiv sein kann. Doch über die letzten Jahre hatte ich zumindest auch verstanden, warum der Direktor meiner Schauspielschule uns seine warnenden Worte eingeimpft hatte – und warum es ihm so wichtig war, dass wir uns stets daran erinnern und nicht vergessen, wie besonders unser Beruf ist. Nicht nur dafür bin ich ihm immer noch sehr dankbar.

Der Nussknacker

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zuschauen.

weit würdest Du gehen, um die zu schützen, die Dir wichtig sind.

Das Buch zum Anfassen

Nathan der Weise

B) Nicht das beste Viertel Londons, Gegenwart.

Schauspiel von Gotthold Ephraim Lessing

C) Vielleicht das spannendste Stücke der Spielzeit: Ein psychologisches Kammerspiel auf engstem Raum mit packendem Schauspielertheater. Und die Studiobühne der Reithalle fasziniert immer wieder durch diese besondere Nähe zwischen Schauspieler und Zuschauer, die einen regelrechten Sog erzeugen kann – in den letzten beiden Spielzeiten so erlebt in „Die Probe“, „Urfaust“ oder „Eight Songs for a Mad King/Infinito Nero“.

A) Ein junger Tempelritter versteht die Welt nicht mehr: vom Sultan mit zwanzig weiteren Kampf­ gefährten zunächst gefangen genommen, wird er als einziger begnadigt und auf freien Fuß gesetzt. Dass er dann noch ihm völlig unbekannte Gefühle für ein Mädchen entwickelt, das er fast zufällig aus einem brennenden Haus gerettet hat, macht es nicht einfacher – schließlich ist sie die Tochter Nathans, eines stadtbekannten reichen Juden. Diesen wiederum versucht der (finanziell angeschlagene, aber dennoch eher sorglose) Sultan für seine Dienste zu gewinnen. Aber Nathan ist weise…

D) Der junge Regisseur Michael Götz, der mit „Dreisamma“, „Born in the RAF“ und „Leonce und Lena“ bereits seinen ganz eigenen Stil gezeigt hat, inszeniert diesen dramatischen Krimi – mit Philippine Pachl als Helen, Frederik Leberle als Danny und Sönke Schnitzer als Liam.

c) Die Reithalle als Ort der besonderen Begegnung. Die Unterschiedlichkeit der Choreographien, die oft Ungeahntes über die Persönlichkeit der Tänzer verraten. d) Wer eine eigene Choreographie entwickelt und welche der Tänzer/innen in welchen Stücken mittanzen, ist noch Teil des kreativen Flusses. Verführerisch, oder? e) Premiere in der Reithalle am 12.1.2013. Die wenigen weiteren Vorstellungen sind oft schneller vorbei als gedacht.

Noch mehr Zimtsterne B) Jerusalem zwischen 1189 und 1192, während

eines Waffenstillstands zur Zeit der Kreuzzüge.

Der Lebkuchenmann Weihnachtsmusical von David Wood

C) Die einen mögen’s lieber ganz werktreu, die an-

Oper von Giacomo Puccini

deren wollen eine starke eigene Interpretation, die dritten verlangen, dass man so ein Stück komplett aufbrechen muss, um es heute noch spielbar zu machen – stets sind es die sogenannten Klassiker, die diese Konfrontation der Sichtweisen auslösen. Doch gerade darin liegt ja auch eine Aufgabe und der Reiz des Theaters: die Gesellschaft mit vielseitigen Sichtweisen zu konfrontieren. Wohin Nathans Reise geht, wird sich zeigen – die Proben haben erst vor kurzem begonnen…

A) Die Geisha Cio-Cio San lernt den Offizier Pinkerton kennen und lieben, eine Hochzeit sorgt für geordnete Verhältnisse. Pinkerton kehrt nach Amerika zurück, „Madame Butterfly“ wartet. Als ihr Ehemann dann drei Jahre später wieder Japan besucht, glaubt sie sich in ihrer Liebe bestätigt – doch er hat andere Pläne und will nur den gemeinsamen Sohn ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten (ent-) führen. Und er reist nicht allein…

D) Gastregisseur Stefan Behrendt hat in der letzten Spielzeit mit „Perplex“ das versteckte Juwel in der Reithalle inszeniert, die Besetzung reicht von Helmut Jakobi als Nathan, Stephan Mertl als Sultan Saladin und Sandrina Nitschke als dessen Schwester Sittah, über Philippine Pachl als Recha und Sönke Schnitzer als Tempelherr, bis zu Kerstin Hänel als Daja, Mathias Renneisen als Derwisch und Thomas Straus als Patriarch und Klosterbruder.

B) Nagasaki im späten 19. Jahrhundert – und drei Jahre später.

E) Premiere am 15.12.2012 im Grossen Haus, im Dezember am 20.12. und 27.12., weitere 7 Vorstellungen laufen bis Ende März 2013.

E) Premiere am 2. Februar 2013 in der Reithalle, weitere Vorstellungen im Februar und März (u.a. 7.2. und 17.2.) 2013.

Unsterbliche Musik

Madame Butterfly

C) Große Musik, großes Gefühl, große Bilder. Puccinis zeitlose und ungemein tragische Oper ist musikalisch bei Generalmusikdirektor Roland Kluttig in besten Händen – und auch auf die szenische Umsetzung durch Alexandra Szemerédy und Magdolna Parditka, die gemeinsam an Inszenierung und Ausstattung arbeiten und sich erstmals in Coburg vorstellen, darf man gespannt sein.

D) Besetzung war bei Redaktionsschluss leider noch nicht bekannt. E) Premiere am 19.1.2013 im Großen Haus. Weitere 10 Vorstellungen bis Mitte April 2013.

Selbstgebastelt

First Steps – Seduction Ballet-Miniaturen junger Choreographen des Coburger Landestheaters A) „All by yourself “, das ist die Maxime dieses Abends. Die Tänzerinnen und Tänzer des Coburger Balletts entwerfen eigene Choreographien und sind selbst verantwortlich für Licht und Kostüme. Zu dem verführerischen Thema „Seduction“ entstehen so verschiedene Miniaturen, die sich zu einem abwechslungsreichen Programm zusammenfügen. b) Überall und nirgends, zeitlos oder genau hier und jetzt.

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a) Ein mit allen Meereswassern gewaschener Salzstreuer, eine einfallsreiche Pfeffermühle und der heisere Kuckuck einer Kuckucksuhr stolpern auf dem Küchenbord über einen lecker duftenden Neuankömmling, den „die Großen“ gebacken haben – den Lebkuchenmann. Welche Abenteuer dieser bei dem Versuch, den Kuckuck vor dem drohenden Mülleimer zu bewahren, erlebt und wie er den echten und vermeintlichen Bedrohungen durch einen gefürchteten alten Teebeutel und eine gefährliche Maus mit lockerer Zunge die Stirn bietet, lässt junge und ewig jung gebliebene Menschen die eigene Küche fortan mit anderen Augen erleben. b) Die Arbeitsfläche eines Küchenschrankes – zwischen Nudelholz und Spülschwamm, Küchenuhr und Gewürzen, Geschirrtüchern und Teekanne. c) Ein rasantes Weihnachtsstück für die ganze Familie, das jede einzelne Figur liebevoll seine eigene Persönlichkeit entwickeln lässt. Und das als Kindermusical nicht nur den Darstellern beim Einstudieren den ein oder anderen Ohrwurm hinterlassen haben wird. d) Schauspieldirektor Matthias Straub, der in den letzten beiden Jahren bereits Michel aus Lönneberga und Pippi Langstrumpf inszenierte, greift für den Lebkuchenmann neben vier eigens dafür engagierten Gästen (Vincent Wojdacki als Herr Salz, Katja Rosin als Fräulein Pfeffer, Friederike Pasch als alter Teebeutel und Sebastian Gerasch als Flitsch, die Maus) auf die beiden Ensembleschauspieler Niklaus Scheibli als Herr von Kuckuck und Frederik Leberle als Lebkuchenmann zurück. e) Premiere am 25.11.2012 im Großen Haus, weitere 47 Vorstellungen (zumeist Doppelvorstellungen um 11.00 und 14.00) laufen dann Ende November, den gesamten Dezember über und an den beiden ersten Wochenenden im Januar (5./6.1. und 12./13.1.) 2013.

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Genuss ISST gesund Coburger Köche erzählen vom Essen. Aufgeschrieben von

Wolfram Hegen Mit Fotos von

Frank Wunderatsch Temperaturen um den Gefrierpunkt, Schmuddelwetter, kurze Tage: das Immun­ system steht in den nächsten Wochen und Monaten vor einer harten Bewährungs­ probe. Um gesund zu bleiben, helfen vor allem viel Bewegung im Freien und natür­ lich gesundes Essen mit Genuss. Wir haben Coburger Spitzenköche um ihre kreativen Wintermenüs gebeten. Zum Essengehen oder Selbermachen.

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ie Wahrheit liegt auf dem Teller. Er habe diesen Satz immer gehasst, erzählt Tobias Dittrich, Chefkoch und gleichzeitig Inhaber im Schlosshotel Hohenstein bei Coburg. Heute benutzt er die Worte selbst, um seine Philosophie vom Kochen auf den Punkt zu bringen. Seit zweieinhalb Jahren steht er auf Schloss Hohenstein für die neue deutsche Gourmetküche. Die Wahrheit auf seinen Tellern gibt ihm Recht. Empfehlungen im Gault Millau, im neu erschienenen Gusto oder im Savoir Vivre. Kreative Ideen verbunden mit erstklassigen Zutaten: wenn Tobias Dittrich kocht, kommt nur Frisches, möglichst Regionales und Saisonales auf den Teller. Auf dem Wochenmarkt, direkt beim Erzeuger, beim Gemüsehändler des Vertrauens einkaufen – gesundes Essen kann eigentlich ganz einfach sein, sagt er und: Vorsicht vor Geschmacksverstärkern. Glutamat sei zwar überall drin, aber nicht in den Mengen wie bei Fertigprodukten. Dittrich empfiehlt, beim Essengehen ruhig auch einmal nach den Zutaten zu fragen, und wenn einen die Antwort nicht zufriedenstellt, ganz einfach lieber nur etwas trinken. Klar: frisch zubereitete Gerichte aus hochwertigen Produkten sind natürlich auch eine Preisfrage, gibt er zu. Für unter 12 Euro kann man einfach keinen Hauptgang mit hochwertigen und frischen Produkten erwarten, der von gelernten Köchen zubereitet worden ist. Dann muss man eben zu Hause den Kochlöffel

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Foto: Peter Einheuser

Voll stopfen isst Genussfrei!

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Voll stopfen isst Genussfrei! schwingen. Auch dann empfiehlt er: möglichst viel selbst zubereiten, z.B. lieber ein- bis zweimal im Monat eine große Menge Fonds oder eine Soße selbst machem und portionsweise einfrieren, als irgendwelche fertigen Pulver zu verwenden. Dittrichs Wintermenü für den „Coburger“ ist Beleg für seine Philosophie: alle Gerichte samt Beilagen sind frisch zubereitet mit saisonalen Zutaten aus der Region: Das Reh kommt vom Nachbarn direkt aus Hohenstein. Rehfleisch ist fettarm, leicht bekömmlich, ideal für ein wohlschmeckendes und gesundes winterliches Hauptgericht. Der Rosenkohl dazu hat viele Ballaststoffe, die Haselnuss in den Schupfnudeln gesunde Fette und der Rosmarin in der Kruste gesunde ätherische Öle.

3-Gänge Wintermenü Schlosshotel Hohenstein für 4 Personen

Hauptgericht

Hohensteiner Reh mit Walnuss-OlivenKrokant-Kruste, Speck-Rosenkohl, Haselnussschupfnudeln und Wacholderjus Schupfnudeln 200 g mehlige Kartoffeln 80 g Semola 20 g Eigelb Salz, Pfeffer Muskat und gemahlene und geröstete Haselnüsse Kartoffeln kochen, pressen und gut ausdünsten lassen, anschließend zu einem glatten Teig verarbeiten und Schupfnudeln formen. Im Wasser garen und zum Schluss in Butter braten.

Tobias Dittrich, Chefkoch Schlosshotel Hohenstein Vorspeise

Maronensuppe 250 g Maronen geschält und gekocht 25 g Schalotten 30 g Butter 0,350 l Geflügelfond 30 ml Sekt 15 ml Noilly Prat 200 ml Sahne Butter zum binden, Salz und Pfeffer, etwas weißen Portwein Maronen und Schalotten in Butter glasig dünsten, mit Sekt und Noilly Prat ablöschen und Fond aufgießen. Ca. 15-20min schwach köcheln, Sahne hinzugießen, alles fein mixen und durch ein Haarsieb gießen, anschließend mit Butter leicht binden und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Jakobsmuscheln würzen und von beiden Seiten in schäumender Butter braten.

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Walnuss-Oliven-Krokant-Kruste 1 EL Zucker gehäuft 25 g Walnüsse 25 g Pinienkerne 25 g Oliven schwarz getrocknet 3 Wacholderbeeren, zerdrückt, gehackt 2 TL Rosmarin fein gehackt 2 EL Butter Zucker karamellisieren, Nüsse hinzugeben, anschließend auf Backpapier geben und erkalten lassen. Fein kuttern und mit den restlichen Zutaten mischen und zwischen Backpapier 5mm stark ausrollen Speck-Rosenkohl 200g Rosenkohl geputzt, blanchiert und geviertelt 20g Speck und Zwiebel sehr fein gewürfelt Zusammen in einer Pfanne schwenken und mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken. Reh 180 g Reh (Rücken oder Keule) pro Person würzen und kurz in Butter anbraten, anschließend im Ofen bei 140 Grad ca. 8–9 min rosa garen, abruhen lassen und zum Schluss in Butter mit Rosmarin, Thymian, Wacholder und Knoblauch nachbraten, Kruste auflegen und überbacken. Aus g a be

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Voll stopfen isst Genussfrei!

F Zimtblüten-Crème-Brûllée 150 ml Sahne 150 ml Milch 60 g Eigelb 40 g Zucker 5 g Zimtblüten zerstoßen

Fred Raab, Chefkoch Künsterklause

Steffen Bauer, DESICO

Volkmar Franke, Hochbild-Design

Volkmar Franke, Hochbild-Design

Die Milch mit den Zimtblüten aufkochen und ca. 45 min ausziehen lassen, anschließend passieren und mit den restlichen Zutaten mischen, nochmals ca. 45 min. ruhen lassen, damit der Zucker sich vollständig auflöst.

Steffen Bauer, DESICO

Dessert

red Raab ist eine Institution in Coburg. Der gelernte Betriebswirt hat vor 30 Jahren sein Hobby zum Beruf gemacht und wurde zum Restaurantbesitzer. Die Künstlerklause am Theaterplatz steht seither für zeitgenössische Küche, fränkische Hausmannskost und Braten in Kombination mit französischen Elementen. Besonders stolz ist man auf den Zander im Kloßteig. Dieses heimische Gericht schaffte es als Spezialität auf die kulinarische Landkarte der Metropolregion Nürnberg. Der Zander steht auch für die Philosophie von Fred Raab: auch er schwört auf frische, regionale und vor allem auch frisch zubereitete Produkte. Feldsalat, Wild, Meerrettich, Rosenkohl, Karotten, Kartoffeln, Lauch, Spinat, Äpfel – gerade jetzt habe die Natur so viel und so viel Gesundes zu bieten, sagt er. Sein Wintermenü sieht dann auch nicht nur sehr lecker aus, sondern strotzt geradezu vor gesunden Inhaltsstoffen. Kürbisse als Grundlage der Suppe enthalten viele Vitamine und Elemente wie Magnesium oder Eisen, ihre Kerne – Achtung Männer – haben eine ausgleichende und gesunde Auswirkung auf den männlichen Hormonhaushalt, Süßkartoffeln sind ungeheuer nährstoffreich, Zwiebeln regen den Stoffwechseln an und der Waldhonig im Dessert hebt dank des hohen Anteils an Serotonin die Stimmung.

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Voll stopfen ist Genussfrei

3-Gänge Wintermenü Künstlerklause für 4 Personen

Vorspeise

Hauptgericht

Kürbiscremesuppe mit Kürbiskernen und Kürbiskernöl

Entrecote „Berliner Art“ mit Süßkartoffel-Püree

2 mittelgroße Hokkaidos 300 ml Wasser 1 Teelöffel Curry 1 Stück. Ingwer 1 kl. Rote Chilischote 1 kl. Geschälte und in Würfel geschnittene Zwiebel 2 EL Balsamico 2 EL Zucker 500 ml Sahne 500 ml Milch 4 EL Kürbiskerne Etwas Kernöl 300 ml Geflügelbrühe

Süßkartoffelpüree 5 große Süßkartoffeln 1 Messerspitze Chilikerne Salz

Kürbisse waschen, Stielansatz abschneiden, Kerne und das Faserige entfernen, in Würfel schneiden. Kürbiswürfel, Curry, Ingwer, klein geschnittene Chili, Zwiebel in einem Topf, in dem 2 EL Zucker karamellisiert wurden, mit Brühe, Sahne und Milch weich kochen. Im Mixer pürieren und so viel Flüssigkeit zugeben bis gewünschte Konsistenz entsteht. Durch Sieb in frischen Topf geben und aufkochen. Mit Balsamico abschmecken. Kürbiskerne mit Puderzucker karamellisieren und warm stellen. Suppe mit geschlagener Sahne und kalter Butter mit Zauberstab aufschäumen. Mit Kürbiskernen, Kernöl und frittierter Petersilie garnieren.

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Süßkartoffeln schälen. In kleine Würfel schneiden. Im Schnellkochtopf mit Dampfeinsatz weich dünsten. Die noch warmen Süßkartoffeln zu einem Püree stampfen. Mit Salz (evtl. Zucker und wenig Balsamico) abschmecken. Das Püree in einen Spritzbeutel geben und warm stellen. Entrecote „Berliner Art“ 600 g Entrecote 4 mittelgroße Zwiebeln 30 g Zucker 100 ml Portwein 5 EL Mehl 20 g Butter 2 Äpfel 5 EL Öl Gehackte Petersilie 30 g Meerrettichwurzel

kochen lassen. Herausnehmen und warm stellen. Fleisch in 12 Scheiben schneiden und in Mehl wenden. Äpfel entkernen und in 0,5 cm dicke Scheiben schneiden. Fleisch in Olivenöl 1–2 Minuten braten, würzen und warm stellen. Apfelringe in der gleichen Pfanne grillen. Meerrettich schälen und mit dem Hobel in dünne Späne hobeln. Rotwein-Schalottensoße 16 kleine Schalotten 3 EL Zucker 200 ml Rotwein 400 ml Rinderjuis (ersatzweise Rinderfonds) Die Schalotten halbieren und karamellisieren. Rotwein und Jus dazu gießen. Schalotten weich garen. Soße mit Salz und Pfeffer abschmecken. Schalotten entnehmen, warm stellen und die Soße mit kalter Butter auflegen. Schalotten dazugeben. Die Schalottensoße zu den Entrecotes auf den angerichteten Tellern geben. Diese dazu vorher mit Püreering spritzen und jeweils 3 Scheiben Entrecote abwechselnd mit den warmgestellten Zutaten zu einem Turm schichten. Mit Petersilie garnieren.

Zwiebel schälen und in 0,5 mm Ringe schneiden. Zucker mit wenig Wasser in einer Pfanne karamellisieren. Zwiebel, Butter und Portwein zugeben und 3 Minuten

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Cocktai l Der Saison

Dessert

Ricotta-Waldhonig-Rosmarin-Terrine 8 Eigelb 600 ml Sahne 300 g Waldhonig 200 g Ricotta 6 reife frische Feigen 1 Vanilleschote 200 ml Riesling 50 g Zucker Etwas frisch gepressten Zitronensaft Eigelb in großer Kupfer- oder Metallschüssel in Wasserdampf aufschlagen. Nach der Hälfte den warme Honig zugeben und mitschlagen. Masse im Eiswasser kalt schlagen. Ricotta mit 1 EL Sahne mit Zauberstab auflegen. Steif geschlagene Sahne und Ricotta vorsichtig unter Masse heben und 8 Stunden kalt stellen. Vanille­ schote aufschneiden und auskratzen. Schote, Milch, Riesling, Zucker aufkochen, Feigen kurz mit aufkochen und im Sud auskühlen lassen. Halbe Feigen in dickere Scheiben schneiden, ringförmig auf mit Puderzucker bestäubten Teller anrichten und mit braunem Zucker mit Hilfe eines Bunsenbrenners karamellisieren. Terrine mit großem nassen Löffel in Nockerln absetzen und in der Mitte platzieren. Mit einem Rosmarinzweig und etwas Puderzucker garnieren.

GingerBerry Gingerberry. Barschule München Zutaten: 5 cl Vodka 2 cl Holunderblütensirup 2 cl Limettensaft 5 cl Cranberrysaft Frischer, gewürfelter Ingwer (oder 3cl Domaine de Canton Gingerliqueur) Zubereitung: Den Ingwer muddlen (mit dem StöSSel zerdrücken), Zutaten und Eis dazugeben, alles kräftig shaken und mit Fine Strain in ein vorgekühltes Martiniglas abseihen. Deko: Holunderblüte oder Kirsche.

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Hier wohnte Einst Jenny Mejo Wo Amor regierte – so betitelt Renate Reuther in ihrem Buch über Villen in Coburg das Anwesen Pilgramsroth 5. Dabei bezieht sie sich vor allem auf das ganz und gar nicht prüde Deckengemälde im Empfangssalon.

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inter hohen Bäumen mit mächtigen Kronen versteckt sich in Coburg unter der früheren Adresse Lange Gasse 3 (heute Pilgramsroth 5) ein prächtiger Bau mit hohem Sandsteinsockel und darüber drei Geschossen in Backsteinoptik wie sie üblich war in Coburg in den Jahren des zu Ende gehenden 19. Jahrhunderts. Erbaut wurde die Villa im Jahr 1892 von Carl Kleemann auf seinem eigenen Grundstück. So heißt sie in den Bauakten auch „Villa auf dem Kleemann`schen Grundstück“. Ein Name voller Stolz und das mit Recht. Die Villa verfügt bis heute über eine hervorragende Bausubstanz (Kleemann war Maurermeister), eine üppige Grundfläche, mehrere große Räume in jedem Stockwerk und einen Turm wie eines Schlosses würdig. Vor allem um die Geschichte der ersten Bewohnerin dieser Villa ranken sich dabei viele Gerüchte. Sie hieß Jenny Mejo und damit genauso wie jene berühmte Opernsängerin, die Mitte des 19. Jahrhunderts in Köln, Schwerin und Nürnberg brilliert hatte. Und es gibt Ähnlichkeiten, die eine Verwechslung durchaus nahelegten. Zum einen gibt es eine nahe Verwandtschaft zwischen beiden: die Coburger Jenny Mejo ist die Kusine der berühmten Sopranistin. Und auch sie war künstlerisch tätig, als Mitglied am Coburger Hoftheater von 1887 bis 1893. So weiß man bis heute auch nicht genau, wessen Antlitz des prächtige Deckengemälde im damaligen Empfangssalon prägt: das der Coburger Jenny oder doch das ihrer berühmten Cousine? Es dürfte sich aber schon um Jenny Mejo aus Coburg gehandelt haben, eine ledige Frau, der eine gewisse Lebensfreude und Eigenwilligkeit wohl nicht ganz fremd war. So zeigt das Gemälde eine barbusige und auch sonst leichtbekleidete Frau, um sie herum Sinnbilder der Liebe, Rosen, Tauben und in einiger Entfernung Amor, bereit zum Schuss mit seinem Pfeil. Die bis heute erhaltenen Holzrolläden an allen Fenstern erlaubten keinen Einblick in das Geschehen im Inneren, ohnehin entzog sich das

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Haus früher in dem großen heute teilweise zugebauten Park weitab der Straßen Lange Gasse und Pilgramsroth unerwünschten Blicken. Der jungen Frau wird außerdem ein besonderes Verhältnis zum damaligen Herzog Ernst II. nachgesagt. Nach dessen Tod beendet sie ihr Engagement am Theater. Sie heiratet einen Fabrikanten, mit dem sie einige Jahre später die Stadt verlässt. Nach Jenny Mejo folgt eine nicht weniger wechselvolle Geschichte. Ein Hauptmann, Geschäftsleute, ein Pfarrer (wie er wohl das Deckengemälde interpretierte?), Fabrikanten, Privatiers und nach dem 2. Weltkrieg Flüchtlinge wechselten sich als Eigentümer, Mieter und Bewohner ab. Die Geschichte des Hauses begann also in der Zeit, als das Coburger Herzogshaus in ganz Europa seine Verbindungen hatte. Und wenn man so will, ist es auch heute noch ein europäisches Haus. Die Bewohner sind das italienisch-irische Ehepaar Paolo und Louis Basso mit zwei Kindern. 1999 waren sie aus beruflichen Gründen aus Verona nach Kronach gezogen, später nach Coburg. Schon in Italien hatten sie in historischem Umfeld gelebt, in Coburg fanden sie mit der Villa Pilgramsroth 5 wieder ein Haus, wie sie es lieben: originalgetreu erhalten aus den Zeiten des auslaufenden 19. Jahrhunderts zeigt sich nahezu das gesamte Gebäude: Fenster, Zimmertüren, Böden, die Eingangstüre, die schon genannten Holzrollläden, mehrere Buntglasfenster, Kachelöfen in allen Stockwerken oder natürlich auch das Deckengemälde und andere Malereien. Der Zustand aber war schlecht. Keine Zentralheizung. Heruntergekommene Räume. Über ein Jahrhundert lang war kaum etwas in das Haus investiert worden. Und so machten sich die Bassos an die originalgetreue Restaurierung der 370 Quadratmeter Wohnfläche und der trotz der Neubauten auf dem ehemaligen Parkgrundstück immer noch erhaltenen 2800 Quadratmeter Gartenfläche. Intensiv war die Arbeit mit dem Denkmalschutz, die den Bassos viel Freude bereitete, mit Coburger Bau-

unternehmen. Was erhalten werden konnte, wurde restauriert, und das war fast alles bis auf den einen oder anderen Kachelofen. Das Ergebnis hat sich gelohnt: heute steht im Pilgramsroth 5 eine prächtige Villa mit dem Charme des Jugendstils und trotzdem der notwendigen Moderne, „etwa Schönes“, in der sich die Familie rundum wohlfühlt. Der ehemalige Empfangssalon mit dem Deckengemälde der Jenny Mejo ist heute Wohnzimmer mit einem lodernden Feuer im Kamin. Eine ausladende Küche mit ein bisschen italienischen Einschlag - wer will es dem Besitzer als kleine Hommage an seine Heimat verdenken – und ein Fernsehzimmer ergänzen das Erdgeschoss. In die Räume darüber gelangt man über ein prächtiges Treppenhaus. In den Stockwerken im oberen Teil des Hauses finden sich Schlafund Kinderzimmer, Büro, Gästezimmer, Dachkammern. Das Haus Pilgramsroth 5 ist wirklich ein gutes Stück Coburg. Das sah auch der Verein Stadtbild Coburg so. Er honorierte das Anwesen als hervorragend saniertes Denkmal. Quelle: Renate Reuther, Villen in Coburg, Veste Verlag Roßteutscher (sehr zu empfehlen) Fotos von Frank Wunderatsch

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Hier wohnte Jenny Me jo

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Hier wohnte Jenny Me jo

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Coburger Bilder

Ausgesuchte Edle Spirituosen, feinste handgerollte Cigarren und Zubehรถr in Coburg.

Foto: Frank Wunderatsch

Foto: Henning Rosenbusch

Heike Altmann Tabakwaren Breithut Markt 5 - Coburg 09561/92082 info@cigar-aficionade.de www.cigar-aficionada.de Foto: Frank Wunderatsch

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Coburger Bilder

Foto: Frank Wunderatsch

Foto: Frank Wunderatsch

Settele Rosenbusch Wunderatsch

Galerie Coburg Aus dem

Portfolio unserer Fotografen

Foto: Henning Rosenbusch

Foto: Frank Wunderatsch Aus g a be

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Foto: Frank Wunderatsch

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Coburger Bilder

Foto: Martin Settele

Foto: Martin Settele

Foto: Henning Rosenbusch

Foto: Henning Rosenbusch

Foto: Martin Settele

Foto: Frank Wunderatsch

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Coburger Bilder

new

by Sabine Müller

Foto: Martin Settele

Foto: Henning Rosenbusch

Die Tapete gibt es im Fachhandel Feine Wasche gibt's bei uns. Exklusive Miederwaren, Wäsche und Bademoden Markt 5 · 96450 Coburg Foto: Frank Wunderatsch Aus g a be

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Foto: Frank Wunderatsch

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Foto: Val Thoermer


Schloss Rosenau


Warm Anziehen

Im Frühling 2012 k am er auf den Markt und avancierte zum Überraschungserfolg: der Renault Twizy. Taugt der kugelige Elektroflitzer auch für den Winter? Wir haben es ausprobiert.

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eise surrt der 18PS-Elektromotor über den mit dem ersten Schneematsch der kalten Jahreszeit bedeckten Asphalt, die Luft misst an diesem Novembermorgen nicht mehr als 3 Grad, der Scheibenwischer müht sich redlich mit dem Schneeregen. Ich sitze mit langer Unterhose, Winterstiefeln, Unterhemd, Pullover, Winterjacke, Handschuhen und Mütze am Steuer des neuen Renault Twizy. Hinter mir habe ich den Fotografen eingeklemmt. Auch er dick eingemummelt und mit Rucksack und seiner Fotoausrüstung an Bord. Ich bin froh, wenn er auf meine Fragen nach seinem Befinden noch antwortet, eigentlich nämlich bekommt er ob der Enge kaum Luft (der Begriff Fahrgastzelle bekommt damit eine völlig neue Bedeutung ), aber immerhin: zwei dick angezogene erwachsene Männer mit kleinem Handgepäck in einem Fahrzeug, das mit 2,30 Meter Länge und 1,20 Meter Breite mehr an einen Autoscooter erinnert und sich ja auch so anfühlt - Respekt. Das hätte ich nicht erwartet vom Twizy, der rechtlich nicht als Auto, sondern als Quad firmiert und mit diesem in der Tat das relativ ungestörte Naturerlebnis gemeinsam hat. Im Twizy sind

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Fahrer und Beifahrer mit der Umwelt in direktem Kontakt. Das ist im Sommer schön, im Winter aber ein echter Härtetest. Heizung – Fehlanzeige, Sitzheizung – selbiges. Kostet zu viel Strom und damit Reichweite. Das Winterpaket vom Twizy ist dagegen schnell erzählt: Frontscheibenheizung (serienmäßig), Winterreifen. Seit November bietet Renault auch Seitenscheiben an und verspricht eine einfache Erstmontage, ohne Werkzeug. Die helfen sicher gegen den Fahrtwind und den einen oder anderen Regentropfen, der sich ins Fahrzeuginnere verirrt, kalt und feucht wird es aber trotzdem bleiben, damit muss man leben. In Sachen Sicherheit aber staune ich: Airbag, Sicherheitsgurt, Kopfstützen, Scheibenbremsen. Das schafft Vertrauen, als ich bei Lautertal-Neukirchen im Landkreis-Coburg gleich neben dem dortigen Skilift auf ein paar Reste Schnee rutsche. Die Bereifung sieht für winterliche Straßenverhältnisse nicht wirklich vertrauenerweckend aus, es sind halt einfach eher Winterrädchen als Winterreifen, aber immerhin mit einem ordentlichen Profil. Ich trete ganz sachte aufs Pedal, der Twizy will los, der Schnee darunter hat aber etwas dagegen. Langsames Anfahren, das Spiel mit Kupplung und Gas, mit einem Elektromotor schwierig. Auch damit muss man leben, wenn der Twizy zum winterlichen Begleiter werden soll. Wenn er auf Schnee aber mal in Schwung ist, kann er locker mithalten. Und kein Carving Ski kann solch enge Kurven fahren. Gerade

Fotos: Martin Settele 2012

Warm Anziehen  Stromer von Renault mal knappe 4 Meter Wendekreis, das macht richtig Spaß. Wir machen uns auf den Heimweg nach Coburg. Der Bordcomputer zeigt noch 32 mögliche Kilometer an, mit 72 Kilometern waren wir losgefahren. Das sieht auf den ersten Blick nach einem hohen Stromverbrauch aus, der Akku aber ist noch zu 75% voll, das klingt gut, immerhin ging es in Richtung Neukirchen ja auch ein paar Höhenmeter nach oben, das Licht war an, der Scheibenwischer, wir sind zu zweit, das alles kostet Energie. Wir sind also guter Dinge, nicht die letzten Meter nach Hause zu Fuß zurücklegen zu müssen. Auf der Stadtautobahn geben wir nochmal ordentlich Strom. Der Tacho zeigt 87 Stundenkilometer- ohne Rückenwind. Doch in Coburg angekommen ist der fast 100 Kilogramm schwere Lithium-Ionen Akku (damit wiegt der Speicher fast 20% vom gesamten Fahrzeug) immer noch halbvoll und verspricht weitere 34 Kilometer Fahrt. Ich hänge den Twizy mit dem mitgelieferten Kabel an die heimische Steckdose, die empfehlenswert in der kalten Jahreszeit an der Außenwand des Hauses angebracht ist. Es empfiehlt sich auch eine Garage oder ein Carport, weil es sonst ordentlich nass wird in der Fahrgastzelle. Nach 2 Stunden und vier Kilowattstunden später ist der Twizy wieder voll. Einmal Skilift und zurück mit zwei Leuten und Licht und Scheibenwischer also für ca. 90 Cent und die noch aus Ökostrom, wie mir mein Anbieter versichert, den man ja im Fall der Fälle über Portale wie

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Warm Anziehen

verivox.de auch jederzeit wechseln kann. 90 Cent also, das ist gut für den Geldbeutel (wobei monatlich 50€ Akkumiete zu Buch schlagen) und das eigene Gewissen. Fazit: Der Twizy nimmt nicht für sich in Anspruch, ein richtiges Auto zu sein. Ein Zweit-, ein Drittmobil vielleicht, ein Leichtkraftrad auf vier Rädern, ein cooler Rollstuhl, ein bisschen Lifestyle aus der Welt von morgen, ein Kugelblitz, ein Ei für zwei , wie der Spiegel titelte. Manche bezeichnen den Twizy ja als autoähnliches Kraftfahrzeug, so, als wäre er von Außerirdischen bei ihrem Besuch auf der Erde vergessen worden. Dementsprechend wird man auch beäugt. Wenn man also schon immer mal im Mittelpunkt stehen wollte – Twizy fahren. Und die dummen Sprüche wie „ist Ihnen kalt?“ durchs serienmäßig offene Seitenfenster vergehen den neben mir an der Ampel stehenden Zeitgenossen mit ihren siebensitzigen 2,5 Tonnen schweren Schlachtschiffen spätestens beim Blick auf die nächste Tankquittung. Statussymbol heute ist zumindest innerstädtisch sowas wie der Twizy. Und für das gute Gefühl, seiner Zeit voraus zu sein, nimmt man das archaische Fahrgefühl gerne in Kauf. Auch und gerade im Winter. Nur eben bitte – warm anziehen.

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Technische Daten und Ausstattung Motorisierung

Sonderausstattungen

Wahlweise 18 PS mit 80 km/h Höchstgeschwindigkeit oder mit 5 PS und 45 km/h Höchstgeschwindigkeit (ab 16 Jahre)

Alarmanlage, Flügeltüren, Einparkhilfe, Bluetooth-Freisprecheinrichtung

Ausstattungsvarianten

Lithium-Ionen-Akku, Aufladung an 230-V-Steckdose. Länge Ladekabel 3 Meter. Ladevorgang ca. 3,5 Stunden, 8kWh. Maximale Reichweite laut Herstellerangabe etwa 100 Kilometer

Urban, Color und Technic (mit Metallic-Lackierung, Leichtmetallrädern und Karbon-Dekor). Die 5 PS-Variante gibt es nur in der einfachsten Ausstattung Urban (z.B. ohne Scheibenheizung)

Akku

Grundausstattung

Preise

Airbag, Sicherheitsgurte vorne und hinten, Kopfstützen, Scheibenbremsen, verriegelbare Lenkradsäule, Handbremse, Wegfahrsperre, zuschaltbarer Geräuschsimulator

Twizy Urban 45 6990 Euro, Twizy Urban mit 18 PS 7690 €, Twizy Technic 8490 €, zusätzliche Kosten: Batteriemiete 50 €/ Monat

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FreeRiden Eisklettern Wintergolf Sport in Eis und Schnee

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ingemummelt in eine Decke, im Kamin ein loderndes Feuer, in der Hand eine Tasse Tee. Viele Coburger machen es sich im Winter am liebsten zu Hause gemütlich. Andere Zeitgenossen zieht es dagegen raus in die Kälte. Sie fühlen sich in Eis und Schnee pudelwohl. Wir haben daher für alle kälteunempfindlichen Outdoorfans drei Tipps zusammengetragen: Freeriden oder Eisklettern für den besonderen Kick und, wenn man es lieber etwas ruhiger möchte, Wintergolf.

Tipp 1: Freeriden Der Schnee staubt, Eiskristalle flirren im Sonnenlicht, die Skier schweben über den unberührten Hang, Glückshormone schießen ins Blut. Nicht einmal Fliegen ist schöner als das Freeriden, sagen Süchtige. Freeriden, also Ski- oder Snowboardfahren abseits der Pisten, gewinnt in den letzten Jahren immer mehr Anhänger. Sie alle suchen den besonderen Kick, das Gefühl der Freiheit, ein bisschen

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Abenteuer, das Spiel mit dem Element Schnee. Viele Wintersportgebiete haben diesen Trend erkannt: Chamonix in Frankreich, Zermatt in der Schweiz, der Arlberg und das Kitzsteinhorn in Österreich und auch das Dammkar bei Mittenwald in Deutschland, um nur einige zu nennen. Unterstützt wird dieser Trend auch von der Industrie: spezielle Freeride-Boards und Freeride Skier haben Hochkonjunktur. Sie sind breiter als normale Skier, kürzer, haben keine Taillierung, die Schaufeln sind mehr nach oben gebogen, die Bindungen häufiger weiter hinten, um nicht vorne einzusinken. In der sogenannten Rocker-Bauweise, entliehen von den Snowboards, liegen Skier nur an einem Punkt auf und gleiten dadurch wie ein Schiff im Wasser über den Schnee. Tiefschneefahren war früher noch eine Kunst, die nur wenige beherrschten, heute ist es durch die neuen Brettln ein Sport für Jedermann. Ob mit dem Snowboard oder auf den Skiern: ganze Familien, Reisegesellschaften, Jung und Alt verlassen die überlaufenen Skipisten und suchen

ihr Glück im freien Gelände. Oftmals einfach mal neben der normalen Piste, wo der Schnee nicht gewalzt ist, aber immer häufiger eben auch bei Touren weit abseits der Skigebiete. Die Kehrseite: viele kennen sich mit den alpinen Gefahren nicht aus, weiß auch Markus Grempel aus Coburg. Der Inhaber eines Sportartikelgeschäfts ist den Großteil des Winters in den Alpen unterwegs und gibt Kurse. „Powdererfahrung kann heute jeder haben“ sagt er, „doch wenn Du Freeriden gehst, musst Du immer mit der Gefahr rechnen. Sicheres Freeriden gibt es nicht.“ warnt er. Und er weiß, wovon er spricht: acht Bekannte hat er schon in Lawinen verloren. Allesamt erfahrene Fahrer. Und trotzdem hatten sie keine Chance gegen die Wucht einer Lawine. Das sollte man einfach wissen, bevor man den besonderen Kick im Tiefschnee sucht. Und man sollte sich gut vorbereiten, sich mit Schnee auskennen, wissen wie Schnee aufgebaut ist, auf die Natur achten, die Windverhältnisse, die Lawinenberichte beachten und am besten einen Freeride

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FreeRiden, Eiskle t tern und Wintergolf Kurs absolvieren, den alle Skischulen anbieten, empfiehlt Grempel. Als Sicherheitsausrüstung sind auf alle Fälle der Fälle ein Piepser, eine Schaufel und eine Sonde mitzunehmen und am besten noch ein ABS Rucksack, der kostet zwar 1000 Euro, ist aber die beste Lebensversicherung: der integrierte Airbag sorgt im Fall der Fälle dafür, dass man auf einer Lawine oben mitschwimmt und nicht in ihr verschwindet. Dann steht einer ungetrübten Freeride Tour am besten in einer kleinen Gruppe nichts mehr im Wege.

Tipp 2: Eisklettern

Freeride Sicherheit Faustregeln:

Grundregeln:

Je steiler ein Hang, desto gefährlicher

Jeden Tag Lawinenlagebericht checken

Je schattiger ein Hang, desto gefährlicher Je mehr Wind, desto gefährlicher

Nur mit Sicherheitsausrüstung ins Gelände Nie allein, nie alle auf einmal

Foto: Shutterstock

Quelle: Lawinen Basisinfos Deutscher Alpenverein

Foto: Shutterstock

Fotos: Outdoor Inn, Sonneberg

Glitzernde Eisvorhänge, Lichtbrechungen in allen Farben und dazu der ganz besondere Nervenkitzel, eine steile Wand gefrorenen Wassers zu erklimmen: Eisklettern übt eine besondere Faszination aus, geprägt von einer für eine Extremsportart ganz eigenen Ästhetik und speziellen technischen Herausforderungen. Im Sommer sind Kletterer auf felsigem Untergrund unterwegs, im Winter begeben sich immer mehr von ihnen auch mal auf die Suche nach spektakulären gefrorenen Wasserfällen und Rieseneiszapfen, die sich an Felswänden talwärts winden. Beim Eisklettern geht es nicht um Geschwindigkeit, um das Klettern vorgefertigter Routen, sondern um den Dialog mit dem Eis. Eiswände sind in jedem Jahr anders, es gibt keine Normen, die Regeln stellt die Natur auf. Das sorgt dann ja auch für die besonderen Glücksgefühle: ungewöhnliche Formen und Strukturen, das Spiel mit Licht und Sonne, das alles summiert sich zu einem einmaligen Erlebnis. Das Schöne: Eisklettern ist nicht nur auf die Alpen beschränkt, auch in hiesigen Gefilden gibt es Möglichkeiten. Vor allem der Thüringer Wald in der Region um Eisenach oder Tambach-Dietharz hat einige geeignete Spots zu bieten. Wer dort schon einmal eine lange Winterwanderung unternommen hat, wird vielleicht schon einmal vor einem

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FreeRiden, Eiskle t tern und Wintergolf der mächtigen zugefrorenen Wasserfälle gestanden haben. Immer 30 Meter misst der höchste „Am Brand“ bei Tambach - Dietharz. Richtig imposant aber wird es erst in den Alpen. Die mächtigsten Eisfälle finden sich dort meistens an Nordhängen oder in engen Schluchten ohne viel Sonne. Die längste Eisroute Österreichs ist der Moonwalk in Tirol mit 1000 Metern Länge. Doch bevor man sich den eisigen Wänden nähert, sollte man einiges beachten. Voraussetzung sind zunächst einmal alle Kenntnisse des alpinen Kletterns. Das Eisklettern ist ja lediglich eine winterliche Spezialdisziplin. Die Sektion Coburg des Deutschen Alpenvereins kann weiterhelfen, wenn es um Kletterkurse geht. Eisklettern im Thüringer Wald bietet zudem das outdoor inn in Sonneberg an. Körperliche Fitness ist auf jeden Fall unbedingt notwendig. Ein Aufstieg im Eis verlangt Einiges an Kondition und Kraft, darüber sollte man sich im Klaren sein. Die Ausrüstung besteht neben der üblichen alpinen Kletterausrüstung aus Steigeisen und speziellen Eispickeln, dazu braucht man Eisschrauben als Zwischensicherungen. Wer das alles zusammen hat, der kann sich das erste Mal auf den Weg zu einem ganz besonderen Erlebnis machen. Denn wie sagen Eiskletterer über sich selbst: „Eisklettern ist ein ernsthaftes Spiel in einer faszinierend anderen Umgebung, wo senkrecht sich noch wie senkrecht anfühlt. Auch wenn es in den unteren Graden klettertechnisch gar nicht so anspruchsvoll ist: Das Selbstabsichern, das Ein-

dipsunt, saperuptatio officabo. Itaspeles iur aceped es sundipsae endis veliam alignimus pro ea corum remquun tistior itatiis voluptaspel id qui optat. Et essequae. Ebit ea quae pro temque expla dolor aut quatissunt adiam sequodit ute consequ iassero et porum doluptae ipsandion es eatem faceari verum site verupta di restis eum qui cusdaniate evendit

Tipp 3: Wintergolf Wenn im Oktober die erste Kühle im Wetterbericht mit „...in den nächsten Tagen ist in vereinzelten Lagen mit Nachfrost zu rechnen“ angekündigt wird, packen viele Golfer ihre Ausrüstung zusammen. Dann werden die Schläger gereinigt und die Sets im Keller oder Dachboden bis zum Frühjahr verstaut. Im April werden dann wieder erste Schwünge geübt, nur um festzustellen, dass die sportlichen Fortschritte des Vorjahres verschwunden sind und man auf Driving Range und Putting Green wieder verstärkt Übungsstunden einlegen muss. Seit einigen Jahren gibt es jedoch auch in Deutschland eine wachsende Anzahl an Clubs, die es Ihren Golfern ermöglichen, über das gesamte Jahr zu spielen. Die Saison des Wintergolfens beginnt. Die richtige Ausrüstung vorausgesetzt, kann man seiner Leidenschaft ohne Reue weiter frönen. Warme und leichte Thermo-Bekleidung,

Gras der Fairways und Grüns ist sehr empfindlich und muss in der kalten Jahreszeit geschont werden. Die Clubs haben deshalb Wintergrüns angelegt. Das sind kurz gesmähte Flächen, die allerdings bei Schnee nicht bespielt werden dürfen. Dass es ein striktes Verbot von Carts gibt, ist selbstverständlich, da sie mit Ihren Rädern große Schäden im aufgeweichten Boden anrichten können. Grundsätzlich sind Divots zu vermeiden und die Bälle nur vom Tee abzuschlagen. Inzwischen gibt es auch Wintereisen, die mit viel Loft die Bälle weiter oben abschlagen. Diese Wintereisen können auch bei Schnee benutzt werden. Es gibt Clubs, die bei eiskaltem Wetter Eisflächen präparieren und die Löcher in sie hineinfräsen. In diesen Clubs darf auch ausdrücklich im Schnee gespielt werden. Jeder Club hat eigene Winteregeln, die rechtzeitig erfragt werden sollten. In Hamburg gibt es die Golf Lounge, die im Winter ein komfortables Üben auf 40 überdachten Abschlagboxen mit einem 175 Meter langen Fairway bietet. Wem es im Winter zu kalt ist und wer dennoch nicht auf seinen Lieblingssport verzichten will, sei der Abflug in wärmere Gefilde empfohlen. Florida zum Beispiel gilt als der Golfstaat schlechthin. Allein in Fort Lauderdale, nördlich von Miami gelegen, warten 48 der insgesamt 74 Golfplätze auf Greenfee zahlende Gäste. Wem das zu weit oder zu teuer ist, dem seien unsere lokale Golfclubs empfohlen. Wintergolf

Gefrorener Wasserfall. Foto: Scott Cramer

Eishöhle. Foto: Galina Barskaya.

Wintergolf in New York. Foto: Shutterstock

schätzen der Verhältnisse, die Planung von Zu- und Abstieg, der Aufenthalt im Gebirge – all das garantiert Erlebnisse, die man nicht so schnell vergisst. Und deshalb ist Eisklettern der Hit.“ Also dann viel Spaß. gendae evendandit lam aut as ipsaper speribus min res eius, sapid eum eum quasser spelectur suntius ex estem. Harum earum dolupid erorese rumendae cus, iminus et el et ut quiditiis repu-

die die Bewegung (sprich Schwung) nicht hemmt, Winterstiefel und dicke Socken, Ohrwärmer, Winter-Tees, farbige Golfbälle, Thermoskanne mit Kaffee oder Tee und eventuell einen Taschenwärmer sollte man schon dabei haben. Das meiste kann man im Pro-Shop kaufen. So augerüstet kann man problemlos bis Minus zehnGrad spielen

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Nicht ganz so leicht hat es der Golfplatz. Das

kann man in Tambach, Kronach und Bamberg spielen. Tambach hat für Mitglieder und Gäste eine ganze Reihe von Angeboten für die Wintersaison. Tambach bietet Jugendlichen und Erwachsenen Training ein Wintergolftraining an. Die Abschlagboxen der Driving Range sind mit Heizstrahlern ausgestattet. Es gibt sogar tagesaktuelle Infos zur Bespielbarkeit auf Facebook. Pro Uli Dreschen kümmert sich auf Wunsch

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FreeRiden, Eiskle t tern und Wintergolf auch intensiv um die Fitness der Wintergolfer; denn eine gute körperliche Vorbereitung ist für das Golfen im Winter eine Grundvoraussetzung Bei kalten Witterungsbedingungen sind Aufwärm- und ausgiebige Dehnübungen wichtig. Ein kurzes Intervalltraining wirkt hier Wunder. Wer solche sportliche Einführung ablehnt und sich kalt an den Abschlag begibt, läuft in Gefahr, seinen Golfschwung durch kälte bedingte Verletzungen nachhaltig zu ruinieren. Ein ausgewachsener Hexenschuss ist dabei noch das geringste Problem. Wer im Winter Golf spielt und einige Regeln beachtet, kann sein Spiel in der kalten Jahreszeit verbessern und sich auf die ersten Tuerniere im Frühjahr freuen. Anders als die „Stubenhocker“ müssen sich Wintergolfer bei Beginn der wärmeren Tage nicht auf Ihren Schwung konzentrieren sondern genießen ihr Spiel. Eine kontinuierliche Verbesserung des Handycaps ist so ebenfalls gewährleistet. Golf ist sowohl ein „Konzentrationssport für Ehrgeizige“ als auch eine äußerst entspannende körperliche Betätigung für alle Zeitgenossen, die ein wenig Entspannung vom hektischen Alltag suchen. Auch im Winter. Und auch mit der ganzen Familie. Welch schöner Sonntag, den man mit einem ausgiebigen Frühstück beginnt und dann mit einer Partie Wintergolf forsetzt. Nach einem kurzen Abstecher am 19. Loch und einem Saunabesuch kann man das Wochende mit einem gepflegten Abendessen ausklingen lassen.

Golfpro Uli Dreschen. Fotos: Golfclub Tambach

Wintergolf in Tambach

Wenn’s draußen kalt wird...

Öffnungszeiten Montag - Donnerstag 09.00 - 21.00 Uhr Freitag - Samstag 09.00 - 23.00 Uhr Sonntag 09.00 - 20.00 Uhr Thermalbadstraße 18 96476 Bad Rodach Tel. 09564/9232-0 thermenatur@bad-rodach.de

...wohlig warm entspannen.

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Geschenkt.

Alltägliches ganz ungewöhnlich. Geschenkideen von Designern aus der Region.

Aktenordner werden zu Taschen. Elegant. ad:acta Jeder Aktenordner behütet über Jahre Wichtiges, Informatives und auch Geheimnisvolles. Oft lieblos behandelt, vollgestopft mit vergilbtem und ödem Papier. Nach Jahren des Staubfänger-Daseins werden gerade im Zeitalter der Digitalisierung jährlich Tonnen über Tonnen von Ordnern weggeworfen und vernichtet. Und damit auch jede Geschichte der individuell beschriebenen Ordner. Doch Geschichte schreddern kam für das Team von casitoo design aus Hummeltal bei Bayreuth nicht in Frage: Sie entwickelten aus ausrangierten Aktenordnern eine Tasche, die „ad: acta“. Am Anfang wurde viel rumprobiert, die Nähmaschine der Mutter musste auch mit ran und am Ende stand eine rundum professionelle und vor allem auch originelle und in jedem Fall einmalige Tasche. Handarbeit aus Bayern, und das noch aus recyceltem Material. Die Aktenordner dazu kommen aus einer Aktenvernichtungfirma aus München, die werden der Tippklemme befreit und gegen Wind und Wetter imprägniert. Danach wird der Ordner mit echtem leder vernäht, mit einem Button aus Coburger Produktion versehen und mit strapazierfähigem Textil ausgekleidet. So entstand jetzt die erste Serie der ad:acta Taschen. Sie besteht aus neun Modellen in unterschiedlichen Farben, Größen und Ausführungen. Das Innenleben ist mit bis zu drei Innentaschen schlicht und übersichtlich. Hier finden 13“ Laptop sowie ipad und Co. bequem ihren Platz. Und die originalen Ordnerrücken und die wechselnde Marmorierung des Ordners machen jede ad:acta zu einem Unikat. Preis ab 99 Euro.

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Viereckige Kästen. Raumdekoration. Wallapp.

Dosenlicht. LichtDosis.

Die Entstehungsgeschichte der Wallapps ist so ganz unweihnachtlich. Sie ist eher nüchtern und hat überhaupt nichts mit dem schönen Gefühl des Schenkens oder Beschenktwerdens zu tun: es geht um Schmerzen. Die Wallapps sind eigentlich eine Therapie für Schmerzpatienten. In einer Fachklinik sollten sie Hotelcharakter erzeugen, das war die Aufgabe. Die Idee der beiden Coburger Macher Beni Kucera und Steffen Bauer: sie wollten etwas schaffen, was zur Kommunikation, zur Diskussion anregt, etwas zum Anfassen, eben Etwas, das ablenkt. „Die Neugier ist größer als der Schmerz“ so die These. Dieses Konzept ging auf. 150 Wallapps wurden vor allem in Krankenhäusern in Niedersachsen aufgehängt. Quadratische Holzkästen, im einen Patientenzimmer mit Schrauben, in einem anderen gefüllt mit Steinen, immer verdichtet sich die Aufmerksamkeit auf das Thema eines jeden Wallapps. Die Patienten kamen ins Gespräch, ein Austausch zwischen den Zimmern entstand. Die Therapie hatte Erfolg. Aus dieser Grundidee entstand im Laufe der Zeit eine neue Kunstform. Wallapps, die Verbindung von Wall und App. Alltägliches in abgerundeten viereckigen Kästen als Raumdekoration. Seither haben die beiden Firmengründer verschiedenste Wallapps entwickelt, mit ausgedienten CPU`s, Hustenbonbondosen, Moos, Kronkorken, Golfbällen, Druckerpatronen. Ganze Themenreihen und Kollektionen sind entstanden für Kanzleien, Praxen, Büros. Die Möglichkeiten

Ralf Stössel aus Hofheim in Unterfranken beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Thematik Licht, Lichtplanungen und deren Wirkung. Das Zusammenspiel von Farbe, Lichtquellen, Materialien und Gegenständen inspiriert ihn zu seinen Arbeiten. So hat der gelernte Kommunikations- und Elektrotechnikmeister eine ganz besondere Lampe entwickelt: die Lichtdosis. Sie sieht aus wie eine aufgebogene Konserve. Doch ein Kabel verrät: sie ist eben mehr als das. Und genau das ist der Antrieb von Ralf Stössel: Alltagsgegenstände mit einer neuer Idee versehen, sie wieder nutzbar machen. So ist jede Lichtdosis ein Einzelstück, wird in kleinen Stückzahlen in Ralf Stössels Atelier handgefertigt. Das Ergebnis lohnt den Aufwand: die ungewöhnliche Lampe bringt besondere Stimmung in jeden Raum. Über eine Fernbedienung sind unterschiedliche Farben einstellbar, Helligkeiten, langsames Ein- und Ausfaden. Für jede Stimmung und jeden Anlass das Richtige. Bei Bedarf gibt es die Lichtdosis natürlich auch ohne automatische Lichtsteuerung. Dann ist sie einfach eine ganz normale, aber eben doch ungewöhnliche Lampe. Die Leuchtdose ist in jedem Fall übrigens gute 40 cm hoch und hat einen Durchmesser von ca. 20 cm. Preis ab 239 Euro. Alle Geschenkideen sind zu den genannten Preisen erhältlich im stegreif im Steinweg in Coburg. Weitere Informationen zu den Herstellern auch im Netz.

sind unbegrenzt. Und alles ist Handarbeit, betonen beide. Jede Wallapp ist ein Unikat und so auch ein prima Weihnachtsgeschenk. Übrigens: Kunden können sich auch ihre ganz individuelle Wallapp fertigen lassen. Preis: ab 139 Euro.

Fotos: Frank Wunderatsch

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Impressum

Wir sind Coburger | Da s Mag a zin

Coburger – Das Magazin Ausgabe 01/2012 Erscheinungsweise viermal jährlich Auflage 5000 Stück

Herausgeber und Chefredakteur

Verlag: Das Magazin Verlagsgesellschaft UG (haftungsbeschränkt) Seidmannsdorfer Straße 84 96459 Coburg Telefon:01523.404.3021

Herausgeber und stellvertretender Chefredakteur

Herausgeber und Chefredakteur: Wolfram Hegen info@das-magazin-verlag.de

Wolfram Hegen

Peter Einheuser

Daniela Greschke Freie Mitarbeiterin und Journalistin

Herausgeber und stv. Chefredakteur: Peter Einheuser info@das-magazin-verlag.de Layout/ Grafik/ Gestaltung: Peter Einheuser Aaron Rößner Autoren dieser Ausgabe:

Thomas Apfel Freier Mitarbeiter und Rundfunkjournalist

Wolfram Porr Freier Mitarbeiter und Journalist

Wolfram Hegen Daniela Greschke Wolfram Porr Heidi-Schulz-Scheidt Thomas Apfel Peter Einheuser

Heidi Schulz-Scheidt Freie Mitarbeiterin und Lehrerin

Fotografen dieser Ausgabe: Frank Wunderatsch Henning Rosenbusch Val Thoermer Martin Settele Shutterstock, News5

Frederik Leberle Freier Mitarbeiter und Schauspieler

Illustrationen & Cartoons: Peter Einheuser Madalina Iordache-Levy Leslie Murray

Aaron Rößner Freier Mitarbeiter und Designer

Anzeigengestaltung: einheuser.ardis&friends, Coburg

Henning Rosenbusch Freier Mitarbeiter, Journalist und Fotograf

Anzeigen: Petra Einheuser Es gilt die Anzeigenpreisliste 01/2012 Druck: AALEXX Buchproduktion GmbH 30938 Großburgwedel

Frank Wunderatsch Freier Mitarbeiter und Fotograf

Leserbriefe bitte an: briefe@das-magazin-verlag.de Preis: 4 € inkl. 7% MwSt., Abo-Preis, jährlich: 15 € inkl. Porto und Versand

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Martin Settele Freier Mitarbeiter und Fotograf

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Aus der Haup tstadt

Der Monaco Franke

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Neues Aus Der Hauptstadt

as ewige Quängeln hat sich also ausgezahlt! Wie der Intendant des Bayerischen Rundfunks (BR), Ulrich Wilhelm, kürzlich bekanntgab, wird der Sender im kommenden Jahr einen Nürnberger „Tatort“ entwickeln und an den Start bringen. Das wurde aber auch Zeit! So lange haben wir genervt und gebenzt. Und Benzen können wir ja richtig gut, wir Franken. Für unseren ausgewachsenen, aber selbstredend gut begründeten Minderwertigkeitskomplex sind wir in München und weiter südlich schon länger bekannt. Für unsere Hartnäckigkeit spätestens jetzt auch. Aber egal! Endlich sind wir erhört worden. Dieser Beschluss des BR, der sich in Nürnberg eine intern eher belächelte Dependance namens „Studio Franken“ leistet, ist zweifellos die wichtigste politische Entscheidung und emanzipatorische Leistung seit der Einführung des Frauenwahlrechts vor fast hundert Jahren, auch wenn es in diesem Fall nur die Hauspolitik einer Landesrundfunkanstalt ist. Nicht nur aus Gründen der Ausgewogenheit hätte das Land, wo die Hosen Husn haaßen, schon längst einen festen Platz zur besten Sendezeit am Sonntag um 20.15 Uhr verdient gehabt. Oder nicht? Nun also der Ritterschlag. Aber wieso erst jetzt? Warum die Bayern und in diesem Fall der Bayerische Rundfunk sich damit lange Zeit so schwer getan haben, liegt auf der Hand: Sie haben einfach nicht erkannt, ja auch gar nicht erkennen können, wie tief unsere Zuneigung für Laptop und Lederhosen, Oktoberfest und Hofbräuhaus ist, wie sehr wir Franken den FC Bayern (ja, das müssen wir uns an dieser Stelle auch mal eingestehen) und dieses besondere Lebensgefühl lieben, das man so trefflich mit „Mia san mia“ umschreibt. Einige werden jetzt sagen: „Liebe, das ist mir zu philosophisch. Ich bleibe bei meinem Bier.“ Fakt ist doch aber, dass dieser Trend zum „Neo-Seppilismus“ nicht wegzudiskutieren ist, um mal unseren fränkischen Vorzeige-Kabarettisten Frank-Markus Barwasser alias Erwin Pelzig zu zitieren. Auch nicht bei uns. Mit anderen Worten: Die Franken lieben Bayern, sie lieben sogar München, auch wenn sie’s nicht gern zugeben und immer darauf bestehen werden, dass das Münchner Hell dem fränkischen Dunklen einfach nicht das Brauwasser reichen kann. Allein: Diese Liebe wurde bislang nicht erwidert, weil sie sich irgendwie nicht so anfühlte.

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Aber es ist ja auch kein Wunder. Selbst wenn wir mal gut gelaunt sind (was ja so gut wie nie vorkommt), freuen wir Franken uns „ganz furchtbar“. Wir geben die „beleidigte Leberworschd“, wenn wir uns wieder mal benachteiligt, übergangen oder sonstwie ungerecht behandelt fühlen. Mit unserer Muffigkeit, der uns eigenen Eigenbrötlerei und Sturheit standen wir uns doch bislang selbst im Weg. Wir wollen halt einfach a weng jammern und ansonsten „unsere „heilige Ruh‘“. Jedenfalls kommen wir so rüber. Wir bellen nicht, wir beißen auch nicht. Wir knurren nur. Der Bayer versteht das nur nicht. Der Münchner speziell quittiert solch scheinbar demonstratives Desinteresse an seiner bajuwarischen Kultur seinerseits mit Arroganz und

Einser- und Zweier-Juristen auf dem Gang

Ignoranz: „So schee wie bei uns herunten kann’s da oben ja gor ned sei. Des schaug i mir goar ned o!“ Auch unsere Landsleute, die in der Landeshauptstadt Karriere gemacht haben, konnten an dieser Grunddilemma nichts ändern. Ob Helmut Markwort, Markus Söder oder die insgesamt vier fränkischen Ministerpräsidenten, die der Freistaat bisher gesehen hat: Entweder sind sie mit der Zeit zu Bayern assimiliert – und da hilft es dann auch nicht, wenn man einmal im Jahr beim Veitshöchheimer Fasching auftaucht. Oder sie wurden und

werden eben einfach nicht ernst genommen. Von Gabriele Pauli und Lothar Matthäus an dieser Stelle mal gar nicht zu reden. Selbst unser Starkoch Alexander Herrmann aus Wirsberg kredenzt vor laufenden Kameras lieber ein „Proseccosüppchen“ oder „Bratwürste vom fränkischen Schiefertrüffel im Sauerkraut-Birnen-Sud“ anstatt einen ordentlichen Bierbraten mit Klees und Krautsalat. So kann das nichts werden. Ist also alles nur ein großes Missverständnis? Hätten sich Bayern und Franken in Wirklichkeit also ganz doll lieb, wenn sie sich nur mehr auf den jeweils anderen einlassen würden? Kommunen lösen dieses Problem ja zum Beispiel mit Städtepartnerschaften. Austausch, kulturelle Zusammenarbeit, das hilft. Bei Volksstämmen ist das diffiziler. Abhilfe, und das hat Ulrich Wilhelm jetzt erkannt, kann da eben nur eine vertrauensbildende Maßnahme schaffen, deren Strahlkraft weit über die Grenzen Bayerns hinausgeht. Und so gesehen, ist die „Tatort“-Idee genial. Als ehemaliger Sprecher einer Großen Koalition hat er ja Erfahrung damit, scheinbar unvereinbare Positionen zusammenzuführen: Wer CDU/CSU und SPD befriedet, der schafft das auch mit Franken und Bayern! Ein Schnellschuss, so der Intendant, soll der Franken-Tatort aber nicht werden. Vielmehr bittet Wilhelm noch um etwas Geduld, schließlich wolle man den Lieblings-Krimi der Deutschen in der gewohnten Qualität und „künstlerisch anspruchsvoll“ produzieren. Wie das aussehen könnte? Nun, die Rolle des neuen Nürnberger Tatort-Kommissars könnte so angelegt sein: Rein was die Körperfülle angeht, ähnelt der Neue eher Freddie Schenk oder Kurt Wallander als Til Schweiger. Schließlich ernährt er sich fast ausschließlich von Bratwürsten und Schäuferla. Er ist maulfaul, ein wenig tolpatschig und - eben ganz anders als seine Münchner Kollegen Ivo Batic und Franz Leitmeier - nicht wirklich teamfähig. So reagiert er muffig, wenn er vormittags auf sein „Elfer-Seidla“ verzichten muss, weil ihn seine Assistentin im aus der Mode gekommenen Outfit zu einer ganz dringenden Zeugenvernehmung ruft. Ach ja, und Club-Fan ist er natürlich. Verlierertypen sind dem Fernsehpublikum eh am sympatischsten. Endlich bekommen wir Franken unseren „Tatort“. Das haben wir nun nun davon! Schbadzl, schau amoll wie iech schau! Für den Coburger von Wolfram Porr

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Auf ein Wort

Omnipotente Sporthallensucht. Der Gastbeitrag von Hans G. Tanner Ich vernachlässige in den letzten Wochen und Monaten meine Frau, meine Kinder, meine Freunde. Früher haben wir mindestens an einem Tag am Wochenende einen längeren Ausflug gemacht, zusammen gekocht, die Kinder haben gespielt. Doch jetzt bin ich süchtig nach anderen Vergnügungen, süchtig nach Sport. Nein, nicht selbst Sport machen, zugucken natürlich. In der neuen HUK Coburg Arena. Mittlerweile bin ich dort fast schon zu Hause. Wer hätte gedacht, dass ich mir mal sechstklassigen Basketballsport anschaue? Und das mit mir 700 anderen? Oder Volleyball. Das haben früher bei uns nur Mädchen gespielt, und jetzt? Das ist ja richtig was los. Handball, klar, Pflichtprogramm in Coburg. Da trifft man ja auch immer jede Menge Leute, die man eigentlich nicht sehen wollte. Wenn es dumm läuft, bin ich jetzt jedes Wochenende 2 mal in der HUK Coburg Arena. Und das über Wochen. Das kostet Eintritt, dann noch ein Bierchen oder zwei, vorher noch bei OBI einkaufen, das geht richtig ins Geld. Am schlimmsten aber sind die Spritkosten, Arena hin, Arena zurück, immer über die Stadtautobahn 8 Kilometer hinfahren und 8 zurück, das macht im Maximalfall pro Saison bei 37 Spielen 592 Kilometer, das sind bis 7 Litern Verbrauch insgesamt 66,30 € pro Saison, plus Eintritt plus Bierchen sind zusammen 350 €, alles zusammen also 416,30 € plus bei OBI für die Gattin wenigstens ein Blümchen für den Garten mitbringen (unser Garten ist mittlerweile ein Dickicht) oder jetzt im Winter ein schönes Weihnachtsgesteck, schon sind insgesamt mal locker 500 € weg. Einfach so. Die hatte ich früher übrig. Und meine Familie kannte ich auch noch. Als noch in der Anger- oder Pestalozzihalle gespielt wurde. Da ist man halt nicht so gerne hin, zu eng, zu schmuddelig. Aber jetzt? Ehrlicherweise muss ich wohl umziehen, ich brauche jetzt nämlich zu Hause nicht mehr so viel Platz. Außerdem muss ich sparen. Dann habe ich es aber auch nicht so weit zur Indoor-Flug-WM in der Arena im Februar. Da freu ich mich jetzt schon drauf. Was für ein genialer Sport. Wollte ich schon immer mal sehen. Ich hätte auch gerne meine Frau mitgenommen, und meine Kinder. Die sind aber unter ihrer neuen Telefonnummer nicht erreichbar. Ich hätte sie auch gerne gefragt, ob sich die Kinder an der neuen Schule wohlfühlen. Und ob die 300 Euro Unterhalt reichen, die ich jeden Monat überweise. Irgendwie fühle ich mich so richtig schlecht, und alles nur wegen der blöden neuen Halle.

An dieser Stelle laden wir Coburger und Nicht-Coburger, Zu- oder Abgereiste herzlich ein, ihre Meinung kundzutun. Hier in unserem Magazin. Wenn Sie etwas zu sagen haben, sprechen Sie uns an. Aus g a be

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Coburger | Das Magazin erscheint wieder im M#rz 2013 . Anzeigenschluss ist am 20. Februar 2013

neue Südstadt Endlich in der Planung...

Deutsche Technik für Die Welt. Ein Engländer wurde auf einem Festlandstrip in Deutschland erstmals mit einem Paternoster konfrontiert. Das hat ihn derart verblüfft, dass er ein Video drehte und es vor zwei Wochen im Internet veröffentlichte. „The elevator that never stops“ wurde inzwischen 90.000 mal angesehen. Deutsche Technologie von vorgestern begeistert immer noch die künftigen Macher unserer Welt. Besser so.

Schlussendlich Sehen wir alle irgendwann Schwarz

Ein paar Worte zum Schluss, Die Nicht Schaden. Man vergisst vielleicht, wo man die Friedenspfeife vergraben hat. Aber man vergisst niemals, wo das Beil liegt.

Mark Twain

Natürlich gibt es eine jenseitige Welt. Die Frage ist nur: wie weit ist sie von der Innenstadt entfernt, und wie lange hat sie offen.

Woody Allen

Great minds discuss ideas. Average minds discuss events. Small minds discuss people.

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Inhalt

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Rundum-Betreuung durch Experten vor, während und nach dem Kauf oder Verkauf. Zusammenarbeit mit renommierten Banken. 25 Jahre Markterfahrung.

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Wann ist ein Geldinstitut gut für die Region? Wenn es für die Region und die Menschen in der Region da ist. Als Partner in Sachen Finanzen und mit sozialem und gesellschaftlichem Engagement.  Sparkasse Coburg - Lichtenfels 84

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