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Zukunft unserer Kirche

Zukunft unserer Kirche –Infoabend am 30.09.

Viele haben es schon erahnt, manchen ist es seit dem Abend klar: das kirchliche Leben wird sich massiv verändern. Bis 2030 halbiert sich die Anzahl der Seelsorger. Die finanziellen Mittel zur Unterstützung der kirchlichen Aktivitäten sinken drastisch.

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Per Live-Schaltung stellten uns Vertreter des Erzbistums Köln ihre erarbeiteten Pläne zu Strukturveränderungen vor. Bedingt durch die um ca. 50% sinkende Anzahl von Priestern sollen in den nächsten Jahren die 166 Seelsorgebereiche auf ca. sechzig „Pfarreien der Zukunft“ verringert werden. Die Verwaltung wird zentralisiert, Kindertagesstätten evtl. in andere Trägerschaften abgegeben und das kirchliche Leben in viele kleine Gemeinden dezentralisiert.

In diesen großen Pfarreien braucht es folglich aktive Beteiligung der Menschen vor Ort. Die Idee ist, dass zukünftig „Teams von Verantwortlichen“ in Abstimmung mit dem leitenden Pfarrer und seinem „multiprofessionellen Pastoralteam“ die Gestaltung des Glaubenslebens vor Ort und dessen Finanzierung aktiv mitverantworten.

Viele Fragen wurden gestellt, einige davon beantwortete das Team um Generalvikar Markus Hofmann. Doch Vieles blieb auch unklar oder wurde kritisch hinterfragt:

Hier einige Rückmeldungen:

• „Pfarrer sind dann keine Seelsorger mehr, sondern Manager; die Distanz zu den Menschen vor Ort wird immer größer, dabei ist Nähe zu den Gläubigen wichtig!“

• „Gibt es überhaupt genügend Menschen, die sich aktiv beteiligen wollen und können? Wieviel Verantwortung und Beteiligung will man Laien wirklich einräumen?“

• „Es geht in Kirche nicht um Umstrukturierungen - so etwas ist Aufgabe von Unternehmensberatungen -, sondern um geistigen Wandel!“

• „Es geht nicht um Hierarchien und Strukturen, sondern um Miteinander, um inhaltliche Veränderung!“

• „Wie reagiert die Pfarrei der Zukunft auf all die Menschen, die nicht in den klassischen Lebensformen leben?“

• „Wie erreichen wir unsere Jugendlichen?“

• „Gibt es eine Mischung zwischen pastoralem Neuanfang und effizientem Sparweg?“

• „Gibt es ein Konzept bezüglich einer anderen Ausbildung von Seelsorgern, die den Erfordernissen der Realität entsprechen? Gibt es andere Zugänge zum Priestertum? Was ist mit Frauen?“

Mir ist klar: Kirche muss und wird anders werden. Viele Ehrenamtliche engagieren sich seit Jahren auf vielfältige Weise. Es ist wichtig, sie an Entscheidungen zu beteiligen und ihnen Verantwortung für das kirchliche Leben vor Ort zu übergeben. Das ist eine große Umstellung für Seelsorger und für alle Gläubigen. Manche werden sich schwertun Macht abzugeben oder umgekehrt Verantwortung zu übernehmen.

Wichtig ist aber auch, dass die Verantwortlichen in Kirche sich verändern. Es muss neu überdacht werden, wie Kirche die Menschen erreicht. Ich denke da an Jugendliche, Gottsuchende und Enttäuschte und an den Umgang mit Menschen in Lebensformen, die Kirche heute nicht akzeptiert. Kirche, und das meint uns alle, muss sich stets reflektieren und immer wieder die Frage stellen: „Was würde Jesus tun?“ Für mich passiert das zu wenig.

Wichtig ist, den Zugang zum Priestertum zu verändern. Kirche kann Frauen und verheiratete Männer, die sich von Gott berufen fühlen, nicht mehr ausschließen. Wir brauchen Priester, die bei den Menschen vor Ort präsent sind, die ihnen lebensnah in ihren Sorgen und Ängsten beistehen und Trost spenden. Wir brauchen Seelsorger, die glaubhaft und am Alltag der Menschen orientiert Gottes Botschaft und seinen Beistand verkünden und sich dabei reflektieren, ob sie die Menschen erreichen.

Enorm wichtig ist, dass wir unsere Kinder, die jungen Familien und Jugendlichen neugierig auf Gott machen.

Sie sind die Zukunft unserer Kirche. Es wäre wirklich fatal, die Trägerschaft der Kindertagesstätten abzugeben. Den zu erwartenden Rückgang der finanziellen Ressourcen sollte man da besser an anderer Stelle einsparen!

Ende des Jahres wird der Erzbischof nach Berücksichtigung unserer Rückmeldungen eine endgültige Entscheidung treffen, wie es weitergeht. Unsere Seelsorger und auch die Verantwortlichen im Erzbistum können uns auf unserem Glaubensweg unterstützen. Verantwortlich aber sind wir selbst. Gestalten wir darum schon heute unsere Kirche mit!

Vertrauen wir dabei auf Gott!

Anita Kipshagen

Wie bleibt für einen Pfarrer mehr Zeit für Seelsorge, wenn

die Pfarrei größer wird? Pfarrer Meurer: Es geht darum Seelsorger zu sein, ich bin nicht Priester geworden, um über Bausachen zu entscheiden, es geht nicht darum Macht zu haben. - In meiner Kirche der Zukunft werden Entscheidungen nicht vom Pfarrer getroffen, sondern er sorgt dafür, dass es fromm bleibt, dass Christus gegenwärtig bleibt. Er sorgt für Trost und dass die Menschen ihm auch mal ihr Herz ausschütten können… Entscheidungen aber fallen bei den Menschen vor Ort, in den Gremien, die wissen, was gerade vor Ort angebracht ist. Kirche wird demokratischer sein. Doch der Rahmen ist gesetzt durch finanzielle Mittel, Räume, Kirchen und die Anzahl der Priester.

Wo werden wir zukünftig Gottesdienste feiern können?

Hofmann: Gottesdienste werden in Pfarrkirchen verlässlich angeboten, aber auch an weiteren Kirchorten, soweit das möglich ist, abhängig von der Anzahl der Gläubigen (Prognose: bis 80 % weniger) und Priester (50 % weniger) –Wir wollen dabei unsere Zelebranten auch nicht überfordern.

Wer entscheidet über Finanzen? Mechthild König: Die Pfarrei verteilt das Budget in Abstimmung mit den Teams von Verantwortlichen, die entscheiden welche pastoralen Schwerpunkte sie vor Ort setzen, welches Personal sie benötigen, welche Räume sie erhalten wollen. Worum geht es? Generalvikar Hofmann: Frage ist: Was müssen wir anders machen? Wir wollen keine andere Kirche werden, wir wollen die Kirche Jesu Christi sein und bleiben. Aber wir müssen anders leben… Glaube ist Gebet, Frömmigkeit und konkrete Tat. Wichtig: Alle unsere Überlegungen haben ein geistliches Ziel: wie können wir unter den heutigen Bedingungen den Menschen die Freude am Evangelium so glaubwürdig vermitteln, dass sie Interesse haben und mehr wissen wollen? Und: Welche Mittel haben wir heute, in Zukunft und wie setzen wir sie ein für dieses Ziel?

Welche Kriterien müssen Engagierte erfüllen?

Werner Kleine: Lust in der Kirche mit zu arbeiten, Leidenschaft für das Wort Gottes, von der Sache Jesu schon begeistert sein.

Wie begegnet man der Überforderung der Engagierten?

Kleine: Wir legen Wert auf Teamarbeit. Das dient der gegenseitigen Korrektur und dem Schutz vor Überforderung. Aufgaben sollen auch delegiert werden.

Welche Ehrenamtler sind bei der aktuellen Altersstruktur in den Gemeinden in 20 - 30 Jahren noch da?

Meurer: Es gilt das Prinzip der Subsidiarität: alles was vor Ort entschieden werden kann, wird entschieden! Wo Support gefragt ist, müssen Spezialisten dran. – Wenn es keine Subsidiarität gibt, dann laufen uns die Leute weg! Die Gestaltungsfreiheit wird größer! – Wer die Kirche voll haben will, der hat sie leer! – Man muss einen guten Gottesdienst machen, den Herrgott in den Mittelpunkt stellen, miteinander fromm sein, dann füllt sich alles von selbst! – Unten spielt die Musik nicht oben!

Warum soll die Trägerschaft von KiTas abgegeben werden?

König: Kinder sind die Zukunft der Kirche: KiTas sind pastoraler Schwerpunkt, aber wir rechnen mit einem Rückgang von Ressourcen. Unser Modell: KiTas an kirchennahe Träger abgeben, die eine pastorale Einbindung und Mitsprache bei der Einstellung von Personal zulassen.

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