pflichtlektüre 042016
Studierendenmagazin für Dortmund
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chum über o B d n u d n u m t de aus dor n e r ie rasilien d b u t in S n n e h l ze ie p s n lympische o n e d u z g e w ihren
Berauschend
Die Youtuber von „Kochen mit Korn“
Bewegend
Prothesen aus dem Sanitätshaus
Bezaubernd
Unter dem Einfluss des Mentalisten
Aus der redaktion Die kleinen Lebensfragen
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anchmal sind es die kleinen Fragen im Leben, die uns beschäftigen. Erst die Milch oder erst das Kakaopulver in die Tasse? Was ist denn nun richtig? Ich habe mich auf dem Campus nach dieser und anderen Lebenseinstellungen umgehört. Bewaffnet mit Block und Stift. Die größte Herausforderung dabei war, die Studierenden vom Mitmachen zu überzeugen. Denn viele hielten mich zuerst für einen Botschafter der StuPa-Wahl – von der sie sehr genervt schienen. Doch kaum hatte ich die erste Frage gestellt, diskutierten die Teilnehmer wild untereinander: „Wie bist du denn drauf?“, war fast immer zu hören. Wie verschieden die Ansichten sind, lest ihr ab Seite 18. Julian Hilgers
Hochprozentige Erkenntnisse
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ournalisten sind Alkoholiker.“ Für meine Reportage konnte ich dieses Klischee in vollen Zügen ausleben. Beim Drehtag für „Kochen mit Korn“, durfte ich nach getaner Arbeit ihre Spaghetti Kornognese probieren – und war am Ende ziemlich betrunken. Zum Glück gibt es das Semesterticket, Auto fahren wäre nach einem Teller definitiv nicht mehr drin gewesen. Das Essen hat mich ziemlich überrascht. Ich bin zwar durchaus ein Kornliebhaber, in meinen Kochtopf hätte ich ihn aber trotzdem niemals geschüttet. Schon gar nicht mit Pfirsicheistee. Ich wurde eines Besseren belehrt: Das schmeckt! Für den normalen Alltag vielleicht etwas ungeeignet, aber als Abendessen am Wochenende werde ich mir bestimmt mal eine Portion kochen. Nils Gronemeyer
Der verbotene Apfel
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ür meine Geschichte über interessante Auslandspraktika habe ich viele Suchanfragen verschickt. Die erste Antwort war direkt ein Volltreffer: Ein Student der Ruhr-Uni Bochum arbeitete bei Apple im Silicon Valley. Ohne die Genehmigung seiner Chefs durfte er mir jedoch nichts erzählen. Deshalb schickte ich dem Praktikanten das geplante Interview zu und sah es nie wieder. Viele Apple-Manager wollten einen Blick auf die Unterlagen werfen und schickten den Studenten mit meinem Fragenkatalog quer durchs Unternehmen – kein Ende in Sicht. Seit acht Wochen geistert die Anfrage nun schon im Silicon Valley herum und ist bisher nicht wieder bei mir aufgetaucht. Schade! Spannende Geschichten habe ich trotzdem gesammelt, ihr lest sie ab Seite 32. Hannah Steinharter
26 HAndY An knie
Hightech in Handarbeit: Andreas König stellt Prothesen mit neuester Technik her
inHALt 04 MACH ‘S KURZ 06 HINGEGANGEN 07 KOCHEN MIT KORN 08 WO GIBT ‘S GELD? 12 VERTRAUENSSACHE 14 WIE BIST DU DENN DRAUF? 18 VOM RUHRPOTT NACH RIO 20 LEBENSHELFERIN 29 ILLEGALE ONLINE-BIB 30 GENERATION PRAKTIKUM 32 HINGESCHAUT 37 ABGEFAHREN 38 IMPRESSUM 39 MOMENTE
Alltagsgegenstände ganz klein fotografiert
Marco Donato rappt sich durch unsere Fragen
EINS VORAB D
as vorige Heft „Doctor Dope“ lockte die Leute wie der Dealer an der Ecke. Selten war unser Magazin so schnell vergriffen. Der Reiz des Verbotenen hat einfach etwas Magisches. Auch dieses Mal gibt es viele interessante Geschichten zu erzählen. Dabei fanden wir in den Tiefen des Internets einen ganz besonderen Geheimtipp. Diesen möchten wir euch nicht vorenthalten. Ob nun für die Hausarbeit, Bachelorsowie Masterthesis oder für einen Artikel der Pflichtlektüre: Recherche ist das wichtigste Werkzeug für eine solide Ausarbeitung. Dabei kann man sich verschiedenster Plattformen bedienen, und das ganz legal. Unser Autor Martin stellt dagegen eine etwas andere vor: Das Internetportal „Sci-Hub“, die illegale Bibliothek. Literatur, die teilweise kostenpflichtig ist, wird hier umsonst angeboten. Statt in stickigen Bibliotheken zu sitzen, kann man sie bequem online zu Hause abrufen. Ob es für die Nutzung rechtliche Konsequenzen gibt, erklärt der Urheberrechtsexperte Adrian Schneider im Interview auf Seite 31. Schließlich handelt es sich bei den Arbeiten um persönliches Gedankengut. Unserer Autorin Mona ging es bei ihrem Selbsttest um eine andere Form
VON TIM KRÖPLIN
von „Gedankengut“: Der Hypnotiseur Tom Duval verschaffte sich mit ein paar kleinen Kniffen Zugang zu ihrem Kopf. Ist das komplexe Zauberei oder doch nur ein simpler Taschenspielertrick? Das beantwortet Experte Eberhard Bauer. Macht euch selbst ein Bild von den aktuellen Geschichten. Wir hoffen, dass sie euch überzeugen und dass ihr genauso viel Spaß beim Lesen habt wie wir beim Schreiben.
Tipps für den Sommer: Kultur am Kiosk
Betrunken mit Spaghetti Kornognese
Stipendien für Abenteurer und Europaentdecker
Gedankenlesen und Hypnose im Selbsttest
Skurrile Gewohnheiten im Campustest
Studierende kämpfen bei Olympia um Medaillen
Als Familienhelferin in die Rasenmäher-Abteilung
Wissenschaftliche Texte für lau
Bloß nicht kopieren oder Kaffee kochen
Minigolf: Mit Schwarzlicht gegen die Spießigkeit
Rock und Pop im Ruhrmuseum Essen
Wer was wann wie gemacht hat und Rätsel
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Wo ist das denn? Ihr kennt das doch: Einer macht Detailfotos und ihr dürft raten, was dort zu sehen ist. Unser Redaktionsmitglied Chris Holletschek ist über den Dortmunder Campus gelaufen und hat Details fotografiert. Meist schon etwas angerostet und dreckig – wie es hier halt so rumsteht. Erkennt ihr die einzelnen Gegenstände wieder und wisst, wo sie zu finden sind? Die Auflösung gibt‘s auf Seite 39. FotosChris Holletschek
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Ma k u rch‘s z!
mach ‘s kurz! Moses Pelham, Chakuza oder Inferno79 – mit ihnen hat Donato schon zusammengearbeitet. Wir haben mit dem Dortmunder Rapper über sein Studium im Bereich PR und seine Musik gesprochen – natürlich kurz und knapp. TEXtlara wantia Fotopatrick reichboth
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Als Student war ich leider nicht immer der Fleißigste, weil ich nur Musik im Kopf hatte.
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Zu diesem Seminar bin ich immer zu spät gekommen: Empirie.
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Wenn ich ein Seminar erfinden müsste, hieße es Deutschrap-Terminologie.
peinlichstes Erlebnis an der Uni 4 Mein kann ich nicht benennen, weil mir damals kaum etwas peinlich war. Aber ob wir während einer (wirklich langweiligen!) Vorlesung „Ruck zuck“ spielen mussten, ist diskutabel…
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Wenn ich noch einmal einen Tag Student wäre, würde ich besser zuhören als damals – und mir mit dem Studentenrabatt noch schnell eine Jahreskarte fürs Freibad kaufen.
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An Dortmund mag ich die Vielfalt in jedweder Hinsicht, die Direktheit der Menschen – und natürlich das Pils.
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Meinen italienischen Namen habe ich von meinem Opa. Mit Italien verbinde ich la dolce vita, Pizza – und wild gestikulierende Fußballer.
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Die ersten Auftritte als Solokünstler waren für mich skurril, da sie in einem Sonnenstudio und in einer evangelischen Kirche waren.
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An der deutschen Rap-Szene mag ich ihren Facettenreichtum. Sie dürfte sich zuweilen aber etwas weniger wichtig nehmen.
mein letztes Album „Enzo“ habe 10 Für ich vier Jahre gebraucht, weil ich nach einer fertigen Platte Abstand brauche, um mich nicht zu wiederholen. 06
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Es ist Sommer – das heißt für euch: raus aus den muffigen WG- und Wohnheimzimmern, raus an die frische Luft, hin zum Kiosk, zum Festival oder in die Industriebrachen des Ruhrpotts. Unsere Veranstaltungstipps bringen euch durch die warmen Tage. TEXTreDaktion FOTOreinalDo coDDoU & klaUS-peter SchneiDer
KULTUR AM KIOSK: DER 1. TAG DER TRINKHALLEN
TANZEN ZU INDIE UND BRITPOP
Was? Bier, Eis am Stiel, gemischte Tüte: Trinkhallen sind ein Stück Ruhrgebiets-Kultur, die den Strukturwandel überdauert haben. Die Ruhr Tourismus GmbH will die Bedeutung der Büdchen als „Dorfplatz der Großstadt“ feiern und lädt zum Tag der Trinkhallen ein. 50 Kioske bekommen ein Kulturprogramm spendiert – mit Musik, Poetry Slam oder Kabarett. Eine Übersicht gibt’s online. Wo? An Kiosken in 17 Ruhrgebietsstädten Wann? Samstag, 20. August Web: tagdertrinkhallen.ruhr
Was? Dass Bochumer besonders geizig wären, ist nicht bekannt. Seit 1986 aber kommen sie einmal jährlich in den Genuss, bei „Bochum Total“ verschiedenste Bands auf den Straßen ihrer Stadt ohne Entgelt live zu sehen. Gespielt wird an vier Tagen auf sechs Bühnen am Bermudadreieck. Zum 30. Jubiläum des Festivals sind unter anderem Jupiter Jones, Culcha Candela und Die Kassierer dabei. Wo? Bermudadreieck Bochum Wann? 14. bis 17. Juli Web: bochum-total.de
PENNERRAP IM FREIZEITZENTRUM WEST
NACHTLICHTFÜHRUNG AUF DER KOKEREI HANSA
Für dieses Konzert verschenken Was? „Kolossale Inhaltswir einmal zwei Karten.Wollt verweigerung“ mit „Punkihr dabei sein? Dann schreibt Attitüde“ – so beschreibt uns eine Nachricht an unsere das Feuilleton der FrankFacebook-Seite pflichtlektüre! furter Allgemeinen Zeitung den Rap von Karate Andi. „Fotze“ ist eines der Lieblingswörter des Neuköllners, der in seinen Texten Battlerap mit der proletarischen Berliner Kneipenkultur verbindet und sich als „Der Boss vom Hinterhof“ bezeichnet. Im Mai erschien mit „Turbo“ Karate Andis zweites Album, ab September tourt er durchs Land. Wo? FZW, Ritterstraße 20, 44137 Dortmund Wann? Samstag, 24. September, 20 Uhr Wie teuer? 24,50 Euro im Vorverkauf Web: fzw.de
Für die Nachtlichtführung Was? Jeden Freitagabend haben wir ebenfalls einmal zwei geht auf der Kokerei Hansa Karten. Schreibt uns einfach noch einmal das Licht an. eine Nachricht an unsere Von 1928 bis 1992 wurde Facebook-Seite pflichtlektüre! auf der Anlage im Dortmunder Stadtteil Huckarde aus Kohle Koks erzeugt – was wiederum für die Stahlproduktion benötigt wird. Heute ist die Kokerei ein Industriedenkmal. Die Führung geht vorbei an alten Koksöfen, durch die Maschinenhalle und auf den alten Kohlenturm. Besucher sollten eine eigene Taschenlampe mitbringen. Wo? Kokerei Hansa, Emscherallee 11, 44369 Dortmund Wann? Immer freitags um 21 Uhr Wie viel? 8 Euro pro Person Web: industriedenkmal-stiftung.de 07
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SchnapSidee Eine Soße mit Wein ablöschen, das kennt jeder. Ein komplettes Gericht mit Korn zu kochen, davon würden selbst die mutigsten Hobbyköche Abstand nehmen. Mit Ausnahme von Andi und Blok (beide 26), die daraus ein Konzept für Youtube entwickelten. TEXT&FotosNIls Gronemeyer
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ie kamt ihr auf die Idee für „Kochen mit Korn“? Blok: Das war eine richtige Schnapsidee! Andi: Die Inspiration kam durch das Trailerpark-Lied „New kids on the Blech“, da gibt es die Passage „die Nudeln schmecken nicht, wir geben einen halben Liter Korn dazu“.
Landet beim Drehen mehr Korn im Essen oder in euren Gläsern? Blok: So viel wie möglich im Essen. Insgesamt brauchen wir für einen Dreh so zweieinhalb Flaschen. Andi: Mindestens eine Flasche kommt immer ins Essen, eine trinken wir nebenbei. 08
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Esst ihr alles auf, was ihr kocht? Blok: Am Anfang hat es selten geschmeckt, aber inzwischen wird meistens alles leer. Ich glaube unsere Gerichte schmecken nur, weil wir betrunken sind. Andi: Ich esse die Reste oft sogar noch Tage später.
Wird man von eurem Essen betrunken? Blok: Ja, man isst was, und so fünf bis zehn Minuten später breitet sich das richtig aus. Gerade das Tiramikorn hat mega gescheppert. Woher nehmt ihr eure Rezeptideen? Andi: Das kommt meistens spontan. Wir suchen im Internet Rezepte und ersetzen dann einfach Wasser durch Korn. In den ersten beiden Folgen fiel eure Küche auseinander und ging in Flammen auf. Passieren euch solche Unfälle immer noch? Andi: Nee, das passiert nicht mehr. Dass der Wasserkocher Feuer fing, kam total unerwartet. Das war aber definitiv eine Fehlfunktion des Kochers. Wie viel Vorbereitungszeit braucht ihr für eine Folge? Andi: Für die Idee brauchen wir vielleicht eine Stunde, da dauert sogar das Einkaufen länger.
Blok: Wir haben ja kein Drehbuch oder so, wir legen einfach los. Eure Videos sehen seit der ersten Folge im August 2015 sehr professionell aus. Wie kommt das? Andi: Das liegt daran, dass wir immer einen professionellen Kameramann, Timo Tafelski, beim Dreh dabei haben. Mit ihm sind wir privat seit unserer Schulzeit befreundet. Ihr habt jetzt sogar Praktikanten. Interessenten konnten sich unter euren Videos bewerben. Haben sich viele Leute gemeldet? Andi: Viele schrieben nur sowas wie „Hi, ich will Praktikant werden“, aber drei haben sich richtig Mühe gegeben, die haben wir dann auch genommen. Welche Kriterien mussten die Praktikanten erfüllen und was sind ihre Aufgaben bei euch? Andi: Die spülen!
Blok: Ich habe mega Angst, sie auszunutzen. Sie schneiden, rühren um, sowas. Aber unser Kameramann zeigt denen auch ein paar Sachen, wenn sie Interesse haben. Also sie können schon was lernen. Andi: Beide bisherigen Praktikanten haben auch selbstständig Ideen eingebracht, das war cool. Was war bisher euer Lieblingsgericht? Andi: Definitiv das Chili-Korn-Carne! Das habe ich mir schon so oft privat gemacht, dass ich es inzwischen vermisse, wenn da kein Korn drin ist. Blok: Ich würde auch das Chili sagen. Ist Youtube für euch nur ein Hobby, oder soll es mal zum Beruf werden? Andi: Na, wenn ich könnte, würde ich Youtube natürlich Vollzeit machen. Blok: Ist halt die Frage, wie lange man sowas machen kann. Irgendwann hat man halt alles gekocht.
Grundnahrungsmittel Korn: Die Youtuber Blok (links) und Andi präsentieren das Ergebnis ihrers Schaffens.
Don‘t eat and drive Ein Drehtag bei Kochen mit Korn Es ist 18 Uhr an einem Feiertag. Ganz NRW legt die Arbeit nieder… Ganz NRW? Nein! Das „Kochen mit Korn“-Team versammelt sich zum Videodreh. Der Name ist Programm: Es werden allerlei Rezepte gekocht – mit Korn als Geheimzutat! Heute gibt es Spaghetti Kornognese.
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Das Rezept für Spaghetti Kornognese findet ihr auf pflichtlektuere.com. Einfach QR-Code einscannen und Video anschauen.
evor hier wirklich gekocht wird, muss erstmal getestet werden, ob der Korn auch gut ist. Dazu mischen die beiden Korn-Experten Andreas Raudszus und Alex Block diesen mit Eistee. Einen wirklichen Nutzen für den Test hat das nicht, schmeckt dafür aber besser. Nach einer Stunde des Testens sind alle angeheitert und somit bereit für die eigentliche Aufgabe: das Kochen. Andi und Blok, so ihre Spitznamen, drehen in ihrer Freizeit Videos für Youtube. Im echten Leben arbeitet Andi als Postbote, Blok studiert Archäologische Wissenschaft. Beim Kochen stehen wichtige Arbeitsutensilien wie Andis mit Korn-Eistee gefüllter Minnie-Maus-Becher stets griffbereit. Für ein erfolgreiches Gericht gehört der Korn nämlich nicht nur ins Essen, sondern auch in den Koch – wie die beiden so schön sagen. Während Kameramann Timo das Geschehen von mehreren Seiten für die Ewigkeit festhält, darf Praktikant Josh sich am Zerschneiden der Zutaten üben. „Natürlich soll Josh dabei etwas lernen“, erzählt Blok lachend. Dass er dadurch die Gelegenheit hat, sich hinzusetzen und sein Glas zu leeren, kommt ihm sicher nicht ungelegen. Während das Hackfleisch im Korn eingeweicht wird, erzählen Andi und Blok von ihrer neuesten Entdeckung: das Kornland. Andi ist die Enttäuschung dabei deutlich anzumerken, als sich dieses als Biomarkt herausstellt. Die geschnittenen und verrührten Zutaten können schließlich gebraten werden. Laut Rezept soll dies etwa eine Stunde dauern. So lange will das Team eigentlich
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nicht warten. Zum Glück weiß Andi eine Abkürzung: „Wir knallen das jetzt da rein und machen’s einfach auf volle Pulle.“ Auch für die benötigte Menge Korn hat er eine Weisheit parat. Nach dem Motto „viel hilft viel“ wird noch mal eine halbe Flasche in den Kochtopf geschüttet. Kaum ist das Gemüse fertig angebraten und mit Fleisch und Tomaten versetzt, ergibt sich ein Problem: Alles muss laut Rezept fünf Stunden kochen. Auch hier wenden die Jungs die praktische Abkürzung an.
Disney für Alkoholiker Während die Kornognese bei voller Hitze kocht, haben die beiden Youtuber Zeit, sich um die Spaghetti zu kümmern. Hier werden Fehler der Vergangenheit korrigiert. In der ersten Folge funktionierte das Kochen von Nudeln in Korn nicht so gut, deshalb schütten die Jungs zusätzlich zum Korn noch Pfirsich-Eistee
in den Kochtopf. Allerdings herrscht Uneinigkeit bei den Mengenverhältnissen, weshalb Andi und Blok beide Zutaten abwechselnd immer wieder nachfüllen. Solange die Nudeln kochen, zeigen Andi und Bloks Freundin Hannah ihre „Kochen-mit-Korn“-Tattoos. Die sind das Ergebnis eines betrunkenen Handschlags: Bei 1000 Likes auf Facebook wollte Andi sich das Logo des Kanals auf den Rücken stechen lassen. Dass sie das tatsächlich mal erreichen, hatte er damals nicht geglaubt. Aber er hat Wort gehalten – und bereut es nicht: „Vielleicht hören wir irgendwann auf mit Youtube. Aber dann steht das Tattoo halt für eine schöne Zeit. Ich find’s geil.“ Hannah war an dem Pakt zwar nicht beteiligt, aber das Logo gefiel ihr so gut, dass es nun ihren Oberschenkel ziert. Aktuell sind es 1300 Likes. Um 21 Uhr ist schließlich Zeit fürs Essen. Optisch ist die Korn-Variante kaum vom Original zu unterscheiden, lediglich
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eine kleine Pfütze am Teller-Boden deutet auf die Geheimzutat hin. Blok beendet den Dreh mit der üblichen Phrase „Don’t eat and drive“. Das Filmen ist damit abgeschlossen, der Abend aber lange noch nicht vorbei. Die Spaghetti Kornognese werden an das Team verteilt, schließlich soll jeder „satt“ werden. Beim Essen lesen Andi und Blok Kommentare zu ihren bisherigen Videos vor. Die Resonanz ist größtenteils gut, es gibt aber auch negative Stimmen: „Ihr seid bestimmt der ganze Stolz eurer Eltern.“ Oder an Blok gerichtet: „Ich gucke erst wieder, wenn der unlustige Lange weg ist.“ Wer glaubt, die Kritik würde die beiden treffen, der irrt. Vielmehr sorgen die Hater für Heiterkeit beim Team. Dem nächsten Dreh steht also nichts mehr im Wege.
Top-Noten sind nicht alles Die Annahme, dass Studierende Stipendien nur mit überdurchschnittlich guten Noten bekommen, ist in vielen Köpfen fest verankert. Doch immer mehr Stiftungen setzen auf Kreativität oder Abenteuerlust. Die pflichtlektüre stellt vier dieser Stipendien vor. TEXTMichelle Goddemeier IllustrationenMira Kossakowski
Für begeisterte Lehramtsstudierende
Für Europa-Entdecker
Für Lehramtsstudierende, die mindestens eines der Fächer Physik, Mathematik, Biologie, Chemie, Informatik, Naturwissenschaften oder Sachunterricht auf Lehramt studieren, bietet sich das „Funda MINT“-Programm an. Die Telekom-Stiftung fördert damit Studierende aller Schulformen, die sich mit einem MINT-Fach beschäftigen. Jährlich werden 25 Stipendien in Höhe von monatlich je 670 Euro vergeben. Dazu gibt es jeweils 130 Euro für Studienmaterial. Außerdem bietet die Stiftung Seminare und Workshops an, die auf den zukünftigen Beruf vorbereiten sollen. Dabei geht es um Kompetenzen, die man im Studium normalerweise nicht erlernt – zum Beispiel Gespräche zu führen und professionell aufzutreten. Teilnehmende werden höchstens zwei Jahre gefördert. Seit diesem Jahr kann man außerdem an Schulen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa hospitieren. Wichtig bei der Bewerbung ist, dass die Studierenden sich für den Lehrberuf begeistern.
Europa erkunden und etwas über die Menschen und deren Kultur lernen: Das möchte die Schwarzkopf-Stiftung ermöglichen. Mit ihrem Stipendium „Junges Europa“ sollen Deutsche unterstützt werden, die Menschen in Nachbarländern kennenzulernen. Während ihrer Reise setzen sich die Stipendiatinnen und Stipendiaten mit dem jeweiligen Gastland, der Kultur und der politischen Entwicklung auseinander und verfassen anschließend einen Bericht darüber. Der muss deutlich machen, was die Studierenden alles erfahren und erlebt haben. Bewerben kann sich jeder zwischen 18 und 26 Jahren, der seine Reise selbst geplant hat. Die Reisedauer muss zwischen drei und sechs Wochen liegen. Das Land kann selbst bestimmt werden, ihre Wahl müssen die Bewerber allerdings erläutern. Das Reisestipendium wird mit 550 Euro gefördert.
An wen richtet es sich? An Lehramtsstudierende mit mindestens einem MINT-Fach Wann muss ich mich bewerben? Für das Sommersemester 2017 ab dem 15. Oktober 2016 Und wo? www.telekom-stiftung.de/de/fundamint-lehramtsstipendien Und wie? Elektronische Bewerbung mit einem eigenen Motivations- und Empfehlungsschreiben eines Hochschullehrers
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An wen richtet es sich? An alle Europa-Interessierten oder die, die es mal werden wollen Wann muss ich mich bewerben? Bis zum 1. September 2016 für diverse Reisedaten Und wo? schwarzkopf-stiftung.de/awards/ reisestipendien Und wie? Bewerbungsunterlagen mit Lebenslauf, Erläuterung des Themas, Begründung der Wahl des Reiselandes, geplante Umsetzung der Methoden und der Reiseroute, Anmeldeformular
Für Architektur-Liebhaber Dieses Stipendium eignet sich für alle, die bald eine Diplom- oder Bachelorarbeit schreiben und sich für Wohnen und Architektur interessieren. Diese Fachrichtung zu studieren ist von Vorteil, aber nicht zwingend notwendig. Die Ikea-Stiftung vergibt ihre Stipendien an Studierende, die sich in ihrer Abschlussarbeit mit den Themen Wohnumfeld, Wohnkultur oder Verbraucherschutz auseinandersetzen. Wer dieses Stipendium bekommt, erhält monatlich 500 Euro für einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten. An wen richtet es sich? An Studierende, die sich in ihren Abschlussarbeiten mit dem Themenfeld Wohnen beschäftigen möchten Wann muss ich mich bewerben? Für das Sommersemester 2017 schriftlich bis zum 1. August 2016 Und wo? www.ikea-stiftung.de Und wie? Bewerbungsunterlagen mit Beschreibung der geplanten Arbeit, Lebenslauf, Empfehlung der Hochschule und eventuell Arbeitsproben Übrigens: Die Ikea-Stiftung bietet jährlich auch einen Designer-Wettbewerb an. Studierende fachbezogener Studiengänge können ihre Ideen zum Thema Lampen, Möbel oder Wohnaccessoires einschicken. Die Gewinnerin oder der Gewinner erhält ein vollfinanziertes Auslandssemester und Workshops am Ingvar Kamprad Designcentrum in Schweden.
Für Abenteuerlustige Das Stipendium „Dream NEW“ richtet sich an alle Studierenden, die schon immer mal ein Auslandssemester in Neuseeland machen wollten. Bewerberinnen und Bewerber müssen lediglich gute Englischkenntnisse nachweisen. Die Initiative für transparente Studienförderung unterstützt in Kooperation mit Education New Zealand diejenigen finanziell, die in ihrem Leben Neues entdecken und ein Semester in weiter Ferne verbringen möchten. Stipendien werden an acht Studierende für die acht Universitäten in Neuseeland vergeben. Die Stiftung übernimmt die Kosten für das Auslandssemester sowie die gesamten Studiengebühren über 7500 Euro. Bei der Bewerbung zählt Kreativität. Deshalb kommt es darauf an, sich originell zu präsentieren, zum Beispiel mit einem Video, Blog oder Essay.
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An wen richtet es sich? An Träumerinnen, Träumer und Abenteuerlustige Welche Unis machen mit? Auckland University of Technology, Lincoln University, Massey University, University of Auckland, University of Canterbury, University of Otago, University of Waikato und Victoria University of Wellington Wann muss ich mich bewerben? Für ein Auslandssemester ab Februar/März 2017 bis zum 1. September 2016 Und wo? www.mystipendium.de/stipendien/dream-new-stipendium Und wie? Bewerbung mit einem Video oder Online-Blog/Essay, Nachweis englischer Sprachkenntnisse Übrigens: Die Initiative für transparente Studienförderung bietet auch Stipendien für Leute mit einem außergewöhnlichen Nebenjob oder ein EntschleunigungsStipendium an. Mit dem werden Studierende gefördert, die kreativ mit ihrem Unistress umgehen. Für diese Programme kann man sich allerdings erst wieder ab dem kommenden Jahr bewerben.
Wie im Schlaf versunken „Verblüffend“ hört Tom Duval häufig als Feedback zu seinen Bühnenshows. Er will zwar erstaunen, aber seine Taktiken sind alle erklärbar. Der Magier und Mentalist hat meine Gedanken entziffert. Was ich dazu mitbringen musste? Offenheit. TEXTMona Fromm FotosJulia Schindler
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eine warme Stimme passt zu ihm, sie klingt überzeugend und wirbt um Vertrauen. Und genau das schenke ich diesem wildfremden Mann. Ich bin Mona, 19 Jahre alt und studiere wirtschaftspolitischen Journalismus. Für diesen Artikel will ich mich von Tom Duval hypnotisieren lassen. „Bei drei schließt du deine Augen und versinkst in einen Schlaf.“ Ich gehorche. „Eins. Und
du wirst dich wohlfühlen.“ Hm, ob das funktioniert? „Zwei. Du wirst ganz entspannt sein und du wirst nur mich hören und machen, was ich sage.“ Es funktioniert! „Drei.“ Weg bin ich und falle nach hinten. Seine Hand stützt mich.
bin. Zum Klang seiner Stimme vergesse ich langsam alles um mich herum. Ich bin entspannt und fühle mich wohl. Ich kann nicht aufstehen. Selbst wenn ich es wollte, meine Glieder sind schwer und wie von Magneten in den Rasen gezogen.
Millisekunden später liege ich in einem Essener Park im Gras und denke darüber nach, ob ich gerade wirklich in Trance
Bevor ich diesen fremden Mann mein Unterbewusstsein leiten lasse, lernen wir uns besser kennen. Wir schlendern durch
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den Park und suchen uns einen sonnigen Platz auf der Wiese. Zweiundzwanzig Jahre lang steht Tom Duval, der eigentlich Thomas Dünnewald heißt, schon auf Bühnen und verblüfft sein Publikum. Der 38-Jährige arbeitete als gelernter Krankenpfleger, später als Stationsleiter. Nachdem der Duisburger Vater wurde, musste er sich für einen Beruf entscheiden. Die Bühnenauftritte liefen gut, nächstlogischer Schritt: weitermachen. Seit acht Jahren verdient er ausschließlich als Mentalist und Magier sein Geld.
Einen Gedanken nach dem anderen erraten Tom Duval will meine Gedanken lesen. Ich bin erst skeptisch und dann erstaunt: Woher weiß der Mann, dass ich die orangene Seite des Farbwürfels geworfen habe? Duval hat mir den Würfel gegeben. Ich sollte mir drei Sekunden lang eine Seite anschauen und den Würfel in meiner Hand verstecken. Gedanklich sollte ich dann eine Frucht in der Farbe der Seite schälen. „Wo warst du voriges Jahr im Urlaub?“, fragt er mich unbedarft. Die Frage verwirrt mich, weil ich keine Verbindung sehe. Ich habe nicht einmal Orangen in dem Urlaub gegessen. Ich antworte brav: „Amerika“ und versuche, mir die Verwirrung nicht anmerken zu lassen. Sind seine Fragen Taktik? Will er mich ablenken? „Kann es sein, dass du an eine Orange denkst?“ Direkt zum nächsten Test. Mit demselben Würfel. „Sonst kann man mir vorwerfen, der würfle immer nur Orange“, verteidigt sich Duval. Diesmal habe ich Grün. Bei jeder Farbe, die er mir nennt, soll ich „Ja“
„Ich verliere die Kontrolle über meine eigenen Finger.“
sagen. Ich strenge mich an, nicht auffällig zu sein. Wahrscheinlich bin ich damit genau das. Duval hat ein breites Grinsen im Gesicht. „Also, es ist entweder Blau oder Grün.“ Ich denke nicht eine Sekunde daran, ihn an der Nase herumzuführen. Noch ein paar Fragen, die mich wahrscheinlich nur in die Irre führen sollen, und Duval liest in meinen Gedanken auch die grüne Würfelseite. Duval gibt mir ein Buch, es stehen wahrscheinlich rund 40 000 Wörter darin. Ich schlage eine beliebige Seite auf und suche mir ein Wort oben links in der Ecke aus. Das Buch gehört dem Gedankenleser, aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass er alle Wörter auf den 270 Seiten auswendig gelernt hat. Während ich darüber nachdenke, finde ich ein meiner Meinung nach geeignetes Wort: Louisa ist ein schöner Name. Mit „ou“. Extraschwierig, denke ich mir. „Sag mir irgendeinen Buchstaben, der nicht der erste deines Wortes ist.“ Ich überlege kurz und sage „K“. Er errät schon: „Es sind entweder fünf oder sechs Buchstaben.“ Weitere Fragen und… ta-da! Er schreibt Louisa mit „ou“ auf seinen Zettel. Unglaublich. Wir müssen lachen. Das letzte Experiment fasziniert mich noch mehr. Ich soll mir irgendein Traumszenario vorstellen. Egal was, ich darf an alles denken, woran ich gerade möchte. „Viele Leute denken an einen Urlaubsort“, erwähnt er. Also denke ich automatisch auch an einen. Ich würde gerne einmal nach Namibia reisen. Also schreibe ich „Namibia“ auf ein Post-it und zerknülle es in meiner Hand. Der Bühnenprofi kann das Wort nicht lesen.
„Duval errät ein zufällig ausgesuchtes Wort aus einem Roman.“
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Und dass er hörte, wie ich die Buchstaben aufschrieb und kombinierte, ist unwahrscheinlich. Er steht zu weit weg. Wie viele Lieblingsorte könnte ich haben? Alle auf der Welt. Warum aber, als ich die Frage nach Afrika bejahe, weiß er, dass es nicht die namibische Hauptstadt Windhoek oder Kenia oder sonst ein Ort ist? Klar, er kann mir nicht all seine Tricks verraten, sonst ginge ja niemand mehr in seine Show. Aber worauf er achtet, ist kein Geheimnis: Körpersprache. Direkt am Anfang, als wir uns begrüßten und die ersten Worte miteinander wechselten, bemerkte er schon: „Du bist eine offene Person, du stehst mit deinen Armen in die Hüften gestemmt. Und dein linker Fuß steht vorne, mein rechter steht vorne. Unsere Körper kommunizieren.“ An kleinen Experimenten findet Duval in seinen Shows heraus, wer für die Bühne geeignet ist und wer nicht. Mitmachen kann, wer aus der Reihe tanzt. Beispielsweise soll der Zuschauer an irgendeine Farbe denken. Wer an Rot oder Blau denkt, ist „normal“. Wer etwa an Gelb denkt, darf auf die Bühne.
Keine Magie, kein Hokuspokus Das Gedankenlesen ist für ihn erklärbar. Keine Magie. Kein Hokuspokus. „Ich bin kein Übermensch. Ich bin nicht paranormal.“ In seinem Privatleben ist es manchmal schwierig, komplett abzuschalten. Wenn Duval mit seinen Freunden unterwegs ist und sie eine Geschichte erzählen, interpretiert er nebenbei immer deren Verhalten und Körpersprache, erzählt er. Seine Frau durfte Tom Duval noch nie hypnotisieren.
„Ich muss würfeln. Duval weiß, welche Farbe oben liegt.“
„Aus der Traum - gleich beendet Duval meine Hypnose. Er zählt: ‚Drei, zwei, eins...‘ und ich werde wach. Ich fühle mich total entspannt.“
Mich hingegen schon. Es fängt damit an, dass ich meine Finger nicht mehr auseinanderbekomme. Ich falte die Hände wie beim Beten und spreize dann beide Zeigefinger ab. Duval redet von Magneten und Anziehungskraft und langsam gehen meine Finger zusammen. Sie sind auf einmal vollkommen aneinandergepresst. Und er fragt mich – wieder und wieder – ob ich sie auseinanderzerren kann. Ich bekomme es nicht hin – bis er sagt: „Wenn ich schnipse, dann sind deine Finger wieder ganz locker.“ Wie von Zauberhand. Doch all das ist keine Zauberei. Laut Duval ist es mein Unterbewusstsein, auf das ich mich eingelassen habe. Der Mentalist leitet mich an und hilft mir. Aber ich hätte selbst im hypnotischen Zustand keine Dinge getan, die ich sonst auch niemals tun würde. Das zeigt die Erfahrung, sagt Duval. Als ich meine Augen schließe, trägt er mir auf, mich nicht mehr an meinen Namen erinnern zu können. Er suggeriert mir, dass mein Name überhaupt nicht wichtig ist und ich total entspannt bin. Nach einem weiteren Schnipsen erwache ich und er fragt mich: „Wie geht’s dir?“ – „Ganz
gut, ich fühle mich gut, entspannt.“ – „Kannst du mir denn sagen, wie du heißt?“ Ich denke nach. Nein, kann ich nicht. Die Buchstaben schwirren irgendwo in meinem Kopf herum, aber sie wollen mir einfach nicht über die Lippen kommen. „Hast du Geschwister?“ – „Ja, eine Schwester.“ – „Wie nennt sie dich denn?“ Ein konzentrierter Blick zur Seite – da fällt mir wieder auf, dass ja noch Julia dabei ist, unsere Fotografin. So langsam ordnet sich in meinem Kopf alles. „Moni“, bringe ich dann doch heraus. Ich soll wieder die Augen schließen, mehrere Male tief einatmen und irgendwann mit viel Energie munter werden.
Ausgeschlafen und voller Energie Ich komme zu mir – wie nach einem guten, langen Schlaf am Wochenende, nach dem man gerne in den Tag geht, keinen Kaffee braucht und einfach nur voller Energie und guter Laune ist. Duval erklärt, dass ich ziemlich schnell hypnotisiert war, weil meine Augenlider zitterten. Das sei ein typisches Anzeichen. Außerdem war meine Vorstellungskraft
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so stark, dass es meine Arme tatsächlich in entgegengesetzte Richtungen zog, als ich mir vorstellte, an meinem linken Arm hinge ein Heliumballon und am rechten ein schwerer Wassereimer. Doch ein bisschen Manipulation ist dabei. Als er von drei runterzählte und ich fest schlafen sollte, fiel ich nach hinten. Aber ich merkte auch, dass sich seine Hand ein wenig von meinem Rücken entfernte. Ich ließ mich also mit seiner Bewegung fallen. Man kann glauben und anzweifeln, was und wie man will. Ich glaube jetzt, dass Hypnose tatsächlich funktionieren und wirken kann, denn es sind meine eigene Vorstellungskraft und mein Unterbewusstsein, die das möglich machen. Es hat auch nichts mit Willensschwäche zu tun, dass ich Duvals Anweisungen gefolgt bin. Es ist vielmehr ein Zeichen von Willensstärke, sagt Duval. Weil ich mich darauf eingelassen habe, einfach mal mein Unterbewusstsein die Oberhand übernehmen zu lassen.
„Menschen sind unbewusste Signalgeber“ Hypnose ist nicht nur Bühnenshow, sondern auch eine medizinisch anerkannte Therapiemethode. Was passiert da im Kopf? Und wie funktioniert das Gedankenlesen? Diplompsychologe Eberhard Bauer erklärt den Hintergrund. TEXTMona Fromm FotosJulia Schindler
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err Bauer, was läuft bei der Hypnose ab? Ob Menschen hypnotisiert werden können, hängt von einer Reihe psychologischer Faktoren ab. Dazu zählt beispielsweise die Absorptionsfähigkeit. Das bedeutet, dass man sich ganz in eine Sache vertiefen kann. Hypnose beruht auf psychophysischen Funktionen, beispielsweise einer veränderten Körperwahrnehmung. Der eigene Körper fühlt sich dann sehr schwer oder entspannt an. Es kann auch passieren, dass die eigene Aufmerksamkeit eingeengt oder die Vorstellungskraft stärker aktiviert wird. Der Hypnotisierte ist dann bereit, sich auf seine „innere Realität“ einzulassen und damit umzugehen. Was ist im medizinisch-psychologischen Bereich mit Hypnose möglich? Schon seit Jahrhunderten werden Hypnosen auch therapeutisch eingesetzt, zum Beispiel bei psychischen Problemen. Durch Hypnose können Ängste oder Phobien behandelt werden, zum Beispiel die Angst vor dem Zahnarztbesuch. Hypnotherapeutische Verfahren werden regelmäßig von dafür ausgebildeten Ärzten und Psychotherapeuten angewandt. Wie funktioniert das Gedankenlesen? Mentalismus ist ein Zweig der Zauberkunst, und es gibt zahlreiche Tricks, um Pseudo-Telepathie oder Pseudo-Hellsehen auf der Bühne zu simulieren. Menschen sind unbewusste Signalgeber. Der Mentalist lernt mit der Zeit, winzige Körperreaktionen zu entschlüsseln. Dabei achtet er zum Beispiel darauf, wie sich die Atemfrequenz und die Pupillen verändern. Das hat aber nichts mit paranormalen Fähigkeiten zu tun, all dies gehört zur Körpersprache. Es gibt zudem ausgefeilte Techniken des „Cold reading“, wie sie beim Spiritismus eingesetzt werden. Pseudo-Hellseher verwenden bestimmte Fragetechniken, zum Beispiel das „Angeln“, um bei ihren Ratsuchenden den Eindruck zu erwecken, sie wüssten alles über sie – in Wirklichkeit liefert die Zielperson bereitwillig die „‚richtigen“ Antworten, ohne es zu merken. Gedankenlesen ist also reine Zauberkunst? Mentalismus oder Zauberkunst haben nichts mit „echten“ paranormalen Phänomenen zu tun. In der experimentellen Parapsychologie werden derartige Phänomene seit über 100 Jahren unter Laborbedingungen untersucht. Voraussetzung für die Experimente zur Telepathie ist zum Beispiel, dass die Versuchsteilnehmer keine Signale übertragen können. Denn der Mentalismus beruht gerade auf der Übertragung von nonverbalen Signalen. Nach dem Experiment werden die Ergebnisse statistisch ausgewertet. Es gibt experimentelle Hinweise, dass paranormale Phänomene tatsächlich existieren. Allerdings gibt es bisher keine allgemein akzeptierten Theorien, wie solche Phänomene „funktionieren“. Deshalb sind die Befunde in der wissenschaftlichen Gemeinschaft umstritten. Eberhard Bauer ist Diplompsychologe am Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP) in Freiburg. Er bietet Beratung für Menschen, die über außergewöhnliche (paranormale) Erfahrungen und Phänomene berichten. 17
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Cold Reading Beim Cold Reading geben Hellseher vor, sie wüssten mehr über die Person, als sie tatsächlich wissen. Die Technik zielt darauf, durch bestimmte Fragen richtige Antworten herbeizuführen, ohne dass es das Gegenüber merkt. Die Hellseher erzählen den Versuchspersonen nichts, raten jedoch, machen Andeutungen und stellen Fragen. Das Cold Reading ist eine sehr irreführende Kunst: Wer nicht genau aufpasst, wird getäuscht und denkt, dass der Zauberkünstler unbekannte Informationen über den Menschen kennt – durch wundersame Mittel. Doch nur ein Kopfschütteln oder ein Nicken bei einem bekannten Namen hilft dem Zauberkünstler, auf die richtige Spur zu kommen. Dann fragt er weiter, in der Regel werden bei einer Sitzung oder in einer Bühnenshow viel mehr Fragen gestellt als Vermutungen geäußert – der Anteil der „echten“ Aussagen ist minimal. Beispielsweise fragt der Hellseher Namen ab: „Kennen Sie einen Florian?“ Eine Behauptung „Ihr Mann ist bei einem Unfall gestorben.“ kommt vergleichsweise selten vor. Der Begriff „Cold Reading“ erklärt sich daraus, dass man ohne Vorwissen und Vorbereitung, also kalt, einen Menschen liest. „Hot Reading“ ist das Gegenteil: Hier sammelt der Zauberkünstler bereits im Vorfeld Informationen über die Zielperson.
WIe bist du denn drauf? Butter auf ein Nutella-Brot? Passt gar nicht, findet Autor Julian Hilgers. Immer wieder gibt es zu diesem Thema Diskussionen. Also musste eine Umfrage her zu sieben (un-)heimlichen Lebenseinstellungen – er hat auf dem Dortmunder Campus hundert Studierende gefragt.
49 51 Erst Milch oder erst Kakaopulver?
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SoSSe neben oder auf die pommes?
EINKAUFEN im Laden oder online?
TEXTJulian Hilgers illustrationPhilipp Ziser
Erst Wasser oder Erst Zahnpasta?
nachos oder popcorn?
46 54
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87 13
54 48
Erst Wasser oder Erst Saft?
Nutella mit oder ohne Butter?
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Im August blickt die Welt zu den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro. Acht Studierende der Ruhrgebiet-Unis sind mindestens unter den Athleten und träumen von Medaillen für Deutschland, zwei weitere hoffen noch auf ihre Nominierung. Mythen, Träume, harte Arbeit: In der pflichtlektüre sprechen sie darüber, was sie in Rio erreichen wollen und was Olympia für sie bedeutet. AUFZEICHNUNGJULIAN HILGERS & LUKAS HEMELT
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FOTOSFOTOCORNER/DIRK FUSSWINKEL & NORBERT WILHELMI
HÜRDENLAUF (NOMINIERUNG GEBURTSTAG: 28.09.1991 STUDIENGANG: LEHRAMT (TU VEREIN: TV WATTENSCHEID 0
HENDRIK PFEIFFER MARATHON GEBURTSTAG: 18.03.1993 STUDIENGANG: JOURNALISTIK (TU DO) VEREIN: TV WATTENSCHEID 01
UNBEKÜMMERT INS ABENTEUER
DUTKIEWICZ
G AUSSTEHEND)
U DO) 01
WARTEN AUF DIE NOMINIERUNG
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amela Dutkiewicz: „Der erste Schritt in Richtung Rio ist gemacht: In Regensburg habe ich die Olympianorm mit 12,85 Sekunden deutlich unterboten. Auch nach den Deutschen Meisterschaften bin ich unter den besten Drei, das reicht wahrscheinlich für Rio. Deutschland hat sich in den letzten Jahren zu einer Hürdensprint-Nation entwickelt, es gibt einen großen Kampf um die Medaillen und somit um die Tickets nach Rio. Sollte ich nominiert werden, würde ein unglaublicher Traum in Erfüllung gehen, für den ich schon viele Jahre arbeite. Ein volles Stadion, Stimmung, so viele unterschiedliche Nationen und Sprachen. Nur beim Gedanken daran stellen sich an meinem kompletten Körper die Härchen auf. Die Olympischen Spiele sind einfach das größte Sportereignis der Welt. So viele Sportarten auf einem Fleckchen Erde – das muss ein unfassbares Erlebnis sein. Über Chancen in Rio auf der Bahn möchte ich noch gar nicht sprechen – step by step.“ 21
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SCANNT EUCH NACH RIO!
endrik Pfeiffer: „Mit der Rio-Nominierung geht für mich ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Noch schöner ist dabei, dass es so überraschend früh so weit war, direkt nach meinem Marathon-Debüt. Ich stelle mir die Olympischen Spiele als völlig neue Welt im Vergleich zu den normalen internationalen Meisterschaften vor, weil dort alle Sportarten zusammenkommen. Besonders freue ich mich auf das Flair im olympischen Dorf, wo sich die Sportarten vermischen. Sportlich sehe ich es als Abenteuer, bei dem ich mich so teuer wie möglich verkaufen möchte. Mit dieser Unbekümmertheit bin ich schon beim Düsseldorf-Marathon gut gefahren. Schade ist, dass meine Vorbereitung durch eine Achillessehnen-Entzündung gestört wird und ich jetzt erst alles daran setzen muss, möglichst schnell wieder fit zu werden.“
Im pflichtlektuere.com-Liveblog erfahrt ihr als Erstes, ob es tatsächlich alle zehn nach Rio schaffen - und ihr seid immer live dabei, wenn die RUB- und TU-Olympioniken am Start sind.
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JURASTUDIUM UND WELTKLASSE
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en Zwiehoff: „Selbstverständlich spielt Rio in meinem Kopf und in meiner Vorbereitung eine Rolle. Die erste Chance zur Qualifikation habe ich bei der EM mit Platz Vier leider um zwei Plätze verpasst. Mein zentrales Ziel bleibt jedoch Tokio 2020. Ich arbeite jetzt erst einmal weiter. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob mir der Spagat zwischen Jurastudium und Mountainbike auf Weltniveau weiterhin gelingt. Zunächst denke ich aber in kleineren Schritten.“
orothea Brandt: „Ich habe mich 2004 sehr überraschend für Olympia qualifiziert und bin dort bis ins Halbfinale geschwommen. 2008 und 2012 habe ich die Qualifikation um etwa eine Zehntelsekunde verpasst. Vor allem 2012 war ich tief getroffen und dachte: Das kann es doch nicht gewesen sein. Ich habe deshalb einen Neustart gemacht und bin nach Essen gezogen. Hinter mir liegen vier sehr anstrengende Jahre, jeder Tag hat sich gelohnt. Ich werde mit dem Wissen nach Rio fliegen, dass ich trotz Krisen mein großes Ziel Olympia noch einmal erreicht habe. Das gibt mir nicht nur für die 50 Meter Freistil am 12. und 13. August in Rio viel Kraft und Selbstbewusstsein, sondern auch für meinen restlichen Lebensweg. Ich will in Rio das beste Rennen meines Lebens schwimmen. Damit ist das Erreichen des Finales möglich! Ich bin sehr gut in das Olympiajahr gestartet und habe bis April meine Leichtigkeit im Schwimmen wiedergefunden. Die Qualifikation bei der Deutschen Meisterschaft im Mai in Berlin war anstrengend und emotional, aber am Ende erfolgreich. Anfang Juni habe ich in Monaco auch die zweite Hürde genommen. Gleich in den ersten beiden Rennen habe ich mich ins Team für Rio geschwommen. Ich war damit die erste Schwimmerin in Deutschland, die sich qualifizieren konnte. In den kommenden Wochen werde ich noch mal an Kraft, Schnelligkeit und den Details arbeiten. Ich freue mich, denn das, was ich nun machen werde, ist genau das, was ich mir als Ziel gesetzt habe.“
MOUNTAINBIKE (NOMINIERUNG AUSSTEHEND) GEBURTSTAG: 22.02.1994 STUDIENGANG: JURA (RUB) VEREIN: MSV ESSEN-STEELE 2011
SCHWIMMEN (50 METER FREISTIL) GEBURTSTAG: 05.03.1984 STUDIENGANG: PSYCHOLOGIE (RUB) VEREIN: SG ESSEN
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BEN ZWIEHOFF
FOTOSTHOMAS SPÖTTL & THOMAS STUCKERT/SG ESSEN & CARINA BÄR & DETLEV SEYB & DT. RUDERVERBAND/CEWE STUDIO
DOROTHEA BRANDT
NEUSTART IM RUHRGEBIET
RUDERN (DOPPEL-VIERER) GEBURTSTAG: 23.01.1990 STUDIENGANG: MEDIZIN (RUB) VEREIN: HEILBRONNER RG SCHWABEN VON 1879
MEHR VORFREUDE ALS MÜDIGKEIT
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RUDERN (DOPPEL-VIERER) GEBURTSTAG: 05.06.1991 STUDIENGANG: JOURNALISTIK (TU DO) VEREIN: KREFELDER RC 1883
LISA SCHMIDLA
CARINA BÄR
arina Bär: „Meine Vorbereitung läuft eigentlich schon seit zwei Jahren, seitdem steht der Sport noch mehr im Vordergrund. Seit vorigem Herbst gehe ich nicht mehr zur Uni, weil wir sieben zwei- bis dreiwöchige Trainingslager im Ausland und acht Trainingswochen in Berlin von September 2015 bis August 2016 haben. Der Umfang an Training beträgt circa 24 bis 30 Stunden pro Woche. Inzwischen spüre ich aber die Vorfreude schon deutlich stärker als die Müdigkeit. Wir sind ein gutes Team und wir arbeiten jeden Tag an einem gemeinsamen Ziel: In ein paar Wochen alles geben zu können, was in uns steckt.“
DIE MEDAILLE ALS KLARES ZIEL
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isa Schmidla: „Olympia. Für jeden Sportler ein riesiger Traum. Für mich 2010 mit 16 Jahren eigentlich kein Thema. Aber mit der Zeit kommt mit den vielen schönen Erfolgen im Nachwuchsbereich der Hunger nach mehr. Europameister, Weltmeister und vielleicht eines Tages Olympiasieger? Meine Motivation ist nach dem Weltmeistertitel 2014 stetig gestiegen. Von da an war klar, dass ich auch in Rio auf dem Treppchen stehen will! Und das klappt nur mit sehr viel Training, Ehrgeiz, Disziplin und dem täglichen Kampf gegen den inneren Schweinehund. Es sind nur noch wenige Tage bis zur Eröffnungsfeier in Rio. Wir sind in der heißen Phase und tingeln aktuell von Trainingslager zu Trainingslager. Wir geben alles für unseren Traum!“
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ER HAT SCHON GOLD
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SCHRITT FÜR SCHRITT, SCHLAG FÜR SCHLAG
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aximilian Reinelt: „Eigentlich arbeite ich seit 15 Jahren auf das Ziel Olympia hin. Am Anfang denkt man noch nicht an das große Ziel, sondern will nicht ins Wasser fallen, ins Ziel kommen, seine ersten Regatten gewinnen. Mit der Zeit werden die Schritte größer und man denkt sich: Wieso sollte ich nicht mehr Zeit in den Sport investieren? So steigert man seine Ziele immer weiter. Jetzt läuft die Vorbereitung auf Olympia in 1000 kleinen Schritten. Seit Oktober waren wir erst im Rad-Trainingslager und dann circa zehn Wochen in Rudertrainingslagern. Die Ausscheidungsrennen um die Plätze in den
Booten sind zufriedenstellend gelaufen. Jetzt sind wir in der gemeinsamen Vorbereitung. Beim Weltcup in Luzern sind wir von den Niederländern geschlagen worden. An ihr Niveau müssen wir wieder herankommen, um sie bei Olympia zu besiegen. Dort ist das klare Ziel eine Medaille, der Traum von allen. Jeder fährt dort hin, um eine Medaille zu gewinnen. Wer was anderes sagt, schwindelt. Doch der Wettkampf wird härter, vier bis fünf Boote kämpfen um die Goldmedaille. Bis dahin gilt es alles zu geben und verletzungsfrei zu bleiben, denn viele Kleinigkeiten können dich doch noch aus dem Boot bringen.“ 24
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RUDERN (ACHTER) GEBURTSTAG: 24.08.1988 STUDIENGANG: MEDIZIN (RUB) VEREIN: ULMER RUDERCLUB DONAU
RUDERN (ACHTER) GEBURTSTAG: 23.05.1987 STUDIENGANG: WIRTSCHAFTSINGIENEUR (TU DO) VEREIN: RV TREVIRIS TRIER
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ichard Schmidt: „Die Olympischen Spiele sind immer etwas ganz Besonderes. Für mich ist es bereits die dritte Teilnahme, in Brasilien wird es aber sicher nochmal ganz anders als in London und Peking. Gerade die hohe Luftfeuchtigkeit könnte eine Herausforderung werden. Wir sind jetzt mitten in der Vorbereitung und werden Ende Juli, nach unserem Trainingslager in Österreich, nach Brasilien aufbrechen. Bei den Spielen in Rio wollen wir unseren Titel von 2012 verteidigen und wieder eine Medaille holen. Aber die Konkurrenz ist stärker geworden und es gibt keinen klaren Favoriten. Ich habe mich nach dem Olympiasieg 2012 entschieden weiterzumachen, weil ich weiter gewinnen will. Wir werden alles geben, um auch in Brasilien die Goldmedaille für Deutschland zu holen.“
JOHANNES WEISSENFELD RUDERN (ERSATZMANN VIERER & ACHTER) GEBURTSTAG: 19.08.1994 STUDIENGANG: MEDIZIN (RUB) VEREIN: RC WESTFALEN HERDECKE
RUDERN (VIERER) GEBURTSTAG: 28.01.1991 STUDIENGANG: JOURNALISTIK (TU DO) VEREIN: BERNBURGER RC
MAXIMILIAN PLANER
FOTOSMARTIN STEFFEN (4) & DETLEV SEYB (3) & MAX PLANER
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ohannes Weißenfeld: „Tag für Tag trainiere ich zwei- bis dreimal, um immer näher an meine persönliche Leistungsgrenze zu gehen. Das Messen mit anderen Sportlern ist der Grundgedanke des Sports. Genau das ist es, was mich immer wieder antreibt. Es ist ein tolles Gefühl, wenn man für seine Schufterei belohnt wird. Ein großes endgültiges Ziel habe ich natürlich, doch stecke ich mir immer kleine, realistische Etappenziele. So verliere ich meinen großen Traum nie aus den Augen. Entfernt peile ich die Olympischen Spiele 2020 an. Meine derzeitige sportliche Situation sieht so aus, dass ich mich für die Olympischen Spiele 2016 qualifiziert habe. Mein Ziel war es, einen Bootsplatz zu ergattern, was mir leider sehr knapp nicht gelang. Meine jetzige Aufgabe ist die Rolle des Ersatzmannes. Ich bereite mich genau wie alle anderen auf die Spiele vor und ich bin immer mit dabei, falls jemand erkrankt oder sich verletzt.“
AM ENDE IST ALLES MÖGLICH
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ax Planer: „Ich habe mich in der Qualifikation durchgebissen und bin froh, dass ich bei Olympia dabei sein darf. Die Vorbereitung lief bisher nicht reibungslos. Unser Schlagmann war oft krank und musste zuletzt auch beim Weltcup in Luzern passen. Jetzt sind aber alle gesund und wir können im Training in der Stammbesetzung arbeiten. Bei den Olympischen Spielen teilzunehmen, ist mein absoluter Lebenstraum. Ich freue mich deshalb auf das Ereignis als 25
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solches. Es werden sehr viele Eindrücke und Erfahrungen auf mich zukommen, die ich aufsaugen und genießen möchte. Dazu zählt der eigene Wettkampf, aber auch andere Wettkämpfe zu besuchen, das Olympische Dorf und das Deutsche Haus. Ich hoffe, dass ich viele spannende Persönlichkeiten kennenlernen werde. Unser großes Ziel ist, unter die besten sechs Boote der Welt zu kommen. Wenn wir das schaffen, ist auch eine Medaille drin. Wir träumen davon!“
Das hand-werk Das Bein per Bluetooth-Anweisung strecken oder auf Knopfdruck mit der Hand zugreifen: Prothesen machen das möglich. Trotz der vielen Technik wird ein Großteil in Handarbeit hergestellt. Vor dem Start der Paralympics im September haben wir ein Sanitätshaus besucht. TEXTJulian Hilgers FotosJulia Schindler
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Andreas König ist Werkstattleiter des Sanitätshauses Kraft in Dortmund. Jede Prothese wird dort handgefertigt. Das kann Wochen dauern.
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uf den Werkbänken liegen Hände und Füße, teilweise einzelne Finger. Sie sind aus Silikon, fleischfarben und sehen täuschend echt aus. Ein wenig wie im Wachsfigurenkabinett bei „Madame Tussauds“. Es riecht nach Kunststoff. Auf der Arbeitsfläche liegen Zangen und Hämmer, daneben stehen zahlreiche Kisten mit Klebstoffen. Hier werden Prothesen gebaut. „Prothetik ist keine Laborarbeit, sondern in erster Linie ein Handwerk“, erklärt Andreas König, Werkstattleiter des
Sanitätshauses Kraft in Dortmund. Die Werkstatt erinnert an einen klassischen Betrieb. „Jede Prothese wird handgefertigt, die Produktion kann Tage, aber auch mehrere Wochen dauern“, sagt der 47-Jährige. Vom kleinen Zeh bis zur kompletten Hüfte, vom Mittelfinger bis zur Schulter – für alles gibt es Prothesen. „Am wichtigsten für die Funktionalität der Prothese ist die Adaption an den Körper“, sagt König. Dafür, dass der Körper die Prothese perfekt annimmt, ist besonders 27
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die Form des Schafts für den Arm- oder Beinstumpf bedeutend. Der Stumpf muss auf Knochen und Knorpelstellen abgetastet werden, Gipsabdrücke werden erstellt. Die Prothese muss perfekt sitzen, es dürfen keine Druckstellen entstehen. „3D-Drucker bekommen das zurzeit noch nicht so genau hin“, erklärt König. Er hat das Anfertigen von Prothesen als ausgebildeter Orthopädiemechaniker und Bandagist von Grund auf gelernt. Nicht alle Prothesen sehen aus wie echte Gliedmaßen. In der Orthopädie unterscheiden die Techniker zwischen kosmetischer und
funktioneller Prothetik. Täuschend echte Gliedmaßen aus Silikon werden verwendet, wenn der Patient wenig auffallen möchte. Die Fingernägel von Handprothesen können dann zum Beispiel mit Nagellack lackiert werden. Zugreifen können sie jedoch nur eingeschränkt, da die Silikone nicht so beweglich sind, wie die menschliche Haut. Bei der funktionellen Prothetik ist es andersherum: Die Prothese erinnert optisch und funktionell an einen Roboter, hat aber eher die Fähigkeiten einer menschlichen Hand.
Keine Wünsche bleiben offen Die Prothetik hat sich in den vergangenen Jahren weiterentwickelt. „Nach den Weltkriegen wurden Prothesen noch aus Leder und Holz hergestellt. Heute sind sie aus Carbonfasern und haben hochentwickelte Gelenke“, erklärt Andreas König. Mikrochips können die Belastung der Gelenke und verschiedene Gesten erkennen. Steuert ein Patient mit Handprothese beispielsweise einen bestimmten, noch funktionierenden Muskel an und bewegt seinen Arm währenddessen nach vorne, dann öffnet sich die Handprothese. Bis zu 28 Bewegungen können so ausgeführt werden: Der Patient kann beispielsweise eine Tür aufschließen oder
einen Ball werfen. Die Gelenke lassen sich auch per Bluetooth steuern: Über das Handy kann der Patient verschiedene Bewegungsmodi wählen oder eigene Griffmuster programmieren. Ein Klick genügt und er kann den Modus oder den Belastungsgrad für das Gelenk seiner Knieprothese verändern, wenn er auf einem besonders harten oder weichen Untergrund läuft. Viele Patienten kommen dadurch beinahe barrierefrei durch den Alltag. So geht es auch Andreas Brockfeld. Der 31-Jährige arbeitet im Sanitätshaus und wurde 2010 unterhalb des Oberschenkels amputiert. Seitdem hatte er drei Prothesen. Mit der neuesten Mikrochip-Technik im Knie kann er problemlos Treppensteigen. „Momentan gibt es nichts, was ich mir für meine Prothese wünschen würde. Ich kann fast alle Bewegungen problemlos ausführen“, sagt er. Wichtig ist bei der Prothese nicht nur der medizinische, sondern auch der mentale Aspekt. Denn ohne den Willen des Patienten, nach der Amputation zum Beispiel wieder laufen zu wollen, ist die Behandlung deutlich schwieriger. „Wir stellen die technische Voraussetzung und schulen den Patienten in der Handhabung, die Umsetzung liegt aber beim Patienten“,
Manche Prothesen werden aus Carbonfasern hergestellt und haben hochentwickelte Gelenke.
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erklärt Andreas König. Dabei ist die teuerste Prothese nicht immer am besten geeignet. „Funktionalität und Individualität gehen immer dem Preis vor“, betont König. Die einfachsten und günstigsten Prothesen beginnen bei 1500 Euro, für die neueste Technologie werden schnell bis zu 100 000 Euro fällig. Die Herstellung der Prothese, sowie die anschließende Physiotherapie, das Lauftraining und eine mögliche psychologische Behandlung nach der Amputation werden jedoch nach Kostengenehmigung von der Krankenkasse getragen. Der Patient bekommt immer die für ihn sinnvollste Prothese. Wie lange ein Patient braucht, um mit einer Prothese richtig laufen zu können, ist unterschiedlich. Bei Andreas Brockfeld hat es zweieinhalb Jahre gedauert. Zuerst musste er lernen, mit einer Prothese zu stehen. Jeden einfachen Bewegungsablauf lernte er neu. Erst einige Monate später eignete er sich komplexe Bewegungen an. „Die ersten Schritte mit der Prothese erfordern viel Kraft. Wie jeder andere Mensch fällt man auch mal hin, wenn man laufen lernt.“
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Warum jucken Mückenstiche?
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ückenstiche sind zwar medizinisch unbedenklich, können aber eine nervige Angelegenheit sein. Die Blutsauger geben nach dem Stich ein Gift an die Haut ab. Der Körper reagiert auf das Insektengift mit Immunreaktionen. Sogenannte Mastzellen schütten dabei den gefäßerweiternden Stoff Histamin aus. Diese Zellen sind Bestandteil der weißen Blutkörperchen und direkt an der Immunabwehr beteiligt. Das ausgeschüttete Histamin löst eine Schwellung rund um die Einstichstelle aus. Dadurch kann sich das Gift nicht im Körper ausbreiten. Kratzt man sich nach einem Stich, verteilt man das Histamin um die betroffene Stelle und vergrößert damit die Schwellung. Während man am Anfang nur ein leichtes Jucken wahrnimmt, ist diese Folgereaktion der Auslöser für den verstärkten, unangenehmen Juckreiz. Dass wir von dem Stich am Anfang nichts mitbekommen, liegt an dem Speichelsekret der Mücke. Dieses enthält einen Blutgerinnungshemmer, damit die Mücke das Blut problemlos aufnehmen kann. Dieser Hemmer wirkt zudem betäubend. Die im Speichel enthaltenen körperfremden Stoffe setzen wiederum Histamin frei. Gegen den Juckreiz hilft am ehesten ein AntiHistamin. Das gibt es in Tablettenform in der Apotheke und sorgt dafür, dass die Histamin-Ausschüttung gehemmt und die Symptome gelindert werden. Außerdem gibt es Salben mit antiallergischen Stoffen, die man auf die betroffenen Stellen auftragen kann. Da die Stiche aber kein Gesundheitsrisiko darstellen, kann man sich Abhilfe verschaffen, indem man die betroffene Stelle kühlt. Bei einer Mückenallergie ist die Ausprägung der Schwellung zwar stärker, aber trotzdem nicht lebensbedrohlich. Bei Wespen- und Hornissenstichen sieht das anders aus: Diese können bei Menschen mit einem erhöhten Mastzellenanteil einen allergischen Schock auslösen. Wenn man so einen Schock bekommt, sollte man sich schleunigst Adrenalin injizieren oder einen Arzt aufsuchen.
Warum einige Menschen eher gestochen werden als andere, ist nicht klar. Mücken werden zum Teil durch dunkle Kleidung sowie den Körpergeruch angelockt. Sie nehmen ebenfalls Kohlenstoffdioxid wahr. Das bedeutet, dass wir die Tierchen schon durch unseren Atem anziehen. Welcher Geruch sie letztlich lockt, lässt sich allerdings nicht genau bestimmen. In einer Studie mit eineiigen sowie zweieiigen Zwillingen wurde festgestellt, dass die Mücken die eineiigen Zwillinge jeweils gleichermaßen stechen oder ignorieren. Es gab keinen Unterschied innerhalb der Pärchen. Bei den zweieiigen gab es dagegen unterschiedliche Ausprägungen der Mückenstiche zwischen den Geschwistern. Deshalb scheint es genetisch verankert zu sein, wer bei den Mücken nun beliebter ist und wer nicht. Die Theorie mit dem süßen Blut lässt sich allerdings widerlegen. Wenn Mücken durch süßes Blut angelockt würden, dann müssten Diabetiker besonders stark betroffen sein. Diese haben nämlich einen erhöhten Blutzuckergehalt. Sie werden aber ähnlich oft beziehungsweise wenig gestochen wie alle anderen Menschen. Um sich vor Mücken zu schützen, sollte man helle Kleidung tragen und sich mehrmals täglich waschen. Zudem kann es helfen, den eigenen Körpergeruch zu überdecken, zum Beispiel mit Knoblauch. Nimmt man diesen über die Nahrung auf, überdecken die Ausdunstungen den eigenen Körpergeruch. Es gibt aber natürlich keine Garantie dafür, dass das funktioniert. Doktor med. Stefan Leuner ist praktizierender Internist in Dortmund.
GEKLAUTES WISSEN Mehr als 47 Millionen wissenschaftliche Arbeiten stellt „Sci-Hub“ kostenlos im Internet zur Verfügung. Damit ist die Homepage die wohl größte Online-Bibliothek der Welt. Doch User sollten vorsichtig sein: Wer Sci-Hub nutzt, macht sich strafbar. TEXTMARTIN NEFZGER ILLUSTRATIONENANJA HARDT
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ie kasachische Neurowissenschaftlerin Alexandra Elbakyan gründete die Online-Bibliothek Sci-Hub 2011. An ihrer Universität hatte sie keine Möglichkeit, auf alle für ihre Forschung nötigen Fachartikel zuzugreifen.
ner anderen Adresse zurück. Da diese außerhalb der Vereinigten Staaten registriert ist, ist es für das New Yorker Gericht, vor dem der Prozess stattfand, schwierig, weiter gegen die Anbieter vorzugehen.
Zunächst tauschten sie und andere Studierende die wissenschaftlichen Arbeiten noch in sozialen Netzwerken aus. Schließlich programmierte Elbakyan die Homepage und machte das Projekt Sci-Hub öffentlich. Heute verzeichnet die Online-Bibliothek mehrere tausend Downloads pro Tag.
Der User sucht auf der Homepage nach einem Artikel oder einer wissenschaftlichen Arbeit. Findet Sci-Hub diese in seinem Archiv oder bei „LibGen“, einem verwandten Projekt, werden sie dem User sofort zur Verfügung gestellt. Findet sich keine Kopie, durchsucht Sci-Hub die Datenbanken von Bibliotheken oder Wissenschaftsverlagen.
Wegen Urheberrechtsverletzungen wurde Sci-Hub 2015 verklagt und musste die Homepage aufgrund einer einstweiligen Verfügung aus dem Netz nehmen. Doch nach kurzer Zeit war das Projekt unter ei-
Um hier die Paywalls zu überwinden, greift Sci-Hub auf gespendete Zugangsdaten zurück. Diese werden von Studierenden oder Mitarbeitern der Institutionen zur Verfügung gestellt. So 30
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kann Sci-Hub über das Passwort eines Users die Daten für alle frei zugänglich machen. Sobald das gesuchte Werk gefunden wurde, kann der User es als PDF downloaden. Außerdem wird eine Kopie auf dem Server der OnlineBibliothek gespeichert. Mehr als 47 Millionen Texte hat Sci-Hub nach eigenen Angaben so mittlerweile archiviert.
Das droht Sci-Hub-Nutzern Adrian Schneider ist Experte für Urheberrecht und Software-Entwickler aus Köln. Im Interview äußert er sich zu Sci-Hub und den aus juristischer Sicht relevanten Aspekten. Er sagt: „Das ist eine Urheberrechtsverletzung mit den üblichen Folgen.“
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err Schneider, wie schätzen Sie Sci-Hub ein? Macht sich der Anbieter strafbar, wenn er kostenlosen Zugriff auf wissenschaftliche Arbeiten ermöglicht? Das klingt sehr danach, dass hier urheberrechtlich geschützte Werke gesammelt und verbreitet werden. Dabei handelt es sich um eine Vervielfältigung und diese ist strafbar. Es gibt für Bibliotheken zwar Ausnahmen im Urheberrecht, zum Beispiel um an PC-Arbeitsplätzen digitalisierte Werke lesen zu können, doch diese greifen online nicht. Ich gehe deshalb schwer davon aus, dass Sci-Hub illegal ist. Der Zugriff auf eigentlich geschützte Datenbanken ist nur möglich, weil Nutzer ihre Zugangsdaten an Sci-Hub spenden.
Mit welchen Konsequenzen müssen diese Personen rechnen? Da sehe ich mehrere Aspekte. Strafrechtlich gesehen ist das eine Beihilfe zur Urheberrechtsverletzung. Die User helfen dem Anbieter, urheberrechtlich geschützte Daten abzugreifen, die eigentlich hinter einer Paywall liegen. Daneben verstoßen User, die ihre Zugangsdaten weitergeben, sicher auch gegen die Nutzungsbedingungen von Bibliotheken und Verlagen, Studierende missachten Universitätsregeln. Für Angestellte kann das arbeitsrechtliche Konsequenzen haben – bis hin zur fristlosen Kündigung.
Was bedeutet das für die normalen Nutzer? Machen sich diese ebenfalls strafbar? Das ist – ähnlich wie bei StreamingPortalen – eine Grauzone. Wenn jedoch klar erkennbar ist, dass es sich um eine rechtswidrige Quelle handelt, und die User die Inhalte nicht nur ansehen, sondern speichern, ist es eine Urheberrechtsverletzung. Davon kann man hier ausgehen. Welcher Anbieter kann schon umsonst Inhalte anbieten, die bei allen anderen hinter einer Paywall liegen? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden? Die halte ich für sehr gering. Es ist die Frage, wer da überhaupt ermitteln würde. Mit welchen Strafen müssen Nutzer, sollten sie doch erwischt werden, rechnen? Das ist eine Urheberrechtsverletzung mit den üblichen Folgen. Ich kann abgemahnt werden, die Rechteinhaber können Schadensersatz verlangen. Neben den zivilrechtlichen Aspekten ist es rein gesetzlich auch eine Straftat. Was bedeutet es, wenn Studierende Sci-Hub für wissenschaftliche Arbeiten verwenden? Werden diese eventuell ungültig? Ich halte es nicht für wahrscheinlich, dass hier Strafen wie eine Aberkennung der erbrachten Leistung drohen. Denn wenn meine wissenschaftliche Arbeit richtig war, ist es egal, woher ich meine Quellen habe.
Auslandseinsatz Willkommen in der Generation Praktikum! Die pflichtlektüre-Autorin hat mit zwei ehemaligen Praktikanten gesprochen, die einen außergewöhnlichen Einsatz hinter sich haben – und nicht nur vom Kopieren und Kaffee kochen berichten können. TEXTHannah Steinharter FotosPrivat
Zahnarzt für Waisenkinder Moritz Boeddinghaus ist 29 Jahre alt, Zahnarzt und macht zurzeit seinen Facharzt in Oralchirurgie. Er studierte an der Justus-Liebig-Universität in Gießen Zahnmedizin und absolvierte nach seinem achten Semester eine Famulatur in Kambodscha, ein Praktikum für werdende Ärzte. In Phnom Penh, der Hauptstadt von Kambodscha, behandelte er für sieben Wochen Waisenkinder.
Die Idee Moritz und ein Kommilitone wollten für ihre Famulatur ursprünglich nach Kapstadt gehen, um ein zahnärztliches Hilfsprojekt zu unterstützen. In Südafrika hätten sie für ihre Mitarbeit allerdings 1 000 Dollar zahlen müssen, deswegen haben sie sich nach Alternativen umgeschaut. Schließlich entschieden sie sich für Kambodscha.
Der Bewerbungsprozess „Der lief wirklich sehr unbürokratisch“, meint Moritz. Sie planten die Hilfsorganisation Cambodia World Family (CWF) in Kambodscha zu unterstützen, die ein australischer Zahnarzt betreut. Moritz meldete sich per Mail bei ihm und sollte lediglich sagen, wann sie vorbeikommen wollten. Damit hatten die beiden ihren Famulatur-Platz in Phnom Penh sicher. Einen richtigen Bewerbungsprozess gab es nicht.
Das Praktikum Moritz arbeitete von 8 Uhr morgens bis 13 Uhr mittags bei CWF und behandelte Waisenkinder. Danach ging er mit
Moritz und die einheimischen Arzthelferinnen unternahmen viel in ihrer Freizeit.
seinem Kommilitonen häufig in eine benachbarte Herzklinik, um Kinder an den Zähnen zu versorgen, die kurz vor ihrer Herz-Operation standen. Das war wichtig, weil die Mundgesundheit Einfluss auf Herzerkrankungen haben kann. Manchmal besuchten sie auch eine Schule, in der buddhistische Mönche unterrichtet wurden. Auch die Mönche ließen sich von den beiden Studenten an den Zähnen behandeln. Für diese Behandlungen mussten Moritz und sein Freund allerdings fast die gesamte Ausrüstung selbst mitbringen. „Das war alles ein bisschen spartanischer. Da gab es fast nichts außer Stühle und Licht.“
Der Alltag Der Arbeitstag bei CWF sah immer ziemlich ähnlich aus. „Wir hatten da morgens 50 Kinder im Wartezimmer sitzen, die
wir dann behandelt haben.“ Dabei haben sie bei ihren Patienten fast alles gemacht: Von der Zahnreinigung über Füllungen, bis hin zum Ziehen. Neben der Behandlung klärten die beiden die Kinder über die richtige Zahnpflege auf. Die kambodschanischen Arzthelferinnen haben dabei gedolmetscht.
anwenden. Die Zahnprobleme, die sie in Kambodscha behandelten, hatten sie schon in der Uni geübt. Trotzdem lernten sie noch einiges dazu.
Verantwortung
Die Reaktionen der kambodschanischen Kinder sind Moritz in Erinnerung geblieben. Anders als deutsche Kinder freuten sich die Kinder dort nämlich immer auf die Behandlung. „Sie waren froh, dass sich jemand um sie kümmert und haben sich am Ende immer mit einem buddhistischen Gruß bedankt. Das war sehr schön.“ Ansonsten war es für Moritz toll, am Leben der Einheimischen teilzunehmen. Sein Kommilitone und er wurden nicht wie Touristen behandelt und unternahmen viel mit den Zahn-
Moritz hatte viel Eigenverantwortung, trotzdem fühlte er sich nicht allein gelassen: „Wenn man gesagt hat: ‚Nein, ich trau mir das nicht zu’, dann war eigentlich in der Regel auch immer jemand da, der das dann übernommen hat.“
Theorie und Praxis Die beiden Studenten konnten ihr Wissen aus dem bisherigen Studium 33
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Außergewöhnlichster Moment
arzthelferinnen. Manchmal waren die beiden Studenten sogar auf Hochzeiten eingeladen.
Uni oder Job? Auf den Unialltag hatte Moritz nach seinem Praktikum keine große Lust, obwohl er in der Uni halbtags auch Patienten behandelt. Trotzdem war er froh, nach sieben Wochen wieder nach Hause zu kommen. Besonders auf das Essen freute er sich, da es endlich wieder etwas anderes als Reis gab. Er hätte nicht viel länger bei CWF arbeiten wollen. „Obwohl es in Kambodscha sehr schön war, weiß man dann auch irgendwie, was man an Deutschland hat.“
Finanzierung Moritz finanzierte die sieben Wochen privat. Seine Arbeit für die Hilfsorganisation wurde nicht bezahlt.
Sozialarbeiter für Straßenkinder Tobias Busch ist 23 Jahre alt und studiert an der Evangelischen Fachhochschule Rheinland-Westfalen-Lippe Gemeindepädagogik und Diakonie. Er war vor einem Jahr in Griechenland und hat dort sein Auslandspraktikum absolviert. Für einen Monat hat er bei der Organisation Street Lights in Athen gearbeitet und die restlichen zwei Monate bei einer christlichen Gemeinde in Thessaloniki verbracht.
Die Idee Das Auslandspraktikum in Griechenland war für Tobias eher eine Notlösung. Ursprünglich wollte er ein halbes Jahr davor auf die Philippinen und dort Praxiserfahrungen im Bereich Jugendarbeit sammeln. Aus gesundheitlichen Gründen konnte er jedoch nicht fliegen und musste nach Alternativen suchen. Er hatte selbst einen Kontakt zur Jugendorganisation in Athen. Ein Freund stellte dann die Verbindung zu einem Pfarrer in Thessaloniki her.
Der Bewerbungsprozess „Ob ich einen offiziellen Bewerbungsprozess durchlaufen musste? Jein, das war mehr eine Pseudobewerbung“, sagt Tobias. Er schickte seine Unterlagen an eine deutsche Mission. Diese vermittelt auch Studierende, die ein Freiwilliges Soziales Jahr machen wollen. Sie vergibt Arbeitsplätze in der Gemeinde. Die Bewerbung von Tobias musste über die Mission laufen, damit er in Griechenland versichert war. Die eigentliche Zusage hatte er schon vorher in der Tasche – ganz ohne offizielles Bewerbungsgespräch. Nur der Pfarrer hat sich zuvor mit ihm unterhalten. 34
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Der Alltag Bis ungefähr 12 Uhr hatte Tobias jeden Tag Zeit für sich. Dann stand ein Treffen mit seinem Kontaktmann aus der Organisation an oder ein Auswertungsgespräch mit dem Pfarrer. Es folgten Gebetskreise mit den Einheimischen. Abends zog Tobias meistens mit den Jugendlichen aus der Umgebung los. Mal spielten sie Fußball, kickerten, und einmal schauten sie den Eurovision Song Contest zusammen an. Da Tobias kein Griechisch spricht, unterhielten sie sich auf Englisch.
Verantwortung Tobias bekam sowohl in der Gemeinde, als auch in der Jugendorganisation schnell Verantwortung übertragen. Er musste Vieles eigenständig organisieren und Aktivitäten für die Kinder planen.
Das Praktikum
Theorie und Praxis
Während seiner Zeit bei der Organisation Street Lights kümmerte sich Tobias um die Jugendarbeit und gab Glaubenskurse für Straßenkinder. Außerdem half er dabei, ein Jugendzentrum im Gebäude einer insolventen Bank aufzubauen. Trotz der Umbauten war die Bankfiliale immer noch zu erkennen. Allein die Marmorböden und die Sicherheitstür verrieten, wer hier ursprünglich zuhause war. Mittlerweile ist zumindest die Tür ausgetauscht worden, den Marmorboden gibt es noch immer.
In seinem Praktikum konnte er „schon einiges“ aus der Uni anwenden. Trotzdem hat er mehr von seinen früheren ehrenamtlichen Jobs profitiert. Denn er arbeitet schon seit fast zehn Jahren mit Jugendlichen und konnte vieles in Griechenland weiterführen.
Die restlichen Wochen lebte Tobias in der christlichen Gemeinde in Thessaloniki und kümmerte sich auch dort um die Jugendarbeit. In dieser Zeit hat Tobias rund 150 Überstunden gemacht. „Das Leben in Griechenland geht bis in die Nacht, deswegen sind da viele Stunden zusammen gekommen. Das war schon 24/7.“
Außergewöhnlich schlecht hingegen lief ein Tagesausflug, den er für das Jugendzentrum in Athen planen sollte. Das stellte seine Hauptaufgabe für die vier Wochen in Athen dar. Nachdem er das Konzept geplant und sein Programm vorgestellt hatte, lehnte die Organisation das jedoch ab. Sie glaubte nicht, dass sein Projekt durchführbar sei. Er musste schließlich mit dem Team ein neues Konzept ausarbeiten.
Uni oder Job? „In Griechenland hab ich mir gedacht: Oh nein, muss ich jetzt echt wieder in die Uni?“ Tobias war gerade erst in der Praxis angekommen und hatte keine Lust auf den öden Unialltag samt Prüfungen. Trotzdem war er froh, als er in der Gemeinde fertig war, denn 150 Überstunden innerhalb von nur zwei Monaten gingen ihm ziemlich an die Substanz. Generell hat er aber Lust, außerhalb von Deutschland zu arbeiten und dort sein Glück zu versuchen.
Finanzierung Tobias hat von der Hochschule eine kleine Summe als Unterstützung für sein Auslandspraktikum dazu bekommen. Seine Uni verfügt über einen Pool an Geldmitteln und entscheidet je nach Antrag der einzelnen Bewerber, wer unterstützt wird und wie viel Geld bekommt. Den Rest musste er sich selbst finanzieren, da weder das Praktikum im Jugendzentrum, noch die Arbeit bei der Gemeinde vergütet wurden. Dafür konnte er für fünf Euro am Tag in der Gemeinde übernachten und musste sich nur noch um sein Essen kümmern.
Außergewöhnlichster Moment Außergewöhnlich gut lief ein Jugendcamp, das Tobias mitplanen und leiten durfte. Teilnehmer waren Kinder aus dem Jugendzentrum, von denen die wenigsten schon mal außerhalb ihres eigenen Blocks waren. Dabei war sein persönliches Highlight, dass die Kinder sich völlig unvoreingenommen auf Workshops eingelassen haben und in dieser einen Woche über sich hinaus gewachsen sind. 35
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Praktikantin Conny erzählt Spannendes über ihre Arbeit in Luxemburg. Ihre Geschichte lest ihr online.
Sie verbringt jede Woche drei Nachmittage mit beeinträchtigten Kindern: Sandra Schmitz arbeitet neben ihrem Studium bei der Lebenshilfe Dortmund. Über die Jahre haben sich ganz besondere Freundschaften entwickelt.
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Lebenshelferin TEXtDominik Reintjes Fotosdaniela arndt
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ehen wir Fußball spielen? Schwimmen? Oder fahren wir in den Baumarkt, um uns Rasenmäher anzugucken? Solche Fragen stellt Sandra Schmitz Kevin mindestens ein Mal pro Woche. Sandra studiert Rehabilitationswissenschaften im Master an der TU Dortmund und entlastet Kevins Familie, indem sie sich einen Nachmittag in der Woche um ihn kümmert. Der 17-jährige Kevin hat das Edwards-Syndrom, eine Trisomie 18. Dadurch kann er nur schlecht sprechen und sein Rücken ist stark verkürzt. Freitag ist Kevins und Sandras gemeinsamer Tag: Um halb eins holt die gelernte Heilpädagogin Kevin von der Schule ab. Danach geht es zu ihm nach Hause. „Dort haben wir unser wöchentliches Ritual: Er braucht erstmal seine zwei Puddings, vorher geht gar nichts“, sagt Sandra. Das Nachmittagsprogramm darf Kevin bestimmen: Mit einem Nicken reagiert er auf Sandras Vorschläge und entscheidet, ob die beiden zum Beispiel spazieren gehen, oder eben in die Rasenmäher-Abteilung des Baumarktes, die Kevin besonders mag. Das ist Sandras Job bei der Familienunterstützung der Lebenshilfe. Die 29-Jährige verbringt unter der Woche drei Nachmittage mit Kindern der Lebenshilfe - je einen mit Kevin und zwei anderen Kindern, die sie zusätzlich besucht. Bis zu zwölf Stunden im Monat kümmert sich Sandra um jedes Kind. Vor sechs Jahren erfuhr sie durch einen Nachbarn von dem Job bei der Lebenshilfe. Zuvor hatte sie in einer Schwerstbehindertenbetreuung gearbeitet und suchte eine neue Aufgabe im sozialen Bereich. Kevin und seine Familie betreut Sandra nun seit fünf Jahren. „Die erste
gemeinsame Zeit verlief schon toll, doch gerade in den vorigen zwei Jahren sind wir alle sehr eng zusammengewachsen“, sagt Sandra. Spätestens nach einem gemeinsamen Urlaub sieht sie sich als Mitglied der Familie. Jeder Tag mit Kevin endet für Sandra mit seiner Art sich zu bedanken: Entweder umarmt er sie mehrere Male oder er guckt ihr lange in die Augen. Da ihm das Sprechen schwerfällt, heißt Sandra für Kevin „IA“. Das sagte er schon bei der ersten Begegnung zu Sandra und tut das auch heute noch. Bis die beiden durch Blicke oder andere Gesten kommunizieren konnten, dauerte es eine Weile: Durch die gemeinsame Zeit bauten die beiden Vertrauen zueinander auf und verstanden sich so immer besser. Diese Sprachbarriere zu überwinden, war Sandras und Kevins größtes Problem. So gut wie mit Kevin und seiner Familie lief es für Sandra nicht immer: Einmal kam sie mit einer Familie nicht aus, deshalb hörte sie auf, das Kind zu betreuen. Die Lebenshilfe vermittelt die Mitarbeiter an die Familien. „Man wird dadurch ein wenig ins kalte Wasser geworfen, da man nicht selbst wählt, welches Kind man betreut“, sagt Sandra. Für die circa 30 Stunden, die Sandra im Monat arbeitet, erhält sie eine Aufwandsentschädigung von neun Euro pro Stunde. Wenn sie die Stundenzahl überschreitet, arbeitet sie ehrenamtlich und wird dafür nicht bezahlt. „Am Ende des Monats ist es auf dem Gehaltszettel ein ganz normaler Job, aber für mich ist es schon etwas Besonderes“, sagt Sandra.
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hinGesChAUT Minigolf spielen – das klingt nach einer guten Portion Spießigkeit. Schwarzlichtkunst und 3D-Effekte sollen den Sport aufpeppen. Ob das gelingt? Das pflichtlektüre-Team hat es in den Dortmunder „Glowing Rooms“ getestet. TEXTjanis Beenen FoTotimo HalBe
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m Akkord hämmern die Zwerge mit ihren Spitzhacken auf den Steinbruch. Einige zanken um die Aufgabenverteilung. Einer leuchtet mit einem Lämpchen in den Stollen. Nur wenige Meter weiter landet ein Raumschiff. Langsam sinkt es auf die von Kratern übersäte Oberfläche eines fremden Planeten. Schwarzlicht-Minigolf ist vor allem eine Reise durch Fantasiewelten. In den „Glowing Rooms“ sind die insgesamt 18 Bahnen auf drei Themenräume verteilt. Neben „Weltall“ und „Zwergen“ gibt es das Motto „Avatar“. Dahinter verbergen sich Fabelwesen, schwebende Felsen und riesige Wälder. Die Motive sind an die Wände gemalt. Schwarzlicht und 3DEffekte erwecken sie zum Leben. Beim Betreten der 500 Quadratmeter großen Halle können die Spieler schnell vergessen, dass sie eigentlich zum Minigolfen gekommen sind. Zu beeindruckend sind die Landschaften, die sie durch 3DBrillen bestaunen. „Graffiti-Künstler aus Köln haben die Räume vier Monate lang gestaltet“, sagt Nicolai Klauer, der die Anlage seit der Eröffnung Anfang 2015 leitet. Ein Aufwand, der sich gelohnt hat. Mal scheint der Golfball zwischen Wolken und Sternen zu verschwinden, mal fliegt den Besuchern ein Drache entgegen.
haben schlicht klassische Spielflächen mit Looping, Bodenwellen und Vulkan in die Halle übertragen. Zumindest die 3D-Effekte sorgen für einen zusätzlichen Reiz. Denn manch eine Barriere auf der Bahn ist inmitten unruhiger DschungelAnimationen erst auf den zweiten Blick zu erkennen.
Vom gänzlichen Abtauchen in fremde Welten hält lediglich die musikalische Untermalung ab. Während der Ball durch die Mine der Zwerge kullert, hallen Beats aktueller Charthits aus den Boxen. Ein altertümlicher Klangteppich wäre hier angebrachter gewesen.
Zeitweise hat man aufgrund der 3DBrille den Eindruck, dass sich Schläger und Ball auf unterschiedlichen Ebenen befinden. Bei der Koordination der Schläge ist das ein unterhaltsames Hindernis. Für ehrgeizige Spieler kann das nervig werden, da die Präzision unter den optischen Täuschungen leidet. Beim pflichtlektüre-Team stand am Ende die ein oder andere „7“ auf dem Punktzettel, das beim Minigolf schlechteste Resultat. Wobei, „Zettel“ es nicht genau trifft. Die Anzahl der Schläge wird mit einem von den „Glowing Rooms“ zur Verfügung gestellten iPod erfasst und addiert.
Im Gegensatz zur künstlerisch aufwändigen Gestaltung der Wände, sind die Bahnen relativ unkreativ. Die Macher
Hingehen oder zu Hause bleiben? Auf jeden Fall mal machen! Die Kombi aus Schwarzlichtbildern und 3D-Anima37
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tionen ist ein spektakuläres Erlebnis. Der Eintrittspreis von zehn Euro ist in Ordnung. Jedem, der Spaß an einem kleinen Wettkampf und surrealer Kunst hat, werden die „Glowing Rooms“ gefallen. Wer ein zweites Mal spielen möchte, sollte allerdings eine der zahlreichen anderen Hallen in NRW besuchen. Denn den Reiz des Events macht vor allem die unbekannte Kunstwelt aus. Wo? Heiliger Weg 7-9, 44135 DO Anfahrt? ab Hbf, Reinoldikirche oder Ostentor nur wenige Minuten Fußweg Wann? montags bis donnerstags 14 bis 21 Uhr, freitags 14 bis 24 Uhr, samstags 10 bis 24 Uhr, sonntags 10 bis 21 Uhr; Online-Anmeldungen sind notwendig Wie teuer? 10 Euro für Erwachsene; für Kinder gibt es Rabatte Infos: glowingrooms.com Wir verschenken 3x2 Karten für die „Glowing Rooms“! Schreibt eine Nachricht an unsere Facebook-Seite pflichtlektüre und ihr landet im Lostopf.
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Ihr wollt Kultur, Action und Abenteuer? Wir gehen mit dem NRW-Ticket bis ans Limit und nehmen euch mit auf eine Reise durch das Ruhrgebiet und darüber hinaus. Diesmal: Rock und Pop im Ruhr Museum Essen.
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unkle Wände, bunte Lichter und laute Musik – der kleine Museumsraum wirkt wie eine aus der Zeit gefallene Diskothek. Und so soll es auch sein: Er ist Teil der Ausstellung „Rock und Pop im Pott“ im Essener Ruhr Museum auf der Zeche Zollverein. Der „Tanzraum“ soll Besuchern das Lebensgefühl der Jugendlichen zur Zeit des ersten Rock’n’Roll im Ruhrpott näherbringen. Aus den Boxen dröhnt ein Klassiker: „Rock Around The Clock“. Eben jener Song ist der Startpunkt in der Reise durch die Geschichte der Musik im Pott. Der Amerikaner Bill Haley erlangte ab 1954 mit dem damals neuartigen und unorthodoxen Lied als erster Rock’n’Roll-Star auch im Ruhrgebiet Berühmtheit – noch bevor Elvis Presley einer breiten Masse bekannt wurde. Haleys Aufstieg war auch Inhalt des Films „Außer Rand und Band“. Als dieser 1956 in den Ruhrpott-Kinos anlief, randalierten junge Besucher in sowie vor den Lichtspielhäusern und lieferten sich Straßenkämpfe mit der Polizei. Die Jugendlichen sahen in der rebellischen Musik und vor allem in Bill Haley ein Idol, das den Zwängen der
Nachkriegszeit entkam und als Vorbild für ihren Aufstand diente. Im Ruhrgebiet verselbstständigte sich damit die musikalische Entwicklung. Die Ausstellung zeigt typische Instrumente, die Jugendliche damals zum Musizieren benutzten. Als die ersten Bands entstanden, waren sie nur mit einer einfachen Trommel, einer Gitarre und einem Waschbrett ausgestattet. „Wir wollen zeigen, was für ein Zündfunke es war, als der Rock’n’Roll in den Pott kam und was er mit den Menschen gemacht hat“, erklärt der Kurator der Ausstellung, Christoph Schurian. Künstler wie Extrabreit und Nena in Hagen, Sasha in Dortmund und Herbert Grönemeyer in Bochum – alle haben ihren Ursprung letztlich in der Rock’n’Roll-Bewegung der Nachkriegszeit. Mit dem steigenden Interesse an der Musik eröffneten unzählige Clubs und Konzerthallen in der Region. Viele finden sich auf alten Bildern in der Ausstellung wieder. Der ein oder andere erkennt darauf Lokalitäten wie das Domicil in Dortmund oder das Matrix in Bochum, die heute noch Ziel von feierwütigen 38
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Musikfans sind. Und das sei ein Vorteil für die Besucher, sagt Schurian: „Es gibt einen Ausgangspunkt für jeden. Auch für junge Leute.“ Zentral sei deswegen der Musikraum, in dem ein minutenlanger Mix der bekanntesten Lieder von Ruhrpott-Künstlern läuft. Nena, Grönemeyer oder die Bochumer Punkband Die Kassierer: Es ist Musik verschiedener Genres aus verschiedenen Zeiten. „Das ist quasi der Versuch einer Bilanz. Obwohl es bei Musik natürlich nur eine Zwischenbilanz sein kann“, sagt Schurian. Besucher, die den Klängen ihrer Jugend nachspüren wollen, sind in der Ausstellung definitiv gut bedient. Für alle anderen ist „Rock und Pop im Pott“ lediglich wie ein gutgemachter Popsong: kurzweilig, aber auch schnell wieder verflogen. Wo? Ruhr Museum, Gelsenkirchener Str. 181, 45309 Essen Anfahrt? Mit RE oder S-Bahn nach Essen Hbf, STR 107 (Richtung Gelsenkirchen) bis Zollverein Wann? Noch bis Ende Februar 2017, täglich von 10 bis 18 Uhr Wie teuer? Studierende bis 24 Jahre zahlen 4 Euro, ansonsten 7 Euro Infos: ruhrmuseum.de
Auflösung
Impressum Herausgeber Institut für Journalistik, TU Dortmund
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Projektleiterin Prof. Dr. Wiebke Möhring Redaktionsleiterin Sigrun Rottmann Redaktion Uni-Center, Vogelpothsweg 74, Campus Nord, 44227 Dortmund Tel.: 0231/755-7473, post@pflichtlektuere.com
„Spatiodynamique“ von Nicolas Schöffer auf dem Nordcampus
Chefin vom Dienst Julia Knübel
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Textchef & Logistik Nico Feißt Illustrationen & Icons Anja Hardt, Mira Kossakowski, Sue Kunkel
3 S-Bahn Dortmund Universität
Fotoredaktion Daniela Arndt, Christopher Holletschek, Julia Schindler Layout & Grafik Janis Beenen, Naima Fischer, Olga Kourova, Malin Annika Miechowski, Anneke Niehues, Martin Schmitz, Philipp Ziser
Kunst vor dem Mathetower
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Redakteure und Reporter Markus Bergmann, Claudia Brade, Johanna Daher, Alexandra Domanski, Niklas Dummer, Mona Fromm, Michelle Goddemeier, Nils Gronemeyer, Timo Halbe, Lukas Hemelt, Julian Hilgers, Pia Lisa Kienel, Tim Kröplin, Thorben Lippert, Martin Nefzger, Dominik Reintjes, Hannah Steinharter, Bastian Tenholter, Lara Wantia
4 Skulptur zwischen Bib und EF 44
Das Grafik-Team dankt ... ... sämtlichen Herstellern von Elektrogrills, allen Schränken und Schränkinnen, Hingo und natürlich dem einmaligen Will Grigg!
Schild am Physik-Gebäude
Druck Hitzegrad Print Medien & Service GmbH Auf dem Brümmer 9 44149 Dortmund
6 Bushaltestelle Nordcampus
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7 Martin-Schmeißer-Platz
.com/pflichtlektuere
* post@pflichtlektuere.com 39
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0231 / 755 - 7473
Der Uni-Olympia-Planer Rudern
Doppel-Vierer (Schmidla, Bär):
06. August 08. August (Hoffnungslauf) 10. August (Finale)
Vierer (Planer):
07. August 08. AUgust (Hoffnungslauf) 10. August 12. August (finale)
Achter (Reinelt, Schmidt):
08. August 10. August (Hoffnungslauf) 13. August (Finale)
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50 Meter Freistil (Brandt):
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12. August (18:00 – 20:20 Uhr*) 13. August (03:00 – 04:30 Uhr) 14. August (03:00 – 04:40 Uhr)
100 Meter Hürden (Dutkiewicz):
16. August (16:05 Uhr) 18. August (01:45 Uhr, 03:55 Uhr)
Marathon (Pfeiffer):
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RAdsport:
Mountainbike (Zwiehoff):
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*alle Uhrzeiten MESZ. Die meisten Final-Wettkämpfe sind an die Zeit in den USA angepasst und daher bei uns in der Nacht.
Scannt euch nach Rio!
im pflichtlektuere.com-Liveblog erfahrt ihr als erstes, ob es tatsächlich alle zehn nach rio schaffen - UNd ihr seid immer live dabei, wenn die Rub- und TU-Olympioniken am STart sind.